Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft

Die Seite wird erstellt Sören Seeger
 
WEITER LESEN
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Europa und Internationales 2017
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Mit Rückenwind – Kommunen auf Kurs                                             4

Stadtratskommissionen Europa | Kommunale Entwicklungszusammenarbeit            5

Aktiv in Europa und der Welt                                                   6

Strategie
Pro Europa                                                                     8

Kommunale Entwicklungszusammenarbeit                                           9

Weißbuch zur Zukunft Europas                                                   10

Europäische Struktur- und Investitionspolitik 2021–2027                        11

EUROCITIES-Studie zu internationalen Kulturbeziehungen von Städten             11

Konsultationen 2017 | Erfolgreiche Interessenvertretung                        12

Urbane Agenda für die EU: Partnerschaft Beschaffung                            14

Dialog
Aus dem Europe Direct Informationszentrum                                      17

Stadtrats-Beschluss zur Kampagne „Munich4Europe“ | Europa-Tag 2017             18

Projekte
Abfallvermeidungskonzept ausgezeichnet                                         20

Jahreskonferenz 2017 ganz im Zeichen der Kreislaufwirtschaft                   21

Smarter Together: Unterwegs in die Stadt von morgen                            22

CIVITAS ECCENTRIC-Lösungen für zukunftsorientierte Mobilität                   23

FLOW: Alles im Fluss | KIC Urban Mobility                                      24

BuyZET | METAMORPHOSIS | URBACT Good-Practice-Label für „Gscheid mobil“        25

Ausbildung von Welt – fit für Europa                                           26

Erasmus+ und EUMUC: Mehr als 180 Praktika in Europa                            27

„Pfarrhaus Martinsdorf“ in Siebenbürgen | Auslandsaufenthalte für Lehrkräfte   27

München arbeitet bunt | Jugendliche tauschen sich aus                          28

Bauausschussreise nach Amsterdam | Austausch im Garten- und Landschaftsbau     29

Münchner Bildungsdelegation in Québec | Münchner Jugendliche in Washington     29

Großer Erfolg von LOS_DAMA! | EUSALP | ASTUS                                   30

Europäische Regelungen zum vorbeugenden Brandschutz | Sondereinheit ATF        31

Fernkälteprojekt der SWM in der Innenstadt                                     31
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Internationale Kulturarbeit | Artists-in-Residence: Künstleraustausch mit Ostasien       32

Creative Embassy | München bei Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa vorne             33

Wirtschaftsbeziehungen und internationale Kooperationen | Hotspot München                33

Flucht und Entwicklung | Umfrage in der Stadtverwaltung                                  34

Kooperationsprojekte: Grünanlagen-Projekt in Kasserine | Ausblick                        35

Hospitation Baladiya | Projektpatenschaft Subotica                                       36

Projekt DRIM: Donau-Kompass                                                              37

Flüchtlinge in Beruf und Ausbildung (FiBA) | Gäste aus Schweden                          37

Kooperationen zwischen München und Harare                                                38

Deutsch-Südafrikanisches Städtenetzwerk                                                  39

Partnerschaft zwischen München und Kiew für mehr Energieeffizienz                        40

Klimapartnerschaft München – Kapstadt | Cities Fit for Climate Change | KyivPride        41

Klimapartnerschaft mit dem indigenen Volk der Asháninka | Nothilfe in Peru               42

Netzwerke
EUROCITIES 2017: Fachreferate engagieren sich                                            44

RGRE: Ausschuss kommunale Entwicklungszusammenarbeit | Treffen in Brüssel                47

Gleichstellung, Teilhabe und Vielfalt: „Rainbow Cities“ in Ljubljana                     47

Forum für Urbane Sicherheit | InterCity Youth                                            48

Anhang
EU-Projekte der einzelnen Referate                                                       50

EU-Förderprogramme                                                                       51

EU-Projekte „Lebenslanges Lernen“                                                        52

EUROCITIES-Stellungnahmen 2017 | Konsultationen 2017                                     53

Kooperationen der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit                                  54

Förderprogramme der Bundesregierung für kommunale Entwicklungszusammenarbeit             57

Aktive Mitarbeit in Netzwerken                                                           58

Europa & Kommunale Entwicklungszusammenarbeit in der Stadtverwaltung                     59

Veranstaltungen und Informationen                                                        60

Impressum                                                                                62

Titel: Unser Titelbild zeigt den Olympiapark in München und das Höhlenkloster in Kiew.
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
4  Europa und Internationales 2017

                                        Mit Rückenwind –
                                        Kommunen auf Kurs
                                        Bürgermeister Josef Schmid,
                                        Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft
                                        der Landeshauptstadt München

                    „Europa hat wieder Wind in den           München am fortlaufenden Weiß-          Münchens Engagement
                    Segeln.“ Nicht nur der EU-Präsident      buch-Prozess ist für uns von enor-      in der Welt
                    Jean-Claude Juncker ist optimis-         mer Bedeutung. Auf dem EU-Netz-         Die Landeshauptstadt München
                    tisch in Sachen Europa: 2017 feierte     werktreffen im November haben           baut ihre Aktivitäten auch internati-
                    Europa das 60. Jubiläum der              der Stadtrat sowie rund 100             onal in der kommunalen Entwick-
                    „Römischen Verträge“, die EU ver-        Münchner Europa-Akteure gemein-         lungszusammenarbeit weiter aus,
                    zeichnete ein Wirtschaftswachstum        sam die verschiedenen Szenarien         um einen Beitrag für eine global
                    von über zwei Prozent und aus der        aus dem kommunalen Blickwinkel          nachhaltige und gerechte Entwick-
                    Mitte der Zivilgesellschaft hat sich     beleuchtet und diskutiert. Diese        lung zu leisten. Denn: Gerade in der
                    die pro-europäische Bewegung             Diskussionen möchte ich 2018            Entwicklungszusammenarbeit spie-
                    „Pulse of Europe“ formiert. Dies         weiterführen.                           len die Kommunen eine immer grö-
                    alles sind gute Gründe für einen                                                 ßere Rolle. In einer weiterhin stärker
                    Europa-Optimismus. Gleichzeitig          Für 2018 habe ich deswegen              zusammenwachsenden Welt
                    steht die Landeshauptstadt Mün-          in München die Kampagne                 kooperieren nicht nur Unterneh-
                    chen als Kommune vor großen Her-         „Munich4Europe/München für              men, sondern auch Behörden und
                    ausforderungen – ob beispielsweise       Europa“ angestoßen. Sie soll            Verwaltungen weltweit enger, um
                    bei Fragen der Mobilität, der Digita-    Europa noch stärker im Bewusst-         gemeinsam Lösungen für die gro-
                    lisierung, der Migration oder des        sein und in den Herzen der Münch-       ßen Herausforderungen zu finden.
                    Klimawandels. Diese Herausforde-         nerinnen und Münchner verankern.
                    rungen beschäftigen nicht nur die        Die Kampagne spannt den Bogen           Was kann München zur Bekämp-
                    Kommunen in Europa, sondern auf          vom Europa-Tag im Mai 2018 bis          fung von Fluchtursachen beitragen?
                    der ganzen Welt. Die Auswirkungen        zu den Europa-Wahlen 2019.              Die neue Koordinierungsstelle
                    auf die Arbeit des Referats für                                                  „Flucht und Entwicklung“ im Refe-
                    Arbeit und Wirtschaft sind vielfältig:   Ein großes europapolitisches            rat für Arbeit und Wirtschaft befasst
                    Die Arbeitsbereiche für Europa und       Thema für uns in München bleibt         sich intensiv mit dieser Frage. Die
                    die kommunale Entwicklungszu-            der bevorstehende Austritt Großbri-     Koordinierungsstelle arbeitet an
                    sammenarbeit sind beispielsweise         tanniens aus der EU. München und        einem Handlungskonzept und hat
                    in den vergangenen Monaten               die Partnerstädte im EUROCITIES-        bereits intensive Kontakte in den
                    zusammengewachsen. München               Netzwerk wollen die wertvollen          Libanon, nach Jordanien und Tune-
                    hat so seine Expertise gebündelt,        Partnerschaften zu britischen Städ-     sien geknüpft. Das entwicklungspo-
                    seine praktischen Möglichkeiten          ten wie Edinburgh, Birmingham           litische Engagement der Stadt soll
                    erweitert und das Netzwerk in            oder Brighton auch nach dem „Bre-       sich damit stärker auf Fluchtur-
                    Europa und in der Welt noch breiter      xit“ fortsetzen. Der Council of Euro-   sprungs- oder Aufnahmeregionen
                    aufgestellt.                             pean Municipalities and Regions         konzentrieren und die fluchtbezo-
                                                             (CEMR) und die deutsche Sektion         gene Entwicklungsarbeit systema-
                    Zur Zukunft Europas                      Rat der Gemeinden und Regionen          tisch in der Stadtverwaltung veran-
                    Im März 2017 hat die EU-Kommis-          Europas (RGRE) werden sich dafür        kern.
                    sion das „Weißbuch zur Zukunft           ebenfalls einsetzen.
                    Europas“ vorgelegt. Darin werden                                                 Sie sehen: München hat die Segel
                    fünf Szenarien vorgestellt, wie                                                  bereits gehisst. Und nutzt den
                    Europa sich in den nächsten zehn                                                 Rückenwind, um in Europa und
                    Jahren verändern könnte. Eine                                                    darüber hinaus positive Zeichen zu
                    Beteiligung der Landeshauptstadt                                                 setzen.
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Europa und Internationales 2017  5

