Erneuerbare Energien - SSES
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Erneuerbare 12 LANDNUTZUNG Solarenergie über Ackerbau Energien fördert gar die Produktivität. 15 SOLARBAUERN Im Interview erklärt Max Meyer, Leiter des Projektes «Solarbauern», dessen Erfolg. 23 ELEKTROTRAKTOR Hiesiger Landwirt entwickelt Prototyp eines elektrischen Traktors. Nr. 4 August 2019 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar TRADITIONELLES WEINGUT SETZT AUF SONNENENERGIE SEITE 8
Lieber ins eigene bad einspeisen aLs ins netz. Mit deM FrOniUs OHMpiLOt sOLar- energie nOCH eFFizienter nUtzen. / Der Fronius Ohmpilot ist die effiziente Lösung zur Nutzung von Solarenergie für die Wärmeerzeugung, zum Beispiel um Heizstäbe zur Warmwasseraufbereitung in Boilern anzusteuern. Diese intelligente, stufenlose Rege- lung von Wärmequellen ermöglicht den Eigenverbrauch zu optimieren. Mehr unter www.fronius.ch
EDITORIAL INHALT WIR MÜSSEN HANDELN – JETZT! Aktuell 4 Schwerpunkt Der letzte Sommer mit wochenlang ausbleibenden Niederschlägen steckt uns Bauern immer noch in den Château d’Auvernier: Wie sich Photo Knochen. Dieses Jahr hatten wir schon extreme Hitze, voltaik in die Landschaft und die Hagelschlag, starke Stürme und massive Überschwem Landwirtschaft integrieren lässt. 8 mungen. Wir Bauern – in der Schweiz wie weltweit – spüren die Klimaveränderung bei unserer täglichen Sonne Arbeit in und mit der Natur besonders stark. Gemäss den Wissenschaftlern bringt der mit dem Treibhaus Agrophotovoltaik: Die Sonne könnte effekt verbundene Klimawandel steigende Durch auf den Feldern gleich doppelt schnittstemperaturen und mehr Wetterextreme mit gewinnbringend genutzt werden. 12 sich. In der Schweiz erwarten die Fachleute zudem eine ausgeprägtere Sommertrockenheit. Einen Vorge Solarbauern: Ein Projekt der SSES Markus Ritter schmack darauf haben wir letztes Jahr bekommen. Ne fördert seit vielen Jahren die Installation Präsident ben ihrer Betroffenheit ist die Landwirtschaft auf der von Photovoltaik auf Bauernhäusern. 15 Schweizer Bauernverband anderen Seite auch für einen Teil des Ausstosses an kli Nationalrat marelevanten Gasen verantwortlich. Damit ist sie ge Erneuerbare Energien fordert, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Mit der Revision des CO2Gesetzes wird neu ein konkretes Pellets: Die ausgezeichnete einheimische Reduktionsziel für Treibhausgasemissionen aus der Produktion fördert den Holzabsatz aus Landwirtschaft festgelegt. Die Bauern sind sich auch den Schweizer Wäldern. 17 bewusst, dass sie einen Beitrag zur Reduktion bei der Biogas: Kleinanlagen, die mit eigenem Emission von klimarelevanten Gasen leisten müssen. Substrat betrieben werden, können sich Seit 1990 hat die Landwirtschaft ihren Gesamtausstoss für Landwirte lohnen. 18 um 11,4 Prozent reduziert und verursacht heute 13 Prozent aller Treibhausgasemissionen der Schweiz. Windenergie: Als Landbesitzer haben 45 Prozent davon sind Methan aus der Nutztierhal Landwirte bei Grossanlagen oft ein tung. Ein Drittel macht Lachgas aus, das den landwirt Wörtchen mitzureden. 19 schaftlichen Böden entweicht und bei der Hofdünger lagerung entsteht. Der Rest entfällt auf Kohlendioxid, Politik und Wirtschaft das grösstenteils aus der Treibstoffverbrennung stammt. Im Feld der Emissionsverminderung gilt es, Marktentwicklung: Der Zubau der vor allem im Bereich Technik und Innovation neue, Photovoltaik auf Landwirtschafts wirksame Wege zu finden und zu fördern. Die Land gebäuden stagniert. 20 wirtschaft kann im Bereich der erneuerbaren Energien Elektrotraktoren: Ein Schweizer Entwickler und der Energieeffizienz ihren Beitrag leisten. Biogas bringt im kommenden Jahr ein neu anlagen produzieren beispielsweise nicht nur Öko entwickeltes Modell auf den Markt. 23 strom, sondern reduzieren durch den Fermentations prozess auch die Methanemissionen der Hofdünger. Flash 28 Gerade beim Effizienzgewinn gibt es viele Möglichkei ten wie die Wärmerückgewinnung aus der Milchküh SSES-News lung, Frequenzumformer bei Melkanlagen, energie sparende Ferkelnester und vieles mehr. Insgesamt stellt VESE-News der Klimawandel die Bauernfamilien und den Bauern Cartoon verband vor eine ganze Reihe neuer Aufgaben. Wir müssen diese angehen, je schneller desto besser. Branchenverzeichnis 30 Liebe Mitglieder Impressum 31 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website Agenda 32 der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: futuresoleil Titelbild: Caves du Château d'Auvernier Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019 3
AKTUELL PELLETPREISE VIEL ARBEIT August 2017 bis August 2018 Elf Millionen Menschen sind im Bereich der Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) erneuerbaren Energien beschäftigt. Das er- gibt eine Analyse der internationalen Agen- tur für Erneuerbare Energien IRENA. Ihr jüngster Bericht, «Renewable Energy and Jobs – Annual Review», zeigt, dass die An- zahl Arbeitsplätze trotz einem langsameren Wachstum in wichtigen Märkten für erneu- Grafik: www.pelletpreis.ch erbare Energien, einschliesslich Chinas, auf ihr höchstes Niveau gestiegen ist. Pressedienst/Redaktion KLEINE SPEICHER Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten zusammensetzt. GANZ GROSS © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise Beim Schwarmspeicher werden mehrere kleine dezentrale Speicher virtuell zusam- AUSBAU DES LABOR- UND mengefügt. Gemeinsam stellen sie die Regelleistung bereit, um das Netz bei EXPERIMENTIERPLATZES Produktionsschwankungen zu stabilisieren. Die Gesellschaft Mont-Soleil will das Potenzial ihres Labor- und Experimentierplatzes wei- Im Allgäu standen bis anhin fünf verschie- terentwickeln. Seit bald 30 Jahren wird das Projekt oberhalb von Saint-Imier (BE) erfolgreich dene solcher Zwischenspeicher mit einer betrieben. Der Mont-Soleil eignet sich wie kein anderer Ort für den praktischen Umgang Gesamtleistung von 2,5 Megawatt. Im De- mit neuen Energietechnologien. Langjährige Erfahrungen in der Nutzung der erneuerbaren zember 2018 ging eine sechste baugleiche Energien, insbesondere von Sonnen-, Wind- und Wasserstrom, bieten dafür eine hervorra- Anlage in Betrieb. Der Schwarmspeicher gende Voraussetzung. Ausser der Region Mont-Soleil im Netz der La Goule SA verfügt soll auch in Zukunft erweitert werden. Ziel- keine andere Region der Schweiz über eine fast vollständige Abdeckung der Stromnach- gruppe sind ausser Energieversorgern und frage durch erneuerbare Energien. Dieses Potenzial soll genutzt werden. Die Gesellschaft Genossenschaften auch Gewerbebetriebe. Mont-Soleil will den bestehenden Labor- und Experimentierplatz verstärkt für die technolo- Dort können stationäre Batteriespeicher gische Entwicklung und die hohe Fachausbildung zur Verfügung stellen. Sie stützt sich da- zum Beispiel zur Reduzierung des Leis- bei zum einen auf die langjährige Zusammenarbeit mit Entwicklern, Herstellern