TREND Die Zukunft des Klimastreiks - War alles nur ein Trend? - vseth
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Nr. 3 2019/2020 TREND Die Zukunft des Klimastreiks War alles nur ein Trend? Students across borders Solidarisches Engagement kennt keine Grenzen Kotze, Knutschen, Kater Gute Gründe, sich nicht die Kante zu geben VERBAND DER STUDIERENDEN AN DER ETH
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Polykum 3/2020 trend VSETH PRÄSIKOLUMNE 4 Phasenwechsel HOPO-KOLUMNE 5 Die ETH von morgen PIN-UP BOARD 7 Was war, was ist und was sein wird Folge uns ETH WELT neu auch auf Instagram & Facebook HINTER DEN KULISSEN 8 editorial @polykum. Lerne den Polykum-Vorstand kennen vseth Gute Ablenkung STUDENTS ACROSS BORDERS 10 Engagement kennt keine Grenzen in Coronazeiten PEOPLE OF ETHZ 12 Trend STARKE STIMMEN 14 Liebe Studis Professorinnen an der ETH Wir hoffen, dass ihr alle gut ins neue Semester ge- startet seid. Die letzte Ausgabe ist schon eine Weile her, trotzdem blieb das Polykum-Team über die Win- TREND terpause keineswegs untätig: Nach einem kräftigen NÄCHSTER HALT: TRENDSTATION 18 Frühjahresputz erstrahlt unsere Zeitschrift in neuem Eine Einleitung Glanz. SUPER KONDI 19 Zwischen Disziplin und Ausdauer Die Corona-Welle hält währenddessen die Welt in Atem und macht auch vor den Toren der ETH nicht KLIMASTREIK20 Halt. Beziehungsweise verschliesst bis Ende Semes- Trend oder Fortschritt? ter die Türen für alle Studierenden. Folgen davon KOTZE, KNUTSCHEN, KATER 22 sind nicht nur lausige Akustik bei Podcast-Vorlesun- Gute Gründe gegen den Suff gen oder hysterische Hypochondrie, sondern auch, WAS IST TREND? 24 dass wir sagen können, wir studieren an der Eidge- Von Ananasdiät bis Zumba nössischen Technischen Fern-Hochschule Zürich, der E-SPORT26 ETFHZ. Vom Kinderzimmer auf die Bühne Während Unterhaltungen über Corona längst im Trend sind, findet ihr im Polykum noch andere The- men, die Wellen schlagen: Gaming, Klimastreik, Super EXTRAS Kondi und Alkohol, um nur einige zu nennen. Und falls ihr schon lange wissen wolltet, wer eigentlich hinter WOW VS. UGH 27 dem Polykum wirkt, könnt ihr in unserer Vorstands- Gaming im Landesmuseum vorstellung einen Blick hinter die Kulissen erhaschen. KULTUR-KOLUMNE 28 Von AirPods und Hafermilch Trotz allen Corona-Unannehmlichkeiten A POEM A DAY 29 wünschen wir euch eine spannende Lektüre. If Someone Were to Feel the Air for My Soul Bleibt gesund und munter, Céline und Marcel FRÜHLINGSPUTZ30 Eine Hommage Marcel Fellmann und Céline Jenni, KRUXEREI 31 Redaktionsleitung Polykum Der neueste Fall der drei Sonderzeichen redaktionsleitung@polykum.ethz.ch Das Polykum ist ein Magazin des Zum Titelbild Ein neuer Trend hat auch die Schweiz erreicht: Die Hamsterkäufe sind nur ein weiteres Abbild für den gesellschaftlich etablierten Egoismus unserer Zeit, der sich besonders schonungslos in Notlagen zeigt. Kein Trend, dem man folgen sollte. 3
Polykum 3/2020 trend Tierry Hörmann Präsident VSETH Präsikolumne Phasenwechsel Liebe Studis Seit der letzten Ausgabe hat der VSETH einige sehr unterschiedliche Phasen durch- lebt. Bekanntlich kühlt der Betrieb während der vorlesungsfreien Zeit zwischen Dezember und Februar merklich ab und das eine oder andere Vorstandsmitglied nutzt die Gelegenheit, diverse Aufgaben abzuarbeiten, welche sich im Laufe des Semesters angestaut haben. Im CAB fühlt man sich schnell etwas einsam, finden doch kaum Veranstaltungen in den Räumen des VSETH statt. Umso extremer bekommt man anschliessend den Semesterstart mit. Die Mailbox füllt sich wieder täglich mit Anliegen aller Seiten, ein Schritt aus dem Büro bedeutet eine mindestens fünfminütige Unterhaltung mit einer*m Aktiven und im Sekretariat müssen am Mittag wieder Plätze reserviert werden. Gleich mit dem Einstieg ins neue Semester gab es zudem zwei Wechsel im Vorstand. Während Nicola und Dominique von ihren Ämtern in den Ressorts Kom- munikation und Hochschulpolitik abdankten, konnten die neuen Vorstände Simon und Alex gewonnen werden. Simon übernimmt das Amt von Dominique, Alex wird das Ressort Internal Affairs unterstützen. Neben den erfreulichen Neueintritten verbleibt nun leider das Ressort Kom- munikation unbesetzt. Die Folgen davon sind deutlich spürbar. So mussten bei- spielsweise der Newsletter und der Betrieb der Plakatständer kurzzeitig eingestellt werden. Glücklicherweise konnten wir dafür inzwischen eine Lösung finden. Wäh- rend das Ressort bis zu einem Neueintritt vorläufig bei mir liegt, ist leider trotzdem mit gewissen Einschränkungen des Angebots zu rechnen. Falls sich jemand durch diesen Text angesprochen fühlt und Interesse hätte, das Ressort zu übernehmen, kann diese*r sich gerne unter hallo@vseth.ethz.ch melden. Das Amt bietet vielsei- tige und spannende Aufgaben, fordert aber auch einiges an Zeit. Seit dem 2. März ist zudem noch ein weiteres Gesicht im CAB anzutreffen. Alexander Beck hat mit seiner Arbeit im VSETH als geschäftsführender Sekretär begonnen. Nach zwei Tagen ordinärer Einarbeitung brachen bereits die ersten Massnahmen zum Coronavirus auf den VSETH ein. Schnell wurde dafür Kontakt mit der ETH aufgenommen und eine Taskforce gegründet, in welche auch Alex mitaufgenommen wurde. Einen steileren Einstieg in die Geschäfte des VSETH kann man sich wohl kaum vorstellen. Die Entwicklungen zum Virus treffen auch den VSETH hart. Mit der Rektorin arbeiten wir gerade daran, damit die Situation das Studium möglichst wenig tangiert. Gewisse Massnahmen sind aber unumgänglich. Die aktuelle Situation erfordert von allen, dass ein ruhiger Kopf bewahrt und die Sache gemeinsam rational angegangen wird. Liebe Grüsse Tierry 4
Polykum 3/2020 trend Hopo-kolumne Die ETH von morgen An der ETH sind Grossprojekte keine Seltenheit. Wer noch nie von rETHink gehört hat, sollte dies jedoch so schnell wie möglich ändern. von Corentin Pfister Der Cybathlon, Zurich Heart oder das ersten Sitzung zur sogenannten ETH-Kultur: Nach Future Cities Lab gehören sicher zu den bekann- welchen Prinzipien sollen wir miteinander umge- testen Forschungsprojekten an der ETH. Auch in hen? Was soll passieren, wenn sich jemand unan- der Lehre geniessen Projekte wie die critical think- gemessen verhält? Nach welchen Werten sollen ing initiative unter Studierenden eine hohe Be- wir streben? Die Antworten dazu werden in den kanntheit. Doch wer von euch hat schon von ETH+ nächsten Jahren ausgearbeitet. Daraus entstehen oder rETHink gehört? Wahrscheinlich die wenigs- dann Massnahmen in Form von Reglements und ten! Doch institutionelle Projekte prägen das Bild Änderungen. Ich persönlich bin davon überzeugt, der ETH ebenso wie prestigeträchtigere. dass die ETH stets fair gegenüber ihren Angehöri- ETH+ wurde vor zwei Jahren lanciert. Es gen handeln soll. Punkte wie die Rechtssicherheit ging darum, Lehr- oder Forschungsprojekte zu un- oder der mediale Ruf sind zu berücksichtigen, aber terstützen, welche Interdisziplinarität fördern. Bis Fairness gegenüber allen Beteiligten muss das vor kurzem war dies das einzige