Einblicke in die unsichtbare Arbeit, die unsere Gesellschaft zusammenhält - Tour de Lorraine
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No. 30 I 2019 Einblicke in die unsichtbare Arbeit, die unsere Gesellschaft zusammenhält. Mit dem Programm der Tour de Lorraine vom 17. bis 20. Januar 2019 in Bern
Christoph Müller Catherine Weber Postfach 6948 Tel. 044-382.04.47 3001 Bern 2―3 augenauf We DO care! Menschenrechts-Organisation Die Polizei bei der Arbeit filmen. Veranstaltung am SA, 26.1.19 in Bern gegen Repression und Schikane Danke für eine Spende! grundrechte.ch • Postfach 6948, 3001 Bern www.grundrechte.ch • info@grundrechte.ch augenauf.ch | PC 46-186462-9 Keine Schweizer Waffen PASSWORT POLIZEI für Bürgerkriegsländer VERGESSEN? PASSWORT GESETZ POLIZEI ÄNDERE MIT UNS DIE SCHLAGZEILEN! TEL.VERGESSEN? 117 NEIN! GESETZ TEL. 117 NEIN! ABSTIMMUNG VOM 10. FEBRUAR 2019 POLIZEIGESETZ–NEIN.BE www.gsoa.ch/mitmachen ABSTIMMUNG VOM 10. FEBRUAR 2019 POLIZEIGESETZ–NEIN.BE Damenwahl 50 Jahre Frauenstimmrecht in Bern StattLand – szenische Stadtrundgänge in Bern stattland.ch Care ist bei Aktuelle Nummer 1/2.19 uns seit Jahren Die SP und , Thema die Religion mit mit einem grossen Gespräch Ina Praetorius mit Zeitschrift für Birgit Sauer Tamara Das Forum für ÄrztInnen & MedizinstudentInnen Religion Gabriele Winker Funiciello, mit einem kritischen Blick auf die Medizin • Eine Sozialismus Ada Marra, Stimme gegen neoliberalen Mainstream und für eine Kritik Cédric QUAR solidarische Gesundheitspolitik. • Besuche unsere Website für Informationen zu Publikationen und augenwerk.ch I marktgasse 52 I 3011 bern I tel 031 311 02 02 neuewege.ch und anderen Wermuth di – fr 9h – 18.30h I sa 9h – 16h I mo unregelmässig Diskussionsabenden! LOR R A IN E we care TIER gemeinsam dranbleiben – werde Mitglied Wir unterstützen Hausarbeiterinnen, die für ihre Rechte kämpfen, weltweit. SOLIFONDS . CH
Hallo Welt Editorial «Care» heisst, sich und anderen Menschen Das antidot zur 19. Ausgabe der Tour de a Shared Future» auf die Fahnen schreibt? Sorge zu tragen. Care ist, was mensch- Lorraine vereint Beiträge von Menschen Die Visionen für eine wirkliche gemeinsame liches Zusammenleben ermöglicht. Über und Kollektiven, die sich zu Care Gedan- Zukunft werden auch dieses Jahr nicht aus geeignete Definitionen des Begriffs kann ken machen. Diese reichen von Erfah- Davos kommen. Dafür vielleicht aber aus mensch sich streiten, aber eines ist sicher: rungsberichten zur Care-Migration über Bern: Zwischen dem 17. und 20. Januar 2019 Gesellschaft ist ohne Care nicht möglich. feministische Kritiken bis hin zu Konzep- wollen wir an Podiumsdiskussionen und Trotzdem spielt sie in der öffentlichen Dis- tualisierungen einer globalen Care-Gesell- in diversen Workshops und Austauschtref- kussion eine untergeordnete Rolle. Das hat schaft. Der Umfang dieser Ausgabe lässt es fen über Visionen einer Care-Gesellschaft möglicherweise damit zu tun, dass Care nicht zu, Care in ihrer inhaltlichen Breite diskutieren um am Samstag, 19. Januar, weitgehend «unsichtbar» ist. Während un- vollständig abzudecken. Wir hoffen aller- schliesslich die Nacht durchzutanzen. Das bezahlte Care-Arbeit für selbstverständlich dings, dass die Texte in diesem Heft nicht vollständige Programm und die entspre- hingenommen wird, gehört die bezahlte nur einen Einblick in die Realitäten und chenden Veranstaltungsorte finden sich in Care-Arbeit nicht eben zu den Rockstars Problematiken der Care-Arbeit geben kön- diesem Heft. unter den Wirtschaftszweigen. In einer Ge- nen, sondern die Leser*innen auch kritisch sellschaft, in der traditionelle Geschlechter anregen werden, Care aus einem anderen Euer antidot-Redaktionsgrüppli rollen sich aufweichen, die Leute immer Blickwinkel zu betrachten. der Tour de Lorraine 2019 älter werden und Care durch die Individua- lisierung immer mehr zu einer öffentlichen Dieses Heft ist ein inhaltlicher Vorge- Angelegenheit wird, ist es allerdings wich- schmack auf die Tour de Lorraine 2019. Die- tiger denn je, diese in den Mittelpunkt der se fällt wie jedes Jahr mit der schönen Zeit Diskussion zu stellen. So können einerseits des Jahres zusammen, wo es zirka 450 Fran- die Probleme und Ungerechtigkeiten der ken kostet, in einem Massenschlag in einem Care-Arbeit in der heutigen Zeit beleuchtet Schweizer Bergdorf übernachten zu dürfen: sowie andererseits Alternativen formuliert Das Jahrestreffen des Weltwirtschaftforums werden, die Care als zentrales Bindeglied in Davos steht an. unserer Gesellschaft verstehen. Dement- sprechend soll allen Formen von Care die Ist es noch sarkastisch oder schon zynisch Wertschätzung zugebracht werden, die sie zu verstehen, wenn sich dieses elitäre Tref- auch verdienen. fen, das grossteils hinter verschlossenen Türen stattfindet, das Thema «Visions for DAS ANTIDOT.INCLU ken Öffentlichkeit bekannt zu ma- IMPRESSUM: chen. Weitere Informationen dazu erscheint unregelmässig und unter antidot.ch. Herausgeberin: Verein Tour de Lorraine wird der Wochenzeitung WOZ bei- Die Artikel dieser Redaktion: Rebecka Domig, Simon Egli, Andrea gelegt. Herausgegeben wird an- Zeitung unterstehen der Creative Filippi, Luzia Knobel, Meret Oehen tidot.inclu von einem von der Commons-Lizenz by-nc-sa. Für Layout: Tom Hänsel | #tt, tintenfrisch.net WOZ unabhängigen Verein, der nichtkommerzielle Zwecke kön- Illustrationen: Nora Ryser, noraryser.ch der widerständigen Linken die nen sie mit Quellenangabe unter Korrektorat: Sandra Ryf, varianten.ch Möglichkeit bietet, ihre Inhalte gleichen Bedingungen frei ver- Druck: Mittelland Zeitungsdruck AG, Aargau und Kampagnen einer breiten lin- wendet werden. Auflage: 22 000 Stück
4 ―4 Damenwahl 50 Jahre Frauenstimmrecht in Bern StattLand – szenische Stadtrundgänge in Bern stattland.ch
Weisst du, wie viel Stern- lein stehen? V or einigen Jahren war es an der Mich erinnern diese Sternchen vor allem Universität, an der ich studiert daran, dass es Menschen gibt, deren erlebte habe, einen gefühlten Augen- Welt nicht adäquat durch unsere aktuelle blick lang «en vogue», in einem Sprache beschrieben wird. Text konsequent nur die weibliche Form In den Texten dieser Antidot-Zeitung zu verwenden. Man fügte dann nach dem geht es um Frauen* und Männer*, aber auch ersten Satz eine Fussnote ein und schrieb: um Frauen und Männer. Denn es macht «Männer sind immer mitgemeint.» Es war Sinn, die sternlosen Begriffe zu verwenden, ein gezielter Seitenhieb gegen all jene, die wenn wir über Herrschaftsverhältnisse spre- zeitgleich dachten, sie könnten durch eine chen wollen. Die Kategorien von Mann & ähnlich lautende Formulierung die Forde- Frau (sowie Weiss & Nichtweiss, Inländer*in rung nach geschlechtergerechter Sprache & Ausländer*in, Reich & Arm) diktieren bis zur Seite wischen und weiterhin nur die heute, wer sich in der Gesellschaft frei be- männliche Form verwenden. wegen darf und wer über wen soziale und Nur das laute, wiederholte und pene- politische Macht ausübt. trante Einfordern einer Sprache beider Ge- Es klingt paradox: Wir wollen anerken- schlechter führte schliesslich dazu, dass es nen, dass es Menschen gibt, die mehr und heute in vielen Orten zum guten Ton gehört, anders sind, als es die binären Kategorien Mädchen und Buben, Männer und Frauen Frauen & Männer, Mütter & Väter nahele- gleichermassen zu nennen. Das Binnen-I gen. Gleichzeitig müssen wir genau diese fand den Weg in die WOZ und der Gender Kategorien benutzen, um über systema- Gap setzte überall dort seinen Strich, wo man tische und strukturelle Ungleichheiten zu die Binarität der Geschlechter um einen Frei- sprechen. raum für weitere Genderidentitäten ergän- Sprache und gesellschaftliche Wirklich- zen wollte. Als eleganter erwies sich dann keit sind eng miteinander verknüpft. Wel- aber das Asterisk-Symbol, das Sternchen, che Worte wir wählen, um die erlebte Welt das seinen Ursprung in der Informatik hat. zu beschreiben, wirkt sich auch auf unser Mithilfe des sogenannten Booleschen Opera- Erleben aus. Die Anekdote, die ich anfangs tors kann man mit trans* nach allen Wörtern erwähnt habe, liegt noch nicht so lange suchen, die mit trans beginnen (transgender, zurück. Ich glaube, Sprache ist viel agiler, transsexuell etc.) Wird das Sternchen an ein als es manche wahrhaben wollen. Dass wir Wortende gesetzt, so ergänzt es den zuvor Kategorien aufbrechen und ausdehnen, sie genannten Begriff: Der Stern bei Frauen* hinterfragen und benutzen können, um sie schliesst zum Beispiel Menschen mit ein, zu verändern – all das lässt mich neugierig die ohne oder mit partiellen weiblichen Ge- werden auf eine Zukunft, die jetzt noch in schlechtsorganen geboren wurden und sich den Sternen steht. als Frauen verstehen, oder Menschen, die ge- meinhin als Frauen wahrgenommen werden, Rebecka Domig obwohl sie sich selbst anders sehen oder sich vom Antidot-Redaktionsgrüppli dem binären System Mann & Frau entziehen Tour de Lorraine 2019 wollen.
