Radfahren in der Radregion Ruhr Ergebnisse Fahrradklimatest - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Essen, Gladbeck, Mülheim und Oberhausen - RAD ...

 
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RAD
                                                     Sommer 2019

                                             im Pott
Fahrradzeitschrift für Duisburg, Essen, Gladbeck, Mülheim und Oberhausen

● Radfahren in der Radregion Ruhr
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                                               Gladbeck, Mülheim,
                                               Oberhausen
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Ruhr Ding:
                                           Territorien
                                                                             Bochum
                                                                             atelier automatique
                                                                             Louis Henderson
                                                                               & João Polido
                                                                             Materialverwaltung
                                                                               on Tour
                                                                             Ivan Moudov
                                                                             Suse Weber
                                                                             Dortmund
                                                                             Sam Hopkins
                                                                             Achim Lengerer                                Eine Ausstellung im
                                                                             Henrike Naumann                               öffentlichen Raum
                                                                             Alexandra Pirici      Oberhausen
                                                                             Der Alt-Right         Roderick Buchanan
                                                                               Komplex HMK V       Nicoline van Harskamp
                                                                             Essen                 kitev
                                                                             Margot Bergman        Ariane Loze
                                                                             Hans Eijkelboom       Verschiedene Orte
                                                                             Köken Ergun           Stefan Marx
                                                                             Lawrence Lek          Soundfiles

                                                                             4.5.–
                                                                             WerkStadt             Nicole Wermers
Gestaltung: Lamm & Kirch, Berlin, Fotografie: Heinrich Holtgreve, Ostkreuz

                                                                             30.6.                                 Urbane Künste
                                                                                                              19

                                                                                                                   Ruhr
                                                                                                                             Gesellschafter und öffentliche Förderer

                                                                                                                   www.urbanekuensteruhr.de
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Editorial                                      3

                                               sagen der Verantwortlichen:
Liebe Leserinnen und Leser,                    Am 2. Juni werden Zehntausende Unter-
                                               schriften von Bürger*innen aus NRW an
Ein Bundesverkehrsminister Scheuer, der        den Landtag übergeben. Wir wollen, dass
sich als Fahrradminister gibt, ein weiterer    sich der Landtag mit einem Radverkehrsge-
Abschnitt des Radschnellwegs Ruhr, ein         setz beschäftigt.
Konzept für ein Radwegnetz in der Met-         Mit der Kampagne #MehrPlatzfürs-
ropole Ruhr als Preisträger des Deutschen      Rad wollen wir eine große Zahl von
Fahrradpreises. Alles gut?                     Unterstützer*innen gewinnen, die sich für
Die positiven Meldungen zeigen zumin-          eine echte Verkehrswende stark machen.
dest in die richtige Richtung. Der ADFC-       Mit dem „Gute-Straßen-für-Alle-Gesetz“
Fahrradklimatest aber bestätigt, vor Ort       legt der ADFC einen konkreten Vorschlag
liegt einfach noch zu vieles im Argen. Ver-    dazu vor.
gleichsweise einfache Dinge, wie konse-        Machen Sie mit! Unterstützen Sie den
quentes Vorgehen gegen Falschparker            ADFC! Am besten mit einer Mitgliedschaft,
oder die Berücksichtigung der Interessen       mindestens aber als Unterstützer*in auf
von Radfahrenden an Baustellen, klappen        der Kampagenseite #MehrPlatzfürsRad.
einfach nicht. Die täglich schlechten Erfah-   Der Wunsch, eine andere Verkehrspolitik
rungen führen zu deutlich schlechten Be-       zu unterstützen, in der der Mensch im Mit-
wertungen des Fahrradklimas.                   telpunkt steht, kann so deutlich werden.
Der ADFC reagiert auf die langsame Um-         Zeigen wir: Wir sind viele.
setzung all der guten Planungen und Aus-                          Michael Kleine-Möllhoff

 Inhalt                                        Duisburg42
                                               Max-Peters-Straße42
                                               Gute Fahrradständer44

 Im Pott4 Mülheim47
 Neuer Gesetzentwurf des ADFC4                ADFC organisiert Stadtradeln47
 E-Roller auf Radwegen7                       Dein Radsschloss48
 ADFC-Fahrradklimatest, die Ergebnisse9
 Neuer Abschnitt des RS 116                   Oberhausen50
 RS 1, wie geht es weiter?18                  Geschützter Radfahrstreifen50
 Einkaufen mit dem Rad20
                                               Essen54
 Touristik28                                  Trassen-Disco54
 Radrevier Ruhr28                             Unfallstatistik56
 Knotenpunktsystem im Ruhrgebiet30
 Radtourvorschlag der Ruhrtouristik32         Gladbeck60
                                               Radweg mittleres Ruhrgebiet60
 Technik36
                                               Radtouren64
 Film / Bücher37                              Kontaktadressen / Impressum74
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4                                    Im Pott

ADFC fordert                               ADFC-Bundesgeschäftsführer         Burkhard
                                           Stork sagt: „Staatssekretär Enak Ferle-
                                           mann hat uns nach Abschluss des Koaliti-

„Gute-Straßen-                             onsvertrags persönlich dazu aufgefordert,
                                           Vorschläge für eine fahrradfreundliche
                                           Reform der StVO zu machen. Wir haben
für-alle-Gesetz“                           diesen Auftrag aus gutem Grund deut-
                                           lich weiter gefasst. Das kleinteilige Her-
                                           umschrauben an der Straßenverkehrsord-
                                           nung, wie es bisher auf der Agenda stand,
Im Vorfeld des „Nationalen Radverkehrs-    löst das zentrale Problem nicht. Das Stra-
kongresses“ legte der Fahrradclub ADFC     ßenverkehrsrecht insgesamt steht bisher
einen Gesetzentwurf zur fahrradfreund-     dem Ziel entgegen, Städte sauberer und
lichen Reform von Straßenverkehrsge-       lebenswerter zu machen – und sichere Mo-
setz (StVG) und Straßenverkehrs-Ordnung    bilität für alle zu gewährleisten. Insbeson-
(StVO) vor. Zentrales Anliegen ist, den    dere verhindert es, dass der Radverkehr
Kommunen die Einrichtung durchgän-         mehr Platz im Straßenraum bekommt. Da
giger, komfortabler Radwegenetze und       Minister Scheuer demnächst auch E-Scoo-
ein fahrradfreundliches Verkehrsklima zu   ter auf die ohnehin schon überfüllten und
ermöglichen. Das bisherige Straßenver-     gefährlichen Radwege lassen will, ist es al-
kehrsrecht verhindert nach Meinung des     lerhöchste Zeit, den Kommunen die Neu-
ADFC das Wachstum des Rad- und Fußver-     aufteilung des öffentlichen Raumes deut-
kehrs und anderer Formen der neuen, kli-   lich zu erleichtern.“
mafreundlichen Mobilität.                  Ampelstart, Blick von oben.   Foto: ADFC, Gerhard Westrich
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Im Pott                                                         5

Lebenswerte Städte und
sichere Mobilität für alle
Im 56 Seiten starken Gutachten der Wirt-
schaftskanzlei Becker Büttner Held im Auf-
trag des ADFC betonen die Juristen, dass ein
modernes Straßenverkehrsgesetz nicht al-
lein der Gefahrenabwehr dienen dürfe, son-
dern der aktuellen gesellschaftlichen Forde-
rung nach lebenswerten Städten, sauberer
Luft und attraktiven Alternativen zum Auto
Rechnung tragen müsse. Die Änderungsvor-
schläge betreffen insbesondere:

                                               Demo für geschütze Radstreifen in Berlin   Foto: ADFC Berlin

                                               Flächendeckende      Parkraumbewirtschaf-
                                               tung: Einschränkung des freien Parkens, um
                                               Platz für Fuß- und Radverkehr zu gewinnen
                                               In der Straßenverkehrs-Ordnung:
                                               Abschaffung des Begründungszwangs für
                                               Radverkehrsanlagen: Bisher konnten man-
                                               che Radwege nur bei Nachweis einer „au-
                                               ßerordentlichen Gefahrenlage“ eingerich-
                                               tet werden.
Im Straßenverkehrsgesetz:                      Tempo 30 als Regel, Tempo 50 als Ausnah-
Vision Zero, also null Verkehrstote, als       me: Bisher können Kommunen Tempo 30
oberste Zielsetzung: Das Verkehrssystem        nur in wenigen Ausnahmefällen anordnen.
muss menschliche Fehler ausgleichen –          Schrittgeschwindigkeit für abbiegende
und die ungeschützten Verkehrsteilneh-         LKW (bis 7 km/h): Zur Verhinderung schwe-
mer, also Menschen, die zu Fuß gehen, Rad      rer Abbiegeunfälle.
oder Roller fahren, aktiv schützen.            Park- und Halteverbot auf Schutzstreifen:
Gleichstellung aller Verkehrsarten: Bisher     Bisher dürfen die Streifen mit der gestri-
hatte der Autoverkehr oberste Priorität,       chelten Linie legal überparkt werden, wo-
künftig sollen Bus, Bahn und Rad- und Fuß-     durch Radfahrende gefährdet werden.
verkehr besonders berücksichtigt werden.       Verpflichtender Überholabstand 1,50 Me-
Berücksichtigung von Klima-, Umwelt- und       ter mit Nutzung der Gegenfahrbahn: Bis-
Gesundheitsschutz: Bisher waren nur die        her keine Rechtsvorschrift, daher werden
Flüssigkeit des Kfz-Verkehrs und die Ge-       Radfahrende häufig bedrohlich eng über-
fahrenabwehr Gesetzesziele.                    holt und gefährdet.
Nachhaltige Stadt- und Verkehrsentwick-        Leichtere Einrichtung von Fahrradstraßen:
lung: Kommunen sollen die Möglichkeit          Es muss ausreichen, dass eine Fahrradstra-
bekommen, Maßnahmen zur Vermeidung             ße eine Lücke im Radverkehrsnetz schließt,
von Autoverkehr zu ergreifen und Anrei-        auch ohne dass der Radverkehr vorherr-
ze für umwelt- und klimafreundliche Ver-       schende Verkehrsart sein muss.
kehrsmittel zu setzen.                         In der Verwaltungsvorschrift zur StVO:
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6                                        Im Pott

