Erneuerbare Energien - SSES.ch
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Erneuerbare 16 TAGE DER SONNE Die Veranstaltungen stossen Energien wieder auf breiteres Interesse 18 BIOTREIBSTOFFE Power to Gas als wichtige Technologie der Zukunft 21 PUFFERBATTERIEN Das Zusammenspiel von Mobilität und Speicherung Nr. 3 Juni 2018 Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar WIE SOLARENERGIE KOHLE ÜBERFLÜSSIG MACHEN KANN SEITE 8
Wir setzen Standards – Sie profitieren. Der PLENTICORE plus. Einfach. Vielfältig. Smart. Mehr erfahre Smart conn n auf der ections.Tou www.smart r 2018! -tour-kosta l.com Mit dem ersten PV-Hybridwechselrichter setzt KOSTAL einen neuen Standard. Vielfältiger Einsatz, z. B. als PV- oder Batterie-Wechselrichter mit diversen Hochvoltspeichern Einfache Gerätekonfiguration, sichere Installation und umfassender Service Smart connected durch ein umfangreiches und zukunftssicheres Kommunikationspaket Smart performance durch ertragssteigernde Features, z. B. selbstlernendes Schatten- management und dynamische Wirkleistungssteuerung Die KOSTAL-Gruppe – ein weltweit agierendes Familienunternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung. www.kostal-solar-electric.com . Tel.: +49 761 47744-100
EDITORIAL INHALT DAS KLIMA BRAUCHT UNSEREN Aktuell 4 WANDEL JETZT Schwerpunkt Dekarbonisierung: Die Photovoltaik muss Vielerorts wärmster Mai seit Messbeginn: Einmal einen gewichtigen Beitrag zum Erreichen mehr haben wir einen Monat hinter uns, mit den der Klimaziele leisten. 8 wärmsten je festgehaltenen Durchschnittstemperatu ren. Diese Meldungen erscheinen inzwischen so re Sonne gelmässig, dass sie von einer breiten Bevölkerung höchstens noch mit einem Schulterzucken quittiert 40 Jahre Swissolar: Der Schweizerische werden und mit dem Hinweis, dass es doch schön sei, Fachverband für Sonnenenergie feiert schon im Mai sommerliche Temperaturen zu haben. einen runden Geburtstag. 13 Diese Abstumpfung ist bedenklich, denn all diese Temperaturrekorde sind ein Zeichen dafür, wie rasch Solarthermie: Die Technologie kommt in der Klimawandel voranschreitet. Besonders sichtbar ganz Europa vermehrt in Fernwärme war es diesen Frühling im Hochgebirge: Obwohl die netzen zum Einsatz. 15 Beat Kohler Schneemengen bis Ende März überdurchschnittlich Leitender Redaktor Tage der Sonne: Die Zahl der hoch waren, ist der meiste Schnee bis Ende Mai schon Veranstaltungen nimmt ebenso zu verschwunden. Das hat auch entsprechende Aus wie das Interesse des Publikums. 16 wirkungen auf die Natur, den Wasserhaushalt und dadurch über die Wasserkraftwerke auch auf die Erneuerbare Energien Energiewirtschaft. Wollen wir den Klimawandel tat sächlich bremsen – aufhalten lässt er sich schon längst Biotreibstoffe: Der Ertrag von Biogas nicht mehr –, dann müssen wir mit Nachdruck han kann im Zusammenspiel mit Power to Gas deln. Dank den erneuerbaren Energien – insbeson deutlich erhöht werden. 18 dere dank der Solarenergie – haben wir ganz einfach die Möglichkeit dazu. Kein Mensch muss heute noch Forschung mit Öl heizen, und auch fossile Treibstoffe können mit den vorhandenen Technologien bereits jetzt leicht E-Dumper: Dieser Lastwagen produziert, ersetzt werden, wenn man das will. Die Politik ist ge wenn er beladen ins Tal fährt, mehr fordert, mit einem griffigen CO2Gesetz die notwen Strom, als er bergwärts verbraucht. 20 digen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dieser Weg auch begangen wird. Ihn bereits jetzt zu be Pufferbatterien: Tessiner Experten gehen, lohnt sich für den Einzelnen auf jeden Fall – haben untersucht, wie effizient sich schon nur wegen des guten Gefühls, wenn man bei Batterien von Elektroautos als Puffer strahlendem Sonnenschein das Elektroauto «gratis» nutzen lassen. 21 vom eigenen Dach betanken kann. Es lohnt sich aber auch für die ganze Volkswirtschaft, wenn Geld hier Flash 26 investiert und nicht für Öl oder für die Folgeschäden des Klimawandels ausgegeben wird. Leserbriefe Beat Kohler SSES-News VESE-News Cartoon Branchenverzeichnis 29 Impressum 31 Liebe Mitglieder Agenda 32 Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: sunshine Titelbild: pixabay.com/Ralf Vetterle Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 3
AKTUELL PELLETPREISE IM JAHR 2017 0,4% Mai 2017 bis Mai 2018 MEHR VERBRAUCH Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung) Der Landesverbrauch lag 2017 bei 62,9 Mrd. kWh. Nach Abzug der Übertragungs- und Verteilverluste von 4,4 Mrd. kWh er- gibt sich ein Stromverbrauch von 58,5 Mrd. kWh. Das sind 0,4% oder 244 Millionen Grafik: www.pelletpreis.ch kWh (entspricht etwa dem Jahresverbrauch von 48 800 Haushalten) mehr als 2016 (58,2 Mrd. kWh). Die Veränderungen ge- genüber dem Vorjahr betrugen +0,6% im ersten, –1,1% im zweiten, +2,2% im drit- ten und +0,1% im vierten Quartal 2017. Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten Obwohl wichtige Einflussgrössen wie die zusammensetzt. Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise verbrauchssteigernd wirkten, blieb der Stromverbrauch in der Schweiz nahezu stabil. Dies dank der geringeren Anzahl der 10,3 MILLIONEN JOBS IM JAHR 2017 Heizgradtage sowie den Effizienzsteigerun- gen. Die Elektrizitätsproduktion (Landes- Im Bereich der erneuerbaren Energien wurden 2017 weltweit mehr als 500 000 neue Ar- erzeugung) sank 2017 leicht, um 0,2% auf beitsplätze geschaffen, ein Zuwachs von 5,3 Prozent gegenüber 2016. Das geht aus den 61,5 Mrd. kWh (2016: 61,6 Mrd. kWh). An jüngsten Zahlen der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hervor. Laut der gesamten Elektrizitätsproduktion waren der fünften Ausgabe von «Renewable Energy and Jobs – Annual Review» beläuft sich die die Wasserkraftwerke zu 59,6% (davon Gesamtzahl der in diesem Sektor Beschäftigten (einschliesslich grosser Wasserkraftwerke) Laufkraftwerke 25,9% sowie Speicherkraft- auf 10,3 Millionen weltweit. China, Brasilien, die Vereinigten Staaten, Indien, Deutschland werke 33,7%), die Kernkraftwerke zu und Japan sind nach wie vor die weltweit grössten Arbeitgeber im Bereich der erneuerbaren 31,7% sowie die konventionell-thermi- Energien. Sie repräsentieren mehr als 70 Prozent aller Arbeitsplätze in der Industrie welt- schen und erneuerbaren Anlagen zu 8,7% weit. Obwohl immer mehr Länder den sozioökonomischen Nutzen erneuerbarer Energie- beteiligt. Bundesamt für Energie/Redaktion quellen anerkennen, findet der Grossteil der Produktion in relativ wenigen Ländern statt. 