Es lebe der "demokratische Sozialismus" von Jan Josef Liefers von 1989 - und es lebe #allesdichtmachen

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Es lebe der "demokratische Sozialismus" von Jan Josef Liefers von 1989 - und es lebe #allesdichtmachen
Es lebe der “demokratische
Sozialismus” von Jan Josef
Liefers von 1989 – und es
lebe #allesdichtmachen
Von Dr. phil. Clemens Heni, 24. April 2021

Update und leicht veränderte Version, 25.04.2021, 21 Uhr: Nach
dem Rückzug einiger bedrohter und eingeschüchterter (und ggf.
auch etwas naiver, den zu erwartenden Mega-Shitstorm nicht
einkalkulierender)      Teilnehmer*innen      der    Kampagne
#allesdichtmachen, gibt es jetzt eine beginnende
Gegenbewegung: Neue Schauspieler machen mit und laden Videos
hoch. Jetzt der Schauspieler, Kabarettist und Chansonmier
Bengt Kiene. Bravo, Weiter so!!

Der totalitäre Shitstorm gegen #allesdichtmachen zeigt, wie
exakt diese Aktion den elenden deutschen Mainstream mitten ins
Herz getroffen hat. Die Wahrheit, die Heuchelei, das Goutieren
der weltweit gesehen Millionen “Kollateraltoten” sind jetzt
auf dem Tisch und niemand kann das mehr wegwischen.

Diese brutalen Hetzer*innen aller Art können noch so viele der
teilnehmenden Schauspieler*innen einschüchtern oder bedrohen,
diese Lockdown-Hetzer*innen wissen jetzt, dass sie das Problem
sind, dass die Lockdown- und Merkel-Fans das Problem sind und
nicht die Kritiker*innen. Dass viele der teilnehmenden
Schauspieler*innen die Konsequenzen nicht klar durchdacht
haben, ist allerdings ein Mangel an Antizipationsfähigkeit,
etwas, was Erwachsene haben sollten. Und es ist die übliche
Angst vor der eigenen Courage – traurig, peinlich, vor allem
aber eine Schande für den restlichen Mainstream der
totalitären Lockdownbefürworter*innen, die immer noch nicht
sehen wollen, dass durch ihre Isolations-, Anti-Immunsystem-
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und Panik-Politik Menschen in den Altersheimen und zu Hause
starben und sterben und nicht nur durch das Virus.

Ein Virus kann man nicht verhindern. SARS-CoV-2 ist relativ
harmlos für alle Menschen unter 65, das zeigen die
Todeszahlen, fast alle Toten wären auch ohne Corona gestorben,
daher 82+ als durchschnittliches Todesalter. Daher so gut wie
keine    Übersterblichkeit      2020.    Daher   11   Prozent
Untersterblichkeit im März 2021. Wer das alles nicht sieht,
lügt und sagt absichtlich die Unwahrheit.

Es ist traurig um die zwei oder drei Menschen, die super mega
fit waren und unter 65 und die Pech hatten, dass dieses neue
Virus sie tötete. Es ist aber noch viel trauriger, dass
MILLIONEN von Menschen im Globalen Süden und im Westen unter
30 und in allen anderen Altersgruppen starben und sterben
werden aufgrund der Lockdownpolitik. Denn diese Toten hätte es
ohne die autoritäre und nie dagewesene, alle Pandemie-Pläne
über Bord werfende und äußerst irrationale Politik nicht
gegeben.

Jan Josef Liefers Superstar! Danke. Ich muss ehrlich gestehen,
wegen der Wagner-Szenen war er mir in seinem Münsteraner
Tatort nie wirklich koscher, eher suspekt, aber seit 2020 hab
ich gemerkt, was für ein Demokrat in diesem Mann steckt, ja
was für ein selbst denkender Typ er ist. Wäre ich 1989
aufmerksamer gewesen, hätte ich es damals schon mitbekommen
können, aber die Angst – völlig zu Recht – nach dem Mauerfall,
dass es eben gerade nicht zu einem demokratischen Sozialismus
in der DDR, sondern zu einem Anschluss der DDR an die BRD
kommen würde, mit Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen im
Gepäck und Fußball-WM 1990 und später “Sommermärchen 2006”
oder des Elends Höhepunkt, Fußball WM 2014, hat das
verhindert.

Judith Rakers moderiert – ich habe das im Internet
recherchiert – nicht nur die Tagesschau, sondern auch die
Talkshow 3 nach 9 von Radio Bremen, der laut Eigenwerbung
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ältesten Talkshow im deutschen Fernsehen (seit 1974).

Nun sind Talkshows zweifelsohne moderne kulturindustrielle
Formen des Nicht-Selber-Denkens. Wer zu so einer Talkshow
eingeladen wird, hat nichts Substantielles, Dissidentes,
Kritisches zu sagen, sondern quatscht halt um die Wette mit x-
beliebigen anderen. Die Menschen dort abholen, wo sie stehen
und keinen tiefen, kritischen Gedanken je aufkommen lassen.
Das ist das Prinzip. Affirmation des Status Quo ist die
conditio sine qua non.

Dabei meine ich nicht, wie das Anti-GEZ-Anti-ARD-ZDF-
‘Zwangsgebühren’-Schreier der extremen oder neuen Rechten
aller Art tun, dass jegliches Programm von ARD und ZDF darauf
angelegt sei, kritische Stimme wahlweise zu ignorieren oder zu
denunzieren. Aber ohne Talkshows gäbe es keine AfD im
Deutschen Bundestag.

Erinnern Sie sich mal, wie oft diese ganzen rechtsextremen
Hetzer*innen allein von 2015 bis 2017 im deutschen Fernsehen
waren, von Björn Höcke über Alexander Gauland und Beatrix von
Storch zu Alice Weidel oder anfangs Frauke Petry. Wie die mit
antidemokratischem Müll um sich warfen und immer und immer
wieder eingeladen wurden – gerade auch nachdem Höcke seine
doitsche Fahne neben sich auf die Lehne seines Sessels bei
Jauch gelegt hatte und Jahre später Gauland vom “Vogelschiss”
faselte und damit den Nationalsozialismus und den Holocaust
meinte und nur wenige Tage später wieder auf einem
Talkshowsessel saß -, das war unfassbar. Das war und das ist
Deutschland.

Und heute? Heute werden die größten Hetzer*innen auch weiter
eingeladen, je unwissenschaftlicher, je Lockdown fanatischer,
je irrationaler,je weniger medizinisch evidenz basiert und je
weniger Public Health geschult, desto besser.

Seriöse Stimmen der evidenzbasierten Medizin kommen also im
deutschen medialen Mainstream kaum, ja so gut wie nie vor und
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zwar in keinem Sender. Natürlich mal am Rande, als Alibi, als
“repressive Toleranz” von Herbert Marcuse, aber niemals –
niemals – würde eine dieser unerträglichen Talkshows drei
explizite Lockdowngegner zwei Lockdownfanatikerinnen (plus
Moderatorin, also 3:3) gegenüberstellen. Niemals würde eine
Tagesschau mit einer Frontalkritik am Lockdown von einem
führenden Professor anfangen. Niemals würde die Tagesschau die
“Zahlen” der “Infizierten” (die großteils keine sind) des RKI
in Frage stellen.

Jan Josef Liefers sprach sich am 4. November 1989 auf dem
Berliner Alexanderplatz vor Hunderttausenden DDR-Bürger*innen
gegen das herrschende SED-Regime und für einen “demokratischen
Sozialismus” aus. Es ist witzig und hat Charme, wie er als
junger Mann etwas schmunzelnd sagt, er sei “Schauspieler”:

Screenshot, https://www.youtube.com/watch?v=IRFeltARl9c

Das nach Günther Jauch zweitliebste Schwiegersöhnchen der
Nation, Christian Drosten, hat sich in dem berüchtigten NDR-
Podcast mit ihm am 30.03.2021 wie folgt geäußert:

 Wir haben den falschen Konsens, also das Präsentieren einer
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Gruppe von scheinbaren Experten. Ich sage hier nur Great
 Barrington Declaration: Das ist eine ganze Gruppe von
 Pseudoexperten.