Einheitliche, konsistente Radverkehrsfüh-
rung an allen Straßen über Tempo 30: Bis-
her ist die Einrichtung von Radverkehrsan-
                                               Klimaschutz
lagen keine Pflicht.
Vorrang für die Errichtung von Radver-         im Verkehr
kehrsanlagen vor Kfz-Parkplätzen: Bisher
dient der Erhalt von Parkplätzen oft als Ar-
gument gegen notwendige Fahrradinfra-          Im Rahmen der europäischen Verantwor-
struktur.                                      tung zum Klimaschutz hat die Bundes-
Weiter gibt es im ADFC-Entwurf viele Klar-     regierung eine „Nationale Plattform Zu-
stellungen von bestehenden und neuen In-       kunft der Mobilität (NPM)“ eingerichtet.
frastrukturlösungen.                           Vertreter*innen, insbesondere der Auto-
                                               lobby, aber auch Umweltschutzgruppen
                                               und der ADFC sollen hier gemeinsam eine
Experimentierklausel                           Senkung der CO²-Emissionen erreichen.
                                               Bekannt wurde die Arbeitsgruppe in der
Sowohl für das StVG als auch für die StVO      Öffentlichkeit insbesondere durch Über-
besteht der ADFC auf einer Innovations-        legungen, Tempo 130 auf Autobahnen ein-
klausel, um neue Ansätze, innovative Ide-      zuführen.
en und Lösungen schnell ausprobieren zu        Für den Radverkehr sieht die Arbeitsgruppe
können und ohne diese stets am bestehen-       ein Ziel, niederländische Verhältnisse auch
den und oft überalterten Regelwerk zu          in Deutschland zu erreichen. Dies würde
überprüfen - das bremst die Verkehrswen-       eine Steigerung der Radverkehrsleistung
de und Innovationen unnötig aus.               von derzeit 41 Milliarden Personenkilome-
                                               tern im Jahr auf 75 Milliarden bedeuten.
                                               Entsprechend würde sich der prozentuale
Scheuer als Fahrradminister?                   Anteil des Radverkehrs an der gesamten
                                               Verkehrsleistung von derzeit 3,5 % auf 6 %
Verkehrsminister Scheuer hatte kürzlich        erhöhen.      ADFC-Bundesgeschäftsführer
angekündigt, einen Entwurf für eine fahr-      Burkhard Stork ist Mitglied der Experten-
radfreundliche StVO gemäß Koalitions-          kommission NPM. Er sagt: „Es kann doch
vertrag bis Pfingsten vorzulegen. Scheuer      bitte nicht wahr sein, dass das Vorbildland
wörtlich:“Ich werde immer als Autominister     Deutschland es nicht hinbekommt, seinen
wahrgenommen. Ich werde aber durch po-         Fahrradfahren in der Stadt   Foto: ADFC, Westrich
litische Taten beweisen, dass ich auch Fahr-
radminister bin.“ Der ADFC geht davon
aus, dass eine Reform des wichtigen über-
geordneten Straßenverkehrsgesetzes nicht
geplant ist – und kritisiert eine mögliche
Fortschreibung des autofokussierten Ver-
kehrsrechts. Stork: „Minister Scheuer hat
jetzt die Chance zu zeigen, dass er wirklich
auch der Fahrradminister ist, der er behaup-
tet zu sein. Wenn er mehr Mobilität mit we-
niger Auto sichern will, muss er auch an die
harten Brocken der Gesetzgebung ran.“
                   Michael Kleine-Möllhoff
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Im Pott                                                     7

                                                                E-Roller
                                                                Elektrokleinstfahrzeuge
                                                                legal nutzbar

                                                                Die Bundesregierung hat die gesetzlichen
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork Foto: Clemens Bilan
                                                                Regelungen für die Benutzung von Elek-
Verkehr auf einen intelligenten, sauberen                       trokleinstfahrzeugen geschaffen. Hierbei
Mix umzustellen. Wenn am Ende alle im E-                        geht es um kleinere Fahrzeuge mit elek-
SUV-Stau stehen, ist keinem geholfen!                           trischem Antrieb, wie z.B. elektrische Tret-
Zur Umsetzung dieser Ziele sind natürlich                       roller, E-Scooter, Segways, aber auch Hov-
insbesondere deutlich höhere Ausgaben                           erboards und E-Skateboards. Die bisher
für den Radverkehr erforderlich. Diese sol-                     im Handel verkauften Fahrzeuge sind alle
len durch Umverteilung innerhalb des Ver-                       nicht im öffentlichen Straßenraum nutz-
kehrsetats gewonnen werden. Konkret                             bar. Wer diese Geräte kauft, gibt viel Geld
fordert die Arbeitsgruppe bis zum Jahr                          für Elektroschrott aus. Wer sie benutzt, be-
2030 die Umschichtung von mehreren Mil-                         geht gar eine Straftat. Erst nach Klärung
liarden Euro. Schließlich lässt sich ein nie-                   der gesetzlichen Regelungen werden die
derländischer Radverkehrsanteil auch nur                        ersten Fahrzeuge mit entsprechender Zu-
mit einem niederländischen Niveau an fi-                        lassung in den Handel gelangen.
nanziellen Mitteln erreichen.                                   Im Verlauf der Entwicklung eines entspre-
                                                                chenden Gesetzes wollte Bundesverkehrs-
                                                                minister Scheuer Fahrzeuge bis 12 km/h auf
30 Euro pro Kopf                                                Gehwegen zulassen. Massive Kritik von Un-
                                                                fallforschern, Verbänden, des Städtetages
Stork: „Mit überschaubaren Investitionen                        und des ADFC haben zu einer Meinungs-
von 30 Euro pro Kopf und Jahr für gute,                         änderung des Ministers geführt. Demnach
breite Radwege in durchgängigen Netzen                          bleiben jetzt Gehwege tabu. Der Bundesrat
sowie geräumige Fahrrad-Abstellanlagen                          hat in seiner Sitzung am 17. Mai auch die
an Bahnhöfen, Stationen und öffentlichen                        vorher geplante Grenze von Fahrzeugen
Einrichtungen ist es möglich, ein Drittel der                   bis 12 km/h aufgehoben. Solche Fahrzeu-
kürzeren Autofahrten und damit bis zu                           ge auf Radwegen würden den Verkehrs-
13,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einzu-