60 Prozent aller Jobs in diesem Bereich sind in Asien beheimatet. Die Photovoltaikindustrie bleibt mit einem Rekordvolumen von 94 Gigawatt im Jahr 2017 der grösste Arbeitgeber aller erneuerbaren Energietechnologien und hat 2016 fast 3,4 Millionen Arbeitsplätze ge- schaffen. Dies entspricht einem Anstieg von fast neun Prozent. Trotz einem leichten Rück- MEHR STROM gang in Japan und den Vereinigten Staaten folgten die beiden Länder China als die grössten AUS WASSER Märkte für die Beschäftigung im Bereich PV weltweit. Die Arbeitsplätze in der Windindust- rie sind im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen, auf 1,15 Millionen weltweit. Die erwartete Energieproduktion der Was- Pressedienst/Redaktion serkraft stieg 2017 gegenüber dem Vorjahr um 63 GWh/a auf 36 327 GWh/a (Vorjahr: 36 264 GWh/a), wie in der Statistik des BFE ersichtlich ist. Gemäss dem neuen Energie- gesetz soll die durchschnittliche jährliche Wasserkraftproduktion bis 2035 auf 37 400 GWh ansteigen (Richtwert). Mit einem jährlichen Zubau in der Grössenordnung des Jahres 2017 (+63 GWh) kann dieser Richtwert erreicht werden. Die Wasserkraft hat auf der Basis der mittleren Produktions- erwartung einen Anteil von rund 57% an der Stromproduktion in der Schweiz. Die Kantone mit der grössten Produktionser- wartung sind das Wallis mit 9725 GWh/a (26,8%), Graubünden mit 7937 GWh/a (21,8%), das Tessin mit 3547 GWh/a (9,8%) und Bern mit 3332 GWh/a (9,2%). Welche Kraftwerke den grössten Teil der Grafik: Irena Produktion beitragen, ist auf der interakti- ven Karte des BFE ersichtlich. Bundesamt für Energie/Redaktion 4 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
AKTUELL ES GEHT ZU LANGSAM VORAN TOPLEISTUNG AUF 318 WATT Die Welt ist noch nicht auf dem Weg, die globalen Energieziele 2030, die Teil der UNO-Nachhaltigkeitsziele sind, zu erreichen. In bestimmten Bereichen werden aber echte Fortschritte gemacht. Er- neuerbare Energien erzielen im Stromsektor beachtliche Zuwächse. Anders sieht es in den Bereichen Verkehr und Heizung aus, die zu- sammen 80% des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen. Zu diesem Schluss kommt der Tracking-SDG7-Bericht. Dieser wird ge- Foto: Solarstromforschung.de/Fraunhofer ISE meinsam von der Internationalen Energieagentur, der Internatio- nalen Agentur für Erneuerbare Energien, der Statistikabteilung der Vereinten Nationen, der Weltbank und der Weltgesundheitsorgani- sation verfasst und ist Anfang Mai zum vierten Mal erschienen. Während die globalen Trends enttäuschend seien, lieferten neueste nationale Erfahrungen überall auf der Welt ermutigende Zeichen. «Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass Länder mit den richtigen Ansätzen und Strategien einen substanziellen Zugang zu sauberer Energie ermöglichen können», heisst es in einer Mitteilung der IRENA. Der Energiefortschrittsbericht SDG7, der am Forum Nach- haltige Energie in Lissabon öffentlich vorgestellt wurde, ist der um- Das Konsortium des Forschungsprojekts AdmMo konnte monokris- fassendste Blick auf die Fortschritte der Welt bei der Erreichung der talline Siliziumsolarzellen mit einem Wirkungsgrad von über 22 Pro- globalen Energieziele. Die Ergebnisse basieren auf offiziellen Daten zent herstellen und ein Modul mit 120 Halbzellen und einer Aus- auf nationaler Ebene. 2015 hat die Welt 17,5% ihres gesamten gangsleistung von 318 Watt produzieren. Ermöglicht wird dies auch Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen bezogen, wovon durch den Druck von Silberstrukturen mit einer Breite von weniger 9,6% auf neue Formen erneuerbarer Energie wie Geothermie, Was- als 30 µm für die Vorderseitenkontaktierung, die eine hohe Leitfä- serkraft, Solar und Wind entfallen. Der Rest sind traditionelle Ver- higkeit garantieren und aufgrund des reduzierten Silberverbrauchs wendungen von Biomasse. Pressedienst/Redaktion zu Kosteneinsparungen führen. Pressedienst/Redaktion EIN SOLARDACH FÜR JEDES NEUE KALIFORNISCHE HAUS Der Erfolg der erneuerbaren Energien ist kommenden 30 Jahre geplant. Heute wer- nicht mehr aufzuhalten. Das Fraunhofer-In- den in Kalifornien pro Jahr etwa 15 000 stitut für Solare Energiesysteme (ISE) mel- Häuser mit einer PV-Anlage gebaut. Diese dete Anfang Mai, dass in Deutschland in Zahl könnte durch das neue Gesetz auf rund den ersten vier Monaten des Jahres 2018 80 000 hochschnellen. Eine Schlüsselfrage über 40 Prozent des Stroms erneuerbar er- für die Solarunternehmen bleibt: Werden zeugt wurden. Damit wird ein weltweiter die Hausbesitzer die PV-Anlage konventio- Trend hin zu den Erneuerbaren bestätigt: nell kaufen oder mit einem Solarprojektierer Seit dem Jahr 2000 wurde die weltweite Ka- einen langfristigen Leasingvertrag ohne An- Dr. Matthias Fawer Christian Rath pazität von Solarenergie verhundertfacht schaffungskosten abschliessen? NextEra und die von Windenergie vervierzehnfacht. Energy gab kurz vor Ostern bekannt, dass es nem vollelektrischen Solarauto. Durch inte- Gemäss ISE ist der komplette Umstieg auf ein Liefervertrag mit Jinko Solar abgeschlos- grierte Solarzellen in der Karosserie kann das erneuerbare Energien ein grosses weltweites sen hat. Der Energieversorger aus Florida E-Auto seine Batterie zusätzlich mit Sonnen- Konjunkturprogramm. Schon heute sind sie will in den kommenden vier Jahren Solarmo- kraft aufladen. Damit kann bis zur Hälfte in über 60 Ländern die preiswerteste Strom- dule mit einer Gesamtkapazität von 2750 des Stromverbrauchs erzeugt werden. Die quelle, und die Unternehmen in dieser Bran- Megawatt beziehen. Der chinesische Her- ElringKlinger AG hat den Auftrag zur Ent- che beschäftigen weltweit schon mehr als steller plant deshalb in Jacksonville, Florida, wicklung und Produktion von kompletten zehn Millionen Menschen. Fast ein Drittel den Aufbau einer Modulfertigung mit einer Batteriesystemen in Deutschland erhalten. davon entfällt auf die Solarbranche. Eine po- jährlichen Produktionskapazität von 400 Die Basis bildet ein 48-Volt-Modul, welches sitive Neuigkeit kam im Mai aus Kalifornien: Megawatt sowie die Schaffung von 200 eine Gesamtsystemspannung von bis zu 800 Im US-Bundesstaat sollen ab dem Jahr 2020 neuen Arbeitsplätzen. Auch FirstSolar baut Volt realisieren kann. Zum ersten Mal ver- faktisch alle neuen Wohnhäuser mit fort- in den USA eine neue Modulproduktion. In wendet auch BP bei einem Windpark im US- schrittlichen Effizienzmassnahmen und einer deren Fabrik im Bundesstaat Ohio sollen im Bundesstaat Süddakota eine zusätzliche Bat- PV-Dachanlage ausgestattet sein. Die kali- Endausbau Dünnschichtmodule mit einer teriespeicherung. Das Pilotprojekt koppelt fornische Energiekommission verabschie- Kapazität von 1,2 Gigawatt jährlich produ- die 25-MW-Windfarm mit einer 212-kW- dete einstimmig den neuen Energiestandard ziert und mehr als 500 Stellen geschaffen Batterie von Tesla. Damit kann die Strom- für Gebäude. Dadurch ist eine Reduktion werden. Damit kann First Solar seine welt- nachfrage länger und auch bei schwachem des Energieverbrauchs des Gebäudeparks weite Produktionskapazität bis Ende 2020 Wind besser abgedeckt werden. um mehr als 50 Prozent und eine Kostenein- auf 7,6 Gigawatt erhöhen. In München tüf- Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic sparung von USD 1,7 Milliarden über die telt das Unternehmen Sono Motors an ei- Investment, Vontobel Asset Management Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 5
