Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18

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Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18
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                Döblinger
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                                                                               Aus
                                                                               Frühjahr/Sommer 2018
                          Wir schreiben Geschichte!

              Einladung zum Kaiserfest in die Probusgasse am 18. August 1900

    Das Döblinger Extrablatt Nr. 19 erscheint Ende September 2018.
Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18
2                            Kaisers Geburtstag und das Ende 1918
Das Kaiser-Geburtstagsfest (Titelbild) fand im Jahre 1900 in gewohnter Manier statt. Auch in Döb-
ling – genauer gesagt in der Probusgasse – stand man in diesem Jahr ganz unter dem Eindruck dieser
alljährlichen Huldigung.

Zitat: „Der Festtag, der 18. August brachte eine Fülle neuer, erheblicher Beweise jener unerschütterlichen
Verehrung und Ergebenheit für die erhabene Person Seiner Majestät, in welchem alle Völker der Monarchie
einmüthig sind. Am heutigen Festtage prangten die Residenz und alle Städte und Orte der Monarchie in
vollem Schmuck. Von den Reichsangehörigen aller Zungen werden dem Kaiser aufrichtige Glückwünsche und
Zeugnisse der Verehrung dargebracht, und alle diese Huldigungen klingen in einem Wunsche aus! ,Gott erhalte,
Gott beschütze unseren Kaiser, unser Land!‘“
Es sollte anders kommen. Mit dem Tod des Kaisers am 21. November 1916
erlosch auch dieses Ritual. Im Verein mit der militärischen Niederlage und
den divergierenden nationalen Interessen der Völker wurde die Auflösung
Österreich-Ungarns eingeleitet, die im Herbst 1918 ihr Ende fand.

Aber vorher mussten, leider auch im Ersten Weltkrieg, viele Döblinger –
unsere Urgroß- und Großväter – mit ihrem Leben bezahlen. Zahlreiche
Kriegerdenkmäler vor den Döblinger Kirchen (im Bild das Kriegerdenkmal
1914–1918 der Sieveringer Pfarrkirche) zeugen auch heute noch vom unge-
heuren Blutverlust unserer Familien.
Gedenken wir auch Ihrer, wenn wir das Jahr 1918 schon mit Freude
begrüßen.
Ihr
Wolfgang Schulz

                     Dieses Wappenrelief, das eine Jahreszahl und den
                     Schriftzug einer berühmten Döblinger Familie aufweist,
                     befindet sich auf einem Privathaus in Unterdöbling. Im
                     Nebenhaus wohnte der akademische Maler Professor
                     Matsch, der eine Tochter aus diesem Hause heiratete.
                     Unsere heutige Frage: Wo genau befindet sich diese
                     Villa?
Auf die ersten drei Gewinner wartet jeweils eine gute Flasche Weißwein.
Wer zuerst kommt, trinkt zuerst!
Schriftliche Lösungsvorschläge nur per E-Mail an: schulz@wien-doebling.at
                                            In der vorigen Ausgabe haben wir gefragt: „Wo in Döbling
                                            befindet sich dieses Hochwasserschild?“. Die richtige Lösung
                                            lautet: Es befindet sich in der Sieveringer Straße 130 an einer
                                            rechts gelegenen Säule. Am 13. 8. 1959 stauten sich riesige
                                            Mengen von Schwemmgut an, sodass sich die Wassermassen
                                                                              den Weg über die Sieveringer
                                                                              Straße bahnten.

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Das neue „Nußdorfer Sterndal“ leuchtet                                                                               3
jetzt wieder am Anfang der Eichelhofstraße
Versprochen haben schon viele etwas, aber wirklich gehalten – da hat’s schon öfter gehapert. Ich glaube,
jeder kennt das.
                                                                In unserem Fall sind wir mehr als
                                                                glücklich, dass der Nußdorfer Tisch-
                                                                lermeister Herr Peter Braunsteiner
                                                                das, was er versprochen hat, auch um-
                                                                gesetzt hat. Der Herr Tischlermeister
                                                                hat sein selbstgezimmertes Marterl
                                                                zu meiner Überraschung im Winter
                                                                gleich selbst montiert – sozusagen ein
                                                                Weihnachtsgeschenk an den Döblinger
                                                                Heimat-Kreis und die Nußdorfer Be-
                                                                völkerung. Jetzt warten wir noch auf
                                                                die Einweihung durch Pater Roman
                                                                – doch die Einweihung des Leopolds-
                                                                berges hat natürlich Vorrang!
Wie mir Herr Braunsteiner weiters mitteilte, ist sein Spezialgebiet Holz in allen Bereichen: Holz im
ganzen Garten, z. B. bei Gartenhütten oder Holzterrassen, ebenso Möbel, Fenster oder Reparaturen.
Peter Braunsteiner freut sich, wenn Sie ihm Ihr Möbel nach Maß in Auftrag geben.

           Peter Braunsteiner, Tel.: 0664 525 23 61, 1180 Wien, Gymnasiumstraße 32/12,
          E-Mail: braunsteiner@braunsteiner-dworak.at, Web: www.braunsteiner-dworak.at

                                          Inhaltsverzeichnis
  Das neue Marterl am Nußberg                    Seite 3     Döbling „Dies und Das“                         Seite 21
  Ambrosis Schüler                               Seite 4     Der letzte Hirsch im Revier                    Seite 22
  Die Oberdöblinger Brauerei                     Seite 6     Schmerz, lass‘ nach                            Seite 23
  Mit Dampf durch Döbling                        Seite 8     Mord in Döbling                                Seite 24
  Jubilar Hansi Buzek                            Seite 10    Was die MA 49 alles kann                       Seite 26
  Der Malerwinkel in Sievering                   Seite 12    Grab einer Schicksalsgemeinschaft              Seite 28
  Eröffnung Stefaniewarte                        Seite 15    Der Bunker im Kaasgraben                       Seite 30
  Die erste und letzte 39er                      Seite 16    Das Kreuz mit dem Marterl                      Seite 32
  Gedenktafel am Zwiebelturm                     Seite 18    Der Hoadseppl                                  Seite 34
  Bestellformular                                Seite 20    Der Motzl und sein Denkmal                     Seite 35

In der vorigen Ausgabe auf Seite 15 ist ein wesentlicher Name der Kürzung zum Opfer gefallen. Richtig heißt der entspre-
chende Satz selbstverständlich: „Zwischen 1867 und 1870 logierte in der ,Cuza’schen Villa‘ Fürst Alexandru Ioan Cuza
(1820–1873).“ Auf Seite 17 wurden die Bildunterschriften von Bindenspanner und Ordensband vertauscht. Auf Seite 21
hat sich das Wort „Basalt“ eingeschlichen. Dabei besteht der Kahlenberggrat selbstverständlich nicht aus Basalt, sondern
aus Kalksandstein der Kahlenberger Schichten. Nähere Erklärungen dazu von Herrn Dr. Fink senden wir Ihnen gerne zu.

                                                                                           Döblinger Extrablatt
Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18
4                                                                    Der Schüler Wimmer
    Schön, wenn man Freunde hat. Noch besser ist es, wenn sie auch aufmerksam
    das Döblinger Extrablatt lesen, wie in diesem Fall der Freund des Autors Man-
    fred Berndt, ein eingefleischter Strudelhofstiegen-Basis-Anwohner, der den
    Autor auch indirekt zu den Werken von Heimito von Doderer brachte und
    ihn damit zu dessen Spuren nach Döbling führte. Und was er mitzuteilen
    hatte, lesen Sie jetzt hier.

