Deutsch als Zweitsprache Mehrsprachigkeit
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Deutsch als Zweitsprache Mehrsprachigkeit Elternarbeit Lehrerfortbildung Amt für multikulturelle Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt, e itet fünf Frankfurter Grundschulen und zwei Hauptschulen r a rb e be ge 2. ü Aufla
Impressum Herausgeber Der Magistrat der Stadt Frankfurt am Main Amt für multikulturelle Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt für die Stadt Frankfurt am Main, der Adolf-Reichwein- Schule, der Albert-Schweitzer-Schule, der Edu- ard-Spranger-Schule, der Henri-Dunant-Schule, der Karmeliterschule, der Ludwig-Richter-Schule und der Uhlandschule Texte Martina Beckmann, Dr. Eva Maria Blum, Thomas Franz, Christia Leyens, Dorothea Lochmann, Zbig- niew Pieknik, Rita Schmidt, Karin Schnürlein-Hart- mann, Sieglinde Seiffert, Marianne Spohner, Ger- linde Thomala Redaktion Sieglinde Seiffert, Marianne Spohner, Gerlinde Thomala Bildnachweis Die Abbildungen wurden für die Publikation von der Adolf-Reichwein-Schule, der Albert- Schweitzer-Schule, der Georg-Büchner-Schule, der Henri-Dunant-Schule, der Karmeliterschule und der Uhlandschule sowie von Thomas Franz, Dorothea Lochmann, Zbigniew Pieknik, Karin Schnürlein-Hartmann, Sieglinde Seiffert und Gerlinde Thomala zur Verfügung gestellt. Layout Hardy Krampertz, Frankfurt am Main Druck Heinrich Lauck GmbH, Hofheim Kontakt Stadt Frankfurt am Main Amt für multikulturelle Angelegenheiten Lange Straße 25-27 60311 Frankfurt Tel 069/212-38765 Fax 069/212-37946 Bestellungen e-mail: publikation.amka@stadt-frankfurt.de www.stadt-frankfurt.de/amka Auskunft über das Marianne Spohner, Projektkoordinatorin Projekt mitSprache Tel.: 212-30149 e-mail: marianne.spohner@stadt-frankfurt.de 2. überarbeitete Dezember 2007 Auflage © Stadt Frankfurt am Main 2007
mitSprache Deutsch als Zweitsprache • Mehrsprachigkeit Elternarbeit • Lehrerfortbildung Modellprojekt zur sprachlichen und soziokulturellen Integration von zugewanderten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern Amt für multikulturelle Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt und der Adolf-Reichwein-Schule • Albert-Schweitzer-Schule Eduard-Spranger-Schule • Henri-Dunant-Schule Karmeliterschule • Ludwig-Richter-Schule Uhlandschule * Frankfurt am Main 2007
mitSprache Inhalt Inhalt Vorwort 4 Grußwort 5 Danksagung 6 mitSprache - Modellprojekt zur sprachlichen Integration von 7 zugewanderten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern Einführung 7 Deutsch als Zweitsprache (DaZ) 11 Einführung 11 DaZ-Förderung 12 DaZ-Förderung in der Praxis 13 DaZ-Projekte - Lernen mit allen Sinnen 14 Geschichtentheater 15 Bilderbuchkino 16 Kreatives Schreiben - Schreib AG 17 Gedichte hören und sehen 18 Das Ostend mit Kinderaugen gesehen 19 Schulweggeschichten 20 Theater an der Uhlandschule 21 Theater-Gruppe an der Albert-Schweitzer-Schule 23 DaZ-Projekte - Rund ums Lesen 24 Vorlesen 24 Lesenacht 25 Lesetag, Buchphantasie 26 Büchereirätsel, Märchen, Autorenlesung, Bücher vorstellen 27 DaZ-Räume 28 Deutsch-Werkstätten 28 Werkstatt Deutsch und Mama-Raum 29 Deutsch-Lernwerkstatt für Eltern 29 DaZ und Regelunterricht 30 Mehrsprachigkeit 31 Einführung 31 Zusammenarbeit mit den Lehrkräften des herkunftssprachlichen Unterrichts 32 Mehrsprachigkeit sichtbar machen 33 Begrüßung, mehrsprachige Materiallisten, Internationale Wand, Nationen an 33 unserer Schule, Kinder aus aller Welt Das Buch der zehn Sprachen 34 2
Inhalt mitSprache Sprachenporträts der Kinder - Sprachenporträts der Eltern 35 Inhalt Zweisprachige Ausstellung im Sachkundeunterricht 36 Mehrsprachigkeit im Schulalltag 38 Elternarbeit 39 Einführung 39 Einschulung 40 Kochabende 41 Müttertreffs 42 Eltern begegnen sich 43 Elternräume, Elterncafé 43 ABC-Fest 44 Türkisches Kinderfest 45 Mama lernt Deutsch - Papa auch 46 Informationen für die Eltern 48 Büchernachmittage - Bücherabende 51 Elternbesuche in der Schule 52 Lehrerfortbildung 53 Themen und Referent/innen 54 Die Schulen stellen sich vor 56 Adolf-Reichwein-Schule 56 Albert-Schweitzer-Schule 57 Eduard-Spranger-Schule 58 Henri-Dunant-Schule 59 Karmeliterschule 60 Ludwig-Richter-Schule 61 Uhlandschule 62 Vernetzung im Stadtteil 63 Anhang 67 AOE 67 Koala 68 Literatur zum Thema DaZ 70 DaZ-Material 73 Bildkarten 78 Literatur 79 In den mitSprache-Schulen erstellte Materialien 80 3
mitSprache Einleitung Berichte aus Frankfurter Schu- Spranger-Schule (Haupt- und Re- Vorwort len, dass zu viele Kinder aus Zu- alschule) sowie die Ludwig-Rich- wandererfamilien auch der zwei- ter-Schule (Grund- und Haupt- ten und dritten Generation bei der schule). Für die Projektarbeit und Einschulung nicht über ausrei- vor allem für zusätzliche Deutsch- chende Kenntnisse der deutschen fördermaßnahmen erhalten alle Sprache verfügten, waren Anlass beteiligten Schulen von Seiten für die Einrichtung des Projek- des Staatlichen Schulamtes Res- tes mitSprache. Im Laufe des Jah- sourcen und die Stadt Frankfurt res 2000 initiierte das Dezernat für am Main unterstützt die Maßnah- Integration die Konzeptionierung me durch den Einsatz je einer pä- dieser Modellmaßnahme durch dagogischen Moderatorin an jeder das Amt für multikulturelle An- der Schulen. gelegenheiten in Zusammenarbeit Was sich die Projektpartner in mit dem Hessischen Kultusminis- den vergangen Jahren zur Sprach- terium und dem Staatlichen Schul- förderung und zur Verbesserung amt. Unter dem Titel „mitSprache der Elternarbeit haben einfallen - Modellprojekt zur sprachlichen lassen, ist in der vorliegenden und soziokulturellen Integration Dokumentation nachzulesen. Ich von zugewanderten Schülerinnen würde mich freuen, wenn auch an- und Schülern und deren Eltern“ dere Frankfurter Schulen daraus begann mit dem Schuljahr 2000/ Anregungen für ihre Arbeit gewin- 01 die Arbeit an der Karmeliter- nen könnten. Stadtrat Jean Claude Diallo schule und der Uhlandschule mit Dezernent für Integration dem Ziel, Schülerinnen und Schü- lern aus Familien mit Migrations- hintergrund bessere Möglichkeiten anzubieten, die deutsche Sprache zu erlernen. Da davon auszuge- hen ist, dass eine gute Zusammen- arbeit von Elternhaus und Schule Voraussetzung einer erfolgreichen Schullaufbahn der Kinder ist, war ein weiterer Schwerpunkt die Un- terstützung der Elternarbeit an den beteiligten Schulen. Aufgrund der erfolgverspre- chenden Ansätze, die im ers- ten Projektjahr entwickelt wer- den konnten, wurde das Projekt ab dem Schuljahr 2001/02 auf wei- tere vier Grundschulen ausgewei- tet: die Adolf-Reichwein-Schule, die Albert-Schweitzer-Schule, die Georg-Büchner-Schule und die Henri-Dunant-Schule. Im Schul- jahr 2006/07 sind zwei weiterfüh- rende Schulen in das Projekt mit- Sprache eingestiegen: die Eduard- 4