AKTUELL GLOBALSTRAHLUNG (W/m 2) ANOMALIE (W/m 2) Grafiken: MeteoSchweiz VOM PAZIFIK BIS ZUM ATLANTIK MIT ARBEITEN MIT DER SONNE ALS EINZIGEM KRAFTSTOFF ALUMINIUM Anne Quéméré wird diesen Sommer das arktische Eis herausfordern, um die Nordwestpas- Aluminiumbatterien sind eine vielverspre- sage – die legendäre Verbindung zwischen dem Pazifik und dem Atlantik – zu durchqueren. chende neue Möglichkeit, Strom kosten- Die Seefahrerin wird versuchen, sich einen Weg durch das arktische Eis zu bahnen und die günstig zwischenzuspeichern. Sie bestehen rund 3000 Kilometer zwischen den kanadischen Dörfern Tuktoyaktuk und Pond Inlet mit aus günstigen und in grossen Mengen vor- dem Antrieb der Sonne zurückzulegen. Zum Einsatz kommt das Boot, mit dem die Bretonin kommenden Rohstoffen. Die Erforschung 2011 den Pazifik überquert hat. Es ist mit eigens dafür vom CSEM gebauten Photovoltaik- und Entwicklung von Batterien aus preis- modulen ausgestattet. «2015 habe ich einen Versuch mit dem Kajak unternommen, und werten Rohstoffen ist ein zentrales Thema zwar zusammen mit Ökoforscher Raphaël Domjan, der für seinen Stratosphärenflieger So- von Maksym Kovalenko, dessen For- larstratos mit dem CSEM zusammenarbeitet», erklärt Anne Quéméré. «Schnell wurde klar, schungsgruppe zugleich an der ETH Zürich dass das Schweizer Zentrum der ideale Partner sein würde, um eine stoss- und wetterfeste und im Empa-Labor für Dünnfilme und Lösung für mein Abenteuer zu entwickeln.» Das Resultat kann sich sehen lassen: Das So- Photovoltaik beheimatet ist. Forscher die- larboat Icade ist ein leichtes und flexibles Wasserfahrzeug von 20 Fuss, das diesen Donners- ser Arbeitsgruppe haben nun zwei neue tag in Concarneau getauft wurde. Lassen es die Wetterbedingungen zu, wird die Seefahre- Materialien gefunden, welche die Entwick- rin ihre Expedition Ende Juni antreten, da die Passage zwingend vor Ende September durch- lung von Aluminiumbatterien entscheidend quert werden muss. «Um diese Herausforderung zu meistern, mussten wird sämtliche Pha- weiterbringen könnten. Es handelt sich da- sen der Konzeption und Photovoltaikintegration sowie die Implementierung eines bei einerseits um das korrosionsbeständige optimierten Energiemanagementsystems überdenken. Wir waren begeistert, weil wir davon Titannitrid für die leitenden Teile der Batte- überzeugt sind, dass die Sonnenenergie in der Nautik zu wenig genutzt wird», erläutert rie, andererseits um Polypyren, ein neuarti- Christophe Ballif, Direktor des CSEM-PV-Centers. «Unsere Tests zeigen, dass bestehende ges Material für ihren Pluspol, das an viel- Ansätze verbessert werden können; wir sind heute in der Lage, den Branchenakteuren un- fältige technische Anforderungen ange- ser Know-how zur Verfügung zu stellen und dadurch die Akzeptanz ihres Einsatzes zu stei- passt werden kann. Pressedienst/Redaktion gern.» Die Expedition Arctic Solar by Icade zielt darauf ab, dieses Potenzial zu bestätigen und es gleichzeitig der Initiantin zu ermöglichen, ein grossartiges menschliches Abenteuer zu verwirklichen. Pressedienst/Redaktion BATTERIE- GROSSAUFTRAG Das Münchener Mobilitätsunternehmen Sono Motors vergibt einen Grossauftrag über mehrere Hundert Millionen Euro für die Entwicklung und Fertigung einer eige- nen Batterie für ihr Solarfahrzeug «Sion» an den deutschen Automobilzulieferer El- ringKlinger. Sono Motors hat das Solarauto «Sion» vergangenen Sommer vorgestellt. Die Besonderheit der Karosserie sind die Solarzellen, die sich auf beiden Seiten, dem Dach, dem Heck und der Motorhaube be- finden. Mehr als 7000 Interessenten haben Bild: CESM den «Sion», der 2019 in Serie geht, gefah- ren und erlebt. Pressedienst/Redaktion 6 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
AKTUELL EIGENVERBRAUCHSLÖSUNGEN ENERGIE FÜR DIE SPARGEL Anlässlich der Generalversammlung vom 18. Mai 2018 in Liestal blickte die Arbeitsgemeinschaft für dezentrale Energieversorgung (ADEV) auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2017 zurück. Der im neuen Energiegesetz seit dem 1. Januar 2018 verankerte soge- nannte «Zusammenschluss zum Eigenverbrauch» ist ein Hauptge- winn für die ADEV-Gruppe, wie die Genossenschaft mitteilt. Er be- trifft das bereits bei ihrer Gründung 1985 formulierte Kernanliegen und die Kernkompetenz der ADEV: Energieproduktion möglichst nah beim Energieverbrauch. Mit der Strom- und Wärmeversorgung auf dem Areal Erlenmatt Ost in Basel betreibt die ADEV seit Herbst 2017 einen der grössten Zusammenschlüsse zum Eigenverbrauch der Schweiz. Anfang 2017 ging die Energiezentrale in Betrieb, im Herbst 2017 der Zusammenschluss zum Eigenverbrauch. Zurzeit wohnen bereits rund 200 Personen im neuen Quartier, bis Mitte 2019 werden es rund 500 sein. Die Energieanlagen werden sukzes- Foto: Daniel Hager sive ausgebaut, um auch alle neu hinzukommenden Bewohnenden mit Strom und Wärme zu versorgen. Mit fünf weiteren Photovolta- ikanlagen auf Schulhäusern, Turnhallen und einem Firmenhochhaus habe die ADEV bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes, das Zu- sammenschlüsse für den Eigenverbrauch neu zulässt, ihr Know-how Pünktlich zur Spargelsaison 2018 hat die Jucker Farm AG auf dem im Bereich lokaler Eigenverbrauchslösungen unter Beweis gestellt, Spargelhof in Rafz ein neues, integrales Energiesystem in Betrieb erklärt die Genossenschaft. Pressedienst/Redaktion genommen. Entwickelt und realisiert haben die Anlage Energie 360° und RZ Energiemanagement, die modernen Photovoltaikanlagen SOLARSYSTEME VERKAUFT stammen von Solvatec. Das System umfasst Kälteversorgung, Ab- wärmenutzung, Photovoltaik, Batteriesystem und Elektromobili- Meyer Burger hat letzten November erklärt, dass das Unternehmen tät – denn Landwirt Martin Jucker hofft, seine Spargeln in Zukunft die Tätigkeit am Produktionsstandort Thun zurückfährt. Nun hat mit E-Traktoren zu ernten. Seit Anfang April liefert eine Photovol- der Thuner Solarzulieferer mitgeteilt, dass er sich vom Geschäfts- taikanlage ausreichend Strom, um die frischen Spargeln, Heidelbee- bereich Solarsysteme («Energy Systems») trennt. Die betroffenen ren und Kürbisse zu kühlen. «Wir zeigen, dass Nachhaltigkeit, Wirt- 32 Mitarbeitenden werden auf die neu zu gründende Gesellschaft schaftlichkeit und Versorgungssicherheit gleichzeitig zu haben 3S Solar Plus AG übertragen. Diese neue Gesellschaft ist an Patrick sind», so Martin Jucker. Das Energiesystem des Spargelhofs enthält Hofer-Noser verkauft worden. Für den Geschäftsbereich Solarsys- viele innovative Ansätze, etwa eine neue, schwermetallfreie Dünn- teme, der mit MegaSlate-Produkten speziell den Schweizer Markt schicht-Solarzellentechnologie. Der Anschluss des Hofs ans Strom- abdeckt, habe Meyer Burger in den vergangenen Monaten ver- netz dient lediglich der Optimierung des Betriebs, erklärt Martin Ju- schiedene strategische Optionen geprüft und sich für den Verkauf cker: «Unser Hof könnte das ganze Jahr über ohne externe Strom- entschieden. Patrick Hofer-Noser ist ein Solarindustriespezialist. Er versorgung funktionieren.» Für die Partnerunternehmen liegen die war 2001 Gründungsmitglied und später Delegierter des Verwal- Vorteile der gemeinsam realisierten Lösung auf der Hand: hohe Ei- tungsrats sowie Chief Executive Officer der 3S Industries AG, wel- genversorgung mit Notstrombetrieb, optimale Nutzung erneuerba- che im Jahr 2010 in die Meyer Burger Gruppe integriert wurde. Bis rer Energien und stabile Betriebskosten für die nächsten 15 Jahre. 