                              Manfred Berndt: „Hast du gewusst, dass Gustinus Am-
                              brosi auch einen berühmten Schüler hatte?“ Der Autor:
                              „Nein, natürlich nicht!“                                Karl-Heinz Wimmer (Carlo),
                              Hr. Berndt weiter: „Das war der Herr Carlo Wimmer,          Bildhauer 1928 – 2015
                              der immerhin 15 Jahre der Schüler von Gustinus Ambrosi war und den ich auch
                              gut kannte. Eine Freundin von mir war sehr eng mit ihm befreundet. Die sollten
                              wir unbedingt aufsuchen, denn sie betreut auch den Nachlass von Carlo Wimmer.“
                              Und so wurden wir von besagter Freundin und Vertrauten eingeladen, die uns
    Gipsbüste von Gustinus    das Folgende über den Schüler Ambrosis zu erzählen wusste:
    Ambrosi, geschaffen von
    Carlo Wimmer           „Carlo Wimmer wurde am 29. 10. 1928 in Wien als Sohn eines Kaufmanns
    und einer Opernsängerin geboren. Bereits während der Schulzeit entstanden erste Plastiken, vor
    allem Tierdarstellungen. Ab 1931 lebte er auch in Salzburg und Gmunden bei seinen kunstsinni-
    gen Zieheltern. Nach seinem Kriegsdienst in Russland und Polen 1944/1945 bzw. nach 1946 war
    er kurz für die Schlaisskeramik in Gmunden tätig. Kurz danach nahm seine Ziehmutter Kontakt
    mit Gustinus Ambrosi auf, der aufgrund seiner Taubheit anfangs zögerte, den jungen Mann aufzu-
    nehmen. Dennoch wurde Carlo Ambrosis Schüler, half seinem Lehrer und Vorbild vorerst bei den
    Sanierungsarbeiten der kriegsverwüsteten Praterateliers in Wien und fertigte später zunehmend
    selbständig Werke an. Diese umfassten Porträtbüsten, Reliefs und teils realistisch-surrealistische
    Plastiken.“ Carlo lebte und arbeitete vorwiegend in Wien 9, in der Liechtensteinstraße 48, wo sich
    der Zugang zum Palais Liechtenstein befand – heute hängt dort an der Außenwand des Liechten-
    steinparks ein Kruzifix.
    Der Überlieferung nach soll es an den Friedhof des Maria-Magdalenen-Klosters, das sich in der
    Wasagasse 33 befand, erinnern. 1230 erstmals urkundlich erwähnt, bestand das Kloster bis 1529.
                      Neben dem Kreuz führte eine Tür in eine Bildhauerwerkstätte. Hier schufen
                      Gustinus Ambrosi und Carlo Wimmer ihre Werke. Mehr als zwei Meter unter
                      dem Straßenniveau liegend, zeigt das Atelier die ursprüngliche Lage des Parks
                      an, durch den die Werksteine für die Künstler transportiert wurden.

                         2010/11 erfolgte die Umgestaltung des Nebentraktes als Restaurierungsatelier
                         des Liechtenstein-Museums. Die Außenwand und das Kreuz wurden in die Re-
                         novierung einbezogen, die Türe verbaut.
                      „Carlos bildhauerisches Wirken ab 1946 bis zu seinem Ableben umfasst mehr als 1000
                       Werke“, erzählt seine Freundin und Vertraute weiter: „Es sind figurale Plastiken,
                       Serien von Kleinplastiken und Figuren, plastische Porträts, Skulpturen, Kleinreli-
                       efs und Wandreliefs mit Maßen bis zu vier Metern!“ Darunter befinden sich zum
                       Beispiel die Porträtbüste von Gustinus Ambrosi in Bronze (Bild), eine lebensgroße
                      Bronzeplastik des Heiligen Franziskus von Assisi im Hartmannspital Wien sowie

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                                               unter anderem Porträtbüsten
                                               von Bundespräsident Rudolf
                                               Kirchschläger und dem
                                               Violinvirtuosen Yehudi
                                               Menuhin.
                                               Ein weiteres besonderes
                                               Stück seiner Werke ist das
                                               figurale, mehr als zwei Me-
                                               ter hohe Wandrelief samt einer
                                               Umrandung mit Buntsteinen von Daniel
                                               Friedemann-Fuchs. Das Relief befindet sich
an der Fassade des Wohnhauses am Saarplatz Nr. 9-10 – dem Gebäude, in dem das wohl jedem
Döblinger bekannte diagnostische Labor Dr. Dostal zu finden ist.
                      So en passant erzählte mir Herr Manfred Berndt, dass auch er eine Skulptur
                         von Carlo Wimmer besäße, die ich mir in natura ansehen durfte und deren
                            Bedeutung mir Herr Berndt dabei sogleich verriet: „Die Figur ist eine Al-
                              legorie über den Krieg im allgemeinen. Der ausgestreckte Arm in Form eines
                                Kanonenrohres symbolisiert die ,Feldschlange‘ bzw. Kolubrine (Anm.:
                                   von lateinisch colubrinus – „schlangenartig; ein Kanonentyp des
                                     späten Mittelalters und der frühen Neuzeit).
                                     Durch diese soll der Krieg symbolisch an die nächste Generation
                                    weitergegeben werden. Und von wem? In diesem Fall von Napoleon
                                Bonaparte. Er reitet auf einem scheuenden Pferd über seine eigene Toten-
                                maske. Am Kopf den berühmten ,Zweispitz‘. In der rechten Hand hält
                                er eine Kanonenkugel. Auf der Patrone im Vordergrund ist der Spruch
                                 eingraviert: ,Ich übergebe Euch den NÄCHSTEN und die folgenden
                                 Kriege.‘“

Es ist schon ein ganz besonderes Kunstwerk, das Carlo Wimmer hier geschaffen hat. Besonders –
das war auch der Künstler selbst. Im Sommer 2015 ist er verstorben, doch in seinen Werken lebt er
weiter. Und auch in den Herzen seiner guten Freunde und Vertrauten: „Carlo – eigenwillig warst Du,
ja unangepasst. Und genau darum ein großer und authentischer Künstler. Du hast Dein Leben mit allen
Höhen und Tiefen der Kunst gewidmet, ohne Dich ihr unterzuordnen. Man kannte Dich als freundlichen,
hilfsbereiten und zugänglichen Menschen. Aber ging Dir einmal etwas gegen den Strich, und dies nicht
nur in rein künstlerischen Belangen, dann konntest Du sehr unbequem und zu einem furchtlosen Kritiker
werden. Und gar nicht selten zu einem bekennenden Kritiker des vorherrschenden ,Zeitgeistes‘. Oft und
gern diskutierend, zeigtest Du stets auch ein offenes Herz für andere Standpunkte. Objektiv und geprägt
von einem liberalen Geist, gemahntest Du immer auch an vergangene Zeiten, an Zeiten, in denen Du
gewachsen und geworden bist. War sie, diese durch Dich repräsentierte Zeit, vielleicht auch nicht in allen
Bereichen besser, doch immer irgendwie und irgendwo lebenswert. Du hast sie, diese verflossene Zeit, in
einzigartiger Weise uns nahe-, oder zumindest nähergebracht. Mit Deiner immensen Vorstellungskraft
schufst Du als ein Meister der plastischen Darstellung des Augenblicks weit über 1000 Kunstwerke, die
man im In- und Ausland bewundern kann. Ich – wir – halten Dich für immer im Herzen.“
Ambrosi hatte also nur einen Schüler. Aber das heißt nicht, dass er nicht auch noch eine Schülerin
hatte! Von dieser – Lilly Rona – lesen Sie in der nächsten Ausgabe.