und An- tungs- und Energiepreises, zur Vermark- wendern aus aller Welt ab. So sollen im engen Kontakt mit namhaften national und inter- tung von Regelleistung, zur Leistungser- national tätigen Instituten und Industriefirmen neue Zusammenarbeitsformen ausgelotet tüchtigung eines E-Fuhrparks oder im Zu- werden, insbesondere in den Bereichen der Produktions-, Steuerungs-, Speicherungs- und sammenhang mit Notstromanwendungen Regelungstechnologien. Darüber hinaus ist die Gesellschaft bestrebt, die Zusammenarbeit eingesetzt werden. Pressedienst/Redaktion mit interessierten Hochschulen weiter zu verstärken. Besonderes Interesse besteht in einer Zusammenarbeit mit der ETH Lausanne und der Fachhochschule Bern. Als international an- erkannte Orte für die hohe Fachausbildung von Energiefachleuten in der angrenzenden Re- AUSGEZEICHNETE gion bieten sie sich für eine Zusammenarbeit an. Dahin gehend wurde auch letztes Jahr zum ersten Mal die erfolgreiche Doktorandenschule mit der ETH Lausanne auf dem Mont- LÖSUNG Soleil durchgeführt. Pressedienst/Redaktion Mit dem Hybridwechselrichter Plenticore plus in Kombination mit der BYD Battery Box H11.5 hat Kostal einen Standard auf dem Heimspeichermarkt gesetzt. Die Stromspeicherinspektion der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur be- titelt diese Produktkombination als Test- sieger in Sachen ökonomischer Effizienz. Der Heimspeicher biete eine ausgezeich- nete Basis für ein ganzes Eco-System im ei- genen Heim und könne auf vielfältige und intelligente Weise mit anderen Anwendun- Foto: Gesellschaft Mont-Soleil gen verbunden werden. Durch die so er- möglichte gezielte Ansteuerung von Ver- brauchern im Haus zu den Zeitpunkten, in denen Energie von der Solaranlage zur Ver- fügung steht, kann der Eigenverbrauch op- timiert werden. Pressedienst/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
AKTUELL VERBRAUCH GESUNKEN SAUBERE KEHRMASCHINE Der Endenergieverbrauch der Schweiz ist 2018 gegenüber dem Vor- jahr um 2,2% auf 830 880 Terajoule (TJ) gesunken. Ein wichtiger Grund dafür ist die im Vergleich zum Vorjahr wärmere Witterung. Die Anzahl Heizgradtage nahm gegenüber dem Vorjahr um 10,6% ab. Der Verbrauch von Heizöl extraleicht sank um 10,1%, derjenige von Erdgas um 5,6% gegenüber dem Vorjahr. Zugenommen haben 2018 jedoch andere Faktoren, welche den langfristigen Wachstumstrend des Energieverbrauches bestimmen: die ständige Wohnbevölkerung (+0,7%), das Bruttoinlandprodukt (+2,5%), der Motorfahrzeugbe- stand (+1,0%) und der Wohnungsbestand. Effizienzsteigerungen Foto: obs, Marcel Boschung AG und Substitutionseffekte wirken sich hingegen dämpfend auf das Wachstum des Energieverbrauches aus. Der Treibstoffverbrauch ins- gesamt hat gegenüber dem Vorjahr zugenommen (+1,4%). Der Ab- satz von Flugtreibstoffen stieg um 5,7% und wies die höchste abso- lute Zunahme von allen Energieträgern auf. Die fossilen Treibstoffe machen gut einen Drittel (35,4%) am gesamten Endenergiever- brauch aus. Die wärmere Witterung wirkte sich auch auf den Ver- brauch der erneuerbaren Energieträger zu Heizzwecken aus. Der Ver- Die Energiestadt Chur setzt in ihrem Energiekonzept 2020 auf er- brauch von Energieholz sank um 6,3%. Auch die Nutzung von Um- neuerbare Energien, umweltverträgliche Mobilität und eine effi- gebungswärme mit Wärmepumpen lag 1,8% unter dem Vorjahres- ziente Nutzung der Ressourcen. Dazu gehört auch die Umrüstung wert, ebenso der Verbrauch von Fernwärme (–2,1%). Der Verbrauch des kommunalen Fuhrparks, wie zum Beispiel der Kehrmaschinen, von Solarwärme registrierte hingegen eine Zunahme (+2,0%). Der auf elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Die Boschung Gruppe in Anteil dieser Energieträger am gesamten Endenergieverbrauch 2018 Payerne hat nun die vollelektrisch angetriebene und betriebene betrug 9,2% (Energieholz: 4,6%, Umgebungswärme: 2,0%, Fern- Kehrmaschine Urban-Sweeper S2.0 mit keinerlei Emissionen an die wärme: 2,3%, Solarwärme: 0,3%). Pressedienst/Redaktion Stadt Chur übergeben. Pressedienst/Redaktion NEUER BÖRSENPLAYER FÜR DEN US-DACHANLAGENMARKT Gemäss der neuesten Untersuchung von kaufszahlen stiegen gegenüber dem Vorjahr Bloomberg New Energy Finance (BNEF) ha- um 12% auf 271 Megawatt. Swissolar und ben sich die Investitionen in erneuerbare das Bundesamt für Energie (BFE) erwähnen Energien im ersten Halbjahr 2019 weltweit in ihrer neusten Marktuntersuchung die po- um 14% reduziert. Insbesondere in China sitive Wirkung der neuen Massnahmen, die führte der Systemwechsel von Einspeisetari- im Rahmen der Energiestrategie 2050 ein- fen zu Auktionsverfahren für Wind- und So- geführt wurden. Um die in der Strategie for- larprojekte zu einem Rückgang der Investi- mulierten Ziele erreichen zu können, müsste tionen um 39% gegenüber der Vorjahrespe- der jährliche Zubau bei der Photovoltaik je- Dr. Matthias Fawer Christian Rath riode und damit auf das tiefste Level seit doch mindestens bei 1500 Megawatt lie- 2013. Auch in den USA und Europa sanken gen. Die amerikanische Solarfirma Sunnova Im zweiten Quartal 2019 installierte die die Investitionen, jedoch nur um 6% bezie- ging Ende Juli an die Börse. Das Unterneh- Firma lediglich 29 MW. Anfang Juli kündigte hungsweise 4%. IRENA, die internationale men arbeitet mit einem Netzwerk an qualifi- ABB an, sein Wechselrichtergeschäft an den Organisation für erneuerbare Energien, hat zierten regionalen Installateuren zusammen italienischen Inverter-Produzenten Fimer zu in einer Studie die Anzahl Arbeitsplätze un- und bedient damit mehr als 63 000 Kunden verkaufen. Ziel dieser Transaktion ist es, die tersucht, die durch diese Technologien ge- in den USA und Puerto Rico. 2018 gene- Zukunftsperspektiven der Wechselrichter- neriert wurden: Weltweit waren Ende 2018 rierte Sunnova bei einem Umsatz von USD sparte zu verbessern und es ABB gleichzeitig über elf Millionen Menschen in diesem Sek- 104 Mio. einen Verlust von USD 68 Mio. zu ermöglichen, sein Geschäftsportfolio tor beschäftigt. Da immer mehr Länder Sunnovas Aktien notierten am ersten Bör- weiter konsequent auf andere Wachstums- Technologien für erneuerbare Energien her- sentag nicht bei den ursprünglich geplanten märkte auszurichten. Die Universität Kassel stellen, vertreiben und installieren, ist die 16 bis 18 Dollar, sondern nur bei 12 Dollar. hat die Software «Pandapower» entwickelt, Anzahl Arbeitsplätze nach dem jüngsten Be- Damit konnte das Unternehmen USD die die Planung und den Betrieb von Strom- richt «Renewable Energy and Jobs – Annual 168 Mio. an neuem Kapital einholen. Der netzen mit Blick auf die fortschreitende Review» im Bereich der erneuerbaren Ener- Dachanlagenmarkt in den USA ist heiss um- Energiewende erheblich vereinfachen soll. gien trotz dem langsameren Wachstum in kämpft, und drei weitere Firmen – Sunrun, Die Auslastung der Netze soll damit vorher- den wichtigsten Märkten, einschliesslich Vivint Solar und SunPower – sind ebenfalls sehbarer und planbarer werden. Chinas, auf ihr höchstes Niveau gestiegen. börsenkotiert. SolarCity, das vor der Über- In der Schweiz hat sich 2018 der Anteil des nahme durch Tesla zu den wichtigsten Spie- Solarstroms am Gesamtstromverbrauch auf lern in diesem Markt zählte, ist mittlerweile Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic 3,4% erhöht (2017: 2,9%). Die PV-Ver- in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Investment, Vontobel Asset Management Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (KWH/M 2) NEUER REKORD 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E Flexible Solarzelle mit noch nie erreichter Schweiz Monatssumme Schaffhausen > kWh/m2 > 245 Effizienz: Das Empa-Labor für Dünnschich- ! Kreuzlingen ten und Photovoltaik hat seinen eigenen 241 - 245 ! 