                                                    Ja zu Europa!
                                                    Die Vollversammlung des                   Stadtratsdelegation in Wien
                                                    Münchner Stadtrats hat am                 Ende Oktober besuchte eine Dele-
                                                    5. April 2017 fraktionsübergrei-          gation des Münchner Stadtrats
                                                    fend die Resolution „Europas              Wien, um sich zu europäischen und
                                                    Zusammenhalt sichern – für                internationalen Themen auszutau-
                                                    Europa einstehen“ beschlossen,            schen. Neben der Frage, wie sich
                                                    denn die rasante Radikalisie-             die Stadt Wien mit ihren Magist-
                                                    rung des politischen Lebens               ratsabteilungen auf europäischer
                                                    und der Aufschwung anti-euro-             und internationaler Ebene positio-
                                                    päischer Kräfte in vielen Län-            niert, standen auch ein offizieller
                                                    dern Europas sind besorgniser-            Besuch bei den Vereinten Nationen
                                                    regend. Der Brexit ist bereits            (UNO) sowie die Besichtigung der
                                                    der erste Schritt hin zu einer            Seestadt Aspern, eines neu entste-
                                                    Desintegration. Gerade deshalb            henden Stadtteils für mehr als
                                                    gilt es, das „Ja zu Europa“ zu            20.000 Einwohner, auf dem Pro-
                                                    erneuern.                                 gramm.

                                                    Die Landeshauptstadt München              2015 erhielten München, Wien und
                                                    bekräftigt die Ziele der Bürgerbewe-      Lyon im Konsortium den Zuschlag
Stadtratskommission für                             gung „Pulse of Europe“, die für ein       für das EU-Projekt Smarter
                                                    vereintes, demokratisches Europa          Together. Als Leuchtturmstädte
kommunale Entwicklungs-                             eintritt, und unterstützt das Ziel die-   entwickeln und erproben sie jeweils
                                                    ser überparteilichen und überkon-         Innovationen für die Stadt der
zusammenarbeit                                      fessionellen zivilgesellschaftlichen      Zukunft. Im Rahmen von Smarter
                                                    Initiative. Dass sich so viele Men-       Together hat sich Wien das Ziel
                                                    schen in München zusammenfin-             gesetzt, im Gemeindebezirk Sim-
Im Januar 2012 wurde die Stadtratskommission        den, um für Europa einzustehen, ist       mering einiges zu ändern. Die
für kommunale Entwicklungszusammenarbeit            ein wichtiger Schritt, den europäi-       Münchner Delegation besuchte
eingerichtet. Sie formuliert Empfehlungen für die   schen Gedanken wieder sichtbar            das Quartier und verglich die
Stadtspitze und den Stadtrat zu wesentlichen        und hörbar zu machen.                     Wiener Ansätze mit dem Münchner
politischen Fragen in Münchens Partnerprojek-                                                 Projektgebiet Neuaubing-West-
ten der Entwicklungszusammenarbeit, zur Betei-      Mehr unter                                kreuz/Freiham.
ligung Münchens an internationalen entwick-           muenchen.de/europa
lungspolitischen Kampagnen sowie zum
Münchner Engagement in Fällen internationaler
Not und Katastrophenhilfe. Die Kommission
setzt sich aus ehrenamtlichen Stadtratsmitglie-
dern und Entwicklungsexpertinnen und -exper-            Stadtratskommission Europa
ten als beratende Mitglieder zusammen.

Mitglieder mit Stimmrecht sind:                         Die Stadtratskommission Europa ist ein beratendes Organ für
§§ Josef Schmid, 2. Bürgermeister und Leiter            den Stadtrat. Sie befasst sich mit kommunal relevanten Initiati-
   des ­Referats für Arbeit und Wirtschaft              ven der EU-Kommission, mit EU-Projektanträgen der städti-
§§ Beatrix Burkhardt, CSU                               schen Fachreferate, mit Förderprogrammen und mit Stellung-
§§ Dr. Manuela Olhausen, CSU                            nahmen zu Konsultationsverfahren der EU, die von der Stadt
§§ Ulrike Grimm, CSU                                    direkt an die EU-Kommission gehen.
§§ Dr. Constanze Söllner-Schaar, SPD
§§ Ulrike Boesser, SPD                                  Mitglieder mit Stimmrecht sind:
§§ Hep Monatzeder, Die Grünen – rosa liste              §§ Josef Schmid, 2. Bürgermeister und Leiter
§§ Gabriele Neff, FDP                                      des Referats für Arbeit und Wirtschaft
§§ Brigitte Wolf, Die Linke                             §§ Manuel Pretzl, CSU
                                                        §§ Dr. Manuela Olhausen, CSU
Beratende Mitglieder: Gabriele Köhler, Entwick-         §§ Ulrike Boesser, SPD
lungsökonomin und Vorstand WECF e. V., Eva-             §§ Jens Röver, SPD
Maria Heerde-Hinojosa, Misereor Arbeitsstelle           §§ Lydia Dietrich, Die Grünen – rosa liste
Bayern, und Heinz Schulze, Gründungsmitglied            §§ Gabriele Neff, FDP
und Vorstand Nord Süd Forum München e. V.               §§ Sonja Haider, ÖDP

                                                        Beratende Mitglieder sind die Referentinnen und Referenten
                                                        der Fachreferate und die Leitung des Direktoriums.
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
6  Europa und Internationales 2017

                                       Aktiv in Europa und der Welt

                                       Henriette Wägerle, Leiterin des Fachbereichs
                                       Europa im Referat für Arbeit und Wirtschaft der
                                       Landeshauptstadt München

                    „And the winner is Munich!“ – diesen Satz hörten wir      Projekte und Partnerschaften
                    2017 mit großer Freude gleich zweimal: bei der Verlei-    Die Vielfalt und Anzahl der Förderprojekte zeigt deut-
                    hung des EUROCITIES-Awards in Ljubljana für das           lich, wie aktiv sich München lokal, europa- und welt-
                    innovative Kreislaufwirtschaftsprojekt „Halle 2“ des      weit einbringt. Ohne die kollegiale und engagierte
                    Abfallwirtschaftsbetriebs München AWM und bei der         Zusammenarbeit aller Fachreferate gäbe es solche
                    Prämierung des URBACT-Good-Practice-Labels in Tal-        Erfolge nicht. Im Fachbereich stoßen wir solche Pro-
                    linn für „Gscheid Mobil“, ein Projekt des Kreisverwal-    jekte an und unterstützen die Fachreferate bei der kon-
                    tungsreferats. Die Auszeichnungen belegen wunder-         kreten Antragsstellung oder auch laufend. 2017 kamen
                    bar, wie wertvoll gegenseitige Motivation unter Städten   einige neue Projekte ins Rollen, andere zeigten erste
                    in Europa ist. Der Erfolg der Projekte zeigt, wie wirk-   spannende Ergebnisse, etwa die Forschungs- und
                    sam die Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwal-         ­Entwicklungsprojekte Smarter Together, FLOW und
                    tung ist. Eines der wichtigsten Instrumente heißt heute    CIVITAS ECCENTRIC. Mehrere Höhepunkte hatte das
                    Vernetzung. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft          Jahr auch für das Alpenraum-Projekt LOS_DAMA!
                    übernimmt deshalb Querschnittsaufgaben im Bereich          ­verbunden mit der Europäischen Alpenraum-Strategie
                    Europa und internationaler Zusammenarbeit. Dabei            EUSALP, bei der Bayern 2017 den Vorsitz führte.
                    haben wir 2017 deutlich gespürt: Weltweit erhalten
                    Städte immer mehr Gewicht – sprich mehr Verantwor-        In der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit war
                    tung.                                                     München vor allem in den Städtepartnerschaften mit
                                                                              Kiew und Harare sehr engagiert. Eine starke Wirkung
                    Münchens Rolle weiter ausbauen                            im Hinblick auf eine weltweit nachhaltige Entwicklung
                    So haben wir den Fokus innerhalb der Stadtverwaltung      entfalten die Kooperationen zum Klimaschutz, insbe-
                    in den vergangenen Jahren noch stärker auf das Stra-      sondere die mit Harare, Kapstadt und den Asháninka
                    tegische gerichtet. Wir haben Chancen genutzt, wie        in Peru. Der Schwerpunkt „Flucht und Entwicklung“
                    München sich an der zukünftigen Ausgestaltung Euro-       wurde weiter etabliert. Besonders intensiv waren die
                    pas und bei der internationalen Zusammenarbeit von        Kontakte zwischen Fachleuten der Landeshauptstadt
                    Kommunen noch stärker beteiligen kann: Auf EU-            München und den Kommunen der Anrainerstaaten
                    Ebene ist das seit 2017 etwa Münchens leitende Rolle      Syriens und der Maghrebregion, die von Flüchtlingsbe-
                    in einer Pilotpartnerschaft der „Urbanen Agenda für die   wegungen stark betroffen sind. So plant die tunesische
                    EU“ zum Thema „öffentliche Beschaffung“. Auf inter-       Stadt Kasserine ein Grünanlagen-Projekt mit starker
                    nationaler Ebene ging es um die Weiterentwicklung der     Bürgerbeteiligung und erhält dabei Unterstützung von
                    kommunalen Entwicklungszusammenarbeit. Immer im           der Landeshauptstadt München.
                    Blick dabei: die Nachhaltigkeitsentwicklungsziele der
                    UN, die „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der        Solche und weitere Erfolge aus 2017 – egal ob sichtbar
                    Agenda 2030.                                              in München oder in den Partnerkommunen, ob auf
                                                                              Preisverleihungen oder in der Zusammenarbeit mit EU-
                                                                              Vertretungen – spornen nicht nur uns, sondern auch
                                                                              unsere zahlreichen Partner an, sich in Europa und der
                                                                              Welt immer weiter zu engagieren.
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
8  Europa und Internationales 2017

