Erneuerbare Energien - SSES.ch

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Erneuerbare Energien - SSES.ch
Erneuerbare                                   13 SOLARTHERMIE
                                                                      Die Branche kämpft für ihre

                        Energien
                                                                      effizienten Produkte.

                                                                      16 INITIATIVE
                                                                      Die Energiewende soll die
                                                                      Gletscher schützen.

                                                                      24 BIOENERGIE
                                                                      Ein Beitrag zur klimaschonenden
                                                                      Energieversorgung.

Nr. 3   Juni 2019

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

WER KÄMPFT IN
DIESEM HAUS KÜNFTIG
FÜR DAS KLIMA?                                              SEITE 8
Erneuerbare Energien - SSES.ch
Wir setzen Standards – Sie profitieren.
    Höchste Systemeffizienz mit der
    PLENTICORE plus Speicherlösung

                                                                      R
                                                           TESTSIEGEE
                                             1                      S PV-   ST
                                                               EFFIZIENTE S T E M
                                                                             SY
                                                               S PE IC H E R

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Erneuerbare Energien - SSES.ch
EDITORIAL                                                  INHALT

ES IST WICHTIG,                                                                          Aktuell                                           4

EINE WAHL ZU TREFFEN                                                                     Schwerpunkt

                                                                                         Eidgenössische Wahlen 2019: Die Parteien
                               Innerhalb eines Jahres hat sich das Bewusstsein dafür,
                                                                                         positionieren sich in Bezug auf die
                               wie stark wir von der menschgemachten Klimaver­
                                                                                         Energiewende und die Klimakrise.         8
                               änderung betroffen sind und noch sein werden, mas­
                               siv verändert: Es ist nicht mehr länger einfach vom
                                                                                         Sonne
                               Klimawandel, sondern von einer Klimakrise oder ei­
                               nem Klimanotstand die Rede. Es besteht die berech­
                                                                                         Solarthermie: Branchenleader kämpfen
                               tigte Hoffnung, dass die Politik nun auf Druck der
                                                                                         gemeinsam für die Nutzung dieser
                               Strasse und insbesondere auf Druck der Jugend über
                                                                                         effizienten Technologie.             13
                               die bisherigen Lippenbekenntnisse hinausgeht und
                               nach den vielen Jahren, in denen die Wissenschaft         Photovoltaik: Dank Fassadenanlagen ist
                               aufzurütteln versuchte, nun endlich tatsächlich grif­     das nutzbare Potenzial in der Schweiz
                               fige Massnahmen ergreift. Dazu gehört insbesondere        noch weit grösser als angenommen.      15
                 Beat Kohler   auch die Energiewende – weg von fossilen Energie­
          Leitender Redaktor   trägern, die auch in der Schweiz nach wie vor die         Politik und Wirtschaft
                               Hauptrolle spielen. Doch wie kann man sichergehen,
                               dass die Massnahmen wirklich ergriffen werden? Die        Gletscher-Initiative: Die Unterschriften-
                               Debatte zum CO2­Gesetz im Nationalrat Ende letzten        sammlung ist angelaufen und bisher ein
                               Jahres war noch nicht vom Klimastreik geprägt. Das        grosser Erfolg.                           16
                               wird jetzt sicher anders sein. Damit der Effekt aber
                                                                                         pv-tarif.ch: Der Vergleich unter den
                               nachhaltig ist, müssen auch Politikerinnen und Politi­
                                                                                         Elektrizitätswerken zeigt, dass eine faire
                               ker im Amt sein, die das Problem erkennen und da­
                                                                                         Vergütung möglich ist.                     21
                               nach handeln. Im Oktober haben wir als Stimmbür­
                               gerinnen und Stimmbürger die Möglichkeit, solche          Neuer Windatlas: Die Angaben über das
                               Leute zu wählen. Es gibt sie praktisch überall im poli­   Windaufkommen sind vielerorts zu
                               tischen Spektrum – vom SVP­Bauernvertreter, der die       pessimistisch.                        23
                               Auswirkungen der Klimakrise direkt spürt, bis hin zur
                               Vertreterin der SP, die sich seit Jahren für den Schutz   Erneuerbare Energien
                               des Klimas starkmacht. Als Bürgerinnen und Bürger
                               müssen wir die Haltung der Kandidierenden genau           Biomasse: Die Bioenergie kann einen
                               anschauen und entsprechend eine Wahl treffen.             wichtigen Beitrag zu einer klimaschonen-
                               Schlussendlich müssen wir aber vor allem im Oktober       den Energieversorgung leisten.         24
                               tatsächlich an die Urnen gehen und ein starkes Zei­
                               chen setzen. Und wir müssen die Gewählten danach          Flash                                            28
                               auch über den Wahltag hinaus darin bestärken, dass
                               Massnahmen zu ergreifen, der einzige mögliche Weg         SSES-News
                               ist, um unser Klima zu schützen.
                                                                                         Cartoon
                                                                           Beat Kohler

                                                                                         Branchenverzeichnis                              29

                                                                                         Impressum                                        31

                                                                                         Agenda                                           32

Liebe Mitglieder

Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website
der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die
aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: futuresoleil

                                                                                         Titelbild: Beat Kohler

                                                                                               Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019    3
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

                                     PELLETPREISE                                                                                          SOLARKULTUR
                                     Juni 2017 bis Juni 2018                                                                               Das Bundesamt für Kultur (BAK) beauf-
                                     Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung)                                                     tragte 2016 ein interdisziplinäres Team un-
                                                                                                                                           ter der Leitung der Fachhochschule Genf
                                                                                                                                           (hepia), mögliche Wege aufzuzeigen, wie
                                                                                                                                           die Produktion von Solarenergie mit städte-
                                                                                                                                           baulich überzeugenden Lösungen einher-
                                                                                                                                           gehen kann. In Zusammenarbeit mit den
                                                                                                                                           Ämtern für Energie, Denkmalpflege und
Grafik: www.pelletpreis.ch

                                                                                                                                           Städtebau des Kantons Genf sowie der
                                                                                                                                           Stadt Carouge (GE) wurde eine Methode
                                                                                                                                           entwickelt, die es erlaubt, ein Maximum an
                                                                                                                                           Solarenergie zu produzieren und gleichzei-
                                                                                                                                           tig eine hohe Baukultur zu pflegen. Die Er-
                                                                                                                                           kenntnisse dieses Projekts bilden die
                                     Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten   Grundlage für die Broschüre. Mit einer
                                     zusammensetzt.                                                                                        kommunalen Solarstrategie werden für die
                                     © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise                                          verschiedenen Gemeindegebiete unter-
                                                                                                                                           schiedliche Prioritäten festgelegt. Solar-
                                                                                                                                           energie soll in erster Linie dort produziert
                                     AUTARKES QUARTIER MIT PV,                                                                             werden, wo das Potenzial am grössten und

                                     WASSERKRAFT UND BRENNSTOFFZELLE                                                                       am einfachsten nutzbar ist. So kann ein be-
                                                                                                                                           deutender Teil des Bedarfs an Warmwasser
                                     Das Schweizer Unternehmen ecocoach stattet drei energieautarke Mehrfamilienhäuser mit                 und Strom durch Solarenergie gedeckt wer-
                                     seiner integrierten Energiemanagement- und Smart-Home-Lösung aus. Die Wohnanlage                      den. Die höchste Priorität kommt meist
                                     mit insgesamt 26 Mietwohnungen und einer Wohnfläche von insgesamt 2700 Quadrat-                       Arealen mit starker Neubautätigkeit, Indus-
                                     metern entsteht in Buochs. Im Herbst 2020 sollen die Gebäude bezugsfertig sein. Mithilfe              trie- sowie Gewerbegebieten zu. Solaranla-
                                     des ecocoach-Systems können die Mieter sowohl Heizung und Lüftung als auch das Licht                  gen können hier grossflächig auf Flach-
                                     und weitere Funktionen ihrer Wohnung über eine zentrale, intuitiv bedienbare App steuern.             dächern installiert, aber auch in Fassaden
                                     Beheizt wird das Quartier über eine Grundwasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von                     integriert werden. Die Mehrproduktion in
                                     100 kW. Die vollständig autarke und CO2-neutrale Energieversorgung baut auf einer Pho-                diesen Gebieten kompensiert eine allfällige
                                     tovoltaikgesamtleistung von 100 kWp auf. Das Energiemanagement maximiert den Solar-                   Minderproduktion in anderen, sensibleren
                                     strom-Eigenverbrauch und speichert Stromüberschüsse in fünf Speichern mit jeweils                     Gebieten.               Pressedienst/Redaktion
                                     65 kWh Kapazität. Sind die Speicherkapazitäten ausgeschöpft, wird der Strom eingespeist
                                     Mit diesen Komponenten decken die Häuser rund 50 Prozent ihres Strombedarfs. Den üb-
                                     rigen Strom liefert ein Wasserkraftwerk, dass unmittelbar an die Wohnbebauung angrenzt.
                                                                                                                                           ALARMSTIMMUNG
                                     Die Gesamtleistung des Kraftwerks genügt für rund 100 Haushalte. Der nicht unmittelbar                Drei Viertel der Schweizerinnen und
                                     vor Ort verbrauchte Strom wird ins Netz eingespeist. Auch die Ladesäulen werden mit                   Schweizer sind nach den Erfahrungen im
                                     Strom aus Photovoltaik und Wasserkraft gespeist. Damit fahren die Anwohner der Häuser                 Hitzesommer 2018 entschlossen, persön-
                                     mit Elektroautos komplett CO2-frei. Die Brennstoffzelle mit einer Leistung von 10 kW bietet           lich mehr für den Klimaschutz zu tun.
                                     zusätzliche Versorgungssicherheit, wenn das Wasserkraftwerk ausfallen sollte und PV sowie             73 Prozent haben den Eindruck, dass bei
                                     Speicher nicht ausreichend Energie liefern können.                      Pressedienst/Redaktion        der Energiewende die Zeit davonläuft. Das
                                                                                                                                           sind Ergebnisse aus der Umfrage «Energie-
                                                                                                                                           Trendmonitor Schweiz 2019» im Auftrag
                                                                                                                                           der Stiebel Eltron AG. Insgesamt wurden
                                                                                                                                           dafür 1000 Verbraucherinnen und Ver-
                                                                                                                                           braucher repräsentativ befragt. «Die
                                                                                                                                           Schweizerinnen und Schweizer wollen den
                                                                                                                                           Klimaschutz selbst verstärkt in die eigene
                                                                                                                                           Hand nehmen», sagt Paul Stalder, Ge-
                                                                                                                                           schäftsführer von Stiebel Eltron Schweiz.
                                                                                                                                           «Wichtigster Ansatzpunkt sollte die Wär-
Visualisierung: SANI Immobilien AG

