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dis.kurs Ausgabe 1/2018 Das Magazin der Volkshochschulen vhs.cloud: Meilenstein auf dem Weg der Digitalisierung Dossier: Bildung für nachhaltige Entwicklung Sondierungstagungen „Sprache trifft Beruf“
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, wollen Volkshochschulen ihr Programmangebot zukunftsorientiert ausrichten, führt kein Weg an „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“ vorbei. Der nach vorne gerichtete Blick ist immanent, es geht um nicht weniger, als eine lebens- werte Zukunft für uns alle. Nachhaltigkeit ist eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe, der sich auch Volkshochschulen stellen müssen Die Herausforderung besteht darin, nicht nur informierend sondern aktivierend zu wirken. Teilnehmende müssen nicht nur die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung erkennen, sondern daraus auch Konsequenzen für ihr eigenes Handeln ziehen. Schaffen es Volkshochschulen, dieses Verständnis für die eigene Verantwortung zu vermitteln, eröffnen sie zugleich neue Wege der Partizipation. Der Lern- und Aktionsraum jedes Einzelnen geht dabei weit über den Umweltschutz hinaus, denn auch für weitere globale Herausforderungen wie Armut, Geschlechterungleichheit, Ressourcenknappheit, Zerstörung von Lebensräumen und humanitäre Krisen eröffnet Bildung für nachhaltige Entwicklung neue Einsichten und Handlungsspielräume. Schon heute greifen viele Volkshochschulen diese Themen in ihren Programmen auf. Der im vergangenen Jahr beschlossene Aktionsplan „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ lässt erahnen (und hoffen), dass ein weiterer Bedeutungszuwachs nicht fern ist. Umso wichtiger wird es für Volkshochschulen, ihre Leistungen in diesem Feld auch nach außen hin sicht- bar zur machen. Folgerichtig weist die VHS-Statistik ab diesem Berichtsjahr „BNE“ explizit als Teil des Programmbereichs „Gesellschaft – Politik – Umwelt“ aus. Dadurch wird die nachhaltige Bildung an Volkshochschulen erstmals in ihrer Gesamtheit sichtbar gemacht und gezeigt, welch gewichtigen Beitrag zur Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Volkshochschulen mit ihren Bildungsangeboten leisten. Nur eine von vielen Anpassungen im Zuge der Statistik-Revision, die dazu beiträgt, auch zukünftig ein aktuelles und umfassen- des Leistungsbild der Volkshochschulen zu zeichnen. Ihr Ulrich Aengenvoort Verbandsdirektor des DVV. dis.kurs 01 | 2018
2 SCHLAGLICHT Vorhang auf für die vhs.cloud: Meilenstein auf dem Weg der Digitalisierung Regina Eichen und Charlotte Karpenchuk [4] ZWISCHENRUF Lokal, vernetzt und erfahren: Volkshochschulen und kommunale Integrationsarbeit Klaus Hebborn [10] KOLUMNE Gemeinsam zu mehr DOSSIER BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG Nachhaltigkeit Prof. Dr. Rita Süssmuth [21] „Auch die großen Fragen müssen Der Eine-Welt-Laden der VHS thematisiert werden“ Kaltenkirchen – ein global wir- Interview mit Prof. Bernd Overwien [18] kendes Unternehmen HINTERGRUND Nadja Hahn [28] Ein Spiegel der Leistungskraft Viele Chancen für Bildung deutscher Volkshochschulen zum Klimaschutz in allen Netzwerk Luftqualität – Hella Huntemann und Volkshochschulen Duisburgs Bevölkerung misst Dr. Elisabeth Reichart [12] Sonja Fasbender [22] Feinstaubbelastung selbst Josip Šošić [30] Trotz Behinderung erfolgreich Von Ruderwanzen, Diplomaten und zum telc Sprachenzertifikat Plastikmüll Seit 37 Jahren mit Erfolg: Dr. Sibylle Plassmann [14] Vera Lisakowski [24] Veranstaltungsreihe zur Entwicklungspolitik „Sprache trifft Beruf“: Globales Lernen: ein Beitrag Dr. Carl-Heinrich Bösling [32] Sondierungstagungen geben der Volkshochschulen für Integrationsarbeit neue Impulse eine gerechte Welt Christina Bruhn und Joachim Rattinger [16] Michael Kempmann [26] dis.kurs 01 | 2018
Inhalt 3 GUTE PRAXIS KURZ NOTIERT dis.kurs für Volkshochschulen Volkshochschule Bremerhaven als Abo per E-Mail bestellen Grundbildung in der Arbeitswelt: „Man muss mit den Köpfen der erhält Diversity-Preis [52] Volkshochschulen können dis.kurs in Unternehmen denken“ Qualifizierungsreihe für Hauptamtliche beliebiger Stückzahl bestellen – für das Katharina Reinhold [35] komplette Team und auf Wunsch auch im Programmbereich Kultur [52] für Freunde und Förderer in Politik und Kostenloser A1-Deutschkurs: Gesellschaft. Damit Sie die nächste Solidarität lernen – Jetzt auch als App [52] dis.kurs-Ausgabe zuverlässig erhalten, Wird mit mehr Bildung alles gut? bestellen Sie Abos per E-Mail an Dr. Michael Lesky und Steffen Wachter [38] Lernen für den Wandel – info@ynot-gmbh.de oder per Fax an Kongress für Globales Lernen [53] 06071 738 7119. „Die Unbegleiteten“ – Hanna Schy- BMBF sucht „starke Bildungsinitiativen gulla gibt bei Filmpremiere jungen für nachhaltige Entwicklung“ [53] Geflüchteten eine Bühne Anna Charlotte Turré [40] #tatenfuermorgen: Startschuss für Deut- sche Aktionstage Nachhaltigkeit 2018 [53] Smart Democracy: DIE-FORUM WEITERBILDUNG: Einmischen, Wenn die Volkshochschule zum positionieren, verständigen. Erwachsenen- interaktiven Lernort wird bildung und Öffentlichkeit. [54] Lisa Freigang [42] Fachbereichsübergreifende Konferenz „VHS in der Migrationsgesellschaft“ [54] Impressum Ehrenamtliche in der Flüchtlingsar- beit erhalten eigenes Online-Portal Dr. Carolin Lehberger neue Direktorin der dis.kurs 1/2018 Andrea Rühmann und VHS Saarbrücken [55] Das Magazin der Volkshochschulen Alexandra Lemke [44] ISSN 1611-6712, Postvertriebsstück Das DIE feierte Jubiläum [55] 25. Jahrgang Erscheint jeweils zum Ende des Quartals GELESEN Preise für externe Leser/-innen: Wir sind dran – ein Slogan Einzelheft: € 6,50 Jahresabonnement: € 21,00 zur Nachhaltigkeit auch für die Volkshochschulen? Herausgeber: Dr. Heino Apel [56] Deutscher Volkshochschul-Verband e. V., Obere Wilhelmstraße 32, 53225 Bonn Tel.: 0228 975 69-0, Fax: 0228 975 69-30 E-Mail: info@dvv-vhs.de SERVICE Internet: www.dvv-vhs.de 100 Jahre Volkshochschule Verantwortlich: Netzwerken für eine Köln durch Programmforschung Ulrich Aengenvoort, Verbandsdirektor gelingende Alphabetisierung entdecken Redaktion: Dr. Monika Fingerhut [46] Dr. Annabel Jenner [58] Sabrina Basler, Juniorreferentin (-26) Simone Kaucher, Pressereferentin (-11) Ein „must have“ für Lehrende in Sascha Rex, Grundsatzreferent (-60) der Erwachsenen- und Weiterbildung GESICHTER DER VHS Abo-Verwaltung: Erika Bergzog (-20) Susanne Witt [48] Anzeigen: Sabrina Basler (-26) Tief verwurzelt in der nachhaltigen Entwicklung Layout: LayoutManufaktur, Berlin Kursleitende mit Migrationshinter- Druck: SZ-Druck, Troisdorf Sabrina Basler [60] grund – eine Bereicherung für die Titelfoto: Jürgen Rösner Volkshochschulen Dr. Beate Benndorf-Helbig und Umschlag-Gestaltung: Gastdesign, Polina Novak [50] Wolfgang Gast dis.kurs 01 | 2018