                                                                                 tri-mobil
sparen. Die Bundesregierung hat es im Na-                       Liegezweiräder
tionalen Radverkehrsplan von 2012 selbst                        Liegedreiräder
vorgerechnet.“                                                  Lastenräder                  Fahrradspezialitäten
Die Hürde des bisherigen Verbots einer Fi-
nanzierung z.B von kommunalen Investiti-
onen in den Radverkehr gibt es hierbei üb-
rigens nicht. Da diese Mittel das Erreichen
der Deutschen Klimaziele ermöglichen sol-
len, steht einer Finanzierung aus Bundes-
mitteln nichts im Wege.                                                          Tel: 0234 - 51 14 19 www.tri-mobil.de
                   Michael Kleine-Möllhoff
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fluss erheblich stören. Auf Empfehlung des       re Zweiradmobilität, dann vertragen sich
Bundesrates gilt eine Altersfreigabe ab 14       auch E-Scooter, Pedelecs und Fahrräder auf
Jahren zur Nutzung.                              gemeinsamen Wegen.“
Der ADFC begrüßt die in Kürze erwarte-
te Straßenzulassung von E-Tretrollern als
Chance zur Verringerung von Stau und
                                                 60 % der Straße für´s Auto
schlechter Luft in den Städten. Er kritisiert
allerdings die weiterhin auto-dominierte         Die Qualität und Breite der Radwege wird
Aufteilung des Straßenraums. Ohne eine           von Radfahrer*innen in Deutschland fast
drastische Umverteilung des Platzes seien        unisono als unbefriedigend beurteilt, un-
Verlagerungseffekte vom Auto auf effizi-         ter anderem im ADFC-Fahrradklima-Test.
entere Verkehrsmittel nicht möglich und          Grund ist die seit Jahrzehnten praktizierte
würden zu Chaos, Frust und Risiken für           autofokussierte Aufteilung des Verkehrs-
Zweirad-Nutzer führen.                           raums, in dem das Auto mit Fahrbahnen
ADFC-Bundesgeschäftsführer        Burkhard       und Parkplätzen etwa 60 Prozent des Plat-
Stork sagt: „Neue Impulse für die Vermei-        zes in Anspruch nimmt. Radwege werden
dung von kurzen Autofahrten sind drin-           von Nutzern als zu schmal, holprig, nicht
gend nötig. Denn 40 Millionen Autofahr-          ausreichend vom schnellen Autoverkehr
ten am Tag sind unter zwei Kilometer lang.       getrennt – oder überhaupt nicht vorhan-
Oder anders gesagt: Ein Viertel aller Auto-      den wahrgenommen. Stork: „Schon für die
fahrten sind Fahrten um die Ecke. Das ist        sichere Abwicklung des Radverkehrs reicht
absurd – und alles, was diese Entwicklung        die Infrastruktur nicht aus. Weitere Fahr-
zurückdreht, finden wir gut. Ja, Mikromo-        zeuge – zusätzlich zu den etwa 70 Millionen
bilität kann Autoverkehr verringern, vor al-     Fahrrädern und Pedelecs – auf den schon
lem auf der ersten und letzten Meile zwi-        jetzt unterdimensionierten Radwegen er-
schen Bahn und Büro. Diese Verlagerung           höhen die Gefahr. Städte müssen jetzt an-
wird aber nur funktionieren, wenn die            fangen, den Platz mutig neu aufzuteilen,
neue Zweiradmobilität auch ausreichend           um den Auto-Alternativen eine Chance zu
Platz und gute Infrastruktur bekommt. Wir        geben und mehr Lebensqualität für alle zu
fordern die Hälfte der Fahrbahn für saube-       schaffen.“         Michael Kleine-Möllhoff

                                                       VELOSPEEDER
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Im Pott                                       9

Fahrradklima-                                    verschlechtert hat (2016: 3,9), verwundert
                                                 nicht, denn vor allem in den Großstäd-
                                                 ten wird die aktuelle Situation für Rad-
test 2018 – die                                  ler inzwi­schen immer kritischer bewertet.
                                                 Insgesamt haben sich in NRW über 41.000
                                                 Menschen an der Umfrage beteiligt (eben-
Ergebnisse                                       falls 40 % mehr) und Bewertungen für 169
                                                 NRW-Kommu­nen abgegeben. Erwähnens-
                                                 wert: Münster ist von seinem langjährigen
                                                 Spitzenplatz durch Karlsruhe verdrängt
170.000 Bürgerinnen und Bürger ha-               worden. Politik und Verwaltung schei-
ben sich 2018 bundesweit am Fahrradkli-          nen sich in den Augen der Münsteraner
matest be­teiligt – das sind 40 % mehr als       Radler*innen wohl zu lange auf ihren Lor-
2016. Sie haben 683 Städte und Gemein-           beeren ausgeruht zu haben.
den bewertet (2016: 539). Ihre Bewertun-         Neu beim Fahrradklimatest 2018 ist die se-
gen sind alarmierend: Die Note für die           parate Kategorie der Großstädte mit mehr
Fahrradfreundlichkeit sank von 3,81 (2016)       als 500.000 Einwohnern. Während sich Bre-
auf 3,93. Als Kernaussage lässt sich fest-       men, Hannover und Leipzig auf den ersten
stellen, dass sich das Si­cherheitsgefühl fast   drei Plätzen sonnen, landen die NRW-Groß-
aller Radler*innen auf die Note 4,16 ver-        städte, darunter auch die Ruhrgebietsstäd-
schlechtert hat. Bundesweit sind der allzu       te Essen und Dortmund, allesamt auf den
lasche Umgang mit Falschparkern sowie            hinteren Rängen. Das gilt im Prinzip auch
die vielfach mangelhaften Füh­rungen des         für die nächst kleinere Kategorie, in der
Radverkehrs an Baustellen am schlechtes-         z.B. Gelsenkirchen und Duisburg ebenfalls
ten bewertet worden (beide Note 4,5). Es         weit hinten liegen, während sich Bochum
folgen die für Radfahrerende ungünstigen         in der Mitte und Oberhausen im vorderen
Ampelschaltungen und die fehlende Breite         Drittel wiederfinden.
der Radwege (beide Note 4,4).                    Schaut man sich allerdings die Bewertun-
Die Zusatzfragen haben ergeben, dass es          gen im Ruhrgebiet genauer an, so stellt
den Befragten am wichtigsten ist, auf dem        man fest, dass das Gedränge auf den hin-
Rad als Verkehrsteilnehmer akzeptiert zu
werden, sich sicher zu fühlen, hindernis-
freie Radwege vorzufinden, wenig Kon-
fliktpotential mit Fußgängern zu haben
und auf breiten Wegen für den Radver-
kehr unterwegs zu sein. 81 % der Befrag-
ten ist es wichtig, vom Autoverkehr ge-
trennt Rad zu fahren, bei den Frauen sind
es sogar 86 %. Weitere aus­sagekräftige Er-
gebnisse: 74 % der Teilnehmenden fahren
täglich Rad und kennen die Bedingungen
vor Ort genau, auch aus der Autoperspek-
tive, denn immerhin 75 % haben einen Pkw
zur Verfügung. Übrigens waren unter al-
len Teilnehmenden nur 15 % Mitglie­       der
des ADFC.
Dass sich die Gesamtnote für NRW auf 4,1
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10                                           Im Pott

teren Plätzen besonders groß ist. Alle ge-          die Radler*innen vor Ort, sondern an den
nannten Städte dümpeln um die Note 4                gestiegenen Erwartungshaltungen. Die-
herum, beginnend mit Oberhausen (3,92)              se sind nicht nur geweckt worden durch
und endend mit Duisburg (4,33) bzw. Dort-           vollmundige Versprechungen zahlreicher
mund (4,35). Essen liegt mit der Note 4,24          Politiker. Es ist angesichts der Debatte um
dazwischen. Auch Mülheim (4,21) und                 die Auswirkungen des Verkehrsbereichs
Gladbeck (3,95) bewegen sich in ihren je-           auf die Luftqua­lität vor allem die schlich-
weiligen Kategorien in diesem Bereich.              te Notwendigkeit einer verstärkten Förde-
Allen Städten im Erscheinungsbereich der            rung des Radverkehrs. Da aber den vielen
RAD im Pott gemeinsam ist die mehr oder             hehren Worten oft nur wenige und dann
weniger ausgeprägte Verschlechterung                zumeist auch noch völlig unzureichende
bei der Benotung. Sie schwankt zwischen             Taten folgen, wundert es nicht, dass die
knapp 0,1 Punkten für Essen und 0,4 Punk-           aktuelle Situation des Radver­kehrs immer
ten für Gladbeck. Wenig überraschend er­            kritischer bewertet wird.
scheint die Tatsache, dass in nahezu allen          Gerade im Ruhrgebiet ist es auch die
RiP-Städten die jeweils gleichen Kategori-          nach wie vor fehlende Bereitschaft zu ei-
en besonders schlecht abgeschnitten ha-             Zugeparkte Radwege. Kontrolle ist selten und die Bußgelder
                                                    sind gering.                             Foto: Jörg Brinkmann
ben. So befinden sich fast überall die Ka-
tegorien „Winterdienst“, „Falschparker“
und „Baustellen“ auf den letzten Plätzen.
Weitaus weni­ger einheitlich ist die Positio-
nierung bei den guten Bewertungen. Im-
merhin liegt die Kategorie „Einbahnstra-
ßen“ in allen fünf Städten ganz weit vorne,
das Leihradsystem jedoch nur in den vier
Großstädten, bei Gladbeck dagegen auf
dem letzten Platz.
Dass im Prinzip alle Großstädte schlechte-
re Noten erhalten haben als beim letzten
Fahrradklimatest, liegt nicht unbedingt an
schlechter gewordenen Verhältnissen für
Winterdienst auf dem RS 1    Foto: Jörg Brinkmann
                                                    ner grundsätzlichen Verkehrswende. Kei-
                                                    ne Stadt wagt sich aus der Deckung.
                                                    Selbstver­
                                                             ständlich würde eine wirklich
                                                    radfahrfreundliche Verkehrspolitik ange-
                                                    sichts der dichten Bebauung und der seit
                                                    Jahrzehnten festgeschriebenen Aufteilung
                                                    der Verkehrsflächen dazu führen, dass der
                                                    Autoverkehr Platz abgeben und damit zu-
                                                    rückgedrängt würde. Nichtsdestotrotz for-
                                                    dert der ADFC, zügig zu reagieren und den
                                                    Bau von sicheren und geschützten Rad-
                                                    wegen anzugehen. Das betrifft auch den
                                                    Bau von Radschnellwegen für Pendler und
                                                    mehr Fahrradparkhäuser. Durchgängige
                                                    Radwegenetze brauchen si­chere und brei-
Im Pott                                        11