Grußwort mitSprache In unseren Frankfurter Schulen Fünf Frankfurter Grundschulen stoßen wir überall auf viele päda- und seit dem Schuljahr 2006/07 Grußwort gogische Schätze, die Anregung, zwei Hauptschulen haben in dem Beispiel und Motivation für neue Projekt mitSprache wichtige Er- Anstrengungen weiterer Schu- fahrungen gesammelt und stellen len sind. diese anderen Schulen zur Verfü- Das Projekt mitSprache ist ein gung. Für ihre Bemühungen und herausragendes Beispiel für die- das zusätzliche Engagement danke se schöne Erfahrung in den Frank- ich allen, die an dieser wichtigen furter Grundschulen. Fantasie, En- Aufgabe weiter mitarbeiten. gagement, Methodenvielfalt, das Das Staatliche Schulamt freut Gefühl großer Verantwortung und sich auf viele ähnliche Aktivitä- vielfältige Kompetenzen zeichnen ten der Zusammenarbeit mit dem die Lehrerinnen und Lehrer in un- Amt für multikulturelle Angele- seren Grundschulen aus. Sie haben genheiten und mit den Frankfur- eine beeindruckende Wertschät- ter Schulen. zung für die Herkunftssprachen ih- rer Schülerinnen und Schüler und Hans-Rolf Eifert stützen ihren Unterricht zum Er- Leiter des Staatlichen Schulamtes werb der deutschen Sprache auf diese herkunftssprachlichen Vor- aussetzungen. Freude an der kul- turellen Vielfalt, Respekt vor der Einzigartigkeit der vielen Spra- chen und Interesse für das Erler- nen des Deutschen sind motivie- rend und erleichtern das Lehren und Lernen. 5
mitSprache Danksagung Das Projekt mitSprache, kon- geber würden sich darüber freuen, Danksagung zipiert als Förderprogramm für wenn auch andere Schulen darin Deutsch als Zweitsprache für Kin- für sie Interessantes und Nachah- der anderer Herkunftssprachen und mungswertes finden könnten. für die Entwicklung der Eltern- Für die gute Zusammenarbeit arbeit, hat sich zu einem viel be- bei der Realisierung des Projek- achteten vorbildlichen Programm tes bedanken wir uns bei unse- entwickelt, das vielfältige Poten- ren Projektpartnern: dem Staatli- ziale in den Frankfurter Schulen chen Schulamt für das gute unbü- sichtbar macht. rokratische Zusammenwirken, der Als die Projektpartner über ei- Adolf-Reichwein-Schule, der Al- nen Namen nachdachten, gefiel ih- bert-Schweitzer-Schule, der Ge- nen der Vorschlag mitSprache be- org-Büchner-Schule, der Hen- sonders gut, weil der Name schon ri-Dunant-Schule, der Karmeli- etwas über das Programm aus- terschule, der Uhlandschule, der sagt und darin zwei wichtige Zie- Eduard-Spranger-Schule und der le und Themen anklingen: Arbeit Ludwig-Richter-Schule mit beson- mit Sprache und Mitsprache. Die derem Dank an die Schulleitungen Lektüre der Berichte über die Ent- und die Lehrkräfte der Projekt- wicklung an den beteiligten Schu- gruppen. Unser Dank geht auch len zeigt eindrucksvoll, dass mit- an das Hessische Kultusministe- Sprache in diesem Sinn seinen Na- rium, das maßgeblich an der Ent- Helga Nagel men zu Recht trägt. mitSprache ist stehung des Projektes beteiligt war Leiterin des Amtes für multikulturelle ein gutes Beispiel, wie durch neue und dessen Fortgang immer unter- Angelegenheiten Formen sowohl der schulinternen stützt hat. Viele Personen und In- als auch der schulübergreifenden stitutionen haben bei den mitSpra- Kooperation neuartige Impulse, che - Veranstaltungen zur Lehrer- neue Arbeits- und Ansprachefor- fortbildung und im Rahmen der El- men entstehen und zu vielfälti- ternarbeit, bei der Realisierung der gen Veränderungen führen. Nicht Ausstellung über mitSprache und zuletzt leistet mitSprache als pro- bei der Entstehung dieser Doku- zessorientiertes und auf die Ver- mentation mitgewirkt. Ihnen allen schiedenheit der beteiligten Schu- danken wir für die Impulse, die das len ausgerichtetes Modellprojekt Projekt durch sie erhalten hat. Ein einen wichtigen Beitrag zur schu- Dank auch an die Projektkoordina- lischen Organisationsentwicklung torin, die all das verknüpft, zusam- und zur Entwicklung eines indivi- menhält und angeleitet hat. Für ihr duellen Schulprofils. unermüdliches Engagement und An den beteiligten Grundschu- ihre erfolgreiche Arbeit mit den len und den beiden im Schul- beteiligten Schulen last aber not jahr 2006/07 hinzugekommenen least und deshalb zum Schluss he- Hauptschulen wurde im Laufe der rausgehoben ein Dankeschön allen Projektarbeit eine ganze Ideenpa- Moderatorinnen und Moderatoren lette entworfen und realisiert. Über von mitSprache. das, was zu Deutsch als Zweitspra- che, Mehrsprachigkeit, Elternar- beit und Lehrerfortbildung entstan- den ist, gibt die vorliegende Doku- mentation Auskunft. Die Heraus- 6
Einführung mitSprache Modellprojekt zur sprachlichen dem Schuljahr 2004/05 nicht mehr und soziokulturellen Integration am Projekt beteiligt) und die Henri- mitSprache von zugewanderten Schülerinnen Dunant-Schule. Einführung und Schülern und deren Eltern Im Projektverlauf hat sich ge- zeigt, dass Sprachförderung sehr Aus den Schulen und den Medi- langfristig angelegt werden muss. en kommen immer wieder Berich- Sie kann nicht mit der Beendi- te, dass zu viele Kinder aus Ein- gung der Grundschule abgeschlos- wandererfamilien am Anfang ihrer sen werden. Deshalb sind seit dem Schullaufbahn nur geringe Deutsch- Schuljahr 2006/2007 zwei weiter- kenntnisse haben. Die PISA-Studie führende Schulen an mitSprache be- hat endgültig belegt, dass die schu- teiligt. Dies sind die Eduard-Spran- lischen Fördermaßnahmen dieses Defizit bislang nicht ausgleichen konnten. Diese Situation führte zur Idee des Projekts mitSprache. In Kooperation mit fünf Frank- furter Grundschulen und zwei wei- terführenden Schulen werden Mög- lichkeiten gesucht, die bisher be- stehenden pädagogischen Ansätze und Erfahrungen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Mehrsprachigkeit, Elternarbeit und Lehrerfortbildung kritisch zu über- prüfen und weiterzuentwickeln. Im Jahr 2006 wurde das Projekt in Bezug auf die sprachliche Situ- ation der Kinder wissenschaftlich evaluiert. Partner im Projekt mitSprache ger-Schule (Haupt- und Realschu- Das Projekt mitSprache wurde am 17. Juni 2003 in der Karmeliterschule erstmals der Das Projekt mitSprache begann le) und die Ludwig-Richter-Schu- Öffentlichkeit vorgestellt. im Schuljahr 2000/01 in Koopera- le (Grund- und Hauptschule). Beide tion mit zwei Frankfurter Grund- Schulen sind „Tandem-Schulen“. schulen, der Karmeliter- und der Viele Schüler/innen der Henri-Du- Uhlandschule. Es wurde in Zu- nant-Schule wechseln nach der vier- sammenarbeit mit dem Amt für ten Klasse in die Eduard-Spranger- multikulturelle Angelegenheiten Schule, ebenso verhält es sich mit (AmkA), dem Staatlichen Schul- der Albert-Schweitzer-Schule und amt für die Stadt Frankfurt am Main der Ludwig-Richter-Schule. und den beteiligten Schulen entwi- ckelt. Mit dem Schuljahr 2001/02 kamen vier weitere Grundschulen hinzu: die Adolf-Reichwein-Schu- le, die Albert-Schweitzer-Schu- le, die Georg-Büchner-Schule (seit 7