                                                                                                                                           mewende im Heizungskeller sein, sagen
                                                                                                                                           83 Prozent der Befragten.» Knapp zwei
                                                                                                                                           Drittel aller Gebäude in der Schweiz wer-
                                                                                                                                           den aktuell mit fossilen Energieträgern be-
                                                                                                                                           heizt (Heizöl und Gas). Der Einbau grüner
                                                                                                                                           Technologie wird aber nach Meinung von
                                                                                                                                           86 Prozent der Bevölkerung zu wenig ge-
                                                                                                                                           fördert.               Pressedienst/Redaktion

                                     4     Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

BIOGASABSATZ STEIGT                                                      NEUER ZUSAMMENSCHLUSS
Immer mehr Leute wollen ihren ökologischen Fussabdruck ver-              Energie ständig am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zur Verfü-
kleinern. Das zeigt die Biogaskampagne von Energie 360°: Rund            gung zu stellen, wird anspruchsvoller. Gleichzeitig gibt uns die Digi-
22 000 Kundinnen und Kunden haben den Anteil an erneuerbarem             talisierung neue Werkzeuge an die Hand, um Energieflüsse optimal
Biogas erhöht. Dadurch nimmt der CO2-Ausstoss um jährlich mehr           zu steuern. Die neue Energieforschungsplattform «ReMaP» («Re-
als 25 000 Tonnen ab. Eine Erhöhung des Biogasanteils muss aller-        newable Management and Real-Time Control Platform») will dazu
dings auf Herstellung und Beschaffung abgestimmt sein. Deshalb           beitragen, vernetzte Energiesysteme besser zu verstehen. Die Ener-
baut Energie 360° weitere eigene Biogasanlagen. Die neuste ent-          gieforschenden der ETH Zürich, des Paul Scherrer Instituts (PSI) und
steht in Bachenbülach und nimmt schon in Kürze ihren Betrieb auf.        der Empa befassen sich intensiv mit diesen Trends und der
Das zeigt: Die Biogasbestellungen der Kundinnen und Kunden be-           Ausgestaltung eines zukünftigen Energiesystems. An der Empa in
wirken auch deshalb viel, weil sie die Nachfrage erhöhen und so          Dübendorf sind in den letzten Jahren die Energieforschungsplatt-
den Bau zusätzlicher Biogasanlagen beschleunigen.                        form «ehub», der Mobilitätsdemonstrator «move» und das For-
                                                Pressedienst/Redaktion   schungs- und Innovationsgebäude «NEST» entstanden. Gleichzeitig
                                                                         hat das PSI in Villigen die Versuchsplattform «Energy System Integ-

HOLZGAS ALS ERGÄNZUNG                                                    ration» (ESI) erstellt, die sich ebenfalls mit neuen Lösungen zur Spei-
                                                                         cherung und Umwandlung von Energie befasst. Unter der Leitung
Der niederbayerische Holzvergaserhersteller Spanner Re2 GmbH             des Energy Science Center der ETH Zürich werden diese Infrastruk-
bietet neue Energielösungen für Biogasanlagenbetreiber an. Holz-         turen nun in der Forschungsplattform ReMaP zusammengeführt
kraftanlagen von Spanner Re2 sind flexibel. Auch eine Kombination        und auf eine neue Ebene gebracht. «Mit der Vernetzung der Platt-
aus Holzvergasereinheit und Fremd-BHKW ist möglich. So können            formen und der Zusammenführung der Forschungsdaten schaffen
Holzvergaser, rechtlich geprüft, auch mit einer Biogasanlage kombi-      wir neue Möglichkeiten für die Energieforschung aus einer systemi-
niert werden. Holzvergaser von Spanner Re2 erzeugen ein saube-           schen Perspektive», sagt Philipp Heer, Leiter des ehub und ReMaP-
res, brennbares Holzgas, das dem bestehenden BHKW der Biogas-            Projektverantwortlicher seitens der Empa. «Die tatsächliche Umset-
anlage zu rund 10 bis 50 Prozent beigemischt werden kann. Das            zung von innovativen Ansätzen auf der Forschungsplattform soll
Biogas-Holzgas-Gemisch wird dann dem Motor zugeführt und im              dazu beitragen, diese Ansätze rascher und risikofreier im Energie-
Generator in Energie umgewandelt.               Pressedienst/Redaktion   markt zu etablieren.»                              Pressedienst/Redaktion

POSITIVE GRUNDSTIMMUNG AUF DER INTERSOLAR EUROPE
Der aktuelle politische Diskurs über den         Direktlieferung oder Eigenbedarfsdeckung
Klimawandel scheint für die Solarbranche in      notwendig. Die Ausarbeitung und der Ab-
Europa einen gewichtigen Auftrieb zu er-         schluss erfolgreicher Direktlieferverträge
zeugen. Nicht nur die Photovoltaik profitiert    bleiben momentan wohl den grossen Play-
davon, auch die Solarwärme kann nach             ern vorbehalten. Allerdings werden auch für
langjährigem Rückgang erstmals wieder            kleinere Energiemengen Cloud-Lösungen in
wachsen. Dazu kommt zusätzlich ein Abbau         unterschiedlicher Ausprägung angeboten –
administrativer Hürden bei der Planung           bei diesen werden beispielsweise viele kleine
einer Solaranlage oder beim Eigenverbrauch       Batterien zu einem virtuellen Grossspeicher
                                                                                                   Dr. Matthias Fawer          Christian Rath
von Solarstrom in Spanien, Frankreich und        zusammengefasst, der dann am Regelener-
Deutschland. Die diesjährige Intersolar Eu-      giemarkt teilnehmen kann. Technologisch          erzeugung geschaffen werden können. Die
rope in München, neu Teil der Messe «smar-       findet weiterhin eine Verschiebung von der       beschattende Wirkung der PV-Module etwa
ter e Europe», einer Innovationsplattform        Vollzelle zur Halbzelle oder zu noch kleine-     erzeugt einen besseren Wasserhaushalt. In
für die neue Energiewelt, scheint eine posi-     ren Formaten an, wobei die Ausgangszelle         China stehen bereits über 1,9 Gigawatt
tive Stimmung verbreitet zu haben. Die Auf-      grossflächiger wird. Durch diese Verviel-        APV-Anlagen, insbesondere in Wüstenrand-
tragsbücher füllen sich bei den meisten Ak-      fachung der Zellzahlen und die Verkleine-        gebieten. Die internationale «Roadmap for
teuren der Photovoltaikbranche wieder gut.       rung der Einzelkontaktflächen versucht man       Photovoltaic data» schätzt die globalen ku-
Wir stehen offenbar wieder einmal an einem       die Übergangswiderstände zu verringern           mulativen PV-Kapazitäten bis 2050 auf rund
Wendepunkt, an dem sich nur Unterneh-            und eine bessere Moduleffizienz zu errei-        4,5 Terawatt. Bis zu diesem Zeitpunkt wer-
men durchsetzen, die wachsam sind und auf        chen. Das bisherige Nischenthema Agro-           den Regierungen und PV-Hersteller mit über
die richtigen Konzepte setzen. Nachdem die       Photovoltaik (APV) nimmt dieses Jahr wie-        75 Millionen Tonnen an veralteten Solar-
Hersteller in den vergangenen Jahren haupt-      der etwas Fahrt auf. Ein Forschungsprojekt       modulen konfrontiert sein, die rezykliert
sächlich an der Skalierung der Produktions-      des Fraunhofer-Instituts für Solare Energie-     werden müssen. Daraus kann bis 2050
kapazitäten und der Kostenoptimierung ge-        technik (ISE) zeigt auf, dass die landwirt-      ein 15-Milliarden-US-Dollar-Geschäft ent-
arbeitet haben, zeichnet sich jetzt ein stär-    schaftliche Flächeneffizienz mit Solaranla-      stehen. Sollte bis dahin ein umfassendes Re-
kerer Fokus auf Produktinnovationen und          gen auf dem Acker wesentlich erhöht wer-         cycling der Materialien machbar sein,
neue Technologien wie Heterojunction-            den kann. Die Studie legt dar, dass in Zeiten    könnte sich die Solarindustrie zu einer ro-
Zellen (HJT) ab. Bei den Geschäftsmodellen       des Klimawandels insbesondere in trocke-         busten «closed-loop»-Industrie entwickeln.
der Solarstromanbieter ist ein Wechsel von       nen, landwirtschaftlichen Gebieten viele Sy-      Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic
einer Volleinspeisung zu einer vollständigen     nergien zur Sicherung der Lebensmittel-                  Investment, Vontobel Asset Management

