Entwicklung eines Leitbildentwurfs - Diplomarbeit Universität Freiburg, Schweiz
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XXXII Diplom-Lehrgang Verbands- und NPO-Management, 2018-2019 Verbandsmanagement Institut VMI Universität Freiburg, Schweiz Diplomarbeit Entwicklung eines Leitbildentwurfs für t. Theaterschaffende Schweiz Oktober 2019 Autorin: Claudia Galli Tulpenweg 8 3004 Bern Betreuer: Prof. Dr. Hans Lichtsteiner
Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................... II Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... III Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................................... III 1. Einleitung ....................................................................................................................................... 1 1.1 Problemstellung .................................................................................................................. 1 1.2 Zielsetzung............................................................................................................................. 2 1.3 Vorgehensweise ................................................................................................................... 2 1.4 Datenerhebung und -auswertung ................................................................................ 2 2. Analyse von Verband und Umfeld / Ist-Zustand ............................................................ 4 2.1 Inhalte übergeordneter Planungsinstrumente ........................................................ 4 2.1.1 Vorgaben aus den Statuten .................................................................................. 5 2.1.2 Vorgaben aus dem Fusionsprozess ................................................................... 6 2.1.3 Vorgaben aus Strategien und Konzepten ....................................................... 7 2.2 Organisationsanalyse ......................................................................................................... 9 2.2.1 Portrait t. Theaterschaffende Schweiz............................................................. 9 2.2.2 Organisationstruktur ............................................................................................13 2.2.3 Verbandsleistungen ..............................................................................................16 2.3 Umfeldanalyse ....................................................................................................................20 2.3.1 Austauschbeziehungen im Input-Bereich und Output-Bereich ...........20 2.3.2 Austauschsystem von t. Theaterschaffende Schweiz ...............................25 2.4 SWOT-Analyse....................................................................................................................27 2.4.1 Stärken und Schwächen von t. Theaterschaffende Schweiz..................27 2.4.2 Chancen und Risiken im Umfeld von t. ..........................................................30 3. Leitbildentwurf und Positionierung des Verbands .....................................................34 3.1 NPO-Leitbild ........................................................................................................................34 3.2 Positionierung des Verbands ........................................................................................35 4. Zusammenfassung und weiteres Vorgehen ...................................................................38 4.1 Zusammenfassung der Resultate.................................................................................38 4.2 Nächste Schritte .................................................................................................................40 Literaturverzeichnis .........................................................................................................................41 Anhang ...................................................................................................................................................41 II
Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Anzahl Mitglieder nach Mitgliederkategorie ...............................................10 Abbildung 2: Anzahl Mitglieder pro Kanton............................................................................11 Abbildung 3: Organigramm von t. Theaterschaffende Schweiz ......................................15 Abbildung 4: Individuelle und kollektive Dienstleistungen von t...................................17 Abbildung 5: Austauschsystem von t. Theaterschaffende Schweiz ...............................26 Abbildung 6: Quantitative Befragung ........................................................................................28 Abbildung 7: SWOT-Analyse zu t. Theaterschaffende Schweiz .......................................33 Abbildung 8: Leitbildentwurf für t. Theaterschaffende Schweiz ....................................34 Abbildung 9: Positionierungskreuz für t. Theaterschafffende Schweiz .......................37 Abkürzungsverzeichnis ACT Berufsverband der freien Theaterschaffenden (aufgelöst zugunsten von t. Theaterschaffende Schweiz per 01.01.2018) ASSITEJ Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche KTV ATP Vereinigung KünstlerInnen – Theater – VeranstalterInnen, Schweiz (aufgelöst zugunsten von t. Theaterschaffende Schweiz per 01.01.2018) SBKV Schweizer Bühnenkünstlerverband SONART Musikschaffende Schweiz SSFV Schweizer Syndikat Film und Video SSRS Syndicat Suisse Romand du Spectacle TASI Teatri Associati della Scena Indipendente III
1. Einleitung 1.1 Problemstellung t. Theaterschaffende Schweiz ist der Berufsverband der Freischaffenden im Theater. Professionelle Theaterschaffende, Theatergruppen sowie Duos, Veranstaltende und Agenturen im Theaterbereich können beim nationalen Berufsverband Mitglied werden. t. Theaterschaffende Schweiz zählt 1774 Mitglieder (Stand 11.07.2019). 2018 haben die beiden Theaterverbände ACT und KTV ATP den Berufsverband t. Theaterschaffende Schweiz - Professionnels du spectacle Suisse - Professionisti dello spettacolo Svizzera gegründet. In einer «Kombinationsfusion mit Neugründung» haben sich die beiden Theaterverbände zugunsten des neuen Berufsverbands aufgelöst. Gründe für den Fusionsprozess waren die neuen Förderkriterien des Bundesamtes für Kultur und die Überzeugung, durch einen Zusammenschluss die Kräfte für das freie Theater bündeln zu können. Die Fusion musste in nur 14 Monaten durchgezogen werden, um als neue Organisation beim Bundesamt für Kultur fristgerecht ein Subventionsgesuch stellen zu können. Der neu gegründete Berufsverband verfügt über eine solide finanzielle Basis und verzeichnet eine steigende Anzahl Mitglieder. Was t. Theaterschaffende Schweiz jetzt braucht, sind normative Grundlagen, auf denen der junge Verband nachhaltig aufgebaut werden kann. Eine normative Planungsebene ist lediglich in Form von Statuten vorhanden, eine strategische ist nur in Ansätzen erkennbar. Der Verband verfügt weder über ein Branchen- noch über ein NPO-Leitbild. Es fehlt eine abgestützte Gesamtstrategie, wie auch kohärente Teilstrategien für strategische und operative Managementaufgaben. Vieles wird ad hoc und ohne eine klare Stossrichtung entschieden. In Verbandsdokumenten zuhanden von Geldgebern wurde zwar eine Strategie 2018-2020 formuliert, allerdings ohne dass diese in der Organisation verankert wurde und ohne vorgängige Analysen der NPO, der Werte und des Umfeldes. Mit anderen Worten: Den teilweise vorhandenen normativen und strategischen Dokumenten fehlt die Basis, nämlich eine Analyse des Ist-Zustands. 1