                                                               tenneutral. Hier müssen bestehende Ge-
                                                               setze konse­quenter durchgesetzt werden.
                                                               Schließlich gefährden falsch parkende Fahr-
                                                               zeuge die Sicherheit der Radfahrer*innen.“
                                                               Die teilweise katastrophal bewertete Situ-
                                                               ation für Radfahrer*innen an Baustellen
                                                               wird von der Stadtverwaltung mit man-
                                                               gelndem Personal erklärt. Herbert Für-
                                                               mann, ebenfalls Sprecher des ADFC Duis-
                                                               burg, dazu: „Die Mangelverwaltung der
                                                               Stadt führt hier zu einer Gefährdung der
                                                               schwächeren Verkehrsteilnehmer*innen.
                                                               Es fehlt der politische Wille, Radverkehrs-
                                                               förderung auch mit dem notwendigen
                                                               Personal auszustatten. Die Regeln zur Ver-
                                                               kehrsführung an Baustellen sind der Stadt
                                                               bekannt, umgesetzt werden Sie aber leider
                                                               viel zu selten.“
Baustellen, wie hier am Duisburger Rathaus, sind eines der
größten Ärgernisse für Radfahrer*innen.
                                       Foto: Wolfgang Dewald
                                                               Weiterhin Stagnation beim
te Radwege, was nur unter Inanspruchnah-                       Radverkehr in Essen
me von bisher dem Autover­kehr vorbehal-
tene Flächen realisierbar ist.
                                                               In Essen haben sich knapp über 1.000
                                                               Radler*innen am Fahrradklimatest betei-
Fahrradklima in Duisburg ist                                   ligt. Die Endnote lautet 4,23, womit sich die
knapp ausreichend                                              Stadt beim Ranking unter den 14 größten
                                                               Städten Deutschlands auf Platz 11 befin-
                                                               det. Schaut man auf die zweite Ziffer hinter
In Duisburg haben sich 1037 Bürger*innen                       dem Kom­ma, wird ersichtlich, dass sich der
an der großen Umfrage des ADFC zum                             bis 2012 anhaltende Aufwärtstrend beim
Fahrradklima beteiligt. Als Schulnote aus-                     Radverkehr in Essen seit der 1991 erfolg-
gedrückt erhielt die Stadt dabei mit der                       ten Verleihung der „Rostigen Speiche“ in
Note 4,33 ein gerade noch ausreichendes                        den Augen von Essens Radler*innen wohl
Ergebnis und hat sich damit zur vorherigen                     offenbar endgültig verabschiedet hat.
Um­frage 2016 verschlechtert. Im deutsch-                      Wie in den Vorjahren hat Essen wieder in
landweiten Vergleich rutschte Duisburg                         drei Kategorien eine Fünf als Zensur er-
bei den vergleichbar großen Städten von                        halten: für die mangelnde Kontrolle von
Platz 22 auf 25.                                               Falschparkern auf Radwegen, für die mi-
Die Radfahrer*innen in Duisburg bemän-                         serablen Am­pelschaltungen sowie für den
gelten insbesondere die schlechte Verkehrs­                    fehlenden Winterdienst auf Radwegen.
führung an Baustellen sowie zu viele Falsch-                   Auch die Führung des Radverkehrs an Bau-
parker auf Radverkehrsanlagen. Klaus                           stellen wurde mit der Note 4,9 als beson-
Hauschild, Sprecher des ADFC Duisburg                          ders schlecht einge­stuft. Es gibt aber auch
dazu: „Gerade die Kontrolle der Falsch-                        Lichtblicke: So wurde das System öffentli-
parker wäre für die Stadt weitgehend kos-                      cher Leihfahrräder sehr positiv bewertet
12                                                       Im Pott

(Note 2,6), aber auch die vielen geöffne-                        kehr. In den Augen des Essener ADFC wi-
ten Einbahnstraßen sowie die Radverkehrs-                        derspricht die weiter­hin anhaltende Stag-
wegweisung erhielten beide mit der Note                          nation beim Fahrradklima diametral den
3,1 akzeptable Bewertungen.                                      Versprechungen der Stadt, den Radver-
Deutlich schlechter als bei der letz-                            kehrsanteil kräftig steigern zu wollen.
ten Umfrage wurde die Kategorie                                  Vor allem mangelt es an einem wirk­    lich
„Radverkehrsförde­  rung in jüngster Zeit“                       glaubhaft vermittelten Willen, Essen fahr-
bewertet. Hier spielen wohl die Hinhalte-                        radfreundlicher werden zu lassen. Essens
taktik der Stadt beim Rad­schnellweg sowie                       Radlerinnen und Radler wollen endlich an
die mehr als halbherzige Herangehenswei-                         Stelle großer Worte Taten sehen.
se der Stadt an die drin­gend erforderliche
Nord-Süd-Achse für den Alltagsradverkehr
eine entscheidende Rolle. Dagegen wird
                                                                 Gladbeck erlebt
die vorhandene Infrastruktur beim Radver-                        großen Absturz
kehr mit der Note 3,3 als gar nicht mal so
schlecht angesehen. Ein großes Pfund hier-
bei dürften vor allem die zahl­reichen Bahn-                     Gladbeck ist in der Größenklasse 50.000
trassen-Radwege darstellen.                                      bis 100.000 Einwohner eingruppiert und
Zusammengefasst          halten       Essens                     hat mit der Gesamtnote 3,95 mit Platz 49
Radler*innen nach wie vor den generellen                         von 106 Städten in dieser Kategorie einen
Stellenwert des Fahrrades in ihrer Stadt für                     Mittel­platz erzielt. Insgesamt gesehen be-
am meisten steigerungsfähig. Die Note 4,8                        deutet diese Benotung aber eine beson-
spricht hier Bände. Das betrifft nicht nur                       ders starke Verschlechterung nicht nur ge-
Politik und Verwaltung, sondern auch das                         genüber dem letzten Fahrradklimatest.
konfliktbehaftete Verhältnis zum Kfz-Ver-                        Die beste Bewer­   tung erfolgte 2014 mit
Radfahrer*innen erwarten auch an anderer Stelle in der Stadt breitere und gut ausgebaute Radwege wie hier der RS 1 in Mülheim.
Foto: Michael Kleine-Möllhoff
Im Pott                                           13