2012 war er Chief Technology Officer und Mitglied der Geschäfts- Die drei Partner hoffen, dass ihr nachhaltiges Konzept in der Land- leitung der Meyer Burger Gruppe. Von April 2012 bis April 2017 be- wirtschaft bald zahlreiche Nachahmer findet. kleidete er die Funktion als Head of Energy Systems. «Ich freue mich darauf, zusammen mit meinen Mitarbeitenden und Partnern das seit über 15 Jahren zuverlässige, ästhetische und in der Schweiz 410-WATT-REKORDMODUL hergestellte MegaSlate-Solardach- und Fassadensystem weiterzu- Das CEA-INES-Team erzielt, in Zusammenarbeit mit Meyer Burger, führen, im Markt auszubauen und so zum Schutz des Klimas beitra- einen Leistungsrekord von 410 Watt mit einem neuen Heterojunc- gen zu dürfen», so Patrick Hofer-Noser. Pressedienst/Redaktion tion-72-Solarzellenmodul, wie das Unternehmen mitteilt. Das Re- kordmodul beinhaltet Heterojunctionzellen (HJT), die auf einer in- LG STEIGERT SPITZENLEISTUNG dustrialisierten 2400-wph-Zellbeschichtungsanlage von Meyer Bur- ger hergestellt wurden. Diese ist Teil einer Pilotproduktionslinie von Das Hochleistungsmodul LG NeON2 BiFacial von LG Electronics ist CEA INES, die HJT-Zellen mit einem durchschnittlichen Wirkungs- künftig in der Variante mit 72 Zellen verfügbar. Mit der Erweiterung grad von 23,4% fertigt. Im Rahmen einer starken Partnerschaft verbessert LG die Spitzenleistung seines bifazialen Moduls auf zwischen CEA INES und Meyer Burger hinsichtlich der Heterojunc- 390 Watt. In Regionen, in denen es im Winter stark schneit, habe tion-Technologie sei diese Rekordleistung möglich geworden. Das das Modul den Vorteil, dass es durch die aktive Modulrückseite Rekordmodul sei in Thun mit dem SmartWire-Verbindungstechno- auch dann Strom erzeugt, wenn die Vorderseite mit Schnee bedeckt logie-Produktionsequipment von Meyer Burger hergestellt worden, ist. Wenn das Modul durch den Rückseiteneffekt Strom produziere heisst es in der Mitteilung. Das Resultat verdeutliche das sehr grosse und sich erwärme, könne zudem der Schnee auf der Vorderseite des Potenzial der Heterojunction-Technologie, ist man beim Thuner Modules tauen, schreibt LG. Pressedienst/Redaktion Solarzulieferer überzeugt. Pressedienst/Redaktion Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 7
DEKARBONISIERUNG DIE EIGENTLICHE MIS DER PHOTOVOLTAIK Dass die Solarindustrie bereit ist, ihre künftige Rolle im Schweizer Energiesystem wahrzunehmen, demonstrierten Unternehmen mit ganz unterschiedlichen Ansätzen watt installierte PV-Kapazität. Wenn das in diesem im Rahmen der 16. Nationalen Photovoltaik-Tagung in Bern. Tempo weitergehe, werde 2021 die Terawattgrenze über- schritten, erklärte Nowak. PV ist wie der PC und die Mo- TEXT: BEAT KOHLER biltelefonie in der Informationstechnologie auf dem Weg dazu, die Energietechnologie völlig umzuwälzen, und «Ist die Photovoltaik auf dem Weg, die wichtigste Strom- wird dabei – gleich wie die Informationstechnologie – quelle weltweit zu werden? Heute dürfen wir uns diese immer günstiger. Dies sei ein massiver weltweiter Um- Frage stellen», sagte Stefan Nowak, Vorsitzender IEA bruch. «Dieser Entwicklung wird sich auch die Schweiz Photovoltaic Power Systems Programme, St. Ursen, an nicht entgegenstellen können», so Nowak. Auf den Dä- der 16. Nationalen Photovoltaik-Tagung im Kursaal in chern und Fassaden der Schweiz könnte rund die Hälfte Bern. Fast 600 Teilnehmende waren gekommen, um sich des Strombedarfs mit Solarmodulen erzeugt werden. Im- auf den neuesten Stand über diese Technologie bringen mer häufiger wird es zur Selbstverständlichkeit, dieses zu lassen, was das enorme Interesse unterstreicht. Der Potenzial zu nutzen, wie eine Reihe von Vorträgen zeigte. Grundtenor war klar: PV ist weltweit auf dem Vormarsch. Auf besonderes Interesse stiess die vorgestellte Fallstudie Strom aus neuen Kraftwerken gibt es bei keiner Techno- anhand der Stadt Carouge, die aufzeigt, wie sich Denk- logie günstiger. Im Moment gebe es weltweit 400 Giga- malschutz und Solarenergienutzung kombinieren lassen. 8 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
SCHWERPUNKT SION PHOTOVOLTAIK IST AUF DEM WEG, EINE DER WICHTIGSTEN STROMQUELLEN WELTWEIT ZU WERDEN. KÜNFTIG SOLL ERNEUERBARE ENERGIE NICHT NUR DEN STROMMARKT REVOLUTIONIEREN, SONDERN VOR ALLEM AUCH DAZU DIENEN, FOSSILE BRENN STOFFE ZU ERSETZEN. OHNE DIESEN EINSATZ SEIEN DIE ZIELE DES PARISER KLIMA ABKOMMENS KAUM ZU ERREICHEN, DARÜBER WAREN SICH VERSCHIEDENE REFERENTEN AN DER 16. NATIONALEN PHOTO VOLTAIKTAGUNG VON SWISSOLAR UND VSE IN BERN EINIG. Foto: Beat Kohler VON DER EVOLUTION ZUR REVOLUTION von mehr Busbars oder den höheren Ertrag dank bi- Wie Christophe Ballif, der in Neuenburg sowohl das Pho- fazialen Modulen. Ein Wirkungsgrad von über 30 Pro- tovoltaiklabor der EPFL (Eidgenössischen Technischen zent sei erreichbar. Erst letzten August hätten Forscher Hochschule Lausanne) wie auch das Photovoltaikzent- des NREL, des CSEM und der EPFL Wirkungsgrad- rum des CSEM (Kompetenzenzzentrum für Innovation) Weltrekorde für siliziumbasierte Tandemsolarzellen mit leitet, ausführte, hat der Erfolg der Solarenergie einer- 32,8 Prozent bei zwei Halbleiterübergängen realisiert. seits mit Masseneffekten und andererseits mit der Tech- Und die Entwicklung gehe weiter. Beispielsweise mit Zel- nologieentwicklung zu tun. Technisch spreche man von len, bei denen Perovskite, ein Calcium-Titan-Oxid, auf einer Evolution. «In den Märkten spricht man von einer eine CIGS-Solarzelle (Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid) Revolution», führte Ballif an. Und diese gehe in verschie- aufgebracht werde. Diese Zellen seien zwar noch nicht dene Richtungen weiter, so in den Bereichen Ertrag, Ar- bereit für den Markt, aber die Resultate würden laufend chitektur und Kosten. Dank höherer Effizienz würden die besser, so Ballif: «Es ist immer noch eine grosse Arbeit, Module immer noch laufend günstiger. Ballif zählte ei- die ansteht.» Abschliessend stellten die beiden Schweizer nige wichtige Schritte auf, wie den Einsatz der Diamant- Träger des renommierten Becquerel-Preises, Christophe säge bei der Solar-Wafer-Herstellung, der zu einem ge- Ballif und Stefan Nowak, fest, dass Solarstrom tatsäch- ringeren Materialverlust beim Silizium führt, den Einsatz lich auf dem Weg sein dürfte, die wichtigste Stromquelle Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 9
