EH - Werkstatt - Evangelische Hochschule Ludwigsburg
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Nr. 9 | 2021 EH - Werkstatt Evangelische Hochschule Ludwigsburg Diakonie – Pädagogik – Pflege – Religion – Soziales 50 Jahre Evangelische Hochschule Ludwigsburg: unglaublich sozial! 70-er Jahre 90-er Jahre 2010-er Jahre www.eh-ludwigsburg.de Folgen Sie uns auf 50 Jahre EH Ludwigsburg – Der Jubiläumsfilm Prof. Dr. Norbert Collmar: Wie wir wurden, was wir sind? - 50 Jahre Evang. Hochschule Ludwigsburg
Inhalt Vorwort Wie wir wurden, was wir sind. – Wurzeln der Evangelischen Hochschule ``2 Ludwigsburg seit 1876 50 Jahre EH in globalem Kontext – Eine Spurensuche ` `9 Von 2021 in die Zukunft – Wo stehen unsere Studiengänge 2030? ` `13 Die Studiengänge „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ im Jahr 2031 – ` `13 Eine stabile wissenschaftliche Disziplin und eine Profession im Werden Die Studiengänge Diakoniewissenschaft: Diakonische Praxis im ` `16 sozialen Wandel Master „Management, Ethik und Innovation im Nonprofit-Bereich“ (MEINB) ` `18 Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik im Dialog: 10 Jahre vor und zurück ` `19 Our Partner Universities ``22 Pflege – Pflegewissenschaft an Hochschulen in Deutschland ``24 Schwere Geburt in nachholender Modernisierung Religions- und Gemeindepädagogik – wohin geht die Reise? ``26 Masterstudiengang Religionspädagogik / Gemeindepädagogik ``27 Wenn wir in die Glaskugel schauen – 2030 und danach – ``28 wie wird der Bachelor Studiengang Soziale Arbeit aussehen? Unser MASA: Divers und politisch ``29 Lebenslanges Lernen wertschätzen: Anrechnung von vor dem Studium ``33 erworbenen Kompetenzen möglich! Hochschule und Digitalisierung ``35 Hauptberuflich Lehrende der EH mit Publikationsliste ``37 Informationen des Prüfungsamtes ` `40 Impressum Fotonachweis stockadobe.com: © Rawpixel.com/247493062, Herausgeber © Jacob Lund/127377480, © Comofoto/273498906, Rektor Prof. Dr. Norbert Collmar © Bits and Splits/68881702, © Song_about_sum- mer/51767695, © Вадим Пастух/51767695, Redaktion Bildarchive der Stiftung Karlshöhe, der Vorgängereinrich Ulrike Faulhaber tungen, EH-Archiv Dieterle, Faulhaber, Fuchs, Kolb, Weimann, Weinmann Gestaltung und Layout active elements GmbH, Garbsen· www.active-elements.de Anschrift Druck Evangelische Hochschule Ludwigsburg Druckerei Ungeheuer + Ulmer, Ludwigsburg Paulusweg 6 · 71638 Ludwigsburg Telefon 07141 9745-209
Vorwort Prof. Dr. Norbert Collmar, Rektor Liebe Leserinnen und Leser, „Zukunft braucht Herkunft“, so hat der Philosoph Wie schnell solche Änderungen gehen können, hat Odo Marquart formuliert. Einfacher formuliert die von der Corona-Pandemie beschleunigte Digi- könnte ich auch sagen: wir verstehen Menschen, In- talisierung gezeigt. stitutionen und uns selbst auf dem Weg in die Zu- kunft besser, wenn wir die Vergangenheit bewusst Die Arbeit der Evangelischen Hochschule Lud- mitbedenken. Herkunft und Zukunft der Evangeli- wigsburg wurde und wird von vielen Menschen schen Hochschule und ihrer Studiengänge sind das getragen und unterstützt. Manche von Ihnen sind Thema dieser EH Werkstatt. seit Jahrzehnten in und für die Bildung für sozi- ale und pädagogische, pflegerische und kirchli- 1971 wurden in Baden-Württemberg erstmals che Handlungsfelder engagiert. Ihnen allen, den Fachhochschulen gegründet. Oft waren es keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Freun- vollständigen Neugründungen sondern es wurden dinnen und Freunden sowie den Förderern der bestehende Ausbildungsstätten in Fachhochschulen Hochschule in Kirche und Diakonie, Politik und umgewandelt. Auch die Evangelische Landeskirche Gesellschaft, Stadt und Land möchte ich danken. in Württemberg und ihre Diakonie standen vor der Die vielfältigen Angebote der Hochschule sind nur Entscheidung, was wird aus der Höheren Fachschu- möglich, weil sich viele Menschen hier engagieren le für Sozialarbeit in Ludwigsburg, was aus der Hö- und engagiert haben. heren Fachschule für Sozialpädagogik in Reutlingen, was wird aus der Diakonenausbildung der Karlshö- he Ludwigsburg und was aus dem Diakonieseminar Denkendorf. Die rückblickende Antwort lautet: die Prof. Dr. Norbert Collmar, Rektor Evangelische Hochschule Ludwigsburg. Die Studiengänge blicken voraus in die Zukunft, in die Jahre nach 2030. Gibt es bleibende Aufgaben und Strukturen, was könnte sich ändern (müssen)? 1
Wie wir wurden, was wir sind. – Wurzeln der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg seit 1876 Das 19. Jahrhundert war geprägt von wirtschaft- indem sich eine große Zahl engagierter Privatper- lichen, politischen und sozialen Umwälzungen. Die sonen und Pfarrer insbesondere aus dem Pietismus bisherige Sozial- und Wirtschaftsform wurde zu- zusammenschlossen, um ihr Engagement vor Ort nächst langsam dann aber immer schneller aufgelöst. zu bündeln. So entstanden in einem längeren Pro- Nach den napoleonischen Kriegen folgten Agrar- zess Einrichtungen der Inneren Mission, die den krisen und Missernten. Die beginnende Industriali- entstandenen sozialen und kirchlichen Verwerfun- sierung, Verstädterung und Bevölkerungswachstum gen durch freie christliche Liebestätigkeit entge- führten zu Massenarmut, Verelendung, Frauen- und gentreten wollten. Kinderarbeit, Straßenkindern aber auch zu kirchli- cher Entfremdung der entstehenden Industriearbei- Nicht unerwähnt bleiben darf, dass auch Arbeits- terschaft im Königreich Württemberg. felder der heute sogenannten Gemeindepädagogik als Initiativen von Christenmenschen im Verlauf des 19. Kirche und Staat bildeten noch eine Einheit und im Jahrhunderts außerhalb der verfassten Kirche, aber für Grundsatz waren gottesdienstliche und diakonisch- die Kirche entwickelt und aufgebaut wurden. Hier- soziale Aufgaben in dieser Einheit geteilt. Soziale zu gehören die mehrheitlich durch Laien initiierten Aufgaben lagen beim Staat. Kirchliche Praxis war auf Sonntagschulen, die heutigen Kindergottesdienste. Verkündigung und Gottesdienst verengt. Diakonie Auch die Evangelische Jugendarbeit hat ihre Wurzeln gewann vielmehr in freien Initiativen Gestalt. Trotz außerhalb der verfassten Kirche in Jünglingsvereinen, kommunaler und staatlicher Anstrengung waren die der Jugendbewegung und in Kreisen für die Bibellese. Kommunen mit ihren Spitälern und Armenhäusern Die sozial-diakonischen und die missionarisch-ge- angesichts der Krisen im 19. Jahrhundert überfordert. meindepädagogischen Initiativen waren beide durch die Motivation zu Rettung der Menschen verbunden: In Württemberg entstanden viele lokale Initiativen, Rettung aus materieller und geistlicher Not. 2