Aushängeschild oberste Gebot sein. der ETH im institutionellen Bereich. Doch heute nicht mehr: Die ETH hat nämlich vor einem halben Überdenkung der Professuren Jahr das Projekt rETHink ins Leben gerufen. Parallel zur Kultur wurden auch die Profes- suren überdacht. Eine der Stärken der ETH liegt Mitbestimmung der Strategie im unterstützenden Rahmen, den die ETH ihren Warum? Die Gesellschaft verändert sich. Professor*innen bietet. Ihnen wird eine Plattform Die Erwartungen von Politik und Öffentlichkeit (Finanzierung, Ressourcen etc.) geboten, wel- steigen. Ebenso die der Studierenden. Die ETH che gute Forschungs- und Lehrprojekte ermög- muss sich also weiterentwickeln. Genau zu die- licht. Dieses Modell hat sich als Grundpfeiler der sem Zweck entstand rETHink. Dabei geht es da- Exzellenz der ETH bewährt. Meiner Meinung nach rum, die ETH von heute zu reflektieren und jene sollten jedoch künftig die Mindeststandards in Be- von morgen zu konzeptionieren. Es dreht sich alles zug auf Lehrqualität und das Führungsverhalten um konkrete Fragen, die ihren Wesenskern betref- in allen Professuren ergänzt werden. Es wird sich fen: Was ist die ETH-Kultur? Wie können die Füh- zeigen, ob eine anreizbasierte Evaluation, eine rungskompetenzen der Professor*innen gefördert Anpassung des Berufungsverfahrens oder andere werden? Was sind die Rollen der Departemente, Massnahmen nötig sind. Affaire à suivre! zentralen Organe und Professuren? Wie arbeiten diese zusammen? An diesen Fragen ist eigentlich nichts neu und die Schulleitung sollte solche stra- tegischen Überlegungen machen, oder? Stimmt. Neu ist jedoch nicht nur die Schulleitung involviert. Es wirken nun auch Professor*innen aller Fach- richtungen, Mitarbeitende sowie Studierende und Doktorierende mit. Falls ihr also ebenfalls Lust habt mitanzupacken, oder auch einfach gute Ideen habt, schreibt an hopo@vseth.ethz.ch. Nie zuvor war es Angehörigen der ETH so direkt mög- lich, über die strategische Ausrichtung mitzube- stimmen. Welche Werte sind wichtig? Um euch einen Vorgeschmack auf die Dis- kussionen zu geben, hier ein paar Fragen aus der 5
„Wir forschen an Innovationen für die Zukunft.” Martin Müller, R&D Engineer Kreativer Kopf? Buchstabenakrobat*in? Comic-Zeichner*in? Wortkünstler*in? Dann bist du beim Polykum richtig! Falls du dich kreativ austoben, ein Magazin mitfabrizieren und Leute journalistisch erreichen willst, dann bietet dir das Polykum die ideale Plattform. Melde dich bei Interesse unter redaktionsleitung@polykum.ethz.ch. Become Part of the Sensirion Success Story. Bei Sensirion haben Auch Ideen oder Vorschläge für neue Inhalte sind herzlich willkommen. innovative Persönlichkeiten die Chance, in einem menschlich geführten Unternehmen Spitzenleistungen zu erzielen. Wollen Sie sich neuen Her- ausforderungen stellen? Dann sind Sie hier richtig. Gestaltungsspielraum, A N M E R KU N G E N Internationalität, Trends und neue Technologien – die Arbeit bei Sensirion Redaktionssitzungen fallen dieses ist vielseitig und abwechslungsreich und das Arbeitsumfeld kreativ und Semester Corona-bedingt weg, über das interdisziplinär. Bei Sensirion arbeiten Sie an Innovationen von morgen. weitere Vorgehen halten wir euch Sie realisieren verrückte Projekte, treiben neuartige Entwicklungen voran auf dem Laufenden. Meldet euch bei Fragen und leisten mit Ihrem Team Bedeutendes für die Welt. Schreiben Sie Ihre direkt bei uns unter: eigenen Kapitel der Sensirion Erfolgsgeschichte und übernehmen Sie von polykum@vseth.ethz.ch. Beginn an Verantwortung in Projekten. www.sensirion.com/career Sensirion_AZ_Polykum_Boy_DEU_98x141_2019_10_RZ.indd 1 18.09.19 11:07 Impressum Herausgeber Administration: Leserbriefe: VSETH, Verband der Studierenden an der ETH, Cornelia Kästli, info@vseth.ethz.ch Das Polykum-Team freut sich über Anregungen, Kritik Universitätstrasse 6, ETH Zentrum CAB, 8092 Zürich, und Lob. Kürzere Leserbriefe haben eine bessere vseth@vseth.ethz.ch, vseth.ethz.ch Wettbewerbe & Verlosungen: Chance veröffentlicht zu werden. Die Redaktion Die Gewinner werden per E-Mail benachrichtigt. Der behält sich vor, Kürzungen vorzunehmen. Redaktion Rechtsweg ist ausgeschlossen. Über den Wettbewerb redaktionsleitung@polykum.ethz.ch Polykum, Zeitung des VSETH, Universitätstrasse 6, wird keine Korrespondenz geführt. Die Mitarbeitenden ETH Zentrum CAB, 8092 Zürich, und deren Partner sind von Wettbewerben und Wanted: redaktionsleitung@polykum.ethz.ch, Verlosungen ausgeschlossen Schreibtalente & Comiczeichner*innen polykum.ch für die Polykum-Redaktion gesucht! Adressänderungen: Du möchtest kreativ eskalieren? Dann fehlst Redaktionsleitung Adressänderungen müssen selbstständig unter www. genau du in unserem Team! Melde dich bei: Marcel Fellmann (mf), Céline Jenni (cj) adressen.ethz.ch vorgenommen werden. Sollte kein redaktionsleitung@polykum.ethz.ch Postversand mehr erwünscht sein, kann dies ebenso Redaktion: unter www.adressen.ethz.ch angegeben werden (siehe Jan Flückiger (jf), Ornella Napolitano (on), Aashna Versendungen > per Post an: keine Postzustellung). Majmudar (am), Corentin Pfister (cp), Serafina Plüss (sp), Silas Schweizer (ss), Dominique Stark (ds), Ma- Anzeigenmarketing: nuel Torko (mt), Isabel Wiebecke (iw), Patrizia Widmer Haben Sie Interesse daran, im Polykum ein (pw) und die drei Sonderzeichen Inserat zu schalten? Kontaktieren Sie uns direkt. barbara.odermatt@vseth.ethz.ch Titel: – wir würden uns freuen, Sie im Heft zu haben! Trend Druck: Lektorat: Vogt-Schild Druck AG, Derendingen Cornelia Kästli (ck) Auflage: Bilder: Druckauflage 17 816 Exemplare, Mitgliederauflage Fotokommission, fotokommission.ch 18 096 Exemplare (WEMF bestätigt 2018). Das Polykum erscheint 6-mal jährlich. Grafik Konzept/layout/gestaltung Lorena La Spada 6
Polykum 3/2020 trend THE ALTERNATIVE We help you with linux at our events and in our office. For free! Because we love Open Source and Free Software and want to help you to get started. We are looking forward to see you at one of our lectures during the Linux Days. thealternative.ch KULTURSTELLE VSETH Bock auf Netflix? Probier‘s doch mal mit Kunst und Kultur von Studierenden für Studierende: Kulturstelle! Denn Kultur muss nicht teuer sein und schon gar nicht abge- hoben! Schau dazu auf unserer Webseite kulturstelle.ch vorbei und abonniere unseren p Newsletter. Übrigens gehen wir nicht nur in n - u Kulturinstitutionen, wir machen auch Kultur: Pi Schon vom Das Kulturfestival. gehört? Solltest du: Folge uns auf Facebook oder Insta @daskulturfestival.20 und sei dabei, wenn der Irchel-Campus am 16. Mai 2020 mit Tanz, Theater, Musik und Kunst von Studierenden für Studierende, vielleicht auch r d von dir, belebt wird! B o a Lust bei der Kulturstelle mitzuwirken oder selbst etwas auf die Beine zu stellen? Melde dich unter: praesidium@kulturstelle.ch O N F L O R IA N M O S E R , SIMON TEXTE V EL IK ER A C H & C O R A L IN E C L EISIB CORONA-NEWS Aufgrund der aktuellen Situation fallen alle Veranstaltungen in den ETH-Gebäuden aus, u.a. die Filmvorstellungen der Filmstelle am Diens- NIGHTLINE tagabend und leider auch die super Möglichkeit, sich im PapperlaPub die Zeit zu vertreiben. Die Nightline ist ein Sorgentelefon von Studieren- Bei Interesse an der Filmstelle melde dich bei: den für Studierende. Erreichen kannst du uns je- contact@filmstelle.ch den Tag von 20 bis 24 Uhr per Telefon (044 633 77 77) und per Chat/Nachricht auf www.nightline. und für den PapperlaPub bei: ch. Das Ganze ist anonym und vertraulich. vorstand@papperlapub.ethz.ch 7