der Note 3,3, seither geht´s abwärts. Dabei   von Radwegen" ist unverändert geblieben
muss man sich vor Augen halten, dass Glad-    (Note 4,8). Als einzige Kategorie hat sich
beck nicht nur im Ruhrgebiet, sondern in      die Diebstahlsicherheit von 4,0 auf 3,8 ver-
ganz NRW einmal als Fahrrad-Musterstadt       bessert. Den größten Absturz mit 0,6 Punk-
galt. So gehörte Gladbeck zu Beginn der       ten hat dagegen die Kategorie "Fahrrad-
1990er Jahre zu den ers­ten Mitgliedern der   förderung in jüngster Zeit" hingelegt (jetzt
„Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher      Note 3,7). Die beste Bewertung (Note 2,6 =
Städte“ (AGFS) in NRW.                        minus 0,2) bekommen wie gehabt die Leih-
Als kreisangehörige Stadt – Gladbeck liegt    räder von „Me­tropolrad Ruhr“. Mit einem
im Kreis Recklinghausen – liegt es natür-     dicken Mangelhaft gibt es zum wiederhol-
lich nahe, einen Vergleich zu den ande-       ten Mal die schlech­testen Noten bezeich-
ren Städten im Kreisgebiet zu ziehen. So      nenderweise in den Kategorien, auf die die
liegt Dors­ten beispielsweise mit der Note    Stadt eigentlich großen Einfluss ausüben
3,8 auf Platz 25, Herten dagegen mit der      könnte: Fehlende Kontrolle von Falschpar-
Note 3,98 auf Platz 55. Marl befindet sich    kern (Note 5,1), Ampel­schaltungen (Note
mit der Note 4,27 bereits auf Platz 89, was   5,2), Winterdienst auf Radwegen (Note
aufzeigt, dass man bei der Benotung gar       5,1) und Führung an Bau­stellen (Note 5,2).
nicht so weit auseinanderliegt, die Ab-       Die Ergebnisse des Fahrradklimatests in
stände bei der Platzie­rung innerhalb einer   Mülheim zeigen, dass trotz wiederholter
Größenklasse aber durchaus erheblich sein     Lip­
                                                 penbekenntnisse von Seiten des Pla-
kann. Recklinghausen als Kreisstadt liegt     nungs- und Baudezernat in den letzten
dagegen in der gleichen Größenklasse wie      Jahren kei­ne Verbesserungen eingetreten
Mülheim, stellt aber mit der Note 4,15 und    sind. Die Radfahrer*innen sind es offenbar
einem dortigen 24. Platz ebenfalls kein       leid, dass sie immer wieder vertröstet wer-
Ruhmesblatt dar.                              den und haben deshalb in fast allen der
                                              27 Kategorien abermals schlechtere Noten
                                              verteilt. Insofern ist es nur logisch, dass die
Verschlechterung beim                         Stadt im Ran­king weiter abfällt. Die größte
Klimatest in Mülheim                          Verschlechterung für das Kriterium "Fahr-
                                              radförderung in jüngster Zeit" deutet dar-
                                              auf hin, dass selbst der Radschnellweg das
In Mülheim ist die Teilnehmerzahl beim        schlechte Image des Radverkehrs in Mül-
Fahrradklimatest auf 418 Personen (+ 27%)     heim nicht ausgleichen kann.
angestiegen. Die Aussagekraft der Er-
gebnisse erhöht sich damit noch einmal
deutlich. Allerdings hat sich die Gesamt-
                                              Oberhausen beständig
benotung von 4,0 auf 4,21 erneut ver-         im Sinkflug
schlechtert. Im Städteranking in der Grö-
ßenklasse 100.000 bis 200.000 Einwohner
ist Mülheim im Bundesschnitt von Platz 20     Oberhausen liegt beim Städteranking in
auf Platz 29 gefallen (von insgesamt 41       der Kategorie 200.000 bis 500.000 Einwoh-
Städten), in NRW von Platz 6 auf Platz 14     ner bundesweit auf Platz 8 und damit im
(bei insgesamt 16 Städten).                   vorderen Drittel, in NRW sogar auf Platz 2.
Im Ergebnis hat sich Mülheim in 25 von        Und dennoch gibt es bei der vordergründig
27 Bewertungskategorien um 0,1 bis 0,6        gar nicht so schlechten Platzierung einen
Punk­te verschlechtert. Die ohnehin bereits   dicken Wermutstropfen, denn seit 2012
schlecht bewertete Kategorie "Reinigung       erhält Oberhausen bei jedem Fahrradkli-
14                                              Im Pott

matest eine schlechtere Bewertung (2012:               stattung über das Fahrrad bekommt eine
Note 3,5; 2018: Note 3,9).                             etwas bessere Benotung (3,6). Der ADFC
Immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen                   empfindet dies auch selber als ein kleines
(jährlich plus 1.500 KFZ) bedeuten im-                 Lob, da man beständig bestrebt ist, bei
mer we­niger Platz für den einzelnen Ver-              wichtigen Anlässen mit Artikeln zum The-
kehrsteilnehmer. Auch für die Autofahren-              ma Fahrrad auf die Presse zuzugehen und
den bedeutet das mehr Stress, am meisten               ein gutes Verhältnis zu ihr zu pflegen.
zu leiden haben aber die schwächsten                   Jörg Brinkmann / Vera Bücker / Axel Hercher /
Verkehrsteilneh­mer*innen: Radfahrende                 Michael Kleine-Möllhoff / Norbert Marißen
und Zu-Fuß-Gehende.
Für Radfahrende ist das Stressgefühl deut-
lich gestiegen (Note 3,3), sie fühlen sich in
der zunehmenden Verkehrsdichte immer
weniger akzeptiert (Note 3,8), verlieren
zuneh­ mend das Sicherheitsgefühl (Note
4,0) und erleben immer häufiger Konflik-
                                                       Alfred Hitchcock
te mit dem Kfz-Verkehr (Note 4,1). Passend
dazu hat sich aus Sicht der Teilnehmer*innen           und der
                                                       Fahrradhelm
des Fahrradklimatests das Fahren im Misch-
verkehr stark verschlechtert (4,1).
Nicht unerwähnt bleiben sollen die drei
Sachverhalte, die sich beim aktuellen
Fahrrad­ klimatest gegenüber 2016 ver-
bessert haben. Zwar werden Ampelschal-                 Bei der Überschrift mag sich vielleicht nicht
tungen weiterhin sehr kritisch bewertet                jedem sofort erschließen, wie diese zustan-
(Note 4,5), dennoch bedeutet dies eine                 de gekommen ist. Mir ist nicht bekannt, ob
leichte Verbesserung. Auch ist das Prob-               der Meister des Krimis Fahrrad gefahren ist
lem der Fahrraddiebstähle aus Sicht der                und wenn es so wäre, hätte er seinerzeit
Teilnehmer*innen etwas zurückgegangen                  vermutlich keinen Helm getragen.
(Note 3,7), und selbst die Medienberichter-            Der letzte Sommer hat ja viele warme Tage
Leihräder bringen gute Noten.   Foto: Jörg Brinkmann   für uns vorgehalten und ich habe einige
                                                       davon - natürlich auf dem Rad - herrlich
                                                       ausgenutzt. Statt den kurzen Weg direkt
                                                       nach Hause zu nehmen, fuhr ich öfter mal
                                                       auf den hiesigen Bahntrassen und/oder am
                                                       Kanal entlang zu Frau und Kind. Wasser in
                                                       der Nähe des Rades hat ja auch immer ei-
                                                       nen Wohlfühlfaktor. Jedenfalls, solange es
                                                       nicht von oben kommt.
                                                       Ich fuhr also in Oberhausen an den Kanal
                                                       und den Pfaden entlang des Kanals über
                                                       die Oberhausener Schleuse nach Duisburg.
                                                       In Obermeiderich war ich kurz vor der Duis-
                                                       burger Schleuse, als ich auf einem Schilder-
                                                       mast eine Krähe sitzen sah. Sie bäumte sich
                                                       auf und reckte mir den Schnabel entgegen.
                                                       Wütend schimpfte sie mich aus, dabei woll-
Im Pott                                         15

te ich doch nur an dem Mast vorbeifahren
und die Krähe in ihrer wohlverdienten
Ruhe lassen. Mit einem leicht amüsierten
Lächeln fuhr ich also an dem Mast mit der
schimpfenden und fauchenden Krähe vor-
bei und nur wenige Meter danach spürte
ich einen Widerstand am Hinterkopf. Intu-
itiv schüttelte ich mein Haupt und sah mich
dann um. Die böse Krähe hatte sich in mei-
nen Helm gekrallt und glücklicherweise
hatte ich sie gerade abgeschüttelt. Ihren
Fall konnte sie in eine geordnete Flugbahn
umleiten und flog von dannen. Ich radel-
te weiter und war verdutzt. Dass ein Fahr-
radhelm vor einer wild gewordenen Krähe
schützen würde - auf diese Idee war ich zu-    ner. Die Altersgruppe der 7-10 -jährigen ist
vor auch noch nicht gekommen.                  übrigens die mit den meisten Fahrrädern.
Ob Hitchcock dahinter steckte und ich in       98 % von ihnen haben ein Fahrrad. Ge-
„Die Vögel II“ auf der Leinwand auftau-        nutzt wird mein liebstes Fortbewegungs-
chen werde? Warten wir es ab.                  mittel übrigens zu 36 % - und damit weit
Wolfgang Voßkamp                               überwiegend – in der Freizeit. Nur etwa
                                               14 % fahren mit dem Rad zur Arbeit. Wa-
                                               rum eigentlich so wenige? Aber immerhin
                                               sind das mehr Wege als sonstige private Er-
                                               ledigungen wie z. B. Arztbesuche, die 12 %

Wieviel Kilome-                                zu Buche schlagen. Einkaufen ist übrigens
                                               der zweitgrößte Bereich mit 22 %.
                                               Wenn das Rad mal nicht gefahren wird,
ter fährt man                                  muss es ja irgendwo stehen. Genauso ist es
                                               beim Auto. Auf der Fläche, auf der ein ein-

eigentlich so?
                                               ziges Auto stehen kann, können übrigens
                                               ca. 10 Fahrräder stehen. So viel zum Flä-
                                               chenverbrauch. Radler*innen bis etwa 13
                                               Jahre tragen übrigens weit überwiegend
                                               einen Helm – danach nimmt die Helmtra-
In Deutschland gibt es für so ziemlich alles   gequote rapide ab. Die haben alle meinen
Statistiken. Ostfriesen trinken am meisten     Artikel über „Hitchcock und der Fahrrad-
Tee, Bier wird überall getrunken und jeder     helm“ nicht gelesen.
Bürger steht mit knapp 7.000 EUR in der        Ach ja, die durchschnittliche Strecke, die
Kreide – jedenfalls in Bezug auf die Ver-      mit dem Fahrrad pro Jahr zurückgelegt
schuldung der öffentlichen Haushalte.          wird, soll angeblich bei 290 km liegen. Ich
Aber wieviel wird eigentlich mit dem Rad       habe auch schon einmal 499 km gelesen –
gefahren?                                      jedenfalls ist das nicht viel und da ist noch
In NRW gibt es jedenfalls weniger Fahrrä-      ganz viel Luft nach oben.
der als Einwohner. Nicht viel, aber es sind    (P.S.: Alle Zahlen entstammen der Statistik
weniger. In Bayern, Niedersachsen und Bre-     des BMVI aus 2008 sowie einer Veröffentli-
men gibt es mehr Fahrräder als Einwoh-         chung im Focus 2008). Wolfgang Voßkamp
16                                                     Im Pott

