Erneuerbare Energien - SSES.ch
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Erneuerbare 12 SONNE Mit besserem Marketing zu Energien mehr Solarwärme 21 FORSCHUNG Tandemzellen bringen höhere Wirkungsgrade 24 KEV Fragen und Antworten zum aktuellen Stand Nr. 6 Dezember 2015 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar SPEICHERTECHNIK: INNOVATIONEN MACHEN BATTERIEN BEZAHLBAR SEITE 8
PUBLIREPORTAGE Photovoltaik SO OPTIMIEREN SIE DEN EIGENVERBRAUCH DEN EIGENEN SOLARSTROM ZU NUTZEN, IST IN VIELERLEI HINSICHT SINNVOLL. FÜR EINEN OPTIMALEN EIGENVERBRAUCH KOMMEN ENERGIEM ANAGEMENT- UND BATTERIESPEICHER SYSTEME ZUM EINSATZ. Wer eine Photovoltaik-Anlage auf seinem Dach installiert, möchte den dadurch erzeugten Strom wenn möglich auch gleich selber verwenden. Neben dem guten Gefühl, dass der Strom aus der Steckdose von der eigenen Anlage kommt, sprechen auch ratio- nale Gründe dafür, den eigenen Solarstrom zu nutzen und den Eigenverbrauch zu optimieren. Einerseits ist die selber produzierte Energie umweltfreundlicher als die vom Netz bezogene. Andererseits gibt es bedeutende finan- zielle Anreize, die selber produzierte Energie auch selbst zu ver- brauchen. Denn die Kosten für den Strom, der aus dem Netz bezogen wird, sind rund drei Mal so hoch wie die Vergütung für den ins Netz eingespeisten Strom. Angebot und Beratung In unserem Sortiment finden Sie Energiemanagement-Lösungen, die Ihnen eine deutliche Steigerung des Eigenverbrauchs er- möglichen, Ihnen dadurch Kosten sparen und die Amortisa- tionszeit Ihrer Anlage verkürzt. Ein weiterer, interessanter Weg, den Eigenverbrauch zu optimieren, sind Batteriespeicher-Systeme. Sie nehmen die überschüssige Energie auf, die sonst ins Netz eingespeist würde und versorgen den Haushalt mit Energie, wenn zu wenig produziert wird. Bei der Nachrüstung Ihrer Photovoltaik-Anlage mit einem Energie- management- oder einem Batteriespeicher-System stehen Ihnen unsere Spezialisten vom Team Erneuerbare Energien gerne zur Verfügung. Unser aktuelles Sortiment finden Sie in unserer Mobile App und in unserem Webshop. v. l. n. r. Roman Christen (Product Manager), Daniel Fenner (Technischer Sachbearbeiter), Marcel Helbling (Teamleiter), Ivan Fust (Kundenberater im Aussendienst), Jean-Luc Zimmermann (Technischer Sachbearbeiter) Team Erneuerbare Energien: Ihre erste Anlaufstelle für Photovoltaik Unsere Fachspezialisten aus dem Team Erneuerbare Energien stehen Ihnen vom Projektstart bis zur Inbetriebnahme umfassend zur Seite. Unsere Dienstleistungen ■■ Planung und Auslegung von Photovoltaik-Anlagen ■■ Technischer Support bei Projekten und Produkten ■■ Unterstützung vor Ort ■■ Verkaufshilfen für Ihre Kundengespräche ■■ Schulungen und Zertifizierungs-Kurse E-Mail: photovoltaik@w-f.ch Tel. 044 839 59 59. Winterhalter + Fenner AG 8304 Wallisellen Tel. 044 839 58 11 www.w-f.ch 2 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
EDITORIAL INHALT LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE Aktuell 4 DER ERNEUERBAREN ENERGIEN Schwerpunkt Speichertechnik: Batterien werden Ich habe gerade ein Buch von Stefan Zweig* über bezahlbar durch Innovationen8 eine heikle Episode der Reformation gelesen. Was hat das mit dem Thema Energie zu tun?, fragen Sie sich. Sonne Also zunächst ist es der historische Moment: Die Re- formation ist auch heute noch spürbar. Die Energie- Solarwärme: mit besserem Marketing wende – sofern sie dann wirklich vonstattengeht – zum Erfolg12 wird Einfluss auf die kommenden Jahrhunderte ha- ben. Zudem bedeuten beide Ereignisse das Ende einer Politik und Wirtschaft starken Zentralisierung und mehr Handlungsfreiheit für Individuen: Im Falle der Reformation ging es um Klimagipfel: Verhandlungen zum neuen Jean-Luc Renck die geistige Freiheit, bei der Energierevolution geht es Vizepräsident internationalen Klimavertrag in Paris15 um eher materielle Freiheiten, was die Wahl effizien- ter Geräte, lokaler und erneuerbarer Energien angeht. Weiterbildung: neuer Studiengang Der Wind der Befreiung hatte sich damals schnell er- Energiesysteme16 schöpft. Im Namen einer einzigen Wahrheit began- nen jene, kaum hatten sie sich von Rom emanzipiert, Forschung angebliche Ketzer zu jagen. Nach Fukushima begann die Suche nach der einzig richtigen Energiequelle. E-Mobilität: Ostschweizer Pionier baut Dies obwohl sich alle erneuerbaren Energiequellen eine induktive Ladestation18 mit ihren unterschiedlichen Vor- und Nachteilen gut Tandemzelle: Künftig könnten Wirkungs- ergänzen. Doch heute wie gestern ist die Unfähigkeit, grade von bis zu 30% Realität werden21 das Sowohl-als-Auch, die Vielfalt und die Komple- mentarität zu erkennen, eine Folge von Egoismus und Erneuerbare Energien Intoleranz, sterilen Debatten und dem Verblassen der ursprünglichen Idee bzw. des angestrebten Ideals. KEV: Streit um die Förderung von Unsere Gesellschaft läuft Gefahr, das Ziel der Energie- Kleinstwasserkraftwerken22 wende aus den Augen zu verlieren: die Risiken Klima- wandel und Nukleartechnologie zu reduzieren. Um KEV: Fragen und Antworten24 die Wahrheit zu sagen: Wir konnten zwar das Ziel bis jetzt als gemeinsames Ideal verankern, aber tun wir Standpunkt auch genug, um jeder einzelnen Person zu zeigen, dass sie auf ihre Art und in unterschiedlichem Mass Energiewende: Keine Kohle-Renaissance in Akteurin ist? Bemühen wir uns wirklich, die anderen Deutschland25 Akteure zu verstehen, die Politiker, die Verwaltungs- angestellten, die Unternehmer, die Wissenschaftler, Flash 26 die Bevölkerung? Was sie tun, was sie nicht tun kön- nen etc. und warum? Energidiot Seite 40 Jahren verteidigt die SSES ein Ideal. Wir dür- Cartoon fen jetzt nicht aufgeben! Wir setzen alles daran, dass sich das Gefühl, Akteur eines historischen Moments Agenda 28 zu sein, immer weiter ausbreitet. Tun wir es mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln und fördern die Verbreitung von Information, Verständnis, Austausch, Branchenverzeichnis 29 Wettbewerbsgeist und Aktionen … Jean-Luc Renck Impressum 31 *Stefan Zweig, Ein Gewissen gegen die Gewalt, 1936 Liebe Mitglieder Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die ak- tuelle Ausgabe. Benutzername: ee/er_abo Passwort: g!4A3-9m Titelbild: Manz AG Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 3