                    Pro Europa                                                                    Rat der Gemeinden
                                                                                                  und Regionen
                    Die Landeshauptstadt München steht für eine
                    starke europäische Gemeinschaft. Zuletzt haben                                Europas: München
                    die Münchner Stadträtinnen und Stadträte
                    grünes Licht für die geplante Europa-Kampagne                                 ist Gastgeberin im
                    „Munich4Europe“ gegeben. Sie soll das Bewusst-
                    sein für europäische Themen wecken und die                                    Herbst 2018
                    Bürgerinnen und Bürger für Europa begeistern.

                    Als Diskussionsgrundlage rund um die Herausforde-                             Die Landeshauptstadt hat sich 2017
                    rungen der EU dient das sogenannte „Weißbuch zur                              als Gastgeberin für die nächste
                    Zukunft der EU“, das die EU-Kommission im März 2017                           Delegiertenversammlung des Rats
                    veröffentlicht hat. Die Landeshauptstadt München hat                          der Gemeinden und Regionen
                    im Jahr 2017 einen breit angelegten Prozess begonnen,                         ­Europas (RGRE) im Herbst 2018,
                    um zur Zukunft Europas Stellung zu beziehen.                                   eines der wichtigsten politischen
                                                                                                   Organe kommunaler Anliegen in
                    Mit dem Fortschreiten der europäischen Integration                             Europa, beworben. Bürgermeister
                    über die letzten Jahrzehnte hinweg ist auf europäischer                        Josef Schmid sagte dazu: „EU-­
                    Ebene auch das Bewusstsein für die Rolle der Städte                            Themen und die Vernetzung mit
                    und Gemeinden gewachsen: Ein großer Teil der euro-                             internationalen Partnern gewinnen
                    päischen Politik wirkt sich sehr konkret auf das Han-                          in der kommunalen Arbeit an
                    deln der Kommunen aus, zugleich ist Europa auf den                             Bedeutung. Gerade deshalb ist das
                    Rückhalt, die Beteiligung und die Ideen der kommuna-                           Engagement der Landeshauptstadt
                    len Ebene angewiesen. Aus der wachsenden Rolle von                             in der Deutschen Sektion des
                    Städten in der europäischen Politik ergeben sich neue                          Rats der Gemeinden und Regionen
                    Herausforderungen. Die Zusammenarbeit zwischen                                 ­Europas wichtig. Dieses Forum
                    den Akteuren muss zunehmend strukturiert und die                                genießt hohes Ansehen in der poli-
                    Kooperationsmethoden müssen fortentwickelt werden.                              tischen Landschaft Europas. Die
                    Mit der „Urbanen Agenda für die EU“ wird dieser Idee                            Stadt möchte als Gastgeberin die
                    Rechnung getragen.                                                              große Chance wahrnehmen, in der
                                                                                                    nächsten Delegiertenversammlung
                    Grundsätzlich ist festzustellen, dass die EU-Förder­                            Diskussionen anzustoßen und sich
                    politik künftig noch umfassender an den politischen                             zu positionieren.“
                    Prioritäten der EU-Kommission ausgerichtet wird. So
                    rücken Themen wie Migration, Sicherheit, Klimaschutz,
                    saubere Energien, nachhaltige Mobilität und die digi-     derungen. Eine entscheidende Frage der künftigen
                    tale Wirtschaft stärker in den Vordergrund. Grundsätz-    europäischen Förderpolitik ist, ob Fördermittel für alle,
                    lich verfolgen die für Städte relevanten europäischen     also auch für besser entwickelte Regionen, zur Ver­
                    Förderinstrumente zwei Ziele: einerseits die Ausschöp-    fügung stehen werden. Das EU-Rahmenprogramm
                    fung von vorhandenen Potenzialen und andererseits         Horizont 2020 gewinnt für Städte zunehmend an
                    die Unterstützung bei der Bewältigung von Herausfor-      Bedeutung. Es sieht zwischen 2018 und 2020 bis zu
                                                                              30 Milliarden Euro Fördermittel vor. Die für Städte rele-
                                                                              vanten Themen des Programms sind beispielsweise
                                                                              die CO2-arme, klima­resiliente Zukunft, nachhaltige
                                                                              Mobilität, die Kreislaufwirtschaft sowie die Digitali­
                                                                              sierung und Umgestaltung von Dienstleistungen. So
                                                                              ­werden unter anderem marktschaffende Innovationen
                                                                               gefördert. Die Art der Förderung wird vereinfacht und
                                                                               basiert auf dem Grundsatz „Vertrauen statt Kontrolle“.