Eröffnung                                                     wohnt ist auch eine vorfahrtregelnde Be-
                                                              schilderung, wie sie bei Straßen Standard
                                                              ist. Zwei Engstellen bestehen konstruk-

Radschnellweg                                                 tionsbedingt auf den ehemaligen Eisen-
                                                              bahnbrücken Fährstraße und Bergstraße.
                                                              Im Bereich der Brücke über die Bergstraße
in Mülheim                                                    musste stadteinwärts der Radweg gemein-
                                                              sam mit dem Fußgängerverkehr geführt
                                                              werden. Eine Beleuchtung ist durchgän-
                                                              gig vorhanden, auf den Ruhrbrücken aus
Der Abschnitt von der Ruhrpromenade                           Gründen des Denkmal- und Artenschutzes
über die Ruhrbrücke bis zur Hochschule                        allerdings im Handlauf des Geländers. Sitz-
Ruhr West (HRW) wurde am 15. Mai 2019                         gelegenheiten sind als "Flussbalkon" auf
unter reger Teilnahme der Öffentlichkeit                      der Ruhrbrücke und im Bereich der Alten
bei bestem Wetter feierlich freigegeben.                      Dreherei geschaffen worden. Erstere sind
Die Stadt Mülheim hat den Abschnitt pri-                      allerdings nur über den Fußweg erreichbar
oritär vorangetrieben und letztlich selber                    und weisen keine Fahrradständer auf. Die
gebaut, da die Ruhrquerung auch ein zen-                      Rampe Fährstraße wird ebenfalls Sitzgele-
traler Baustein im straßenunabhängigen                        genheiten erhalten.
Die Ruhrquerung im kompletten Ausbaustandard der Rad-         Das Logo des Radschnellweges verdeutlicht
schnellwege.                 Fotos: Michael Kleine-Möllhoff
                                                              als Fahrbahnpiktogramm zusätzlich die
                                                              Wegeführung, wird aber auch bei der hin-
                                                              führenden Radverkehrsführung auf den
                                                              rot-weißen Schildern eingesetzt. Zufüh-
                                                              rende Routen sind bisher vom Fossilienweg
                                                              bzw. dem Styrumer Damm (jeweils Ruhr-
                                                              talradweg), von der Duisburger Straße im
                                                              Bereich der Menzstraße über den Campus
                                                              bzw. Zur Alten Dreherei und (nach Fertig-
                                                              stellung der Rampe an der Fährstraße) von
                                                              der Mühlenbergkreuzung ausgeschildert.
                                                              Bereits seit längerem fertiggestellt war die
                                                              Landesverkehrsminister Hendrick Wüst eröffnete den neuen
                                                              Abschnitt mit dem Fahrrad.

innerstädtischen Radverkehrsnetz ist. Hier
wurde zum ersten Mal der landesweite
Standard für Radschnellwege realisiert. Die
jeweils zwei Meter breiten Richtungsfahr-
streifen sind ähnlich den niederländischen
Radwegen mit einer Leitlinie getrennt. Der
Fußweg ist mit einer sogenannten Agglo-
meratmarkierung auch taktil vom Radweg
abgetrennt. Die verkehrsgrünen Beistriche
sollen für alle Radschnellwege das Erken-
nungszeichen werden, was sich bei einem
Streckenverlauf des RS1 über Stadtstraßen
noch als nützlich erweisen dürfte. Unge-
Im Pott                                       17

Rampe an der Bergstraße. Wie diese wird      se in solchen Knoten noch immer das Rad-
auch die Rampe Fährstraße entsprechend       fahren unattraktiv machen. Es bleibt zu
der DIN 18040 für barrierefreie Verkehrs-    hoffen, dass sich das System in der Praxis
anlagen alle zehn Meter ein Zwischenpo-      bewährt und die ebenfalls als Rückfallebe-
dest in Form einer abgeflachten Längsnei-    ne vorhandenen Anforderungstaster nicht
gung erhalten, was zu optischen Knicken      benötigt werden.
im Pflaster und Geländer führt. Die Ram-     Der Abschnitt von der Duisburger Straße
pen werden dadurch länger, was an der        zur Heerstraße wird über einen städtischen
Fährstraße eine Wendelung der Rampe er-      Bebauungsplan gesichert werden. Die Ent-
forderlich macht. Die Weiterführung nörd-    wurfsplanung erfolgt durch Straßen.NRW,
lich der Rampe Bergstraße durch den Kno-     die weitere Umsetzung soll dann über eine
ten Xantener Straße/Bergstraße war zu        Bauvereinbarung zwischen Straßen.NRW
Redaktionsschluss noch im Bau. Hier wird     und der Stadt geregelt werden. Mit Bau-
vergleichbar mit den Oberhausener Am-        recht kann frühestens im Sommer 2020 ge-
pelsystemen erstmalig in Mülheim die Er-     rechnet werden.
kennung der Radfahrer über Radar und         Der weitere Abschnitt von der Heerstraße
Kameras zur Anforderung der Grünsignale      bis zur Stadtgrenze Duisburg wird von Stra-
über mehrere Furten genutzt. Da die Rou-     ßen.NRW geplant. Bisher sieht sich der Lan-
te im Knoten abbiegt, gibt es keine durch-   desbetrieb noch nicht in der Lage, einen
gängige Grüne Welle, allerdings liegen die   voraussichtlichen Fertigstellungstermin zu
in einer Simulation ermittelten Wartezei-    benennen.
ten deutlich unter denen, die üblicherwei-   Für das Upgrade des bereits befahrbaren
18                                     Im Pott

Abschnitts zwischen Essen-Univiertel und     der baulichen Situation mit Straßenbahn,
Mülheim Hbf ist die Planungsvereinbarung     einem teilweise zwischen Fußweg und
zwischen Straßen.NRW und dem RVR end-        Parkstreifen eingezwängten Zweirich-
abgestimmt. Die Vereinbarung umfasst ne-     tungsradweg und erheblichem PKW- und
ben der Ausbauplanung auch die Klärung       Fußgängerverkehr als für den Radverkehr
des Umgangs mit verbauten Fördermitteln,     ungeeignet anzusehen ist,
Eigentumserwerb, Gestattung durch die        Die Weseler Straße im Hafen mit Anbin-
DB und Widmung als Radschnellweg des         dung über die Hofackerstraße, alternativ
Landes. Es ist vorgesehen, die Planung bis   auch über den ausgeschilderten Zickzack-
Ende 2020 abzuschließen, sodass im Jahr      Kurs über Hoffmannsweg und Am Führring
2021 mit dem Bau begonnen werden kann.       sowie
Die Planungsvereinbarung enthält neben       Die bereits ordentlich ausgebaute, weit-
der Verbreiterung des Weges und Asphal-      gehend autofreie Verbindung parallel zur
tierung sowie Beleuchtung auf den betref-    Rheinischen Bahn, also der zukünftigen
fenden Abschnitten grundsätzlich auch die    Trasse des RS1 nach Duisburg in Neudorf-
Verbreiterung der vorhandenen Brücken.       Süd.
                      Karl-Ludwig Rimshub    Gerade letztere erscheint sowohl für den
                                             Freizeitbereich (Anbindung Wedau und
                                             Sechs-Seen-Platte) als auch für den Pend-
                                             lerverkehr zwischen Duisburg und Mül-
                                             heim eine attraktive Variante, die aber lei-

Wo weiter im                                 der ohne gute Ortskenntnis, Beschilderung
                                             Das derzeitige Ende des RS 1 endet noch lange Zeit ohne
                                             Anschluss.                      Foto: Michael Kleine-Möllhoff