1.2 Zielsetzung Die vorliegende Diplomarbeit verfolgt das Ziel, Informationen zur NPO und zu ihrem Umfeld zu beschaffen, sie zu sortieren und zu analysieren. Diese Analyse des Ist- Zustands von t. Theaterschaffende Schweiz mündet in Eckwerte für normative Planungsinstrumente. Es wird eine Positionierung von t. vorgenommen und ein Leitbild entworfen. 1.3 Vorgehensweise Das Freiburger Management-Modell unterscheidet zwischen der normativen Planung (z.B. ein Leitbild), der strategischen Planung (z.B. Strategie für 3-5 Jahre) und der operativen Planung (z.B. Jahresplanung). Die normative Ebene gilt als die oberste Planungsebene. Diesen drei Planungsebenen vorgeordnet sind Analyse- und Prozessinformationen. Das heisst, für die Erarbeitung eines NPO-Leitbildes sind vorgängig Analysen bezüglich Stärken und Schwächen der NPO respektive bezüglich Chancen und Gefahren in ihrem Umfeld vorzunehmen (Lichtsteiner/Purtschert, 2014, S.81-82, S.101 und Lichtsteiner/Gmür/Giroud/Schauer, 2015, S.109, Abbildung 37). Dieses Vorgehen wird für die Diplomarbeit gewählt. Für die Analyse zu t. und seinem Umfeld, die vorbereitend für das NPO-Leitbild durchgeführt wird, hat die Autorin eine Primäranalyse im Rahmen von neun Einzel-Interviews mit Schlüsselpersonen erstellt (siehe 1.4). Inhalte aus übergeordneten Planungsinstrumenten (Statuten, Fusionsdokumente, Strategien) werden gesammelt und dienen als Basis für die anschliessenden Organisations- und Umfeldanalysen. Die SWOT-Analyse fasst die Resultate des Ist-Zustands zusammen. Daraus hat die Autorin eine Positionierung von t. Theaterschaffende Schweiz und ein NPO-Leitbildentwurf erarbeitet. 1.4 Datenerhebung und -auswertung Die Marktforschung unterscheidet Primär- und Sekundärforschung. Die Primärforschung, die für diese Arbeit angewendet wurde, entspricht dem systematischen Sammeln von Informationen an der Quelle. Im Rahmen der Primärforschung werden zwei Typen der Befragung differenziert: die quantitativen und die qualitativen Umfragen (Lichtsteiner/Purtschert, 2014, S. 163 und S.167). 2
Diese Arbeit führte im Hinblick auf die Ist-Analyse eine Primärforschung anhand von qualitativen Interviews und quantitativen Befragungen durch. 1. Qualitative Befragungen Im Zentrum der Primäranalyse stehen neun qualitative Interviews, die mit Schlüsselpersonen des Verbands einzeln durchgeführt wurden. Sieben Interviews wurden im Juni und Juli 2019 im Rahmen von Einzelgesprächen absolviert. Zwei Interviews wurden aus organisatorischen Gründen im Juli 2019 per Telefon geführt. Bei der Auswahl der Interviewpartner*innen, die allesamt t.-Mitglieder sind, wurde darauf geachtet, dass die (Sprach-)Regionen, die Theaterberufe, das Geschlecht und die Funktion im Verband vertreten sind. Die Autorin bereitete hierfür einen Gesprächsleitfaden vor, der folgende Themenbereiche umfasst: - Angebot und Leistungen von t. Theaterschaffende Schweiz - Mitgliedschaft bei t. - Interna t. - Über t. Theaterschaffende Schweiz - Der Verband und sein Umfeld Die Autorin stellte den Interviewpartner*innen im Rahmen der Themenfelder standardisierte Fragen. Die Interviewpartner*innen waren frei darin, sich zu weiteren Fragen oder Anliegen zu äussern, siehe Anhang auf den Seiten 42 bis 58. Die Autorin notierte sich die Wortmeldungen der Interviewpartner*innen und gab diesen die Möglichkeit, das Interview gegenzulesen und nachträglich Ergänzungen zu den eigenen Aussagen hinzuzufügen. Die Autorin wertete die Aussagen pro Themenbereich aus und liess diese in die Analyse des Ist-Zustands einfliessen. 2. Quantitative Befragungen Mit den gleichen neun Interviewpartner*innen führte die Autorin nach den qualitativen Interviews auch quantitative Befragungen durch. Die Interviewpartner*innen bewerteten 13 Teilbereiche des Berufsverbands und ordneten diesen Bewertungen zwischen 1 (sehr schwach) und 5 (sehr stark/gut) zu. Sie hatten die Möglichkeit «weiss nicht» anzukreuzen und die Bewertungen mit 3
Bemerkungen zu differenzieren. Die Auswertung der quantitativen Befragung ist auf den Seiten 27 bis 28 und im Anhang auf den Seiten 59 bis 60 abgelegt. Die Autorin versteht die quantitative Befragung als Ergänzung und Erweiterung zu den qualitativen Interviews. 3. Recherche der Autorin Als komplementäres Erhebungsinstrument zur Primäranalyse führte die Autorin eine Eigenrecherche durch. Für diese Recherche wurden die vorhandenen Verbandsdokumente (siehe Kapitel 2.1), die Websites von t., Partner*innen und Konkurrent*innen genutzt. Die Erfahrungswerte zum Umfeld und zum Vorgängerverband ACT, bei dem die Autorin Geschäftsleiterin war, flossen in die Recherche mit ein. 2. Analyse von Verband und Umfeld / Ist-Zustand Der Ist-Zustand von t. Theaterschaffende Schweiz wird in vier Schritten analysiert. In Kapitel 2.1 werden die relevanten Informationen aus den übergeordneten Planungsinstrumenten gesammelt. Auf dieser Grundlage wird unter 2.2 eine Organisationsanalyse vorgenommen. Das Umfeld von t. Theaterschaffende Schweiz wird unter 2.3 mittels Austauschbeziehungen im Input- und im Output-Bereich erfasst. Die anschliessende SWOT-Analyse (2.4.) dient der Zusammenfassung der vorangegangenen drei Schritte. 2.1 Inhalte übergeordneter Planungsinstrumente Gemäss dem Freiburger Management-Modell wird auf der normativen Planungsebene die grundsätzliche Ausrichtung der NPO festgelegt und schriftlich fixiert. Normative Dokumente halten die Werthaltung und das Selbstverständnis der Organisation fest. Visionen, Leitbilder, Statuten und teilweise auch Konzepte werden der normativen Ebene zugeordnet. (Lichtsteiner/Purtschert, 2014, S.83 und Lichtsteiner/Gmür/Giroud/Schauer, 2015, S.107) Entsprechend sollen übergeordnete Planungsinstrumente in eine Analyse über den Berufsverband einfliessen. 4