AKTUELL PELLETPREISE NEUES Dezember 2014 bis Dezember 2015 WINDKONZEPT Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) Das gewachsene Interesse an Windenergie verlangt neue Ansätze für die Planung von Windenergieanlagen. Das Konzept Wind- energie legt hierfür die Rahmenbedingun- gen des Bundes fest. Es soll wie die kanto- nalen und kommunalen Planungen dazu beitragen, dass im Rahmen der Energiestra- Grafik: www.pelletpreis.ch tegie 2050 mehr Energie aus Windenergie- anlagen erzeugt wird. Das Konzept Wind- energie dient auch als Entscheid- und Pla- nungshilfe für Planungsträger und Projekt- entwickler. Es soll die seit 2010 bestehende «Empfehlung zur Planung von Windener- Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten gieanlagen» ersetzen. Bis zum 29. Januar zusammensetzt. 2016 ist der Entwurf des Konzepts des © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) in der Anhörung. www.are.admin.ch DREI SCHWEIZER MIT EUROPÄISCHEM SOLARPREIS 2015 AUSGEZEICHNET Am 23. November 2015 wurden in Prag die Europäischen Solarpreise für herausragendes SONVILIER FÜR Engagement im Bereich Erneuerbare Energien vergeben. Trotz 52 starken Konkurrenzpro- MEHR WIND jekten aus verschiedenen EU-Ländern zählen gleich drei Schweizer zu den Gewinnern. Der optisch moderne «Monolith» der Firma Cavigelli Ingenieure AG in Ilanz produziert 238% Anlässlich einer Konsultativabstimmung der benötigten Energie. Die im Flachdach nach Ostwest ausgerichtete PV-Anlage erzeugt haben die Einwohnerinnen und Einwohner knapp 30 000 kWh/a. Die Lärchenlamellen ermöglichen im Winter die passive Solarnut- von Sonvilier am 1. November zugestimmt, zung und schützen im Sommer vor Überhitzung. Dank guter Dämmung, einer Erdsonden- dass ein Windparkprojekt auf ihrem Ge- Wärmepumpe, Komfortlüftungsanlage, A++-Haushaltsgeräten und LED-Lampen benötigt meindegebiet weiterverfolgt werden soll. der Verwaltungsneubau mit 24 Mitarbeitenden bloss 12 600 kWh/a. Das Vierfamilienhaus Das Projekt, das Teil des Windparks Quatre Hardegger aus den 1950er-Jahren konsumierte vor der Sanierung 66 800 kWh/a. Dank Bornes ist, wurde mit 295 Jastimmen ge- Wärmedämmung, energieeffizienten Haushaltsgeräten und LED-Lampen sank der Ge genüber 100 Neinstimmen angenommen, samtenergiebedarf um 72% auf 18 800 kWh/a. Die 31,3 kW starke PV-Anlage erzeugt sprich mit einer Mehrheit von 74%. (MM) 24 500 kWh/a, 41% davon nordseitig. Der 16-Tonnen-Solarbagger mit Elektroantrieb der Bauunternehmung Affentranger in Altbüron (LU) entstand in Zusammenarbeit mit der Hochschule NTB in Buchs (Seite 16) und dem Baumaschinenhersteller Huppenkothen. Der Suncar-Elektrobagger ist geräuscharm, emittiert keine Schadstoffe und verfügt mit 75 bis EKZ MISST WIND 167 kW über eine erheblich höhere Leistung als vergleichbare Dieselbagger mit knapp IN THUNDORF 70 kW. Im Vergleich zu einem Dieselbagger emittiert der Solarbagger jährlich 40 t CO2 we- niger und spart pro Jahr CHF 21 000.– an Treibstoffkosten. Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) prüfen im Thurgauer Thundorf, ob sich der Standort für einen Windpark eig- net. Um Anhaltspunkte für die Wirtschaft- lichkeit zu erhalten, stellen sie im Novem- ber einen Windmessmast auf. Dieser wird das lokale Windaufkommen während eines Jahres detailliert messen und Anhalts- punkte für die Wirtschaftlichkeit eines möglichen Windparks geben. Aufgrund der Windpotenzialstudie des Kantons Thurgau gehen die EKZ von maximal sieben Wind- turbinen aus. Diese könnten jährlich rund 25 Millionen Kilowattstunden Strom pro- Bild: Solaragentur duzieren, was dem Bedarf von etwa 6000 Vierpersonenhaushalten entspricht. Die In- betriebnahme kann frühestens 2021 erfol- gen. (MM) 4 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
AKTUELL WIRD ZÜRICH ZUM ÄSTHETISCHE WINDENERGIE SOLARKANTON? Der Zürcher Kantonsrat will, dass auf allen geeigneten kantonalen Gebäuden Solaranlagen erstellt werden. Zu diesem Zweck überwies er dem Regierungsrat Anfang November den Auftrag, einen Aus- bauplan für Solaranlagen für alle geeigneten kantonalen Liegen- schaften zu erstellen. Der Kantonsrat verlangt zudem, dass Solar anlagen, die rentabel betrieben werden könnten, sofort installiert Bild: Samuel Devantery/RhônEole werden. Der Kanton Zürich nimmt damit seine Vorbildrolle wahr und geht einen grossen Schritt in Richtung erneuerbare Energien. PV INTERNATIONAL: ÜBER 1% STROM VON DER SONNE! Die erste Walliser Windenergieanlage Cime de l’Est in Collonges Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihren «Trends Report» wurde vor zehn Jahren errichtet. Seither hat sie fast 50 Millionen zur globalen Entwicklung der Photovoltaik 2014 publiziert. Im ver- Kilowattstunden Strom geliefert. RhônEole hat zu ihren Ehren unter gangenen Jahr konnte erneut ein rekordhohes Wachstum verzeich- anderem einen Fotowettbewerb organisiert. Prämiert wurden die net werden. Ende des Jahres kam erstmals über 1% des weltweit schönsten Aufnahmen. Im Bild der 1. Preis. Die Wettbewerbsfotos verbrauchten Stroms von der Sonne. sind noch bis zum 8. Januar in der Galerie der Migros-Klubschule in Martigny ausgestellt. (Red.) SOLARMARKT-TRENDS: ENTSCHEIDENDE ZEIT FÜR KLIMASCHUTZ UND ENERGIESTRATEGIE Die für die in Paris laufende Weltklimakon- kann die breite Markteinführung von Spei- ferenz COP21 eingereichten nationalen chersystemen entscheidend verzögert und Selbstverpflichtungen zu Klimaschutzmass- eine erfolgreiche Energiewende gefährdet nahmen legen jeweils ehrgeizige Ziele für werden. 2030 fest. Die Zielvorgaben der Länder lau- Sunpower hat an seinem Analystentag vom fen darauf hinaus, dass innerhalb der kom- 12. November gute Q3-Zahlen und auch menden 15 Jahre Strom aus erneuerbarer sehr positive Aussichten für 2016 präsen- Energie mit etwa 36% des Strommixes die tiert. Umsatz und Gewinn sollen deutlich dominante Produktionsquelle wird. steigen. Gleichzeitig werden neue Hoch- Dr. Matthias Fawer Balazs Magyar Für das laufende Jahr erhöht die Nationale leistungsmodule mit 354 W und einem Energiebehörde in China ihr Ausbauziel Wirkungsgrad von über 22% entwickelt nochmals um 30%. Insgesamt 14 Provin- und hergestellt. Insgesamt sollen die Pro- der Solarenergie ins Stocken geraten. Aus zen wurden angewiesen, weitere 5,3 GW duktionskapazitäten bis 2019 auf 4 GW serdem werden leider keine bürokratischen an Solarstromkapazität bauen zu lassen. pro Jahr erweitert werden. Auch First Solar und kostentreibenden Hürden abgebaut. Damit steigt das Zubauziel 2015 auf und Canadian Solar haben deutlich bessere Der nationale Kongress der AEE Suisse zu 23,1 GW und China ist klar der am stärks- Zahlen als erwartet vorgelegt. Einzig Sun erneuerbaren Energien und Energieeffi ten wachsende PV-Markt. In den anderen Edison enttäuschte mit schlechten Zahlen. zienz vom 13. November diskutierte die Provinzen hält gemäss lokalen Medien der Die komplexen Finanzierungen und Struk- Energiewende und die Erfolgsaussichten Netzausbau an vielen Orten nicht mehr turen seiner