Polykum 3/2020 trend Das Polykum hat ein neues Gesicht! Kreativ, motiviert, schreibfreudig und unterneh- mungslustig: das ist der neue Polykum-Vorstand. Wir freuen uns, euch die Köpfe hinter einem der grössten Studierendenmagazine der Schweiz näher zu bringen und eine kleine Vorstellungsrunde zu machen. Noch vor einem halben Jahr war die Zukunft der für unsere Autorenschaft. Neben vielerlei Aufga- grössten Studierendenzeitschrift der ETH unge- ben schreibt sie natürlich auch selber gern mal wiss. Die damalige Chefredaktion bestand aus nur einen Artikel. zwei Personen, dementsprechend gross war auch der jeweilige Arbeitsaufwand, welcher für jede Marcel Fellmann, 23, neue Ausgabe anfiel. Um die Redaktion zu ent- Gesundheitswissenschaften, lasten, lancierte man deshalb nach Absprache mit 6. Semester dem VSETH-Vorstand ein neues Organisationskon- Er ist als Co-Präsident für die Organisation inner- zept, in dem die Aufgaben der studentischen Lei- halb des Vorstandes verantwortlich und leitet in- tung besser verteilt und flexibler gestaltet werden terne Sitzungen. Zudem steht er in engem Kontakt konnten - die Polykum-Kommission war geboren. zum Vorstand des VSETH und gewährleistet damit, Nach und nach fanden sich motivierte Neulinge dass das Polykum auch seiner Rolle als Kommuni- ein und griffen der Chefredaktion unter die Arme. kationsorgan des VSETH gerecht wird. Schnell stieg unsere Zahl an und nach einem ab- wechslungsreichen und zuweilen auch etwas cha- Aashna Majmudar, 20, otischen Herbst etablierte sich langsam eine Rou- Elektrotechnik, tine in unserem Team. Jetzt wollen wir im neuen 4. Semester Semester voll durchstarten! Die revidierte Arbeits- Sie schreibt gerne Gedichte und besetzt das Amt struktur und ein neues Layout sind für uns Anlass, «Events und Organisation». Für das Polykum plant unserer Leserschaft die Personen hinter dem Poly- sie diverse Anlässe, wie zum Beispiel einen Poetry kum etwas näher zu bringen. Slam im Herbstsemester, und bereichert damit Unsere Kommission besteht aus sieben unseren journalistischen Alltag. Studentinnen und Studenten, wobei einer auf- grund Studienzwecke zurzeit nicht in Zürich weilt. Jan Flückiger, 21, Auch dürfen wir uns glücklich schätzen, durch zwei Maschinenbau, Teilzeitangestellte des VSETH - Cornelia Kästli und 4. Semester Barbara Odermatt - in unserem Arbeitsprozess Auch er fand zuerst als Autor Zugang zu unserer unterstützt zu werden, vornehmlich in den Berei- Kommission und ist nun motiviertes Vorstandsmit- chen Administration und Sponsoring. Für das Lay- glied. In seinem Amt «Werbung und Internal Rela- out ist jeweils Lorena La Spada zuständig, sie ist tions» ergreift er die Initiative bei Werbekampag- es auch, die unsere zahlreichen Ideen zum neuen nen und ist an vorderster Front dabei, das Polykum Polykum-Look mit Begeisterung umgesetzt hat. unter die Studierenden zu bringen. Ausserdem engagiert er sich gemeinsam mit Patrizia beim Céline Jenni, 23, Sponsoring. Lebensmittelwissenschaften, 2. Semester im Master Patrizia Widmer, 23, Unsere Co-Präsidentin ist führender Kopf in allem, Umweltnaturwissenschaften, was das Polykum auf inhaltlicher Ebene betrifft. 1. Semester im Master Sie managt die Redaktionssitzungen, ist verant- Patrizia ist eine wahre Polykum-Veteranin und wortlich für das Redigieren und erste Anlaufstelle kann auf eine lange Erfahrung sowohl als Autorin 8
Polykum 3/2020 trend 4 1 2 6 5 3 1 Jan Flückiger 2 Marcel Fellmann 3 Patrizia Widmer 4 Céline Jenni 5 Manuel Torko 6 Aashna Majmudar wie auch Chefredakteurin zurückblicken. Sie stand eine Gruppe motivierter Studierender, die Lust bei der Einarbeitung unserer jetzigen Chefredak- haben, gemeinsam etwas auf die Beine zu stel- tion Pate und steht uns mit wertvollem Wissen len. Zugegeben, manchmal gibts schon ein biss- zur Seite. Weiterhin investiert sie viel Herzblut in chen was zu tun, zuweilen fühlen wir uns wie vom unsere Zeitschrift und informiert in ihrem Vor- Blitz getroffen! Aber wir haben grossen Spass und standsamt «Social Media» unsere Follower in den freuen uns, wenn wir nach einem Monat Arbeit die sozialen Netzwerken über alle News zum Polykum. neueste Ausgabe in den Händen halten können. Natürlich würden wir ohne unsere Autor*innen mit Unbedingt vorbeischauen auf ziemlich leeren Seiten dastehen: An dieser Stelle Instagram & Facebook unter: polykum.vseth ein herzliches Dankeschön! Genauso bedanken möchten wir uns auch bei euch, liebe Leserschaft, Manuel Torko, 27, für eure Treue und euer Interesse. Wir geben alles, Lebensmittelwissenschaften, die grösste studentisch geführte Zeitschrift der 6. Semester ETH weiterhin spannend und abwechslungsreich Unser neuestes Vorstandsmitglied lebt seine ge- zu gestalten und damit den grauen Studi-Alltag stalterische Ader in seinem Amt «Fotografie und etwas zu beleben. visuelle Medien» aus. Er steht in regem Kontakt mit der Fotokommission, unterstützt unsere Schreiber- linge bei der Motivsuche und ist Ansprechperson für den zukünftigen Look des Polykum. Ihr seid gefragt! Bist du kreativ, schreibst gerne oder brennt es Unsere Aufgaben sind natürlich nicht in Stein ge- dir in den Fingern und du weisst nicht, wie du deine meisselt. Wir arbeiten Hand in Hand, meistens Gestaltungswut loswerden kannst? Wir bieten Abhilfe! packen mehrere Vorstände gemeinsam an, je Wir suchen neue Gesichter, die frischen Wind in den nachdem um welche Tasks es sich handelt. Wich- Polykum-Betrieb bringen. Bist du interessiert, bei uns tige Dinge besprechen wir stets im Plenum. Der mitzumischen – sei es als Autor*in, kreativer Kopf oder im Vorstand –, dann bist du herzlich willkommen! Melde gemeinsame Austausch ist uns ein besonderes dich gleich unter redaktionsleitung@polykum.ethz.ch. Anliegen – das Gesellige will ja auch nicht zu kurz Wir freuen uns auf dich! kommen. Schliesslich sind wir keine Firma, sondern 9