Westen des RS1?
Mit dem Radschnellweg RS1 ist eine her-
vorragende Anbindung der Hochschule
Ruhr-West (HRW) und des Stadtteils Broich
an die Mülheimer Innenstadt und weiter
Richtung Essen geschaffen worden. Über
den an der Rampe Bergstraße angeschlos-
senen Ruhrtalradweg ist die Hochschule
auch gut aus den nördlichen und südlichen
Stadtteilen Mülheims erreichbar.
Da aber der Weiterbau des RS1 Richtung
Duisburg noch viele Jahre dauern wird,
fehlt vorerst eine gute Anbindung in den
Westen. Weder ist eine gute Beschilderung
vor Ort avisiert noch ist diese Verbindung
Teil des regionales Radwegenetzes des Re-
gionalverbandes Ruhr (RVR).
Aktuell gibt es drei Alternativen für die
Verbindung nach Westen:
Die Duisburger Straße, die aber aufgrund
Im Pott                                            19

oder Navigationsgeräte schwierig zu fin-
den ist.
Diese Verbindung geht von der HRW aus
                                              AGFS-Kongress
über Liebigstraße, Wissollstraße und Hep-
perleweg, dann nördlich des Bahnüber-         Der Kongress der AGFS (Arbeitsgemein-
gangs Friedhofstraße über den kombinier-      schaft fußgänger- und fahrradfreundlicher
ten Fuß-/Radweg bis zur Saarner Straße,       Städte, Gemeinden und Kreise in NRW)
und ab hier südlich der Bahnlinie (Stein-     findet jährlich parallel zur Radmesse Essen
bruchstraße) zum Bahnübergang im Wald         statt. Es gab eine Fülle an Informationen
am Grenzweg zu Duisburg. Ab hier gibt es      und die Qualität der Fachreferate, die ge-
direkte Wege Richtung Wedau (Nachtigal-       halten wurden, war durchweg hoch.
lental) und zum Duisburger Uni-Campus         Eine Wahrnehmung, die vermutlich alle
und Zoo.                                      Radfahrer*innen schon lange kennen, ist
Leider konnten wir die Stadt Mülheim bis-     die, dass sie von Autofahrer*innen mit zu
lang nicht überzeugen, diese bereits inten-   wenig Abstand überholt werden. Kaum
siv genutzte Verbindung auszuschildern        ein*e Autofahrer*in kennt die Regel von
und kleinere Verbesserungen in der Wege-      „mindestens 1,5 m“. Auf der Messe selbst
führung zum Beispiel an der Friedhofstra-     durften die Besucher Pappfiguren von Auto-
ße umzusetzen. Ebenfalls sollte die Ver-      und Radfahrenden so aufstellen, dass ausrei-
bindung als Vorwegnahme des RS1 nach          chender Abstand bestehen soll. 90 cm waren
Duisburg in das Nummernsystem des RVR         dabei schon viel, der Abstand wird also oft
aufgenommen werden. Dr. Peter Beckhaus        als größer eingeschätzt, als er tatsächlich ist.

              AM BESTEN GLEICH
            DIE FACHFRAU FRAGEN.
                                   Dagmar Vogel
                Fachanwältin Arbeitsrecht, Fachanwältin Familienrecht,
                              Fachanwältin Sozialrecht

                                   Astrid Gramckow
                                    Rechtsanwältin
                    Familienrecht, Versicherungsrecht, Sozialrecht

                                    Gesche Blome
                                    Rechtsanwältin
                                     Sozialrecht

                 0208 8106580 WWW.KANZLEIVORORT.DE
20                                       Im Pott

Die Fachreferentin berichtete über eine        nicht. Andererseits
sehr umfassende Studie, die deutlich ge-       mag ich einfach
zeigt hat, dass die Probanden der Studie       keine schweren Ta-
bei Radschutzstreifen und Radfahrstreifen      schen    schleppen,
deutlich geringere Abstände einhalten als      auch keine schwe-
dies bei einer nicht markierten Fahrbahn       ren    Radtaschen.
der Fall ist. Die Werte hierzu waren atem-     Im Forum runter in
beraubend hoch, sodass hier ein Umden-         den    Supermarkt,
ken erforderlich erscheint.                    dann noch auf den
Aber auch die Stadtplanung im Hinblick auf     Markt und am Ende
Zebrastreifen statt Ampelanlagen war The-      die Schuhe von der
ma eines Vortrages. Es hat sich deutlich ge-   Reparatur am Son-
zeigt, dass durch kluges stadtplanerisches
Handeln die Unfallzahlen reduziert werden
können und dass bei Fußgängerüberwegen
die Autofahrer*innen häufig vorsichtiger
fahren als im Bereich von Ampelkreuzun-
gen. Bemerkenswert war es auch, dass hier                                    nenwall abho-
der Blickkontakt - einer der wichtigsten As-                                 len.
pekte zur Unfallvermeidung - zwischen Auto                                   Ich hatte mir
und Radfahrenden deutlich häufiger vorlag.                                   kurz      über-
Nicht zuletzt ist das Parken von Autos In-                                   legt, vielleicht
halt eines der Vorträge gewesen. Das An-                                     auf einen Ha-
legen von Parkplätzen kann sich enorm                                        ckenporsche –
auf die Sicherheit des Verkehrs auswirken.                                   wenn ihr „Ha-
Unübersichtliche Stellen können eliminiert                                   ckenporsche“
und damit wieder einmal der Sichtkontakt                                     googelt, fin-
der Verkehrsteilnehmer*innen besser her-                                     det ihr auch
gestellt werden.                               die korrekte Bezeichnung „Einkaufstrol-
Ein sehr interessanter Kongress mit einer      ley“ – umzusteigen. Die Firma Andersen
Vielzahl wichtiger Informationen. Es lohnt     baut solch einen Hackenporsche sogar als
sich, dort teilzunehmen.                       Fahrradshopper, aber den Rezensionen im
                        Wolfgang Voßkamp       Internet nach schien er für mich nicht stabil
                                               genug. Die anderen Angebote waren mir
                                               zu breit und mächtig für’s Shoppen im Su-
                                               permarkt.
                                               Nach langer Recherche habe ich mich dann
                                               für den Burley Travoy entschieden. Das ist

Hackenporsche                                  ein solider Trolley, der am Fahrrad leer oder
                                               voll beladen ruhig mitläuft. Im Supermarkt
                                               passt er wie ein Einkaufstrolley zwischen
für’s Rad                                      alle Regale, und mein Mann verwendet
                                               nicht einmal mehr einen Einkaufswagen.
                                               Burley oder Qeedo bieten die unterschied-
                                               lichsten Taschengrößen und -formate und
In der Stadt wohnen und dann mit dem           eine Faltbox. Man muss sich wirklich über-
Auto zum Einkaufen fahren? Das geht ja gar     legen, was man als Stauraum benötigt. Mir
Im Pott                                                  21

persönlich ist es wichtig, dass ich die klei-   Nach mühseligen Recherchen haben wir
ne Faltbox mit verstärktem Boden und Sei-       den über’s Internet gekauft, da wir leider
tenwänden habe, damit mir die Erdbeeren         keinen Vertrieb in Duisburg und Umge-
nicht zermatschen und der Joghurtdeckel         bung gefunden haben. Das ist bedauerlich,
nicht einreißt. Das Gröbere kommt in den        weil ich ihn lieber vorher ausprobiert hät-
voluminösen, unteren Sack.                      te. Vielleicht fühlt sich ja ein Fachgeschäft
Das Beladen gerade des unteren Sacks, ins-      motiviert, den Burley Travoy ins Sortiment
besondere, wenn man die obere Faltbox zu-       zu nehmen.
erst befüllt hat, ist ein wenig Übungssache.    Für die Stabilität und die vielfältigen Ein-
Aber inzwischen habe ich den Trick raus.        satzmöglichkeiten muss man einige Euro
Eine große, voll beladene Reisetasche auf       auf den Tisch legen. Der Hänger selbst kos-
den Burley geschnallt hat uns beim letzten      tet 229 EUR, dazu kommen die Taschen
Pfingsturlaub das verliehene Auto nicht         oder Boxen in unterschiedlichsten Ausfüh-
missen lassen.                                  rungen und Preisen.
Insgesamt darf man 27 kg zuladen. Der           Der Produkt-Film der Firma auf Youtube
Burley Travoy selbst wiegt 4,5 kg, und das      zeigt die ganze Bandbreite der Anwen-
zusammengefaltete Gestell trage ich pro-        dung. Außerdem beschreibt ein weiterer
blemlos nach jedem Einkauf in den Keller.       Film noch mehr Details, allerdings versteht
Die Kupplung und das Gepäckträger-Kit           man den Anwender nicht so gut. Dafür
haben wir zweifach gekauft, sodass mein         sprechen die Bilder für sich:
Mann und ich den Anhänger wahlweise an          Travoy Full Demo – 5 minutes of uses for
unsere Räder anhängen können. Die Kupp-         the travoy
lung ist aber auch ohne Gepäckträger-Kit        Burley Travoy Trailer - Calgary Cycle Track -
direkt an der Sattelstange fixierbar – das      Folding Bike
hängt vom Fahrradtyp ab. Das An- und            Nach einem Jahr Gebrauch ist dieser Anhän-
Abkuppeln des Hängers geht sehr einfach         ger immer noch eine gute Wahl für mich!
über einen Stift, auf dem der Hänger gela-                                     Barbara Aldag
gert wird.                                                          Die Fotos zeigen den Burley Travoy.
22                                  Im Pott

Eine kleine Bildergeschichte für Leute, die öfter mal einen
größeren Einkauf machen oder etwas zu transportieren
haben - ohne Auto und ohne Platz oder Geld für ein
Lastenrad.