6 ―7 Transnationale Care-Arbeit Komplexe Machtkonstellationen und Beziehungsgeflechte in globali- sierten Care-Arrangements. Längst ist sie keine versteckte Notlösung mehr, sondern eine bekannte Strategie von Haushalten mit pflegebedürf- tigen Menschen: die Rekrutierung von osteuropäischen Migrantinnen* in die sogenannte 24-Stunden-Betreuung. Welche Beziehungs- und Macht- konstellationen zeigen sich in diesem intimen und zugleich globalisierten Care-Arrangement? I n der Schweiz boomt der private zum einen in der beschränkten Möglich- Psychotherapeutin gearbeitet hat, thema- Markt für ambulante Pflege-, Be- keit, sich auf vertragliche Regelungen zu tisiert ihre Deklassierung mit den Worten: treuungs- und Haushaltsdienste. beziehen. In den Arbeitsverträgen sind nur «In Polen bin ich wer, wie man so sagt. Hier Seit einigen Jahren etabliert sich wenige zeitliche und inhaltliche Aspekte bin ich auch was: Ich bin nötig.» Monika Zie- ein Rotationssystem von osteuropäischen festgeschrieben, vieles bleibt diffus und ar- linska, ebenfalls Lehrerin, sagt, im Westen Pendelmigrantinnen*, die als Live-ins in beitsrechtlich nicht geregelt. Gleichzeitig sei ihr erlernter Beruf nicht wichtig. «In der Privathaushalten von pflegebedürftigen wird aber vorausgesetzt, dass die Care-Ar- Schweiz ist es der Familie egal, wer ich bin. älteren Menschen Rund-um-die-Uhr-Be- beiterin* während des gesamten Tages und Ich musste nur stark sein, vielleicht unter- treuung leisten. In der 24-Stunden-Be- auch in der Nacht flexibel abrufbereit und würfig, und das ist genug.» treuung sind es Pendelmigrantinnen* aus ständig im Haus anwesend ist. Meist werden Polen, Ungarn, der Slowakei und ande- von den Care-Agenturen bloss sechs oder Die Ambivalenz «guter Beziehungen» ren osteuropäischen Staaten, die im Rah- sieben Stunden pro Tag als lohnrelevante Aufgrund der fehlenden Formalisierung ih- men der Personenfreizügigkeit grenzüber Arbeitszeit gesehen, die übrige Arbeit und rer Arbeit sind die Care-Arbeiterinnen* sehr schreitend arbeiten. Profitorientierte und der Bereitschaftsdienst sind nicht bezahlt. stark vom «guten Willen» und der Sensibili- transnational agierende Vermittlungs- und Die Logik des Arbeitsvertrags wird also er- tät der betreuten Person und ihrer Angehö- Verleih-Agenturen spezialisieren sich da- gänzt bzw. kontrastiert durch die Logik der rigen abhängig. Entsprechend beziehen sich rauf, temporäre Arbeitskräfte zu rekru- häuslichen Sphäre, in der familiäre Normen die Care-Arbeiterinnen* bei der Bewertung tieren, die Kundschaft (private Haushalte) wie die uneingeschränkte Verfügbarkeit der ihres Arbeitsverhältnisses häufig nicht in von ihrem Angebot zu überzeugen und Hausfrau* und der Aspekt der unbezahlten erster Linie auf die vertraglich geregelten mittels eines «Matchings» die beiden Par- «Arbeit aus Liebe» wichtige Bezugsfiguren Aspekte wie Lohn oder Arbeitszeit, sondern teien zusammenzubringen. Häufig ist sind. Dies führt in der Praxis dazu, dass die vielmehr auf das persönliche Verhältnis zu die Care-Arbeiterin* über ein Personalver- Grenze zwischen Arbeit und Freizeit ver- den von ihnen betreuten Person und deren leih-Unternehmen beschäftigt, manchmal wischt und der Feierabend für die meisten Angehörigen. So betont die Care-Arbeiterin auch direkt bei der Familie angestellt. Da- Care-Arbeiterinnen* faktisch nie eingeläu- Karina Jalowy, sie hätte «Glück» mit ihrer mit wird das private Zuhause – ein Ort, an tet werden kann. Platzierung bei der Frau, die sie umsorgt. dem traditionell unbezahlte, meist weib- Karina Jalowy aus Polen umsorgt ei- Mit diesem Glück verbindet sie einen re- liche Care-Arbeit dominiert – zu einem Ort, ne pflegebedürftige Frau und sagt, sie sei spektvollen Umgang und die Anerkennung an dem Lohnarbeit geleistet wird. «zugleich Pflegerin, Haushälterin und ihrer Arbeit. Genau diese Aspekte fehlen Handelt es sich dabei um ein ganz nor- Quasi-Tochter». Sie fügt an: «Hier ist un- Monika Zielinska, die sich von dem Ehepaar, males Dienstleistungsverhältnis? So pos sere Arbeit 24 auf 24 Stunden, wir müssen bei dem sie arbeitet und lebt, zur Putzfrau tulieren es zumindest die Care-Agenturen, immer lächeln, immer mit Freude, immer degradiert fühlt und sich nach einer «guten die zudem betonen, dass die 24-Stun- zu Diensten sein. Wir leben nicht unser Familie» sehnt. Anna Nowak ist froh, dass den-Betreuung durch Pendelmigrantinnen* Leben hier, nur für die anderen.» Da kein der von ihr betreute Mann eine «gute Seele» im Vergleich zu anderen «Varianten» der klares Pflichtenheft besteht, wird die kon- ist, und betont positiv dessen «Dankbar- Rundumbetreuung wie dem Pflegeheim krete Ausgestaltung und Aushandlung keit». Jadwiga Mazur unterstreicht, dass eine besonders preiswerte Alternative biete. des Arbeitsverhältnisses an die Haushalts- die Familie die schwierigen Arbeitsbedin- Ausgeblendet werden dabei verschiedene mitglieder delegiert. «Du musst selber die gungen auf ihre Weise wiedergutzumachen Hierarchisierungen und Ungleichheiten, Grenzen setzen, und das ist schwierig», gibt versuche, indem sie in ein exklusives Res . die in Form von institutionalisierter Macht Bozena Domańska zu bedenken, die in den taurant ausgeführt werde oder auf einen in das Feld des Privathaushaltes hineinspie- letzten zehn Jahren über Care-Agenturen Ausflug in die Berge mitgehen dürfe. len und sich als personalisierte Macht in den in verschiedenen Schweizer Haushalten als Diese «guten Beziehungen» sind jedoch alltäglichen Interaktionen am Arbeitsplatz Betreuerin gearbeitet hat. äusserst ambivalent: Sie können zwar im manifestieren. Die Aufnahme einer Tätigkeit im Pri- Arbeitsalltag dazu beitragen, einer Degra- vathaushalt ist zudem in vielen Fällen mit dierung zum «Dienstpersonal» zu entkom- Entgrenzte Arbeitsbeziehung einer Dequalifizierung verbunden. Die im men und durch die direkte Anerkennung Dass es sich bei der Care-Arbeit in Privat- Herkunftsland erworbenen Bildungsquali- und die «Dankbarkeit» mehr Befriedigung haushalten keineswegs um eine ganz nor- fikationen zählen in der Schweiz nicht. Jad- zu finden. Gleichzeitig ergeben sich bei male Dienstleistung handelt, zeigt sich wiga Mazur, die in Polen als Lehrerin und personalisierten Arbeitsverhältnissen auch