                                                                              Ausblick
                                                                              Das Bewusstsein für die Rolle der Städte und Gemein-
                                                                              den dringt auf europäischer Ebene zunehmend durch.
                                                                              Dies kann als Erfolg der kommunalen Interessenver-
                                                                              tretung, wie die Landeshauptstadt München sie seit
                                                                              vielen Jahren gemeinsam mit anderen europäischen
                                                                              Großstädten betreibt, gesehen werden. Für die
                                                                              ­kommenden Jahre gilt es, die Bürgerinnen und Bürger
                                                                               für den europäischen Gedanken zu begeistern und
                                                                               eine hohe Wahlbeteiligung in 2019 zu erreichen. Die
                                                                               Weichen sind gestellt!
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
Kommunale
Entwicklungs­-
­zusammenarbeit
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt
in urbanen Ballungszentren. In vielen Städten
konzentrieren sich Armut, Versorgungsengpässe
oder Umweltschäden. Städte sind aber auch                              Die Münchner Aktivitäten
Orte, in denen diese Probleme nachhaltig gelöst                        In der Entwicklungszusammenarbeit engagiert sich die
werden können. Kommunen sind gefragte                                  Landeshauptstadt München primär beim fachlichen
Akteure der Entwicklungszusammenarbeit. Die                            Austausch zwischen Kommunalexpertinnen und
Bundesregierung begrüßt das entwicklungs-                              -experten aus München mit Partnern oder in Projekten
politische Engagement der deutschen Städte und                         in Entwicklungs- und Schwellenländern. Dies geschieht
Gemeinden und unterstützt es mit vielfältigen                          im Rahmen der Städtepartnerschaften mit Harare und
Förderprogrammen.                                                      Kiew sowie in konkreten Projektpartnerschaften. Der
                                                                       Wissenstransfer erfolgt auf internationalen Konferen-
UN-Abkommen als Handlungsrahmen                                        zen und Netzwerken, mit Delegationsbesuchen oder
Internationale Abkommen betonen die wachsende                          Hospitationen. Die Zusammenarbeit mit Akteuren der
Rolle der Kommunen: 2015 wurde die Agenda 2030                         Stadtgesellschaft sowie deren Kontakte, Expertise und
verabschiedet, das globale Entwicklungsprogramm                        Engagement sind wichtiger Bestandteil vieler Projekte
der Vereinten Nationen. Kernstück sind die 17 Nach­                    und Aktivitäten. Das im Referat für Arbeit und Wirt-
haltigkeitsentwicklungsziele „Sustainable Development                  schaft angesiedelte Sachgebiet „Internationale Koope-
Goals“, kurz SDGs, mit über 170 Unterzielen und                        rationen“ koordiniert die kommunale Entwicklungs­
­Indikatoren. Sie fordern eine nachhaltige Entwicklung                 zusammenarbeit der Landeshauptstadt München und
 im Norden und Süden als Basis für Armutsbekämpfung                    unterstützt die Fachreferate bei der Umsetzung inter­
 und benennen ausdrücklich die Städte als wichtige                     nationaler Kooperationsprojekte.
 Akteure und Handlungsfelder.
                                                                       Schwerpunkte der Zusammenarbeit
Die UN-Habitat-Konferenz im Jahr 2016 beschäftigte                     Ganz im Sinne der UN-Abkommen steht die nachhal-
sich – angesichts schnell wachsender Megacitys –                       tige Entwicklung im Fokus vieler Kooperationen. Meh-
mit der Frage, wie „Städte für alle“ ausgestaltet sein                 rere Partnerprojekte beschäftigen sich mit kommunalen
müssen, und legte die „New Urban Agenda“ vor. Diese                    Handlungsmöglichkeiten zum Klimaschutz und mit
enthält Ziele und Handlungsanleitungen zur nachhal­                    den Auswirkungen des Klimawandels. Auch Energie­
tigen, ganzheitlichen und partizipatorischen Stadtent-                 effizienz, Wasser- und Abfallwirtschaft, integrierte
wicklung. Die „New Urban Agenda“ greift die Bekämp-                    Stadtplanung oder Geoinformationssysteme sind Teil
fung der negativen Folgen des Klimawandels genauso                     des kommunalen Austauschs.
wie die Bewältigung der Herausforderungen einer
­fortschreitenden Urbanisierung auf. Sowohl die SDGs                   Flucht und Entwicklung
 als auch die New Urban Agenda bilden einen Ziel- und                  Der neue Schwerpunkt „Flucht und Entwicklung“
 Handlungsrahmen für das entwicklungspolitische                        reagiert auf die weltweite Flüchtlingskrise mit rund
 Engagement Münchens.                                                  65 Millionen Menschen, die derzeit auf der Flucht sind.
                                                                       Die Landeshauptstadt möchte mit ihrer Entwicklungs-
                                                                       zusammenarbeit einen Beitrag zur Bekämpfung der
                                                                       Fluchtursachen leisten und mit Kommunen in den Her-
                                                                       kunftsländern zusammenarbeiten, um die Lebensver-
  Bayerischer Landtag für kommunale                                    hältnisse vor Ort zu verbessern. Darüber hinaus sollen
                                                                       auch Städte in den Krisenregionen unterstützt werden,
  Entwicklungszusammenarbeit                                           die selbst viele Flüchtlinge aufgenommen haben. Eine
                                                                       im Referat für Arbeit und Wirtschaft angesiedelte Koor-
                                                                       dinierungsstelle „Flucht und Entwicklung“ baut diesen
  Der Bayerische Landtag hat sich am 27. September 2017 auf Antrag     Schwerpunkt nach und nach aus: Das Team bringt
  der CSU ausdrücklich für eine Unterstützung der kommunalen Ent-      Kooperationsprojekte in den betroffenen Regionen auf
  wicklungszusammenarbeit ausgesprochen. Der Landtag begrüßt das       den Weg und erarbeitet ein Handlungskonzept, um das
  vielfältige und erfolgreiche entwicklungspolitische Engagement der   Engagement langfristig in der Stadtverwaltung und
  bayerischen Kommunen. Die Staatsregierung wird aufgefordert, das     Stadtgesellschaft zu verankern.
  Engagement der bayerischen Kommunen in der Entwicklungszusam-
  menarbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter zu unterstützen.
  Kommunalrechtliche Vorgaben und Vorschriften für dieses Engage-
  ment sollten, wo immer möglich, lösungsorientiert ausgelegt und
  angewandt werden.
Europa und Internationales 2017 - Wirtschaft
10  Europa und Internationales 2017

Weißbuch zur
Zukunft Europas
Die EU-Kommission legte im März 2017 das
Weißbuch zur Zukunft Europas vor. Darin werden
fünf Szenarien beschrieben, wo die Union im Jahr
2025 stehen könnte. Europa-Akteure, EU-Interes-
senvertreter, aber auch die Zivilgesellschaft kön-
nen Stellungnahmen und Positionen einbringen.

Münchens kommunales Engagement: Die Landes-
hauptstadt München beteiligt sich aktiv am Prozess
der Zukunftsgestaltung der Europäischen Union und
parallel an der Kampagne von EUROCITIES, dem
­europäischen Städtenetzwerk, das sich ebenfalls mit
 Zukunftsfragen der EU beschäftigt.                              etwa zur Entwicklung der sozialen Dimension Europas
                                                                 oder zur Vertiefung der Wirtschafts- und Währungs-
Der 60. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen               union. Ergänzend zum Weißbuch stellten diese Diskus-
Verträge am 25. März 2017 war für die Staats- und                sionspapiere verschiedene Ideen, Vorschläge, Optionen
Regierungschefs der EU27 Anlass, die Zukunft des                 oder Szenarien für Europa im Jahr 2025 dar, ohne in
europäischen Projekts zu erörtern. Sie waren sich einig,         dieser Phase endgültige Beschlüsse zu bieten. Dies
eine gemeinsame und bessere Zukunft Europas ge­­                 soll dazu beitragen, frühzeitig vor der Wahl zum Euro-
stalten zu wollen. Wie EU-Kommissionspräsident                   päischen Parlament im Juni 2019 das weitere Vorgehen
­Jean-Claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Union           festzulegen.
 angekündigt hat, legte die EU-Kommission im März
 2017 das Weißbuch zur Zukunft Europas vor. Es ist der           EU-Netzwerktreffen
 Ausgangspunkt einer breiten öffentlichen Debatte über           Was ist für die Zukunft Europas aus Münchner Sicht
 die Zukunft Europas und der EU, an der sich die Landes­         entscheidend? Das war die Leitfrage beim Netzwerk-
 hauptstadt München aktiv beteiligen wird. Der Fach­             treffen der Münchner EU-Akteure 2017 des Fachbe-
 bereich Europa koordiniert federführend die Münchner            reichs Europa am 7. November. Der „frische Wind in
 Position im Weißbuch-Prozess. Im Rahmen eines breit             den Segeln Europas“ aus der Rede von EU-Kommis­
 angelegten Beteiligungsprozesses entwickelt München             sionspräsident Juncker war deutlich zu spüren. Aus-
 einen konstruktiven Beitrag zur Zukunft der EU, nach            tausch, Vernetzung und viele eigene Ideen für die
 dem Motto „Ein Europa der Städte“.                              Zukunft Europas bestimmten den Abend im Alten Rat-
                                                                 haus. Bürgermeister Josef Schmid, Stadträtinnen und
Nächste Schritte und Zukunft der EU                              Stadträte sowie rund 100 Gäste brachten vielfältige
Das Weißbuch diente als Beitrag der EU-Kommission                Perspektiven ein. An den sogenannten „Ideen-Tischen“
zum Gipfel in Rom und markierte den Anfang eines                 luden die Stadtrats-Mitglieder Ulrike Bösser (SPD),
Prozesses, in dem die EU27 die Weichen für die Zukunft           Lydia Dietrich (Die Grünen – rosa liste), Sonja Haider
der Union stellen. Die EU-Kommission ergänzte diese              (ÖDP) und Sebastian Schall (CSU) sowie Europa-Fach-
Gespräche durch verschiedene Diskussionspapiere,                 leute zur Diskussion mit ihren Schwerpunkt-Themen
                                                                 ein. Auch Schülerinnen und Schüler aus zwei Münch-
                                                                 ner Gymnasien waren zu Gast.