mitSprache Einführung Die vier Säulen von Zusätzliche personelle Ressour- Projektgruppe gehören an: Lehr- mitSprache cen für das Projekt mitSprache kräfte der Jahrgangsstufe, Lehr- kräfte des Förderunterrichts, Lehr- Das Projekt mitSprache umfasst Das Amt für multikulturel- kräfte des herkunftssprachlichen vier Arbeitsbereiche: le Angelegenheiten setzt jeweils Unterrichts, die Schulleitung und • Deutsch als Zweitsprache eine Fachkraft im Umfang einer die pädagogische Fachkraft des • Mehrsprachigkeit halben Stelle zur Moderation des AmkA. • Zusammenarbeit zwischen Projekts mitSprache in den betei- Die Projektgruppen entwickeln Schule und Eltern ligten Schulen ein. Das Staatliche und koordinieren die schulinter- • Lehrerfortbildung zu diesen Schulamt weist den Schulen für nen Maßnahmen, sie sind der Mo- Themenbereichen die Zusammenarbeit der Lehrkräf- tor des Projekts an der jeweiligen Die Arbeitsbereiche werden te sowie für ein zusätzliches För- Schule. Dabei hat jede Projekt- nicht isoliert gesehen, sondern mit- derangebot ebenfalls Stunden im gruppe ihre eigene Vorgehens- einander vernetzt angegangen. Umfang von jeweils einer halben weise. Während eine Gruppe den Stelle zu. Schwerpunkt auf theoretische und inhaltliche Arbeit legt (Auseinan- dersetzung mit Förderplänen, neu- en Formen von Sprachstandsana- mitSprache lysen usw.), arbeitet eine andere evtl. mehr praxisorientiert (Materi- alerstellung, Organisation von El- ternabenden usw.). Hier gibt es be- Lehrer- Mehr- wusst keine Vorgaben. Alle Pro- fortbildung sprachig- jektgruppen beschäftigen sich mit Deutsch keit Theorie und Praxis – die Schwer- Elternarbeit als punkte sind unterschiedlich. Zweitsprache Die Koordination des Gesamt- projektes liegt beim Amt für mul- tikulturelle Angelegenheiten in Kooperation mit dem Staatlichen Arbeitsweise und Schulamt für die Stadt Frankfurt Kooperationsstruktur am Main. Im AmkA finden regelmäßig Die beteiligten Schulen entwi- Arbeitstreffen mit den pädagogi- ckeln in jedem Schuljahr unabhän- schen Moderatorinnen statt. gig voneinander Maßnahmen und Eine Begleitgruppe, zusam- Aktivitäten schwerpunktmäßig für mengesetzt aus der Koordinato- eine Jahrgangsstufe. In dieser Jahr- rin des AmkA, einer Vertreterin gangsstufe ist auch das zusätzliche oder eines Vertreters des Staatli- Deutschförderangebot angesiedelt. chen Schulamts, den Schulleitun- Einige der Aktivitäten von mit- gen der beteiligten Schulen und Sprache werden über die Jahr- den an den Schulen eingesetzten gangsstufe hinaus angeboten. Die Moderatorinnen, tauscht sich re- Lehrerfortbildungen nimmt das gelmäßig über den Fortgang des gesamte Kollegium wahr. Projekts aus. Die Lehrkräfte der ausgewähl- Das Projekt wird in enger Zu- ten Jahrgangsstufe bilden in ihrer sammenarbeit aller beteiligten Schule den Kern der mitSprache- Partner entwickelt, durchgeführt, Projektgruppe. Der schulinternen ausgewertet und dokumentiert. 8
Einführung mitSprache Anknüpfen an bestehende Erfahrungstransfer zwischen pädagogische Erfahrungen und Projekt und schulischem Alltag Ansätze in beide Richtungen Jede der beteiligten Schulen Neue Erkenntnisse aus der Pro- hatte zum Projektbeginn beste- jektarbeit und den Fortbildun- hende pädagogische Ansätze und gen werden im Unterricht und im Erfahrungen in den Bereichen Deutsch als Zweitsprache (DaZ), Mehrsprachigkeit, Elternarbeit und Lehrerfortbildung. Das Projekt mitSprache knüpft daran an und leistet einen Beitrag zu deren wei- terer Entwicklung. Unterschiedlichkeit der Schu- len führt zu unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen Die am Projekt mitSprache be- teiligten Schulen unterscheiden sich hinsichtlich ihres sozialen Umfeldes, der von ihnen gewähl- ten Arbeitsansätze und der Art ih- rer Erfahrungen. Deshalb gestal- tet sich das Projekt an jeder Schu- le anders, hat jeweils unterschied- Schulalltag umgesetzt. Erfahrun- liche Schwerpunktsetzungen und gen aus dem schulischen Alltag einen anderen Rhythmus. fließen wiederum in die Arbeit von mitSprache ein. Austausch zwischen In die Angebote zur Lehrerfort- den Projektschulen bildung, pädagogische Tage und über den Austausch der Projekt- Durch den regelmäßigen Aus- gruppe mit den anderen Lehrkräf- tausch zwischen den mitSprache- ten wird das gesamte Kollegium Schulen kommt es zu vielfälti- der beteiligten Schulen einbezo- gen Erfahrungstransfers. An einer gen. So ist das Projekt mitSprache Schule bewährte Einzelprojekte mit der Arbeit der gesamten Schu- oder auch Materialien werden von le verknüpft. den anderen Schulen übernom- men, angepasst, weiterentwickelt. mitSprache im Schulprogramm Alle beteiligten Schulen haben Inhalte, Arbeitsbereiche und Zie- le des Projekts mitSprache in ihre Schulprogramme aufgenommen. 9
mitSprache Einführung Deutsch als Zweitsprache Mehrsprachigkeit Die Arbeitsfelder von (DaZ) mitSprache An den beteiligten Projektschu- Modellhaft wird nach neuen len werden Kinder mit einer Viel- Wegen gesucht, zugewanderten zahl von Muttersprachen unter- Schülerinnen und Schülern Mög- richtet. Ein bejahender und kreati- lichkeiten anzubieten, die deutsche ver Umgang mit der Sprachenviel- Sprache besser zu erlernen. Die Er- falt wirkt sich positiv auf den For- probung von Förderangeboten und schungsdrang der Kinder aus und die Entwicklung der Materialien verbessert damit auch das pädago- hierzu sind Bestandteil des Pro- gische Klima für das Erlernen der jekts, ebenso die Entwicklung von deutschen Sprache. Unterrichts- und Schulprojekten. Kinder und Eltern fühlen sich respektiert, wenn ihre Mutterspra- che in Elemente des Schulalltags einbezogen ist. Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern Voraussetzung einer erfolgrei- chen Schullaufbahn der Kinder ist eine gute Zusammenarbeit von El- ternhaus und Schule. Deshalb sind die Verbesserung der Kommuni- kation zwischen Schule und Fami- lie sowie die Entwicklung von Be- gegnungs- und Bildungsangeboten für Eltern weitere Schwerpunkte des Projekts. Lehrerfortbildung Zu den Themenbereichen Deutsch als Zweitsprache, Mehrsprachig- keit und Zusammenarbeit zwi- schen Schule und Elternhaus wer- den Fortbildungen für die Lehr- kräfte der beteiligten Schulen an- geboten. Die Projektgruppen an den Schulen geben den Lehrkräf- ten zusätzlich die Möglichkeit, ihre pädagogische Arbeit und ihre Erfahrungen zu reflektieren und neue Ideen zu entwickeln. 10