Zu Hause wird der Hänger angekoppelt,

beim Supermarkt abgekoppelt und die
Deichsel um 90 Grad gedreht. Mit dem    … der Einkauf kommt direkt in die Kiste.
Handwagen geht’s in den Laden...        An der Kasse bezahlen.
Im Pott                                                                            23

Auf dem Parkplatz die Deichsel wieder dre-               Wieder     zu
hen, Hänger ankoppeln.                                   Hause    kom-
                                                         men die Räder
                                                         in die Hänger-
                                                         wanne…

                                                         und der gan-
                                                         ze Hänger mit
                                                         Deichsel an die
                                                         Wand.
                                                         Wolfgang De-
                                                         wald

                                                                     Zeche carl
                                                                   14. Juli 2019     feines
                                                              kernzeit 10-18 Uhr
                                                             18-20 Uhr ausklang
                                                                  Eintritt frei
                                                                                    FAHRRAD
                                                                                    festival

                             mehr zu unserem programm und allen teilnehmern unter: fff.velocityruhr.net   feinesfahrradfestival
24   Im Pott
Im Pott
                                                                                                                                                      25

Abdruck mit freundlicher Erlaubnis der DUTCH CYCLING EMBASSY, www.dutchcycling.nl / Foto: Barbra Verbij Fotografie; Grafikdesign: Goudappel Coffeng
26                                       Im Pott

RuhrDing                                       es sich mit dem ganzen Ruhrgebiet be-
                                               schäftigen will, sind bis 2022 weitere Aus-
                                               stellungen in anderen Ruhrgebietsräumen
                                               geplant: 2020 im Norden, 2021 im Süden
Territorien – eine                             und 2022 im Westen, mit jeweils einem an-
                                               deren Thema.
Ausstellung im Ruhrgebiet                      Diesmal, im Ruhrgebiet Mitte, geht es um
                                               „Territorien“, um die Bedeutung territo-
                                               rialer Festschreibungen für die Identitäts-
Bis zum 30. Juni initiiert „Urbane Küns-       bildung. Es nimmt dabei zum einen die
te“, eine Institution für Gegenwartskunst      kulturelle, historische und verwaltungs-
im Ruhrgebiet, die in der Nähe der Jahr-       technische Zusammensetzung der „Stadt
hunderthalle Bochum ihre Büros hat, im         der Städte“, also des Ruhrgebietes, als
öffentlichen Raum Ausstellungen, Projek-       Ausgangspunkt und zum anderen Begleit-
te und Veranstaltungen, eben „RuhrDing“.       erscheinungen der sie schon immer prä-
Sie finden häufig in Zusammenarbeit            genden Zuwanderung und der Globalisie-
mit örtlichen, aber auch internationalen       rung in den Blick. Dabei will die vernetzte
Künstler*innen statt.                          Gesamtkonzeption festgelegte, scheinbar
Eine gute Möglichkeit, sich „RuhrDing“ zu      eindeutige Denkmuster in Bewegung set-
nähern, sind die sog. „Irrlichtertouren“.      zen und zeigen, dass alles mit allem ver-
Dabei handelt es sich um geführte Touren,      bunden ist und so zu einer grundlegenden
die entweder zu Fuß, mit dem Rad oder          Offenheit animieren.           Vera Bücker
auch in einer Kombination von ÖPNV und                 Im Wasserturm des Oberhausener Hauptbahnhofes
Rad gebucht werden können. Sie erschlie-                           befindet sich ein Kunstwerk von kitev
ßen jeweils die Kunstobjekte in einer Stadt;
nur die Kombitouren verbinden zwei Städ-
te. Startpunkt der Radtouren ist jeweils
der Hauptbahnhof. Die Teilnehmenden
können bei der Anmeldung angeben, ob
sie mit dem eigenen Rad kommen oder ein
Leihrad von „Revierrad“ wünschen. Mit
Guides werden die Kunst-Objekte auf ge-
mütlichen, ca. 7 bis10 km langen Strecken
in ungefähr drei Stunden besucht; viel Zeit
neben dem Radfahren, sich über die Kunst
auszutauschen.
Die Kunst wird dabei in Besonderheiten des
umgebenden Ortes eingepasst, der auf die
Kunst zurückwirkt, sodass eine gegensei-
tige Beeinflussung entsteht. Als Kunst im
öffentlichen Raum will sie viele Menschen
ansprechen: Passant*innen, die ihr nur zu-
fällig begegnen, die unmittelbare Nachbar-
schaft, Kunst-Interessierte sowie ein natio-
nales und internationales Publikum.
Das Kunst-Projekt findet in Essen, Ober-
hausen, Bochum und Dortmund statt. Da
Entdecken Sie ein
neues Hochgefühl.
Unterwegs auf
ehemaligen Bahntrassen.

                220 km Streckennetz‚
                gut ausgebaut‚
                steigungsarm‚
                und ganz in Ihrer Nähe.
                                                                                                         Foto: Patrick Gawandtka

                Jetzt entdecken !

                              www.einfach-bergisch-radeln.de

Das Projekt »Bergische Panorama-Radwege – Genussradeln auf ehemaligen Bahntrassen zwischen Ruhr, Rhein
und Sieg« wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).
28                                                                                                                Im Pott / Touristik

Tour de Fair                                                                                                                Radtouristik
Vom 5. bis 8. August findet die diesjährige                                                                                 im Ruhrgebiet
Tour de Fair statt. Sie führt von Remscheid
durch das Bergische Land und das westliche
Ruhrgebiet nach Duisburg und streift dabei
                                                                                                                            Viele Radwege und Sehens-
auch die Fairtrade-Town Mülheim an der                                                                                      würdigkeiten zu entdecken
Ruhr. Dort werden die Radfahrerinnen und
Radfahrer am 9. August gegen 13 Uhr am
Weltladen, Kaiserstraße 8, erwartet. Von                                                                                    Das Radrevier Ruhr ist durchzogen
Duisburg aus gibt es eine Tour nach Dinsla-                                                                                 mit einem dichten Radewegenetz für
ken sowie eine alternative Hafentour.                                                                                       Freizeitradler*innen. Mit mehr als 1200
                                                                                                                            km kann es sich bundesweit sehen lassen.
                                                                                                                            Auf ehemaligen Bahntrassen und Kanal-
Was ist die „Tour de Fair“?                                                                                                 uferwegen verspricht es entspanntes Rad-
                                                                                                                            fahren durch lebendige Stadtgebiete und
Seit nunmehr 18 Jahren machen sich all-                                                                                     Wald und Flur. Eine Vielzahl von ganz un-
jährlich im Sommer Menschen, die im Fai-                                                                                    terschiedlichen Attraktionen erwartet Rad-
ren Handel engagiert sind, für eine Woche                                                                                   fahrende. War es noch vor 30 Jahren ein
mit dem Fahrrad auf den Weg, um in ei-                                                                                      Abenteuer, im schwarzen Kohlenpott mit
ner ausgewählten Region Deutschlands die                                                                                    Kind und Kegel an der Ruhr seinen Weg
Weltläden zu besuchen. Mit der „Tour de                                                                                     mit dem Rad zu finden, führen heute mit
Fair“ wollen sie die Idee des Fairen Handels                                                                                dem Ruhrtalradweg und der Römer-Lippe
in der Öffentlichkeit mehr ins Bewusstsein                                                                                  Route zwei überregional bekannte Rad-
rufen, mit Gemeindevertretern und inter-                                                                                    routen durch die Region. Erlebnisreich und
essierten Bürgerinnen und Bürgern ins Ge-                                                                                   landschaftlich besonders attraktiv sind die
spräch kommen und den Erfahrungsaus-                                                                                        Teilstrecken im Ruhrgebiet.
tausch pflegen.
Die ca. 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer
aus verschiedenen Bundesländern werden
                                                                                                                            Ankerpunkte im Revier
2019
 Von der  erstmals
               Wupperinanunserer die RuhrRegion unter-
wegsvom sein.       Sie   bringen
                5. bis 11.8.2019      aus ihren Heimator-                                                                   Die Route der Industriekultur wird in die-
                                                       ten ganz                                                             sem Jahr 20 Jahre alt. Auf 700 Kilometern
    Dinslaken
                                                       unter-                                                               Halde Scholven
      Sa 10.8.2019
                                                       schiedli-
                     Fr 9.8.2019                       che Erfah-
                       Essen-      www.tour-de-fair.de
            Mülheim an Werden
    Duisburg der Ruhr
                                                       rungen im
      So 11.8.2019

                                   Do 8.8.2019
                                                       Engage-
                                                       ment für
                              Wuppertal                den     Fai-                Mi 7.8.2019

                                      Ronsdorf         ren Han-
                                      Lüttringhausen
                                                       del mit.                   Mo 5.8.2019

                                        Hückeswagen
                                                       www.
     2019                                              tour-de-
                              Wermelskirchen
                                                                                   Di 6.8.2019

                                         Wipperfürth
                                                       fair.de
                                                                                                        V190428

                                                 gefördert aus Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen
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