ENERGIEHOLZ aus der Landwirtschaft - BIOENERGIE - Fachagentur ...

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ENERGIEHOLZ
aus der Landwirtschaft

                         BIOENERGIE
ENERGIEHOLZ aus der Landwirtschaft - BIOENERGIE - Fachagentur ...
IMPRESSUM

Herausgeber
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)
OT Gülzow, Hofplatz 1
18276 Gülzow-Prüzen
Tel.: 03843/6930-0
Fax: 03843/6930-102
info@fnr.de
www.nachwachsende-rohstoffe.de
www.fnr.de

Mit Förderung des Bundesministeriums für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund eines
Beschlusses des Deutschen Bundestages

Text
Manuela Bärwolff, Dr. Hermann Hansen, Dr. Martin Hofmann, Dr. Frank Setzer

Redaktion
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)/
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit

Bilder
Titel: FNR, Hüttmann GmbH, Jenz GmbH, Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL)

Gestaltung/Realisierung
www.tangram.de, Rostock

Druck
www.druckerei-weidner.de, Rostock

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
mit Farben auf Pflanzenölbasis

Bestell-Nr. 292
5. vollständig überarbeitete Auflage
FNR 2012
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INHALT

1    Einleitung                                            4

2    Gesetzliche Bestimmungen und finanzielle Förderung    5

3    Baumarten und Standorte                               9

4    Kulturbegründung                                     13

5    Flächenmanagement                                    18

6    Holzernte                                            22

7    Betriebswirtschaftliche Betrachtung                  25

8    Ökologische Aspekte                                  36

9    Agroforstwirtschaft                                  37

10   Umrechnungszahlen                                    44

11   Weiterführende Literatur                             47

12   Ausgewählte Beratungsinstitutionen                   50

13   Anbieter von Pflanzgut und Lohndienstleistungen      52

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1 EINLEITUNG

Die Bewirtschaftung schnellwachsender           Erste Versuche mit dem Anbau von Pappeln
Baumarten, i.d.R. Pappel oder Weide, in         im Kurzumtrieb wurden 1976 im Weser-
kurzen Umtriebszeiten ist eine extensive        tal in der Nähe von Hann. Münden ange-
Form der Landnutzung, die mit Blick auf         stellt. Von 1982 bis 1996 ermöglichte die
den Klimaschutz und die aktuelle Entwick-       finanzielle Förderung der Bundesregierung
lung der Preise für fossile Energieträger zu-   ein interdisziplinäres Verbundforschungs-
nehmend interessant erscheint.                  projekt, in dem alle Aspekte des Anbaus
                                                schnellwachsender Baumarten und deren
Biomasse aus Kurzumtriebsbeständen kann         Nutzung in kurzen Umtriebszeiten unter-
in Form von Hackschnitzeln zur dezentra-        sucht wurden. Gegenstand eines weite-
len, umweltfreundlichen Energieversorgung       ren, 6-jährigen Untersuchungszeitraums
eingesetzt werden. Dabei sind „Feldhack-        (1997–2003) waren die Produktionsmög-
schnitzel“ eine mögliche Ergänzung zu           lichkeiten für Pappelholz zur stofflichen
den aktuell stark nachgefragten Energie-        Nutzung.
holzsortimenten aus der Forstwirtschaft.
Grundsätzlich erlauben die administrativen      Anbaukonzepte müssen an der in Deutsch-
Rahmenbedingungen der Europäischen              land bestehenden Agrarstruktur und an
Union auch die Erzeugung von (Schwach-)         möglichen Verwertungslinien orientiert sein.
Stammholz mit entsprechend höherwerti-          Entscheidende Voraussetzung für die Praxis-
ger Verwendung in bis zu 20-jährigen Um-        einführung schnellwachsender Baumarten
triebszeiten auf Ackerland.                     ist deshalb die Klärung folgender Fragen:
                                                • Was ist beim Anbau zu beachten?
Für den Anbau werden leistungsfähige Sor-       • Welche Baumarten bzw. welche Sorten
ten von geeigneten Baumarten über Steck-           sind zu empfehlen?
hölzer vermehrt und voll mechanisiert ge-       • Welche Ernteverfahren gibt es?
pflanzt. Bei Beerntung in der vegetations-      • Wie stellt sich die Wirtschaftlichkeit dar?
freien Zeit sind vitale Stockausschläge und
hohe Erträge für mindestens zwei Jahrzehnte     Der Beantwortung dieser und weiterer Fra-
garantiert. Die Art der Bewirtschaftung weist   gen ist die vorliegende Leitlinie gewidmet.
viele Parallelen zur historischen Niederwald-   Sie fasst den aktuellen Stand des Wissens
Brennholzwirtschaft im Stockausschlagbe-        aus bisheriger Forschung und ersten Praxis-
trieb auf. Die Nutzung des Stockausschla-       anbauten zusammen und wendet sich da-
ges bestimmter Weichlaubhölzer wurde mo-        mit an den praktischen Landwirt.
difiziert und zu einer voll mechanisierten
Produktionsmöglichkeit für Holz auf land-
wirtschaftlichen Flächen weiterentwickelt.

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2 GESETZLICHE BESTIMMUNGEN UND
  FINANZIELLE FÖRDERUNG
Die aktuellen Bioenergieszenarien und Bio-     1. Grundflächen, auf denen Baumarten mit
masseaktionspläne sehen vor, die Erzeu-            dem Ziel baldiger Holzentnahme ange-
gung von Energieholz auf landwirtschaft-           pflanzt werden und deren Bestände eine
lichen Ackerflächen deutlich auszuweiten.          Umtriebszeit von nicht länger als 20 Jah-
Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist,          ren haben (Kurzumtriebsplantagen),
dass die Flächeneigentümer bzw. Landwir-       2. Flächen mit Baumbestand, die gleichzei-
te zu jedem Zeitpunkt im Produktionszyklus         tig dem Anbau landwirtschaftlicher Pro-
die volle Entscheidungs- und Handlungs-            dukte dienen (agroforstliche Nutzung),
freiheit über die aktuelle und künftige Nut-   3. mit Forstpflanzen bestockte Flächen,
zung ihrer Flächen behalten.                       die am 06. August 2010 in dem in § 3
                                                   Satz 1 der InVeKoS-Verordnung vom
Gemäß der geltenden Gesetzeslage fallen            03. Dezember 2004 (BGBl. I S. 3194), die
landwirtschaftliche Flächen mit Baum-              zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung
pflanzungen, sofern die Umtriebszeit der           vom 07. Mai 2010 (eBAnz AT51 2010 V1)
gepflanzten Bäume nicht mehr als 20 Jah-           geändert worden ist, bezeichneten Flä-
re beträgt, nicht in den Geltungsbereich           chenidentifizierungssystem als landwirt-
der Waldgesetze von Bund und Ländern:              schaftliche Flächen erfasst sind, solan-
Kurzumtriebsplantagen sind kein Wald. Mit          ge deren landwirtschaftliche Nutzung
der entsprechenden Novellierung der Wald-          andauert und
gesetze wurden frühere Anbauhemmnisse          4. in der Flur oder im bebauten Gebiet ge-
bzw. Unsicherheiten beseitigt und die Er-          legene kleinere Flächen, die mit einzel-
zeugung von Energieholz in Kurzumtriebs-           nen Baumgruppen, Baumreihen oder mit
plantagen bzw. von Wertholz in Agroforst-          Hecken bestockt sind oder als Baum-
systemen begünstigt.                               schulen verwendet werden.
                                               (3) [...]
Folgende Rechtsnormen sind für den Feld-
holzanbau relevant:                            Begriffsdefinition, Beihilfefähigkeit
                                               Verordnung (EG) 1120/2009 vom
Flächenstatus, zulässige Umtriebszeit          29. Oktober 2009
Bundeswaldgesetz (BWaldG i. d. F. v.
31. Juli 2010)                                 Niederwald mit Kurzumtrieb
                                               Flächen, die mit Gehölzarten des KN-Codes
§ 2 Wald                                       0602 90 41 bestockt sind, bei denen es
(1) [...]                                      sich um mehrjährige Gehölzpflanzen han-
(2) Kein Wald im Sinne dieses Gesetzes sind    delt, deren Wurzelstock oder Baumstumpf

