Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
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Deutscher Journalisten-Verband ISSN 1861-9517 Landesverband Hessen e. V. Ausgabe 4 Gewerkschaft der Journalisten 2018 Foto des Jahres: Erdogans langer Arm Urheberrecht: Magazin „Florian”: Trimediale Konvergenz: Seminare: Wie gut Verbandsmedien Der Feuerwehrmann Hessischer Rundfunk Programmvorschau Fotografen benennen unter den Zeitschriften bündelt Produktion auf das erste Halbjahr
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Aus dem Inhalt Organ des Landesverbandes Hessen Editorial (Rheinbahnstraße 3, 65185 Wiesbaden) und Rechte von Journalisten schützen! ........................................................ 3 des Deutschen Journalisten-Verbandes e. V., Gewerkschaft der Journalisten. PresseFoto Hessen-Thüringen: 29. Jahrgang, Dezember 2018 Jede Menge brillanter Studien................................................................ 4 Herausgeber: Makrofotografie Deutscher Journalisten-Verband Der ästhetische Wert eines Pfifferlings.................................................. 7 Landesverband Hessen e. V. „Fotografen haben Namen“ V. i. S. d. P.: Wie der DJV mit Bildrechten umgeht.................................................... 9 Knud Zilian Rezension Redaktion: Im Land des Weglächelns . ................................................................... 11 Dr. Christine Dressler (dre), Jens Brehl (bre), Zeitschrift Andreas Lang (ala), „Florian“ begleitet Feuerwehrleute publizistisch ................................ 13 Sonja Lehnert (sl) Bundesverbandstag Koordination: Andreas Lang Hessische Delegierte diskutieren munter mit . .................................... 15 Schlussredaktion: Self Publishing Andreas Lang, Maik Schulz Chancen bei Content-Verbreitung erkennen . .................................... 17 Titelbild: Rezension Arne Dedert Wie Christiane Wirtz ihre Psychosen überwand ............................... 19 Anzeigen: Schlagerradio Axel Häsler radio B2 ab Frühjahr in Hessen auf Sendung..................................... 20 Anschrift der Redaktion: Rheinbahnstraße 3 Kolumne 65185 Wiesbaden Von der Endlichkeit von Untergangsprognosen . .............................. 21 Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24 Pressefreiheit Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30 Günter Wallraffs Resilienz-Empfehlungen ......................................... 23 E-Mail: info@djvhessen.de Homepage: www.djvhessen.de Hessischer Rundfunk Erscheinungsweise: Trimediale Produktionseinheiten installiert ....................................... 24 viermal jährlich Workshop Für Mitglieder im DJV Hessen ist der Wie erstklassige Pressefotos gelingen ............................................... 25 Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. ISSN 1861-9517 Weiterbildung Umfangreiches Seminarangebot im ersten Halbjahr ....................... 26 Gestaltung und Herstellung: MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha Suchmaschinenoptimierung Content im Netz besser vermarkten .................................................. 27 Veröffentlichungen, die nicht ausdrücklich als Stellungnahme des DJV-Vorstandes gekennzeichnet sind, stellen die persönliche Meinung des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Haftung übernommen werden. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Achtung: Texte für die nächste „Blickpunkt“- Ausgabe müssen an maxabtsteinach@ online.de eingereicht werden. Knusprige Weihnachten! Foto: Andreas Lang 2 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Editorial Personalien Journalisten in Schutz nehmen! J ournalisten werden bedroht, bekommen Droh- briefe. Da denkt man sofort an Südamerika, Russland, aber weniger an Deutschland. Und doch desverbandstag in Dresden mit dem dortigen Poli- zeipräsidenten diskutiert. kommt auch das hier zu Lande vor. Betroffene Jour- nalisten versuchen dann selbstverständlich, sich aus der Schusslinie zu nehmen und dazu D a aber auch in der öffentlichen Verwaltung das Fingerspitzengefühl für Schutzmaßnahmen von Journalisten fehlt, muss ein- gehört auch, dass übers Melderegister fach immer wieder angeprangert niemand erfahren soll, wo sie wohnen. werden, wenn solche Fälle bekannt werden. Journalismus ist die vierte D ass nun allerdings zuständige Be- hörden in einigen Kommunen sich quer legen und erst Gerichte darüber ent- Gewalt im Staat. Das ist ein un- geschriebenes Gesetz. Aber ohne Pressefreiheit keine Demokratie. scheiden müssen und die Behörden an- Ohne Schutz der Pressevertreter, weisen, ebenso zu verfahren, wie die Kol- dann, wenn es nötig ist, also bei leginnen und Kollegen es Demonstrationen, aber auch dann, wollen, das grenzt schon wenn die Privatsphäre von Journa- an Skandal. Es ist wohl Knud Zilian, Landesvorsitzender listen angegriffen wird, wird auch ein schwieriges Geschäft, DJV Hessen die Pressefreiheit beeinträchtigt. (Foto: Wolfgang Hörnlein) Polizei und Behörden klar zu machen, dass nicht die Journalisten die Feinde der M ein Appell an die Exekutive (und dazu gehört nicht nur die Polizei): Demokratie sind, sondern diejenigen, die ständig Nehmt die Rechte und den Schutz von Journalisten versuchen, die Meinungsfreiheit in unserem Land ernst. anzugreifen! Darüber haben wir ja jüngst beim Bun- Euer Knud Zilian +++ LETZTE MELDUNG +++ LETZTE MELDUNG +++ LETZTE MELDUNG +++ Cutter klagen Festanstellung beim hr erfolgreich ein Wie das Landesarbeitsgericht An- arbeiten und auch kein Geld be- hingewiesen, dass eine solche rechts- fang Dezember urteilte, muss der kommen. Aber auch die Tatsache, widrige Konstellation ein hohes Risi- Hessische Rundfunk eine Cutterin dass sie Arbeitsleistungen ablehnen ko für den hr birgt, so Zilian weiter. und einen Cutter rückwirkend in können, reiche allein nicht aus, die „Der Hessische Rundfunk muss nun die Festanstellung nehmen. Die Arbeitnehmereigenschaft zu vernei- dringend analysieren, in wie fern wei- beiden hatten über lange Jahre als nen, meinte das Gericht. tere rechtswidrige Beschäftigungs- freie MitarbeiterIn im hr gearbeitet. verhältnisse im hr existieren und Nunmehr müssen sie beide als Ar- Knud Zilian, Landesvorsitzender sie konsequent in Festanstellungen beitnehmer beschäftigt werden. des DJV Hessen begrüßte die Ent- überführen“, fordert Zilian. scheidung. „Es kann nicht sein, Das LAG hat ausgeführt, dass Ar- dass sich Unternehmen ihre eigene Dass das Landesarbeitsgericht die beitnehmereigenschaften dann Arbeitsrechtswelt zu Lasten der Be- Revision in beiden Fällen mit Hin- vorliegen können, wenn die Be- schäftigten kreieren. Wer Arbeitneh- weis auf die Rechtsprechung des schäftigten wirtschaftlich abhängig, mer ist oder nicht, kann nicht nach Bundesarbeitsgerichts nicht zuge im Betrieb eingegliedert und wei- 'Gutdünken' vom Arbeitgeber be- lassen hatte, zeige nach Ansicht sungsgebunden sind. Der hr hatte stimmt werden.“ Lägen Arbeitneh- des hessischen DJV-Vorsitzenden, vorgebracht, dass freie Mitarbeiter mereigenschaften vor, müsse das dass das BAG die Rechtsfragen hin- Innen im Gegensatz zu Arbeitneh- Unternehmen – und damit auch der reichend geklärt hat. Es gab bereits merInnen auch Arbeitsleistungen hr – die Mitarbeiter fest anstellen. einschlägige Entscheidungen zum ablehnen können. Das allerdings, Bayrischen Rundfunk, zum RBB und wie auch das Gericht feststellte, mit Der DJV Hessen, der die Klagen un- zu Beschäftigungsverhältnissen bei der Konsequenz, dass sie gar nicht terstützt hatte, hat mehrfach darauf der Deutschen Welle. Knud Zilian 4/2018 3
