Erneuerbare Energien - SSES.ch

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Erneuerbare Energien - SSES.ch
Erneuerbare                              14 EINHEIT
                                                                 Die Gebäudesanierung einer

                        Energien
                                                                 Kirche bringt Architektur und
                                                                 Solarenergie zusammen.

                                                                 20 START-UPS
                                                                 Drei Schweizer Start-ups stellen
                                                                 sich vor.

                                                                 23 STROMZERTIFIKATE
                                                                 Weshalb die Herkunft unseres
                                                                 Stroms nachgewiesen wird.

Nr. 1   Februar 2019

Eine Publikation der SSES in Zusammenarbeit mit Swissolar

                                                                 SOLAR-
                                                            ARCHITEKTUR
                                                             LOHNT SICH
                                                                                       SEITE 8
Erneuerbare Energien - SSES.ch
Wir setzen Standards – Sie profitieren.
    Höchste Systemeffizienz mit der
    PLENTICORE plus Speicherlösung

                                                                      R
                                                           TESTSIEGEE
                                             1                      S PV-   ST
                                                               EFFIZIENTE S T E M
                                                                             SY
                                                               S PE IC H E R

      Mit dem PLENTICORE plus und dem BYD-Speicher profitieren Sie in vielfältiger Hinsicht:
         Höchstmögliche Stromkostenersparnis getestet bei der HTW Berlin Stromspeicher
         Inspektion 2018*
         Ertragssteigernde Features, z. B. selbstlernendes Schattenmanagement, dynamische
         Wirkleistungssteuerung und intelligentes Batteriemanagement
         Optimale System- und Anschaffungskosten: Hybridwechselrichter (2 in 1) managt Solarmodule
         und Speicher
      Die KOSTAL-Gruppe – ein weltweit agierendes Familienunternehmen mit über 100 Jahren Erfahrung.
      www.kostal-solar-electric.com . Tel.: +49 761 47744-100 . * www.stromspeicher-inspektion.de
Erneuerbare Energien - SSES.ch
EDITORIAL                                                 INHALT

SOLARARCHITEKTUR – GESTERN,                                                               Aktuell                                          4

HEUTE UND MORGEN                                                                          Schwerpunkt

                                                                                          Innovative Solararchitektur: Ein Dorf
                                Solararchitektur ist eine der zentralen Ideen bei der
                                                                                          im Thurgau erhält ein preiswertes und
                                Entwicklung energiesparender, ganzheitlicher Ge-
                                                                                          nachhaltiges Zentrum.                            8
                                bäude und setzt sichtbare Zeichen für eine umweltge-
                                rechte Architektur. Unter Solararchitektur wird oft nur
                                                                                          Sonne
                                der Einsatz von Sonnenkollektoren und somit die ak-
                                tive Sonnenenergienutzung verstanden. Für Baufach-
                                                                                          Gebäudesanierung: architektonische
                                leute ist Solararchitektur aber vor allem die passive
                                                                                          Einheit für ein Haus Gottes.                    14
                                Sonnenenergienutzung. Darunter versteht man eine
                                geschickte Kombination von solarem Wärmegewinn            Building-integrated Photovoltaik: Ein
                                mittels transparenter Fassadenelemente und dem Ein-       Masterstudent nimmt die Potenziale der
                                satz von massiven Bauteilen, welche die Sonnenener-       verschiedenen Einsatzmöglichkeiten
                                gie optimal speichern und über Stunden und Tage an        von Photovoltaik unter die Lupe.       18
    Marlis Toneatti-Thomann     die Räume abgeben. Im Zusammenhang mit den
                  Präsidentin   aktuellen Bestrebungen für energieeffizientes und         Politik und Wirtschaft
  Energiegenossenschaft Bern
                                nachhaltiges Bauen und der vermehrten Nutzung er-
                                neuerbarer Energien wird das Zusammenspiel beider         Schweizer Markt: Drei Energie-Start-ups
                                Systeme immer wichtiger. Gelingt dies, so ist das Er-     berichten von ihren Erfahrungen und
                                gebnis ein Gebäude, das hervorragenden Wohn- und          Herausforderungen.                      20
                                Arbeitskomfort bietet und gleichzeitig die benötigte
                                                                                          Stromzertifikate: wozu der Strom aus
                                Energie für Heizung, Warmwasser und Betriebsstrom
                                                                                          der Steckdose bis zu seiner Herkunft
                                produzieren kann. Sowohl die Solarthermie als auch
                                                                                          zurückverfolgt werden soll.                     23
                                die Photovoltaik haben es in den Architekturbüros al-
                                lerdings noch immer schwer. Sie werden oft als «not-      Vergütungstarife: Trotz einem Aufwärts-
                                wendiges Übel», Verhinderer eines ästhetischen Ent-       trend behalten einige Unternehmen ihre
                                wurfs oder als Preistreiber betrachtet. Um gemeinsam      inakzeptabel tiefen Tarife bei.        27
                                qualitative und ästhetische Lösungen für die Energie-
                                gewinnung zu erarbeiten, ist eine gute Kommunika-         Flash                                           28
                                tion unter den Verantwortlichen der Architektur, der
                                Haustechnikplanung und des Solarbaus unabdingbar.         Leserbriefe
                                Doch diese fehlt oft. Bereits für Sanierungen kleinerer
                                                                                          SSES-News
                                Bauten müssen diese Herausforderungen von allen
                                Beteiligten angenommen werden. Einwandfreie Pla-          Cartoon
                                nung, klare Konzepte, faire Preise und offene Kom-
                                munikation tragen zu optimierten Lösungen bei und         Impressum                                       29
                                verhindern Frust. Mut macht, dass der Wille, energie-
                                effizient zu bauen, bei vielen institutionellen, aber
                                                                                          Branchenverzeichnis                             30
                                auch bei grossen privaten Bauherrschaften vorhan-
                                den ist. Ebenso hat es zu erhöhtem Verständnis und
                                grösserer Akzeptanz beigetragen, dass Verbände und        Agenda                                          32
                                Organisationen wie MINERGIE, Swissolar und SSES
                                politisch mehr Gehör finden. Es muss jedoch auch
                                weiterhin viel Überzeugungsarbeit geleistet werden,
                                damit auch kleine Bauherrschaften von der Qualität
                                der Solararchitektur überzeugt werden können.

Liebe Mitglieder

Die elektronische Version der «Erneuerbaren Energien» finden Sie auf der Website
der SSES: www.sses.ch. Sie erhalten an dieser Stelle jeweils das Passwort für die
aktuelle Ausgabe. Benutzername: ee Passwort: futuresoleil

                                                                                          Titelbild: Fent Solare Architektur

                                                                                            Erneuerbare Energien     Nr. 1 Februar 2019    3
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

                             PELLETPREISE                                                                                              SOLARKRAFTWERK
                             Januar 2018 bis Januar 2019                                                                               ÜBER AUTOBAHN
                             Pelletpreise in CHF/t (inkl. MwSt. und Lieferung)
                                                                                                                                       Ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltige
                                                                                                                                       Zukunft des Knonauer Amts: 40 Gigawatt-
                                                                                                                                       stunden Strom pro Jahr soll eine Solardach-
                                                                                                                                       überbauung über der Autobahn A4 im
Grafik: www.pelletpreis.ch

                                                                                                                                       Säuliamt produzieren – Strom für 10 000
                                                                                                                                       Haushaltungen und 15 Prozent des Strom-
                                                                                                                                       bedarfes von 2050. Nachdem die Erfahrun-
                                                                                                                                       gen des Pilotprojektes in Fully (VS) abge-
                                                                                                                                       wartet worden waren, ist das Projekt nun in
                                                                                                                                       ein realitätsnahes Stadium gekommen.
                             Der Index ist ein Durchschnittspreis, der sich aus den Preisangaben verschiedener Pelletlieferanten       Wenn alles nach Plan verläuft, kann die
                             zusammensetzt.                                                                                            Projektstudie für das Säuliamt im Frühling
                             © www.pelletpreis.ch, jeden Monat die aktuellen Pelletpreise                                              dem ASTRA vorgelegt werden.
                                                                                                                                                              Pressedienst/Redaktion