 Die sind alle nicht aus dem Fach, haben sich aber über
 infektionsepidemiologische Themen laut geäußert, in Form von
 schriftlichen Stellungnahmen.

Auch darauf spielt offenbar Jan Josef Liefers in seinem
Statement für die radikal-kritische und historische Aktion
#allesdichtmachen an:

 Mein Name ist Jan Josef Liefers, ich bin Schauspieler und ich
 möchte heute ‘Danke’ sagen. Danke an alle Medien unseres
 Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich,
 verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass
 der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört: nämlich ganz,
 ganz oben, und dafür sorgen, dass kein unnötiger, kritischer
 Disput uns ablenken kann von der Zustimmung zu den sinnvollen
 und immer angemessenen Maßnahmen unserer Regierung.
 Verantwortungslosen Ärzten und Wissenschaftlern, die zu
 anderen Schlüssen als die beratenden Experten unserer
 Regierung kommen und die sich mit Professuren an
 weltberühmten Universitäten und Nobelpreisen schmücken, ich
 möchte sagen: tarnen, dürfen wir keine Bühne geben.
 Schließlich wissen nur ganz wenige Spezialisten, was wirklich
 gut für uns ist. In letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass
 einige Zeitungen damit beginnen, alte, überwunden geglaubte
 Vorstellungen von kritischem Journalismus wieder aufleben zu
 lassen. Dagegen müssen wir uns wehren. Das dürfen wir nicht
 zulassen. Wir sollten einfach nur allem zustimmen und tun,
 was man uns sagt. Nur so kommen wir gut durch die Pandemie.
 Bleiben Sie gesund, verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie
 nicht.

Das ist eines der besten Statements eines Mitglieds der
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kulturellen Elite dieses Landes während der ganzen
unglaublichen Corona-Politik- und Demokratiekrise, in der
dieses Land seit März 2020 steckt.

Der Münsteraner Tatort, Jan Josef Liefers und sein offenkundig
nicht bei der coolen, panikreduzierenden und zutiefst
menschenfreundlichen, in weiten Teilen hardcore scharfen
Aktion #allesdichtmachen mitmachender Kollege Axel Prahl waren
die   TV-“Quoten-Könige”       2020   mit   13,6   Millionen
Zuschauer*innen.

Screenshot,
https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/muenster-tator
t-es-lebe-der-quoten-koenig/26715612.html

Zu seinem mega scharfen, durchdachten und kritischen Statement
der Aktion #allesdichtmachen befragt Judith Rakers Liefers nun
am 23. April in der Sendung 3 nach 9 gar nicht,
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Screenshot, https://www.youtube.com/watch?v=GYVY_C1jMP8

sie möchte nur, dass er Abbitte leistet, was er nicht tut,
auch wenn sie es in ihrer Abmoderation unverschämt in den Raum
wirft. Hätte Rakers Größe und Format würde sie sich mit den
Inhalten von Liefers befassen und nicht mit dem totalitären
Shitstorm unwissenschaftlicher und antidemokratischer
Agitator*innen.

Antidemokraten rasten jetzt völlig aus wegen der luziden und
ironischen Frontalattacke von Jan Josef Liefers. Der WDR-
Rundfunkrat Garrelt Duin ging soweit, dass er wie in einem
totalitären Regime forderte, Liefers und alle anderen
beteiligten Schauspieler*innen nie mehr bei Projekten der ARD
zu berücksichtigen:

 Aus diesen Gründen fordert Duin Konsequenzen für die
 Schauspieler. Sie hätten sich als Vertreter der öffentlich-
 rechtlichen Sender „unmöglich“ gemacht. Die zuständigen
 Gremien müssten die Zusammenarbeit – „auch aus Solidarität
 mit denen, die wirklich unter Corona und den Folgen leiden –
 schnellstens“ beenden.

Später distanzierte sich Duin von seiner Hassrede, aber wir
wissen, wie es in ihm denkt. Armin Laschet machte in 3 nach 9
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klar, dass er völlig schockiert war, als er von dem Angriff
von Duin auf die Meinungsfreiheit und auf Liefers und die
anderen Schauspieler*innen mitbekam.

Denn Liefers knockt mit seiner unendlich cooleren und
tatsächlich charmanten Art mit einem Schlag den gesamten
Mainstream, die gesamte Mainstreampresse aus, ein Punch und
das Establishment ist k.o.

Yeah! Danke, Jan Josef Liefers! Einfach mal “Danke” sagen.

Auch Rakers wird spüren, dass Liefers nicht nur besser
informiert, sondern auch mutiger und als Person stärker ist.
Er ist nicht schwach wie der Mainstream und die ich-schwachen
autoritären Personen, und braucht keine klaren Regeln, um sich
im Leben, auch in einer Krise mit einem neuen Virus, zurecht
zu finden.

Schweden, das in der Debatte so gut wie nicht erwähnt wurde
bislang, hat es ja geschafft, ohne jeden Lockdown, mit offenen
Schulen, Restaurants und Geschäften, nur mit Appellen an die
Bevökerung, mit Ratschlägen, aber nicht mit Verboten, dass es
weniger Tote hat als UK, Frankreich, Italien oder Belgien und
Spanien und die USA, Polen und Tschechien. Natürlich hat das
immer mehrere Gründe, epidemiologisch betrachtet z.B.
Grippewellen der Jahre zuvor, die quasi das Potential an
möglichen Toten weggenommen oder aber übriggelassen haben, und
viele weitere Faktoren.

Auch Florida oder Texas werden nicht erwähnt, dabei hat
Florida seit September 2020 keine Maskenpflicht mehr und
keinen Lockdown, Fans in den Stadien und alle Restaurants
gerammelt voll, und weniger Tote als New York City mit Extrem-
Lockdown- und Maskenwahn.

Das alles und die     internationale Forschung zeigen, dass
Lockdowns nicht nur   nichts bringen, sondern tödlicher sind.
Weil im Globalen       Süden sterben sie wegen fehlender
Lieferketten oder     ausbleibender Touristen und teureren
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Lebensmitteln etc., hierzulande werden enorm viele Menschen an
den Folgen des Lockdowns sterben – und seien es jene 11-
jährigen Kinder, die jetzt über ein Jahr keine richtige
Schulbildung haben und das nie mehr aufholen werden und in
schlechteren Jobs früher sterben werden, als das bis Februar
2020 eventuell möglich gewesen wäre. Auch die Sängerinnen in
Theatern oder die Wissenschaftler, die just im November 2020
ein Forschungsprojekt an Land zogen oder den Zuschlag bekamen
und nicht reisen durften, die werden früher sterben und sei es
in 29 Jahren statt in 35 Jahren.

Das alles sind die präzedenzlosen Kosten des totalitären
Lockdowns.

Liefers bezieht sich in seinem Video in dieser Passage mit den
Wissenschaftlern ganz offenkundig auf obige realitätsferne
Äußerung von Drosten bzw. anderen, die sich gegen die berühmte
Great Barrington Declaration aussprechen. Drosten, der gerade
mal Virologe ist, spricht also Spitzenforscher*innen in
Epidemiologie Fachwissen ab, das er selbst nicht mal im Ansatz
hat – Christian Drosten ist gar kein Epidemiologe, er hat
keine Ahnung von der Ausbreitung einer Infektionskrankheit, er
kann nur Viren und andere Erreger testen oder herstellen etc.

Wer jedoch von der Ausbreitung von Infektonskrankheiten eine
Ahnung hat – und zwar die beste Ahnung, die man im
akademischen Bereich haben kann -, sind die Epidemiolog*innen
Professor Martin Kulldorff aus Harvard, Professorin Sunetra
Gupta von der Universität Oxford in England sowie Professor
Jay Bhattacharya aus Stanford. Der Nobelpreisträger, den
Liefers offenkundig meint, ist Professor Michael Levitt, ein
jüdisch-israelisch-amerikanischer Chemie-Nobelpreisträger, der
einer der Berater in Fragen der Corona-Pandemie des
Gouverneurs Floridas, Ron DeSantis, war.