4 Vorhang auf für die vhs.cloud: Meilenstein auf dem Weg der Digitalisierung Jetzt können alle Volkshochschulen die neue Plattform nutzen Von Regina Eichen und Charlotte Karpenchuk I n einer feierlichen Launch-Veranstaltung wurde die neue vhs.cloud am 27. Februar 2018 für alle Volkshochschulen bundesweit geöffnet. Jede Volkshochschule kann sich jetzt für die Einrichtung eines eigenen Bereichs innerhalb der vhs.cloud re- gistrieren. Mit ihrer Grußbotschaft zur Eröffnung wür- digte Annegret Kramp-Karrenbauer, die Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, diesen wichtigen Meilenstein, den der DVV und die Lan- Foto: Uwe Dettmar desverbände realisiert haben. Mit der gemeinsamen Plattform können sich nun alle Volkshochschulen auf den Weg machen, digitale Facetten der Weiterbil- dung zu entwickeln und zu verstetigen. Druck auf den roten Knopf: Gundula Frieling gab das Startsig- nal für die vhs.cloud. Enorme Vorteile durch die Vernetzung in der Cloud In den Ausschreibungs- und Entwicklungsprozess der Kollaboration von Bildungseinrichtungen für die der vhs.cloud ist die Expertise des Fraunhofer Insti- Entwicklung digitaler Instrumente verbinden. Die tuts für angewandte Informationstechnik (FIT) bei Bündelung von Ressourcen einerseits und die Inno- der Entwicklung digitaler Lehr-/Lerninstrumente vationskraft durch Beteiligung vieler auf der ande- und kollaborativer Tools eingeflossen. Wolfgang ren Seite bringen gleichermaßen Entwicklungs- und Gräther vom FIT stellte im Rahmen der Veranstal- „Wir müssen uns Praxisvorteile, wie sie eine einzelne Einrichtung nicht tung heraus, welche enormen Potenziale sich mit den Herausforde- erreichen kann. Mit der Entwicklung der vhs.cloud als gemeinsamer Lern- und Arbeitsumgebung sieht rungen des digitalen Gräther die Volkshochschulen als exzellentes Vorbild. Zeitalters, der digita- len Bildung stellen. Aus der Perspektive der Erwachsenenpädagogik Deswegen bin ich beleuchtete Prof. Dr. Regina Egetenmeyer von der sehr stolz darauf, Uni Würzburg diese Gemeinschaftsentwicklung. dass es in einer Sie betonte, wie wichtig es sei, im Bereich Digitali- enormen Kraftan- sierung an einer gemeinsamen Basis zu arbeiten, die nicht nur ein Höchstmaß an Teilnehmerorientierung strengung von so biete, sondern auch hervorragende Perspektiven für vielen gelungen ist, die Forschung erwachsenenpädagogischer Frage- heute die vhs.cloud stellungen. zu installieren und freizuschalten.“ Als die stellvertetende Verbandsdirektorin Gundula Annegret Kramp- Frieling schließlich erklärte, dass die Finanzierung der Karrenbauer, Präsiden- vhs.cloud auch für 2019 durch den DVV gesichert sei, tin des DVV, in ihrer war die Begeisterung groß. An der Finanzierung für DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gratulierte in Grußbotschaft zum die Folgejahre wird noch gearbeitet und es werden ihrer Videobotschaft zum Launch der vhs.cloud. Launch der vhs.cloud intensive Gespräche mit möglichen Partnern geführt. dis.kurs 01 | 2018
Schlaglicht 5 Foto: Uwe Dettmar Die feierliche Veranstaltung zum Launch der vhs.cloud in Frankfurt Digicircles – Vorreiter in der vhs.cloud ·· Fulda – Entspannung in neuen Dimensionen Einen besonderen Kurs „autogenes Training“ bie- Lange vor dem Launchtermin hatten bereits viele der tet die Volkshochschule im Landkreis Fulda. Er ist 154 Digicircle-Volkshochschulen die Gelegenheit ge- als Päsenzkurs buchbar, angereichert durch di- nutzt, die vhs.cloud in der Betaversion zu erproben gitale Materialien, kann aber auch vollständig als und für ihre Volkshochschule eigene Bereiche auf der Online-Angebot genutzt werden. Teilnehmende Plattform eingerichtet. Auch Volkshochschulen, die können vom Kursleiter erstellte Audiodateien sich an der Aktion „Smart Democracy“ beteiligt ha- downloaden und auch unterwegs nutzen. Für ben, arbeiten bereits seit Herbst 2017 mit der Cloud. Mitarbeitende der Volkshochschule steht der Kurs Viele Anregungen aus den ersten Praxismonaten sogar kostenfrei zur Verfügung, wie Dr. Klaus List- konnten so noch vor dem Launch in die Entwicklung mann in seiner Präsentation herausstellte. einfließen. ·· VHS im Landkreis München Süd-Ost starke Auch im Rahmen der Launchveranstaltung gaben Partner im Verbund einige der Digicircle-Volkshochschulen Einblicke in Bei der Volkshochschule München Süd-Ost stand ihre Arbeit im Kontext der vhs.cloud: das Webinar-Programm im Mittelpunkt, das inzwi- schen von 15 Volkshochschulen rund um Mün- ·· Bremen setzt die vhs.cloud in unterschiedlichen chen und auch in Norddeutschland eingesetzt Bereichen ein wird. Die Webinare widmen sich vor allem gesell- Mathias Höper und Kevin Kerney präsentierten ein schaftspolitischen Themen und können prinzipi- Video, in dem Kursleitende erklären, wie sie die vhs. ell überall genutzt werden. Christoph Schulz und cloud einsetzen und was dabei zu beachten ist. Ob Andreas Mayer betonten, dass sie ihre Erfahrungen Bloggen, Deutsch lernen oder Musik – Kurse aller gerne teilen und an weiteren Kooperationen inte- Fachrichtungen werden mit der vhs.cloud realisiert. ressiert sind. Auch Mitarbeitende kamen zu Wort und betonten, wie wichtig eine eigene Online-Umgebung ist, die Startschuss für die Landesverbände in puncto Datensicherheit allen Anforderungen gerecht wird. Dass auch die Fachbereichsleitung Auch die Landesverbände sind jetzt gespannt da- für ihre Kommunikation gerne die vhs.cloud ein- rauf, wie die vhs.cloud ihnen die Arbeit erleichtern setzt, wurde überzeugend vorgestellt. kann, probieren aus und führen die neue Plattform dis.kurs 01 | 2018
