Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
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Der Ackermann B 20027 F Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde 69. Jahrgang | München 2018 | Heft 3 Nach Osten: Zur Diskussion: Zum Dank: Initiative der Ende des Bürgerpreis des Bischöfe Mythos 1938 Landtages > Seite 3 > Seite 6 > Seite 14 www.ackermann-gemeinde.de
Inhalt In dieser Ausgabe: Brückenbauen in Europa 3 Initiativen für den Dialog Bei der Wallfahrt der Vertriebenen auf den Schönenberg bei Ellwangen 5 Europaimpuls zum Mitnehmen (S. 24) sprach in diesem Jahr Bun- destagspräsident Dr. Wolfgang 6 München 1938 Schäuble und würdigte die Vertriebe- nen als Brückenbauer in Europa: 8 Standpunkte: Kirchlicher Dialog „Europa – das ist heute eine Ge- schichte von Frieden und Versöh- 9 Gedenken am Kaunitz-Kolleg nung. Nach Jahrhunderten verhee- render Kriege. Wir hören das häufig: Europa als Frie- 10 Ort der Begegnung: Ostrau densprojekt. Aber ist uns eigentlich noch wirklich be- wusst, was für ein Glück das ist? Frieden in Europa. Un- 12 Sozialwerk sere Heimat, unser Zuhause ist nicht bedroht. Wir müs- sen nicht fliehen. Sie und Ihre Familien wissen am bes- 13 Junge Aktion ten, wie wertvoll das ist. Selbstverständlich ist es nicht. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen, Ihre Ge- 14 Aktuelles schichte!, erinnert uns daran. Deshalb – und angesichts von weltweit 65 Millionen Menschen, die derzeit auf der 16 Literatur Flucht sind – bleibt es wichtig, das Bewusstsein dafür wach zu halten. Auch in der Zukunft! […] 19 Aus unserer Gemeinschaft Sie haben die Verbindung in Ihre alte Heimat wieder aufgenommen, auch wenn es Ihnen längst nicht mehr um 26 Familiennachrichten Rückkehr ging. Sie haben erlebt, wieviel Empathie, wie- viel Zeit es braucht, um Brücken zu bauen zwischen eins- 28 Termine tigen Kriegsgegnern. […] Brücken tragen, wenn sie in zwei Richtungen zu bege- hen sind. Das zeigt der Weg, den die Vertriebenen und ihre Familien in unserer Gesellschaft und in Europa zu- Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann- rückgelegt haben. Sie mussten sich den Weg in die Ge- Gemeinde München, 69. Jahrgang, Heft 3-2018; meinschaft bahnen. Brücken bauen. Und jetzt stehen Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V. nicht wenige von Ihnen anderen zur Seite, die in unserem Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D. Land eine Heimat suchen. […] In der ehrenamtlichen Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del Flüchtlingshilfe sind viele von Ihnen engagiert, deren Mit- Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber. gefühl sich aus dem eigenen Erleben und der eigenen Heßstraße 24, 80799 München, Familiengeschichte speist. Sie helfen, weil Ihnen selbst Postfach 340161, 80098 München; geholfen wurde. Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40; Ihre Geschichte lehrt uns, offen zu sein, Brücken zu E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de; bauen. Andere zu akzeptieren und zu respektieren. Ihnen Internet: www.ackermann-gemeinde.de; zuzuhören und ihnen unsere Werte zu vermitteln und Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe): vorzuleben. Die Vielfalt der Gesellschaft. redaktion(at)ackermann-gemeinde.de. Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München, Brückenbauen können wir nur gemeinsam. In diesem Luisenstr. 18, 80333 München, Europa, das uns so selbstverständlich scheint. Und so BIC GENODEF1M05. viel aushalten muss. Ich bin überzeugt: Wir bringen die Ackermann-Gemeinde e.V. München: Kraft auf, das Miteinander in Frieden zu schützen. Und IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44; die politische Einigung voranzubringen. Wenn Europa Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.: seinen Werten treu bleibt, wenn es sich seiner Geschich- IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00; Stiftung Ackermann-Gemeinde: te stellt und wenn es auch weiterhin Brücken baut, die IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09. nicht nur in eine Richtung führen. Dann gelingt Europa.“ Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs- Titelbild: preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Der Ort der Unterzeichnung des Münchner Abkommens Erscheinungsweise: 4 x im Jahr. von 1938. Heute erinnert eine Gedenktafel an dieses ein- Redaktionsschluss für Heft 4-2018: 05.11.2018 schneidende Ereignis. (Foto: A. Toscano del Banner). Beilage 2 | Der Ackermann 3-2018
Titelbericht Ein Beitrag zum Dialog: Die deutsch-polnische Ausstellung „Pojednanie/Versöhnung in Pro- gress“. Erzbischof Dr. Schick (l.) 2015 bei der Eröffnung in Berlin. (Foto: Maximilian-Kolbe-Stiftung) Situation in Europa fordert Kirche heraus Einmal mehr ist Europa in einer lichkeit und Freiheit und zur Versöh- kennen, die dem Wirken in und für schwierigen Phase. Verflogen die nung zwischen den Völkern, die im- Europa heute entgegenstehen. Die Euphorie, die nach dem Fall des mer noch im Bann ihrer gewaltbelas- römischen Weltsynoden über die Fa- „Eisernen Vorhangs“ und dem Beitritt teten Geschichte leben. Schon in den milie haben Meinungsdifferenzen zwi- mittel- und osteuropäischer Länder Zeiten der europäischen Teilung ha- schen der Kirche in Ost und West zur Europäischen Union herrschte. ben sich Christen auf den Weg ge- hervortreten lassen. Die Migration Derzeit ringen die europäischen Nati- macht, um die Heillosigkeit der Ver- aus anderen Weltgegenden und die onen in Ost und West erneut, so hältnisse in Europa nach dem Zwei- Möglichkeiten, mit Muslimen friedlich scheint es, fast atemlos um ihre je- ten Weltkrieg zu überwinden. Die Ver- zusammenzuleben, wird unter den weilige nationale Identität, das Ver- söhnungsinitiativen zwischen Polen Christen im östlichen Teil des Konti- bindende tritt zurück gegenüber dem und Deutschen seit den 60er Jahren nents insgesamt sehr viel skeptischer (vermeintlich) Eigenen, die Gegen- des vorigen Jahrhunderts sind dafür eingeschätzt als im Westen. Und die wart erscheint trist und die Zukunft ein besonders sprechendes Beispiel. Idee einer unaufgebbaren Eigenstän- radikal gefährdet. Der unscharfe Be- Nach dem Ende des Kommunismus digkeit der eigenen kulturell mehr griff des Populismus versucht, die wurden wir Zeugen vielfältiger Begeg- oder weniger homogenen Nation Stimmungslage zu charakterisieren, nungen über die Grenzen von Ost und prägt in den mittelöstlichen Ländern die sich überall auf dem Kontinent West hinweg. Nicht nur unser Hilfswerk auch in den