Forschung und Aktivitäten Oktober bis Dezember 2020 - Wuppertal Institut
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Inhalt Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Personalia: Kaufmännische Geschäftsführerin ging in den Ruhestand . . . . . . . . . . . . . . . 4 Forschungsprojekte und -ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 ReUse und Secondhand in Deutschland: 1289 Euro liegen ungenutzt in Haushalten . . . 5 Grüner Wasserstoff aus Deutschland beflügelt Klimaschutz und Volkswirtschaft . . . . . . 6 Zukunftsimpuls: Lieferketten in Krisenzeiten besser managen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 SCI4climate.NRW veröffentlicht erste Forschungsergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wie Deutschland bis 2050 klimaneutral wird . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Klimapolitik gewinn bei deutschen Unternehmen an Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Energiearmut im privaten Mietsektor bekämpfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Tagungen/Forschungstransfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Podcast Zukunftswissen.fm: Jetzt handeln für den Klimaschutz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Der Wald und der Sturm: Ausstellung am Wuppertal Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Future Energies Science Match 2020 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 It’s the End of the COP as We Know It! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Systemwandel und Krisenbewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 In der „Zukunftsküche“ begegnen sich Kunst und Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Herausforderungen und Lösungen in der Internationalen Klimapolitik . . . . . . . . . . . . . . 14 Industrielle Zukunft und der European Green Deal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Forschungsprodukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 WechselWirkung Konsum und Kreislaufwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Konjunktur- und Förderprogramme nachhaltig einsetzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Erster Energieforschungsbericht für NRW erschienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Selbstständiges, transformatives Forschen fördern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Energieausweise richtig bewerten, zertifizieren und anwenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 JRF: Zwei neue wissenschaftliche Vorstände gewählt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Gewinner des 13. Deutschen Nachhaltigkeitspreises . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Internationalen Marktmechanismus ausgestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Update des deutschen Abfallvermeidungsprogramms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Personalveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Neue Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Veranstaltungen und Vorträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Publikationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Impressum Der Quartalsbericht erscheint vierteljährlich mit einer Darstellung von Höhepunkten der Aktivitäten des Wuppertal Instituts in den vorangegangenen drei Monaten. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Quartalsbericht 4/2020 Geschäftsführung: Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer, und Michael Dedek, kaufmännischer Geschäftsführer Redaktion: Christin Hasken, Anna Riesenweber Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Fotos: siehe Bildlegenden, Titelseite GettyImages Telefon: +49 202 2492-0, Fax: -108 E-Mail: info@wupperinst.org, Internet: wupperinst.org
Liebe Leserinnen und Leser, schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel, zu- Die Studie zeigt auch, wie Deutschland bis zum Jahr nehmende Hitzewellen und Starkregen: Die Folgen des 2030 die Treibhausgasemissionen deutlich stärker sen- Klimawandels sind weltweit sicht- und spürbar – und ken kann als bislang von der Bundesregierung vorge das Zeitfenster zum Handeln verkleinert sich. Um die sehen. Mit der Festlegung der Minderung der Treib weltweiten Auswirkungen des Klimawandels deutlich hausgasemissionen um 65 Prozent bis zum Jahr 2030 zu limitieren, muss der Ausstoß von Treibhausgasen wird davon ausgegangen, dass Deutschland im Zuge der drastisch reduziert werden. Die von der internationalen Steigerung des europäischen Klimaschutzambitionen Staatengemeinschaft im Jahr 2015 in Paris beschlos nachlegen muss. Die Analysen liefern aber nicht nur sene Vereinbarung gibt das Ziel vor, die Erderwärmung wichtige Erkenntnisse für Deutschland, sondern sind auf deutlich unter 2 Grad Celsius, möglichst aber auf auch eine Grundlage dafür, dass Deutschland bei einer 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Ob und wie sich Umsetzung des skizzierten Pfades über internationale dieses Ziel erreichen lässt, hat das Wuppertal Institut in Partnerschaften vor allem sich entwickelnde Länder der zwei Studien detailliert untersucht. Welt massiv dabei unterstützen kann, ihre Energiever- In der Studie „CO2-neutral bis 2035“ für Fridays for sorgung auf erneuerbare Energien umzustellen bezie- Future Deutschland, die mit finanzieller Unterstützung hungsweise erst gar nicht in fossile Energieversorgungs- der GLS Bank erstellt worden ist, wird analysiert, wel- strukturen einzusteigen. che Bausteine aus heutiger Sicht zur Verfügung stehen, um schon bis zum Jahr 2035 CO2-Neutralität in Eine spannende Lektüre wünschen Deutschland zu erreichen. Die zentrale Aussage ist, Michael Dedek und Manfred Fischedick dass dies aus rein technisch-ökonomischer Sicht (kaufmännischer Geschäftsführer zwar sehr ambitioniert, aber grundsätzlich machbar und wissenschaftlicher Geschäftsführer) erscheint. Entscheidend ist jedoch, ob dies auch aus gesellschaftlicher und politischer Sicht umsetzbar ist. Hierfür bedarf es einer umfassenden Diskussion. Mit der Quantifizierung der dafür notwendigen Maß nahmen hat die Studie dafür eine wichtige Grundlage gelegt. Denn letztlich geht es dabei um die zentrale Frage, ob die zahlreichen mit der Umsetzung verbunde- nen strukturellen Veränderungen in dem knappen Zeit- raum sozial ausgewogen gestaltet werden können. In einer weiteren Studie untersuchte das Wuppertal Institut gemeinsam mit der Prognos AG und dem Öko- Institut für Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und die Stiftung Klimaneutralität, wie Deutschland von fossilen Energieträgern unabhängig und bis 2050 treib- hausgasneutral werden kann. Die Studie „Klimaneutra- les Deutschland“ ist die erste Studie überhaupt, die einen detaillierten Weg zur Klimaneutralität 2050 – unter Berücksichtigung aller Sektoren – darstellt und damit analysiert, wie die Vorgaben des nationalen Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal Klimaschutzgesetzes umgesetzt werden können. Die drei Forschungsinstitute untersuchten und modellierten insgesamt ein Jahr lang detailliert die notwendigen Maßnahmen in den Sektoren Energiewirtschaft, Indus trie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfall. Auch die oft vernachlässigten Bereiche Landnutzung und Forstwirtschaft sowie die effiziente Gewinnung und Nutzung von Bioenergie wurden umfassend betrachtet. Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 3