                                                                                          5
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nach der Ernte im Boden verbleibt und in         Kurzumtriebsplantagen können grundsätz­
der nächsten Saison wieder austreibt; die-       lich sowohl auf Ackerland als auch auf
se Gehölze müssen auf einer von den Mit-         Dauergrünland angelegt werden. Bei einer
gliedstaaten ab 2010 zu erstellenden Liste       Neuanlage von Niederwald im Kurzumtrieb
der für den Kurzumtrieb geeigneten Arten         ist daher zu beachten, dass sich hierdurch
und deren maximalen Erntezyklen stehen.          der Status Dauergrünland in Dauerkultur
                                                 verändert. Dementsprechend sind die lan-
Dauerkulturen                                    desrechtlichen Regelungen zum Grünland-
Nicht in die Fruchtfolge einbezogene Kul-        umbruch zu beachten.
turen außer Dauergrünland, die für die
Dauer von mindestens fünf Jahren auf den
Flächen verbleiben und wiederkehrende            Pflanzgut – Forstvermehrungsgut-
Erträge liefern, einschließlich Reb- und         gesetz (FoVG)
Baumschulen und Niederwald mit Kurz-
umtrieb.                                         Bei einer Kurzumtriebsplantage mit Pap-
                                                 peln oder anderen zulässigen Baumarten,
Baumartenkatalog                                 mit Ausnahme der Weide sind die Bestim-
Bekanntmachung Nr. 05/10/31 der Liste            mungen des Forstvermehrungsgutgesetzes
der für Niederwald mit Kurzumtrieb bei           (FoVG) zu beachten. Als schnellwüchsige
der Betriebsprämie geeigneten Arten und          Forstgehölze unterliegen die Pappeln den
deren maximale Erntezyklen vom 12. Mai           gesetzlichen Bestimmungen des FoVG un-
2010 geändert durch Bekanntmachung               abhängig vom Flächenstatus einer Plan-
Nr. 15/10/31 vom 17. Dezember 2010.              tage ebenso wie die zulässigen weiteren

    Pappel    Populus    alle Arten zulässig
    Weide     Salix      alle Arten zulässig
    Robinie   Robinia    alle Arten zulässig
    Birke     Betula     alle Arten zulässig
                                                       zulässige Umbetriebszeit bei
    Erle      Alnus      alle Arten zulässig
                                                       allen Arten bis maximal 20 Jahre
                         Gemeine Esche,
    Esche     Fraxinus
                         F. excelsior
                         Stiel-, Trauben-, und
    Eiche     Quercus    Roteiche; Q. robur,
                         Q. petraea, Q. rubra

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Baumarten mit Ausnahme der Weide. Da-         Zusammenfassend ist festzuhalten
rüber hinaus sind bei der Vermehrung und      1. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen
dem in Verkehr bringen von züchterisch           können Energiehölzer angebaut und Zah-
bearbeitetem Pflanzgut auch privatrecht-         lungsansprüche aktiviert werden.
liche Fragen (Sortenschutz) zu beachten.      2. Für Niederwald mit Kurzumtrieb bzw.
                                                 schnellwüchsige Forstgehölze ist die
Das FoVG unterscheidet quellengesicher-          Umtriebszeit auf höchstens 20 Jahre
tes, ausgewähltes, qualifiziertes und ge-        begrenzt. Die Zeit einer Aufwuchs- und
prüftes Ausgangsmaterial. Bei der Pappel         Ernteperiode stellt einen Umtrieb dar.
handelt es sich in der Regel um selektier-       Als Nutzungsdauer ist die Zeitspanne
tes Material bzw. Züchtungsformen (Hy-           zwischen der Pflanzung von schnell-
briden), die vegetativ vermehrt werden.          wüchsigen Forstgehölzen und deren ein-
Dieses Vermehrungsgut darf nur unter der         oder mehrmaliger Aberntung, Rodung
Kategorie „geprüft“ erzeugt und in den           bzw. die Wiederherstellung des ursprüng-
Verkehr gebracht werden.                         lichen Flächenzustandes zu verstehen.
                                              3. Mehrere aufeinander folgende Beerntun-
• Geprüftes Vermehrungsgut muss einen            gen im Abstand von max. 20 Jahren sind
  „verbesserten Anbauwert“ besitzen. Da-         möglich.
  runter versteht man Material, das sich im
  Vergleich zu sog. Prüfstandards (in ihren
  Eigenschaften bekannte Sorten) bei min-     Finanzelle Förderung
  destens einem der genetischen Kontrol-
  le unterliegenden Merkmal als überlegen     Eine finanzielle Förderung erfolgt indirekt
  und bei den anderen als mindestens          über die Gewährung der Betriebsprämie,
  gleichwertig erwiesen hat.                  das Agrarinvestitionsprogramm (Investitio-
                                              nen zur Diversifizierung) und das Gesetz für
Bei den übrigen (generativ vermehrten)        den Vorrang Erneuerbarer Energien (EEG).
Baumarten ist auch nach FoVG zugelasse-       Verschiedene Bundesländer sind um wei-
nes Material der Kategorie „ausgewählt“       tere Fördermöglichkeiten bemüht. Im kon-
und „qualifiziert“ zulässig. Vermehrungsgut   kreten Fall empfiehlt es sich deshalb, die
für die Begründung von Kurzumtriebsplan-      Landwirtschaftsbehörden zu kontaktieren.
tagen darf nur von angemeldeten Forstsa-
men- oder Forstpflanzenbetrieben erzeugt      Bei der letzten EEG – Novelle wurde auch
und in Verkehr gebracht werden. Die tech-     die Biomasseverordnung (BiomasseV) mit
nischen Einzelheiten sind über die zustän-    Wirkung zum 1. Januar 2012 umfassend ge-
digen Landesstellen erhältlich.               ändert. In ihrer novellierten Fassung regelt
                                              die BiomasseV ab dem Jahr 2012 auch, für

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welche Rohstoffe eine zusätzliche einsatz-      Einsatzstoffvergütungsklasse II,
stoffbezogene Vergütung in Anspruch ge-         Anlage 3 Nr. 18
nommen werden kann und wie die einsatz-         Holz aus KUP im Sinne von Nummer 22
stoffbezogene Vergütung zu berechnen ist        Satz 2 der Anlage 2, sofern die KUP nicht
(Verordnung über die Erzeugung von Strom        auf Grünlandflächen (mit oder ohne Grün-
aus Biomasse, konsolidierte (unverbind-         landumbruch), in Naturschutzgebieten, in
liche) Fassung des Verordnungstextes in der     Natura 2000-Gebieten oder in National-
ab 01. Januar 2012 geltenden Fassung).          parks angepflanzt wurden und sofern keine
                                                zusammenhängende Fläche von mehr als
Einsatzstoffvergütungsklasse I,                 10 ha in Anspruch genommen wurde, ein-
Anlage 2 Nr. 22                                 schließlich Rinde.
Holz aus Kurzumtriebsplantagen (KUP) mit
Ausnahme von Nummer 18 der Anlage 3.            • Zur Grundvergütung kommen hinzu:
Als KUP gelten Anpflanzungen mehrjähri-           - 8 ct/kWh bei Anlagen bis 5.000 kWel
ger Gehölzkulturen mit einer Umtriebszeit
von mindestens drei und höchstens 20 Jah-       Darüber hinaus wurde das Ausschließlich-
ren auf landwirtschaftlichen Flächen, die al-   keitsprinzip aufgehoben, d. h. die zusätz-
lein oder im Rahmen einer agroforstlichen       liche einsatzstoffbezogene Vergütung wird
Nutzung der Energieholzgewinnung dienen,        anteilig auch dann gewährt, wenn mit weite-
und die nicht Wald im Sinne des Bundes-         ren Energieholzsortimenten gemischt wird.
waldgesetzes sind, einschließlich Rinde.

• Zur Grundvergütung kommen hinzu:
  - 6 ct/kWh bei Anlagen bis 500 kWel
  - 5 ct/kWh bei Anlagen > 500–750 kWel
  - 4 ct/kWh bei Anlagen > 750–5 .000 kWel

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3 BAUMARTEN UND STANDORTE

Nach den bisherigen Ergebnissen kommen               In Abbildung 1 wird das starke Jugend-
für die Bewirtschaftung im Kurzumtrieb               wachstum der Pappeln im Verhältnis zu den
derzeit bestimmte Pappel- und Weidearten             Baumarten Buche, Eiche und Erle im konven-
und vor allem deren Hybriden in Betracht.            tionellen Anbau deutlich. Die in kürzeren Um-
Durch ihre Raschwüchsigkeit in der Jugend            triebszeiten von 1–10 Jahren im Feldversuch
und die Fähigkeit, vom Stock auszuschla-             ermittelten Ergebnisse belegen die beson-
gen, sind sie verschiedenen anderen Wald-            dere Eignung von Hybridpappeln und einigen
baumarten in der Ertragsleistung deutlich            Weidenzüchtungen. Auch bei Vergleichs-
überlegen.                                           anbauten mit Birke und Robinie wurden,

                     Ertragszuwächse
                     ERTRAGSZUWACHS verschiedener
                                     VERSCHIEDENERBaumarten
                                                   BAUMARTEN

