Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen

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Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Deutscher Journalisten-Verband                                                          ISSN 1861-9517
                Landesverband Hessen e. V.                                                                 Ausgabe 4
                Gewerkschaft der Journalisten                                                                  2018

                                                         Foto des Jahres:
                                                     Erdogans langer Arm

Urheberrecht:                          Magazin „Florian”:        Trimediale Konvergenz:   Seminare:
Wie gut Verbandsmedien                 Der Feuerwehrmann         Hessischer Rundfunk      Programmvorschau
Fotografen benennen                    unter den Zeitschriften   bündelt Produktion       auf das erste Halbjahr
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung             Nachrichten                           Medien                              Internes                                  Personalien

                                                            Aus dem Inhalt
           Organ des Landesverbandes Hessen                 Editorial
           (Rheinbahnstraße 3, 65185 Wiesbaden) und         Rechte von Journalisten schützen! ........................................................ 3
           des Deutschen Journalisten-Verbandes e. V.,
           Gewerkschaft der Journalisten.                   PresseFoto Hessen-Thüringen:
           29. Jahrgang, Dezember 2018                      Jede Menge brillanter Studien................................................................ 4

           Herausgeber:                                     Makrofotografie
           Deutscher Journalisten-Verband                   Der ästhetische Wert eines Pfifferlings.................................................. 7
           Landesverband Hessen e. V.
                                                            „Fotografen haben Namen“
           V. i. S. d. P.:                                  Wie der DJV mit Bildrechten umgeht.................................................... 9
           Knud Zilian
                                                            Rezension
           Redaktion:                                       Im Land des Weglächelns . ................................................................... 11
           Dr. Christine Dressler (dre),
           Jens Brehl (bre),                                Zeitschrift
           Andreas Lang (ala),                              „Florian“ begleitet Feuerwehrleute publizistisch ................................ 13
           Sonja Lehnert (sl)
                                                            Bundesverbandstag
           Koordination:
           Andreas Lang
                                                            Hessische Delegierte diskutieren munter mit . .................................... 15

           Schlussredaktion:                                Self Publishing
           Andreas Lang, Maik Schulz                        Chancen bei Content-Verbreitung erkennen . .................................... 17
           Titelbild:                                       Rezension
           Arne Dedert                                      Wie Christiane Wirtz ihre Psychosen überwand ............................... 19
           Anzeigen:                                        Schlagerradio
           Axel Häsler                                      radio B2 ab Frühjahr in Hessen auf Sendung..................................... 20
           Anschrift der Redaktion:
           Rheinbahnstraße 3                                Kolumne
           65185 Wiesbaden                                  Von der Endlichkeit von Untergangsprognosen . .............................. 21
           Telefon: 06 11-3 4 1 9 1 24                      Pressefreiheit
           Telefax: 06 11-3 4 1 9 1 30                      Günter Wallraffs Resilienz-Empfehlungen ......................................... 23
           E-Mail: info@djvhessen.de
           Homepage: www.djvhessen.de                       Hessischer Rundfunk
           Erscheinungsweise:                               Trimediale Produktionseinheiten installiert ....................................... 24
           viermal jährlich
                                                            Workshop
           Für Mitglieder im DJV Hessen ist der             Wie erstklassige Pressefotos gelingen ............................................... 25
           Heftpreis im Mitgliedsbeitrag enthalten.
           ISSN 1861-9517                                   Weiterbildung
                                                            Umfangreiches Seminarangebot im ersten Halbjahr ....................... 26
           Gestaltung und Herstellung:
           MSB VVW GmbH & Co. KG, Gotha                     Suchmaschinenoptimierung
                                                            Content im Netz besser vermarkten .................................................. 27
           Veröffentlichungen, die nicht ausdrücklich
           als Stellungnahme des DJV-Vorstandes
           gekennzeichnet sind, stellen die persönliche
           Meinung des Verfassers dar. Für unverlangt
           eingesandte Manuskripte kann keine Haftung
           übernommen werden. Nachdruck, auch
           auszugsweise, nur mit Genehmigung des
           Herausgebers.

              Achtung:
              Texte für die nächste „Blickpunkt“-
              Ausgabe müssen an maxabtsteinach@
              online.de eingereicht werden.
                                                                        Knusprige Weihnachten!  Foto: Andreas Lang

2 4/2018
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                       Nachrichten                        Medien                      Editorial                  Personalien

Journalisten in Schutz nehmen!
J  ournalisten werden bedroht, bekommen Droh-
   briefe. Da denkt man sofort an Südamerika,
Russland, aber weniger an Deutschland. Und doch
                                                           desverbandstag in Dresden mit dem dortigen Poli-
                                                           zeipräsidenten diskutiert.

kommt auch das hier zu Lande vor. Betroffene Jour-
nalisten versuchen dann selbstverständlich, sich
aus der Schusslinie zu nehmen und dazu
                                                           D   a aber auch in der öffentlichen Verwaltung das
                                                               Fingerspitzengefühl für Schutzmaßnahmen
                                                                          von Journalisten fehlt, muss ein-
gehört auch, dass übers Melderegister                                     fach immer wieder angeprangert
niemand erfahren soll, wo sie wohnen.                                     werden, wenn solche Fälle bekannt
                                                                          werden. Journalismus ist die vierte

D     ass nun allerdings zuständige Be-
      hörden in einigen Kommunen sich
quer legen und erst Gerichte darüber ent-
                                                                          Gewalt im Staat. Das ist ein un-
                                                                          geschriebenes Gesetz. Aber ohne
                                                                          Pressefreiheit keine Demokratie.
scheiden müssen und die Behörden an-                                      Ohne Schutz der Pressevertreter,
weisen, ebenso zu verfahren, wie die Kol-                                 dann, wenn es nötig ist, also bei
leginnen und Kollegen es                                                  Demonstrationen, aber auch dann,
wollen, das grenzt schon                                                  wenn die Privatsphäre von Journa-
an Skandal. Es ist wohl         Knud Zilian, Landesvorsitzender           listen angegriffen wird, wird auch
ein schwieriges Geschäft,       DJV Hessen                                die Pressefreiheit beeinträchtigt.
                                 (Foto: Wolfgang Hörnlein)
Polizei und Behörden klar
zu machen, dass nicht die
Journalisten die Feinde der                                            M   ein Appell an die Exekutive (und
                                                                           dazu gehört nicht nur die Polizei):
Demokratie sind, sondern diejenigen, die ständig Nehmt die Rechte und den Schutz von Journalisten
versuchen, die Meinungsfreiheit in unserem Land ernst.
anzugreifen! Darüber haben wir ja jüngst beim Bun-                                          Euer Knud Zilian  

+++ LETZTE MELDUNG +++ LETZTE MELDUNG +++ LETZTE MELDUNG +++

Cutter klagen Festanstellung beim hr erfolgreich ein
Wie das Landesarbeitsgericht An-        arbeiten und auch kein Geld be-        hingewiesen, dass eine solche rechts-
fang Dezember urteilte, muss der        kommen. Aber auch die Tatsache,        widrige Konstellation ein hohes Risi-
Hessische Rundfunk eine Cutterin        dass sie Arbeitsleistungen ablehnen    ko für den hr birgt, so Zilian weiter.
und einen Cutter rückwirkend in         können, reiche allein nicht aus, die   „Der Hessische Rundfunk muss nun
die Festanstellung nehmen. Die          Arbeitnehmereigenschaft zu vernei-     dringend analysieren, in wie fern wei-
beiden hatten über lange Jahre als      nen, meinte das Gericht.               tere rechtswidrige Beschäftigungs-
freie MitarbeiterIn im hr gearbeitet.                                          verhältnisse im hr existieren und
Nunmehr müssen sie beide als Ar-        Knud Zilian, Landesvorsitzender        sie konsequent in Festanstellungen
beitnehmer beschäftigt werden.          des DJV Hessen begrüßte die Ent-       überführen“, fordert Zilian.
                                        scheidung. „Es kann nicht sein,
Das LAG hat ausgeführt, dass Ar-        dass sich Unternehmen ihre eigene      Dass das Landesarbeitsgericht die
beitnehmereigenschaften        dann     Arbeitsrechtswelt zu Lasten der Be-    Revision in beiden Fällen mit Hin-
vorliegen können, wenn die Be-          schäftigten kreieren. Wer Arbeitneh-   weis auf die Rechtsprechung des
schäftigten wirtschaftlich abhängig,    mer ist oder nicht, kann nicht nach    Bundesarbeitsgerichts nicht zuge­
im Betrieb eingegliedert und wei-       'Gutdünken' vom Arbeitgeber be-        lassen hatte, zeige nach Ansicht
sungsgebunden sind. Der hr hatte        stimmt werden.“ Lägen Arbeitneh-       des hessischen DJV-Vorsitzenden,
vorgebracht, dass freie Mitarbeiter­    mereigenschaften vor, müsse das        dass das BAG die Rechtsfragen hin-
Innen im Gegensatz zu Arbeitneh-        Unternehmen – und damit auch der       reichend geklärt hat. Es gab bereits
merInnen auch Arbeitsleistungen         hr – die Mitarbeiter fest anstellen.   einschlägige Entscheidungen zum
ablehnen können. Das allerdings,                                               Bayrischen Rundfunk, zum RBB und
wie auch das Gericht feststellte, mit   Der DJV Hessen, der die Klagen un-     zu Beschäftigungsverhältnissen bei
der Konsequenz, dass sie gar nicht      terstützt hatte, hat mehrfach darauf   der Deutschen Welle. Knud Zilian