                             100% ERNEUERBAR? MACHBAR!
                             Eine wissenschaftliche Modulierungsstudie der Energy Watch Group an der LUT University
                                                                                                                                       POLENS DUNKLES
                             hat eine vollständige Energiewende in Europa in den Bereichen Strom, Wärme, Verkehr und                   PROBLEM
                             Entsalzung bis 2050 simuliert. Sie zeigt auf, dass die Wende hin zu 100% erneuerbaren
                             Energien mit dem heutigen konventionellen fossil-nuklearen System wirtschaftlich konkur-                  Die 24. UN-Klimakonferenz in Katowice,
                             renzfähig wäre und die Treibhausgasemissionen noch vor 2050 auf null reduzieren würde.                    COP24, hat Polens Energiepolitik in den
                             Noch deutlicher wird der finanzielle Vorteil einer Energiewende unter Berücksichtigung des                Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Das mag
                             prognostizierten Beschäftigungswachstums. Bis zu 1,5 Mio. neue Arbeitsplätze würde die                    der polnischen Regierung nicht sonderlich
                             Erneuerbare-Energie-Branche bis 2050 bereitstellen. «Der Bericht bestätigt, dass eine                     schmecken, denn sie hat ein dunkles Prob-
                             Wende hin zu 100% erneuerbaren Energien in allen Sektoren möglich und nicht teurer ist                    lem: Kohle. Die Smogbelastung ist in man-
                             als das heutige Energiesystem», sagte Hans-Josef Fell, ehemaliger Abgeordneter des Deut-                  chen Städten so hoch, dass ihre Bewohner
                             schen Bundestages und Präsident der Energy Watch Group, während der COP24-Presse-                         in zwölf Monaten einer gesundheitlichen
                             konferenz. Die Studie prognostiziert, dass Solar- (62%) und Windenergie (32%) bis 2050                    Belastung ausgesetzt sind, als würden sie
                             94% der gesamten Stromversorgung ausmachen wird. Der restliche Energiemix werde aus                       25 000 Zigaretten rauchen. Polens Elektrizi-
                             Wasserkraft, Bioenergie und Geothermie bestehen. Die Energiekosten blieben stabil bei                     tät wird noch immer zu über 80 Prozent
                             50–60 €/MWh. Die Studie schliesst mit politischen Empfehlungen zur raschen Einführung                     von Kohle diktiert. Druck kommt nun vor
                             erneuerbarer Energien und emissionsfreier Technologien. Zu den wichtigsten festgelegten                   allem von der EU, die mehr erneuerbare
                             Massnahmen zählt die Förderung von Sektorenkopplung, privaten Investitionen, Steuerver-                   Energien und eine Abkehr von der Kohle als
                             günstigungen und rechtlichen Privilegien bei gleichzeitiger Einstellung von Subventionen                  Energieträgerin fordert. Die Zeichen stehen
                             für Kohle und fossile Brennstoffe. Mit der Umsetzung starker politischer Rahmenbedingun-                  allerdings gut. Die drohende Preissteige-
                             gen sei eine Wende hin zu 100% erneuerbaren Energien bereits vor 2050 möglich.                            rung des bisher günstigen Kohlestroms im
                                                                                                              Pressedienst/Redaktion   Jahr 2019 dürfte die Photovoltaik wirt-
                                                                                                                                       schaftlich attraktiv machen. Bereits heute
                                                                                                                                       unterbietet PV die Gestehungskosten der
                                                                                                                                       Kohlekraft. Die Polnische Gesellschaft für
                                                                                                                                       PV erwartet deshalb einen Ausbau: «Bis
                                                                                                                                       Ende 2020 sollen in Polen 1,4 Gigawatt in-
                                                                                                                                       stalliert werden, was einem Anteil von ei-
                                                                                                                                       nem Prozent der polnischen Stromproduk-
                                                                                                                                       tion entsprechen würde.» Die Kohlekraft
                                                                                                                                       ist in Polen aber stark verwurzelt. Lang-
                                                                                                                                       fristig seien erneuerbare Energien zwar der
                                                                                                                                       Königsweg, aber die Politik denkt oft nicht
                                                                                                                                       in Dekaden, sondern in Legislaturperioden.
                                                                                                                                       Um den erneuerbaren Energien den Weg in
                                                                                                                                       den polnischen Energiemarkt zu bereiten,
                                                                                                                                       fand im Oktober 2018 die erste Re-energy
                                                                                                                                       EXPO für erneuerbare Energien in War-
Bild: Beat Kohler

                                                                                                                                       schau statt.
                                                                                                                                                              Pressedienst/Redaktion

                             4     Erneuerbare Energien   Nr. 1   Februar 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

GROSSAUFTRAG                                    deutlich höhere Stromausbeute als Module
                                                mit konventionellen Siliziumzellen. Ausser-
                                                                                                JUGEND FÜR WIND-
FÜR                                             dem erlaubt das einfache Niedertempe-                  ENERGIE

                                                                                                                                              Jugend Pro Windrad
MEYER BURGER                                    ratur-Herstellungskonzept dank Energie-
                                                ersparnissen und reduzierten Produktions-
Meyer Burger Technology AG hat einen            schritten geringe Produktionskosten. Die

                                                                                                                                              Bild:
strategischen Grossauftrag für ihre Hetero-     SmartWire-Methode ist die effizienteste         Ein Appenzeller Jugendverein macht sich
junction-Technologie (HJT) und ihre Smart-      Methode der Zellverbindung mittels ei-          stark für die Windenergie. Er bittet die
Wire-Zellverbindungstechnologie gewon-          ner Folien-Draht-Elektrode. Der Silberver-      Stadtkommission von Appenzell Innerrho-
nen. Ein führendes nicht chinesisches Solar-    brauch pro HJT-Solarmodul reduziert sich        den, die Frage nach dem Windprojekt auf
unternehmen habe die Kernausstattung für        dadurch um mehr als 50% für PV-Modul-           der Honegg nicht eigenhändig zu beant-
eine integrierte 600-MW-Produktionslinie        Hersteller und maximiert so den Energieer-      worten, und fordert eine öffentliche De-
bestellt, schreibt das Unternehmen. Die         trag. Die Schwierigkeiten im Markt für PV-      batte. «Meine Kinder werden selbst ent-
Lieferung beginnt im ersten Quartal 2019        Ausrüstung werden dadurch weder kleiner         scheiden können, ob sie die von uns ge-
mit geplantem Start der Produktion von          noch wird die Hoffnung für den Produk-          bauten Windturbinen durch neue ersetzen
Zellen und Modulen in der zweiten Jahres-       tionsstandort Schweiz grösser. Der Mar-         oder ersatzlos rückbauen. Sie werden aber
hälfte 2019. Das Auftragsvolumen beträgt        gendruck bei PV-Standardlösungen unter-         nicht in einer Volksabstimmung darüber
insgesamt rund 74 Millionen Franken. Die        streiche die Bedeutung des am 16. Oktober       abstimmen können, den von uns verur-
HJT-Zellbeschichtungstechnologie verbin-        2018 angekündigten Transformationspro-          sachten Atommüll zu vernichten oder den
det die Vorteile kristalliner Siliziumsolar-    gramms und mache eine verstärkte Ausla-         Klimawandel rückgängig zu machen»,
zellen mit denen von Dünnschichttech-           gerung der Produktion von Meyer Burger          schreibt Fabian Ulmann, Präsident des
nologien. Die Solarzellen erzielen dadurch      nach China umso wichtiger, schreibt das         80 Mitglieder zählenden Vereins, in einem
Wirkungsgrade von mehr als 24% und eine         Unternehmen.           Pressedienst/Redaktion   offenen Brief.        Pressedienst/Redaktion

NEUESTE SOLARPROGNOSEN FÜR 2019
Kaum hat das neue Jahr begonnen, werden         von 17 GW. Neben den bereits genannten
schon die ersten Daten zum globalen PV-         Ländern USA, China und Indien sollten
Zubau im Jahr 2018 sowie Prognosen für          auch Mexiko, Brasilien, Ägypten, die Verei-
2019 veröffentlicht. Bloomberg New              nigten Arabischen Emirate, Korea, Taiwan,
Energy Finance (BNEF) geht von globalen         Japan sowie Australien zu den führenden
Installationen im Jahr 2018 in der Höhe         Ländern gehören. PV Info Link hat eine
von 108 GW aus. Unsere eigenen Berech-          Rangliste der grössten Modulhersteller für
nungen sind etwas vorsichtiger und liegen       das vergangene Jahr veröffentlicht. Dem-
bei 97 GW. Damit gab es nach unseren            nach konnte Jinko Solar mit mehr als
                                                                                                Dr. Matthias Fawer         Christian Rath
Schätzungen zum ersten Mal kein Wachs-          11 GW ausgelieferten Modulen die Spit-
tum gegenüber dem Vorjahr. Der grösste          zenposition behaupten. Der chinesische          men wie Vattenfall, Baywa, Solarpraxis und
Einbruch geschah in China, dort wurden          PV-Hersteller lag damit vor JA Solar. Han-      Wattner nochmals sein Interesse, die im
«nur» 44 GW installiert, ein Minus von          wha Q-Cells und Trina Solar teilten sich        Bericht «Erneuerbare-Energien-Vorhaben
16 Prozent. Wood Mackenzie, das schotti-        den dritten Platz. Die Top Ten werden           in den Tagebauregionen» erwähnten Pro-
sche Energieforschungsunternehmen, geht         durch sieben weitere chinesische PV-Unter-      jekte umzusetzen. Er zeigt auf, wie die Zu-
für dieses Jahr von 103 GW aus. Wir erwar-      nehmen vervollständigt: Longi, Canadian         kunft in den Kohleregionen aussehen
ten für 2019 mit einem Zubau von 108 GW         Solar, Risen Energy, GCL-Si, Suntech,           könnte: ein Mix aus Photovoltaik, Wind-
eine Rückkehr zum Wachstum. Dank posi-          Chint – wozu auch Astronergy gehört –           kraft und Hybridkraftwerken. Durch eine
tiven regulatorischen Entwicklungen in den      und Talesun. Der Marktanteil der zehn           Kombination mit Speicherlösungen und
letzten Wochen wird sich die Nachfrage in       grössten PV-Hersteller soll auch 2019 stabil    Sektorkopplung könnte der Charakter der
China wahrscheinlich auf dem derzeitigen        bei etwa 70 Prozent liegen. Die Kohlekom-       Kohlereviere als Energieregionen bewahrt
Niveau von ungefähr 40 GW halten kön-           mission in Deutschland hat Ende Januar ih-      bleiben. Der Energieversorger in Florida,
nen, wohingegen für Indien und die USA          ren Abschlussbericht vorgelegt. Demnach         Florida Power & Light Company (FPL), hat
weiteres Marktwachstum erwartet wird.           soll Deutschland bis spätestens Ende 2038       einen ambitiösen «30–30»-Plan veröffent-
Insgesamt sollten in diesem Jahr 16 Länder      die Kohleverstromung beenden. Bis 2022          licht: Mehr als 30 Millionen Solarmodule
einen Zubau von mehr als einem Gigawatt         werden als erster Zwischenschritt insge-        sollen bis 2030 installiert werden. Dafür hat
erreichen. In Europa sind dies neben            samt 12,5 GW Leistung vom Netz genom-           sich FPL schon verschiedene Freiflächen
Deutschland unter anderem Spanien,              men, davon 5 GW Braunkohle. Bundeslän-          gesichert und will überall in Florida kosten-
Frankreich und die Niederlande. Insbeson-       der mit Kohleregionen sollen in den nächs-      günstig sogenannte Solarenergiezentren
dere in Frankreich könnte die Photovoltaik      ten 20 Jahren für den Strukturwandel ins-       bauen lassen. Dadurch werden FPLs CO2-
in den kommenden Jahren zu einem wich-          gesamt EUR 40 Milliarden vom Bund               Emissionen 2030 mehr als 65 Prozent unter
tigen Wachstumsmarkt werden. So kalku-          bekommen, Betreiber von Kohlekraftwer-          dem US-Durchschnitt liegen.
liert die neue Energiestrategie der französi-   ken eine Entschädigung. Fast gleichzeitig       Dr. Matthias Fawer und Christian Rath, Thematic
schen Regierung bis 2025 mit einem Zubau        bekräftigt ein Konsortium von Unterneh-                Investment, Vontobel Asset Management