Hat Judith Rakers auch nur einmal ohne abschätzigen Ton in der
Tagesschau von der Great Barrington Erklärung gesprochen? Hat
sie auch nur einmal erwähnt, wie unwissenschaftlich und
diffamierend sich Drosten über echte Forscher in Fragen der
Epidemiologie (er ist ja kein Epidemiologe, also fachfremd)
äußert?

Hat sich Rakers je damit befasst, dass die WHO sagt, dass ein
PCR-Test ohne klinische Diagnose eines Arztes und ohne Angabe
der Anreicherungszyklen (Ct-Wert) wertlos ist?

Hat    sich   Rakers   je   damit    befasst,    dass   die
Infektionssterblichkeit bei 0,15 Prozent liegt und somit im
Bereich “schwerer Grippewellen”, wie sogar das RKI zugeben
musste?

Möchte Judith Rakers allen Ernstes behaupten, dass sie nicht
Teil des Problem ist und dass die ARD nicht jeden – jeden –
Tag seit März 2020 die Panik ganz oben hält, exakt so wie es
Jan Josef Liefers diagnostiziert und kritisiert hat?

Es ist erbärmlich genug, dass die Hetzer es schafften, dass
sich einige der laschen Protagonist*innen der mega coolen
#allesdichtmachen-Aktion distanzierten und jetzt losbrabbeln,
dass sie immer Maske tragen (auch nachts), immer Abstand
halten (auch von sich selbst, aber OHNE Ironie) und dass sie
sich im spätpubertären Alter von 52 gegen ein Grippe ähnliches
Virus “impfen” lassen werden, wie Meret Becker auf wirklich
peinlich selbstdemütigende Weise jetzt kundtat.

Also, kurz und prägnant: Es lebe der “demokratische
Sozialismus”, den Jan Josef Liefers am 4. November 1989
einforderte. Im demokratischen Sozialismus gäbe es ausreichend
Intensivbetten beziehungsweise Personal ohne Ende, gut
bezahltes Personal – medizinisches Personal sollte nicht
weniger       verdienen        als      Müllmänner       oder
Wasserwirtschaftsfachleute        und    Bäcker*innen    oder
Politiker*innen, die alle entscheidend sind für die Public
Health (nur durch besser gereinigtes Wasser, getrenntes
Abwasser etc. konnten die schlimmsten Infektionskrankheiten
erfolgreich bekämpft werden) -, und im demokratischen
Sozialismus gäbe es keine Rüstungsindustrie mehr in
Deutschland (ich selbst war Teil des Problems und habe 1990
als Zivildienstleistender Besen und Bürsten unserer lokalen
Blindengemeinschaft auch an hardcore Rüstungsbetriebe
ausliefern müssen).

Es gäbe im demokratischen Sozialismus mehr Vielfalt, echten
Diskurs, echte Debatte und keinen autoritären Einheitsbrei
oder den bei Deutschen so beliebten Eintopf (wenn ich micht
nicht    irre,   hat   mein    Professor    in  Empirischer
Kulturwissenschaft (EKW) an der Universität Tübingen, Konrad
Köstlin, sich mal mit dem kulturellen und politischen Apriori
des “Eintopfs” und der Deutschen kritisch befasst, aber ich
mag mich bzgl. seiner Wertung auch täuschen).

Also: Mehr evidenzbasierte Medizin, hört endlich Matthias
Schrappe zu, hört endlich der Great Barrington Deklaration zu,
hört endlich Klaus Stöhr und jenen zu, die wissenschaftlich
zeigen, wie irrational und dumm die 7-Tages-Inzidenz ist, hört
endlich auf mit eurem Einheitsbrei bei 3 nach 9, wo noch jede
leicht dissidente Stimme nur was leise wispern darf, wenn sie
zuvor und danach mit Maske aufläuft und niemals           “die
Maßnahmen” an und für sich in Frage stellt.

Es leben Nadja Uhl, Nina Gummich, Ulrich Tukur und allen
anderen Verbliebenen! Lasst euch von diesem rechten Drecks-Mob
nicht einschüchtern.

Wer gegen die Coronapolitik ist, ist links und demokratisch.

Wer für die Coronapolitik           ist,   ist   rechts    und
antidemokratisch.

 Gesundheit, Gesundheit über alles, über alles in der Welt?

 (…)

 Die erfrischend ketzerischen Schauspieler haben jedenfalls
 einen Weg gewählt, den kein Essay, kein Artikel und kein
Experten-Interview beschreiten kann. Sie wirken mit ihrer für
 sich stehenden und nicht erklärungsbedürftigen Performance
 von vornherein souveräner als alles, was an gereiztem und
 belehrendem Moralismus nun gegen sie aufgefahren wird. Mit
 den Mitteln der Kunst öffnen sie einen Diskussionsraum, der
 von den immer gleichen Argumenten gelockdownt wurde. Sie
 dürften gewusst haben, auf was sie sich einließen, und fallen
 hoffentlich nicht hinter sich selbst zurück. Sondern bleiben
 Antifaschisten.

Mittlerweile gibt es eine Erklärung auf der Seite
#allesdichtmachen. Was aber schon von Anfang an auf der Seite
stand am Donnerstag, ist “Fuck Nazis” (was wiederum ein alter
linker Widerspruch in sich ist, da sie sich dann vermehren!):

Screenshot, https://allesdichtmachen.de/

Und noch ein privater Gedanke von mir, dem Kriegsgewinnler:
Seit heute gelten ja diese neuen bundesweiten Kriegsmaßnahmen
unserer geliebten und fürsorglichen Regierung. Ich komme noch
gar nicht damit zurecht, dass ich aktuell keine Panik haben
muss, jetzt gleich noch Gassi zu gehen mit mir selbst, weil
ich bislang um 21 Uhr im Körbchen sein musste. Jetzt hab ich
bis 24 Uhr Zeit (ab 22 Uhr alleine und nur mit all den Katzen,
Hunden, Schafen, Ziegen, Meerschweinchen, Hasen, Papageien und
Alpakas im Schlepptau, der Haustier-Gang, klaro, wir halten
uns an alle Maßnahmen). Wie komme ich mit dieser neuen
Freiheit zurecht? Schaffe ich das?

Die geistigen Brüder des
Neonazis   in  Hanau:  AfD,
Merkelhasser, Don Alphonsos
Agitation             gegen
„Kulturmarxismus“
Von Clemens Heni, 20.02.2020

Am Abend des 19. Februar 2020 ist passiert, was viele seit
Jahren befürchtet haben: ein von einem Neonazi oder ganz
normalen deutschen Rassisten verübtes Massaker an neun
Menschen, die von ihm als nicht-deutsch selektiert worden
waren.

Die Opfer waren Besucher von Shisha-Bars, ganz gezielt wurden
sie dort erschossen. Der Täter ist ein 43jähriger Deutscher,
der laut Polizeiangaben ein Bekennervideo- und schreiben im
Internet hinterlegt hat, das Verschwörungswahnsinn,
Rechtsextremismus und Rassismus beinhalt.

Wenige Tage zuvor     hatte    die   Journalistin   Mely   Kiyak
geschrieben:

 Der Spieß muss sich radikal drehen. Die Parteien sollten ab
sofort den Minderheiten gegenüber ein Bekenntnis abgeben.
 Nämlich ob sie mit beiden Beinen auf dem Boden der
 demokratisch-rechtsstaatlichen Ordnung stehen, verbunden mit
 der, um zum Anfang zurückzukehren, simplen Frage: ‚Wollt ihr
 Juden, Muslime, Sinti, Roma und Schwarze in diesem Land? Oder
 fühlt ihr euch mit den Faschisten wohler?‘ Beides geht nicht.
 Das kann man auch ruhig mal den Arbeitskollegen fragen. Jetzt
 wäre die richtige Zeit dafür. Die Kanzlerin ist bald weg, ihr
 Schutz und ihre Wehrhaftigkeit auch. Deshalb bitte ehrlich
 sein. So ein Jahrzehnt ist ja schnell um.

