Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021-2024
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Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF Bundesamt für Landwirtschaft BLW Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .................................................................................................................................. 5 1 Einleitung ....................................................................................................................................... 10 1.1 Die Ressortforschung ........................................................................................................ 10 1.2 Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft ....................................................... 11 2 Überblick Politikbereich: Schweizer Agrar- und Ernährungsforschung ......................................... 12 2.1 Globales und nationales Umfeld........................................................................................ 12 2.1.1 Entwicklungen und Prognosen ...................................................................................... 12 2.1.2 Trends entlang der Wertschöpfungskette ..................................................................... 16 2.1.3 Herausforderungen für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft....................... 17 2.1.4 Internationale Strategien und Schwerpunkte ................................................................ 18 2.1.5 Nationale Strategien und Schwerpunkte ....................................................................... 22 2.1.6 Erwartungen der Schweizer Bevölkerung an die Land- und Ernährungswirtschaft ...... 27 2.2 Akteure der Schweizer Agrar- und Ernährungsforschung ................................................. 29 2.2.1 Öffentliche Forschung.................................................................................................... 29 2.2.2 Förderinstitutionen ......................................................................................................... 34 2.2.3 Private Forschung.......................................................................................................... 36 2.2.4 Vernetzung der Zusammenarbeit der Forschungsinstitutionen .................................... 37 2.3 Digitalisierung in der Land- und Ernährungswirtschaft ...................................................... 40 3 Forschungsinvestitionen zur Erfüllung der agrarbezogenen Aufgaben des Bundes .................... 43 3.1 Gesetzlicher Auftrag .......................................................................................................... 43 3.2 Strategische Ausrichtung BLW .......................................................................................... 43 3.2.1 Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) ........................................................................................ 43 3.2.2 Organisation der Ressortforschung im BLW ................................................................. 45 3.2.3 Einbezug sozialer und gesellschaftlicher Entwicklungen in die Forschung .................. 46 3.2.4 Organisation der Innovationsförderung im BLW ........................................................... 47 3.3 Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV ..................................... 49 3.3.1 Lebensmittelsicherheit und Ernährung .......................................................................... 49 3.3.2 Tiergesundheit und StAR .............................................................................................. 49 3.3.3 Tierschutz ...................................................................................................................... 50 3.4 Agroscope .......................................................................................................................... 50 3.4.1 Zweck und Aufgaben ..................................................................................................... 50 3.4.2 Strategische Zielsetzung ............................................................................................... 51 3.4.3 Alleinstellungsmerkmale ................................................................................................ 51 3.4.4 Inhaltliche Ausrichtung .................................................................................................. 51 3.5 Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ......................................................... 59 3.5.1 Zweck und Aktivitäten .................................................................................................... 59 3.5.2 Strategische Zielsetzung ............................................................................................... 59 3.5.3 Inhaltliche Ausrichtung .................................................................................................. 59 3
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 3.5.4 Finanzierung .................................................................................................................. 62 3.5.5 Akteure und Schnittstellen ............................................................................................. 62 3.5.6 Evaluationskonzept........................................................................................................ 63 3.6 Finanzierung (2017–2024) ................................................................................................ 63 3.7 Akteure und Schnittstellen ................................................................................................. 64 3.7.1 Ressortübergreifende Forschungsthemen zwischen Bundesstellen ............................ 64 3.7.2 Nationale und internationale Vernetzung ...................................................................... 64 3.8 Organisation ...................................................................................................................... 68 3.9 Qualitätssicherung ............................................................................................................. 68 3.9.1 Ziele in der Qualitätssicherung ...................................................................................... 68 3.9.2 Forschungsmanagement im BLW ................................................................................. 68 3.9.3 Beratende Begleitgruppen ............................................................................................. 69 3.9.4 Evaluationskonzept Agroscope ..................................................................................... 69 Impressum ............................................................................................................................................. 71 4