Kirchen dort ein Europa- breit macht. Renovabis war und ist hier ein uner- bild aus, das uns im Westen nicht Diese Situation fordert die katholi- setzlicher Akteur, auch Initiativen wie geläufig ist. Diese Gegenüberstellun- sche Kirche heraus. Überall in Euro- die Ackermann-Gemeinde leisten bis gen sind natürlich holzschnittartig, die pa beheimatet, kann sie einen bedeu- heute Erstaunlich-Hilfreiches. Wirklichkeit ist viel komplexer. Aber tenden und unersetzlichen Beitrag Es gehört jedoch zur Wahrhaf- bei aller gebotenen Differenzierung leisten zur Stärkung des Wertefunda- tigkeit, auch die im Inneren der Kirche ments, zur Festigung von Mensch- selbst liegenden Probleme anzuer- > Seite 4 Der Ackermann 3-2018 | 3
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand > von Seite 3 log, den wir mit den Partnern im Os- stehen neben anderen, in denen Wis- ten weiterführen und intensivieren senschaft und engagierte Laien eine bleibt doch der Eindruck unterschied- wollen, kann gelingen, wenn wir alle besondere Rolle spielen werden. Die licher kultureller und kulturell- uns als Lehrende und Lernende zu- unterschiedlichen Wirklichkeiten, un- theologischer „Mentalitäten“. gleich verstehen; er wird dann fehl- ter denen die Kirche lebt, die geistli- Für die Kirche in Deutschland, spe- schlagen, wenn wir eine Uniformität chen Erfahrungen und die prägende ziell auch für die Deutsche Bischofs- des Denkens anstreben. Auch Kirche Geschichte – all dies soll zur Sprache konferenz ist dies Grund genug, die ist Einheit in der Vielfalt. Vor allem kommen. Als Kirche in Europa wollen Dialoganstrengungen der zurücklie- Bemühen, mit der Kraft der eigenen wir unsere Einheit in der Vielfalt neu genden Jahre zu verstärken und auf Argumente zu überzeugen, muss die erleben, um als kirchliche Communio die heutigen Fragen und Problemla- Bereitschaft vorhanden sein, den An- die gemeinsame europäische Zivilisa- gen besser auszurichten. Die Bi- deren wirklich zu verstehen. Nicht ein tion mitgestalten zu können. Dabei schofskonferenz hat deshalb am gewisser Meinungspluralismus in der muss uns bewusst sein, dass die Kir- 21. Februar 2018 einen ganztägigen Kirche Europas ist das Problem. Wohl che Jesu Christi der Verkündigung Studientag durchgeführt, zu dem Wis- aber geriete die Kirche in schwieriges und Verbreitung des Reiches Gottes senschaftler aus Polen, Tschechien Fahrwasser, wenn sich Sprachlosig- verpflichtet ist, das in Gerechtigkeit, und Ungarn eingeladen waren. Hier keit, Desinteresse oder gar Arroganz Friede und Freude im Heiligen Geist ging es nicht darum, den Dialog zwi- breit machen würden. (vgl. Röm 14,17) für alle Menschen schen den Kirchen in Ost und West Man spricht heute vielfach vom weltweit besteht. zu führen. Wir Bischöfe wollten lernen „Dialog auf Augenhöhe“. Diesem Ty- und uns kundig machen, um die Situ- pus des Gesprächs wissen sich die Erzbischof Dr. Ludwig Schick ationen in den einzelnen Ländern, deutschen Bischöfe verpflichtet, wenn deren Geschichte und kulturelle Tie- sie in den kommenden Monaten und Erzbischof von Bamberg und Vorsit- fenstrukturen besser zu begreifen. In Jahren ihre neue Dialoginitiative in zender der Kommission Weltkirche einem nächsten Schritt soll das zwi- die Tat umsetzen. Vielfältige