Die Initiativen und entstehenden Einrichtungen schen Dienst zu Krankenpflegern ausgebildet. Die wie auch der Aufbau kommunaler und staatlicher Brüder erhalten wöchentlich 28 Unterrichtsstun- Strukturen brauchte Personal. Das Personal war den. Der Unterricht beinhaltet insbesondere theo- aber nicht vorhanden, ja es gab nicht einmal gere- logische Inhalte sowie allgemeinbildende Fächer, gelte Ausbildungen dafür. So wurden immer wieder wie Deutsch, Mathematik usw., die auf die Würt- Ausbildungseinrichtungen gegründet, z.B. 1854 die tembergische Volksschule und die Lehre in einem Stuttgarter Diakonissenanstalt für die Krankenpfle- Handwerk aufsetzen2. Auf die diakonische Arbeit ge, 1856 eine „Bildungsanstalt für Kleinkinderpfle- mit und für Menschen wurde insbesondere durch gerinnen“ in Großheppach. gegründet. Es fehlten den praktischen Dienst vorbereitet. Insgesamt aber Männer und eine Ausbildung für Männer,. sollen die Brüder befähigt werden, „an der Ret- tung des evangelischen Volkes aus leiblicher und I. Von 1876 bis 1971 geistlicher Not durch brüderliche Handreichung und Verkündigung des Evangeliums mithelfen zu 1. Wurzel: 1876 Gründung der „Evangelischen Brüder- können.“3 Die Diakonenausbildung nahm in ihrer Kinderanstalt Karlshöhe“ fast 150 jährigen Geschichte stetig die sich ändern- den gesellschaftlichen Herausforderungen an und Die Diakonenausbildung der Karlshöhe Ludwigs- entwickelte sich weiter. Die Ausbildungszeit wurde burg mit ihren Vorläufern im Mathildenstift und in auf drei Jahre verlängert. 1908 wurde die neu ein- einem „Krankenwärterbildungsverein“ mit „Diako- geführte staatliche Anerkennung als Krankenpfle- nenhaus“ in Ludwigsburg ist die älteste Wurzel der ger erlangt, 1926 die kirchliche Prüfung und Zu- Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Sie wurde lassung als Gemeindehelfer. Ab 1930 wurde eine mit staatlicher Unterstützung in enger Anlehnung Wohlfahrtspflegeschule integriert. Diese musste, als an das Hamburger Raue Haus konzipiert. § 1 der aus der Wohlfahrtspflege die nationalsozialistische Statuten legt die Ziele fest: Volkspflege wurde, geschlossen werden. Im Dezem- ber 1944 veröffentlichte die Landeskirche die erste „Die Anstalt Karlshöhe hat die vereinigte Auf- Diakonenordnung. „Der Dienst des Diakons ist ein gabe einer Brüderbildungsanstalt und einer Kin- kirchlicher Dienst. Er umfaßt die Ämter des Ge- derrettungsanstalt (…). Als Brüderanstalt sucht sie meindediakons und des Anstaltsdiakons.“ (§ 1 Abs. für die verschiedenen Zwecke der inneren Mission junge Männer vorzubereiten, namentlich für den 2 Vgl. Wilhelm Rupp, Erster Jahresbericht der evangelischen Brüder- Dienst in Kinderrettungsanstalten, in Lehrlings-, und Kinder-Anstalt Karlshöhe, Reutlingen 1877, 17f. Gesellen- und anderen Herbergen, in Irren- und 3 Rupp, Erster Jahresbericht der Brüder- und Kinder-Anstalt Krankenhäusern, in Armen- und Strafanstalten, in Karlshöhe, a.a.O., 19. evangelischen Vereinen und Gesellschaften, sowie in ähnlichen sonstigen Werken.“1 1876 Deutlich ist die Qualifizierung und Verberufli- chung für die sozialen und diakonischen Initiati- ven. Die theoretische und praktische Ausbildung dauerte in der Anfangszeit in der Regel zwei Jahre. Die Brüder waren zugleich nachmittags praktisch in der Erziehung der Kinder eingesetzt. Einige werden durch theoretischen Unterricht und prakti- Gründung der „Evangelischen Brüder- Kinderanstalt 1 Statuten der evangelischen Brüder- und Kinder-Anstalt Karlshö- he bei Ludwigsburg, Stuttgart 1878, 3. Karlshöhe“ 3
1). Ab 1951 kam die Ausbildung der Katecheten beitsbereiche wissen. Die Wohlfahrtspflegerin soll hinzu (vgl. unten Nr. 3). Bis ins Jahr 1971, als die gleich eine Basis in der Gemeinde haben.“4 Auf po- diakonische und kirchliche Ausbildungslandschaft litischen Druck des Nationalsozialismus musste der neu geordnet wurde, blieb die Diakonenausbildung „staatliche Zug“ wie bei der Karlshöhe aufgegeben in dieser Grundstruktur erhalten. werden. Der diakonisch-gemeindliche Zug wurde weitergeführt. Beide Züge müssen nun getrennt 2. Wurzel: Gründung der Evangelische Diakonieschule betrachtet werden. 1951 hat die Landeskirche die Stuttgart 1910/1917 Ausbildungen neu konzipiert. 1910 wurden in Stuttgart von der Evangeli- 2.1 Von der Evangelischen Wohlfahrtsschule über schen Gesellschaft zunächst Kurse nur für Frauen die Evangelischen Höhere Fachschule für Sozialar- eingerichtet. Aus diesen Kursen wurden während beit Ludwigsburg zur Evangelischen Fachhochschule des Ersten Weltkriegs 1916/17 die Evangelische (1951-1973) Diakonieschule Stuttgart für Frauen, die 1923 als Wohlfahrtsschule staatlich anerkannt wurde. Die Bereits 1947 wurde die Wohlfahrtsschule in Wer- jungen Frauen kamen aber nicht aus der württem- nau neu gegründet und 1951 nach Ludwigsburg bergischen Volksschule plus Lehre wie die Diako- verlegt. Hier wurde sie mit der ebenfalls wiederge- ne, sondern sie hatten in der Regel einen höheren gründeten Wohlfahrtsschule der Karlshöhe verei- Schulabschluss. Das war eine sozial ganz andere nigt und in Trägerschaft der Landeskirche weiter- Gruppe als die Diakone. geführt. Das Angebot der zunächst zweijährigen Wohlfahrtsschule wurde 1960 auf drei Jahre aus- Die Diakonieschule vermittelte Vollausbildungen gedehnt und Anfang der 60er Jahre wurde daraus in der diakonischen Arbeit, in der Gemeindearbeit eine Schule für Sozialarbeit und dann eine „Höhere und in der sozialen Arbeit. „Nach wenigen Jahren Fachschule für Sozialarbeit“. Diese wurde 1970 / 71 wurde die Ausbildung in zwei Züge geteilt, deren in eine Fachhochschule für Sozialarbeit im Aufbau einer heute (1967, N.C.) noch das Evangelische Di- umgebaut und 1973 mit der entstehenden Fach- akonieseminar in Denkendorf ist – der andere Zug hochschule in Reutlingen fusioniert. war der sogenannte >staatliche< zur Ausbildung der Wohlfahrtspflegerinnen. Der Unterricht in der Unterstufe war für beide Züge gemeinsam. Motiv: 4 Gerda Schaible, Die Geschichte unserer evangelischen Sozialschule, die Gemeindehelferinnen sollten die Grundlagen in: prisma. Zeitschrift der Studierenden, Ehemaligen und Freun- de der Höheren Fachschule für Sozialarbeit Ludwigsburg, Nr. 14, der sozialen Ausbildung kennen und um deren Ar- 1967, S.3f. 1910– 1917 1954-1971 Gruppenbild eines Evangelische Heimerzieher- Gemeindehelferinnen-Kurses, schule Reutlingen, ab 1971/73 um 1920 Evangelische Fachhochschule 4