grössere Hemmnisse zur Abgrenzung und bezeichnet. Die Metapher der Sorgeketten ting. Während sich die gepflegte Person in den es bleibt wenig Raum für die Einforderung verdeutlicht ein koloniales Verhältnis, in eigenen vier Wänden befindet, ist der Haushalt und Durchsetzung von Rechten. Wehrt sich welchem von den wohlhabenden Ländern für die Care-Arbeiterin* nicht nur Arbeitsplatz, die Care-Arbeiterin* gegen hohe Arbeitsbe- und Haushalten Care-Arbeit vereinnahmt sondern auch temporärer Lebensort. Es treten lastungen oder fehlende Ruhezeiten und wird und sich gleichzeitig in ärmeren Län- dabei Menschen in eine soziale Beziehung, die formuliert sie eigene Ansprüche, riskiert sie, dern und Haushalten Versorgungslücken sonst wohl nicht miteinander in Kontakt kä- die «guten Beziehungen» zur Familie zu ver- auftun. Die Sorgekrise in Ländern wie der men. Neben verschiedenen strukturellen Dif- spielen und als «schlechte Betreuerin» dis- Schweiz wird dabei zunehmend verschoben ferenzlinien, die die soziale Distanz spürbar qualifiziert und ausgewechselt zu werden. in die Herkunftsländer der Care-Arbeite- machen, entstehen gleichzeitig häufig auch Zudem ist die Abgrenzung aufgrund der rinnen. Wie der transnationale Transfer von starke Banden – durch den geteilten Alltag stark personalisierten Arbeitsbeziehung Care-Arbeit mit einer globalen Ungleichver- und das Vertrauen, das sich mit der Zeit in- schwierig, was Nancy Folbre (2001) mit dem tensiviert. Wie Anna Nowak ausführt, ist ei- Begriff des «Prisoner of Love»-Dilemmas ne gewisse Verbundenheit, persönliche Nähe umschreibt: Häufig wird die Care-Arbeite- rin* zur wichtigsten Bezugsperson für die Die Metapher der und Empathie zu der betreuten Person für sie eine grundlegende Bedingung für eine gute pflegebedürftige Person. Lehnt sie eine Auf- gabe ab, kann dies als Liebesentzug und Dis Sorgeketten verdeut Care-Beziehung: «Es braucht Herz, viel Herz, du musst deinen Patienten mögen, sonst geht tanzierung gewertet werden. Die Kategorie des Rechtssubjekts, welches als Individuum licht ein koloniales es nicht. Du kannst nicht wie eine Maschine arbeiten, automatisch, so geht es nicht. Und du Anspruch auf geregelte Arbeitszeiten, Frei- zeit und genügend Ruhezeiten sowie den Verhältnis. musst eine Verbindung haben, musst spüren.» Anna Nowak schätzt es sehr, wie Herr Sonder Schutz der eigenen Privatsphäre hat, kann egger, den sie betreut, sich interessiert für ihre dabei innerhalb der familiären Ordnung nur teilung von Sorge einhergeht, verdeutlicht Kinder in Polen und sogar angefangen hat, ein schwer zur Geltung kommen. das Beispiel der polnischen Care-Arbeiterin paar Wörter polnisch zu sprechen. Gleichzei- . Bozena Domańska, die sich in der Schweiz tig weiss sie inzwischen auch, dass sie selber Globale Care-Ungleichheiten jahrelang rund um die Uhr um einen pflege- Grenzen setzen muss. Als aktives Mitglied Eine weitere Dimension der Beziehung zwi- bedürftigen Mann kümmerte: Ihre beiden des basisgewerkschaftlichen Netzwerks Res schen Care-Arbeiterin* und pflegebedürf- bettlägerigen Eltern lebten zu dieser Zeit in pekt (www.respekt-vpod.ch) ist sie nicht nur tiger Person manifestiert sich in Macht- einem privaten Pflegeheim im Osten Polens, über ihre Rechte in der Schweiz informiert, verhältnissen, die mit Ungleichheiten im wo aufgrund des Pflegenotstands dreissig sondern durch gemeinsame Workshops und transnationalen Raum zu tun haben. Oft ha- pflegebedürftige Menschen von gerade mal Rollenspiele auch ermächtigt, in ihrem Alltag ben die Care-Arbeiterinnen* in ihrem Her- einer Köchin und einer Hilfspflegerin um selbstbewusst auf ihre eigenen Bedürfnisse kunftsland Angehörige, für die wiederum sorgt wurden. aufmerksam zu machen und das Recht auf gesorgt werden muss: Verwandte, Nachbarn Selbst-Sorge und Respekt für ihre emotionalen oder Frauen*, die aus noch ärmeren Verhält- Aushandlungen von Nähe und Distanz im und körperlichen Grenzen einzufordern. nissen oder Ländern stammen, übernehmen intimen Setting diese Aufgabe. Auf diese Weise kommt es zu In diesem Gefüge sozialer Ungleichheit begeg- Sarah Schilliger Abhängigkeiten, die die Soziologin Arlie nen sich die migrierte Care-Arbeiterin* und die Hochschild (2001) als «globale Sorgeketten» pflegebedürftige Person in einem intimen Set- Sarah Schilliger ist Soziologin Literatur Medientipp und forschte im Rahmen ihrer Folbre, Nancy (2001): Die Zukunft des globalen Kapitals, Artus, Ingris; Birke, Peter; Dissertation ethnographisch zu The Invisible Heart: Economics Frankfurt/M., 157–176. Kerber-Clasen, Stefan; den Bedingungen und Logiken and Family Values, New York. Menz, Wolfgang (Hrsg.) (2017): Eine ähnliche Version dieses auf dem globalisierten Markt für Sorge-Kämpfe. Auseinander Hochschild, Arlie Russel (2001): Artikels erscheint in der Zeitschrift Care-Arbeit. Ihr Buch «Pflegen setzungen um Arbeit in sozialen Globale Betreuungsketten und «Angewandte Gerontologie» ohne Grenzen? Der Privathaushalt Dienstleistungen. emotionaler Mehrwert, in: Hutton, 1/2019 zum Thema «Beziehungen als globalisierter Arbeitsplatz» Hamburg: VSA-Verlag. Will und Anthony Giddens (Hg.): im Alter». erscheint 2019 im Transcript-Verlag.