YieldCos und die damit ver- der Energiestrategie 2050 im neu gewähl- Schritt mit dem enormen Zubau. Bis 2020 bundenen Risiken sind immer schwieriger ten Parlament. Vieles hänge nun von ei- sollen die Vergütungssätze moderat um zu durchschauen und werden deshalb von nem konstruktiven Differenzbereinigungs- insgesamt 20% gesenkt werden. Investoren momentan gemieden. verfahren zwischen den beiden Kammern Nach nicht einmal drei Jahren soll die För- Die Schweizer Solarwirtschaft hat Anfang ab. Entscheidend sei aber auch, dass die derung für Solarspeicher in Deutschland ab November mit Sorge die neuerliche Absen- Befürworter aller Umweltverbände und al- Dezember 2015 wieder gestoppt werden. kung der KEV-Vergütungen für PV-Anla- ler erneuerbaren Technologien Einigkeit Energieminister Sigmar Gabriel hat dies in gen ab 1. April und 1. Oktober 2016 durch zeigen. Wenn noch ein grosser Wirtschafts- einem Brief an die Wirtschaftskommission das Bundesamt für Energie zur Kenntnis verband für die Energiewende gewonnen des Bundestages geäussert. Offenbar sind genommen. Die Reduktion um insgesamt 7 werden könnte, wäre das extrem hilfreich. für ihn die Grundlagen für den Ausbau der bis 14% lässt sich auf keinen Fall mit ent- Speicherkapazitäten bereits gelegt. Seitens sprechenden Senkungen bei den Material- der Solarwirtschaft ist man über das frühe kosten begründen. Damit wird die Branche Dr. Matthias Fawer und Balazs Magyar, Ende des Programms enttäuscht. Dadurch stark unter Druck und der weitere Ausbau Nachhaltigkeitsresearch, Vescore AG Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2) ANOMALIE (W/m 2) Oktober 2015 Oktober 2015 Grafiken: MeteoSchweiz MEGASOL HAT NEUEN 100% ERNEUERBAR – CLEANTECH-PARK ERÖFFNET REALISIERBAR Das Industrieareal in Deitingen (SO), auf dem der Elektrotechnik- und Automatisierungs Ademe, die französische Begleitagentur für konzern ABB bis zum vergangenen Jahr Turbolader hergestellt hat, ist wieder belebt wor den energetischen und ökologischen Umbau, den. Der Schweizer Solarmodulbauer Megasol Energie AG hat das 20 000 Quadratmeter hat Ende Oktober den Schlussbericht grosse Grundstück mit seinen sechs Fertigungshallen und dem vierstöckigen Bürogebäude «Strommix – 100% erneuerbar?» publiziert, übernommen. Megasol konnte damit seine bisherigen Standorte Wangen an der Aare, Lan der schon im Vorfeld reichlich für Wirbel ge genthal, Wiedlisbach und Zuchwil zusammenfassen. sorgt hatte. «Es sind verschiedene Sorten Markus Gisler, der Gründer und Chef von Megasol, will auf dem Gelände auch ein Grün Strommix denkbar, die die Nachfrage rund derzentrum einrichten. Zu diesem Zweck wurde die Cleantech Businesspark AG gegründet. um die Uhr und 365 Tage im Jahr befriedi Diese soll weitere Unternehmen nach Deitingen ziehen. «Mit dem Cleantech Businesspark gen; sei es mit einem Anteil von 80 oder wollen wir die bestmöglichen Bedingungen für Start-ups und Wachstumsunternehmen bie 100% erneuerbaren Energien», so die ten», erklärt Gisler in einer Mitteilung. Der Businesspark biete attraktive Mieten und die Schlussfolgerung der Autoren. Doch sei dies Möglichkeit zur Vernetzung. Er solle zu einem Innovationspark für angewandte Zukunfts «eine wissenschaftliche Trendstudie und kein technologien werden. Dabei gehe es um gebäudeintegrierte Energieerzeugung, intelligente politisches Szenario». «Indem wir uns einen Netze, Speichersysteme und nachhaltige Mobilität. Das Gelände selbst solle zu einem So 100% erneuerbaren Strommix vorstellen, er larkraftwerk ausgebaut werden. möglichen wir, dass ein bisher für die Mehr Megasol will auf dem Industrieareal in den nächsten fünf Jahren direkt und indirekt heit der Beteiligten unvorstellbares Szenario, 200 Arbeitsplätze schaffen. Die Gemeinde Deitingen und die regionale Wirtschaftsförde ein technisch mögliches Szenario wird.» rung Innostep sind erfreut über die Ansiedlung. Diese biete für die ganze Wirtschaftsregion In der Studie werden 14 verschiedene Vari Solothurn eine grosse Chance. (Red.,MM) anten von Zusammensetzungen des Strom mixes dargestellt. Der Anteil der erneuer baren Energien liegt zwischen 40%, 80%, 95% und 100%, entsprechend gesellschaft lichen Kriterien wie Energiekosten, Finanzie rungsmöglichkeiten und Versorgungssicher heit. Beim 100%-Szenario wird davon aus gegangen, dass die Windenergie 63% des Strombedarfs liefert, die Solarenergie 17%, die Wasserkraft 13% sowie Geothermie und thermische erneuerbare Energie 7%. Inter essant ist, dass bei diesem Szenario die Elek trizität kaum mehr kostet als beim 40%-Sze nario (das der offiziellen Politik entspricht bis 2030). Eine MW-Stunde im 100%-Szenario kostet den Verbraucher 119 €, im 40%-Sze nario 117 €. «Nichtsdestotrotz müssen die Kosten der Technologien weiter fallen»; und die Ademe mahnt: «Die gesellschaftliche Ak Bild: Megasol zeptanz ist entscheidend.» (MM, ih) 6 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
AKTUELL D: SPEICHERFÖRDERUNG EINE INNOVATIVE ANTWORT VOR DEM AUS AUF DIE SPEICHERFRAGE Das deutsche Wirtschaftsministerium hat beschlossen, die Förde rung für Batteriespeicher bei kleinen Photovoltaikanlagen zu been den. Das Ministerium kam gemäss einem Bericht des deutschen pv magazins zu dem Schluss, dass alle mit dem Programm verbun denen Ziele erreicht wurden. «Ziel des Programms war es, die Marktentwicklung von stationären Batteriespeichersystemen anzu schieben, ihre Technologieentwicklung zu beschleunigen sowie die Kosten zu senken, um die PV-Batteriespeicher für Verbraucher inte ressanter zu machen. Diese Zielerreichung wurde festgestellt und Bild: Alain Herzog, EPFL die Ziele des Programms damit erreicht. Auch der Anfang Juli veröf fentlichte erste Monitoringbericht bestätigt, dass diese Ziele erreicht wurden», erklärte eine Sprecherin des Ministeriums laut dem pv magazin. Die Preise für Bleibatterien seien innerhalb eines Jahres um 11 Prozent und für Lithium-Ionen-Batterien um 18 Prozent ge fallen. Die beobachtete Preisentwicklung folge einer typischen Die Forschungsstelle für elektrische Verteilnetze an der ETH Lau Lernkurve, das bedeute bei einer Verdopplung des Produktionsvo sanne (EPFL) hat ein Verfahren zur Steuerung und Speicherung von lumens fielen die Preise um 10 bis 20 Prozent. (Red.) Energie entwickelt. Es wurde Ende Oktober auf der Website der Hochschule lanciert. Dank einer grosszügigen Mitfinanzierung des D: Solarthermie 80% Heizenergie nach Sanierung Kantons Waadt besteht das System aus einer grosszügig dimensio Seit dem 1. April 2015 gibt es in Deutschland eine deutlich höhere nierten Batterie für die Industrie, welche die Waadtländer Firma Le Förderung für