Der Springer-Konzern und der Bluthund der Tageszeitung Die
Welt, Don Alphonso, sind ehrlich. Sie wollen keine Migranten,
kein Gender-Mainstreaming, keine Kanzlerin Angela Merkel. Sie
wollen, dass der Mob endlich losschlägt und zwar nicht so
stümperhaft wie in Halle, sondern richtig blutig. Das ist
jetzt in Hanau passiert.

In einem neu-rechten oder rechtsextremen manifestartigen Text
vom 17. Februar 2020 macht Don Alphonso in der Welt schon im
Titel deutlich, wie antisemitisch, rassistisch und
deutschnational er denkt:

 Leitkulturorgie nach den kulturmarxistischen Merkelpartys.

Sex und Gewalt, Minderwertigkeitskomplexe und die psychotische
Liebe zur Masse waren noch immer die Ingredienzien
faschistischer Bewegungen. Ein Nazi ist feige und nur ein Nazi
in der Masse oder mit einer geladenen Waffe in der Hand. So
auch heute. Der Springer-Schreiber benutzt den in
antisemitischen      Kreisen     beliebten     Begriff     des
„Kulturmarxismus“ und die Wortkreation von den „Merkelpartys“
indiziert nicht nur seinen abgrundtiefen Frauenhass, der im
ganzen Text zu finden ist, sondern zeigt vor allem Pegida, dem
Faschisten Björn Höcke und dessen rechtsextremer Partei, dass
eines der größten Presseimperien des Landes treu hinter ihnen
steht.
Der Springer-Bursche mit Lederhose hat seine Opfer klar im
Blick, als nicht-deutsch definierte Frauen in vorderster
Reihe:

 Aber die ganzen kulturmarxistischen Debatten um neue
 Identitäten sind in ihrer bewussten Feindseligkeit schwer zu
 ertragen. Leute wie Margarete Stokowski und Mely Kiyak feiern
 nicht ihre Andersartigkeit und wie toll das ist – sie
 definieren Gegner und erhöhen sich als angeblich
 ‚Marginalisierte‘ darüber.

Stokowski und Kiyak haben Angst um das vielfältige Leben in
diesem elenden Doitschland.

Hanau zeigt, warum diese Angst nie so begründet war wie am 19.
Februar 2020, dem – nach den Morden der 1990er Jahren, nach
der NSU-Terrorzelle von 2000 bis 2007, nach dem Mord am CDU-
Politiker Walter Lübcke im Juni 2019, nach dem Angriff an Yom
Kippur auf Juden und die Synagoge in Halle 2019, nach dem
Auffliegen eines weiteren Neo-Nazi-Netzwerks in Baden-
Württemberg nur wenige Tage zuvor – letztendlichen Beginn des
Neonazi-Bürgerkriegs in der Bundesrepublik.

In seinem “Manifest” mit 24 Seiten schreibt der Mörder von
Hanau, dass er einen riesigen Völkermord für sinnvoll
erachtet, folgende Länder, die meisten muslimisch, aber Israel
ist auch dabei, sollen vernichtet werden:

 Daher sagte ich, dass folgende Völker komplett vernichtet
 werden müssen: Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen,
 Ägypten, Israel, Syrien, Jordanien, Libanon, die komplette
 saudische Halbinsel, die Türkei, Irak, Iran, Kasachstan,
 Turkmekistan, Usbekistan, Indien, Pakistan, Afghanistan,
 Bangladesh, Vietnam, Laos, Kambodscha bis hin zu den
 Philippinen.

 Und dies wäre erst die Grob-Säuberung. Danach muss die
 Fein-Säuberung kommen, diese betrifft die restlichen
afrikanischen Staaten, Süd- und Mittelamerika, die Karibik
 und natürlich das eigene Volk.

 Wobei ich anmerkte, dass nicht jeder der heute einen
 deutschen Pass besitzt reinrassig und wertvoll ist; eine
 Halbierung der Bevölkerungszahl kann ich mir vorstellen.

Natürlich möchte Die Welt keine Länder zerstören. Aber Don
Alphonso schreibt in einem Tonfall, der allen als nicht-
deutsch (oder antideutsch) abqualifizierten Menschen
unterstellt, ihm und den armen Deutschen Böses zu wollen:

 Verbot von Identität      und   Nationalgefühl.   Verbot   von
 Zugehörigkeit.

Exakt diese Angst vor dem Verlust des “Nationalgefühls” und
von “Identität” hatte auch der Mörder von Hanau.

Die WELT und Don Alphonso sind wenigstens ehrlich. Sie lieben
Deutschland, Leitkultur, Naturzerstörung, schnelle Autos, die
Abwertung und Benutzung von Frauen, das Schüren von Hass auf
Migrantinnen und Migranten, das Spielen mit antisemitischen
Topoi wie „Kulturmarxismus“ (früher hieß das „jüdischer
Bolschewismus“), die Ablehnung von Minderheiten, ja aller
Menschen, die deutsch sind, aber deren Eltern, Großeltern oder
Nachbarn nicht beim Judenvergasen dabei waren. Das verzeihen
die Freunde der AfD niemals.

Der Mörder von Hanau hat offenkundig die gleichen Feindbilder
wie die Don Alphonsos: „Kulturmarxisten“ und Migranten. Der
eine schießt mit scharfer Munition, der andere mit Buchstaben.
Beide töten.
Möchte Maybrit Illner dem
Faschismus    zur    Macht
verhelfen?
Talkshows sind für den Niedergang der Demokratie wesentlich
mitverantwortlich.

Wer namentlich immer und immer und immer wieder Alexander
Gauland oder andere AfD-Politiker in die Talkshows einlädt,
nachdem längst bekannt ist, dass diese Leute die “deutschen
Soldaten in zwei Weltkriegen” preisen, den Holocaust als
“Vogelschiss” bezeichnen oder wie jetzt von Gauland
angekündigt, auch Linken-Politiker zum Ministerpräsidenten
wählen wollen, damit diese die Wahl nicht annehmen können,
handelt antidemokratisch und pro-faschistisch.

Die Frage ist also: wieviel Pro-Faschismus steckt in Maybrit
Illner, Sandra Maischberger, Anne Will oder natürlich Frank
Plasberg, die diese AfD-Hetzer*innen immer und immer und immer
wieder zu Wort kommen lassen vor einem Millionenpublikum?

Dabei schauen Nazis, die die AfD wählen, eh nicht ARD und ZDF,
aber jene Deutschen, die das tun und bislang nicht AfD
wählten, sind ja nicht immun gegen Nazismus, es werden also in
jedem Fall mehr AfD-Wähler*innen werden und nicht weniger, je
öfter die antidemokratischen Hetzerinnen und Hetzer in den
Mainstreammedien kommen. Dass Lügen sich einprägen, ja
subkutan ihr Gift absetzen und alsbald oder irgendwann wirken,
hat Goebbels hinreichend bewiesen.

Das ist Deutschland 2020. Mehr Prä-Faschismus gab es seit 1945
nicht.
Zur rechten Zeit. Wider die
Rückkehr des Nationalismus
(Rezension zu Norbert Frei
u.a.)
Von Dr. phil. Clemens Heni, 13. November 2019

Die ganze Rezension auf dem “Portal für Politikwissenschaft”
lesen.

“Dieser auf Initiative des Verlags entstandene Band von
Norbert Frei und seinen Koautor*innen besteht aus acht
Kapiteln, von denen jeder Autor und jede Autorin zwei verfasst
hat, sowie den beiden gemeinsam geschriebenen einführenden und
abschließenden Abschnitten.

(…)

Zentrale Elemente des neuen Nationalismus wie das
„Sommermärchen“ von 2006 oder die höchst problematische Rolle
der Massenmedien im Umgang mit der AfD wie beispielsweise in
Talkshows in ARD und ZDF werden in dem Band nicht touchiert.