236 - 240 Basel Frauenfeld 231 - 235 Rekordwert gebrochen. Die Forschenden ! 226 - 230 ! Winterthur Rorschach Liestal Baden ! ! 221 - 225 ! ! ! Wil ! St.Gallen 216 - 220 Aarau Zürich haben den Wirkungsgrad der Energieum- 211 - 215 Delémont Olten ! ! ! Herisau 206 - 210 ! ! ! Uster 201 - 205 wandlung bei CIGS-Solarzellen auf flexib- 196 - 200 Schaanwald 191 - 195 Solothurn ! ! Zug Vaduz 186 - 190 Biel Einsiedeln lem Polymersubstrat auf 20,8 Prozent ver- ! ! 181 - 185 ! ! 176 - 180 Burgdorf Luzern 47°N 171 - 175 ! ! Schwyz bessert. Das ist 0,4 Prozent höher als die 47°N Neuchâtel ! 166 - 170 ! Bern 161 - 165 ! Murten ! 156 - 160 Chur bisher erreichte Marke. Die Technologie 151 - 155 Yverdon- ! Davos Scuol > 146 - 150 Fribourg les-Bains ! ! ! 141 - 145 Thun der Wahl ist Kupfer-Indium-Gallium-Dise- ! 136 - 140 ! Interlaken 131 - 135 ! 126 - 130 lenid (Cu(In,Ga)Se2) oder CIGS, das die 121 - 125 116 - 120 Lausanne St.Moritz 111 - 115 ! Herstellung von flexiblen, leichten Solarzel- ! 106 - 110 Montreux 101 - 105 Nyon ! 96 - 100 len auf Polymerfolien ermöglicht. Flexible ! 91 - 95 86 - 90 81 - 85 Genève Sion CIGS-Solarmodule sind bereits im Handel 76 - 80 ! Bellinzona ! Locarno ! ! 71 - 75 66 - 70 Martigny erhältlich. 61 - 65 Pressedienst/Redaktion ! 46°N 56 - 60 Zermatt Lugano 46°N ! ! 51 - 55 46 - 50 41 - 45 36 - 40 Quelle: 31 - 35 Meteotest INITIATIVE 26 - 30 CH-3012 Bern 21 - 25 www.meteotest.com www.meteonorm.com 16 - 20 11 - 15 Juli 2019 6 - 10 UNTERSTÜTZEN ≤6 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E ANOMALIE (%) Das Abschmelzen der Gletscher ist ein 6°E 7°E 8°E 9°E 10°E 11°E Alarmsignal: Wenn wir nicht sofort Mass- Schweiz: Relative Abweichung Relative nahmen ergreifen, um die Klimaerwär- Abweichung [%] zur Referenzperiode 1991-2010 Schaffhausen > 125 mung zu stoppen, werden unsere Existenz- ! Kreuzlingen 121 - 125 116 - 120 ! Basel ! Frauenfeld! 111 - 115 106 - 110 grundlagen irreversibel geschädigt. «Kon- Winterthur Rorschach Liestal Baden 101 - 105 krete Massnahmen sind notwendig, um die ! ! ! ! ! Wil ! St.Gallen 100 Aarau Zürich Herisau 96 - 99 Delémont Olten ! ! ! 91 - 95 ! ! ! Uster 86 - 90 CO2-Emissionen in der Schweiz zu senken. Schaanwald 81 - 85 Biel Solothurn ! Zug ! Einsiedeln ! ! Vaduz 76 - 80 < 75 Die Windenergie leistet einen Beitrag zu ! ! Burgdorf Luzern diesem Ziel, indem sie den Bedarf an Koh- 47°N ! ! Schwyz 47°N Neuchâtel ! ! Bern ! Murten ! Chur lestrom, den die Schweiz im Winter impor- Yverdon- ! Davos Scuol ! les-Bains Fribourg ! Thun ! ! tiert, reduziert. Tatsächlich produzieren ! Interlaken ! Windenergieanlagen zwei Drittel der Ener- Lausanne ! ! St.Moritz gie in dieser Jahreszeit», erläutert Isabelle Montreux ! Nyon ! Chevalley, die Präsidentin von Suisse Eole, Genève Sion der Vereinigung zur Förderung der Wind- ! Bellinzona ! Locarno energie in der Schweiz, die die Gletscher- ! Grafiken: Meteotest Bern ! ! Martigny 46°N Zermatt Lugano Initiative unterstützt. Pressedienst/Redaktion 46°N ! ! Quelle: Meteotest CH-3012 Bern www.meteotest.com www.meteonorm.com 6°E Juli 2019 7°E 8°E 9°E 10°E MEHR EFFIZIENZ Der Bund teilt mit, dass die Akteure der SCHWIMMENDE KRAFTWERKE Initiative Energie-Vorbild ihre Energieeffizi- enz bis Ende 2018 gegenüber dem Basis- Forschende der ETH Zürich, des PSI, der Universitäten Zürich und Bern sowie der Norwegi- jahr 2006 im Durchschnitt um 30,2 Prozent schen Universität für Forschung und Technologie (NTNU) haben gemeinsam mit einem steigern konnten. Die Initiative umfasst die Team der Empa in ihrer Studie aufgezeigt, dass solare Methanol-Inseln langfristig genügend zivile Bundesverwaltung, das VBS, den Treibstoff produzieren könnten, um die gesamte Mobilität CO2-neutral zu gestalten – welt- ETH-Bereich und bundesnahe Unterneh- weit. Inmitten der Ozeane soll aus Solarenergie (und Wasser) Wasserstoff (H2) hergestellt men. Der durchschnittliche Anteil der er- werden, der dann vor Ort mit aus dem Meerwasser gewonnenen CO2 zu Methanol umge- neuerbaren Energien am Gesamtverbrauch wandelt wird. Ausgangspunkt der Idee sind Solarinseln, also schwimmende Plattformen, entsprach 2018 mit 59 Prozent genau dem ausgestattet mit Photovoltaikanlagen. Es existieren bereits grosstechnische Power-to-Gas- Ergebnis aus dem Vorjahr. Die 39 gemein- Anlagen, die Wasserstoff und CO2 zu Treibstoff umwandeln – unter anderem die Demons- samen Massnahmen waren Ende 2018 be- trationsplattform «move» auf dem Empa-Campus in Dübendorf. Die auf dem Meer benö- reits zu 81 Prozent umgesetzt. Sie tragen tigte Anlagenfläche für eine weltweite Versorgung mit Treibstoff wäre gewaltig: «Eine Flä- auch zum Klimaschutz bei. In neun von che von rund 170 000 km2 wäre nötig, um den jährlichen Bedarf des globalen Güterver- zehn Fällen seien die Akteure beim Ersatz kehrs zu produzieren», erklärt Andreas Borgschulte von der Empa-Abteilung Advanced bestehender Heizungen von fossiler auf er- Analytical Technologies. Das liesse sich am ehesten durch Solaranlagen auf dem Meer rea- neuerbare Energie umgestiegen. lisieren, einer bislang ungenutzten Fläche, die niemandem gehört. Pressedienst/Redaktion Pressedienst/Redaktion 6 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