                                                                                                  Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2019          5
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

                      GLOBALSTRAHLUNG (W/M 2)                                                                                                                                                                        KLIMA SCHÜTZEN,
                               6°E                                   7°E                                  8°E                          9°E                            10°E                             11°E
                                                                                                                                                                                                                     KMU STÄRKEN
                                     Schweiz                                                                                                                                                  Monatssumme
                                                                                                                                                                                              kWh/m2

                                                                                                                            Schaffhausen
                                                                                                                                                                                                                     Innovative Unternehmen aus der Schweiz
                                                                                                                                                                                                > 245
                                                                                                                                                Kreuzlingen                                     241 - 245
                                                                                                                                                                                                236 - 240
                                                                                                                         Frauenfeld
                                                                                              Basel
                                                                                                                                                                                                                     und dem Fürstentum Liechtenstein, die das
                                                                                                                                                                                                231 - 235
                                                                                                                                                                                                226 - 230
                                                                                           Liestal       Baden       Winterthur           Rorschach                                             221 - 225
                                                                                                                              Wil      St.Gallen                                                216 - 220

                                                                                  Delémont   Olten
                                                                                                   Aarau       Zürich               Herisau
                                                                                                                                                                                                211 - 215
                                                                                                                                                                                                206 - 210
                                                                                                                                                                                                                     Klima schützen, erhalten Unterstützung:
                                                                                                                     Uster                                                                      201 - 205

                                                                                             Solothurn
                                                                                                                                                              Schaanwald
                                                                                                                                                                                                196 - 200
                                                                                                                                                                                                191 - 195            Die Klimastiftung Schweiz ruft kleine und
                                                                                                                        Zug                               Vaduz
                                                                                                                                                                                                186 - 190
                                                                               Biel                                             Einsiedeln                                                      181 - 185
                                                                                                                                                                                                176 - 180            mittlere Unternehmen (KMU) dazu auf, bis
                                                                                               Burgdorf            Luzern

                                                                                                                                                                                                              47°N
                                                                                                                                                                                                171 - 175
                                                                                                                              Schwyz
                                                                     Neuchâtel                                                                                                                                       am 1. März einen Förderantrag zu stellen.
                       47°N

                                                                                                                                                                                                166 - 170
                                                                                Bern                                                                                                            161 - 165
                                                                         Murten                                                                                                                 156 - 160

                                                         Yverdon-
                                                                             Fribourg
                                                                                                                                                              Chur
                                                                                                                                                                     Davos        Scuol
                                                                                                                                                                                                151 - 155
                                                                                                                                                                                                146 - 150            Sie verspricht unbürokratische Finanzie-
                                                         les-Bains                                                                                                                              141 - 145
                                                                                               Thun
                                                                                                                                                                                                                     rung. Zweimal pro Jahr kann ein KMU bis
                                                                                                                                                                                                136 - 140

                                                                                                      Interlaken
                                                                                                                                                                                                131 - 135
                                                                                                                                                                                                126 - 130

                                                                                                                                                                                                                     zu 200'000 Schweizer Franken als Spende
                                                                                                                                                                                                121 - 125
                                                                                                                                                                                                116 - 120
                                                         Lausanne                                                                                                    St.Moritz                  111 - 115

                                                                                                                                                                                                                     erhalten. Auch Firmen, die im eigenen Be-
                                                                                                                                                                                                106 - 110
                                                                 Montreux                                                                                                                       101 - 105
                                          Nyon                                                                                                                                                  96 - 100
                                                                                                                                                                                                91 - 95
                                                                                                                                                                                                86 - 90
                                                                                                                                                                                                81 - 85
                                                                                                                                                                                                                     trieb Energie sparen, indem sie beispiels-
                                      Genève                                          Sion                                                                                                      76 - 80
                                                                                                                                             Bellinzona
                                                                                                                              Locarno                                                     >     71 - 75
                                                                                                                                                                                                66 - 70              weise ihr Dach sanieren, erhalten Unter-
                                                                           Martigny                                                                                                             61 - 65

                                                                                                                                                                                                                     stützung. Die KMU können so hohe An-

                                                                                                                                                                                                              46°N
                                                                                                                                                                                                56 - 60
                                                                                                  Zermatt                               Lugano
                       46°N

                                                                                                                                                                                                51 - 55
                                                                                                                                                                                                46 - 50

                                     Quelle:
                                                                                                                                                                                                41 - 45
                                                                                                                                                                                                36 - 40
                                                                                                                                                                                                31 - 35
                                                                                                                                                                                                                     fangsinvestitionen abfedern. Letztes Jahr
                                                                                                                                                                                                                     wurden rund 3 Mio. CHF Fördermittel er-
                                     Meteotest                                                                                                                                                  26 - 30
                                     CH-3012 Bern                                                                                                                                               21 - 25
                                     www.meteotest.com                                                                                                                                    >     16 - 20
                                     www.meteonorm.com

                                                                                                                                                                                                                     teilt – der höchste Betrag in der zehnjähri-
                                                                                                                                                                                                11 - 15

                                     Januar 2019
                                                                                                                                                                                                6 - 10
                                                                                                                                                                                                ≤6

                              6°E                                    7°E                                  8°E                            9°E                               10°E
                                                                                                                                                                                                                     gen Geschichte der Stiftung, die bereits
                                                                                                                                                                                                                     über 1400 KMU unterstützt hat. «Das
                      ANOMALIE (W/M 2)                                                                                                                                                                               möchten wir dieses Jahr noch übertreffen»,
                               6°E                                   7°E                                  8°E                          9°E                            10°E                             11°E
                                                                                                                                                                                                                     sagt Geschäftsführer Vincent Eckert. «Das
                                                                                                                                                                                                                     geht aber nur, wenn wir viele gute Projekt-
                                     Schweiz: Relative Abweichung                                                                                                                    Relative

                                     zur Referenzperiode 1991-2010                                                          Schaffhausen
                                                                                                                                                                                     Abweichung [%]
                                                                                                                                                                                              > 125
                                                                                                                                                                                                                     anträge von KMU erhalten. Wenn wir den
                                                                                                                                                Kreuzlingen                               121 - 125

                                                                                              Basel                      Frauenfeld
                                                                                                                                                                                          116 - 120
                                                                                                                                                                                           111 - 115
                                                                                                                                                                                                                     Klimawandel effektiv bekämpfen wollen,
                                                                                                                                                                                          106 - 110
                                                                                                                     Winterthur
                                                                                           Liestal       Baden
                                                                                                                              Wil
                                                                                                                                          Rorschach
                                                                                                                                       St.Gallen
                                                                                                                                                                                          101 - 105
                                                                                                                                                                                                100
                                                                                                                                                                                                                     müssen wir unsere Innovationskraft für den
                                                                                                   Aarau       Zürich               Herisau                                                 96 - 99
                                                                                  Delémont   Olten
                                                                                                                     Uster                                                                  91 - 95
                                                                                                                                                                                            86 - 90
                                                                                                                                                                                                                     Klimaschutz einsetzen. Die Vielfalt der Lö-
                                                                                                                                                                                            81 - 85
                                                                                                                                                              Schaanwald
                                                                                             Solothurn
                                                                                                                        Zug                               Vaduz
                                                                                                                                                                                            76 - 80
                                                                                                                                                                                               < 75
                                                                                                                                                                                                                     sungsansätze ist beeindruckend.» Ein An-
                                                                               Biel                                             Einsiedeln
                                                                                               Burgdorf            Luzern                                                                                            trag ist dank Online-Formular schnell und
                                                                                                                                                                                                              47°N

                                                                                                                              Schwyz
                                                                     Neuchâtel
                       47°N

                                                                                Bern
                                                                         Murten
                                                                                                                                                              Chur
                                                                                                                                                                                                                     einfach eingereicht.
                                                         Yverdon-                                                                                                    Davos        Scuol
                                                                             Fribourg
                                                         les-Bains
                                                                                               Thun
                                                                                                                                                                                                                                            Pressedienst/Redaktion
                                                                                                      Interlaken

                                                                                                                                                                                                                     WINTERSTROM-
                                                         Lausanne                                                                                                    St.Moritz
                                                                 Montreux
                                          Nyon

                                      Genève                                          Sion
                                                                                                                              Locarno        Bellinzona
                                                                                                                                                                                                                     SICHERHEIT
                                                                           Martigny
                                                                                                                                                                                                              46°N

                                                                                                  Zermatt                               Lugano
                                                                                                                                                                                                                     Die Eidgenössische Elektrizitätskommission
                       46°N
Grafiken: Meteotest