8 ―9 «Von welchen finanziellen Ressourcen soll ich leben, wenn ich alt bin?» Bożena Domańska ist 2009 in die Schweiz gekommen und arbeitet seither als 24-Stunden-Care-Betreuerin im Raum Basel. Sie ist federführend im Kampf für bessere Arbeits bedingungen von sogenannten «Live-in»-Betreuer*innen in der Schweiz. Wir haben mit ihr über ihren Werdegang sowie die Probleme und Perspektiven ihres Berufs gesprochen. Kannst du mir erzählen, wo du Strasse. Haben keine Anmeldung. «Sieh zu, Du bist 2009 in die Schweiz gekom- herkommst und in welchem Umfeld wie du damit fertig wirst», wurde mir auch men und hast in Basel gearbeitet. Wo du aufgewachsen bist? mal so gesagt. Statt ein bisschen Geld zu war deine Familie? Ich bin in den 1970er-Jahren aufgewachsen kriegen, damit man sich ein bisschen erho- Meine Tochter war in Polen bei den Gross- und habe die Krise sowie den Aufstand in len kann. Man ist keine Maschine, man fühlt eltern. Meine Ehe war wegen der Arbeit in Polen erlebt. Als Kind hatte man nicht viele ja auch mit. Deutschland kaputtgegangen. Die Firmen Perspektiven. Die Eltern waren in der Land- zu Hause waren pleitegegangen und der Bau- wirtschaft beschäftigt. In der Nähe gab es ernhof rentierte nicht mehr. Man verbringt auch eine Möbelfabrik, wo es Arbeit gab. Ein so viel Zeit getrennt. Das ist nicht gut für ei- Studium war keine Option, ich blieb also in der Landwirtschaft. Meinen Mann habe ich Man zahlt für die ne Ehe. So ist das auseinandergegangen. Ich habe dann eine Pause gemacht. Mei- im Nachbardorf kennengelernt. Nach der Wende wurden die Grenzen geöffnet. Mit Migration einen ne Tochter wurde älter und ging ins Gym- nasium. Wenn ich nach Hause kam, sprach meinem Mann ging ich nach Deutschland, um da ein bisschen Geld zu verdienen. Das hohen Preis. sie mich mit «Oma» an. Sie hatte sich so an die Grossmutter gewöhnt. Ich hatte so zusätzliche Geld investierten wir in den ein schlechtes Gewissen und weinte viele Bauernhof. Nächte. Später habe ich nicht mehr geweint. Das machte mir auch Sorgen – weil es doch Wie bist du zur 24-Stunden- Wie läuft das genau mit der schlimmer ist, wenn man nicht mehr weint. Betreu erin geworden? Vermittlung? Wenn man weint, dann fühlt man noch et- Eine Nachbarin in Deutschland sagte, ihr Das machen private Spitexfirmen. Die kön- was. Inzwischen ist meine Tochter volljäh- Bruder habe eine Betreuungsfirma gegrün- nen das über die Krankenversicherung ab- rig geworden. Und man verpasst das, man det. Ich habe beobachtet, wie sich die Bran- rechnen. Wir waren zwei Frauen. Ich und zahlt für die Migration einen hohen Preis. che entwickelte, und stieg ein. Ich habe meh- meine Kollegin wechselten uns im Vierwo- Geld ist nicht alles. Alles andere ist interes- rere Personen betreut. Meistens läuft es über chenrhythmus ab. 24 Stunden. Da hat man sant. Die Leute, der Austausch, andere Kul- Mund-zu-Mund Propaganda. Ich habe auch nur zwei Stunden pro Tag Pause und ein Wo- turen kennenzulernen – das ist schon gut. zwei Kolleginnen vermittelt. Die Leute le- chenende gibt es eigentlich nicht. Man kennt Inzwischen sind auch meine Eltern krank ben aber nicht so lange. Das ist das Problem. ja niemanden. Wo soll man dann hingehen? geworden. Meine Tochter hat studiert. Ich Man wechselt ständig. Das ist sehr belastend. Was macht man dann? Wenn wir irgendwo war sehr froh, diese Arbeit hier zu haben. Es Fristen werden nicht eingehalten. Falls ein hingehen, dann heisst es gleich: Wo seid ihr? war auch entlastend, weil es in der Schweiz Patient stirbt, sind die Frauen sofort auf der Was macht ihr? legal ist. Ich musste mich nicht verstecken.
Nur der Lohn war nicht legal. Die Überstun- unterstützen die Frauen und erklären ihnen, mal kümmern muss. Sonst schätzen die un- den wurden nicht bezahlt. Ständig hat uns wie die Prozeduren in der Schweiz laufen, sere Arbeit auch nicht. Dann denken sie, dass der Arbeitgeber gesagt, dass andere Frauen wie man eine Diplomanerkennung machen wir einfach da sind und nur Kaffee trinken. 2500 Franken verdienen – «und ihr verdient kann. Dann können sie auch in anderen Be- Aber das ist Arbeitszeit. 3000». Wir sollten ihm die Füsse küssen, rufen arbeiten, als Krankenschwestern oder weil wir hier in der Schweiz sind. als Hebammen zum Beispiel. Ihr wohnt auch bei Patient*innen? In der Regel ja. Man hat ein Zimmer zur Was ist dann passiert? Sind es ausschliesslich Frauen? Verfügung. Man sollte eigentlich auch sepa- An Sitzungen waren wir nie eingeladen, ob- Ich persönlich kenne zwei bis drei Männer, rate Badezimmer haben. Wir sind meistens wohl über unseren Patienten gesprochen die 24-Stunden-Care-Arbeit machen. In an- nicht empfindlich, aber wenn man nur ein wurde. Wir wurden also nicht informiert deren Pflegeberufen sind es mehr. Badezimmer hat und da sind noch Geräte über die Bedingungen und alles andere. Von oder Sessel für den Patienten montiert, die der Familie haben wir erfahren, dass sie mo- Was sind die drängendsten Anliegen man selber mitbenutzen muss, dann ist natlich 11 000 Franken zahlen. Wir bekom- der 24-Stunden-Arbeiterinnen? das natürlich nicht optimal. Dafür werden men davon 3000 Franken. Meine Kollegin Die Präsenzzeit muss bezahlt werden, Über- 990 Franken für Kost und Logis abgezo- hat mir gesagt, dass unsere Verträge nicht stunden müssen bezahlt werden. Es ist gen. Es gibt immer viel Streit um Kost und korrekt sind. Es gebe eine Beratungsstelle auch sehr wichtig, dass die Frauen Freizeit Logis. Uns kostet das Essen 21 Franken pro hier und wir sollten uns erkundigen. Ich kriegen, sonst brennen sie schnell aus. Und Tag. Manche Frauen kriegen nicht genug zu habe dem Arbeitgeber etwas gesagt, weil ich dass die Arbeitsbedingungen kontrolliert essen. Wir haben auch unsere Krankheiten am besten Deutsch konnte. Das hat ihm gar werden. Die Realität muss mit dem Vertrag und Essgewohnheiten oder gesundheitliche nicht gepasst. Ich war der Bösewicht. Er rea- übereinstimmen! Die Frauen kriegen zum Probleme. Entweder sollen die Frauen das gierte mit Schikanen und schimpfte: Wir aus Teil nicht mal den Sonntag frei. Die Familien Geld kriegen oder sie sollen anständig zu Polen seien so und so. Da haben wir uns bei denken oft, die Betreuerin macht das schon, essen bekommen. Der Patient sagt vielleicht, der Gewerkschaft gemeldet. So kam es zu die- auch am Sonntag. «Du kriegst zwei Eier heute», weil er sparen ser Dok-Sendung «Hilfe aus dem Osten». Wir Ich organisiere jetzt die Frauen. Wir sind will. Trotzdem wird der fixe Preis vom Lohn nutzten das, um diese Problematik an die Öf- vernetzt. Die Frauen wissen beispielsweise, abgezogen. fentlichkeit zu bringen. Und einen richtigen dass man bei der Gemeinde Tageskarten Prozess vorzubereiten mit dem VPOD. So ist für 40 Franken kriegen kann. Das ist für Was ist ein normaler Nettolohn? das Netzwerk Respekt gegründet worden. die Frauen sehr wichtig. Dass sie den Ar- Momentan variieren die Löhne zwischen Wir sind jetzt 60 Frauen im Netzwerk. Et- beitsplatz und die Verantwortung auch mal 1700 und 2700 Franken. Ich höre ganz selten wa 100 Sympathisant*innen haben wir. Wir verlassen können. Dass sich die Familie auch von Löhnen über 3000 Franken. Wir wären