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Brillante Momentaufnahmen Sieger des zwölften Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-Thüringen“ in Wiesbaden gekürt – 600 Motive eingereicht – DJV Landesvorsitzender Zilian fordert faire Vergütung ein weilen und diskutieren“, begründete Matthias Haupt die Wahl. Der In- formations- und Kommunikations- chef im Sparkassen- und Girover- band Hessen-Thüringen vertritt den Hauptsponsor des Wettbewerbs, für den erneut die Landtagspräsi- denten Norbert Kartmann (Hessen) und Christian Carius (Thüringen) die Schirmherrschaft übernommen hatten. Bizarr mutet auf dem Siegerbild nicht nur der farbliche Kontrast zwi- schen dem prunkvollen Einheits- gold des abgehobenen Präsidenten und der bunten Menschenmasse an. Zu Assoziationen verleitet auch Dem Meister-Fotografen Arne Dedert (rechts) gratuliert der himmelwärts weisende Arm, mit Matthias Haupt als Vertreter des Sparkassen- und Giroverbands dem Erdogan seine Richtung vorgibt Hessen-Thüringen. Foto: Axel Häsler – im Gegensatz zu den vielen Smartphones, die sich im diametral entgegenstrecken und die nicht zuletzt für ein unzensiertes Netz und Informati- Im Wiesbadener Landtag sind Ende November onsfreiheit stehen. die Sieger des Wettbewerbs „PresseFoto Hessen- Thüringen“ ausgezeichnet worden, den die beiden Dederts Aufnahme ist bei Weitem nicht der einzige DJV-Landesverbände zum zwölften Mal ausge- Hingucker in diesem Wettbewerb. In der Katego- schrieben haben. Über 600 Motive, die in einem rie „Beste Serie“ sind es gleich fünf, festgehalten der beiden Bundesländer aufgenommen worden, von dem freien Fotojournalisten Jens Meyer aus wurden zur fachmännischen Bewertung eingerei- Erfurt. Sie begleiten den Weideaustrieb von Haf- cht. Die erfreuliche Erkenntnis: Der Wettbewerb, linger aus einem Gestüt in Meura im Landkreis der bewusst wieder regionale Blickfänge fokus- Saalfeld-Rudolstadt. Die galoppierenden Pferde siert, hat auch ein Dutzend Jahre nach seiner mit ihren wehenden Mähnen erinnern mehr an Premiere nicht an Attraktivität verloren. ein Rodeo in Texas als an eine wildromantische Szenerie in Thüringen. Er thront über dem Geschehen, weist dem auf- merksamen Publikum zu seinen Füßen mit aus- Feuilletonistisch-ästhetisch wirkt die attraktivste gestrecktem Arm huldvoll den Weg nach vorne. Aufnahme für den erstmals ausgelobten Sonder- Vom Scheitel bis zur Sohle in pures Gold gehüllt, preis „Kulturfoto in der Region Frankfurt Rhein- steht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdo- Main“. Sie zeigt die Silhouetten von Besuchern, gan übermannsgroß in Wiesbaden, bewacht von die sich abheben von einer bunten Lichtinstalla- zwei Polizisten, die in der Besuchermasse beinahe tion auf dem Frankfurter Römer während der Lu- untergehen. Denn es handelt sich nicht um den minale 2018. Gelungen ist dieses fluoreszierende leibhaftigen Politiker, sondern um eine Statue, die Foto dem Hanauer Kai Oliver Pfaffenbach, einer anlässlich der „Wiesbaden Biennale“ aufgestellt der Cheffotografen der Agentur Reuters. „Es ist worden ist. Die Aufnahme von Arne Dedert, fest ein herausragendes Beispiel für die Symbiose von angestellter Fotojournalist bei der dpa in Frank- Kunst und Betrachter, die eine ganz eigene Form furt, hat die Pressefoto-Jury Mitte Oktober als künstlerischer und kultureller Ästhetik erzeugt“, „Foto des Jahres“ ausgewählt. „Schon ein kur- lobte Juror und Ex-Regierungssprecher Dirk Metz. zer Blick vermittelt die Botschaft: Das Bild zeigt keinen flüchtigen Moment, sondern lädt ein, es Über diese drei Sonderpreise hinaus waren fünf den Menschen auf dem Foto gleich zu tun: ver- Kategorien, dotiert mit jeweils 500 Euro und 4 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Aufgalopp: Aus der besten Serie des Jahres: „Endlich ... raus!“. Foto: Jens Meyer einem Sachpreis, ausgeschrieben worden (siehe nalisten aufmerksam zu machen. Er kritisierte, Kasten). An deren Spitze finden sich bewegende dass Fotos zu oft unter Wert bezahlt würden. Momente, wie der Vater, der seinem unterschen- Gute Arbeit müsse fair vergütet werden, so eine kelamputierten Sohn beim Anziehen der Fußball- zentrale Forderung Zilians. Die andere: Veröffent- schuhe hilft; anrührende wie die kleine Schwester, lichungen auch mit dem Namen des Urhebers zu die ihrem vor Erschöpfung am Boden liegenden kennzeichnen. „Eine Zeitung ohne Fotos ist nicht Bruder nach einem 400-Meter-Lauf beisteht; und mehr vorstellbar. Eine Zeitung, Zeitschrift oder ästhetische wie die Kulisse aus Autowracks, die ei- Online-Publikation ohne Nennung der Namen der nen Hintergrund bildet zur „Carmen“-Aufführung Fotografen sollte aber auch nicht vorstellbar sein“, auf den Erfurter Domstufen. erwartet der DJV-Landeschef. DJV-Landesvorsitzender Knud Zilian nutzte auch Dass es den Wettbewerb „PresseFoto Hessen- diesen Rahmen der Preisverleihung, um auf die Thüringen“ nicht mehr geben sollte, ist derzeit Bedeutung und die prekäre Lage von Bildjour- auch nicht vorstellbar. Dafür ist die Resonanz zu groß, die Bildauswahl zu vielfältig und das Ge- schick der Meister-Fotografen zu imponierend. Andreas Lang Die Jury • Umberto Biagioni, Journalist, Regisseur und Vorsitzender des DJV- Ortsverbands Frankfurt. • Matthias Haupt, Abteilungsleiter Information und Kommunikation im Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen. • Sergej Lochthofen, Ex-Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ und Buchautor. • Dirk Metz, Agentur Dirk Metz Kommunikation und Ex-Regierungssprecher in Hessen. • Henner Flohr, Redakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung”. • Professor Rüdiger Pichler, Hochschule Rhein-Main. Ausgezeichnete Schwarz-Weiß-Fotografie: Aufnahme aus der Serie „Die letzten • Roland Holschneider, ausgezeichnet mit dem „World Press Photo Award Antiquare in Frankfurt am Main“. for Humor “und dem „World Press Photo Award“ für das Kinderpressefoto Foto: Michael Braunschädel des Jahres. 4/2018 5
