Entwicklungspolitik dEr ländEr
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Entwicklungspolitik der Länder
Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 10. 22. -Juni 24. Oktober 2021 2008 Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder fassen folgenden Beschluss: Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder bekräftigen in Fortschreibung ihrer bisherigen Beschlüsse zur Entwicklungszusam- menarbeit, dass die Länder auch künftig ihren Beitrag zur Bewäl- tigung entwicklungspolitischer Herausforderungen im Rahmen der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (Sustainab- le Development Goals – SDGs) bis 2030 leisten werden. Sie kommen überein, bei der Entwicklungszusammenarbeit der Län- der auf der Grundlage des Positionspapiers „Beitrag der deutschen Länder zur nachhaltigen globalen Entwicklung“ zu verfahren und die Kooperation mit dem Bund zu verstärken. Anlage Beitrag der deutschen Länder zur nachhaltigen globalen Entwicklung Herausgegeben von I. Aufgaben der Länder World University Service - Deutsches Komitee e. V. In Zeiten einer sich ändernden Weltordnung und globaler Heraus- Informationsstelle Bildungsauftrag Nord-Süd forderungen bedarf es einer klaren Positionsbestimmung auch der Goebenstraße 35 Länder, um den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte und 65195 Wiesbaden gerechte Zukunft zu ermöglichen. Alle politischen Ebenen sowie auch Tel. 0611 9446170 die Gesellschaft sind gefordert, die Agenda 2030 in ihrem Verantwor- Fax 0611 446489 tungsbereich umzusetzen. infostelle@wusgermany.de Die Länder sind davon überzeugt, dass die Hindernisse, die in vielen www.wusgermany.de Teilen der Welt einer nachhaltigen Entwicklung entgegenstehen, in www.informationsstelle-nord-sued.de gemeinsamer Anstrengung überwunden werden können. Dies sind in Zusammenarbeit mit dem insbesondere: Bund-Länder-Ausschuss Entwicklungszusammenarbeit • Die Corona-Pandemie bedroht die Gesundheit der Weltbevölke- Redaktion rung. Sie verstärkt die bestehenden gesundheitlichen Risiken im globalen Süden und gefährdet die wirtschaftliche wie die Dr. Kambiz Ghawami (verantwortlich), soziale Basis vor allem vulnerabler Bevölkerungsgruppen. Carlos dos Santos • Protektionismus, Handelskonflikte und nachteilige Handelsbe- Portal Deutsche Länder in der Entwicklungspolitik dingungen für Länder des globalen Südens gefährden deren Weitere Informationen zur Entwicklungspolitik der Deutschen Länder wirtschaftliche und soziale Entwicklung und damit langfristig finden Sie unter www.entwicklungspolitik-deutsche-länder.de auch unserer Lebensgrundlagen. • Soziale, auch genderbezogene Ungleichheiten nehmen zu. Gestaltung • Klimawandel, Übernutzung natürlicher Ressourcen und fortschrei- ansicht kommunikationsagentur, tender Verlust an biologischer Vielfalt bedrohen die natürlichen www.ansicht.com Lebensgrundlagen. ISBN • Das anhaltende Bevölkerungswachstum in einigen Regionen der 978-3-922845-42-3 Welt stellt eine große Herausforderung auch im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und Teilhabechancen dar. Diese Entwicklungen führen innerhalb von Staaten und über Grenzen Stand: März 2022 hinweg auch zu gewaltsamen Konflikten, Menschenrechtsverletzun- gen humanitären Notlagen und Fluchtbewegungen. Es bedarf welt- 3
weit größtmöglicher gemeinsamer Anstrengungen aller gesellschaftli- begrüßen die Anstrengungen der Bundesregierung zum Aufbau von chen Akteure, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen. Kapazitäten und bekunden die Bereitschaft der Länder zur Zusam- menarbeit. Die Länder bekräftigen deshalb ihren Willen, im Rahmen ihrer Zuständigkeit und politischen Gestaltungsmöglichkeiten mit ihrem Gleichzeitig sehen die Länder, dass im Einklang mit den SDGs die vielfältigen entwicklungspolitischen Engagement wirksame Beiträge Erhöhung der Resilienz, die Versorgung mit grundlegenden Gesund- zur Umsetzung der Agenda 2030 zu leisten. heitsdienstleistungen und Impfungen die größte Bedeutung für die Verbesserung der Gesundheitssituation der Menschen in den Ländern Die Länder verfügen über spezifische Erfahrungen und Kompetenzen, des globalen Südens besitzen. um einen nachhaltigen entwicklungspolitischen Beitrag für resili- entere Gesellschaften im globalen Süden zu leisten. Es gilt daher, 3. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung partnerschaftliche Wege einzuschlagen, die es den Staaten erlauben, Die Globalisierung bedarf der Einbettung in eine nahhaltige und unabhängig von finanziellen Zuwendungen ausreichende eigene faire Wirtschaftsentwicklung. Hierfür ist eine Stärkung multilatera- nachhaltige Einnahmen zu generieren. ler Zusammenarbeit nötig. Ganz zentral sind in diesem Kontext die II. Kernkompetenzen und Handlungsfelder für das entwicklungspoliti- Nachhaltigkeit und der Schutz von Menschen- und Arbeitsrechten auf sche Engagement der Länder allen Stufen der globalen Wertschöpfungsketten. Vor diesem Hintergrund konzentrieren sich die Länder nach Maßgabe Eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft bietet ihrer jeweiligen entwicklungspolitischen Präferenzen sowie ihrer trotz zu erwartender Transformationskosten sowohl den deutschen personellen und haushaltsbezogenen Möglichkeiten auf folgende Ländern als auch den Ländern des globalen Südens erhebliche ökono- Kernkompetenzen und Handlungsfelder. mische Chancen. 1. Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel und Schutz der na- Dazu gehören eine Abstimmung von Außenwirtschaftsförderung und türlichen Lebensgrundlagen Entwicklungszusammenarbeit ebenso wie das Bemühen um eine verstärkte Ausrichtung der Wirtschaftsförderung an globalen Nach- Die Länder bekennen sich in Übereinstimmung mit dem Pariser Kli- haltigkeitskriterien. Es gilt, damit insbesondere kleine und mittlere maabkommen zum Klimaschutz. Unternehmen für ein Engagement im globalen Süden zu gewinnen. Energieeffizienz, der Einsatz erneuerbarer Energien sowie Maßnah- Die Digitalisierung kann große Potenziale für den Arbeits- und auch men der nachhaltigen Landbewirtschaftung sind Schlüsselthemen Beschäftigungsmarkt des globalen Südens bieten, wenn Arbeitskräfte der Entwicklungspolitik, die zur Begrenzung des Klimawandels und entsprechend qualifiziert werden. Die Privatwirtschaft ist ein wich- zur Anpassung an Klimawandelfolgen beitragen können. Die Länder tiger Partner der Entwicklungspolitik, wenn es darum geht, digitale können durch Technologie- und Wissenstransfer sowie durch For- Technologien so zu nutzen, dass sie den Nachhaltigkeitszielen Rech- schungszusammenarbeit auch in den Ländern des globalen Südens nung tragen und neue Arbeitsplätze schaffen. die nachhaltige