6 mit einem Beratungstag ein. Zu einem solchen Be- ratungstag bekommen sie Besuch von Mitgliedern des Teams Erweiterte Lernwelten (ELW), die die Mit- Foto: Jürgen Rösner arbeiterinnen und Mitarbeiter darin unterstützen, ein eigenes Nutzungskonzept für die vhs.cloud zu entwickeln. Ganz konkret wird dabei ausgelotet, für welche Aufgaben, Teams und Projekte die Plattform geeignet ist und welche Möglichkeiten der Umset- zung zur Verfügung stehen. Natürlich werden auch die nächsten Schritte, wie z.B. gezielte Schulungen, thematisiert. Die vhs.cloud auf der Learntec 2018 Mit der Kombination aus vhs.cloud und VHS-Lern- Auf der Leitmesse für digitale Bildung LEARNTEC präsentierte sich der DVV mit vhs.cloud portal ist der DVV zum Jahresanfang in Karlsruhe und VHS-Lernportal erstmals als digitaler Bildungsanbieter. Hier Carlotta Schellschmidt und erstmals im Branchenspektrum der digitalen Bil- Andreas Liebertz vom DVV. dungsmedienanbieter aufgetreten. Das Interesse von Besuchern und Fachpublikum war für beide gestellt. Dabei entspann sich sehr schnell eine an- Plattformen gleichermaßen groß. Viel Aufmerksam- geregte Diskussion darüber, wie die vhs.cloud im keit fand die Tatsache, dass sie über ein sogenann- Zusammenspiel mit anderen, bereits vorhandenen tes zentrales ID-Management eng miteinander Werkzeugen wie Wissensmanagement oder auch verbunden sind und gleichzeitig genutzt werden Telefonkonferenzen eingesetzt werden kann. können. Im Gespräch mit Verlagen wurde die Platt- form als neuer Weg für die Bereitstellung von di- Das geht uns alle an: Flipped classroom gitalem Content präsentiert und stieß auf reges Islam – Angebot im Netzwerk der vhs.cloud Interesse. Auch hier wird großes Synergiepotenzial sichtbar, da sehr viele Volkshochschulen über eine Ursprünglich für die eigene Volkshochschule und Adresse gleichzeitig erreichbar sind. ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konzipiert, hat Jürgen Wasella für die VHS Aalen Kursmateri- alien entwickelt und zusammengestellt. Dieser Moodle-Kurs wird in die vhs.cloud übertragen und Kick-Off mit hohem Erkenntnisgewinn dort begleitet. Das Material steht in Zukunft für Volkshochschulen in der vhs.cloud kostenfrei zur Den Auftakt machte Ende Januar der Bayerische Verfügung. Einen Überblick über die Materialien Volkshochschulverband. Joachim Rattinger, der die erhalten Sie hier: http://www.vhs-aalen.eu/course/ Erweiterten Lernwelten im Landesverband reprä- index.php?categoryid=49 sentiert, lockte die Kolleginnen und Kollegen schon vor der Einführung mit einigen schönen Lernhäpp- chen zum Kennenlernen in die vhs.cloud. So konnten Richtig spannend wurde es in der Workshop-Phase. sich alle mit der Arbeitsoberfläche vertraut machen Konzentriert sammelten die Kolleginnen und Kolle- und erste Funktionalitäten ausprobieren. Am Tag gen in Teams Ideen für die eigene Arbeit mit der vhs. des verbandsinternen Kick-Offs gab es dann Besuch „Das wichtigste cloud und wogen verschiedene Umsetzungsmög- aus Fulda, Bonn und Wildeshausen: Stefan Will und lichkeiten gegeneinander ab. Dabei reichten die in an einer digitalen Charlotte Karpenchuk vom DVV sowie Torsten Timm Betracht gezogenen Anwendungen von regelmäßi- als Multiplikator für die vhs.cloud nahmen teil, um Plattform ist, dass gen Videokonferenzen mit Gremienmitgliedern über über die vhs.cloud zu informieren und die Konzept- Menschen einfach die Vorbereitung von Tagesordnungen im Forum arbeit zu begleiten. Nach der Begrüßung durch den zusammenarbei- bis hin zur Bereitstellung von aktuellen Dokumen- Verbandsdirektor Wilhelm F. Lang und einem ein- ten können.“ ten und Formularen in der Dateiablage. Auch wurde führenden Vortrag zu den Hintergründen und zum Wolfgang Gräther von überlegt, wie die Zusammenarbeit mit Externen, z.B. Entwicklungsstand der neuen Plattform wurden die Fraunhofer FIT zur in Gruppenräumen in der vhs.cloud, organisiert wer- Hauptfunktionen und einige Einsatzszenarien vor- Eröffnung der vhs.cloud den kann. Anschließend stand Zeit zur Verfügung, dis.kurs 01 | 2018
Schlaglicht 7 um am eigenen Arbeitsplatz das eine oder andere cloud wichtig sind: Damit er gelingt und niemand Immer aktuell informiert auszuprobieren. Einige Kolleginnen und Kollegen überfordert wird, sollten nicht gleich von Anfang an zu allen Themen rund weihten mit viel Spaß den Messenger ein, der eine alle möglichen Funktionen in der vhs.cloud aktiviert um die vhs.cloud und verwandte Arbeitsbereiche schnelle und unkomplizierte Kommunikation er- werden. Wenn man mit wenigen Aufgaben anfängt, bleiben Sie mit dem Pro- möglicht. Manche Teams gründeten erste Gruppen die einen wirklichen Gewinn für die alltägliche Arbeit jektnewsletter vhs.digital und richteten sie für die Nutzung ein. darstellen, ebnet dies den Weg für weitere, komple- News. Die Anmeldung zum xere Anwendungen. Ebenfalls sehr sinnvoll ist es, die Newsletter finden Sie auf der vhs.cloud und auf dvv- Über den Tellerrand – ersten Schritte gemeinsam zu tun, z.B. bei einer Kon- vhs.de, Thema „Erweiterte die Blogwerkstatt auf der vhs.cloud ferenz mit den Kursleitenden eines Bereichs. So kann Lernwelten“. man Hindernisse direkt aus dem Weg räumen. Außer- Plakate, Informations- und Seit Oktober 2017 beteiligen sich Mitglieder des dem ist es wichtig, dass die Arbeit mit der Plattform Schulungsmaterialien kön- nen angefordert werden BAK Gesundheit an der Blogwerkstatt, die unter nicht zu doppelter Arbeit führt. Wenn z.B. einmal unter info-elw@dvv-vhs.de. anderem von Joachim Sucker und Nina Oberlän- festgelegt ist, dass aktuell gehaltene Dokumente in der initiiert und durchgeführt wird. Dazu finan- der vhs.cloud-Gruppe bereitgestellt werden, sollten zierte der DVV zwei Präsenzfortbildungen mit er- sie nicht zusätzlich als E-Mail-Anhang verschickt wer- gänzender Online-Betreuung. Daneben stehen 15 den. Das hat auch den Vorteil, dass sich alle schnell an Videotutorials bereit, um die wichtigsten Schritte die Änderung von Prozessen und Kommunikations- auf dem Weg zum eigenen Blog kennenzulernen wegen gewöhnen. – von der Konzeption über die technische Umset- zung bis zur Entwicklung der Inhalte. Die Gruppe Für Unterstützung ist gesorgt wird auf der vhs.cloud von Alexandra Hessler be- treut und seit kurzem steht auch im Bereich Netz- Anforderungen aus der Praxis erreichen das Team werk der vhs.cloud eine Gruppe für alle Interessier- entweder direkt oder über moderierte Netzwerk- ten zur Verfügung, moderiert von Joachim Sucker. gruppen wie beispielsweise die der Administrato- ren. Neben der technischen Weiterentwicklung wird die Betreuung der Community für das Team künftig Der Tag brachte allen Teilnehmenden viele neue Er- mit an erster Stelle stehen. Sie unterstützt die unter- kenntnisse über die Möglichkeiten, die die vhs.cloud schiedlichen Akteure bei ihren Aktivitäten auf der für die eigene Arbeit bietet. Der Bayerische Landes- Plattform und sorgt dafür, dass die Weiterentwick- verband befindet sich nun in der Testphase und lung aus den Anforderungen der Praxis gespeist möchte sich in den nächsten Monaten ein genaues wird. Bild davon verschaffen, wie ein nachhaltiges Nut- zungskonzept für die vhs.cloud aussehen kann, um So gelingt der Einstieg in die vhs.cloud im Team: dann eine fundierte Entscheidung darüber treffen zu können, welche