                                                                                                                            4/2018   3
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                      Nachrichten                          Medien             Internes                   Personalien

Brillante Momentaufnahmen
Sieger des zwölften Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-Thüringen“ in Wiesbaden gekürt –
600 Motive eingereicht – DJV Landesvorsitzender Zilian fordert faire Vergütung ein

                                                                                         weilen und diskutieren“, begründete
                                                                                         Matthias Haupt die Wahl. Der In-
                                                                                         formations- und Kommunikations-
                                                                                         chef im Sparkassen- und Girover-
                                                                                         band Hessen-Thüringen vertritt den
                                                                                         Hauptsponsor des Wettbewerbs,
                                                                                         für den erneut die Landtagspräsi-
                                                                                         denten Norbert Kartmann (Hessen)
                                                                                         und Christian Carius (Thüringen)
                                                                                         die Schirmherrschaft übernommen
                                                                                         hatten.

                                                                                         Bizarr mutet auf dem Siegerbild
                                                                                         nicht nur der farbliche Kontrast zwi-
                                                                                         schen dem prunkvollen Einheits-
                                                                                         gold des abgehobenen Präsidenten
                                                                                         und der bunten Menschenmasse
                                                                                         an. Zu Assoziationen verleitet auch
      Dem Meister-Fotografen Arne Dedert (rechts) gratuliert                             der himmelwärts weisende Arm, mit
      Matthias Haupt als Vertreter des Sparkassen- und Giroverbands                      dem Erdogan seine Richtung vorgibt
      Hessen-Thüringen.                           Foto: Axel Häsler
                                                                           – im Gegensatz zu den vielen Smartphones, die
                                                                           sich im diametral entgegenstrecken und die nicht
                                                                           zuletzt für ein unzensiertes Netz und Informati-
                     Im Wiesbadener Landtag sind Ende November             onsfreiheit stehen.
                     die Sieger des Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-
                     Thüringen“ ausgezeichnet worden, den die beiden       Dederts Aufnahme ist bei Weitem nicht der einzige
                     DJV-Landesverbände zum zwölften Mal ausge-            Hingucker in diesem Wettbewerb. In der Katego-
                     schrieben haben. Über 600 Motive, die in einem        rie „Beste Serie“ sind es gleich fünf, festgehalten
                     der beiden Bundesländer aufgenommen worden,           von dem freien Fotojournalisten Jens Meyer aus
                     wurden zur fachmännischen Bewertung eingerei-         Erfurt. Sie begleiten den Weideaustrieb von Haf-
                     cht. Die erfreuliche Erkenntnis: Der Wettbewerb,      linger aus einem Gestüt in Meura im Landkreis
                     der bewusst wieder regionale Blickfänge fokus-        Saalfeld-Rudolstadt. Die galoppierenden Pferde
                     siert, hat auch ein Dutzend Jahre nach seiner         mit ihren wehenden Mähnen erinnern mehr an
                     Premiere nicht an Attraktivität verloren.             ein Rodeo in Texas als an eine wildromantische
                                                                           Szenerie in Thüringen.
                     Er thront über dem Geschehen, weist dem auf-
                     merksamen Publikum zu seinen Füßen mit aus-           Feuilletonistisch-ästhetisch wirkt die attraktivste
                     gestrecktem Arm huldvoll den Weg nach vorne.          Aufnahme für den erstmals ausgelobten Sonder-
                     Vom Scheitel bis zur Sohle in pures Gold gehüllt,     preis „Kulturfoto in der Region Frankfurt Rhein-
                     steht der türkische Präsident Recep Tayyip Erdo-      Main“. Sie zeigt die Silhouetten von Besuchern,
                     gan übermannsgroß in Wiesbaden, bewacht von           die sich abheben von einer bunten Lichtinstalla-
                     zwei Polizisten, die in der Besuchermasse beinahe     tion auf dem Frankfurter Römer während der Lu-
                     untergehen. Denn es handelt sich nicht um den         minale 2018. Gelungen ist dieses fluoreszierende
                     leibhaftigen Politiker, sondern um eine Statue, die   Foto dem Hanauer Kai Oliver Pfaffenbach, einer
                     anlässlich der „Wiesbaden Biennale“ aufgestellt       der Cheffotografen der Agentur Reuters. „Es ist
                     worden ist. Die Aufnahme von Arne Dedert, fest        ein herausragendes Beispiel für die Symbiose von
                     angestellter Fotojournalist bei der dpa in Frank-     Kunst und Betrachter, die eine ganz eigene Form
                     furt, hat die Pressefoto-Jury Mitte Oktober als       künstlerischer und kultureller Ästhetik erzeugt“,
                     „Foto des Jahres“ ausgewählt. „Schon ein kur-         lobte Juror und Ex-Regierungssprecher Dirk Metz.
                     zer Blick vermittelt die Botschaft: Das Bild zeigt
                     keinen flüchtigen Moment, sondern lädt ein, es        Über diese drei Sonderpreise hinaus waren fünf
                     den Menschen auf dem Foto gleich zu tun: ver-         Kategorien, dotiert mit jeweils 500 Euro und

4 4/2018
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                      Nachrichten                   Medien                     Internes                       Personalien

                                                                        Aufgalopp: Aus der besten Serie des Jahres: „Endlich ...
                                                                        raus!“. 		                           Foto: Jens Meyer

einem Sachpreis, ausgeschrieben worden (siehe         nalisten aufmerksam zu machen. Er kritisierte,
Kasten). An deren Spitze finden sich bewegende        dass Fotos zu oft unter Wert bezahlt würden.
Momente, wie der Vater, der seinem unterschen-        Gute Arbeit müsse fair vergütet werden, so eine
kelamputierten Sohn beim Anziehen der Fußball-        zentrale Forderung Zilians. Die andere: Veröffent-
schuhe hilft; anrührende wie die kleine Schwester,    lichungen auch mit dem Namen des Urhebers zu
die ihrem vor Erschöpfung am Boden liegenden          kennzeichnen. „Eine Zeitung ohne Fotos ist nicht
Bruder nach einem 400-Meter-Lauf beisteht; und        mehr vorstellbar. Eine Zeitung, Zeitschrift oder
ästhetische wie die Kulisse aus Autowracks, die ei-   Online-Publikation ohne Nennung der Namen der
nen Hintergrund bildet zur „Carmen“-Aufführung        Fotografen sollte aber auch nicht vorstellbar sein“,
auf den Erfurter Domstufen.                           erwartet der DJV-Landeschef.

DJV-Landesvorsitzender Knud Zilian nutzte auch        Dass es den Wettbewerb „PresseFoto Hessen-
diesen Rahmen der Preisverleihung, um auf die         Thüringen“ nicht mehr geben sollte, ist derzeit
Bedeutung und die prekäre Lage von Bildjour-          auch nicht vorstellbar. Dafür ist die Resonanz zu
                                                      groß, die Bildauswahl zu vielfältig und das Ge-
                                                      schick der Meister-Fotografen zu imponierend.
                                                      
                                                                                          Andreas Lang

                                                        Die Jury
                                                        • Umberto Biagioni, Journalist, Regisseur und Vorsitzender des DJV-
                                                          Ortsverbands Frankfurt.
                                                        •	Matthias Haupt, Abteilungsleiter Information und Kommunikation im
                                                           Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen.
                                                        •	Sergej Lochthofen, Ex-Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ und
                                                           Buchautor.
                                                        •	Dirk Metz, Agentur Dirk Metz Kommunikation und Ex-Regierungssprecher
                                                           in Hessen.
                                                        •	Henner Flohr, Redakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung”.
                                                        •	Professor Rüdiger Pichler, Hochschule Rhein-Main.
   Ausgezeichnete Schwarz-Weiß-Fotografie:
   Aufnahme aus der Serie „Die letzten                  • Roland Holschneider, ausgezeichnet mit dem „World Press Photo Award
   Antiquare in Frankfurt am Main“. 		                    for Humor “und dem „World Press Photo Award“ für das Kinderpressefoto
                    Foto: Michael Braunschädel           des Jahres.