Polykum 3/2020 trend Students Across Borders Students Across Borders ist eine junge studentische Organisation der UZH und ETH und will den sozialen Aus- tausch zwischen Menschen mit Fluchterfahrung und Studierenden fördern. Ich habe mich auf die Suche nach den Hintergründen von Students Across Borders gemacht und zwei Lernpaare begleitet. von Céline Jenni Die Grundidee zu Students Across Borders, und da- Was erwartet einen in der 1:1 durch den sozialen Austausch zwischen Studieren- Nachhilfestunde? den und Menschen mit Fluchterfahrung mit Ver- Da ich interessiert war, wie genau so eine anstaltungen und Nachhilfeprojekten zu fördern, 1:1 Nachhilfestunde abläuft, habe ich zwei Lern- kam Geraldine, der Vorstandsvorsitzenden, vor vier paare begleitet. Am Mittwochabend treffen sich Jahren, als sie gemerkt hat, dass eine solche Hil- jeweils Melina und Lula für eine Stunde im LFW an festellung gänzlich fehlt an der Universität Zürich. der ETH. Zuerst sprechen sie immer über ihre letz- Sie hat bereits als Sozialarbeiterin im Asylbereich te Woche und lernen sich so immer besser kennen. gearbeitet und wollte sich deshalb auch während Diese Woche möchte Lula mit Melina ihre Deutsch- des Studiums für den Dialog zwischen Studieren- Hausaufgaben besprechen. Es handelt sich um den und Menschen mit Fluchterfahrung engagie- ein Übungsblatt zum Genitiv. Lula beginnt die ren. Da es damals noch keine solche Organisation Sätze umzuwandeln und fragt nach, ob ihre Ant- gab, hat sie kurzerhand selbst eine gegründet. worten stimmen, bevor sie sie aufschreibt. Melina Über einen Aufruf für dieses Projekt vom VSUZH erklärt mit ruhiger Stimme, verbessert ab und zu sowie dem soziologischen Fachverein haben sich die Antworten und freut sich jedes Mal mit, wenn dann ein paar Studierende gefunden, die Students die Antwort stimmt. Lustigerweise sehe ich genau Across Borders ins Leben gerufen haben und den dasselbe Hausaufgabenblatt am Donnerstag- ursprünglichen Vorstand bildeten. Im Januar 2017 abend wieder, als ich Céline und Meron während wurde die Organisation vom VSUZH akkreditiert ihrer Nachhilfestunde treffe. Ich erfahre, dass Lula und ein Jahr später auch vom VSETH. Heute be- und Meron in dieselbe Schule in Zürich gehen, je- steht der Vorstand aus sechs motivierten Stu- doch in unterschiedliche Klassen. An der Trampolin dentinnen. Neben den verschiedenen Aktivitäten Basic – AOZ in Zürich haben beide von ihrem Coach und Events, u.a. diversen Kochabenden, Schlitt- Students Across Borders empfohlen bekommen. Da schuhlaufen oder gemeinsame Besuche des Weih- sich Céline und Meron seit letztem Semester nicht nachtsmarkts, hat sich besonders das 1:1 Nach- mehr gesehen haben, beginnen sie zuerst mit Small hilfeprojekt zu einem Fokus von Students Across Talk über Ferien, Prüfungen und Geburtstagsfeiern. Borders entwickelt. Für Menschen mit Fluchterfah- Genauso wie Melina gestern erklärt Céline mit viel rung ist diese Unterstützung besonders wertvoll, Geduld, was das Wort «Diätplan» oder «die Glat- da sie beim Deutschlernen oder in anderen Fä- ze» bedeutet, die im Genitiv in den Lückentext ein- chern unentgeltlich und direkt Nachhilfe bekom- gefüllt werden müssen. Dann bittet sie Meron, den men. Seit der herausfordernden Anfangszeit ist viel kurzen Text in dessen eigenen Worten wiederzu- passiert und bis jetzt konnte der Verein schon rund geben, um zu sehen, ob er ihn verstanden hat. Sie 400 Lernpaare vermitteln. sagt mit einem Lachen, dass sie selbst die Übungen im Deutsch manchmal schwierig findet, obwohl es Céline Jenni, 23, für sie ja eigentlich einfach sein sollte. Aber das studiert Lebensmittelwissenschaften im Master ist völlig in Ordnung, da sie weder zu professionell und liebt es, draussen in der Natur zu sein. Ebenso gerne hört sie anderen Menschen zu, weil man aus noch wie eine Oberlehrerin klingen möchte. Zudem allen (Lebens-)Geschichten etwas lernen und sich versteht Meron sehr schnell, wie etwas funktioniert davon inspirieren lassen kann. und zusammen haben sie noch alle Aufgaben ge- 10
Polykum 3/2020 trend Name, Alter Melina, 19 Lula, 20 Céline, 20 Meron, 20 Herkunftsland Schweiz Eritrea Schweiz Eritrea Sprachen DE, EN, IT, FR Tigrinya*, DE DE, EN, IT, FR DE, EN, Tigrinya*, Amharisch* Ausbildung/Beruf 2. Semester Agrar- Schülerin, beginnt im 2.Semester Schüler, möchte im Herbst eine wissenschaften, ETH Herbst eine Lehre als Archäologie, UZH Lehre als Automobilfachmann Köchin machen Hobbies Pfadi, Malen, Violine Fitness, Zeichnen Ausflüge, Tennis, ver- Fussball, Volleyball, Lesen spielen schiedene Sportarten Ausprobieren im ASVZ *Tigrinya ist die Amtssprache von Eritrea und Amharisch von Äthiopien. schafft. Auch Melina sieht das ähnlich. Da Deutsch schen Sprache macht, einstimmig mit Grammatik ihre Muttersprache ist, ist es manchmal schwierig beantwortet. Dennoch können sie sich fliessend zu erklären, warum etwas so ist, wie es ist, weil man verständigen und verstehen Alltagsgespräche pro- als Deutschsprachige die genauen Regeln nicht im- blemlos. Und trotz der deutschen Sprachhürde ge- mer kennt. Richtige Vorbereitungszeit haben bei- fällt ihnen die Schweiz sehr und sie wohnen gerne de aber trotzdem nicht. Beide Lernpaare machen hier. meist Deutsch-Hausaufgaben, manchmal aber auch Mathe-Übungen. Engagement für eine gute Sache Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Gegenseitige Freude es immer noch viele Menschen auf der Flucht gibt. Die Tutorinnen sind sich einig, dass ihnen Der Vorstand von Students Across Borders versucht das Nachhilfeprojekt deshalb so viel Freude macht, nun, ihre Organisation auch an anderen Hochschu- weil sie direkt und unkompliziert einen ande- len wie der PH Zürich und der ZHAW bekannt zu ren Menschen unterstützen können. Zudem er- machen. Das weiterführende Ziel wäre, dass auch halten sie Einblicke in eine andere Kultur, die sie weitere Universitäten in der Deutschschweiz einen sonst wahrscheinlich nicht kennenlernen würden. solchen Austausch zwischen Studierenden und Die Gespräche finden auch komplett auf Augen- Menschen mit Fluchterfahrung anbieten. Students höhe statt und der Austausch ist beiden wichtig. Across Borders ermöglicht es an der Uni Zürich und Die gegenseitige Wertschätzung war für mich bei an der ETH nicht nur, sich auf unkomplizierte Art beiden Lernpaaren deutlich spürbar. Lula und Me- und Weise für eine gute Sache einzusetzen, son- lina sind diesen Winter einmal zusammen Schlitt- dern auch die Menschen aus einem anderen Land schuhfahren gegangen und sie wollen in nächster und mit anderen Erfahrungen kennenzulernen. Die Zeit in ein Museum gehen. Céline und Meron haben Freude am gemeinsamen Lernen ist inspirierend bis jetzt noch keinen Ausflug unternommen, aber und als Tutor*in kann man bei diesem Engagement planen ein Abendessen zusammen. Für Céline war etwas Gutes bewirken. Fühlst du dich angespro- Anfang Studium klar, dass sie noch etwas nebenbei chen? Dann mach mit bei Students Across Borders! machen möchte. Als sie das Infomail vom VSUZH zu Students Across Borders bekommen hat, war Dein neues Engagement? sie sofort Feuer und Flamme. Da sie gerne Kontakt Da das gesamte 1:1 Nachhilfeprojekt auf Frei- mit anderen Menschen hat, meldete sie sich kur- willigkeit und Eigenständigkeit beruht, ist Students zerhand an. Auch Melina hat sich aus ähnlichen Across Borders immer auf der Suche nach motivierten Studierenden, die einen Menschen mit Fluchterfahrung Gründen beworben. Besonders schätzt sie auch die unterstützen möchten. Du bist ein*e Gesprächs- und unkomplizierte Vermittlung zwischen Studierenden Übungspartner*in zur Vorbereitung auf wichtige Situa- und Menschen mit Fluchterfahrung. Eine besonde- tionen und hilfst beim Deutschlernen und/oder in ande- re Motivation für die Tutor*innen als auch für die ren Fächern. Es sind keine Vorkenntnisse im Nachhilfe- Lernenden ist, dass sie die Fortschritte direkt beo- geben erforderlich, nur die Bereitschaft dich einmal pro Woche etwa eine Stunde mit deiner*m Lernenden zu bachten können. Sowohl Lula als auch Meron ler- treffen. Anmeldung und weitere Infos unter: nen seit zwei Jahren Deutsch. Beide haben meine www.studentsacrossborders.org. Frage, was ihnen am meisten Mühe in der deut- 11