                                     Quelle:
                                     Meteotest
                                                                                                                                                                                                                     ElCom fordert die Schaffung von gesetz-
                                     CH-3012 Bern
                                     www.meteotest.com
                                     www.meteonorm.com                                                                                                                                                               lichen Anreizen zum Erhalt der inländischen
                                     Januar 2019                                                                                                                                                                     Winterproduktion. Brigitta Kratz, Vizeprä-
                              6°E                                    7°E                                  8°E                            9°E                               10°E
                                                                                                                                                                                                                     sidentin der ElCom, unterstrich in ihrem
                                                                                                                                                                                                                     Eröffnungsreferat an der neunten Ausgabe
                      REPOWER INVESTIERT IN ITALIEN                                                                                                                                                                  des ElCom-Forums im Kursaal Bern den

                      IN ERNEUERBARE ENERGIEN                                                                                                                                                                        Handlungsbedarf bei der im Winter weg-
                                                                                                                                                                                                                     fallenden Energie. Der Rückgang der
                      Das Bündner Energieunternehmen Repower AG gründet durch seinen italienischen Firmen-                                                                                                           steuerbaren Stromproduktion könne ge-
                      zweig Repower Italia mit einem der führenden europäischen Fonds das Joint Venture Repo-                                                                                                        mäss dem Regulator nur schwerlich mit
                      wer Renewable. Damit folgt Repower den jüngsten Markttrends, die eine Erholung bei den                                                                                                         fluktuierender Produktion aus den erneuer-
                      erneuerbaren Energien in Italien erkennen lassen. «Repower Renewable ist ein zentrales                                                                                                         baren Energien kompensiert werden, er-
                      Element der Wachstumsstrategie im Bereich der Erzeugung erneuerbarer Energien und be-                                                                                                          klärte sie vor 300 Fachleuten. Aus diesem
                      stätigt das Interesse von Repower am italienischen Markt», erklärt Fabio Bocchiola, Leiter                                                                                                     Grund fordert die ElCom neben der strate-
                      Repower Italien. Aufgaben des Joint Ventures seien das Portfoliomanagement und die Ent-                                                                                                        gischen Reserve weitere Massnahmen, um
                      wicklung von innovativen Projekten im Bereich erneuerbare Energien, schreibt das Unter-                                                                                                        auch in Zukunft eine substanzielle Energie-
                      nehmen. Das Portfolio von Repower Renewable besteht demnach aus Wasser-, Solar- und                                                                                                            produktion in der Schweiz im Winterhalb-
                      Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt etwa 90 MW. Ihre Strategie zielt auf                                                                                                         jahr aufrechtzuerhalten. Die gesetzlichen
                      eine Eigenproduktion von 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen. Sämtliche Anlagen                                                                                                            Rahmenbedingungen dazu sollen in der
                      und Projekte der neuen Gesellschaft Repower Renewable sollen im italienischen Markt an-                                                                                                        laufenden Revision des Stromversorgungs-
                      gesiedelt sein. Der Gesamtwert des Portfolios belaufe sich auf rund 100 Millionen Euro.                                                                                                        gesetzes verankert werden.
                                                                                                                                                                             Pressedienst/Redaktion                                         Pressedienst/Redaktion

                      6             Erneuerbare Energien                       Nr. 1          Februar 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
AKTUELL

KLIMASCHUTZPETITION                                                      REKORDBATTERIE
Der Nationalrat hat Anfang Dezember die Totalrevision des CO2-Ge-
setzes mit 92 zu 60 Stimmen und 43 Enthaltungen abgelehnt. Die
Treibhausgasemissionen der Schweiz sollen zwar bis 2030 um
50 Prozent unter das Niveau von 1990 sinken. Anders als der
Bundesrat möchte der Nationalrat aber kein Inlandziel festlegen.
Die Reduktion kann vollumfänglich durch den Kauf von Emissions-
zertifikaten im Ausland erfolgen. Auslandzertifikate können ein
Inlandziel aber nicht ersetzen, oft sind sie gänzlich wirkungslos.
SES-Projektleiter Florian Brunner meint: «Die Schweiz muss mit
eigenen Reduktionen einen Beitrag leisten. Das CO2-Gesetz wird
durch diesen Entscheid nicht nur verwässert, es verliert sogar seinen
eigentlichen Zweck.» Mit 99 zu 91 Stimmen wurde bei Art. 16
«CO2-vermindernde Faktoren bei Neuwagenflotten durch den Ein-
satz von synthetischen Treibstoffen» ein Vorschlag der vorberaten-
den Kommission angenommen. Demnach soll die Herstellung syn-
thetischer Treibstoffe mittels Strom aus CO2-armer Produktion bei
der Berechnung der CO2-Emissionen der Neuwagenflotte berück-

                                                                                                                                Bild: Fraunhofer IKTS
sichtigt werden. Der Bundesrat wollte Strom aus erneuerbaren
Energien vorschreiben. «CO2-armer» Strom ist aber gleichzusetzen
mit Atomstrom oder Strom aus Gaskraftwerken. Das torpediert den
Atomausstieg und den Ausstieg aus den fossilen Energieträgern
frontal. Der Zusammenschluss des Schweizer Emissionshandels mit
dem EU-Emissionshandel schwächt den Kilmaschutz in der Schweiz.          Das Fraunhofer-Institut für keramische Technologien und Systeme
Eine Klimaverträglichkeitsprüfung lehnt der Nationalrat genauso ab       (IKTS) präsentiert vom 12. bis 14. März auf der Energy Storage
wie die vom Volk beschlossenen Regeln für effizientere Fahrzeuge.        Europe 2019 seine neu entwickelte keramische Hochtemperaturbat-
Und schliesslich streicht der Nationalrat auch noch alle Qualitätskri-   terie. Eine Energiedichte von 130 WH/kg sowie Lade- und Entlade-
terien für Zertifikate und Klimaschutzmassnahmen im Ausland.             raten con 0,25 bis max. 0,75 C prädestiniert «cerenergy», wie die
Geht es nach dem Nationalrat, setzt die Schweiz auch künftig auf         Batterie heisst, für den stationären Einsatz. Mit Kosten von weniger
Erdöl, Kohle und Erdgas.                                                 als 100 EUR/kWh liegt der Preis auf Zellebene bei rund der Hälfte
                                                                         des Preises von Lithium-Ionen-Akkus. Damit halte die cerenergy-
Widerstand                                                               Lösung den Weltrekord für Natrium-Nickelchlorid-Batteriezellen
In einem Newsletter ruft Roger Nordmann, Nationalrat und Präsi-          und sei dabei wartungsfrei sowie absolut sicher. Obwohl die Be-
dent Pro Solar, zum Widerstand auf. «Sie meinen offenbar, dass wir       triebstemperatur der cerenergy-Batterielösung bei 300 °C liegt, ist
einfach andere Länder bezahlen können, damit sie Klimaschutz be-         ihr Betrieb durch eine Vakuumisolation effizient und wirtschaftlich.
treiben», erklärt Nordmann an die Adresse der für die Streichungen       Eine Klimatisierung ist – anders als bei Lithium-Ionen-Akkus – auch
verantwortlichen Parteien SVP, FDP und CVP. Doch dies sei eine           bei extremen Umgebungsbedingungen nicht nötig. Der Gesamtwir-
«kurzsichtige und asoziale» Lösung. Dazu wurde die Petition              kungsgrad liegt bei über 90 Prozent. «Die Natrium-Nickelchlorid-
«Klimaschutz statt kurzsichtige rechte Politik» ins Leben gerufen.       Batterie basiert im Wesentlichen auf Kochsalz – einen billigeren und
                                                Pressedienst/Redaktion   besser verfügbaren Rohstoff gibt es kaum. Und auch sonst verzich-
                                                                         ten wir komplett auf seltene Erden oder andere strategische Roh-
                                                                         stoffe. Das Prinzip der Batterie ist schon seit den 1990er-Jahren be-

EUROPÄISCHER SOLARPREIS                                                  kannt, erst in jüngster Zeit ist es uns aber gelungen, die Technologie
                                                                         wirklich für den Einsatz in stationären Speichern masszuschneidern»,
Eurosolar hat in acht verschiedenen Kategorien Pionierprojekte auf       sagt Dr. rer. nat. Roland Weidl, Abteilungsleiter beim Fraunhofer
dem Gebiet der Erneuerbaren Energien ausgezeichnet. Darunter be-         IKTS. «Die Energy Storage Europe bietet unserem Team eine ideale
finden sich gleich zwei Schweizer Projekte. Die ganzflächig mit          Plattform, um mit potenziellen Kunden für die Verwendung der
Solarpanels überdachte Industriehalle der Pilatus Flugzeugwerke AG       cerenergy-Technologie zu sprechen», ergänzt Weidl.
in Stans konnte bei der internationalen Jury punkten. Das Projekt
überzeugt mit einem architektonisch perfekt integrierten Kraftwerk       Energy Storage Europe
in die Industrie. Die knapp 6000 m² grosse Solaranlage vermag den        Die Energy Storage Europe ist eine Fachmesse für die globale Ener-
Energiebedarf für die Flugzeugproduktion des Unternehmens abzu-          giespeicherindustrie mit Fokus auf Anwendungen und Energiesyste-
decken. Einen weiteren Preis konnte die PlusEnergie-Siedlung Zent-       men. Parallel zur Messe findet das weltweit grösste Konferenzpro-
rum Tobel im Kanton Thurgau abstauben. Die Jury lobt das Projekt         gramm zu allen Energiespeichertechnologien statt. Es umfasst die
als «zukunftsweisendes Beispiel für die soziale und wirtschaftliche      8. Energy Storage Europe Conference (ESE) der Messe Düsseldorf
Einbindung von Mieterinnen und Mietern in die Nutzung von Son-           und die 13. International Renewable Energy Storage Conference
nenenergie.» Dank tieferen Mietzinsen und Nebenkosten liegen             (IRES) von Eurosolar e.V. Themenschwerpunkte sind Wirtschaft und
ihre Wohnungen deutlich unter den Mietkosten von vergleichbaren          Finanzen (ESE) sowie Wissenschaft und Gesellschaftspolitik (IRES).
Mietobjekte. Ihr Ziel ist es zu zeigen, dass CO2-freies Wohnen für       Die Messe wuchs 2018 auf rund 4500 Besucher aus 61 Ländern an.
jeden und jede möglich ist (Seite 8).           Pressedienst/Redaktion   Es präsentierten sich 170 Aussteller.         Pressedienst/Redaktion

                                                                                                    Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2019                 7
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

SOLARARCHITEKTUR

GÜNSTIGE MIETEN
DANK SOLARER
ARCHITEKTUR

Aus der Vogelperspektive lässt sich ein
guter Blick auf die installierten Photovoltaik­
panels werfen. Aus Kostengründen wurde
zunächst auf eine Nutzung der Balkon­
fassaden als Photovoltaikfläche verzichtet.