Meinung Nachrichten Medien Internes Meinung Die Sieger • Kategorie Technik und Verkehr (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und Thüringen): Eckhard Jüngel, Redakteur „Thüringer Allgemeine“, für sein Bild „Besonderer Transport“. • Kategorie Umwelt und Natur (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und Thüringen): Arne Dedert, dpa-Redakteur für sein Bild „Wildwechsel“. • Kategorie Sport und Freizeit (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und Thüringen): Raphael Schmitt, freier Journalist, für sein Bild „Erschöpft“. • K ategorie Kultur und Gesellschaft (dotiert mit einem Fernglas, gestiftet von Ullrich Isselbächer): Sascha Fromm, Redakteur „Thüringer Allgemeine“, für sein Foto „Carmen“. • Kategorie Menschen und Momente (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und Thüringen): Steve Bauerschmidt, freier Journalist, für sein Foto „Teamplay“. • Beste Serie (dotiert mit 1000 Euro, gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen): Jens Meyer, freier Journalist, für seine Bilderserie „Endlich … raus!“. • Sonderpreis für das „Kulturfoto in der Region Frankfurt Rhein-Main“ (dotiert mit 2000 Euro, gestiftet von der Gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH): Kai Oliver Pfaffenbach, Redakteur bei Reuters, für sein Bild „Luminale“. • Foto des Jahres 2018 (dotiert mit 2500 Euro, gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen): Arne Dedert, dpa-Redakteur, für sein Foto „Provokante Kunst“. Analoge Tugenden Zum zwölften Mal Fotopreise verliehen, zum 13. Mal hat die Jury im Herbst zwei mehrteilige Serien über Journalistenpreise – haben sich diese Formate, mit die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt he- denen der DJV Hessen auch in diesem Jahr wieder auf rausgepickt (siehe Blickpunkt 3/2018). Ja, diese Sei- Qualitätsjournalismus im Land aufmerksam gemacht ten füllenden Stücke brauchen Zeit und Muße zum hat, nicht allmählich überholt? Ist es nicht an der Lesen, aber sie bieten exklusiven Mehrwert, Service Zeit, Traditionen aufzugeben und neue, zeitgemäße und dieses entschleunigende Moment namens Lese- Formate zu entwickeln, um herausragende journali- vergnügen. stische Arbeit zu würdigen? Zumal sich die publizis- tische Welt in diesem Zeitraum gewandelt hat, die Vergleichbares gilt für die preisgekrönten Aufnah- klassischen, von Print geprägten Produktionen immer men, auf die der Fotopreis-Wettbewerb der Landes- mehr digitalen, medienneutralen, multimedialen wei- verbände Hessen und Thüringen den Blick lenkt. Sie chen? sind Hingucker und entfalten ihre volle Schönheit Kommentar und Tiefe beim intensiven Betrachten, nicht beim Nein, wie die ungebrochene Durchscrollen. Allein das Siegerfoto von Arne De- Resonanz und die Qualität der dert erzählt ganze Geschichten: von Kunstfreiheit, Beiträge auf beiden Wettbewerbe zeigen. Natürlich von Erregungskurven, von politischer Korrektheit und sind in den Einreichungen Online-Publikationen und Unterwürfigkeit. crossmediale Dossiers unterrepräsentiert. Auch weil die Autorinnen und Autoren gar nicht mehr über die „Fotografie verändert sich“, hat der Produzent des klassischen Ausschreibungen stolpern oder sie in den Siegerfotos in seinen Dankesworten zu bedenken ge- sozialen Medien nicht wahrnehmen. Aber auch – das geben. Ja, Technik verfeinert sich, die Digitalisierung ist die tiefere und ermutigende Erkenntnis aus Ge- eröffnet Spielräume zur Manipulation. Aber am Ende sprächen mit Jury-Mitgliedern – weil das gedruckte bleibe gut geschriebene Texte und gestochen scharfe Wort und Bild nach wie vor die Leitmedien sind. Sie Momentaufnahmen gutes Handwerk und beruhen bilden ab, was Qualitätsjournalismus schon immer auf geschärften Verstand beziehungsweise Augen. ausgemacht hat: gründliche Recherche, geschärfter Analoge Tugenden, die erlernt und perfektioniert sein Blick, Einladung zur vertieften Wahrnehmung – und wollen. Das kann kein Algorithmus leisten. Der mag nicht zum „News snacken” oder „digital hopping”. vielleicht günstiger sein, aber den besseren Journalis- mus generiert er nicht. Als „Filetstücke des Printjournalismus” in Hessen Andreas Lang 6 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Die Facetten eines Pfifferlings Bildjournalist Wolfgang Hartmann hat sich auf Makroaufnahmen von Pilzen und Mineralien spezialisiert Die Trockenheit der vergangenen fotografieren. Millimetergroß sind aber auch winzig kleine Fund- Monate hat die Erträge der Ernte die Abmessungen von Sensoren, stücke, deren Schönheit nur unter in der Landwirtschaft sehr ge- die er durch spezielle optische dem Mikroskop sichtbar wurde. schmälert. Jetzt ist eigentlich die und digitale Techniken gestochen Besonders beeindruckt war der Zeit, in der die Pilzsammler in die scharf auf seinen Fotos darstellt. Schüler von dem tiefblauen Azu- Wälder gehen, um die schmack- Für die Makrofotografie hat sich rit, das durch chemische Verwitte- haften Waldfrüchte zu suchen. der Niedermittlauer schon als rungen aus Kupfererzen entsteht. Doch in diesem Jahr wird auch kleiner Junge interessiert. hier der Ertrag nicht so üppig sein Mehr Schärfentiefe wie in den Vorjahren. Wenn Wolf- Im Alter von elf Jahren bekam er dank Fokus-Stapelung gang Hartmann (58) aus Hassel- seinen ersten Fotoapparat ge- roth in den Wald geht, um Pilze zu schenkt, eine Kodak Retina. Fünf Seine beiden Hobbys wollte er suchen, spielt es für ihn dabei kei- Jahre später kaufte er sich dann vereinen und suchte nach We- ne Rolle, ob es viele oder wenige eine AE1, eine Spiegelreflexkame- gen, die Facetten dieser kleinen Pilze gibt. Auch ist es ihm egal, ob ra von Canon, mit der seine Fotos Kristalle zu fotografieren. So kam die Pilze essbar oder giftig sind. deutlich an Schärfe gewonnen er zur Makrofotografie. Jeder Ihm geht es einzig und allein da- haben. Ein weiteres Hobby des Fotograf, der schon einmal ver- rum, wie schön die Pilze sind. damaligen Schülers war das Sam- sucht hat, kleine Objekte zu fo- meln von Mineralien. Oft ist er tografieren, merkt ganz schnell, Für Wolfgang Hartmann sind sie nach der Schule mit seinem Fahr- dass es auch mit einem Makro- allesamt kleine Kunstwerke der rad und einem alten Arztkoffer objektiv nicht möglich ist, eine Natur, die er mit seiner Kamera