Polykum 3/2020 trend Many people study and work at ETH Zurich. On a busy day at university, you‘ll come across count- less people on campus, but you hardly know any of them. Most of the time, you walk past them without thinking about what they’re up to or what’s on their mind. One thing is clear though, all of them have their own experiences, opinions, and stories that deserve to be heard. We’d like to introduce our own version of the blog „Humans of ...“ to help bring the people at ETH Zurich a little closer. While the idea or the format of this blog isn’t new or unique, the stories of the people of ETH Zurich are. Would you like to share your thoughts in English or o p l e German on the topic “Equality”/”Gleichberechti- P e gung” in the next Polykum edition? Send an email to: redaktion@polykum.ethz.ch T H Z Einen Trend, den ich nicht verstehe, ist je- of E ner, bei dem man immer wieder zu neuen (meist sinnlosen) Challenges aufgerufen wird. Angefangen mit sinnbehafteten Dingen wie der ALS Ice Bucket Challenge, über den Mannequin und Kikki Challenge bis hin zu schlichtweg dummen Chal- lenges wie der Ice Cream oder der Fire Challenge. Vor allem letztere habe ich nie wirklich verstanden. Klar geht es dabei um seichte Unterhaltung und einen gewissen Kick. Aber wäre beides nicht auch mög- lich, ohne tanzend aus einem fahrenden Auto auszusteigen, einer anderen Person die Eiscreme zu versauen oder sich selbst in Flammen zu setzen und mit der Ver- breitung über Social Media deren Nach- ahmung zu fördern? Sandro, Erdsystemwissenschaften (UZH) CSE ist ein breit gefächerter Studiengang mit unterschiedlichen Manuel Torko, 27, Vertiefungen und folglich vielen verschiedenen Trends. Einer der studiert Lebensmittelwissenschaften im bekanntesten ist vielleicht Machine Learning in Bereichen wie Ro- Bachelor. Als Vollzeit-Tagträumer kann botik, Suchmaschinen und Spam Detektoren. Nennenswert sind er sich immer schnell in Geschichten und aber sicher auch die Fortschritte in Simulationen von komplexen Erzählungen anderer hineinversetzen und Strömen in der Fluiddynamik.Generell steht das High Performance fragt weiter nach, bis alle Details geklärt Computing im Fokus, in welchem rasante Fortschritte von Jahr zu sind. Jahr komplexere Berechnungen ermöglichen. Jan Flückiger, 21, Christoph, Computational Science and Engineering ist Maschinenbaustudent im 4. Bachelor- semester. Nach drei eigenen Artikeln möch- te er nun auch anderen eine Bühne geben, um ihre Meinungen teilen zu können. 12
Polykum 3/2020 trend Den coolsten Trend, den ich nicht nur beobachtet, sondern auch mitgemacht habe, war als das Waveboard eingeführt wurde. Genau … ein Skateboard mit zwei Rädern und mit den richtigen Bewegungen musste man kein einziges Mal den Fuss vom Brett heben. Jedoch musste ich zuerst Stunden von Trai- ning und Leidenschaft investieren, bevor ich das neuartige Fortbewegungs- mittel beherrschte. Die Art, wie man sich bewegen musste, um das Board zu kontrollieren, gab den Reiz ein Waveboard zu benutzen. Leider war der Trend jedoch schon sehr schnell wieder vorbei, und man hat zum viel kleineren und To me, a trend is something everyone einfacheren Penny Board gewechselt. takes part in – even though not every- one might think it‘s cool. There can Luca, Maschinenbau und Verfahrenstechnik be bandwagoners, too. A lot of people may think something is good and many others will join in while some just kind of tag along. This can be positive or nega- tive. When I was a boy, I followed a car- trend. I never thought cars were cool and still don’t get or understand what’s going on with them today. But I still When I was a kid, I followed almost every trend. I used to remember playing with toy cars. I don’t have a Tamagotchi and when it died the first time I had think I’m following a trend right now to cry, even though it was only a digital item. My mom though. I see myself more as a trend- had to comfort me for about a week. Later she found out setter. Generally, I tend to stay away that you can simply restart the game and that it wasn’t from trends and try to go my own way actually broken. She was mad after that though. I think a because I think my way is cool. So far, trend is mostly when something new comes out or when nobody has followed any of my trends something old gets rediscover-ed. Something that’s yet, but I’m sure that some of the currently cool when people follow it, so to speak. I things I did could have garnered some also find it funny when a thing that was a trend here fans. Currently I’m photoshopping my becomes a trend someplace abroad a few years later, face on the body of animals and yes, or vice versa. Like those gym bags with the cords on the I’m sure this could become a trend. I see side that you carry on your back. They were a big thing big potential in this one. around here and you‘d never see any of those abroad. And now you can pretty much see them anywhere you Stevan, Agricultural Sciences go. It’s interest-ing to see how these trends spread. I’d say I still follow trends today. Not all of them, but some. Especially when it comes to shoes. I wouldn‘t say I‘m a trendsetter though. More like a trend-follower. Fabio, Food Sciences «I’d say a trend is a movement. Something everyone imitates or runs after without really thinking about it too much. There are many trends in our study program. A lot of people suddenly started playing the card game Tichu (journ. editor‘s note: Swiss card game from the nineties) for example. Or certainly the way people dress and behave, too. These are just things you adapt to over time. I don’t really think those trends cause any kind of stress though. I feel like it‘s more something you do subconsciously. It‘s not like you have to participate to get a sense of belonging - it simply sneaks into our everyday life. Of course I‘ve followed trends when I was younger. In primary school and maybe even in high school there were always trends you had to follow in order to fit in. I think the first time that I noticed that was in primary school, when everyone got rid of their square-shaped backpacks. All of a sudden, they weren’t cool anymore and you really weren‘t allowed to wear them any longer. Everyone needed a new backpack after that. I think this was the first time I experienced peer pressure. But trends can also be positive, of course. I‘d call the Climate Strike a beneficial trend. A lot of people participate in this trend and they maybe even do it without really being convinced of it. Personally, I think that’s great. But on the other side, when you’re not totally convinced of a trend and are just blindly following it, there’s a risk that you could lose track of that trend or start following something that’s bad. Something that might exclude or even harm other people.» Chiara, Environmental Sciences 13