persönli- der Deutschen Bischofskonferenz schenkirchliche Gespräch informierter che Begegnungen gehören ebenso und intensiver geführt werden. Uns dazu wie thematisch konzentrierte Bischöfen ist bei diesem Studientag Veranstaltungen, in denen auch die deutlich geworden: Für westliche Reibungspunkte zwischen Ost und Besserwisserei und Schulmeisterei West diskutiert werden. Formate, die gibt es keine Berechtigung. Der Dia- dem Austausch der Bischöfe dienen, Europawallfahrt Mariazell 2019 Die Europawahlen stehen vor der Tür. Mariazell statt. Bereits am Vorabend Vom 23. bis 26. Mai 2019 werden die gibt es in der Basilika eine Andacht Abgeordneten zum Europäischen zu den Patronen Europas; am Sams- Parlament gewählt. „Diese Wahlen tagnachmittag ist dann ein Festvor- sind für unseren Kontinent eine wich- trag geplant. „Mariazell ist ein Wall- tige Richtungsentscheidung“, macht fahrtsort mit einer großen europäi- Msgr. Dieter Olbrich, Geistlicher Bei- schen Strahlkraft und Ziel von Chris- rat der Ackermann-Gemeinde, deut- ten aus ganz Mittel- und Südosteuro- lich. Er verweist mit Sorge auf Span- pa“, so Olbrich bei einem Vorberei- nungen in Europa, auf neue Nationa- tungsbesuch Mitte August. Mariazell lismen und einen wachsenden Popu- sei daher genau der richtige Ort für lismus. „Mit einer Wallfahrt im Vorfeld eine grenzüberschreitende Europa- der Europawahl wollen wir gemein- wallfahrt. sam mit Christen aus anderen Län- Die Wallfahrt steht unter der dern für unseren Kontinent und eine Schirmherrschaft des Wiener Erzbi- gute Entwicklung, die auf Miteinander, schofs Dr. Christoph Kardinal Schön- Mariazell ‒ ein Wallfahrtsort mit eu- Solidarität und gegenseitige Wert- born. Merken Sie sich schon jetzt den ropäischer Ausstrahlung. Bereits schätzung aufbaut, beten und unsere Termin vor. Aus den Diözesen soll es 1996 lud die Ackermann-Gemeinde Anliegen vor Gott bringen.“ Gemeinschaftsfahrten geben. Weitere dorthin zu einer Europawallfahrt ein. Am Samstag, den 4. Mai 2019, fin- Informationen folgen. Msgr. Olbrich bei einer Vorberei- tungsfahrt im August 2018 det auf Initiative der Ackermann- ag (Foto: ag) Gemeinde eine Europawallfahrt nach 4 | Der Ackermann 3-2018
Aus dem Bundesvorstand Europa-Impuls zum Mitnehmen Kastler gratuliert Am 28. Mai wurde der Jungen Aktion Im Sommer 2017 sandte die Ackermann-Gemeinde mit der ersten Postkarte für im Bayerischen Landtag der Bayeri- Europa ein Signal für ein europäisches Miteinander. Nun liegt bereits das zehnte sche Bürgerpreis verliehen (s. S. 14). und elfte Motiv vor. Alle Postkarten sind, soweit noch nicht vergriffen, bei Veran- Der Bundesvorsitzende der Acker- staltungen und in den Diözesanstellen erhältlich. mann-Gemeinde Martin Kastler gratu- Mit Postkarte N°10 mit der Aufschrift lierte dem Jugendverband sehr herz- „In Europa… da san mir dahoam“ gra- lich: „Euer langjähriges und ehrliches tuliert die Ackermann-Gemeinde ihrem Engagement für Europa und für die Jugendverband zum Bürgerpreis des Verständigung zwischen Ost und Bayerischen Landtages (s. S. 14). Da- West ist einfach großartig. Wir sind zu heißt es auf der Rückseite: „Eine stolz auf Euch und freuen uns über bayerische, deutsche und europäische die große Anerkennung durch den Identität schließen sich nicht aus. Dies Bayerischen Landtag. Europa braucht zeigt die Junge Aktion seit Jahrzehn- engagierte Europäerinnen und Euro- ten mit ihrer europäischen Begeg- päer wie Euch. Wir alle können dank- Europa-Postkarte N° 10 nungsarbeit“. Postkarte N° 11 fordert bar sein, wenn Deutsche und Tsche- Bewegung für Europa. Die Welt dreht chen gemeinsam für Europa eintre- sich, da dürfe es in Europa keinen ten. Gemeinsam strampeln wir uns ab Stillstand geben. Weiter heißt es: „Wir für ein zukunftsfähiges Europa.