Funktionen die neue Plattform künf- ·· Gehen Sie die ersten Schritte gemeinsam bei tig abdecken soll. einer Präsenzveranstaltung und räumen Sie so Startschwierigkeiten aus dem Weg. Gamification in Neuss ·· Starten Sie mit wenigen Anwendungen und sen- ken Sie so die Hemmschwelle. Im Digicircle Nördlicher Niederrhein widmen sich ·· Verzichten Sie auf doppelte Informationswege fünf Volkshochschulen dem spannenden Thema (z.B. vhs.cloud und E-Mail). So lassen sich alle auf Gamification. In einem Workshop entwickelten Ju- die Veränderung ein und niemand hat doppelte gendliche ein Handyspiel zum Thema Shakespeare. Arbeit. Ein weiterer Fokus lag auf dem Einsatz von Apps, mit denen man im Präsenzunterricht per Smart- phone ein direktes Feedback einholen oder ein Auch wenn die vhs.cloud einfach zu bedienen ist, Live-Quiz veranstalten kann. muss doch jede Volkshochschule für sich die besten Einsatzmöglichkeiten herausfinden. Dafür bietet der DVV sachkundige Unterstützung an. Ein Team aus Regina Eichen leitet das Multiplikatoren und Cloud-Expertinnen und -Exper- Projekt Erweiterte Lernwelten Erste Erfahrungen aus der Praxis beim DVV. ten informiert vor Ort über die unterschiedlichen Ein- Charlotte Karpenchuk ist Schon jetzt haben sich einige Punkte herauskristal- satzmöglichkeiten und berät Volkshochschulen bei Referentin für Erweiterte lisiert, die für den Einstieg in die Arbeit mit der vhs. ihren ersten Schritten in der vhs.cloud. | Lernwelten im DVV. dis.kurs 01 | 2018
8 Festveranstaltung zum Launch der vhs.cloud Fotorückblick auf die Veranstaltung im Frankfurter Haus am Dom Wolfgang Gräther vom Fraunhofer Institut für angewandte Informa- tionstechnik (FIT) zeigte sich in seinem Vortrag und im Gespräch mit Moderator Andree Pfitzner begeistert von der vhs.cloud. Das Team Erweiterte Lernwelten beim DVV (v.l.): Projektleiterin Regina Eichen, Charlotte Karpenchuk, Carlotta Schellschmidt und Projektleiter Stefan Will. Netzwerken am Rande der Eröffnung der vhs.cloud: Marco Düsterwald (Mitte), Referent für Erweiterte Lernwelten beim Lan- desverband NRW, im Gespräch. Kurz vor dem Knopfdruck zur symbolischen Eröffnung der vhs.cloud: Verbandsdirektorin Gundula Frieling (2.v.r), umrahmt von den Entwicklerinnen und Entwicklern. dis.kurs 01 | 2018
Schlaglicht 9 Geballte Kompetenz in Sachen Erweiterte Lernwelten: Anette Borkel (Hamburger Volkshochschule), Amelie Wangrin (VHS Köln), Christian Soyk (VHS Leipzig), Susanne Sachse (Säch- sischer Volkshochschulverband) und Caroline Baetge (VHS Leipzig). Professor Dr. Regina Egetenmeyer von der Uni Würzburg ging in ihrem Vortrag auch der Frage nach, inwieweit über die vhs.cloud neue Zielgruppen erreicht und eine neue VHS-Bewegung in Gang gesetzt werden kann. Im Publikum waren die Digicircles gut vertreten. Aus ihrer Praxis mit der vhs.cloud berichteten später (v.l.): Dr. Klaus Listmann von der VHS Fulda, Andreas Meyer und Christof Schulz vom Digicircle „Rund um München“. Verbandsdirektorin Gundula Frieling würdigte die vhs.cloud als wichtiges Instrument, um den Anspruch „digitale Bildung und Teilhabe für alle“ umzusetzen. Ihr Credo: „Nur eine Er- wachsenenbildungsinstitution, die Digitalität lebt und den Brückenschlag zu einem vertrauten Lernort schafft, kann überzeugend für digitale Integration sorgen.“ Mit einem Filmbeitrag verdeutlichten Mathias Höper und Kevin Kerney von der Bre- mer Volkshochschule, wie vielseitig die vhs.cloud dort schon heute eingesetzt wird. dis.kurs 01 | 2018
10 Lokal, vernetzt und erfahren: Volkshochschulen und kommunale Integrationsarbeit Integration entscheidet sich vor Ort Von Klaus Hebborn um möglichst für alle berechtigten und verpflich- teten Zugewanderten den Einstieg in die deutsche D ie Integration der in den vergangenen Jahren Sprache ohne längere Wartezeiten zu gewährleisten. zugewanderten Menschen stellt Staat und Diese quantitative Ausweitung ging einher mit einer Gesellschaft vor erhebliche Herausforderun- hohen Qualität und Zuverlässigkeit durch qualifizier- gen. Staatlicherseits gilt dies insbesondere für die tes Personal und entsprechende Qualitätsstandards. Kommunen. Hier müssen Wohnungen vermittelt, soziale und finanzielle Leistungen erbracht, Zugang Verfahren nicht durch zu Sprachkursen und Bildung ermöglicht, Zukunfts- perspektiven durch berufliche Qualifizierung eröffnet Zuständigkeitswechsel erschweren sowie der Zugang zum Arbeitsmarkt erreicht werden Die derzeitigen Bestrebungen des BAMF, insbeson- – um nur einige der wichtigsten Aufgaben zu nen- dere die sogenannte Zusteuerung der Zugewan- nen. In den Kommunen entscheidet sich, ob Integra- derten in Integrationskurse stärker zentral durchzu- tion gelingt oder scheitert. führen bzw. zu reglementieren, sorgen jedoch im kommunalen Bereich für Unruhe. Grundlage für die neue Praxis ist die geänderte Integrationskursver- Volkshochschulen verfügen über ordnung (IntV) vom 24.06.2017. Ziel ist, möglichst bewährte Strukturen zeitnah den Beginn von Integrationskursen für Die Kommunen unterhalten für diese Aufgaben eine verpflichtete bzw. berechtigte Zugewanderte zu Vielzahl von Einrichtungen und Diensten, die am In- ermöglichen. Grundsätzlich ist dies zu unterstützen tegrationsprozess beteiligt sind. Zu ihnen gehören und liegt im kommunalen Interesse. Es ist aber darauf die bundesweit rund 900 Volkshochschulen, die flä- zu achten, dass damit einerseits kein Verlust an Quali- chendeckend in Stadt und Land seit vielen Jahren tät einhergeht, andererseits funktionierende und be- bewährt und qualifiziert Integrationsarbeit leisten. währte Strukturen der Zusammenarbeit vor Ort nicht Sie verfügen über hohe Kompetenz und viel Erfah- konterkariert werden. rung nicht nur im Bereich der Sprachförderung, son- dern sind auch der bundesweit größte Anbieter von Integration als Prozess ist ganzheitlich zu sehen. Das Integrationskursen. Darüber hinaus engagieren sich BAMF ist für die Entscheidung über die Asylverfahren die Volkshochschulen in zahlreichen anderen Berei- verantwortlich und zuständig. Im Anschluss an die chen für die berufliche, soziale und kulturelle Integra- Entscheidung über den Asylantrag endet dessen Zu- tion von Menschen mit Migrationshintergrund. ständigkeit und die Schutzsuchenden werden in den Kommunen weiter betreut. Diese kümmern sich um Erinnert sei daran, dass neben anderen Trägern ins- die Unterbringung, die Sicherstellung des Lebens- besondere die Volkshochschulen ihre Deutschkurse unterhalts, den Zugang zu Bildungseinrichtungen, in den Jahren der stärksten Zuwanderung 2015/2016 die Gesundheitsversorgung und die Betreuung der auf Wunsch des Bundesamtes für Migration und Geflüchteten. Diese erprobten und leistungsfähigen Flüchtlinge (BAMF) erheblich ausweiteten. Die sei- Strukturen dürfen nicht durch zentralisierte Zusteue- tens der Bundesregierung eingeleitete Öffnung der rungen des BAMF unterlaufen werden. Integrationskurse für Flüchtlinge mit guter Bleibe- perspektive, die integrationspolitisch zu begrüßen Die Neuregelung des § 7 Abs. 3 IntV macht zudem war und ist, stellte die Volkshochschulen und ihre Unterschiede zwischen „verpflichteten“ und „berech- Träger vor große Herausforderungen: So mussten tigten“ Schutzsuchenden. Das rechtlich bindende die Angebote in kürzester Zeit verdoppelt werden, Zuweisungsrecht des BAMF greift erst dann, wenn dis.kurs 01 | 2018