                                                                                  Döblinger Extrablatt
Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18
6                            Die Oberdöblinger Brauerei unter der
                                                 Familie Kuffner
                                                              Neu Gasse, später Hardtgasse 24
                                                                      Von Christian Michael Springer
Am 15. Mai 1854 wird das insolvente Oberdöblinger Brauhaus, das bereits den Braubetrieb einge-
stellt hatte, öffentlich feilgeboten. Der Rufpreis beträgt 40.000 Gulden CM, aber es findet sich kein
Käufer. Man bemüht sich weiter um einen neuen Eigentümer, bis sich im Jahre 1856 die aus Lun-
denburg (Břeclav) stammenden Brüder Ignaz und Jakob Kuffner finden. Die hatten bereits 1832 die
dortige landesfürstliche Brauerei gepachtet, sind 1850 nach Wien gezogen und haben da die Ottak-
ringer Brauerei erworben.
Man beginnt wieder Bier zu brauen. 1857 sind es bereits
16.955 hl und ein Jahr später 19.120 hl. Ignaz leitet nun
die Ottakringer und Jakob die Oberdöblinger Brauerei. Es
folgen die Umwandlung der alten Kesselbrauerei in eine
Dampfbrauerei und der Übergang von der Untergärung
zur Obergärung.
Bis 1875 kann die Produktion auf 69.108 hl gesteigert
werden. Es sind meist „dunkle, vollmundige und nahrhaf-
te“ Biere, aber auch ein gewöhnliches Schankbier mit 10°
Bierwürze, die hier gebraut werden.
Sehr beliebt ist das nur in Döbling erzeugte „Sommerla-
gerbier“ mit 11° Bierwürze. Es ist ein Mittelding zwischen Unterzeug- und schwerem Lagerbier. Das
neue Doppelsudwerk ist nun auf einen Guss von 90 hl ausgelegt.
Am 8. Dezember 1881 brennt das Ringtheater „unter dramatischen Umständen“ ab. Auch Jakob
Kuffner ist unter den Zuschauern, kann sich aber wie durch ein Wunder retten. „Herr Kuffner tappte
in den Corridors im Dunklen herum, bis ihn ein gütiges Geschick an eine Thür leitete, die in die Con-
ditorei des Ringtheaters führte. Von da wurde Herr Kuffner mittels einer Strickleiter auf die Straße
hinabgelassen.“ Danach veranstaltet er alljährlich am Jahrestag des Ringtheaterbrandes als Dank ein
kleines Fest und beschenkt auch zahlreiche Arme.
Am 23. März 1882 stirbt Ignaz Kuffner, und Jakob „geht selbstverständlich dem tatenvollen Sohne
des verstorbenen Bruders, dem nunmehrigen Chef von Ottakring, Herrn Moritz Edler von Kuffner,
mit Rath und That an die Hand – und so ward wieder jene Einigkeit erzielt, die einem großen In-
dustrie-Unternehmen zum Nutzen gereicht.“ Im Braujahr 1885/86 werden unter Braumeister Anton
Bauer 88.290 hl Bier gebraut. 1888 erwirbt Jakob Kuffner die Brauerei in Pottenstein (NÖ), füllt dort
aber hauptsächlich Oberdöblinger Bier in Pottensteiner Flaschen ab.
                     Am 9. Mai 1891 stirbt Jakob Kuffner. „Der Verblichene, welcher im 75. Le-
                     bensjahr stand, befand sich noch am Abend des 5. Mai ganz wohl, soupirte wie
                     gewöhnlich und begab sich dann zur Ruhe. In der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr
                     bekam er starken Hustenreiz, es stellten sich Athembeschwerden ein und gegen
                     3 Uhr erlag er, wie ärztlich constatirt wurde, einer Herzlähmung.“ Die Söhne
                     Wilhelm und Karl Kuffner erben die Realitäten in Oberdöbling und Potten-
                     stein. Sie investieren weiter in das Brauhaus, und so wird es systematisch aus-
                     gebaut. Wilhelm übernimmt die Führung des Betriebes, da Karl seine Fabriken
                     und Güter in Ungarn leitet bzw. bewirtschaftet.
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1892/93 wird die Brauerei vergrößert und                  7
                                                                                         komplett modernisiert. Ebenso wird ein neuer
                                                                                         Hausbrunnen mit 230 m Tiefe gebohrt.
                                                                                         Es werden neue, mit drei Kompressoren nach System
                                                                                         „Linde“ künstlich gekühlte Gärkeller mit einem Fas-
                                                                                         sungsraum von ca. 4.000 hl eingerichtet, der Lager-
                                                                                         keller fasst rund 19.000 hl. Das Bier wird mit „me-
                                                                                         chanischen Aufzügen“ aus dem Keller befördert. Im
                                                                                         Heizraum befinden sich Warm- und Kaltwasserre-
                                                                                         servoirs, im Maschinenhaus werken eine 70-PS- und
                                                                                         eine 100-PS-Dampfmaschine; eine 45-PS-Maschi-
                                                                                         ne steht für den Notfall und zur Reserve bereit.
                                    Am 15. Mai 1895 gerät eine Malzdarre im ersten Stock in Brand. Das Feuer schlägt durch die Decke und entzün-
                                    det auch die darüberliegende Darre. Die Feuerwehren können ein Übergreifen auf die Malztennen verhindern. In der
                                    Braukampagne 1895/96 werden unter dem Brauführer und Braumeister Karl Dreher 101.020 hl Bier gebraut.
                                    Am 15. Oktober 1901 stirbt Wilhelms einziger Sohn Erwin, der das Unternehmen einmal übernehmen sollte, mit
                                    23 Jahren an einem tückischen Leiden, wie es heißt.
                                    Am 19. Februar 1905 wird eine Aktiengesellschaft gegründet, und am 11. Mai werden die Betriebe in
                                    der „Ign. & Jac. Kuffner A.G.“ zusammengefasst, bei der Moritz mit 56,25 Prozent der Mehrheitsak-
                                    tionär ist. Der Verwaltungsrat besteht ausschließlich aus Familienangehörigen.
                                    1907 werden noch 98.511 hl Bier gebraut, danach wird der Braubetrieb eingestellt. Nachdem nun
                                    Ottakring ausgebaut ist, zahlt sich eine zweite Braustätte nicht mehr aus. Die Lagerkeller finden
                                    während des Ersten Weltkriegs als Kartoffelkeller Verwendung. Die Mälzerei wird noch bis Ende der
                                    1920er Jahre betrieben. Am 14. April 1923 stirbt Wilhelm Kuffner mit 77 Jahren. Am 12. Dezember
                                    1924 folgt ihm sein Bruder Karl Kuffner, der 1896 von Kaiser Franz Joseph I. in seiner Rolle als König
                                    von Ungarn mit dem Prädikat „de Diószeghy“ in den Adelsstand und 1904 in den Freiherrenstand
                                    erhoben wurde, ebenfalls mit 77 Jahren.
                                    1925 zieht die „Oesterreichische Cenovis-Werke
                                    Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ in einen
                                    Teil der Räumlichkeiten ein. Die Firma, die sich
                                    der Verwertung von Hefe und der Erzeugung von
                                    Nähr- und Futtermitteln widmet, ist eine Toch-
                                    ter des Münchner Unternehmens und wird am 6.
                                    April gegründet. Einer der drei Geschäftsführer
                                    ist Moriz Kuffner. 1926 übernimmt der Simme-
                                    ringer Brauherr Georg Meichl die Geschäfts­
                                    führung und die Firma übersiedelt bald in die
                                    Räumlichkeiten des Simmeringer Brauhauses.                      Das zerbombte Brauhaus Ende der 1940er Jahre
Fotos: Christian Michael Springer

                                    Einige Gebäudeteile werden zu Wohnungen für Arbeiter der Ottakringer Brauerei umgebaut. Wäh-
                                    rend des Zweiten Weltkriegs wird das Gelände der ehemaligen Oberdöblinger Brauerei durch Bom-
                                    bentreffer schwer beschädigt, 1949 reißt man die Ruinen schließlich ab.
                                    Apropos Döblinger Brauerei: Die ehemaligen Kelleranlagen der Nußdorfer Brauerei sind heute noch
                                    begehbar. Daher werden diese im Film „Döbling Unterirdisch“, der im Winter dieses Jahres erscheint,
                                    selbstverständlich eine Rolle spielen.

                                                                                                                          Döblinger Extrablatt
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8                            Mit Dampf durch Döbling – Teil 3
von Manfred Tuschel   Auf den Berg – per Zahnrad und Drahtseil
War die Kaiser Franz Josephs-Bahn, der die Betrachtungen im Döblinger Extrablatt Nr. 17 (Seite 12/13)
gewidmet waren, eine vollwertige Eisenbahn für den Fernverkehr, so können die Bahnen, die heute
im Mittelpunkt stehen, dem Sektor Freizeit und Tourismus – damals sagte man Fremdenverkehr –
zugerechnet werden.
Als Attraktion der 1873 in Wien stattfindenden Weltausstellung plante man, den Kahlenberg mit
technischen Hilfsmitteln zu erschließen. Dazu gab es zwei Projekte: eine Zahnradbahn und eine
Drahtseilbahn. Für beides existierten bereits Vorbilder. In der Schweiz hatte der Eisenbahningenieur
Niklaus Riggenbach 1871 eine Zahnradbahn auf den Rigi geplant und errichtet, die zu einem großen
Erfolg geworden war. Für das Projekt der Drahtseilbahn diente die Standseilbahn auf den Burgberg
in Budapest, die dort seit 1870 ihren Dienst versah.
Am 16. Juni 1872 wurde der Union-Baugesellschaft die Konzession für den Bau und den Betrieb der
Drahtseilbahn erteilt, und am 10. August 1872 erhielt das Konsortium um Niklaus Riggenbach die
Bewilligung zum Bau und Betrieb einer Zahnradbahn auf den Kahlenberg.
Zeitlich gesehen hatte dann die Seilbahn die Nase vorne: Während man bei der Zahnradbahn noch
um Grundablösen feilschte, gingen die Bauarbeiten an der Drahtseilbahn zügig vonstatten, und am
27. Juli 1873 nahm dann die Anlage ihren Betrieb auf.
                                                      Die Trasse der Seilbahn führte von der Talstati-
                                                      on bei der Donauwarte – etwa auf halbem Weg
                                                      zwischen Kahlenbergerdorf und Klosterneuburg-
                                                      Weidling gelegen – 725 Meter weit in zwei leichten
                                                      Bogen zur Elisabethwiese nahe dem Sattel zwi-
                                                      schen Kahlenberg und Leopoldsberg. Das Prin-
                                                      zip beruhte auf einer Zweiwagentechnik – wenn
                                                      sich ein Waggon in der Bergstation befand, war
                                                      der andere in der Talstation. Die beiden zweige-
                                                      schossigen Wagen für je 100 Personen machten
                                                      einen gewaltigen Eindruck; im Oberstock waren
                                                      40 Plätze dritter Klasse untergebracht, unten 24
                                                      Plätze erster und 26 Sitze zweiter Klasse. In der
                                                      Bergstation befand sich das Maschinenhaus, in
                                                      dem eine zweizylindrige, 260 PS starke Dampf-
                                                      maschine werkte. Im oberen Stockwerk war der
                                                      Stand des Maschinisten, der einen Teil der Strecke
                                                      übersehen konnte und zumindest immer einen
                                                      Wagen im Blickfeld hatte. Von hier aus steuerte er
                                                      die Maschine und die Bremsvorrichtung.
                                                      Während der Weltausstellung beförderte die Seil-
                                                      bahn etwa 300.ooo Passagiere. Damit war aller-
                                                      dings nach dem Ende der Weltausstellung Schluss,
als die Ausstellungsteilnehmer und die Besucher ausblieben. Die Betreibergesellschaft geriet in finan-
zielle Schwierigkeiten, und jetzt kreuzten sich die Wege mit der Zahnradbahngesellschaft.
Diese hatte es zwar nicht geschafft, den Betrieb noch während der Dauer der Weltausstellung aufzuneh-
men, doch nachdem die Schwierigkeiten bei den Grundablösen aus dem Weg geräumt waren, schrit-