“ brauchen jetzt neue Initiativen für ein ag engeres Miteinander, denn nur ge- meinsam als Europäerinnen und Euro- päer können wir Antworten auf die globalen Fragen geben.“ „Die vielen positiven Rückmeldun- gen zeigen, dass die Karten gut an- kommen“, freut sich AG-Bundesge- Europa-Postkarte N° 11 schäftsführer Matthias Dörr. ag Dreharbeiten in München von den Bemühungen in der Acker- mann-Gemeinde berichten, Berans Beziehungen zu den Deutschen im 2019 geht es Lichte neuerer Forschungen zu be- trachten. Er verwies auch auf Berans nach Landshut Grußwort zum Sudetendeutschen Die Würfel sind gefallen. Das große Tag 1966. Als Zeitzeugen, die für die deutsch-tschechische Bundestreffen Dokumentation ihre Begegnungen mit von Ackermann-Gemeinde und Beran schilderten, konnte die AG Sdružení Ackermann-Gemeinde fin- Msgr. Anton Otte und Pfarrer Dr. Emil det im kommenden Jahr in Landshut Das Tschechische Fernsehen drehte Valasek vermitteln. Beide erlebten statt. Vom 1. bis 4. August werden über Beran in München. M. Dörr gab den Prager Erzbischof in seiner Zeit Deutsche und Tschechen aller Gene- Einblicke in das Archiv der Acker- mann-Gemeinde (Foto: ag) im römischen Exil. rationen die Altstadt mit ihren vielen Zum geplanten Dokumentarfilm gab Baudenkmälern der Gotik und Das Tschechische Fernsehen (Česká es in Deutschland weitere Aufnahmen Renaissance mit Leben füllen. Sie gilt televize) plant zum 50. Todestag von in der KZ-Gedenkstätte Dachau, im als eine der baukulturell bedeutend- Kardinal Dr. Josef Beran (1888-1969) Kloster Rohr sowie ein Interview mit sten und besterhaltenen historischen einen Dokumentarfilm. Im August war dem Historiker Dr. Martin Zückert Stadtkerne in Deutschland. hierzu ein Filmteam in der Bundesge- vom Collegium Carolinum. Der Film Anfang Oktober empfangen Ober- schäftsstelle der Ackermann-Gemein- wird Ende Mai 2019 erstmals ausge- bürgermeister Alexander Putz und de. Filmemacherin Jolana Matějková strahlt. Er soll in einer Version mit Stiftspropst Msgr. Dr. Franz Joseph zeigte sich sehr interessiert an den deutschen Untertiteln auch an ver- Baur den AG-Bundesvorstand, der Unterlagen, die es im Archiv der schiedenen Orten in Deutschland zur seiner Herbstsitzung in Vorberei- Ackermann-Gemeinde gibt. Matthias gezeigt werden. tung auf das Bundestreffen in Lands- Dörr, Bundesgeschäftsführer, konnte ag hut zusammenkommt. ag Der Ackermann 3-2018 | 5