                                                                 Städte planen im europäischen Maßstab
                                                                 Bürgermeister Josef Schmid richtete sich an die Gäste:
  Die Ideen-Tische der                                           „Städte nehmen in vielen Bereichen eine Schlüssel-
                                                                 funktion ein. Sie sind durchsetzungsfähige Akteure zur
  Stadträtinnen und Stadträte                                    Bewältigung dringender, auch europäischer Fragen.
                                                                 Dass dies in den europäischen Institutionen zunehmend
                                                                 Anerkennung findet, ist in vielerlei Hinsicht bemerk-
  §§ Ulrike Bösser (SPD): Bildung und Soziales //                bar.“ Weiter betonte er: „Städte planen nicht mehr
     Welche Grundlagen braucht Europas Zukunft?                  ­ausschließlich für die eigenen Bürgerinnen und Bürger,
  §§ Lydia Dietrich (Die Grünen – rosa liste):                    sondern im europäischen Maßstab, manchmal sogar
     Demokratie und „Union der Werte“ // Wie können wir die       darüber hinaus. In einem immer stärker zusammen-
     Demokratie im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern sichern?    wachsenden Europa kooperieren nicht nur Unterneh-
  §§ Sonja Haider (ÖDP): Umwelt und Klima //                      men, sondern auch Behörden und Verwaltungen, um
     Ressourcen sichern und zukunftsfähig bleiben                 gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der
  §§ Sebastian Schall (CSU): Wirtschaft und Digitalisierung //    Gegenwart und Zukunft zu finden.“
     Wohnen, leben und arbeiten in der Zukunft –
     Smart Solutions für Wirtschaft und Kommunen
Europa und Internationales 2017  11

                                                             Neue EUROCITIES-
                                                             Studie zu internationalen
                                                             Kulturbeziehungen von
                                                             Städten

                                                             Das Kulturreferat freut sich 2017 über die
Europäische                                                  Ergebnisse einer neuen EUROCITIES-Studie:
                                                             Städte haben sich als globale Akteure in der
Struktur- und                                                Welt etabliert. Kommunen stoßen durch ihre
                                                             besonderen Stärken, vor allem die Bürgernähe
Investitionspolitik                                          und Flexibilität, vielfach neue Kooperations-
                                                             modelle und Formate an. Statt „showcasing“
2021–2027                                                    oder „cultural diplomacy“ steht die Zusam-
                                                             menarbeit im Vordergrund. Zudem vermitteln
                                                             Städte europäische Werte.
Aufgabe der Europäischen Strukturpolitik ist es, Ungleich­
heiten zwischen den verschiedenen Regionen zu beseiti-       Aufmerksam wahrgenommen wurde auch
gen und den wirtschaftlichen, sozialen und territorialen     der Münchner „bottom-up“-Ansatz, der die
Zusammenhalt innerhalb der Union zu stärken. Mit Blick       Impulse und weltweiten Netzwerke der loka-
auf die nächste EU-Förderperiode 2021–2027 positionier-      len Akteure – Künstler und Künstlerinnen,
ten sich in diesem Jahr bereits zahlreiche Organe und        Künstlergruppen, Initiativen oder freie Institu­
Interessenverbände. Aufgrund des Brexits und der einher-     tionen – zur Grundlage städtischer, interna­
gehenden Finanzlücke im neuen Förderzeitraum ist die         tionaler Kulturarbeit macht und damit die ent-
Debatte um die Schwerpunktsetzung diesmal besonders          sprechende Nachhaltigkeit gewährleistet.
spannend. Auch die Stadt München erarbeitete unter der
Federführung des Fachbereichs Europa ein Positionspapier     Die Studie „Cities‘ external cultural relations:
und brachte ihre Forderungen über politische Entschei-       trends and actions“, an der 13 Städte aus
dungsträger im Bayerischen Landtag, im Europäischen          11 europäischen Ländern teilnahmen, unter
Parlament und bei der Europäischen Kommission in den         anderem auch die Landeshauptstadt München,
Diskussionsprozess ein.                                      erschien im September 2017. Beleuchtet wur-
                                                             den sowohl die Verwaltungsstrukturen in den
München versteht sich als Lokomotive in Bezug auf die        Städten als auch die Konzepte und Aktivitäten.
Erprobung neuer Technologien und die Entwicklung inno-       Bereits in den Jahren 2013 und 2016 waren
vativer Lösungen in vielen Bereichen. So spricht sich die    in der Arbeitsgruppe „Mobility of Artists“ des
Landeshauptstadt München unter anderem dafür aus,            Kulturforums von EUROCITIES Studien zur
dass die Europäische Strukturfondsförderung weiterhin        Mobilität von Künstlerinnen und Künstlern in
allen Regionen Europas offensteht. Gerade Städte sollten     Europa erschienen, an denen sich das Kultur-
Berücksichtigung finden, denn sie stehen vor Heraus­         referat beteiligt hatte, und an die die neueste
forderungen, die im urbanen Raum besonders intensiv          Untersuchung anknüpfen konnte. Wichtig:
zutage treten. Dabei haben Städte aufgrund ihrer Dichte      Untersucht wurden jetzt ausschließlich inter-
und ihrer starken Wirtschaftskraft ein besonderes Poten-     nationale Beziehungen der europäischen
zial. Kommunen sollten frühzeitig in einen transparenten     Städte zu Partnern außerhalb der EU- und
Planungsprozess und die Festlegung von Prioritäten ein-      EFTA-Staaten (Norwegen, Schweiz, Island und
gebunden werden.                                             Liechtenstein).

Dank engagierter Interessenvertretung ist die Landes-
hauptstadt München in der derzeit laufenden Förderperiode
2021—2027 nicht nur für den Europäischen Sozialfonds
(ESF), sondern erstmals auch für den Europäischen Fonds
für regionale Entwicklung (EFRE) antragsberechtigt.
12  Europa und Internationales 2017

Konsultationen 2017
Sobald die EU-Kommission eine neue politische
Initiative oder die Überarbeitung bestehender
Rechtsvorschriften plant, befragt sie die Öffent-
lichkeit in Form einer Konsultation. Sie holt dabei
die Meinung von allen Betroffenen, darunter
Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern, ein und
wägt die Expertisen von außen ab. Die Landes-
hauptstadt München beteiligt sich rege an diesem
Meinungsbildungsprozess.

Sicherheit von Fahrzeugen und Schutz
von Fußgängern
Die Anzahl der Unfalltoten im Straßenverkehr ist zwar
in der EU in den letzten Jahrzehnten deutlich zurück­
gegangen, aber in der letzten Zeit ist eine Stagnation
dieses Fortschritts zu beobachten. Aus diesem Grund
erwägt die EU-Kommission eine Anpassung der Sicher-
heitselemente der beiden Verordnungen über die allge-      Halbzeitbewertung des Programms „Europa für
meine Sicherheit von Fahrzeugen und über den Schutz        Bürgerinnen und Bürger“ 2014—2020
von Fußgängern im Straßenverkehr. Diese Sicherheits-       Das Programm „Europa für Bürgerinnen und Bürger“
anforderungen sind aus Sicht der Landeshauptstadt          fördert die Wissensvertiefung der Bürgerinnen und
München am dringlichsten, um die Anzahl der Verkehrs­      Bürger über die Union, ihre Geschichte und ihre Viel-
unfälle zu verringern: autonome Notbremssysteme,           falt. Unterstützt wird ein breites Spektrum von Akti­
Spurhalteassistenz, Fahrerzustandserkennung und            vitäten und Organisationen zur Förderung einer aktiven
Ablenkungsüberwachung sowie Sicherheitsgurtwarner.         europäischen Bürgerschaft. Das Kulturreferat der
Ferner schlägt München ein Gesetz zur europaweit ein-      ­Landeshauptstadt München hat sich an der Konsul­
heitlichen Unfalldatenaufnahme durch die Polizei vor        tation beteiligt.
sowie eine zentrale georeferenzierte Unfalldatenbank
mit öffentlich zugänglichen Unfalldaten für Straßen­       Als wichtigste Maßnahmen gelten die Veranstaltungen
verkehrsbehörden. Weiter soll ein jährlicher Bericht zur   und Projekte zum europäischen Geschichtsbewusst-
„Verkehrssicherheit europäischer Städte im Vergleich“      sein sowie die Förderung von Städtenetzwerken und
erstellt werden.                                           Projekten der Zivilgesellschaft. Dies sind Projekte, die
                                                           Bürgerinnen und Bürger im Rahmen von Aktivitäten
Erasmus+ und Vorgängerprogramme                            mit direktem Bezug zur EU-Politik zusammenbringen
Das EU-Programm Erasmus+ fördert bis 2020 allge-           und so Gelegenheit zur direkten Beteiligung an der
meine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Die        Politikgestaltung bieten. Während Aktivitäten zur För-
Landeshauptstadt München hat an einer Bewertung            derung von gesellschaftlichem Engagement und Soli-
des Programms teilgenommen und im Kern diese Posi-         darität, Einholung von Stellungnahmen und Freiwilli-
tionen vertreten: Die Ziele und Maßnahmen von Eras-        gentätigkeit gefördert werden können, ist wesentlich
mus+ werden als extrem relevant bewertet. Das Pro-         mehr Budget notwendig für zivilgesellschaftliche Pro-
gramm ist zielführend und erfolgreich. Die Erfahrungen     jekte. Dies sieht auch das EU-Parlament in einer Ent-
aus München zeigen eine gute Erfolgsquote der Antrag­­     schließung vom 2. März und fordert eine Aufstockung
stellenden. Allein die Fördermöglichkeiten von Aus-        des Budgets auf 500 Millionen Euro im nächsten mehr-
landspraktika sollten noch präsenter für die Zielgruppen   jährigen Finanzrahmen.
kommuniziert werden. Die Antragstellung sollte verein-
facht werden durch eine einheitliche Anmeldung für
das gesamte Programm. Grundsätzlich ist eine Aufsto-
ckung der finanziellen Mittel notwendig, insbesondere
in der Erwachsenen- und Hochschulbildung, sowie
eine stärkere Betonung des nicht-formalen Lernens.
Europa und Internationales 2017  13