2.2 Von der Diakonieschule (bisher diakonisch-ge- 3. Wurzel: Katechetische Seminar der Evangelischen meindlicher Zug) zum Diakonieseminar Denkendorf Landeskirche in Württemberg (1940-1951) (1951-1971) Der Nationalsozialismus hat auch im Bereich der Gegen Ende des Krieges wurde die Diakonie- religiösen Bildung stark eingegriffen. Im Religionsun- schule aufgrund der Luftangriffe auf Stuttgart nach terricht sollten Teile des Alten Testaments gestrichen Ludwigsburg verlegt und fand nach kürzerer Unter- und der Unterricht gemäß dem „Sittlichkeitsempfin- bringung in den Karlshöher Gebäuden in Hoheneck den der arischen Rasse“ gestaltet werden. Das natio- Unterschlupf. Die Zeit war aber 1951 noch nicht reif, nalsozialistische Kultusministerium legte einen neuen die Diakonieschule für Frauen mit der Karlshöher Di- Lehrplan für die Volksschule vor, den die Kirche ab- akonenausbildung zu verbinden. Dies geschah erst 20 lehnte. Die kirchliche Jugendarbeit wurde in die HJ Jahre später 1971. So wurde die Diakonieschule mit und den BdM integriert. Die evangelischen Kinder- dem weiblichen Teil des Katechetischen Seminars gärten wurden zurückgedrängt. Die Evangelische Ge- (vgl. hierzu Nr. 3) verbunden und 1951 unter neuem sellschaft Stuttgart hat im Auftrag der Landeskirche Namen als „Diakonieseminar Denkendorf“ ins dor- ab 1940 in den Räumen der Karlshöhe, später in der tige Kloster verlagert. Hier bildete die Landeskirche Gartenstraße Kurse für Ehrenamtliche und neben- Gemeindehelferinnen und Katechetinnen für ihren amtliche Personen angeboten, daraus entstand das Ka- eigenen Bedarf in den Kirchengemeinden und -bezir- techetische Seminar, in dem junge Frauen und später ken sowie im Religionsunterricht aus. Die Plätze im auch Männer für eine kirchliche Unterweisung in den Diakonieseminar wurden mit Ausnahme der letzten Kirchengemeinden ausgebildet wurden. Das Kateche- Jahre sehr nachgefragt. Aber in der zweiten Hälfte der tische Seminar hat in der Nachkriegszeit auch haupt- 1960er Jahre stellte sich die Frage, wie angesichts der amtliche Katecheten*innen für den Religionsunter- anstehenden Akademisierung sowie zunehmender richt qualifiziert und bestand bis 1951. Im Zuge der Koedukation die Arbeit weitergeführt werden kann. bereits genannten Neugliederung wurde das Kateche- Das nur für Frauen angebotene Diakonieseminar tische Seminar aufgelöst, die Arbeit aber fortgeführt. Denkendorf wurde 1971 mit der männlichen Karlshö- Die weibliche Seite wurde mit der Evangelischen Di- her Diakonenausbildung fusioniert zur „Kirchlichen akonieschule fusioniert zum Diakonieseminar Den- Ausbildungsstätte für Diakonie und Religionspädago- kendorf und kam nach Denkendorf (vgl. oben 2.2). gik“ auf der Karlshöhe Ludwigsburg. Die männliche Seite wurde mit der Karlshöher Dia- konenausbildung (vgl. oben 1.) verbunden. Das heißt die Ausbildung der Katecheten, der kirchlichen Reli- gionslehrer, war auf der Karlshöhe in und außerhalb der Diakonenausbildung. D.h., es wurden Männer auf der Karlshöhe für den Religionsunterricht ausgebildet, 1971 die nicht Diakone wurden. 4. Wurzel: Evangelische Heimerzieherschule Reutlingen (1954-1971) ab 1971/73 Evangelische Fachhoch- schule 5 Zu Beginn der 1950er Jahre wurde im „Landesver- band der Evangelischen Erziehungsanstalten“, der Eine Ausbildungsstätte für 5 Vgl. zum folgenden G. Häußermann, Bericht über die Gründung Diakone und Diakoninnen in der Evangelischen Schule für Heimerziehung in Reutlingen, in: Ludwigsburg 1954 – 1994. 40 Jahre sozialberufliche Ausbildung in Reutlingen, Reutlingen 1993, S. 3-12. 5
sogenannten „Hausväterkonferenz“, deutlich, dass Gemeindepädagogen an Fachhochschulen in kirchli- zu wenig ausgebildete Kräfte für die Heimerzie- cher Trägerschaft auszubilden. „Die Kirche braucht hung vorhanden waren und eine spezifische Ausbil- eigene Ausbildungsstätten auf Fachhochschulebene, dung für die Heimerziehung, mithin die Jugendhilfe, um in Forschung und Lehre das eigene Verständnis notwendig ist. Aus dem Kreis der Wohlfahrtspfleger ihres Dienstes immer neu zu erarbeiten und in der und der Kindergärtnerinnen wurde mit keinem gro- Praxis der Gemeindearbeit und der kirchlichen Wer- ßen Zugang gerechnet und angebotene „Kurzlehr- ke umzusetzen.“ Die Landessynode beschloss 1971 gänge für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der und am 1972, die Ausbildung von Sozialarbeitern Jugendhilfe“ genügten den Anforderungen nicht. und Sozialpädagogen auf Fachhochschulebene si- Nach der Diskussion verschiedener Alternativen cherzustellen, den Trägerverein der Reutlinger Schu- wurde im März 1954 eine koedukative eigenstän- le finanziell zu unterstützen und die Aufgaben, die dige zweijährige Vollzeitschule für Heimerziehung Studierenden und Dozierenden der Ludwigsburger in Gebäuden der Gustav-Werner-Stiftung (heutige Höheren Fachschule / Fachhochschule für Sozialar- BruderhausDiakonie) geplant, im September reali- beit (vgl. oben Nr. 2.2) zu übernehmen. siert und 1956 als Fachschule staatlich anerkannt. 5. Wurzel: Höhere Fachschule für Sozialpädagogik in Das erste Ausbildungsjahr war ein „gelenktes Prak- Aufbauform (1965-1977) tikum“. Die Fächer Theologie, Berufsethik, Psycho- logie, Heimerziehungslehre und Jugendhilfe (beides Für Kindergärtnerinnen wurde in der Schule „An heute Soziale Arbeit) und Ästhetik sollten folgende der Kreuzeiche“, Reutlingen eine viersemestrige Hö- Inhalte haben: „das Heimkind, den Jugendlichen here Fachschule für Sozialpädagogik in Aufbauform im Heim, das Heim, den Heimerzieher“. Träger der eingerichtet, die Jugendleiterinnen, ab 1973 Sozialpä- Schule wurde der am 29.03.1954 von vielen diako- dagoginnen mit Fachrichtung Vorschulpädagogik aus- nischen Einrichtungen gegründete Trägerverein. bildete. Diese Höhere Fachschule konnte nicht weiter- Schulleiter war von 1954 bis 1970 Dr. Bernhard geführt werden und wurde nach einer Übergangszeit Kraak. Die Schulzeit wurde dann auf drei Jahre ver- eingestellt. Fachlich hat die Fachhochschule Reutlin- längert. Bis 1965 haben 145 Frau und 26 Männer die gen das Thema Vorschulpädagogik weitergeführt. Schule abgeschlossen. 1969 wurde die Heimerzie- herschule als Höhere Fachschule für Sozialpädago- II. Von 1971 bis 2021 gik staatlich anerkannt und bereitete auf Aufgaben in allen Bereichen der Sozialpädagogik vor. Direkt da- Von den bislang fünf genannten Ausbildungsstät- nach wurde der Weg zur Fachhochschule beschritten. 1971-2021 Begrüßung einer Gruppe von Studierenden im 1. Semester Die EKD empfahl am 23.04.1970 den Landeskir- im Oktober 2021 chen, Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Religions- und 6