10 ― 11 froh, wenn 3500 für den Nettolohn ungefähr Was kann man als aussenstehende die Grenze wäre. Wenn man einen Monat ar- Person tun, um die Belange der beitet, dann ist der nächste Monat, den man 24-Stunden-Betreuerin zu unterstützen? frei hat, nicht bezahlt. Das heisst, wenn ich Dieses Thema ist nicht nur heute wichtig, vier Wochen durchgearbeitet habe und den sondern auch noch nächstes Jahr und das nächsten Monat nicht arbeite, habe ich einen Jahr danach. Du interessierst dich vielleicht Monatslohn von 1500. Und das ist auch in Po- erst für das Thema, wenn deine Eltern krank len nicht viel. sind. Es ist aber wichtig, dass das Thema lebt. Wir werden alle alt und müssen uns vorberei- Du bist aus Polen und hast alte ten. Ich verdiene als Betreuerin zum Beispiel Menschen in der Schweiz betreut. Du nicht viel und meine Pension ist klein. Von hast aber auch Eltern, um die du welchen finanziellen Ressourcen soll ich le- dich kümmern musst? ben, wenn ich alt bin? Wie viel kann ich einer Meine Eltern waren behindert. Von der So- Betreuerin bezahlen? Ich werde niemanden zialhilfe [in Polen] gab es keine Unterstüt- finanzieren können, der mich betreut. Es zung. Ich war froh, dass ich den Job in Basel muss eine Lösung dafür gefunden werden. hatte, damit ich sie unterstützen konnte. Diese Sache bereitet mir grosse Sorge. Meine Schwester hat mich auch unterstützt. Und meine Nichte und meine Tochter ha- Was möchtest du sonst noch sagen? ben am Wochenende und nach der Schule Empathie, Respekt und Wertschätzung für mitgeholfen. Wir haben es so geschafft, die das Altwerden und unsere Arbeit ist wichtig. vier Wochen, in denen ich nicht da war, zu Man schätzt die Arbeit nicht, wenn man sie überbrücken. Das hat eine Zeit lang funkti- nicht selber macht. Man denkt, die Arbeit Workshop oniert, aber die Mädchen hatten irgendwann mit alten oder dementen Leuten ist sehr Samstag 13.30 Uhr die Nase voll. Bei Fremden kann man sich ein belastend. Es geht aber nicht um die Arbeit Eine Live-in-Betreuerin erzählt aus bisschen abgrenzen, aber bei der eigenen Fa- selbst. Es geht um den Umgang mit uns. Wir ihrem Alltag: Care-Migration und die milie ist es schwieriger. Trotzdem war ich verlassen unsere Familie. Unsere Kinder Regulierung der Erwerbsarbeit in Haushalten. sehr froh um die Hilfe. Später benötigte mei- wachsen ohne uns auf. Es wäre schön, wenn ne Mutter eine Hüftoperation und wir ent- es einen auch kümmert, dass die Frauen wie- schieden uns dann für ein Pflegeheim. Ich der gesund nach Hause gehen können. Das Medientipp musste dann zusammen mit meiner Schwes wünsche ich mir. Dokumentarfilm: ter das Heim bezahlen, weil die Rente und Hilfe aus dem Osten Sozialunterstützung nicht gereicht haben. Das Interview führte Simon Egli B. Batthyany, CH 2013, 51 Min., deutsch, frei ferfügbar auf srf.ch Das Netzwerk «Respekt» Die Geschichte und Entwick- stritten. Anfang 2018 wurde das Spitex-Organisation angestellt beitsverträge nicht bindend und lung von «Respekt» Netzwerk Respekt neu ausge- oder eben vermittelt werden, gel- können schriftlich abgeändert Das Netzwerk Respekt@VPOD richtet. Im Vordergrund steht nun ten unterschiedliche arbeitsrecht- werden. Höchst problematisch wurde 2013 vom VPOD Basel ge- nicht mehr, schlechte Arbeitsbe- liche Bedingungen und Verträge. ist auch, dass 26 verschiedene gründet. Es arbeiten schätzungs- dingungen möglichst oft vor Ge- «NAV Hauswirtschaft» nichts zur weise 10 000 Care-Arbeiter*innen, richt einzuklagen, sondern die Was macht die Politik? Transparenz und Nachvollzieh vorwiegend Frauen aus Osteuro- BetreuerInnen präventiv zu befähi- Die Kantone müssen bis 2019 barkeit dieser Arbeitsverhältnisse pa, unter teilweise prekären Ar- gen und zu schulen. In Workshops einen neuen «Normalarbeitsver beitragen werden. Der VPOD kri beitsbedingungen in Schweizer befassen wir uns intensiv mit kon- trag (NAV) Hauswirtschaft» erlas tisiert diesen eingeschlagenen Haushalten. Der VPOD beschloss kreten Arbeitsverträgen und allen sen, der auch die private Betreu Weg des Bundesrates sehr und vor drei Jahren, das Netzwerk Res in diesem Bereich angewandten ungsarbeit von älteren Menschen fordert weiterhin eine nationale pekt national zu verankern und Verträgen wie etwa dem Gesamt- zu Hause konkret regelt. Dabei und transparente Regulierung so Care-Arbeiter*innen schweizweit arbeitsvertrag (GAV), Temporärar- geht es insbesondere um die wie eine Unterstellung unter das zu beraten und zu unterstützen. beitsverträgen oder dem «Normal Entgeltung der sogenannten Prä Arbeitsgesetz. Der VPOD hat diverse erfolg- arbeitsvertrag Hauswirtschaft». Je senzzeit, feste Ruhezeiten und reiche Klagen und Schlichtungen nachdem, ob die Frauen direkt Pausen sowie um die wöchent Elvira Wiegers geführt und teilweise stattliche von einem Privathaushalt, von ei- liche Höchstarbeitszeit. Leider Summen für seine Mitglieder er- ner Vermittlungsfirma oder einer sind diese kantonalen Normalar
Zu Besuch bei Care Capital Herbert Wunderlich, 64 Jahre alt, betritt das Pflegeheim «Zur letzten Rose» und meldet sich an der Rezeption. W: Grüezi! Ich bin hier, um meine Mutter zu W: Nein, danke! Wieso haben Sie meine Mut- W: Wo ist meine Mutter? besuchen. ter nicht einfach in das Spital verlegt? R: Hab ich doch gesagt. Eingeschläfert! R: Wie heisst Ihre Mutter? R: Kein Personal. Auch dort haben die meis W: Aber das dürfen Sie doch nicht einfach so! W: Wunderlich. ten Pflegerinnen gekündigt und ihr Er- R: Wir haben Ihre Mutter natürlich gefragt. R: Warten Sie einen Moment ... Wurden Sie spartes in einen Hedgefonds investiert. Und sie war damit einverstanden. nicht kontaktiert? Von uns? W: Das gibts doch nicht. Kann man nicht W: Machen Sie Witze? W: Nein, wieso? einfach Personal aus dem Ausland holen? R: Keineswegs. Sie sehen, es ist alles korrekt R: Ihre Mutter wurde eingeschläfert. R: Lustig, dass Sie das fragen. Wir haben die zu- und hergegangen. W: Hä? Was? lokale Kita damit beauftragt. Die dortigen W: So. Ich habe genug gehört. Ich wende mich R: Das Pflegeheim wird nächste Woche ge- Kinderbetreuerinnen betreiben jetzt ein jetzt an die Gemeinde. schlossen. Personen, die von ihren Ange- Human-Resources-Büro. R: Tun Sie das. Allerdings werden Sie dann hörigen nicht abgeholt wurden, mussten W: Verrückt ist das! Und was tun Sie eigent- wieder an mich gelangen. wir einschläfern. lich noch hier? W: Was soll das jetzt wieder? W: Sie haben WAS getan? Wer sind Sie? R: Hab ich doch gesagt. Ich bin hier die neue R: Die Gemeinde war hochverschuldet. Wir R: Ich bin hier die neue Chief Managing Chief Managing Transition Consultant. haben die Schulden und die Leitung der Transition Consultant. Wir haben das Heim gekauft und schauen, Gemeinde übernommen. W: Die was? Wo sind die Pflegerinnen? wie wir die Altenpflege in Zukunft effizi- W: Mir fehlen die Worte. R: Die haben alle ihren Job gekündigt und enter und profitabler führen können. R: Sie sind nicht der Einzige. Wir sind jetzt eine Investmentbank gegründet. W: Wer seid ihr? sozusagen die Avantgarde des Care Ma- W: Sie haben WAS getan? R: Care Capital AG. Wir sind eine Private- nagements und auch des Public Manage- R: Gekündigt! Kein Wunder bei diesen Ar- Equity-Firma, die sich auf das Care-Ge- ments. beitsbedingungen. Die haben auch end- schäft spezialisiert. Wir haben das Heim W: Und darauf sind Sie stolz? lich gemerkt, dass man das Geld für sich gekauft. R: O ja! Wir werden die Produktivität mas- arbeiten lassen kann. W: Das ist nicht Ihr Ernst. siv erhöhen und das Bruttosozialprodukt W: Und dann haben sie einfach gekündigt? R: Doch, ist es. Ich leite ein Team von dy- steigern. Vielleicht versteuern wir unsere R: Möchten Sie ein Beruhigungsmittel? namischen, innovativen Leuten, die das zukünftigen Gewinne auch. Es profitie- W: Von Ihnen? Nein, danke. Dafür gehe ich Heim reorganisieren und optimieren. ren so alle davon. lieber ins Dorf. W: Wie soll das gehen ohne Personal? W: Ich brauche frische Luft. R: Die Dorfapotheke gibt es nicht mehr. Dort R: Schön, dass Sie fragen. Wir haben zwei R: Okay. Hier, nehmen Sie doch ein paar Pro- ist jetzt eine PR-Agentur. Tabletten krie- Hauptansätze. Wir sprechen einerseits ei- spekte mit. Und vergessen Sie nicht, die- gen Sie hier nur noch von uns. 37 Franken ne Klientel mit grosser Kaufkraft an und ses Gespräch beim Feedback-Terminal am für eine Tablette, 199 Franken für ein gan- optimieren andererseits die Ausgaben im Ausgang zu bewerten. zes Päckchen. Personalbereich, indem wir ausländische Arbeitskräfte rekrutieren. Simon Egli