Erfolgreiche Interessenvertretung

Münchner Position gegen starre                  Vor dem Hintergrund des „Integrierten         Mehr Rechtssicherheit
Sanierungsquote im EU-Parlament                 Handlungsprogramms Klimaschutz“ der           bei der Tourismusförderung
bestätigt                                       LHM zur Erhöhung der Energieeffizienz         Die EU-Kommission hat mehr Rechts­
Die EU-Energieeffizienz-Richtlinie              städtischer Gebäude wäre eine verbind­        sicherheit für die Aktivitäten und die
(2012/27/EU) sah bislang eine jährliche         liche Sanierungsquote nicht zielführend       Finanzierung öffentlicher Tourismusorga-
energetische Gebäude-Sanierungspflicht          gewesen. Die Landeshauptstadt München         nisationen geschaffen. Seit einigen Jahren
von drei Prozent der Gesamtfläche im            steht hinsichtlich des städtischen Gebäude­   hatte sich die Landeshauptstadt München
Eigentum der mitgliedstaatlichen Zentral-       bestands vor großen Herausforderungen.        gemeinsam mit deutschen Kommunen,
regierungen vor. Noch Ende 2017 hatte           Aufgrund deutlich steigender Einwohner-       Ländern und dem Bund dafür eingesetzt,
der Ausschuss für Industrie, Forschung         zahlen ist die Landeshauptstadt gefordert,     bestehende rechtliche Unklarheiten und
und Energie (ITRE) des EU-Parlaments           die Bedarfsmehrung für stadt­eigene            Risiken bei der Finanzierung von Touris-
beschlossen, die Sanierungsquote der           Gebäude in ihrer Immobilienentwicklungs-       mus-Aktivitäten zu beseitigen.
EU-Energieeffizienz-Richtlinie von drei        planung nachhaltig umzusetzen. Die Lan-
Prozent auf den kommunalen Gebäude­            deshauptstadt verfolgt dabei im Rahmen         Die EU-Kommission geht nun davon aus,
bestand auszudehnen. Dies hätte gerade         des „Integrierten Handlungsprogramms           dass viele kommunale Tourismus-Aktivi­
für Kommunen zu einer unverhältnis­            Klimaschutz“ das Ziel, energetische            täten nicht-wirtschaftlicher Natur sind und
mäßigen Belastung geführt. Das Plenum          ­Sanierungsmaßnahmen des städ­tischen          damit keine Beihilfe darstellen. Zudem
des EU-Parlaments lehnte die verbindliche       Gebäudebestands ganzheitlich durchzu-         sieht die Kommission in vielen Fällen keine
Quote, entsprechend der Münchner                führen. Eine starre Sanierungsquote hätte     Handelsbeeinträchtigung zwischen den
Position, jedoch ab.                            diese ganzheitliche Sanierungsstrategie       Mitgliedstaaten. Konkret beihilfefrei ist
                                                gefährdet.                                    auch die Vermarktung einer touristischen
                                                                                              Region im allgemeinen Destinations­
                                                                                              marketing.

Kreatives Europa                                                                Überprüfung der Richtlinie 2009/33/EG über
Das EU-Programm „Kreatives Europa“ fördert die                                  die Förderung sauberer und energieeffizienter
audiovisuelle Branche und weitere künstlerischen Dis­                           Straßenfahrzeuge
ziplinen. Aus Sicht der Landeshauptstadt München                                Öffentliche Auftraggeber sind verpflichtet, den Markt
„hat das Programm wesentlich zur grenzüberschreiten-                            für saubere und energieeffiziente Fahrzeuge zu fördern
den Vermarktung und Sichtbarkeit audiovisueller Werke                           und zu beleben und den Beitrag des Verkehrssektors
beigetragen. Lücken gibt es allerdings hinsichtlich                             zur Umwelt-, Klima- und Energiepolitik der Europäi-
der Förderung reiner Audio-Angebote wie Radio oder                              schen Union zu verbessern. Mangels Wirksamkeit soll
­InternetBroadcast. Der Fokus liegt zu sehr auf der                             die entsprechende Richtlinie überarbeitet werden, um
 ­Förderung von kommerziellen Filmen. Das Programm                              das Hauptziel zu erreichen, nur saubere Fahrzeuge zu
  sollte grundsätzlich mehr Budget erhalten, da gegen-                          beschaffen. Grundsätzlich folgt die Stellungnahme der
  wärtig nur jeder achte Antragsteller gefördert werden                         Landeshauptstadt München dieser Ansicht.
  kann. Daher sind die Projekte weiträumig über die EU
  verteilt und bieten keine bessere Sichtbarkeit. Kleinere                      Auftraggeber sollten verpflichtet werden, nur saubere
  Projekte und unabhängige Künstlerinnen und Künstler                           Fahrzeuge zu beschaffen. Dabei ist jedoch zu berück-
  sollen stärker gefördert werden.                                              sichtigen, dass es aufgrund höherer Anschaffungs­
                                                                                kosten für saubere Fahrzeuge anfangs zu Belastungen
Dabei sind für künftige Programme einige Faktoren                               der Investitionshaushalte von lokalen Behörden kom-
relevant wie die Notwendigkeit, den interkulturellen                            men kann. Die Stellungnahme weist darauf hin, dass
Dialog zu fördern, Europas Einheit zu stärken und Pro-                          sich alle Maßnahmen am Stand der Technik und der
jekte in Nachbarstaaten der EU zu fördern. Allgemein                            Realisierbarkeit orientieren sollten. Es ist zu beachten,
müssen Projektergebnisse künftig besser kommuniziert                            dass die Fahrzeuge in erster Linie zur wirtschaftlichen
werden. Als Prioritäten für künftige Programme wird                             und zuverlässigen Erledigung kommunaler Aufgaben
eine bessere internationale Sichtbarkeit des europäi-                           benötigt werden. Überzogene oder komplizierte Richt­
schen Kreativsektors, mehr Budget, die Abkehr von                               linien führen zu Einschränkungen bei Lieferfähigkeit
einer zu stark wirtschaftlichen Betrachtung des Kreativ-                        und Wettbewerb. Sinnvoll wäre eine schrittweise
sektors sowie eine gezielte Schwerpunktsetzung auf                              ­Verschärfung der Maßnahmen, damit die Hersteller
einzelne Teilbereiche beim Thema Digitalisierung emp-                            ausreichend Zeit haben, praxistaugliche Produkte zu
fohlen. In Zukunft sollten kleinere Projekte verstärkt                           entwickeln.
gefördert und deren Zugang zum Programm erleichtert
werden.
14  Europa und Internationales 2017