  Vfm/ha

   600

   500

   400

   300

   200

   100

                10               20                30               40              50       Alter

      Pappel (Grosscurth)             Erle (Mitscherlich)
      Eiche (Jüttner)                 Rotbuche (Schober)                             © FNR 2012

Abbildung 1: Ertragstafelvergleich von Pappel, Buche, Eiche und Roterle

                                                                                                  9
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gemessen am Leistungsvermögen der Pap-          umtriebsplantage. An das Ausgangsma-
pel, geringere Erträge ermittelt. In weiteren   terial werden besondere Anforderungen
Anbauversuchen wird derzeit untersucht,         gestellt:
inwieweit andere Baumarten, etwa die            • leichte und kostengünstige Vermehrbar-
Robinie, die sicherlich Vorteile auf schnell      keit des Pflanzenmaterials
erwärmten leichten Böden mit geringem           • sicheres Anwuchsverhalten und Rasch-
Wasserspeicherungsvermögen hat, für den           wüchsigkeit in der Jugendphase
Kurzumtrieb geeignet sind.                      • vollständiges Ausnutzen der Vegetations-
                                                  zeit bei gleichzeitiger Früh- und Spätfrost-
Als Erstbesiedler von Rohböden verfügen           resistenz
Pappeln und Weiden über eine Reihe spe-         • Konkurrenzverträglichkeit im Dichtstand
zieller Eigenschaften. So kann etwa die           und geringe phototropische Empfindlich-
Samenbildung bereits mit 10 Jahren ein-           keit
setzen, wobei große Mengen sehr kleiner         • gutes Regenerationsvermögen auch nach
Samen erzeugt werden, die vom Wind über           mehreren Ernten
weite Strecken transportiert werden kön-        • Resistenz gegenüber biotischen und abio-
nen. Trotz früher und reichlicher Samen­          tischen Schäden, die eventuell für Ge-
produktion ist die vegetative Vermehrung          währleistungsansprüche von Bedeutung
über Pflanzenteile aber auch in der Natur         sein können.
ein wesentliches Verbreitungselement.
                                                Schwarzpappeln (P. nigra; P. deltoides)
Dort, wo sich die Verbreitungsgebiete           stellen sehr hohe Anforderungen an Licht,
zweier Arten überlappen, ist die natürliche     Wärme und Wasser und benötigen gut
Hybridisierung nicht selten. Die Kreuzung       durchlüftete, leicht durchwurzelbare Böden
von vielen Arten, auch solchen aus sehr         mit sehr guter Nährstoffversorgung. Stau-
weit auseinander gelegenen Herkunfts-           nässe, aber auch Kronendruck werden nicht
gebieten, ist möglich und wird seit langem      vertragen. Für die Bewirtschaftung in kurzen
zur Leistungssteigerung genutzt. Die Se-        Umtriebszeiten kommen sie in aller Regel
lektion von Arthybriden mit überlegenen         nicht in Betracht. Diese beiden Arten sind
Eigenschaften macht den züchterischen           aber von großer Bedeutung als Kreuzungs-
Fortschritt für die Praxis dauerhaft ver-       eltern bei der Erzeugung von Hybriden.
fügbar. Über den Weg der vegetativen Ver-
mehrung können einzelne Individuen, ein-        Die Balsampappelarten (bes. P. tricho-
schließlich Hybridklone, über lange Zeit        carpa und P. maximowiczii) sind sehr viel
erhalten und reproduziert werden.               anspruchsloser als Schwarzpappeln. Gute
                                                Zuwachsleistungen werden auch in höhe-
Die Wahl des geeigneten Vermehrungs-            ren Lagen bei nur mittlerer Nährstoffversor-
gutes entscheidet in hohem Maße über            gung und auch noch auf wechselfeuchten
Erträge und Betriebssicherheit einer Kurz-      Böden erbracht. Nur auf stark windex-

10
ponierten Lagen kommt es auf Grund hoher                     gerung mit dem Erhalt einer relativ großen
Verdunstungsraten zu Wuchsstörungen.                         genetischen Variabilität.
Für den Kurzumtrieb haben sich Balsam-
pappeln und ihre Hybriden als besonders                      Aspen (P. tremula und P. tremuloides)
geeignet erwiesen.                                           stellen von allen Pappelarten die gerings-
                                                             ten Ansprüche an Boden und Klima. Auch
Sowohl die amerikanische Art P. trichocarpa                  auf staunassen oder sehr flachgründigen
als auch die asiatische Art P. maximowiczii                  Böden mit mittlerer bis ungünstiger Was-
bieten mit ihren ausgedehnten Herkunfts-                     ser- und Nährstoffversorgung werden noch
gebieten sehr günstige Voraussetzungen                       ansprechende Wuchsleistungen erreicht.
für die Auswahl anbauwürdiger Herkünfte.                     Damit sind Aspen besonders für Rekulti-
Die Selektion auf der Herkunftsebene ver-                    vierungsflächen geeignet. Das Potenzial
einigt die Vorteile messbarer Leistungsstei-                 besserer Standorte schöpfen sie nicht voll

                                 ERTRÄGE
                               ERTRÄGE   VONASPEN
                                       VON   ASPENUND
                                                  UND PAPPELN
                                                      PAPPELN

  tatro/ha •a

  20                                    19,9

  18                    18,4                                                 16.667 Pflanzen/ha
                                                          17,3               Umtrieb =4 Jahre
  16

  14

  12
                                   11,5
                                                     10,8                                 11
  10
                  8,7
   8
                                                                       7,2
   6                                                                         6,2
                                                                                               4,7
   4

   2

   0
                P. trichocarpa   P. trichocarpa x   P. nigra x        P. x               P. tremula
                                 P. deltoides       P. maximowiczii   euramericana       P. tremuloides

                1. Umtrieb             2. Umtrieb
                                                                                                  © FNR 2012

Abbildung 2: Mittlerer jährlicher Zuwachs im 1. und 2. Umtrieb bei Aspen und Hybridpappeln

                                                                                                           11
aus. Nachteilig ist die Neigung zu flächen-     der Vegetationszeit und ausreichender
deckender Wurzelbrut nach Erntemaßnah-          Sommerwärme ist bei der Flächenauswahl
men. So erklärt sich der in Abbildung 2 dar-    vor allem auf einen gut durchlüfteten und
gestellte starke Leistungsabfall der Aspen      leicht durchwurzelbaren Boden zu achten.
in der zweiten Umtriebszeit aus der Rege-
neration durch Wurzelbrut, mit Pflanzen-        Ständiger Windeinfluss führt bei den Bal-
zahlen bis zu 100.000 St./ha, die bis zur       sampappeln zu Zuwachseinbußen. In sol-
Differenzierung des Bestandes in späteren       chen Lagen sollte der Weide deshalb der
Jahren unter starker intraspezifischer Kon-     Vorzug gegeben werden. Auch mit wechsel-
kurrenz stehen. Die Begründung von Flä-         feuchten bis staunassen Böden kommen
chen über Steckhölzer ist bei Aspen nicht       sie besser zurecht. Weiden können mit Er-
möglich. In der Praxis muss auf bewurzelte      folg von der Ebene bis in begünstigte Berei-
Baumschulware zurückgegriffen werden.           che des Berglandes angebaut werden.

Die Vorzüge der Weide (Salix spec.) liegen      Die Einteilung der Böden mithilfe der in
im nahezu 100%igen Anwuchs- und Rege-           der Landwirtschaft gebräuchlichen Boden-
nerationserfolg sowie in ihrer Frosthärte.      wertzahlen gibt gute Hinweise, sie erbringt
Die Ertragsleistung lag in Anbauversuchen       jedoch nicht immer klare Ergebnisse hin-
jedoch niedriger als diejenige der Balsam-      sichtlich der Eignung von Einzelstandor-
pappeln. Auch die Verbissgefährdung (Reh-       ten. Hoch bonitierte, staunasse Marsch-
wild) ist deutlich höher als bei den Pappeln.   böden können durch Sauerstoffmangel im
Bei großflächigem Anbau könnte dieses           Wurzelraum problematisch sein, während
Problem möglicherweise entschärft wer-          Talsande mit niedriger Punktzahl gute Vor-
den. Insbesondere einige Selektionen/Sor-       aussetzungen bieten, sofern sie nur Grund-
ten von Salix viminalis und Salix dasyclados    wasseranschluss mit leichtem Kalkgehalt
haben sich als leistungsstark erwiesen. In-     aufweisen.
zwischen sind auch einige viel versprechen-
de schwedische Weidensorten erhältlich.         Die Anbaugrenzen für beide Ökotypen
                                                sind durch den Bodenwasserhaushalt vor-
Entscheidend für Anbauerfolg und hohe           gegeben. Standorte mit zeitweiligem Was-
Ertragsleistung sind ausreichende Nieder-       sermangel sind für einen ertragreichen An-
schläge in der Vegetationszeit (ab 300 mm).     bau von Weide und Balsampappelhybriden
Mäßig frische und trockene Standorte kom-       gleichermaßen ungeeignet.
men grundsätzlich nicht in Betracht. Der
pH-Wert des Bodens sollte zwischen 5,5
und 6,5 liegen. Landwirtschaftlich genutzte
Flächen von mittlerer Güte an sind für die
Kurzumtriebswirtschaft geeignet. Neben
Niederschlägen von mehr als 300 mm in