                                                                                                        Erneuerbare Energien    Nr. 3   Juni 2019   5
Erneuerbare Energien - SSES.ch
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                      GLOBALSTRAHLUNG (KWH/M2)                                                                                                                                                                       NEUE GESETZE
                               6°E                                   7°E                                  8°E                          9°E                            10°E                             11°E
                                                                                                                                                                                                                     Im Dezember 2017 hatte das Parlament
                                     Schweiz                                                                                                                                                  Monatssumme
                                                                                                                                                                                              kWh/m2                 das Bundesgesetz über den Um- und Aus-
                                                                                                                            Schaffhausen
                                                                                                                                                                                                                     bau der Stromnetze angenommen. Dieses
                                                                                                                                                                                                > 245
                                                                                                                                                Kreuzlingen                                     241 - 245
                                                                                                                                                                                                236 - 240
                                                                                                                         Frauenfeld
                                                                                              Basel
                                                                                                                                                                                                                     umfasst Teilrevisionen des Elektrizitätsge-
                                                                                                                                                                                                231 - 235
                                                                                                                                                                                          >     226 - 230
                                                                                           Liestal       Baden       Winterthur           Rorschach                                             221 - 225
                                                                                                                              Wil      St.Gallen                                                216 - 220

                                                                                  Delémont   Olten
                                                                                                   Aarau       Zürich               Herisau
                                                                                                                                                                                                211 - 215
                                                                                                                                                                                                206 - 210
                                                                                                                                                                                                                     setzes und des Stromversorgungsgesetzes.
                                                                                                                     Uster                                                                      201 - 205

                                                                                             Solothurn
                                                                                                                                                              Schaanwald
                                                                                                                                                                                                196 - 200
                                                                                                                                                                                                191 - 195            Eine Optimierung, rasche Entwicklung und
                                                                                                                        Zug                               Vaduz
                                                                                                                                                                                                186 - 190
                                                                               Biel                                             Einsiedeln                                                      181 - 185
                                                                                                                                                                                                176 - 180            Flexibilisierung des Stromnetzes sei ange-
                                                                                               Burgdorf            Luzern

                                                                                                                                                                                                              47°N
                                                                                                                                                                                                171 - 175
                                                                                                                              Schwyz
                                                                     Neuchâtel                                                                                                                                       sichts der bestehenden Herausforderungen
                       47°N

                                                                                                                                                                                                166 - 170
                                                                                Bern                                                                                                            161 - 165
                                                                         Murten                                                                                                                 156 - 160

                                                         Yverdon-
                                                                             Fribourg
                                                                                                                                                              Chur
                                                                                                                                                                     Davos        Scuol
                                                                                                                                                                                                151 - 155
                                                                                                                                                                                                146 - 150            unabdingbar. Das Bundesgesetz und die
                                                         les-Bains                                                                                                                              141 - 145
                                                                                               Thun
                                                                                                                                                                                                                     Verordnungen traten nun per 1. Juni 2019
                                                                                                                                                                                                136 - 140

                                                                                                      Interlaken
                                                                                                                                                                                                131 - 135
                                                                                                                                                                                                126 - 130

                                                                                                                                                                                                                     in Kraft. Enthalten sind Sonderregeln zu Ar-
                                                                                                                                                                                                121 - 125
                                                                                                                                                                                          >     116 - 120
                                                         Lausanne                                                                                                    St.Moritz                  111 - 115

                                                                                                                                                                                                                     tikel 6 des Strom-VG. Viele Stellungnah-
                                                                                                                                                                                                106 - 110
                                                                 Montreux                                                                                                                       101 - 105
                                          Nyon                                                                                                                                                  96 - 100
                                                                                                                                                                                                91 - 95
                                                                                                                                                                                                86 - 90
                                                                                                                                                                                                81 - 85
                                                                                                                                                                                                                     men forderten, den administrativen Auf-
                                      Genève                                          Sion                                                                                                      76 - 80
                                                                                                                                             Bellinzona
                                                                                                                              Locarno                                                           71 - 75
                                                                                                                                                                                                66 - 70              wand für die Ermittlung der Gestehungs-
                                                                           Martigny                                                                                                             61 - 65

                                                                                                                                                                                                                     kosten und den Abzug von Förderbeiträ-

                                                                                                                                                                                                              46°N
                                                                                                                                                                                                56 - 60
                                                                                                  Zermatt                               Lugano
                       46°N

                                                                                                                                                                                                51 - 55
                                                                                                                                                                                                46 - 50

                                     Quelle:
                                                                                                                                                                                                41 - 45
                                                                                                                                                                                                36 - 40
                                                                                                                                                                                                31 - 35
                                                                                                                                                                                                                     gen bei Klein- und Kleinstanlagen zu
                                                                                                                                                                                                                     reduzieren. Dieses Anliegen wurde berück-
                                     Meteotest                                                                                                                                                  26 - 30
                                     CH-3012 Bern                                                                                                                                               21 - 25
                                     www.meteotest.com                                                                                                                                          16 - 20
                                     www.meteonorm.com

                                                                                                                                                                                                                     sichtigt, und entsprechende Vereinfachun-
                                                                                                                                                                                                11 - 15

                                     Mai 2019
                                                                                                                                                                                                6 - 10
                                                                                                                                                                                                ≤6

                              6°E                                    7°E                                  8°E                            9°E                               10°E                                      gen wurden eingeführt. Mit der Verab-
                                                                                                                                                                                                                     schiedung des Gesetzes wurde erstmals der
                      ANOMALIE (%)                                                                                                                                                                                   Begriff des Speichers explizit ins Gesetz
                               6°E                                   7°E                                  8°E                          9°E                            10°E                             11°E
                                                                                                                                                                                                                     aufgenommen. Der Vernehmlassungsent-
                                                                                                                                                                                                                     wurf sah vor, den Begriff «Endverbrau-
                                     Schweiz: Relative Abweichung                                                                                                                    Relative

                                     zur Referenzperiode 1991-2010                                                          Schaffhausen
                                                                                                                                                                                     Abweichung [%]
                                                                                                                                                                                              > 125
                                                                                                                                                                                                                     cher» unter Einbezug des Speichers zu kon-
                                                                                                                                                Kreuzlingen                               121 - 125

                                                                                              Basel                      Frauenfeld
                                                                                                                                                                                          116 - 120
                                                                                                                                                                                           111 - 115
                                                                                                                                                                                                                     kretisieren. Dieser Vorschlag wurde jedoch
                                                                                                                                                                                          106 - 110
                                                                                                                     Winterthur
                                                                                           Liestal       Baden
                                                                                                                              Wil
                                                                                                                                          Rorschach
                                                                                                                                       St.Gallen
                                                                                                                                                                                          101 - 105
                                                                                                                                                                                                100
                                                                                                                                                                                                                     überwiegend abgelehnt, weshalb darauf
                                                                                                   Aarau       Zürich               Herisau                                                 96 - 99
                                                                                  Delémont   Olten
                                                                                                                     Uster                                                                  91 - 95
                                                                                                                                                                                            86 - 90
                                                                                                                                                                                                                     vorläufig verzichtet wird.
                                                                                                                                                                                            81 - 85
                                                                                             Solothurn
                                                                                                                        Zug
                                                                                                                                                              Schaanwald                    76 - 80                                         Pressedienst/Redaktion
                                                                                                                                                          Vaduz                                < 75
                                                                               Biel                                             Einsiedeln
                                                                                               Burgdorf            Luzern
                                                                                                                                                                                                              47°N

                                                                                                                              Schwyz
                                                                     Neuchâtel
                       47°N

                                                                                Bern
                                                                         Murten
                                                                                                                                                              Chur
                                                         Yverdon-

                                                                                                                                                                                                                     ANTEIL GESTEIGERT
                                                                             Fribourg                                                                                Davos        Scuol
                                                         les-Bains
                                                                                               Thun
                                                                                                      Interlaken