AKTUELL 40 JAHRE HOLZENERGIE FAHREN MIT LUFT UND LICHT Konrad Imbach, Präsident Holzenergie Schweiz, liess an der Jubilä- umsversammlung die Erfolgsgeschichte der Dachorganisation der gesamten Holzenergiebranche Revue passieren. Besonders beein- druckend ist die Tatsache, dass die Energie aus dem Wald ihren An- teil am sehr hart umkämpften Schweizer Wärmemarkt in der Wir- kungszeit von Holzenergie Schweiz verdreifachen konnte und heute wieder über der Marke von zehn Prozent liegt. Ihr Potenzial ist im- mer noch sehr gross. Deshalb kann sie in den nächsten Jahren sozi- alverträglich einen substanziellen Beitrag an die Erreichung der Schweizer Energie- und Klimaziele leisten. Ziel ist ein Anteil von 15 Prozent am Schweizer Wärmemarkt bis 2030. Die starken Trümpfe der Holzenergie – Erneuerbarkeit, CO2-Neutralität, Beitrag an die Energiewende – seien geschickt auszuspielen und würden in der Energiepolitik stechen, so Imbach. Pressedienst/Redaktion Foto: ETH Zürich BÄUME ZUR KLIMARETTUNG Die weltweite Aufforstung von Wäldern könnte zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen aufnehmen. Dies wäre die effektivste Massnahme gegen den Klimawandel. Zu die- Forschende der ETH Zürich haben eine Technologie entwickelt, die sem Schluss kommt eine aktuell in «Science» publizierte Studie der aus Sonnenlicht und Luft flüssige Treibstoffe herstellt. Zum ersten ETH Zürich. Die Forschenden zeigen darin auf, wo auf der Welt Mal weltweit demonstrieren sie die gesamte thermochemische Pro- neue Bäume wachsen könnten und wie viel Kohlenstoff sie spei- zesskette unter realen Bedingungen. Die neue solare Miniraffinerie chern würden. Sie haben berechnet, dass unter den aktuellen klima- steht auf dem Dach des Maschinenlaboratoriums der ETH Zürich. tischen Bedingungen die Erde mit rund 4,4 Milliarden Hektar Wald Mit der Anlage der ETH-Forschenden werden CO2 und Wasser di- bedeckt sein könnte. Das sind 1,6 Milliarden mehr als derzeit. Da- rekt aus der Umgebungsluft abgeschieden und mit Solarenergie von erfüllen 0,9 Milliarden Hektar das Kriterium, nicht von Men- aufgespalten. Das Produkt ist Syngas, eine Mischung aus Wasser- schen genutzt zu werden. Einst herangewachsen, könnten diese stoff und Kohlenmonoxid, das anschliessend zu Kerosin, Methanol neuen Wälder 205 Milliarden Tonnen Kohlenstoff speichern. Das oder anderen Kohlenwasserstoffen verarbeitet wird. Diese können sind etwa zwei Drittel der 300 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, die direkt in der bestehenden globalen Transportinfrastruktur verwen- seit der industriellen Revolution durch den Menschen verursacht in det werden. «Mit dieser Anlage beweisen wir, dass die Herstellung die Atmosphäre gelangt sind. Pressedienst/Redaktion von nachhaltigem Treibstoff aus Sonnenlicht und Luft auch unter realen Bedingungen funktioniert», erklärt Aldo Steinfeld, Professor für erneuerbare Energieträger an der ETH Zürich, der die Technolo- AUSSTOSS IN DER gie mit seiner Forschungsgruppe entwickelt hat. Die Forschungsan- VERWALTUNG SENKEN lage steht mitten in Zürich und dient der ETH Zürich dazu, die For- schung an nachhaltigen Treibstoffen vor Ort voranzutreiben. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 3. Juli 2019 beschlossen, anknüpfend an die Energiestrategie 2050 die Treibhausgasemissio- Kleine Demonstrationsanlage nen der Bundesverwaltung stärker zu senken. Er hat dazu das «Kli- Die solare Miniraffinerie auf dem Dach der ETH beweist die Um- mapaket Bundesverwaltung» verabschiedet. Dieses gibt die Stoss- setzbarkeit der Technologie – selbst unter den klimatischen richtung für weitere Massnahmen zum Flugverkehr, zur Fahrzeug- Verhältnissen in Zürich – und produziert rund einen Deziliter Treib- flotte und zum Gebäudebereich vor. So sollen Verwaltungsgebäude stoff pro Tag. Steinfeld und seine Gruppe sind bereits daran, den des Bundes mit Ladestationen für Elektrofahrzeuge ausgerüstet Solarreaktor im grossen Massstab im Rahmen des EU-Projekts werden. Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur ist sicherzustellen, dass SUN-to-LIQUID in der Nähe von Madrid zu testen. Das nächste Ziel die Stromversorgung aus erneuerbaren Quellen erfolgt. Das Kon- ist, die Technologie auf industrielle Grösse zu skalieren und zept «Gebäudesanierung» soll die Planung der energetischen Sa- Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. «Eine Solaranlage von einem nierungen, die Kosten und die CO2-Einsparungen aufzeigen und die Quadratkilometer Fläche könnte pro Tag 20 000 Liter Kerosin pro- Kriterien für Ausnahmen definieren. Ziel ist, dass in der Schweiz die duzieren. Theoretisch kann man mit einer Anlage auf der Fläche der Gebäude der gesamten Bundesverwaltung energetisch saniert wer- Schweiz oder eines Drittels der Mojave-Wüste in Kalifornien den den. Zudem bezieht die Bundesverwaltung bereits heute 100 Pro- Kerosinbedarf der gesamten Luftfahrt decken. zent erneuerbaren Strom, produziert diesen aber nur zu einem klei- nen Teil selbst. Künftig sollen geeignete Dach- und Fassadenflächen Bereits zwei Spin-offs der Bundesverwaltung für die Produktion von Strom und Wärme Aus der Forschungsgruppe von Aldo Steinfeld sind zwei Spin-offs aus erneuerbaren Energien genutzt werden. Bis Mitte 2020 soll zu- hervorgegangen: Synhelion ist 2016 entstanden und arbeitet daran, handen des Bundesrats ein Konzept zur Nutzung aller geeigneten die Technologie zur Herstellung von Solartreibstoffen auf den Markt Flächen erarbeitet werden. Es enthält einen Aufbauplan zu den Flä- zu bringen; Climeworks ist bereits 2010 gegründet worden und chen, zu den Investitionskosten, zum Eigenverbrauch sowie zu den kommerzialisiert die Technologie zur Abscheidung von CO2 direkt CO2-Einsparungen. Pressedienst/Redaktion aus der Luft. Pressedienst/Redaktion Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019 7
PHOTOVOLTAIK IN DER ALTSTADTZONE: ZWISCHEN UMWELT- DENKMALSCHUTZ TEXT: MATTHIAS SCHIEMANN Erlaubnis erteilen. Umso wichtiger wird dann die Ex pertise der Verantwortlichen aus Architektur und Inge Zugegeben, es gibt mehr oder weniger ästhetisch integ nieurswesen. Die Anlage muss nämlich nicht bloss äs rierte Photovoltaikinstallationen. Die fortschreitende thetisch in die Umgebung integriert, sondern soll auch Entwicklung an färbbaren und dynamischen Photovol weiterhin optimalen Nutzen bringen. Es steht eine Grat taikmodulen hat hier in den letzten Jahren einen hoff wanderung zwischen Denkmalschutz und optimaler Nut nungsvollen Beitrag geleistet. Für Kleinanlagen in Bau zung auf dem Weg zur eigenen Anlage bevor. und Landwirtschaftszonen benötigt man im Normalfall keine Baubewilligung, doch die Schweiz kennt viele LE CHÂTEAU D’AUVERNIER denkmalgeschützte Zonen und Gebäude. Gemäss Arti Diese Gratwanderung ist Thierry Grosjean, Winzer und kel 18a des Raumplanungsgesetzes dürfen Solaranlagen Eigentümer des Château d'Auvernier, gelungen. Letztes geschützte Denkmäler nicht wesentlich beeinträchtigen. Jahr überbaute er die südliche Dachfläche der Winzer Je nachdem, ob es sich dabei um ein Gebäude von kom scheune «Le Corbet» komplett mit Photovoltaik. Zwar ist munaler oder kantonaler Bedeutung handelt, muss also die Scheune selbst nicht denkmalgeschützt, steht aber in die Baubehörde von der Gemeinde oder dem Kanton die unmittelbarer Nähe und auf dem Grundstück des denk malgeschützten Schlosses Auvernier. Dementsprechend galt es, die Gemeinde Auvernier wie auch den Kanton WEINGUT MIT GESCHICHTE Neuchâtel für das Projekt mit an Bord zu holen. Die Ge 1559 gebaut, dient das Schloss seither der Weinlagerung. Seit es im meinde sei von Anfang an wohlgesinnt gewesen. Nicht Jahr 1603 von Pierre II. Chambrier erworben wurde, wird es als Erbe im zuletzt wegen der langen Geschichte und der starken In Familienbesitz gehalten. Die anfänglich auf 7 ha beschränkte bewirt tegration der Familie und des Schlosses in der Gemeinde. schaftete Rebfläche ragt heute über 26 ha. Dazu vermarktet Thierry Die Schwierigkeit bestand also darin, den kantonalen Grosjean heute weitere 34 ha Rebfläche in den umliegenden Gemein Denkmalschutz zu überzeugen. Denn dieser hatte bereits den. Unter den angebauten Sorten finden sich Chasselas, Pinot noir einige Jahre zuvor den Bau einer ähnlichen Anlage auf und gris, Chardonnay, Sauvignon blanc, Gamaret und Garanoir, die in dem etwas näher zum Schloss gelegenen Rezeptions der gesamten Schweiz vermarktet werden. gebäude «Les Marronniers» verhindert. Diese Nähe zum 8 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