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 Zusammenfassung Das Forschungskonzept Die Bundesverwaltung initiiert und unterstützt wissenschaftliche For- Das Forschungskonzept schung, deren Resultate sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt. dient als Mehrjahrespro- Diese im öffentlichen Interesse erbrachte Forschung wird als Res- gramm der Ressortfor- sortforschung bezeichnet. Die Mehrjahresprogramme der Ressort- schung. forschung werden in Form von ressortübergreifenden Forschungs- konzepten erarbeitet. Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW ist vom Bundesrat beauftragt, im Rahmen der Botschaft über die För- derung von Bildung, Forschung und Innovation 2021–2024 ein For- schungskonzept für den Politikbereich Landwirtschaft vorzulegen. Entwicklung des Umfelds Im Auftrag des BLW hat die ETH Zürich im Jahr 2015 eine umfas- Wichtige Herausforderun- sende Darstellung der künftigen globalen und nationalen Entwicklun- gen für die Schweizer Land- gen hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produktion und Ernährung und Ernährungswirtschaft: der Bevölkerung erarbeitet. Daraus können wichtige Herausforde- • Entwicklung der Bevöl- rungen abgeleitet werden, die für die Ressortforschung nach wie vor kerung und deren Erwar- von zentraler Bedeutung sind. Dies sind insbesondere das Wachs- tungen, Globalisierung tum der Bevölkerung, die demografischen Veränderungen und die der Märkte sich ändernden Ansprüche der Bevölkerung an Produktion und Pro- • Knappheit der natürli- dukte sowie die fortschreitende Globalisierung der Märkte und damit chen Ressourcen und verbunden die Wettbewerbsfähigkeit von heimischer Produktion und deren Belastung durch lokalen Produkten. Weitere zentrale Aspekte sind die fortschreitende den Menschen Verknappung der natürlichen Ressourcen, deren effiziente Nutzung • Digitalisierung in der und ihre anthropogene Belastung. Eine Aktualisierung im Jahr 2019 Land- und Ernährungs- hat gezeigt, dass die Digitalisierung als Herausforderung dazuge- wirtschaft kommen ist. Weiter haben vier Herausforderungen in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: «invasive Arten», «politische und gesellschaftliche Forderungen», «Sensibilisierung für Tierwohl und Tiergesundheit» sowie der Begriff der «Kreislaufwirtschaft». Internationale Strategien und Forschungsfelder Die Analyse der internationalen Strategien zeigt die Potenziale für Die Förderung resilienter eine Zusammenarbeit der nationalen und internationalen For- Wertschöpfungsketten und schungsakteure auf. Die Strategien von UNO (FAO), OECD und EU nachhaltiger Ernährungs- im Bereich Land- und Ernährungswirtschaft betonen die Bedeutung systeme steht in den For- einer nachhaltigen Entwicklung, der Ernährungssicherheit, des Res- schungsagenden der glo- sourcenschutzes, der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung balen Akteure an erster (u.a. über Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft und verändertes Kon- Stelle. sumverhalten), des fortschreitenden Klimawandels sowie der Förde- rung resilienter Wertschöpfungsketten und nachhaltiger Ernährungs- systeme. Es zeigt sich, dass die internationalen und nationalen For- schungsschwerpunkte weitgehend deckungsgleich sind. Somit kön- nen einerseits die hervorragenden Kompetenzen der Schweizer For- schung in internationale Forschungsprogramme wie «Horizon Eu- rope» eingebracht werden. Andererseits erhält die Schweiz im Rah- men internationaler Forschungskooperationen Zugang zu aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Entwicklungen – auch zur Vermeidung von Redundanzen und Schaffung von Synergien. 5
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 Nationale Strategien Mit den nationalen Strategien begegnet der Bundesrat frühzeitig dem Die Umsetzung nationaler gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Wandel so- Strategien ist auf Erkennt- wie neuen Herausforderungen. Die Strategien werden mit Aktions- nisgewinn aus der For- und Massnahmenplänen umgesetzt und enthalten wichtige, die For- schung angewiesen. schung betreffende Aspekte. Einige Strategien richten ihre Ziele in- nerhalb des Ernährungssystems entlang der Wertschöpfungskette aus, z.B. der Aktionsplan Pflanzenschutzmittel. Eine weitere Gruppe von Strategien setzt in einem spezifischen Bereich des Ernährungs- systems an und wirkt übergreifend auf andere Bereiche des nationa- len Umfelds. Ein Beispiel hierfür ist die Strategie Antibiotikaresisten- zen. Die dritte Gruppe von Strategien zielt auf umfassende, sektor- übergreifende Herausforderungen wie den Klimawandel, die Bereit- stellung von Energie, den wirtschaftlichen und effizienten Umgang mit Ressourcen und eine nachhaltige Entwicklung. Diese Strategien wirken signifikant auf die Entwicklung des Ernährungssystems ein. Nationale Forschungsfelder Die Land- und Ernährungswirtschaft zeichnet sich aus durch ihre im- Die Land- und Ernährungs- mense Vielfalt an Aktivitäten und ihre sich stetig wandelnden Be- wirtschaft ist auf ein breites zugssysteme rund um Mensch, Tier, Pflanze und Umwelt. Zudem Wissen angewiesen, das durchläuft ein landwirtschaftliches Produkt entlang der Wertschöp- für Veränderungen und fungskette mehrere Stadien mit unterschiedlichen Akteuren und An- stets neue Herausforderun- sprüchen. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist daher auf ein brei- gen offen ist. tes Wissen angewiesen – ein Wissen, das offen ist für Veränderun- gen und stets neue Herausforderungen, etwa in Bezug auf den Kli- mawandel, neue Krankheiten und invasive Organismen oder bezüg- lich der Erwartungen der Märkte und der Konsumentinnen und Kon- sumenten. Die agrarpolitische Strategie setzt sich das übergeordnete Ziel einer Themenübergreifende For- nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft im Zeithorizont 2025. schungsfelder von beson- Sie soll zu nachhaltigen Produktionsformen, Produkten und Leistun- derer Relevanz: gen führen, die wettbewerbsfähig sind, eine hohe Qualität aufweisen • Wettbewerbsfähigkeit und deren Ausführung und Entstehung für alle transparent sind. Die von Produktion und Pro- Land- und Ernährungswirtschaft versteht sich dabei als Nutzerin und dukten Bewahrerin der Produktionsressourcen. Aus diesen politischen Zie- • Nachhaltige Nutzung len ergeben sich themenübergreifende Forschungsfelder von beson- und Schutz der Produk- derer Relevanz: Forschung für die Wettbewerbsfähigkeit von Pro- tionsressourcen duktion und Produkten; Forschung für eine nachhaltige Nutzung und • Produktion, Produkte den Schutz der Produktionsressourcen; und Forschung für eine Pro- und Leistungen von ho- duktion, Produkte und Leistungen mit hoher Qualität und Transpa- her Qualität und Trans- renz. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse dienen wiederum dazu, parenz dass die politischen Ziele erreicht werden können. Forschungsakteure und ihre Vernetzung Die Themenvielfalt rund um die Land- und Ernährungswirtschaft Die Schweizer Forschungs- spiegelt sich in der Anzahl und Ausrichtung der Schweizer For- akteure sind gut vernetzt. schungsakteure. Departemente an der ETH Zürich, die Hochschule Die Forschung der ver- für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften der Berner Fach- schiedenen Institutionen hochschule (BFH-HAFL), die Forschungsanstalt Agroscope und das kann sich aufgrund ihrer Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) zählen zu den 6