nach Alltenmittlau in den Stein- umfangreiche Schärfentiefe zu festhält. Hauptberuflich arbeitet bruch gefahren und hat dort nach erreichen. Und je kleiner das Ob- Wolfgang Hartmann seit 26 Jahren den verschiedenen Gesteinen ge- jekt ist, desto geringer ist auch als Industriefotograf bei Heraeus sucht. So hat er im Laufe der Jahre der Bereich, der im Bild scharf in Hanau. Dort gehört es unter knapp 50 verschiedene Mineralien dargestellt wird. anderem auch zu seinem Aufga- durch Fachbestimmungen nach- benbereich, kleinste Bauteile zu gewiesen. Zumeist waren dies Dieses Problem stellte sich auch Wolfgang Hartmann. Doch im Laufe der Jahre hat er seine Aus- rüstung stetig verbessert, um immer schärfere Nah- bezie- hungsweise Makroaufnahmen zu machen. Dafür hat er sich auch einzelne Apparaturen eigens für sein Studio anfertigen lassen. Seit 2005 nutzt er auch digitale Programme im Computer, um im sogenannten Stackingverfahren kleine Objekte im Ganzen scharf darzustellen. Beim „Stacking“, übersetzt Fokus-Stapelung, wird die Schärfentiefe erweitert, in- dem aus bis zu mehreren hun- dert Einzelfotos ein Bild zusam- men gesetzt wird. Hartmann arbeitet mit den Programmen Helicom Remote und Helicom Focus. Aber auch Adobe Photo- shop, günstige und auch freie FotosFoto: (3): Wolfgang Wolfgang Hartmann Hartmann Programme bieten die Möglich- keit Fotos zu stacken. 4/2018 7
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Neben der Mineralienfotografie hat sich Wolfgang Hartmann vor einigen Jahren der Pilzfotogra- fie gewidmet. Zum Ausgleich zu seiner Arbeit in Hanau geht er gerne mit seinem Hund im Wächtersbacher Wald spazie- ren. Immer wieder sah er dabei kleine, auf den ersten Blick un- scheinbare Pilze am Waldboden. Bei näherer Betrachtung war er begeistert von der Schönheit der Waldfrüchte. So packt er in der Herbstzeit oft seine Ausrüstung vom Auto in einen Bollerwagen und sucht sich neue Motive im Wald. Zur Ausrüstung gehören neben dem Fotoapparat mit Ma- kroobjektiven mehrere Stative und verschiedene Lampen, um Hobby, wie er sagt. Wolfgang Hartmann liebt es einfach, klei- ne Dinge groß darzustellen. Er möchte einfach nur die kleinen Kunstwerke der Natur auf seinen Fotos festhalten. Axel Häsler die Pilze von allen Seiten zu be- jeweils nur der scharfe Bereich leuchten. Mit dabei hat er auch eines Fotos übernommen. Als Er- sein Notebook, von dem aus die gebnis erhält der Fotograf dann Kamera gesteuert wird, sobald er aus vielen Einzelbildern nur ein sie in Stellung gebracht hat. Bild, das dann aber von vorne bis hinten gestochen scharf ist. Gesamtkomposition aus vielen Einzelbildern Auch in seinem Studio wendet Wolfgang Hartmann das Stacking Mindestens 25 Einzelbilder, aber an. Jedoch arbeitet er da mit auch bis zu 200 Bilder macht er einem Stativschlitten, auf dem dann von einem Pilz oder einer der Fotoapparat in Hunderts- Pilzgruppe. Dabei wird Schritt telmillimeterschritten an das Ob- für Schritt die Schärfeeinstellung jekt herangefahren wird und so am Objektiv weiter gestellt. Ein die Einzelbilder aufgenommen Bild aus der Serie bearbeitet er werden. Die Makrofotografie in in Farbe und Kontrast. Dieser seinem Studio wendet der Fo- Schritt wird dann auf alle Aufnah- tografenmeister oft an, wenn er men automatisch angewendet. kleinste Bauteile in Millimeter- Voller Körpereinsatz: Wolfgang Hartmann bei der Zum Schluss werden alle Bilder größe für seinen Arbeitgeber ab- akribischen Vorbereitung einer Nahaufnahme. automatisch zusammengesetzt. lichten soll. Ansonsten sei die Fo- Foto: Axel Häsler Dabei wird durch eine Bildmaske tografie im Mikrokosmos reines 8 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Der Kopf hinter dem Bild DJV-Aktion „Fotografen haben Namen”: Auch in den Verbandsmedien werden die Urheber der Aufnahmen nicht konsequent genannt – Eine Bestandsaufnahme fragen bei jedem Foto nach, wenn es uns ohne Fotografen- name geschickt wird. Manch- mal kennen die Absender den Namen selbst nicht. Das ist der einzige Grund, wenn er im Heft nicht genannt ist.“ Das Problem seien neben PR-Ma- terial auch Portraitbilder von professionellen Fotostudios. Auch im „journalist” fehlen bei dieser Art der Bilder meist die Namen; aber auch bei selbst angefertigten Screenshots. In den letzten drei Ausgaben war das im Schnitt bei knapp 44 Prozent der Bilder der Fall. „Wir unterstützen die Aktion 'Fotografen haben Namen' seit es sie gibt und berichten Fleißarbeit: Die Aufnahmen in sieben Verbandszeitschriften sind systematisch regelmäßig über die Auswer- nach den Bildvermerken durchforstet worden. Foto: Jens Brehl tungen. Auch unsere Maxime im 'journalist' ist es, die Ur- heber von Fotos zu nennen. Es ist ja nicht zu viel verlangt: Seit 2009 wird Wenn wir selbst Fotos beauftragen, nennen wir im Rahmen der DJV-Aktion „Fotografen haben die Fotografin / den Fotografen nicht nur als Namen“ an einem bestimmten Stichtag in den Credit neben den Fotos, sondern wir führen den Ausgaben der Tageszeitungen systhematisch aus- Bildurheber darüber hinaus im Artikel-Anlauf so- gewertet, ob bei den abgedruckten Bildern auch wie in einem Infokasten am Ende des Textes auf“, die Namen der Fotografen korrekt angegeben schreibt Chefredakteur Matthias Daniel auf Anfra- sind – teils mit ernüchterndem Ergebnis. So sind ge. Ausnahmen gebe es beispielsweise, wenn sich in der Ausgabe vom 23. April der Fuldaer Zeitung bei PR-Bildern oder von Privatpersonen zur Ver- (siehe Kommentar auf der übernächsten Seite) fügung gestellten Fotos kein Urheber ermitteln gerade einmal bei etwa einem Drittel der Fotos ließe oder dieser nicht genannt werden möchte. die Namen angegeben. Allerdings sieht es in den Mitgliedermagazinen der Landesverbände und Kein Kavaliersdelikt, dem vom Bundesverband herausgegeben „jour- sondern Urheberrechtsverstoß nalist” ähnlich bescheiden aus. „In vielen Fällen ist es Nachlässigkeit, wenn Na- Bis auf eine Ausnahme fehlt in den letzten drei men nicht genannt sind. Redakteure zu sensibili- Ausgaben der Mitgliedermagazine und des „jour- sieren war seinerzeit der Hauptgrund, die Aktion nalist” mindestens bei jedem vierten Bild der ins Leben zu rufen“, erklärt Hendrik Zörner, Pres- Name des Fotografen. Beim Journal aus Nord sesprecher des DJV. Fotografen sollten sich zur rhein-Westfalen ist dies sogar bei der Hälfte der Wehr setzen, wenn ihre Namen nicht genannt Fotos der Fall. werden. Dazu sollten sie das persönliche Ge- spräch suchen und Verlage entsprechend ermah- Interessanterweise wurde in den Ausgaben nen. In letzter Konsequenz können sie auch den 1 und 2/2017 des „Kiek an!” aus Mecklenburg- Klageweg beschreiten, denn es handelt sich um Vorpommern zwar über die DJV-Aktion berich- kein Kavaliersdelikt, sondern um (wiederholte) tet, dennoch sind in den Ausgaben Bildangaben Verstöße gegen das Urheberrecht. „Das kann mit- fehlerhaft. Geschäftsführerin Corinna Pfaff war unter zu Schadensersatz und Honorarnachzah- überrascht, wie viele Bilder betroffen waren. „Wir lungen führen. Allerdings müssen die Kollegen 4/2018 9