2.1.1 Vorgaben aus den Statuten Im Folgenden werden Textstellen im Wortlaut aus den Statuten von t. Theaterschaffenden Schweiz zitiert, die für die Analyse der NPO von Bedeutung sind. Die Statuten von t. wurden am 26. März 2018 verabschiedet und am 17. Dezember 2018 geringfügig revidiert. Zweck und Selbstverständnis (Art.2): - Der Verein bezweckt die Stimme für das Theater in der Schweiz zu stärken und setzt sich insbesondere für das professionelle unabhängige Theaterschaffen und die Verbesserung von dessen Rahmenbedingungen ein. - Dabei berücksichtigt der Verein die unterschiedlichen Produktionsweisen und Arbeitsformen im Spektrum des professionellen unabhängigen Theaterschaffens (…). - Der Verein ist gesamtschweizerisch tätig (…). Er versteht sich in kulturpolitischen Fragen und in Anliegen des Theaters als massgebliche Instanz. Mitglieder (Art.7-10, 12): - Aktivmitglieder des Vereins sind: Einzelmitglieder und juristische Personen oder Organisationen (…). Als juristische Personen oder Organisationen (…) können aufgenommen werden: Veranstalter, Theatergruppen, Produzenten und Agenturen auf dem Gebiet des Theaterschaffens. Regionalgruppen (Art.11): - Aktivmitglieder aus derselben Region können sich zu rechtlich nicht selbständigen Regionalgruppen zusammenschliessen. Der Verein unterstützt und fördert die Gründung und die Aktivitäten von Regionalgruppen. Über die Anerkennung von Regionalgruppen entscheidet der Vorstand (…). 5
Organisation und Organe (Art. 16-23): - Die Organe des Vereins sind: Mitgliederversammlung, Vorstand, Vorstandsausschüsse, Geschäftsstelle und Revisionsstelle. - Mitgliederversammlung: (…) Jedes Aktivmitglied hat [in der Mitgliederversammlung] eine Stimme. - Vorstand: Sämtliche Vorstandsmitglieder sind natürliche Personen. (…) Die Veranstalterszene ist in der Regel im Vorstand durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten. (…) Das Präsidium wird in der Regel durch aktive Theaterschaffende ausgeübt. (…) Die Mitgliederversammlung wacht über eine ausgeglichene Verteilung der verschiedenen Sprachregionen und Landesteile im Vorstand und achtet (…) auf eine angemessene Vertretung der Vielfalt der Mitglieder im Vorstand. (…) 2.1.2 Vorgaben aus dem Fusionsprozess 1. Fusionsvertrag Der Fusionsvertrag zwischen ACT und KTV ATP wurde am 26. März 2018 von den beiden separat abgehaltenen Mitgliederversammlungen verabschiedet und trat rückwirkend per 1. Januar 2018 in Kraft. Es wurden die Rechte und Pflichten bestimmt und die Übernahme von Vereinsvermögen, Mitgliedern, Arbeitsverhältnissen usw. vereinbart. Im Weiteren enthält der Fusionsvertrag keine Vorgaben, die für die Analyse von t. Theaterschaffende Schweiz von Bedeutung wäre. 2. Grundlagenpapier An den getrennt abgehaltenen Mitgliederversammlungen am 26. Oktober 2017 hiessen die Mitglieder von ACT und KTV ATP ein Grundlagenpapier für den neuen Verband gut. Das Grundlagenpapier enthält insbesondere Angaben zum Selbst- sowie zum Berufsverständnis des neuen Verbands und zu dessen Werten. Inhalte, die bereits bei den Statuten erwähnt wurden, werden hier nicht nochmals aufgelistet. Im Folgenden werden Inhalte aus dem Grundlagenpapier, die für t. Theaterschaffende Schweiz von zentraler Bedeutung sind, im Wortlaut wiedergegeben. 6
Selbstverständnis und Berufsverständnis: - (…) Der neue Verband versteht das unabhängige Theaterschaffen als eine Szene und repräsentiert daher sowohl die Kunstschaffenden wie auch die Veranstaltenden. Werthaltung: - Leitend ist die Grundansicht, dass Theaterproduktionen in inhaltlicher Hinsicht einen Mehrwert schaffen, der sich nicht zwingend ökonomisch messen lässt, der aber für die Gesellschaft von zentraler Wichtigkeit ist. - Bei rechtlichen Konflikten unter Mitgliedern ist eine Mediation vorgesehen. Im Härtefall bezieht der Verband die Position der Arbeitnehmenden. Mitglieder: - (…) Dabei bilden die Einzelmitglieder, also die professionellen Theater- und Bühnenschaffenden, den Kern des Berufsverbands. Dienstleistungen - Die Dienstleistungen der bestehenden Verbände [ACT, KTV ATP] bleiben bestehen. Insbesondere die Künstlerbörse wird auch im neuen Verband weitergeführt, wobei die Anbindung neu definiert wird. 2.1.3 Vorgaben aus Strategien und Konzepten 1. Konzepte t. Theaterschaffende Schweiz verfügt über keine Konzepte im Sinn des Freiburger Management-Modells, das Konzepte wie folgt definiert: «bereichsorientiertes, längerfristig ausgerichtetes und verbindliches Aussagesystem mit Zielen, Richtlinien und Grundsätzen.» (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.44) Konzepte werden auf der normativen oder der strategischen Ebene verortet und aus übergeordneten Dokumenten, insbesondere den Leitbildern, abgeleitet. 7
2. Strategien Zuhanden des Bundesamtes für Kultur verfasste das Präsidium von t. Theaterschaffende Schweiz gemeinsam mit der Geschäftsleitung im Frühjahr 2018 eine Strategie 2018-2020. Diese Strategie wurde ohne den Einbezug der übrigen Vorstandsmitglieder und ohne Konsultation der Mitglieder in hohem Tempo definiert, weil t. Theaterschaffende Schweiz als neu gegründete Organisation beim Bundesamt für Kultur fristgerecht ein Subventionsgesuch einreichen wollte. Obwohl das Dokument in keiner Weise in der Organisation abgestützt ist und als Grundlage nicht in die tägliche Arbeit integriert ist, enthält es doch wichtige Eckwerte, die für die Organisationsanalyse relevant sind. Die zentralen Punkte sind im Folgenden zusammengefasst: Herausforderungen für t. Theaterschaffende Schweiz in den Jahren 2018-2020 - Der neue Verband gründet auf unterschiedlichen Unternehmenskulturen, deren Werthaltungen und Selbstverständnis zusammenwachsen müssen. - Die Vielfalt der Mitglieder hat mit der Fusion zugenommen. Es kann verbandsintern zu Interessenskonflikten kommen. - Der Stellenwert des Theaters in der Politik und Gesellschaft nimmt tendenziell ab. Die öffentliche Finanzierung des (freien) Theaters steht damit noch stärker unter Druck. Handlungsfelder 2018-2020 - Etablierung des neuen Verbands nach Aussen und nach Innen mit einer eigenen Verbandsidentität. - Zusammenführung und Ausbau des Dienstleitungsangebots mit Entwicklungsschwerpunkt in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz. - Starke Stimme für das Theater: t. Theaterschaffende Schweiz wird von der Politik, den Behörden und der Szene als wichtiger Partner wahrgenommen und ist Instanz in kulturpolitischen Anliegen des Theaters. 8