Zur Diskussion Jubel zur Begrüßung. Einmarsch deutscher Truppen in das Adlerge- birge im Oktober 1938. (Foto: Privat- archiv Eduard Vacek, Prag) Ende eines sudetendeutschen Mythos Nur 10 Jahre nach dem Beginn der ser Rede will gerade die Ackermann- sein, und das damalige „Europa“ Vertreibung und keine 10 Meter vom Gemeinde in der geistigen Tradition meinte andererseits, dem überwie- Eisernen Vorhang bei Haidmühle ihrer Gründer Hans Schütz, P. Paulus genden Wunsch und Streben der oberhalb Passau hielt der damalige Sladek und Dr. Franz Haibach nach- „Sudetendeutschen“ – seit den 1920er Geistliche Beirat der Ackermann- drücklich erinnern und gleichzeitig in Jahren auch aus wirtschaftlicher Not- Gemeinde vor den Teilnehmern der die Zukunft schauen. lage heraus und seit 1933 mit politi- AG-Jahrestagung und der Bundeswo- Am 29. September 1938 unterzeich- schen Einheitsvorstellungen nach che der Jungen Aktion eine geradezu neten Adolf Hitler, Benito Mussolini, einem „Anschluss“ an das Deutsche flammende Rede an seine sudeten- Édouard Daladier und Neville Cham- Reich – voll entsprochen zu haben. deutschen Landsleute und die deut- berlain im Münchner NS-Repräsen- Doch die begeistert gefeierte und sche Öffentlichkeit. In Anwesenheit des tationsbau – der heutigen Musikhoch- auf den Straßen begrüßte „Befreiung“ geistlichen Vertreters des tschechi- schule – gegenüber dem historischen sah bereits ab dem 1. Oktober 1938 schen Exils, Dr. Alexander Heidlers, Königsplatz einen Vertrag: das soge- ganz anders aus: Innerhalb einer Wo- beschwor Pater Dr. Paulus Sladek nannte „Münchner Abkommen“ über che besetzten Teile von fünf Heeres- Anwesende und Nichtanwesende, sich die Abtretung von 28.942 Quadratki- gruppen der Wehrmacht das Gebiet demütig freizumachen von allen Illusi- lometern Gebietsfläche der in die und stellten es zunächst unter Militär- onen, Geschichtsmythen und dage- Tschechoslowakische Republik 1918 verwaltung, der bald eine ungewohn- gen eigenes Fehlverhalten zu erken- einbezogenen Gebiete mit überwie- te neue Verwaltung folgte. Gleichzei- nen. Dabei bezog er sich besonders gend deutscher Bevölkerung. Mit die- tig besetzten Sonderkommandos der auch auf den Mythos der „Befreiung“ sem „Papier“ – so der britische Premi- Geheimen Staatspolizei (Gestapo) vom „tschechischen Joch“ des Jahres er – schien einerseits der selbst von von allen Seiten aus netzförmig die 1938. den Prager deutschen Botschaftsan- „befreiten“ Gebiete und installierten 80 Jahre nach „München“ und mehr gehörigen befürchtete Angriffskrieg nach lange vorbereiteten Plänen so- als ein halbes Jahrhundert nach die- Hitler-Deutschlands abgewendet zu fort einen im Reich bereits funktionie- 6 | Der Ackermann 3-2018
Zur Diskussion renden Repressionsapparat. So gab sofortiger Gewalt durchgesetzte und mehr als 70 Jahre nach der Vertrei- es innerhalb der nächsten sechs bis allumfassend organisierte NS-Diktatur bung manche Köpfe Sudetendeut- acht Wochen im Raum Karlsbad Hitler-Deutschlands konnte ihr Sys- scher wie ein Nebel weiterhin durch- 1.157 Verhaftungen, im Gebiet von tem nunmehr unter internationaler wabert. Uns muss bewusst sein, dass Eger 971, in Reichenberg 2.500 und Anerkennung des „Münchner Ver- die Sudetendeutschen ab dem 1. Ok- in Troppau 390. Bis Dezember 1938 trags“ den Deutschen in den Sude- tober 1938 „die Kehrseite der groß- waren dann schon 2.500 Männer im tengebieten voll überstülpen. Dies deutschen Begeisterung durch Repres- KZ Dachau. Das waren mehr Verhaf- geschah in Verbindung mit Nichtwis- salien, Verfolgung und Ausschreitun- tungen als selbst direkt nach der sen oder Ignorieren der wirklichen gen