Zwischenruf 11 die Betreffenden zur Teilnahme an einem Integrati- ruflichen bzw. arbeitsmarktbezogenen Maßnahmen onskurs verpflichtet sind. Für die Gruppe der berech- findet in der Regel vor Ort statt. tigten Schutzsuchenden kann das BAMF lediglich rechtlich unverbindlich an einen Kursträger verwei- Die neuen und zusätzlichen Anforderungen beim Zu- sen. Da jene Personengruppe bereits nach dem Ab- lassungsverfahren wie z.B. Auszüge aus den Gewer- schluss des Asylverfahrens in den Zuständigkeitsbe- bezentralregistern, die sich auch an die kommunal reich der Kommunen fällt, sind für die Verpflichtung getragenen Volkshochschulen richten und nicht ex- zum Integrationskurs die Ausländerbehörden bzw. plizit nach der Integrationsverordnung vorgeschrie- Träger der Grundsicherung verantwortlich. Ein Zu- ben sind, bedeuten einen zusätzlichen Aufwand und ständigkeitswechsel zu diesem Zeitpunkt könnte sind als unnötige Überregulierungsmaßnahme in ei- das Verfahren erschweren. Dort, wo eine Kommune nem ohnehin sehr komplexen Antragsverfahren zu in der Lage ist, Koordinierung und Zusteuerung er- kritisieren. Die kommunalen Volkshochschulen sind folgreich zu leisten, sollte sie dies auch weiterhin tun als öffentliche Einrichtungen selbstverständlich der können. Im Interesse einer bestmöglichen Bildungs- Zuverlässigkeit und der Gesetzestreue verpflichtet. versorgung sollten die Träger bei der Weiterentwick- Sie sind überdies nicht im Gewerbezentralregister lung des Verfahrens mit ihrer Erfahrung und Kompe- eingetragen. Das BAMF ist daher aufgefordert, bei tenz eng eingebunden werden. Zur Überprüfung der Volkshochschulen bzw. allen öffentlich getragenen Verfahrensregelungen und Koordinierungsprozesse Einrichtungen formell auf entsprechende Erklärun- ist eine Evaluierung der Pilotprojekte innerhalb eines gen und Nachweise zu verzichten. Jahres sinnvoll und erforderlich. Verlässlichkeit der Volkshochschulen Planungssicherheit muss anerkennen gewahrt bleiben Die Volkshochschulen haben in den vergangenen Jah- Was die neu vorgesehene Möglichkeit der Träger- ren flexibel und schnell auf den hohen Bedarf reagiert beauftragung im Wege der Vergabe anbetrifft, ist zu und mit ihrer Kompetenz überall in Deutschland ein fordern, die kommunalen Volkshochschulen bzw. öf- flächendeckendes und qualitativ hochwertiges Inte- fentliche Träger von dieser Regelung auszunehmen. grationskurssystem maßgeblich mitgestaltet. Dieses Die öffentlichen Kursträger, allen voran die Volks- muss durch adäquate rechtliche, organisatorische hochschulen, haben einen Anspruch auf Vertrauens- und ausreichende finanzielle Rahmenbedingungen schutz und brauchen Planungssicherheit mit Blick weiter entwickelt werden. Die Volkshochschulen Klaus Hebborn ist Beige- auf die Beschäftigung von qualifizierten Lehrkräf- haben bewiesen, dass sie Integration „können“. Die ordneter für Bildung, Kultur, ten und Personal. Die Qualität der Kurse steht außer Kommunen können sich auf ihre Volkshochschulen Sport und Gleichstellung des Frage, eine Verzahnung der Sprachförderung mit be- verlassen. Dasselbe sollte auch der Bund tun. | Deutschen Städtetages Anzeige Nehmen Sie uns beim Wort Maßgeschneiderte Studienreisen und fordern Sie noch heute exklusiv für Ihre Gruppe Ihr persönliches Angebot an innovative Reiseideen und Themen Ihre STUDY TOURS Ma ß! persönliche Beratung Ansprechpartnerin: Studienreisen nac h Konstanze Bues perfekte Planung und sorgfältige Organisation Tel.: 08442 – 679 41 11 faires Preis-Leistungsverhältnis bues@studytours.de Seit über 50 Jahren ist StudyTours der erfolgreiche Spezialveranstalter für individuelle Kulturreisen rund um den Globus. Vertrauen Sie auf unsere Erfahrung und unser Ihre Reiseideen finden Sie direkt hier Know-How. www.studytours.de Eine Marke der Benedikt Heine GmbH & Co KG · Ahegg 22 · 88239 Wangen dis.kurs 01 | 2018
12 Ein Spiegel der Leistungskraft deutscher Volkshochschulen Revision der VHS-Statistik geht in die erstmalige Umsetzung reißen. Bei vielen Themen haben Volkshochschulen © Vitaliy Pogrebnyy gezeigt, dass sie auf aktuelle Entwicklungen reagie- ren und ihr Angebot entsprechend anpassen und erweitern. Eine Statistik, die diese Entwicklungen spiegeln will, muss sich selbst weiterentwickeln. Deshalb wurde mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt StaRe (Große Revision der DIE Anbieter-/Angebotsstatis- tiken) ins Leben gerufen. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE), der Deutsche Volkshoch- schul-Verband und die Volkshochschulen haben seit 2014 in verschiedenen Gremien intensiv an einer Erneuerung und Erweiterung der Volkshochschul- Statistik gearbeitet. Neuerungen ergeben sich bei- spielsweise bei Abfragen ·· zum Einsatz digitaler Lernformen, ·· zu berufs- oder abschlussbezogenen Angeboten, ·· zum Anteil von Integrationskursen an Sprachkursen, ·· zu Lerndienstleistungen wie Bildungsberatung, Von Hella Huntemann und Kompetenzfeststellung, Lerncafés etc. sowie zur Dr. Elisabeth Reichart ·· weiteren Ausdifferenzierung von Einnahmen wie wettbewerblich eingeworbenen Mitteln. S eit nunmehr 55 Jahren informiert die Volks- hochschul-Statistik die Öffentlichkeit über das Auch wird es künftig einen eigenständigen Pro- Leistungsspektrum der deutschen Volkshoch- grammbereich für Angebote im Bereich Alphabeti- schulen. Und obwohl die Teilnahme freiwillig ist, kann sierung und Grundbildung geben (zuvor gemeinsam man von einer Vollerhebung sprechen, denn zuletzt erfasst mit Schulabschlüssen). haben sich 99,3 Prozent aller Volkshochschulen be- teiligt. Und da das nun schon seit so vielen Jahren der Neue Systematik zum 100-jährigen Fall ist, ist diese Statistik ein einmaliger Datenschatz Jubiläum der Volkshochschulen für alle, die auf der Suche sind nach datengestützten Erkenntnissen zur Weiterbildung in Deutschland. Seit Ende des Jahres 2017 ist der neue Berichtsbogen nun verfügbar. In den Volkshochschulen wurden die Verwaltungsprogramme mit Updates auf den neuen Den aktuellen Entwicklungen Stand gebracht und dazu Schulungen durchgeführt. Rechnung tragen Die standardisierten Auswertungen, mit denen die Thematische Trends, neue Lernformen im digitali- gemeldeten Daten wieder in die Landesverbände sierten Zeitalter und Reaktionen auf gesellschaftliche und Volkshochschulen zurückfließen, wurden ak- Veränderungsprozesse sind nur einige Stichworte, tualisiert. Damit die Statistik des Berichtsjahrs 2018 die die Herausforderungen in der Weiterbildung um- pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der Volkshoch- dis.kurs 01 | 2018