                             TEXT: MATTHIAS SCHIEMANN                           nicht allein mit ökologischen Reizen gepunktet, sondern
                                                                                auch mit dem Preis. Bis zu 20 Prozent tiefere Mietzinsen
                     Obwohl sich die Überbauung am Rande der Ortschaft          als in vergleichbaren Mietobjekten in der Region lockten
                     Tobel befindet, wurde sie wohlwollend von der Gemeinde     nicht nur ökobewusste Menschen an. Damit konnten die
                     zum Zentrum erkoren. Denn dieser geschaffene Wohn­         Architektinnen und Architekten von Fent Solare Archi­
                     raum hat einem kleinen Dorf am Rande des Thurgaus          tektur beweisen, dass klimafreundliches Wohnen keine
                     Nachfrage verliehen. Gesamthaft 32 Wohnungen und ein       Frage des dicken Portemonnaies ist.
                     von der Gemeinde gewünschter Dorfmarkt sind dort er­
                     richtet worden, wo früher noch Sauställe standen. Das      WAS DARF NACHHALTIGKEIT KOSTEN?
                     von privaten Investoren finanzierte Projekt wurde in       Bei Fent ist man überzeugt, dass klimafreundliches Woh­
                     zwei Etappen realisiert. Die ersten zwei Mehrfamilien­     nen nicht allein der Oberschicht vorbehalten sein darf.
                     häuser inkl. des integrierten Dorfmarktes waren 2013       Auch den Normalverbrauchenden sollte es möglich sein,
                     (20 Wohnungen) bereits einzugsbereit. Die bis 2016         in Gebäuden zu wohnen, deren ökologischer Fuss­
                     entstandenen drei weiteren Mehrfamilienhäuser mit          abdruck gegen null strebt. In der Schweiz wird heute im
                     32 Wohnungen wurden nun mehrfach mit Solarpreisen          Gebäudesektor am meisten Energie verbraucht wie auch
                     ausgezeichnet. Ein Ausbau von zwei Neubauten am an­        CO2 emittiert. Rund 50 Prozent des schweizerischen
                     grenzenden Grundstück befindet sich derzeit in der Pla­    Energieverbrauchs gehen auf seine Kosten, wobei der mit
                     nung. Bereits kurze Zeit nach der Errichtung waren die     Abstand grösste Teil durch die Nutzung entsteht. Heizen,
                     Objekte vermietet. Die Bauherrschaft hat hier allerdings   Warmwasser und Lüftung sind dabei ausschlaggebende

8     Erneuerbare Energien    Nr. 1   Februar 2019
Erneuerbare Energien - SSES.ch
SCHWERPUNKT

                                                                                             EIN INNOVATIVES ARCHITEKTURBÜRO BEWEIST:
                                                                                             NACHHALTIGES WOHNEN MUSS NICHT TEUER SEIN.
                                                                                             MIT EINER ENERGIEEFFIZIENTEN PLUSENERGIE­
                                                                                             ÜBERBAUUNG ERMÖGLICHT ES BEZAHLBARE
                                                                                             WOHNUNGEN UND SCHAFFT GLEICHZEITIG EIN
                                                                                             NEUES ZENTRUM FÜR EINE KLEINE ORTSCHAFT AN
                                                                                             DER THURGAUISCHEN GRENZE ZU ST. GALLEN.
                                                                                             DIE VERANTWORTLICHEN HABEN DAFÜR KÜRZLICH
                                                                                             BEREITS IHREN DRITTEN SOLARPREIS ENTGEGEN­
                                                                                             NEHMEN DÜRFEN.
                                                             Foto: Fent Solare Architektur

Grössen. Nur wenn es möglich wird, diese Grössen für                                          PLUSENERGIEBAU
Normalverbrauchende klein zu halten, kann der natio­                                          PlusEnergieBauten basieren auf den Vorschriften von Minergie­P – den
nale Energieverbrauch effektiv gesenkt werden. Für das                                        heute strengsten Vorgaben an die Gebäudehülle. Zusätzlich produzie­
Zentrum Tobel haben sich die Architektinnen und Archi­                                        ren sie aber über den Eigenverbrauch hinaus Strom. Die 157 Prozent
tekten bei Fent deshalb gefragt: Was darf Nachhaltigkeit                                      PlusEnergie­Überbauung in Tobel erzeugt somit 57 Prozent mehr
kosten? Ihr Ziel war es, klimafreundliche Wohnungen im                                        Strom, als sie im Jahresdurchschnitt benötigt.
oder sogar unter dem durchschnittlichen Mietzins von
vergleichbaren Mietobjekten in der Region zu errichten.                                      schnittlichen Mietzins angeboten werden. Für die Solar
Dabei entstand gewissermassen ein Trade­off zwischen                                         Agentur Schweiz waren diese «sensationellen und in
Kosten und Klimaschutz. Das Budget war nach oben be­                                         Europa einmaligen» Mietzinsen Anlass, das Projekt im
grenzt: Die Bau­ und Nutzungskosten durften nur so                                           Oktober 2018 mit dem Sondersolarpreis auszuzeichnen.
hoch ausfallen, dass die resultierenden Wohnungen wei­                                       Dies beweise, dass heute jede und jeder in so einem Plus­
terhin bezahlbar bleiben. Mit diesen Mitteln galt es dann,                                   EnergieGebäude wohnen kann.
die energieeffizienteste und umweltschonendste Lösung
zu finden. Das Ergebnis sind 157 Prozent PlusEnergie­                                        GÜNSTIGE MIETE DANK PLUSENERGIEBAU
Gebäude (siehe Kasten), die in der Nutzung kein Gramm                                        Das Zentrum Tobel beweist damit, dass die Auffassung
CO2 emittieren, sondern gegenüber vergleichbaren Häu­                                        klimafreundliche Architektur sei teuer, nichts als ein
sern sogar 90 t CO2 kompensieren. Gleichzeitig können                                        Vorurteil ist. Die Mietkosten der Wohnungen im Zentrum
die Wohnungen bis zu 20 Prozent unter dem durch­                                             Tobel sind nämlich nicht trotz PlusEnergieBau günstig,

                                                                                                                               Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2019   9
Erneuerbare Energien - SSES.ch
Eine Nah­
aufnahme der
Lucido®­Fassade
lässt die

                                                                                                                                             Bild: Lucido
Geometrie der
Holzlamellen
erkennen.