2.2 Organisationsanalyse 2.2.1 Portrait t. Theaterschaffende Schweiz 1. Kurzportrait Auf der Website von t. Theaterschaffende Schweiz ist zu lesen: «t. Theaterschaffende Schweiz versteht sich als Berufsverband aller Akteur*innen im professionellen freien Theater. Der Berufs- und Branchenverband ist national tätig, international vernetzt und über die sieben Regionalgruppen vor Ort verankert. Der Berufsverband verfolgt das Ziel, die Stimme für das Theater in der Schweiz zu stärken und engagiert sich gemeinsam mit Partnern für die Verbesserung der Rahmenbedingungen im freien Theater. t. Theaterschaffende Schweiz unterstützt ein vielfältiges künstlerisches Schaffen und bietet seinen Mitgliedern Dienstleistungen, Beratungen und Vergünstigungen an. (…) t. Theaterschaffende Schweiz wurde 2018 durch die Fusion von ACT und KTV ATP gegründet und hat seinen Sitz in Biel. Der Berufsverband ist als Verein organisiert und im Handelsregister eingetragen.» t. Theaterschaffende Schweiz verfügt über zwei Geschäftszweige: den Berufsverband (Umsatz 620'000.-) und die Schweizer Künstlerbörse (Umsatz: 1 Million). Der Geschäftszweig Berufsverband wird zur Hälfte von Mitgliederbeiträgen finanziert, zu einem Drittel durch das Bundesamt für Kultur (vierjährige Leistungsvereinbarung) und für einzelne Dienstleistungen durch Stiftungen und Eigenleistungen. Der Geschäftszweig Schweizer Künstlerbörse wird in der Jahresrechnung als Fonds ausgewiesen und massgeblich durch mehrjährige Leistungsvereinbarungen und Mitgliederbeiträge finanziert. 2. Mitglieder t. Theaterschaffende Schweiz ist als Berufsverband eine Eigenleistungs-NPO, die primär Leistungen an eigene Mitglieder abgibt und deren Interessen vertritt. Die Mitglieder sind einerseits Nutzniesser*innen von Individual- und Kollektivgütern und andererseits Träger*innen der Organisation. Als Träger*innen bringen sie über die Mitgliederversammlung ihre Ansprüche an die NPO direkt ein und nehmen damit Einfluss auf die Management-Prozesse. (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.24 und Lichtsteiner/Gmür/Giroud/Schauer, 2015, S. 22-23) 9
Aktuell zählt der Berufsverband 1774 Mitglieder (Stand 11.07.2019). Mit der Fusion und Neugründung im Jahr 2018 hat die Vielfalt in der Mitgliederstruktur zugenommen. Theaterschaffende (Einzelmitglieder), Theatergruppen und Duos, Veranstalter*innen und Agenturen können nach einer Prüfung ihrer Professionalität bei t. Mitglied werden. Die folgende Tabelle zeigt auf, dass die grosse Mehrheit der Mitglieder aus der Deutschschweiz stammt (78%). Aus der französischsprachigen Schweiz sind es 11.5 Prozent, aus dem Tessin 3.5 Prozent und aus der rätoromanischen Schweiz ca. 0.5 Prozent. Mitglieder, die aktuell im Ausland tätig sind, machen 6.5 Prozent aus. Weiter stellt man aufgrund der Mitgliederdaten eine Ballung der Mitglieder in den urbanen Zentren, in den Städten Zürich, Bern und Basel fest. In Bezug auf die Vielfalt der Mitgliederkategorie wird sichtbar, dass 80 Prozent der Aktivmitglieder kreativ Schaffende bzw. direkt am Kreativprozess Beteiligte sind: Theaterschaffende (67%), Theatergruppen oder Duos (13%). Die Veranstalter*innen sind bei t. Theaterschaffende Schweiz mit 18 Prozent und die Agenturen mit knapp 2 Prozent vertreten. Abbildung 1: Anzahl Mitglieder pro Mitgliederkategorie (1774 Mitglieder, Stand 11.07.2019) Einzelkünstler*innen Duos + Theatergruppen Veranstalter*innen Agenturen 0 200 400 600 800 1000 1200 10
Abbildung 2: Anzahl Mitglieder pro Kanton (1774 Mitglieder, Stand 11.07.2019) Ausland Aargau Appenzell Ausserrhoden Appenzell Innerrhoden Basel-Landschaft Basel-Stadt Bern Freiburg Genf Glarus Graubünden Jura Luzern Neuenburg Nidwalden Obwalden Schaffhausen Schwyz Solothurn St. Gallen Tessin Thurgau Uri Waadt Wallis Zug Zürich 0 100 200 300 400 500 600 11
3. Erkenntnisse aus der Primäranalyse zu t. Theaterschaffende Schweiz Aus den neun qualitativen Befragungen lassen sich zum Berufs- und Selbstverständnis folgende Punkte herauslesen: Für wen ist t. Theaterschaffende Schweiz da? t. Theaterschaffende Schweiz ist der Berufsverband der gesamten freien Theaterszene. Der Verband bringt alle professionellen freien Theaterschaffenden zusammen, unabhängig von der Arbeits- und Produktionsweise, den Berufen, den Ästhetiken und den Landesteilen. Der Berufsverband ist sich bewusst, dass er Mitglieder vertritt, die oft unter prekären Bedingungen arbeiten. Der Kern des Berufsverbands bilden die kreativ Schaffenden, also die Theatergruppen, Duos und die Theaterschaffenden. Wofür ist t. Theaterschaffende Schweiz da? Der Berufsverband ist dazu da, dem freien Theaterschaffen in der Schweiz eine Stimme zu geben. Noch fehlt in der Öffentlichkeit und der Politik ein Bewusstsein davon, was das freie Theater ist, wie die Arbeitsbedingungen sind und vor allem, was das freie Theater an Mehrwert schafft. Oder im Wortlaut einer Interviewpartnerin ausgedrückt: «Zu erreichen gilt es: a) es gibt eine freie [Theater- ]Szene; b) wir sind der Berufsverband dieser Szene; c) und ja, das ist ein Beruf» (Anhang, Interview 5, S.50). Es geht auch darum, Arbeitsrealitäten von u.a. Parallelanstellungen bekannter zu machen: «Freischaffend sein heisst auch: Ich mache eine freie [Theater-]Produktion, ich mache eine SRF-Hörproduktion, ich unterrichte» (Anhang, Interview 7, S.54). Der Berufsverband agiert vorausschauend, gerade in kulturpolitischer Hinsicht, und steht für faire Löhne und faire Arbeitsbedingungen ein. t. Theaterschaffende Schweiz steht für Professionalität. Der Verband macht dies wertfrei, d.h. er bewertet die Ästhetiken und die Produktions- und Arbeitsweisen der Mitglieder nicht. t. Theaterschaffende Schweiz bekennt sich zur Diversität seiner Mitglieder, denkt nicht in Teilsparten, sondern orientiert sich an einem breiten 12
Theaterbegriff. «Comme association professionnelle, il ne faut pas trop entrer dans ce sujet [de distinction entre les différentes branches], car le lobbying et les prestations [de t.] sont importants pour tous les créateurs de théâtre, peu importante dans quelle branche spécifique qu’on travaille. » (Annex, Interview 9, S.58) Gleichzeitig geht es t. Theaterschaffende Schweiz nicht darum, alles zu erhalten, also alles, was freies Theater ist zwingend weiterzuführen, oder wie es eine Interviewpartnerin sagt: «Wir [t. Theaterschaffende Schweiz] sind kein Museum, das Theater ist kein Museum.» (Anhang, Interview 6, S.51-52) Der Berufsverband stärkt die freie Theaterszene, indem er den Freischaffenden Dienstleistungen und Beratungen bietet. t. Theaterschaffende Schweiz agiert agil und hat in den Regionalgruppen und auf der Geschäftsstelle offene Türen und offene Ohren. Was macht t. Theaterschaffende Schweiz aus (Alleinstellungsmerkmale)? t. Theaterschaffende Schweiz verfügt über einen nationalen Radius und ist gleichzeitig über die sieben Regionalgruppen vor Ort präsent. Durch diese föderalistische Struktur fliessen regionale Spezifika in den Verband ein. Gleichzeitig kann vor Ort auf veränderte Förderbedingungen rasch reagiert werden, was von zentraler Bedeutung ist, denn die Theaterförderung geschieht zum grössten Teil auf kommunaler und kantonaler Ebene. t. Theaterschaffende Schweiz ist keine Gewerkschaft, sondern ein Berufs- und Branchenverband, der Arbeitnehmende sowie Auftrags- bzw. Arbeitgebende (Veranstalter*innen, Kopf einer Theatergruppe) im Verband vereint. 