SCHWERPUNKT weltweit zu werden. Dies technisch wie wirtschaftlich. Die scheidende Berner Energiedirektorin Barbara Egger Und auch politisch könne dies zumindest teilweise fest- verwies in ihrer Begrüssung auf die wirtschaftlichen gestellt werden. Es gebe verschiedene Herausforderun- Vorteile, die in der Schweiz mit dem Ersatz fossiler gen für PV als Mainstreamprodukt. Die politischen Rah- Brennstoffe durch die Photovoltaik erreicht werden menbedingungen seien dabei nur ein Teil. So sei die könnten. Alleine aus dem Kanton Bern flössen jährlich Nachhaltigkeit der Photovoltaik in allen Dimensionen eine halbe Milliarde Franken für die Beschaffung fossiler entscheidend. Denn PV sei mehr als nur Strom, sie stelle Brenn- und Treibstoffe ab. Sie bedauere deshalb, dass einen wichtigen Baustein in der Abkehr von den fossilen das Kantonsparlament das vollständige Verbot von Öl- Brennstoffen dar. heizungen aus dem eben angepassten Energiegesetz ge- kippt habe. Umso grösser sei ihr Unverständnis darüber, ERSATZ VON KOHLE ALS TREIBER dass inzwischen gegen diesen Kompromiss noch das Re- «Wo viel Kohle produziert wird, fängt auch der Solar- ferendum ergriffen worden sei. Die Abstimmung lasse markt an», stellte Pius Hüsser, Nova Energie GmbH, fest. sich aber gewinnen, wenn man die Bevölkerung gut in- Die weltweit grössten CO2-Emittenten setzten auf PV, formiere. «Häufig habe ich festgestellt, dass die Bevölke- weil sie offensichtlich die Notwendigkeit erkannt hätten. rung sehr fortschrittlich denkt, wenn man die Fakten Zu diesen Ländern gehörten nebst dem Spitzenreiter genau aufzeigt», erklärt Egger gegenüber dieser Zeit- China auch die USA und Indien. So würden in Indien die schrift. Zudem steige im Moment der Ölpreis wieder, was Kohlekraftwerke bei einem ähnlichen Ausbautempo wie dazu führen werde, dass sich noch mehr Menschen über- in China schneller verschwinden. Der Ausbau schreite legen würden, ob sie eine Ölheizung kaufen sollten oder rasch voran, und der Zusammenhang zwischen der Ver- nicht. Man dürfe nicht vergessen, dass noch zur Zeit ih- minderung des CO2-Ausstosses und der Photovoltaik sei res Amtsantrittes vor 16 Jahren Ölheizungen den Stan- in Zukunft zentral. Das gilt nach Hüsser auch für die dard darstellten. «Es gibt Entwicklungen, die unumkehr- Schweiz, beispielsweise im Bezug auf die Mobilität. Pro bar sind», zeigte sich Egger überzeugt. Quadratmeter installierter PV-Fläche sei jährlich ein Er- trag von rund 200 Kilowattstunden zu erwarten. Ein KAMPF GEGEN DIE KLIMAKATASTROPHE Elektroauto könne damit 1000 bis 1500 Kilometer weit «Die Dekarbonisierung ist die eigentliche Mission der fahren. Somit würden 70 bis 100 Liter Benzin eingespart. Photovoltaik», stellte Nationalrat Roger Nordmann, Prä- sident Swissolar, fest. Die grössten Vorurteile gegenüber der PV seien eigentlich vom Tisch, und die grosse Her- EIGENVERBRAUCH ERÖFFNET NEUE MÄRKTE ausforderung sei nicht mehr die Überwindung der AKW, Knapp ein Jahr nach dem Ja zur Energiestrategie 2050 trifft sich die sondern der Klimawandel. Die Klimakatastrophe schreite Solarbranche zu einer Lagebeurteilung. Die Gesetzesänderungen zum mit grossen Schritten voran. «Es gilt, nicht nur dem Koh- Jahresbeginn haben die Rahmenbedingungen für die Photovoltaik po- lezeitalter im Bereich der Stromerzeugung ein Ende zu sitiv verändert. Im Schweizer Stromnetz fliessen bereits drei Prozent setzen, sondern vor allem auch die unglaublichen Erdöl- Solarstrom. Nach dem Ja zur Energiestrategie 2050 sind die Möglich- und Erdgasmengen, die in unserem Land Tag für Tag keiten für einen weiteren Ausbau geschaffen. Nachdem Solarprojekte verbrannt werden, durch nachhaltige Lösungen zu erset- jahrelang auf einer Warteliste blockiert geblieben sind, können sie jetzt zen», so Nordmann. Um hierzulande die fossilen Energie- wieder mit einer Förderung rechnen, müssen jedoch einen relevanten träger im Strassenverkehr vollständig zu ersetzen, seien Anteil ihrer Produktion selbst verbrauchen, um die Wirtschaftlichkeit circa 20 Terawattstunden Strom notwendig. Um diese sicherzustellen. Die neu möglichen Zusammenschlüsse zum Eigenver- Produktion zu erreichen, müsse der heutige Zubau von brauch (ZEV) über Grundstücksgrenzen hinweg eröffnen neue Märkte PV-Anlagen um das Vierfache auf rund 1000 Megawatt und wurden als Chance bezeichnet. Um offene Fragen zu beantworten, beschleunigt werden. Dafür gebe es in der Schweiz so- hat Swissolar ein Handbuch erarbeitet, das Antworten auf organisato- wohl genügend Flächen als auch genügend Netzkapazi- rische und mietrechtliche Fragen gibt. Es ist eine Ergänzung zum tät. «Würde man das gesamte realistische Potenzial der Handbuch des VSE, das sich mit technischen Fragen befasst. Wie David zur Verfügung stehenden Gebäude- und Fassadeflächen Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar, ausführte, soll das Handbuch nutzen, könnte man rund 30 Terawattstunden Strom ge- eine Hilfe bieten bei der Umsetzung der neuen gesetzlichen Regelun- nerieren», so Nordmann. Dabei seien andere Flächen wie gen. «Wir haben das nicht einfach im stillen Kämmerlein erarbeitet», so Stützmauern, Böschungen oder Oberflächen von Stau- Stickelberger. Nach einer breiten Vernehmlassung seien rund 450 Reak- seen noch gar nicht eingerechnet. Nordmann forderte in tionen verarbeitet worden. Beteiligt waren nebst Swissolar auch der Bern, dass allem technischen Fortschritt und allen Kos- Schweizerische Hauseigentümerverband, der Schweizerische Mieterin- tensenkungen zum Trotz weiterhin Investitionsbeiträge nen- und Mieterverband und der VSE. «Beim ZEV stossen verschiedene fliessen sollten, um den Zubau in der Schweiz nicht zu Rechtssysteme aufeinander, die nicht so richtig zusammenpassen», gefährden. So lasse sich die Rentabilität von PV-Anlagen stellte Stickelberger fest. Bei einzelnen Regelungen sehe man bereits fördern. Denn mit einer Einmalvergütung von 300 Fran- einen gewissen Revisionsbedarf. Eine Podiumsdiskussion mit Vertretern ken pro Kilowatt sei es dank sinkenden Kosten und stei- des Hauseigentümerverbands, des Mieterverbands, des VSE sowie der gender Lebensdauer der Anlagen nicht mehr utopisch Solarwirtschaft bekräftigte das gemeinsame Interesse, die innovative auch in der Schweiz einen Selbstkostenpreis von rund Lösung des ZEV voranzubringen. Solche Projekte verlangen aber ein fünf Rappen pro Kilowattstunde zu erzielen. Bei einer erhöhtes Verständnis für die Integration der Solarenergie in die Gebäu- solchen Einmalvergütung würde gemäss Nordmann ge- detechnik, was mit dem Projekt Solarbildung Schweiz 2020 von Swis- messen an der Lebensdauer der Anlage jede produzierte solar gewährleistet werden soll. Kilowattstunde mit einem Rappen subventioniert. «Ver- 10 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