ökologische Heizungen. Auf die Nachfrage nach So clanché entwickelt hat, die in den Solarpark des Energieversorgers larwärmeanlagen haben die verbesserten Fördersätze im Marktan Romande Energie und EPFL integriert ist. Dies ermöglicht Tests des reizprogramm (MAP) einen spürbaren Effekt. Das zeigen die An von Solaranlagen gespeisten Netzes unter realen Grössenordnun tragszahlen des deutschen Bundesamtes für Wirtschaft und Aus gen. Wissenschaftler werden in den kommenden Monaten die Ge fuhrkontrolle (BAFA), das die Förderanträge bearbeitet. Seit Juni legenheit haben, neue Lösungen und industrielle Dimensionen zu sind die Anträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum jeden Monat testen. Dies im Hinblick auf eine optimale Ausnützung der erneuer gestiegen. Franz Jülg, Obstbauer im badischen Landkreis Ortenau, baren Energien, vor allem der Photovoltaik, und ihrer Integration ins hat sich schon vorher entschieden, dass er auf Solarwärme umstei elektrische Verteilnetz. (MM) gen will – und zwar konsequent. Bei dem Umbau seines Wohnhau ses war es sein Ziel, künftig so viel Heizenergie wie möglich solar zu erzeugen. Deshalb hat er im vergangenen Jahr eine 72 Quadratme ter grosse Solarwärmeanlage auf seinem neuen, optimal ausgerich SPEICHER AUS GEBRAUCHTEN teten Dach installieren lassen. (MM) AUTOBATTERIEN D: Exportierter Strom teurer als Importe Mit gebrauchten Fahrzeugbatterien will eine Schweizer Firma Auf energy-charts.de haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Insti einen 13-Megawatt-Grossspeicher bauen. An dem Projekt sind tuts für Solare Energiesysteme (ISE) Daten zum deutschen Aussen unter anderem auch Daimler und Getec Energie beteiligt. Ein Auf handel von Strom grafisch aufbereitet. Es zeigt sich, dass Deutsch bruch in eine neue Dimension, die die Elektromobilität und den land durch den Export von Strom jedes Jahr Einnahmen in Milliar Stromsektor revolutionieren könnte? Der Spatenstich für den wohl denhöhe erzielt. So waren 2014 Einnahmen von rund 1,7 Mrd. Euro grössten Second-Use-Batteriespeicher in Lünen ist in diesem zu verzeichnen. Auch 2015 wird wieder mit Einnahmen zwischen Herbst jedenfalls erfolgt. Das Schweizer Unternehmen The Mobi 1,5 und 2 Mrd. Euro gerechnet. Weiter zeigen die Analysen der lity House AG (TMH) hat 650 gebrauchte Fahrzeugbatterien ge Wissenschaftler, dass der ins Ausland exportierte Strom im Durch sammelt, um daraus eine moderne Lade- und Speicherstation zu schnitt höhere Marktpreise erzielt als der nach Deutschland impor errichten. In der Endstufe soll das Projekt 13 Megawatt haben und tierte. Die These, Deutschland würde überschüssigen Strom ins damit der grösste Second-Use-Energiespeicher der Welt sein, wie Ausland verschenken, lässt sich nicht bestätigen. (MM) TMH mitteilte. Das Schweizer Unternehmen hat dazu laut eigenen Angaben eine Hero-Areal in Lenzburg weicht 2000-Watt-Quartier Technologie entwickelt, welche die Integration der Fahrzeugbatte Mehr als 500 Wohnungen und Flächen für 800 Arbeitsplätze: In Lenz rien in das Stromnetz ermöglicht. In Lünen sollen die Batterien als burg wird auf dem ehemaligen Hero-Areal beim Bahnhof ein neuer stationärer Speicher dienen; in anderen Projekten werden sie ag Stadtteil gebaut. Bis 2018 soll ein nachhaltiges Vorzeige quartier gregierte Schwarmspeicher fahrender Elektroautos sein. TMH nach den Zielen der setzt dabei auf gesteuertes und bidirektionales Laden. The Mobi 2000-Watt-Gesell lity House wurde 2009 gegründet und betreut von den Standorten schaft entstehen. München, Zürich und San Francisco aus alle führenden Automo Auch eine so ziale bilhersteller in über 20 Ländern weltweit. (MM) Durchmischung wird angestrebt. (MM) Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 7
SPEICHERTECHNIK BATTERIEN WERDEN BEZAHLBAR TEXT: SASCHA RENTZING neue Fabrik lag in der Luft, hatten sich die deutschen Autohersteller Audi, BMW, Daimler und Volkswagen zu- Der Automobilzulieferer Bosch will offensichtlich gross letzt doch sehr ernsthaft mit der Elektrifizierung ihrer ins Geschäft mit Batteriespeichern einsteigen. Im Sep- Fahrzeugflotten befasst. Ausserdem sind BMW und tember übernahm der Stuttgarter Konzern das kaliforni- Daimler inzwischen auch in das Geschäft mit stationä- sche Start-up Seeo, dessen spezielle Lithium-Ionen-Bat- ren Speichern eingestiegen, um auf dem wachs tums terien als besonders leistungsstark gelten. Ihre Anode, trächtigen Feld der erneuerbaren Energien Fuss zu der Minuspol, besteht aus reinem Lithium statt aus her- fassen. Daimler bestückt seit diesem Sommer Energie- kömmlichem Grafit. Dadurch soll ihre Energiedichte und speicher für den privaten und gewerblichen Einsatz mit somit die Reichweite von Elektroautos bei halbem Ge- Lithium-Ionen-Akkus seiner Tochter Deutsche Accumo- wicht deutlich steigen. «Die Festkörperzelle könnte eine tive. Die gleiche Technik setzt der Konzern auch in sei- entscheidende Durchbruchstechnologie sein», sagt nen Elektrofahrzeugen ein. Ähnliche Pläne verfolgt der Bosch-Chef Volkmar Denner. Der Konzern erwägt des- US-Elektroautohersteller Tesla, der seinen neuen Solar- halb, die Seeo-Technik in einer neuen Batteriefertigung speicher Powerwall mit Batterien aus einer eigenen Mas- in grossen Mengen herzustellen. Eine Entscheidung da senfertigung in Nevada ausrüsten will, die derzeit ge- rüber soll voraussichtlich in den kommenden zwei Jah- baut wird. ren fallen, heisst es. Das starke Interesse der Autokonzerne an den Batterie- Bosch wäre das erste Unternehmen, das nach dem Rück- speichern lässt auf deutliche Kostensenkungen bei der zug der deutschen Industrie aus der Batterieproduktion Technik hoffen. Das würde gleich zwei Branchen helfen, den Wiedereinstieg in die Akkufertigung wagt. Eine denn nicht nur als Antrieb für Elektromobile, sondern 8 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