Polykum 3/2020 trend Glauben versetzt Berge, Wissen Vorurteile Teil 2 Bereits in der letzten Ausgabe konnten wir drei der sechs spannenden und persönlichen Portraits von ETH-Professorinnen lesen. Nun folgen drei weitere Stimmen und erzählen, was es bedeutet als Frau eine akademische Karriere zu wählen. von Domique Stark In der letzten Ausgabe des Polykum diskutierte ich Familienwunsches a priori aufgeben, nur schwer mit Annette Oxenius über den Wunsch, trotz Kind zu beantworten bleibt. Da eine Gesellschaft und wieder arbeiten zu wollen. Mit geteiltem Arbeits- ihre Sitten, Werte und Traditionen hochkomplexe pensum der Eltern und der Unterstützung einer Strukturen beinhalten, war eine einfache Antwort Tagesmutter klappte das wunderbar. Nina Buch- allerdings auch kaum zu erwarten. Vermeintlich mann und ihr Ehemann entschieden sich für ei- einfacher ist da Newtons erstes Axiom, wonach nen anderen Weg: Sie ging arbeiten und ihr Mann ein Körper erst dann seine Richtung ändert, wenn blieb zuhause. Und schlussendlich erfuhr ich von von aussen eine Kraft auf ihn wirkt. Von alleine Vanessa Wood, welche Herausforderungen junge verändert sich also nichts. Alle sechs Professorin- Frauen auch heute noch zu meistern haben. nen und ihre Kolleginnen tragen ihren Teil zu dieser Auch im zweiten Teil werden erneut ver- Kraft bei, indem sie unter anderem als Vorbilder schiedene Generationen portraitiert: Als Ursula für die nächste Generation beweisen, dass Frauen, Keller 1993 als Assistenzprofessorin an die ETH sei es mit oder ohne Kinder, in den Naturwissen- kam, war Simone Schürle gerade einmal acht Jah- schaften bestehen und diese vorwärtsbringen. Ob re alt. Auch von ihnen will ich wissen, wie sie ihre man sich nun für oder gegen eine akademische Karriere bisher erlebt haben und welchen Heraus- Karriere entscheidet, steht einem selbstverständ- forderungen sie sich gegenübersahen. Dabei steht lich nach wie vor offen. Nur sollte man sich nicht auch immer die Frage im Raum, warum noch dagegen entscheiden, weil man glaubt, es gehe heute viele junge Studentinnen eine Kombination nicht. Es geht. Hier steht es geschrieben. aus Forschung und Familie als nicht realistisch er- achten. Zu Beginn kommt zudem unsere Rektorin, Sarah Springman, zu Wort. Sie weist darauf hin, welche Massnahmen nötig sind und welche die ETH bereits ergriffen hat, um Frauen, ob Studen- tinnen oder Professorinnen, ein passendes Umfeld In der aktuellen Ausgabe werden zu bieten, um ihre Talente und Fähigkeiten opti- portraitiert: mal zu entfalten. Prof. Dr. Sarah Springman, Institute for Geotechnical Engineering, D-BAUG, Rektorin Es gibt keine einfache Antwort Für mich bleibt nun zum Schluss dieser Prof. Dr. Ursula Keller, Institute for Quantum Electronics, D-PHYS Serie zu konstatieren, dass meine Eingangsfrage, Prof. Dr. Simone Schürle, warum es nach wie vor viele Studentinnen gibt, Institute of Translational Medicine, D-HEST die eine wissenschaftliche Karriere auf Kosten des In der letzten Ausgabe wurden vorgestellt: Prof. Dr. Annette Oxenius, Dominique Stark, 24 Institute of Microbiology, D-BIOL studiert im 10. Semester Gesundheitswis- Prof. Dr. Nina Buchmann, senschaften und Technologie. Als Autor will Institute of Agricultural Sciences, D-USYS er Themen der Hochschule in den Fokus Prof. Dr. Vanessa Wood, rücken, die eine grössere Aufmerksamkeit Institute for Electronics, D-ITET verdienen. 14
Polykum 3/2020 trend schwächer. Gruppenarbeiten, Pro- weiter. Als ich das Rektorat übernom- ue Stark jekte und Praktika, die erst später men habe, waren Angebot und Nach- dazukommen, heben den Durch- frage in diesem Bereich überhaupt nicht Bild: Dominiq schnitt der Frauen aber deutlich. Es aufeinander abgestimmt. Damit meine klingt nach einem Stereotyp, dass ich nicht nur die Kapazität der Kitas, Männer sich gut durchbeissen kön- sondern auch, dass diese näher an den nen und Frauen eher teamorientiert Arbeitsplatz kommen oder auch, dass arbeiten. Ich will das nicht weiter wir unkomplizierte Lösungen für Betreu- zementieren, aber die Statistiken ungsnotfälle geschaffen haben und die sind eindeutig: Die Basisprüfung Familien finanziell entlasten können. macht den Frauen mehr Mühe als Zum anderen schauen wir bei der den Männern, deshalb begrüsse Berufung vor allem auf die Qualität der ich es, dass nun viele Studienrich- Publikationen und nicht auf die Quanti- tungen diese Prüfung aufteilen tät. Professor*innen mit kleinen Kindern und so den Stresstest-Anteil bei haben schlicht nicht die gleichen zeit- der Beurteilung reduzieren. lichen Ressourcen wie kinderlose Kol- Weiter haben Kolleg*in- leg*innen. Wenn die Qualität aber über- nen vom Departement Geistes-, zeugt, stehen die Türen der ETH offen. Auf gutem Sozial- und Staatswissenschaften in ei- Um speziell den Anteil der Frauen an der ner Studie zeigen können, dass ein gutes ETH zu steigern, haben wir zudem das Netzwerk zentral ist für den Prüfungser- Instrument der Direktberufung. Hof- Weg folg. Wer bereits beim Erstsemestrigen- fentlich ist das in einigen Jahren nicht tag Freundschaften schliesst, hat es im mehr nötig, momentan bringt es aber Studiumsalltag leichter. Dass sich Frau- grosse Vorteile. Gezielt Frauen zu rek- en mit Frauen und Männer mit Männern rutieren, erhöht den Anteil und somit zusammentun, ist wahrhaftig keine den Einfluss der Professorinnen. Männer Ein Interview mit der ETH- Überraschung und wenn es in einem ziehen vorzugsweise Männer nach, Frau- Rektorin Sarah Springman Studiengang sehr wenige Frauen hat, en eher Frauen. Wenn wir also einfach dann haben diese einen Nachteil, den darauf warten, dass es sich von alleine zum Thema «Professorin- sie kompensieren müssen. Das können ausgleicht, schauen wir den Tatsachen nen an der ETH» sie häufig, ist aber sehr anstrengend. nicht ins Auge. Mit der Massnahme der Direktberufung können wir helfen, Und nach dem Studium? schneller ans Ziel zu kommen. Eine Art Am wichtigsten sind gute Vorbilder: Katalysator der Gleichberechtigung. Frau Springman, wie viele Frauen Menschen brauchen Vorbilder, Män- hätten sie gerne an der ETH Zürich? ner wie Frauen. Und ganz wichtig für Das klingt ein bisschen nach Frauen- Wünschenswert wären 50%. Davon sind die Studierenden: Es dürfen nicht nur quote. Unterstützen Sie diese Idee? wir aber leider weit entfernt und das Supermenschen sein, es müssen Men- Das ist überhaupt keine Frauenquote. hat viele Gründe. Zum einen müssen schen mit Vorbildfunktion sein, mit de- Wir rekrutieren ja nicht einfach Men- wir noch mehr Mädchen bereits in der nen sie sich identifizieren können. Dazu schen, weil sie Frauen sind, sondern Grundschule, also im Alter von acht bis gehören