Stefan Nowak, Vorsitzender IEA Photovoltaic Power Systems Pro- gramme, St. Ursen, geht davon aus, dass die Preise für Foto: Beat Kohler die Photovoltaik auch in den nächsten Jahren noch fallen werden. wendet man Solarstromüberschüsse zur Produktion von Energiequellen zu Preisen hergestellt werden könnten, erneuerbarem Gas, entspricht ein Zuschuss des Bundes die gegenüber Brennstoffen aus fossilen Energiequellen von einem Rappen pro Kilowattstunde PV-Strom einem konkurrenzfähig seien. «Es ist somit gerechtfertigt, die Investitionsbeitrag von zwei Rappen pro Kilowattstunde Einmalvergütung nicht nur über die Strompolitikschiene, erzeugtem Gas», so Normann weiter. Dies weil man zwei sondern auch durch die Klimapolitik zu finanzieren, um Kilowattstunden PV-Strom benötigt, um eine Kilowatt- eine ausreichende Stromversorgung aus erneuerbaren stunde Gas zu produzieren. Führe man diese Rechnung Energiequellen sicherzustellen», stellte der Nationalrat weiter, könne man dank diesem erneuerbaren Gas mit fest. Denn so könne nicht nur die Nutzung fossilen Erd- einer Investition von 100 Franken eine Tonne CO2 ein- gases vermieden werden, sondern auch der Import von sparen, was ein wettbewerbsfähiger Preis sei. «Mehr Son- Kohlestrom. «Mit einem Beitrag von 300 Millionen Fran- nenstrom braucht das Land, viel mehr», postulierte der ken pro Jahr könnte man jedes Jahr aufs Neue die Instal- Swissolar-Präsident deshalb. lation von PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von einem Gigawatt finanzieren», so Nordmann. Diese WENIG GELD – GROSSE WIRKUNG Summe entspreche lediglich drei Prozent der jährlichen Nordmann ist überzeugt, dass mit einem solchen Förder- Stromrechnung und einem Prozent der jährlichen Ener- modell in kurzer Frist Brennstoffe aus erneuerbaren gieausgaben der gesamten Schweiz. Mit der Umsetzung Solarspar Solarsparmacht machtausausSonne SonneStrom. Strom. Solarspar macht aus Sonne S Werden WerdenSie SieMitglied Mitgliedund undtragen tragenSie Siezur zurEnegiewende Werden Enegiewende Sie Mitglied bei. bei. und trage Der DerVerein VereinSolarspar Solarsparsetzt setztsich sichseit seitüber über25 25Jahren Jahrenfürfürerneuerbare erneuerbareEnergien Energienund Der undEnergieeffizienz Verein Energieeffizienz Solarsparein. setzt ein. sich seit über 25 Jahren für ern Mit Mitunseren unserenMitgliedern Mitgliedernbauen bauenund undbetreiben betreibenwir wirSolaranlagen Solaranlagenfür fürsauberen sauberenStrom. Mit Strom. unseren Mitgliedern bauen und betreiben wir Solaranl Zusammen Zusammenmit mituns unsschaffen schaffenSieSieeinen einenMehrwert Mehrwertfürfürdie dieUmwelt. Umwelt. Zusammen mit uns schaffen Sie einen Mehrwert für die U www.solarspar.ch/mitglied-werden www.solarspar.ch/mitglied-werden www.solarspar.ch/mitglied-werden Sonnenenergie Sonnenenergiegewinnen gewinnen Sonnenenergie gewinne Solarspar Solarspar CH-4450 CH-4450Sissach Sissach T T+41 +416161205 20519191919 www.solarspar.ch www.solarspar.ch Solarspar CH-4450 Sissach T +41 61 205 19 19 www.solarsp Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 11
SCHWERPUNKT Wie Benoît Revaz, Direktor des Bundesamtes für Energie (BFE), aufzeigte, hat sich die Photovoltaik Foto: Beat Kohler auch in der Schweiz in den letzten Jahren stark entwickelt. einer solchen Energiepolitik liessen sich während der neuen Marktordnung festgelegt werden.» Als wesentliche kommenden 20 Jahre neue PV-Anlagen mit einer Ge- Diskussionspunkte nebst der neuen Marktordnung be- samtleistung von 20 Gigawatt installieren, was laut zeichnete er die vollständige Marktöffnung und nicht Nordmann zur Produktion von 20 Terawattstunden zuletzt die Vorlage zum CO2-Gesetz. Künftig dürfe zudem Strom führen würde: «Die Schweiz könnte sich dadurch ein Energieträger nicht mehr isoliert betrachtet werden, ziemlich rasch von fossilen Energieträgern lossagen und da die Energienetze immer stärker zusammenwüchsen auf PV-Überschüsse setzen. Lassen Sie uns gemeinsam in und die verschiedenen Themen miteinander verbunden diese Richtung aufbrechen.» seien und einander beeinflussten. So werde Gas und auch Power to Gas in der künftigen Energieversorgung NEUE MARKTORDNUNG der Schweiz eine Rolle spielen. Allerdings – und hier Dass die Dekarbonisierung und die Umsetzung des Pari- machte Muster eine Differenz zum BFE aus – beurteile ser Klimaschutzabkommens eines der bestimmenden der VSE die künftige Versorgungssicherheit der Schweiz Themen der zukünftigen Schweizer Energiewelt sein kritisch. Da war Benoît Revaz, Direktor des Bundesamtes wird, das unterstrich auch Stefan Muster, Bereichsleiter für Energie (BFE), angesprochen, der zum Start der Ver- Wirtschaft und Regulierung beim Verband Schweizeri- anstaltung die positiven Szenarien für die Versorgungs- scher Elektrizitätsunternehmen (VSE). In einer zweiten sicherheit in der Schweiz bis 2035 aufzeigte. In diesen Phase der Energiestrategie 2050 brauche es dafür neue Szenarien spielt die Photovoltaik eine gewichtige Rolle. Instrumente, denn die heutige Energiewelt mit ihren de- «Man kann spüren, dass einiges passiert in der Branche», zentralen Strukturen werde auf Gesetzesebene nicht stellte Revaz fest. Die Preisentwicklung in den letzten mehr richtig abgebildet. Muster betonte, dass die Rolle fünf Jahren sei «spektakulär». Um die Entwicklung weiter der immer häufiger auftretenden dezentralen Strompro- zu fördern, müssten nicht nur zusätzliche Mittel für die duzenten neu geklärt werden müsse: «Mit dem Auslaufen Einmalvergütung bereitgestellt, sondern vor allem auch der Förderung der Energiestrategie 2050 Phase I muss die juristischen Unsicherheiten beim Eigenverbrauch be- die zukünftige Rolle der dezentralen Produktion in der seitigt werden. Als nächsten Schritt bezeichnete er die Ausarbeitung eines neuen Marktdesigns für den Schwei- zer Strommarkt. Bis Ende des Jahres werde ein entspre- NATIONALE PHOTOVOLTAIK-TAGUNG chender Vorschlag dem Bundesrat vorgelegt. Insgesamt Die jährlich durchgeführte Veranstaltung wird von Swissolar gemein- machte Revaz der Branche Mut: «Die Frage ist nicht sam mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) mehr, ob die erneuerbaren Energien eine Rolle spielen, und dem Bundesamt für Energie (BFE) organisiert. Die rund 600 Teil- sondern welche.» nehmerinnen und Teilnehmer stammen aus der Solarbranche, der Elektrizitätswirtschaft, der Forschung, der Architektur und der Politik. www.swissolar.ch/16nationalephotovoltaiktagung/ Die Veranstaltung wird von einer wissenschaftlichen Posterausstellung sowie einer Produktausstellung begleitet. 12 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