Energieversorgung, den schonenden Umgang mit Ressourcen und den Umwelt- und Naturschutz voranbringen. Gleichzeitig müssen die Länder des globalen Südens auch darin un- terstützt werden, sich auf die grundlegenden Umwälzungen für die 2. Globale Gesundheitspolitik Beschäftigung im Zuge digitaler Transformationsprozesse vorzuberei- Die Corona-Pandemie hat die Verletzlichkeit der Menschheit deutlich ten. aufgezeigt. Vor allem für die Menschen im globalen Süden ist Corona 4. Fairer Handel und nachhaltige Beschaffung neben den häufig vernachlässigten Tropenkrankheiten sowie Gesund- heitsgefahren durch Mangel an Nahrung und Wasser eine weitere Die Länder unterstützen die vielfältigen Aktivitäten zivilgesellschaft- gesundheitliche Bedrohung. licher, unternehmerischer und kommunaler Initiativen zur Förderung des fairen Handels. Im Rahmen der öffentlichen Beschaffungspo- Ermutigend sind die internationale Zusammenarbeit und die sehr ra- litik setzen sich die Länder für die Berücksichtigung von sozialen, schen Erfolge bei der Impfstoffentwicklung, welche die Leistungsfä- ökologischen und menschenrechtlichen Kriterien ein, tauschen sich higkeit der pharmazeutischen Wissenschaft und Industrie eindrucks- regelmäßig dazu aus und werden ihre eigene Beschaffungspraxis voll bewiesen haben. Ziel muss eine weltweit gerechte Verteilung daran orientieren. der Impfstoffe sein. 5. Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit Die Länder bekräftigen den von den Staats- und Regierungschefs der G 20 unter deutscher Präsidentschaft unterstützten „One-Health- Die Länder sehen in den internationalen Kooperationen der Hoch- Ansatz“ als einen geeigneten Weg, beispielsweise zur Bekämpfung schulen, die diese gemeinsam mit Partnern in Ländern des globalen von Zoonosen und zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen. Sie Südens gestalten, ein wichtiges entwicklungspolitisches Instrument. 4 5
Hierzu stellen die Hochschulen nicht nur Studien- und Forschungs- Provinzen im globalen Süden gilt es weiter zu verstetigen und plätze für internationale Studierende, Forschende und Lehrende zu auszubauen. Die Kommunen spielen dabei als Akteure eine wichtige Verfügung, sondern fördern auch deren internationalen Austausch. Rolle. Vom gegenseitigen Lernen bei der Bewältigung gemeinsamer Die Länder unterstützen den Auf- und Ausbau von Wissenschafts- globaler Herausforderungen sowie dem Erfahrungsaustausch profitie- strukturen in ihren Partnerländern und -regionen. Die Zusammen- ren beide Seiten. Das bürgerschaftliche Engagement, die Expertise arbeit mit den Ländern des globalen Südens soll zudem der beider- der Zivilgesellschaft sowie der migrantischen Gemeinschaften sind seitigen Stärkung zukunftsträchtiger und nachhaltiger Innovationen dabei von großem Wert. dienen. 9. Migration und Entwicklung 6. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und gute Regierungsführung Ein Klima der Wertschätzung und des Respekts ist die Grundlage für Unabdingbar für eine nachhaltige Entwicklung sind eine starke die partnerschaftliche Zusammenarbeit. Die Länder treten für ein Zivilgesellschaft, demokratische Strukturen, gute Regierungsfüh- differenziertes Verständnis von Migration ein und lehnen Ausgren- rung und eine auf allen Ebenen etablierte Rechtsstaatlichkeit. Eine zung und Rassismus sowie Fremdenfeindlichkeit ab. Die migranti- unabhängige, regionale und kommunale Selbstverwaltung kann einen schen Organisationen können durch Partizipation und Stärkung des Beitrag zur Unterstützung der Rechtsstaatlichkeit bieten. Die Länder bürgerschaftlichen Engagements in der entwicklungspolitischen unterstützen die Bestrebungen für eine gute Regierungsführung in Bildungsarbeit und in der Entwicklungszusammenarbeit wertvolle den Partnerländern und -regionen mit ihren Erfahrungen. Dabei ist Beiträge leisten. die rechtliche und praktische Gleichberechtigung aller gesellschaftli- 10. Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit chen Gruppen zu fördern. Globales Lernen versteht sich im Rahmen der Bildung für nachhal- Die Länder haben aufgrund ihrer Stellung im deutschen föderalen tige Entwicklung als pädagogische Antwort auf die Anforderungen, System besonderes Know-how, ihre Partner beim Aufbau kommunaler die sich durch die zunehmende Globalisierung aller Lebensprozesse und regionaler Verwaltungsstrukturen zu unterstützen und einen stellen. aktiven Beitrag zum „capacity building“ zu leisten. Viele Länder des globalen Südens stehen vor beachtlichen Herausforderungen in Einer gemeinsam getragenen und breit angelegten entwicklungspo- der lokalen Daseinsvorsorge. Das Know-how der Länder und Kom- litischen Informations- und Bildungsarbeit im schulischen und außer- munen kann dazu beitragen, voneinander zu lernen und nachhaltige schulischen Sektor sowie im Sektor der beruflichen und individuellen Lösungsansätze zu entwickeln. Die Länder werden die hiesigen Aus- und Weiterbildung kommt daher ein hoher Stellenwert zu. Die Kommunen zur Mitwirkung ermutigen und sie dabei zusammen mit Länder haben im Rahmen des Nationalen Aktionsplans „Bildung für dem Bund unterstützen. nachhaltige Entwicklung“ und der Verabschiedung des „Orientie- rungsrahmens für den Lernbereich globale Entwicklung“, aber auch Für die Staaten des globalen Südens ist von besonderer Bedeutung, des Eine Welt-Promotor*innen-Programms, gemeinsame Schritte mit ihre nationalen Haushalte nachhaltig und unabhängig von externer dem Bund unternommen. Diese Ansätze haben hohe Priorität und finanzieller Unterstützung aufzustellen. Hierzu gehört auch eine werden fortgesetzt. Auch das zivilgesellschaftliche Engagement, die wirksame Besteuerung. Gerade die Länder können mit ihrer Experti- entwicklungspolitischen Partnerschaften und vielfältigen außerschu- se in diesem Bereich wertvolle Unterstützung bieten. lischen Bildungsangebote in diesem Bereich werden von den Ländern 7. Kunst und Kultur geschätzt. Insbesondere sollen neue, bislang noch wenig entwick- lungspolitisch interessierte Zielgruppen erreicht werden. Der interkulturelle Austausch fördert eine friedliche und demokra- tische Entwicklung und trägt zur internationalen Konfliktprävention III. Entwicklungspolitik in gemeinsamer Verantwortung bei. Der interkulturelle Dialog und die Berücksichtigung von Kunst Die vielfältigen Beiträge der Länder sind ein wichtiger Teil der deut- und Kultur sind ein wichtiges Anliegen der Entwicklungszusammen- schen Entwicklungspolitik und unverzichtbar zur Erreichung der Ziele arbeit. Dem verantwortungsvollen Umgang mit Kulturgütern aus der Agenda 2030. kolonialen Kontexten messen die Länder eine große Bedeutung zu. Sie beabsichtigen die Zusammenarbeit mit dem Bund in dieser Frage Die Länder formulieren in diesem Zusammenhang Ziele und Maß- zu intensivieren. nahmen, beispielsweise in ihren Nachhaltigkeitsstrategien oder entwicklungspolitischen Leitlinien. Sie sind sich der Bedeutung einer 8. Partnerschaften kohärenten, an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen Ein wichtiges Anliegen der Länder ist es, Partnerschaften auf unter- (SDGs) orientierten Politik und ihrer Vorbildrolle bewusst. schiedlichen Ebenen zu initiieren, zu koordinieren und zu unter- Die Länder begrüßen ein stärkeres Engagement der Kommunen, der stützen. Die partnerschaftlichen Aktivitäten mit Staaten, Regionen, Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und Wirtschaft in der Entwick- 6 7
Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 01. Juni 2017 lungszusammenarbeit und unterstützen sie im Rahmen ihrer Möglich- Vorbereitung der Besprechung der Bundeskanzlerin mit keiten. Ebenso begrüßen die Länder die gute Kooperation mit dem den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder Bund, die noch ausgebaut werden kann. Die Länder bieten dem Bund ihre Zusammenarbeit bei der Umsetzung der SDGs an, insbesondere Länder- und Kommunalpartnerschaften mit Afrika im Rahmen der Informations- und Bildungsarbeit. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder empfehlen Bewährte regionale und überregionale Strukturen im Bereich der der Bundeskanzlerin folgenden Beschluss: entwicklungspolitischen Bildungsarbeit sowie bei der Weiterbildung 1. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder begrüßen von Fach- und Führungskräften in Deutschland sind für die Länder die Impulse der Bundesregierung für eine gestärkte Partnerschaft mit von großer Bedeutung. Afrika. Sie sind sich darin einig, dass es eines breit angelegten Dis- Durch gemeinsame entwicklungspolitische Anstrengungen von Bund, kussionsprozesses darüber bedarf, wie Afrika und Europa angesichts Ländern und Kommunen kann es Deutschland gelingen, Verantwor- gemeinsamer, neuartiger Herausforderungen neue Dimensionen der tung für die globale Zukunftsfähigkeit wahrzunehmen und einen Zusammenarbeit entwickeln können. wirksamen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung in den Ländern des 2. Die Länder kommen überein, ihr vielfältiges Engagement für globalen Südens zu leisten. nachhaltige Entwicklung in Afrika, insbesondere in Form von Länder- und Kommunalpartnerschaften fortzusetzen. Im Austausch mit der Bundesregierung sollen die bisherigen Instrumente sowie bestehende und geplante Projektkooperationen koordiniert weiterentwickelt werden. 8 9
Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 17. 22. -März 24. Oktober 2016 2008 Fortschrittsbericht zur Nachhaltigkeitsstrategie des Die Länder haben bereits in der Vergangenheit einen wichtigen Bundes im Jahr 2016 Beitrag zum Nachhaltigkeitsprozess und zur Erreichung der bisheri- Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder nehmen gen Millennium Development Goals geleistet. Sie sind gewillt, dies den vorgelegten Länderbeitrag zum Fortschrittsbericht 2016 zur mit Blick auf die Umsetzung der SDGs in Deutschland und auch im Kenntnis und bitten das MPK-Vorsitzland, diesen an die Bundesregie- internationalen Kontext fortzuführen. rung zu übermitteln. Dabei erkennen sie u. a. in den Themen der Ungleichheit in und Die Länder kommen überein, in zukünftigen Länderbeiträgen alle zwischen Staaten, der nachhaltigen Bewirtschaftung und effizienten drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökologische, soziale und öko- Nutzung der natürlichen Ressourcen, der Steigerung des Anteils nomische) angemessen zu berücksichtigen. erneuerbarer Energien und der deutliche Erhöhung der Energieeffi- zienz sowie der Stärkung der Widerstandskraft und Anpassungsfähig- Beitrag der Länder zur Umsetzung des Leitprinzips der nachhalti- keit gegenüber klimabedingten Gefahren zentrale Handlungsfelder. gen Entwicklung und der globalen Nachhaltigkeitsziele Die Länder sind sich ihrer internationalen Verantwortung bewusst. 1. Mitverantwortung der Länder Sie setzen sich für einen global verantwortungsvollen Umgang mit den verfügbaren natürlichen Ressourcen, nachhaltige Produktions- Mit der Verabschiedung der 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung und Konsummuster unter Einhaltung globaler sozialer Standards ein. durch die Vollversammlung der Vereinten Nationen im September 2015 erhielt die Nachhaltigkeitspolitik auf globaler, aber auch auf Alle Länder haben in den letzten Jahren mit Gesetzen, Strategien, nationaler und subnationaler Ebene, neuen Rückenwind und neue Förderprogrammen sowie Kommunikations- und Partizipationsaktivi- Impulse. Die 2030-Agenda entwickelt das auf dem Weltgipfel von Rio täten zu wichtigen Nachhaltigkeitsthemen wie Klimaschutz und Kli- 1992 vereinbarte Leitprinzip der nachhaltigen Entwicklung fort, das maanpassung, Energiewende, biologische Vielfalt, Ressourcenschutz, auch auf der Ebene der deutschen Länder anerkannt und umgesetzt Bildung und Wissenschaft, nachhaltigem Konsum, Ernährung und wird. Mobilität, sozialem Zusammenhalt und gesellschaftlichem Wandel bereits erhebliche Anstrengungen unternommen, um eine nachhal- In Beschlüssen der Regierungschefinnen und Regierungschefs der tige Entwicklung voranzubringen. Inzwischen haben zwei Drittel der Länder vom 12.6.2014 und des Bundesrats vom 6.2.2015 (Drucksache Länder Nachhaltigkeitsstrategien verabschiedet. 622/14) haben die Länder festgestellt, dass die durch die 2030-Agen- da erfolgte Weiterentwicklung hin zu globalen Zielen nachhaltiger In den letzten vier Jahren seit dem letzten Länderbeitrag zum Entwicklung einen Paradigmenwechsel in Richtung einer tiefgrei- Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie gab es in fenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft im Norden vielen Ländern neue Entwicklungen, die zum Teil auf den Impulsen wie im Süden darstellt, um in gemeinsamer Verantwortung die Welt der Rio+20-Konferenz 2012 beruhen. Mittlerweile haben erste Länder zukunftsfähig und gerecht zu gestalten. die SDG und deren Umsetzung als zentrale Elemente ihrer Nachhal- tigkeitsstrategien aufgegriffen1. Die Länder begrüßen daher ausdrücklich, dass die Vereinten Nationen mit der 2030-Agenda und insbesondere mit den 17 globalen Die Nachhaltigkeitsstrategien der Länder beziehungsweise vergleich- Zielen nachhaltiger Entwicklung (SDGs) einen ambitionierten Nach- bare Strategiedokumente decken teilweise ein breites Themenspek- haltigkeitsrahmen geschaffen haben. Zur Umsetzung der 2030-Agen- trum ab (vergleichbar mit der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie), da ist nach Überzeugung der