12 ― 13 «Das Ziel ist, die Leute aus ihrer sozialen Isolation rauszubringen.» Ursachen der Einsamkeit im Alter. Andreas Bircher koordiniert die Entlastungs-, Besuchs-und Begleitdienstangebote für das Schweizerische Rote Kreuz und ist in der IG für betreuende und pflegende Angehörige aktiv (siehe Infobox). Wir haben mit ihm über die Ursachen der Einsamkeit im Alter und über bestehende sowie potenzielle Lösungsansätze gesprochen. Wie gross ist das Problem der Dies ist ein Phänomen, das vor allem Leute Einsamkeit im Alter in der Schweiz? im Alter betrifft. Mehrere Ursachen sind da- Wahrscheinlich hat das Problem im Alter für verantwortlich: Kinder, die nicht mehr in der Schweiz zugenommen wegen der de- in der Nähe sind, die Entberuf lichung, Ver- mografischen Entwicklung. Das Thema ist witwung und so weiter. publikumswirksam geworden. Anfang die- ses Jahres hat Theresa May ein Einsamkeits- Was für eine Rolle spielt der gesell- ministerium eingeführt. Sie hat sich darauf schaftliche Wandel? berufen, dass 13 Prozent der britischen Be- Ganz sicher ist die zunehmend individua- völkerung einsam seien. Die Frage ist: Was lisierte Gesellschaft ein Phänomen, das die versteht man unter Einsamkeit? Die meisten Einsamkeit befördert. Der Neoliberalismus Menschen sind irgendwann mal einsam. spielt hier eine grosse Rolle, der besagt, dass Schwierig wird es bei der chronischen Ein- man für sich selber verantwortlich ist. Das samkeit. Man kann hier zwischen emotiona- damit einhergehende Aufsprengen der sozi- ler und dissozialer Einsamkeit unterschei- alen Netzwerke ist ein wesentlicher Punkt. den. Die emotionale Einsamkeit hat viel mit Die gesteigerte Lebenserwartung ist ein Minderwertigkeitsgefühlen zu tun. Diese zweiter Punkt. Durch die Langlebigkeit Menschen sind aber nicht zwingend alleine. nimmt die Zeitspanne des nicht-beschwer- Alleine zu sein ist ein Zustand und Einsam- defreien Lebens zu. Ein weiterer Punkt ist keit ist ein subjektives Gefühl. Die andere ist die Verdunstung von religiösen Gewiss- die dissoziale Einsamkeit, die mehr mit dem heiten. Ich vermute, dass früher viele Leute Alleinsein zu tun hat; mit sozialer Isolation. Halt in der Religion gefunden haben.
Was kann man gegen die Einsamkeit noch zusammenwohnen. Der klassische als gesellschaftliches Problem tun? Fall ist eine ältere Frau, die ihren demenz- Es gibt ein Stichwort, das man vor allem in kranken Mann betreut. Diese riskiert selber der Sozialpolitik verwendet: Sozialraumge- krank zu werden und ist erschöpft. Also staltung. Man baut gezielt in Dörfern oder geht einmal in der Woche jemand vorbei und Quartieren soziale Netzwerke auf. Es gibt schaut, dass die Frau eine Verschnaufpause ein holländisches Modell, das Buurtzorg kriegt. heisst. Buurt heisst Nachbar und zorg heisst Sorge, also Sorge für den Nachbarn. In der Wer sind die Freiwilligen Schweiz gibt es im Ansatz auch solche Mo- arbeiter*innen? delle. Diese werden meist von Organisati- Viele sind zwischen 55 und 70 Jahre alt, vor onen umgesetzt, die eine professionelle und nach der Pensionierung. Die meisten Struktur haben und Leute anstellen, die sind Frauen, aber vor allem im Fahrdienst diese Nachbarsnetzwerke aktivieren kön- gibt es auch viele Männer. Für die Freiwil- nen und Freiwilligennetze aufbauen. Die ligen ist es zum Teil mindestens ebenso wich- Gemeinden sind hier in einer grossen Ver- tig. Sie haben eine sinnvolle Aufgabe, sind antwortung. Gut ist beispielsweise, wenn unterwegs und es entstehen Beziehungen. die Gemeinde jemanden einstellt, der diese Vernetzung fördert. Wen gibt es sonst noch, der sich dem Was tut das Rote Kreuz gegen die Thema Einsamkeit in der Schweiz Einsamkeit? annimmt? umgang Die Angebote richten sich vor allem an Spitex-Organisationen machen tagtäglich allein lebende Menschen. Diese haben Betreuung. Die Heilsarmee macht vieles in landschaft noch grau den Notruf des Roten Kreuzes, den Be- akuten Fällen und hat Programme für sehr über traumtagebau suchs-und Begleitdienst und den Fahr- isolierte ältere Männer. Auch im kirch- du trägst schwer, atem hebt und senkt dich dienst. Den Fahrdienst nehmen vor allem lichen Bereich gibt es einige Aktivitäten in du legst hände auf heisse stirnwüsten Betagte in Anspruch. Die Leute möchten diesem Bereich. In der Dreifaltigkeitskir- trocknest regen/schweiss/blut/tränen nicht nur den Transport zu Arztterminen che gleich hier in Bern kochen zum Beispiel du gehst ein in weiche wangen und so weiter, sondern auch das Soziale. Die Freiwillige jeden Mittag für den Mittags- aufgeweichte cornflakes freiwilligen Fahrer*innen haben Zeit und tisch, den sie anbieten. Sehr niederschwel- du kennst lieblingsessen ein Auto. Das Ziel ist, die Leute aus ihrer lig, ein fantastisches Angebot. du streichst brote, du pürierst Isolation rauszubringen. Die Freiwilligen teilst auf, hältst zusammen gehen mit den Leuten vielleicht noch einen Das Interview führte Simon Egli nasengebirge entlang wanderst du Kaffee trinken oder sie gehen zusammen blickst voraus, du hast lieder einkaufen. Es entsteht so eine Beziehung. Medientipp wo lider sich heben, hast du ein lächeln Daneben gibt es noch den Besuchs- und «Der Verdingbub», du überwachst tore Begleitdienst. Dieser richtet sich an Leute, Markus Imboden, CH 2011, 110 Min. alte kippen, plastikabfälle die alleine sind. Da geht beispielsweise jede gräbst du wieder aus Woche ein*e Freiwillige*r zu einer Person krümel aus winkeln, nährstoffzufuhr und verbringt Zeit mit ihr. Das Problem ist, du misst temperaturen, du kannst rasuren dass gewisse Leute bereits so isoliert sind, du hörst hin, du bringst bei dass sie sich nicht melden. Hier sind medi- verstopfte stollen legst du frei zinisches Fachpersonal, soziale Behörden du hast tröstende worte oder Spitex-Organisationen wichtig, die in du hast schlichte fragen: die Haushalte der Personen gehen und sie wie geht es dir? uns vermitteln. du wiegst schläfen in den schlaf Das andere ist ein eigentlicher Entlas wägst nicht ab, du bist da tungsdienst. Der ist an Leute gerichtet, die Interessengemeinschaft für betreuende und pflegende Angehörige Fünf national tätige Organisationen (Rotes allen Belangen, die betreuende und pfle- Kreuz, Travail Suisse, Krebsliga, Pro Infirmis, gende Angehörige betreffen. Neben den Pro Senectute) haben sich in diesem Jahr als Gründungsmitgliedern haben sich 17 Gründungsmitglieder zu einer Interes- weitere Organisationen im Netzwerk der sengemeinschaft für betreuende und pfle- IG zusammengefunden. Als erste Aktion gende Angehörige zusammengeschlossen. hat sich die IG zum Gesetzesprojekt des Die IG verfolgt das Ziel, betreuenden Bundes geäussert, das eine Verbesserung und pflegenden Angehörigen eine Stim- der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und me zu geben und zentrale Ansprechpart- Angehörigenpflege vorsieht. nerin für Politik und Verwaltung zu sein. Franca Schaad Sie strebt die Themenführerschaft an in Andreas Bircher hat in Basel Geschichte und Anglistik studiert und lebt aktuell in Berlin.