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 zentralen nationalen Kompetenzzentren der Agrar- und Ernährungs- unterschiedlichen Ausrich- forschung. Weitere Institutionen fokussieren auf thematische tung in den Bereichen Schwerpunkte. Die Forschungsaktivitäten zeigen dabei ein weitrei- Grundlagenforschung, an- chendes Potenzial von Synergien. Die Forschung der verschiedenen wendungsorientierte Institutionen kann sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Ausrichtung Grundlagenforschung und in den Bereichen Grundlagenforschung, anwendungsorientierte angewandte Forschung Grundlagenforschung und angewandte Forschung sinnvoll ergän- sinnvoll ergänzen. zen. Die Schweizer Forschungslandschaft bietet zahlreiche Formen der Die Schweizer Forschungs- Vernetzung, die dazu beitragen, Synergieeffekte in der Forschung zu landschaft bietet vielfältige nutzen. Die Vernetzungen unterstützen je nach Ausrichtung den wis- Formen der Zusammenar- senschaftlichen Austausch der Forschungsakteure oder sie fördern beit im Bereich der Agrar- die inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die Anwen- und Ernährungsforschung dung in der Praxis (z.B. durch die AGRIDEA). Das Forschungskon- und organisiert sich in zept unterscheidet fünf verschiedene Formen der Zusammenarbeit Kompetenzzentren. und belegt sie mit Beispielen. Immer bedeutsamer werden hierbei Die AGRIDEA dient als gegenseitige Absichtserklärungen der Forschungsinstitutionen und Kompetenzzentrum für den die Bildung institutionenübergreifender Kompetenzzentren. Zudem Wissens- und Erfahrungs- unterstützen verschiedene Instrumente der Schweizer Förderinstitu- austausch. tionen die Zusammenarbeit. So ist die Innosuisse als Bindeglied zwi- schen Wissenschaft und Privatwirtschaft aktiv. Die Nationalen For- schungsprogramme und Forschungsschwerpunkte des Schweizeri- schen Nationalfonds fördern die koordinierte Forschung. Digitalisierung in der Land- und Ernährungswirtschaft Die Verwendung digitaler Technologien in der landwirtschaftlichen Potenzial der Digitalisie- Produktion («Smart Farming») sowie den vor- und nachgelagerten rung: Stufen – speziell die vernetzte Nutzung der dabei anfallenden riesi- • Steigerung von Wettbe- gen, aus unterschiedlichen Quellen stammenden Datenmengen werbsfähigkeit und (z.B. zur Entscheidungsunterstützung) – verspricht sowohl aus Sicht Nachhaltigkeit der Wirtschaft als auch der Umwelt grossen Nutzen. Die Digitalisie- • Administrative Vereinfa- rung schafft auch gänzlich neue Möglichkeiten für den staatlichen chung Vollzug agrarpolitischer Aufgaben. Die potenziellen Vorteile der Di- • Effizientere Erreichung gitalisierung werden heute nur in geringem Umfang genutzt. Die agrarpolitischer Ziele Rolle der Wissenschaft ist, die Entwicklung und Verwendung digita- ler Technologien so zu unterstützen, dass erwünschte Ergebnisse erzielt und unliebsame Folgen vermieden werden. Gesetzlicher Auftrag und strategische Ausrichtung Als Kompetenzzentrum des Bundes im Bereich der Agrarpolitik Die Ressortforschung des kommt dem BLW die zentrale Aufgabe zu, seinen Forschungsbedarf BLW basiert auf spezifi- in Bezug auf die Weiterentwicklung der Agrarpolitik und die Evalua- schen Aufträgen und Bei- tion der agrarpolitischen Massnahmen frühzeitig zu formulieren und trägen für Projektforschung mit geeigneten Instrumenten abzudecken. Dem Amt stehen dazu a sowie auf periodischen priori die periodischen Leistungsvereinbarungen mit Agrarfor- Leistungsvereinbarungen schungspartnern sowie die spezifischen Forschungsaufträge und mit Forschungsinstitutio- -beiträge zur Verfügung, wobei den jährlichen Leistungsvereinbarun- nen. gen mit Agroscope und dem vierjährigen Finanzhilfevertrag mit dem FiBL eine besondere Bedeutung zukommt. 7
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 Im Aussprachepapier zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik nach Perspektivgebende Ziele 2017 wurden in den Bereichen Märkte, Ressourcen und Unterneh- des BLW: men drei angestrebte Ziele im Sinne von perspektivgebenden Eck- • Unternehmerische Ent- werten konkretisiert und im Rahmen der Botschaft zur Agrarpolitik ab faltung der Betriebe 2022 (AP22+) aktualisiert: (1) unternehmerische Entfaltung der Be- • Erfolg auf den Märkten triebe, (2) Erfolg auf den Märkten im In- und Ausland und (3) natürli- im In- und Ausland che Ressourcen nutzen und schützen. Die strategische Ausrichtung • Natürliche Ressourcen der Ressortforschung von BLW und Agroscope orientiert sich an die- nutzen und schützen sen Zielen. Die Zusammenarbeit mit dem BLV hat dabei einen be- sonderen Stellenwert. Agroscope Agroscope ist das Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung Zweck von Agroscope: und Entwicklung im Agrar-, Ernährungs- und Umweltbereich. Ag- Forschung für ein nachhal- roscope leistet einen bedeutenden Beitrag für eine nachhaltige Land- tiges, resilientes Agrar- und und Ernährungswirtschaft sowie eine intakte Umwelt und trägt damit Ernährungssystem, für eine zur Verbesserung der Lebensqualität bei. Die Aufgaben von Ag- gesunde Ernährung mit roscope umfassen Forschung für die Gestaltung, Umsetzung und hochwertigen Lebensmit- Evaluation der Sektoralpolitiken der Schweizer Land- und Ernäh- teln und eine intakte Um- rungswirtschaft, für Neuorientierungen in der Landwirtschaft und für welt zum Nutzen von Ge- umwelt- und tiergerechte Produktionsformen, Forschung und Ent- sellschaft, Politik und Pra- wicklung von Produkten und Methoden für die Akteure der Schweizer xis. Land- und Ernährungswirtschaft sowie Wissensaustausch und Tech- nologietransfer. Des Weiteren führt Agroscope im Rahmen der ge- setzlichen Vorgaben Vollzugsaufgaben durch und unterstützt das BLW in Form von Vollzugshilfen. Agroscope setzt ihre Strategie mit 15 Strategischen Forschungsfel- Beitrag der Agroscope-For- dern um. Drei Handlungsfelder stehen dabei im Fokus: (1) Wettbe- schung im Rahmen von 15 werbsfähigkeit verbessern – Agroscope