Personalia: Kaufmännische Geschäftsführerin ging in den Ruhestand Nach 22 Jahren verabschiedete sich Brigitte „Wir haben Brigitte Mutert-Breidbach sehr viel Mutert-Breidbach von der Spitze des Wuppertal zu verdanken, sie hat das Institut über die vielen Instituts in den Ruhestand. Die gebürtige Müns- Jahre mit großer Umsicht und Professionalität terländerin verantwortete seit 1998 als kauf von der kaufmännischen Seite geführt und stets männische Geschäftsführerin die wirtschaftlichen die finanzielle Solidität des Instituts im Blick Geschicke des Instituts. Durch ihre umsichtige gehabt. Dies erfolgte immer in enger und ver- Führung des kaufmännischen Bereichs legte sie trauensvoller Zusammenarbeit mit der wissen- den Grundstein für den Institutserfolg der ver- schaftlichen Leitung des Instituts“, blickte Prof. gangenen zwei Jahrzehnte. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Brigitte Mutert-Breitbach übernahm die kauf- Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, zurück männische Geschäftsführung 1998 in wirtschaft- und ergänzte: „Für die Zukunft wünsche ich lich herausfordernden Zeiten. Das starke Wachs- Brigitte Mutert-Breidbach im Namen des gesam- tum der Gründungsjahre und insbesondere das ten Instituts mehr Zeit für ihre Familie und ihre stark wachsende Drittmittelgeschäft verlangten vielen Hobbys sowie Gesundheit und alles nach dem Aufbau professioneller finanziell- erdenklich Gute.“ administrativer Strukturen. Mit enormem per- Zu Mutert-Breidbachs Arbeitsschwerpunkten sönlichen Einsatz gelang es ihr das Institut auf gehörte neben der Budgetplanung, die betriebs- Kurs zu bringen und bis heute durch solides wirtschaftliche und finanzielle Steuerung des Wirtschaften den Institutserfolg zu ermöglichen. Instituts sowie zuwendungsrechtliche Fragestel- lungen. Daneben leitete sie die Administration – dazu gehören die Bereiche Personal, Finanzen, Controlling, Projektverwaltung sowie die allge- meine Verwaltung. Der Aufsichtsratsvorsitzende Christoph Dam- mermann, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Ener- gie des Landes Nordrhein-Westfalen, sagte: „Frau Mutert-Breidbach hat sich um das Wupper- tal Institut verdient gemacht: Mit ihrer hohen Integrationsfähigkeit, ihrem organisatorischen Geschick und mit viel Menschlichkeit hat sie das Institut zusammengehalten und in seiner Schlag- kraft zu dem gemacht, was es heute ist. Dafür möchte ich ihr im Namen des Landes und auch persönlich sehr herzlich danken.“ „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verlasse ich das Institut. Mir werden sicher- lich die vielen netten und aufgeschlossenen Menschen und der Austausch mit ihnen fehlen. Aber ich freue mich auch auf meine Familie und Im Dezember 2020 ging die kaufmännische Geschäftsführerin Brigitte Mutert-Breidbach in den verschiedene Projekte, für die ich nun mehr Ruhestand. Quelle: Mathias Kehren, Wuppertal Zeit haben werde“, sagte Brigitte Mutert-Breid- bach. > mehr 4 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
Forschungsprojekte und -ergebnisse ReUse und Secondhand in Deutschland: 1289 Euro liegen ungenutzt in Haushalten –––––––– Umweltschutz und Nachhaltigkeit bestimmen seit Jahren die öffentlichen Debatten sowie zunehmend das Handeln privater Haushalte. Eine Mehrheit geht davon aus, dass die Bedeutung nach haltigen Handelns weiter wachsen wird. Allerdings fällt es vielen anscheinend schwer, nicht nur nachhaltig zu denken, Quelle: GettyImages sondern auch zu handeln. Eine Studie des Wuppertal Instituts in Zusammen arbeit mit eBay Kleinanzeigen zeigt diese Diskrepanz. Deutlich werden auch werden, selbst umweltbewusster zu einen Vorteil an, etwas Gutes für die Um- Unterschiede im Konsumverhalten jün leben. Im konkreten Handeln zeigen welt zu tun, indem sie mit dem Verkauf gerer und älterer Menschen. Dennoch: sich regionale Unterschiede: Im Westen eines gebrauchten Produktes den Lebens- Immer mehr Menschen tragen aktiv zum Deutschlands sind mehr Menschen zyklus des Produktes verlängern. Klimaschutz bei und kaufen oder verkau (63 %) bereit, Abstriche im Sinne der „In der Bevölkerung gibt es erkennbar eine fen beispielsweise gebrauchte Artikel. Nachhaltigkeit zu machen als im Osten große Bereitschaft, Produkte länger zu Nahezu jeder hat hierzulande bereits ein (52 %). Und: Städter achten weniger dar- nutzen und damit Abfall zu vermeiden. mal etwas Gebrauchtes verkauft. Jeder auf, Ressourcen zu sparen (56 %) als Was wir aber brauchen sind Strukturen, Zweite hat bereits einmal Gebrauchtes Menschen, die in vorstädtischen (64 %) die das allen im Alltag einfacher ermög gekauft. Ungeachtet dessen liegen in oder ländlichen Regionen (68 %) leben. lichen“, sagt Dr. Henning Wilts, Studienko- deutschen Haushalten durchschnittlich Der Kauf oder Verkauf gebrauchter Pro- ordinator und Leiter der Abteilung Kreis- rund 1.300 Euro in Form ungenutzter dukte steht in einem engen Verhältnis zu laufwirtschaft am Wuppertal Institut. Dinge und verborgener Schätze. den Themen Nachhaltigkeit und Klima- Die dargestellten empirischen Ergebnisse Eine Mehrheit hierzulande geht davon schutz. Durch die Wieder- bzw. Weiter- zum Thema ReUse und Secondhand in aus, dass die Bedeutung nachhaltigen verwendung von Produkten werden Pro- Deutschland basieren auf einer repräsen- Handelns zunehmen wird (60 %). Fast duktionsressourcen gespart und Abfall tativen Befragung, die im September ein Drittel (31 %) gibt an, infolge der vermieden. Ein Vorteil, den auch die 2020 von YouGov eigens für eine Studie Medienberichterstattung zu den Themen Mehrheit der Befragten sieht: 64 % stim- „ReUse und Secondhand in Deutschland Klimawandel und Nachhaltigkeit bereits men zu, dass die Verwendung gebrauch- – Einstellungen zum Thema Abfallvermei- das eigene Verhalten geändert zu haben. ter Produkte gut für die Umwelt sei. dung und Nachhaltigkeit“ des Wuppertal Eine deutliche Mehrheit (68 %) sagt, Rund jeder Zweite (47 %) kann sich vor- Instituts durchgeführt wurde. Hierzu bereits weniger Müll im Alltag zu produ stellen, in Zukunft öfter gebraucht zu haben sich insgesamt 1.023 Personen in zieren und ressourcensparende Alter kaufen, um die Umwelt zu schonen. Vier Deutschland an einer Online-Befragung nativen innerhalb ihres Konsumverhal von zehn Befragten (43 %) sehen es als beteiligt, sodass sich mit Blick auf Alter, tens zu nutzen. Außerdem gibt fast die Geschlecht, Region (Nord, Süd, Ost, West) Hälfte der Befragten (45 %) an, durch und Wohnumgebung (urban, ländlich) das nachhaltige Verhalten von Menschen repräsentative Aussagen treffen lassen. in ihrem näheren Umfeld motiviert zu > mehr Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 5