SCHWERPUNKT DER BEDARF AN LITHIUM-IONEN-AKKUS FÜR ELEKTROAUTOS UND ENERGIESPEICHER STEIGT. DAS LENKT DEN FOKUS VON INDUSTRIE UND FORSCHUNG AUF DIE TECHNIK UND LÄSST ERWARTEN, DASS DIE KOSTEN DEUTLICH FALLEN. Foto: www.kit.edus Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie suchen nach Wegen, die Energiedichte und die Langlebigkeit von Lithium-Ionen-Batterien weiter zu steigern und somit die Kosten zu senken. auch als Netzstabilisatoren, die die fluktuierende Ein- EFFIZIENTERE BATTERIEZELLEN speisung von Solar- und Windenergie glätten, sind Ak- Bisher sind Kellerspeicher aufgrund ihrer hohen Kosten kus immer gefragter. So zeigt die für das Schweizer aber nur eine Randerscheinung. Die gespeicherte Kilo- Bundesamt für Energie (BFE) angefertigte Studie «Ener- wattstunde Solarstrom kostet derzeit rund 0,30 Euro und giespeicher in der Schweiz; Bedarf, Wirtschaftlichkeit ist damit noch teurer als Haushaltsstrom aus der Steck- und Rahmenbedingungen im Kontext der Energiestrate- dose, der zum Beispiel in Deutschland momentan bei gie 2050», dass an einer Kombination von Photovoltaik durchschnittlich 29 Cent brutto rangiert. Doch Olaf oder Windkraft mit Batteriespeichern langfristig kein Wollersheim, Leiter des Projekts Competence E am Karls- Weg mehr vorbeiführt. Bisher sorgen Pumpspeicher- ruher Institut für Technologie (KIT), geht davon aus, dass kraftwerke für die Balance im Netz, doch bei steigenden mit dem Einstieg der Autokonzerne ins Geschäft mit sta- Ökostrommengen wird ihre Kapazität künftig nicht tionären Speichern auch die Kosten der Systeme sinken mehr ausreichen. Ausserdem wollen sich immer mehr werden. «Derzeit werden noch kleine Stückzahlen in viel private Hausbesitzer und Gewerbetreibende von steigen- manueller Arbeit hergestellt. Das dürfte sich ändern: Mit den Strompreisen abkoppeln. Batteriespeicher können den Erfahrungen aus der Autoproduktion lassen sich die dabei helfen, indem sie einen effektiven Eigenverbrauch Speichersysteme stärker automatisiert und mit intelli- von Solarstrom ermöglichen. Die Akkus nehmen die genten Integrationskonzepten herstellen.» Auch die tagsüber auf dem Hausdach gewonnene Sonnenenergie Schlüsseltechnik der Systeme, die Batterien, werden auf und geben sie bei Bedarf abends oder am kommen- günstiger. Aktuell liegen die Fertigungskosten von Li- den Morgen wieder ab – so muss kaum noch Strom aus thium-Ionen-Batterien laut Wollersheim bei durch- dem Netz gekauft werden. schnittlich 300 bis 400 US-Dollar pro Kilowattstunde. Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 9
Bild: Manz AG Linienbau: Die Nachfrage nach Batterien für Elektrofahrzeuge und als Ökostromspei- cher steigt. Vor allem chinesische Hersteller erweitern daher ihre Produktionskapazität. das zu erreichen, muss die neue Zelle nach seiner Mut massung an vielen Stellen optimiert worden sein, etwa Dank Grössenkostenvorteilen durch steigende Produk durch dünnere Metallfolien und Separatoren oder stärker tionsmengen und produktionstechnischen Verbesserun- verdichtete Elektroden. gen könnten die Kosten in den kommenden Jahren auf 200 US-Dollar sinken. INNOVATIONEN AUS DER SCHWEIZ Eine Batterie besteht aus mehreren elektrisch mitein Innovationen kommen bei den Batterien aber nicht nur ander verschalteten Zellen. Vorreiter bei den Lithium- aus Asien, sondern auch aus Europa. Leclanché, Anbieter Ionen-Zellen sind derzeit die asiatischen Elektrokon- kompletter Speichersysteme für den Energie- sowie für zerne. Samsung aus Südkorea ersetzt demnächst seine den Transportbereich mit Hauptsitz in Yverdon-les-Bains Batteriezellen mit 60 Amperestunden durch Zellen mit bei Lausanne, produziert im süddeutschen Willstätt 93 Amperestunden, was als grosser Entwicklungsschritt gleich zwei Batterietechniken: auf Basis von Lithium- gilt. Die Amperestunde ist die Einheit der elektrischen Titanat und neuerdings von Lithium-Grafit. Während Ladung – je mehr Amperestunden eine Zelle erreicht, sich die zuerst genannte vor allem durch ihre hohe Zyk- desto mehr Energie kann sie speichern. Wollersheim lenfestigkeit und Langlebigkeit auszeichne, könne die schätzt, dass Samsungs Zellenherstellungskosten pro Ki- Grafitvariante dank ihrer hohen Energiedichte doppelt so lowattstunde durch die 50-prozentige Steigerung der viel Energie speichern wie Lithium-Titanat-Batterien, Nennkapazität nochmals deutlich sinken werden. Um heisst es bei Leclanché. Damit könnten Elektrofahrzeuge wie Elektrobusse besonders lange Strecken zurücklegen. Künftig sollen die Stärken beider Techniken in gemisch- ten Systemen miteinander kombiniert werden und so die Gesamtbetriebskosten der Leclanché-Speicher weiter re- duzieren. INNOVATIVE MASCHINENBAUER Auch Batterieexperten im deutschen Maschinenbauver- band (VDMA) sind überzeugt, dass deutsche Unterneh- men den Asiaten in der Batterieproduktion Konkurrenz machen können. Die Serienproduktion von Hochleis- tungszellen sei auch in Asien und den USA noch längst nicht ausgereift, heisst es in einem aktuellen Positions- papier des Verbands. Vor allem Qualität und Ausbeute müssten stimmen. Hier böte das Know-how deutscher Bild: zVg Maschinenbauer gepaart mit den Anforderungen und Er- fahrungen von deutschen und ausländischen Investoren Neue Speicher von Leclanché für das Eigenheim und für Elektrofahrzeuge. die Gelegenheit, Batteriezellfabriken auch in Deutsch- 10 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
SCHWERPUNKT land aufzubauen. Ausserdem wäre es auch logistisch steigern. Ein Fokus richtet sich auf sogenannte Lithium- sinnvoll, den wachsenden Markt für Elektroautos und Luft-Batterien, die eine Energiedichte von 1000 Watt- stationäre Speicher aus deutschen Batterieproduktionen stunden pro Kilogramm erreichen sollen – das Fünffache zu bedienen. «Die Nachfrage steigt, und der Import si- heute gängiger Lithium-Ionen-Akkus. Statt Grafit kommt cherheitskritischer Batteriezellen ist teuer. Da lohnt es bei dieser Technik für die Anode Lithiummetall zum Ein- sich, eigene Fabriken aufzubauen», sagt der Batterieex- satz, als Kathode dient Luft. Der Vorteil: Die Kathode ist perte Peter Haan von der Siemens-Division Digitale Fab- kein fester Bestandteil der Batterie mehr, sondern Sauer- rik und Sprecher des VDMA-Lenkungskreises Batterie- stoff aus der Luft strömt in die Batterie und reagiert mit produktion. den freigesetzten Lithium-Ionen. Das macht die Batterie Zahlreiche Entwickler und Wissenschaftler arbeiten in leicht und kompakt. Die Autoindustrie hat deshalb be- Deutschland bereits an der weiteren Verbesserung der reits ein Auge auf die Lithiumtechnik geworfen. Sie Batterietechnik und an neuen Konzepten. Die Firmen F & könnte Reichweiten von 1000 Kilometern ermöglichen. K Delvotec Bondtech und Trumpf Laser- und System- Eine den Lithium-Luft-Batterien ähnliche Technik sind technik etwa haben gemeinsam ein neues Verfahren zur Aluminium-Luft-Batterien. Sie nutzen statt Lithium Alu- Verbindung von Batteriezellen zu -modulen entwickelt. minium als Anodenmaterial. Es ermöglicht nach An Meistens erfolgt dieses sogenannte Bonden, indem gaben von Rüdiger-A. Eichel vom Forschungszentrum Drähte mittels Ultraschall auf die Zellverbinder ge- Jülich ebenfalls eine Energiedichte von 1000 Wattstun- schweisst werden. Die beiden Firmen setzen stattdessen den pro Kilogramm, allerdings sei Aluminium im Gegen- auf Lasertechnik. «Das Laserbonden kann den Prozess satz zu