leistet mit ihrer Forschung Strategischen Forschungs- einen Beitrag zu nachhaltigen Produktionssystemen und hochwerti- feldern: gen Produkten, die im Wettbewerb bestehen können; (2) Umgang • Wettbewerbsfähigkeit mit natürlichen Ressourcen – Eine zentrale Frage für Agroscope ist, verbessern wie die Ressourcen effizient genutzt, die Umweltwirkungen der Pro- • Umgang mit natürlichen duktion minimiert und sich die Ökosystemleistungen sichern und ver- Ressourcen bessern lassen; (3) Chancen ausbauen, Risiken minimieren – Zu- • Chancen ausbauen, Ri- nehmendes Wissen, technologischer Fortschritt und Fortschritte in siken minimieren der Züchtung bergen Chancen für eine nachhaltige Entwicklung des Ernährungssystems. Klimawandel, invasive Pflanzen und Tiere oder Krankheiten, die neu in der Schweiz auftreten, gehören zu den Risi- ken, mit denen sich Politik und Forschung auseinandersetzen und Lösungen bereitstellen müssen. Die Strategischen Forschungsfelder und entsprechenden Aktivitäten werden im Agroscope-Arbeitspro- gramm 2022–2025 konkretisiert. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Das FiBL hat zum Zweck, die Methoden des Biolandbaus wissen- Zweck des FiBL: schaftlich zu verbessern und Landwirtinnen und Landwirte zu bera- Wissenschaftliche Verbes- ten. Die Aufgaben umfassen Forschung für die biologisch wirtschaf- serung der Methoden des tenden Landwirtinnen und Landwirte der Schweiz sowie für die vor- Biolandbaus und landwirt- und nachgelagerte Industrie und eine nachhaltige Landnutzung; For- schaftliche Beratung. schung und Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen; 8
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 Forschung und Beratung für Entwicklungs- und Schwellenländer; Beratung und Bildung sowie Dienstleistungen für den Vollzug der Schweizer Bioverordnung. Inhaltlich hat das FiBL elf Kernmissionen definiert, u.a. in den Berei- Das FiBL hat elf Kernmis- chen Pflanzenzüchtung und -schutz, Nutzung digitaler Techniken im sionen definiert. Biolandbau, Tierwohl, Produktivität und Nachhaltigkeit, Klimawandel und Biolandbau sowie in der Bioberatung und der Aus- und Weiter- bildung im Biolandbau. Finanzierung, Schnittstellen, Organisation und Qualitätssiche- rung Für Forschungsaufträge und -beiträge liegt der Finanzierungsauf- Finanzierungsaufwand von wand des BLW für die Periode 2021–2024 bei rund CHF 75 Mio.; BLW und Agroscope für die davon gehen rund CHF 55 Mio. an das FiBL. Der Finanzierungsauf- Periode 2021–2024: rund wand für die Agroscope-Ressortforschung liegt in der gleichen Peri- CHF 588 Mio. ode bei CHF 513 Mio. Die Forschung von Agroscope ist stark mit der Schweizer Landwirt- Agroscope-Foren pflegen schaft sowie weiteren, ihr vor- und nachgelagerten Kreisen vernetzt. den Dialog zwischen For- Ein wesentliches Element dazu sind die Praxis- und die Forschungs- schung und Praxis. foren, in denen die Nutzniesser der Forschung und Entwicklung ver- Agroscope engagiert sich treten sind. Die Praxisforen werden von den Nutzniessern selbst ge- in komplementärer Zusam- leitet. In den Foren findet der fachtechnische Dialog zwischen For- menarbeit mit anderen For- schung und Praxis statt. Agroscope wie auch das FiBL sind an einer schungsinstitutionen. bedeutenden Anzahl nationaler und internationaler Forschungspro- gramme und -projekte beteiligt, wodurch der Zugang zu neuen Er- kenntnissen beschleunigt und vertieft wird. Des Weiteren bauen sie neue Formen der komplementären Zusammenarbeit mit anderen In- stitutionen auf, um noch stärkere Synergien zu entwickeln. Im Agroscope-Rat sind seit der Erweiterung im Jahr 2019 neben dem Der Agroscope-Rat (beste- BLW auch das BLV und das BAFU sowie die landwirtschaftliche Pra- hend aus Wissenschaft, xis und die Agrarforschung vertreten. Er behandelt die strategische Bundesämtern und Praxis) Ausrichtung der Agroscope-Forschung. Das Forschungsmanage- und periodische Evaluatio- ment des BLW zielt auf eine Optimierung der Schnittstellen zwischen nen sichern die Qualität der Forschungs-, Evaluations- und Innovationsplanung und eine Opti- Agroscope-Forschung. mierung der entsprechenden Prozesse und Arbeitsmittel. Das Eva- luationskonzept Agroscope definiert das Vorgehen bei der Frage, wie einerseits die Tätigkeiten und andererseits die institutionellen Rah- menbedingungen von Agroscope einer periodischen Evaluation un- terzogen werden können. 9
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 1 Einleitung 1.1 Die Ressortforschung Die Bundesverwaltung initiiert und unterstützt zen Verpflichtungen aus internationalen Verein- selber wissenschaftliche Forschung, deren Re- barungen Forschung der Bundesverwaltung vo- sultate sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben benö- raus, so dass diese auch eine wichtige Rolle auf tigt. Diese Forschung der Bundesverwaltung er- der internationalen Ebene einnimmt. folgt im Kontext des Verwaltungshandelns im Einerseits beteiligen sich Bundesinstitutionen öffentlichen Interesse und wird gemeinhin als an internationalen Gremien und Forschungs- «Ressortforschung» bezeichnet. Dazu gehören programmen (z.B. EU-Forschungsrahmenpro- z.B. das Erarbeiten wissenschaftlicher Grundla- gramme wie ERA-NET) und unterstützen so die gen für die Politikentwicklung und -ausgestal- internationale Einbindung von Schweizer For- tung in den verschiedenen Politikbereichen, für schenden in diese Programme, die Koordina- Vollzugsarbeiten im Rahmen der gesetzlichen tion der Schweizer Interessen auf internationa- Vorgaben, für legislative Arbeiten oder für die ler Ebene und den Wissenstransfer. Anderer- Beantwortung und Umsetzung parlamentari- seits werden Beiträge an internationale Organi- scher Vorstösse. Die Forschung der Bundes- sationen und (Entwicklungs-)Programme ent- verwaltung kann praktisch alle Ausprägungen richtet, um mittels Forschung einen Beitrag an von wissenschaftlicher Forschung umfassen, die Erfüllung der UNO-Nachhaltigkeitsziele namentlich Grundlagen- und anwendungsori- (SDGs) leisten zu können. entierte Forschung, aber auch Entwicklung, z.B. im Bereich des Einrichtens von Pilot- und Die übergeordnete Koordination der Forschung Demonstrationsanlagen. Die Forschung der der Bundesverwaltung wird über einen perma- Bundesverwaltung richtet sich nach klaren ge- nenten interdepartementalen Koordinations- setzlichen Grundlagen. Neben der Abstützung ausschuss sichergestellt. Seine Hauptaufgaben auf Art. 64 der Bundesverfassung (SR 101) ist sind das Koordinieren des Vorgehens beim Er- das Forschungs- und Innovationsförderungsge- arbeiten der Mehrjahresprogramme und die Er- setz FIFG (SR 420.1) das Rahmengesetz für arbeitung von Richtlinien für die Qualitätssiche- die Forschung der Bundesverwaltung. rung. Die Mehrjahresprogramme werden in Form von ressortübergreifenden Forschungs- Im FIFG werden die Massnahmen der For- konzepten ausgearbeitet für jeden der elf durch schung der Bundesverwaltung definiert (Art. den Bundesrat bestimmten Politikbereiche. 