Hintergrund 13 von Deutschkursen zu beschäftigten. Die Journa- listen hoben den Beitrag der Volkshochschulen zur Integration hervor und verwiesen darauf, dass durch die starke Zuwanderung die Nachfrage nach den Kursen „Deutsch als Fremdsprache“ gestiegen sei. VHS-Statistik als empirische Datenquelle Wegen ihrer Datentiefe und der hohen Beteiligung der Volkshochschulen ist die Statistik eine wertvolle Datenquelle für Dokumentation und Forschung. In Publikationen des BMBF und des Statistischen Bun- desamtes zum Thema Weiterbildung findet sie stets Eingang, weil sie für die von den Ländern geförderte allgemeine Weiterbildung die ausführlichste (und vollständigste) Datenquelle ist. Die empirische Bil- dungsforschung beantwortet mit ihrer Hilfe aktuelle Fragestellungen, wie z.B. „Lohnen sich Kooperatio- nen“? (Die Antwort lautet: ja, denn die Analyse zeigt, dass Kooperationen zwischen Volkshochschulen und anderen Einrichtungen zusätzliche Bildungsangebote ermöglichen und dabei oft neue Teilnehmergruppen für die Volkshochschulen erreichen; siehe Martin/Mu- ders 2017.) Die Volkshochschulen profitieren von der schulen nach der neuen Systematik erscheinen kann, guten Datensituation durch eine Verbandsarbeit, die müssen nun die Einrichtungen ihre Daten entspre- sich auf empirische Befunde stützen kann und auch, chend den neuen Maßgaben sammeln, dokumentie- wenn es darum geht, sich mit anderen Einrichtungen ren und für die Eingabe aufbereiten. zu vergleichen und Entwicklungen nachzuzeichnen. Das Team Statistik beim Deutschen Institut für Er- Am Thema „Integrationskurse“ bewiesen Volkshoch- wachsenenbildung steht für die Beantwortung sol- schulen zuletzt ihre hohe Bereitschaft, aktuell wich- cher und anderer Fragen gern zur Verfügung. tige Informationen auch kurzfristig bereitzustellen. Volkshochschulen und DIE fanden einen Weg, be- All dies sind gute Gründe, nach dem gelungenen Re- reits zwei Jahre vor der ersten revidierten Statistik visionsprojekt nun die Implementierung der neuen mit einer neuen, überarbeiteten Systematik belast- Systematik in die Hand zu nehmen und so die erfolg- bare Daten zur Verfügung zu stellen: Die Abfrage reiche Zusammenarbeit zwischen Volkshochschulen zur Anzahl und zu Teilnehmenden in Integrations- und DIE fortzuschreiben. | kursen verschiedener Form wurde aus dem neuen Berichtsbogen ausgekoppelt und als Ergänzungs- erhebung mit der bisherigen Statistik durchgeführt. An dieser Ergänzungserhebung beteiligten sich trotz der geringen Vorlaufzeit zwei Drittel der Volkshoch- schulen. Die Ergebnisse sind als Anhang im aktuel- len Jahresband nachzulesen (siehe Infokasten). Sie Hella Huntemann ist die dokumentieren die immense Bedeutung, die diese Leiterin Statistik in der Abtei- Kurse innerhalb des Sprachbereichs haben. Bei den Literatur und Links: lung Forschungsinfrastruktu- teilnehmenden Volkshochschulen waren mehr als Aktueller Jahresband der VHS-Statistik: ren am Deutschen Institut für ein Viertel der Teilnahmefälle in offen angebotenen www.die-bonn.de/id/35737 Erwachsenenbildung (DIE). Sprachkursen Teilnahmefälle in Integrationskursen. Informationen zum Revisionsprojekt: Dr. Elisabeth Reichart ist www.die-bonn.de/id/32304/about/html/ wissenschaftliche Mitarbei- Martin, A. & Muders, S. (2017) Zum Nutzen von terin in der Abteilung System Eine dazu verfasste Pressemeldung von DIE und DVV Kooperationen für Volkshochschulen. Zeitschrift für und Politik am Deutschen bewog die Sendung „ZDF heute“, sich in ihrer Aus- Erziehungswissenschaften. Online first https://link.springer. Institut für Erwachsenenbil- gabe vom 5. Dezember 2017 mit dem hohen Anteil com/content/pdf/10.1007%2Fs11618-017-0779-6.pdf dung (DIE). dis.kurs 01 | 2018
14 Trotz Behinderung erfolgreich zum telc Sprachenzertifikat Barrierefreie Prüfungen für Menschen mit Behinderungen Von Dr. Sibylle Plassmann D ie telc Sprachprüfungen sind ein Bildungs- Prüfungsabläufen zu konfrontieren, noch kann man angebot für alle, unabhängig vom Lernort das Zertifikat unter zu leichten Bedingungen ver- und Lernweg. Sie ermöglichen jungen und geben. Es sind also Fragen der Test-Ethik wie der alten Menschen, Gebildeten und Personen mit we- Ergebnisvalidität berührt. Im Einzelnen stellen sich nig Schulbildung, Menschen mit persönlichen oder drei Fragen: beruflichen Zielen einen soliden Nachweis ihrer Sprachkompetenz. Um das breite Bedarfsspektrum ·· Wie stellen wir eine Behinderung fest? abzudecken, ist das Portfolio der telc – language tests ·· Welche barrierefreien Prüfungsarrangements sind mittlerweile mit über 80 Prüfungsformaten sehr aus- möglich? differenziert. ·· Wie kommen wir unter modifizierten Umständen zu einem Prüfungsergebnis? Dasselbe gilt für barrierefreie Prüfungen. Sie sind auf keiner Produktübersicht zu sehen, werden aber Die erste Frage ist relativ leicht beantwortet. Um in- immer stärker nachgefragt, sodass die telc gGmbH dividuelle Einschränkungen in der Prüfung berück- deren Palette stetig erweitert. Schon immer geht sichtigen zu können, muss ein ärztliches Attest vor- Deutschlands wichtigster Anbieter von Sprachprü- Die Vertragsstaa- liegen, aus dem Art und Grad der Behinderung klar fungen individuell auf Anfragen für spezielle Prü- ten stellen sicher, hervorgehen. Eigene Aussagen der Lernenden und fungssituationen ein und hat zwischenzeitlich eine dass Menschen mit Erfahrungen der Kursleitenden können nicht berück- große Expertise darin entwickelt, Menschen mit Be- sichtigt werden. Behinderungen ohne hinderung eine angemessene und faire Prüfungssi- tuation anzubieten. Hiervon profitieren mittlerweile Diskriminierung und gleichberechtigt Welche barrierefreien Prüfungs mehr als 1.000 Personen pro Jahr. mit Anderen Zu- arrangements sind möglich? Wie viel Entgegenkommen gang zu allgemeiner Das