ten arbeiteten nach Neuordnungen 1951 und 1971 II.2. Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen noch die Kirchliche Ausbildungsstätte für Diako- Reutlingen nie und Religionspädagogik der Karlshöhe und die Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen Die aus der Reutlinger Höheren Fachschule für Reutlingen. Sozialpädagogik / Fachhochschule (vgl. oben I.4) und der Ludwigsburger Höheren Fachschule für II.1. Kirchliche Ausbildungsstätte für Diakonie und Reli- Sozialarbeit / Fachhochschule (vgl. oben 2.1) fu- gionspädagogik der Karlshöhe Ludwigsburg sionierten Fachhochschule bot ein achtsemestriges Studium an. Sie hatte zunächst 80 Studienanfän- Die Kirchliche Ausbildungsstätte für Diakonie gerplätze, diese wurden für einige Jahre auf 110 und Religionspädagogik der Karlshöhe Ludwigs- erhöht, um 1984 wieder auf 82 gesenkt zu werden. burg entstand aus der Fusion der männlichen Di- Gemäß der StuPO von 1980 beinhaltete das Studi- akonenausbildung mit dem weiblichen Diakonie- um drei Studienschwerpunkte: seminar Denkendorf. Die Diakonen- und ab jetzt I: Sozialarbeit, soziale Beratung und soziale (!) Diakoninnenausbildung bestand nun aus einer Dienste (Abschluss Dipl. Sozialarbeit) dreijährigen Fachschule „Jugend- und Heimerzie- II: Sozialpädagogik, pädagogisch therapeutische her“ inklusive Anerkennungsjahr als Grundaus- Arbeit (Abschluss Dipl. Sozialpädagogik) ausbildung, an die sich die einjährige, ab 1982 die III: Sozialpädagogik, vorschulische Erziehung, Frei- zweijährige Hauptausbildung anschloss. Pro Jahr zeitpädagogik, Weiterbildung (Abschluss Dipl. werden maximal 45 junge Frauen und Männern Sozialpädagogik). aufgenommen, denen vier Ausbildungsgänge of- fen standen: Gemeindediakonie, Religionspädago- Die Fachhochschule wurde getragen vom „Evan- gik, Soziale Diakonie und Kirchliche Jugendarbeit, gelischer Verein für sozialberufliche Ausbildung e.V.“ später auch Pflege. Darauf folgte eine zweijährige und finanziert aus Zuschüssen des Landes Baden- berufsbegleitende Aufbauausbildung. Württemberg und der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Sie war engagiert im Weiterbil- Bereits Ende der 1980er Jahre wurde deutlich, dungsverbund des Diakonischen Werkes und der dass ein Fachhochschulabschluss für die horizon- Forschung. Die Gründung fiel zeitlich mit der so- tale und vertikale Bewegung in der Berufsbiogra- genannten 1968er Bewegung und der notwendigen phie notwendig ist. 1994 wurde die Evangelische Modernisierung der Nachkriegsdeutschlands zusam- Fachhochschule für Diakonie der Karlshöhe Lud- men. Der Übergang vom Sozial- zum Kultusminis- wigsburg gegründet. Die Ausbildung zur Diakon*in terium sowie das noch fehlende Hochschulgesetz findet nun in zwei Studiengängen statt: ermöglichte die Hochschulgründung als basisdemo- 1. Studiengang Sozialarbeit und Diakonie (Dipl.- kratisch inspiriertes Projekt. Die Studierenden waren Soz.Arb. und Kirchl. Examen) mit einjährigen von der Frauen-, Friedens- und Ökologiebewegung Grundkurs Diakonie (2+8-Modell), geprägt. Um die staatliche Anerkennung zu erhalten, 2. Doppelstudium Religionspädagogik und Sozi- mussten aber einige Strukturen wie die Semiparität alpädagogik (Dipl. Relpäd. und Dipl. Sozpäd.) in Gremien oder die Benotungskala mit zwei Stufen im Umfang von ebenfalls zehn Semestern (geeignet – nicht geeignet) zurückgenommen werden. (8+2-Modell). III. Die fusionierte Evangelische Hochschule Ludwigs- Ab 1997 / 98 wurde eine mögliche Fusion mit burg (1999-2021) der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen Reutlingen diskutiert und von der Landeskirche Nach der Gründung der Evangelischen Fach- forciert. hochschule für Diakonie in Ludwigsburg begann 7
bald eine konflikthafte Diskussion über die Fusion gebot arrondiert. Die Hochschule hat so aktiven beider Hochschulen. Im Jahr 1999 wurde die Lud- Anteil an der Akademisierung sozialer Beruf. Das wigsburger Fachhochschule aufgelöst und ihr Stu- heutige Studienangebot spiegelt dies wider. Die dienprogramm in die Evangelische Fachhochschule Internationalisierung der EH wurde ausgebaut. für Sozialwesen Reutlingen integriert. Gleichzeitig Die Studierenden wurden immer diverser. Durch wurde die Reutlinger Fachhochschule nach Lud- die vom Bundesministerium geförderten Projek- wigsburg verlegt. Damit ist 1999 die Fachhochschu- te „Studium Diakonat in Teilzeit (StuDiT)“ und le Reutlingen-Ludwigsburg, die heutige Evangeli- „StuDiT+Anrechnung Sozialer Arbeit“ wurden die sche Hochschule Ludwigsburg, mit den Instituten Herausforderungen diverser Biographien mit der für Forschung, Fort- und Weiterbildung sowie An- Konzeption „Studium in individueller Geschwin- tidiskriminierung entstanden. Nach krisenhaften digkeit“ sowie der „Fachstelle Anrechnung außer- Anfangsjahren und schweren Einsparanstrengun- hochschulischer Kompetenzen“ beantwortet. gen begann nach der erfolgreichen Institutionelle Akkreditierung im Jahr 2006 die Umsetzung der so Auf der Forschungslandkarte der HRK ist die EH genannten Bolognareform mit Bachelor- und Mas- mit dem Forschungsschwerpunkt „Diversität, In- terstudiengängen. Gleichzeitig startete die Interna- klusion und Sozialraum“ vertreten. Die EH liefert tionalisierung. damit den Nachweis als Einrichtung exzellenter Forschung. Neben dem Aufbau des Studiengangs Frühkind- liche Bildung und Erziehung waren die 2000er Jah- re durch die Debatten und Streiks gegen die Studi- Anzeige engebühren geprägt. Die Studierenden trugen die Proteste auch in die Landessynode. Die Hochschule machte sich auf den Weg der Internationalisierung. Transmissionsriemen der Internationalisierung wa- ren die beiden neuen Studiengänge Internationale Soziale Arbeit und Internationale Religionspädago- gik (vgl. zu Internationalisierung den Artikel von C. Grimm). Das Institut für Fort- und Weiterbildung entwickelte den ersten kostenpflichtigen Weiterbil- dungsmaster der EH: Organisationsentwicklung. – Leitung und Beratung in sozialen Organisationen“. Auch die Forschung und das Forschungsinstitut entwickelten sich in den 2000er Jahren dynamisch. In diesen Jahren mussten Räume am Ludwigsbur- ger Bahnhof und bei Wüstenrot angemietet werden. Im Jahr 2007 konnte das neue Gebäude A eröffnet und darauf das Gebäude C saniert werden. Ab 2008 konnte die Hochschule die heutigen Gebäude A, B und C auf dem Campus nutzen. Zwischen 2010 und 2020 wurden die Studien- gänge Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik sowie Pflege entwickelt und damit das Studienan- 8