16): (1) das Erteilen von Forschungsaufträgen, Hauptziele sind die optimale Abstimmung der (2) der Betrieb bundeseigener Forschungsan- Forschungsschwerpunkte unter den Bundes- stalten (sogenannte intramuros Forschung), (3) stellen und die Nutzung der Schnittstellen mit die Durchführung eigener Forschungspro- dem Hochschulbereich und den Forschungsför- gramme in Zusammenarbeit mit Hochschulfor- derungsinstitutionen. schungsstätten, den Forschungsförderungsin- stitutionen, der Innosuisse oder weiteren För- Mit der Qualitätssicherung soll garantiert wer- derorganisationen sowie (4) das Gewähren von den, dass sich die Forschung der Bundeverwal- Beiträgen an Hochschulforschungsstätten für tung an den Prinzipien der Gesetzmässigkeit, die Durchführung von Forschungsprogrammen. Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaft- lichkeit orientiert. Das Qualitätssicherungskon- Neben dieser Verankerung im FIFG ist die For- zept der Forschung der Bundesverwaltung ba- schung der Bundesverwaltung auf spezialge- siert auf den drei Pfeilern Forschungsmanage- setzliche Bestimmungen und die zugehörigen ment, Berichterstattung und Wirksamkeitsprü- Verordnungen abgestützt. In diesen werden fung. Den Aspekten der strategischen Planung, spezifische Verpflichtungen für die Durchfüh- der transparenten Vergabeverfahren, der Pro- rung von intramuros Forschung sowie für die jektinformation in der Datenbank ARAMIS, der Beitragsgewährung (Subvention) an For- Veröffentlichung der Forschungsergebnisse schungseinrichtungen, -programmen oder -pro- und der Forschungsbegleitung wird dabei be- jekten durch den Bund vorgegeben. Zudem set- sondere Beachtung geschenkt. 10
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 1.2 Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft Das Forschungskonzept besteht aus zwei Tei- ressourceneffizienten und nachhaltigen Land- len (Abbildung 1). Der erste Teil des Konzepts und Ernährungswirtschaft erkannt. – Überblick Politikbereich: Schweizer Agrar- Der zweite Teil des Konzepts – Forschungsin- und Ernährungsforschung – zeigt wichtige glo- vestitionen zur Erfüllung der agrarbezogenen bale und nationale Aktivitäten, Entwicklungen Aufgaben des Bundes – zeigt die Ressortfor- und Prognosen auf. Die Erkenntnisse basieren schung des BLW auf. Er wurde vom BLW, Ag- grösstenteils auf einer im Auftrag des BLW er- roscope und dem Forschungsinstitut für biologi- arbeiteten Foresight-Studie der ETH Zürich so- schen Landbau (FiBL) erarbeitet und aufgrund wie auf einem Experten-Workshop. Auf Basis der vielfältigen Zusammenarbeit mit einem Bei- dieser Ergebnisse und weiterer Trendstudien, trag vom BLV ergänzt. Ausgehend vom gesetz- internationaler Strategien, nationaler Strategien lichen Auftrag an die Forschungsanstalten und im Umfeld des Schweizer Ernährungssystems der strategischen Ausrichtung der Agrarpolitik sowie der Erwartungen der Schweizer Bevölke- wurden – unter Berücksichtigung der im ersten rung an die Land- und Ernährungswirtschaft Teil beschriebenen internationalen und nationa- legt das Konzept unter Einbezug externer Ex- len Herausforderungen und des Schweizer For- pertise eine Übersicht wichtiger Herausforde- schungsumfelds – das Aufgabenverständnis, rungen (inkl. soziale und gesellschaftliche Ent- die strategische Zielsetzung, die Alleinstel- wicklungen) und daraus resultierende For- lungsmerkmale und die inhaltliche Ausrichtung schungsgebiete, ihrer Akteure und deren Ver- mitsamt den strategischen Forschungsfeldern netzung vor. Diese Auslegung bildet die Grund- von Agroscope sowie die Strategie des FiBL lage für die Priorisierung der Ausrichtung der formuliert. Die Darlegung der Finanzierung und Ressortforschung, die im zweiten Teil des Kon- Schnittstellen mit anderen Akteuren sowie or- zepts dargelegt wird. Dabei wird die Digitalisie- ganisatorische und qualitätssichernde Aspekte rung zunehmend als ein Schlüsselthema für die runden den zweiten Teil ab. Weiterentwicklung einer wettbewerbsfähigen, Abbildung 1. Schematische Darstellung der Gliederung des vorliegenden Forschungskonzepts für den Politikbereich Landwirtschaft. 11
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 2 Überblick Politikbereich: Schweizer Agrar- und Ernäh- rungsforschung 2.1 Globales und nationales Umfeld 2.1.1 Entwicklungen und Prognosen Lebensstil und die täglichen Routinen, die we- niger körperliche Aktivität benötigen. Es werden In diesem Kapitel werden globale und nationale negative gesundheitliche Folgen vorausgesagt Trends und Rahmenbedingungen der Wirt- und ein verstärktes Vorkommen von nichtüber- schaft, Umwelt und Politik, wie sie in einer vom tragbaren Krankheiten wie Fettleibigkeit, Herz- BLW in Auftrag gegebenen Foresight-Studie Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2 der ETH Zürich 1 dargelegt wurden, punktuell prognostiziert. skizziert – ergänzt mit einer vom Europäischen Parlament angeforderten Megatrend-Studie 2 Nachfrage nach Nahrungsmitteln aus dem Jahr 2019. Werden keine anderen Als Konsequenz der weltweit wachsenden Be- Verweise angegeben, stützen sich die Angaben völkerung sowie des steigenden Pro-Kopf-Ein- auf die in den beiden Studien konsultierten kommens und Kalorienkonsums wird die glo- Quellen. In den folgenden Unterkapiteln werden bale Nachfrage nach Nahrungsmitteln voraus- jeweils zuerst die internationalen und dann die sichtlich mit einer jährlichen Zuwachsrate von nationalen Entwicklungen und Prognosen vor- 1,1% (bis 2050) weiter zunehmen. Dabei wird gestellt. prognostiziert, dass der durchschnittliche Pro- Bevölkerungswachstum und demografi- Kopf-Konsum von heute 2772 kcal bis zum Jahr scher Wandel 2050 auf über 3000 kcal pro Kopf und Tag stei- gen wird. Gleichzeitig wird die Bedeutung von Projektionen der UNO weisen darauf hin, dass tierischem Protein in der Ernährung zunehmen, die Weltbevölkerung weiter zunehmen und im was in Kombination mit der Bevölkerungszu- Jahr 2050 zwischen 8,3 und 11,1 Mrd. Einwoh- nahme zu einer Steigerung der Nachfrage nach ner zählen wird. Eine steigende Lebenserwar- Milch- und Fleischprodukten um ca. 0,8% pro tung und sinkende Geburtenraten führen zu- Jahr führen wird. dem zu einem immer grösseren Anteil der Be- völkerung, die über 65-jährig ist. Während das Obwohl der Fleischkonsum in Entwicklungslän- Ausmass der Migrationstrends schwierig abzu- dern schneller steigen wird, wird ihr Pro-Kopf- schätzen ist, kann davon ausgegangen werden, Konsum bis 2028 immer noch weniger als 50% dass die Urbanisierung sowohl in Entwicklungs- des Pro-Kopf-Konsums der Industrieländer be- ländern als auch in entwickelten Nationen wei- tragen. 