„ Aktuell wird zu sehr über die Kosten und zu wenig über die Notwendigkeiten und positiven Effekte der heimischen Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien gesprochen.“ Grüner Wasserstoff aus Frank Merten, Co-Leiter des Forschungsbereichs Systeme und Infrastrukturen Deutschland beflügelt in der Abteilung Zukünftige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Klimaschutz und Institut und Projektkoordinator der Studie Volkswirtschaft –––––––– Deutschlands Klimaschutzstrategie baut Energie (BEE) und vom Landesverband auf den Einsatz von grünem Wasserstoff Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) Bericht | 3. November 2020 aus erneuerbaren Energien. Doch wo soll in Auftrag gegeben. Bewertung der Vor- und Nachteile von Wasserstoffimporten im der Wasserstoff herkommen, aus heimi- Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Vergleich zur heimischen scher Produktion oder importiert aus dem neue Wasserstoffstrategie der Bundes Erzeugung Ausland? Eine neue Studie des Wuppertal regierung, die vor allem auf den Import Studie für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW e. V. (LEE-NRW) Instituts und DIW Econ schafft einen des viel diskutierten Energieträgers setzt. Frank Merten (Wuppertal Institut) Überblick über die aktuelle Datenlage Mit dem Import sind allerdings nicht nur Alexander Scholz (Wuppertal Institut) Christine Krüger (Wuppertal Institut) und ermittelt Wertschöpfungs- und hohe Unsicherheiten verbunden. Auch Simon Heck (Wuppertal Institut) Dr. Yann Girard (DIW Econ) Marc Mecke (DIW Econ) Beschäftigungseffekte beider Strategien. könnte dies in den produzierenden Län Marius Goerge (DIW Econ) Das Resümee: Es trifft nicht zu, dass dern zu unerwünschten Effekten führen, importierter Wasserstoff allgemein güns- wie einer verschleppten Energiewende, tiger ist, entscheidend sind je nach Her- wenn nicht von Anfang an die Transfor kunftsland die tatsächlich realisierbaren mation des Energiesystems vor Ort Strom- und Transportkosten. Wird der mitgedacht wird. Die Folge: Deutschland grüne Wasserstoff stattdessen im eigenen importiert grünen Wasserstoff, aber im Land produziert, wird dies zudem eine Produktionsland fachen fossile Energie Cover der Studie „Bewertung positive Beschäftigungswirkung und träger weiterhin den Klimawandel an. der Vor- und Nachteile von Wertschöpfung entfalten. Mit der Errei- Auch besteht die Gefahr, dass wasser Wasserstoffimporten im Vergleich zur heimischen Erzeugung“ chung der Klimaziele 2050 betrüge die stoffnutzende Produktionszweige wie zusätzliche Wertschöpfung bei einer stark die Stahl- und Chemieindustrie zuneh auf die heimische Erzeugung ausgerich mend dahin abwandern, wo der Wasser tete Strategie bis zu 30 Milliarden Euro im stoff produziert wird. Jahr 2050 und es könnten bis zu 800.000 „Aktuell wird zu sehr über die Kosten und erneuerbarem Strom sowie als Grundlage Arbeitsplätze geschaffen werden. zu wenig über die Notwendigkeiten und für die Dekarbonisierung der heimischen Die Studie „Bewertung der Vor- und positiven Effekte der heimischen Wasser- Schwerindustrie. Dadurch bieten sich für Nachteile von Wasserstoffimporten im stoffproduktion aus erneuerbaren Energien Deutschland große Chancen, sich als Vor- Vergleich zur heimischen Produktion“ gesprochen. Wir brauchen sie als flexibles reiter und Spezialist auf dem künftigen wurde vom Bundesverband Erneuerbare Speicherelement für die Integration von Weltmarkt für grünen Wasserstoff zu posi- tionieren“, sagt Frank Merten, Co-Leiter des Forschungsbereichs Systeme und Infrastrukturen in der Abteilung Zukünf- tige Energie- und Industriesysteme am Wuppertal Institut und Projektkoordina- tor der Studie. Im optimistischen Szenario eines heimi- schen Wasserstoff-Produktionsanteils von 90 Prozent sind Wertschöpfungs effekte von bis zu 30 Milliarden Euro im Jahr 2050 und mehr als 800.000 zusätz- liche Arbeitsplätze möglich, die im di rekten und indirekten Zusammenhang mit der grünen Wasserstoffproduktion stehen. > mehr Quelle: GettyImages 6 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
Zukunftsimpuls: Lieferketten in Krisenzeiten besser managen Zu –––––––– kunf ts impuls Das neue Lieferkettengesetz wurde im freiwilliger Basis. Eine Evaluation ergab, Nachhaltige Bundeskabinett lange diskutiert. Es soll dass weniger als ein Fünftel der in Lieferketten dafür sorgen, dass insbesondere in Ent Deutschland ansässigen Unternehmen wicklungsländern Menschenrechte ent mit mehr als 500 Beschäftigten sich lang globaler Wertschöpfungsketten ein daran halten und somit ihrer unterneh- Global kooperative Regionalwirtschaften gehalten werden. Das Wuppertal Institut merischen Sorgfaltspflicht nachkommen. für Wohlstand und Resilienz begrüßt ein solches Gesetz, jedoch sieht Die Situation verschärfte sich durch die ----- Christa Liedtke es Nachbesserungsbedarf bei Umwelt Covid-19-Pandemie zusätzlich. Gerade Markus Kühlert Klaus Wiesen Ann Kathrin Stinder schutz und Sozialstandards, wie Lohn die ärmsten Länder sind aufgrund ihrer Jana Brauer Janpeter Beckmann gleichheit und Arbeitssicherheit, und häufig einseitigen Ausrichtung der Wert- Cristina Fedato Xenia El Mourabit Alexandra Büttgen plädiert für eine europaweite einheit schöpfung, wie etwa der Export einzel- Melanie Speck liche Gesetzgebung. Die Covid-19- ner Rohstoffe und unzureichend ent Zukunftsimpuls 11 | Oktober 2020 Pandemie hat die globalen Lieferketten wickelte Sicherungs- und Gesundheits- zudem massiv erschüttert und sie gerie systeme, verwundbar und besonders von Cover des Zukunftsimpuls ten sozial wie ökologisch in eine Schie der Pandemie