Urbane Agenda für die EU –
Partnerschaft innovative und nachhaltige Beschaffung
Die Landeshauptstadt München          lage dieser Zusammenarbeit ist die      Leitung der Arbeitsgruppe zu
ist Mitglied der Partnerschaft zu     Urbane Agenda für die EU. Es gibt       Risiken bei der Beschaffung
innovativer und nachhaltiger          zwölf Partnerschaften mit unter-        Im gesellschaftlichen, ökologischen
Beschaffung im Rahmen der             schiedlicher thematischer Ausrich-      und digitalen Wandel sind Städte
Urbanen Agenda und leitet eine        tung wie etwa Luftqualität, Woh-        heute mehr denn je darauf ange-
eigene Arbeitsgruppe.                 nungsbau, Kreislaufwirtschaft oder      wiesen, sowohl nachhaltige als
                                      Mobilität.                              auch innovative Produkte und
Die Landeshauptstadt München                                                  Dienstleistungen zu beschaffen. Ein
wird gemeinsam mit ihren Partnern     Die Partner sollen EU-Rechtsetzung      solcher zusätzlicher Innovations­
die Beschaffung von Innovationen      und Finanzierungsmöglichkeiten          bedarf verlangt nach einem dyna-
und nachhaltigen Produkten voran-     verbessern. Jede Partnerschaft ist      mischen und integrierten Ansatz im
bringen: Es geht darum, bestehende    zunächst für drei Jahre angelegt. Im    öffentlichen Beschaffungswesen.
Probleme zu identifizieren und        Ergebnis sollen konkrete Empfeh-        Die Arbeit der Partnerschaft zu
Lösungen im Bereich der nachhal­      lungen und Aktionspläne für Mit-        „innovativer und verantwortungs-
tigen und innovativen Beschaffung     gliedstaaten, EU-Institutionen und      voller öffentlicher Beschaffung/Ver-
zu erarbeiten. Das Münchner Team      Kommunen entstehen. München             gabe” umfasst drei Arbeitsgruppen:
wird zusammen mit Vertreterinnen      konzentriert sich auf das öffentliche   eine kümmert sich um strategische
und Vertretern der EU-Staaten, der    Beschaffungswesen.                      Belange, eine weitere um metho­
EU-Kommission und europäischer                                                dische Ansätze beim Beschaffungs-
Kommunen arbeiten. So kann sich                                               prozess und die dritte um Risiken
die Landeshauptstadt noch stärker                                             bei der Beschaffung. Letztgenannte
als kommunale Ansprechpartnerin                                               leitet die Landeshauptstadt Mün-
für die EU-Kommission, die Mit-                                               chen. Tatsächlich vorhandene und
gliedstaaten und wichtige europäi-                                            nur wahrgenommene Risiken bei
sche Kommunen etablieren. Grund-                                              der Beschaffung innovativer Pro-
                                                                              dukte und Dienstleistungen stehen
Europa und Internationales 2017  15

                                                                               Hintergrund
                                                                               Städte sind bislang nur marginal in europa­
                                                                               politische und europarechtliche Prozesse einge-
                                                                               bunden. Die EU-Kommission reagiert auf dieses
                                                                               Defizit mit der Urbanen Agenda.

                                                                               Im Mai 2016 wurde der Pakt von Amsterdam unter-
                                                                               zeichnet und damit der Grundstein für ein neues Gover-
                                                                               nance-Instrument gelegt. Ziel ist eine intensivere
                                                                               Zusammenarbeit der administrativen Ebenen von EU,
                                                                               Mitgliedstaaten, Regionen und Städten auf Augen-
                                                                               höhe. Kommunen sollen stadtrelevante Politik auf
                                                                               EU-Ebene stärker begleiten. Der Prozess zum Pakt von
                                                                               Amsterdam wurde erstmals gemeinsam zwischen
                                                                               ­Mitgliedstaaten und der EU-Kommission auf den Weg
                                                                                gebracht. Die ersten vier Partnerschaften nahmen ihre
                                                                                Arbeit bereits im Jahr 2016 auf, bis Ende 2017 haben
                                                                                die restlichen acht begonnen, an den Aktionsplänen zu
                                                                                arbeiten. Fast alle Partnerschaften finden unter Beteili-
                                                                                gung deutscher Städte sowie Bundesbehörden statt.
                                                                                In Deutschland unterstützt das Bundesministerium für
                                                                                Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit die-
                                                                                sen Prozess, auch in Hinblick auf eine Neuauflage der
                                                                                Leipzig Charta unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft
                                                                                im Jahr 2020.

                                                                               Mehr unter
                                                                                 ec.europa.eu/futurium/en/urban-agenda

im Fokus dieser Aufgabe. Risikover-      Weitere Arbeitsgruppen:
meidung ist einer der Hauptgründe,       Strategien und Methoden
warum öffentliche Auftraggeber           Die Arbeitsgruppe 1 konzentriert
sich scheuen, innovative oder nach-      sich auf Strategisches. Der
haltige Produkte zu beschaffen und       Beschaffungsprozess soll Teil der
ihre Möglichkeiten strategisch ein-      gesamten Steuerungsstrategie
zusetzen. Eine der Hauptursachen         einer Stadt werden. Die Partner-
hierfür sind Rechtsunsicherheiten        schaft wird untersuchen, wie
bei der Anwendung des Vergabe-           Städte mit politischer Unterstüt-
rechts. Die Partnerschaft zielt darauf   zung Beschaffungsstrategien aus­                          Weitere
ab, diese Risiken sowie ihre Ursa-       arbeiten können und wie diese in
chen zu analysieren und zu ver­          einer allgemeinen Management-                             Partnerstädte
ringern. In der Arbeitsgruppe sollen     strategie auszurichten sind. Ferner
konkrete Lösungen erarbeitet wer-        sollen Methoden entwickelt wer-
den, um die Vergabeverantwortlichen      den, um alle relevanten Daten zur                         Teilnehmer der Partnerschaft zur
mit mehr Rechtssicherheit und            Analyse und besseren Steuerung                            Beschaffungspraxis sind die Städte
somit mit mehr Vertrauen auszu-          der eigenen Beschaffungstätigkeit                         Haarlem, Preston, Gabrovo, Larvik,
statten.                                 zu erhalten. Die Arbeitsgruppe 2                          Nantes, Vantaa, München und
                                         wird verschiedene Methoden ana­                           Turin. Italien ist als Mitgliedstaat
Neben der Rechtssicherheit bei           lysieren, wie Anbieter und weitere                        beteiligt. Von Seiten der EU-Kom-
der Anwendung des Vergaberechts          Akteure im Vorfeld besser in den                          mission nehmen die Generaldirek-
ist der Kompetenzaufbau für öffent­      Beschaffungsprozess eingebunden                           tion für Regionalpolitik und die
liche Auftraggeber ein weiterer          werden können. Damit sollen                               Generaldirektion für Wachstum
Schwerpunkt der Partnerschaft.           Städte ein effizienteres Verfahren                        (Binnenmarkt, Industrie, KMU) teil.
Hier werden die Partner Lösungen         gewährleisten und innovative Leis-                        Geplant ist ferner die Teilnahme
erarbeiten, um die Ausbildung im         tungen erhalten.                                          der Stadt Oslo und von Finnland.
Vergaberecht und den Erfahrungs-                                                                   Begleitet wird die Partnerschaft
austausch zwischen den Städten                                                                     durch das global agierende Bera-
zu fördern und zu verbessern.                                                                      tungsunternehmen Ecorys.
Europa-Jahresbericht 2017  17

Aus dem Europe Direct                                                    Investitions-Kampagne
Informationszentrum                                                      „Mehr für München“