2.2.2 Organisationstruktur Die Organisationsstruktur von t. Theaterschaffende Schweiz entspricht gemäss dem Freiburger Management-Modell in den Grundzügen dem Integrationsmodell. In diesem Modell gilt das Prinzip der kontinuierlichen Delegation von Aufgaben und Kompetenzen an die nachgeordneten, kleiner werdenden Organe. Die Mitglieder des hierarchisch tieferen Organs (Vorstand) sind gleichzeitig im hierarchisch 13
nächsthöheren Organ (Mitgliederversammlung) vertreten. (Schwarz, 2005, S.184- 185) 1. Spezifika in der Organisationsstruktur von t. Theaterschaffende Schweiz Die statutarischen Kompetenzen der Mitgliederversammlung, des Vorstands und der Regionalgruppen wurden bereits unter 2.1 behandelt. Im Folgenden werden darüber hinaus Spezifika der Organisationsstruktur von t. Theaterschaffende Schweiz besprochen. Die Autorin stellt fest, dass die Regionalgruppen im Verband zahlreicher und präsenter werden und auf dieser Basis Austauschgefässe einfordern. Aktuell entsteht eine achte Regionalgruppe im Wallis. Weitere Regionalgruppen in der französisch- und der italienischsprachigen Schweiz sind erwünscht. Auf Initiative von einzelnen Regionalgruppen finden gegenwärtig informelle Austauschgespräche unter den Regionalgruppen selber und mit der Geschäftsstelle bzw. dem Vorstand statt. Die Autorin befürwortet formelle Austauschgefässe zwischen den Regionalgruppen und dem Verband, die auch im Organigramm verankert sind, sollten die Regionalgruppen zahlreicher werden, beispielsweise in Form einer Präsident*innenkonferenz, die als Koordinations- und Meinungsbildungsgremium dienen kann. Man könnte in diesem Fall noch weiter gehen und das Gewaltentrennungsmodell als Vorbild nehmen, bei dem die Delegiertenversammlung (mit Delegierten der Regionalgruppen) als Legislative und der Vorstand als personell getrennte Exekutive fungieren würde. (Schwarz, 2005, S.184-185) Die Fusion und die Etablierung der neuen Strukturen von t. Theaterschaffende Schweiz sind noch nicht abgeschlossen. Gemäss Fusionsvertrag wurde 2018 beschlossen, die beiden Geschäftsstellen im Rahmen von rund zwei Jahren weiterzuführen und dann einen Entscheid bezüglich des Standorts zu treffen. Auch wurde im Grundlagenpapier von 2017 festgehalten, dass die Anbindung der Schweizer Künstlerbörse an den Verband neu definiert werden soll. 14
Abbildung 3: Aktuelles Organigramm von t. Theaterschaffende Schweiz Mitgliederversammlung Assemblé générale Assemblea generale Revisionsstelle Bureau de révison Ufficio di revisione Vorstand Comité Comitato Geschäftsleitung Direction Direzione Berufsverband Association professionelle - Associazione Schweizer professionale Künstlerbörse Bourse Suisse aux Regionalgruppen Geschäftsstelle Spectacles Groupes régionaux Secrétariat Borsa Svizzera degli Gruppi regionali Segretariato Spettacoli 2. Erkenntnisse zur Organisationsstruktur aus der Primäranalyse Aus den neun qualitativen Befragungen können zur Organisationsstruktur folgende Punkte herausgelesen werden: Die Fusion ist noch nicht abgeschlossen; der Verband soll sich für die letzten Schritte der Etablierung neuer Strukturen Zeit nehmen. «Die Fusion musste viel zu schnell durchgezogen werden, innerhalb eines Jahres, deshalb liegt einiges brach.» (Anhang, Interview 1, S.42) In den Worten einer anderen Interviewpartnerin: «Wir sind [bezüglich des Personals] nochmals im Totalumbruch, die meisten Stellen 15
werden umgestaltet, bzw. es gibt Abgänge oder Änderungskündigungen.» (Anhang, Interview 3, S.46) Die Unternehmenskultur im Vorstand ist mit der neuen Präsidentin dynamischer geworden. Es wird Expertise von den Vorstandsmitgliedern abgeholt und Verantwortung delegiert. In diesem Sinn äussert sich ein Interviewpartner: «Ressort und Arbeitsgruppen sollen im Vorstand installiert werden.» (Anhang, Interview 8, S.56) In der Zusammenarbeit zwischen dem nationalen Vorstand und den Regionalgruppen wird vereinzelt eine Top-Down-Situation festgestellt. «Oben [im Vorstand] werden die Entscheide gefällt. Die Regionalgruppen werden zu wenig einbezogen. Es fehlen Austauschgefässe zwischen den Regionalgruppen und dem nationalen Verband.» (Anhang, Interview 5, S.49) Zu den Finanzen stellt sich die Frage der Entschädigung der Regionalgruppen. Die Arbeitsstunden der Vorsitzenden in den Regionalgruppen werden mit 25 Franken pro Stunde bescheiden entschädigt. «Von der Wertigkeit her, also was die Regionalgruppen für den Verband leisten, steht den Regionalgruppen mehr Geld zu.» (Anhang, Interview 6, S.51) Neben einer höheren finanziellen Entschädigung soll auch Fachwissen an die Regionalgruppen weitergegeben werden. 2.2.3 Verbandsleistungen 1. Leistungen von t. Theaterschaffende Schweiz Der Berufsverband verfügt über Individual- und Kollektivgüter. (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.38 und 43) Eine individuelle Leistung ist ein marktfähiges Gut, von dessen Nutzung Nicht-Zahler, als Nichtmitglieder, ausgeschlossen sind. Dazu zählen bei t. Theaterschaffende Schweiz: Rechtsbegleitungen, der Buchhaltungsservice, der Theatervideofonds, Vergünstigungen (Weiterbildungen, Kollektivversicherungen, SUISA-Rabatt, Eintritte an Festivals und Theatern), Branchenplattformen und -treffen (Schweizer Künstlerbörse, Veranstalternetzwerke, schauspieler.ch) und Förderbeiträge (Kleinkunstfonds, SSA-Stipendium). Die Kollektivgüter sind Leistungen, die einer 16