                                                                                                                           4/2018   5
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                       Nachrichten                          Medien                        Internes                       Meinung

  Die Sieger
  •	Kategorie Technik und Verkehr (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und
     Thüringen): Eckhard Jüngel, Redakteur „Thüringer Allgemeine“, für sein Bild „Besonderer Transport“.
  •	Kategorie Umwelt und Natur (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und
     Thüringen): Arne Dedert, dpa-Redakteur für sein Bild „Wildwechsel“.
  •	Kategorie Sport und Freizeit (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und
     Thüringen): Raphael Schmitt, freier Journalist, für sein Bild „Erschöpft“.
  • K
     ategorie Kultur und Gesellschaft (dotiert mit einem Fernglas, gestiftet von Ullrich Isselbächer): Sascha
    Fromm, Redakteur „Thüringer Allgemeine“, für sein Foto „Carmen“.
  •	Kategorie Menschen und Momente (dotiert mit 500 Euro, gestiftet von den DJV-Landesverbänden in Hessen und Thüringen):
     Steve Bauerschmidt, freier Journalist, für sein Foto „Teamplay“.
  •	Beste Serie (dotiert mit 1000 Euro, gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen): Jens Meyer, freier
     Journalist, für seine Bilderserie „Endlich … raus!“.
  •	Sonderpreis für das „Kulturfoto in der Region Frankfurt Rhein-Main“ (dotiert mit 2000 Euro, gestiftet von der Gemeinnützigen
     Kulturfonds Frankfurt RheinMain GmbH): Kai Oliver Pfaffenbach, Redakteur bei Reuters, für sein Bild „Luminale“.
  •	Foto des Jahres 2018 (dotiert mit 2500 Euro, gestiftet von der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen): Arne Dedert,
     dpa-Redakteur, für sein Foto „Provokante Kunst“.

                    Analoge Tugenden
                     Zum zwölften Mal Fotopreise verliehen, zum 13. Mal           hat die Jury im Herbst zwei mehrteilige Serien über
                     Journalistenpreise – haben sich diese Formate, mit           die Herausforderungen auf dem Wohnungsmarkt he-
                     denen der DJV Hessen auch in diesem Jahr wieder auf          rausgepickt (siehe Blickpunkt 3/2018). Ja, diese Sei-
                     Qualitätsjournalismus im Land aufmerksam gemacht             ten füllenden Stücke brauchen Zeit und Muße zum
                     hat, nicht allmählich überholt? Ist es nicht an der          Lesen, aber sie bieten exklusiven Mehrwert, Service
                     Zeit, Traditionen aufzugeben und neue, zeitgemäße            und dieses entschleunigende Moment namens Lese-
                     Formate zu entwickeln, um herausragende journali-            vergnügen.
                     stische Arbeit zu würdigen? Zumal sich die publizis-
                     tische Welt in diesem Zeitraum gewandelt hat, die            Vergleichbares gilt für die preisgekrönten Aufnah-
                     klassischen, von Print geprägten Produktionen immer          men, auf die der Fotopreis-Wettbewerb der Landes-
                     mehr digitalen, medienneutralen, multimedialen wei-          verbände Hessen und Thüringen den Blick lenkt. Sie
                     chen?                                                        sind Hingucker und entfalten ihre volle Schönheit

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                                                                                  und Tiefe beim intensiven Betrachten, nicht beim
                                           Nein, wie die ungebrochene             Durchscrollen. Allein das Siegerfoto von Arne De-
                                           Resonanz und die Qualität der          dert erzählt ganze Geschichten: von Kunstfreiheit,
                     Beiträge auf beiden Wettbewerbe zeigen. Natürlich            von Erregungskurven, von politischer Korrektheit und
                     sind in den Einreichungen Online-Publikationen und           Unterwürfigkeit.
                     crossmediale Dossiers unterrepräsentiert. Auch weil
                     die Autorinnen und Autoren gar nicht mehr über die           „Fotografie verändert sich“, hat der Produzent des
                     klassischen Ausschreibungen stolpern oder sie in den         Siegerfotos in seinen Dankesworten zu bedenken ge-
                     sozialen Medien nicht wahrnehmen. Aber auch – das            geben. Ja, Technik verfeinert sich, die Digitalisierung
                     ist die tiefere und ermutigende Erkenntnis aus Ge-           eröffnet Spielräume zur Manipulation. Aber am Ende
                     sprächen mit Jury-Mitgliedern – weil das gedruckte           bleibe gut geschriebene Texte und gestochen scharfe
                     Wort und Bild nach wie vor die Leitmedien sind. Sie          Momentaufnahmen gutes Handwerk und beruhen
                     bilden ab, was Qualitätsjournalismus schon immer             auf geschärften Verstand beziehungsweise Augen.
                     ausgemacht hat: gründliche Recherche, geschärfter            Analoge Tugenden, die erlernt und perfektioniert sein
                     Blick, Einladung zur vertieften Wahrnehmung – und            wollen. Das kann kein Algorithmus leisten. Der mag
                     nicht zum „News snacken” oder „digital hopping”.             vielleicht günstiger sein, aber den besseren Journalis-
                                                                                  mus generiert er nicht. 
                     Als „Filetstücke des Printjournalismus” in Hessen                                                    Andreas Lang

6 4/2018
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung              Nachrichten                           Medien                      Internes                    Personalien

              Die Facetten eines Pfifferlings
              Bildjournalist Wolfgang Hartmann hat sich auf
              Makroaufnahmen von Pilzen und Mineralien spezialisiert

              Die Trockenheit der vergangenen            fotografieren. Millimetergroß sind    aber auch winzig kleine Fund-
              Mo­nate hat die Erträge der Ernte          die Abmessungen von Sensoren,         stücke, deren Schönheit nur unter
              in der Landwirtschaft sehr ge-             die er durch spezielle optische       dem Mikroskop sichtbar wurde.
              schmälert. Jetzt ist eigentlich die        und digitale Techniken gestochen      Besonders beeindruckt war der
              Zeit, in der die Pilzsammler in die        scharf auf seinen Fotos darstellt.    Schüler von dem tiefblauen Azu-
              Wälder gehen, um die schmack-              Für die Makrofotografie hat sich      rit, das durch chemische Verwitte-
              haften Waldfrüchte zu suchen.              der Niedermittlauer schon als         rungen aus Kupfererzen entsteht.
              Doch in diesem Jahr wird auch              kleiner Junge interessiert.
              hier der Ertrag nicht so üppig sein                                                  Mehr Schärfentiefe
              wie in den Vorjahren. Wenn Wolf-           Im Alter von elf Jahren bekam er         dank Fokus-Stapelung
              gang Hartmann (58) aus Hassel-             seinen ersten Fotoapparat ge-
              roth in den Wald geht, um Pilze zu         schenkt, eine Kodak Retina. Fünf      Seine beiden Hobbys wollte er
              suchen, spielt es für ihn dabei kei-       Jahre später kaufte er sich dann      vereinen und suchte nach We-
              ne Rolle, ob es viele oder wenige          eine AE1, eine Spiegelreflexkame-     gen, die Facetten dieser kleinen
              Pilze gibt. Auch ist es ihm egal, ob       ra von Canon, mit der seine Fotos     Kristalle zu fotografieren. So kam
              die Pilze essbar oder giftig sind.         deutlich an Schärfe gewonnen          er zur Makrofotografie. Jeder
              Ihm geht es einzig und allein da-          haben. Ein weiteres Hobby des         Fotograf, der schon einmal ver-
              rum, wie schön die Pilze sind.             damaligen Schülers war das Sam-       sucht hat, kleine Objekte zu fo-
                                                         meln von Mineralien. Oft ist er       tografieren, merkt ganz schnell,
              Für Wolfgang Hartmann sind sie             nach der Schule mit seinem Fahr-      dass es auch mit einem Makro-
              allesamt kleine Kunstwerke der             rad und einem alten Arztkoffer        objektiv nicht möglich ist, eine
              Natur, die er mit seiner Kamera            nach Alltenmittlau in den Stein-      umfangreiche Schärfentiefe zu
              festhält. Hauptberuflich arbeitet          bruch gefahren und hat dort nach      erreichen. Und je kleiner das Ob-
              Wolfgang Hartmann seit 26 Jahren           den verschiedenen Gesteinen ge-       jekt ist, desto geringer ist auch
              als Industriefotograf bei Heraeus          sucht. So hat er im Laufe der Jahre   der Bereich, der im Bild scharf
              in Hanau. Dort gehört es unter             knapp 50 verschiedene Mineralien      dargestellt wird.
              anderem auch zu seinem Aufga-              durch Fachbestimmungen nach-
              benbereich, kleinste Bauteile zu           gewiesen. Zumeist waren dies          Dieses Problem stellte sich auch
                                                                                               Wolfgang Hartmann. Doch im
                                                                                               Laufe der Jahre hat er seine Aus-
                                                                                               rüstung stetig verbessert, um
                                                                                               immer schärfere Nah- bezie-
                                                                                               hungsweise Makroaufnahmen zu
                                                                                               machen. Dafür hat er sich auch
                                                                                               einzelne Apparaturen eigens für
                                                                                               sein Studio anfertigen lassen.
                                                                                               Seit 2005 nutzt er auch digitale
                                                                                               Programme im Computer, um im
                                                                                               sogenannten Stackingverfahren
                                                                                               kleine Objekte im Ganzen scharf
                                                                                               darzustellen. Beim „Stacking“,
                                                                                               übersetzt Fokus-Stapelung, wird
                                                                                               die Schärfentiefe erweitert, in-
                                                                                               dem aus bis zu mehreren hun-
                                                                                               dert Einzelfotos ein Bild zusam-
                                                                                               men gesetzt wird. Hartmann
                                                                                               arbeitet mit den Programmen
                                                                                               Helicom Remote und Helicom
                                                                                               Focus. Aber auch Adobe Photo-
                                                                                               shop, günstige und auch freie
                                                        FotosFoto:
                                                                (3): Wolfgang
                                                                     Wolfgang Hartmann
                                                                              Hartmann         Programme bieten die Möglich-
                                                                                               keit Fotos zu stacken.