50 Jahre EH in globalem Kontext – Eine Spurensuche Internationalisierung ist Querschnittsaufgabe und auf viele Schultern verteilt nale Lehrinhalte sowie auf internationale Austausch- Dr. formate in den Studiengängen an der Ev. Hochschu- Carmen Grimm le Ludwigsburg und ihren Vorgängerinstitutionen. In der Lehre gibt es vor allem in zwei Themen- bereichen eine Auseinandersetzung mit internatio- nalen Bezügen. Zum einen wird anhand der Lehr- pläne seit den 1970er Jahren ersichtlich, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen (professionel- Global vernetzt von Anfang an: Die Evangelische len) Rolle in der zunehmend globalen Welt in allen Hochschule Ludwigsburg und ihre Vorgängerinsti- Studiengängen von Bedeutung war. Lehrthemen tutionen blicken auf eine lange Entwicklung inter- wie Mission und Entwicklungspolitik greifen diese nationalen Austausches während der vergangenen Fragen auf 1. Ein Beispiel finden wir in der Studien- fünf Jahrzehnte zurück. Um den Prozess unserer und Prüfungsordnung der Evangelischen Schule für Internationalisierung nachzuzeichnen, haben wir Heimerziehung Reutlingen von 1971 (Vorläufige uns auf eine Spurensuche begeben. Hochschulei- Studien- und Prüfungsordnung für das Fachhoch- gene Dokumente sowie Berichte von (ehemaligen) schulstudium 1971: 4). Hier ist „Entwicklungshilfe“ Kolleg*innen und Studierenden zeugen von Mu- ein möglicher methodischer Schwerpunkt, den Stu- tigem, Kuriosem und vor allen Dingen von einem dierende im Spezialstudium wählen können. Wei- großen Engagement von Einzelpersonen in der tere Beispiele gibt es in Lehrplänen aus den 1980er Internationalisierung an den Hochschulen in Lud- Jahre. Hier ist die Beschäftigung mit „Drittwelt- wigsburg und Reutlingen. Zugleich spiegeln sich in ländern“ ein politikwissenschaftliches Wahlfach im wichtigen Entscheidungen und Inhalten die poli- Grundstudium (Evangelische Fachhochschule für tischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, Sozialwesen Reutlingen 1981: 20). Ziele und Werte der jeweiligen Epochen. 1 Dies war natürlich nicht nur in den letzten 50 Jahren der Fall: Wir laden Sie ein, uns auf unserer Spurensuche zu Bereits 1910 ist „Heidenmission“ ein Fach in der neugegründeten begleiten und einen Blick zu werfen auf internatio- Diakonieschule (Evangelische Diakonieschule in Stuttgart 1909: 1, III). 9
Der zweite internationale Themenkomplex in der Engagement Einzelner und nicht über Leistungsan- Lehre ist der Bereich von Migration und Integrati- erkennung integrierter Teil eines Studiums. on. Auch hier finden wir Beispiele in den Studien- gängen in Ludwigsburg und Reutlingen. Mitte der Für die strukturelle Verankerung von internatio- 1970er Jahre werden Migrant*innen als Zielgruppe nalen Studieninhalten und -austauschformen waren in wenigen Studienkursen explizit erwähnt. Erwähnt die zunehmende Europäisierung der Hochschulland- werden nun (1975) „Gastarbeiter“ (Studienpläne der schaft mit u.a. der Lissabon Konvention (1997) und Ev. Fachhochschule für Sozialwesen 1975: 13) oder die stärkere Förderung von Internationalisierungspro- „Kinder ausländischer Arbeitnehmer“ (Studienpläne zessen an Hochschulen durch Institutionen wie die der Ev. Fachhochschule für Sozialwesen 1975: 10). Ab Europäische Union und den Deutschen Akademi- Anfang der 1980er Jahre spielen Migration und Inte- schen Austauschdienst ausschlaggebend. An der 2000 gration verstärkt auch eine Rolle in der praktischen neu fusionierten Hochschule in Ludwigsburg wurden Ausbildung. Beispielsweise werden Praxisanteile in der diese Veränderungen sehr früh aufgegriffen. Die An- Sozialarbeit mit „ausländischen Arbeiterkindern“ im erkennung von im Ausland erbrachten Studienleis- Studium angeboten (Evangelische Fachhochschule tungen wird nun prüfungsrechtlich geregelt (Evan- für Sozialwesen Reutlingen 1981: 47 f.). gelische Fachhochschule Reutlingen- Ludwigsburg Studien- und Prüfungsordnung 2000: §18 Abs 2) und Eine nachhaltige internationale Kooperation gab das vom BMBF, DAAD und Stifterverband geförder- es an der Ev. Fachhochschule für Sozialwesen im te Projekt „Mainstreaming Internationality as a Com- Themenfeld Integration von Menschen mit Behin- prehensive Approach (MICA)“ (2005-2007) führt zu derung. Die italienische Psychiatriereform von 1978 einer hochschulweiten strukturellen Verankerung von (schrittweise Schließung der psychiatrischen An- Internationalisierung, nicht zuletzt mit der Gründung stalten), deren theoretische Grundlagen und Um- eines International Offices und der Entwicklung von setzungen wurden in Exkursionen nach Italien und internationalen Studiengängen an der Ev. Hochschule in internationalen Arbeits- und Forschungsgruppen Ludwigsburg. In Bezug auf EU Fördermittel pro Stu- kennengelernt, erarbeitet und reflektiert. dierende im 5./6. Fachsemester ist die Ev. Hochschule Ludwigsburg im Jahr 2008 deutschlandweit auf Platz Neben internationalen Studieninhalten sind inter- 19 aller Hochschulen (DAAD 2008: Liste 8b). nationaler Austausch von Fachpersonen und Studie- renden ein wichtiger Bestandteil von Hochschulin- Diese hohe internationale Aktivität erhält die Ev. ternationalisierung. Austauschformate gab es an den Hochschule Ludwigsburg bis heute aufrecht. Bis heute Vorgängerhochschulen der EH Ludwigsburg bereits haben Studierende der Ev. Hochschule Ludwigsburg seit den 1970er Jahren. Zu nennen sind etwa die über 800 Mal ein Auslandssemester gemacht, pro Jahr- Partnerschaft der Karlshöhe Ludwigsburg mit der gang liegen die Zahlen der Auslandsaufenthalte derzeit ökumenischen Jugendorganisation „Young Life“, in- bei 15 bis 20 Prozent der Studierenden. Internationale nerhalb der u.a. auf Initiative des US-amerikanischen Studierende und Dozierende aus allen Kontinenten Theologen und Karlshöher Dozenten, Dr. Darrell gehören zum Hochschulleben dazu und prägen einen Guder Studienreisen organisiert wurden (Karlshöhe Campus, auf dem internationale Verständigung gelebt Ludwigsburg: 16). An der Ev. Fachhochschule für wird. An der Schnittstelle von Kirche, Gesellschaft Sozialwesen in Reutlingen gab in den 1980er und und Wissenschaft hat die Evangelische Hochschule -90er Jahren Austauschprogramme wie zum Beispiel Ludwigsburg über die letzten 50 Jahre hinweg Inter- durch Dr. Samir Akel vermittelte Praktika im Liba- nationalisierung zu einem Querschnittsthema ausge- non oder eine vom AStA organisierte Studienreise baut. Der Blick nach hinten festigt die Sicht nach Vorn nach Budapest, Partnerstadt der Stadt Reutlingen. auf die Spuren, die auch in den zukünftigen Jahren an Diese Austauschformate waren jedoch abhängig vom der Evangelischen Hochschule gelegt werden. ■ 10