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien und Kolleginnen dann befürchten, keine weiteren Aufträge mehr zu erhalten.“ Die Auswertung Die Aktion „Fotografen haben Namen” verliert Fehler in Prozent Fehler in Prozent Ausgabe Magazin/ jedoch ein gutes Stück seiner Glaubwürdigkeit, Durchschnitt Verband wenn der DJV im eigenen Magazin nicht im vollen 1,4 4,3 (1 5/18 BJVreport Umfang die Rechte der Fotografen wahrt, wie er es von anderen Medienunternehmen fordert. Das 0 (2 5/18 sieht auch Zörner so. „Wir dulden es nicht, wenn 0 3/18 Bayern die Namen fehlen und gehen der Sache selbstver- 22 13,2 1/18 Kiek an! ständlich nach.“ 21,8 (3 2/17 Mecklenburg- Im hessischen Landesverband gibt es zwar ein 30,9 (3 1/17 Vorpommern Bewusstsein für die Problematik, an der prak- 23,8 30,2 (4 4/18 Nordspitze tischen Umsetzung hapert es auch bei uns noch ein wenig. Als Ende November die Sieger des 7,9 3/18 Bremen Hamburg Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-Thüringen“ 33,3 2/18 Schleswig-Holstein ausgezeichnet wurden, forderte der Vorsitzen- 27,2 6,5 (5 2/18 Blickpunkt de Knud Zilian neben fairer Bezahlung auch das Kennzeichnen des Urhebers. Im hessischen 37,5 1/18 „Blickpunkt” gibt es noch Luft nach oben, denn 37,5 4/18 Hessen bei den drei untersuchten Ausgaben fehlten im 40 56,5 3/18 BlickPunkt Schnitt bei einem Viertel der Fotos eben jene geforderten Kennzeichnungen. 15,8 2/18 47,6 (6 1/18 DJV Baden- Leuchtturm im tiefen Süden Württemberg 43,9 49,1 11/18 journalist Natürlich ist es oft aufwendig, im hektischen Me- 52,1 10/18 dienalltag bei sämtlichem gelieferten Bildmate- rial nach den Namen des Fotografen zu fragen, 30,5 (7 9/18 Bundesverband wenn er nicht ersichtlich ist. Dabei bietet sich hier 51,9 81,1 5/18 Journal die Chance, auch Pressestellen entsprechend zu 37,7 3/18 sensibilisieren und für die Rechte der Fotografen Nordrhein- 41,9 2/18 Westfalen in der Praxis einzustehen. Das es nicht geht und „namenslose“ Bilder nicht zu verhindern sind, ist eine faule Ausrede. Das beweist der „bjvReport” aus Bayern, denn in den untersuchten Ausgaben sind nahezu alle Fotos korrekt beschriftet. „Ein Anmerkungen Verbandsmagazin sollte eine Vorbildfunktion ha- ben. Wir können es anderen nicht ankreiden, kei- Cover und Karikaturen habe ich generell nicht gezählt , ne Namen zu nennen, wenn wir das ebenfalls tun Informationsseiten zu eigenen Angeboten/Veranstaltungen und würden“, stellt die leitende Redakteurin Michaela Screenshots hingegen schon. Schneider klar. „Ich nehme keine Bilder ohne Fo- 1) Den Fehler auf Seite 43 habe nicht gezählt, da der Hinweis „der tografenname an.“ Ihren Kollegen in der Redakti- Fotograf ist nicht bekannt“ erfolgt ist. on habe es einiges an Überzeugungsarbeit gegen- über Pressestellen abverlangt. Allerdings sind die 2) Die Collage auf Seite 13 habe ich als ein Bild gezählt. Namen nicht immer ermittelbar. Wird das Foto 3) In diesen Ausgaben wurde über die Aktion Fotografen haben dennoch benötigt, erfolgt zumindest der Hinweis Namen berichtet. „der Fotograf ist nicht bekannt“. 4) Die Collage auf Seite 19 habe ich als ein Bild gezählt. Schneiders konsequentes Vorgehen ist im baye- 5) Mit den Recherchen zu diesem Beitrag habe ich im Sommer rischen Landesverband kein Zufallsprodukt. Par- begonnen und vermehrt darauf hingewirkt, dass die Namen der allel zur Aktion des Bundesverbands werten die Fotografen im hessischen „Blickpunkt” genannt werden. Daher Bayern die regionale Presse aus und auch die habe ich frühere Ausgaben ausgewertet, um das Ergebnis nicht Fachgruppe Bildjournalisten ist in dieser Hinsicht zu verfälschen. aktiv. Nicht nur auf der entsprechenden Face- bookseite (https://www.facebook.com/fotogra- 6) Die historischen Fotos auf Seite 20 habe ich nicht gezählt. fenhabeneinennamen/). 7) Die Screenshots auf den Seiten 49 und 62 habe ich jeweils als einen Screenshot gezählt. (bre) Jens Brehl 10 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Fotografennamen in der „Fuldaer Zeitung” Befremdliches Schweigen „Kein Kommentar“ – diese Aussage hat mir noch nie nicht veröffentlichte Ergebnis der Auswertung sei gefallen. Viel lieber suche ich den Dialog, um Fragen für die Zeitung „durchwachsen“ und das persönliche zu klären. So auch im Falle der „Fuldaer Zeitung”. Gespräch würde maximal 25 Minuten dauern. Knapp Die diesjährige Auswertung im Rahmen der Akti- zwei Wochen später landete die Absage in meinem on „Fotografen haben Namen“ ergab, dass in der E-Mail-Postfach. Die Geschäftsführung stimmte Ausgabe vom 23. April nur bei knapp 36 Prozent der dem Interview nicht zu. abgebildeten Fotos die Namen der Fotografen ge- nannt wurden. Am Stichtag 2016 waren es noch 40 Wir Journalisten monieren, wenn unsere kritischen Prozent gewesen. Ein durchwachsenes Ergebnis mit Fragen nicht beantwortet werden, reagieren gar der leichten Tendenz nach unten. Das Bewusstsein, beleidigt. Die Arbeit der freien Presse wird behin- gegen das Urheberrecht zu verstoßen, scheint in der dert! Den erhobenen Zeigefinger können wir uns Redaktion nicht besonders groß zu sein. allerdings sparen. Wenn es unbequem wird, verwei- gern Medienhäuser selbst den Dialog oder möchten Kommentar Gerne wollte ich die Hintergründe erfahren und dem Chefredakteur die Möglichkeit geben, Stellung zu plötzlich jedes Zitat vorher einsehen, um es freizu- geben oder eben nicht. Dann kommen die PR-Tricks zum Tragen, die anderen vorgeworfen werden. Medi- beziehen. Bereits die Vorbehalte ahnend, fragte ich enjournalisten können ein Lied davon singen – auch ein Interview an. In einem Telefonat mit der Assi- wenn natürlich nicht alles schlecht ist. stentin der Geschäftsführung machte ich deutlich, dass es mir nicht darum gehe, jemanden an den Als Profi akzeptiere ich die Entscheidung der „Ful- Pranger zu stellen, sondern ich ein Gespräch auf daer Zeitung”, als Kollege bin ich ein Stück weit Augenhöhe suche. Mein Visier war offen: Der Bei- enttäuscht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als trag sei für das Mitgliedermagazin des hessischen über jemanden zu schreiben, mit dem ich gar nicht Journalistenverbands, das diesjährige bis dato noch gesprochen habe. Schade. Jens