betroffen. „Nachhaltige Lieferketten“ flage. Daher fordert das Wuppertal Ins „Freiwillige Standards und Leitlinien für titut in seinem Zukunftsimpuls „Nachhal nachhaltige Lieferketten haben offensicht- tige Lieferketten: Global kooperative lich eine zu geringe Wirkung auf die Regionalwirtschaften für Wohlstand und Unternehmensstrategien und -praktiken“, Das Bundesministerium für wirtschaft Resilienz“ verbindliche Regelungen und bemängelt Prof. Dr. Christa Liedtke, liche Zusammenarbeit und Entwicklung einheitliche Vorgaben für nachhaltige Leiterin der Abteilung Nachhaltiges (BMZ) hat gemeinsam mit dem Bundes und kreislauforientierte Lieferketten. Der Produzieren und Konsumieren am Wup- ministerium für Arbeit und Soziales Appell: Regionalwirtschaften sollten glo pertal Institut, und ergänzt: „Ziel muss es (BMAS) Vorschläge für die Eckpunkte bal miteinander kooperieren und sich sein, menschengerechte, nachhaltige und eines Lieferkettengesetzes erarbeitet. gegenseitig wirtschaftlich und sozial un transparente Lieferketten zu etablieren, Diese sehen vor, dass in Deutschland terstützen – vor allem in Krisenzeiten die auch bei plötzlich veränderten Rahmen ansässige Unternehmen mit mehr als wie derzeit. bedingungen und in Krisenzeiten rich- 500 Beschäftigten verpflichtet werden, Im Jahr 2019 gaben die Deutschen laut tungssicher die Versorgungssicherheit der Verantwortung für Menschenrechte vorläufigen Statista-Angaben rund 77,5 Grundbedürfnisse sicherstellen.“ zu übernehmen. > mehr Milliarden Euro für Bekleidung und „ Schuhe aus – Tendenz steigend. Herge stellt wird die Kleidung meist in Entwick lungsländern unter miserablen Bedin gungen für Umwelt sowie Näherinnen und Näher. Im Nationalen Aktionsplan Freiwillige Standards und Leitlinien für Wirtschaft und Menschrechte (NAP) hat nachhaltige Lieferketten haben offensichtlich die Bundesregierung 2016 die Verant wortung von deutschen Unternehmen eine zu geringe Wirkung auf die für die Achtung der Menschenrechte ver ankert und die Erwartungen an Sorg Unternehmensstrategien und -praktiken.“ faltspflichten formuliert, zunächst auf Prof. Dr. Christa Liedtke, Leiterin der Abteilung Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 7
Wie Deutschland bis 2050 klimaneutral wird –––––––– SCI4climate.NRW Kann Deutschland seine Treibhausgas- adäquaten Beitrag zu der Verschärfung des veröffentlicht erste emissionen bis 2050 auf Netto-Null europäischen Klimaschutzziels erbringen verringern? Ja, sind sich die Autorinnen kann, welches derzeit auf europäischer Forschungsergebnisse und Autoren der Studie „Klimaneutrales Ebene diskutiert wird. In dem Hauptszena –––––––– Deutschland“ sicher, deren Ergebnisse in rio werden bis zum Jahr 2030 die Emissio Berlin vorgestellt wurden. Das haben Prog- nen um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 Die Forschung des Projekts SCI4climate. nos, das Öko-Institut und das Wuppertal gesenkt – zehn Prozentpunkte mehr als NRW strukturiert sich in drei aufeinander- Institut in verschiedenen Szenarien im das aktuelle deutsche Klimaschutzgesetz folgende Forschungsintervalle und veröf- Auftrag von Agora Energiewende, Agora vorsieht. Die hierfür notwendigen zusätz fentlichte nun die Ergebnisse. Das Projekt Verkehrswende und Stiftung Klimaneu lichen Einsparungen ergeben sich vor erforscht unter der Leitung des Wuppertal tralität untersucht und zeigen Wege, wie allem in der Energiewirtschaft durch einen Instituts Wege zur klimaneutralen Trans- Deutschland dieses Ziel bis zum Jahr 2050 beschleunigten Kohleausstieg und einen formation der Grundstoffindustrie in Nord- erreichen kann. schnelleren Ausbau der erneuerbaren rhein-Westfalen. Ergebnisse der ersten ein- „Mit der Studie ‚Klimaneutrales Deutsch- Energien sowie durch eine zügigere Trans einhalb Jahre wurden in Projektberichten land‘ leisten die drei Institute einen weite- formation in der Industrie. Aber auch und Veröffentlichungen zusammengefasst, ren wichtigen Beitrag zu dem dringenden im Verkehr und Gebäudebereich werden die sich mit Szenarien, Transformations- gesellschaftlichen Diskurs über Möglichkei- zusätzliche Einsparungen erzielt. pfaden und Rahmenbedingungen befassen. ten der Transformation unseres Energie- Für die Studie untersuchten und model Der mit Industrievertretenden diskutierte und Wirtschaftssystems und darüber, wie lierten die Autorinnen und Autoren ins SCI4climate.NRW-Forschungsplan geht adäquate Beiträge zum globalen Klima- gesamt ein Jahr lang detailliert die Maß außerdem auf die Forschungsziele für das schutz geleistet werden können“, betont nahmen in den Sektoren Energiewirt zweite Forschungsintervall ein. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen- schaft, Industrie, Verkehr, Gebäude, Das Projekt SCI4climate.NRW wird von schaftlicher Geschäftsführer des Wupper- Landwirtschaft und Abfall. Auch die oft Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer, Leiter der tal Instituts, und ergänzt: „Die Studie ist im vernachlässigten Bereiche Landnutzung Abteilung Zukünftige Energie- und Indus Kontext mit anderen Szenarioarbeiten zu und Forstwirtschaft sowie die effiziente triesysteme am Wuppertal Institut, und sehen. Dies gilt vor allem auch für die Gewinnung und Nutzung von Bioenergie Christoph Zeiss, Senior Researcher im kürzlich vom Wuppertal Institut vorgelegte wurden umfassend analysiert. > mehr Forschungsbereich Strukturwandel und Studie für Fridays for Future Deutschland Innovation in der Abteilung Zukünftige ‚Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral Energie- und Industriesysteme am Wup- werden kann‘. Beide Studien ergänzen sich pertal Institut geleitet. Dr. Sascha Samadi, aufgrund der unterschiedlichen Grund wissenschaftlicher Mitarbeiter im For- annahmen in idealerweise und bilden die Klimaneutrales Deutschland schungsbereich Sektoren und Technologi- Bandbreite der aktuellen deutschen Klima- In drei Schritten zu null Treibhausgasen bis 2050 über ein en in der gleichen Abteilung leitet das The- schutzzieldebatte ab.