Länder ein abgestimmtes, gemeinsames sind zum Teil aber auch thematisch fokussierter. Das Instrumen- Handeln notwendig, sowohl zwischen Bund und Ländern als auch bei tenspektrum (Nachhaltigkeitsprüfungen, interministerielle Koordi- der Zusammenarbeit mit Kommunen, Zivilgesellschaft, Wirtschaft nierung, Dialoge mit Stakeholdern, Beiräte etc.) der Strategien ist und Kirchen. Zahlreiche der globalen Nachhaltigkeitsziele berühren unterschiedlich. Manche Länderstrategien orientieren sich stark an auch die Zuständigkeiten der Länder. Die Wahrnehmung der interna- der nationalen Strategie, andere Länder haben ein eigenständiges tionalen Verantwortung Deutschlands für eine weltweite nachhaltige Entwicklung kann daher nur dann gelingen, wenn die 2030-Agenda 1 Genannt werden können beispielhaft die Neuauflage der Nachhaltigkeitsstrategien in Baden-Württemberg (2012) und Bayern (2013), die strategische Neuausrichtung der Nach- auch über abgestimmte Beiträge von Bund und Ländern umgesetzt haltigkeitsstrategie in Hessen (2014) sowie die Neufassung beziehungsweise Fortschreibung wird. von Strategien in Sachsen (2013), Brandenburg (2014) und Rheinland-Pfalz (2015). Andere Länder haben Nachhaltigkeitsberichte und Indikatorenberichte veröffentlich (z.B. Thüringen 2012, Berlin 2014, Hessen seit 2009, Sachsen-Anhalt 2015). Nordrhein-Westfalen hat im September 2015 den Entwurf einer Nachhaltigkeitsstrategie vorgelegt, die nach einer Konsultationsrunde im Frühjahr 2016 endgültig verabschiedet werden soll. Dies wird nach Rheinland-Pfalz die zweite Länderstrategie sein, die die SDGs aufgreift. Aktuell wird in Berlin mit dem Berliner Nachhaltigkeitsprofil, das im Frühjahr 2016 erscheinen wird, ein methodisch neuer Weg beschritten, der sich in die vom Berliner Senat 2014 beschlossene Berlin Strategie/Stadtentwicklungskonzept 2030 einbettet 10 11
Instrumentarium entwickelt (z. B. mit Nachhaltigkeitskonferen- b) Nachhaltige öffentliche Beschaffung zen, die Regierungsmitglieder und Stakeholder zusammenbringen Die nachhaltige öffentliche Beschaffung war in den letzten Jahren oder Formaten für Jugendbeteiligung). Für die Länder spielt die ein wichtiges Schwerpunktthema der Bund-Länder-Zusammenarbeit Zusammenarbeit mit den Kommunen und der Zivilgesellschaft eine in Nachhaltigkeitsfragen. In der von der Bundesregierung initiier- wichtige Rolle. Einige Länder haben besondere Kooperationsformen ten „Allianz für nachhaltige Beschaffung“ haben auch viele Länder mit der Wirtschaft aufgebaut. Das Thema Bewusstseinsbildung in der mitgearbeitet. Die Allianz hat gemeinsame Schlussfolgerungen zu Bevölkerung steht im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategien einiger wichtigen Themen, zum Beispiel bei der Beschaffung von Länder besonders stark im Fokus, z.B. Nachhaltigkeitswoche, Tag der ÖPNV-Fahrzeugen und von Elektromobilen und bei nachhaltigen Nachhaltigkeit. Baustandards, ermöglicht. Praktisch noch nicht befriedigend ist die 2. Ausgewählte thematische Schwerpunkte der Bund-Län- Datengrundlage zu nachhaltigen Beschaffungen, die eine strate- der-Zusammenarbeit gische Steuerung der Beschaffungsvorgänge ermöglichen würde. Die 2015/2016 laufende Novelle des Bundesvergaberechts wird die a) Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialaspekten in allen Stufen des Aufbauend auf den Erfahrungen und anknüpfend an bestehende Vergabeverfahrens ermöglichen und z. B. die Berücksichtigung von Strukturen der Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für Nachhaltige Umwelt-und Fair Trade – Labels in Vergabeverfahren vereinfachen. Entwicklung“ (2005 bis 2014) verstetigen die Länder ihre Anstren- Alle diese Nachhaltigkeitsaspekte sind auf bundesgesetzlicher Ebene gungen in Anlehnung an das aktuelle (2015 bis 2020) Weltaktions- als „Kann“-Vorschriften ausgestaltet und lassen dem öffentlichen programm „Bildung für nachhaltige Entwicklung“(BNE). BNE befasst Auftraggebern somit die Freiheit, diese Aspekte in den jeweils sich mit globalen Zusammenhängen und Herausforderungen und den geeigneten Phasen des Vergabeverfahrens zu berücksichtigen. Einige damit verbundenen komplexen ökologischen, wirtschaftlichen und Länder haben mit eigenen Landesvergabegesetzen beziehungsweise sozialen Folgen. BNE trägt dazu bei, das Bewusstsein für nachhaltige Verwaltungsvorschriften zum Teil weitergehende Nachhaltigkeitsre- Lebensweisen in die Gesellschaft zu tragen. Damit ist BNE neben po- gelungen etabliert. Die Länder erwarten auch zukünftig eine positive litischen Übereinkünften, finanziellen Anreizen oder technologischen Rahmensetzung des Bundes für nachhaltige Vergabepraktiken. Lösungen ein zentrales Instrument auf dem Weg zu einer nachhalti- gen Entwicklung. Zur Umsetzung des Weltaktionsprogramms haben c) Nachhaltigkeitsindikatoren einige Länder eigene BNE-Strategien und Maßnahmen entwickelt. Auch das Thema Nachhaltigkeitsindikatoren war in den letzten Entsprechend den prioritären Handlungsfeldern des Weltaktionspro- Jahren ein Schwerpunkthema der Nachhaltigkeitskooperation zwi- gramms werden künftig besonders die ganzheitliche Transformation schen Bund und Ländern. Viele Nachhaltigkeitsstrategien und /oder von Lern- und Lehrumgebungen sowie die Kompetenzentwicklung bei -berichte der Länder enthalten Indikatorenkataloge, die sich zum Lehrenden und Multiplikatoren in der frühkindlichen, schulischen, Teil eng an den Indikatoren der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie beruflichen und universitären Aus- und Weiterbildung stärker in den orientieren, häufig aber auch zusätzliche landesspezifische Priori- Mittelpunkt der Länderaktivitäten rücken. Eine besondere Rolle täten aufgreifen. Die Arbeiten an einem gemeinsamen Katalog von spielt zudem die Stärkung und Mobilisierung der Jugend im Sinne Nachhaltigkeitsindikatoren der Länder wurden im Berichtszeitraum der Eröffnung eigener Gestaltungs- und Verantwortungsspielräume. unter dem Dach der Konferenz des Chefs des Bundeskanzleramtes Daneben bleiben die politische Unterstützung und die Förderung mit den Chefinnen und Chefs der Staats- und Senatskanzleien der nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene besonders durch die Länder (CdS) fortgeführt. Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements und für partizipative Einige Landesstrategien enthalten auch konkrete, quantifizierte und sowie kooperative Prozesse zentrale Bestandteile. terminierte Ziele, die mit diesen Indikatoren bestimmt und gemes- Die Länder unterstützen den Bund bei der nationalen Umsetzung sen werden können. Angesichts der Herausforderung, die Bericht- des Weltaktionsprogramms und der Entwicklung eines Nationalen erstattung zu den 17 SDGs und den dazugehörigen Unterzielen und Aktionsplans BNE durch ihre Mitwirkung an der Nationalen Plattform, Indikatoren in Deutschland zu implementieren, wird es in Zukunft den Fachforen und Partnernetzwerken. Mit Blick auf die starke Rolle verstärkter Anstrengungen von Bund und Ländern bedürfen, um eine der formalen Bildung verweisen die Länder auf die Notwendigkeit möglichst hohe Kompatibilität der Indikatorensysteme zu erreichen. eines ergänzenden engen politischen Austausches zwischen Bund und Die Länder erwarten dabei i.S. der vertikalen Integration eine inten- Ländern, um bei der Erstellung und Umsetzung des Nationalen Akti- sive Abstimmung des Bundes, um sicherzustellen, dass Indikatoren- onsplans non-formale und informelle Bildungsbereiche gleichwertig berechnungen auf Bundesebene, soweit sinnvoll, möglichst auch auf zu berücksichtigen. 12 13