12
4 KULTURBEGRÜNDUNG

Zieldefinition und Produktlinien                Auf Rückschnitte reagieren Pappeln und
                                                Weiden gleichermaßen mit der Ausbildung
Das Produktionsziel entscheidet über die        von mehreren Trieben pro Stock. Die Stock-
Wahl von Pflanzverband, Umtriebszeit und        ausschläge der Pappeln bestehen im Allge-
Ernteverfahren und sollte vor der ersten Flä-   meinen aus einem vorwüchsigen Haupt-
chenanlage klar definiert sein. Die Erzeugung   trieb und meist vier bis sechs schwächeren
von Energiehackschnitzeln in 2 bis 4-jähri-     Nebentrieben. Dagegen weichen bei der
gen Zyklen setzt eine feldmäßige Behand-        Weide die Nebentriebe sowohl im Durch-
lung mit mähender Erntetechnik und ent-         messer als auch in der Höhe kaum vom
sprechend hohen Stockzahlen voraus. Bei         Haupttrieb ab. Ihre Anzahl ist sortenabhän-
Nutzung der maximal möglichen Produktions-      gig und kann bis zu 20 betragen. In Weiden-
zeit von 20 Jahren erfolgt eine Verlagerung     kulturen werden gute Erträge deshalb vor
des Zuwachses auf wenige, stärker dimen-        allem durch die Gesamtzahl der Triebe pro
sionierte Stämme. In solchen Beständen          ha erreicht, während bei der Pappel auch
kommt forstliche Erntetechnik zum Einsatz.      in sehr kurzen Umtriebszeiten ein stärkeres
                                                Dickenwachstum ausgeprägt ist.
Eine Zwischenstufe stellen Umtriebszeiten
zwischen 5 und 10 Jahren dar. Hier kommt        Innerhalb der Pflanzreihen können die
es zu Differenzierungen der Stammdurch-         Pflanzenabstände bis auf 0,4 m reduziert
messer mit einzelnen Vorwüchsen, die            werden, während der Abstand zwischen
eine Beerntung mit mähender Technik be-         den Reihen von der später einzusetzen-
hindern. Andererseits sind die Stückmas-        den Erntemaschine abhängt. Die Beern-
sen der Einzelstämme noch zu gering für         tung mit selbstfahrenden Feldhäckslern
den rationellen Einsatz von hoch mecha-         setzt bei einreihig arbeitenden Maschinen
nisierter Erntetechnik. Es lassen sich des-     einen Reihenabstand von mindestens 2 m
halb zwei Produktlinien unterscheiden:          voraus. Zweireihig erntende Feldhäcksler
                                                setzen einen auf die Arbeitsbreite abge-
Energiehackschnitzel, 2–4-jähriger              stimmten Doppelreihenverband voraus
Ernteturnus                                     (s. Kap. 6 Holzernte).
In Beständen mit Umtriebszeiten bis zu
4 Jahren ist eine hohe Stockzahl zur Erzie-     Energiehackschnitzel mit Option Indus-
lung maximaler Biomasseerträge pro ha er-       trieholz, 10–20-jähriger Ernteturnus
forderlich. Nach den vorliegenden Ergebnis-     Bei längeren Umtriebszeiten müssen
sen können beim Anbau von Hybridpappeln         zwangsläufig auch größere Standräume für
und -weiden 10.000 bis 13.000 Pflanzen/ha       die Pflanzen vorgesehen werden. Abhängig
empfohlen werden.                               vom Standort ist von Mittelhöhen um 20 m

                                                                                        13
und Brusthöhendurchmessern (BHD) zwi-          Im ausgehenden Winter (Ende Januar bis
schen 15 und 25 cm auszugehen. Die Aus-        Februar) ist der günstigste Zeitpunkt für den
gangspflanzenzahlen können deshalb auf         Schnitt. Die Pflanzen sollten sich noch in der
unter 1.000 Pflanzen/ha reduziert werden.      Vegetationsruhe befinden und die Knospen
                                               völlig geschlossen sein. Darüber hinaus ist
                                               neben der Verwendung von Steckholz aus
Pflanzgut                                      einjährigen Trieben auch die Pflanzung von
                                               mehrjährigem Pflanzgut möglich (vgl. Tabel-
Für den zwei- bis 4-jährigen Umtrieb hat       le 1), das je nach Größe und Ausformung als
sich die Steckholzpflanzung als gebräuch-      Steckrute oder Setzstange bezeichnet wird.
lichste Form der Flächenanlage erwiesen.
Werbung, Kühllagerung und die weitere          Meist wird die Pflanzung nicht unmittelbar
Handhabung von Steckhölzern sind sehr un-      im Anschluss an die Werbung und Bereitstel-
kompliziert. Bei ihrer Bereitstellung lassen   lung des Vermehrungsgutes erfolgen kön-
sich viele Arbeitsschritte mechanisieren.      nen. Optimal ist die Lagerung im Kühlhaus
                                               bei Temperaturen um den Gefrierpunkt unter
Steckhölzer stammen von einjährigen            Vermeidung von Wasserverlust. Für eine län-
Schösslingen aus eigens zu diesem Zweck        gere Lagerung können Steckhölzer auch in
angelegten Mutterquartieren. Es sind in der    Plastikbeutel verpackt tief gefroren werden.
Winterruhe geschnittene Sprossstücke, die
i.d.R. eine Länge von 20 cm und einen Mit-     Nach behelfsmäßiger Lagerung im Ein-
tendurchmesser von 10–20 mm aufweisen.         schlag (Sand) empfiehlt sich das Wässern
Steckhölzer müssen gesund, gerade und          des Materials unmittelbar vor der Pflan-
ohne Rindenverletzungen sein. Die besten       zung. Dazu stellt man die Steckhölzer für
Steckhölzer stammen aus dem Mittelteil des     24–48 Stunden in schwach fließendes
Schösslings.                                   Wasser. Die Pflanzung sollte unmittelbar im

Tabelle 1: Vegetatives Vermehrungsgut

                      Steckholz                Steckrute                  Setzstange
 Alter (j)                 1                     1–2                          2–4
 Länge (cm)               20                   100–250                  200–400(600)
 Durchmesser
                         1–2                     1–3                         2,5–5
 (cm)
 Pflanztiefe
                          20                    30–50                       70–100
 (cm)
                    gerade gesund          gerade gesund                gerade gesund
 Qualität
                      gut geholzt       ohne Rindenverletzung         ohne Seitenzweige

14
Anschluss erfolgen, auf jeden Fall aber be-      absetzung der Verdunstung in der Bewur-
vor die Wurzelbildung einsetzt.                  zelungsphase sollten alle Seitenzweige ent-
                                                 fernt und die Triebspitze um etwa 15–20 cm
Setzstangen sind 2–4(6) m lange, gerade          eingekürzt werden. Der Austrieb aus einer
Stangen, die von Kopfpappeln oder aus            der obersten Seitenknospen ist kräftiger.
Mutterquartieren gewonnen werden. Ihre
Verwendung empfiehlt sich bei längerer           Sowohl in ihren Abmessungen als auch
Produktionsdauer und Stammzahlen zwi-            bezüglich der Notwendigkeit von Schutz-
schen 500–1.000 Stück/ha. Auch bieten            maßnahmen sind sogenannte Steck- bzw.
nicht alle Flächen günstige Voraussetzun-        Setzruten zwischen dem Steckholz und
gen für eine Kulturbegründung nach dem           der Setzstange einzuordnen. Steck- oder
Standardverfahren der Steckholzpflanzung.        Setzruten sind 100–250 cm lange, in der
Setzstangen sind bereits zum Zeitpunkt der       Regel einjährige Aufwüchse ohne Seiten-
Kulturbegründung zwischen 2 und 4 m hoch         zweige, aber mit Gipfelknospe. Setzruten
und benötigen deshalb keine Kulturpflege.        sollten auf 1/3 der Gesamtlänge in den
Allerdings können Trockenperioden nach           Boden gebracht werden.
dem Setzen der Stangen ein Anwuchsrisiko
darstellen, da die Wasserverdunstung über
die große Oberfläche der Stangen hoch ist.       Sortenempfehlungen
Die Erzeugung von Stammholzsortimenten
wird mit Setzstangen zu einem möglichen          Mit den Balsampappelhybriden Matrix 11,
Wirtschaftsziel.                                 Matrix 24 und Matrix 49 konnte die Sor-
                                                 tenbasis für den Kurzumtrieb um drei leis-
Die Stangen werden durch einfaches Ab-           tungsstarke Klone erweitert werden. Die
schneiden von der Unterlage getrennt             Sorten sind zugelassen nach FoVG und ab
(Motorsäge, Freischneidegerät). Zur Her-         Frühjahr 2012 im Handel erhältlich. Bei