“ Zwischenziel von -65 % im Jahr 2030 als Teil des EU-Green-Deals ZUSAMMENFASSUNG menfeld Szenarien und Transformations- Die Studie „Klimaneutrales Deutschland“ pfade. Weitere beteiligte Institute sind das zeigt auch, wie Deutschland bis zum Jahr Fraunhofer UMSICHT, die RWTH Aachen 2030 die Treibhausgasemissionen deutlich und das IW Köln sowie der Verein Deut- stärker senken kann als bislang von der scher Zementwerke e. V. (VDZ) und das BFI. Bundesregierung vorgesehen. Dies ist SCI4climate.NRW ist ein vom Ministerium notwendig, damit Deutschland einen für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfa- len (NRW) gefördertes unabhängiges wis- senschaftliche Kompetenzzentrum, wel- ches das Wuppertal Institut leitet. > mehr Cover der Studie „Klimaneutrales Deutschland“ 8 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann –––––––– Die von der internationalen Staaten gemeinschaft im Jahr 2015 in Paris beschlossene Vereinbarung gibt das Ziel vor, die Erderwärmung auf deutlich unter Die Grafik zeigt den beispielhaften CO2-Emissionspfad zur Einhaltung des deutschen 2 Grad Celsius, möglichst aber auf 1,5 1,5-Grad-Budgets bis 2035, inklusive des Zielpfads der Bundesregierung. Quelle: Grad Celsius zu begrenzen. Nun legte Wuppertal Institut auf Basis des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), 2020 das Wuppertal Institut eine Studie mit möglichen Eckpunkten vor, die helfen können, das 1,5-Grad-Ziel bis 2035 zu erreichen. Die Studie zeigt, dass ein können, wird Deutschland bis etwa 2035 „Um eine Chance zu haben, die Erderwär klimaneutrales Energiesystem bis 2035 auf ein klimaneutrales Energiesystem mung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, zwar sehr ambitioniert, aber grundsätz- umstellen müssen. Die Forschenden des müssten die deutschen Emissionen ins lich machbar ist –sofern alle aus heu Wuppertal Instituts haben in der Studie besondere in den kommenden fünf Jahren tiger Sicht möglichen Strategien gebün- „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines – und damit vor allem in der nächsten delt werden. Notwendig dafür ist vor deutschen Beitrags zur Einhaltung Legislaturperiode – dramatisch abnehmen“, allem ein Vorziehen und Intensivieren der 1,5-Grad-Grenze“ untersucht, welche mahnte Prof. Dr.-Ing. Manfred Fische- von Maßnahmen, die in vielen Studien Transformationsschritte und -geschwin- dick, wissenschaftlicher Geschäftsführer als notwendig beschrieben werden, digkeiten notwendig sind, um dieses Ziel des Wuppertal Instituts. um Treibhausgasneutralität bis 2050 zu erreichen. Ergebnis der Studie: Ein „Ein fairer Beitrag zur Einhaltung der zu erreichen. klimaneutrales Energiesystem bis 2035 1,5-Grad-Grenze kann nur noch geleistet In ihrer Studie untersuchten die For- ist zwar sehr ambitioniert, aber grund- werden, wenn die kommende Bundes schenden des Wuppertal Instituts auf der sätzlich machbar, sofern alle aus heu regierung die Transformation des Energie Basis bestehender Energieszenarien und tiger Sicht möglichen Strategien gebün- systems als Kernthema angeht und ihre weitergehender Überlegungen, wie sich delt werden. Politik konsequent auf das Ziel eines klima CO2-Neutralität besonders in den Sekto- Das im vergangenen Jahr beschlossene neutralen Energiesystems bis 2035 aus ren Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr Klimaschutzgesetz der Bundesregierung richtet. Ohne schnelle CO2-Emissions- und Gebäude bereits bis 2035 umsetzen sieht vor, dass Deutschland bis 2050 einsparungen und eine Priorisierung von ließe. Die skizzierten Szenarien zur Zie- treibhausgasneutral wird. Dies ist aller- Klimaschutz in allen Politikbereichen lerreichung bis 2035 erfordern in dings nicht vereinbar mit einer Begren- dürfte das nicht zu schaffen sein“, betonte allen Sektoren die parallele Umsetzung zung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Dr. Sascha Samadi, Mitautor der Studie vielfältiger Maßnahmen. Sie stellen Celsius. Der Sachverständigenrat für und wissenschaftlicher Mitarbeiter in jeweils für sich stehend schon große Her- Umweltfragen (SRU) geht davon aus, der Abteilung Zukünftige Energie- und ausforderungen dar und erfordern bei- dass in Deutschland CO2-Neutralität Industriesysteme am Wuppertal Institut. spiellose politische Anstrengungen. Auch schon bis etwa 2035 erreicht werden > mehr Unternehmen müssen bereit sein und die muss, wenn ein angemessener Beitrag Möglichkeit haben, den Transformations zum globalen 1,5-Grad-Ziel geleistet prozess mitzugestalten – ohne die glo werden soll. Die über CO2 hinausgehen- bale Wettbewerbsfähigkeit einzubüßen. den Treibhausgasemissionen müssen Um einen angemessenen Beitrag für das danach ebenfalls sehr schnell sinken. Der Erreichen der 1,5-Grad-Grenze leisten zu SRU legt dabei zugrunde, dass die Pro- Kopf-Emissionen weltweit gleich verteilt werden und Deutschland keinen über- proportionalen Anteil beanspruchen darf. Doch wie lässt sich dieses Ziel noch rechtzeitig erreichen? Hierzu gibt die Studie Diskussionsimpulse. Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 9
Klimapolitik gewinnt bei deutschen Unternehmen an Bedeutung –––––––– EUROPA 2020 DIE SICHT DEUTSCHER UNTERNEHMEN Nach Ansicht deutscher Unternehmen ge- Repräsentative Studie durchgeführt von forsa hört die Bewältigung der Corona-Pande- Oktober 2020 mie derzeit zu den größten Herausforde- rungen für die Europäische Union (EU). Gegenüber den Vorjahren hat die Bedeu- tung der Klimapolitik deutlich zugenom- men. Nach Einschätzung der befragten Cover der Studie „Europa 2020 – Unternehmen wird der Wirtschaftsstand- Die Sicht Deutscher Unternehmen“ ort Deutschland von einer ambitionierten Klimapolitik profitieren: 50 Prozent der Befragten sehen eher Vorteile für die deut- sche Wirtschaft – nur 27 Prozent befürch- ten vorwiegend Nachteile. Von denjenigen, Energiearmut im privaten die eher von Vorteilen für Deutschland Mietsektor bekämpfen ausgehen, rechnen die meisten (75 Pro- zent) damit, dass sich die Exportchancen –––––––– für die deutsche Wirtschaft auf längere Sicht verbessern werden. Rund 50 Millionen Haushalte in der Eu- Horizont 2020 finanzierten Projektes ist Das sind Ergebnisse der jetzt erschienenen ropäischen Union leben schätzungsweise es, die Bedürfnisse von Mieterinnen und repräsentativen Umfrage „Europa 2020 in Energiearmut oder sind davon gefähr- Mieter sowie von Vermieterinnen und – Die Sicht deutscher Unternehmen“ im det und können sich die Energie nicht Vermietern zu identifizieren und gezielt Auftrag der Prüfungs- und Beratungsge- leisten, die sie für eine angemessene auf diese einzugehen. In diesem Zusam- sellschaft EY, der Deutschen Gesellschaft Beheizung oder Kühlung ihrer Häuser menhang untersuchen die Forschenden für Auswärtige Politik (DGAP) und des benötigen. Dies ist auf eine Reihe von mit Blick auf gute Praxisbeispiele und Wuppertal Instituts, die das Meinungsfor- Faktoren zurückzuführen, wie etwa hohe unter Berücksichtigung der jeweiligen schungsinstitut forsa zwischen dem 30. Juli Energiekosten, niedrige Haushaltsein- Rahmenbedingungen, wie Energiearmut und 3. September 2020 unter Führungs- kommen