4 Der Bedarf an Tierfutter dürfte daher ter zunimmt. Bis zum Jahr 2050 werden ge- insbesondere in Entwicklungsländern steigen. mäss Erwartungen fast 70% in Städten woh- In den Industrieländern wird die Bedeutung von nen. Getreide als Futtermittel tendenziell ab-, für die Biotreibstoffproduktion jedoch zunehmen, wo- Die Zahl der Personen mit ständigem Aufenthalt bei dies stark von nationalen Strategien ab- in der Schweiz wird bis ins Jahr 2045 je nach hängt. Szenario auf 9,4 bis 11,0 Mio. Einwohner zu- nehmen. 3 Die Überalterung der Bevölkerung Während in der Schweiz das Bruttoinlandpro- wird voraussichtlich mit 1,0% pro Jahr bis 2050 dukt pro Kopf über die letzten Jahre ständig an- und einer darauffolgenden Verlangsamung fort- gestiegen ist, wurde ein immer kleinerer Anteil schreiten. Bereits heute leben ungefähr 75% des Haushalteinkommens für Nahrung ausge- der Schweizer Bevölkerung im urbanen Raum. geben. Eine Zunahme der Nachfrage nach Die zunehmende Urbanisierung verändert den Nahrungsmitteln in der Schweiz ist in erster Li- 1 Last, L., Buchmann, N., Gilgen, A. K., Grant, M. & Shreck, Sector: Global Overview and Possible Policy Response A. (2015) Foresight Study: Research for a Sustainable from an EU Perspective. Brüssel: EU. Swiss Food System. Zürich: ETH Zürich. 3 BFS (2015) Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der 2 Ferreira, I., Kirova, M., Montanari, F., Montfort, C., Moroni, Schweiz 2015–2045. Neuenburg: BFS. J., Neirynck, R., Pesce, M., Arcos Pujades, A., Lopez 4 OECD/FAO (2019) OECD-FAO Agricultural Outlook Montesinos, E., Pelayo, E., Diogo Albuquerque, J., El- 2019–2028. Paris: OECD/Rom: FAO. dridge, J. & Traon, D. (2019) Megatrends in the Agri-Food 12
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 nie auf das Bevölkerungswachstum zurückzu- teren steigt die Nachfrage nach neuen, hoch- führen, denn das Wirtschaftswachstum korre- wertigen und spezialisierten Lebensmitteln (wie liert kaum mehr mit dem Pro-Kopf-Kalorienkon- vegetarischen, veganen oder biologischen Pro- sum. Vielmehr führen Veränderungen im Le- dukten) und nach Produkten, die dem urbanen bensstil und in demografischen Strukturen zu Lebensstil angepasst sind oder besonderen veränderten Konsummengen einzelner Pro- Gesundheitsansprüchen wie Allergien entge- duktgruppen. Auch die starke Reisetätigkeit der genkommen. Dies führt zur Entstehung neuer Schweizer Bevölkerung und die dabei gemach- Nischenmärkte und neuer, innovativer Lebens- ten kulinarischen Erfahrungen haben einen Ein- mittel. fluss auf die Erwartungen an das inländische Angebot an Nahrungsmitteln Lebensmittelangebot. Bleiben die Verhältnisse zwischen Produktion, Der Pro-Kopf-Bedarf an Getreide bleibt voraus- Konsum, Verlusten und Abfällen konstant, wird sichtlich in etwa stabil, die Nachfrage wird je- der globale Bedarf an Lebensmitteln im Jahr doch wegen des Bevölkerungswachstums stei- 2050 rund 50% höher sein als heute und die gen, wodurch die Abhängigkeit von Importen landwirtschaftliche Produktion müsste entspre- zunehmen wird. Der Fleischkonsum pro Kopf chend bis zu diesem Zeitpunkt jährlich um 0,8% wird in der Schweiz laut Voraussagen bis 2050 wachsen. Um den erwarteten Nahrungs- und um 10% zurückgehen, wobei die Gesamtkon- Futtermittelbedarf im Jahr 2050 zu decken, summenge vermutlich aufgrund der wachsen- müssten global ca. 1 Mrd. Tonnen Getreide zu- den Einwohnerzahl zunehmen wird. Daher sätzlich produziert werden. Auch müssten bei stieg auch der Konsum von Milchprodukten – den heutigen Konsummustern und einem mitt- sowie von Produkten aus der Fischerei und leren Bevölkerungswachstum im Jahr 2050 glo- Fischzucht – in der Schweiz bisher konstant, bal ungefähr 200 Mio. Tonnen mehr Fleisch trotz einer Abnahme des Pro-Kopf-Konsums produziert werden. von Milchprodukten. Im Jahr 2017 stammten 59% der in der Schweiz Ernährungsweisen konsumierten Lebensmittel und landwirtschaft- Lebensmittel und Ernährungsweisen werden in- lichen Produkte aus der schweizerischen Land- folge zunehmender globaler Handelsaktivitä- wirtschaft. Abzüglich des Anteils, der mit impor- ten, des sozialen und demografischen Wandels tiertem Futter produziert wurde, belief sich der sowie technischer Entwicklungen immer vielfäl- Selbstversorgungsgrad auf 52%. 5 Die Anbau- tiger, während regionale Unterschiede im Ein- fläche für Getreide, Wurzel- und Knollenfrüchte kauf und in der Zubereitung innerhalb Europas wird voraussichtlich bis 2025 weiter abnehmen, abnehmen. Die Ernährung wird mit einem im- während die Fläche für die Futterproduktion und mer grösseren Anteil an Convenience-Lebens- permanente Kulturen unverändert bleibt und für mitteln gedeckt. Verursacht wird dies durch Ver- Ölsaaten und andere Kulturen zunehmen wird. änderungen des Lebensstils, sich wandelnde Der Bedarf an Fleisch- und Milchprodukten wird Geschlechterrollen und Veränderungen in den heute mehrheitlich durch die einheimische Pro- Haushaltsstrukturen und im Einkommen. duktion gedeckt, wobei diese stark abhängig Der Diversifizierungstrend lässt sich auch in der von importierten Futtermitteln ist. Bis 2024 ist Schweiz beobachten und wird einen Einfluss bei der Milcherzeugung mengenmässig nicht auf die Entwicklung neuer Produktionszweige von einer Abnahme auszugehen. Die zukünftig und Absatzwege haben. Die Nachfrage nach in- aufgrund der Bevölkerungszunahme wach- dustriell verarbeiteten Lebensmitteln, Conve- sende Nachfrage nach Rindfleisch wird vermut- nience und Functional Food ist in der Schweiz lich mit steigenden Importmengen ausgegli- ebenfalls schon längere Zeit steigend. Die Aus- chen. Bei den Mastschweinen hingegen zeigen gaben für den Ausser-Haus-Konsum in Restau- Prognosemodelle eine Zunahme der Tierbe- rants, Cafés und Bars haben in der Schweiz stände von 2014 bis 2024 um 7%, beim Mast- zwar ab-, in Selbstbedienungsrestaurants und geflügel um rund 4%. 6 Die Entwicklung der «Take-Aways» jedoch zugenommen. Des Wei- Nachfrage nach tierischen Produkten ist jedoch 5 BLW (2019) Agrarbericht 2019. Bern: BLW. 6 Möhring, A., Mack, G., Ferjani, A., Kohler, A. & Mann, S. (2015) Swiss Agricultural Outlook 2014–2024. Tänikon: Agroscope. 13