Brehl Im Land des Weglächelns Die freie Journalistin Nicola Glass hat einen hintergründigen Reiseführer zu Thailand geschrieben – Blick hinter die touristischen Fassaden Am Ende geht es wieder ums bleibt einem mehr als einmal das Lachen im Hal- Geld, um Einflussnahme und se stecken. um Machterhalt. Dieses Ein- drucks kann man sich nicht Etwa nach der Lektüre ihres Augenzeugenbe- erwehren, nachdem man den richts, wie Militärs im Jahr 2010 Protestcamps Report „Thailand. Ein Länder- von „Rothemden“, also Anhängern des später ge- porträt“ der früheren hr-Mitar- schassten Premierministers Thaksin, gewaltsam beiterin Nicola Glass gelesen räumten. „Dort bot sich uns eine Szene wie aus hat, die 14 Jahre lang in dem einem Krieg: Panzer hatten das, was von dem südostasiatischen Land gelebt ,Festungswall‘ aus Bambus und Autoreifen noch hat. Und nachdem ganz aktuell übrig war, dem Erdboden gleichgemacht. Ich sah Bundeskanzlerin Angela Merkel mindestens zwei Tote auf Straße und Bordstein den Machthaber dieses Lan- liegen.“ Es sollten nicht die letzten Opfer sein, des, Junta-Chef Prayut Chan-o- die die Korrespondentin in diesen gewaltgetränk- cha, mit großem Protokoll im ten Monaten sah. Und es sollten auch Kollegen Kanzleramt empfangen hat. Das darunter sein, die während der Ausübung ihres „Land des Lächelns“ lächelt so Jobs von Kugeln tödlich getroffen wurden. Zu den vieles weg, was es in seiner beklemmenden Schilderungen in diesem Buch jüngsten Geschichte durchlebt gehören die Beschreibungen des Dilemmas einer und erlitten hat. Bei der Lektüre freien Journalistin, die abwägen muss zwischen von Glass‘ 190-seitigem Werk Chronistenpflicht und der Vermeidung von Re- 4/2018 11
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien auch immer) immer noch unter ein drakonisches Strafmaß stellt, macht es auch Journalisten nicht einfacher, Machenschaften im Umfeld der Dynas- tie zu benennen, geschweige denn zu kritisieren. Checks and balances haben ihre engen Grenzen in dieser network monarchy. An dem Dreiklang „Na- tion, Religion und König“, der als Staatsdoktrin normativ gesetzt ist, wird besser nicht gerührt, zu brüchig ist der gesellschaftliche Konsens und Firnis in diesem Land auf dem Sprung. Deshalb bleibt die nationale Versöhnung ein heh- res Ziel und von massiven Rückschlägen nicht ver- schont in diesem Land, das seit dem Staatsstreich des Militärs im Mai 2014 immer noch unter Kriegs- recht steht. In erster Linie die Versöhnung zwi- Nicola Glass hat 14 Jahre lang in Thailand gelebt schen Modernisierern und Royalisten, zwischen und gearbeitet. Foto: privat Demokraten und einer Junta asiatischer Prägung, zwischen dem wirtschaftlich abgehängten Norden pressalien. Wie weit gehen journalistische Unab- und den kapitalistisch geprägten Städtern; aber hängigkeit und Pressefreiheit, wenn man einen auch zwischen Theravada-Buddhisten und der Schlagstock vor Augen hat? muslimischen Minderheit im Süden des Landes, einer der vielen vergessenen Konflikte in Thailand. Ja, Thailand ist ein traumhaftes Urlaubsland. Es ist aber auch ein innenpolitisches zerrissenes Land, Nicola Glass streift all diese Konfliktlinien und dessen Burgfrieden derzeit allein das Militär halb- gewährt teils erschreckende, teils erhellende Ein- wegs garantieren und zementieren kann. Das ist blicke. Die Zerrissenheit dieses nur oberflächlich – trotz seines Gott-ähnlichen Status‘ – letztlich traumhaften Landes mit den vielen Repressionen noch nicht einmal dem langjährigen König Bhu- und Menschenrechtsverletzungen hinter den Fas- mipol kraft seiner unangefochtenen Autorität ge- saden der gemeinhin bekannten Touristen-Hoch- lungen. Und schon gar nicht seinem Sohn Maha burgen spiegeln sich immer wieder in ihrer eige- Vajiralongkorn, der in einer langwierigen Prozedur nen Zerrissenheit, dieses bunte, duftende, pulsie- immer noch dabei ist, dem Vater auf den Thron rende Land wertzuschätzen, ohne die Schatten- zu folgen. Was nicht zuletzt als Feigenblatt dafür seite zu ignorieren oder zu banalisieren. In dieser dient, dass in dieser gelenkten Demokratie der Tiefe ist ihr Buch, das von der ITB (Fachmesse Termin für die Parlamentswahl ein ums andere der internationalen Tourismus-Wirtschaft) als Mal nach hinten verschoben wird, weil zunächst „besonderer Reiseführer“ ausgezeichnet worden die elaborierte Thronbesteigung beendet werden ist, viel mehr als ein Länderporträt. Es ist eine soll. literarische Liebeserklärung einer Thailand-Lieb- haberin, die bis heute von Liebeskummer geplagt Dass Paragraf 112 der thailändischen Verfassung ist ob der erratischen Demokratiebestrebungen Majestätsbeleidigung (in welcher Ausprägung ihrer Länder-Liebe. Andreas Lang ZUR PERSON Nicola Glass, Jahrgang 1967, hat nach dem Studium der Publizistik, Politik und Indologie für mehrere ARD-Sender gearbeitet, unter anderem für den Hessischen Rundfunk, für den sie von Januar 2000 bis April 2002 im Wirtschaftsradio „hr skyline“ moderiert und Beiträge produziert hat. Danach ist sie für 14 Jahre nach Thailand gezogen, von wo aus sie weiterhin öffentlich-rechtliche Sender bediente. Vor ihrer Rückkehr nach Deutschland im Spätsommer 2016 hat sie für sieben Monate in Schweden gelebt und gearbeitet. Glass arbeitet weiterhin als freie Journalistin, unter anderem für die „taz ”und den Evangelischen Pressedienst in Frankfurt/Main, mit Schwerpunkt Südostasien. „Nach über 13 Jahren in der Region kann ich gar nicht anders.“ Gerade war sie beim Besuch des eingesetzten Ministerpräsidenten und früheren Heereschefs Prayut Chan-o-cha, Kopf des „Natio- nalen Rats zur Erhaltung des Friedens“, in Berlin eine gefragte Ansprechpartnerin und Kommentatorin. Im Herbst war Glass, die sich bei der Stiftung Asienhaus mit Sitz in Köln engagiert, zuletzt beim Hessischen Rundfunk zu Besuch, wohin sie freundschaftliche Kontakte pflegt. (ala) 12 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Der Feuerwehrmann unter den Zeitschriften Brandheiß: Florian, das Magazin für Wehrverbände in Hessen, erscheint seit 34 Jahren In der Regie des Landesinnen- ministeriums erscheint fünf bis sechs Mal im Jahr ein Magazin speziell für diese Klientel, die aber auch gerne genutzt wird, um für den Berufsstand zu wer- ben. Immerhin setzt der sich aus Hauptamtlichen und vielen Eh- renamtlichen zusammen – und weist damit durchaus Parallelen zum Journalistenberuf auf. Ge- rade mal 1.500 Frauen und Män- ner verdienen in Hessen ihren Lebensunterhalt als Berufsfeu- erwehrleute, 3.500 weitere sind bei einer Werksfeuerwehr ange- stellt. Der überwiegende Teil, näm- lich um die 70.000, engagiert sich aber in einer