und energieineffiziente Gebäu- im privaten Mietsektor effektiv bekämpft kräften deutscher Unternehmen durch de. Dies kann schwerwiegende Auswir- werden kann. Dabei werden zehn Poli geführt hat. Befragt wurden 400 Unter kungen auf Gesundheit und Wohlbefin- tikansätze in sieben Mitgliedstaaten unter nehmen mit mindestens 250 Mitarbei- den haben. Das Thema Energiearmut ist enger Einbeziehung der Zielgruppen tenden. innerhalb des Europäischen Green Deal sowie weiterer Interessensvertreterinnen Die Auswirkungen der bevorstehenden und des Clean Energy Package als vor- weiterentwickelt und umgesetzt. Dieser Umbaumaßnahmen auf das eigene Unter- rangiges Problem anerkannt. Daher will Prozess startete im ersten Quartal 2021, nehmen werden zum Teil durchaus auch die Europäische Union unter anderem die Umsetzung ist im Sommer 2021 skeptisch gesehen: 23 Prozent rechnen bessere Daten zu Raumkühlung und geplant. eher mit Nachteilen für das eigene Ge- sommerlicher Überhitzung, der Rolle von Von den Ergebnissen leiten die Forschen- schäft, 37 Prozent aber mit Vorteilen – die Geschlecht, Wohnverhältnissen und re den Leitlinien für andere Länder ab. übrigen Unternehmen sind unentschlos- gionalen Unterschieden bei der Messung Geplant ist außerdem ein Dashboard für sen. Rund 82 Prozent der Unternehmen der Energiearmut und Politikansätzen Energiearmut zu entwickeln, das zum begrüßen den Plan, mehr Geld für den Kli- sammeln, um bewährte Praktiken auf digitalen Wissensaustausch innerhalb maschutz zu investieren und halten die lokaler Ebene zu bewerten. und zwischen verschiedenen nationalen Ausrichtung nationaler und europäischer Um dieses Ziel zu unterstützen, unter Kontexten dienen soll und Statistiken zur Recovery-Programme hin zu mehr Inves suchen Forschende im Rahmen des im räumlichen Verteilung von Energiearmut titionen in den Klimaschutz für richtig. Nur September 2020 gestarteten Projekts im privaten Mietsektor bereitstellt. 46 Prozent halten das Ziel der EU-Kommis- ENPOR, wie sich Energiearmut im privaten Das Projekt ENPOR wird durch das For- sion, bis 2050 treibhausgasneutral zu Mietsektor reduzieren lässt. Ziel des im schungs- und Innovationsprogramm werden, für realistisch. Daher müsse hier Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizont 2020 der Europäischen Union offensichtlich noch einiges an Überzeu- bis August 2023 finanziert (Grant Agree- gungsarbeit geleistet werden, am besten ment Nr. 894189). > mehr durch positive Beispiele, die nicht zuletzt vermehrt auch von den Unternehmen selbst kommen sollten. > mehr 10 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
Tagungen Forschungstransfer Podcast Zukunftswissen.fm: Der Wald und der Sturm: Jetzt handeln für den Ausstellung am Wuppertal Institut Klimaschutz Mit dem Buch „Die Große Transformation – Eine Einführung –––––––– in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“ führten Prof. Dr. Uwe Schneidewind, zu dieser Zeit Präsident des Wuppertal Zukunftswissen.fm, der Podcast des Wup- Instituts, und sein Team im August 2018 den Begriff „Zu- pertal Instituts, ging im Frühjahr 2020 kunftskunst“ ein. Er ist ein Plädoyer für eine neue Haltung mit der ersten Folge an den Start. Die erste und Perspektive in der Diskussion über den Klimawandel und Episode „Klimaschutz, jetzt!“ der zweiten globale Umweltveränderungen. Seitdem wird das Foyer des Podcast-Staffel „Die Transformations Wuppertal Instituts regelmäßig zum öffentlichen Raum und arenen des Klimaschutzes“ beleuchtet, bietet mit wechselnden Ausstellungen die Möglichkeit der warum der Klimaschutz so wichtig und Begegnung und des Austausches zwischen Kunst, Kultur, notwendig ist. Wissenschaft und Gesellschaft. Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissen- Die Ausstellung „Der Wald und der Sturm“ war vom 6. Okto- schaftlicher Geschäftsführer des Wupper- ber bis 6. November 2020 am Wuppertal Institut zu sehen. tal Instituts, beantwortet darin hoch In dem Gemeinschaftsprojekt „Der Wald und der Sturm“ – aktuelle Fragen, wie etwa: Was hat es mit initiiert von der Künstlerin Christine Burlon – setzten sich den „Transformationsarenen des Klima- zehn Künstlerinnen und Künstler mit den Folgen von Stürmen schutzes“ auf sich? Warum muss vor al- in Wäldern und ihrer eigenen Beziehung zum Wald auseinan- lem im Verkehrsbereich noch viel für den der. Heftige Stürme, zunehmende Trockenheit, anfälligere Klimaschutz getan werden? Und warum Bäume gegen Schädlinge: All das verändert die Wälder auf ist die gesellschaftliche Akzeptanz und erschreckende Weise. Die sinnlich, ästhetische Darstellung Sozialverträglichkeit für die Umsetzung dieser Problematik macht auf subtile Weise die Dramatik der von Klimaschutzmaßnahmen so wichtig? Entwicklungen sichtbar. Zugleich geben die künstlerischen Außerdem erklärt der Wissenschaftler, Arbeiten Hinweis darauf, dass nach der Zerstörung auch Neu- wieso er optimistisch in die Zukunft blickt es entsteht, das die veränderten Bedingungen nutzt. Gezeigt und weshalb die internationale Dynamik werden Malereien, Fotografien, Objekte und Installationen für den Klimaschutz eine so große Rolle von Markus Bollen, Andrea Bryan, Christine Burlon, Christian spielt. In der laufenden Podcast-Staffel von Grumbkow, Veronika Moos, Isabel Oestreich, Beatrix Rey, kommen Forschende des Wuppertal Insti- Margret Schopka, Eva Wal und Katja Wickert. Die Ausstellung tuts mit Expertinnen und Experten aus war bis zum 6. November 2020 im Foyer des Wuppertal Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Instituts sowie auf einigen Außenflächen zu sehen. > mehr Wirtschaft ins Gespräch und gehen auf die anstehenden Transformationsherausfor- derungen innerhalb der sieben Arenen des Wandels ein, die den Klimaschutz beeinflussen. Die zweite Podcast-Staffel „Transformati- onsarenen des Klimaschutzes“ ist kosten- frei auf Apple und Google Podcasts, Spo- tify, Podcast.de sowie über die Website des Wuppertal Instituts zu hören. Es wird spannend! Reinhören und informiert blei- ben: #ZukunftswissenFM > mehr Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 11