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Das Erlernen einer Fremdspra- derung, bei der sie die Unterstüt- che ist ein gesteuerter Prozess, zung von Lehrer/innen und Eltern Deutsch als der hauptsächlich im Sprachunter- brauchen. richt stattfindet. Der Erwerb einer In jeder Klasse gibt es ganz un- Zweitsprache Zweitsprache erfolgt dagegen ge- terschiedliche Sprachstände, was (DaZ) steuert und ungesteuert zugleich eine differenzierte Förderung nö- Einführung - gesteuert durch instruierende tig macht. Kommunikation (etwa im Sprach- unterricht) und ungesteuert in der alltäglichen Kommunikation. Der Instruktionsprozess wird also von außen sehr stark beein- flusst und er vollzieht sich von An- fang an ungesteuert. An unseren Schulen lernen die meisten Kinder und ihre Eltern Deutsch als Zweitsprache. Zweitsprachenlerner/innen ver- stehen grundsätzlich mehr, als sie in mündlicher oder auch schriftli- cher Form produzieren können. Der Zweitsprachenerwerb ist ein Prozess, der Verstehen, Spre- chen, Hören und Schreiben um- fasst und in jedem dieser Bereiche gefördert werden muss. Im Unter- Mit Zungenbrechern die Aussprache trainieren - das macht Spaß. richt werden möglichst vielfältige Sprachkontakte hergestellt, wobei man in kleinen Schritten vorgeht und häufig wiederholen muss. Dies gilt für alle Unterrichts- fächer, denn jeder Unterricht ist DaZ-Unterricht. Alle am Projekt beteiligten Schulen werden zu 50 bis fast 100 Prozent von Kindern aus Familien nicht deutscher Herkunft besucht, die Deutsch als Zweitsprache spre- chen. Sie haben sich die deutsche Sprache also weitgehend unge- steuert angeeignet. Die Kinder müssen sich gleich- zeitig in zwei Sprachen weiterent- wickeln und Unterrichtsinhalte an- eignen – eine enorme Herausfor- 11
mitSprache Deutsch als Zweitsprache Sprachliche Förderung von turen werden trainiert, freies und DaZ-Förderung Schüler/innen nicht deutscher Her- angeleitetes Erzählen geübt. kunftssprache muss langfristig an- gelegt werden. Der Sprachlern- Interne Förderung: prozess zieht sich über Jahre hin- Zwei Lehrerinnen betreuen in weg. Selbst unter günstigen För- den Förderstunden gemeinsam derbedingungen wird ein Gleich- eine Klasse (Doppelsteckung), stand nach den Erkenntnissen der wobei einzelne Schüler/innen Sprachforschung erst nach fünf mehr Unterstützung bekommen. oder mehr Jahren erreicht. Das ermöglicht ihnen Erfolgser- lebnisse im Regelunterricht und steigert die Lernmotivation. Bei Bedarf kann die Klasse in zwei Gruppen geteilt werden. Jede mitSprache-Schule führt auf ihre Weise Fördermaßnahmen durch: • Externe Förderung parallel zum Regelunterricht, in den Randstun- den oder in Form von Arbeitsgrup- pen • Interne Förderung durch Dop- An einigen Schulen ist die ex- pelsteckung (zwei Lehrerinnen un- terne Förderung auf Grund der terrichten gemeinsam) Stundentafel nur parallel zum Re- • Kombination beider Formen gelunterricht möglich. Hier wer- den interne und externe Förderung Externe Förderung: kombiniert. Schüler/innen mit Förderbedarf Ein wichtiger Förderschwer- bilden jahrgangsbezogene, klas- punkt ist das Lesen. Die Schulen seninterne oder klassenübergrei- bieten deshalb vielfältige Aktivitä- fende Fördergruppen für bestimm- ten zum Thema Lesen, z.B. Lese- te Jahrgangsstufen. stunden oder Büchereistunden, an In der Ludwig-Richter-Schule und arbeiten zusätzlich mit ehren- (Hauptschule) findet der Förder- amtlichen Lesepaten. kurs zweimal pro Woche nachmit- Im Rahmen der mitSprache- tags statt. Förderung läuft auch eine Schreib- Die externe Förderung ge- AG. Hier verfassen die Kinder ei- schieht in kleinen Gruppen in gene Texte. Sie erweitern dabei ih- Form von Einzel-, Gruppen- und ren Wortschatz und müssen auf Partnerarbeit. Wortschatz wird die Grammatik und den sprachli- aufgebaut, Satzmuster und Struk- chen Ausdruck achten. 12
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Selbst erstellte Satz-Puzzles, „Kann ich Klo?“) werden perma- Memory- oder Domino-Spie- nent korrigiert. Im Regelunterricht DaZ-Förderung le sind oft eingesetzte Materia- wird dabei allerdings der Situati- in der Praxis lien. Alltagssätze der Kinder wer- on entsprechend individuell rea- Einige Beispiele den korrigiert, schriftlich fixiert giert, damit die Kinder nicht ent- und als Puzzle eingesetzt. Freies mutigt und vom Sprechen abgehal- Erzählen wird anhand von Bild- ten werden. kärtchen, dem Geschichtentheater oder auch dem „Bilderbuchkino“ (siehe Geschichtentheater und Bil- derbuchkino) geübt. Der Einsatz einer Videokamera macht den Kindern großen Spaß. Das Sprechen mit Masken kann dabei Hemmungen abbauen. Die Kinder betrachten gemeinsam die Aufnahmen und besprechen sie. Nach dieser Reflexion kommt es bei vielen zu einer deutlicheren Aussprache. Der „DaZ-Koffer“ und die Spie- Wortschatzarbeit hat einen gro- lesammlung „Erzähl mir was“ sind ßen Stellenwert. Immer wieder eine gute Hilfe bei der Sprach- stößt man auf die „Doppelte Halb- förderung (siehe Materialliste, S. sprachigkeit“ (Semilingualismus). 73ff). Vor dem Einsatz muss sich Beispiel: Ein Kind kennt die der/die Förderkurslehrer/in aller- Bezeichnungen für die verschiede- dings inhaltlich mit diesen Mate- nen Finger weder in Deutsch noch rialien beschäftigen, um die Spiele in der Herkunftssprache. richtig einsetzen zu können. Die Kinder üben in den Förder- kursen intensiv die Artikel und die Satzstrukturen (z.B. Haupt- Ne- bensatzkonstruktionen). Sprachliche Fossilierungen, wie die falsche Anwendung bzw. Nicht-Anwendung von Präpositi- onen („Ich geh bei meine Oma“, 13
mitSprache Deutsch als Zweitsprache DaZ-Projekte Lernen mit allen Sinnen Für alle Lernenden, ganz beson- ders für die jüngsten, ist das mehr- kanalige Lernen wichtig. Hier können individuelle Wege ein- geschlagen werden, um sich mit Freude und Erfolg Lernstoff an- zueignen. Das kommt besonders den Schüler/innen entgegen, die mit sprachlichen Schwierigkeiten kämpfen müssen. Sprechen, Se- hen, Hören, Malen, Schreiben – diese Bereiche sind wichtige Kom- ponenten der Sprachförderung und fließen in die DaZ-Projekte an den mitSprache-Schulen ein. 14