freiwilligen Zeitgeschichte: Zwischen der ersten Ausgabe des „Florian” (links unten) und Wehr, lässt also alles stehen der aktuellen sind dutzende Magazine erschienen. Foto: Andreas Lang und liegen, wenn ein Alarm ausgelöst wird. Als ein Dan- keschön, als Service und als Katastrophenschutz gewechselt Artikel. Für die letzte Ausgabe Weiterbildungsangebot stellt ist. Gemeinsam mit Fachleuten dieses Jahr arbeitet die Redak- ein Redaktionsteam um Chef- von der Landesfeuerwehrschule, tion an Geschichten über einen redakteur Michael Schaich re- dem Landesfeuerwehrverband, Gruppenführerlehrgang, der per gelmäßig den „Florian“ zusam- der Berufsfeuerwehrvertretung E-learning komplett online ab- men. Der Pressesprecher von und dem Werkfeuerwehrverband solviert werden kann, oder der Innenminister Peter Beuth ist sitzt er in quartalsmäßigen Re- Aufarbeitung des Jahresberichts formal zwar Haupt der sechs- daktionskonferenzen zusam- des Landesbranddirektors. köpfigen Redaktion, lässt den men und plant die nächsten 36 Fachleuten um seinen Stellver- Seiten. Der „Florian“ wird in einer Aufla- treter Sebastian Poser aber alle ge von 17.700 Exemplaren nach Freiheiten bei der Konzeption. Heraus kommt aus diesen Sit- wie vor gedruckt, ist aber auch Schließlich ist Schaich über zungen eine ansprechende Mi- online abrufbar. Aus elf Ausga- seine Hauptbeschäftigung als schung aus aktuellen Nachrich- ben a 24 Seiten im Gründungs- Sprachrohr hinaus unter ande- ten wie etwa der Verleihung des jahr 1984 sind heute sechs a 36 rem auch Chef der monatlich Katastrophenschutzpreises, Ti- Seiten geworden. Das Resultat erscheinenden „Hessischen telgeschichten wie dem Spaten- wird an die Wehren und Verbän- Polizeirundschau“, dem Pen- stich für das neue Ausbildungs- de versandt, die ihn gerne auch dant des „Florian“ für die Ord- zentrum der Jugendfeuerwehr als Werbematerial etwa am Tag nungshüter. in Marburg-Cappel, ein Über- der offenen Tür auslegen. Weni- blick über Lehrgänge der Lan- ge Magazine gehen auch in an- Und so laufen die Fäden für desfeuerwehrschulen in Kassel dere Bundesländer (die zum Teil letzteren bei Poser zusammen, und Marburg, spektakuläre Ein- ähnliche Magazine produzieren) der Anfang 2017 aus der Pres- träge aus Einsatztagebüchern, und ins deutschsprachige Aus- sestelle ins Referat zur Ehren- die Kür einer „Feuerwehr des land. Die Autoren arbeiten alle- amtsförderung im Brand- und Monats“ und diverse Service- samt ehrenamtlich, ein Hono- 4/2018 13
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien rar wird nicht gezahlt. Zum Teil den hessischen kann die Redaktion auf Lagebe- Regionen auf. richte zurückgreifen, zum Teil werden Beiträge aber auch ei- Politisch korrekt gens für den „Florian“ verfasst. feingeschliffen oder gar zen- „Wir achten auf eine allgemein siert wird in der verständliche Sprache, mitunter Zentrale nicht, lesen sich die Beiträge aber auch bekräftigt die wie aus dem Lehrbuch“, räumt Chefredaktion. Poser, gelernter Redakteur und Kritische Äuße- gelegentlich Autor im „Flori- rungen und An- an“, ein. Schließlich will die merkungen sind Zeitschrift keine Sensationslust aber auch eher befriedigen oder den Boulevard die Ausnahme bedienen. Auch wenn für das denn die Regel. Best of aus den Einsatztagebü- Dafür sind die cher schon auch Brände und Ka- Tonalität und tastrophen ausgewählt werden, die Ausrichtung die besondere Aufmerksamkeit des „Florian“ erzeugt und die Feuerwehrleu- zu zielgruppen- te in außergewöhnlicher Form orientiert. Was gefordert haben. „Schließlich auch erklärt, wa- ist und bleibt der ,Florian‘ das rum die Einsatz- Die Chefs von „Florian”: Sprachrohr des Ministeriums berichte zwar Michael Schaich (re.) und Sebastian Poser. zur Feuerwehrbasis“, betonen spektakuläre, Foto: Andreas Lang Schaich und Poser. aber keine reißerischen Meldungen abbilden, Die Kommunikation funktio- zuletzt etwa über den überregi- inhaltlich sind die Ideen noch niert in beide Richtungen, die onal in den Schlagzeilen abge- lange nicht ausgegangen. Und Wehrvertreter nehmen in Dis- bildeten Großbrand auf einem er hat auch in der Politik einen il- kussionen etwa mit den Wehr- Reiterhof in Kelkheim oder den lustren Freundeskreis, inklusive verbandsspitzen immer wieder Zusammenstoß einer Straßen- Innenminister Peter Beuth. Oder Bezug auf die Publikationen. bahn mit einem Lkw in Kassel. Regierungssprecher Michael Bu- „Das habe ich doch im ,Flori- ßer, der bei der Verleihung der an‘ gelesen“, ist als Begründung Der „Florian“, mit 34 Erschei- Hessischen Journalistenpreise oder Erklärung in Fachsimpe- nungsjahren im besten Man- im Herbst nicht ohne Stolz seine leien durchaus zu hören. Ent- nesalter, soll laut Chefredaktion, Zeit als „Florian“-Chefredakteur sprechend werden die Inhalte bedenkenlos mindestens das gestreift hatte. Sie hat seiner nicht nur im Wiesbadener Mi- nächste Jubiläum ansteuern weiteren Karriere nicht gescha- nisterium entwickelt. Die Re- können. Die Finanzierung ist zu- det. daktion dort greift gerne auch mindest mittelfristig gesichert; Andreas Lang Anregungen und Angebote aus die Nachfrage ist spürbar und Der Landesvorstand des DJV Hessen und die „Blickpunkt”-Redaktion wünschen unseren Mitgliedern, Geschäftspartnern und Freunden eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr, verbunden mit dem Dank für das bisher entgegengebrachte Vertrauen. 14 4/2018
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien Produktiv und zukunftsorientiert 17 Delegierte hat der DJV Hessen beim Bundesverbandstag Anfang November in Dresden gestellt. Sie haben nicht nur eine lebhafte und debattenreiche Versammlung erlebt. Sie haben sich auch mit konstruktiven Vorschlägen in verschiedenen Themenfeldern eingebracht. Eine Analyse Der Bundesverbandstag 2018 war produktiv und in die Zukunft ge- richtet. Was ihn angenehm abhob von manchem Vorgängerformat, das geprägt war von quälenden De- batten um den Status des kleinen Landesverbands Brandenburg, un- ergiebigen Strukturreformdiskus- sionen oder langwierigen Wahl- prozeduren. An der Elbe ging es von Anfang an zur Sache, um den schwerer werdenden Stand der Berufsgruppe und die Antworten, die ein breit aufgestellter Berufs- verband darauf geben muss. Den Ton setzte gleich zum Auf- takt die Vorsitzende des gastge- benden Landesverbands Sachsen, Aufmerksame Delegierte: die Vertreter des DJV Hessen beim Ine Dippmann, die in wenigen Bundesverbandstag in Dresden. Foto: Hans Dieter Erlenbach pointierten Sätzen zu einem ge- sunden Selbstbewusstsein aufrief, um dem zunehmenden Druck von die Arbeitsbedingungen von Jour- fristige Existenzsicherung, für