Future Energies Science Match 2020 –––––––– Das Land Schleswig-Holstein sowie der Verlag Der Tagesspiegel veranstalteten am 1. Dezember 2020 zum vierten Mal in Folge das Future Energies Science Match als „Digital Edition“. Das Wupper- tal Institut unterstützte als Netzwerk- partner den Energieforschjungsgipfel. Neben virtuellen Panels, Impulsen und Quelle: GettyImages Start-up-Pitches, gaben rund 50 dreimi nütige Beiträge aus Wissenschaft und Wirtschaft einen umfangreichen und kompakten Einblick in die aktuellen For- It’s the End of the COP schungsergebnisse und Projekte aus der as We Know It! Praxis der Energiewende. In diesem Jahr stehen die Themen „Heilsbringer Wasser- –––––––– stoff?“, „Ohne Digitalisierung keine Ener- giewende?“ und „Infrastruktur – leichter Mit der Verabschiedung des Pariser Kli- Klimapolitik am Wuppertal Institut, so- gesagt als getan?“ im Fokus der Sessions. maschutzabkommens im Jahr 2015 und wie Steffen Bauer und Sander Chan vom Mit Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deut- der anschließenden Fertigstellung des DIE, ihre Reflexion der Workshop-Ergeb- schen Institut für Wirtschaftsforschung dazugehörigen Regelwerks während der nisse vor. Während der viertägigen inten- e. V. (DIW), Kerstin Andreae vom 24. Klimakonferenz (Conference of the siven Diskussionen über die Zukunft der Bundesverband der Energie- und Wasser- Parties, COP24) in Katowice, hat die Ver- COP herrschte unter den Teilnehmenden wirtschaft (bdew), Tim Meyerjürgens tragsstaatenkonferenz der Klimarahmen- große Einigkeit darüber, dass Reformbe- von TenneT sowie Prof. Dr.-Ing. Manfred konvention der Vereinten Nationen (Uni- darf und Chancen bestehen, um Refor- Fischedick, wissenschaftlicher Geschäfts- ted Nations Framework Convention on men voranzutreiben. Insgesamt zeigten führer des Wuppertal Instituts, konnten Climate Change, UNFCCC) den Prozess die Diskussionen, dass es bei der Reform einige hochkarätige Vortragende gewon- der Regimebildung weitgehend abge- der COPs nicht nur um die „Architektur“ nen werden. Professor Fischedick gab schlossen. Der Abschluss des Regimebil- der globalen Umweltpolitik und des eine aktuelle Einordnung zur europäischen dungsprozesses als wichtiger Impuls für Regimedesigns geht. Es geht auch um und nationalen Klimapolitik – vom Euro- die multilaterale Klimapolitik steht un- die sogenannte „agency“ – also um die pean Green Deal bis zum deutschen mittelbar bevor und eröffnet ein neues Art und Weise, wie die Akteure sich ent- Klimaschutzgesetz und den Corona-Kon- Kapitel für die UNFCCC und die Organi- schließen, die tief strukturierten und junkturprogrammen. Dr. Anna Leipprand, sation ihrer jährlich stattfindenden COP. oft unbeabsichtigten sowie unerwünsch- wissenschaftliche Mitarbeiterin im For- Der Schwerpunkt verlagert sich jetzt von ten Gewohnheiten zu überwinden, die schungsbereich Strukturwandel und den Verhandlungen auf die Umsetzung. die COP, so wie wir sie kennen, bisher Innovation in der Abteilung Zukünftige Vor diesem Hintergrund veranstalteten geprägt haben. > mehr Energie- und Industriesysteme am Wup- das Wuppertal Institut und das Deutsche pertal Institut, sprach in ihrem dreiminü- Institut für Entwicklungspolitik (DIE) tigen Pitch über „Wasserstoff für eine kli- eine Online-Diskussionsreihe zur Zukunft maneutrale Industrie – die Herausforde- der UN-Klimakonferenzen. Ziel der Ver- rungen für die Politik“. > mehr anstaltungsreihe war es zu erörtern, wie die jährliche Klimakonferenz gestaltet werden kann, um das Potenzial dieses politischen Großevents bestmöglich zu nutzen. Im Oktober 2020 stellten Lukas Hermwille und Wolfgang Obergassel aus dem Forschungsbereich Internationale 12 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
In der „Zukunftsküche“ begegnen sich Kunst und Wissenschaft Kunstschaffende und Forschende gestalten gemeinsam: Über Systemwandel und den kürzlich noch leerstehenden gastronomischen Räumen Krisenbewältigung seitlich vom Haupteingang des Wuppertal Instituts ist „Zu- kunftsküche – gemeinsam erkunden, betrachten, gestalten“ –––––––– zu lesen. Der Schriftzug ist ein Hinweis auf vielseitige kreative Dialoge zwischen Kunst und Wissenschaft, die hier seit eini- Die Ausgabe des FactorY-Magazins mit gen Monaten geschehen. In der „Zukunftsküche“ loten Kunst dem Titel „Change“ widmet sich dem und Wissenschaft Synergien und zu gestaltende Freiräume Wandel, der Transformation und der Kri- aus. Im winterlichen, zweiten Lockdown sind die Türen se. Angesichts der weltweiten multiplen geschlossen, aber die Räume sind nun von innen beleuchtet Krisen durch Klimawandel, Artenverlust und auch von außen sichtbar. und Corona-Pandemie ist schnelles und Eine Inspirationsquelle der „Zukunftsküche“ war das Buch konsequentes Handeln mehr denn je „Die Große Transformation – Eine Einführung in die Kunst gefordert. Kurzfristig können mit den in gesellschaftlichen Wandels“ aus Sommer 2018, mit dem das vielen Ländern aufgelegten Konjunktur- Wuppertal Institut den Begriff „Zukunftskunst“ einführte. paketen wichtige Stellschrauben für die Neben Teilnehmenden der „Sommerakademie für eine klima Zukunft gestellt werden. Doch wie diese gerechte Kulturpolitik“ der Kulturpolitischen Gesellschaft, Krisenbewältigung zum Erfolg führen die im September in Wuppertal stattfand, sowie weiteren kann und wie ein grundsätzlicher Interessierten, war auch der Internationale Wissenschaftliche Wandel gelingen könnte, will die neue Beirat (IAB), der die jährliche Forschungsplanung des Wup- FactorY-Ausgabe klären. pertal Instituts evaluiert, zu Gast in den Räumen, in denen Im Beitrag „Diese Krise ist die beste letzte gemeinsam Ideen und Zeichen entstehen. > mehr Chance“ geht Prof. Dr.-Ing. Manfred Fi- schedick, wissenschaftlicher Geschäftsfüh- rer des Wuppertal Instituts, darauf ein, wie ökologische Bedingungen an die staat lichen Hilfen zur Bewältigung der Krise durch die Corona-Pandemie geknüpft werden müssen, damit sich die Wirtschaft wirklich nachhaltig wandelt und es zu einem echten „System Change“ kommt. Herausgeber der FactorY sind die Effizi- enz-Agentur NRW und das Wuppertal Institut. > mehr Die „Zukunftsküche“ nahm im September 2020 ihre Arbeit in verwaisten Cover der FactorY “Change” Gastronomieräumen neben dem Wuppertal Institut am Döppersberg auf. Uta Atzpodien und Daniel Hoernemann arrangierten von außen sichtbare Lichtspiele, die aus dem Treffen von Wissenschaft und Kunst entstanden. Quelle: Uta Atzpodien Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 13