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ten die Bauarbeiten rasch voran, und am 7. März                                                    9
1874 wurde die Bahn eröffnet. Die Trasse führte
von Nußdorf aus über die Stationen Grinzing und
Krapfenwaldl auf den Kahlenberg. Und hier lag das
große Manko: Die Strecke endete nämlich vorerst
„mitten im Walde“, wie ein Journalist anlässlich der
Eröffnung hämisch schrieb. Denn die Bahn konnte
vorerst nicht direkt bis auf den Kahlenberg geführt
werden, weil der Grundeigentümer – die Betrei-
bergesellschaft der Drahtseilbahn – verhinderte,
dass die Konkurrenz ihre Fahrgäste direkt auf den
Gipfel des Berges brachte. Erst 1876 war es dann
so weit: In diesem Jahr kaufte die Zahnradbahn-
gesellschaft die finanzielle schwer angeschlagene
Drahtseilbahn auf und konnte nun die Strecke bis
zum Gipfel verlängern.
Der Kahlenberg war zwar ein beliebtes Ausflugs-
ziel, aber der Ausflugsverkehr mit der Zahnrad-
bahn entwickelte sich nur zögernd. Die Masse der
Wiener war arm und hatte nur wenig Freizeit. Nur
wenige konnten sich den Ausflug mit der Zahn-
radbahn leisten. Meist war eher ein Fußmarsch
angesagt. Auch die Erreichbarkeit der Talstation
in Nußdorf war nicht optimal, und die Verbin-
dung mit der Stadt per Dampfschiff, Kaiser Franz
Josephs-Bahn oder Stellwagen ließ wegen der lü-
ckenhaften Fahrpläne zu wünschen übrig. 1885
verbesserte sich dann die Lage, als die Zahnrad-
bahngesellschaft eine Konzession für den Betrieb
einer Tramwaylinie vom Schottenring zum Zahn-
radbahnhof erhielt. Die Betriebsführung wurde der
1872 gegründeten Neuen Wiener Tramwaygesell-
schaft übertragen. Auch durch die Tarifgestaltung,
durch Kombinationskarten mit der DDSG und
der Kaiser Franz Josephs-Bahn, durch Abonne-
ments und Vergünstigungen für Vereine und Schulen schuf die Zahnradbahngesellschaft Anreize zur
Benützung der Bahn. Zu einem verstärkten Verkehrsaufkommen trugen auch Veranstaltungen wie
Konzerte, Feuerwerke, Annenfest, Blumenfest oder das Kaiserfest bei.
1912 legten die Siemens-Schuckert-Werke ein Konzept zur Elektrifizierung der Bahn vor. Darin war auch
eine Zweiglinie zum Kobenzl vorgesehen. Die Bahngesellschaft war daran interessiert und anlässlich
der Konzessionserneuerung wurde das Elektrifizierungskonzept einbezogen. Diesen Plänen bereitete
der Erste Weltkrieg rasch ein Ende. Während des Krieges wurde die Bahn zwar nicht eingestellt, doch
führte Kohlenmangel gegen Ende des Krieges und danach zu Betriebseinschränkungen. Die mußte
ja gemäß der Konzession die Versorgung der Bewohner des Kahlenbergs mit Wasser sicherstellen. Es
wurde jedoch ein Gleis abgetragen, um Material zur Instandhaltung des zweiten zu haben. Der letzte
Personenzug fuhr am 26. November 1921. Bis April 1922 transportierte die Bahn noch Wasser auf den
Kahlenberg, dann war endgültig Schluss.
Im nächsten Döblinger Extrablatt (Nr. 19) erzähle ich von der Dampftramway.
                                                                            Döblinger Extrablatt
Döblinger Extrablatt Wir schreiben Geschichte! - s g abe Nr. 18
10       Hans Buzek – eine Vienna-Legende und ein Star
          des österreichischen Fußballs feiert seinen 80er!
 Er war einer der Fußballer, die mich in meiner Jugend faszinierten. Als Döblinger, der in den 50er
 Jahren noch auf der Straße Fußball spielte, hatte ich natürlich auch einen Verein, dem ich meine
 Liebe schenkte – es war die Vienna!
 Wenn sie am Wochenende in der Staatsliga, wie sie damals hieß, gegen andere Wiener Vereine
 spielte, war ich natürlich immer auf den Fußballplätzen, sei es auf der Pfarrwiese in Hütteldorf,
 der damaligen Heimstätte von Rapid, oder gegen Wacker, die es seinerzeit in Meidling noch gab,
 oder gegen Simmering auf der „Had“, gegen WAC in der Rustenschacher Allee, gegen Admira,
 die damals noch in Floridsdorf spielten, gegen die Austria im Praterstadion, gegen den Wiener
 Sportclub in Hernals, aber auch gegen andere Wiener Vereine, wie Olympia, Stadlau oder FC Wien.
 Immer – egal, gegen wen die Vienna spielte – schrie ich mir für die Blaugelben die Stimme aus
 dem Hals.

 Aber nun zu Hans Buzek, dem Jubilar:

 Er wurde am 22. Mai 1938 geboren und wohnte in der Pantzergasse 8 in
 Döbling. Seine Eltern hatten dort ein Lebensmittelgeschäft. Da es von
 der Pantzergasse mit der Straßenbahnlinie 37 (früher: G2) nicht weit zum
 Sportplatz der Vienna war, war es naheliegend, dass er als fußballbegeisterter
 Bub zur Vienna ging.
 Mit 12 Jahren begann er als Jugendspieler im Verein. Hier fiel er durch seine
 Torjägerqualitäten auf und wurde mit 17 Jahren vom damaligen Trainer
 Leopold Hofmann – einem ehemaligen „Wunderteam“-Spieler – in die
 „Erste“ berufen. Sein Debüt gab er gegen Raid. Vienna siegte 5:0, wobei
 Hans ein Tor erzielte und eine hervorragende Leistung bot. Interessant war,
 dass diese Premiere gerade auf seinen Geburtstag fiel. Im Jahr 1955 wurde       Hans Buzek 1961
 die Vienna Meister in der Staatsliga. Es spielten in dieser Mannschaft noch
                                 weitere Größen wie Kurtl Schmied, Rudi Röckl, Karli Koller, Otti
                                 Walzhofer, „Tscharry“ Grohs usw.
                                 In der Saison 1955/56 wurde Buzek mit 33 Toren Torschützen-
                                 könig in der Staatsliga. Sein erstes Länderspiel spielte er, als in
                                 der damaligen Zeit jüngster Teamspieler mit 17 Jahren, gegen
                                 Jugoslawien am 30. Oktober 1955. Österreich gewann 2:1.
                                 Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen bei der Vienna wurde
                                 er 1958 vom Teamchef Josef Argauer in den WM-Kader für die
                                 Weltmeisterschaft in Schweden berufen. Er spielte in allen drei
                                 Begegnungen: gegen Brasilen 0:3, gegen die UdSSR 0:2 und gegen
                                 England 2:2!
                                 Leider vergab Hans gegen die Russen einen Elfmeter, den der
                                 damals großartige Keeper Jaschin unschädlich machte. Apropos
                                 Nationalteam: In den Jahren 1960/61 erlebte Hans Buzek unter
                                 dem damaligen Teamchef Karl Decker großartige Erfolge ge-
                                 gen europäische Spitzenmannschaften: Österreich – Spanien 3:0,
          Hans Buzek 1958
                                 Österreich – England 3:1; Östereich gewann auswärts gegen

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                     Italien 2:1, auswärts gegen die damals noch starken Ungarn 2:1, außerdem auswärts gegen
                     die UdSSR 1:0, daheim nochmals gegen Ungarn 2:1!