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Geschichtentheater DaZ-Projekte Lernen mit allen Sinnen Angeregt durch Impulsbilder denken sich die Kinder mit Hil- fe der Lehrerin eine eigene Ge- schichte aus. Zu den einzelnen Szenen werden bunte Bilder ge- malt und auf Karton montiert. Die Szenenbilder werden in einen Schaukasten aus Holz ge- schoben, der auf einem dekorier- ten Podest steht. Der Kasten kann im Werkunterricht gebaut werden. Während die Kinder abwechselnd ihre Geschichte vortragen, schie- ben sie das passende Bild dazu in den Schaukasten. Das Geschichtentheater entwi- ckelt die Fantasie, die Kinder müs- sen ihre Ideen sprachlich umsetzen und üben den freien Vortrag. 15
mitSprache Deutsch als Zweitsprache DaZ-Projekte Bilderbuchkino Lernen mit allen Sinnen Die Illustrationen eines Bilder- Ursprünglich luden vor allem buches werden auf Overheadfo- die Stadtbüchereien zu Bilder- lie oder in eine Powerpoint-Datei buchkinos ein, um junges Lese- übertragen und während des Vor- publikum zu erreichen. Die Hen- lesens an die Wand projiziert. Die- ri-Dunant-Schule und in der Fol- se Visualisierung dient dem bes- ge auch andere Schulen haben die seren Verständnis und macht das Idee für ihre Schüler/innen aufge- Vorlesen gleichzeitig zu etwas griffen. ganz Besonderem. Ein Bilderbuchkino ist außer- dem eine Anregung für die Kinder selbst etwas zu erzählen. Der Wolf und die sieben Geißlein, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm und Martin Ursell, Boje Verlag 1986 16
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Kreatives Schreiben DaZ-Projekte Eine Lehrerfortbildung an der Hier einige Themen: Wir ge- Lernen mit allen Sinnen Uhlandschule mit dem Thema hen nach draußen (z.B. Osthafen) „Kreatives Schreiben I“ im Sep- und beobachten, was dort los ist. tember 2002 fand ihre Umsetzung Wir schreiben zu Bildern/Fotos. in der Projektwoche „Im Gar- Wir schreiben eine Geschich- ten der Phantasie - Kinder schrei- te (z.B. Bilderbuch) zu Ende. ben“. Jede Klasse erarbeitete Texte Wir schreiben eigene Erlebnisse zu verschiedenen Themenschwer- oder Fantasiegeschichten. punkten wie Herbst, Mut, Wut Ganz wichtig: der Vortrag ei- oder Freundschaft. Nicht nur Ge- gener Texte vor den anderen Kin- dichte und Geschichten wurden dern. Verstehen sie, was ich ge- verfasst, sondern auch der Park be- schrieben habe? Lese ich deutlich sucht, Buchstabensuppe gekocht genug? Sachlich kritisieren und und vieles mehr. auch Kritik vertragen können - das Am Freitagnachmittag öffne- will gelernt sein. te sich die Schule den Eltern und Freunden. Die Kinder konnten in den geschmückten Klassenräu- men bei Musik und Gebäck stolz zeigen, was sie produziert hatten. Dazu gehörten auch Lesungen der jungen Autor/innen und die Prä- sentation von gemalten Büchern der Vorklasse. Schreib-AG Im Dezember 2003 fand die Fortbildung „Kreatives Schrei- ben II“ statt. Sie gab schließlich den Impuls zur Einrichtung einer Schreib-AG. Die AG findet seitdem jede Woche zweistündig statt und hat immer viele Interessent/innen. Zurzeit nehmen 12 Schüler/innen daran teil. Die Kinder verfassen eige- ne Texte. Wer möchte, kann den Computer benutzen und lernt so gleichzeitig dessen Möglichkei- ten der Textgestaltung kennen. Die meisten Kinder schreiben und ge- stalten ihre Texte jedoch mit der Hand. 17
mitSprache Deutsch als Zweitsprache DaZ-Projekte Gedichte hören und sehen Lernen mit allen Sinnen Um die Schüler/innen zu einem Gleichzeitig wurden auch zwei- bewussten Hören und Sprechen zu sprachig Geschichten Deutsch- motivieren und ihre Sprechfreude Türkisch und Deutsch-Kroatisch anzuregen, nahmen die Kinder in aufgenommen. der 4. Klasse der Karmeliterschule Am Ende des Schuljahres be- Gedichte auf Kassette auf und mal- kam jedes Kind eine Kopie der ten Bilder für ein Textbuch dazu. Kassette und des Textbuches als Die Schulleitung hatte für das Abschiedsgeschenk. Projekt ein „Tonstudio“ in der Me- diothek eingerichtet. Rabenstreit Weißt du, worum sich Raben streiten? Um Würmer und Körner und Kleinigkeiten um Schneckenhäuser und Blätter und Blumen und Kuchenkrümel und Käsekrumen und darum, wer recht hat und unrecht, und dann auch darum, wer schöner singen kann. Mitunter streiten sich Raben wie toll darum, wer was tun und lassen soll, und darum, wer erster ist, letzter und zweiter und dritter und vierter und so weiter. Raben streiten um jeden Mist. Und wenn der Streit mal zu Ende ist, weißt du, was Raben dann sagen? Komm, wir wollen uns wieder vertragen. Warum sich Raben streiten, Franz Wittkamp, in: Gelberg, Hans-Joachim (Hrsg.), Überall und neben dir, Gedichte für Kinder, Beltz Verlag Weinheim, 1986 18
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Das Ostend mit Kinderaugen gesehen DaZ-Projekte Lernen mit allen Sinnen Die Kinder der Uhlandschule Seltsam: Die Pythonschlange haben unterschiedliche Herkunfts- im Zoo sieht nicht lang, sondern länder, Sprachen und Religionen, dick aus. Man muss genau hin- aber alle wohnen jetzt gemeinsam schauen und sich konzentrieren. im Frankfurter Ostend. Die Schilder mit den exotischen Mit jeder ihrer Klassen entdeckt Tiernamen (Tannenzapfenechse, eine Lehrerin des mitSprache- Fauchschabe usw.) sind bald inte- Teams mit Zeichenblock, Kohle ressanter als die Tiere selbst. Sie und Bleistift diesen Stadtteil. werden eifrig gelesen und abge- Das Projekt beinhaltet stets ei- schrieben. nen intensiven sprachlichen Aus- tausch der Schüler/innen über Be- kanntes und Unbekanntes in ih- rer Wohngegend. Dabei beschrei- ben, bezeichnen und begreifen sie Dinge (Greifarm, Erker, Schrott- berg, Brückenbogen...); Ausdrucks- fähigkeit und Wortschatz werden erweitert. Genaues Hinsehen, Wahrneh- men und Abzeichnen, etwa im Frankfurter Zoo, schult die Wahr- nehmungsfähigkeit. 19
mitSprache Deutsch als Zweitsprache Schulweggeschichten DaZ-Projekte Lernen mit allen Sinnen Nach dem gemeinsamen Abge- derliteratur vorlasen und auf Kas- hen der Schulwege verfassten die sette aufnahmen. Schüler/innen der Klasse 2a der Jedes Kind bekam dabei Texte, Karmeliterschule dazu kleine Tex- die seiner aktuellen Lesefähigkeit te, die sie zusammen mit einigen entsprachen. Schulweggeschichten aus der Kin- Der Umgang mit der Aufnah- metechnik, das Erfinden von Ge- räuschen zur Untermalung der Texte und die hörbar erzielten Le- sefortschritte spornten die Kinder zu höchstem Einsatz an. Natürlich gab es zum Schluss für jedes Kind eine Kopie des Hör- buchs. 20