Herausforderungen und Industrielle Zukunft Lösungen in der und der European Internationalen Klimapolitik Green Deal –––––––– –––––––– Die Johannes-Rau-Forschungsgemein- von Industrie und Klimapolitik ist erfor- Während des digitales Symposiums schaft hat gemeinsam mit der Nordrhein- derlich zur Umsetzung des europäischen „Industrielle Zukunft und der European Westfälischen Akademie der Wissen- Green Deal? Welche Rolle spielt die Green Deal“ anlässlich der deutschen schaften und der Künste (AWK) und dem Kreislaufwirtschaft in diesem Kontext? EU-Ratspräsidentschaft am 18. Novem- Wuppertal Institut am 27. Oktober 2020 Die Veranstaltung war ein Geschenk der ber 2020 diskutieren die Teilnehmenden eingeladen, um aktuelle Herausforde- JRF anlässlich des 50. Jubiläums der über die Chancen und Herausforderun- rungen und Lösungen in der europäi- Nordrhein-Westfälischen Akademie der gen des Strukturwandels für die Wirt- schen und internationalen Klimapolitik Wissenschaften und der Künste an die schaft, Forschung und den Arbeitsmarkt. zu diskutieren. In vier Impulsvorträgen Akademie. Aufgrund der Corona-Situa Dabei standen folgende Fragen im Fokus: und einer anschließenden Podiumsdis- tion fand die Veranstaltung ohne externe Wurden während der deutschen Ratsprä- kussion ging es um Fragen wie: Welche Gäste statt und wurde live via YouTube sidentschaft erfolgreiche Anstöße gege- Rolle spielt die EU in der internationalen und Twitter ins Internet übertragen. ben und konnten Maßnahmen umgesetzt Klimapolitik? Welches Zusammenspiel > mehr werden, um die zukunftsgerichtete EU- Strukturpolitik zu fördern und die Wett- bewerbsfähigkeit und Krisenresilienz der europäischen Regionen zu stärken? Wo besteht dringender Handlungsbe- darf? Was ist von der zweiten Hälfte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu erwarten? Auf dem Panel diskutierten Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident und Ge- schäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts, und Anja Weber, Vorsitzende des Deutschen Gewerk- schaftsbunds Nordrhein-Westfalen. > mehr Podiumsdiskussion anlässlich des 50. Jubiläums der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste (von links): Dr. Henning Wilts (Wuppertal Institut), Prof. Dr. Stefan Lechtenböhmer (Wuppertal Institut) und Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut) und Prof. Dr. Thomas Gries (RWTH Aachen). Quelle: JRF e. V. 14 Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020
Forschungs -produkte WechselWirkung Konjunktur- und Konsum und Förderprogramme nachhaltig Kreislaufwirtschaft einsetzen –––––––– –––––––– Warum konsumieren wir? Welche Aus- Seit der Corona-Pandemie sind viele keitsperformance wirtschaftlicher Akti wirkungen hat unser Konsum auf unsere Unternehmen gezwungen, ihre vitäten definieren. Auf diese Weise lässt Umwelt? Und kann Kreislaufwirtschaft Geschäftsmodelle zu verändern und sich filtern, ob ein wirtschaftliches Vor- eine Antwort auf den stetig wachsenden Staaten geben kurzfristig sehr viel Geld haben zukunftsfähig ist. Hierbei unter- Ressourcenverbrauch sein? Mit diesen aus, um die Wirtschaft zu stützen. stützt der „Entscheidungsbaum“ des Leit- Fragen beschäftigte sich das Online- Jedoch sind Förderprogramme und Ver- fadens die Anwendung der EU-Taxono- Seminar „WechselWirkung Konsum und gabeverfahren öffentlicher Gelder bis- mie als Regelwerk. Kreislaufwirtschaft“, welches am 7. Okto- lang nicht klimafreundlich genug. Damit „Mithilfe der Taxonomie und unseres hier- ber 2020 stattfand. Das Seminar hat das die notwendige Transformation nachhal- archisierten Verfahrens lässt sich schon Wuppertal Institut in Kooperation mit tiger und schneller umgesetzt werden heute eine Vielzahl unterschiedlichster dem Netzwerk Weitblick und dem Sustai- kann, brauchen Investitionen und För- Aktivitäten nachhaltig steuern. Im Kern nable Development Solutions Network dermittel eine klare Ausrichtung und geht es darum, die Beantragung öffentlicher (SDSN) Germany organisiert. sollten als tatkräftiger Impulsgeber wir- Mittel für nachhaltige Wirtschafsaktivitä- Neben Vorträgen zu Themen wie „Shop- ken. Doch wie gelingt dies in der Praxis? ten, aber auch ihre Prüfung und Lenkung, pen – Selbstverwirklichung oder Ur- Dafür entwickelten der WWF Deutsch- zu erleichtern“, sagt Prof. Dr.-Ing. Man- trieb?“, „Was wir essen (wollen) – Land- land und das Wuppertal Institut den fred Fischedick, wissenschaftlicher Ge- wirtschaft & Ernährung“ und „Konsum, vierstufigen Leitfaden „Nachhaltigkeits- schäftsführer des Wuppertal Instituts. So die Schönheit und wir – Transition De- filter für öffentliche Mittel“. könne die öffentliche Hand einerseits in sign Guide“ gab es vertiefende Work- Der Leitfaden dient als Grundlage für konkrete Projekte, wie die Produktion shops zu den Themen „Rückstandsfrei die zielorientiertere Vergabe von Mitteln von Elektrofahrzeugen, investieren, an- konsumieren“ und „Aus Dreck mach und deren praktische Umsetzung. Er dererseits allgemein die klimaneutrale Gold – Die Kreislaufwirtschaft“. Zu den baut auf der von der Europäischen Union Transformation der gesamten Wirtschaft Vortragenden gehörten unter anderem entwickelten „Taxonomie“ für nachhal vorantreiben. Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreis- tige Investitionen auf. Darin enthalten Der WWF Deutschland und das Wupper- laufwirtschaft am Wuppertal Institut, sind Grenzwerte, welche die Nachhaltig- tal Institut illustrierten den „Nachhaltig- und Katrin Bienge, Co-Leiterin des For- keitsfilter für öffentliche Mittel“ anhand schungsbereichs Produkt- und Konsum- von drei Fallbeispielen: Investitionen systeme am Wuppertal Institut. durch nachhaltigkeitsrelevante Unter- Hintergrund der Veranstaltung war die nehmen, Flottenaustausch für das Hand- Überarbeitung und Aktualisierung der werk sowie Bonusprogramme für Zu- Nachhaltigkeitsstrategie des Landes kunftsinvestitionen der Fahrzeugherstel- Nordrhein-Westfalen, zu dem das Minis- ler und Zulieferindustrie. Der Leitfaden terium für Umwelt, Landwirtschaft, NACHHALTIGKEITSFILTER folgt vier aufeinander aufbauenden Stu- fen. Fällt eine geplante Förderung durch Natur- und Verbraucherschutz des Lan- FÜR ÖFFENTLICHE MITTEL des NRW einen Überblick zum Status Leitfaden zur Anwendung der EU-Taxonomie alle vier Prüfschritte, sollte sie nicht quo gegeben hat. Der Workshop war Teil erfolgen. Das Modell lässt sich für unter- des Forschungsmoduls B1 „Wechselwir- schiedlichste Kapitalvergabeentschei- kungen des Ziel- und Indikatorensys- dungen, Förderprogramme und tems“ des Projekts „Umsetzungserfah- Konjunkturmaßnahmen anwenden. rungen mit Landesnachhaltigkeitsstrate- > mehr gien – Fallstudie Nachhaltigkeitsstrategie NRW“ des Wuppertal Instituts, welches vom Ministerium für Umwelt, Landwirt- schaft, Natur- und Verbraucherschutz Cover des Leitfadens „Nachhaltigkeits des Landes Nordrhein-Westfalen geför- filter für Öffentliche Mittel – Leitfaden zur dert wird. > mehr Anwendung der EU-Taxonomie“ Wuppertal Institut – Quartal 4 | 2020 15
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