Lithium besser und günstiger verfügbar. deutlich beschleunigen und die Kosten senken», sagt Wissenschaftler des KIT entwickeln unterdessen Lithium- Delvotec-Batterieexperte Josef Sedlmair. Marc Kirchhoff Schwefel-Akkus, mit denen sich eine spezifische Energie von Trumpf ergänzt, dass das neue, berührungsfreie Ver- von 600 Watt pro Kilogramm erreichen lässt, also mehr fahren auch eine höhere Flexibilität ermögliche. «Es kön- als das Doppelte gängiger Lithium-Ionen-Akkus. Der nen beliebige Drahtdicken verwendet werden. Dadurch Nachteil der neuen Techniken ist jedoch, dass sie noch lassen sich grössere, leistungsstärkere Zellen verwen- nicht stabil genug sind. Die Herausforderung bestehe da- den.» Kirchhoff weist aber darauf hin, dass es nicht den rin, die Batterien so zu bauen, dass sie nicht schon nach einen Standardprozess gebe. Auch andere Verbindungs- kurzer Zeit an Kapazität verlieren, sagt Wollersheim. »Bis techniken hätten ihre Berechtigung und entwickelten Lithium-Schwefel-Akkus marktreif sind, wird es schät- sich weiter, so Kirchhoff. zungsweise weitere zehn Jahre dauern. Die Kommerzia- lisierung von Lithium-Luft-Batterien ist noch später zu STEIGERUNG DER LEISTUNGSFÄHIGKEIT erwarten.» Am Erfolg der Akkus wird das aber wohl Während sich die Maschinenbauer auf die Optimierung nichts mehr ändern. Bis die Zukunftsbatterien zur Verfü- der Fertigungsprozesse konzentrieren, arbeiten Wissen- gung stehen, dürften die Elektromobilität und der Markt schaftler an ganz neuen Batteriekonzepten. Ihr vorrangi- für stationäre Speicher dank verbesserter und günstige- ges Ziel: die Leistungsfähigkeit der Technik weiter zu rer Lithium-Ionen-Batterien längst laufen. In der Akkuhalle: Energieversorger WEMAG und Technologie unternehmen Younicos sorgen mit einem Batteriespeicher mit einer Leistung von fünf Megawatt im norddeut- schen Schwerin dafür, dass Wind- und Bild: WEMAG AG Sonnenstrom sicher in das Netz integriert werden. Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 11
SONNE 4. TAGUNG SOLARWÄRME SCHWEIZ 2015 DIE INSTALLATION VON VERGLASTEN FLACH- UND VAKUUMKOLLEKTOREN IST RÜCKLÄUFIG. DIE BRANCHE STELLT SICH DEN NEUEN HERAUSFORDERUNGEN, DAMIT EINE TRENDUMKEHR IM NOCH IMMER FOSSIL DOMINIERTEN WÄRMEMARKT MÖGLICH WIRD. AN DER 4. TAGUNG SOLARWÄRMEMARKT VON SWISSOLAR SIND AUCH FRAGEN ZUM AUFBAU EINES ADÄQUATEN MARKETINGS AUFGEWORFEN WORDEN. MIT BESSEREM MARKETING ZU MEHR SOLARWÄRME TEXT: ANDREAS HÜGLI litischen Rahmenbedingungen gewartet Preisgestaltung, Subventionspolitik, sin werden kann, ist den über 330 Solarwär kende Verkaufszahlen und Fachwissen Nach den Spitzenjahren 2009 bis 2012, in meprofis durchaus bewusst. Die raschen unterhält. Dabei sei der Kunde bereit, für denen in der Schweiz jeweils rund Umsetzungen der Mustervorschriften der ein qualitativ gutes Produkt auch mehr zu 140 000 m2 Kollektoren installiert worden Kantone im Energiebereich (MuKEn 2014) sind, ist der Solarwärmemarkt hierzulande sind zwar dringlich, doch ist die Solar seit 2013 rückläufig (vgl. Grafik). Zwar wärmebranche auch aufgefordert, ein ef 4. TAGUNG SOLARWÄRME weniger stark als in unseren Nachbarlän fektives Marketing für ihre Produkte zu SCHWEIZ 2015 dern, aber doch substanziell. Insbesondere lancieren. Am 30. Oktober 2015 fand bereits zum die Installation auf Einfamilienhäusern ist vierten Mal die Tagung «Solarwärme stark eingebrochen, was durch eine ver WENIGER TECHNIK – MEHR Schweiz» in der Messe Luzern statt. Sie mehrte Nachfrage bei Mehrfamilienhäu EMOTIONEN wurde von rund 150 Solarwärmeinter sern zum Teil kompensiert werden kann. Als Advocatus Diaboli tritt der als Refe essierten besucht. Branchenexperten, Die Branche ist sich einig. Damit der Ne rent eingeladene Marketingexperte Walter Politiker sowie weitere Referenten the gativtrend gestoppt werden kann, ist ein Zürcher vor dem in Luzern versammelten matisierten aktuelle Markttrends und grundlegender Wandel notwendig. Dass Fachpublikum auf. Er kritisiert, dass sich stellten Beispiele aus Praxis, Forschung nicht einzig auf die Verbesserung der po die Branche zur Hauptsache über Technik, und Technik vor. 12 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
SONNE bezahlen. «Die gesamte Kommunikation muss überdacht werden. Gemeinsam soll die Branche mit verständlichen Aussagen auftreten. Kundennähe heisst das Stich wort», führt Zürcher aus. Der Werber for dert mehr Emotionalität in der Kommuni kation und zeigt dies an erfolgreichen Werbekampagnen für Ökofood von Gross verteilern auf. Emotionen würden das Bild: Ernst Schweizer AG Produkt an den Kunden oder vielmehr an die Kundin bringen. DIE WICHTIGSTE KUNDEN- GRUPPE «Die wichtigste Zielgruppe der Werbung sind Frauen – auch in der Solarbranche», eine Frauenveranstaltung zum Thema sagt Walter Zürcher in das fast aus Warmwasser aus Sonne durchgeführt? Er schliesslich männliche Publikum. Frauen halten Ihre Mitarbeitenden einen Bonus, würden die meisten Aufträge auslösen, wenn Sie einen Solarauftrag akquirieren? verwalten mehrheitlich das Geld und ent Hatten Sie in Ihrem Betrieb schon einmal scheiden grösstenteils, was täglich einge Besuch eines Kindergartens? Beinhalten kauft werde. Genau diese Zielgruppe Ihre Offerten im thermischen Solarbereich würde sich aber mehr für Gesundheit im immer auch Varianten? Nutzen Sie Ihr Wohnbereich, bewussten Umgang mit Handwerkerumfeld für den Verkauf von Material und Produkten, Design mit Nut thermischen Solaranlagen? Investieren zen sowie einen sinnvollen Umgang mit Sie über 10% (Vollkostenrechnung) des Energie als für technische Belange inter Umsatzes in Ihre Kommunikation?» essieren. Zürcher ist überzeugt, dass in die Kommu nikation mehr investiert werden müsste, TIPPS FÜRS MARKETING diese sei der Motor eines Betriebs. Er lässt Der durch die Kampagne «Der Schreiner. auch darüber abstimmen, ob die Solar Ihr Macher» bekannte Werber spart denn wärmeprofis bereit wären, während dreier auch nicht mit Marketingtipps. Monteure Jahre eine Sonderfinanzierung an Swisso sollen bei der Installation einer Anlage lar zu entrichten, um die Kommunikation den Nachbarn Zettel in die Briefkästen zum Thema thermische Solaranlagen vor verteilen: «Wir installieren bei Meiers eine anzutreiben. Die Mehrheit der Anwesen Solaranlage. Wann dürfen wir Ihnen eine den befürwortet dies – ein positives Signal Offerte unterbreiten?» Mit seinen kriti an den Branchenverband. Bild: Ernst Schweizer AG schen Schlussfragen an das Plenum und den von den Fachleuten per Abstim DIE WACHSTUMSMÄRKTE mungskarte gegebenen Antworten, will er Swissolar geht davon aus, dass bei heuti die Branche zum Handeln anregen: «Ha gem Tempo mit den vorhandenen Solar ben Sie schon einmal in Ihrem Betrieb profis in den nächsten 30 Jahren rund 60 000 Mehrfamilienhäuser mit Solar wärmeinstallationen ausgerüstet werden können. Als Verkaufsargumente für den Werber stehen dabei Sicherheit (Versor gung, Zukunftssicherung, Unabhängig keit), Gesundheit (Umweltbelastung, Zu kunft, weniger Schadstoffe) und Design (Kreativität, neue Formen, Mut zur Verän derung) im Zentrum. www.swissolar.ch Grafik: Swissolar Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 13