                                                                                                                        4/2018   7
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                     Nachrichten                       Medien                   Internes                       Personalien

Neben der Mineralienfotografie
hat sich Wolfgang Hartmann vor
einigen Jahren der Pilzfotogra-
fie gewidmet. Zum Ausgleich
zu seiner Arbeit in Hanau geht
er gerne mit seinem Hund im
Wächtersbacher Wald spazie-
ren. Immer wieder sah er dabei
kleine, auf den ersten Blick un-
scheinbare Pilze am Waldboden.
Bei näherer Betrachtung war er
begeistert von der Schönheit der
Waldfrüchte. So packt er in der
Herbstzeit oft seine Ausrüstung
vom Auto in einen Bollerwagen
und sucht sich neue Motive im
Wald. Zur Ausrüstung gehören
neben dem Fotoapparat mit Ma-
kroobjektiven mehrere Stative
und verschiedene Lampen, um

                                                                           Hobby, wie er sagt. Wolfgang
                                                                           Hartmann liebt es einfach, klei-
                                                                           ne Dinge groß darzustellen. Er
                                                                           möchte einfach nur die kleinen
                                                                           Kunstwerke der Natur auf seinen
                                                                           Fotos festhalten.
                                                                           
                                                                                              Axel Häsler

die Pilze von allen Seiten zu be-    jeweils nur der scharfe Bereich
leuchten. Mit dabei hat er auch      eines Fotos übernommen. Als Er-
sein Notebook, von dem aus die       gebnis erhält der Fotograf dann
Kamera gesteuert wird, sobald er     aus vielen Einzelbildern nur ein
sie in Stellung gebracht hat.        Bild, das dann aber von vorne bis
                                     hinten gestochen scharf ist.
  Gesamtkomposition
 aus vielen Einzelbildern            Auch in seinem Studio wendet
                                     Wolfgang Hartmann das Stacking
Mindestens 25 Einzelbilder, aber     an. Jedoch arbeitet er da mit
auch bis zu 200 Bilder macht er      einem Stativschlitten, auf dem
dann von einem Pilz oder einer       der Fotoapparat in Hunderts-
Pilzgruppe. Dabei wird Schritt       telmillimeterschritten an das Ob-
für Schritt die Schärfeeinstellung   jekt herangefahren wird und so
am Objektiv weiter gestellt. Ein     die Einzelbilder aufgenommen
Bild aus der Serie bearbeitet er     werden. Die Makrofotografie in
in Farbe und Kontrast. Dieser        seinem Studio wendet der Fo-
Schritt wird dann auf alle Aufnah-   tografenmeister oft an, wenn er
men automatisch angewendet.          kleinste Bauteile in Millimeter-                     Voller Körpereinsatz: Wolfgang  Hartmann bei der
Zum Schluss werden alle Bilder       größe für seinen Arbeitgeber ab-                     akribischen Vorbereitung einer Nahaufnahme.
automatisch zusammengesetzt.         lichten soll. Ansonsten sei die Fo-                                                 Foto: Axel Häsler
Dabei wird durch eine Bildmaske      tografie im Mikrokosmos reines

8 4/2018
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                  Nachrichten                       Medien                     Internes                     Personalien

Der Kopf hinter dem Bild
DJV-Aktion „Fotografen haben Namen”: Auch in den Verbandsmedien werden
die Urheber der Aufnahmen nicht konsequent genannt – Eine Bestandsaufnahme
                                                                                               fragen bei jedem Foto nach,
                                                                                               wenn es uns ohne Fotografen-
                                                                                               name geschickt wird. Manch-
                                                                                               mal kennen die Absender den
                                                                                               Namen selbst nicht. Das ist
                                                                                               der einzige Grund, wenn er im
                                                                                               Heft nicht genannt ist.“ Das
                                                                                               Problem seien neben PR-Ma-
                                                                                               terial auch Portraitbilder von
                                                                                               professionellen Fotostudios.

                                                                                                  Auch im „journalist” fehlen bei
                                                                                                  dieser Art der Bilder meist die
                                                                                                  Namen; aber auch bei selbst
                                                                                                  angefertigten     Screenshots.
                                                                                                  In den letzten drei Ausgaben
                                                                                                  war das im Schnitt bei knapp
                                                                                                  44 Prozent der Bilder der Fall.
                                                                                                  „Wir unterstützen die Aktion
                                                                                                  'Fotografen haben Namen'
                                                                                                  seit es sie gibt und berichten
      Fleißarbeit: Die Aufnahmen in sieben Verbandszeitschriften sind systematisch                regelmäßig über die Auswer-
      nach den Bildvermerken durchforstet worden.                 Foto: Jens Brehl               tungen. Auch unsere Maxime
                                                                                                  im 'journalist' ist es, die Ur-
                                                                                                  heber von Fotos zu nennen.
                   Es ist ja nicht zu viel verlangt: Seit 2009 wird Wenn wir selbst Fotos beauftragen, nennen wir
                   im Rahmen der DJV-Aktion „Fotografen haben die Fotografin / den Fotografen nicht nur als
                   Namen“ an einem bestimmten Stichtag in den Credit neben den Fotos, sondern wir führen den
                   Ausgaben der Tageszeitungen systhematisch aus- Bildurheber darüber hinaus im Artikel-Anlauf so-
                   gewertet, ob bei den abgedruckten Bildern auch wie in einem Infokasten am Ende des Textes auf“,
                   die Namen der Fotografen korrekt angegeben schreibt Chefredakteur Matthias Daniel auf Anfra-
                   sind – teils mit ernüchterndem Ergebnis. So sind ge. Ausnahmen gebe es beispielsweise, wenn sich
                   in der Ausgabe vom 23. April der Fuldaer Zeitung bei PR-Bildern oder von Privatpersonen zur Ver-
                   (siehe Kommentar auf der übernächsten Seite) fügung gestellten Fotos kein Urheber ermitteln
                   gerade einmal bei etwa einem Drittel der Fotos ließe oder dieser nicht genannt werden möchte.
                   die Namen angegeben. Allerdings sieht es in den
                   Mitgliedermagazinen der Landesverbände und                              Kein Kavaliersdelikt,
                   dem vom Bundesverband herausgegeben „jour-                       sondern Urheberrechtsverstoß
                   nalist” ähnlich bescheiden aus.
                                                                              „In vielen Fällen ist es Nachlässigkeit, wenn Na-
                   Bis auf eine Ausnahme fehlt in den letzten drei men nicht genannt sind. Redakteure zu sensibili-
                   Ausgaben der Mitgliedermagazine und des „jour- sieren war seinerzeit der Hauptgrund, die Aktion
                   nalist” mindestens bei jedem vierten Bild der ins Leben zu rufen“, erklärt Hendrik Zörner, Pres-
                   Name des Fotografen. Beim Journal aus Nord­ sesprecher des DJV. Fotografen sollten sich zur
                   rhein-Westfalen ist dies sogar bei der Hälfte der Wehr setzen, wenn ihre Namen nicht genannt
                   Fotos der Fall.                                            werden. Dazu sollten sie das persönliche Ge-
                                                                              spräch suchen und Verlage entsprechend ermah-
                   Interessanterweise wurde in den Ausgaben nen. In letzter Konsequenz können sie auch den
                   1 und 2/2017 des „Kiek an!” aus Mecklenburg- Klageweg beschreiten, denn es handelt sich um
                   Vorpommern zwar über die DJV-Aktion berich- kein Kavaliersdelikt, sondern um (wiederholte)
                   tet, dennoch sind in den Ausgaben Bildangaben Verstöße gegen das Urheberrecht. „Das kann mit-
                   fehlerhaft. Geschäftsführerin Corinna Pfaff war unter zu Schadensersatz und Honorarnachzah-
                   überrascht, wie viele Bilder betroffen waren. „Wir lungen führen. Allerdings müssen die Kollegen