                                                                                                      Österreich war damals die Nr. 1 in
                                                                                                      Europa. Leider verabsäumte der ÖFB,
                                                                                                      Österreich für die Fußballweltmeis-
                                                                                                      terschaft 1962 in Chile zu melden.
                                                                                                      Schade! 1961 wurde Hans Buzek zum
                                                                                                      besten Mittelstürmer der Welt gekürt,
                                                                                                      noch vor dem Stürmerstar Real Mad-
                                                                                                      rid Alfredo di Stefano. Dies war eine
                                                                                                      für Österreich sensationelle Auszeich-
                                                                                                      nung.
                                                                                                      Bei der Vienna wurde er 1962 bester
                                                                                                      Torschütze. Nachdem die Verhand-
                                                                                                      lungen um einen Weiterverbleib für
                                                                                                      die Vienna aus finanziellen Gründen
                                                                                                      gescheitert waren, und er sich von der
                     1961: Das Decker-Team feiert einen 3:1-Prachtsieg im Stadion. Stehend v. l.:
                                                                                                       Vienna abgemeldet hatte, holte ihn
                     Trubrig, Senekowitsch, Strobl, Koller, Buzek, Rafreider. Hockend v. l.: Stotz,
                     Fraydls, Hanappi, Hof, Nemec                                                      der damalige „Mister Austria“ Joschi
                                                                                                       Walter 1963 zur Wiener Austria.

                     Obwohl Buzek in den Anfangsjahren als Mittelstürmer eingesetzt wurde – der damalige Mittel-
                     stürmer Horst Nemec musste auf den rechten Flügel ausweichen –, handelte man ihn in späteren
                     Jahren erfolgreich auch als Stopper.
                     Im Nationalteam führte Hans Buzek als Kapitän Österreich am 20. Oktober 1965 zu einem his-
                     torischen Erfolg. Im ehrwürdigen Wembley-Stadion wurde England mit 3:2 besiegt! In diesem
                     Spiel wurde Rechtsaußen Toni Fritsch, der zwei Tore schoss, als „Wembley-Toni“ gefeiert. Bei der
                     Austria wurde Buzek 1966 österreichischer Torschützenkönig und Cup-Sieger.

                     Sein letztes Länderspiel – es wa-
                     ren insgesamt 42 – fand am 23.
                     April 1969 Ramat Gan, Muni-
                     cipalstadion, 32000 Zuschauer
                     Schiedsrichter: Aurelio Angonese
                     (Italien) gegen Israel statt: 1:1.
                     Hans Buzek hatte jedenfalls eine
                     eindrucksvolle Karriere und hat
                     als einer der beste Fußballer sei-
                     nen verdienten Platz in den An-
                     nalen des österreichischen Fuß-
                     balls.
                     Lieber Hans, alles Gute zu dei-
Foto: Alfred Hanna

                     nem 80er!
                                                                                            Hans Buzek und Alfred Hanna 2017
                     Alfred Hanna

                                                                                                                     Döblinger Extrablatt
12                                            Der Malerwinkel in Sievering
 „Draußt in Sievering …“ So beginnt ein altes Wienerlied, dessen Spuren uns in das alte Dorf Obersie-
 vering zum „Malerwinkel“ führen. So wird oft jene Stelle genannt, wo die Sieveringer Straße eng zu
 werden beginnt, gleich beim „Bacher“-Haus.
 Im oberen Teil Sieverings lagen die großen Guts- und Meierhöfe der Klöster und Adeligen, im un-
 teren Teil hatten die Weinhauer und Weingartenarbeiter ihre Häuser. Erst mit der Aufnahme des
 Stellwagenverkehrs von Wien nach Sievering (1837) begann hier allmählich eine stärkere Anbindung
                                                  an die Wienerstadt. Plötzlich wurde der Ort auch
                                                  von zahlreichen Malern entdeckt. Ferdinand Ge-
                                                  org Waldmüller, Johann Michael Neder, Rudolf
                                                  von Alt und viele andere Künstler holten sich hier
                                                  Anregungen für ihr Schaffen. Der Ort galt auf-
                                                  grund der vielen zauberhaften Motive als ausge-
                                                  sprochener Malerwinkel.
                                                      Der beliebte Weinort hat auch heute noch man-
                                                      ches von seinem ländlichen Aussehen behalten.
                                                      Schon in einer alten österreichischen Kunsttopo-
                                                      graphie (XV, S 287 f.) ist zu lesen: “Der Kern des
 alten Dorfes Ober-Sievering wird durch eine sehr malerische Straßenenge gebildet [Bild oben], welche mit
 ihren weinbewachsenen, staffelförmig gegliederten Häuschen und dem über der gekrümmten Straße und der
 Berghöhe im Hintergrund erscheinenden Schloss ,Am Himmel‘ zu den anmutigsten Bildern der äußeren Be-
 zirke gehört.“
 Hier darf ein Name nicht fehlen: Friedrich Dungl. Der „Ver-
 kehrsregler“ hatte ein sehr ungewöhnliches Hobby, nämlich
 Autos bei der Hausnummer 174 durch die unübersichtliche
 Straßenenge des Malerwinkels zu lotsen: „Als das erste Auto
 mühsam durch die Straßenenge kurvt, ist Friedrich Dungl in sei-
 nem Element – dankbares Nicken seitens des Lenkers – schon ist
 der erste ,Klient‘ hinter der Straßenbiegung verschwunden. Bei
 Gegenverkehr stoppt Dungl mit einer energischen Handbewegung
 sofort einen der beiden Fahrzeuglenker und räumt dem anderen
 den Vorrang ein.“
 Mitte März hätte der Autor Herrn Dungl dringend gebraucht.
 Statt dem Herrn Dungl gibt es jetzt eine automatische elektronische Hinweistafel vor und nach der
 Enge – unter dieser steht: „Bei Aufleuchten halten“. Plötzlich stand ein entgegenkommendes Auto
 vor Herrn Schulz: „Mir blieb nichts anderes übrig, als die halbe Enge bis zur Agnes zurückzuschieben,
 und das ohne ein kleines Dankeschön. Wie man sieht, sind Menschen nicht zu ersetzen.“
 Entscheidenden Einfluss auf den Ort aber hatten die ehemaligen Besitzer all dieser Liegenschaften,
 die Kamaldulenser. Der vom Hl. Romuald 1018 gestiftete Orden trägt den Namen nach dem Ort der
 ersten Gründung, dem Hochtal Camaldoli im Toskanischen. Ferdinand II. schenkte den Kamaldu-
 lensern 1628 den Schweinsberg (Kahlenberg), zu dem auch die Liegenschaften in Sievering gehör-
 ten, zwecks Errichtung einer Eremitage. 1636 wurde die Stiftung zum Priorat erhoben. Einige Jahre
 später tauchte in Dokumenten ein Meierhof dieses Ordens auf, dessen Hauptgebäude aber schon