auch Professorinnen, die Kinder weil es absolut qualifizierte und fähige zehn, für die MINT Fächer begeistern. haben und somit zeigen, dass man Fa- Frauen sind, die wir mit der Direktbe- Zum andern spielt auch das Umfeld eine milie und eine wissenschaftliche Karrie- rufung auf unkompliziertem Weg an- Rolle, die Eltern, Grosseltern, die Gesell- re vereinen kann. Ich selber habe keine stellen wollen. Ich bin ganz klar gegen schaft – es existiert immer noch die Vor- Kinder, was für meine Karriere sicherlich die Frauenquote. Dann läuft man als stellung, dass Mädchen nichts mit Na- ein Vorteil war. Die ETH macht aber viel, Frau Gefahr, das Gehör und den Res- turwissenschaften anfangen können. damit der Kinderwunsch nicht mehr pekt nicht zu erhalten, weil man ja ‹nur› zum Karrierehindernis wird. Zu meiner eine Quotenfrau ist. Dagegen habe ich Es gibt Studienrichtungen an der persönlichen Freude und Genugtuung mich immer gewehrt. Ich habe genau- ETH, in denen Männer heute in der gibt es mittlerweile eine ganze Menge so das Recht, hier zu sein. Ich habe ge- Unterzahl sind. Schaut man sich da Professorinnen und Assistenzprofesso- nauso das Recht, einen Beitrag zu leis- die Professuren an, sind diese den- rinnen mit Kindern, die dieses moderne ten, und ich habe genauso das Recht, noch männlich dominiert. Warum? Frauenbild vorleben. dass man mir Gehör schenkt. Vielfalt Es hört ja nicht beim Studiumseintritt in einer Unternehmung macht diese auf. Die ETH wurde lange Zeit praktisch Was genau tut die ETH für die jun- erfolgreicher, gesünder und wettbe- ausschliesslich von Männern geführt. Die gen Familien? werbsfähiger. Das sage nicht ich, das Strukturen und auch die Prüfungen sind Zum einen bauen wir das Kinderbetreu- sagt die Wissenschaft. Wieso also sollen deshalb männlich geprägt. Nehmen wir ungsangebot aus. Zusammen mit den wir die Hälfte der Gesellschaft igno- die Basisprüfung als Beispiel: Diese Prü- jungen Eltern, welche am besten wissen, rieren und ihren Beitrag ausschlagen? fung ist zum grossen Teil ein Resilienz- welche Bedürfnisse noch nicht abge- Um das zu verstehen, braucht es keine test. Die Frauen sind durchschnittlich deckt werden, entwickeln wir uns stetig Quote, sondern Verstand. 15
Polykum 3/2020 trend Jeder ist seines Gaëtan Bally Glückes Schmied Bild: Keystone, Ursula Keller hat geschafft, was vielen Studen- tinnen nicht möglich erscheint: Professorin und mehrfache Mutter zu sein. Trotz einiger Schwie- rigkeiten ist sie stolz auf ihren Weg und wünscht sich, dass sich berufstätige Mütter nicht mehr rechtfertigen müssen. Auf meine Eingangsfrage, warum vie- fünf Tage in der Woche in der Krippe, Die Kinderbetreuung in der Schweiz le Studentinnen von vornherein aus- beide Elternteile arbeiteten 100%. «Ich muss günstiger werden. Es darf nicht schliessen, eine akademische Karriere in fühle mich gleichwohl eng verbunden sein, dass eine Frau auf ihre Arbeit ver- Betracht zu ziehen, da es sowieso nicht mit den beiden, aber ich akzeptiere sie zichtet, weil sie sich die Krippe nicht mit einer Familie kompatibel sei, wirkt als eigenständige Menschen. Ich habe leisten kann. Weiter müssen bei Anstel- Keller mehr frustriert denn überrascht. mein Leben, sie haben ihre.» Weiter er- lungen klar definierte Leistungskrite- Genau das sei das kulturelle Problem, klärt Keller, dass sie die beiden Teenager rien ausschlaggebend sein. Solange ein das sich so hartnäckig halte. Begriffe ermutigt hat, ihren eigenen Visionen zu Männergremium per Augenmass ent- wie «Rabenmutter» oder «Fremdbe- folgen: «Sie müssen nicht den unver- scheidet, wird es kaum eine Frau schaf- treuung» seien negative Ausdrücke, die wirklichten Träumen ihrer Eltern nach- fen. Es braucht flankierende Massnah- es nur in der deutschen Sprache gäbe. eifern, die haben wir uns selbst erfüllt.» men in Departementen mit weniger als In der Schweiz sei es weit verbreitet 30% tenured Professorinnen, um sicher zu denken, dass ein Kind die uneinge- Die Kämpferin zu stellen, dass die wenigen Frauen er- schränkte Aufmerksamkeit der Mutter Ganz ohne Mühen verlief die folgreich arbeiten können. Und um den brauche, um glücklich aufwachsen zu Kombination aus Familie und Arbeit kulturellen Wandel in der Gesellschaft können. Das baue einen unheimlichen aber nicht. Als junge Mutter war es ihr und an der ETH voranzubringen, appel- Druck bei allen Frauen auf, die arbeiten nicht mehr möglich, viele andere Be- liert sie daran, sich die eigenen Vorurtei- möchten. Zudem sei es schlicht falsch. ziehungen und Hobbies zu pflegen. Zu- le einzugestehen und aktiv dagegen zu Jede weitere Betreuungsperson sei gut dem wurde Kellers Beförderung zur Voll- arbeiten. Keller resümiert: «Zuerst habe für die Entwicklung eines Kindes. In den professur an der ETH auf Eis gelegt. «Ich ich meine Lehr- und Wanderjahre ge- USA, England oder Frankreich definieren musste zuerst beweisen, dass ich Fami- nossen und erst Ende dreissig Kinder sich Frauen über ihren Beruf und sind lie und Job auf einmal schaffen kann. bekommen. Jede Phase im Leben hat stolz auf ihre Arbeit. Sich als berufstä- Unterstützung sieht anders aus.» Im Vor- und Nachteile. Ich war immer of- tige Mutter rechtfertigen zu müssen, sei Physikdepartement wehe den Frauen fen für neue Möglichkeiten und es gibt ein germanisches Phänomen. sowieso ein starker Wind entgegen. Bis zu jedem Problem eine Lösung. Sich von heute hat es noch nie eine Frau durch Anfang an einzuschränken und gewis- Die Pionierin ein ordentliches Berufungsverfahren se Türen zuzuschlagen, ist der falsche Keller hält nichts von diesem Ge- geschafft. Ihre eigene Anstellung sei Weg. Das Leben ist einzigartig und ich dankengut. Und das Leben ihrer Mut- eine Direktberufung gewesen. Solange bin froh, dass ich den Mut hatte, als ter, «immer allen hinterher zu putzen», die Studentinnen noch «herzige Mäd- junge Frau aus der Innerschweiz neue wollte sie auch keinesfalls. Sie entschied chen» seien und nicht auf Augenhöhe Wege zu gehen.» sich deshalb, auf Kinder zu verzichten, mit den Professoren stehen, werden sollte dies mit ihrer Arbeit nicht kom- diese gerne unterstützt. «Viele Männer patibel sein. «Ich war nie bereit, meinen sind aber nach wie vor nicht bereit, eine Beruf, meine Träume und meine Frei- Frau als gleichberechtigte Kollegin oder heit für Kinder aufzugeben.» Mit dem sogar als Chefin zu akzeptieren.» richtigen Mann an ihrer Seite und dem nötigen Glück zweier normaler Schwan- Die Konstruktive gerschaften ist Keller heute Physikpro- Um diese Probleme in den Griff fessorin und Mutter. Die Kinder waren zu bekommen, hat Keller Vorschläge: 16