Schaubild auf der gegenüberliegenden Seite Hochschulbildung, gibt einen Eindruck, welche Beeinträchtigungen in ist möglich? Berufsausbildung, der Praxis eine Rolle spielen. So unterschiedlich wie Gerade im Bereich standardisierter Prüfungen stellt die Einschränkungen der Prüfungsteilnehmenden, Erwachsenenbil- Barrierefreiheit eine besondere Herausforderung dar. so vielfältig sind die möglichen Maßnahmen die Das Versprechen jeder telc Prüfung ist die Vergleich- dung und lebenslan- Sprachprüfungen barrierefrei zu gestalten. Einige barkeit und strenge Ausrichtung am europäischen gem Lernen haben. Beispiele für besondere Prüfungsbedingungen sind: Standard. Entsprechend berührt eine Anpassung Zu diesem Zweck der Prüfungsbedingungen das Grundkonzept des stellen die Ver- ·· vergrößerte Unterlagen (auf DIN A3) Produkts. Aus Gründen der Fairness muss daher im- tragsstaaten sicher, ·· Unterlagen in Braille oder zum Lesen am PC mer eine genaue Abwägung erfolgen: Wie viel Ab- ·· Einsatz von Hilfsmitteln (z.B. Kopfhörer, Leselupe) dass für Menschen weichung vom Standardablauf braucht es, damit ·· lauteres oder mehrfaches Abspielen der Tonauf- jemand trotz Einschränkungen die Prüfung ablegen mit Behinderun- nahme kann? Wie viel Abweichung ist andererseits im Sinne gen angemessene ·· Verlängerung der Bearbeitungszeit, Pausen, Einzel- der Standardisierung und Verlässlichkeit der Ergeb- Vorkehrungen ge- prüfung nisfindung noch vertretbar? – Auf diese Fragen gibt troffen werden. ·· Einsatz einer Hilfsperson z. B. für die Übertragung es nie eine einfache Antwort. Weder ist es fair, je- Auszug aus der der Lösungen auf den Antwortbogen manden trotz Einschränkungen mit den normalen UN-Konvention ·· Einsatz eines Gebärdensprachdolmetschers dis.kurs 01 | 2018
Hintergrund 15 10% Hörbeeinträchtigung 28% Sehbeeinträchtigung 17% sprachliche Beeinträchtigung motorische Beeinträchtigung 9% Lese-/Rechtschreibschwäche 5% 31% sonstige Beeinträchtigung Schaubild: Verteilung der Gründe für barrierefreie Bedingungen in telc Prüfungen 2017. Zu den besonderen Bedingungen der Prüfung stellt vollwertiges Zertifikat mit dem Vermerk ausgestellt, die telc gGmbH eine umfassende Richtlinie1 bereit. dass für den betreffenden Teil der Prüfung besondere Darüber hinaus bleibt die individuelle Prüfung des Bedingungen galten. Einzelfalls in Absprache mit der jeweiligen VHS aber immer Kernstück des Umgangs mit diesen Anfragen. UN-Behindertenrechtskonvention setzt Um dies zu ermöglichen ist es wichtig, dass eine bar- rechtlichen Rahmen rierefreie Prüfung zwei Monate vor dem Prüfungster- min angemeldet wird. Bedenkt man die hier nur kurz angerissenen He- rausforderungen, fragt sich mancher, ob es denn überhaupt notwendig sei, dass Menschen mit Be- Unter modifizierten Umständen hinderungen einen Sprachtest ablegen. Die UN-Be- zum Prüfungsergebnis? hindertenrechtskonvention (Artikel 24.5, siehe Zitat) Leider gibt es so gut wie keine empirisch abgesicher- gibt hierauf eine klare Antwort. Manche Akteure mei- ten Erkenntnisse dazu, wie sich die zuvor genannten nen, die Sprache zu lernen sei ausreichend; ein for- und andere mögliche Modifikationen auf das Prü- maler Test dagegen sei eine schwer zu bewältigende fungsergebnis auswirken, zumal neben technische Situation, der man die betroffenen Menschen nicht und organisatorische Maßnahmen auch inhaltliche aussetzen müsse. Unsere Erfahrung stützt diese Mei- Anpassungen treten. nung nicht. Im Zuge der Prüfungsauswertung werden die beson- Bei der telc gGmbH gehen viele Anfragen von Perso- deren Bedingungen berücksichtigt, sofern möglich nen ein, die unbedingt eine Prüfung ablegen möch- und sinnvoll. Es wäre zum Beispiel nicht akzeptabel, ten, auch wenn sie dies aufgrund einer Behinde- wenn ein motorisch eingeschränkter Mensch auf- rung als Herausforderung erleben. Das Zertifikat als grund seiner schwer lesbaren Handschrift benach- Erfolgsnachweis wird keinesfalls nur von Behörden teiligt würde. Andererseits müssen alle Prüfungsteil- verlangt. Viele Menschen mit Behinderung wollen ih- nehmenden eine auswertbare sprachliche Leistung ren Lernerfolg Schwarz auf Weiß bestätigt sehen und auf der angezielten GER-Stufe erbringen. freuen sich ganz besonders über ihren Erfolg. Manchmal ist es Teilnehmenden gar nicht möglich, Das telc Zertifikat hat vor allem für Zuwanderer einen einen Prüfungsteil abzulegen. Das kann zum Beispiel großen Wert, weil es den Weg zur Teilhabe an der Ge- der Fall sein, wenn der betreffenden Person der Um- sellschaft, an Bildungsangeboten und im Beruf eb- gang mit Hilfsmitteln nicht vertraut ist. In solchen net und dokumentiert. Menschen mit Behinderung Fällen wird das Prüfungsergebnis aufgrund der er- zeigen sich selbst und anderen mit ihrem Zertifikat, brachten Teilleistung hochgerechnet. Es wird ein dass sie sich Teilhabe nicht nur in diesen Bereichen, Dr. Sibylle Plassmann ist Lei- sondern auch als Behinderte in einer Welt voller Bar- terin der Testentwicklung bei 1 https://www.telc.net/agb.html rieren erarbeitet und erkämpft haben. | der telc gGmbH dis.kurs 01 | 2018
16 „Sprache trifft Beruf“: Sondierungstagungen geben fachübergreifender Integrationsarbeit neue Impulse 400 VHS-Programmplaner nehmen an Regionaltreffen teil Von Christina Bruhn und Joachim Rattinger M it der Forderung nach Aufbau einer kohä- ver und Essen teil. Dabei ging es im Kern um drei Fra- renten Bildungskette haben die Volkshoch- gestellungen: schulen und ihre Verbände nach 2015 auf den vermehrten Zuzug von Zuwanderern und Ge- ·· Wie können sich Deutschförderung und berufliche flüchteten reagiert. Dieser Forderung lag und liegt Bildung optimal ergänzen? die Überzeugung zu Grunde, dass gesellschaftliche ·· Wie geeignet sind die gängigen Kursformate, um Integration nur gelingen kann, wenn Menschen gesellschaftliche Integration nachhaltig zu för- passgenaue Bildungsangebote erhalten, die ihnen dern? über den Spracherwerb hinaus auch eine Integration ·· Wie können sich Volkshochschulen als größter Bil- in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Wie Spracherwerb dungsträger im Integrationsbereich bestmöglich und berufliche Qualifizierung am besten verzahnt aufstellen? werden können, war deshalb die Ausgangsfrage einer Reihe von Sondierungstagungen, zu der sich Die Einzelveranstaltungen basierten auf einem Ta- VHS-Programmverantwortliche der relevanten Fach- gungskonzept der beiden Bundesarbeitskreise Spra- bereiche trafen. che sowie Arbeit und Beruf und dem Referat Inte- gration / Sprachen beim DVV. Das Tagungsmotto Rund 400 Personen aus