                                                         Lausanne                                                                                                    St.Moritz                                       Der Strom aus Schweizer Steckdosen
                                                                 Montreux
                                          Nyon                                                                                                                                                                       stammte 2017 zu rund 68% aus erneuer-
                                      Genève                                          Sion
                                                                                                                                             Bellinzona
                                                                                                                                                                                                                     baren Energien. Dies stellt eine Steigerung
                                                                                                                              Locarno
                                                                           Martigny                                                                                                                                  zum Vorjahr dar (62%). Der Liefermix
                                                                                                                                                                                                              46°N

                                                                                                  Zermatt                               Lugano
                                                                                                                                                                                                                     setzte sich zu 60% aus Grosswasserkraft
                       46°N
Grafiken: Meteotest

                                     Quelle:
                                     Meteotest
                                                                                                                                                                                                                     und zu rund 7 Prozent aus Photovoltaik,
                                     CH-3012 Bern
                                     www.meteotest.com
                                     www.meteonorm.com                                                                                                                                                               Wind, Kleinwasserkraft und Biomasse zu-
                                     Mai 2019                                                                                                                                                                        sammen. 15% stammten aus Kernenergie
                              6°E                                    7°E                                  8°E                            9°E                               10°E
                                                                                                                                                                                                                     und etwa ein Prozent aus Abfällen und fos-
                                                                                                                                                                                                                     silen Energieträgern. Für 16% des geliefer-
                      KURSE ZUR OPTIMIERUNG                                                                                                                                                                          ten Stroms sind Herkunft und Zusammen-

                      DES EIGENEN ENERGIEVERBRAUCHS                                                                                                                                                                  setzung nicht überprüfbar. Dies ist auf ei-
                                                                                                                                                                                                                     nen Mangel an Herkunftsnachweisen
                      Sebasol entwirft und hilft beim Bau von Solarthermieanlagen. Angesichts des enormen                                                                                                            (HKN) zurückzuführen. Stromintensive Un-
                      Energiebedarfs für Heizung und Warmwasserbereitung – in der Schweiz 41% des Gesamt-                                                                                                            ternehmen beschaffen sich häufig auf dem
                      bedarfs – spielt die Nutzung der Solarthermie eine wichtige Rolle. Dabei bietet Sebasol Hilfe                                                                                                  europäischen Markt Strom aus fossilen und
                      zur Selbsthilfe. In einem neuen Kurs lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Aktuelles                                                                                                       nuklearen Quellen, ohne Zukauf von ent-
                      zum sparsamen Umgang und zur lokalen Gewinnung von Energie sowie zum Einsatz von                                                                                                               sprechenden HKN. Mit der HKN-Pflicht
                      Solarthermie und Holz. Dank diesem Kurs haben sie die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch                                                                                                        stellt die Schweiz damit eine vorbildliche
                      im Vergleich zu den SIA-Normen um den Faktor 2 bis 10 zu senken. Sie erreichen somit in                                                                                                        Förderung von sauberer Energie. Wenn Ihr
                      allen Bereichen pro Person in einem Haushalt einen Verbrauch in der Grössenordnung von                                                                                                         zuständiges EW Ihre HKN nicht vergütet,
                      500 bis 2000 kWh/Jahr. Dadurch können Investitionen in Photovoltaik und Batterie um den                                                                                                        können Sie diese nun neu der SSES abtre-
                      Faktor 2 bis 5 reduziert und gleichzeitig die Autonomie bei der Elektrizität erhöht werden.                                                                                                    ten. Sie vermarktet die HKN für Sie und be-
                      Einige Familien schaffen es dank dem so gesenkten Stromverbrauch, unabhängig vom                                                                                                               zahlt Ihnen einen festen Betrag von 1,5
                      Stromnetz zu leben. Eine sechsköpfige Familie verbraucht beispielsweise noch 1500 kWh                                                                                                          Rappen pro kWh. Die Vergütung für den
                      Strom in Jahr und weitere sieben Personen, die 700 kWh/Jahr verbrauchen, haben auf ei-                                                                                                         physikalischen Strom erhalten Sie weiterhin
                      nen Inselbetrieb umgestellt.                                           Pressedienst/Redaktion                                                                                                  durch Ihr EW.          Pressedienst/Redaktion

                      6             Erneuerbare Energien                       Nr. 3          Juni 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

GROSSBATTERIESPEICHER                                                    FAHRZEUG UNTER STROM
FÜR DEN THURGAU
Zu natürlichen Energiequellen gehören natürliche Schwankungen:
Weil sich Produktion und Verbrauch aber permanent die Waage
halten müssen, sind mit dem rasanten Ausbau von Solar- und Wind-
kraftwerken je länger, je mehr Ausgleichsmassnahmen nötig. Eine
mögliche Lösung sind Grossbatteriespeicher. Sie speichern Strom,
wenn er im Überfluss vorhanden ist, und speisen ihn unverzüglich
ins Netz ein, wenn Bedarf besteht. Die EKT engagiert sich in diesem
Bereich. «Wir sehen den Bau und Betrieb von Grossbatteriespei-
chern als wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Netz-
stabilität sowie zur Realisierung der Energiestrategie 2050», sagt
Jolanda Eichenberger, CEO der EKT-Gruppe. Noch in diesem Jahr

                                                                                                                                                      Bild: ecovolta
will die EKT den ersten Grossbatteriespeicher im Kanton Thurgau
bauen. Die Anlage beim EKT-Unterwerk in Sulgen wird eine Leis-
tung von drei MW und einen Energieinhalt von 2,5 MWh haben. So
viel wie ein Einfamilienhaus in einem halben Jahr verbraucht. Mit        Seit Anfang Februar 2019 fährt im autofreien Bergdorf Stoos der
dem Bau und Betrieb des ersten Grossbatteriespeichers im Thurgau         Transporter Aebi VT 450 mit vollelektrischem Antrieb. Es ist das
möchte die EKT unter anderem ihr Know-how erweitern und Erfah-           erste zu 100% elektrisch, also emissionsfrei, betriebene Transpor-
rungen sammeln, um in Zukunft auch für Energieversorgungs- und           termodell von Aebi. Entstanden ist es aus der Zusammenarbeit der
Industrieunternehmen individuelle Speicherlösungen zu entwickeln.        Aebi Schmidt Group und ecovolta. Tobias Weissenrieder, bei der
                                                Pressedienst/Redaktion   Aebi Schmidt Group für das Produktmanagement und für For-
                                                                         schung und Entwicklung zuständig, lobt die Zusammenarbeit mit

ERSTE GIGAFACTORY                                                        ecovolta: «Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es gerade mal
                                                                         fünf Monate. Wir konnten bei der Entwicklung und der Integration
EUROPAS IM BAU                                                           des Antriebkonzeptes einiges lernen, das wir in Zukunft auch bei
                                                                         weiteren Projekten anwenden können.» Pirmin Reichmuth, Ge-
In Wittenberg entsteht Europas erste Gigafactory für Batteriespei-       schäftsführer der ecocoach AG mit ecovolta Division, ergänzt: «Das
chersysteme. Tesvolt, Hersteller von Stromspeichern für Gewerbe          Pilotprojekt ist ein Paradebeispiel Schweizer Ingenieurskunst und si-
und Industrie, baut eine neue Fertigung für Lithiumspeicher mit ei-      cherlich nicht die letzte elektrisierende Innovation von Aebi Schmidt
ner jährlichen Produktionskapazität von über einer Gigawattstunde.       und ecovolta.» Die erwarteten Leistungswerte in der ersten,
Der erste Bauabschnitt mit 12 000 m² Nutzfläche wird im Juni fer-        zweimonatigen Testphase wurden im Praxiseinsatz leicht übertrof-
tiggestellt sein, in der Endausbaustufe wird die jährliche Fertigungs-   fen. Der Aebi eVT450 Vario hat regelmässig und zuverlässig wäh-
leistung auf 20 000 m² Nutzfläche mehr als eine GWh betragen. Bis        rend vier Stunden störungsfrei seinen Dienst geleistet. Der eVT 450
dahin soll die Mitarbeiterzahl von heute 60 auf 100 bis 120 anstei-      wird nun in einer weiteren Phase auf Herz und Nieren geprüft.
gen. Die millionenschwere Investition in die Gigafactory finanziert                                                          Pressedienst/Redaktion
Tesvolt ohne Fördermittelunterstützung, lediglich die Fertigungs-
linien werden zu rund zehn Prozent von der EU gefördert. In der Gi-
gafactory sollen die Tesvolt Batteriespeicher vollständig CO2-neutral
                                                                         ERSTES BATTERIEBETRIEBENES
gefertigt werden. Den Strom für die Speicherproduktion und die           GROSSDREHBOHRGERÄT
Büroräume wird eine Photovoltaikanlage mit 200 kWp Leistung lie-
fern, der überschüssige Strom wird in werkseigenen Tesvolt-Batte-        Liebherr stellte an der bauma 2019, der Weltleitmesse der Baubran-
rien mit einer Kapazität von 350 kWh gespeichert. Auch die Hei-          che, sein neuestes Innovationsprodukt, das gemeinsam mit SUN-
zung wird mit Solarstrom laufen. Hier setzt Tesvolt eine innovative      CAR HK entwickelt wurde, vor. Das LB 16 unplugged ist die elektri-
Hochtemperatur-Wärmepumpentechnik ein. Pressedienst/Redaktion            sche Variante des im Produktportfolio bereits etablierten, mit Ver-
                                                                         brennungsmotor betriebenen Grossdrehbohrgeräts LB 16. Das neue