Die Veranstaltungen des Europe Direct Informa­                                                 Was hat München mit Grillkohle
tionszentrums standen 2017 im Zeichen der viel­                                                 zu tun? Seit 2015 stellt die Euro-
fältigen gegenwärtigen Herausforderungen, denen                                                 päische Kommission im Rahmen
Europa gegenübersteht. Daraus ergaben sich                                                       der Investitionsoffensive Mittel
mögliche Lösungsansätze für eine gemeinsame                                                      für innovative Unternehmen
Zukunft. Es zeigte sich, dass es mit Europa nur                                                   und Start-ups zur Verfügung.
durch gemeinsames Handeln vorwärts gehen                                                          Die Chancen für eine Finan­
kann. Dies war der Tenor, vor allem in den Veran-                                                  zierung aus Europa stehen
staltungen des Europaforums, das regelmäßig zur                                                    gerade in München gut.
Diskussion mit Expertinnen und Experten sowie                                                       Auf der Website mehr-fuer-
Münchner Bürgerinnen und Bürgern einlädt.                                                           muenchen.eu informiert das
                                                                                     Europe Direct Informationszentrum über
Themen der Podiums-                                                      die Förderung mit Geschichten von Gründerinnen und
diskussionen waren                                                       Gründern, zum Beispiel den Grillkohle Anbieter, und
etwa „Sicherheit in der                                                  ­Bildungsstätten. Außerdem sind Informationen abruf-
EU“ (unter anderem                                                        bar, wo und wie man sich um finanzielle Unterstützung
mit der EU-Abgeord-                                                       bewerben kann. Die Investitionsoffensive läuft bis Ende
neten Monika Hohl-                                                        2020 und verfügt über insgesamt 500 Milliarden Euro
meier), oder die                                                          an Fördergeldern.
„Zukunftsfähigkeit
der EU auf dem                                                           Mehr unter
Prüfstand“, wobei Stimmen nach                                             mehr-fuer-muenchen.eu
mehr Zusammenarbeit bei Cybersicherheit inner-
halb der EU laut wurden. Die Podiumsgäste,
Prof. Werner Weidenfeld, John Friedmann von
„Pulse of Europe“ München sowie Richard Kühnel,       Schulservice
Leiter der Vertretung der EU-Kommission in Berlin,
haben außerdem konstatiert, dass vor allem durch
die Wahl Emmanuel Macrons die EU eine Chance          Das Europe Direct Informationszen-     stalten. Wissen und Informationen
bekommen hat, grundlegende Änderungen vor­            trum EDIC tritt mit seinen Bildungs-   sind der erste Schritt zur aktiven
zunehmen.                                             und Mitmachangeboten an Lehre-         Teilnahme an Politik und in Gesell-
                                                      rinnen und Lehrer aller Schularten     schaft als Europäerinnen und Euro-
Wie Bürgerinnen und Bürger in Form von euro­          und -formen heran und unterstützt      päer. Im Angebot 2017 waren Work-
päischen Bürgerinitiativen mehr am politischen        diese in ihrem Engagement für          shops für Schulklassen und Projekt-
Geschehen der EU teilhaben können, wurde bei          Europa. Europapolitische Bildung       gruppen, Europa-Rallyes sowie
„Europa bewegt – bewegt Europa!“ unter anderem        befähigt Kinder, Jugendliche und       ­Service- und Beratungsleistungen
mit der EU-Abgeordneten Maria Noichl diskutiert.      junge Erwachsene, Europa kennen-        für Lehrerinnen und Lehrer sowie
Die Fachtagung „Zukunft Europa“ behandelte die        zulernen, zu erleben und mitzuge-       für Schülerinnen und Schüler.
fünf Szenarien des Weißbuchs zur Zukunft Europas.
Teilgenommen haben Oliver Dreute vom European
Political Strategy Centre in Brüssel und Dr. Georg
Fichtner, der die Bürgerbeteiligung „Pulse of
Europe“ vorstellte.                                   EU-Kommission erhöht
In den Veranstaltungen war häufig von einer           Zuschüsse für Europe Direct
­„Aufbruchstimmung“ die Rede, denn Nationalisten
 konnten sich weder in Frankreich, den Niederlanden
 noch in Österreich durchsetzen und nach dem          In der Ausschreibung der EU-Kommission für das Netz der Europe Direct
 ­Brexit-Votum machte sich eine Welle der Solidari-   Informationszentren ist München 2017 erneut für eine dreijährige Förde-
  sierung in den restlichen Mitgliedstaaten breit.    rung ausgewählt worden. Mit erhöhten Mitteln ausgestattet, startete das
                                                      Europe Direct Informationszentrum München ins Programm 2018.
                                                      ­Bürgermeister Josef Schmid sagte dazu: „Ich freue mich sehr über die
                                                       Anerkennung für das Münchner Europe Direct Informationszentrum durch
                                                       die Europäische Kommission und die erhöhten Zuschüsse ab 2018. Das
                                                       Europe Direct schafft den direkten Kontakt zwischen der EU und der
                                                       Münchner Bürgerschaft. Neben Informationen zu allen EU-Themen ist es
                                                       auch Plattform für Diskussionen, Beteiligung und Engagement. Das ist vor
                                                       dem Hintergrund der öffentlichen und politischen Diskussionen über die
                                                       Zukunft Europas ein wertvolles Angebot.“
18  Europa-Jahresbericht 2017

Stadtrats-Beschluss zur
Kampagne „Munich4Europe“

Die Landeshauptstadt München setzt sich für
eine starke Europäische Gemeinschaft ein.
Hierzu wird die crossmediale Kampagne
„Munich4Europe“ konzipiert. Sie soll Bewusst-
sein und Begeisterung für europäische Themen
wecken. Der Stadtrat hat im November 2017
grünes Licht für die Kampagne gegeben.

Das europäische Städte-Netzwerk EUROCITIES
hat 2017 die europaweite Kampagne „Cities4Europe,               So war der
Europe for Citizens“ angestoßen, an der sich die
­Mitglieder-Städte beteiligen. Die Landeshauptstadt             Europa-Tag 2017
 München entwickelt zudem eine eigene Kampagne,
 um den Rückhalt für die Europäische Union und den              „Sei dabei – Europa zum Anfassen“
 Demokratiegedanken in der Öffentlichkeit zu stärken            lautete der Titel des Münchner Europa-
 und die eigene Europaarbeit sichtbar zu machen.                Tags 2017.
 Die Kampagne soll Begeisterung für Europa wecken.
 Sie spricht die Bürgerinnen und Bürger emotional an            Die Landeshauptstadt München lädt jedes Jahr im Mai –
 und bietet ihnen wertvolle Informationen.                      gemeinsam mit den Vertretungen der Europäischen Kommission und
                                                                des Europäischen Parlaments in München sowie der Europa-Union
Ein Höhepunkt ist der „Münchner Europa-Tag 2019“,               München – zu einem bunten Programm in der Stadtmitte ein. So
der im Mai 2019 auf dem Marienplatz kurz vor den                auch 2017: Vor schwingenden EU-Fahnen und unzähligen blauen
Europa-Wahlen gefeiert wird. Die Kampagne soll                  ­Ballons begrüßte Bürgermeister Josef Schmid am 5. Mai interna­
bereits vom Europa-Tag 2018 einen Bogen zur Veran-               tionales Publikum auf dem Münchner Marienplatz und erinnerte an
staltung 2019 spannen. Zielgruppen der Kampagne                  den Grundstein der heutigen Europäischen Union, die berühmte
sind die Münchner Bevölkerung sowie die lokale und               „Schumann-Erklärung“, die Rede des damaligen französischen
überregionale Medienlandschaft. Insbesondere über                Außenministers Robert Schuman vom 9. Mai 1950. Im Anschluss
die sozialen Medien sowie über Veranstaltungen wie               folgte ein großes Programm: Auf der Bühne geboten waren unter
etwa Bürgerdialoge werden Chancen zur Interaktion                anderem die „Stars for Europe“, Polit-Talks mit Mitgliedern des
mit Bürgerinnen und Bürgern eröffnet. In den sozialen            ­Europäischen Parlaments sowie Live-Konzerte der Bands JB‘s First
Netzwerken soll sich eine fortbestehende „Community“              und Tula Troubles. Stände informierten über Europa-Projekte und
bilden, die an EU- und Demokratie-Themen der Landes-              -Vertretungen in München. Der Europa-Tag 2017 lockte Prominenz an:
hauptstadt München interessiert ist. Besonders in                 Die Comedy-Stars Wigald Boning und Tommy Krappweis sowie die
der zweiten Hälfte soll die Kampagne Bezug nehmen                 Schauspielerin Jutta Speidel bekannten sich zu Europa. Weitere
auf die anstehende Europawahl, um eine möglichst                  „Stars for Europe“ wie Reinhold Messner und Udo Wachtveitl sende-
hohe Wahlbeteiligung zu erreichen, das Demokratie-                ten Video-Botschaften, jetzt abrufbar unter
Verständnis und die Politisierung zu stärken.
                                                                  europarl.europa.eu/germany/de/verbindungsbüro-in-
                                                                münchen/stars-for-europe

Kino Europa
                                                                                                Münchner
Die Vielfalt und Qualität                                Die Filme laufen in der Regel
des europäischen Kinos                                   kurz vor dem offiziellen Kino-         Stadtbibliothek
hat das Europe Direct                                    start in Originalfassung mit
Informationszentrum 2017                                 Untertiteln. In den Gasteig
mit der neuen Filmreihe                                  wurden die Filmemache­                 Die Münchner Stadtbibliothek
„Kino Europa“ gezeigt.                                   rinnen und Filmemacher so­­            ist Partner des Europe Direct
                                                         wie Schauspielerinnen und              Informationszentrums und
Die Programme MEDIA und                                  Schauspieler eingeladen, die           begleitet das Angebot mit der
EURIMAGES unterstützen seit                              Einblicke in ihre Länder ga­­          Diskussions- und Veranstaltungs­
mehr als 25 Jahren den europäischen         ben und über den Status und die Zukunft             reihe in der Münchner Stadt­
Film sowie dessen internationale Konkur-    des europäischen Kinos sprachen. Kino               bibliothek am Gasteig, dem
renzfähigkeit: Preisgekrönte europäische    Europa fand in Zusammenarbeit mit dem               Schulklassenprogramm sowie
Spiel- und Dokumentarfilme locken ein       Creative Europe Desk München, dem                   aktuellen Medientipps und Lese-
immer größer werdendes Publikum in die      Informationsbüro des Europäischen Parla­            empfehlungen.
Kinosäle – was auch das Interesse an der    ments in München und der Petra-Kelly-
neuen Filmreihe deutlich bewiesen hat.      Stiftung statt und wird 2018 fortgesetzt.
Sie können auch lesen