                                                                                                                        4/2018   9
Foto des Jahres: Erdogans langer Arm - DJV Hessen
Meinung                     Nachrichten                    Medien                        Internes                     Personalien

und Kolleginnen dann befürchten, keine weiteren
Aufträge mehr zu erhalten.“                             Die Auswertung
Die Aktion „Fotografen haben Namen” verliert             Fehler in Prozent   Fehler in Prozent      Ausgabe              Magazin/
jedoch ein gutes Stück seiner Glaubwürdigkeit,               Durchschnitt                                                Verband
wenn der DJV im eigenen Magazin nicht im vollen
                                                                      1,4                 4,3         (1
                                                                                                           5/18         BJVreport
Umfang die Rechte der Fotografen wahrt, wie er
es von anderen Medienunternehmen fordert. Das                                               0         (2
                                                                                                           5/18
sieht auch Zörner so. „Wir dulden es nicht, wenn                                            0              3/18            Bayern
die Namen fehlen und gehen der Sache selbstver-
                                                                       22                13,2              1/18           Kiek an!
ständlich nach.“
                                                                                         21,8         (3
                                                                                                           2/17
                                                                                                                     Mecklenburg-
Im hessischen Landesverband gibt es zwar ein                                             30,9         (3
                                                                                                           1/17      Vorpommern
Bewusstsein für die Problematik, an der prak-                        23,8                30,2         (4
                                                                                                           4/18        Nordspitze
tischen Umsetzung hapert es auch bei uns noch
ein wenig. Als Ende November die Sieger des                                               7,9              3/18           Bremen
                                                                                                                        Hamburg
Wettbewerbs „PresseFoto Hessen-Thüringen“                                                33,3              2/18 Schleswig-Holstein
ausgezeichnet wurden, forderte der Vorsitzen-
                                                                     27,2                 6,5         (5
                                                                                                           2/18        Blickpunkt
de Knud Zilian neben fairer Bezahlung auch
das Kennzeichnen des Urhebers. Im hessischen                                             37,5              1/18
„Blickpunkt” gibt es noch Luft nach oben, denn                                           37,5              4/18            Hessen
bei den drei untersuchten Ausgaben fehlten im
                                                                       40                56,5              3/18        BlickPunkt
Schnitt bei einem Viertel der Fotos eben jene
geforderten Kennzeichnungen.                                                             15,8              2/18
                                                                                         47,6         (6
                                                                                                           1/18      DJV Baden-
        Leuchtturm im tiefen Süden                                                                                   Württemberg
                                                                     43,9                49,1         11/18              journalist
Natürlich ist es oft aufwendig, im hektischen Me-                                        52,1         10/18
dienalltag bei sämtlichem gelieferten Bildmate-
rial nach den Namen des Fotografen zu fragen,                                            30,5         (7
                                                                                                           9/18    Bundesverband
wenn er nicht ersichtlich ist. Dabei bietet sich hier                51,9                81,1              5/18            Journal
die Chance, auch Pressestellen entsprechend zu                                           37,7              3/18
sensibilisieren und für die Rechte der Fotografen                                                                      Nordrhein-
                                                                                         41,9              2/18         Westfalen
in der Praxis einzustehen. Das es nicht geht und
„namenslose“ Bilder nicht zu verhindern sind, ist
eine faule Ausrede. Das beweist der „bjvReport”
aus Bayern, denn in den untersuchten Ausgaben
sind nahezu alle Fotos korrekt beschriftet. „Ein        Anmerkungen
Verbandsmagazin sollte eine Vorbildfunktion ha-
ben. Wir können es anderen nicht ankreiden, kei-        Cover und Karikaturen habe ich generell nicht gezählt ,
ne Namen zu nennen, wenn wir das ebenfalls tun          Informationsseiten zu eigenen Angeboten/Veranstaltungen und
würden“, stellt die leitende Redakteurin Michaela       Screenshots hingegen schon.
Schneider klar. „Ich nehme keine Bilder ohne Fo-
                                                        1) Den Fehler auf Seite 43 habe nicht gezählt, da der Hinweis „der
tografenname an.“ Ihren Kollegen in der Redakti-
                                                            Fotograf ist nicht bekannt“ erfolgt ist.
on habe es einiges an Überzeugungsarbeit gegen-
über Pressestellen abverlangt. Allerdings sind die      2) Die Collage auf Seite 13 habe ich als ein Bild gezählt.
Namen nicht immer ermittelbar. Wird das Foto
                                                        3) In diesen Ausgaben wurde über die Aktion Fotografen haben
dennoch benötigt, erfolgt zumindest der Hinweis
                                                            Namen berichtet.
„der Fotograf ist nicht bekannt“.
                                                        4) Die Collage auf Seite 19 habe ich als ein Bild gezählt.
Schneiders konsequentes Vorgehen ist im baye-
                                                        5) Mit den Recherchen zu diesem Beitrag habe ich im Sommer
rischen Landesverband kein Zufallsprodukt. Par-
                                                            begonnen und vermehrt darauf hingewirkt, dass die Namen der
allel zur Aktion des Bundesverbands werten die
                                                            Fotografen im hessischen „Blickpunkt” genannt werden. Daher
Bayern die regionale Presse aus und auch die
                                                            habe ich frühere Ausgaben ausgewertet, um das Ergebnis nicht
Fachgruppe Bildjournalisten ist in dieser Hinsicht
                                                            zu verfälschen.
aktiv. Nicht nur auf der entsprechenden Face-
bookseite (https://www.facebook.com/fotogra-            6) Die historischen Fotos auf Seite 20 habe ich nicht gezählt.
fenhabeneinennamen/).                                   7) Die Screenshots auf den Seiten 49 und 62 habe ich jeweils als
                                                            einen Screenshot gezählt.                              (bre)
                                         Jens Brehl

10 4/2018
Meinung          Nachrichten                      Medien                    Internes                    Personalien

          Fotografennamen in der „Fuldaer Zeitung”

          Befremdliches Schweigen
          „Kein Kommentar“ – diese Aussage hat mir noch nie       nicht veröffentlichte Ergebnis der Auswertung sei
          gefallen. Viel lieber suche ich den Dialog, um Fragen   für die Zeitung „durchwachsen“ und das persönliche
          zu klären. So auch im Falle der „Fuldaer Zeitung”.      Gespräch würde maximal 25 Minuten dauern. Knapp
          Die diesjährige Auswertung im Rahmen der Akti-          zwei Wochen später landete die Absage in meinem
          on „Fotografen haben Namen“ ergab, dass in der          E-Mail-Postfach. Die Geschäftsführung stimmte
          Ausgabe vom 23. April nur bei knapp 36 Prozent der      dem Interview nicht zu.
          abgebildeten Fotos die Namen der Fotografen ge-
          nannt wurden. Am Stichtag 2016 waren es noch 40         Wir Journalisten monieren, wenn unsere kritischen
          Prozent gewesen. Ein durchwachsenes Ergebnis mit        Fragen nicht beantwortet werden, reagieren gar
          der leichten Tendenz nach unten. Das Bewusstsein,       beleidigt. Die Arbeit der freien Presse wird behin-
          gegen das Urheberrecht zu verstoßen, scheint in der     dert! Den erhobenen Zeigefinger können wir uns
          Redaktion nicht besonders groß zu sein.                 allerdings sparen. Wenn es unbequem wird, verwei-
                                                                  gern Medienhäuser selbst den Dialog oder möchten

Kommentar                  Gerne wollte ich die Hintergründe
                           erfahren und dem Chefredakteur
                           die Möglichkeit geben, Stellung zu
                                                                  plötzlich jedes Zitat vorher einsehen, um es freizu-
                                                                  geben oder eben nicht. Dann kommen die PR-Tricks
                                                                  zum Tragen, die anderen vorgeworfen werden. Medi-
          beziehen. Bereits die Vorbehalte ahnend, fragte ich     enjournalisten können ein Lied davon singen – auch
          ein Interview an. In einem Telefonat mit der Assi-      wenn natürlich nicht alles schlecht ist.
          stentin der Geschäftsführung machte ich deutlich,
          dass es mir nicht darum gehe, jemanden an den           Als Profi akzeptiere ich die Entscheidung der „Ful-
          Pranger zu stellen, sondern ich ein Gespräch auf        daer Zeitung”, als Kollege bin ich ein Stück weit
          Augenhöhe suche. Mein Visier war offen: Der Bei-        enttäuscht. So bleibt mir nichts anderes übrig, als
          trag sei für das Mitgliedermagazin des hessischen       über jemanden zu schreiben, mit dem ich gar nicht
          Journalistenverbands, das diesjährige bis dato noch     gesprochen habe. Schade.                Jens Brehl