Tabelle 2: Sortenempfehlungen für Pappel und Weide

 Pappel                                              Weide
 Hybride 275 (Syn. NE 42)                            Björn
 Max (Mehrklonsorte)                                 Tora
 Matrix 11                                           Zieverich
 Matrix 24                                           Tordis
 Matrix 49                                           Inger
 Trichobel                                           Sven
 Muhle Larsen

                                                                                         15
den Weiden sind insbesondere die Sor-          Pflanzung
ten Inger und Tordis überdurchschnittlich
wuchsfreudig.                                  Bei klein parzellierter Flächenstruktur oder
                                               bei Flächengrößen bis 2 ha erfolgt die Pflan-
                                               zung manuell mit Pflanzschnur und Steck-
Bodenvorbereitung                              eisen.

Voraussetzung für das Gelingen einer           Auf Standorten mit gesicherter Wasserver-
Steckholzpflanzung ist eine gründliche         sorgung werden die Steckhölzer mit einem
Pflanzbettherstellung durch Pflügen (ca.       Überstand von 1–2 cm gesteckt. Auf sandi-
25 cm) und Eggen. Der Bearbeitungszeit-        gen Substraten sollten sie zur Verringerung
punkt richtet sich nach der Vorkultur und      der Austrocknungsgefahr ebenerdig einge-
den örtlichen Gegebenheiten. Auf Flächen       bracht oder auch leicht übererdet werden.
mit starkem Begleitwuchs ist ein Herbizid-
einsatz im Herbst vor der Anlage zu erwä-      Herkömmliche Pflanzmaschinen mit Grei-
gen. Bei schweren, bindigen Böden emp-         fersystem für Gemüse oder Tabak können
fiehlt sich eine Herbstfurche. Leichte Böden   ohne Umbau eingesetzt werden. Im Ver-
können unmittelbar vor der Pflanzung ge-       gleich des Kulturerfolges derselben Klone
pflügt werden, auch um die im Frühjahr         bezüglich Anwuchsrate und Wuchsleistung
bereits keimenden Samen der Begleitflora       auf Versuchsflächen ergaben sich keine
in einem empfindlichen Stadium in tiefere      Unterschiede in der Qualität zwischen
Bodenzonen unterzupflügen und zu stören.       Handpflanzung und dem Einsatz der einen
Zur Erzielung einer lockeren Krümelstruktur    oder anderen Maschine. In Skandinavien
sollte unmittelbar vor der Pflanzung ge-
eggt werden. Bodenverdichtungen durch
unsachgemäß ausgeführte Bearbeitungs-
maßnahmen wirken sich nachteilig auf den
Kulturerfolg aus.

Auch auf Grünlandflächen ist der Umbruch-
aufwand für eine Steckholzpflanzung un-
umgänglich. Werden lediglich die Pflanz-
streifen gefräst, wird die erforderliche
                                                © FNR/Dr. H. Hansen

Bodenlockerung und Zerschlagung des
Graswurzelfilzes zwar zunächst erreicht.
Durch unmittelbar folgendes Weiterwach-
sen der Graswurzeln werden die Steckhöl-
zer jedoch aufgrund starker Konkurrenz um
Wasser und Licht beeinträchtigt.               Weiden-KUP nahe Burg Werle/Mecklenburg

16
haben sich für die Weidenpflanzung sog.       berichtet (Lay-Flat-Method; Sawing of Cut-
Step-Planter durchgesetzt, bei denen der      tings). Nach orientierenden Untersuch-
Steckholzschnitt in den Pflanzvorgang inte-   ungen am Forschungsinstitut für schnell-
griert wurde.                                 wachsende Baumarten mit Balsampappel
                                              lässt sich damit durchaus ein Kulturerfolg
Verschiedentlich wurde über flaches Ein-      erzielen. Im Vergleich zu vertikal gesteck-
legen ganzer Ruten oder auch von Steck-       tem Material sind die Aufwüchse an der
hölzern in Pflanzfurchen mit leichter Über-   Basis gebogen und bleiben im Pflanzjahr
erdung als eine extensive Pflanzmethode       in der Höhe jedoch um ca. 1/3 zurück.
 © C. Neumeister

2-reihiges Pflanzen von Weidenstecklingen

                                                                                      17
5 FLÄCHENMANAGEMENT

Kulturpflege                                 Vor allem die Quecke (Agropyron repens)
                                             hat sich als ein Kulturhindernis erwiesen,
Steckholzkulturen sind pflegebedürftig.      das jedoch mit Gräserherbiziden effektiv
Verdämmende Begleitvegetation führt zu       bekämpft werden kann.
Wuchsstockungen und unerwünscht lü-
ckigen Kulturen. Alle Pflegemaßnahmen         Vor der Anwendung von Pflanzenschutz-
sollten gut auf die örtliche Situation ab-    mitteln in Kurzumtriebsplantagen ist eine
gestimmt und bereits vor der Flächen-         Genehmigung nach § 22 (2) des Gesetzes
anlage in die jährliche Arbeitsplanung mit    zur Neuordnung des Pflanzenschutzrech-
aufgenommen werden. Auf Flächen, die          tes vom 06. Februar 2012 und Artikel 51
extensiv bewirtschaftet werden sollen,        der EU-Zulassungsverordnung (Verord-
ist die Verwendung von Setzstangen zu         nung EG Nr. 1107/2009) einzuholen.
erwägen.
                                             Folgende Herbizide wurden mit Erfolg ein-
Der Einsatz eines Totalherbizids im Herbst   gesetzt. Es kann allerdings weder in Bezug
vor der Anlage ist meist nicht ausrei-       auf die Wirkung noch auf die Kulturverträg-
chend, um den Unkrautdruck im Pflanz-        lichkeit Gewähr gegeben werden. Die Nen-
jahr entscheidend zu verringern. Für eine    nung der Handelsnamen erfolgt aus rein
Frühjahrsbehandlung, die in jedem Fall       praktischen Erwägungen. Möglicherweise
vor der Flächenanlage erfolgen muss, ist     sind andere Mittel mit gleichem oder ver-
für einen guten Bekämpfungserfolg noch       gleichbarem Wirkstoff preisgünstiger bei
zu wenig Blattmasse vorhanden. Boden-        gleichem Effekt.
herbizide können unmittelbar nach der
Pflanzung ausgebracht werden. Wichtig
                                              Totalherbizid
ist, dass die Knospen zum Anwendungs-         (auf Grünbrache
zeitpunkt noch völlig geschlossen sind.                             Roundup
                                              im Herbst vor der
Je nach dem zu erwartenden Artenspekt-        Flächenanlage)
rum der Begleitvegetation können mit der
Ausbringung von Bodenherbiziden nach-                               Bacara, Kerb
                                              Bodenherbizide
                                                                    50 W, Gardo Gold
folgende Pflegemaßnahmen deutlich ein-
geschränkt werden.                                                  Tankmischung
                                              Nachauflaufmittel     Lontrel 100 u.
Insbesondere dichte Grasdecken kön-                                 Betanal
nen eine starke Wasserkonkurrenz für
                                                                    Fusilade ME,
die Kulturpflanze darstellen und bieten       Gräsermittel
                                                                    Select
gleichzeitig Lebensraum für Schadmäuse.