14 ― 15 BEIZEN-PROGRAMM DOORS 21:00 UHR BRASSERIE 21:30 UHR LORRAINE J&L Defer Gabriele De Mario und Anita Rufer sind Teil der Zürcher Indie-Rock- Band Disco Doom. Mit ihrem Ne- benprojekt J&L Defer beschrän- ken sie sich auf zwei Gitarren und verstehen sich selbst als Pop-Band. Sphärisch und wunderschön zum abdriften ... 23:00 UHR Gros Oiseau Electro-Punk? Breakbeat-Rock’n’ Roll? Kraut-Rap? In French 22:00 – 3:30 UHR 00:30 UHR TURN DJs: Ezikiel CADENZA DJ SoWhat! HALLE & James Mc Hale MODERNITY / SUNDAY BREAKFAST Punk, Garage, 80er An der diesjährigen Tour de Lorraine sorgen zwei DJs für eine heisse Tanznacht: Ezikiel James Mc Hale Ezikiel machte seine ersten Bereits früh interessierte sich Schritte am Negril’s Beach, James für die florierende Tech- Jamaika, und wurde von den no-Szene in Bern. Es dauerte OBOLLES positiven Klängen von Reg- nicht lange, bis er sich durch gae und Dub erzogen. Dank alle Kantone spinnen und als 23:00 UHR der afrikanischen Wurzeln Tour-DJ nach London und Ibi- Back Doors Men seiner Mutter und der grossen za reisen konnte. Auch als Pro- Back Doors Men – A Tribute to the Musikkultur seines Vaters ent- duzent ist er fleissig! Derzeit Doors. Vier irre Musiker covern Doors wickelte er eine tiefe Leiden- ist er Resident beim Sunday bis zum Umfallen. schaft für die Musik. Breakfast Zürich, bei MDRN- Ezikiel glaubt, dass Musik TY Events worldwide und Un- 01:00 UHR der beste Weg ist, um Men- usual Suspects Ibiza. Philibuster schen zusammenzubringen Soul, Funk and Classics vom Feinsten und sich wohl zu fühlen. KAPITEL AB 00:00 UHR DJs: Racker MIDILUX , Nicola Koch MISCHKULTUR , Bird SIRION RECORDS RAUMPOLITIK Raum zu schaffen und es so mög- Wie setzen wir das um? lichst allen zu ermöglichen, sich Konkrete Ideen, wie ein diskrimi- in diesem Raum wohler zu fühlen. nierungsärmerer Raum entstehen Safer Spaces an der Tour de Lorraine Das heisst: Rassismus, Sexismus, kann, findest du auf der Website Homophobie, Trans*phobie, Able und auf dem Flyer an der Tour de Linke Räume sind nicht automa- sen. Grenzüberschreitungen und ismus, Klassismus, Gewalt und Lorraine selbst. Infos zur Rollstuhl- tisch diskriminierungsfreie Räume. Diskriminierungen gibt es überall. übergriffiges Verhalten jeglicher gängigkeit der Räumlichkeiten und Wir bewegen uns nicht frei von ge- Safer Space Policies sind ein Versuch, Art haben an der Tour de Lorraine Beizen findest du auch auf der Web- sellschaftlichen Machtverhältnis- einen diskriminierungsärmeren keinen Platz. site.
FILME ROCKAWAYBEACH DOORS 19:00 UHR FILMBEGINN 19.30 UHR DANACH MUSIK BIS MAX. 0:00 UHR Wildes Herz Feine Sahne Fischfilets Doku In der Idylle Vorpommerns ist Jan Danach Musik & Bar bis max 00.00 in den neunziger Jahren direkt in Ein kleines Dorf in den Weiten Mecklen- die gesellschaftliche Leere hineinge- burgs. Geprägt vom politischen Wandel wachsen, die sich dort immer breiter der letzten Jahrzehnte ist hier eine Band machte. Der Schauspieler und gebür- entstanden, die etwas zu sagen hat und tige Mecklenburger Charly Hübner das auch sehr laut tut: FEINE SAHNE erzählt die Geschichte dieses jungen FISCHFILET um Jan «Monchi» Gorkow Wilden. WILDES HERZ ist das so in- ist heute eine der erfolgreichsten Punk- time wie mitreissende Porträt eines bands in Deutschland. In den Augen jungen Musikers, der sich mit grossem des Staates ist sie «Vorpommerns ge- Herzen und noch grösserer Klappe ge- fährlichste Band». Sie sorgt dafür, dass gen den Rechtsruck stemmt und dabei die Wüste weiterlebt und Mecklenburg von nichts aufzuhalten ist. Regisseur noch nicht komplett im Arsch ist. Mit Charly Hübner begibt sich auf eine sehr funkelnder Radikalität und dem Fin- ehrliche und humorvolle Reise mitten ger stets am Verbalabzug stellen sich ins wild schlagende Herz einer aufge- SCHÜTZENHAUS Monchi, Olaf, Christoph, Kai, Köbi und wühlten Region zwischen Verlierern (ZELT AUF DER SCHÜTZENMATTE) Max gegen Nazis, Leerstand und Wen- und Gewinnern, zwischen Rückschlä- deverliererfrust. gen und tanzenden Triumphen. DOORS 20:00 UHR 23:00 UHR 21:30 UHR Eaglewow Kohoba DANACH BIS MIND. 2:00 UHR MFB DJ VINYL KINO IN DER REITSCHULE Sounds Like Bern Zum Bord- EAGLEWOW BE begeistern ihr FREITAG & SAMSTAG 20:00 UHR FREITAG & SAMSTAG, 22:00 UHR stein zurück ... Das feine Fest Publikum mit abwechslungs- MAMA ILLEGAL VERGISS MEIN NICHT heimischer Popmusik geht reichen, energievollen Rock- E. Moschitz, A 2011, 94 Min., D. Sieveking, D 2013, 88 Min., deutsch raus! Einmal im Monat knallt Songs. Peitschende Drum-Beats mehrsprachig /dt. Untertitel David Sieveking nimmt sich ein Time- euch die Musikförderung Bern und prägnante Gitarren-Riffs Sie leben unter uns und bleiben den- out, um für seine Mutter Gretel zu sor- früsche Bands und alte Hel- wechseln sich dabei ab mit ru- noch unsichtbar. Sie putzen unser gen, die an Demenz erkrankt ist. Sein den vor den Laden, einmal im higen, schwebenden Klängen. Klo, machen unsere Betten und pfle- Vater Malte pflegt sie seit Jahren und ist Monat ist die Berner Szene Die Texte berühren, wecken gen unsere Eltern. Wir lassen sie in an die Grenzen der Belastbarkeit gestos- auf der Schützenmatt daheim. Erinnerungen, gehen unter die unser Haus, doch kaum jemand kennt sen. Der Sohn übernimmt diese Aufga- Startschuss im Schützenhaus: Haut. «Die Songs von EAGLE- ihre Geschichte. Drei Mütter verlas- be und begleitet sie mit der Kamera in Januar 2019, better known as WOW zeugen von Wendepunk- sen die bittere Armut Moldawiens, ihrem Alltag und auf einer Schweizer Le Tour de Lorraine! ten im Leben, von Abschied und um illegal in Österreich und Italien Reise in die Vergangenheit. Vater, Sohn Mit Kohoba BE , einer sphä- Neuanfang», erklärt Raffael als Putzfrauen zu arbeiten. Während und Mutter kommen sich sehr nahe, sie rischen Pop/Rock-Band aus Bern Brina, Sänger und Gitarrist der diese Frauen getrennt von ihren Fami- erfahren eine Vertrautheit. Sieveking – Sebastian an den Keys und Ge- Band. Ihre Musik steht für Indi- lien und ihrer Heimat dem Traum von zeichnet so kein Krankheitsbild, son- sang, Nicu am Bass, Phippu am vidualismus und – wie es sich für einem besseren Leben folgen, wachsen dern erzählt auf eindrückliche Art eine Schlagzeug und Fabian an der eine Rockband gehört – für gros- ihre Kinder alleine auf. Familien- und Liebesgeschichte. Gitarre. Seit 2011 verbinden wir sartige Liebe. Das pulsierende «Mama Illegal» zeichnet sieben die verschiedenen Einflüsse un- Grossstadtleben, weite Reisen in Jahre im Leben der drei Frauen nach. serer musikalischen Werdegän- fremde Welten und Beziehungs- Die Kamera ist bei Schicksalsschlägen ge zu einem unverkennbaren themen prägen EAGLEWOW und ebenso dabei wie in Momenten der Mix: der Kohoba Soundwelt. ihren Sound. Ihre Musik ist un- Freude. Ein Film über den Preis des aufdringlich sexy und reisst mit. Traums von einem besseren Leben.