          Im Land des Weglächelns
          Die freie Journalistin Nicola Glass hat einen hintergründigen Reiseführer
          zu Thailand geschrieben – Blick hinter die touristischen Fassaden
                            Am Ende geht es wieder ums            bleibt einem mehr als einmal das Lachen im Hal-
                            Geld, um Einflussnahme und            se stecken.
                            um Machterhalt. Dieses Ein-
                            drucks kann man sich nicht            Etwa nach der Lektüre ihres Augenzeugenbe-
                            erwehren, nachdem man den             richts, wie Militärs im Jahr 2010 Protestcamps
                            Report „Thailand. Ein Länder-         von „Rothemden“, also Anhängern des später ge-
                            porträt“ der früheren hr-Mitar-       schassten Premierministers Thaksin, gewaltsam
                            beiterin Nicola Glass gelesen         räumten. „Dort bot sich uns eine Szene wie aus
                            hat, die 14 Jahre lang in dem         einem Krieg: Panzer hatten das, was von dem
                            südostasiatischen Land gelebt         ,Festungswall‘ aus Bambus und Autoreifen noch
                            hat. Und nachdem ganz aktuell         übrig war, dem Erdboden gleichgemacht. Ich sah
                            Bundeskanzlerin Angela Merkel         mindestens zwei Tote auf Straße und Bordstein
                            den Machthaber dieses Lan-            liegen.“ Es sollten nicht die letzten Opfer sein,
                            des, Junta-Chef Prayut Chan-o-        die die Korrespondentin in diesen gewaltgetränk-
                            cha, mit großem Protokoll im          ten Monaten sah. Und es sollten auch Kollegen
                            Kanzleramt empfangen hat. Das         darunter sein, die während der Ausübung ihres
                            „Land des Lächelns“ lächelt so        Jobs von Kugeln tödlich getroffen wurden. Zu den
                            vieles weg, was es in seiner          beklemmenden Schilderungen in diesem Buch
                            jüngsten Geschichte durchlebt         gehören die Beschreibungen des Dilemmas einer
                            und erlitten hat. Bei der Lektüre     freien Journalistin, die abwägen muss zwischen
                            von Glass‘ 190-seitigem Werk          Chronistenpflicht und der Vermeidung von Re-

                                                                                                             4/2018   11
Meinung                         Nachrichten                      Medien                       Internes                       Personalien

                                                             auch immer) immer noch unter ein drakonisches
                                                             Strafmaß stellt, macht es auch Journalisten nicht
                                                             einfacher, Machenschaften im Umfeld der Dynas-
                                                             tie zu benennen, geschweige denn zu kritisieren.
                                                             Checks and balances haben ihre engen Grenzen in
                                                             dieser network monarchy. An dem Dreiklang „Na-
                                                             tion, Religion und König“, der als Staatsdoktrin
                                                             normativ gesetzt ist, wird besser nicht gerührt,
                                                             zu brüchig ist der gesellschaftliche Konsens und
                                                             Firnis in diesem Land auf dem Sprung.

                                                             Deshalb bleibt die nationale Versöhnung ein heh-
                                                             res Ziel und von massiven Rückschlägen nicht ver-
                                                             schont in diesem Land, das seit dem Staatsstreich
                                                             des Militärs im Mai 2014 immer noch unter Kriegs-
                                                             recht steht. In erster Linie die Versöhnung zwi-
      Nicola Glass hat 14 Jahre lang in Thailand gelebt      schen Modernisierern und Royalisten, zwischen
      und gearbeitet.                     Foto: privat      Demokraten und einer Junta asiatischer Prägung,
                                                             zwischen dem wirtschaftlich abgehängten Norden
pressalien. Wie weit gehen journalistische Unab-             und den kapitalistisch geprägten Städtern; aber
hängigkeit und Pressefreiheit, wenn man einen                auch zwischen Theravada-Buddhisten und der
Schlagstock vor Augen hat?                                   muslimischen Minderheit im Süden des Landes,
                                                             einer der vielen vergessenen Konflikte in Thailand.
Ja, Thailand ist ein traumhaftes Urlaubsland. Es ist
aber auch ein innenpolitisches zerrissenes Land,             Nicola Glass streift all diese Konfliktlinien und
dessen Burgfrieden derzeit allein das Militär halb-          gewährt teils erschreckende, teils erhellende Ein-
wegs garantieren und zementieren kann. Das ist               blicke. Die Zerrissenheit dieses nur oberflächlich
– trotz seines Gott-ähnlichen Status‘ – letztlich            traumhaften Landes mit den vielen Repressionen
noch nicht einmal dem langjährigen König Bhu-                und Menschenrechtsverletzungen hinter den Fas-
mipol kraft seiner unangefochtenen Autorität ge-             saden der gemeinhin bekannten Touristen-Hoch-
lungen. Und schon gar nicht seinem Sohn Maha                 burgen spiegeln sich immer wieder in ihrer eige-
Vajiralongkorn, der in einer langwierigen Prozedur           nen Zerrissenheit, dieses bunte, duftende, pulsie-
immer noch dabei ist, dem Vater auf den Thron                rende Land wertzuschätzen, ohne die Schatten-
zu folgen. Was nicht zuletzt als Feigenblatt dafür           seite zu ignorieren oder zu banalisieren. In dieser
dient, dass in dieser gelenkten Demokratie der               Tiefe ist ihr Buch, das von der ITB (Fachmesse
Termin für die Parlamentswahl ein ums andere                 der internationalen Tourismus-Wirtschaft) als
Mal nach hinten verschoben wird, weil zunächst               „besonderer Reiseführer“ ausgezeichnet worden
die elaborierte Thronbesteigung beendet werden               ist, viel mehr als ein Länderporträt. Es ist eine
soll.                                                        literarische Liebeserklärung einer Thailand-Lieb-
                                                             haberin, die bis heute von Liebeskummer geplagt
Dass Paragraf 112 der thailändischen Verfassung              ist ob der erratischen Demokratiebestrebungen
Majestätsbeleidigung (in welcher Ausprägung                  ihrer Länder-Liebe.                 Andreas Lang

   ZUR PERSON
   Nicola Glass, Jahrgang 1967, hat nach dem Studium der Publizistik, Politik und Indologie für mehrere ARD-Sender gearbeitet, unter
   anderem für den Hessischen Rundfunk, für den sie von Januar 2000 bis April 2002 im Wirtschaftsradio „hr skyline“ moderiert und
   Beiträge produziert hat.
   Danach ist sie für 14 Jahre nach Thailand gezogen, von wo aus sie weiterhin öffentlich-rechtliche Sender bediente. Vor ihrer Rückkehr
   nach Deutschland im Spätsommer 2016 hat sie für sieben Monate in Schweden gelebt und gearbeitet.
   Glass arbeitet weiterhin als freie Journalistin, unter anderem für die „taz ”und den Evangelischen Pressedienst in Frankfurt/Main, mit
   Schwerpunkt Südostasien. „Nach über 13 Jahren in der Region kann ich gar nicht anders.“
   Gerade war sie beim Besuch des eingesetzten Ministerpräsidenten und früheren Heereschefs Prayut Chan-o-cha, Kopf des „Natio-
   nalen Rats zur Erhaltung des Friedens“, in Berlin eine gefragte Ansprechpartnerin und Kommentatorin.
   Im Herbst war Glass, die sich bei der Stiftung Asienhaus mit Sitz in Köln engagiert, zuletzt beim Hessischen Rundfunk zu Besuch,
   wohin sie freundschaftliche Kontakte pflegt.                                                                                    (ala)

12 4/2018
Meinung                   Nachrichten                   Medien                     Internes                     Personalien

Der Feuerwehrmann
unter den Zeitschriften
Brandheiß: Florian, das Magazin für Wehrverbände in Hessen, erscheint seit 34 Jahren

In der Regie des Landesinnen-
ministeriums erscheint fünf bis
sechs Mal im Jahr ein Magazin
speziell für diese Klientel, die
aber auch gerne genutzt wird,
um für den Berufsstand zu wer-
ben. Immerhin setzt der sich aus
Hauptamtlichen und vielen Eh-
renamtlichen zusammen – und
weist damit durchaus Parallelen
zum Journalistenberuf auf. Ge-
rade mal 1.500 Frauen und Män-
ner verdienen in Hessen ihren
Lebensunterhalt als Berufsfeu-
erwehrleute, 3.500 weitere sind
bei einer Werksfeuerwehr ange-
stellt.