POLITIK UND WIRTSCHAFT KLIMA-GIPFEL PARIS NOCH BIS ZUM 11. DEZEMBER VERHANDELN IN PARIS DIE POLITISCHEN ENTSCHEIDUNGS TRÄGER: ALS NACHFOLGEVERTRAG FÜR DAS KYOTO-PROTOKOLL SOLL EIN NEUES ABKOMMEN MIT VERBINDLICHEN KLIMAZIELEN FÜR ALLE 196 MITGLIEDSSTAATEN DER UN-KLIMARAHMENKONVENTION VEREINBART WERDEN. SUBVENTIONEN FÜR ERDÖL SOLLEN ABGESCHAFFT WERDEN TEXT: NORA SCHEEL, INGRID HESS wie der Basler Bischof Felix Gmür, Sänge- rin Stefanie Heinzmann und Profiboxer Seit dem 30. November und bis zum Arnold «The Cobra» engagierten sich aus 11. Dezember 2015 findet die UN-Klima- ihrem ganz persönlichen Grund für eine konferenz in Paris (COP 21) statt. Es ist die fortschrittliche Klimapolitik. Denn: «Der 21. UN-Klimakonferenz und gleichzeitig Klimawandel gefährdet unsere Lebens- das 11. Treffen zum Kyoto-Protokoll. Der grundlagen und setzt allem zu, was uns Konferenz wird eine zentrale Bedeutung lieb ist: vom Kaffee über den Wald bis zur beigemessen, denn es soll eine neue inter- Freiheit.» Darum könne der Klimawandel nationale Klimaschutzvereinbarung in niemandem egal sein. In Zürich, Bern, Nachfolge des Kyoto-Protokolls verab- St. Gallen, Genf (alle 28.11.) und Lugano schiedet werden, an der sich alle Staaten (29.11.) fanden am «Global Day of Action» beteiligen. fünf Klima-Allianz-Anlässe statt. Der Bild: Klima-Allianz Ziel der Konferenz muss sein, die Treibh- Welt-Hauptanlass in Paris war aus Sicher- ausgas-Emissionen weltweit deutlich zu heitsgründen verboten worden. senken. Daran sollen jetzt alle Länder im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglich- 60 ORGANISATIONEN FÜR keiten mitarbeiten. Die Schweiz wird sich Schweizer Klima-Kampagne voller Liebe. DEN KLIMASCHUTZ in Paris auch für die Abschaffung der Die Klima-Allianz ist ein Verbund von Subventionen für Kohle, Erdöl und Gas muss für einen wirksamen Vertrag einste- rund 60 Organisationen, die sich für eine einsetzen. Seit Jahren laufen Bemühun- hen und vor allem ihre eigenen Hausauf- faire Schweizer Klimapolitik einsetzen. gen in diese Richtung – bisher allerdings gaben machen, fordert die Klima-Allianz. Sie organisierte den Schweizer Aktionstag ohne allzu viel konkreten Erfolg. Die Die CO2-Emissionen im Inland seien bis des weltweiten «Global Day of Action» Schweiz arbeitet in dieser Sache zusam- 2030 um 60 Prozent zu senken, und bis zum Start der UN-Klimaverhandlungen in men mit Neuseeland, Äthiopien, Costa 2050 müsse die Schweiz ganz aus den fos- Paris. Rica, Dänemark, Finnland, Norwegen und silen Energien aussteigen. Zudem sei es 120 Staats- und Regierungschefs und Ver- Schweden. Fast alle Länder verbilligen wichtig, die Entwicklungsländer zu unter- treter aus 75 weiteren Ländern sind am den Preis für Öl, Gas und Kohle. Die welt- stützen, die wenig zur Klimaerwärmung 30. November nach Paris gekommen. Die weiten Subventionen betrugen im Jahr beigetragen hätten, aber besonders darun- UN-Klimakonferenz in Paris findet zwei 2013 laut der Internationalen Energie- ter litten, und das nicht auf Kosten der Wochen nach den terroristischen An- agentur (IEA) umgerechnet 556 Milliarden sonstigen Entwicklungszusammenarbeit. schlägen, jedoch unter einem enormen Franken. Das ist mehr als viermal so viel, «Bei keinem der Punkte ist die Politik bis- Sicherheitsaufgebot statt. Kein einziger wie weltweit im selben Jahr zur Förderung her auch nur annähernd auf Kurs», kriti- Staatschef hatte eine Vertagung des Gip- von erneuerbaren Energien ausgegeben siert die Klima-Allianz. fels verlangt. Allerdings soll der Gipfel wurde. Die Abschaffung der Subventio- auf die rein politischen Gespräche redu- nen für fossile Energieträger wäre ein «DENN ICH LIEBE» ziert werden. Konzerte und andere festli- wichtiger und effektiver Beitrag zur Re- Zum Start der UN-Klimakonferenz in Paris che Veranstaltungen wurden aus Sicher- duktion der Treibhausgase. waren in Zürich, Bern, St. Gallen, Genf heitsgründen abgesagt. Gerade Länder wie die reiche Schweiz ste- und Lugano Ende November viele Men- hen in der Pflicht, mit entschiedenen schen auf die Strasse gegangen. Der www.dennichliebe.ch Schritten voranzugehen. Viele Städte, Un- Klima-Aktionstag in der Schweiz stand ternehmen und Organisationen machen in unter dem Motto «Denn ich liebe». Mit diesem Sinne bereits vorwärts und zeigen, einem Herzen zeigten Unterstützerinnen dass es möglich ist, klimafreundlich und und Unterstützer, warum sie gegen den wirtschaftlich zu agieren. Die Schweiz Klimawandel kämpfen. Auch Prominente Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 15
POLITIK UND WIRTSCHAFT CAS-WEITERBILDUNG DER AUSBAU DER ERNEUERBAREN ENERGIEN SCHREITET ZÜGIG VORAN. VIELE UNIVERSITÄTEN UND FACHHOCHSCHULEN BIETEN DESHALB NEUE STUDIENGÄNGE AN. DIE HOCHSCHULE TECHNIK IN BUCHS VERSUCHT MIT EINEM MAS ENERGIESYSTEME LEHRE UND PRAXIS ZU VERBINDEN. 15 PROZENT SOLARSTROM FÜR GEMEINDE Jedes sechste Dach in Zwischenwasser hatte bis im Herbst eine Solarzelle. Bild: zVg TEXT: MARKUS MARKSTALER* 0,5 Metern. Es wird mittels eines Flug- 11,5 MW Leistung und einer Jahrespro- zeugs durch einen Airborne-Laserscan duktion von 10,6 Mio. kWh. Der Bürgermeister und das Energiestadt- (Lichtpulsmessung) erstellt. Mit diesen Team von Zwischenwasser (Vorarlberg) 150 Millionen Datenpunkten wird die IM DIALOG MIT DEN BÜRGERN wollten aktiv die Zukunft gestalten – und Ausrichtung, Neigung und Grösse der Dä- Mit dieser Kenntnis und dem Solarkatas- setzten auf die Photovoltaik. Nur wussten cher einer Region ermittelt. Der NTB HPC ter konnte die Gemeinde mit den Bürgern sie nicht, wie gross ihr Ertrag sein wird. (High Performing Computer) benötigt für in den Dialog treten. Der Zugriff auf den Aus diesem Grund wurde eine Koopera- die Auswertung der Daten 78 Stunden. Solarkataster erfolgt über das Internet. tion mit der Interstaatlichen Hochschule Im zweiten Schritt werden Fernabschat- Dort kann das eigene Gebäude bzw. Dach Buchs NTB eingegangen. Die NTB be- tungen berechnet, welche durch die Hori- im Orthophoto angesehen werden. Durch schäftigt sich seit über einem Jahrzehnt zontlinie oder Berge gegeben sind. Zu- Anklicken werden die notwendigen Infor- mit Energie. Sie entwickelte für die Ge- sätzlich wird die Nahabschattung einkal- mationen angezeigt. Dazu gehören neben meinde Zwischenwasser den Algorithmus kuliert, die durch Bäume oder Gebäude Anlagenleistung und Jahresertrag auch für einen Solarkataster, der präzise Er- entsteht. Als dritter Schritt wird beim So- die möglichen Kosten der PV-Anlage. tragsprognosen ermöglicht. larkataster die Strahlung ortsaufgelöst be- Gemeinsam mit hansesun wurde das Paket Ausgangspunkt ist ein digitales Oberflä- rechnet. Die Analyse zeigte für die Ge- «Strom vom eigenen Dach» kreiert. Inhalt chenmodell mit einer Auflösung von meinde Zwischenwasser ein Potenzial von war ein Fixpreis für eine qualitätsgesi- 16 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