SCHWERPUNKT ES IST EIN ALTER EINWAND GEGEN DIE PHOTOVOLTAIK: SIE SEI EINFACH NICHT SCHÖN UND VERSCHANDLE DAS ORTSBILD. THIERRY GROSJEAN, EIGENTÜMER DES SCHLOSSES UND WEINGUTS AUVERNIER (CHÂTEAU D’AUVERNIER), REALISIERTE EIN GEGENBEISPIEL. KOMPROMISSE MIT DEM DENKMALSCHUTZ WAREN DABEI UNUMGÄNGLICH, DOCH UMSO ZUFRIEDENER ZEIGEN SICH DIE AKTEURE MIT DEM ENDPRODUKT. UND Foto: Caves du Château d’Auvernier Vorne links das Rezeptionsgebäude «Les Marronniers», dahinter die neue Scheune «Le Corbet». Im Hintergrund ist ein Blick auf die Rebfläche des Weinguts zu erhaschen. Schloss war letztlich ausschlaggebend gewesen für den baut, denn auch am Abend gäbe es genügend Sonne. negativen Bescheid des Kantons. Nichtsdestotrotz hat Doch hier musste er sich auf einen Kompromiss einlas Thierry Grosjean seine Vision nicht aufgegeben. Nur we sen. Das relativ nah am See gelegene Anwesen ist vor nige Zeit später ersuchte er erneut eine Bewilligung, und allem von der höher gelegenen Nordwestseite des Dorfes zwar für einen Neubau hinter «Les Marronniers». Was gut zu erblicken. Es wurde deshalb befürchtet, dass eine vier Jahre vorher nicht gestattet wurde, durfte dieses Mal überbaute Nordwestseite des Daches das Erscheinungs Realität werden. bild zu stark beeinträchtigen würde. DIE ANFORDERUNGEN KOSTEN-NUTZEN-BILANZ DER DENKMALPFLEGE Der Kompromiss schlägt sich letztlich auch auf die Pro Selbstverständlich galt es aber, dennoch den Forderun duktivität nieder. Die Effizienz gefärbter Module hat gen der Denkmalpflege gerecht zu werden. «In erster Li zwar in den letzten Jahren vorzeigbare Fortschritte ge nie musste die Farbe der Solarpanels dem restlichen macht, doch liegt ihr Wirkungsgrad trotzdem noch deut Dach entsprechen», erklärt Thierry Grosjean. Ferner sei lich hinter dem von herkömmlichen blauen oder schwar es der Gemeinde und dem Kanton ein Anliegen gewesen, zen Modulen. Die 266 monokristallinen Module auf einer dass ziegelförmige Panels verwendet wurden, um die Im Fläche von 221 m2 mit einer Gesamtleistung von fast pression eines gewöhnlichen Daches zu wahren. Diesen 24 kW produzieren 23 500 kWh pro Jahr. Bei einer An Ansprüchen konnten die Module «Cenif Solrif Terra lage dieser Grösse dürfte bei normalen monokristallinen cotta» genügen. Entwickelt wurden sie an der Ecole poly blauen oder schwarzen Modulen je nach Ausrichtung technique de Lausanne (EPFL) unter der Leitung von mit einer Gesamtjahresproduktion von rund 37 000 kWh Prof. Dr. Ballif, den Thierry Grosjean aus seiner Legisla gerechnet werden. Thierry Grosjean reut diese Zahl aller turperiode im Gross und Regierungsrat des Kantons dings nicht. «Irgendwann muss man auf den Zug auf Neuchâtel kennt. Die eingefärbten Module lassen sich springen. Wer immer nur auf weiterentwickelte Techno massgeschneidert anfertigen und können so als Ziegel logie wartet, wird nie anfangen und immer nur warten», fungieren – sie sind wasserdicht und salzbeständig. Am meint er. Vielleicht können gefärbte Module in zehn Jah liebsten hätte Thierry Grosjean das gesamte Dach über ren mit den herkömmlichen mithalten, doch dann hätte Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019 9
Foto: Caves du Château d’Auvernier Der Winzer und teau eines Tages energieunabhängig zu führen. Hätte ich jetzt Eigentümer noch länger gewartet, würden die Kosten auf meinen Sohn fallen. Thierry Grosjean. Somit verstehe ich es als intelligente Investition in die Zukunft.» Die braunen Photovoltaik- Ausserdem möchte er als gutes Beispiel vorangehen. Nicht bloss module im gegenüber seiner Familie und seiner Belegschaft, sondern beson Hintergrund sind ders auch gegenüber der Gemeinde. Darüber hinaus stösst die kaum von einem einzigartige Anlage auf Anklang. «In vielen Artikeln wird über gewöhnlichen die Installation berichtet und auch Besuchende des Château inte Dach zu ressieren sich nicht bloss für den Wein, sondern auch für die Bild: Matthias Schiemann unterscheiden. Photovoltaik», freut sich Thierry Grosjean über das Interesse. Das hat durchaus prominenten Nutzen für das Schloss. Doch das verzeichnet er lediglich als positiven Nebeneffekt. Motivation für die Installation war in erster Linie eine Philosophie des Umwelt schutzes und die Vision eines energieunabhängigen Weinguts. Thierry Grosjean weitere zahn Jahre keinen Strom produziert. EINE UMWELTFREUNDLICHE ZUKUNFT Trotz dieser Einbusse deckt die Installation letztlich fast einen Der Ausbau ist Teil eines gesamthaften Energiekonzepts. Nach Drittel des Strombedarfs des ganzen Anwesens. In erster Linie und nach soll das Schloss umweltfreundlicher werden. Daran war wird der produzierte Strom für die Weinherstellung benötigt. unter anderem Bernhard Matthey, Ehrenmitglied der SSES, tat Über 90 Prozent davon kann der Winzer eigens verbrauchen. Be kräftig beteiligt. Sein Beratungsunternehmen, das heute unter drückender ist allerdings die KostenNutzenBilanz: Mit einer In Masail Conseils SA geführt wird, hat das Wärme und Kühlkon vestition von etwa 160 000 Schweizer Franken wird es mit dieser zept für das Anwesen aufgestellt. An diesem Konzept wird auch Produktivität etwa 30 Jahre dauern, bis die Anlage amortisiert ist. heute noch weitergefeilt. Im Raum steht beispielsweise die Frage, Auf die Einmalvergütung muss Thierry Grosjean derzeit noch ob und wie die Abwärme der Kühlaggregate, die für die Weinla warten. Zwar ist sie ihm versprochen, doch hat er bisher weder gerung benötigt werden, zum Heizen des restlichen Schlosses ge einen Bescheid darüber, wann sie ausbezahlt wird, noch darüber, nutzt werden kann. Ausserdem ist für Thierry Grosjean die Vision wie hoch sie ausfallen wird. Damit zeigt sich die Gratwanderung der Energieabhängigkeit noch nicht vollendet. Durchaus schwebt zwischen Denkmalpflege und erneuerbarer Energie als ein durch es ihm vor, weitere Photovoltaikmodule zu installieren. Heute aus kostspieliges Unterfangen. Denn einerseits treiben die Anfor schätzt er die Chancen auf einen positiven Bescheid für die Ins derungen des Denkmalschutzes die Kosten in die Höhe, und ande tallation auf «Les Marronniers», die vor vier Jahren nicht gestattet rerseits reduzieren sie die gewinnbringende Produktivität. wurde, höher ein. «Die kantonale Baubehörde hat es abgelehnt, weil das Gebäude zu nah am Château stehe. Doch es war nicht INTELLIGENTE INVESTITION bloss zu nah, sondern auch zu früh», glaubt er. Nach den guten IN DIE ZUKUNFT Erfahrungen mit der heutigen Installation, vermutet er, dass ein Die Amortisation wird Thierry Grosjean nicht mehr als Chef des allfälliges erneutes Baugesuch für die Überbauung des Rezep Unternehmens erleben. In drei Jahren wird er die Leitung seinem tionsgebäudes heute positiv ausfallen könnte. Sohn übergeben. Desto mehr war ihm diese Investition ein An liegen: «Ich denke da nicht in Legislaturperioden, sondern gene rationell.» Das Weingut ist nun seit über 400 Jahren im Familien besitz, und so ist es weiterhin geplant. «Das Ziel ist es, das Châ 10 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