die Populisten standzuhalten. Ihre Be- nalisten und den Stellenwert der über kurz oder lang auch schmerz- schreibung der Arbeitsbedingun- Pressefreiheit weiß. hafte Abstriche gemacht werden gen sächsischer Journalistinnen müssten. Immerhin müssen sie und Journalisten war phasenweise Zu den ersten Rednern aus den sich unter signifikant veränderten beängstigend; der trotzige Opti- Reihen des Landesverbands Hes- Rahmenbedingungen noch einige mismus, den sie entgegenhielt, sen gehörte Maurizio Gemmer. Jahrzehnte über Wasser halten. Da war imponierend. Als Sprecher des Bundesfachaus- lohnt es sich erst recht, Energie schusses Zukunft warb er leiden- in die Zukunftssicherung des Ver- Schonungslos offener schaftlich für einen „neuen DJV“, bands zu stecken und Gegenwind Ministerpräsident wie das 14-seitige Zukunftspa- auszuhalten. pier überschrieben ist. Den jun- Das galt auch für die schonungs- gen Kolleginnen und Kollegen Unbequeme Mahnungen lose Offenheit, mit der Sach- ist wohl bewusst, dass sie gegen der Kassenprüferin sens Ministerpräsident Michael Windmühlenflügel und verfestigte Kretschmer beim Empfang am Strukturen ankämpfen. Nichtsde- Eine weitere Kollegin des Landes- Abend die Belastung der Behör- stotrotz verteidigen sie ihre The- verbands stieß mit unbequemen den und Beamten skizzierte, die sen gegen mancherlei Bedenken, Wahrheiten nicht auf ungeteilte aus der kontinuierlichen Kon- die in der vorgeschalteten Dele- Gegenliebe – auch wenn sie als frontation mit rechtsgerichteten giertenversammlung ebenso laut gewählte Kassenprüferin nur ihre Gruppierungen ergibt. Die Zuhö- wurde wie später im Plenum. Dass Pflicht erfüllt hatte. Die Spar- und rer nahmen ihm ab, dass der Frei- Forderungen wie ein einheitlicher Optimierungsvorschläge, die staat nicht auf dem rechten Auge Mitgliedsbeitrag oder die Zusam- Schatzmeisterin Gabriela Blum- blind ist, gleichwohl aber auch menlegung von Landesverbänden schein machte, stießen nicht auf auf die Rechte von Minderheiten nicht auf uneingeschränkte Ge- allen Verbandsebenen auf eine Rücksicht zu nehmen hat. Zumal genliebe stoßen würden, ist den positive Resonanz. Auch wenn ihr Kretschmer vor seiner politischen Jungen durchaus bewusst. Aber die Delegierten an einem Punkt Karriere selbst als Tageszeitungs- sie wenden ihren Blick über den letztlich mit einem unmissver- redakteur gearbeitet hatte und um Status quo hinaus auf ihre lang- ständlichen Auftrag an den Bun- 4/2018 15
Meinung Nachrichten Medien Internes Personalien desvorstand folgten: Die Ausgaben obersten Polizisten waren selbstkri- Die Anträge und für die 70-Jahr-Feier im kommenden tisch und um Konsens bemüht. Sie Resolutionen aus dem Jahr werden wenigstens begrenzt. wurden im Saal mit aufmerksamer Landesverband Hessen Stille verfolgt. Starken Applaus er- Aber nicht nur personell hat der DJV hielt Georgie für sein Angebot, Jour- Zu folgenden Themen hat Hessen den Bundesverbandstag ge- nalistinnen und Journalisten als Re- sich der Landesverband in die prägt. Er hatte im Vorfeld mehrere An- ferenten in den Lehrplan an Polizei- Debatten auf dem Bundesver- träge und Resolutionen eingebracht, schulen einzubeziehen. bandstag eingeschaltet: unter anderem zur konsequenten Ab- lehnung von Gafferfotos und -videos, Klaus Andrießen Bekanntmachung des Presse zur Anerkennung des Presseaus- weiter im Presserat ausweises: Der Bundesvor- weises und zur Einrichtung einer Om- stand setzt sich dafür ein, budsstelle für Opfer sexueller Attacken Landesvorsitzender Knud Zilian, der dass das Aussehen des nun (siehe Kasten). In den lebhaften Aus- mehrfach und teilweise energisch in geltenden Presseausweises sprachen meldeten sich auch die die Debatten eingegriffen hat, zog eine bei Polizei beziehungsweise Hessen mehrfach und differenziert zu positive Bilanz des Bundesverbands- Einsatzkräften, Behörden und Wort. So monierte Ina Knobloch in der tags: „Er hat uns vorangebracht.“ Und öffentlich sowie privatrechtlich #metoo-Debatte, dass „jahrzehnte- so gingen von diesem Plenum, das organisierten Einrichtungen be- lang nur den Männern geglaubt hat“. Klaus Andrießen erneut in den Pres- kanntgemacht wird. Sie regte an, Kontakt aufzunehmen serat entsandte, erfreuliche Signale zu Themis, der neu geschaffenen Ver- aus, gegen eine weitere Diskreditie- Presse-Ethos bei Berichten über trauensstelle gegen sexuelle Belästi- rung des Berufsstandes, zur Stärkung Straftaten: Der Bundesvorstand gung (themis-vertrauensstelle.de). des Medienrechts und der Medien- wird aufgefordert, den Deut- schaffenden und für eine engagiertere schen Presserat zu informieren, Einladung in Wahrnehmung der Wächterfunktion. dass von Polizeipressestellen Polizeischulen Allein schon mit diesem Stil, kombi- ethische Vorgaben ausgehe- niert mit inhaltlich produktiven Ent- belt werden, etwa die Nennung Hans Dieter Erlenbach erhielt eine scheidungen und Empfehlungen, hat der Nationalität von Tatver- persönliche Einladung des säch- der DJV nicht zuletzt eine Forderung dächtigen und Straftätern be- sischen Landespolizeipräsidenten des Fachausschusses Zukunft erfüllt treffend. Dies geschieht in der Jürgen Georgie, nachdem der Darm- und an einem „neuen DJV“ gearbei- Regel durch Veröffentlichungen städter Fotograf aus eigenem Erleben tet. Mit dieser Rückkehr zur Sachar- auf den Internetseiten der Po- geschildert hatte, wie ihm während beit ist nicht mehr und nicht weniger lizeipressestellen. Gleicherma- einer Pegida-Demonstration in Dres- als ein Anfang gemacht. Aber das ist ßen werden die Vorstände der den von Polizeibeamten mit einem schon deutlich mehr als in den Ver- DJV-Landesverbände aufgefor- Platzverweis gedroht worden war. Die bandstagen zuvor gelungen ist. dert, sich mit dieser Frage auch Erklärungen und Ausführungen des Andreas Lang an die Innenministerien der Länder zu wenden. #metoo-Debatte: Der Bundes- vorstand wird mit der Prüfung beauftragt, inwieweit eine An- lauf und Ombuds-Stelle für Jour- nalistinnen und Journalisten an- gesichts der #metoo Diskussion eingerichtet werden kann. Altersarmut: Der DJV Hessen regt an, dass der „journalist“ Fotos (2): Hans Dieter Erlenbac2 das Thema „Altersarmut“ in einer Veröffentlichung aufgreift. „Gafferfotos“: Der DJV bezie- hungsweise die Landesverbände im DJV mögen darauf hinwirken, dass die Übernahme von schnel- len „Gafferfotos“ und „Gaffervi- deos“ durch Printmedien sowie Konstruktiv-kritisch: Kassen- Visionär: FA-Zukunft-Sprecher Fernsehsendern an Unfallorten prüferin Gabriela Blumschein. Maurizio Gemmer. eingestellt wird. (ala) 16 4/2018
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