POLITIK UND WIRTSCHAFT cherte PV-Anlage inklusive Abwicklung, d.h. Bauanzeige, Einspeisegesuch usw. Zusätzlich unterstützte die regionale Bank das Vorhaben durch unbürokratische Ab- wicklung einer Finanzierung mit einem zinslosen Darlehen für sieben Jahre. Ein 5-kW-Paket liegt bei CHF 9400.– inkl. MwSt. und Investitionsförderung. Der In- vestition steht der Nutzen des «Stroms vom eigenen Dach» gegenüber. Mit CHF 54.– pro Monat und nach sieben Jah- ren ist die PV-Anlage abbezahlt und Eigentum. 100 ANLAGEN IN 100 TAGEN An einem Montag wurde mit einem Schreiben über das Paket informiert, bei der Infoveranstaltung am darauffolgen- den Freitag war das Interesse gross. Be- reits berichtete der erste Bürger über die Erfahrungen mit der installierten Anlage, die er sofort nach Erhalt des Schreibens bestellt und zwei Tage später in Betrieb genommen hatte. Dies setzte sich Stras senzug um Strassenzug über den ganzen Sommer fort. Beim Sonnenfest am 2. Ok- tober 2015 wurde in Zwischenwasser erste Bilanz gezogen: 100 Anlagen in 100 Ta- gen. Mit den bestehenden Anlagen sind 1,52 MW Photovoltaikleistung installiert, ²⁄³ davon nach Onlineschaltung des Solar- katasters im April 2014. Die Leistung ver- teilt sich auf 170 Anlagen in Zwischen- wasser. Jedes sechste Gebäude hat also eine PV-Anlage. Damit können derzeit 15 Prozent des Strombedarfs erzeugt wer- den. * Institut für Energiesysteme Projektleitung Forschung elektrische Energie- systeme und Lehrbeauftragter für Photovoltaik. PRAXIS UND LEHRE: NTB Erkenntnisse aus der Praxis treffen sich an der Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs NTB mit der Lehre. Die NTB bietet hierzu die technisch fun- dierte Masterausbildung MAS Energie- systeme an, welche in einzelne Fach- kurse unterteilt ist. Im Frühling 2016 startet das CAS Photovoltaik und bietet neben den Grundlagen zu Photovoltaik auch die Integration von PV in das Bild: Hansa Luftbild AG Netz zusammen mit Speichern und E-Mobilität. Die NTB bietet ferner das CAS Energiesysteme, das CAS Wärme- pumpen/Kältetechnik und das CAS So- larthermie. www.ntb.ch/ies Alle wichtigen Infos mit einem Klick: Leistung, Ertrag und Kosten der Solaranlage. Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015 17
FORSCHUNG ELEKTROMOBILITÄT WÄREN AUF DEN SCHWEIZER STRASSEN NUR NOCH ELEKTROAUTOS UNTERWEGS, KÖNNTE DAS LAND SEINEN GESAMTEN ENERGIEVERBRAUCH UM EINEN VIERTEL SENKEN. FÜR DIESE VISION LEBT JOSEF BRUSA SEIT ÜBER DREI JAHRZEHNTEN. ZURZEIT BAUT DER OSTSCHWEIZER ELEKTROMOBILITÄTSPIONIER MIT SEINER ENTWICKLUNGSFIRMA BRUSA ELEKTRONIK AG EINE INDUKTIVE LADESTATION. MIT IHR LADEN SICH ELEKTROAUTOS WIE VON ZAUBERHAND. STROM TANKEN WIE VON ZAUBERHAND TEXT: BENEDIKT VOGEL Prius mit Hybridantrieb. «Als ich mein Umrichter, die aus der Gleichspannung Auto vor zehn Jahren kaufte, waren noch der Batterie Drehstrom für die Elektromo- Seit einigen Jahren gelten E-Bikes als keine reinen Elektrofahrzeuge auf dem toren herstellen. Oder DC/DC-Spannungs- chic. Die Idee hinter den Elektrovelos ist Markt», sagt der 58-Jährige, als müsse er wandler, die den Batteriestrom (400 Volt) allerdings schon viel älter. Einer der Ah- sich für ein Missgeschick entschuldigen. für die Anwendung in Autoradio, Schei- nen von Flyer und Co. ist das SOFA, das benwischern und Lichtanlage auf 12 Volt Solarfahrrad. Eine Gruppe junger Visio- DENKFABRIK FÜR transformieren. Oder Batteriemanage- näre schraubte dieses Bastelfahrzeug in ELEKTROMOBILITÄT mentsysteme, die Verlässlichkeit und Le- den Gründerjahren der Ökobewegung zu- Vom Parkplatz zur Produktionshalle sind bensdauer der Akkus entscheidend beein- sammen. Ein Solardach lieferte den Strom es nur wenige Schritte. Hier stellt Brusa flussen. für das SOFA. Der Antrieb stammte von Ladegeräte für E-Mobile her, in kleiner Mehr noch als Produktionsstätte ist die einem jungen Elektroingenieur. Er hiess Ausführung mit 3,5 oder 7,2 kW Leistung, Brusa Elektronik AG aber Entwicklungs- Josef Brusa und schloss damals, im Jahr aber auch in der Grossausführung mit abteilung. «Die Firma ist ein Thinktank, 1981, gerade die Interstaatliche Hoch- 22 kW, wie sie dann in Hambach (Lothrin- und ihr Chef Josef Brusa ein Steve Jobs schule für Technik in Buchs (SG) ab. Der gen [F]) in den Elektro-Smart eingebaut der Elektromobilität», sagt Martin Pulfer frisch gebackene Ingenieur gehörte zu den werden. Daneben produziert die Firma vom Bundesamt für Energie, das Brusa Solarpionieren, deren Elektrofahrzeuge eine breite Palette von leistungselektroni- seit 1991 immer wieder bei innovativen dann an der «Tour de Sol» um die Wette schen Bauteilen für Elektrofahrzeuge: Projekten unterstützt hat. Drei Fünftel der eiferten. Die erste «Tour de Sol» startete 1985. Das war auch das Jahr, in dem Josef Brusa seine Faszination für alternative Antriebssysteme zum Beruf machte. Er gründete eine Firma, die Komponenten für Solar- und Elektrofahrzeuge herstellte. 30 Jahre später ist die Brusa Elektronik AG ein Unternehmen mit weltweitem Re- nommee und engen Lieferbeziehungen zu Automobilkonzernen wie Daimler, BMW, Volvo, VW, Audi, Magna Steyr sowie amerikanischen und asiatischen Herstel- lern. Mit der Entwicklung und Produktion von Elektroantrieben, Batterien und leis- tungselektronischen Komponenten für Elektromobile setzen die 120 Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter der Brusa Elektro- nik AG im Jahr 25 Mio. Fr. (2015) um. Auf Bilder: Benedikt Vogel dem Firmenparkplatz in Sennwald (SG) glänzen ein Renault ZOE, ein Opel Am- pera und ein Volvo C30 Electric um die Wette – der Tesla ist heute unterwegs. Jo- sef Brusa, der Firmenchef, fährt noch nicht vollelektrisch. Er hat einen Toyota Auf diesem Prüfstand können Motoren bis zu 150 kW getestet werden. 18 Erneuerbare Energien Nr. 6 Dezember 2015
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