Quellen ``KARLSHÖHE LUDWIGSBURG, 2001. Die Stiftung ``DAAD, 2008. DAAD Förderung 2009* im ERASMUS- Karlshöhe von 1876 bis 2001: Eine Jahreschronik, Lud- Programm (pro Studierende im 5. Und 6. Hochschulse- wigsburg. Verfügbar unter: https://www.karlshoehe.de/fi- mester)Liste 8b. Verfügbar unter: https://static.daad.de/ leadmin/Dokumente/Allgemein/2013/ZT-07.pdf [zuletzt media/daad_de/pdfs_nicht_barrierefrei/der-daad/foerde- aufgerufen am 28.09.21] rung-nach-daad-mitgliedshochschulen/foerderbilanzen- 2000-2009/2009-8b.pdf [zuletzt aufgerufen am 28.09.21] ``EVANGELISCHE DIAKONIESCHULE IN STUTT- Fa k t bo x Inte r na t io na le GART, 1909. S o z ia le A r be it ``EVANGELISCHE FACHHOCHSCHULE FÜR SO- ZIALWESEN, 1975. Studienpläne der Evangelischen Name des Studiengangs Internationale Soziale Fachhochschule für Sozialwesen. Arbeit ``EVANGELISCHE FACHHOCHSCHULE REUT- Abschluss Bachelor LINGEN-LUDWIGSBURG, 2000. Studien- und Prü- Regel-Studienzeit 7 Semester fungsordnung. Zulassung zum Som- Zulassung zum Sommer- ``EVANGELISCHE SCHULE FÜR HEIMERZIE- mer- / Wintersemester und zum Wintersemester HUNG REUTLINGEN, 1971. Vorläufige Studien- und Bewerbungsfristen Variiert, wird auf der Homepage veröffentlicht Prüfungsordnung für das Fachhochschulstudium. Studienanfängerplätze 15 ``EVANGELISCHE FACHHOCHSCHULE FÜR SOZIALWESEN REUTLINGEN, 1981. Verzeichnis derzeit Studierende in gesamt 104 allen Fachsemestern: der Lernveranstaltungen Wintersemester 1981/82. Anzeige Teil haben. Teil sein. ICH MAG MENSCHEN WIE SIE SIND. Kommen Sie zu uns ins Team über · eine Ausbildung · einen Freiwilligendienst (FSJ/BFD) · ein Praktikum Informieren und bewerben Sie sich unter 07121 278 669, Personalmanagement www.bd-ausbildung.de 11
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Von 2021 in die Zukunft – Wo stehen unsere Studiengänge 2030? Die Studiengänge „Bildung und Erziehung im Kindesalter“ im Jahr 2031 – Eine stabile wissenschaftliche Disziplin und eine Profession im Werden 2021). Nach der Implementierung erster kindheits- Studiengangsleitung pädagogischer Bachelorstudiengänge ab 2004 folgten Bachelor Frühkindliche bundesweit in einem dynamischen Prozess zahlreiche Bildung & Erziehung, Neugründungen, hinzukamen zeitlich verzögert fach- jetzt neu: Bildung und spezifische Masterprogramme. Mit rund hundert Stu- Erziehung im Kindesalter diengänge hat sich die Studienganglandschaft kon- (Kindheitspädagogik) solidiert und die Grundlagen für eine wissens- und Prof. Jens Müller wissenschaftsbasierten Qualifizierung sind geschaffen. Es haben sich Bachelorstudiengänge der Kindheitspä- Studiengangsleitung dagogik etabliert, die ein disziplinär konturiertes, kind- Master Frühkindliche heitspädagogisches Curriculum haben, jedoch je nach Bildung & Erziehung, jetzt Hochschulstandort für bestimmte Schwerpunktberei- neu: Bildung und Erzie- che, z.B. wie Leitung, digitale Bildung und Medien, hung im Kindesalter Traumapädagogik, sprachliche Bildung oder Kinder- schutz qualifizieren. Die Landschaft der Masterstu- Prof.in Dr. diengänge hat sich in der Gestalt etabliert, dass diese Renate Elli Horak klare erziehungswissenschaftlich und multidisziplinär angelegte Studienprofile wie z.B. Bildungs- und/ oder Wie Peter Cloos von der Universität Hildesheim Managementforschung aufweisen. und Edita Jung von der Hochschule Emden/ Leer be- reits vor 10 Jahren beschrieben, hat sich die Pädagogik Die Ausweitung fachspezifischer Forschung seit der Kindheit als wissenschaftliche (Teil-) Disziplin in Beginn der Implementierung kindheitspädago- Deutschland weitreichend etabliert (vgl. Cloos u. Jung gischer Studiengänge hat die wissenschaftliche 13
Wissensproduktion im Bundesgebiet deutlich len das Integrierte Modell, also die Verzahnung mit begünstigt. Beigetragen haben hierzu zahlreiche der ErzieherInnenausbildung. Diese AkademikerIn- Promotionen, die mittlerweile auch in Promoti- nen können, nachdem sie zuvor eine berufspraktische onsverbünden von Hochschulen für Angewandte Ausbildung abgeschlossen haben, in Bezug auf Auf- Wissenschaften und Universitäten möglich sind. stiegschancen und Bezahlung einen leichten Vorteil Die Ausweitung fachspezifischer Forschung hat für sich reklamieren, ein Umstand, der sich schon seit zudem entscheidende Impulse für eine Weiterent- mehr als zehn Jahren abzeichnet (vgl. hierzu Theisen wicklung im Bereich der öffentlich verantworten 2017). Insgesamt sind bei den Absolventinnen und Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kind- Absolventen des Bachelor- und Masterstudiengangs heit freigesetzt. nach wie vor kurze Fristen bei der Berufseinmündung zu verzeichnen und die Erwerbsquote ist hoch. Die Möglichkeit zur Promotion wird auch von Ab- solventinnen und Absolventen des Ludwigsburger Die Infrastruktur der Studiengänge ermöglicht Masterstudiengangs gut genutzt und es ist insgesamt eine kontinuierliche Forschung an den beiden bundesweit ein deutlicher Anstieg des wissenschaftli- Kooperationshochschulen, von Evaluationsprojek- chen Nachwuchses im Bereich der Kindheitspädago- ten und Forschungsprojekten in Kooperation mit gik zu verzeichnen. Etliche unserer Absolventinnen Praxiseinrichtungen oder zivilgesellschaftlichen und Absolventen sind als akademische Mitarbeiter Organisationen bis zu großen internationalen For- in Forschungsprojekten an Hochschulen und Uni- schungsprojekten. Dies könnte auch dadurch geför- versitäten bundesweit tätig und es erscheint nur eine dert worden sein, dass die Lehrdeputate an Hoch- Frage der Zeit, bis wir uns über die erste Professur schulen für Angewandte Wissenschaften um ein ‚aus unseren Reihen‘ freuen dürfen. Drittel reduziert wurden, um intensiver forschen zu können. Die damit verbundenen Fachpublikationen In Ludwigsburg besteht der grundständige Bache- leisten u.a. einen Beitrag beim Transfer von Wissen lorstudiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit in die Praxis. als gemeinsames Projekt der Evang. Hochschule und der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Beide Während die Disziplin sich stabilisiert und etab- entwickelten zugleich mit kooperierenden Fachschu- liert hat, ist die Profession immer noch eine „Pro- 14