SONNE SWISSOLAR AN DER DIESJÄHRIGEN GENERALVERSAMMLUNG WÜRDIGTEN DIE SWISSOLAR-MITGLIEDER DEN EINSATZ JENER PERSONEN, DIE VOR 40 JAHREN DEN GRUNDSTEIN FÜR DEN HEUTIGEN VERBAND LEGTEN. SWISSOLAR UND SEINE MITGLIEDER WOLLEN SICH ALS WICHTIGE AKTEURE FÜR DIE UMSETZUNG DER ENERGIESTRATEGIE UND DES PARISER KLIMAPROTOKOLLS ENGAGIEREN. DER SOLARENERGIE KOMMT BEI BEIDEN THEMEN EINE ENTSCHEIDENDE ROLLE ZU. ZUDEM WURDEN ERSTMALS ZWEI FRAUEN IN DEN VORSTAND DES FACHVERBANDES GEWÄHLT UND MASSNAHMEN ZUR STÄRKUNG DES QUALITÄTSLABELS «DIE SOLARPROFIS» BESCHLOSSEN. 40 JAHRE ORGANISIERTE SOLARWIRTSCHAFT Bild: Swissolar Erstmalig in der Geschichte von Swissolar wählten die Verbandsmitglieder zwei Frauen in den Vorstand. TEXT: SWISSOLAR verband (SOFAS) gründete, waren wir die erfolgreiche Schweizer Solarwirtschaft noch ein sehr kleines Häufchen Interes- gelegt. Widerstände gibt es heute immer An der Generalversammlung von Swisso- sierter. Schwerpunkt war die Wärmege- noch – es braucht Swissolar und seine lar am 22. Mai 2018 in Zürich nahmen winnung, von Photovoltaik redete damals Mitglieder, um der Solarenergie zum defi- rund 120 Verbandsmitglieder teil. Dabei noch kaum jemand. Heute ist die Photo- nitiven Durchbruch zu verhelfen.» gab es Grund zum Feiern: Bereits 1978, voltaik die wichtigste Technologie bei der also vor 40 Jahren, wurde der Sonnen- nachhaltigen Stromproduktion.» Der heu- ZWEI FRAUEN GEWÄHLT energie-Fachverband Schweiz (SOFAS) tige Swissolar-Präsident, Nationalrat Ro- Erstmalig in der Geschichte von Swissolar gegründet, der Vorgängerverband von ger Nordmann, würdigte das Engagement wurden neu zwei Frauen in den Vorstand Swissolar. Max Luther, der damalige Ver- der Solarpioniere: «Sie haben an die Zu- gewählt. Es ist dies einerseits Kim Bernas- bandspräsident, erinnerte in seiner kurzen kunft der Solarenergie geglaubt und dafür coni. Sie ist Inhaberin des auf Photovolta- Ansprache an die Anfangszeiten: «Als ich gekämpft, obwohl sie belächelt oder igno- ikanlagen spezialisierten Ingenieurbüros vor 40 Jahren den Sonnenenergie Fach- riert wurden. Das hat den Grundstein für Greenkey in Pregassona (TI). Und anderer- Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 13
SONNE seits Séverine Scalia Giraud. Sie leitet die Solarfirma Sun Valley in Les Ponts-de- Martel (NE) sowie das Energieberatungs- unternehmen Masai Conseils in Cernier (NE). Ebenfalls neu in den Vorstand ge- wählt wurde David Galeuchet. Er leitet das Marketing des Photovoltaikgrosshändlers Solarmarkt mit Sitz in Aarau. Swissolar freut sich über die Verstärkung und Ver- jüngung im Vorstand. Zudem wurden an der Generalversamm- lung die Strategie für die nächsten fünf Jahre und das überarbeitete Leitbild ge- nehmigt. Das Leitbild sieht die Solarener- giewirtschaft als zentralen Akteur für die Foto: Swissolar Erreichung der Ziele der Energiestrategie 2050 und als wichtigen Promotor für die Umsetzung des Pariser Klimaprotokolls. Swissolar und seine Mitglieder setzen es Der heutige Swissolar-Präsident, Nationalrat Roger Nordmann, würdigte das Engagement der sich somit zum Ziel, eine verlässliche und Solarpioniere. nachhaltige Energieversorgung in der Schweiz aufzubauen, die sicher ist und hilfe für Bauherrschaften, die eine eigene schluss aus dem Verzeichnis führen. Mit das Klima schützt. Solaranlage erstellen lassen möchten. Neu dieser Massnahme soll ein Beitrag zur verpflichten sich die Solarprofis mit einer Beibehaltung des hohen Qualitätsniveaus STICHPROBE BEI SOLARPROFIS dreijährlich zu erneuernden Selbstdekla- der Solarinstallationen in der Schweiz ge- Ein weiterer wichtiger Entscheid der Ver- ration zur Einhaltung klar definierter leistet und das Vertrauen in das Label «Die sammlung betrifft das Qualitätslabel «Die Standards und zur regelmässigen Weiter- Solarprofis» gestärkt werden. Solarprofis»: Das Verzeichnis mit rund bildung. Mit Stichprobenkontrollen wird 520 ausgezeichneten Swissolar-Mitglie- die Korrektheit der Angaben überprüft; www.swissolar.ch dern bietet eine wichtige Orientierungs- Falschdeklarationen können zum Aus-
SONNE SOLARTHERMIE DIE FÜNFTE INTERNATIONALE KONFERENZ FÜR SOLARE FERNWÄRME HAT TECHNISCHE LÖSUNGEN UND TRENDS FÜR SOLAR UNTERSTÜTZTE WÄRMENETZE AUFGEZEIGT. BEST-PRACTICE-BEISPIELE DEMONSTRIEREN DAS POTENZIAL. WEG ZUM DEKARBONISIEREN DER WÄRMENETZE TEXT: PRESSEDIENST/REDAKTION auf Exkursionen in Augenschein nehmen. tet. Deutlich zeigt sich an den dänischen Eine Station war die erwähnte HELIOS- Beispielen, wie durch die grossen Wärme- So wie Dänemark als Vorreiterland für Anlage. Im ersten Bauabschnitt wurden im speicher die Nutzung erneuerbarer Ener- solare Wärmenetze gilt, so entwickelt sich vergangenen Jahr 2000 Quadratmeter gien und die Strom-Wärme-Sektoren- Graz immer mehr zur Vorzeigestadt für Flachkollektoren auf einer ehemaligen kopplung auf lokaler Ebene «smart» kom- Solarthermie in der Fernwärmeversorgung. Hausmülldeponie im Grazer Stadtgebiet biniert werden können. Durch die Gross- Nicht nur ist ein Meilenstein in dem Pro- installiert. Dazu wurde ein Wärmespeicher speicher können sowohl KWK-Anlagen jekt «BIG SOLAR Graz» geschafft: Die mit 2500 Kubikmetern Fassungsvermögen als auch Power-to-Heat-Anlagen optimal Flächen für den Bau eines Grosswärme- errichtet. Zusätzlich erzeugen ein Power- betrieben werden. speichers mit Technikgebäude und eines to-Heat-Modul mit 90 kW Leistung und relevanten Teils von bis zu 450 000 Quad- ein Deponiegas-BHKW mit 170 kWth NEUE FERNWÄRME ratmetern Solarkollektoren sind nun gesi- Wärme. Die Leistung der Einspeisung in Die Projektbeispiele weisen auf Trends chert. Graz kann, neben der sich schon das Fernwärmenetz liegt bei bis zu 10 MW. hin. Christian Maass, Direktor des Ham- länger in Betrieb befindlichen und mit Ein intelligentes Speichermanagementsys- burg Instituts, sprach von der «nächsten 5,4 MWth grössten Solarthermieanlage tem sorgt dafür, dass Spitzenlasten im Generation der Fernwärmeversorgung», Mitteleuropas, auch weitere neue Vorzei- Wärmenetz verschoben werden und somit die nun begonnen habe. «Wärmenetze geprojekte vorweisen, so zum Beispiel das vorrangig Wärme aus erneuerbaren Ener- werden eine Plattform für die unterschied- «HELIOS-Projekt». Errichtet auf einer ehe- gien genutzt wird. Die Stadt Graz will ihre lichsten Wärmequellen sein: Solarthermie, maligen Hausmülldeponie, speisen hier Wärmeversorgung mittelfristig komplett Biomasse, Industrieabwärme, Müllver- drei Wärmequellen in einen Grossspeicher dekarbonisieren und hat sich für Solar- brennung, Geothermie und Wärmepum- ein: eine Solarthermieanlage, ein Power- thermie als eine Technologie hierfür ent- pen.» Dass es auch für die Montage der to-Heat-Modul und ein mit Deponiegas schieden. Solarkollektoren verschiedenste Optionen betriebenes BHKW. Aus diesem Grund gibt, zeigte Simona Weisleder vom Ham- wurde die zweitgrösste Stadt Österreichs WACHSENDER MARKT burg Institut auf. Bei dem «Energie-Bun- in diesem Jahr als Austragungsort für die IN DEUTSCHLAND ker» in Hamburg-Wilhelmsburg sind die «5th International Solar District Heating Auch in Deutschland geht es voran. Hier