WASSERSTOFF ZUKÜNFTIG                                                    Spezialtiefbaugerät mit Elektroantrieb wird mit Batterie und somit
                                                                         kabellos betrieben. Das 55 Tonnen schwere elektrohydraulische
GÜNSTIGER ERZEUGEN                                                       Drehbohrgerät kann dank einer Batterielaufzeit von zehn Stunden
                                                                         problemlos während eines ganzen Arbeitstages eingesetzt werden.
Wasserstoff aus Ökostrom kann den Anteil erneuerbarer Energien           Innert sieben Stunden kann die Batterie anschliessend nachts wie-
erhöhen. Die Erzeugung des grünen Gases ist jedoch teuer. Das            der voll aufgeladen werden. Die Vorteile des Geräts sind eindeutig:
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-               Es verursacht lokal keine Emissionen sowie deutlich weniger Lärm.
Württemberg (ZSW) hat nun zusammen mit Partnern in einer For-            Das elektrische Drehbohrgerät kann deshalb auch in Gegenden mit
schungsplattform erfolgreich einen Beitrag zur Kostensenkung er-         strengen Emissionsgrenzwerten als auch in lärmempfindlichen Ge-
probt: Mit einem Forschungselektrolyseur an einer kommerziellen          bieten eingesetzt werden. «Es erfüllt uns mit Stolz, als Entwick-
Power-to-Gas-Anlage wurde aufgrund neuer Elektrodenbeschich-             lungspartner an diesem Pionierprodukt mitgewirkt zu haben», er-
tungen 20 Prozent mehr Leistungsdichte erreicht als mit dem indus-       klärt Daniel Vincenz, Geschäftsführer Technik von SUNCAR HK.
triellen Anlagenteil.                        Pressedienst/Redaktion                                                          Pressedienst/Redaktion

                                                                                                      Erneuerbare Energien    Nr. 3   Juni 2019   7
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

EIDGENÖSSISCHE WAHLEN 2019:

                  WICHTIGE WAHL
                    RETTUNG DES

                           TEXT: BEAT KOHLER                                 bei den letzten kantonalen Wahlen punkten. Gemäss
                                                                             dem letzten Wahlbarometer der SRG ist eine ähnliche
                  Am 20. Oktober 2019 wählen die Schweizer Wahlberech-       Entwicklung im Herbst möglich. Grüne würden auf Kos-
                  tigten ein neues Parlament. Der 200-köpfige Nationalrat    ten der SVP leicht zulegen. Auch bei den Europawahlen
                  und die 46 Mitglieder des Ständerats werden kantons-       hat sich gezeigt, dass nebst ganz rechten Gruppierungen
                  weise neu bestellt. Das Gerangel um die Positionen hat     vor allem die Grünen auf dem Vormarsch sind. In
                  längst begonnen. Und obwohl die heisse Phase des           Deutschland erreichten sie über 20 Prozent – bei den
                  Wahlkampfs erst noch ansteht, hat sich bereits jetzt ein   Wählerinnen und Wählern unter 30 Jahren waren es so-
                  Thema herausgeschält, mit dem die meisten Parteien –       gar weit über 30 Prozent. Das hat in erster Linie mit dem
                  bisher abgesehen von der Schweizerischen Volkspartei –     erstarkten Bewusstsein für die Klimakrise zu tun, das mit
                  bei den Wählerinnen und Wählern punkten wollen: der        den Klimastreiks der Jugend deutlich zugenommen hat.
                  Kampf gegen die Klimakrise. Das kommt nicht von unge-      Ein zentraler Punkt im Kampf gegen den Klimawandel
                  fähr. Grüne und Grünliberale konnten mit dieser Agenda     ist der Umbau der Energiesysteme weg von fossilen, hin

8   Erneuerbare Energien    Nr. 3   Juni 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

FÜR DIE
KLIMAS
                                                                                 HINSICHTLICH DER EIDGENÖSSISCHEN WAHLEN
                                                                                 POSITIONIEREN SICH DIE PARTEIEN IN BEZUG AUF
                                                                                 IHRE KLIMAPOLITIK UND DAMIT AUCH AUF IHRE
                                                                                 KÜNFTIGE ENERGIEPOLITIK. DA DIE WEITERE
                                                                                 BEHANDLUNG DES CO 2-GESETZES ANSTEHT,
                                                                                 MÜSSEN DIE PARTEIEN POSITION BEZIEHEN. DAS
                                                                                 MACHT DIE WAHLEN IM HERBST ZU KLIMAWAHLEN.
                                                                                 DESHALB HABEN WIR DIE PARTEISPITZEN GEFRAGT,
                                                                                 WIE SIE ES MIT DER ENERGIEWENDE UND DEN
                                                                                 ERNEUERBAREN ENERGIEN HALTEN.
                                                             Foto: Beat Kohler

                                                                                 Abgesehen von der SVP wollen
                                                                                 alle Parteien die neuen
                                                                                 erneuerbaren Energien rasch
                                                                                 ausbauen.

zu erneuerbaren Energien. Deshalb hat diese Zeitschrift                          einen geordneten Atomausstieg gefordert und seither die
den Spitzen der grossen Parteien hinsichtlich der anste-                         Energiewende immer wieder mitgestaltet und selbstver-
henden Wahlen drei grundsätzliche Fragen gestellt: Wie                           ständlich mitgetragen. Wir betrachten den Ausbau der
ihre Partei zur Energiewende und zum weiteren Ausbau                             erneuerbaren Energien gleichermassen als ökologische
der erneuerbaren Energien steht, ob es einen rascheren                           Notwendigkeit und als ökonomische Chance – insbeson-
Umbau der Energiesysteme braucht und wie dieser be-                              dere auch für die KMU in diesem Land», erklärt beispiels-
werkstelligt werden soll, und zu guter Letzt, welche Rolle                       weise Martin Landolt, Präsident der BDP, gegenüber die-
der Staat künftig im Energiemarkt übernehmen soll.                               ser Zeitschrift. Noch klarer liegt der Fall für die Grünen.
                                                                                 «Die Grünen sind die Partei der Energiewende. Atom-
«SONNENKRAFT AN!»                                                                ausstieg und Klimaschutz, erneuerbare Energien und
Viele schreiben sich die bisherigen Erfolge im Kampf für                         Energieeffizienz sind im Kern unseres politischen Pro-
eine Energiewende auf die eigenen Fahnen und wollen                              gramms», sagt die Präsidentin der Grünen, Regula Rytz.
damit punkten. «Die BDP hat als erste bürgerliche Partei                         Mit der Atomausstiegsinitiative, welche einen Ja-Stim-

                                                                                                                       Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019   9
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