fession im Werden“, wie Berlips et al. bereits 2013 ihren Bezugspersonen besondere Aufgaben übernom- beschrieben haben. men werden (Kooperation mit Grund- und Fachschu- len, Qualitäts- und Organisationsentwicklung, Famili- KindheitspädagogInnen stoßen seit der Imple- enbildung und -beratung, Kinderrechte, Kinderschutz mentierung der Studiengänge bei den Trägern auf und Partizipation u.a.m.). eine breite Akzeptanz (vgl. Altermann u. Holmgaard 2016), so dass die Träger seit einiger Zeit begonnen Zukunft?: Im Tarifsystem werden Kindheitspädago- haben extra Stellen für KindheitspädagogInnen zu gInnen seit ein paar Jahren analog zu SozialarbeiterIn- schaffen und Karrierewege im Beruf aufzuzeigen. nen eingruppiert. Der Durchbruch der Anerkennung Die Absolventinnen und Absolventen bringen eine der Profession gelang im Jahr 2022, als die Hochschu- spezifische Qualität in Kindertageseinrichtungen len gemeinsam mit Gewerkschaften und Verbänden und andere kindheitspädagogische Handlungsfel- die tarifliche Gleichstellung mit SozialarbeiterInnen der wie z.B. die Ganztagesbetreuung an Schulen ein, erreichten. Seitdem werden die Studiengänge noch indem von ihnen neben der Arbeit mit Kindern und besser nachgefragt, auch von Männern ;) ■ Mein Name ist Amrei und ich studiere Bildung und Erziehung im Kin- desalter (Kindheitspädagogik). Durch den Studiengang, der sehr eng mit der Praxis verknüpft ist, kann ich die gelernte Theorie direkt ausprobieren und Verbindungen zum Be- rufsleben herstellen. Anhand dieser Kombination erhalte ich umfangrei- che und fachspezifische Einblicke, durch die ich sehr viel lerne und mich weiterentwickeln kann. Faktbox Bildung und Erziehung im Kindesalter (Kindheitspädagogik) Abschlüsse Bachelor Abschlüsse Master Regel-Studienzeit Bachelor: 6 Semester Regel-Studienzeit Master: 4 Semester Zulassung zum Som- Zulassung zum Zulassung zum Som- Zulassung zum mer- / Wintersemester Wintersemester mer- / Wintersemester Wintersemester Bewerbungsfristen wird auf der Homepage Bewerbungsfristen wird auf der Homepage veröffentlicht veröffentlicht Studienanfängerplätze B.A. 60 Studienanfängerplätze M.A. 30 zusammen mit der PH zusammen mit der PH Ludwigsburg Ludwigsburg derzeit Studierende Bachelor: gesamt 149 derzeit Studierende Master: gesamt 21 an der EH an der EH Studiengangsleitungen Bachelor: Prof. Jens Müller Studiengangsleitungen Master: Prof.in Dr. Renate Elli Horak 15
Die Studiengänge Diakoniewissenschaft: Diakonische Praxis im sozialen Wandel Konkretisierung treten nicht in Konkurrenz, sondern Studiengangsleitung bereichern sich gegenseitig. Master und Bachelor Diakoniewissenschaft Immer wieder zu diskutieren sind strukturelle Fra- Prof. Dr. gen. Blickt man auf die letzten 50 Jahre zurück, so Björn Görder sieht man schnell, dass die Struktur des Studiums nicht in Stein gemeißelt ist. Zulassungsvoraussetzun- gen, doppelter Bachelor und das Verhältnis zu den „benachbarten“ Studiengängen werden immer wieder „Was willst Du, das ich Dir tue?“ Diese Frage Jesu neu überdacht werden müssen. Dabei müssen gesamt- an einen Blinden kann ein Vorbild dafür sein, wie gesellschaftliche Entwicklungen wie eine zunehmen- Kirche und Diakonie den Menschen unserer Zeit de Pluralisierung ebenso berücksichtigt werden wie begegnen. Dies erfordert zunächst, dass qualifizierte Veränderungen in der Bildungslandschaft. So ist auch Mitarbeitende sensibel unterschiedliche Bedürfnisse die Frage nach einem attraktiven Anschluss an ver- wahrnehmen: physische und psychische, soziale und schiedene Masterstudiengänge im Blick zu behalten. geistliche. Und dann braucht es die Kompetenzen, darauf adäquat zu reagieren: beratend und bildend, Der Bachelorstudiengang Diakoniewissenschaft mit tragfähigen Netzwerken im Sozialraum, in Seel- wird vermutlich in 10 Jahren nicht dieselbe Form ha- sorge und Verkündigung. Diakoninnen und Diakone ben wie heute. Aber es werden weiterhin Diakonin- werden mit einer doppelten Qualifikation auf diese nen und Diakone mit doppelter Qualifikation und auf multiperspektivische Aufgabe vorbereitet und kön- wissenschaftlichem Niveau ausgebildet werden. Das nen zum Segen für Gesellschaft und Kirche werden jedenfalls sollte das Ziel einer evangelischen Hoch- – als Jugendreferentinnen und Gemeindediakone, in schule sein, die junge Studierende auf einen zeitlosen diakonischen Bezirksstellen und Werken und an vie- Auftrag vorbereitet: Menschen in unterschiedlichen len anderen Orten. Altersgruppen und Lebenslagen im Geiste Jesu zu be- gegnen und dabei die vielschichtige Frage im Blick zu Dies gehört zur Tradition der Evangelischen haben: „Was willst du, das ich Dir tue?“■ Hochschule – genauso wie die Tatsache, dass Inhalte und Format des Studiums kontinuierlich weiterent- wickelt werden. Auf einige Entwicklungsziele hat sich die Fachgruppe Diakoniewissenschaft bereits verständigt: Soziale und theologische Fachlichkeit sollen noch stärker als bisher integriert und auf- einander bezogen werden. Was bedeutet es, wenn eine Beratung oder Vesperkirche im Horizont eines christlichen Selbstverständnisses durchgeführt wird? Und wie prägt es unser theologisches Denken und Reden, wenn wir Begriffe wie Rechtfertigung und Gottesreich angesichts von Armut, Krankheit oder Gefängnisstrafen bedenken? In diesem Zuge sollen auch die bereits bestehenden Praxisbezüge weiter ge- stärkt werden. Schließlich ist dies ein Markenzeichen der EH: Wissenschaftliche Reflexion und praxisnahe Ein zentraler Punkt für alle Studierenden: die Bibliothek. 16