ganzen (Berufs-)Gruppe zugutekommen und von denen Nichtmitglieder, sogenannte Trittbrettfahrer, nicht ausgeschlossen sind. (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.38 und S.43) Bei t. Theaterschaffende Schweiz gehören zu den Kollektivgütern neben der Interessensvertretung folgende Leistungen: Beratungen und Rechtsauskünfte (max. 15 Minuten für Nichtmitglieder), «Richtgagen und Richtlöhne für Berufe im freien Theater» und «Schauspielgagen und Buyouts in der Werbung» (online verfügbar) sowie verschiedene Dokumente und Informationen auf der Website wie die Vorlage für die Vereinsgründung, Musterstatuten und Merkblätter zur sozialen Sicherheit. Die Regionalgruppen werden von der Autorin ebenfalls zu den Kollektivgütern gezählt, weil auch Nichtmitglieder an den meisten Veranstaltungen teilnehmen können. Im Vorsitz der Regionalgruppen sind indes nur Mitglieder von t. Theaterschaffende Schweiz vertreten. Abbildung 4: Individuelle und kollektive Dienstleistungen von t. A E V T Beratungen ⋅ Arbeitsrecht x x x x ⋅ Sozialversicherungen x x x x ⋅ Löhne x x x x ⋅ Rechtsformen für Produzierende x x x x ⋅ Urheber- und Leistungsschutzrecht x x x x Anmerkung ⋅ Rechtsberatung und Rechtsbegleitung durch Anwältin x x x x Rechtsberatungen: ⋅ Rechtsberatung und Rechtsbegleitung durch Anwältin für x Einzelpersonen (muss Einzelmitgliedschaft innehaben) Schauspieler.ch ⋅ Online-Präsentationsplattform für Schauspieler*innen x Theater- ⋅ Zu günstigem Tarif Theaterstücke aufzeichnen lassen x x x x Videofonds Buchhaltungen für ⋅ Buchhaltungsführung für Theatervereine und Theaterschaffende x x x x Einzelkünstler SUISA-Rabatt ⋅ Veranstaltungsmitglieder haben Anrecht auf Rabatt x Kollektiv- ⋅ sennest ag bieten Mitgliedern von t. Theaterschaffende versicherungen Schweiz Kollektiv-Verträge für Krankentaggeld an und x x x x vermitteln Versicherungen. Schweizer ⋅ Netzwerktreffen / Werkschau Künstlerbörse ⋅ Freier Eintritt für Mitglieder x x x x ⋅ Möglichkeit der Präsentation und der Vernetzung Förderung ⋅ Kleinkunstfonds Pro Helvetia x ⋅ SSA Stipendien für Autor*innen im Bereich Kleinkunst x x 17
Veranstalter- ⋅ Verschiedene Treffen während des Jahres. Fokus: Der Netzwerke Informations- und Erfahrungsaustausch zu gemeinsamen x Themen und Anliegen. Regionalgruppen ⋅ Regionalgruppen in Aargau, Basel, Bern, Graubünden, x x x x Ostschweiz, Zentralschweiz, Zürich. Vergünstigungen ⋅ Verbilligte Theatereintritte und Weiterbildungsangebote x x x x Vorlagen Vorlagen für Vereinsgründung und Musterstatuten x x x x Richtgagen Für Theater und Werbeproduktionen x x x x A = Agenturen / E = Einzelmitglied / V = Veranstalter / T = Theaterduos und -gruppen 2. Erkenntnisse zu den Leistungen aus der Primäranalyse Die Interviewpartner*innen aus den neun Befragungen nehmen folgende Verbandsleistungen als die zentralsten wahr (in der Reihenfolge der Wichtigkeit): - Rechtsberatungen und allgemeine Beratungen sowie Unterstützung und Vorlagen zur sozialen Sicherheit und zu den Arbeitsbedingungen - Arbeit der Regionalgruppen (v.a. Interessensvertretung und Vernetzung). «Eine Regionalgruppe schafft Nähe und gibt t. ein Gesicht. (…) Die eigene Regionalgruppe ist in der Region Ansprechpartner für die Verwaltung, die Häuser und die ganze [Theater-]Szene geworden.» (Annex, Interview 4, S.47) - Interessensvertretung durch den nationalen Verband - Richtgagen und Richtlöhne für Berufe im freien Theater - Die Schweizer Künstlerbörse wird von den einen Interviewparter*innen, die der Kleinkunst nahestehen, als sehr wichtige Verbandsleistung wahrgenommen. Von anderen Interviewpartner*innen wird die Künstlerbörse als für den Verband unwichtig betrachtet. Ein Interviewpartner regt an, dass die Schweizer Künstlerbörse eine «Präsentationsplattform für die gesamte freie [Theater-]Szene [werden soll], die über die Kleinkunst hinausgeht.» (Anhang, Interview 4, S.47) «(…) Workshops oder Talks können im Rahmen der Schweizer Künstlerbörse organisiert werden.» (Anhang, Interview 5, S.49) 18
- Buchhaltungsführung für Mitglieder Die Qualität der meisten Dienstleistungen wird in den Interviews bestätigt. Einige Dienstleistungen (wie die Weiterbildungen oder die Schweizer Künstlerbörse) fokussieren zu stark auf eine Berufsgruppe. Es wird weiter mehrfach erwähnt, dass zahlreiche Dienstleistungen von t. Theaterschaffende Schweiz in der Theaterszene und sogar bei den Mitgliedern zu wenig bekannt seien. Tu Gutes und sprich darüber! Auch geht es darum, kulturpolitisch nicht nur hinter den Kulissen zu arbeiten, sondern das kulturpolitische Engagement von t. Theaterschaffende Schweiz öffentlich zu machen. Bei folgenden Verbandsleistungen wurde Optimierungspotential festgestellt: - Nicht alle Verbandsleistungen sind für alle Sprachregionen in gleichem Mass zugänglich. «Les prestations sont très intéressantes par rapport à d’autres organisations. Il y a encore un développement à faire pour la Suisse romande. » (Annex, Interview 2, S.44) - Die regionale und die nationale Interessensvertretung soll ausgebaut werden. «Die Themen fürs Lobbying sollen vom Vorstand identifiziert werden, dafür soll z.B. ein Ausschuss aus Vorstandsmitgliedern (…) gegründet werden.» (Annex, Interview 3, S.45) - Es werden sehr unterschiedliche Meinungen zur Schweizer Künstlerbörse geäussert. Die einen wollen die Künstlerbörse in ähnlicher Form belassen, andere wollen sie umbauen oder optimieren, für wieder andere ist die Schweizer Künstlerbörse als Dienstleistung unwichtig. - Die Plattform schauspieler.ch, das Weiterbildungsangebot und die Vorlagen (z.B. Musterverträge) sollen weiterentwickelt werden. Vergünstigte Eintritte in Theatern sollen flächendeckend und offizialisiert werden. 19
2.3 Umfeldanalyse Das Freiburger Management-Modell zeigt die enge Verflechtung der NPO mit seinem Umfeld in einem «Austauschsystem» auf. In diesem Modell werden die zentralen Austauschpartner oder Stakeholder identifiziert, «denen die NPO Leistungen anbietet, auf sie beeinflussend einwirken oder von denen sie etwas ‘beschaffen’ will». (Lichtsteiner/Purtschert, 2014, S.97) Die NPO ist nicht nur auf der Leistungsabgabeseite (Output), sondern auch auf der Beschaffungsseite (Input) mit ihrem Umfeld verflochten. Weiter lassen sich Austauschbeziehungen in einen Innen- und einen Aussenbereich unterteilen. Zum Aussenbereich gehören Beziehungen der NPO mit Zielgruppen ausserhalb der NPO, zum Innenbereich die Beziehungen u.a. zwischen der Organisation und ihren Trägern (Mitgliedern). Im Innen- wie auch im Aussenbereich bestehen Input- und Output-Beziehungen. (Lichtsteiner/Purtschert, 2014, S.97). Die wesentlichen Austauschpartner*innen von t. Theaterschaffende Schweiz werden im Folgenden analysiert und im Überblick als Austauschsystem dargestellt. 2.3.1 Austauschbeziehungen im Input-Bereich und Output-Bereich Über die Input-Seite beschafft sich eine NPO Ressourcen (u.a. finanzielle Mittel, Informationen, Knowhow, Rahmenbedingungen). Der Output-Bereich umfasst die Abgabe von Leistungen, Wissen usw. an sein Umfeld und an seine Träger (Lichtsteiner/Gmür/Giroud/Schauer, 2015, S.38-41). Die Autorin beschränkt sich im Folgenden auf die zentralen Austauschbeziehungen von t. Theaterschaffende Schweiz. 1. Innenbereich: Input- und Output-Beziehungen Mitglieder: Die Mitglieder haben in einer NPO verschiedene Rollen inne und sind u.a. Beitragszahler*innen und Leistungsempfänger*innen. (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.54). - Input der Mitglieder: finanzielle Mittel 20