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Sprachförderung und Theater Der „Zirkus an der Uhlandschu- sind eine gute Verbindung. Jedes le“ wurde im folgenden Jahr erar- DaZ-Projekte Kind kann seinem Temperament beitet. Hier konnte jeder nach Ta- Lernen mit allen Sinnen und seinem Sprachstand entspre- lent und Neigung mitarbeiten, ob chend einbezogen werden. Es als eloquenter Zirkusdirektor oder erfährt sich als Teil einer Gruppe, widerspenstiger Löwe. die gut zusammenarbeiten muss, Das „Varieté an der Uhland- um Erfolg zu haben. Disziplin und schule“ entstand nicht mehr in ei- gutes Sozialverhalten sind dafür ner festen Gruppe. Die Theaterpä- die Voraussetzung. Theater an der Uhlandschule Die Uhlandschule blickt auf eine Reihe von Theaterproduktio- nen in Zusammenarbeit mit einer Theaterpädagogin (siehe S. 55) zurück: „Der Zauberlehrling“, „Zirkus an der Uhlandschule“, „Varieté an dagogin half den Lehrer/innen, in der Uhlandschule“, das Schachthe- ihren Klassen selbst kleine Stü- ater „Lang lebe die Königin!“ und cke zu inszenieren. Die Theater- „Fundevogel“. arbeit wurde damit zur praktischen Der Zauberlehrling machte 2002 Fortbildung für die Kolleginnen. den Anfang. Er wurde in einer Gleichzeitig konnten viel mehr Theater-AG in seiner ganzen Län- Kinder beteiligt werden. ge erarbeitet. Die Kinder präsen- tierten ihn steppend, wiegend und klatschend zur Musik – Spracha- krobatik in Verbindung mit Be- wegung. 21
mitSprache Deutsch als Zweitsprache 2006 erarbeiteten Kinder der 3. gliedern des Frankfurter Schach- DaZ-Projekte und 4. Klassen das Schachtheater clubs im Turnverein 1860 in der Lernen mit allen Sinnen „Lang lebe die Königin!“ Pfingstweidstraße. Zum Ende des Die Akteure bewegten sich da- Schuljahres fand ein kleines Tur- bei zu klassischer Musik nach den nier statt. Regeln des Schachspiels. Angeregt und ermutigt durch Begleitend gab es für die betei- die bisherige Theaterarbeit ging ligten Klassen wöchentlich eine eine Lehrerin des mitSprache- Stunde Schachunterricht von Mit- Teams 2006 mit ihrer dritten Klas- se eine Zusammenarbeit mit dem Theaterhaus in der Schützenstraße ein. Mit diesem Projekt wollte man sich dem Thema Migration nähern. Erzählungen aus den Familien der Kinder wurden gesammelt und in den Stoff des Märchens „Fundevo- gel“ eingewoben. Die Schauspieler/innen kamen regelmäßig in die Klasse und ar- beiteten inhaltlich und körperlich mit den Kindern. Das Ergebnis waren zwei Aufführungen im The- aterhaus, mit dem die Uhlandschu- le mittlerweile einen Kooperati- onsvertrag abgeschlossen hat. 22
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Theater-Gruppe an der Albert- DaZ-Projekte Schweitzer-Schule Lernen mit allen Sinnen Unter besonderer Berücksich- Diese Theater AG ist mittler- tigung des DaZ-Aspektes wurde weile fester Bestandteil des Ganz- von einer Projektlehrerin die The- tagsangebotes der Schule. ater AG ins Leben gerufen. Diese AG sollte besonders Schüler/innen mit einer weniger ausgeprägten Sprachkompetenz die Möglich- keit bieten, sich darzustellen und Artikulationsformen zu finden. Die Stücke, die jeweils in einzel- nen Klassen oder in der Turnhalle für alle aufgeführt wurden, suchten sich die Kinder aus mehreren Vor- schlägen selbst aus. 23
mitSprache Deutsch als Zweitsprache Vorlesen DaZ-Projekte Rund ums Lesen Leseförderung in der Grundschule im Vordergrund stehen. Die Ver- zielt nicht allein darauf ab, die anstaltungen umfassen eine Fülle Lesefähigkeit der Schüler/innen zu von Zielen bezüglich der Sprach- verbessern, sondern soll darüber förderung: hinaus die Lesebereitschaft und • Lesemotivation die Freude am Lesen vermitteln. • Ausspracheschulung Der regelmäßige Umgang mit Li- • Anerkennung von Mehrsprachig- teratur im Unterricht ist ein wich- keit tiger Aspekt der Sprachförderung. • Stärkung des Selbstbewusstseins • Rhythmisierung des Schuljahres • Präsentation schulischer Leistu- gen Im Vorfeld einer Leseveranstal- tung wählen die Kinder die Texte aus. Dazu beschäftigen sie sich in- tensiv mit verschiedenen Büchern. Nicht nur deutsche Texte kommen Dabei ist es Aufgabe der Schulen, in Frage, sondern auch solche in den Schüler/innen eine anregende den verschiedenen Herkunftsspra- Leseumwelt anzubieten. chen. Kinder müssen immer wieder Auf einem Podium (manchmal zum Lesen motiviert werden. Re- mit Mikrofon) lesen die Kinder al- gelmäßige Veranstaltungen, die lein oder gemeinsam mit anderen fest in das Schuljahr eingebunden ihren eingeübten Text vor. Einige sind, unterstützen das. Was bei der Schulen laden zu dieser Veranstal- Albert-Schweitzer-Schule der Le- tung auch Eltern und andere Inter- sewettbewerb, ist bei den anderen essierte ein. Schulen die Leseolympiade oder Für Kinder mit Migrationshin- der Lesetag. tergrund ist es eine schöne Erfah- Die Veranstaltungen geben je- rung, Texte in ihrer Herkunftsspra- dem Kind die Chance, einmal vor che zu Gehör zu bringen. Wer die größerem Publikum in feierlichem deutsche Sprache vielleicht erst Rahmen etwas vorzulesen. stockend spricht, zeigt sich hier Hierbei sollen die Freude am von einer völlig anderen Seite und Lesen und das gemeinsame Tun bekommt sogar Applaus. 24
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Es hat sich bewährt, dass zwei Buchpreise und Urkunden für Kinder einen Text abwechselnd die Vorleser/innen und deren Klas- DaZ-Projekte in einer Herkunftssprache und in sen sind in allen Schulen selbstver- Rund ums Lesen Deutsch vorlesen. So ist das Zu- ständlich. hören für alle interessant und die Kinder vergleichen gern den Klang der verschiedenen Sprachen. Während die Uhlandschule ih- ren Lesetag in jedem Frühsom- mer für die ganze Schule ausrich- tet, findet die Leseolympiade der Henri-Dunant-Schule mehrmals jährlich jahrgangsweise statt. Die Durch den Austausch der mit- Karmeliterschule veranstaltet ihre Sprache-Schulen untereinander Leseolympiaden im Frühling und kommt es bei den Leseveranstal- Herbst. Sie sind fest im Schulpro- tungen immer wieder zu Neuerun- gramm verankert. gen bezüglich Durchführung und Die Albert-Schweitzer-Schu- Dekoration. Man guckt sich ge- le legt Wert auf den Wettbewerb genseitig immer wieder etwas ab. unter den Schülern. Eine Jury er- mittelt jeweils Sieger/innen ei- Die jährliche Lesenacht in der nes Jahrgangs und der Schule. Karmeliterschule Der Lesewettbewerb findet in je- dem Frühjahr an drei aufeinander Die Lesenacht beginnt am Don- folgenden Tagen nach der vierten nerstagabend mit einem gemein- Stunde statt und schließt alle Klas- samen Abendbrot. Anschließend sen mit ein. machen es sich die Kinder mit ih- Die Adolf-Reichwein-Schule ren Lehrer/innen in den Klassen- bietet in der vierten Jahrgangsstu- räumen auf Luftmatratzen und in fe monatlich kleine Lesewettbe- Schlafsäcken gemütlich. werbe an. Die Schüler/innen le- Im Schein ihrer mitgebrachten sen hier auch selbst verfasste Ge- Taschenlampen dürfen die Kinder schichten. dann bis Mitternacht schmökern 25