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 schwierig abzuschätzen, da einerseits die Be- Informationstechnologien für das individuelle völkerung weiter wächst und anderseits für eine Marketing. gesunde und klimabewusste Ernährung ein im Rahmenbedingungen – Wirtschaft Vergleich zu heute geringerer Fleischkonsum empfohlen wird. Der globale Handel mit Landwirtschaftsgütern und Lebensmitteln wird wachsen. Das Wachs- Verarbeitung, Verteilung und Handel tum landwirtschaftlicher Produktivität wird ins- Die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmit- besondere von Entwicklungsländern vorange- teln wird global wie auch in der Schweiz in den trieben. Deshalb wächst der Handel mit Ent- nächsten Jahrzehnten weiter zunehmen. Der wicklungsländern kontinuierlich, wenngleich die Markt konzentriert sich entlang der Wertschöp- meisten von ihnen Nettoimporteure bleiben. fungskette weiter auf einzelne grosse Lebens- Schwellenländer vergrössern ihren Anteil am mittel- und Getränkekonzerne, Verteiler und globalen Markt und werden zunehmend wettbe- Händler. In westlichen Gesellschaften wird der werbsfähigere Akteure. Landwirtschaftliche Grossteil der Lebensmittel im industriellen Rohstoffpreise haben sich auf dem Weltmarkt Massstab verarbeitet. Nachhaltigkeit, Nährstoff- auf einem hohen Niveau stabilisiert, wo sie vo- gehalte und Lebensmittelsicherheitsaspekte raussichtlich bleiben werden. werden zentrale Themen für die Verarbeitung Der Einsatz von Düngemitteln wird mit der stei- darstellen. Ferner wird der Fokus auf der Ent- genden Nachfrage an Nahrungsmitteln weltweit wicklung von gesunden und ausgewogenen Le- weiter intensiviert werden. Die Produktion mine- bensmitteln bei gleichzeitiger Steigerung der ralischen Düngers ist aber auf wenige Länder Haltbarkeit, auf der Vermeidung von Abfall, der mit endlichen natürlichen Ressourcen be- Weiterverwertung von Abfallprodukten sowie schränkt. Die eingesetzte Menge wie auch die auf verbessertem Produktscreening liegen. Preise der Kunstdünger sind in den letzten Für die Entwicklungen in der Verpackungsin- Jahrzehnten enorm angestiegen. Importpreise dustrie ist der Bedarf an Qualitätssteigerung, für Phosphor in mineralischen Düngern werden Lebensmittelsicherheitsstandards, der Verlän- sich bis 2023 global verdreifachen. gerung der Haltbarkeit sowie an Produkteinfor- Auch die Nachfrage nach Energie wird steigen. mationen verantwortlich. Grosse Anforderun- Energiepreisvorhersagen sind unsicher und va- gen werden an die Abfall-, Material- und Ge- riieren zwischen USD 75 und 204 pro Fass wichtsreduktion und das Recycling gestellt. Rohöl im Jahr 2040. Horizontale Konzentration Beim Handel liegen die Herausforderungen ne- (wenige Firmen decken einzelne Hauptaufga- ben dem Beitrag zu einer nachhaltigen Entwick- ben im Ernährungssystem ab) und vertikale In- lung insbesondere in den zunehmenden Forde- tegration (einzelne Firmen kontrollieren meh- rungen nach Transparenz betreffend Produkti- rere Stufen der Nahrungsmittel-Wertschöp- onsbedingungen sowie nach der Rückverfolg- fungskette) sind zunehmende Tendenzen. Glo- barkeit von Rohmaterialien und Lebensmitteln. bal sind finanzielle Investitionen in landwirt- Der Handel verändert sich zudem durch Online- schaftliche Rohstoffderivate sowie in Land- und shopping, den Einfluss von sozialen Medien Wasserrechte ein wachsender Trend. und den Gebrauch von Mobilgeräten, die fort- laufend Informationen liefern. Der globale Markt ist für den Export von Schweizer Produkten und damit für das natio- Auch in der Schweiz gelten für die Verarbei- nale Wirtschaftswachstum von grosser Bedeu- tung, Verteilung und Verpackung sowie den tung. Gleichzeitig liefert er mehr als 50% der Handel die globalen Trends. Für die Schweizer Güter, die für die Schweizer Nahrungsmittelver- Lebensmittelindustrie sind Fortschritte in den sorgung benötigt werden. Bilaterale Handelsab- Verarbeitungstechnologien und die Entwicklung kommen spielen daher eine bedeutende Rolle. von Produkten, die den Konsumentenbedürf- Die EU bleibt der wichtigste Handelspartner der nissen entsprechen, zur erfolgreichen Positio- Schweiz. Falls weiterhin Handelsbarrieren be- nierung auf dem globalen Markt zentral. Da die stehen, bleiben die Preise für landwirtschaftli- Lebensmittelpreise in der Schweiz voraussicht- che Produkte und Lebensmittel in der EU und lich hoch bleiben, ist zu erwarten, dass der Ein- der Schweiz unterschiedlich hoch. Die verän- kaufstourismus anhält. Schweizer Händler wer- derbaren Zollsätze erlauben die Absorption der den daher die Effizienz in Betriebsabläufen stei- Effekte globaler Preisschwankungen, was ge- gern müssen, z.B. durch den Gebrauch neuer 14
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 genwärtig bis mittelfristig zur lokalen Preisstabi- des Landwirtschaftslandes (ca. 40% der was- lität führt. Die Produktionskosten bleiben ver- ser- und eisfreien Fläche) nimmt kontinuierlich gleichsweise hoch. ab. Mobilität, globaler Handel und sich verän- dernde klimatische Bedingungen erleichtern die Die Beträge für die Abgeltungen der nicht Verbreitung von landwirtschaftlichen Schädlin- marktfähigen Leistungen der Landwirtschaft gen, Krankheiten und invasiven Arten. Ohne sind konstant geblieben, während die Stützung Gegenmassnahmen werden Antibiotikaresis- der Produktion mittels Grenzschutz tendenziell tenzen weiter zunehmen, während Biodiversität abgenommen hat. Dennoch stellt die aktuelle und Ökosystemleistungen verloren gehen. 10 Agrarpolitik laut einer OECD-Studie 7 immer noch eine grosse Barriere für einen wettbe- Prognosemodelle weisen darauf hin, dass die werbsfähigen Landwirtschafts- und Lebensmit- Durchschnittstemperaturen in der Schweiz wei- telsektor in der Schweiz dar. ter steigen werden; der Sommerniederschlag wird ab- und der Winterniederschlag zunehmen Die Schweiz ist ein Nettoimporteur von Düngern und stärker variieren. Dies führt einerseits zu ei- wie Phosphat und wird stark von ausländischen ner Verschiebung der produktiven Flächen, Ressourcen abhängig bleiben, obwohl die dem Anbau anderer Kulturen und zu einer ins- Nachfrage nach Phosphat und Stickstoff relativ gesamt steigenden Produktivität. Andererseits stabil bleiben wird. Grosses Potenzial birgt das nehmen aber auch in der Schweiz Probleme mit Recycling von Phosphor aus Mist, Gülle, Klär- Schädlingen und invasiven Arten zu und es schlamm und tierischen Abfällen. Auch können kommt vermehrt zu Krankheiten in der Tierhal- politische und technische Fortschritte hin zu tung und Hitzestress. Des Weiteren werden mehr Ressourceneffizienz die Auswirkungen Schäden durch Hagel und späten Frost häufi- steigender Preise mittel- bis langfristig reduzie- ger. Bodenerosion, Nährstoffauswaschung und ren. -verlagerung sowie Verschlechterung der Was- Im Jahr 2018 betrug der Schweizer Endenergie- ser- und Bodenqualität als Folge von Hochwas- verbrauch rund 830’000 TJ. 8 Um den Bedarf ser, Erdrutschen und Schlammlawinen stellen trotz Bevölkerungswachstum konstant zu hal- weitere Konsequenzen des Klimawandels dar. ten, strebt die Energiestrategie 2050 eine Re- Ein steigender Bewässerungsbedarf und ab- duktion des Pro-Kopf-Konsums an. Obwohl die nehmende Reserven werden den Wassernut- Energieproduktion von Primärressourcen wie zungskonflikt zwischen verschiedenen Ver- Holz, Wasser und Abfällen stark zunahm, steigt brauchern und Sektoren verschärfen. die Abhängigkeit von ausländischer Energie. Das betriebliche Stickstoffmanagement hat sich Rahmenbedingungen – Umwelt zwar verbessert, doch fielen im Jahr 2017 auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben insgesamt Der Klimawandel zeigt sich an steigenden glo- balen Oberflächen- und Ozeantemperaturen, immer noch fast 115’000 t Stickstoffüberschuss an. 11 Die negativen Auswirkungen für die Um- der Reduktion der Schnee- und Eismassen, welt und die menschliche Gesundheit durch die dem steigenden Meeresspiegel und häufigeren extremen Wetterereignissen. 