Der überwiegende Teil, näm-
lich um die 70.000, engagiert
sich aber in einer freiwilligen                Zeitgeschichte: Zwischen der ersten Ausgabe des „Florian” (links unten) und
Wehr, lässt also alles stehen                  der aktuellen sind dutzende Magazine erschienen.      Foto: Andreas Lang
und liegen, wenn ein Alarm
ausgelöst wird. Als ein Dan-
keschön, als Service und als       Katastrophenschutz gewechselt      Artikel. Für die letzte Ausgabe
Weiterbildungsangebot stellt       ist. Gemeinsam mit Fachleuten      dieses Jahr arbeitet die Redak-
ein Redaktionsteam um Chef-        von der Landesfeuerwehrschule,     tion an Geschichten über einen
redakteur Michael Schaich re-      dem Landesfeuerwehrverband,        Gruppenführerlehrgang, der per
gelmäßig den „Florian“ zusam-      der Berufsfeuerwehrvertretung      E-learning komplett online ab-
men. Der Pressesprecher von        und dem Werkfeuerwehrverband       solviert werden kann, oder der
Innenminister Peter Beuth ist      sitzt er in quartalsmäßigen Re-    Aufarbeitung des Jahresberichts
formal zwar Haupt der sechs-       daktionskonferenzen zusam-         des Landesbranddirektors.
köpfigen Redaktion, lässt den      men und plant die nächsten 36
Fachleuten um seinen Stellver-     Seiten.                            Der „Florian“ wird in einer Aufla-
treter Sebastian Poser aber alle                                      ge von 17.700 Exemplaren nach
Freiheiten bei der Konzeption.     Heraus kommt aus diesen Sit-       wie vor gedruckt, ist aber auch
Schließlich ist Schaich über       zungen eine ansprechende Mi-       online abrufbar. Aus elf Ausga-
seine Hauptbeschäftigung als       schung aus aktuellen Nachrich-     ben a 24 Seiten im Gründungs-
Sprachrohr hinaus unter ande-      ten wie etwa der Verleihung des    jahr 1984 sind heute sechs a 36
rem auch Chef der monatlich        Katastrophenschutzpreises, Ti-     Seiten geworden. Das Resultat
erscheinenden „Hessischen          telgeschichten wie dem Spaten-     wird an die Wehren und Verbän-
Polizeirundschau“, dem Pen-        stich für das neue Ausbildungs-    de versandt, die ihn gerne auch
dant des „Florian“ für die Ord-    zentrum der Jugendfeuerwehr        als Werbematerial etwa am Tag
nungshüter.                        in Marburg-Cappel, ein Über-       der offenen Tür auslegen. Weni-
                                   blick über Lehrgänge der Lan-      ge Magazine gehen auch in an-
Und so laufen die Fäden für        desfeuerwehrschulen in Kassel      dere Bundesländer (die zum Teil
letzteren bei Poser zusammen,      und Marburg, spektakuläre Ein-     ähnliche Magazine produzieren)
der Anfang 2017 aus der Pres-      träge aus Einsatztagebüchern,      und ins deutschsprachige Aus-
sestelle ins Referat zur Ehren-    die Kür einer „Feuerwehr des       land. Die Autoren arbeiten alle-
amtsförderung im Brand- und        Monats“ und diverse Service-       samt ehrenamtlich, ein Hono-

                                                                                                                    4/2018   13
Meinung           Nachrichten                     Medien                     Internes                     Personalien

            rar wird nicht gezahlt. Zum Teil    den hessischen
            kann die Redaktion auf Lagebe-      Regionen auf.
            richte zurückgreifen, zum Teil
            werden Beiträge aber auch ei-       Politisch korrekt
            gens für den „Florian“ verfasst.    feingeschliffen
                                                oder gar zen-
            „Wir achten auf eine allgemein      siert wird in der
            verständliche Sprache, mitunter     Zentrale nicht,
            lesen sich die Beiträge aber auch   bekräftigt      die
            wie aus dem Lehrbuch“, räumt        Chefredaktion.
            Poser, gelernter Redakteur und      Kritische Äuße-
            gelegentlich Autor im „Flori-       rungen und An-
            an“, ein. Schließlich will die      merkungen sind
            Zeitschrift keine Sensationslust    aber auch eher
            befriedigen oder den Boulevard      die Ausnahme
            bedienen. Auch wenn für das         denn die Regel.
            Best of aus den Einsatztagebü-      Dafür sind die
            cher schon auch Brände und Ka-      Tonalität      und
            tastrophen ausgewählt werden,       die Ausrichtung
            die besondere Aufmerksamkeit        des     „Florian“
            erzeugt und die Feuerwehrleu-       zu zielgruppen-
            te in außergewöhnlicher Form        orientiert. Was
            gefordert haben. „Schließlich       auch erklärt, wa-
            ist und bleibt der ,Florian‘ das    rum die Einsatz-
                                                                                                Die Chefs von „Florian”:
            Sprachrohr des Ministeriums         berichte      zwar            Michael Schaich (re.) und Sebastian Poser.
            zur Feuerwehrbasis“, betonen        spektakuläre,                                        Foto: Andreas Lang
            Schaich und Poser.                  aber keine reißerischen
                                                Meldungen abbilden,
            Die Kommunikation funktio-          zuletzt etwa über den überregi- inhaltlich sind die Ideen noch
            niert in beide Richtungen, die      onal in den Schlagzeilen abge- lange nicht ausgegangen. Und
            Wehrvertreter nehmen in Dis-        bildeten Großbrand auf einem er hat auch in der Politik einen il-
            kussionen etwa mit den Wehr-        Reiterhof in Kelkheim oder den lustren Freundeskreis, inklusive
            verbandsspitzen immer wieder        Zusammenstoß einer Straßen- Innenminister Peter Beuth. Oder
            Bezug auf die Publikationen.        bahn mit einem Lkw in Kassel.       Regierungssprecher Michael Bu-
            „Das habe ich doch im ,Flori-                                           ßer, der bei der Verleihung der
            an‘ gelesen“, ist als Begründung    Der „Florian“, mit 34 Erschei- Hessischen Journalistenpreise
            oder Erklärung in Fachsimpe-        nungsjahren im besten Man- im Herbst nicht ohne Stolz seine
            leien durchaus zu hören. Ent-       nesalter, soll laut Chefredaktion, Zeit als „Florian“-Chefredakteur
            sprechend werden die Inhalte        bedenkenlos mindestens das gestreift hatte. Sie hat seiner
            nicht nur im Wiesbadener Mi-        nächste Jubiläum ansteuern weiteren Karriere nicht gescha-
            nisterium entwickelt. Die Re-       können. Die Finanzierung ist zu- det.
            daktion dort greift gerne auch      mindest mittelfristig gesichert;                          Andreas Lang
            Anregungen und Angebote aus         die Nachfrage ist spürbar und

              Der Landesvorstand des DJV Hessen und die
              „Blickpunkt”-Redaktion wünschen unseren 
             Mitgliedern, Geschäftspartnern und Freunden 
                eine besinnliche Weihnachtszeit und ein 
               gesundes neues Jahr, verbunden mit dem 
            Dank für das bisher entgegengebrachte Vertrauen.

14 4/2018
Meinung                      Nachrichten                      Medien                     Internes                  Personalien

Produktiv und zukunftsorientiert
17 Delegierte hat der DJV Hessen beim Bundesverbandstag Anfang November in Dresden gestellt.
Sie haben nicht nur eine lebhafte und debattenreiche Versammlung erlebt. Sie haben sich auch
mit konstruktiven Vorschlägen in verschiedenen Themenfeldern eingebracht. Eine Analyse
Der Bundesverbandstag 2018 war
produktiv und in die Zukunft ge-
richtet. Was ihn angenehm abhob
von manchem Vorgängerformat,
das geprägt war von quälenden De-
batten um den Status des kleinen
Landesverbands Brandenburg, un-
ergiebigen Strukturreformdiskus-
sionen oder langwierigen Wahl-
prozeduren. An der Elbe ging es
von Anfang an zur Sache, um den
schwerer werdenden Stand der
Berufsgruppe und die Antworten,
die ein breit aufgestellter Berufs-
verband darauf geben muss.