18
Die Kombination aus chemischer und me-          als ausreichend für eine gute Stickstoffver-
chanischer Begleitwuchskontrolle, die gut       sorgung der Balsampappeln. Dagegen re-
auf die jeweilige Situation, wie Vorkultur,     agierte die Weide (Salix viminalis) mit einem
Artenspektrum der Krautschicht und de-          bis zu 35%igen Mehrzuwachs auf Stick-
ren Deckungsgrad abgestimmt sein sollte,        stoffgaben von 50 kg N/ha/a. Düngung
kann empfohlen werden. Mechanische              mit 100 kg N/ha/a steigerte die Biomas-
Pflegemaßnahmen wie Grubbern oder Frä-          seproduktion der Weide um 75 bzw. 46 %
sen erbringen zusätzliche Vorteile durch Bo-    (1. bzw. 2. Umtrieb).
denlockerung. Im zweiten Standjahr einer
etablierten Kultur sind in der Regel keine      Die schwache Reaktion der Balsampappel
Pflegemaßnahmen mehr erforderlich.              auf Stickstoffdüngung steht sicherlich mit
                                                der intensiveren Ektomykorrhizierung der
Verschiedentlich wird das Zurückschnei-         Pappeln in Zusammenhang, also der ausge-
den der Kulturen nach dem ersten                prägten Symbiose der Feinwurzeln von Pap-
Standjahr diskutiert. Vom Rückschnitt           peln mit Mykorrhizapilzen. Die Mykorrhiza-
(„Schröpfschnitt“) erhofft man sich eine        pilze vermögen Mineral-/Nährstoffe und
Wuchsstimulierung mit entsprechendem            Wasser wesentlich stärker aus dem Boden
Mehrertrag. Durch ertragskundliche Aus-         zu lösen und für die Pappelwurzeln verfügbar
wertungen kann dies allerdings nicht be-        zu machen. Dadurch werden mykhorrizierte
stätigt werden. Insofern wird das Zurück-       Pappeln besser mit Nährstoffen und Wasser
schneiden allenfalls dort empfohlen, wo         versorgt. Versuche kontrollierter Mykhorri-
das Rückschnittmaterial für eine Flächen-       zierung ergaben signifikant positive Effekte
erweiterung genutzt werden kann.                auf das Höhen- und Dickenwachstum bei
                                                verschiedenen Balsampappeln.

Nährstoffentzug und Düngung                     Die durchschnittlichen jährlichen Entzüge
                                                betrugen für
Bei Düngeversuchen über einen 10-jährigen       • Phosphor 3–9 kg/ha,
Beobachtungszeitraum konnte bei Balsam-         • Kalium 6–36 kg/ha,
pappeln keine signifikante Zuwachsstei-         • Magnesium 1–5 kg/ha
gerung erzielt werden. Die Untersuchung         und waren damit, gemessen an den Vorrä-
wurde auf unterschiedlichen Standorten          ten, niedrig.
(Oberpfälzer Jura, mittlerer Buntsandstein
Nordhessens, leichte Böden der Norddeut-        Bei längerer Standzeit einer Plantage ist
schen Tiefebene) mit gestaffelte Nährstoff-     eine Kompensationsdüngung bei Pappeln
gaben (N, P, K, Ca und Mg) durchgeführt. Im     sicherlich zweckmäßig. Nach den vorlie-
Ergebnis zeigte sich die Stickstoffnachliefe-   genden Ergebnissen handelt es sich dabei
rung aus den Mineralisierungsprozessen im       aber nicht um einen maßgeblichen Kos-
Boden und aus atmosphärischem Eintrag           tenfaktor.

                                                                                          19
Kulturschäden                                 werden. Durch effektive Kontrolle der Be-
                                              gleitvegetation, dem Sommerbiotop der
Mit der Anlage einer Energieholzkultur        Schermaus, kann eine Massenvermehrung
wird ein neues, erfahrungsgemäß sehr in-      allerdings von vornherein ausgeschlossen
teressantes Äsungsangebot für Rehwild         werden.
geschaffen. Zwar sind bestimmte Sorten,
wie etwa die Mehrklonsorte „Max“, erheb-      Eines der wichtigsten Betriebsrisiken ist der
lich weniger gefährdet als andere Hybriden.   Befall mit Blattrostpilzen, die Schädigung
Dennoch empfiehlt es sich in Gebieten         kann bis zum Absterben ganzer Bestände
mit hoher Wilddichte und bei kleineren        führen. Bei den Erregern des Pappelblatt-
Einzelflächen, entsprechende Schutzmaß-       rostes handelt es sich um mehrere Pilz-
nahmen einzuplanen. Dies betrifft insbe-      arten aus der Gattung Melampsora, deren
sondere Weidenkulturen. Alternativ zum        Auftreten sich zunächst durch einen mehr
Zaunschutz können in Beständen mit            oder weniger dichten, orange-gelben Belag
niedriger Pflanzenzahl (10–20-jähriger Um-    auf der Blattunterseite bemerkbar macht.
trieb) auch Verbissschutzmittel (Cervacol,    Die Melampsora-Arten unterscheiden sich
Arcotal, Weißteer, u. a.) ausgebracht wer-    durch verschiedene Zwischenwirte wie Lär-
den. Die genannten Mittel sind zugelassen     che, Kiefer, Lauch- und Aronstabgewächse
gegen Winterverbiß an Laub- und Nadelholz     (Allium- und Arumarten).
durch Reh- und Rotwild.
                                              Eine Behandlung mit Fungiziden ist zwar
Schäden durch Mäuse können sich ebenfalls     grundsätzlich möglich, erscheint aber pra-
zum Kulturhindernis entwickeln. Während       xisfern. Die Sortenwahl sollte deshalb streng
von den oberirdisch anzutreffenden Mäusen     nach den Gesichtspunkten der Rostresis-
weniger Gefahr für die Kulturen ausgeht,      tenz vorgenommen werden. Bei der Züch-
kann der Wurzelfraß der Schermaus (Arvi-      tung neuer Sorten wird diesem Aspekt be-
cola terrestris) bestandsbedrohende Schä-     sondere Bedeutung beigemessen.
den nach sich ziehen. Die Anwesenheit der
Maus ist an den die Bodenoberfläche leicht
aufwölbenden, flachstreichenden Gängen        Bewirtschaftung in den
erkennbar, in die man beim Begehen der Flä-   Folgeumtrieben
che einsinkt. Auch das Schadbild ist durch
schräg stehende Pflanzen mit abgenagtem       Obwohl die Begleitflora auf den Flächen
Wurzelwerk, welche sich leicht aus dem Bo-    stets in Form von Diasporen im Boden vor-
den ziehen lassen, unverwechselbar.           handen ist, stellt sie nach Erntemaßnah-
                                              men keinerlei Konkurrenz für die Stock-
Mit den aus dem Erwerbsobstbau bekann-        ausschläge mehr dar. In Pappelbeständen
ten Köderlegegeräten („Wühlmauspflug“)        haben Pflegemaßnahmen in späteren
kann die Schermaus effektiv bekämpft          Kulturstadien deshalb keine Ertrag stei-

20
gernde Wirkung, während in Weidenkul-             Dazu wurde ein Verfahren gewählt, bei
turen (Schweden) eine Herbizidbehandlung          dem die Wurzelstöcke zerschlagen und in
nach den Ernten die Regel ist. Unter dem          den Boden eingefräst werden. Bei einer Ar-
lichten Laubdach der Weide bleibt die Be-         beitsbreite von 1,2 m griff die eingesetzte
gleitvegetation auch langfristig vitaler als in   Bodenfräse (AHWI RF 700) ca. 40 cm in
den stärker geschlossenen Pappelbestän-           den Boden ein. In einem zweiten Arbeits-
den. Nach den Erfahrungen aus bisherigen          gang kam ein AHWI-Anbaumulchgerät mit
Versuchsanbauten kann von einer Planta-           2,2 m Arbeitsbreite zum Einsatz. Es wurde
genstandzeit von mindestens 25–30 Jahren          vollflächig gefräst.
ausgegangen werden.
                                                  Im Anschluß an diese Maßnahmen wurde
Die Rückführung einer Plantage in ackerfä-        Phacelia als Zwischenfrucht eingesät und
higen Zustand durch Stockrodung und voll-         im Herbst eine reguläre Feldbestellung mit
flächige Bodenbearbeitung ist technisch           Winterweizen vorgenommen. Die erste Wei-
unproblematisch und wurde an einer 10 ha          zenernte nach 10-jähriger Kurzumtriebs-
großen Versuchsfläche nach 10-jähriger            plantage war überdurchschnittlich.
Plantagenstandzeit erprobt.
 © AHWI Maschinenbau GmbH