                   sondern genau deswegen. Zwar übersteigen die Baukos­          EIGENMARKE SOLINO ®
                   ten des Projektes die einer konventionellen Bauweise um       Solino® heisst das Gesamtkonzept, das Lüftung, Heizung
                   fünf bis sechs Prozent. Dank dieser Bauweise können           und Dämmung synergetisch in der Baukonstruktion zu­
                   aber bis zu 50 Prozent der Nebenkosten eingespart wer­        sammenführt. Es basiert auf der Gebäudefassade Lucido®
                   den. Mittelfristig ergibt sich ein Gewinnspiel (nach zehn     (siehe Kasten) und nutzt deren thermische Wärmeener­
                   Jahren sind die gesamten Mehrkosten vollständig amor­         gie, um die Frischluft vorzuwärmen und letztlich auch
                   tisiert). PlusEnergieBauten basieren auf einer Minergie­      die Wärmepumpe zu unterstützen. In den Nasszellen in­
                   P­Gebäudedämmung. Deren herkömmlicher Bau und                 stallierte Abzüge verursachen einen leichten, stetigen
                   deren Instandhaltung sind aufgrund der involvierten           Unterdruck in den Räumlichkeiten, sodass die Frischluft,
                   Technologie heute üblicherweise sehr kostspielig. Genau       entlang der Fassade gewärmt, direkt durch ein Filter­
                   hier wird bei Fent angesetzt. «Wir überlegen uns bei je­      system hineinströmt. Anstatt teure und unterhaltsinten­
                   der Technologie genau, welche Vorteile und Kosten sie         sive Zu­ und Abluftleitungen verlegen zu müssen, ge­
                   mit sich bringt», erklärt Wyss. «Hightech ist oft nicht die   nügt ein zentraler Ventilator im Technikraum für diesen
                   effizienteste Lösung. Wir müssen uns überlegen, welche        Prozess. Der gesparte Platz in den Decken schlägt sich
                   Technologien uns wirklich helfen, und können dann auf         zudem positiv auf die Baukosten nieder. Die Abluftener­
                   zu kostspielige Technik verzichten.» Deswegen hat Fent        gie wird im Technikraum über einen Wärmetausch dem
                   ein Lowtech­Gebäudekonzept entworfen, das auf teure           Heizsystem zugeführt. Dieses unterstützt die installierte
                   Installationen und komplexe Prozesse verzichtet.              Erdsonden­Wärmepumpe, wodurch sich deren Bohrme­
                                                                                 ter um 50 Prozent reduzieren lässt. Auch hier zeigt sich,
                                                                                 wie die clevere Konstruktion signifikante Einsparungen
 DIE SOLARFASSADE LUCIDO ®                                                       im Bau möglich macht.
 Lucido® ist eine Gebäudehülle, die sich der thermischen Sonnenenergie
 bedient. Statt auf dicke Dämmpakete zu setzen, kommt sie deshalb mit            EINFACHES SYSTEM
 einer durchaus schmalen Konstruktion aus, und gewinnt so kostbaren              Die einfache Technik ist zusätzlich ansprechend für die
 Wohnraum und Nutzfläche. Die Fassade besteht aus einer Solarglas­               Mieterschaft. «Was die Menschen nicht verstehen, löst
 vorrichtung, hinter der mit kurzem Abstand Massivholzpaneelen, mit              oft Unbehagen und Misstrauen aus», sagt Wyss. Da das
 nach unten geneigten Lamellen angebracht sind. Diese Geometrie                  gesamte Lüftungssystem absolut Lowtech ist, ist es auch
 erfüllt mehrere Zwecke. Im Winter kann die dadurch vergrösserte Ober­           für Laien leicht verständlich. Um die Lüftung auszustel­
 fläche mehr Sonnenwärme aufnehmen und bildet mit den Zwischen­                  len, muss lediglich ein Schalter am Lüftungseinzug um­
 räumen einen Wärmepuffer. Dieser reduziert die Transmissionswärme­              gestellt werden. Und da die Lüftung, im Gegensatz zu
 verluste signifikant und erlaubt es, die Wände deutlich schlanker aus­          herkömmlichen Minergie­P­Gebäuden von der Heizung
 zubilden. Mit bereits 25 cm Gesamtwandstärke lassen sich so die hohen           entkoppelt ist, ist auch die alltägliche Fensterlüftung
 Anforderungen gemäss Minergie­P erfüllen. Wenn hingegen im Som­                 möglich, ohne dass das gesamte System zusammen­
 mer die Sonne hoch steht, verschatten sich die Lamellen gegenseitig,            bricht. Allerdings rät Wyss davon ab, die Lüftung abzu­
 sodass nur noch die Lamellenspitzen bestrahlt werden und die Oberflä­           stellen wie auch zu häufig die Fenster zu öffnen. «Ich
 che reduziert wird. Gemäss physikalischen Gesetzen steigt die erwärmte          lebe auch in einer Wohnung mit Solino® und lüfte nur
 Luft nach oben. Diese Hinterlüftung führt die Wärme dem System ab               sehr selten. Ich glaube das letzte Mal habe ich vor zwei
 und wirkt dadurch kühlend. Das System nutzt die saisonale Erdausrich­           Wochen gelüftet, und meine Luft ist super. Ich geniesse
 tung zur Sonne und kann so auf jegliche beweglichen Teile verzichten.           das.»
 Die verwendeten Materialien sind dabei problemlos rezyklierbar.

10   Erneuerbare Energien   Nr. 1   Februar 2019
SCHWERPUNKT

DAS ENERGIEKONZEPT

                                                                                                                                                       Bild: Fent Solare Architektur
Doch die ressourcensparende und energieeffiziente Bau­
weise ist nicht der einzige Grund, warum sich die Mieten
tief halten lassen. Zusätzlich wird auf den vollständig
mit Photovoltaik verkleideten Flachdächern nämlich
selbst Strom produziert. Die tagsüber überschüssig pro­
duzierte Solarenergie wird entweder mittels eines
Schichtspeichers gepuffert oder an das öffentliche Netz
verkauft. Als Solarstromgemeinschaft profitiert die Mie­
terschaft dadurch direkt von CO2­freiem Strom vom
eigenen Dach. Das Prinzip, die Mieterschaft an den Pro­
duktionsgewinnen teilhaben zu lassen, überzeugte letz­
tes Jahr auch eine zweite Jury: Die Kommission des Eu­
ropäischen Solarpreises zeichnete das Projekt als «zu­
kunftsweisendes Beispiel für die soziale und wirtschaftli­                                                                           Ein rentables
che Einbindung von Mieterinnen und Mietern in die                   lässt sich streiten. Aber in Anbetracht unserer klimati­         Angebot erlaubt
                                                                                                                                     nun bald die
Nutzung von Sonnenenergie» aus.                                     schen Situation, ist das für mich ein unverständliches
                                                                                                                                     zusätzliche
                                                                    Argument. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen,           Verkleidung der
GESUCHTER DIALOG                                                    müssen wir im Gebäudesektor umdenken.»                           Balkonfassaden
Letztlich generiert der PlusEnergieBau finanzielle Vor­                                                                              mit Photovoltaik.
teile für die Vermieter­ und die Mieterschaft. Und auch             UNERMÜDLICHE INNOVATION                                          Eine Visualisie­
                                                                                                                                     rung zeigt, wie
weil sie schon heute die zukünftigen Anforderungen des              Der entstandene Wohnkomplex ist das Erfolgsergebnis
                                                                                                                                     dies später
internationalen Klimaabkommens von Paris (COP21) er­                langjähriger gesammelter Erfahrung und Innovation im             aussehen soll.
fülle, täten Bauherrschaften wie auch Investorinnen und             solaren Bauen. «Jedes Gebäude ist gewissermassen ein
Investoren gut daran, diese Bauweise zu verfolgen, sagt             Prototyp», erklärt Wyss. «Wir lassen die Erfahrungen aus
Wyss. «Diese Bauweise generiert eine sehr hohe Investi­             vorigen Projekten ganz konkret in zukünftige einfliessen.
tionssicherheit. Zukünftige gesetzliche und soziale An­             Im Fall von Tobel konnten wir dank den Erkenntnissen
sprüche an Gebäude werden so bereits heute adaptiert.»              aus der ersten Etappe Baukosten, graue Emissionen, Be­
Die ökonomischen Vorteile lägen auf der Hand. Dennoch               triebsenergie und Unterhaltskosten einsparen.» Dass
betont Wyss mehrfach: «Bei uns steht der Klimaschutz an             Guiseppe Fent nicht bloss Architekt, sondern auch Bau­
erster Stelle.» Deshalb suchen sie nun den Dialog zu den            herr vieler der Errichtungen sei, sei deshalb ein grosser
Verantwortlichen des Gebäudesektors. Ziel ist es, be­               Vorteil. So bleibe er weiterhin in Kontakt mit den Miete­
kannt zu machen, dass es mit heute verfügbaren Mitteln              rinnen und Mietern und erhalte direktes Feedback, um
bereits möglich ist, klimafreundlich zu bauen. Genau das            Verbesserungspotenzial zu lokalisieren. Denn das Lüf­
hielt auch die Internationale Bodensee Konferenz (IBK)              tungssystem Solino® wurde beispielsweise erst in den
für auszeichnungswert und verlieh den Projektverant­                Gebäuden der zweiten Etappe integriert. Dies war nicht
wortlichen den IBK­Nachhaltigkeitspreis. Für Giuseppe               bloss ein Mittel, die Kosten von Bau und Unterhalt zu
Fent, den Entwickler von Lucido® und Solino®, ist dieser            minimieren, sondern gleichzeitig Reaktion auf eine man­
Preis der bedeutungsvollste: «Die Anerkennung, dass un­             gelnde Raumluftqualität in den ersten Errichtungen. Aus
sere klimafreundliche Architektur so einfach reprodu­               Rückmeldungen ebendieser zweiten Etappe wurde das
zierbar ist, hat mich am meisten geehrt. Das zeigt, dass            Solino®­System wiederrum weiterentwickelt: Eine Holz­
es heute keine Ausreden mehr gibt. Weder technische                 vorrichtung lenkt die Einzugsluft an der Rauminnen­
noch finanzielle Gründe stehen dieser Bauweise im Weg.»             wand auf den Boden. Dadurch strömt die Frischluft noch
Die Frage nach der Ästhetik von Solararchitektur ist für            sanfter in den Innenraum. Dies wird nun in zukünftigen
ihn oft ein Vorwand, sich nicht mit den wirklichen Pro­             Projekten von vornherein integriert und kann in älteren
blemstellungen auseinanderzusetzen. «Über die Ästhetik              Gebäuden mit minimalem Aufwand nachgerüstet wer­
                                                                                                                                                       Bilder: Fent Solare Architektur

Die Etappen der Siedlungsentwicklung von der Zeit vor der Überbauung bis heute.

                                                                                                      Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2019   11
SCHWERPUNKT

                   den. Seit über 20 Jahren leisten die Architektinnen und                      ZENTRUM TOBEL IN ZAHLEN
                   Architekten bei Fent Pionierarbeit im solaren Bauen. Mit                     ■   2009 Beginn der Planung: strategisches Konzept
                   dem Zentrum Tobel haben sie ein Vorzeigebeispiel in Sa­                          und Gestaltungsplan in enger Zusammenarbeit mit
                   chen nachhaltigem Wohnen kreiert. Doch der Weg hört                              der Gemeinde
                   hier nicht auf. Während die Preise noch verliehen wer­                       ■   2013 Realisierung 1. Etappe,
                   den, planen sie bereits den noch nachhaltigeren Ausbau                           2016/17 Realisierung 2. Etappe
                   des Zentrums. In einer dritten Etappe sind zwei weitere                      ■   32 Wohnung à 2½ bis 4½ Zimmer
                   Mehrfamilienhäuser geplant, deren Bau völlig CO2­neut­                       ■   6025 m2 Wohnfläche auf 3000 m2 Brache
                   ral umgesetzt werden soll. Sollte ihnen das gelingen,                        ■   351,2 kWp installierte Photovoltaikleistung
                   warten vermutlich bereits die nächsten Solarpreise.                              + 50 kWP Balkonfassade ab Februar 2019
                                                                                                ■   315 000 kWh produzierte Energie
                                                                                                    + ca. 28 500 kWh durch Balkonfassade
                                                                                                ■   davon 121 500 kWh überschüssige Energie
                                                                                                    + ca. 28 500 kWh durch Balkonfassade
                                                                                                ■   Stromgestehungskosten bis unter 15 Rp./kWh
                                                                                                ■   58 m2 Energiebezugsfläche pro Person
Stefan Wyss                                                                                     ■   1,3 t jährlich eingespartes CO2 pro Kopf gegenüber
(1. v. l.) und
Giuseppe Fent
                                                                                                    konventioneller Bauweise
(M.) nehmen am
17. November
2018 an der
Eurosolar­

                                                                              Bild: Eurosolar
Preisvergabe
in Bonn ihre
Auszeichnung
entgegen.