zehn Bundesländern nah- „Sprache trifft Beruf“ pointierte die Entwicklung, mit men insgesamt an den fünf regionalen Sondierungs-- der sich Volkshochschulen in der Praxis konfrontiert tagungen in Neumünster, Mainz, München, Hanno- sehen. Integration wird zum Querschnittsthema, das das Arbeiten an der Schnittstelle verschiedener VHS-Programmbereiche dynamisiert und nach ab- Bisherige Veran- Neumünster, Mainz, gestimmten Konzepten und Kursformaten verlangt. staltungsorte München, Hannover, Essen Die Volkshochschulen und ihre Verbände beziehen dabei auch den Programmbereich Grundbildung Bisher beteiligte Schleswig-Holstein, und Schulabschlüsse mit ein und haben wiederholt Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, an die Politik appelliert, gerade Geflüchtete beim Hessen, Rheinland-Pfalz, Nachholen von Schulabschlüssen systematischer zu Saarland, Bayern, Nieder- unterstützen. Denn fehlende Schulabschlüsse und sachsen, Hamburg, Bremen, Defizite im Gebrauch der deutschen Schriftsprache Nordrhein-Westfalen erschweren maßgeblich den Einstieg in existenz- Teilnehmende ca. 400 Personen sichernde Arbeit. aus den Pro- grammbereichen Standardkurse sind zu wenig flexibel Integration/Spra- chen und Beruf Aus Sicht vieler VHS-Programmplaner und Lehr- kräfte werden die gängigen Kursformate KompAS Thematische DeutFöV-Berufssprachkurse, („Kompetenzfeststellung, frühzeitige Aktivierung Schwerpunkte AZAV, Kombimaßnahmen, und Spracherwerb“, Bundesagentur für Arbeit) und Kompetenzfeststellung und DeuFöV („Berufsbezogene Deutschsprachförde- Sondierungstagung „Sprache trifft Beruf“: Das Wichtigste im rung“, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) den Überblick Anforderungen bisher nicht ausreichend gerecht. dis.kurs 01 | 2018
Hintergrund 17 Das wöchentliche Stundenvolumen sei zu hoch, die genaue Deutschkurse oder Grundbildungsangebote Kursstruktur vor allem bei KompAS zu kompakt und vermittelt und an den Ausbildungs- und Arbeits- zu unflexibel. Für viele Teilnehmende stelle dies einemarkt herangeführt. Mehr als 300 Personen hat das Überforderung dar, so die Kritik. Dies erkläre die Viel- Förderzentrum bereits in ihrem Qualifizierungspro- zahl an Kursabbrüchen oder die relativ niedrigen Be- zess begleitet und zum Teil in reguläre Beschäftigung stehensquoten. vermittelt. Berufsbezogene Praktika sind sowohl in lo- kalen Unternehmen als auch in einer der VHS-eige- In der Frage nach sinnvoller Verzahnung von Sprach- nen Werkstätten möglich. erwerb und beruflicher Qualifizierung bewerten die VHS-Fachleute die beiden Kursformate unterschied- Wenn Zugewanderte über mehrere Monate einem lich. Noch besteht keine klare Einigkeit darüber, ob zeitintensiven Kursbetrieb ohne Praxisbezug unter- ein ausführlicher Spracherwerb die Voraussetzung worfen werden, stößt das in der VHS-Welt allenthal- für den schrittweisen Einstieg in berufsbezogene ben auf Kritik. Viele Lehrkräfte berichten indes, dass Sprachförderung und in die berufliche Praxis dar- auch Zugewanderte vielfach die Erwartung hätten, stellt. Während KompAS den Integrationskurs mit dass ein Kursbesuch sie quasi automatisch mit allem einschließt und betriebliche Erprobungsmaßnah- notwendigen Wissen ausstattet, damit der Einstieg in men innerhalb der Maßnahme vorsieht, versteht sich den Arbeitsmarkt gelingt. das modulare DeuFöV-System als reiner Sprachkurs, der allerdings mit anderen Programmen zur Arbeits- Die Sondierungstagungen haben außerdem gezeigt, förderung kombiniert werden kann. dass die stärker berufsbezogene Ausrichtung der Bil- dungsangebote für Zugewanderte auch erhöhte Weitgehende Einigkeit herrscht darüber, dass der Anforderungen an DaZ-Kursleitende stellt. Aus Sicht Spracherwerb Zeit braucht, eine solide Qualifizierung vieler Volkshochschulen fehlt es derzeit noch an Vorrang haben sollte vor einer zu schnellen Vermitt- DaZ-Lehrkräften mit berufsbezogener Ausrichtung. lung in Arbeit. Insbesondere die DaZ-Experten an Entsprechende Fortbildungsangebote sind stark Volkshochschulen empfehlen allerdings auch einen nachgefragt und nicht überall in ausreichender Zahl frühzeitigen Zugang zu berufsbezogenen Lernange- vorhanden. boten, damit Lernende in diesem Kontext die prakti- sche Anwendung ihrer Deutschkenntnisse trainieren Clusterübungen helfen bei der können. Selbsteinschätzung Viele Volkshochschulen haben bereits begonnen, VHS in Gevelsberg baut vorbildliches den sprachlichen Kompetenzerwerb stärker mit be- Förderzentrum auf ruflicher Qualifizierung zu verzahnen. Die Teilneh- Einig sind sich die Volkshochschulen in der Einschät- menden der Sondierungstagung konnten sich in zung, dass betriebliche Praktika sowohl den sprachli- Clusterübungen zunächst ein Bild davon machen, chen als auch den beruflichen Qualifizierungsprozess wo innerhalb der (über-)fachlichen Entwicklungs- fördern können. Die kommunale Verankerung und phase sich ihre VHS und andere Einrichtungen befin- die gute Vernetzung mit unterschiedlichen Akteuren den. In Foren wurde über konkrete Projektbeispiele vor Ort versetzen Volkshochschulen in die Lage, Spra- (zum Beispiel Angebote für junge Flüchtlinge, Fach- che und Beruf bestmöglich zu verzahnen und flexible, sprachliche Qualifizierungen, Anerkennungsbera- zielgruppengerechte Angebote zu entwickeln. Gute tung und Kompetenzbilanzierung) diskutiert und Praxisbeispiele gibt es hier bereits, beispielsweise über Fördermöglichkeiten und weitere Schritte, wie an der Volkshochschule Ennepe-Ruhr-Süd (NRW). beispielsweise die Vorbereitung auf eine AZAV-Zerti- KompAS-Kurse werden dort erfolgreich angeboten. fizierung, beraten. VHS-Direktor Achim Battenberg sagt jedoch: „Kom- pAS ist ein Angebot von der Stange, es gibt besseres.“ Die bisherigen Rückmeldungen der Teilnehmen- Christina Bruhn (Landes- den bestätigen: Die Tagungsreihe ist ein Erfolg. Die verband Schleswig-Hol- In Kooperation mit dem Jobcenter hat seine VHS Sondierungen werden als hilfreich erachtet, um die stein) ist Sprecherin des BAK Sprachen. ein Förderzentrum Sprache und Beruf aufgebaut, fachbereichsübergreifenden Diskussionen zu dyna- Joachim Rattinger (Baye- das zum Vorbild auch für andere Kommunen in der misieren und die Volkshochschulen im Themenfeld rischer Volkshochschulver- Region geworden ist. Auf Basis einer individuellen Integration zukunftsfähig zu positionieren. In einigen band) ist Sprecher des BAK Kompetenzfeststellung werden Geflüchtete in pass- Regionen sind bereits Fortsetzungstermine geplant. | Arbeit und Beruf. dis.kurs 01 | 2018
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