Bodenfräse für die Wurzelstockrodung

                                                                                          21
6 HOLZERNTE

Gegenüber der Holzernte in der Forstwirt-      betrieblichen und der überbetrieblichen
schaft bietet der Kurzumtrieb einige ver-      Struktur ab. Zur Nutzung der Kostendegres-
fahrenstechnische Vorteile. Die vollflächige   sion empfiehlt sich bei selbst fahrenden
Nutzung in sehr homogenen Beständen            Maschinen ein überbetrieblicher Einsatz.
erleichtert den Einsatz von hoch mechani-
sierten Ernteverfahren und die Flächen sind    Arbeitsschritte bei der Holzernte
mit der üblichen Landtechnik gut befahrbar.    • Fällen
Dennoch bilden die Erntekosten mit einem       • Vorkonzentrieren
Anteil von ca. 2/3 an den Gesamtkosten         • Rücken
den zentralen Faktor für die Wirtschaftlich-   • Hacken
keit des Produktionssystems Kurzumtrieb
(s. Kap. 7). Hier liegen erhebliche Rationa-   Integrierte Ernteverfahren kombinieren alle
lisierungspotenziale, deren Identifikation     auszuführenden Arbeitsschritte auf einem
und Nutzung noch bevorsteht.                   Trägerfahrzeug. Sie zeichnen sich durch
                                               mähende Fälltechnik aus und setzen eine
Folgende Anforderungen werden an               feldartige Kulturführung voraus.
die Erntetechnik gestellt
• hohe technische Durchsatzleistung            Neben einer Vielzahl an Prototypen, die ent-
• Bodenschonung                                weder als Fäller/Bündler oder als Häcksler
• geringe Ernteverluste                        konzipiert sind, stehen inzwischen zwei in-
• möglichst homogene Qualität des              tegrierte Erntesysteme zur Verfügung.
  Erntegutes
• keine Fremdstoffe                            Der Landmaschinenhersteller Claas hat
                                               einen speziellen Erntevorsatz („Salix Ge-
Grundsätzlich erfolgt die Holzernte im         biss“) zum Anbau an den Feldhäcksler
Winterhalbjahr, also während der Vegeta-       Jaguar entwickelt, mit dem bis zu 4-jäh-
tionsruhe. Dies gewährleistet einen vitalen    rige Energieholzbestände (mit max. 7 cm
Stockausschlag und erlaubt meist auch ein      Stammdurchmesser) beerntet werden
Befahren der Flächen bei günstigem Bo-         können. Das Gerät befindet sich seit
denzustand, im Idealfall während stabiler      1993/94 im praktischen Einsatz und
Frostperioden. Die motormanuelle Ernte         wurde seitdem technisch verbessert. Die
kann bei mehrtriebigen Stockausschlägen        Maschine erntet mit Fahrgeschwindig-
aufgrund geringer Leistungsfähigkeit und       keiten bis 6 km/h in 3-jährigen Weiden-
der Unfallrisiken nicht empfohlen werden.      beständen. Hohe Flächenleistung setzt
Ob eine selbst fahrende Maschine oder ein      einen auf die Arbeitsbreite des Feldhäcks-
Anbaugerät gewählt wird, hängt von der         lers abgestimmten Doppelreihenverband

22
© Jenz GmbH
voraus. In Schweden beerntet ein Aggre-
gat ca. 400 ha Weide pro Saison, es sind
dort mehrere Aggregate im Einsatz. Auch
die anderen Hersteller von landwirtschaft-       Anbauhacker JENZ GMHT 140
lichen Feldhäckslern, wie KRONE, JOHN
DEERE und NEW HOLLAND, haben zwi-                Den Alleinvertrieb des Gehölzmähhäcks-
schenzeitlich Häcksler mit Spezialvorsät-        lers hat die Schmidt GmbH an den Hacker-
zen für die Energieholzernte vorgestellt.        spezialisten JENZ GmbH übertragen, die
Hier sind maximale Stammdurchmesser              das Anbaugerät als „JENZ GMHT 140, Sys-
von 15 cm beerntbar. Somit kann die Holz-        tem Schmidt“ vermarktet.
ernte mit dem Feldhäcksler als praxis-
erprobt gelten. Die gleichmäßigen Hack-          Beiden Verfahren gemeinsam ist die Erzeu-
gutqualitäten lassen – getrocknet – auch         gung eines feldfrischen Hackschnitzels mit
einen Einsatz in Kleinfeuerungsanlagen zu.       Wassergehalten um 55 % mit entsprechen-
                                                 dem Trocknungsbedarf zur Reduzierung
Aufbauend auf die frühe Anbau-Mähha-             des Wassergehaltes. Ab einem Wasserge-
cker-Gemeinschaftsentwicklung vom Hes-           halt von 30–35 % gelten Holzhackschnitzel
sischen Forstamt Diemelstadt und dem             als lagerstabil. Höhere Wassergehalte set-
Institut für Agrartechnik der Universität Göt-   zen den Heizwert herab und begünstigen
tingen hat die Schmidt GmbH, Uchte, diese        den mikrobiellen Substanzabbau.
Entwicklungslinie weiterverfolgt und den
„Gehölzmähhäcksler“ zur Marktreife ge-           Neben den Verfahren des Direktschnitzelns
führt. Der Gehölzmähhäcksler wird als            (direct chopping) wird deshalb weiterhin
Anbaugerät an konventionelle landwirt-           auch an sog. Fäller/Bündler-Systemen
schaftliche Schlepper angebaut. Die Ma-          (whole stick harvest) gearbeitet. Den Nach-
schine arbeitet einreihig und kann bei Fahr-     teilen dieses Verfahrens mit mehrmali-
geschwindigkeiten von 1,5 bis 4,3 km/h           ger Materialaufnahme steht der Vorteil
Energieholzplantagen mit Bäumen von bis          gegenüber, das Hacken zu einem späte-
zu 14 cm Stammdurchmesser ernten. Die            ren Zeitpunkt bei reduzierter Holzfeuchte
Stämme werden dabei von 2 Sägeblättern           vornehmen zu können. Verschiedene Ver-
gesägt, automatisch eingezogen, gehackt          suchsergebnisse legen den Schluss nahe,
und über Auswurfgebläse auf parallel fah-        dass alleine mit einer Lagerung des Ernte-
rende Fahrzeuge/Anhänger befördert.              gutes über das Sommerhalbjahr hinweg
Dabei kann eine Ernteleistung von bis zu         am Feldrand Wassergehalte von ca. 30 %
30 t/h erreicht werden.                          erreichbar sind. Damit ist die direkte Be-
                                                 schickung der Heizwerke möglich.

                                                                                         23
© C. Neumeister
Einlagerung von KUP-Hackgut mit Dombelüftungstrocknung. Erntefrisches Material weist einen Wasser-
gehalt um 55 % auf. Durch eine Trocknung mit geeigneten Verfahren wird Lagerfähigkeit erreicht, die
Transportwürdigkeit erhöht und auch der Einsatz in Kleinfeuerungsanlagen ermöglicht.

Technische Daten:                                  Technische Daten:
Claas Jaguar                                       KRONE Big X WoodCut 1500
• Feldhäcksler mit Erntevorsatz                    • Feldhäcksler mit Erntevorsatz
• Fällen/Hacken: 2-reihig                            „WoodCut 1500“
• Motorleistung: 260 kW                            • Fällen/Hacken: 1 und 2-reihig
• Antrieb hydraulisch                              • Motorleistung: 480 kW (Big X 650)
• Effektive Schnittbreite: 100 cm                  • Antrieb mechanisch, Gelenkwelle/
• Gewicht: 1,3 t und 7,9 t (Trägerfahrzeug)          Getriebe
• Trommelhacker                                    • Effektive Schnittbreite: 150 cm
• Feinhackgut: ca. 3 cm                            • Gewicht: 3 t (Häckselvorsatz);
• Ernteleistung: 30 bis 60 t/h                       13 t (Feldhäcksler)
• Weide, Pappel < 8 cm                             • Trommelhacker
                                                   • Hackgut von 20 bis 40 mm (G30)
Technische Daten:                                  • Ernteleistung: ca. 1 ha/h
Gehölzmähhäcksler JENZ GMHT 140,                   • Weide, Pappel
7 BETRIEBSWIRTSCHAFTLICHE BETRACHTUNG