mitSprache Deutsch als Zweitsprache und beim Vorlesen zuhören. Die „Buchphantasie“ - Bilder und DaZ-Projekte Schulbücherei stellt hierfür den Objekte zu Kinderbüchern Rund ums Lesen Lesestoff zur Verfügung. (Albert-Schweitzer-Schule) Am nächsten Morgen organi- sieren die Elternbeiräte ein ge- Unter diesem Motto stand eine meinsames Frühstück und danach Projektwoche anlässlich der Eröff- geht es etwas verschlafen, aber be- nung der Schulbücherei. lesen nach Hause. Jede Klasse erarbeitete ein ei- genes Werk in Text oder bild- nerischer Gestaltung zu bekann- ten Kinderbüchern, Märchen oder auch zu Klassikern, z.B. Szenen zu „Der Zauberlehrling“ von Johann Wolfgang Goethe. Das Ergebnis war im April 2007 als Ausstellung in der Nordwest- stadt-Bibliothek im Nordwestzen- trum zu bewundern. Lesetag an der Henri-Dunant-Schule Der Lesetag an der Henri-Du- nant-Schule findet jährlich statt. Stadtteilbücherei oder Schulbü- cherei stellen die Bücher, unterteilt in Sach-, Tier- und Abenteuerbü- cher, zur Verfügung. Nachdem zur Einstimmung einige Kinder et- was vorgelesen haben, dürfen die Schüler/innen Bücher von den Ti- schen nehmen und nach Lust und Laune darin schmökern. Jede/r Schüler/in soll sich für ein Buch entscheiden und dazu ein Arbeits- blatt bearbeiten. 26
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Büchereirätsel Bücher vorstellen am Sommerhoffpark DaZ-Projekte In der Schulbibliothek der Kar- Rund ums Lesen meliterschule gibt es jeden Mo- In der Außenstelle der Karme- nat ein Büchereirätsel, das „Bib- literschule am Sommerhoffpark Quiz“: Auf einer Ausstellungsflä- besuchten die Kinder der zwei- che in der Bücherei werden alle ten Klasse die Bibliothek der be- vorhandenen Bücher zu einem be- nachbarten Sprachheilschule. Dort stimmten Sachthema ausgelegt. Zu suchten sie sich Bücher aus, um sie diesem Thema werden auf einem vorzustellen. Blatt drei Fragen gestellt. Wäh- rend des offenen Anfangs und in den Büchereistunden können sich die Schüler/innen mit der Lösung des Rätsels beschäftigen. Wer zu- erst alle Fragen richtig beantwortet hat, bekommt einen Buchpreis. Märchenlesevormittag an der Adolf-Reichwein-Schule Bei Tee, Keksen und orienta- lisch inspirierter Dekoration la- Sachbuchautor Andreas Fischer- sen Eltern und Kinder bekannte Nagel liest in der Albert- und selbst verfasste Märchen in Schweitzer-Schule. verschiedenen Sprachen vor. Der Märchenlesevormittag fand für El- tern und Kinder der 4. Jahrgangs- stufe (mitSprache-Jahrgangsstu- fe) statt. Autorenlesung in der Albert-Schweitzer-Schule Andreas Fischer-Nagel, Sach- Zunächst stellten die Schüler/innen buchautor, stellte im Januar 2007 ihre Bücher nur mündlich vor und in der Schulbücherei seine Na- konnten es kaum erwarten, wieder tur- und Tierbücher vor. Die Kin- neue auszuleihen. Später produ- der suchten sich per Abstimmung zierten sie gemeinsam ein eigenes ein Thema aus seinen Büchern aus, Buch „Wir stellen Bücher vor“. das er in einer Mischung aus Dia- Jedes Kind stellte sein ausgewähl- show, Vortrag und Fragerunde mit tes Buch in Schönschrift auf bun- ihnen behandelte. Die Schüler/ tem Papier vor, malte ein Bild innen hatten sich das Thema „Kat- dazu und wurde mit dem Buch fo- zen“ ausgesucht und waren nach tografiert. der Veranstaltung Spezialisten für Nach dem Laminieren und Bin- diese Tiere. den durfte es jede/r einmal mit Autorenlesungen sind immer nach Hause nehmen und mit der wieder Teil der Leseaktivitäten. Familie betrachten. 27
mitSprache Deutsch als Zweitsprache Sprachförderung für Kinder und Die hier gesammelten Lehr- DaZ-Projekte deren Eltern braucht Räume für und Lernmaterialien zur Deutsch- DaZ-Räume Materialien und Unterricht. förderung und zum interkulturel- Jede Lehrkraft muss für ihre len Lernen sind einerseits nach Lerngruppe immer wieder neu Sprachlernthemen, andererseits die Unterrichtsmaterialien aus- nach Sachthemen geordnet. wählen und auf deren Bedürfnis- Zahlreiche Studierende und se zuschneiden, um an die jewei- Lehrkräfte anderer Schulen haben ligen sprachlichen und kulturel- die Deutschwerkstatt schon be- len Lebensumstände anknüpfen sichtigt. Dies zeigt das Interesse an zu können. systematischer Sprachförderung von mehrsprachigen Kindern so- wie an guten Unterrichts- und För- dermaterialien. Ein nicht genutzter Klassen- raum wird an der Albert-Schweit- zer-Schule für den Förderunter- richt als Deutschwerkstatt einge- richtet. Damit entsteht ein Raum, der durch seine freundliche Ge- staltung, Lernecken und Nischen für Gruppenarbeit eine gute Ler- natmosphäre bietet. Karmeliterschule und Albert-Schweitzer-Schule: Deutsch-Werkstätten Im Rahmen des Projekts mit- Sprache wurde 2002 an der Kar- meliterschule mit dem Aufbau ei- ner Deutschwerkstatt begonnen. Das bereitgestellte Material soll Bis zum Sommer 2006 befand zum Ausprobieren und selbststän- diese sich in einer Hälfte eines gro- digen Lernen anregen. ßen Unterrichtsraums im Parterre; In Planung sind noch zwei in der anderen Hälfte wurden die Computer-Arbeitsplätze, um den Kinder aus dem Vorlaufkurs un- Schülerinnen und Schülern gute terrichtet. Lernsoftware zugänglich zu ma- Zu Beginn des Schuljahrs 2006/ chen. 07 wurde die Deutschwerkstatt in In der Deutschwerkstatt sol- das Lehrerzimmer verlagert, um len auch die Kurse „Mama lernt dem gesamten Kollegium den Zu- Deutsch - Papa auch“ stattfinden. gang zu erleichtern. 28