- Output an die Mitglieder: Kollektiv- und Individualgüter Regionalgruppen: Die Regionalgruppen von t. Theaterschaffende Schweiz betreiben eine wichtige regionale Interessensvertretung und vernetzen die Mitglieder vor Ort. Der Autorin scheint die Nähe zu den Mitgliedern, welche die Regionalgruppen durch ihre Präsenz vor Ort schaffen, zentral. - Input der Regionalgruppen an t. Theaterschaffende Schweiz: Leistung - Output an die Regionalgruppen: finanzielle Mittel Mitarbeitende: Bei t. Theaterschaffende Schweiz arbeiten gegenwärtig für beide Geschäftszweige sieben Mitarbeitende in Teilzeitpensen mit total 345 Stellenprozenten. Die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem Verband und der Theaterszene wird von der Autorin als zentral eingestuft. - Input der Mitarbeitenden an t. Theaterschaffende Schweiz: Leistung, Knowhow - Output an Mitarbeitende: finanzielle Mittel 2. Aussenbereich: Input- und Output-Beziehungen Gesellschaftliche Entwicklungen: In der Strategie 2018-2020 von t. Theaterschaffende Schweiz wird der gesellschaftliche Wert des Theaters zum Thema gemacht. Es wird die Hypothese in den Raum gestellt, dass der Stellenwert des Theaters in der Gesellschaft und der Politik tendenziell abnimmt, dass also andere Sparten (wie die visuelle Kunst oder der Film) über mehr Aufmerksamkeit und mehr öffentliche Unterstützung verfügen. Sollte diese These zutreffen, so erhöht sich der Legitimationsdruck auf die öffentlichen Fördergelder an das Theater. Theaterproduktionen in der freien Szene und an den Theaterinstitutionen benötigen aufgrund des Personalaufwands oft grosse finanzielle Beiträge von der öffentlichen Hand und von Stiftungen. Will sich 21
eine Gesellschaft diese Beiträge längerfristig leisten? Was ist der Gesellschaft das Theater Wert? Die Autorin kann sich gut vorstellen, dass das Theater sich seine Daseinsberechtigung erhalten und neu erfinden kann, wenn neue Formen gewählt und aktuelle Entwicklungen einbezogen werden. Ausserdem wird es in den nächsten Jahren darum gehen, den Mehrwert des Theaters für eine Gesellschaft aufzuzeigen (Output-Bereich). - Input: Die gesellschaftlichen Entwicklungen beeinflussen die Wertigkeit der Kunstform Theater und damit ihre Legitimität sowie auch ihre finanzielle Förderung durch die öffentliche Hand. Politik und Behörden: Die freie Theaterszene und damit t. Theaterschaffende Schweiz ist mit Rahmenbedingungen konfrontiert, die in Form von Gesetzen, Verordnungen oder Praxis von der Politik erarbeitet und von den Behörden präzisiert und durchgesetzt werden. Der Berufsverband und seine Mitglieder sind insbesondere betroffen von den Rahmenbedingungen in der Kulturförderung und in der sozialen Sicherheit. - Input-Bereich: Rahmenbedingungen - Output-Bereich: Lobbying Die Theaterszene: Entwicklungen in der Theaterszene (z.B. neue Organisationsformen) betreffen t. Theaterschaffende Schweiz in seinen Dienstleistungen und seiner Interessensvertretung. Diese müssen allenfalls den neuen Bedingungen angepasst werden. - Input-Bereich: Rahmenbedingungen Stiftungen und öffentliche Kulturförderung: Der Berufsverband wird in beiden Geschäftszweigen massgeblich von der öffentlichen Hand (Bundesamt für Kultur, Pro Helvetia, Kantone, Städte) und von privaten Stiftungen unterstützt. 22
- Input-Bereich: finanzielle Mittel Kooperationspartner*innen und Konkurrenz: Einzelne Dienstleistungen führt t. Theaterschaffende Schweiz gemeinsam mit anderen Kulturverbänden durch, beispielsweise schauspieler.ch (mit SBKV, SSFV), Richtlinien zu Schauspielgagen und Buyouts in der Werbung (mit SBKV, SSFV, SSRS), Rechtsauskünfte (für ASSITEJ). Einige dieser Kulturverbände vereinigen ebenfalls Theaterschaffende in ihrem Verband und sind also gleichzeitig Partner und Konkurrenz. Dies trifft insbesondere auf die Verbände ASSITEJ, SBKV, SSRS und TASI zu. Diese konkurrierenden Verbände werden nun genauer angeschaut. Die ASSITEJ ist die Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. Der Fachverband hat rund 160 Mitglieder in der gesamten Schweiz. ASSITEJ wird seit 2016 nicht mehr vom Bundesamt für Kultur gefördert und verfügt deshalb über sehr bescheidenen Mittel. t. Theaterschaffende Schweiz richtet für die Mitglieder der ASSTITEJ die Rechtsauskünfte aus. Weiter sitzen Vertreter*innen der ASSTITEJ und von t. Theaterschaffende Schweiz gemeinsam im Vorstand des Schlachthaus Theaters. In der Vergangenheit wurde zwischen ACT und ASSITEJ mehrfach eine nähere Zusammenarbeit, bis hin zu einer Fusion, diskutiert. Die ASSITEJ zeigt sich damals wie heute zurückhaltend und möchte ihre Identität für das Kinder- und Jugendtheater nicht zugunsten eines grösseren und finanziell besser dotierten Verbunds aufgeben müssen. Der SBKV ist der Schweizer Bühnenkünstlerverband und versteht sich als Berufsorganisation für freischaffende und festangestellte Künstlerinnen und Künstler bei Theater, Film und TV. Der Verband verfügt über rund 1200 Mitglieder, die ausschliesslich aus der Deutschschweiz stammen. Der SBKV ist Sozialpartner bei den Verhandlungen zum Gesamtarbeitsvertrag an Deutschschweizer Theatern. Der SBKV fungiert in diesem Sinn als Gewerkschaft und verfügt über sehr gute Rechtsberatungen und eine Rechtsschutzversicherung für Mitglieder. Im Jahr 2014 sind Fusionsverhandlungen zwischen dem SBKV und ACT gescheitert, u.a. aufgrund der gewerkschaftlichen Ausrichtung des SKBV und (noch bedeutender) aufgrund der verschiedenen Unternehmenskulturen. In der Deutschschweiz ist der SBKV für 23
t. Theaterschaffende Schweiz sicher die härteste Konkurrenz, gerade auch, weil festangestellte Theaterschaffende automatisch beim SBKV Mitglied werden. t. Theaterschaffende Schweiz kann mit seinen zahlreichen und gezielt auf Freischaffende ausgerichteten Dienstleistungen punkten. Auch gilt t. Theaterschaffende Schweiz gemäss Wortmeldungen aus der Primäranalyse als deutlich agiler und attraktiver. SSRS (Syndicat Suisse Romand du Spectacle) ist in der französischsprachigen Schweiz die Gewerkschaft für darstellende Künstler*innen. SSRS vereint rund 400 Mitglieder und ist in der Romandie trotz bescheidenen Ressourcen stark. Wie auch der SBKV verfügt SSRS über eine ausgezeichnete Rechtsberatung, was neben der guten Lobbyarbeit ihre hauptsächliche Dienstleistung darstellt. In der französischsprachigen Schweiz ist SSRS eine Konkurrenz für t. Theaterschaffende Schweiz. Der Berufsverband hat gegenüber SSRS diese Wettbewerbsvorteile: gezielte Dienstleistungen für Freischaffende, Möglichkeit als