Unter dem Strich merkt man dem Buch an, dass Frei vom Ullstein
Verlag zweimal gebeten werden musste, es auf den Weg zu
bringen. Einzig Tändler hat einige interessante Abschnitte,
die auch für die politikwissenschaftliche Forschung zur Neuen
Rechten und dem erstarkenden Nationalismus relevant sind.
Entgegen den Autor*innen geht es meines Erachtens gerade nicht
um die richtige „Dosis“ an „Patriotismus“ ( 216), sondern um
eine klare begriffliche und ideologiekritische Analyse und
Kritik gerade auch des Begriffs „Patriotismus“ in Deutschland,
um dem Nationalismus in die Schranken zu weisen. Die vier
Autor*innen wenden sich gegen die „erinnerungspolitische Wende
um 180 Grad“ (207), wie sie von Björn Höcke und der AfD
vertreten wird. Dabei unterstützen sie doch nicht weniger eine
solche erinnerungspolitische Wende, wenn sie, wie gezeigt, Rot
und Braun analogisieren.”

1 Ergebnisse
                   Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des
                                   Nationalismus
                               Ullstein Buchverlage
                                     Berlin
                   Norbert Frei und seine Ko-Autor*innen sehen
                    die Gefahr, dass „Deutschland derzeit von
                     rechts zusammenzuwachsen“ drohe. Viele
                    Positionen von AfD, Pegida und der Neuen
  Zur rechten      Rechten seien in der Mitte der Gesellschaft
Zeit. Wider die    angekommen und die liberale Demokratie sei
 Rückkehr des      durch eine neue nationalistische Formation
 Nationalismus          bedroht. Mit dem Buch sollen die
                   Kontinuitäten rechten Denkens seit 1945 und
                   dann wieder seit 1989/90 aufgezeigt werden.
                   Es geht dabei jedoch weniger, wie Rezensent
                    Clemens Heni anmerkt, um die heutige Neue
                  Rechte und deren zeithistorische Einordnung,
                     sondern einzelne Kapitel beleuchten die
                    Adenauerzeit, die DDR sowie rassistische
                    Umtriebe in den 1970er und 1990er-Jahren.

Alle Veröffentlichungen von:
Dr. Clemens Heni

Politikwissenschaftler mit den Forschungsschwerpunkten
Rechtsextremismus, politische Kultur, Antisemitismus. Direktor
des Berlin International Center for the Study of Antisemitism

http://www.clemensheni.net

Die     Flexibilität   des
Antisemitismus – mit einer
Fußnote zu dem Fußballer
Paolo Sollier
Von Dr. phil. Clemens Heni, 16. September 2019

Der Antisemitismus ist der „längste Hass“ (Robert S. Wistrich)
und die flexibelste Ideologie überhaupt. Der Judenhass wird
zeitgleich von rechts, links und der Mitte der Gesellschaft
auf ganz unterschiedliche Weise verbreitet. Nehmen wie die
Zeitschrift „Philosophie“, deren Chefredakteurin Svenja
Flaßpöhler und ihre Ausgabe Nr. 6 von Oktober/November 2019.
Screenshot

Darin ist, wie bereits auf dem Cover extra auffällig
angepriesen, ein Exklusiv-Interview mit Judith Butler. Nun
muss man von einer Zeitschrift, die wahlweise CSU-Politiker
wie Erwin Huber interviewt, der neuerdings, wie kokett oder
illuster, ja prickelnd im postnationalsozialistischen (oder
heute besser: präfaschistischen) Deutschland, als 70+-Student
ein Heideggerianer geworden ist, die Kritische Theorie auf
infantile Schaubildchen herunterbricht, wahllos additiv auch
Friedrich Engels‘ Äußerungen zur Wohnungsfrage zitiert oder
die reaktionäre, dumpf-deutsche Thea Dorn als neue Kolumnistin
anpreist – „Erwachsen zu sein, ist nur in Gesellschaften
attraktiv, in denen Vergangenheit und Lebenserfahrung ein
hohes Prestige genießen“ –, nichts erwarten außer der
Affirmation des Bestehenden.

Doch ein Interview mit Judith Butler bringt Klicks und
steigert die Verkaufszahlen und das Philosophie Magazin meint
wohl damit durchzukommen, dass es die BDS-Frau einfach gar
nicht zu ihrem eigenen Antisemitismus, zu Judentum und
Zionismus und BDS fragt. Wer aber Judith Butler promotet,
promotet BDS und damit antizionistischen Antisemitismus. Und
den sekundären Antisemitismus ganz klammheimlich noch bisserl
dazu, wer in Deutschland 2019 von der „Vergangenheit“
gleichsam faselt, die „ein hohes Prestige genieße“, hat aus
selbiger nichts gelernt oder möchte sie wiederholen. Ist so.

Svenja Flaßpöhler und Nils Markwardt geben Butler ein Forum
und sprechen sie auf den 11. September und Israel an, um den
Antiamerikanismus, Butlers Liebäugeln mit dem Jihad wie ihren
Antizionismus als Kritik am „Antiintellektualismus“ zu
verpacken. Da lacht die „Electronic Intifada“.

Oder nehmen wir, politisch ganz anders gelagert auf den ersten
Blick, die NGO Scholars for Peace in the Middle East (SPME),
deren deutsches Chapter jetzt zwar 500 Unterschriften
gesammelt hat, um die Kritik am Antisemitismus des Jüdischen
Museums Berlin zu unterstreichen, aber gar kein Problem hatte,
im Dezember 2017 den extrem rechten Publizisten Alexander Grau
auf eine Konferenz einzuladen, nachdem dieser Agitator wenig
zuvor im „Cicero“ die Neonazis des Antaios-Verlags und der
Identitären Bewegung, die auf der Frankfurter Buchmesse 2017
für Randale gesorgt hatten, in Schutz genommen hatte. SPME hat
zudem den Antisemiten, Sexisten und Rassisten Donald Trump
seit seiner Wahl zum US-Präsidenten unterstützt.

Andere Leute sahen und sehen in der rechtsextremen AfD eine
Option auch für Juden, obschon doch die AfD z.B. in Sachsen
oder Thüringen antisemitisch hetzt und sich sowohl gegen die
Beschneidung (Brit Mila) als auch das Schächten ausspricht.
Wir kennen diese Agitation nicht nur aus der Nazi-Zeit,
sondern auch von der FAZ im Sommer 2012, als ein Kölner
Landgerichtsurteil gegen die Beschneidung für riesige
Schockwellen unter Europas Juden sorgte. Euphorie hingegen bei
der Giordano Bruno Stiftung oder eben der deutschen Elite der
Juristen oder Mediziner und anderer, die zu Hunderten in der
FAZ gegen die Beschneidung pöbelten und somit jüdisches Leben
in Europa und Deutschland in Frage stellen.

So zu tun, als sei man gegen Antisemitismus, aber gleichzeitig
andere Formen des Antisemitismus zu fördern, das kann auch die
Mainstream-Architekturzeitschrift Arch+. Völlig zu Recht
wendet sie sich in ihrer Nummer 235 von Mai 2019 mit ihrem
Gasteditor Stephan Trüby von der Uni Stuttgart gegen „rechte
Räume“, die Neue Rechte, Neonazis, antisemitische Inschriften
wie auf dem Walter-Benjamin-Platz in Berlin, gegen die den
Zivilisationsbruch Auschwitz und die Verbrechen der Deutschen
im      Nationalsozialismus         vergessen       machende
Rekonstruktionsarchitektur wie in Frankfurt am Mains neuer
Altstadt, aber zugleich bedankt sich Arch+ 235 bei einem
antisemitischen Bündnis – Decolonize the City –, das z.B. in
Tweets die BDS-Bewegung gegen Israel unterstützt oder auch via
ihrer postkolonialen Ideologie die Präzedenzlosigkeit der
Shoah leugnet.