Solarkollektoren beispielsweise auf einem Conference» ausgewählt, an der sich rund sind zurzeit rund 25 grosse Solarthermie- alten Bunker montiert. Sie können aber 350 Wissenschaftler, Vertreter aus der anlagen mit Anbindung an ein Wärme- auch auf Parkhäusern, Gewächshäusern, Industrie, von Kommunen und Energie- netz in Betrieb. Weitere Anlagen mit einer auf Industrie- und Geschosswohnungs- versorgern sowie andere Entscheider aus Gesamtleistung von rund 40 MWth sind bauten, auf still gelegten Mülldeponien, 33 Ländern trafen. Fast 300 Anlagen mit in Planung und Vorbereitung. Das stärkste bei Klärwerken und an Lärmschutzwän- einer Leistung über 350 kWth, die in Wär- Marktsegment sind aktuell Energiedörfer. den montiert werden. Die Technik ist aus- menetze einspeisen, gibt es derzeit in den Gleich fünf Anlagen sollen in diesem Jahr gereift und kann heute genutzt werden, Ländern der Europäischen Union. Die in Betrieb gehen. Sie entstehen in Randegg lautete das Fazit der Konferenz. Ange- installierte Gesamtkapazität liegt bei und Liggeringen (beide in Baden-Würt- sichts des niedrigen Preises für fossile 1100 MW. Werner Lutsch, Präsident des temberg), Mengsberg (Hessen), Ellern Energieträger müsse es aber Anreize ge- europäischen Fernwärmeverbandes Euro- (Rheinland-Pfalz) sowie Breklum (Schles- ben, um erneuerbare Energien attraktiver heat & Power und Geschäftsführer des wig-Holstein). Die Nase weit vorn hat zu machen, stellten die Experten fest. Eine deutschen Fernwärmeverbands AGFW, allerdings immer noch Dänemark. Hier Möglichkeit könne sein, CO2 zu besteuern. bezeichnete die Kombination von Fern- gibt es mittlerweile über 110 Anlagen mit Abschliessend appellierte Maass an die wärme und Solarthermie als «eine gute rund 700 MW thermischer Leistung. Dass Branche, trotz nicht optimalen politischen Lösung» zur CO2-Reduktion und zum Er- Dänemark diese Vorreiterrolle einnehmen Rahmenbedingungen selbstbewusst zu reichen des EU-Ziels. konnte, liegt auch an den politischen und sein und Projekte umzusetzen. infrastrukturellen Gegebenheiten. Zum ei- BEST-PRACTICE-BEISPIELE nen sind die fossilen Brennstoffe Öl und Wie Projekte erfolgreich umgesetzt werden Gas hier hoch besteuert. Zum anderen ist http://solar-district-heating.eu/NewsEvents/ können, konnten die Konferenzteilnehmer die Fernwärme in Dänemark stark verbrei- SDHConference2018.aspx Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018 15
SONNE TAGE DER SONNE 2018 SEIT 2004 FINDEN IN DER GESAMTEN SCHWEIZ JÄHRLICH DIE TAGE DER SONNE STATT. DIE SSES HAT NUN ZUM VIERTEN MAL IN FOLGE DIE KOORDINATION ÜBERNOMMEN. AN ÜBER 130 VERANSTALTUNGEN UND MEHR ALS 300 VERANSTALTUNGSTAGEN FANDEN SICH ZAHLREICHE BESUCHERINNEN UND BESUCHER EIN. NACHDEM VOR EINIGEN JAHREN NOCH EIN RÜCKGANG SOWOHL BEI DER ZAHL DER VERANSTALTUNGEN ALS AUCH BEIM BESUCHER AUFMARSCH IN KAUF GENOMMEN WERDEN MUSSTE, KANN IN DEN LETZTEN ZWEI JAHREN WIEDER VERMEHRTES INTERESSE FESTGESTELLT WERDEN. DIE SOLARENERGIE IST AUF DEM VORMARSCH. SIE EROBERT NICHT BLOSS IHREN PLATZ IN DER GLOBALEN ENERGIE VERSORGUNG, SONDERN ERFÜLLT AUCH PRIVATPERSONEN ODER NACHBARSCHAFTEN IHREN WUNSCH NACH SELBSTVERSORGUNG. DAS INTERESSE HAT DEUTLICH ZUGENOMMEN TEXT: MATTHIAS SCHIEMANN, tivität der Solarenergie. Diese zu fördern Fotos: SSES MEDIENPRAKTIKANT SSES und den Interessierten eine Plattform für die Information und den Austausch zu Energieproduktion ist längst nicht mehr bieten, ist das Ziel der Tage der Sonne. die alleinige Aufgabe von Städten, Ge- Hier können Neueinsteigerinnen und Neu- meinden und den grossen Energieunter- einsteiger von den Erfahrungen der Pio- nehmen. Moderne Technologien ermögli- niere und Pionierinnen und Profis der So- chen es Privatpersonen, ihren eigenen larenergie lernen: Was gibt es Neues? Was Energiehaushalt zu steuern und zu kont- hat sich bewährt? Und vor allem: Wie rollieren. Dabei geht es also nicht allein können wir einander helfen, das Gross- um die ökologische Intentionen. Die So- projekt «Energiewende» zu bewerkstelli- larenergie ermöglicht es Privatpersonen, gen? In Bern begrüsste Reto Nause, Direktion für sich wieder ein Stück weit selbst zu ver- Sicherheit, Umwelt und Energie der Stadt Bern, sorgen. Genau das macht sie für viele GEMEINSAM ZUM ZIEL die Interessierten zum Startanlass der Tage der Menschen so attraktiv. Das befriedigende Selbstverständlich legt der Name «Tage Sonne 2018. Gefühl, etwas für die Selbstversorgung zu der Sonne» nahe, dass der Fokus auf der tun, erfüllt sie mit Stolz und soll sogar das Solarenergie liegt. Tatsächlich ist die SSES die umliegenden Stände. Dass die Ener- Glücksempfinden steigern (wir berichteten überzeugt, dass diese Energie eine zent- giewende ein gemeinschaftliches Projekt in der letzten Ausgabe). Allerdings kann rale Rolle für die Energiewende einneh- sein muss, ist hier mittlerweile allen klar. dem Bedürfnis, sich selbst zu versorgen, men wird. Dennoch ist sie kein Wunder- Hier ziehen alle an einem Strang und in in unserer heutigen Gesellschaft, wo wir mittel und wird die Herausforderung der dieselbe Richtung – das ist spürbar. alles abgepackt und konsumfertig kaufen Wende nicht alleine bewältigen können. In Hinterkappelen haben sich an diesem können, nur noch selten entsprochen wer- Richtig clevere Nutzungen kombinieren Tag verschiedenste Institutionen versam- den. Umso stärker erhöht dies die Attrak- die verschiedenen Technologien. Bei- melt: Die Gemeinde Hinterkappelen, Pro- spielsweise ist ein Elektroauto nur wirk- duzenten von Solarpanels und Wärme- lich nachhaltig ökologisch, wenn es aus pumpen, die Berner Energieberatung, erneuerbarer Energie gespeist wird, sagt nachbarschaftliche Wärmeverbunde aus Silvio Dini, Mitorganisator der Tage der Uettligen und Hinterkappelen, die Solar- Sonne in Hinterkappelen Bern. Deshalb kraftwerk Genossenschaft (SOKW) und fokussieren sich die Tage der Sonne nicht auch ein Biobauernhof haben ihre Stände allein auf Sonnenenergie. Auch über aufgebaut. Natürlich gehört zu einem sol- Heizsysteme, Wärmeverbünde oder E-Mo- chen Tag auch das passende Rahmen- bilität wird informiert und diskutiert. Ne- programm: Für musikalische Unterma- ben Photovoltaikpanels sieht man Wär- lung sorgten die Bärishüsli Plauschörge- mepumpen oder Elektrovelos und -autos. ler – eine urchige Kappele aus der Um- Die verschiedenen Technologien sollen gebung –, in der Mitte des Platzes wurden So wie hier in Hinterkappelen haben überall in der Schweiz Veranstalter die Möglichkeit sich aber nicht konkurrieren, sondern sich gemütlich Brat- und Vegiwürste grilliert, ergriffen, aufzuzeigen, wie Solarenergie genutzt gegenseitig unterstützen. So verweist man und die Gäste konnten an einem Quiz teil- werden kann. an den Infoständen mit Begeisterung auf nehmen. Zu gewinnen gab es ein nigel- 16 Erneuerbare Energien Nr. 3 Juni 2018
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