Beschluss der Ministerpräsidenten- Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 22. - 24. Oktober 2008 konferenz vom 12. Juni 2014 Länderebene und optimalerweise auch auf kommunaler Ebene dar- Beitrag der deutschen Länder zur Post-2015-Agenda stellbar sind. Wenn die Ziel- und Indikatorensysteme anschlussfähig für nachhaltige (globale) Entwicklung und damit die Entwicklungen in Bund und Ländern vergleichbar sind, 1. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder begrüßen verbessert das die Chancen dafür, dass sich die Aktivitäten von Bund den von den Vereinten Nationen (VN) eingeleiteten umfassenden und Ländern ergänzen und gemeinsame Nachhaltigkeitsziele erreicht Prozess zur Erarbeitung einer neuen Agenda für nachhaltige werden können. Dazu bedarf es ggf. einer politischen Schwerpunkt- Entwicklung für die Zeit nach 2015. In dieser Agenda werden die setzung, die aber nicht in Frage stellen, dass Deutschland seinen 2015 auslaufenden Millennium Development Goals (MDGs) und Berichtspflichten aus der 2030-Agenda umfassend nachkommt. die Diskussion über die Weiterentwicklung der Millenniums- Neben dieser strategischen Aufgabe ist auch die Kommunikation der Entwicklungsziele (Millennium Development Goals / MDG) sowie Nachhaltigkeitsziele sowie der Maßnahmen und Instrumente zum die derzeit laufenden Arbeiten zu den in Rio im Juni 2012 besch- Erreichen der Ziele eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern. lossenen Sustainable Development Goals (SDGs) zusammenge- Möglicherweise kann es für die Nachhaltigkeitskommunikation wich- führt. Künftig werden die globalen Nachhaltigkeitsziele neben den tig sein, ausgewählte Indikatoren plakativ herauszustellen, ebenso bisherigen Schwerpunkten auch Aspekte von sozialer, ökologischer können zusammengesetzte Indizes wie der Wohlfahrtsindex eine und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit einbeziehen. Mit dieser Wei- wichtige Rolle spielen. terentwicklung ist ein Paradigmenwechsel hin zu einer tiefgrei- 3. Zukünftige Bund-Länder-Zusammenarbeit zur nachhalti- fenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft im Norden gen Entwicklung wie im Süden verbunden, um in gemeinsamer Verantwortung die Die bewährte Zusammenarbeit im Rahmen des Bund-Länder- Welt zukunftsfähig und gerecht zu gestalten. Erfahrungsaustausches zur nachhaltigen Entwicklung unter Vorsitz 2. Durch die Post-2015-Agenda gewinnt das Engagement der Länder des Bundeskanzleramts und des Vorsitzlandes der Ministerpräsi- im Bereich der Entwicklungs- und Nachhaltigkeitspolitik entspre- dentenkonferenz sollte auch in Zukunft fortgesetzt werden. Die chend der 2008 abgestimmten Kernkompetenzen und Handlungs- Einbeziehung der Staatskanzleien bzw. Senatskanzleien und des felder weiter an Bedeutung. Damit stehen die Entwicklungspolitik Bundeskanzleramtes sowie der federführenden Landesministerien der Länder sowie die Zusammenarbeit der Länder mit dem Bund und verschiedener Bundesministerien kann gewährleisten, dass der und anderen Akteuren in den kommenden Jahren vor neuen Nachhaltigkeitsprozess und die 2030-Agenda in der gesamten thema- Herausforderungen: tischen Breite behandelt werden. Dieser Austausch auf Arbeitsebene // Neue globale Nachhaltigkeitsziele erhöhen die Anforderungen kann im Sinne des schon vom Bundesrat geforderten „strukturierten an ein kohärentes Regierungshandeln, um diese Ziele auch auf Dialogs“ bei Bedarf durch einen Austausch auf politischer Ebene mit Landesebene zu erreichen. dem Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung der Bun- desregierung oder im Rahmen der Fachministerkonferenzen ergänzt // Nachhaltige Verhaltensmuster in Deutschland, wie etwa bei werden. Konsum, Energieverbrauch, Mobilität, Ernährung, Gesundheit oder wirtschaftlichem Handeln erhalten neues Gewicht. Zur Umsetzung der SDGs auf europäischer Ebene ist ein neuer strate- gischer Rahmen für nachhaltige Entwicklung angezeigt. Die konse- // Bildung für Nachhaltige Entwicklung und Globales Lernen quente und politisch sichtbare Implementierung der 2030-Agenda auf werden zu wichtigen Themen im schulischen und außer- europäischer Ebene, z. B. in einer neuen EU-Nachhaltigkeitsstrategie schulischen Bereich. oder einer effektiven Verankerung der SDGs in einer neuen „Eu- Zur Umsetzung dieser Ziele ist ein abgestimmtes, gemeinsames ropa 2030“-Strategie, könnte die Nachhaltigkeitsanstrengungen Handeln in Deutschland notwendig, sowohl zwischen Bund und in Deutschland, insbesondere in der Umsetzung der Struktur- und Ländern etwa bei bewährten Bildungsschwerpunkten (z.B. Human Investitionspolitik der EU, substanziell befördern. Capacity Building) oder den entwicklungspolitischen Landespart- Die Länder werden sich daher gemeinsam mit dem Bund für einen nerschaften als auch bei der Zusammenarbeit mit Kommunen, solchen strategischen Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung auf Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Kirchen für eine nachhaltige EU-Ebene einsetzen. Entwicklung. 14 15
Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 22. - 24. Oktober 2008 3. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder bekräf- Die Regierungschefs der Länder kommen überein, bei der entwick- tigen ihre Bereitschaft, zur Erreichung der gemeinsamen globalen lungspolitischen Zusammenarbeit der Länder auf der Grundlage des Nachhaltigkeitsziele im Rahmen ihrer Möglichkeiten geeignete Berichts „Zukunftsfähigkeit sichern – Entwicklungspolitik in gemein- Maßnahmen zu ergreifen. Die Zusammenarbeit der Länder un- samer Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen“ zu verfah- tereinander sowie die Zusammenarbeit mit dem Bund haben sich ren. Dabei erwarten sie Kooperation und Unterstützung durch die in gemeinsamen Programmen bewährt. Ihr kommt auch bei den Bundesregierung. neuen globalen Nachhaltigkeitszielen eine große Bedeutung zu. Zukunftsfähigkeit sichern – Entwicklungspolitik in gemeinsamer 4. Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder halten Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen darüber hinaus lokale, regionale, nationale wie internationale Kooperationen auf allen Ebenen für einen wichtigen Baustein bei I. Weltweite Herausforderungen und die Aufgaben der Weiterentwicklung einer globalen nachhaltigen Entwicklung. der Länder Sie bitten die Fachministerkonferenzen, diese Kooperationen im Die Bekämpfung von Hunger und Armut, der Klimawandel und die Rahmen ihrer Zuständigkeiten zu unterstützen. weltweit zunehmende Migration stellen die Entwicklungspolitik vor neue Herausforderungen. Die Bewältigung der globalen wirtschaftli- chen, ökologischen und politischen Umwälzungen erfordert nicht nur von den Nationalstaaten und internationalen Institutionen, sondern auch von den Ländern verstärkte Anstrengungen. Vor dem Hintergrund der Millenniums-Entwicklungsziele von 2000 und der Paris Deklaration von 2005 wollen die Länder ihre spezifi- schen Kompetenzen komplementär zu den nationalen und interna- tionalen Akteuren einsetzen, ohne als weitere Geber in Konkurrenz zu ihnen zu treten. Es ist die vorrangige Aufgabe der Länder, als Träger und Rahmengeber für Entwicklungspartnerschaften zu fungie- ren, diese zu koordinieren und zu unterstützen. Die partnerschaftli- chen Aktivitäten der Länder und Kommunen mit Städten, Provinzen, Regionen und Staaten der Gruppe der Entwicklungs- und Schwellen- länder gilt es weiter auszubauen. Mit ihrem vielfältigen Engagement nehmen die Länder nicht nur Mitverantwortung für eine nachhaltige globale Entwicklung wahr, sondern sichern auch ihre eigene gesellschaftliche und wirtschaftli- che Zukunftsfähigkeit. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Wissen, Innovation und interkultureller Kompetenz für die interna- tionale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland und an- gesichts der großen Wachstumspotenziale vieler Entwicklungsländer wird sich das entwicklungspolitische Engagement auch für die Länder selbst nutzbringend auswirken. II. Kernkompetenzen und Handlungsfelder für das Engagement der Länder Vor diesem Hintergrund konzentrieren sich die Länder nach Maßgabe ihrer entwicklungspolitischen, personellen und haushaltsbezogenen Präferenzen auf folgende Kernkompetenzen und Handlungsfelder: 1. Klimaschutz und Energie Klimaschutz, Energieeffizienz und der Einsatz erneuerbarer Ener- gien sind zu Schlüsselthemen der Entwicklungspolitik geworden. Auf Grund ihrer breiten Erfahrungen und ihrer Nähe zu den Akteuren der Wirtschaft sind die Länder prädestiniert, einen Beitrag zur Bewälti- gung des Klimawandels zu leisten. 16 17
2. Ernährungssicherheit und ländliche Räume 8. Entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit Das Millenniumsziel, den Anteil der Hungernden an der Weltbevölke- Es bleibt die wichtige Aufgabe der Länder, die entwicklungspolitische rung bis 2015 zu halbieren, ist gefährdet. Die Länder können durch Informations- und Bildungsarbeit und das damit verbundene bürger- Beratung, Bildung und Forschung vielfältige Angebote entwickeln, schaftliche Engagement zu fördern. Gleichwohl begrüßen die Länder um die Produktivität der Landwirtschaft sowie den Lebensstandard in das Engagement des Bundes in diesem Bereich. Einer gemeinsam den ländlichen Räumen in den Entwicklungs-ländern zu verbessern. getragenen und breit angelegten entwicklungspolitischen Informa- tions- und Bildungsarbeit im schulischen und außerschulischen Sektor 3. Migration und Entwicklung kommt eine große Bedeutung zu. Dies sollte mit den Anstrengungen An der Schnittstelle von Entwicklungspolitik, Migration und Inte- der Länder zur Umsetzung der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige gration ergeben sich neue Aufgaben und Chancen für die Länder. Entwicklung“ und mit dem neuen Orientierungsrahmen für den Lern- Die Aktivierung der Diaspora kann neue Potenziale für die wirtschaft- bereich globale Entwicklung verbunden werden. liche und kulturelle Kooperation mit Entwicklungsländern mobili- sieren und die Kompetenz der Migranten als Brückenbauer zu ihren III. Entwicklungspolitik in gemeinsamer Verantwortung Heimatländern stärken. Die Leistungen der Länder in ihrer Substanz und Vielfältigkeit sind 4. Wissenschaftlich-technologische Zusammenarbeit für die Entwicklungspolitik unverzichtbar und öffnen neue Perspek- Die Länder wollen ihr wissenschaftliches Know-how und die Kompe- tiven für ein verstärktes gemeinsames Engagement. Die Länder sind tenz ihrer Hochschulen verstärkt für die Entwicklungszusammenar- bereit, auch weiterhin ihre Verantwortung für die Entwicklungspo- beit nutzen und ihre Hochschulen für ausländische Studierende und litik wahrzunehmen und in diesem Politikfeld eine aktive Rolle zu Wissenschaftler attraktiver machen. Sie leisten damit einen Beitrag spielen. zur Verbesserung der internationalen Bildungsko-operation und Dem Beitrag der Kommunen für die Partnerschaft mit Entwick- wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit. lungsländern messen die Länder eine große Bedeutung zu. Dies gilt 5. Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung insbesondere für Kultur- und Bildungsarbeit, für die Kooperation mit Migranten aus Entwicklungsländern, für gute Regierungsführung und Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung ist eine wichtige Voraussetzung Dezentralisierung sowie für „capacity building“ im Bereich kommu- für Armutsbekämpfung und Bewältigung des Klimawandels. Die Ent- naler Aufgaben. wicklungszusammenarbeit von heute ist die Außenwirtschaft von morgen. Die Länder wollen Außenwirtschaft und Entwicklungszusam- Von der Bundesregierung erwarten die Länder Kooperation menarbeit besser zusammen führen und ihre Wirtschaftsförderung und Unterstützung. Dies bedeutet insbesondere: stärker für das Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen // Dort, wo die Länder im Hinblick auf bestimmte Zielländer oder in Entwicklungsländern nutzen. Themen besonderes Engagement zeigen oder über besondere Kom- 6. Gute Regierungsführung und Dezentralisierung petenz verfügen, sollte die Bundesregierung die Länder stärker in die bilaterale und internationale Entwicklungszusammenarbeit des Mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen im föderalen System sind Bundes einbinden (Ländergespräche, Thementeams, Kooperation die Länder in besonderem Maße geeignet, Entwicklungsländer in mit CIM, DED, GTZ, InWEnt gGmbH, KfW u.a.). Bezug auf gute Regierungsführung und beim Aufbau dezentraler Ver- waltungsstrukturen