Die Erzeugung von Energiehackschnitzeln          in direktem Wettbewerb zum Marktfrucht-
in der Landwirtschaft ist meist als eine Er-     anbau. Ein Ziel der betriebswirtschaftlichen
gänzung zum Waldhackschnitzel einzuord-          Analyse ist es deshalb, die ökonomische
nen. Die Grundlage für die Preisfindung und      Vorteilhaftigkeit im Vergleich zu anderen
die zu liefernde Hackschnitzelqualität ge-       Möglichkeiten der Flächennutzung abzu-
ben dabei oft die Marktdaten und Qualitäts-      schätzen. Entscheidende Kriterien für die
parameter für Waldholzhackschnitzel vor.         Wirtschaftlichkeit einer Kurzumtriebsplan-
                                                 tage sind Ertragsleistung, Produktions-
Für die einzelbetriebliche Zielsetzung einer     kosten, die Marktentwicklung bei Holz-
Kurzumtriebsplantage ist die regionaltypi-       hackschnitzeln und das Vorhandensein
sche Besitzstruktur maßgebend. In Regio-         gesicherter Absatzmärkte. Produktionskos-
nen mit überwiegend kleineren Betrieben          ten und Ertragsleistung können derzeit nur
und Nebenerwerbslandwirtschaft entwickelt        modellhaft beziffert werden. Erst mit der
sich der Holzanbau zunehmend zu einer            Einführung der Kurzumtriebswirtschaft in
Alternative zur Deckung des eigenen Wär-         die landwirtschaftliche Praxis wird sich die
mebedarfs. Insbesondere viele Landeigen-         Kostenseite auf einer breiteren Datenbasis
tümer, die ihre Flächen verpachtet haben,        darstellen lassen. Gleichzeitig lässt der flä-
erwägen diese in Eigenregie selbst extensiv      chenhafte Anbau Rationalisierungseffekte
zur Erzeugung von Energiehackschnitzeln zu       erwarten, die zur Senkung der Produktions-
bewirtschaften. Die Haupterwerbsbetriebe         kosten beitragen werden.
ziehen vorrangig hofferne Lagen ins Kalkül
und solche, auf denen moderne Landtech-          Die wirtschaftliche Vorteilhaftigkeit einer
nik ihre Schlagkraft nicht voll ausspielen       Kurzumtriebsplantage hängt zunächst von
kann. Sofern die erzeugten Hackschnitzel         zahlreichen betriebsabhängigen und -un-
als Teil einer ganzen Wertschöpfungskette zu     abhängigen Einflussfaktoren ab.
betrachten sind, die der Landwirt als eigent-
liches Ziel betreibt, kann die Wirtschaftlich-   Betriebsabhängige Faktoren
keit gegenüber der reinen Hackschnitzel-         Zu den betriebsindividuellen Faktoren zählt
produktion mit Vermarktung als Rohware           alles, was originär mit dem landwirtschaft-
deutlich gesteigert werden. In diesem Fall       lichen Betrieb zusammenhängt und nicht
sind die Hackschnitzel nicht Endprodukt,         unmittelbar der Kurzumtriebsplantage zu-
sondern innerbetrieblicher Inputstoff (Con-      gerechnet werden kann. Hierzu zählen
tracting; Beteiligung am Heizwerk etc.).         unter anderem folgende Faktoren:
                                                 1. Je kleiner die Flächen sind, desto vola-
Unabhängig von der einzelbetrieblichen Ziel-         tiler sind deren Erträge und mithin die
setzung steht Energieholz auf dem Ackerland          Erlöse pro Hektar.

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2. Kostensteigerungen durch Kleinstflä-               verfügbar, müssen Marktpreise an
   chen: Werden überwiegend Randflächen               Dienstleister, Maschinenringe, Lohn-
   oder unregelmäßig geschnittene Flächen             unternehmer etc. gezahlt werden.
   bestockt, erhöhen sich die relativen Be-
   standesbegründungs-, Ernte- und Trans-         Die betriebsabhängigen Faktoren sollten
   portkosten, da die Rüstzeiten entspre-         in Form einer individuellen Betriebsanalyse
   chend steigen. Eine Fläche von 0,4 ha          genauer erfasst werden und finden in der
   anzupflanzen und zu ernten kann pro            hier vorgestellten Wirtschaftlichkeitsberech-
   Hektar mehr Kosten verursachen als die         nung keine weitere Betrachtung. Gleichwohl
   Bewirtschaftung von 10 ha.                     können sie im Fall einer konkreten Investi-
3. Verfügbare Technik: Die Kosten einer KUP       tionsentscheidung von ausschlaggebender
   werden maßgeblich durch den Maschi-            Bedeutung sein.
   neneinsatz auf der Fläche bestimmt.
   Wie hoch die Kosten der Arbeitserledi-         Betriebsunabhängige Faktoren
   gung sind, hängt deshalb maßgeblich            Für die Kalkulation einer KUP werden Infor-
   von der verfügbaren Technik ab. Für vor-       mationen zur Höhe der Bestandesetablie-
   handene Geräte (z. B. Schlepper, Kreisel-      rungskosten, der Ertragsleistung und zu den
   egge, Erntevorsatz) werden in der Re-          Hackschnitzelpreisen benötigt. Folgende
   gel Standardkostensätze zur Verrech-           Annahmen werden für eine Standardkalku-
   nung benutzt. Ist eigene Technik nicht         lation getroffen (Tabelle 3):

Tabelle 3: Berechnungsgrundlagen für Standardkalkulation einer KUP mit Pappel

 Jahr des Anfalls        Kosten                                           Kosten
                         variable und fixe
 1. Jahr                                                          530,00        Euro/ha
                         Arbeitserledigungskosten
 1. Jahr                 Herbizide                                  40,00       Euro/ha
 1. Jahr                 Pflanzenzahl                          10.000,00        Stück/ha
 1. Jahr                 Pflanzenpreis                               0,17       Euro/Stück
 1. Jahr                 Pflanzungskosten                            0,04       Euro/Stück
 Pflanzen- und Pflanzungskosten gesamt                          2.670,00        Euro/ha
                         Bodenrente/-pacht
 jährlich                                                         300,00        Euro/ha
                         (ohne GAP-Prämie)
 jedes 3. Jahr           Ernte: Häckseln (EUR/ha)                 360,00        Euro/ha
 jedes 3. Jahr           Transport Hackgut (10 km)                  13,00       Euro/tatro
 jedes 3. Jahr           Hackschnitzelpreis                         90,00       Euro/tatro
 18. Jahr                Stubbenrodung                          1.000,00        Euro/ha
 18. Jahr                Mulchen                                    52,00       Euro/ha

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Die variablen und fixen Arbeitserledigungs-     Die Berechnung der jährlichen Deckungs-
kosten beinhalten Kosten für die pflanzen-      beiträge ist in Tabelle 4 dargestellt. So be-
bauliche Vorbereitung des Schlages, d. h.       trägt der Deckungsbeitrag im 3.(Stand-)Jahr
der Saatbeetbereitung (Grubbern, Pflügen        und nach der ersten Ernte 1.650 Euro/ha.
und Eggen). Kosten für die Herbizidaus-         Nicht berücksichtigt sind hierbei die Be-
bringung wurden ebenfalls berücksichtigt.       gründungskosten im ersten Jahr.
Sie beinhalten die Kosten für Pflanzen-
schutzmittel und für deren Applikation.         Um nun die zu unterschiedlichen Zeitpunk-
Unterstellt wurde weiterhin, dass 10.000        ten anfallenden Erlöse und Kosten in der Kal-
Steckhölzer der Baumart Pappel pro Hektar       kulation berücksichtigen zu können, müssen
ausgebracht werden. Die Bodenpacht wur-         sie auf heute diskontiert werden. Hieraus er-
de mit 300 Euro/ha angesetzt, da in der         gibt sich ein Kapitalwert. Er entspricht der
Regel nicht die hochproduktiven Standorte       Summe aller diskontierten Zahlungen vom
bestockt werden, für die deutlich höhere        Zeitpunkt der Bestandesbegründung bis zur
Pachten erzielbar sind.                         Rückumwandlung im 18. Jahr. Da dieser
                                                Kapitalwert nicht vergleichbar mit den
Zu beachten ist, dass nicht alle Kosten jähr-   jährlichen Deckungsbeiträgen der land-
lich, sondern nur zu bestimmten Zeiten an-      wirtschaftlichen Produktion ist, muss er in
fallen. Insbesondere die hohen Bestandes-       jährlich gleichbleibende Zahlungen über-
begründungskosten fallen innerhalb der          führt werden. Hierzu wird folgende Formel
gesamten Standdauer der Plantage nur            verwendet:
einmal an.
                                                                     1
                                                A = KWx ___________________
Die Erlöse der Kurzumtriebsplantage sind                         1 – (1+i)–t
                                                           ___________________
von der Erntemenge (tatro/ha) und dem
                                                                     i
Hackschnitzelpreis (Euro/tatro) abhängig.

Bezugseinheit ist die tatro, also Hackschnit-
zel mit 0 % Wassergehalt. Für die Baumart       Wobei bedeutet:
Pappel und einen Wassergehalt von 35 %          A = Annuität (jährlich)
kann als Faustregel folgende Umrechnung         KW = Kapitalwert
verwendet werden:                               i = Kalkulationszinssatz (2 %) zum Aus-
                                                     gleich der inflationsbedingten Stei-
1 tatro=1,54 t35 % bzw. 1 t35 % =0,65 tatro          gerungen der Kosten in der alternativ
                                                     möglichen ackerbaulichen Nutzung.
In der Standardkalkulation wird zunächst        t = Standdauer (d. h. wie lange die Plan-
ein Hackschnitzelpreis von 90 Euro/tatro             tage insgesamt betrieben wird)
(bzw. 58 Euro/t 35 %) angesetzt.

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