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aus der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen dürfte. Auf der        13
                                   mächtigen Toreinfahrt des Hofes (Sieveringer Straße Nr.
                                    170), Mitte des 18. Jh. erbaut, prangt noch heute das Wap-
                                    pen der ehemaligen Grundherrschaft (Bild links): Es zeigt ein
                                   Kreuz und darunter drei Berge, welche die drei Klostergründungen
                               in Italien, Böhmen und am Kahlenberg symbolisieren.
Der Bau selbst besteht aus drei zusammenhängenden Traktteilen – einem L-förmi-
gen alten Trakt, der sich auf der von der Straße abgewandten Seite befindet.
Der einstige Eingang, heute ein kleines vergittertes Fenster im Erdgeschoß, deutet
darauf hin, dass in früheren Jahrhunderten das Straßenniveau wesentlich tiefer lag
(Bild rechts). Der Erbsenbach soll laut Überlieferungen in diesem Abschnitt der
Dorfstraße einst nur mittels einer Furt zu queren gewesen sein. Der jüngere Quer-
trakt, der den Hof gegen Norden abschließt, wurde früher als Stallung benutzt.
                                     Mitte des 19. Jh. erfolgte die Aufstockung auf
                                     die heutige Bauhöhe. Im Seitentrakt befand sich früher – ab 1766
                                     – die Hauskapelle.
                                   Richtung Norden finden wir das Presshaus mit der ältesten und
                                   größten Weinpresse der Umgebung (die Weinpresse von Herrn
                                   Graninger aus dem Jahre 1618 wurde beim Umbau 2009 zersägt
                                   und entsorgt). An der Außenmauer befand sich eine ornamentale
                                   Malerei aus dem 18. Jh., eine Sonnenuhr, die leider nicht mehr
erhalten ist. Nach den späteren Besitzern wurde das Kloster dann als „Wöginger“- und schließlich als
„Bacher“-Hof bezeichnet.
Ende des vorigen Jahrhunderts hat der Heurigenwirt „Taschler“ (Bild
rechts) hier angefangen und dem Betrieb von 1998 bis 2005 wieder
einen urigen Stempel aufgedrückt. Danach folgten verschiedene Win-
zer, bis der aktuelle Pächter Gerhard Draginec den Betrieb übernom-
men hat. Taschler übersiedelte alsbald ins „Dörfl“, wo er mit Leib und
Seele Kahlenberger Winzer geworden ist. Sein Herz schlägt aber im-
mer noch für Obersievering – und seit dem Jahr 2015 für Ober- und
Untersievering, ist er doch jetzt der Obmann dieses Weinbauvereines.
                               Im Eck des sogenannten Malerwinkels bei der Brücke auf der Sieverin-
                               ger Straße 229 befand sich der März, der auf Grund seiner Lage „Brückl-
                               März“ genannt wurde. Leider haben weder der März noch der Graninger
                               oder der Nikisch die ersten zehn Jahre des neuen Jahrtausends überlebt.
                                  Das Kloster erstreckte sich aber auch
                                  über den Bach bis in die Agnesgasse. Auf
 Ehemaliger Heuriger März auf der
      Sieveringerstraße 229       der Nr. 2 steht ein altes Gebäude, das an
                                  einen Spitalsbau erinnert und einst im
Besitz der Kamaldulenser war. Spätere Betreiber waren Franz Leon-
hartsbergers Erben (Gregor Redl war damals der Hausbesitzer) und
ab 1956 etliche Kleinhauer wie Franz Hödl, Leopold Latzelsberger,
Rudolf Puntzet, Johann Schubszik, die Gebrüder Nowak, Karl Trauer,
Josef Grünauer und Severin Steinwendner.

                                                                              Döblinger Extrablatt
14          Ebenso war das Gebäude Agnesgasse 1 – der einstige Wirtschafts-
              hof – im Besitz der Kamaldulenser. Ein Grenzstein aus dem Jahre
                1715 befindet sich ebendort. Zuletzt steckte dort Frau Therese
                 Reisinger-Kriz aus; sie hielt im Hof noch Ziegen, Hendln und
                 andere Haustiere. Heute wohnt hier die Familie Köchert.
                     Auf der Agnesgasse 3 wohnte eine gewisse Frau Ingrisch. Die-
                     se verkaufte das Haus an den Herrn Schreier, seines Zeichens
                    Strick- und Wirkwarenfabrikant. Der wiederum verkaufte das
                  Haus 1933 an Herrn Johann Müller, den Vater von Frau Eva Haslinger. Die steckte hier
 das erste Mal 1955 aus und übergab den Betrieb 1993 an ihre Tochter Rosemarie. Heute ist dieser Be-
 trieb einer der letzten Winzer von Sievering.
                             Der „Detter“ (Lorenz Detter – Lenz) auf der Agnesgasse 5 hat auch
                             schon zugesperrt – der Betrieb wurde noch eine Zeit von Franz Detter
                             mit den Kindern Johann, Käthe Steyrer, Lotte Fassl weitergeführt. Lotte
                             Fassl ist übrigens die Mutter von Herrn Walter Fassl (von der Gartenge-
                             staltung auf der Krottenbachstraße 14), der die Kellertüre auf Nummer 5
                             auch heute noch zwei Mal im Jahr für Besucher aufsperrt.
                             Seit dem Jahre 1837 lässt sich übri-
                             gens ein Gesellschaftswagen (Stell-
                             wagen) vom Platz am Hof zum
                             Gasthof „Zur Agnes“ auf der Sieve-
                             ringer Straße Nr. 221 nachweisen.
 Der „Mistinger“ war hingegen Jahrzehnte lang der Mittelpunkt
 von Obersievering, schätzte man doch das gute, bodenständige
 „Papperl“ der Familie. Der Autor war hier ebenso Stammgast –
 ganz angetan vom Südtiroler „Törgelkeller“ und der „sauren Suppe“. Am Sonntag gab sich hier auch
 die politische Prominenz gern ein Stelldichein.
 In früheren Zeiten war das Gasthaus Ausgangspunkt für Wan-
 derungen in den Wienerwald, speziell zum sagenumwobenen
 „Agnesbründl“. Davon leitet sich auch der Hausname „Zur
 Agnes“ ab. Leider ist das imposante Eckhaus – wie viele andere
 Häuser in Obersievering bzw. rund um den Malerwinkel – ein
 Spekulationsobjekt geworden. Seit Jahren steht das gesamte
 Areal leer und ist dem Verfall preisgegeben.
                            Der kleine Streifzug durch den
                            Sieveringer Malerwinkel lässt uns
                                                                                                         Fotos: Manfred Taschler (1), Christian Winkler (3)

                            auch heute noch erahnen, warum dieses liederfrohe und weingesegnete
                            Tal durch das jahrhundertelange Festhalten an Traditionen und das zu-
                            friedene Verharren in alten Bräuchen für den modernen Großstadtwiener
                            gewissermaßen ein Symbol der entschwundenen Wiener Gemütlichkeit
                            geworden ist.
                           Mehr über die Sieveringer Weinhauerfamilien der vergangenen 125 Jahre er-
 fahren Sie in dem Buch, das im Sommer 2018 erscheint, Preis 19,80, ISBN 978-3-200-04878-2
 Wolfgang Schulz (Auszüge aus diversen Beiträgen)
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Ein Fest für Döbling
                                                                                                     15
Dieses war der erste Streich …
Die Erzherzogin Stephanie, Gemahlin des 1889 in Mayerling
tragisch ums Leben gekommenen Kronprinz Rudolf, stiftete die
Stefaniewarte auf dem 484 m hohen Kahlenberg (peinlich: Auf
dem neu errichteten Plakatständer der MA 49/MA 41 steht 485
m). Die Architekten Fellner & Helmer errichteten im Jahre 1887
diese Aussichtswarte aus den Ziegeln des abgebrochenen Maschi-
nenhauses der Standseilbahn auf den Leopolds- bzw. Kahlenberg.
Die Warte hat eine Höhe von 22 m und besitzt zwei getrennt
                          begehbare Stiegenhäuser mit jeweils 125 Stufen. Nach einem Mauerabbruch im
                          Deckenbereich des vorderen Stiegenhauses Anfang September 2016 (siehe Bild
                          links) musste die Warte unverzüglich geschlossen werden.
                          Zu diesem Zeitpunkt lernte der Leiter des Döblinger
                          Heimat-Kreises Herrn Ipser von den Naturfreunden
(im Bild rechts mit Wolfgang Schulz) kennen, der ihn um Hilfe bat. Noch am
gleichen Tag schaltete der Autor die Krone ein und am 9. September erschien
der Aufruf zur Rettung der Warte. Den weiteren Ablauf kann man in den di-
versen Extrablättern nachlesen.
Am 29. April 2018 war Herr Isper, der vorsitzende Stellvertreter der Ortsgruppe
Naturfreunde Döbling, schon ganz zeitig in der Früh bei Kaiserwetter mit
seiner über 20-köpfigen Mannschaft vor Ort und richtete diverse Verkaufs- und