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SONNE AGROPHOTOVOLTAIK LANDWIRTSCHAFT UND STROMPRODUKTION AUF EIN UND DERSELBEN FLÄCHE – DIE ANGEHOBENEN AGROPHOTOVOLTAIKPANELS MACHEN ES MÖGLICH. DAS FRAUNHOFER- INSTITUT FÜR SOLARE ENERGIESYSTEME GEHT DER VISION SEINES GRÜNDERS NACH UND SUCHT NACH DER MAXIMALEN LANDNUTZUNGSEFFIZIENZ. ÜBER DIE POTENZIALE FÜR DIE SCHWEIZ LÄSST SICH DERZEIT NUR FANTASIEREN. CLEVERE DOPPELNUTZUNG Foto: Fraunhofer ISE DER LANDFLÄCHE APV-Referenzfläche: Aus dieser Perspektive ist TEXT: MATTHIAS SCHIEMANN schattung durch die Anlage reduzieren neben der gesamten Anlage auch die Referenz- fläche neben der Installation sichtbar. und so eine Doppelnutzung der Fläche Pflanzen brauchen Sonne. Photovoltaik ermöglichen. Sie haben die präzise Auf auch. Bisweilen stritten sie gewissermas stellung einer solchen Anlage für die hie Vorteile. Der Flächenkonkurrenz unterein sen um ihren Platz an der Sonne. Denn sigen Breitengrade mathematisch berech ander wird entgegengewirkt und gleich beides scheint sich auszuschliessen: ent net. Die Kollektoren müssen nämlich, zeitig erschliesst sich ihnen eine neue Ein weder Photovoltaik oder Photosynthese. proportional zu ihrer Breite und ihrem kommensquelle. Letztlich treibt es aber Der Bau von grossflächigen Photovoltaik Winkel, mit genügender Höhe installiert durch den Ausbau erneuerbarer Energien anlagen im Namen der Energiewende ent werden, damit die Pflanzen unter der An auch die Energiewende voran. Die Höhe zieht letztlich der Landwirtschaft ihren lage immer noch genügend direkte und der PVModule wird gleichzeitig auch ge Boden. Doch wo wird dann unser Gemüse diffuse Sonneneinstrahlung erhalten. Nur nutzt, um deren Ertrag zu maximieren. noch produziert? Das Problem ist ein al so können diese auch weiterhin gut gedei Dazu wurden bifaziale Module instal tes: Landmanagement. Die Energiewende hen und Früchte tragen. liert – Module, die auf der Unterseite auch benötigt den Ausbau der erneuerbaren die Rückstrahlung vom Boden absorbieren Energien. Wenn dafür aber die Landwirt 25 JAHRE SPÄTER IST ES können. Besonders im Winter fördert dies schaft Platz machen muss und transport REALITÄT die Stromgewinnung, aufgrund der star intensive Importe aus Ländern mit frag Was 1981 noch Theorie war, ist in Herd ken Rückstrahlung von schneebedecktem würdigen Stromquellen die lokale Nah wangenSchönach, Deutschland, unweit Boden. Tatsächlich konnte unter dieser rungsmittelversorgung sicherstellen müs vom Bodensee heute Praxis. Zwar wurden Bedingung ein zusätzlicher Gewinn von sen, wird die nachhaltige Idee hinter der keine Sonnenkollektoren, dafür Photovol bis zu 25 Prozent verzeichnet werden. Ein ganzen Sache ad absurdum geführt. taik verwendet, aber die Idee bleibt die starker Pluspunkt in Anbetracht des be selbe. 720 Module mit einer Leistung von kannten «Winterlochs» für die Solarener ENTWEDER ODER? UND! 194,4 kW prangen auf der Hofgemein gieproduktion. Das Problem haben Prof. Adolf Goetzber schaft Heggelbach fünf Meter über einem ger, Gründer des FraunhoferInstituts für Drittel Hektar Ackerfläche. «Agrophoto «APV-RESOLA» Solare Energiesysteme (ISE), und Dr. Ar voltaik» (APV) nennt sich nun das Ganze Die Installation auf der DemeterHofge min Zastrow bereits 1981 thematisiert. Ihr und soll die Landnutzungseffizienz opti meinschaft ist nicht die erste ihrer Art. Ziel war es, Sonnenenergie und Landwirt mieren, indem quasi auf zwei Etagen die Aber sie dient dem ISE als Versuchsfläche schaft zu kombinieren. Die Idee: Angeho Energie der Sonne genutzt wird. Auch für und Forschungsgrundlage. Das Projekt bene Sonnenkollektoren sollen die Be Landwirtinnen und Landwirte birgt dies wurde «Agrophotovoltaik – Ressourcen 12 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
SONNE effiziente Landnutzung» oder kurz «APV RECHTSLAGE IN DER SCHWEIZ halb der Bauzone sei aber mit Blick auf Resola» getauft und prüft die effektive Nach dem Bundesgesetz über die Raum das grosse Potenzial auf bestehenden Ge Produktivität einer Doppelnutzung. Nicht planung sind Bauten innerhalb der Land bäuden «nur in den allerseltensten Fäl bloss die Stromproduktion wird gemessen, wirtschaftszone nur gestattet, wenn die len» gegeben. Der Bundesrat sah damals sondern insbesondere auch die Produkti Standortgebundenheit dies erfordert. keinen Bedarf, einen Bericht über allfäl vität des Bodens. In einer dreijährigen Weil Solarparks auch anderswo aufge lige Gesetzesänderungen zu erstellen. (BK) Studie wurden unter den Solarmodulen stellt werden können, können nach ebenso wie auf einer nicht überbauten an schweizerischer Rechtsauffassung frei PROJEKTENTWICKLUNG UND liegenden Fläche verschiedene Pflanzen stehende Solaranlagen nicht landwirt -KONSORTIUM und Getreide angepflanzt und miteinan schaftlich begründet werden und sind Das Projekt «APVResola» wurde im März der verglichen. Die mit der Einweihung deshalb rechtlich auch nicht zulässig, wie 2015 ins Leben gerufen. Nach intensiver der Anlage im September 2016 begonnene der Landwirtschaftliche Informations Zusammenarbeit mit der Gemeinde Herd Studie endet dieses Jahr, und das ISE kann dienst (LID) schreibt – zumal in der wangenSchönach konnte der Bau der überzeugende Ergebnisse präsentieren. Schweiz immer noch sehr viele landwirt Anlage im August 2016 beginnen und Bemerkenswerterweise konnten die Ernte schaftliche Dachflächen ungenutzt sind einen Monat später fertiggestellt werden. erträge im letzten Jahr bei drei der vier und obwohl die Baukosten bei solchen Das Projekt wird vom Bundesministerium Versuchskulturen sogar gesteigert werden. Freiflächenanlagen geringer sind. 2012 für Bildung und Forschung und von der Die Teilverschattung durch die Solarmo erfragte ein Postulat beim Bundesrat, wie FONA (Forschung für nachhaltige Ent dule schützt die Pflanzen vor der starken FreiflächenSolarstromanlagen bewilligt wicklung) gefördert. Das Konsortium um Trockenheit im Hochsommer. Dank dem werden könnten oder welche gesetzlichen das