Fußnote:
Der für Linke tragischste, aber wohl auch typischste Fall ist
hingegen der italienische Fußballer Paolo Sollier (Jg. 1948).
Er ist eine Ikone, weil er immer mit der geballten Faust im
Fußballstadion auftrat, als Symbol linksradikaler Solidarität
mit den Genossinnen und Genossen zumal der Gruppe Avanguardia
Operaia. 2018 brachte die Fußballzeitschrift „Ballesterer“ aus
Österreich Sollier auf dem Titelblatt des Heftes 129 über
„1968 im Fußball”.
Screenshot

In einem Interview mit dem Standard von Januar 2018 wird
Sollier auch gewürdigt und auf sein furioses Buch verwiesen.

Er hat 1976 ein Buch geschrieben, das umgehend ins Deutsche
übersetzt wurde: „Ein Porträt des Fußballspielers als junger
Mann“ (Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 1978). Dieses
Taschenbuch war sensationell cool. Auf dem Cover in der Mitte,
umgeben von acht gleichgroßen Cartoons, ein Foto Solliers mit
rotem langärmeligem Trikot, schwarzem Vollbart und dem empor
gestreckten linken Arm mit der Faust.
Er schreibt über Trainingslager und deren Qualen, über die
angepassten Fußballer, die fast alle heiraten, damit sie immer
eine Frau zum Vögeln um sich herum haben und ja nie wissen, ob
und wann sie verkauft werden, die Spieler. Den meisten geht es
– wie bis heute – um Frau, Kind, Familie und Haus. Nix im
Hirn, aber fette Geldbörse. Sollier stieg mit Perugia Calcio
in die Serie A auf, bekanntlich die höchste italienische
Spielklasse. Er ist Antifaschist, aber auch Feminist, was
damals, Anfang der 1970er Jahre, nicht wirklich Mainstream war
bei Fußballspielern. Es geht viel um Sex, den körperlichen
Druck, der sich entladen muss, entweder mit Gewalt auf dem
Platz oder als Fan auf der Tribüne, oder aber am besten im
Bett.

Er ist für freie Liebe, feiert weder seinen Geburtstag noch
Silvester oder Weihnachten und hat so gar keine ich-verliebte
Attitüde, wie wir es von Stars kennen. Einen nicht
unerheblichen Teil seiner Einkünfte spendet er an seine
linksradikalen Genossinnen und Genossen, an die organisierten
politischen „Autonomen“ (wie wir sagen würden), aber auch an
Einzelne, die bedürftig sind.

Er ist von Amsterdam schockiert, dass die Frauen wie „ein Kilo
Äpfel oder eine Rinderkeule“ in Schaufenstern feilgeboten
werden. Was er analysiert, könnte man heute auf Berlin
Prenzlauer Berg, das Hamburger Schanzenviertel oder jede hippe
Gegend in jeder Großstadt beziehen, nur dass aus Hippies
Hipster geworden sind:

 „Zu viele second-hand-hippies, eine Atmosphäre abgeklärter
 Leute, die alles wissen, eingekapselt sind in ihre eigenen
 Gewißheiten.“

Sollier mag keine Kommunistische Partei, weil sie nur Partei
ist und den Status Quo behalten möchte, nur mit mehr Lohn oder
besseren Bedingungen, aber kategorisch anti-revolutionär. Das
nervt ihn völlig zu Recht. Und zwar massiv.

Die kapitalistische Hin- und Herschieberei von Menschen –
genannt „Transfermarkt“ – schockieren ihn zutiefst. Häufig
erfahren die Spieler damals aus der Zeitung oder von Leuten
auf der Straße, dass sie „verkauft“ wurden, auch ihm erging es
so, als er nach Rimini verkauft wurde wie ein Stück Fleisch,
das am Fleischerhaken über die Theke gereicht wird.

Er berichtet über den ersten unendlich langen Kuß mit Maria,
aber auch viele andere Frauen tauchen auf und ab. Beim Lob auf
die Bretonen und deren Abscheu, Franzosen genannt zu werden
(schauen wir uns die bretonischen Fahnen auf jeder Tour de
France an!) wird man als Historiker und Politologe skeptisch,
da ja bekanntlich bereits die Deutschen wie der Sprachforscher
Leo Weisgerber im Nationalsozialismus (Gruppenbefehl No. 106,
Propaganda-Abteilung, Gruppe Rundfunk) das besetzte Frankreich
völkisch agitierten und in Rennes die Abspaltung der Bretagne
vom französischen Nationalstaat propagierten.

Bei Sollier geht es natürlich um Faschisten in Italien, auch
hier fühlt man sich an heute erinnert.

Schließlich hat Paolo Sollier teils geradezu lyrische
Qualitäten, was man nicht zwingend bei jedem ehemaligen
Metallarbeiter (aus Turin) erwarten würde:

 „Alles kann man von Perugia sagen: daß es schön ist, daß es
 häßlich ist, daß es bezaubert, daß es langweilt; aber wenn es
 regnet, gibt es keinen Ort, der es mit dieser Stadt aufnehmen
 könnte. Die Dächer leuchten, die Mauern wetteifern mit der
 Ewigkeit, Wolken dringen in die Gassen, klammern sich an den
 Häuserecken fest, sprühen Wasser.“

Doch das wird alles – alles – hinfällig angesichts seines
Boykotts Israels, den er schon Anfang der 1970er Jahre
praktizierte (was man z.B. hier in einem Interview vom 15.
Januar 2018 anlässlich seines 70. Geburtstages am 13. Jänner
auf Italienisch nachlesen kann) und in seinem Buch so
andeutete, S. 146, es geht um die Universität in Perugia:

 „Denk dir die paar palästinensischen oder persischen
 Studenten weg, die politisch aktiv sind, weil ihre Toten an
ihnen nagen, dann bleiben ein paar exotische Tierchen, die
auf den Treppen der Piazza herumsitzen, Farbtupfer, ein
bißchen Safari.“
Vom antisemitischen Massaker an der israelischen
Olympiamannschaft bei dem Olympischen Spielen in München 1972,
wo am 5. September 11 Israelis ermordet wurden, kein Wort, das
scheinen eher die Freunde Solliers gewesen zu sein, die dieses
Massaker verübten, wobei ja bekanntlich auch Neonazis bei dem
Attentat geholfen hatten. Ein paar groteske Bemerkungen in dem
Buch über sich selbst mit „Hakennase“ oder einmal kontextlos
über Gaskammern, ließen leider schon erahnen, dass das Thema
Juden, Antisemitismus und Shoah ganz sicher nicht zu den
Themen gehörte, die der super aktive Antifaschist Paolo
Sollier behandelt hatte, was damals – Anfang der 1970er Jahre
– auch gar keine Ausnahme von der ignoranten linken Regel war.
Das Wunderschöne am Regen ist nicht nur die Tatsache, dass die
Tränen im universellen Meer untergehen, sondern dass man
wenigstens in diesen Momenten auch alleine ist und die ganzen
im wörtlichen Sinne hirnverbrannten Sonnenanbeter*innen sich
verkrochen haben. Das macht diese heutige Zeit, wo es so
selten regnet wie schon lange nicht mehr, zur wirklichen
Katastrophe, nicht nur ökologisch, auch sozial.

Wer von den Wolken zu sprechen vermag, die sich an Häuserecken
festhalten, aber zugleich dem ältesten aller Ressentiments
anhängt, dem gegen Juden oder dem Kollektivjuden, dem Staat
Israel, gibt einem Rätsel auf oder ist das nur das alte Spiel
von Genie und Wahnsinn? Eine bittere, ewige (auch linke)
Geschichte, die sich tagtäglich weltweit wiederholt, auch ohne
leuchtende Dächer oder Mauern, die mit der Ewigkeit wetteifern
…

©ClemensHeni

“Positives” über Nazis und
die AfD berichten in der ARD:
Wiebke Binder
Von Dr. phil. Clemens Heni, 2. September 2019

Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg am 1. September 2019
zeigen, wie viel Vergangenheit in diesem Land steckt. 27,5
Prozent der Wähler*innen in Sachsen und 23,5% in Brandenburg
haben für eine Partei gestimmt, deren Spitzenkandidaten z.B.
eine Hakenkreuzfahne auf einem Balkon in Griechenland hissen
und wie Andreas Kalbitz aus Brandenburg schreien:

 Wir wollen kein Stück vom Kuchen, wir wollen die Bäckerei!