                   men-Anteil von rund 46 Prozentgeholt hat, hätten die           einheimischen Wasser-, Solar- und Windstrom zu inves-
                   Grünen erst den Weg für die Energiestrategie 2050 geeb-        tieren und die hiesige Wirtschaft zu stärken, heisst es bei
                   net. «Doch die Umsetzung stockt», moniert Rytz. Aus            der CVP. Bei der SVP hat man bisher die Sorgen ums
                   Sicht der Grünen muss der Ausbau der erneuerbaren              Klima als nichtig dargestellt. «Das Modethema Klima
                   Energien mit Nachdruck vorangetrieben werden. «Kon-            geht wieder vorbei», erklärte beispielsweise Altbundesrat
                   kret soll die Bremse bei der Förderung der Erneuerbaren        Christoph Blocher. «Aus ökologischer Sicht weist der
                   endlich gelöst und die Warteliste bei der Photovoltaik         heutige Strommix gewichtige Vorteile auf: Wasserkraft,
                   abgebaut werden», fordert deren Präsidentin: «Sonnen-          Kernenergie und erneuerbare Energien erzeugen prak-
                   kraft an – Atomkraft aus!» Als Ergänzung sieht sie die         tisch 100 Prozent des Schweizer Stroms», so SVP-Partei-
                   Windenergie und Biogasanlagen. Ihre Forderungen de-            präsident Albert Rösti auf Anfrage. Mit der Stromversor-
                   cken sich mit denjenigen der Sozialdemokraten. «Es             gung werde es in naher Zukunft aber eng, der Schweiz
                   braucht eine massive Beschleunigung des Zubaus erneu-          drohe ein Blackout. Eine Strommangellage sei die derzeit
                   erbarer Energien», erklärt SP-Fraktionschef Roger Nord-        grösste Gefahr für die Schweiz. Für Rösti ist klar: «Es
                   mann, Präsident von Swissolar. Denn es gelte nicht nur         wird nicht gelingen, die Schweizer Kernkraft mit erneu-
                   den Wegfall des Atomstromes auszugleichen, sondern es          erbaren Energien zu ersetzen.» Die SVP befürworte den
                   brauche zusätzlichen Strom für die Dekarbonisierung der        Erhalt und den Ausbau der inländischen Stromproduk-
                   Mobilität und der Gebäude. «Die Produktion mit erneuer-        tion, insbesondere der Wasserkraft. Hingegen bekämpfe
                   baren Energien muss stark ausgebaut werden», fordert           sie die «teure, wirtschaftsschädigende, ideologische und
                   auch der Präsident der GLP, Jürg Grossen: «Wir unter-          einschränkende Energiepolitik» auf Bundes-, Kantons-
                   stützen eine wirksame Energie- und Klimapolitik, das           und Gemeindeebene. Die SVP setzt auf private Forschung
                   gehört zur DNA der glp und war immer einer der Schwer-         und Realisierung von Projekten, um die verschiedenen
                   punkte grünliberaler Politik.» Für die Grünliberalen ist       Technologien weiterzuentwickeln. «Auch ein AKW der
                   die Energie- und Klimapolitik eines von drei Kernthemen        neusten Generation, das den Strom sicher und weiterhin
                   für den Wahlkampf 2019. «Es ist Zeit die Umwelt und das        CO2-frei liefern würde, ist eine Option», so Rösti.
                   Klima zu schützen», lautet ihr Slogan.
                                                                                  SCHULDZUWEISUNGEN
                   FDP BEWEGT (LEICHT), SVP STEHT                                 Für die SVP braucht es also in erster Linie nicht einen
                   Bei den Freisinnigen ist bezüglich der Klimapolitik und        Umbau des Energiesystems, sondern einen Neubau des
                   damit auch bezüglich der Energiewende seit Anfang Jahr         bestehenden Systems. Mit dem altersbedingten Wegfall
                   eine grosse Diskussion im Gang. Die Partei sucht nach          der Schweizer AKW würden rund 25 TWh Bandenergie
                   Positionen, die von ihrer Basis mitgetragen werden. Am         wegfallen, mahnt Rösti. Diese Produktion stelle vor al-
                   22. Juni werden die Delegierten der FDP Beschlüsse zu          lem im Winter einen substanziellen Anteil dar. Um die
                   den Positionen der Partei zu Umwelt- und Klimafragen           Unabhängigkeit vom Ausland zu verbessern, müsse die
                   fällen, die von verschiedenen Medien bereits als alter         inländische Produktion ausgebaut werden. «Dazu braucht
                   Wein in neuen Schläuchen bezeichnet wurden. Die Dis-           es aber Strom, der jederzeit und bei allen Witterungsbe-
                   kussion angestossen hat die Parteipräsidentin Petra            dingungen verfügbar ist», so Rösti. Diese Voraussetzun-
                   Gössi. Für sie ist klar: «Die Energiewende ist mittlerweile    gen könnten neben den fossilen Energieträgern nur die
                   wenig bestritten und muss entsprechend auch vorange-           Wasser- und die Kernkraft erfüllen. «Da gesetzlich die
                   trieben werden.» Niemand fordere ernsthaft neue fossile        bestehenden Kernkraftwerke in der Schweiz nicht ersetzt
                   Kraftwerke. «Die erneuerbaren Energien sollen entspre-         werden dürfen, sind vor allem die Rahmenbedingungen
                   chend ausgebaut werden», sagt sie gegenüber dieser             für die Nutzung von Wasserkraft klar zu verbessern», so
                   Zeitschrift. Sie erklärt auch, wie sie sich das konkret vor-   Rösti. Bei den anderen Erneuerbaren sieht er zu viel Wi-
                   stellt. Als Präsidentin der Liberalen will sie dabei mög-      derstand sowie auch bei der Saisonspeicherung: «Das
                   lichst auf den Markt setzen und gute Rahmenbedingun-           Speichervolumen aller Stauseen reicht nicht aus, um So-
                   gen schaffen nach Ablauf der Anschubfinanzierung über          larstrom für mehrere Monate vom Sommer in den Winter
                   die kostendeckende Einspeisevergütung. «So können die          zu verlagern. Hierzu wäre eine Erhöhung um 30 Prozent
                   erneuerbaren Energien sich auch am Markt beweisen», so         notwendig.» Investitionen in die Wasserkraft würden we-
                   Gössi. Gerhard Pfister, Präsident der CVP, kann der Dis-       gen der unsicheren Lage verzögert oder gar nicht mehr
                   kussion in der FDP nichts abgewinnen. Einen scharfen           getätigt. Die Schuld sieht er bei den neuen erneuerbaren
                   Kurswechsel der FDP-Spitze in der Klimapolitik findet er       Energien, welche «hochsubventioniert» seien. Dies ob-
                   nicht glaubwürdig, wie er gegenüber der Basler Zeitung         wohl von den 2,3 Rappen/KWh Netzzuschlag lediglich
                   erklärte. Für die CVP sei der Klimaschutz aus einer kon-       0,2 Rappen/KWh in die Einmalvergütung für PV-Anla-
                   servativen Warte wichtig, was aber medial nicht wahrge-        gen fliessen. 0,43 Rappen/KWh kommen der Wasserkraft
                   nommen werde. «Wir bieten kein Spektakel, nur weil             zugute, und von den 1,2 Rappen/KWh, die für die kos-
                   gerade Wahlen sind», so Pfister. Die CVP sei nicht erst        tendeckende Einspeisevergütung vorgesehen sind,fliesst
                   seit der Energiestrategie 2050 und dank unserer damali-        ebenfalls ein grosser Teil in die Kleinwasserkraft und
                   gen Bundesrätin Leuthard gut auf Kurs in diesem Thema.         nicht in die Solar- oder Windenergie. Für Rösti sollen
                   Es sei das einzig Richtige, auf einheimische und erneuer-      aber Private in diesem Bereich forschen und investieren
                   bare Energie zu setzen und die Schweiz nicht in Abhän-         «ohne neue Subventionen oder Abgeltungen».
                   gigkeit von Importstrom zu bringen. Es müssten notwen-
                   dige Anreize gesetzt werden, um in nachhaltigen und