FraunhoferISE besteht ferner aus Schatten vermindert sich die Evapotrans Bestimmungen insbesondere im Raum BayWa r.e. Solar Projects GmbH, den piration, das Wasser kann besser gespei planungsgesetz geändert werden müss Elektrizitätswerken Schönau, der Hofge chert werden, und die Pflanzen können ten, damit dies möglich wäre. Bereits da meinschaft Heggelbach, dem Karlsruher lang anhaltende Trockenheit besser ver mals verwies der Bundesrat in seiner Institut für Technologie, dem Regional kraften. Tatsächlich konnte unter der Antwort auf das grosse noch vorhandene verband BodenseeOberschwaben und APVAnlage in den heissen und trockenen Potenzial an geeigneten Gebäudeflächen der Universität Hohenheim. Jedes Jahr Frühlings und Sommermonaten eine er zur Nutzung der Photovoltaik in der wurden Ergebnisse präsentiert, und im höhte Bodenfeuchtigkeit des Weizenbe Schweiz. Das geltende Raumplanungs Mai dieses Jahres wurden sie in einer Ab standes gemessen werden. Im ersten Jahr recht schliesse frei stehende Solaranlagen schlusskonferenz in Berlin vor Vertrete fielen die Erträge deutlich kleiner aus, und zwar nicht ausdrücklich aus. Die Stand rinnen und Vertretern aus Politik, Minis es wurden Verluste von bis zu 19 Prozent ortgebundenheit solcher Anlagen ausser terien und Verbänden vorgestellt. (MS) verzeichnet. Allerdings liegt diese ein malig tiefe Messung immer noch inner brachte mit einer solaren Einstrahlung tersuchungen von anderen Kulturen seien halb des im Voraus angestrebten Ziels: Die von 1319,7 kWh pro Quadratmeter einen nötig. Sicher ist: Eine Agrophotovoltaik DemeterLandwirte von Heggelbach woll Ertrag von 1285,3 kWh pro installiertem anlage ist nicht für alle Kulturen geeignet. ten mindestens 80 Prozent vom üblichen kWPeak (womit die APVAnlage bereits Bereits Goetzberger und Zastrow haben Ertrag unter der Anlage realisieren kön heute im Wettbewerb mit einer kleinen vorausgesagt, dass sich diese Doppelnut nen. Rechnet man die zusätzliche Land PVDachanlage mithalten kann). Damit zung nur für Pflanzen eignet, deren nutzungseffizienz durch die Strompro konnte eine Landnutzungseffizienz von Wachstum nicht auf die Verfügbarkeit von duktion dazu, ergibt sich ein klarer 186 Prozent erreicht werden. Licht begrenzt ist. Gleichzeitig ist die Gewinn. Bereits im ersten Projektjahr ver Trotz den hoffnungsvollen Ergebnissen Hoffnung gross, dass zusätzliche Erfah zeichnete das Projektkonsortium eine gesteht das Konsortium realistischerweise rungen mit weiteren Kulturen die Effizi Landnutzungseffizienz von 160 Prozent. ein, dass es noch zu früh für eindeutige enz noch weiter steigern könnten. Und der Hitzesommer des letzten Jahres Aussagen ist. Weitere Praxisjahre mit Un Foto: Fraunhofer ISE Foto: Hofgemeinschaft Heggelbach GbR, Olivia Schmid Die Module werden von den Installateuren zunächst am Boden zusammengebaut , bevor sie auf der fünf Meter hohen Stahlkonstruktion montiert werden. 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SONNE POTENZIAL FÜR DIE SCHWEIZ Foto: Fraunhofer ISE Die Energieproduktion aus der Schweizer Landwirtschaft ist immer noch zu grossen Teilen von Biomasse bestimmt. Wind und Sonne machen weiterhin einen kleinen An teil aus, wenn er auch in den letzten zehn Jahren deutlich angestiegen ist. In einer Potenzialanalyse hat die Energieberatungs agentur AgroCleanTech im Jahr 2012 die Möglichkeiten der Energieproduktion in der Landwirtschaft untersucht. Obwohl ledig lich das Flächenpotenzial auf Gebäuden be rücksichtigt werden konnte – da frei ste hende Flächen in der Schweiz für die Nah rungs und Futterproduktion genutzt wer den sollen –, hat die Agentur ein Potenzial von 1235 GWh/a bis 2030 für Photovoltaik in der Landwirtschaftszone errechnet. Da angehobene Solaranlagen in der Schweiz Die Installation steht weder den Traktoren noch den Kühen im Weg. nicht erlaubt sind, kommt eine Anlage wie die in HerdwangenSchönach heute nicht POTENZIALE IN ARIDEN ZONEN infrage. Man stelle sich aber vor, wie hoch Besonders in sehr heissen und trockenen Breiten das Potenzial läge, würde sich dies ändern. graden könnte eine Agrophotovoltaikanlage gute Anwendung finden. Einerseits ist viel Sonne für die Stromproduktion vorhanden, andererseits www.agrophotovoltaik.de schützen die Solarmodule die Bodenbedeckung vor zu grosser Trockenheit. Ein kontinuierlich mit Grün bedeckter Boden kann Wasser viel bes INSERAT ser speichern. Ist die Vegetation einmal weg, ist die Bodendegradation kaum aufzuhalten. Die Be schattung durch die Solarmodule könnte ein Mit tel bieten, um dieser Abwärtsspirale entgegenzu wirken. Das ISE ist deshalb um den Transfer der Technologie in diese Zone bemüht. Beispielsweise prüft das Institut mit Partnern in Algerien im Rahmen des EUProgramms «Horizon 2020», wie sich die Agrophotovoltaikanlage auf den Wasser Bauen für Mensch und Umwelt: haushalt auswirkt. Neben der geringeren Ver dunstung und der verminderten Temperatur Lösungen für nachhaltiges Bauen durch Verschattung könnte auch die Regenwas sergewinnung mit den Solarmodulen einen Bei von Schweizer. trag für einen verbesserten Wasserhaushalt leis ten. (MS) Fassaden Holz/Metall Falt- und Schiebewände Briefkästen und Paketboxen Solarsysteme Ernst Schweizer AG, 8908 Hedingen, www.ernstschweizer.ch 14 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
SONNE SOLARBAUERN AUCH MIT 75 JAHREN HAT MAX MEYER, LEITER DES PROJEKTS «SOLARBAUERN» DER SSES, VON DER SOLARENERGIE NOCH LÄNGST NICHT GENUG. ALS PROMOVIERTER ÖKONOM IST ES IHM SEIT RUND 15 JAHREN EIN ANLIEGEN, DASS SOLARENERGIE NACH WIRTSCHAFTLICH ERFOLG VERSPRECHENDEN KRITERIEN EINGESETZT WIRD. BRACH LIEGENDES SOLAR- POTENZIAL IST IHM EIN DORN IM AUGE UND SEIN ZIEL WÄRE ES, DASS SOLARENERGIE, OHNE SUBVENTIONEN AUSKOMMT. «SOLARANLAGEN AUF GROSSEN DACHFLÄCHEN SOLLTEN SICH LOHNEN» Bild : Schweizer Solarpreis TEXT : ANDREA HOLENSTEIN Sie haben sich nach dem Studium aller- vergütung berücksichtigt werden, dass die dings zuerst auf den Weg gemacht, der Entschädigungsskala degressiv verlief. Da Warum ist Solarenergie für vom Ökonomie-Studium an der Hoch- bei Bauernhöfen – zumindest bis zu den Sie zentral und seit wann? schule St. Gallen her vorgezeichnet war. neuen Vorschriften zum Eigenverbrauch – Energiefragen waren für mich Ja, ich war lange Zeit im Bereich Wirtschaft, meist grosse Flächen eingedeckt wurden, bereits im Studium wichtig, in der Verwaltung, im Bank- und Verbands- spielte das Gesetz der abnehmenden Kos- aber eher generell, im Sinne wesen tätig. ten pro installierte Einheit. eines effizienten Einsatzes der Ressourcen. Ich lernte bei Professor Hans-Christoph Warum hat Sie später – nach der Pensio- Das Thema Fördergelder ist kein ein- Binswanger an der Hochschule St. Gallen, nierung – gerade die Solarenergie auf faches. Können Sie deren Entwicklung auf dass unser Wohlstand auf dem Ersatz der Bauernhöfen interessiert? das Projekt «Solarbauern» seit