Deutsch als Zweitsprache mitSprache Die Einrichtung dieser Deutsch- keinen Kontakt zum Deutschen ha- werkstatt verläuft in kleinen Ein- ben, einmal einen deutschen Text DaZ-Projekte zelschritten und ist ein langfristi- lesen oder abschreiben, grammati- DaZ-Räume ges Ziel, das auch ins neue Schul- kalische Formen üben oder mit an- jahr hineinreichen wird. deren Deutsch sprechen. Drei Computer stehen zur Ver- Uhlandschule: Werkstatt fügung, mit denen sich die Frauen Deutsch und Mama-Raum langsam vertraut machen. Die pädagogische Moderatorin Der Förderkurs der Uhland- leitete die Frauen zunächst stark schule, die Werkstatt Deutsch, hat an, zieht sich aber nach und nach seinen eigenen Raum, in dem die zurück. Gruppe ungestört an ihren Projek- ten arbeiten kann. Die Kinder können in „ihrem Raum“ alles liegen lassen und am nächsten Tag gleich weiter ma- chen. Schon seit Jahren laufen kon- tinuierlich zwei „Mama lernt Deutsch - Papa auch“ Kurse par- allel. Auch sie haben ihren eige- nen Raum, in dem das Material ge- lagert wird und die konjugierten Verben auch mal drei Tage an der Tafel bleiben können. Dem Mama-Raum gleich ge- genüber befindet sich das Eltern- café, in dem einmal pro Woche „Wir sprechen und üben Deutsch“ angeboten wird. Eduard-Spranger-Schule: Deutsch-Lernwerkstatt für Eltern Müttertreff Deutsch Mütter können sich an der In der Eduard-Spranger-Schu- Albert-Schweitzer-Schu- le richtete die Pädagogische Mo- le einmal wöchentlich tref- deratorin im Dezember 2006 eine fen und unter Anleitung ihre Deutsch-Lernwerkstatt für El- Deutschkenntnisse erweitern und vertiefen. tern ein. Diese ist mittwochs von 10.00 Uhr bis 11.30 Uhr geöffnet. Es kommen regelmäßig acht bis zehn Mütter. In der Lernwerkstatt gibt es Deutsch-Lern-Materialien wie Bü- cher, einfache Lernspiele oder Bild- wörterbücher. So können Frauen, die in ihrer häuslichen Umgebung 29
mitSprache Deutsch als Zweitsprache Verstehen Sprachstruktur DaZ und Regelunterricht Lesetexte werden in allen Fä- Bei der Erzählarbeit wird be- chern vorentlastet oder verein- sonders auf Grammatik und Satz- facht (z. B. Sachaufgaben in Ma- bau geachtet. thematik). Für das 1. Schuljahr erstellte die Zum Lesebuch für das 2. Schul- Projektgruppe der Henri-Dunant- jahr der Henri-Dunant-Schule kon- Schule ein Grammatikheft mit ein- zipierten die Lehrerinnen und Leh- fachen Merksätzen und Beispie- rer der Projektgruppe ein Arbeits- len. Dies wird an einem Eltern- buch mit Übungen zum Textver- abend besprochen und dann an die ständnis. Etwa 100 Texte wurden Kinder ausgegeben. Für die fol- bearbeitet. Die Schüler/innen ar- genden Schuljahre soll es weiter- beiten dieses Arbeitsbuch selbst- geführt werden. ständig durch. Hören und Lesen Im Stundenplan verankerte Bü- chereistunden dienen der Lese- und Sprachförderung. Viele Schüler/innen hören in ihrem Umfeld kaum noch länge- re Satzgeflechte auf Deutsch. Sie sprechen zu Hause ihre Herkunfts- sprachen, sehen Fernsehsendun- gen mit einem niedrigen sprach- lichen Niveau und die deutsche Kommunikation mit Freunden läuft fehlerhaft und unkorrigiert. An das Lesen von Büchern wagen sich nur wenige. Die 5. Hauptschulklasse der Anlauttabelle Eduard-Spranger-Schule führt Türkisch deshalb Übungen zum Hörverste- hen durch. Durch gezielte Übungen anhand von Texten können die Schüler/ Die Türkischlehrer/innen sind innen diese Texte anschließend vor allem in den ersten Klassen besser lesen. Man erhofft sich da- stundenweise mit im Unterricht durch eine Motivation zum eigen- (siehe KOALA-Projekt, S. 68). ständigen Lesen. Der Stoff wird in den Türkischun- Bisher wurden kürzere, von- terricht einbezogen, das Erlernen einander unabhängige Texte bear- der Buchstaben wird parallel mit beitet. Der nächste Schritt soll ein türkischen Anlauttabellen vertieft. Hörbuch sein. 30
Mehrsprachigkeit mitSprache Wer seine Herkunftssprache gut sprachliche Sensibilität weiterzu- beherrscht, erwirbt die Zweitspra- entwickeln. In den mitSprache- Mehrsprachigkeit che Deutsch wesentlich leichter. Schulen wird den Eltern nicht Mehrsprachigkeit ist ein Schatz, mehr empfohlen zu Hause mit ih- Einführung der anerkannt und gepflegt wer- ren Kindern Deutsch zu sprechen. den muss. Vor der Teilnahme am Projekt war Lehrerinnen und Lehrer sind dies noch oft der Fall. Den Eltern aber oft unsicher, wenn es um den wird geraten in der Familie die Umgang mit der Mehrsprachig- Sprache zu sprechen, die sie am keit an ihren Schulen geht – und besten beherrschen. viele Eltern sind ratlos, wie eine mehrsprachige Erziehung ausse- hen kann. Die mitSprache-Schulen be- fassen sich auf mehreren Ebenen mit der Mehrsprachigkeit ihrer Schüler/innen: • Lehrerfortbildungen und the- matische Elternveranstaltun- gen zur mehrsprachigen Er- ziehung • Vorhandene Mehrsprachig- keit wird sichtbar gemacht • Berücksichtigung der Mehr- sprachigkeit bei Aktivitäten und Projekten • Während des Unterrichts wer- den Bezüge zu den Herkunfts- sprachen der Kinder herge- stellt • Verknüpfungen zwischen Re- gelunterricht und Unterricht Eltern besuchen den Unterricht und erzählen in den Herkunftssprachen von ihrem Herkunftsland. Eine systematische sprachliche Unterweisung in den Mutterspra- chen erfolgt ausschließlich im herkunftssprachlichen Unterricht. Bei den anderen Aktivitäten geht es grundsätzlich darum, die bei den Kindern vorhandenen Sprach- kenntnisse anzuerkennen und ihre 31
mitSprache Mehrsprachigkeit Die Mitarbeit der Herkunfts- Verknüpfungen der pädagogi- Zusammenarbeit mit sprachenlehrer/innen in den Pro- schen Arbeit im Regelunterricht den Lehrkräften des jektteams der mitSprache-Schulen mit dem muttersprachlichen Un- herkunftssprachlichen fördert im Lehrerkollegium das terricht (etwa durch Tonaufnah- Verständnis für die Probleme der men, Leseaktivitäten, KOALA- Unterrichts Schüler/innen mit unterschiedli- Projekt, S. 68) machen den Kin- chem kulturellen Hintergrund und dern sprachliche Zusammenhän- deren Eltern. ge und Unterschiede deutlich. Sie Auf Elternabenden haben sie überbrücken die Kluft zwischen ebenfalls eine wichtige Mittlerrol- Familien- und Schulsprache. le, besonders als Übersetzer/innen. Die Lehrer/innen für die Her- Berichte aus dem muttersprach- kunftssprachen arbeiten an man- lichen Unterricht bestätigen, er- chen Schulen nur einige Stunden gänzen oder korrigieren oft die pro Woche und der Besuch ihres Einschätzung der Lehrerin, die ein Unterrichts ist freiwillig. Deshalb Kind nur aus dem Regelunterricht sollte die Schulleitung sie auf den kennt. Einschulungsfeiern oder vorbe- Viele Kinder beherrschen so- reitenden Elternabenden vorstel- wohl ihre Erstsprache als auch das len und auf ihren Unterricht hin- Deutsche nicht altersgemäß. Sie weisen. müssen nun beide Sprachen syste- matisch aufbauen, denn Sprachar- mut und Ausdrucksnot wirken sich auf kognitiver, emotionaler und sozialer Ebene negativ aus. Die Herkunftssprachenlehrer/innen können dies erkennen und entspre- chend gegensteuern. Sie können die Eltern am bes- ten zur Pflege ihrer Herkunftsspra- che ermutigen. Sie beraten sie da- bei und nehmen ihnen die Sor- ge, dass der Erhalt der Herkunfts- sprache den Erwerb der deutschen Sprache stört. 32
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