10   Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019
SCHWERPUNKT

UMBAU MUSS RASCHER KOMMEN                                    lem die Ausbaugeschwindigkeit bei der Photovoltaik zu
Bei allen anderen Parteien ist klar, dass der Umbau des      erhöhen, weil hier einfach und ohne Widerstand gebaut
Energiesystems rascher vorangetrieben werden muss.           werden kann», ist Nordmann überzeugt. Dazu brauche es
«Der Umbau muss deutlich rascher vor sich gehen, sonst       einerseits mehr Geld für die Einmalvergütung und ande-
erreichen wir die Ziele der Energiestrategie 2050 und des    rerseits wettbewerbliche Ausschreibungen für Grossan-
Klimaschutzabkommens von Paris nicht», macht Jürg            lagen ohne Eigenverbrauch, die auf Scheunendächern
Grossen deutlich. Durch die gesetzliche Erleichterung        und Infrastrukturen gebaut werden können. «Es fehlt
zum Eigenverbrauch von Photovoltaikstrom rentiere es         eine Strategie, wie die Finanzierung von Anlagen zur
zwar, die meisten neuen Gebäude zu Kraftwerken zu ma-        Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen sicher-
chen. Beim Gebäudebestand werde dies teilweise noch          gestellt wird», stellt auch Regula Rytz von den Grünen
durch gesetzliche Hürden erschwert. «Wir arbeiten inten-     fest. Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie
siv daran, diese Hürden abzubauen. Denn jedes Gebäude        2050 laufe Ende 2022 aus, ohne dass die Umsetzung da-
soll ein Kraftwerk werden, jede Fläche, die sich halbwegs    rüber hinaus gewährleistet sei. «Solche Unsicherheiten
eignet, muss für Photovoltaik oder solarthermische An-       sind Gift für die Energiewende», so Rytz. Auch die Grü-
lagen genutzt werden», so Grossen. Strom sollte mög-         nen fordern einen rascheren Ausbau bei der Photovoltaik
lichst dort produziert und auch vermehrt dezentral ge-       mit einem jährlichen Zubau von 800 MW. Dazu müssten
speichert werden, wo er verbraucht wird. «Dies kann im       Fördergelder freigegeben werden, geht Rytz mit Nord-
Übrigen hervorragend mit der aktuell laufenden Umstel-       mann einig. «Zudem muss ein verbindlicher Ausstiegs-
lung auf Elektroautos kombiniert werden. Diese können        plan aus der Atomenergie für mehr Investitionssicherheit
mit Solar- und Wasserstrom betrieben werden, und die         für die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen
Batterien können nach der Nutzung im Fahrzeug noch           sorgen», hält sie fest. Es dürfe nicht mehr sein, dass Un-
während zehn Jahren als Gebäude- oder Quartierspeicher       ternehmen Steine in den Weg gelegt würden, die mit der
eingesetzt werden und damit Solarstrom zwischenspei-         grünen Energiewende lokale Arbeitsplätze und Wohl-
chern und die Stromnetzbelastung reduzieren», wider-         stand schaffen.
spricht Grossen Befürchtungen bezüglich eines grossen
Netzausbaus. Dass seine Ideen funktionieren, hat er an       KAMPF UM DIE ROLLE DES STAATES
seinem Firmengebäude in Frutigen selber vorgemacht.          Während die einen Parteien also den Staat in der Pflicht
Nach den Anpassungen weist dieses noch 18 Prozent            sehen, wenn es um den weiteren Ausbau geht, wollen die
Strom- und 25 Prozent Wärmeverbrauch gegenüber dem           anderen möglichst alles der Strombranche selber über-
Ursprungszustand aus, und der Strom stammt aus erneu-        lassen. Während sich die einen einen Eingriff in den
erbaren Quellen. «Es braucht die richtigen Anreize und       Energiemarkt verbitten, ist er für andere unumgänglich.
den Willen, statt weiter fälschlicherweise stur zu be-       «Staatliche und regulatorische Eingriffe wie die Erhö-
haupten, die Energiewende funktioniere nicht», so Gros­      hung von bestehenden Abgaben und Gebühren wie auch
sen. Diese Meinung teilt BDP-Präsident Martin Landolt:       die Schaffung neuer Steuern im Energiebereich sind auf
«Wir verlangen vor allem dort einen rascheren Umbau,         ein Minimum zu reduzieren», fordert auf der einen Seite
wo auch die Machbarkeiten und die Akzeptanz schon ge-        Albert Rösti, welcher der aktuellen Energiepolitik vor-
geben sind. Konkret zum Beispiel im Gebäudebereich, wo       wirft, sie orientiere sich an «ideologischen und utopi-
gros­ses Potenzial brachliegt und man rasch und lokal        schen Wunschvorstellungen». Weniger staatliche Ein-
handeln könnte.» Bei der CVP will man ein griffiges CO2-     griffe wünscht sich naturgemäss die FDP. So müssten die
Gesetz, um das Pariser Abkommen zu erfüllen. Diese           Verfahren beim Infrastrukturausbau von Stromnetzen
Ziele sollten möglichst im Inland erreicht werden, indem     beschleunigt, Bürokratie abgebaut und die Kompetenzen
die Innovation gefördert, in der Schweiz investiert und      für die verschiedenen Netzebenen klarer definiert wer-
damit auch der Wirtschaftsstandort gestärkt werde. Des-      den, um die Stromversorgungssicherheit über funktio-
halb fordert die CVP den Ausbau von Cleantech.               nierende Netze gewährleisten zu können, erklärt Petra
                                                             Gössi. Denn man dürfe die Augen nicht davor verschlies­
«UNSICHERHEIT IST GIFT FÜR DIE WENDE»                        sen, dass der rasche Ausbau der neuen erneuerbaren
Auch für die FDP ist klar, dass in den nächsten 10 bis 15    Energien die Stromnetze vor grosse Herausforderungen
Jahren die Atomkraftwerke vom Netz gehen und keine           stelle. Sie spricht sich auch gegen Finanzspritzen aus:
Bandenergie mehr liefern können und zumindest ein Teil       «Eine endlose Subventionierung ist definitiv der falsche
dieser wegfallenden Stromproduktion ersetzt werden           Weg», so Gössi, relativiert aber, dass in den Anfangspha-
muss. «Damit dies möglich wird, braucht es noch einen        sen einer neuen Entwicklung der Staat Unterstützung
deutlichen Ausbau», erklärt Petra Gössi. Das Potenzial sei   bieten dürfe, damit sich neue Technologien durchsetzen
da, aber es brauche vor allem bei der Windkraft eine         könnten. Auf der anderen Seite erklärt Roger Nordmann:
deutliche Beschleunigung. «Wir vertrauen aber auf die        «Diese Märkte sind stark dysfunktional.» Die externen
Innovationskraft der Branche und auf neue effizientere       Kosten seien nicht im Preis inbegriffen. Vieles funktio-
Lösungen, damit vor allem auch der Verbrauch reduziert       niere nicht, wie das Mieter-Vermieter-Dilemma bei Sa-
werden kann», so Gössi, die damit den Ausbau der Bran-       nierung von Miethäusern zeige oder die Grosshandels-
che überlassen will. Eingreifen will hingegen SP-Natio-      preise von Strom, die weit unter den Gestehungskosten
nalrat Roger Nordmann: «Die CO2-Abgabe soll erhöht           lägen. «Da muss der Staat sowieso eingreifen», ist Nord-
und das Gebäudeprogramm gestärkt werden.» Zudem              mann überzeugt. Angesichts der strategischen Wichtig-
fordert er mehr Elektromobilität. «Beim Strom ist vor al-    keit der Energie sei diese Branche so oder so staatsnah.

                                                                                                  Erneuerbare Energien   Nr. 3 Juni 2019   11
SCHWERPUNKT

Grünen-Präsidentin Regula Rytz nimmt auf einen aktu-           SCHWEIZ ALS SCHLUSSLICHT
ellen Eingriff in den Energiemarkt Bezug. Für ihre Partei      Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat den Ausbau von Son-
komme die volle Strommarktöffnung nur mit flankieren-          nen- und Windenergie der Schweiz im europäischen Vergleich unter-
den Massnahmen zur Förderung der erneuerbaren Ener-            sucht. Hierzu wurde die jährliche Sonnen- und Windstromproduktion
gieträger infrage. «Nur so wird der Umstieg auf 100 Pro-       pro Kopf in der Schweiz und den 28 Staaten der Europäischen Union
zent erneuerbaren Strom und der Ausstieg aus fossilen          verglichen. Die Analyse zeigt, dass die Schweiz weit abgeschlagen auf
und nuklearen Energiequellen beschleunigt», ist sie            Rang 25 landet. Nur gerade 250 kWh Strom pro Einwohner/in werden
überzeugt. Auch der Schutz der Konsumentinnen und              hierzulande durch die neuen regenerativen Energieträger erzeugt. Im
Konsumenten sowie der Arbeitnehmerinnen und Arbeit-            Vergleich mit den neun umliegenden Ländern landet die Schweiz gar
nehmer müsse gewährleistet sein. «Die aktuelle Vorlage         auf dem letzten Platz. Windpionier Dänemark führt zum wiederholten
des Bundesrats erfüllt diese Bedingungen nicht. Es feh-        Mal das Erneuerbaren-Ranking an. Jährlich produziert Dänemark über
len verbindliche Massnahmen für den Ausbau einheimi-           2500 kWh Photovoltaik- und Windstrom pro Kopf – rund zehnmal
scher erneuerbarer Energien», so Rytz. Unter diesen Be-        mehr als die Schweiz. Während diese Energiequellen knapp die Hälfte
dingungen lehnen die Grünen die volle Strommarktöff-           des Strombedarfs Dänemarks decken, erreichen Wind- und Sonnen-
nung ab.                                                       strom in der Schweiz gerade mal 3,7 Prozent. Auf dem zweiten Platz
                                                               folgt Deutschland, welches in den letzten Jahren bedeutende Fort-
KLARE ZIELE SETZEN                                             schritte erzielt hat. Das vermeintliche Pionierland Schweiz liegt knapp
Grundsätzlich zur Rolle des Staates äussert sich Martin        vor Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Die Projektverant-
Landolt: «Der Staat muss strategische Weichenstellungen        wortliche Tonja Iten kritisiert: «Das ist bedenklich für ein Land, das sich
vornehmen und einen Rahmen vorgeben, innerhalb des-            gerne mit seiner fortschrittlichen Strompolitik und -erzeugung brüstet.»
sen die Unternehmen in diesem Land dann Innovationen           Die Analyse fokussiert bewusst auf die beiden Technologien, welche
vorantreiben und im Wettbewerb ein entsprechendes              das grösste Ausbaupotenzial besitzen. Das vorhandene Potenzial kont-
Angebot schaffen können.» Aus diesem Grund stelle sich         rastiert mit der Deckelpolitik der Schweiz, welche insbesondere die
die BDP auch hinter die Gletscherinitiative. «Sie sorgt für    Photovoltaik trifft. Die Mittel aus dem Netzzuschlag werden gemäss
eine strategischen Zielvorgabe mit genügend Vorlaufzeit.       SES ineffizient verteilt, und viele Projekte bleiben durch die rigorose
Daran können und müssen sich Wirtschaft und Gesell-            Wartelistenpolitik blockiert. Entsprechend lange muss auf eine Einmal-
schaft ausrichten», so Landolt. Zielvorgaben wünscht           vergütung gewartet werden. Auf eine Einspeisevergütung haben neue
sich auch Grossen, nicht nur solche für die ferne Zu-          Projekte gar keine Chance mehr. Am heutigen Strommarkt können sich
kunft, sondern «auch klare Zwischenziele zur Senkung           neue Kraftwerke nicht refinanzieren, sie sind daher auf eine Mindest-
des CO2-Ausstosses beim Verkehr und zum Ausbau der             vergütung und Investitionssicherheit angewiesen. Ein zielführendes
erneuerbaren Energien.» Diese Zwischenziele müssten            Strommarktdesign muss entsprechend eingerichtet werden. «Ein Aus-
laufend kontrolliert und ihre Erreichung mit konkreten         bau der Erneuerbaren, um den wegfallenden Atomstrom sowie die fos-
und griffigen Massnahmen umgesetzt werden. «Wir                silen Energieträger zu ersetzen, ist dringend nötig», kommentiert Tonja
Grünliberalen setzen dabei vorab auf neue Lenkungsab-          Iten die Situation. «Nur so können die Energiewende umgesetzt und die
gaben auf Treibstoffe, Flugtickets und Dreckstrom»,            Klimaziele erreicht werden.»                                        (pd/red)
schlägt Grossen konkret vor. Damit würden Energiever-          Die Produktion von Wind- und Solarstrom pro Person im europäischen Vergleich.
brauch und Flugtickets verteuert und die Erträge gleich-
zeitig an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurücker-
stattet. «Vorbild dazu ist die CO2-Abgabe bei Brennstof-
fen, diese funktioniert ordentlich», so Grossen. Deshalb
würden die Ziele bei den Gebäuden auch recht gut er-
reicht. Durch diese Massnahmen würden indirekt die
einheimischen erneuerbaren Energien gefördert. Dabei
kann Grossen möglicherweise mit der Unterstützung der
CVP rechnen, welche in der Verlängerung des Gebäude-
programms des Bundes eine entscheidende Massnahme
                                                                                                            Grafik: Schweizerische Energie-Stiftung (SES)
sieht. Damit werde die erfolgreiche Steigerung der Ener-
gieeffizienz im Gebäudebereich weitergeführt und der
Mittelstand bei der Sanierung seiner Liegenschaften un-       ziele und Massnahmen verankert werden. Die weitere
terstützt. Die CVP spricht sich in ihren Positionspapieren    Debatte um das CO2-Gesetz wird denn auch die Nagel-
ebenfalls für die Einführung einer Flugticketabgabe aus       probe sein, und die Parteien werden Farbe bekennen
und erwartet von den Fluganbietern Anstrengungen, um          müssen. Bei der FDP hat das erste Scheitern der Vorlage
die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren. Sie          im Nationalrat zumindest schon interne Diskussionen
signalisiert zumindest auch Offenheit für Massnahmen          ausgelöst. Der Wahlausgang wird aber nicht nur bei der
im Verkehr, welche auch die Treibstoffpreise betreffen,       FDP darüber entscheiden, wie sich die Parteien in Zu-
verlangt aber gleichzeitig bei allfälligen Erhöhungen         kunft zur Klimapolitik stellen. Die Stimmbürgerinnen
von Treibstoffpreisen eine Deckelung. «Das ist sozialver-     und Stimmbürger haben es also in der Hand, entspre-
träglich, insbesondere für Menschen in Rand- und Berg-        chende Zeichen zu setzen.
regionen, die nicht so einfach auf den öV ausweichen
können», schreibt die CVP. In der laufenden Revision des
CO2-Gesetzes könnten die vorgeschlagenen Zwischen-