Der Spitzenkandidat der AfD in Sachsen, Jörg Urban, der mit
Björn Höcke, dem vorbestraften Lutz Bachmann und Kalbitz auf
Demonstrationen geht, spricht in der gleichen Diktion:

 Ein Volk kann nur die eigene Einigkeit und Freiheit bewahren,
 wenn es weitgehend homogen bleibt.

Darauf weist der Spiegel Online Kolumnist Christian Stöcker
hin. Dessen treffende Kritik jedoch lesen ein paar Tausend
oder Zehntausende Menschen.

Millionen hingegen sahen am Wahlabend live in der ARD die
Journalistin des MDR Wiebke Binder, wie Der Westen berichtet:

 Jörg Urban beklagt „mediale Kampagne“ gegen AfD.

 MDR-Moderatorin Binder: „Ich denke, wir haben sehr viel über
 die AfD berichtet, da war schon viel zu erzählen, und auch
 viel … Unterschiedliches.“

 Urban (grinsend): „Positives.“

 Binder: Positives, auf jeden Fall!

   — Stefan Niggemeier (@niggi) September 1, 2019

“Positives” möchte die MDR-Journalistin über die neuen Nazis
berichten und betont, dass ihre Kolleg*innen ganz sicher
“Positives” über die AfD berichtet haben.

Das alles ist kein Zufall. Dass am 1. September 2019 der 80.
Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen war und der Zweite
Weltkrieg begann, die AfD stolz ist auf die “deutsche Soldaten
in zwei Weltkriegen” (Gauland) wird da nicht kritisiert, weil
die Wiebke Binders gar nicht wissen, was damals passierte.

Wiebke Binder will es gar nicht wissen, sie lächelt einfach
mit Rechtsextremen um die Wette und folgt ihrem “Lebensmotto“,
das auf ihrer Homepage steht:

 Und dein Lebensmotto?

 ​Lebe im Hier und Jetzt. Gestern ist vorbei und Morgen kommt
 von ganz allein.

Wiebke Binder gehört entlassen.

Der MDR wird hingegen sagen: “Gestern ist vorbei und Morgen
kommt von ganz allein”. Da lachen Jörg Urban, Andreas Kalbitz,
Björn Höcke, Alexander Gauland und Alice Weidel.

Kein    Quentchen                               linker
Gesellschaftskritik

Das Buch „Deutschland rechts
außen“ von Matthias Quent
verharmlost die deutschen
Zustände   und  die   rechte
Gefahr
Von Dr. Clemens Heni, 16. August 2019

Der Publizist Thomas Ebermann kritisiert in seinem Buch „Linke
Heimatliebe. Eine Entwurzelung“ von 2019 den Thüringischen
Ministerpräsidenten Bodo Ramelow und schreibt:

 „Präsident Steinmeier hatte zum Tag der Deutschen Einheit
 gesagt: ‚Diese Sehnsucht nach Heimat dürfen wir nicht denen
 überlassen, die Heimat konstruieren als ein ,Wir gegen Die‘,
 als Blödsinn von Blut und Boden.‘ Einer der Ersten, die ihm
 beipflichteten, war der damalige Vorsitzende der Grünen, Cem
 Özdemir. Er lobte, ‚dass der Bundespräsident den
 Heimatbegriff positiv setzt und nicht denen überlässt, die
 unsere Republik schlechtreden und unser Land spalten‘. Und
 auch Thüringens linker Ministerpräsident Bodo Ramelow lässt
 sich die Heimat ‚von keinem Nazi wegnehmen‘ und erteilt jeder
 kritischen Reflexion darüber vorab eine Absage: ‚Da bin ich
 stur‘.“

Diese Sturheit Ramelows, wenn es ums Eingemachte geht, zeigte
sich besonders drastisch, als er 2016 „antideutschen“ Antifas,
die eine Aktion vor dem Haus von AfD-Führer Björn Höcke in
Bornhagen ankündigten, Nazi-Methoden und Arroganz vorwarf.

Ebermanns Kritik am Heimatbegriff ist deshalb so bedeutsam,
weil er ja explizit die Linken oder Ex-Linken oder Noch-Nie-
Linken im Visier hat wie Dieter Dehm, Christoph Türcke, Sarah
Wagenknecht oder den Autoren des Neuen Deutschland Roberto J.
De Lapuente. Ebermann bezieht sich auf den „Thüringen Monitor“
von 2018 und stellt fest:

 „Seit dem Amtsantritt der – damals bundesweit ersten – rot-
 rot-grünen     Landesregierung      im   Jahr    2014   sind
 fremdenfeindliche und rassistische Einstellungen im Freistaat
 stetig und massiv angestiegen, in manchen Bereichen gar um
ein Drittel. Warum? Auch darauf bietet die zitierte Studie
 Antworten: 96 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen ihre
 Heimat ‚wichtig‘ oder ‚sehr wichtig‘ sei.“

Was sagt nur Matthias Quent, der ebenso den „Thüringen
Monitor“ heranzieht?

 „Von einem gänzlich braunen Osten jedenfalls kann keine Rede
 sein: 48 Prozent der Thüringer Bevölkerung ordnet sich 2018
 selbst als ‚links‘ ein, 31 Prozent in der Mitte.“

Matthias Quent ist ganz optimistisch, wie es sich für einen
NGO-Aktivisten gehört: Er ist Direktor des Instituts für
Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) in Jena, das von der
Amadeu Antonio Stiftung getragen und von der thüringischen
Landesregierung mit verschiedenen Fördertöpfen co-finanziert
wird.

Es geht um das neue Buch von Matthias Quent: „Deutschland
rechts außen – Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie
wir sie stoppen können“ (Piper Verlag, August 2019, ich
zitiere nach der E-Book Ausgabe).

Quent hat über den Rechtsterrorismus des NSU promoviert, er
hat aber offenkundig wenig Erfahrung mit der Analyse der Neuen
Rechten und der politischen Kultur insgesamt, er ist 33 Jahre
alt (Jg. 1986, DDR) und das lässt er die Leser*innen auch
spüren.

 „Die Bevölkerung driftet nicht nach rechts. 2001 haben sich
 im ‚Thüringen-Monitor‘ 4 Prozent der Befragten als ‚rechts‘
 eingeordnet, zugleich lag der Anteil rechtsextrem
 eingestellter Menschen in Thüringen bei 25 Prozent. 2018 lag
 der Anteil der rechtsextrem Eingestellten bei 20 Prozent –
 genauso hoch wie der Anteil derer, die sich selbst als
 ‚rechts‘ einordnen. Das bedeutet: Das rechtsradikale
Potenzial war immer da. Nur die Menschen betrachteten sich
 damals nicht als rechts.“ (Herv. CH)

Man muss sich das in Ruhe durchlesen, um den Wahnwitz zu
verstehen. Demnach haben sich 2001 4 Prozent der Befragten in
Thüringen als „rechts“ betrachtet, es gab aber 25 Prozent
Rechtsextreme. 2018 nennen sich gleich 20 Prozent als „rechts“
was mit dem Prozentsatz der Rechtsextremen in diesem
Bundesland übereinstimme. Das seien weniger als 2001 (25%) und
also ein Fortschritt.

Die AfD bekam 2014 10,9% bei der Landtagswahl in Thüringen,
derzeit steht sie in Umfragen wie vom 30. Juli 2019 (infratest
dimap) vor der Wahl am 27. Oktober bei 24%, nur einen
Prozentpunkt hinter den führenden Linken und vor der CDU, die
SPD kommt auf 8%. Doch Quent sagt apodiktisch: „Die
Bevölkerung driftet nicht nach rechts“. Wer will diesen
Wahnsinn verstehen?