                                                                                                            Foto: Foto-Emil
Präsentationstische ein. An diesem Sonntag sollte die Stefaniewarte endlich neu
eröffnet werden! Schon ab 10 Uhr war die Küche für ganz hungrige Besucher
geöffnet. Hr. Ipser ließ es sich diesmal nicht nehmen, später den Wein in Stiel-
gläsern einschenken zu lassen – schmeckt auch besser als in Pappbechern. Der Döblinger Heimat-Kreis hatte
seine zwei Werbebusse gleich beim Aufgang zur Warte am Parkplatz in Stellung gebracht. Dort wurde den
                                           vorbeikommenden Heimat-Kreis Mitgliedern nach Bekanntgabe
                                           des Losungswortes „Stefaniewarte“ von einer Jungdamenriege ein
                                           Extrablatt-Kapperl als Geschenk überreicht.
                                           Pünktlich um 15 Uhr wurde die Stefaniewarte nach zwei Jah-
                                           ren „Dornröschenschlaf“ durch diverse Festredner wachgeküsst.
                                           Stadträtin Ulli Sima übergab symbolisch die Warte in die Hand
                                           der Döblinger Naturfreunde – und wies darauf hin, dass die Ge-
                                           neralsanierung um die 100.000 Euro verschlungen hat. Hr. Ipser
                                           lobte die vorbildliche Zusammenarbeit unter anderem auch mit
dem Döblinger Heimat-Kreis und dankte Hrn. Wolfgang Schulz für seine Initiativen. Die an den weißen
Extrablatt-Kapperln erkennbaren Heimat-Kreis-Festteilnehmer quittierten das mit begeistertem Applaus.
Bei der Eröffnung konnte die Warte von allen Besuchern gratis
erstiegen werden.
Danach lud der Heimat-Kreis die „Weißkappler“ (Bild rechts)
noch zu einem Umtrunk beim Gerhard, dem umtriebigen Be-
sitzer des Würstelstandes „Sobieski“, auf ein Getränk ein.
Der zweite Streich, die Öffnung des Döblinger Wahrzeichens
Leopoldsberg, soll in Kürze folgen. Der „dritte Streich“, die
Neugestaltung des Cobenzl, wird leider noch Jahre dauern.
Ihr
Wolfgang Schulz
                                                                               Döblinger Extrablatt
16                                                            Die erste und die letzte
                                                                 Bim nach Sievering
 Dass Dr. Karl Lueger – der „schöne Karl“ – ein sehr umtriebiger Mann
 und bei der Damenwelt recht begehrt war, ist bekannt. Dass er ebenso
 eine Vorliebe für Gärten hatte, sei hier kurz erwähnt; z. B. „die geschmack-
 volle gärtnerische Ausgestaltung der Gürtelstraße und der Straßenzüge ent-
 lang des Wienflusses“. Durch die Schaffung eines Wald- und Wiesen-
 gürtels hat er den Baumschmuck des Wienerwaldes für immer vor der
 Zerstörung bewahrt. „O möchten doch die Menschen, die sich im Schatten
 dieser Gärten, Parks und Wälder erfreuen, niemals dessen vergessen, der ih-
 nen all das frische Grün gegeben und kommenden Geschlechtern zur Freude
 und Erholung erhalten hat!“ Auch eröffnete er den Wertheimsteinpark in
 Oberdöbling. Der Strauß-Lanner-Park und der ehemalige Kugler Park
 wurden ebenfalls 1905 unter seiner Ägide errichtet.
                                    Aber schon 1903, als unter
                                    anderem die Straßenbahn-
                                    linien nach Grinzing, Nuß-
                                    dorf und Unterdöbling er-
                                    richtet wurden, ließ Dr. Karl
                                    Lueger es sich nicht neh-
                                    men, die erste Straßenbahn
                                    (die Eröffnung der Strecke
                                    Sieveringer Kreuzung nach
                                    Sievering erfolgte am 31. 12.
 1902) nach Sievering hinauszuführen.
 Ein Jahr später war er schon wieder in Döbling und ließ sich beim
 Heurigen Leopold Hölzl (vorher um 1890: Gasthof Johann Ul-
 rich, „Zum Badhaus“) auf der Sieveringer Straße 110 ablichten.
                         Auf dem rechts oben stehenden Bild
                         sieht man in der Mitte Bürgermeister
                         Dr. Karl Lueger, der am 1. Mai 1904
                         mit Gemeinderat Hallmann und des-
                         sen Frau bei diesem Heurigen einen
                         echten Sieveringer verkostet.
                         Die Geschichte von Karl Lueger war
                                                                                                       Fotos: Gustav Schreiber (5), Herr Theo (1), Helmut Knorr (2)

                         ja am 10. März 1910 bekanntlich
                         durch seinen Tod zu Ende, aber nicht die der Straßenbahnlinie 39. Die über-
                         lebte ihn fast 60 Jahre. Genaugenommen fand die letzte Fahrt nach Sievering
                         (seit 1952 vom Schottentor aus) am 30. August 1970
 statt. Sie wurde dann durch eine Buslinie ersetzt. Unser Zeitzeuge Herr
 Gustav Schreiber (Bild links) ließ es sich nicht nehmen, dem Schaffner-
 personal der letzten „1.-Mai-Blauen“ (der letzte Zug einer Linie vor deren
 Einstellung wurde analog dazu als „die letzte Blaue“ bezeichnet) ein gutes
 Vierterl vom Sieveringer zu kredenzen, weil sie an der Signalanlage wegen
 des Einbahnverkehrs bei Rot warten mussten. So nebenbei hat er auch die
 festlich geschmückte Elektrische mit seiner Kamera festgehalten.

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17
                   Wussten Sie, dass die Vorgänger dieser Garnituren „Hutscherln“ genannt
                    wurden? Darauf werden Sie vielleicht mit „Ja“ antworten – aber jetzt
                    erzählt Ihnen Herr Knorr auch, warum die so hießen!
                       „Aus dem Gleisbogen an der Sieveringer Kreuzung (Anm.: die Schienen liegen
                     heute übrigens noch immer dort unter der Erde) fuhr der Wagen mit den anzuhän-
                genden Beiwagen bis nach der Parallelweiche und schob ein Stück zurück, bis etwa
Eissalon Ruckenbauer. Der Beiwagen wurde vom Sonderzug abgehängt der Schaffner löste die Fest-
stellbremse, und mittels Schaukeln setzte sich der Beiwagen in Bewegung, da die Straße dort leicht
abschüssig ist. Das Andocken wurde ebenso mit der Bremse vom Schaffner bewerkstelligt.“
                                            Drinnen beim Heurigen auf der Sieveringer Straße 58
                                           übernahm Gustav Schreibers Frau Mama – Maria Schrei-
                                           ber – das frische Brot, das ihr der Motzl vom Wannema-
                                           cher immer zustellte.
                                           Als Belohnung stand ein
                                           gutes Vierterl vom Sie-
                                           veringer bereit, das unser
                                           Motzl zur Stärkung für
                                           die nächsten Aufträge
                                           stets dringend brauchte
                                           (Bild links).
Übrigens öffnet der Heurige Schreiber heuer seine Pforten vom 1.
bis zum 29. Juni und vom 1. bis 31. August – nur am Samstag ist
Ruhetag!
                                             Gleich auf dem Nach-
                                             bargrundstück vom
                                             „Nepomuk-Heurigen“*
                                             residierten Herr Theo
                                             und Frau Traude, die letzten singenden Wirtsleute von
                                             Sievering. Von Herrn Theo stammt der Text zum Lied
                                             „Die klane Buschenschank von Sievering“. Sein Heu-
                                             rigenlokal sperrte am 28. August 2005 seine Pforten
                                             für immer zu. Und Herr Theo hat sich das Straßen-
                                             bahnschild des letzten 39ers nach Sievering irgendwie
                                             „erkämpft“ (Bild links). Aber dafür hat er den „schö-
                                             nen Karl“ nicht mehr gekannt, den „ersten Sieveringer
                                             Tramwayfahrer“ …
                  Auch Herr Helmut Knorr (Bild rechts) verfügt übrigens
                  noch über ein Relikt des 39ers, das er hütet und dem Au-
                  tor zur Verfügung gestellt hat.
                  Irgendwie, so scheint die Nostalgie zu zeigen, war der 39er
                  schon eine ganz besondere Linie!
*Mehr über die Sieveringer Weinhauerfamilien der vergangenen 125 Jahre er-
fahren Sie in dem Buch, das im Sommer 2018 erscheint, Preis 19,80, ISBN
978-3-200-04878-2