zu unterstützen und einen aktiven Beitrag zum // Regionale und überregionale Strukturen im Bereich der entwick- „capacity building“ zu leisten. lungspolitischen Bildungsarbeit und der Weiterbildung von Fach- und Führungskräften in Deutschland sind für die Länder von großer 7. Kultur und Entwicklung Bedeutung. Sie sollen erhalten bleiben und gestärkt werden. Kultureller Austausch dient der Völkerverständigung und trägt // Von der Stärkung des Standortes Bonn als Sitz der Vereinten zur internationalen Konfliktprävention bei. Deshalb gewinnen der Nationen und internationales Kompetenzzentrum für Entwick- interkulturelle Dialog und die Umsetzung kultureller Aspekte der lungszusammenarbeit und nachhaltige Entwicklung können alle Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung, insbesondere vor dem Länder profitieren. Im Lichte dieser Erfahrung bitten die Länder Hintergrund der UNESCO-Konvention zur kulturellen Vielfalt (2005). die Bundesregierung, für die Ansiedlung weiterer internationaler Die Länder wollen die Kulturkooperation mit Entwicklungsländern – Organisationen in Deutschland zu werben. Nur durch gemeinsame auch gemeinsam mit dem Bund – verstärken. entwicklungspolitische Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen wird es Deutschland gelingen, seine Zukunftsfähigkeit im globalen Wettbewerb zu wahren. 18 19
Besprechung Beschluss derder Ministerpräsidenten- Regierungschefs von Beschluss Beschlussder derMinisterpräsidenten- Ministerpräsidenten- konferenz Bund und Ländern vom 22.am - 24.17. Oktober Juni 2004 2008 konferenz konferenzvom vom22. 9.-Juli 24. Oktober 1998 2008 Umsetzung der Verpflichtungen im Rahmen der Die Regierungschefs der Länder sind sich darin einig, dass bei der Millenniumsagenda – Überprüfungskonferenz 2005 Entwicklungszusammenarbeit im Ausland und bei der entwicklungs- 1. D ie Regierungschefs von Bund und Ländern stellen fest, dass politischen Inlandsarbeit durch wechselseitige Verwertung von Erfah- es erheblicher Anstrengungen und einer Bündelung aller Kräfte rungen und effiziente Bündelung von Kräften verstärkt Möglichkeiten bedarf, um die Verpflichtungen aus der Millenniumserklärung der Kooperation und der Arbeitsteilung genutzt werden sollten, um des Jahres 2000, die daraus abgeleiteten Millenniums-Entwick- den erhöhten Anforderungen gerecht werden zu können. lungsziele und den Konsens von Monterrey aus dem Jahr 2002 Sie nehmen den Bericht der Länderarbeitsgruppe „Koordination und umzusetzen. Kooperation in der Entwicklungsarbeit der Länder der Bundesrepub- 2. D er Bundeskanzler unterstreicht die wichtige Rolle der Entwick- lik Deutschland“ vom 22. Juni 1998 zur Kenntnis. lungszusammenarbeit sowie der Informations- und Bildungsarbeit Die Regierungschefs der Länder appellieren an die Bundesregierung, der Länder für die deutsche Entwicklungspolitik. Er würdigt den die Länder bei der Entwicklungszusammenarbeit mit ausländischen Beitrag der Länder zur Erreichung der deutschen ODA-Quote Partnern mit ihren Erfahrungen und Möglichkeiten noch stärker von 0,33 % des Bruttonationaleinkommens bis 2006 sowie der als bisher in die konzeptionellen Überlegungen (Länderkonzepte, Millenniums-Entwicklungsziele. Sektorkonzepte) einzubeziehen und die Kohärenz von Entwicklungs- 3. D er Bundeskanzler betont, dass die Bundesregierung den Entwick- politik und Außenwirtschaft zur Sicherung nachhal-tiger Entwicklung lungshaushalt in 2004 um rd. 16 Mio. Euro (rd. 0,4 % gegenüber zu fördern. 2003) erhöht hat, während der Gesamthaushalt um 1,1 % sinkt. Aufgrund der herausragenden Bedeutung von Nichtregierungsorgani- Darüber hinaus hat Deutschland seine ODA-Leistungen von 0,27 % sationen und Initiativen fordern die Regierungschefs der Länder die in 2002 auf 0,28 % des Bruttonationaleinkommens in 2003 gestei- Bundesregierung und die Europäische Union auf, neben der entwick- gert. Er appelliert an die Länder, ebenfalls besondere Anstrengun- lungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit durch komplemen- gen bezüglich der Leistungen für Entwicklungszusammenarbeit zu täre Maßnahmen insbesondere die Förderung von Projekten der unternehmen. Nichtregierungsorganisationen und Initiativen zu unterstützen. Die Regierungschefs der Länder erinnern an die Beschlüsse der Minis- terpräsidenten der Länder von 1988, 1994 und 1998 mit dem Ziel, im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und Möglichkeiten ihren Beitrag zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele sowie der deutschen ODA-Quote zu leisten, betonen aber gleichzeitig, dass angesichts der schwierigen Haushaltslage als Folge der wirtschaftlichen Entwicklung schon die Beibehaltung des status quo ein ehrgeiziges Ziel ist. 20 21
Beschluss der Ministerpräsidenten- Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 22. 1./2. - 24. Dezember Oktober 1994 2008 konferenz vom 22. 28. -Oktober 24. Oktober 19882008 Mit ihrem Beschluss vom 28. Oktober 1988 haben die Regierungschefs Die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern hat eine zuneh- der Länder erneut die Bereitschaft unterstrichen, ihren Beitrag zur mende wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedeutung erhalten. Lösung aktueller Probleme des Nord-Süd-Verhältnisses zu leisten Die Länder haben – unbeschadet der grundsätzlichen Zuständigkeit und dabei zugleich die Beschlüsse vom 3./4. Mai 1962 und 26.-28. des Bundes auf dem Gebiet der Entwicklungspolitik – mit ihren viel- Oktober 1977 bekräftigt. Sie sehen darin auch weiterhin eine geeig- fältigen Leistungen einen wichtigen Beitrag zum Auf- und Ausbau der nete Grundlage, auf der sich die Entwicklungszusammenarbeit der Beziehungen zu den Entwicklungsländern geleistet. Länder vollziehen kann. Die Ministerpräsidenten sehen in den Beziehungen zwischen den Die Regierungschefs der Länder unterstreichen die Bedeutung des Industrie- und Entwicklungsländern einen wichtigen Teil einer auf in- Rio-Folgeprozesses für die Länder und werden ihn im Rahmen ihrer ternationale Zusammenarbeit ausgerichteten Politik. Die Ausweitung Zuständigkeiten nachdrücklich unterstützen. und Vertiefung dieser Politik liegt im Interesse beider Seiten. Sie ist Sie sehen in den Ergebnissen der Rio-Konferenz eine deutliche Unter- allerdings wachsenden qualitativen und quantitativen Herausforde- stützung ihrer eigenen Position, die darauf gerichtet ist, an dem rungen ausgesetzt. notwendigen Veränderungsprozess nicht nur die Partner im Süden, Trotz weltweiter Anstrengungen hat sich die Lage einer größeren sondern vor allem auch die Menschen im eigenen Land intensiv und Zahl von Entwicklungsländern in den letzten Jahren verschlechtert. auf allen Ebenen zu beteiligen. Ohne