Die AfD könnte stärkste Partei werden, 2001 gab es sie noch
gar nicht, und der Autor fabuliert davon, Thüringen würde
nicht nach rechts „driften“. Es ist salonfähig, sich völlig
ungeniert als „rechts“ zu definieren. Das ist die politische
Katastrophe, der wir uns bewusst sein sollten. Nur NGO-
Aktivisten, die selbst vom Staat finanziert werden, mögen das
anders sehen.

Diese extrem dramatische Situation verniedlicht der Nachwuchs-
NGO-Aktivist, der als Soziologe firmiert, aber eine Analyse
der Gesellschaft ist seine Sache nicht.

Mit einem Schönreden der Situation in Thüringen, einem
Hohelied auf die Heimat und auf Bodo Ramelows (Die Linke)
Landesregierung in dem Buch von Matthias Quent –

 „Die zivilgesellschaftlichen Demokratisierungsbemühungen
 zeigen Wirkung und wurden durch die rot-rot-grüne
 Landesregierung unter Bodo Ramelow (Die Linke) seit 2014
weiter verstärkt. Insgesamt 1,5 Millionen Euro wurden
 bereitgestellt, um Opfer und Hinterbliebene des NSU-
 Terrorismus zu entschädigen. Georg Maier (SPD) ist der erste
 Thüringer Innenminister, der lernbereit neue Wege geht, um
 die Handlungsspielräume von Neonazis einzuschränken.
 Professionelle und unabhängige Beratungsangebote für
 Betroffene rechter Gewalt und für Akteure, die sich gegen
 Rechtsradikalismus einsetzen, festigen demokratische
 Kompetenzen.“ –

kann man die Nazis nicht besiegen, vielmehr spielt man deren
Spiel.

Quent ist offenbar wie Ramelow ein Heimatschützer der durchaus
typisch ostdeutschen Art, wie es scheint:

 „Fakten und Beispiele aus meiner Heimat Thüringen widerlegen
 ebenfalls das Klischee des braunen Ostens. Noch vor etwa
 zwanzig Jahren war Jena, die Stadt, in der ich lebe und
 arbeite, eine Hochburg des Rechtsradikalismus. Überfälle und
 Aufmärsche von Neonazis waren an der Tagesordnung.“ (Herv.
 CH)

Vor 20 Jahren gab es noch keine AfD, die jetzt kurz davor
steht, stärkste oder zweitstärkste Kraft in Sachsen,
Brandenburg (Landtagswahl am 1. September) und Thüringen zu
werden. Mit Björn Höcke hat Thüringen einen der gefährlichsten
rechtsextremen Agitatoren seit 1945. So klar sich Quent gegen
die AfD ausspricht und sie bekämpfen möchte, so unglaublich
selbst-verliebt und stolz ist er auf sein Thüringen und auf
den Osten allgemein. Da wird einem regelrecht schwindelig,
wenn einer ernsthaft behauptet, der Osten würde nicht nach
rechts driften, wo doch die AfD, die mit Neonazis kooperiert,
wie er selbst zeigt, fast stärkste Partei ist oder werden
wird. Das so grotesk klein zu reden, wie Quent das tut, ist
gefährlich oder zeugt von einem Realitätsverlust.

Dabei hat er ein paar ganz wenige gar nicht so schlechte Sätze
in dem Buch, z.B. wenn er sich gegen den Kollegen Thomas
Wagner wendet, der wie die Querfront mit Rechten redet und
Gemeinsamkeiten von antiimperialistischen Linken und Neonazis
sucht. Oder wenn er das Phantasma des gemeinsamen Kampfes von
Ostdeutschen und Muslimen oder Migranten gegen die bösen
Wessis kritisiert, ohne gleichwohl Namen zu nennen.

Er erwähnt die problematischen Ermittlungen zum NSU-Terror und
die Involviertheit des Verfassungsschutzes, geht in einem
super Schnelldurchlauf auf neu-rechte Einrichtungen wie das
Institut für Staatspolitik oder die Ein Prozent-Bewegung ein,
auf die Kreml-Nähe des Neonazis Manuel Ochsenreiter, der bis
Januar 2019 Mitarbeiter von Markus Frohnmaier im Deutschen
Bundestag war. Das sind alles keine neuen Informationen, die
zudem von anderen AutorInnen schon deutlich pointierter und
detaillierter und zumal analytischer gefasst worden sind.

Ein Beispiel dafür, was es heißt, sich als „links“ zu
bezeichnen oder SPD-Mitglied in Thüringen zu sein, sei im
Folgenden etwas näher erläutert, denn auch dazu schweigt
Matthias Quent. Denn irgendwie exemplarisch für Thüringen
vielleicht auch der Abstieg des ehemaligen Jenaer
Oberbürgermeisters Albrecht Schröter (SPD). Der hatte
(verdient) Ärger wegen seiner Unterstützung eines Israel-
Boykotts von pax christi und gelegentlicher zumindest als
antisemitisch deutbarer Äußerungen. So weit so schlimm.

Aber er erntete damit immer Kritik, auch vor Ort. Unterstützt
wurde er allerdings von Bodo Ramelow. 2018 verlor Albrecht
Schröter sein Amt an Thomas Nitzsche (FDP) und heuerte danach
bei einer „Stiftung Friedensdialog der Weltreligionen und
Zivilgesellschaft“ in BaWü als Geschäftsführer an. Die
Stiftung sollte aktuell in Lindau am Bodensee nach der
ultimativen Friedensformel suchen. Albrecht Schröter
allerdings verlor seinen neuen Posten recht schnell wieder,
weil er mit seiner Vorgeschichte nicht mehr als politisch
neutral genug für die Stiftung und ihre Friedenssuche galt,
man stritt sich vor Gericht.

Und jetzt kommt die Pointe: Albrecht Schröter wandte sich in
einem Schreiben, das ausgerechnet das antizionistische
Kampfblatt Der Semit unter der Überschrift „Wie kann der
Einfluss der Israellobby gestoppt werden?“ publizierte (und
wieder löschte), an seine „Freundinnen und Freunde“, um seine
Sicht der Dinge darzulegen.

Er klagt darin über einen Blog-Beitrag der Amadeu Antonio
Stiftung, der ihn den Job gekostet hätte, weil er „im Vorfeld
meiner (leider erfolglosen) Wiederwahl und … seitdem bei
Google unter ‘Albrecht Schröter – Israel‘ immer ganz oben
[steht]. Das muss wohl irgendwer finanzieren… Es ist mit
Händen zu greifen, dass hier von Seiten der Israel-Lobby auf
den Stiftungsvorstand massiv Einfluss genommen worden ist.“

Und wenig später noch einmal wieder die Andeutung, „Ich denke,
jeder von Euch weiß, wer hier die Feder geführt hat.“ Und mit
diesen Äußerungen, die ja nicht „nur“ ungeheuer dumm sind,
eines immerhin Ex-Oberbürgermeisters einfach intellektuell
unwürdig, sondern tatsächlich kaum verhüllter Antisemitismus,
erregte Albrecht Schröter einerseits kaum mehr Aufsehen, ein
Parteiausschlussverfahren hat offenbar niemand angestrengt,
andererseits dokumentieren sie aber auch, wie tief gesunken er
selbst ist – ohne es zu merken oder sich einzugestehen.

Zu Zeiten seiner „pax christi“-Skandale    wäre ihm wohl selbst
nie in den Sinn gekommen zu fragen: „Wie   kann der Einfluss der
Israellobby gestoppt werden?“, heute ist   das eben auch für ihn
offenbar völlig normal. Das politische     Klima (nicht nur) in
Thüringen hat sich geändert und mit ihm     die/manche Menschen,
die wiederum es beeinflussen usw. …

Soviel zum „linken“ Jena oder jenen, die sich ganz bestimmt
nicht als rechts oder problematisch definieren in Thüringen.
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