                                                                        a k t i v für
                                                                   tt r
                                                             auch a hnungs-
                                                                     o
                                                              Zweitw tzer
                                                                  Besi

  Alles rund ums Wohneigentum
                                                                                                             Messedauer und Öffnungszeiten
                    > Architektur / Hausbau
                                  > Bauland                                                                  Freitag         22.3.2019
                 > Bauobjekte / Bauprojekte        > Immobilien                                                              14.00 – 20.00 Uhr
                 > Bau- / Baunebengewerbe          > Innenarchitektur
                           > Energieeffizienz      > Innenausbau                                             Samstag         23.3.2019
                                > Gartenbau        > Inneneinrichtung / Wohndesign                                           10.00 – 17.00 Uhr
                              > Haustechnik        > Modernisierung / Sanierung
                                                   > Rechts- und Steuerberatung                              Sonntag         24.3.2019
                                                   > Versicherungen / Finanzierung                                           10.00 – 17.00 Uhr
                                                   > Wellness

                                                              Wo WohnTRäume wahr werden.

12   Erneuerbare Energien   Nr. 1   Februar 2019
Schweizer Solarpreis 2018, 139%-PEB-MFH SonnenparkPLUS, Wetzikon/ZH

 Anmeldung zum
 29. Schweizer Solarpreis
 Norman Foster Solar Award

Anmeldung bis 15. April 2019 in den Kategorien:
- Persönlichkeiten und Institutionen
- Gebäude
 Neubauten, Sanierungen und PlusEnergieBauten® (PEB)
- Anlagen
 Thermische Sonnenkollektoren, PV-Anlagen, Biomasse- und Umweltwärmeanlagen
Zusätzliche Informationen und Anmeldeformulare:
www.solaragentur.ch und info@solaragentur.ch
SONNE

                     SOLARARCHITEKTUR
                     LÖSUNGEN, DIE NICHT NUR ENERGETISCH, SONDERN AUCH ARCHITEKTONISCH UND
                     ÖKONOMISCH ÜBERZEUGEN, DAS IST DIE VISION, DIE DER ETH-PROFESSOR HANSJÜRG
                     LEIBUNDGUT VERFOLGT HAT. BEIM KATHOLISCHEN KIRCHENZENTRUM ST. FRANZISKUS
                     KONNTE SIE UMGESETZT WERDEN. DIE RESULTATE SIND ERFREULICH UND
                     VIELVERSPRECHEND.

                     DIE HEILIGE DREIFALTIGKEIT
                     DER GEBÄUDESANIERUNG
                          TEXT: BEAT KOHLER                             erstreckt und sich nahtlos in die Erschei­   struktion an der ETH Zürich, und Niklaus
                                                                        nung des ganzen Gebäudes einfügt. Mög­       Haller, ebenfalls Architekt ETH und stell­
                     Der kalte Abend Anfang Dezember mit                lich war dies, weil für die Kirchgemeinde    vertretender Geschäftsführer der BS2 AG.
                     klarem Ausblick über das Glatttal ist ideal,       von Anfang an klar war, dass sie ein er­     Die Firma verbindet in ihrem Gesamtsys­
                     um eine Heizung in Betrieb zu nehmen               neuerbares Heizsystem wollte, wie Louis      tem «Zeleganz» hocheffiziente Wärme­
                     und einzustellen. Haustechniker, Vertreter         Landolt, Präsident der Baukommission,        pumpen, Photovoltaik, Solarthermie für
                     der Bauherrschaft, Planer und Heizungs­            erklärt. Das war wichtig, denn dadurch       die saisonale Regeneration von Erdwär­
                     techniker prüfen alle Teile des neuen              konnte dies in der Planung von Beginn        mesonden und die dazugehörigen Pla­
                     Heizsystems bei diesem auffälligen Ge­             weg berücksichtigt werden, was sich ent­     nungsdienstleistungen zu einem Gesamt­
                     bäude eingangs Ebmatingen. Dabei han­              sprechend positiv auf das Resultat ausge­    paket für den emissionsfreien und wirt­
                     delt es sich um das Katholische Kirchen­           wirkt hat.                                   schaftlichen Gebäudebetrieb. Dies war die
                     zentrum St. Franziskus, das nicht nur ein­                                                      Vision von ETH­Professor Hansjürg Lei­
                     fach eine neue Heizung, sondern ein ganz           ARCHITEKTONISCHE EINHEIT                     bundgut, der die BS2 AG 2004 gegründet
                     neues und nachhaltiges Energiesystem               Hinter der Planung der Sanierung des
                     erhalten hat. Von aussen sichtbares Zei­           Kirchenzentrums, das im März offiziell
                     chen dafür ist die Indach­Photovoltaik­            neu eingeweiht werden soll, stehen Daniel
                     anlage, die sich über die ganze Dachfläche         Studer, Architekt und Dozent für Baukon­

                     BS2 AG
                     Die BS2 AG gehört zu den Pionieren der
                     emissionsfreien Gebäudetechnik. Das Un­
                     ternehmen wurde 2004 als Spin­off von
                     Hansjürg Leibundgut, Professor an der
                     ETH Zürich, und Balz Halter (Halter Im­
                     mobilien) gegründet. Der Sitz der Firma
                     befindet sich im Building Technology Park
                     Zurich. Die Firma sieht sich heute als
                     Forschungs­ und Kompetenzzentrum, das
                     eng vernetzt mit weiteren Technologie­
                     firmen arbeitet und auch weiterhin den
                     Austausch mit der ETH Zürich und ande­
                     ren Hochschulen pflegt. Ziel ist es, die
                     Resultate der Forschung in marktfähige
                     Lösungen umzusetzen. «Emissionsfreie
                     Gebäudetechnik ist unser Fachgebiet und
                     unsere Leidenschaft», erklärt CEO Marc
                     Bätschmann. Man verbinde eigens er­
                     forschte Gebäudetechnikkomponenten zu
                     ganzheitlichen Energiesystemen, die dank
                     individueller Planung auf die jeweiligen
Fotos: Beat Kohler

                     Gebäude abgestimmt werden. So bringe
                     man jedes Objekt auf den Weg der emis­
                     sionsfreien Versorgung.

                     14   Erneuerbare Energien   Nr. 1   Februar 2019
SONNE

hat. Für Haller spielt nebst den energeti­     und Funktionalität bilden hier eine ideale      fach. Dies trotz all den Vorteilen, die ein
schen Fragen ein weiterer Punkt eine we­       Einheit. Die Schlaufen der Leitungen der        solches nachhaltiges System bietet. Doch
sentliche Rolle: «Die architektonische Ein­    solarthermischen Anlage, die nach der In­       ein langsamer Wandel ist spürbar, wie
heit ist mir ganz wichtig», erklärt er. Lei­   stallation der Photovoltaik nicht mehr          Haller erklärt. Interesse gebe es nicht
bundgut habe immer mindestens einen            sichtbar sind, sind zum Giebel hin offen        mehr länger ausschliesslich von über­
Architekten im Team gehabt, der die Ent­       und dadurch dank geschickt geplanten            zeugten Enthusiasten, die als Privatinves­
wicklungen intern kritisierte, aber auch       Revisionsöffnungen auch dann noch zu­           toren ihre Mehrfamilienhäuser mit dieser
als Dolmetscher nach aussen fungierte.         gänglich, wenn das Dach mit Glas­Glas­          Technologie ausrüsten wollten. Auch
«Wir bauen Dächer und nicht Energie­           Modulen eingedeckt ist. Man hat auch            grosse Investoren wie Pensionskassen und
produktionsstätten. Diese müssen ver­          darauf geachtet, noch brauchbare Teile          andere institutionelle Investoren begän­
schiedenen – auch ästhetischen, konstruk­      des Gebäudes wiederzuverwenden, um              nen vermehrt, ihr Interesse für solche Lö­
tiven, typologischen und ökonomischen –        auch hier den Energieaufwand möglichst          sungen zu bekunden. Dies aus verschiede­
Anforderungen genügen», erklärt Haller.        tief zu halten. Das zeigt sich beispiels­       nen Gründen. Einerseits gehört das Ziel
                                               weise bei den Dachrinnen, die wiederver­        der Dekarbonisierung bei diesen Firmen
FORM UND FUNKTIONALITÄT                        wendet wurden. An ihnen lässt sich auch         zur Firmenpolitik. Andererseits können
Das lässt sich am Kirchenzentrum in Eb­        erkennen, wie viel dicker das Dach ge­          sie langfristig investieren und sind des­
matingen deutlich zeigen. Die ganze sa­        worden ist. Dementsprechend mussten             halb von den tieferen Lebenszykluskosten
nierte Dachfläche weist dieselbe Gestal­       nämlich bei den Abläufen neue Rohrstü­          und den gut kalkulierbaren Ausgaben für
tung auf, obwohl nur auf der Südseite die      cke eingesetzt werden.                          die Heizenergie überzeugt. Dennoch ist
von BS2 entwickelte Verbindung von                                                             der Weg zum flächendeckenden Einsatz
Photovoltaik, Solarthermie und Bauele­         FEHLENDER MARKT                                 von Technologien, wie sie BS2 anbietet,
menten (vorfabrizierten Holzrahmenele­         Dass BS2 ein eigenes PVT­System entwi­          immer noch lang, und viel Informations­
menten mit integrierten PVT­Hybridkol­         ckelt hat, liegt laut Haller daran, dass hier   arbeit ist notwendig.
lektoren) zum Einsatz gekommen ist. Doch       der Markt nicht spielt. Die vorhandenen
die Abmessungen der Dachstärke sind            Systeme werden den architektonischen            ÜBERZEUGENDE LÖSUNG
einheitlich. Auf der abgestuften Nordseite     Ansprüchen nicht gerecht und sind wegen         Umso erfreulicher ist es für Haller, dass
des Daches wurden die Module so ange­          der relativ geringen Stückzahlen auch           ein Projekt wie in Ebmatingen erfolgreich
ordnet, dass möglichst mit handelsübli­        teuer. Deshalb habe sich die Entwicklung        abgeschlossen werden kann. Nach dem
chen Produkten gearbeitet werden konnte.       eines eigenen Systems aufgedrängt. Die­         Rundgang und der Kontrolle bei der Ab­
Damit die Dachflächen mit der ganzen           ses muss einem Preisvergleich aber auch         nahme diskutieren die Beteiligten, welche
Isolation, der Solarthermie und der Photo­     standhalten. Gegenüber einem konventio­         Anpassungen in der ganzen Steuerung der
voltaik nicht zu klobig wirken, wurde das      nellen Dach und einer konventionellen           Heizungstechnik noch vorgenommen
Dach an den Sichtkanten abgestuft, was         Heizung sei dies möglich, wenn man die          werden müssen. Das standardmässig inte­
ihm eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Be­    Kosten für den gesamten Lebenszyklus der        grierte Monitoring bietet die Grundlage
sonders haben Studer und Haller auch auf       Anlage berechne, erklärt Haller. Doch die­      für die weitere Optimierung im Betrieb.
die Gestaltung des Giebels geachtet. Form      ses Denken zu verankern, sei nicht ein­         Mit dem Resultat sind sie aber bereits jetzt