16 ― 17 22:00 23:30 01:00 AB 05:00 TOJOTHEATER SOUS LE PONT Polar Überyou Defender Katerzmorge Circles SAMSTAG, 20:00 «TO CARE Polar Circles CH / INDIE-ROCK , gegründet Überyou CH / PUNKROCK Defender CH / POST-HARDCORE OR NOT TO CARE» 2012 in den Schneestürmen von Lau- Die Züri-Punks von Übery- Seit 2014 stürmt die Post-Hardcore-Combo Szenische Lesung und Trank sanne, haben über die letzten Jahre die ou haben in den vergange- Defender die Bühnen Europas. Im Zuge ihrer Mit: Fabienne Biever, Nina Mariel Kohler, Schweizer Indie-Rock-Szene zum Bib- nen Jahren die ganze Welt Debut-Scheibe «Lost // Tree» (2017) tourt der Marie Omlin, Milva Stark. bern gebracht. Während der Promoti- abgegrast, sei dies Havan- Fünfer bis heute ausgiebig in seiner Heimat, Dauer ca.: 60 Minuten. on ihres ersten Albums «Polar Circles» na, São Paulo, Kuala Lum- der Schweiz. Zu den vergangenen Highlights Die vier Theaterzecken begeben sich 2014 spielte die Band an bekannten Fes pur, Kiew, Texas oder sogar zählt zudem eine zweiwöchige UK-Tour sowie diesmal in die Untiefen unserer A-So- tivals und Locations, und ihre über- bis nach Winterthur und ihre neuste Single «Empathy». Dass sich die zialsysteme. Sie verheddern sich im zeugenden Auftritte ermöglichten die heimische Hafenkneipe Band inzwischen ein gutes Ansehen erspielt Gewirr der Betreuungsgesellschaft ihnen, als Opening Acts für internati- in Zürich. Mit dem brüder- hat und live zu 100 % überzeugt, beweist unter und brechen unter dem bürokratisch onal Bands wie Stereophonics, The Pi- lichen Spirit der Gainsvil- anderem ihr Sieg am diesjährigen Bandcontest vorgegebenen Takt zusammen. Doch: xies, Warpaint oder PEACE zu spielen, le-Punk-Bands à la Hot Wa- des Greenfield-Festivals. Der daraus resultie- Wer ausgebrannt ist, muss doch auch sowie in Deutschland, Italien, und Ös- ter Music und Against Me! rende Auftritt am Greenfield-Festival 2018, der mal Feuer gefangen haben! Sind die terreich zu touren. 2016 nahmen Polar (und der Sonne Floridas!) Auftritt am Openair Gränichen sowie die anste- Zecken nun selber reif für Betreuung? Circles ihr zweites Album in England im Herzen und der Essenz hende Foundation Tour zeigen: Defender kennt Ein Abend über die Sorgen jener, die unter dem britischen Einfluss des Mul- der Schweizer Punk-Szene kein Pardon, das Jahr 2018 ist vielversprechend! für andere sorgen – hier wird effizi- ti-Platinum-Produzenten und Kom- im Blut treffen Überyou ent gesoffen. *** Nach den «Thea- ponisten Sam Williams (Supergrass, den Nerv der Zeit, räumen terzecken» legt das Tojo Theater im Plan B, Gaz Coombes, The Noisettes, die Bar leer, stellen alles Rahmen TdL 2019 «Who Cares?» eine The Go! Team) auf. Kopf und machen darüber Rumfortische Suppen- hinaus saugute Musik. anstalt an und forniert sie. *** Da- zu bereitet das Tojo Care Team eine mindestens warme, wenn nicht heisse, flüssige bis dünnbreiige Speise zu, die in der Regel aus Wasser, Milch, Käse, DACHSTOCK Gemüse, Obst, Fleisch, Fleischextrak- ten, Fisch, Fetten, Gewürzen, Getrei- DOORS 22:00 00:15 DANACH BIS deprodukten, Kochsalz, Zucker und 23:00 Kalabrese & ZUM KATERFRÜHSTÜCK: weiteren Zutaten hergestellt wird. *** Stefanie Stauffacher Rumpelorchester DJ Profondo Eventuell verwendet die Tojo Care Catering Crew als weitere Bestand- Tour de Lorraine, alle Jahre wieder, früher mit dem Zug nach Davos und gekesselt in Landquart, die Antiglobalisie- teile auch Suppeneinlagen wie Griess rungs-Bewegung war auf dem Höhepunkt in der Szene und galt noch nicht als reaktionär. Wichtiger denn je darum nockerln, Backerbsen, Leberknödel, der Appell: «Think global, act local», das ist progressiv! Und so auch unser Programm im Stock – Stefanie Stauffacher, Frittaten, Spätzle, Nudeln, Reibge- das synthesizerbewehrte Gothic-Girl aus der Limmatstadt mit ihrem wave-esken Timbre, dicht gefolgt vom Gerumpel rstel, Schinkenschöberl, Schnippel, Kalabreses und seinen Techno-Marodeuren, zelebrierter Hedonismus auf der Bühne und somit Beweis, dass globali- Strudel, Graupen, Croûtons undoder sierungskritisch natürlich auch lustvoll kann und muss. Zum Schluss Profondo, an den Tellern und Glitzer überall Zwiebeln. *** Noch nicht ganz klar ist, und gute Nacht. ob sich die Tojo Suppenküche auf eine klare oder gebundene Suppe kapri- ziert, oder gar auf einen Eintopf. KAIRO In Überlegung ist, ob die Tojo Sup- penkasper*innen Brühen als Grund- 22:00 lage der Suppe verwenden werden, Jim Avignon aka Neoangin indem sie mittels erhitztem Wasser DANACH TANZNACHT Extraktivstoffe von Fleisch, Geflügel, Rahmsuppe, Samt- oder Schleimsuppe, gebun- MIT *KIA MANN UND *LA BOHÈME BIS 03:30 Wild, Fisch, Schalentieren, Schild- dene Kraftbrühe oder Gemüsesuppe. kröten oder dergleichen entziehen Ob der Tojo-Mushafen nun also ein Coulis, Seit über 20 jahren ist Jim Avignon zwei Minuten von Party und der Suppe zuführen werden. Purée, eine Bisque, Potage, Alubia, Fabada, ein aka Neoangin weltweit als Künstler zu Krise zu Euphorie zu Dabei sind Bouillons und Fonds wie Pot-au-feu, eine Minestrone oder eine Garbure und Musiker aktiv. Wahnsinn zu Trauer zu Geflügelbrühen, Wildbrühen und kredenzt, oder ob es ein Borschtsch, eine Sol- Seltsame Titel, trotzige Beats , eine Ciao – exzellente Unterhal Fischbrühen im Gespräch, aber auch janka, einen Rassolnik, eine Ucha, Okroschka, schnell ansteckende melancholische tung jenseits aller be- Nachbrühen, Remouillagen, Ex- Ogórkowa wird, was wir den Zubecarenden Fröhlichkeit und die extragrosse Por- kannten Genres. trakte und Glaces. *** Der Kraftbrühe, schöpfen, oder ein Krupnik, Kapuśniak, eine tion DIY-Charme sind die Zutaten für Im Anschluss an das dem Consommé oder dem Consommé Botwina, Halászlé, ein Ramen, Udon, eine den ganz besonderen Sound, aus de- Konzert gibt es Tanznacht double würde Gemüse zerkleinert in Soba, ein Tourin, Gazpacho, eine Tom Ya oder nen Neoangin seine unnachahmlichen mit *Kia Mann und *La Form von Julienne, Paysanne, Bru- Tom Kha Gai oder Luusmeitschi*buebesuppe, Songs über Staub, unbezahlte Prakti- Bohème. Elektronische noise oder gar Bâtonnets zugeführt. ist noch nicht ganz entschieden. *** Aber vegan ka und das allgegenwärtige Turbogen- Klänge die ganze Nacht *** Vielleicht fällt die Wahl aber auch wird sie emmu sein und gratis. Also Kommet al- trification-monster zimmert. und wie immer ganz viel auf eine der fünf Unterarten, die mit le zu uns die ihr mühselig und beladen seid, oder Avignons Shows sind opulente Frauen*-Power. einem Bindemittel gebundenen Sup- halt müde, abgefrühstückt oder angeschickert, Happenings – Sound, Bühnenbilder, pe, also eine Püreesuppe, Creme- oder wir wollen Euch erquicken. We care for you. Masken und absurde Einfälle – in
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