                                                                                Döblinger Extrablatt
18                                    Die wichtigste Schale der Zwiebel
                                                                                        Gräf & Stift
 In der Weinberggasse errichteten im Jahr 1904 zwei Brüder die Au-
 tomobilfabrik Gräf & Stift. Die Fahrzeuge, die sie bauten, erfreuten
 sich aufgrund ihrer besonderen Qualität großer Beliebtheit, und
 die Firma konnte die Nachfrage kaum erfüllen. 1904 waren dort 40
 Arbeiter beschäftigt, im Jahr 1916 waren es bereits mehr als 1.000.
                             Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen
                             ab 1946 die ersten LKWs das Werk. Gräf
                             & Stift verlegte sich beim LKW-Bau
                             auf Sonderfahrzeuge. Im Bussegment
                             wurden sämtliche Verkehrsbetriebe Ös-
                             terreichs beliefert. Ende der sechziger
                             Jahre reichte das Eigenkapital nicht mehr, um teure Neuentwicklungen selbst
                             zu finanzieren. Gräf & Stift suchte einen potenten Partner und fand ihn in
                             dem deutschen Nutzfahrzeughersteller MAN, mit dessen österreichischer
                             Tochter ÖAF man zur ÖAF-Gräf & Stift AG fusionierte. Die Produktion
                             wurde 1974 vom Döblinger Werk in das zweite Gräf & Stift-Werk nach
                             Liesing verlagert, die Fabrik in der Weinberggasse hat man verkauft. An die
                             berühmte Firmenstätte in Döbling erinnert dieser Tage noch der sogenannte
 Zwiebelturm, der vom eben erwähnten Produktionsgebäude stammt und sich heute im Franz-Weber-
 Hof in der Weinberggasse Nr. 58–60 befindet.
 Dieser Zwiebelturm erschien dem Döblinger Heimat-Kreis als idealer
 Ort zur Anbringung einer Tafel, die an das ehemalige Werk in Döb-
 ling erinnern soll – ein Vorhaben, das der Verein bereits jahrelang
 anstrebte und gemeinsam mit Stefan Reitgruber umsetzen wollte.
 Herr Reitgruber, der von 1960 bis zum Ende des Werkes bei Gräf
 & Stift in Döbling beschäftigt war, ist heute Obmann des Vereins
 zur Förderung historischer Fahrzeuge. Er ist ein langjähriger Weg-
 gefährte des Döblinger Heimat-Kreises und spielt auch im Film über
 die Nußdorfer Wehr- und Schleusenanlage in Wien eine zentrale Rolle, indem er er die Geschichte
 der Gebrüder Gräf erzählt und verrät, wie die Löwen der Wehrbrücke zum Symbol für das Automo-
 bilwerk Gräf & Stift wurden. (Die DVD „Die Wehr- und Schleusenanlage in Nußdorf bei Wien“ ist
 um 14,80 Euro erhältlich. Näheres dazu auf Seite 20.)
 Aufgrund der jahrelangen guten Zusammenarbeit mit Herrn Reitgruber (im
 Bild rechts oben mit Herrn Schulz) lag es nahe, auch dieses Gräf & Stift-Projekt
 mit ihm gemeinsam in Angriff zu nehmen: Herr Reitgruber bemühte sich bei
 allen zuständigen Institutionen darum, den Wunsch nach einer Gedenktafel am
 „Zwiebelturm“ umzusetzen. Doch niemand erklärte sich für das Wahrzeichen
 zuständig.
 Daraufhin hat der Döblinger Heimat-Kreis im Frühjahr 2018 auf eigene Kosten ein
 sichtbares Zeichen der Wertschätzung an die Firma Gräf & Stift erstellen und
 an einer Säule des Zwiebelturmes anbringen lassen. Durch die neue Gedenktafel
 (Bild rechts) erfahren nun endlich auch alle Spaziergänger und Besucher, was
 es mit dem letzten Zeugen des Werkes auf sich hat.
 Wolfgang Schulz
 www.döbling.com
Vielen Dank, ...                                                                    19
                    ... dass Sie schon einmal an die Möglichkeit gedacht haben, dem
                    Archiv des Döblinger Extrablattes Ihre historischen Unterlagen zum Ablichten
                    zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie uns Ihre Dokumente vorbeibringen,
                    scannen wir diese ein. Die Originale verbleiben dabei selbstverständlich bei
                    Ihnen. Bitte heben Sie also Bilder, Dokumente, Fotos, Zeitungsausschnitte,
                    Broschüren und alte Telefonbücher auf. So tragen auch Sie dazu bei, die
  verschüttete Geschichte von Döbling zu erhellen, das Wissen darüber zu bereichern und an
  künftige Generationen weiterzugeben. Der Döblinger Heimat-Kreis unterstützt Sie dabei, dass
  Ihre „Schätze“ den Stellenwert bekommen, den sie sich verdienen. Ihre Erinnerungsstücke
  werden auf unserer Homepage www.döbling.com Zug um Zug veröffentlicht und ebenso bei
  Vorträgen präsentiert sowie im Döblinger Extrablatt publiziert.
        Überdies freuen wir uns immer, wenn Sie zu den Artikeln im Döblinger Extrablatt
    zusätzliches Wissen oder Unterlagen zur Verfügung stellen können. Zeitzeugen zu ein-
   zelnen Ereignissen und Berichten sind wünschenswert! Kommen Sie auch gerne vorbei,
   wenn Sie eine ganz persönliche Döblinger Geschichte mit uns teilen wollen. In der neuen
   Rubrik „Lebenslinien“ sind Ihre Bezirks-Anekdoten und -Erlebnisse herzlich willkommen!
       Bei Fragen und Terminvereinbarungen rufen Sie einfach unter 0650/35 739 44 an
                  oder schreiben Sie eine E-Mail an: schulz@wien-doebling.at
  Danke für Ihre Spende!
              Wir möchten auch weiterhin der immer größer werdenden Lesergemeinde das
              Döblinger Extrablatt kostenlos zur Verfügung stellen. Allerdings sind die Ausgaben
              dafür nicht unbeträchtlich: Ein Exemplar kommt in der Herstellung samt Postver-
              sand auf rund € 3,50.
  An dieser Stelle wollen wir ein kleines Dankeschön für die teilweise auch großzügigen Spenden
  sagen. Unser spezieller Dank gilt vor allem den Pensionisten, die uns immer wieder kleine
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20                                      Preisliste Döblinger Heimat-Kreis
     Pos                                   Artikel                                        Preis
      1    Doku – Die Wehr- und Schleusenanlage in Nußdorf bei Wien                       € 14,80
      2    Dokumentarfilm – Die Zahnradbahn auf den Kahlenberg                            € 11,50
      3    Döblinger Spaziergänge – Band 1 / Wolfgang Schulz                              € 17,80
      4    Döblinger Spaziergänge – Band 2 / Wolfgang Schulz                              € 17,80
      5    Döblinger Spaziergänge – Band 1 und 2 / Wolfgang Schulz                        € 30,–
      6    Der Kahlenberg in historischen Fotografien / Johannes Sowa                     € 20,–
      7    80 Jahre Wiener Höhenstraße / Johannes Sowa                                    € 20,–
      8    Wandern im Wienerwald / Peter Hiess & Helmuth A. W. Singer                     € 22,90
      9    Naturjuwel am Leopoldsberg – Prof. Kurt Zukrigl                                € 7,–
     10    Straßenverzeichnis Döbling                                                     € 16,–
     11    Riedenverzeichnis mit Riedenkarte 2018 (Nußberg, Kahlenbgdrf.)                 € 18,–
     12    Winzer- und Wurst-ABC-Plakat                                                   € 7,–
     13    Döblinger Extrablatt – Sammelband (Ausgaben 1 bis 4)                           € 16,–
     14    Kopie Döblinger Extrablatt Nr. 5 (Original nicht mehr vorhanden)               € 5,–
     15    Nachdruck Döblinger Extrablatt ab Nummer 6 je                                  € 3,–
     16    Kugelschreiber „Döblinger Extrablatt“ – Minenfarbe blau                        € 1,–
           Original Wiener Weindeckel – mit wienerischen Ausdrücken
     17                                                                                   € 2,–
           Durchmesser: ca. 95 mm (4 Sammlerdeckel)
     18    Döblinger Extrablatt-Kappe                                                     € 8,–
     19    Döblinger Extrablatt-T-Shirt                                                   € 14,–
     20    Einkaufssackerl Papier – mit Heimatkreis- und Extrablatt-Logo                  € 1,–
     21    Wandervorschläge (z. B. Zahnradbahnweg, Hameau, Kahlenberg)                    € 0,–
           Porto klein (z.  B. ein Döblinger Extrablatt A4)                               € 2,50
           Porto groß                                                                     € 5,–
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