Mitgestaltung durch die Bevöl- Internationale Verschuldung, Budgetdefizite, Inflation, wachsende kerung und ohne Transparenz der notwendigen Veränderungsprozesse Armut, zunehmende Schädigungen der Umwelt und die nicht aus- werden diese nicht umgesetzt werden können, weder im Norden reichende Leistungsfähigkeit staatlicher Einrichtungen sind hierfür noch im Süden. Ursache und Folge zugleich. Der Abstand vieler Entwicklungsländer Durch die Erklärung von Rio zu Umwelt und Entwicklung werden die zu den Industrienationen hat sich vergrößert. Die Ministerpräsi- zukünftigen Entwicklungsziele in Grundsätzen definiert und die po- denten fordern die Bundesregierung und die Europäischen Gemein- litischen Prioritäten und zuständigen Strukturen in der sog. „Agenda schaften auf, gemeinsam mit den Entwicklungsländern Vorschläge 21“ präzisiert. für einen nachhaltigen Ausbau ihrer Beziehungen zu erarbeiten und dabei geeignete Rahmenbedingungen für eine Verbesserung der Der bei der Rio-Konferenz vereinbarte gemeinsame Entwicklungspro- wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Länder der Dritten zess verlangt die Bereitschaft zu einer partnerschaftlichen Entwick- Welt zu schaffen. lung jeweils angepasster tragfähiger umwelt- und sozial gerechter Modelle für das zukünftige Zusammenleben der Menschen auf diesem Die Länder sind bereit – im Rahmen ihrer verfassungsmäßigen Zu- Planeten. Entwicklungszusammenarbeit muss deshalb Querschnitts- ständigkeiten und Möglichkeiten – in Abstimmung mit der Bundesre- aufgabe werden und die Kohärenz der zentralen Politikfelder gierung ihren Beitrag zur Lösung aktueller Probleme des Nord-Süd- anstreben. Verhältnisses zu leisten. Die Ministerpräsidenten bekräftigen ihre Bereitschaft zur Fortsetzung der partnerschaftlichen Zusammenar- Die Regierungschefs der Länder wollen diesen innovativen Impuls beit mit den Entwicklungsländern auf der Grundlage ihrer Beschlüsse nach Kräften unterstützen und damit ihren Beitrag zugunsten einer vom 3./4. Mai 1962 und 26.-28. Oktober 1977. nachhaltigen, sozial gerechten Entwicklung in der Einen Welt leisten. Die Ministerpräsidenten sehen die Schwerpunkte der Mitarbeit der Die Regierungschefs der Länder bieten ihre Kooperation im Rio- Länder in der Entwicklungszusammenarbeit auch weiterhin in der Folgeprozess an und erwarten von der Bundesregierung, dass sie Förderung der ihrerseits den notwendigen Umsetzungsprozess nach Rio fördert und insbesondere bei der Berichterstattung Deutschlands gegenüber der // Aus- und Fortbildung von Fachkräften vor Ort und im Inland UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung (CSD) alles in ihren Kräf- // personellen Hilfe ten Stehende tut, um Länder, Kommunen, gesellschaftliche Gruppen einschließlich Nichtregierungsorganisationen aktiv an diesem Prozess // Durchführung von Projekten in Entwicklungsländern zu beteiligen. // entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit Sie betrachten diese Maßnahmen als wichtigen Beitrag für eine eigenständige Entwicklung der Länder der Dritten Welt und die Möglichkeit der verstärkten Teilnahme am Welthandel. Im Hinblick auf die weltweit veränderten ökonomischen und sozialen Gegebenheiten halten die Ministerpräsidenten eine Ausweitung der 22 23
Beschluss der Ministerpräsidenten- Beschluss der Ministerpräsidenten- konferenz vom 22. - 24. Oktober 2008 konferenz vom 22. 26.-28. - 24. Oktober Oktober 1977 2008 Zusammenarbeit der Länder der Bundesrepublik Deutschland mit Die Ministerpräsidenten der Länder erklären ihre grundsätzliche den Entwicklungsländern auf folgenden Gebieten für geboten: Bereitschaft, auf der Grundlage des Beschlusses vom 3./4. Mai 1962 die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern auf dem Gebiet // Zusammenarbeit im Bildungswesen einschließlich berufliche der Entwicklungshilfe fortzusetzen. Entsprechend diesem Beschluss Bildung bitten sie die Bundesregierung, die Länder über die Grundlinien der // Wissenschaftliche Zusammenarbeit Entwicklungspolitik und der Maßnahmen auf dem Gebiet der Kapital- // Entwicklungsländerbezogene Forschung an Hochschulen hilfe, der Handelshilfe und der technischen Hilfe wieder regelmäßig zu unterrichten, und zwar bei Fragen von übergeordneter politischer // Technische Zusammenarbeit einschließlich Entwicklung Bedeutung in den Gesprächen des Bundeskanzlers mit den Regie- und Übertragung angepasster Technologie rungschefs der Länder, bei sonstigen politisch bedeutsamen Fragen // Mittelstands-, Handwerks- und Genossenschaftsförderung in den zuständigen Fachministerkonferenzen, insbesondere in der Wirtschaftsministerkonferenz und in der Finanzministerkonferenz. // Schutz der Umwelt und Schonung der Ressourcen // Ländliche und städtische Entwicklung // Verbesserung der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung und der Einrichtung zur Wirtschaftsförderung // Förderung des Gesundheitswesens // Kulturelle Zusammenarbeit Die Ministerpräsidenten sind der Auffassung, dass die Zusammen- arbeit mit den Entwicklungsländern nicht nur vom Bund und den Ländern, sondern auch von der breiten Öffentlichkeit getragen werden muss. Die Länder begrüßen und fördern deshalb das Enga- gement der Nicht-Regierungsorganisationen und der Kirchen in der Entwicklungszusammenarbeit sowie Aktivitäten von Gemeinden und von bürgerschaftlichen Initiativen. Die Ministerpräsidenten sehen eine verstärkte Einbeziehung der Entwicklungspolitik in die schulische und außerschulische Informa- tions- und Bildungsarbeit vor, um auf diese Weise das Bewusstsein und das Verständnis für die Probleme der Länder der Dritten Welt zu vertiefen. Die bisherige wechselseitige Unterrichtung von Bund und Ländern über ihre entwicklungspolitischen Maßnahmen hat sich als nützlich erwiesen. Sie bedarf mit Blick auf den Gesamtumfang der entwick- lungspolitischen Aktivitäten der Europäischen Gemeinschaften, des Bundes und der Länder der Erweiterung und inhaltlichen Verbes- serung. Die Länder vereinbaren, die gegenseitige Information über wichtige entwicklungspolitische Vorhaben auszubauen. Die Ministerpräsidenten begrüßen die Absicht der Bundesregierung, ein Informationssystem als Kontaktstelle für entwicklungspolitische Vorhaben des Bundes und der Länder beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit einzurichten und erklären ihre Bereitschaft, daran mitzuwirken. Die Bundesregierung wird gebeten, die Länder über neue Maßnah- men und Veränderungen in den entwicklungspolitischen Schwer- punkten des Bundes, seiner in der Entwicklungsarbeit tätigen Institutionen sowie der internationalen Organisationen zeitgerecht zu unterrichten. 24 25
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