Den Ton setzte gleich zum Auf-
takt die Vorsitzende des gastge-
benden Landesverbands Sachsen,                          Aufmerksame Delegierte: die Vertreter des DJV Hessen beim
Ine Dippmann, die in wenigen                            Bundesverbandstag in Dresden.    Foto: Hans Dieter Erlenbach
pointierten Sätzen zu einem ge-
sunden Selbstbewusstsein aufrief,
um dem zunehmenden Druck von          die Arbeitsbedingungen von Jour-     fristige Existenzsicherung, für die
Populisten standzuhalten. Ihre Be-    nalisten und den Stellenwert der     über kurz oder lang auch schmerz-
schreibung der Arbeitsbedingun-       Pressefreiheit weiß.                 hafte Abstriche gemacht werden
gen sächsischer Journalistinnen                                            müssten. Immerhin müssen sie
und Journalisten war phasenweise      Zu den ersten Rednern aus den        sich unter signifikant veränderten
beängstigend; der trotzige Opti-      Reihen des Landesverbands Hes-       Rahmenbedingungen noch einige
mismus, den sie entgegenhielt,        sen gehörte Maurizio Gemmer.         Jahrzehnte über Wasser halten. Da
war imponierend.                      Als Sprecher des Bundesfachaus-      lohnt es sich erst recht, Energie
                                      schusses Zukunft warb er leiden-     in die Zukunftssicherung des Ver-
   Schonungslos offener               schaftlich für einen „neuen DJV“,    bands zu stecken und Gegenwind
     Ministerpräsident                wie das 14-seitige Zukunftspa-       auszuhalten.
                                      pier überschrieben ist. Den jun-
Das galt auch für die schonungs-      gen Kolleginnen und Kollegen          Unbequeme Mahnungen
lose Offenheit, mit der Sach-         ist wohl bewusst, dass sie gegen        der Kassenprüferin
sens Ministerpräsident Michael        Windmühlenflügel und verfestigte
Kretschmer beim Empfang am            Strukturen ankämpfen. Nichtsde-      Eine weitere Kollegin des Landes-
Abend die Belastung der Behör-        stotrotz verteidigen sie ihre The-   verbands stieß mit unbequemen
den und Beamten skizzierte, die       sen gegen mancherlei Bedenken,       Wahrheiten nicht auf ungeteilte
aus der kontinuierlichen Kon-         die in der vorgeschalteten Dele-     Gegenliebe – auch wenn sie als
frontation mit rechtsgerichteten      giertenversammlung ebenso laut       gewählte Kassenprüferin nur ihre
Gruppierungen ergibt. Die Zuhö-       wurde wie später im Plenum. Dass     Pflicht erfüllt hatte. Die Spar- und
rer nahmen ihm ab, dass der Frei-     Forderungen wie ein einheitlicher    Optimierungsvorschläge,           die
staat nicht auf dem rechten Auge      Mitgliedsbeitrag oder die Zusam-     Schatzmeisterin Gabriela Blum-
blind ist, gleichwohl aber auch       menlegung von Landesverbänden        schein machte, stießen nicht auf
auf die Rechte von Minderheiten       nicht auf uneingeschränkte Ge-       allen Verbandsebenen auf eine
Rücksicht zu nehmen hat. Zumal        genliebe stoßen würden, ist den      positive Resonanz. Auch wenn ihr
Kretschmer vor seiner politischen     Jungen durchaus bewusst. Aber        die Delegierten an einem Punkt
Karriere selbst als Tageszeitungs-    sie wenden ihren Blick über den      letztlich mit einem unmissver-
redakteur gearbeitet hatte und um     Status quo hinaus auf ihre lang-     ständlichen Auftrag an den Bun-

                                                                                                                      4/2018   15
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            desvorstand folgten: Die Ausgaben         obersten Polizisten waren selbstkri-
                                                                                                                            Die Anträge und
            für die 70-Jahr-Feier im kommenden        tisch und um Konsens bemüht. Sie                                      Resolutionen aus dem
            Jahr werden wenigstens begrenzt.          wurden im Saal mit aufmerksamer                                       Landesverband Hessen
                                                      Stille verfolgt. Starken Applaus er-
            Aber nicht nur personell hat der DJV      hielt Georgie für sein Angebot, Jour-                                 Zu folgenden Themen hat
            Hessen den Bundesverbandstag ge-          nalistinnen und Journalisten als Re-                                  sich der Landesverband in die
            prägt. Er hatte im Vorfeld mehrere An-    ferenten in den Lehrplan an Polizei-                                  Debatten auf dem Bundesver-
            träge und Resolutionen eingebracht,       schulen einzubeziehen.                                                bandstag eingeschaltet:
            unter anderem zur konsequenten Ab-
            lehnung von Gafferfotos und -videos,              Klaus Andrießen                                               Bekanntmachung des Presse­
            zur Anerkennung des Presseaus-                   weiter im Presserat                                            ausweises: Der Bundesvor-
            weises und zur Einrichtung einer Om-                                                                            stand setzt sich dafür ein,
            budsstelle für Opfer sexueller Attacken   Landesvorsitzender Knud Zilian, der                                   dass das Aussehen des nun
            (siehe Kasten). In den lebhaften Aus-     mehrfach und teilweise energisch in                                   geltenden Presseausweises
            sprachen meldeten sich auch die           die Debatten eingegriffen hat, zog eine                               bei Polizei beziehungsweise
            Hessen mehrfach und differenziert zu      positive Bilanz des Bundesverbands-                                   Einsatzkräften, Behörden und
            Wort. So monierte Ina Knobloch in der     tags: „Er hat uns vorangebracht.“ Und                                 öffentlich sowie privatrechtlich
            #metoo-Debatte, dass „jahrzehnte-         so gingen von diesem Plenum, das                                      organisierten Einrichtungen be-
            lang nur den Männern geglaubt hat“.       Klaus Andrießen erneut in den Pres-                                   kanntgemacht wird.
            Sie regte an, Kontakt aufzunehmen         serat entsandte, erfreuliche Signale
            zu Themis, der neu geschaffenen Ver-      aus, gegen eine weitere Diskreditie-                                  Presse-Ethos bei Berichten über
            trauensstelle gegen sexuelle Belästi-     rung des Berufsstandes, zur Stärkung                                  Straftaten: Der Bundesvorstand
            gung (themis-vertrauensstelle.de).        des Medienrechts und der Medien-                                      wird aufgefordert, den Deut-
                                                      schaffenden und für eine engagiertere                                 schen Presserat zu informieren,
                       Einladung in                   Wahrnehmung der Wächterfunktion.                                      dass von Polizeipressestellen
                      Polizeischulen                  Allein schon mit diesem Stil, kombi-                                  ethische Vorgaben ausgehe-
                                                      niert mit inhaltlich produktiven Ent-                                 belt werden, etwa die Nennung
            Hans Dieter Erlenbach erhielt eine        scheidungen und Empfehlungen, hat                                     der Nationalität von Tatver-
            persönliche Einladung des säch-           der DJV nicht zuletzt eine Forderung                                  dächtigen und Straftätern be-
            sischen Landespolizeipräsidenten          des Fachausschusses Zukunft erfüllt                                   treffend. Dies geschieht in der
            Jürgen Georgie, nachdem der Darm-         und an einem „neuen DJV“ gearbei-                                     Regel durch Veröffentlichungen
            städter Fotograf aus eigenem Erleben      tet. Mit dieser Rückkehr zur Sachar-                                  auf den Internetseiten der Po-
            geschildert hatte, wie ihm während        beit ist nicht mehr und nicht weniger                                 lizeipressestellen. Gleicherma-
            einer Pegida-Demonstration in Dres-       als ein Anfang gemacht. Aber das ist                                  ßen werden die Vorstände der
            den von Polizeibeamten mit einem          schon deutlich mehr als in den Ver-                                   DJV-Landesverbände aufgefor-
            Platzverweis gedroht worden war. Die      bandstagen zuvor gelungen ist.                                       dert, sich mit dieser Frage auch
            Erklärungen und Ausführungen des                                 Andreas Lang                                  an die Innenministerien der
                                                                                                                            Länder zu wenden.

                                                                                                                            #metoo-Debatte: Der Bundes-
                                                                                                                            vorstand wird mit der Prüfung
                                                                                                                            beauftragt, inwieweit eine An-
                                                                                                                            lauf und Ombuds-Stelle für Jour-
                                                                                                                            nalistinnen und Journalisten an-
                                                                                                                            gesichts der #metoo Diskussion
                                                                                                                            eingerichtet werden kann.

                                                                                                                            Altersarmut: Der DJV Hessen
                                                                                                                            regt an, dass der „journalist“
                                                                                         Fotos (2): Hans Dieter Erlenbac2

                                                                                                                            das Thema „Altersarmut“ in
                                                                                                                            einer Veröffentlichung aufgreift.

                                                                                                                            „Gafferfotos“: Der DJV bezie-
                                                                                                                            hungsweise die Landesverbände
                                                                                                                            im DJV mögen darauf hinwirken,
                                                                                                                            dass die Übernahme von schnel-
                                                                                                                            len „Gafferfotos“ und „Gaffervi-
                                                                                                                            deos“ durch Printmedien sowie
              Konstruktiv-kritisch: Kassen-             Visionär: FA-Zukunft-Sprecher                                       Fernsehsendern an Unfallorten
              prüferin Gabriela Blumschein.             Maurizio Gemmer.                                                    eingestellt wird.         (ala)

16 4/2018
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