Polykum 3/2020 trend sig wiederkehrendes Phänomen in den egg, ETH Karrieren von Naturwissenschaftlerin- nen, wie Schürle später im Gespräch Bild: Peter Rü mit Kolleginnen an einem Anlass zum Weltfrauentag erfährt. «Den Mädchen wurden und werden immer noch ande- re Karrieren vorgespurt als den Jungs. Die Erwartung an und die Vorbilder für Mädchen – seien es die Frauen in der Fa- milie, im Bekanntenkreis, aber auch in Kinderbüchern oder Filmen – verkörpern auch heute oft noch traditionelle Rol- len. Sich trotzdem dem eigenen natur- wissenschaftlichen Talent und Interesse bewusst zu werden und einen entspre- chenden Werdegang einzuschlagen, braucht als junge Frau nach wie vor viel Mithelfen, Mut.» Persönliches Engagement für die nächste Generation statt abwarten Ein Wandel zeichnet sich aber ab. An der ETH werden Strukturen ge- schaffen, die es Frauen gezielt einfacher machen sollen, an der ETH zu studieren und auch Familie und Beruf zu einen. Um zu ihrer Leidenschaft zu gelangen, musste Wenn es nach Schürle geht, muss aller- Simone Schürle trotz steiler Karriere Umwege dings schon im Kindes- und Jugendalter gehen. Unnötige, wie sie selber findet. Damit die angesetzt werden. Auch hier ändert sich einiges. In den Hollywood-Block- nächste Generation diese nicht mehr auf sich bustern «Wonder Woman» oder «Fro- nehmen muss, engagiert sich Schürle dafür, zen» sind plötzlich die weiblichen Cha- raktere die Heldinnen, die etwas können junge Mädchen in ihrem naturwissenschaftlichen und in Erinnerung bleiben. Auch Simone Interesse zu bestärken. Schürle setzt sich persönlich für einen nachhaltigen Wandel der Rollenbilder ein, der über die Kinoleinwand hin- Wer sich die Karriere von Simone Schürles gewesen. Gerne erzählt sie aus und in die Welt der Wissenschaft Schürle anschaut, staunt erstmal. An- die Anekdote als sie als Kind Puppen hineingeht. Dabei streicht sie zwei Kin- gefangen als Studentin der Wirtschafts- geschenkt bekam, sie sich aber nicht derbuchprojekte heraus. «In „Good ingenieurswissenschaften findet sie etwa ums Kleider anziehen oder Haare Night Stories for Rebel Girls“ werden über ihre Masterspezialisierung in Fest- kämmen kümmerte, sondern den Pup- die wahren Geschichten von Heldinnen körperphysik, Materialwissenschaften pen Autos baute. Die Veranlagung für der Vergangenheit und Gegenwart als und Mikrosystemtechnik zur Physik, die Naturwissenschaften und genauer Gutenachtgeschichten erzählt, und in schliesst ihr Studium mit Bestnoten ab, für die Physik wären also vorhanden ge- „Strange but true“, an dem ich selber doktoriert an der ETH, gründet gemein- wesen und doch mussten sie lange war- mitgearbeitet habe, werden Mysterien sam mit Kollegen ein Unternehmen, ten, bis sich die beiden richtig kennen- der Welt, von UFOs über die versunkene wechselt für den PostDoc ans MIT nach lernen konnten. «Natürlich wollte mich Stadt von Atlantis bis zu Nanorobotern, Boston und kehrt nach Zürich zurück, niemand aktiv ausbremsen. Es war aber wissenschaftlich erklärt und damit, so wo sie heute als Assistenzprofessorin im noch in so manchem Kopf verankert, hoffe ich, die Neugierde für Physik, Che- Tenure Track ihre eigene Gruppe führt – dass Frauen und Naturwissenschaften mie oder Mathematik, die in so man- im Alter von 34 Jahren. Was im CV nach nicht zusammenpassten. Das wurde chem Kind schlummert, geweckt. Wenn geradliniger Karriereplanung aussieht, mir mal mehr, mal weniger zimperlich ich damit helfen kann, dem einen oder zeigt sich bei genauerem Hinschauen mitgeteilt. Also folgte ich nicht von Be- anderen Mädchen ein Selbstverständ- als Pfad mit Umwegen. ginn an meiner eigentlichen Passion, nis für ihre Passion mitzugeben, bin ich sondern näherte mich meiner Leiden- mehr als zufrieden.» Trotz Schwierigkeiten zur schaft erst durch Wahlfächer und Ver- Physik gefunden tiefungen an.» Mit diesem Umweg im Die Physik wäre eigentlich von Lebenslauf steht Simone Schürle nicht Anfang an die grosse Leidenschaft allein da, vielmehr ist es ein zuverläs- 17
Polykum 3/2020 trend Nächster Halt: Trendstation Eine Einleitung von Manuel Torko Trends sind überall und geradezu unausweichlich. permanent geprüft und wir warten alle nur aufs Fast alles was wir tun, basiert meist direkt auf Trendergebnis. Green Day würden singen «wake einem Trend oder wurde indirekt durch einen Trend me up when September trends» und Toy Story’s beeinflusst. Im Grunde genommen ist es doch so, Buzz Lightyear würde rufen «bis zur Untrendlich- dass man nicht nicht-trenden kann. Trendsetter keit und noch viel weiter.» Doch auch das würde zu sein, liegt im Trend und neue Trends sind über- nichts bringen, denn Trends sind nun mal unaus- all anzutreffen. Wir befinden uns quasi stets auf weichlich. Das heisst aber nicht, dass man alle einem Trendezvous. Ja, selbst nicht trendig sein Trends aus allen Lebensbereichen mitmachen zu wollen, ist doch allein für sich wieder ein Trend. muss. Jeder darf sich seine Nische aussuchen. Es Trends aus dem Weg zu gehen und sie zu vermei- gibt für Jede und Jeden etwas. Und das ist ja auch den, findet meist wieder eine Anhängerschaft und völlig gut so. Es gibt keine Trendnutzerlizenzver- macht es so eben genau wieder zu einem Trend. einbarung. Alle dürfen trenden. Wir alle haben ein Nicht zu trenden, ist also im Endeffekt ein Trend- bitzeli eine Sucht nach Trends. Ein Verlangen nach effekt. Bei genauerer Betrachtung, einer Trend- der Ausschüttung von Trendorphinen. Eine baldige analyse also, zeigt sich, dass eigentlich überall ein Fastenzeit? – Fehlanzeige. Wir sind alles Trendkon- bisschen Trend drin steckt. Sogar in Wörtern. sument*innen, bereit den vollen Trendverbrau- Trends sind so allgegenwärtig und rele- cherpreis zu bezahlen. Allesamt Patient*innen im vant, sie werden sogar erforscht. Und nein, die Trendstadium. Der Trendenergieverbrauch maxi- Trendforschung befasst sich selbstverständlich mal. Wir leben Trend. Unsere Zellen sind Trend, nicht mit Trendokrinologie, stellt keine trendother- ausgestattet mit trendoplasmatischen Retikula men Reaktionen auf und misst auch keine Tren- – höchstwahrscheinlich ausgehend von der Tren- dotoxine. Dafür hat die Trendforschung ihre ganz dosymbionthentheorie. eigenen Instrumente. So, jetzt ist aber trendgültig Schluss. Wich- trend Trends bewegen sich in rasantem Tempo. tig ist doch, nicht das Gefühl zu haben, jeden Ein neuer Trend nach dem anderen erscheint, Trend mitmachen zu müssen. Es ist vorteilhaft, während ein alter bereits wieder verschwindet. sich lieber einmal mehr zu fragen, ob ein aktuel- Diese Reise führt uns von Trendstation zu Trend- ler Trend einem wirklich gefällt und einen Mehr- station. Wir befinden uns sozusagen in einer wert bringt. Für ein genaueres Bild stets unter die Trendlosschleife. Unsere Entscheidungsfähigkeit, Oberfläche schauen also – eine Trendoskopie so- ob wir einen Trend gut finden oder nicht, wird zusagen. Die Vernunft und der gesunde Verstand als die ultimativen Trendgegner. Denn wie gesagt, jeder Trend geht irgendwann vorbei. Schliesslich ist es unmöglich Trend ohne «end» zu schreiben. Trende gut, alles gut. Manuel Torko, 27, studiert Lebensmittelwissenschaften im Bachelor. Natürlich macht auch er den einen oder anderen Trend mit, auch wenn grösstenteils nicht an vor- derster Front. Als Trend-Nachzügler braucht er meist einen kleinen Schupps aus seinem Umfeld und ist danach oft begeistert. 18
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