den. Für die Hochschule selbst entstehen durch den Masterstudiengang Forschungsfelder und ein inspirierender Austausch zwischen Wissenschaft und den aktuellen Herausforderungen diakoni- scher Praxis. Der Studiengang lebt von den Ideen und der Begeisterungsfähigkeit der Studierenden. Schon deswegen ist nicht vorherzusehen, wohin genau die Reise gehen wird. Wir stehen am Anfang eines Weges – doch dieser verheißt Spannendes für die kommenden Jahre! ■ Der neue Master Diakoniewissenschaft Sollte ich für einen Studiengang, der gerade einmal ein halbes Jahr alt ist eine 10-Jahresperspektive zeich- Fa k tbo x nen? Blick ich auf das, was bereits in wenigen Mona- Dia k o nie w is s e ns c ha f t ten gewachsen ist, bekomme ich jedenfalls Lust darauf. Name des Diakoniewissenschaft Studiengangs In der Diakonischen Innovationswerkstatt ent- Abschluss Bachelor wickeln Studierende ein Projekt, mit dem sie auf Regel-Studienzeit 7 Semester; bei Einsegnung neuartige Weise Menschen unterstützen: In einem ins Diakonat weitere 2 Jugendwerk werden ehrenamtliche Jugendkreislei- Semester im Studiengang Soziale Arbeit ter geschult, sensibel mit Krisen und seelsorgerli- Zulassung zum Som- Zulassung zum Winter chen Fragen umzugehen. Pflegende Angehörige mer- / Wintersemester semester tauschen sich unter Anleitung über ihren Alltag aus. Bewerbungsfrist wird auf der Homepage Dabei erfahren sie Wertschätzung für das, was sie veröffentlicht leisten, und entdecken ihre Kraftquellen. Menschen Studienanfängerplätze 30 mit Behinderung bekommen digitale Geräte und derzeit Studierende in gesamt 38 allen Fachsemestern: lernen neue Teilhabemöglichkeiten. Abschluss Master Regel-Studienzeit 3 Semester So zeichnen sich Wege ab, die in die Zukunft Zulassung zum Som- im Aufbau führen: Möglichkeiten zu Kooperationen mit di- mer- / Wintersemester akonischen Trägern, Kirchenbezirken oder Kir- derzeit Studierende 7 Studierende chengemeinden; das Potenzial einer Diakoniewis- Studiengangsleitung Prof. Dr. Björn Görder senschaft, die zwischen theologischer und sozialer Fachlichkeit vermittelt sowie ein praxisnahes Mas- terstudium, das Absolvent*innen für fachlich und konzeptionell herausfordernde Tätigkeiten vorbe- reitet – insbesondere in der Diakonie oder multi- professionellen Teams im Raum der Kirche. Es ist damit zu rechnen, dass wie in vielen anderen Berei- chen Masterabschlüsse an Hochschulen für ange- wandte Wissenschaften auch für Absolvent*innen der EH eine zunehmende Bedeutung haben wer- 17
Master „Management, Ethik und Innovation im Nonprofit-Bereich“ (MEINB) Programm „Diversity Management und systemi- Studiengangsleitung sche Organisationsentwicklung“. Master Management, Ethik und Innovation im Er stellt Themen in den Mittelpunkt, deren Be- Nonprofit-Bereich deutung in den kommenden Jahren eher zu- als Prof. Dr. Björn Görder abnehmen werden: die Gestaltung lernender Or- ganisationen in einer dynamischen Umwelt, den Umgang mit Heterogenität, die Vermittlung zwi- schen Wirtschaftlichkeit und sozialem Auftrag und die Entwicklung personaler Leitungskom- petenzen. Als Weiterbildungsmaster entspricht er der Bedeutung und den Chancen lebenslangen Lernens. Die Anforderungen der Umwelt gelten natürlich auch für das Studienprogramm selbst: So bedürfen auch Inhalte und Lehrformate des Stu- diengangs angesichts von Veränderungsprozessen wie der Digitalisierung oder der zunehmende Be- deutung ökologischer Nachhaltigkeit einer konti- nuierlichen Weiterentwicklung. Nicht zuletzt weist auch die kooperative Struktur Gemeinsam mit den Evangelischen Hochschu- des Masters in die Zukunft: Die interne Zusam- len in Freiburg und Darmstadt sowie dem Dia- menarbeit zwischen Hochschullehre und dem Ins- koniewissenschaftlichen Institut der Universität titut für Fort- und Weiterbildung ist dabei ebenso Heidelberg bietet die EH den Weiterbildungs- im Blick wie das Netzwerk von Hochschulen im master MEINB an. Eng verbunden ist dieser Südwesten. Forschung und Lehre können von sol- Studiengang mit dem Weiterbildungsprogramm- chen Kooperationen nur profitieren. ■ 18
Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik im Dialog: 10 Jahre vor und zurück Studiengangsleitung Ganzes – so Martin Buber schon vor hundert Jahren in seinem Werk “Ich und Du“. Inklusive Pädagogik und Heilpädagogik Gleichwohl bleibt, pädagogisch gesehen, die Prof.‘in Kristina Kraft „Spiegelung im Zwischenmenschlichen“ zentral, da nach Ursula Horsch (2007) jeder Mensch – vom Lebensbeginn an und durchgehend – auf ein dialogisches Echo angewiesen ist. Was bedeutet das, wenn Menschen – auf den ersten Eindruck Der Studiengang „Inklusive Pädagogik und hin – schwer erreichbar wirken, bspw. im Spiel mit Heilpädagogik“ (IPHP) wurde vor 10 Jahren – im Kindern, die als mutistisch oder als schwermehr- Wintersemester 2011/12 – an dieser Hochschu- fach-behindert gelten oder in der Zusammenar- le zum ersten Mal angeboten. Den strukturellen beit mit Jugendlichen, die durch traumatisierende Kern einer Theorie-Praxis-Verbindung dieses Stu- Fluchterfahrungen gezeichnet sind oder aber in dienganges bilden verschiedene Projekt-Module der Begleitung von Menschen im Wachkoma? – jeweils mit eigener Überschrift –, die durch The- orie-Module vorbereitet und durch Projekt-Be- Für solche Herausforderungen ist der Grundbe- gleitseminare unterstützt werden (unsere Modul- griff „Dialog“ theoretisch zu entfalten. Daher wird „Landkarte“ ist abgebildet auf Seite 5: schon im 1. Semester (v.a. im Modul „Basiskate- gorien“) dieser Terminus mit seinem Netzwerk https://www.eh-ludwigsburg.de/fileadmin/user_up- angrenzender Begriffe (wie z.B. „Reziprozität“ u. load/Studium/Studiengaenge/Bachelorstudiengaenge/In- „Resonanz“) und diesbezüglicher praktischer Pro- klusive_Paedagogik___Heilpaedagogik/A_Modulhand- bleme (bspw. „Empathiefallen“) erarbeitet. Ziel ist buch_IPHP-neu_2017-10-31_03.pdf) u.a., Dialog von Kommunikation unterscheiden und ihn unter Bedingungen von Ungleichheit re- Als Ausschnitt soll die sich bislang bewährte Ar- flektieren zu können (siehe Modul 9: „Perspekti- beitsidee der ersten beiden Projekte, für die sich die ven auf Gleichheit und Differenz“). IPHP-Studierenden jeweils einen Praxisort zu su- chen haben, nachfolgend angedeutet werden. Das 1. Projekt (im zweiten Semester) trägt die Überschrift „Dialogische Annäherung“. Dieses Motto klingt un- mittelbar nach einem Auftrag, einem Handeln in der Praxis, hat‘s aber in sich … . So gilt nicht nur, am Projektort (z.B. in einem Kindergarten) dorti- ge 1:1-Kommunikationssituationen zu beobachten, sondern existierende bzw. fehlende Bedingungen einer dialogischen Qualität, die das Entstehen eines gemeinsam geteilten Bedeutungsraumes ermög- lichen, aufzuspüren. Zugleich verweist das Motto „Dialogische Annäherung“ eher auf pädagogische Bescheidenheit, denn wenn ein „Ich“ einem „Du“ begegnen will, kann es dabei immer nur Anteile der Im dritten Semester gilt es, in einem 2. Projekt anderen Person annähernd erfassen, nie das „Du“ als (Überschrift „Fallanalyse“) – u.a. mittels systema- 19
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