12   Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019
SONNE

SOLARWÄRME
WILL DIE SCHWEIZ IHRE KLIMAZIELE ERREICHEN, GEHÖRT DIE SYSTEMATISCHE NUTZUNG
DER SOLARWÄRME ZWINGEND DAZU, DARIN SIND SICH VIER SCHWEIZER SOLARHERSTELLER
EINIG. ÜBERALL, WO WÄRME MIT ÖL UND GAS ERZEUGT WIRD, KANN MIT SOLARTHERMIE
EIN WESENTLICHER ANTEIL ABGEDECKT WERDEN, WIE SIE MIT IHREN PROJEKTEN ZEIGEN.
DAMIT LASSEN SICH GROSSE CO 2-EINSPARUNGEN ERZIELEN.

SOLARFIRMEN WEHREN SICH
FÜR DIE SOLARTHERMIE
     TEXT: PRESSEDIENST/REDAKTION

Nach einer Boomphase zwischen 2005
und 2012 geriet die Nachfrage nach solar­
thermischen Anlagen ins Stocken. Her­
stellerfirmen sehen unter anderem in der
Atomkatastrophe von Fukushima im Jahr
2011 einen Auslöser dafür. Als Folge da­

                                                                                                                                                         Foto: www.jenni.ch
von wurde europaweit der Ruf nach dem
Ersatz von Atomstrom durch die schon
zuvor geförderte Photovoltaik noch lau­
ter. Die massiv purzelnden Preise für PV­
Module aus Fernost sowie die attraktive      Ein Swiss Solartank von Jenni Energietechnik (Burgdorf) mit 108 000 Litern Volumen auf dem Transport
Förderung durch die kostendeckende Ein­      zu einem Sechsfamilienhaus in Huttwil. Der zehn Meter lange Speicher deckt zu 100 Prozent den
speisevergütung und später durch die Ein­    Wärmebedarf der Bewohner für Brauchwasser und Heizung.
malvergütung brachten den PV­Markt
auch in der Schweiz in Schwung.              Ein­ und Mehrfamilienhäuser problemlos                ■ Regeneration von Erdwärmesonden
                                             zu erreichen. Die Solarhersteller liefern               und Saisonspeicherung
SOLARFIRMEN MACHEN MOBIL                     Systeme, die sich auf hohem Niveau be­                Die Dichte der Erdsonden im Siedlungsge­
In diesem Umfeld geriet die Solarthermie     währen. Lösungen mit Wärmepumpen und                  biet nimmt zu. Gerade bei grossen Über­
ins Hintertreffen. Vier führende Schweizer   Photovoltaik (PV) sind ideale Ergänzungen.            bauungen kommen Erdsondenfelder zum
Solarfirmen – Energie Solaire in Sierre,     Besonders gross ist das Potenzial bei Mehr­           Einsatz. Dies macht es nötig, dass die
Jenni in Burgdorf, Schweizer in Hedingen     familienhäusern, Spitälern und Heimen.                im Winter entnommene Erdwärme im
und Soltop in Elgg (ZH) – wollen diesen

                                                                                                                                                         Foto: www.soltop.ch
Trend brechen: «Es ist höchste Zeit, der
Solarthermie wieder den ihr zustehenden
Platz einzuräumen», erklären sie. Die vier
Pioniere, die im gesamten Solarbereich
tätig sind, möchten die positiven Faktoren
der Solarwärme in Erinnerung rufen. Dazu
gehört etwa, dass die Produktion der Son­
nenkollektoren im Gegensatz zu der von
PV­Modulen zum grossen Teil in der
Schweiz erfolgt. Dadurch bleibe die Wert­
schöpfung im Land. Wichtig seien aber
auch andere Vorzüge der Solarthermie:

■  Fossile Wärmeträger mit C02­freier
   Solarwärme ersetzen
Rund die Hälfte der Schweizer Heizanlagen
werden nach wie vor mit Öl und Gas be­
trieben. Diese Anlagen sollten den Warm­
                                             Auf dem Dach der Wohnsiedlung Werk 1, Uster: Aquapur-Systeme von Soltop (Elgg [ZH]) sind die
wasserbereich zwingend durch Nutzung         Warmwasserlösung für Mehrfamilienhäuser und Anwendungen mit erhöhtem Hygienebedarf wie
der Solarwärme ergänzen. Deckungsgrade       Altersheime oder Spitäler. Die einfache Technik mit Solarthermie ist servicefreundlich und einfach
mit über 50 Prozent Solarwärme sind für      auszulegen.

                                                                                                         Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019   13
SONNE

                                Sommerhalbjahr durch Solarwärme frisch              ■  Optimale Solarnutzung dank modernen             ■ Hoher Entwicklungsstand und best­
                                «aufgeladen» wird.                                     Solarreglern                                      mögliche Wartung
                                                                                    Solarregler schützen vor Überladung der            Die Solarwärmesysteme haben bezüglich
                                ■ Mit Solarthermie lassen sich Fernwär­             Anlage und regulieren die Energieabgabe.           Effizienz, Technik und Materialisierung
                                  mesysteme ideal speisen                           Die Fläche der Sonnenkollektoren wird              einen sehr hohen Entwicklungsstand er­
                                Verwaltungsgebäude, technische Betriebe             auf den Warmwasserverbrauch wie auch               reicht. Eine Lebensdauer der Systeme von
                                usw. mit ihren grossen Dachflächen kön­             auf den Speicher abgestimmt und garan­             weit über 20 Jahren ist Standard. Alle Un­
                                nen für grosse Solarthermieanlagen ge­              tiert so eine optimale Solarnutzung.               ternehmen verfügen über Wartungsabtei­
                                nutzt werden, mit denen das Fernwärme­                                                                 lungen.
                                netz effizient gespiesen wird.
                                                                                                                                       www.swissolar.ch/ueber-solarenergie/
Foto: www.energie-solaire.com

                                                                                                                                       solarwaerme/

                                                                                                                                                                                       Foto: www.ernstschweizer.ch
                                Drei Mehrfamilienhäuser (23 Wohnungen) in Mettmenstetten hat die Firma énergie solarie (Sierre [VS])   Diese thermische Solaranlage mit 316 Sonnen-
                                2016 mit Sonnenkollektoren (an den Dachrändern) und PV-Modulen (in der Mitte) ausgestattet. Zur        kollektoren von Ernst Schweizer AG (Hedingen)
                                Erdsondenregeneration wird Überschusswärme im Sommer ins Erdreich eingebracht. Jedes Haus verfügt      steht in der Wohnüberbauung Hochbord in
                                über 110 m2 unverglaste thermische Kollektoren für den Niedrigtemperaturbereich. Das ist nötig, um     Dübendorf und versorgt 226 Wohnungen mit
                                das Erdreich nicht zur überhitzen.                                                                     Warmwasser.

                                14    Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2019
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