Theatergruppe Mitglied zu werden und Regionalgruppen zu bilden. TASI (Teatri Associati della Scena Indipendente) ist der Berufsverband für Theaterschaffende in der italienischsprachigen Schweiz und verfügt über zirka 60 Mitglieder. Er bietet den Mitgliedern Beratungsleistungen an. TASI ist in der Tessiner Theaterszene umstritten und entwickelt gerade im Bereich Lobbying wenig Kraft. Die Verbände ACT, SBKV, SSRS und TASI wurden 2017 vom Bundesamt für Kultur aufgefordert zu fusionieren, um als einziger Theaterverband gesamtschweizerisch tätig zu sein. Die Verbände SBKV, SSRS und TASI waren dazu nicht bereit. ACT entschied daraufhin mit der KTV ATP in einen Fusionsprozess einzusteigen. Zwischen den Verbänden SBKV, SSRS und TASI besteht seit 2018 pro forma und ohne reale Auswirkungen eine Dachorganisation. Die Autorin bedauert die (etwas absurde) Konkurrenzsituation zwischen den Theaterverbänden und pflichtet der Interviewpartnerin bei, die in der Primäranalyse von «einer Sehnsucht nach einem einzigen Theaterverband» spricht (Annex, Interview 6, S.52). Dieser Wunsch wird sich in den nächsten Jahren kaum 24
erfüllen. Es wird darum gehen, sich im Vergleich zur Konkurrenz in der deutschen, französischen und italienischen Schweiz zu behaupten. Gleichzeitig ist es zentral, mit den konkurrierenden Verbänden zugunsten des Theaters und zugunsten der Mitglieder gemeinsame Projekte zu betreiben und gemeinsam für das Theater einzustehen. Weitere zentrale Kooperationspartner für t. Theaterschaffende Schweiz sind: Suisseculture, Suisseculture Sociale, die Pensionskasse CAST, der Europäische Dachverband EAIPA, Verwertungsgesellschaften und Exponent*innen für Weiterbildungsangebote. - Input-Bereich von Kooperationspartner*innen und der Konkurrenz: Leistungen, Knowhow 2.3.2 Austauschsystem von t. Theaterschaffende Schweiz Die Austauschbeziehungen werden auf der folgenden Seite als ein System dargestellt, das den Innenbereich (mit den Input- und Output-Beziehungen) sowie den Aussenbereich (mit Input- und Output-Beziehungen) berücksichtigt. Die Art der zentralen Tauschbeziehungen (Finanzen, Knowhow, Leistungen, Lobbying, Rahmenbedingungen) werden farblich unterschieden. 25
Abbildung 5: Austauschsystem von t. Theaterschaffende Schweiz Gesellschaftliche Politik und Behörde Theaterbranche Kulturförderung Partner*innen Entwicklungen Konkurrenz AUSSENBEREICH: INPUT Mitglieder MV INNENBEREICH MV t. Theaterschaffende Vorstand Schweiz Regionalgruppen Realisationseinheiten: Geschäftsbetrieb Mitarbeitende Schweizer Künstlerbörse Regionalgruppen AUSSENBEREICH: Theaterbranche Politik und Behörde OUTPUT Zwischen den Austauschpartner*innen werden diese Ressourcen ausgetauscht: Finanzen, Knowhow, Leistungen, Lobbying und Rahmenbedingungen. 26
2.4 SWOT-Analyse Die SWOT-Analyse ist ein Analyseinstrument, um Stärken und Schwächen der Organisation und die Chancen und Gefahren des Umfelds auf normativer und strategischer Ebene, bezogen auf einzelne Geschäftsfelder und Leistungen, zu eruieren. Werden die beiden Dimensionen (Organisationsanalyse und Umfeldanalyse) kombiniert, so lassen sich gezielte Strategien zur Nutzung von Chancen und Stärken und zur Abwehr von Gefahren sowie zur Reduktion von Schwächen entwickeln. (Gmür/Lichtsteiner, 2010, S.81). 2.4.1 Stärken und Schwächen von t. Theaterschaffende Schweiz Zur Feststellung der zentralen Stärken und Schwächen von t. Theaterschaffende Schweiz werden die Organisationsanalyse (2.2) sowie die quantitativen und qualitativen Befragungen konsultiert. Die Autorin nimmt in diesem Rahmen eine persönliche Gewichtung vor. 1. Quantitative Primäranalyse Die Mittelwerte der Einschätzungen der neun befragten Personen zu den Geschäftsfeldern von t. Theaterschaffende Schweiz und die Einschätzungen der Autorin sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Die Tätigkeitsfelder wurden mit Bewertungen zwischen 1 (sehr schlecht/schwach) und 5 (sehr gut/stark) versehen. 27
Abbildung 7: Quantitative Befragung Konkurrenzfähigkeit von t. Finanzielle Situation t. Organisationsstruktur t. Angemessenheit der Mitgliederbeiträge Mitgliederzufriedenheit Attraktivität der Mitgliedschaft Arbeit der Regionalgruppen Interessensvertretung durch t. Qualität der Dienstleistungen Dienstleistungsangebot Erscheinungsbild von t. Bekanntheitsgrad von t. in der Theaterszene Image von t. in der Theaterszene 0 1 2 3 4 5 Befragungen Autorin 2. Festlegung der Stärken und Schwächen Unter Berücksichtigung der Vorgaben der übergeordneten Planungsinstrumente (2.1.) und der Organisationsanalyse (2.2.) legt die Autorin nun die wesentlichen Stärken und Schwächen von t. Theaterschaffende Schweiz fest. Sie berücksichtigt dabei die Primäranalyse. 28
2.a Zentrale Stärken von t. Theaterschaffende Schweiz Föderalistische Struktur: «t. Theaterschaffende Schweiz verfügt über einen nationalen Radius und ist über die sieben Regionalgruppen gleichzeitig vor Ort präsent. Durch diese föderalistische Struktur fliessen regionale Spezifika in den Verband ein. Gleichzeitig kann vor Ort auf veränderte Förderbedingungen rasch reagiert werden, was von zentraler Bedeutung ist, denn die Theaterförderung geschieht zum grössten Teil auf kommunaler und kantonaler Ebene.» (S.13) Dienstleistungs- und Beratungsangebot: t. Theaterschaffende Schweiz verfügt über ein breites, gut genutztes Dienstleistungs- und Beratungsangebot, das spezifisch auf das freie Theater und die Freischaffenden zugeschnitten ist. Durch Leistungen wie die «Richtgagen und Richtlöhne für Berufe im freien Theater», die Rechtsauskünfte oder Vorlagen zur sozialen Sicherheit und Musterstatuten trägt t. Theaterschaffende Schweiz zur Professionalisierung der freien Theaterszene bei. Beweglichkeit und Nahbarkeit von t. Theaterschaffende Schweiz: Die Regionalgruppen sind im Stande, rasch und ohne verbandsinterne bürokratische Abläufe auf Entwicklungen zu reagieren. Die nationale Geschäftsstelle von t. Theaterschaffende Schweiz ist fünf Tage die Woche telefonisch zu erreichen und arbeitet unkompliziert und dienstleistungsorientiert. 2.b Zentrale Schwächen von t. Theaterschaffende Schweiz Schwache Interessensvertretung: In allen übergeordneten Planungsinstrumenten stellt t. Theaterschaffende Schweiz in den Vordergrund, dass der Berufsverband eine starke Stimme für das Theater sein will und die Rahmenbedingungen für das freie Theater verbessern wird. Auf nationaler und teilweise auch auf regionaler Ebene wird dieses Versprechen noch nicht eingelöst. Wichtig scheint der Autorin vor allem, dass ein vorausschauendes Lobbying betrieben und Gefässe hierfür geschaffen werden. 29
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