9 Weltweit sind Freisetzung von Stickoxiden und Ammoniak so- wie Nitrat sind demzufolge anhaltend. Ver- Nährstoffe ein limitierender Faktor für die land- gleichsweise hat sich die Phosphat-Nutzungs- wirtschaftliche Produktion, während in man- chen Regionen die hohen Nährstofffrachten in- effizienz gesteigert, wobei auch die Phospha- teinträge in Gewässer aus der Landwirtschaft folge übermässiger Düngung die Ökosystem- vielerorts noch zu hoch sind. qualität und -stabilität gefährden. Global ver- braucht die Landwirtschaft rund 70% des jährli- Fruchtbares Landwirtschaftsland geht an Sied- chen Süsswassers. Die steigende Nachfrage, lungs- oder Infrastrukturflächen verloren. Der die Verschmutzung und der Klimawandel wer- Anteil der Landwirtschaftsflächen an der Ge- den die Wasserverfügbarkeit und -qualität zu- samtfläche sank seit 1982 von 44% auf 41% im künftig global limitieren. Die Fläche und Qualität Jahr 2015, während rund 90% der neuen Sied- 7 OECD (2015) OECD-Studie zur Agrarpolitik: Schweiz 9 IPCC (2019) Special Report on Climate Change and Land. 2015. Paris: OECD. Genf: IPCC. 8 BFE (2019) Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2018. 10 IPBES (2019) The Global Assessment Report on Biodi- Bern: BFE. versity and Ecosystem Services. Bonn: IPBES. 11 BLW (2019) Agrarbericht 2019. Bern: BLW. 15
Forschungskonzept Land- und Ernährungswirtschaft 2021–2024 lungsfläche auf vormaligen Landwirtschaftsflä- Strategien, zu Themen wie nachhaltige Ent- chen entstand. 12 Ausserdem konkurriert die wicklung, Energie oder Lebensmittel, werden landwirtschaftliche Produktion auch mit dem im Kapitel 2.1.5 vorgestellt. Die Schweiz über- Natur- und Gewässerschutz. Der drastische nimmt des Weiteren Verantwortung in der Ent- Verlust an Biodiversität konnte verlangsamt, je- wicklung und Umsetzung internationaler Strate- doch nicht angehalten werden. Zur Erreichung gien (vgl. Kapitel 2.1.4). der Umweltziele Landwirtschaft (UZL) (vgl. Ka- 2.1.2 Trends entlang der Wertschöpfungs- pitel 2.1.5) kann von einer flächendeckenden kette Verbesserung der Ressourceneffizienz zwar ein namhafter Beitrag erwartet werden, aller- Die Food-Welt steht Kopf – auf allen Stufen der dings ist auch eine Anpassung der Intensität der Wertschöpfung. Dies führt zu grossen Unsi- landwirtschaftlichen Produktion an standörtli- cherheiten und wirft Fragen auf. Unsere Essge- che Voraussetzungen angezeigt. 13 wohnheiten sind nicht nur ressourcenintensiv, Rahmenbedingungen – Politik ungesund, widersprüchlich und inkonsistent. Sie unterstehen auch einem konstanten Wan- Die UNO-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) del. Das GDI Gottlieb Duttweiler Institut publi- bildet den grundlegenden politischen Rahmen, zierte 2019 einen neuen «European Food um gegen die Verursacher von Treibhaus- Trends Report». 15 Diese Studie identifiziert und gasemissionen vorzugehen und Auswirkungen untersucht Trends und Entwicklungen, die un- des Klimawandels zu mindern. Die globale sere Ernährung in den nächsten 30 Jahren be- Durchschnittstemperatur soll im Vergleich zur einflussen werden. Gemäss dieser Studie ste- vorindustriellen Zeit um nicht mehr als 2 °C, hen drei wesentliche Treiber hinter dem Wan- wenn möglich um nicht mehr als 1,5 °C steigen. del: Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und ihre 17 Nachhaltigkeitsziele befassen sich 1. Bei vielen Menschen wächst das Bewusst- mit dem Resilienz-Konzept und mit den Ursa- sein für den Einfluss unseres Konsum- und chen von Armut und Ernährungsunsicherheit Essverhaltens auf Umwelt, Klima und Tier- sowie möglichen Lösungsansätzen für diese wohl. Die Klimakrise beeinflusst die Produk- Probleme (vgl. Kapitel 2.1.4). Der erste Welt- tion von Nahrungsmitteln, umgekehrt befeu- nachhaltigkeitsbericht 14 von 2019 verknüpft die ert unsere Ernährung diese Krise. Nachhal- einzelnen Herausforderungen von Armutsbe- tigkeit bedeutet aber auch weniger Lebens- kämpfung über Klima bis zur Wirtschaftsent- mittelverschwendung, ökologischere Verpa- wicklung. Die Bioökonomie-Strategie für ein ckungslösungen und mehr Kreislaufwirt- nachhaltiges Europa aus dem Jahr 2018 zielt schaft. auf ein verbessertes Management der erneuer- 2. Körperliche und geistige Gesundheit sind baren biologischen Ressourcen ab. zum Lifestyle geworden, die richtige Ernäh- rung ist wichtiger denn je. Mit einer optimier- Die Schweiz hat sich im Rahmen des Klima- ten Nährstoffkombination und mit Bio-Ha- übereinkommens von Paris verpflichtet, bis cking wollen die Konsumenten Unwohlsein, 2030 ihren Treibhausgasausstoss gegenüber Verdauungsprobleme, Müdigkeit und man- dem Stand von 1990 zu halbieren. Im Jahr 2019 gelnde Fitness vertreiben und die geistige entschied der Bundesrat, dieses Ziel zu ver- Leistungsfähigkeit optimieren. schärfen: Ab dem Jahr 2050 soll die Schweiz 3. Die Konsumenten wünschen sich eine effizi- unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ente Verpflegung im Alltagsstress und der ausstossen («Netto-Null-Emissionen»). Dazu Food-Markt reagiert. Die gesamte Gastrono- wird vom BAFU eine langfristige Klimastrategie mie ist im Lieferrausch. Längst stehen hinter ausgearbeitet. Diese soll 2020 vorgelegt wer- den Delivery-Menüs nicht nur klassische den. Weitere für ein nachhaltiges Schweizer Er- Restaurants, sondern auch Hochleistungs- nährungssystem ausschlaggebende nationale 12 BFS (2019) Arealstatistik Schweiz. Erhebung der Boden- 14 UNO (2019) Global Sustainable Development Report. nutzung und der Bodenbedeckung. Neuenburg: BFS. New York: UNO. 13 Bundesrat (2016) Natürliche Lebensgrundlagen und res- 15 Schäfer, C., Bosshart, D., Frick, K. & Muller, C. (2019) sourceneffiziente Produktion. Aktualisierung der Ziele. European Food Trends Report. Hacking Food: Die Neu- Bericht in Erfüllung des Postulats 13.4284 Bertschy vom erfindung unseres Essens. Rüschlikon: GDI Gottlieb Dutt- 13. Dezember 2013. Bern: Bundesrat. weiler Institut. 16
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