Beginn Muskelenergie durch Fremdenergie basiert. Die Anwendung der Solarenergie muss – kurz darlegen? Und natürlich ist es sinnvoll, diejenige Ener- basierend auf den grundlegenden wirt- Die Limitierung der Fördergelder im Ver- gie zu nutzen, welche gratis von der Sonne schaftlichen Gesetzmässigkeiten – dort ein- hältnis zur Nachfrage war schlicht und ein- kommt. gesetzt werden, wo sie am besten genutzt fach erschreckend und die finanziellen Kri- werden kann. Viele Bauernhöfe haben terien änderten sich immer wieder. Es gab War die Nutzung von Solarenergie zum grosse, nutzbare Dächer und oft einen gu- Zusagen, aber es kam kein Geld. Lange Zeit Zeitpunkt Ihres Studiums schon eine ver- ten Standort. Dazu kommt, dass im Gegen- musste der ganze physische Ertrag, der breitete Idee? satz zu Wohnhäusern aufgrund der grösse- Strom, ins Netz eingespeist werden. Es gab Nein, das war etwa 1970 und Solarpioniere ren Dachflächen ein Skaleneffekt erzielt einen Zähler für den Strombezug und einen hielt man damals für Sandalen tragende, werden kann. Je grösser eine Anlage, desto für die Einspeisung. Erst spät wurde das linke Sonnenanbeter. kleiner werden die Kosten pro Einheit. Al- Schwergewicht verlagert, sodass der Strom lerdings musste beim System der Einspeise- ab Dach nun zuerst für den eigenen Ener- Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019 15
SONNE Doch das Projekt «Solarbauern» war und winnen. Dass es an den Tagungen nicht im- ist trotzdem erfolgreich. Was ist das Ge- mer zu einem Grossaufmarsch von Interes- heimrezept dafür? senten kommt, muss man hinnehmen. Ins- Landwirte sind bezüglich Neuerungen eher gesamt würde ich dieses Projekt auf jeden zurückhaltend. Wir haben Solarfirmen als Fall nochmals starten. Pensionierte sollen Partner eingebunden und gemeinsam In- ihr Wissen und Können nicht einrosten las- formationsveranstaltungen durchgeführt. sen. Werbung war dabei allerdings tabu, es ging um Wissensvermittlung und Überzeu- Was gibt es weiterhin zu tun? gungsarbeit. So konnten wir viele Bauern Es geht darum, dass die Energiestrategie Schritt für Schritt für die Solarenergie ge- 2050 umgesetzt werden kann und so die winnen, indem wir ihnen erfolgreiche, in- Energiewende in der Schweiz gelingt. Dies novative Projekte vorgestellt haben. ist nur möglich, wenn bei den neuen er- neuerbaren Energien das Schwergewicht Was konnte das Projekt Solarbauern bis auf die Solarenergie gelegt wird. Wichtig heute bewirken? wäre, dass man vermehrt diejenigen infor- Eine reine Betrachtung, was das Projekt miert, welche als Investoren, beziehungs- «Solarbauern» bewirkte, kann man ehrli- weise Bauherren, von Solaranlagen in cherweise nicht anstellen, da es Akteure Frage kommen. Ein nützliches Instrument mit ähnlichen Zielen gibt und sowohl Bun- dazu sind – möglichst flächendeckende – desstellen als auch kantonale Ämter viel Solarkataster. Hier könnten die Gemeinden Überzeugungs- und Unterstützungsarbeit aktiver werden und Eigentümer von Dä- leisten. Wichtig ist für mich, dass das Kon- chern mit Solarpotenzial anschreiben und zept gut angekommen ist, Nachahmer fand sie beispielsweise bei Fragen des Denkmal- und auch alle Sprachregionen ausser das schutzes beraten. Am wichtigsten aber ist Tessin einbezogen wurden. Natürlich gab es, dass die Förderpolitik verstetigt wird. und gibt es inzwischen viele weitere Infor- Planbarkeit dank stabilen Rahmenbedin- Bild : Schweizer Solarpreis mationsmöglichkeiten zum Thema Solar- gungen ist ausschlaggebend, nicht zuletzt, energie. Hervorzuheben ist vor allem die weil Solarinvestitionen Generationeninves- Bedeutung der Fachfirmen und insbeson- titionen sind. Die Mittel sind aufzustocken, dere auch der landwirtschaftlichen Schulen aber an klare Bedingungen zu knüpfen, bei der Verbreitung von Wissen. Und wenn wobei die Kosten-Nutzen-Überlegungen Interessenten auf dem Bauernhof ihrer Kol- überwiegen müssen. Grundsätzlich sollte gieverbrauch zu nutzen ist. So kann sich legen mit eigenen Augen eine gut funktio- es möglich sein, dass die Solarenergie auf- der Eigenverbrauch im Verhältnis zum ex- nierende Anlage sehen, so ist dies bestimmt grund der Abnahme der Kosten durch ei- ternen Strombezug durchaus lohnen, aber die beste Referenz für die Solarenergie. nen verbreiteten Einsatz von Solartechno- die überschüssige Energie muss zu kaum Persönlich habe ich bei meiner Arbeit viel logie in naher Zukunft auch ohne Subven- kostendeckenden Bedingungen eingespeist Schönes erlebt und war von den positiven, tionen auskommt. werden. So geht die Chance verloren, die offenen Reaktionen der Bauern immer wie- Gesamtstromproduktion durch Solarener- der begeistert. Auch seitens der Politik be- Was sind Ihre persönlichen Pläne? gie zu erhöhen. Und dieses System bestraft kam das Projekt viel Unterstützung, konnte Ich bin nun 75 Jahre alt. Ich möchte noch im Grunde genommen heute Investoren, ich doch für unsere Tagungen immer wie- einige weitere Veranstaltungen organisie- welche grössere Flächen für Solarenergie der Spitzenpolitikerinnen und -politiker aus ren und dabei zwar weiterhin die Landwirte nutzen könnten. den verschiedensten politischen Lagern ge- im Fokus haben, darüber hinaus aber auch die lokalen Hauseigentümer. Die inhaltli- chen Schwerpunkte dieser Veranstaltungen Max Meyer, Leiter des SSES-Projekts «Solarbauern» möchte ich noch vertieft mit Spezialisten Max Meyer wurde an der HSG unter anderem im Bereich besprechen, aber bestimmt muss man zei- 1944 in Zürich gebo- Geldpolitik. Später übte er verschiedene gen, wie man unter den aktuellen Bedin- ren, wo er aufwuchs Tätigkeiten in Verwaltung, Bank und Ver- gungen vorgehen soll, was es für eine gut und die Schulen be- bandswesen aus. Bis zur Pensionierung funktionierende Anlage braucht, welches suchte. Er schloss mit war er Direktor des heutigen Schweize- der Stellenwert des Eigenverbrauchs ist und einem Handelsdiplom risch-Liechtensteinischen Gebäudetech- dass jeweils grundsätzlich ein Gesamtener- ab und absolvierte an- nikverbandes suissetec, (früher SSIV). In giekonzept für ein Objekt vorliegen sollte. schliessend ein Praktikum in einer Bank. seiner Freizeit verfasst Max Meyer Bü- Wenn möglich möchte ich dazu auch Schü- Der zweite Bildungsweg führte ihn über cher zu Wirtschaftsfragen, aber auch zu ler und Schülerinnen einladen, damit die die Matura an die Hochschule St. Gallen anderen Themen, so unter anderem die jungen Leute sehen, was schon alles ge- HSG, wo er das Wirtschaftsstudium ab- Biographie über das Leben des Gründers macht wird, denn ich habe solvierte und anschliessend mit einer des Dinosauriermuseums in Aathal, den Eindruck, dass hier eine bankwissenschaftlichen Dissertation pro- Hans-Jakob Siber. grosse Wissenslücke besteht. movierte. Als Assistent unterrichtete er www.solarbauern.ch 16 Erneuerbare Energien Nr. 4 August 2019
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