                                                                                                Das Kirchenzentrum in Ebmatingen
                                                                                                wurde architektonisch, ökonomisch
                                                                                                      und ökologisch ideal saniert.

                                                                                                Erneuerbare Energien   Nr. 1 Februar 2019   15
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                    mehr als zufrieden: Am 21. Dezember lief
                    die Heizungswärmepumpe mit einem COP
                    von 7,0. Das Kirchenzentrum hat nicht
                    nur wie gewünscht in der bestehenden
                    Bausubstanz eine umweltfreundliche und
                    effiziente Heizlösung für die kommenden
                    Jahrzehnte erhalten, sondern auch eine
                    schönes neues Dach, das dem Gotteshaus
                    neuen Glanz verleiht.

                                                                                     Die weltweit führende
                                                                                     Fachmesse für die
                                                                                     Solarwirtschaft
                                                                                     MESSE MÜNCHEN
Foto: Beat Kohler

                    Zur Nachhaltigkeit gehört auch, dass wenn möglich wie hier bei
                    den Dachrinnen noch verwendbare Teile auch nach der Sanierung
                    wieder zum Einsatz kommen.

                     AUSGEKLÜGELTES ZUSAMMENSPIEL
                     Mit der Verbindung von Photovoltaik, Solarthermie und
                     Erdsonden lassen sich mit der Technologie von BS2 selbst
                     alte Gebäude so sanieren, dass sie sowohl emissionsfrei als
                     auch wirtschaftlich betrieben werden können. Aufgrund der
                     hohen Effizienz könne damit auch auf übermässige passive
                     Massnahmen verzichtet werden, was neue architektonische
                                                                                       Von Solarzellen und Wechselrichtern über
                     Gestaltungsfreiheiten zulasse, verspricht das Unternehmen.
                                                                                       internationale Märkte bis zu neuen Geschäftsmodellen
                     Die hocheffiziente Wärmepumpe und die anderen auf sie ab­
                     gestimmten Komponenten senken den Strombedarf vom                 Intersolar Europe: Für den optimalen Überblick
                     Netz auf ein Minimum. Zu diesen Komponenten gehören               in einem dynamischen Markt
                     unter anderem der Hybridkollektor, der Photovoltaik mit so­       50.000 Energieexperten aus 160 Ländern und 1.300 Aussteller auf vier
                     larthermischen Kollektoren kombiniert, und eine neuartige         parallelen Fachmessen – Seien auch Sie Teil von The smarter E Europe!
                     Membran­Erdwärmesonde. Die von der Sonne zur Verfü­
                     gung gestellte Energie, die nicht sofort im Gebäude benötigt
                     wird, leitet die Erdwärmesonde ins Erdreich, wo sie gespei­
                     chert wird. Damit wird die Temperatur im Erdreich regene­
                     riert, was langfristig für den Betrieb der Wärmepumpe von
                     grossem Vorteil ist. Für einen Kostenvergleich mit konven­
                     tionellen Anlagen berechnet BS2 bei seinen Projekten nebst
                     den Investitionskosten für die Gebäudetechnikanlage und
                     die Gebäudehülle auch die Energie­ und Unterhaltskosten
                     für den ganzen Lebenszyklus. Dabei ergibt sich gemäss BS2
                     ein Optimum durch den Ersatz der Ölheizung mit erneuerba­
                     ren Energien, wenn gleichzeitig keine überdimensionierte
                     Dämmung der Gebäude notwendig ist.

                    16    Erneuerbare Energien   Nr. 1   Februar 2019
PUBLIREPORTAGE

COOP PRODUZIERT EIS,

                                                                                                                                                 Foto: David Guthörl
UM ENERGIE ZU
SPAREN

Die Fassade und das Dach der neuen Verkaufsstelle in Etagnières wurden mit PV-Modulen eingekleidet.

Mit der neuen Verkaufsstelle in Etagnières (VD) setzt                    Kühlung etwa 60% des Energieverbrauchs aus. Strom hinge-
Coop neue Massstäbe. Der Strom der PV-Anlagen                            gen wird vor allem während des Tages gebraucht, wenn er von
auf dem Dach und an den Fassaden wird insgesamt                          den PV-Anlagen auch produziert wird. Der Laden kann in die-
zu 90% vor Ort gebraucht und deckt gut 61% des                           sem Zusammenspiel 90% der Energie, die von den grossen PV-
Energiebedarfes ab. Möglich wird dies dank einem                         Anlagen auf dem Dach und an den Fassaden produziert wird,
Eisspeicher, der in den Kühlkreislauf eingebunden                        für seinen eigenen Bedarf nutzen und so viel Strom sparen. Der
wurde.                                                                   Eisspeicher bietet zudem gegenüber einer Batterie einen weite-
                                                                         ren grossen Vorteil, da er dank seiner Langlebigkeit über die
Bis 2023 will Coop CO2-neutral werden. Das Unternehmen                   gesamte Einsatzdauer gesehen deutlich günstiger ist als ein
steht zu seinen Nachhaltigkeitszielen und richtet sein Handeln           Stromspeicher.
danach aus. Dies nicht nur im Bereich von Logistik und Trans-
port, wo Coop seit langer Zeit eine Vorreiterrolle einnimmt,             Wichtige Pionierarbeit
sondern auch im Gebäudebereich. Das zeigt sich exemplarisch              Auf den ersten Blick erscheint das Projekt in Etagnières einfach
an der neuen Verkaufsstelle von Etagnières (VD), die Ende des            und einleuchtend. Dennoch war die Umsetzung technisch sehr
vergangenen Jahres eröffnet wurde.                                       herausfordernd. Insbesondere die Steuerung solcher Anlagen
                                                                         stellt die Planer und Ingenieure vor grosse Herausforderungen.
Innovativer Eisspeicher                                                  In der Praxis zeigt das Projekt nun, wie das Zusammenspiel
Bei diesem Gebäude setzt Coop nicht nur konsequent auf die               einer PV-Anlage mit einem thermischen Speicher in einer
Photovoltaik, sondern auch auf die Sektorenkopplung. Strom,              Kälteanlage möglichst effizient genutzt werden kann. Von
der nicht direkt vor Ort genutzt werden kann, dient zuerst               diesen Erfahrungen sollen auch andere profitieren können.
dazu, einen Kältespeicher zu kühlen. Erst wenn dieser Eisspei-           Deshalb hat das Bundesamt für Energie das Projekt von Coop
cher gefüllt ist, fliesst der Strom, der nicht in der Verkaufsstelle     als Leuchtturmprojekt unterstützt und begleitet. Die Anlage
gebraucht wird, ins Netz. Dies senkt die Belastung des Netzes            soll zudem neue Erkenntnisse bezüglich Smart Grid und Ener-
gleich doppelt: Einerseits können die Spitzen der Stromproduk-           giestrategie 2050 liefern. Damit wird Coop nicht nur den eige-
tion bei der Abgabe ins Netz dank dem Eisspeicher gebrochen              nen Nachhaltigkeitszielen gerecht, sondern leistet auch einen
werden, und andererseits entstehen auch keine Bezugsspitzen,             wichtigen Beitrag zum Umbau der Energiesysteme in der
da ein grosser Teil der für die verschiedenen Kühlregale benö-           Schweiz. Doch nicht nur energetisch überzeugt der Neubau,
tigten Kälteenergie vom Eisspeicher zur Verfügung steht. Für             sondern auch architektonisch: Die bisher einzige Verkaufsstelle
eine Verkaufsstelle wie diejenige in Etagnières ist dies beson-          mit einer PV-Fassade besticht mit einem sehr schönen Erschei-
ders sinnvoll, da die thermische Energie konstant über 24 Stun-          nungsbild.
den benötigt wird. In einer modernen Verkaufsstelle macht die

                                                                                                      Erneuerbare Energien   Nr. 3   Juni 2015   17
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