kennenlernen“ (Freia Anders: Machterringung durch die NSDAP im Anliegen und Bedürfnisse der außer- Strafjustiz im Sudetengau 1938-1945, Deutschen Reich. halb der Grenzen seit Jahrhunderten München 2008, Seite 86-87). Wer Auch die Verfolgung der Kirchen als beheimateten und im historischen „München 1938“ noch immer als Ver- erste „Feinde“ des Regimes begann deutschen Kulturbewusstsein leben- wirklichung des Selbstbestimmungs- sofort: Die Diözesen waren durch den Deutschen. Damit wurde endgül- rechtes sieht, der ist historisch nicht „Staatsgrenzen“ geteilt, das Konkor- tig dem sudetendeutschen Befrei- nur ungebildet, sondern vertritt ein dat galt nicht für sie, Priester erhielten ungstraum vom „tschechischen Joch“ verqueres und unentschuldbares Ge- keinerlei finanzielle Staatshilfen mehr, ein Ende bereitet. Dieser war ein seit schichts- und Menschenbild. wie in der Tschechoslowakei noch Anbeginn 1918 unrealistischer Traum, üblich. Sie mussten oft sogar um ihr der auch 100 Jahre nach dem Ende Dr. Otfrid Pustejovsky „tägliches Brot“ betteln und wurden des Ersten Weltkrieges, 80 Jahre Historiker von der Gestapo sofort ins Visier ge- nach dem Münchner Abkommen und nommen: verhört, verhaftet, einge- sperrt, ins KZ verfrachtet. 8.000 bis 10.000 sudetendeutsche Sozialdemo- kraten zogen es vor, um der Verhaf- tung als „Staats- und Volksfeinde“ zu entgehen, ins Ausland zu fliehen. Ein Gedenken in Dachau so betrachtet bis heute immer noch Am 12. und 13. Oktober 1938, nur zwei Wochen nach dem Münchner Abkom- nicht erkannter „Vorgeschmack“ auf men, erreichte der erste Transport aus dem Sudetenland mit 368 Menschen die Vertreibung nach 1945! das KZ Dachau. Zum 80. Jahrestag lädt die Ackermann-Gemeinde am Sonn- Die Wirtschaft wurde umgehend auf tag, den 14. Oktober um 11.00 Uhr, mit der Evangelischen Versöhnungskirche Kriegsbedürfnisse umgestellt, das und der katholischen Seelsorge in der KZ-Gedenkstätte zu einem ökumeni- gesamte Rechts- und Verwaltungs- schen Gottesdienst ein: wesen inhaltlich und sprachlich dem Gedenkgottesdienst anlässlich des 80. Jahrestages „Reich“ angepasst und unterworfen, der ersten Einlieferung sudetendeutscher Gefangener in das KZ Dachau alle sudetendeutschen Parteien, Ver- nach dem Münchner Abkommen 1938 bände, Vereine, Jugendbünde wur- Sonntag, 14. Oktober 2018 um 11.00 Uhr den aufgelöst oder verboten, Vereins- in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau vermögen zu Gunsten des „Reichs“ mit Pfarrerin Claudia Mühlbacher, Msgr. Dieter Olbrich entschädigungslos eingezogen, das und Pastoralreferent Ludwig Schmidinger. heißt: enteignet. Was bedeutete dies alles? Die seit Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle AG-Mitglieder zu einem Gedenken 1933 im sogenannten „Dritten Reich“ an der von der Ackermann-Gemeinde 2013 aufgehängten Tafel im Gedenk- – diese Selbstbezeichnung ist eine raum der KZ-Gedenkstätte eingeladen. Geschichtsfälschung! – errichtete, mit Der Ackermann 3-2018 | 7
Standpunkte Die Deutsche Bischofskonferenz legt, wie Erzbi- schof Dr. Ludwig Schick erklärt (S. 3/4), in den kom- menden Jahren einen Schwerpunkt der weltkirchli- „Was bringt der Kirche der Dialog chen Arbeit auf den Dialog mit Ostmitteleuropa. mit den östlichen Nachbarn?“ „Der Ackermann“ stellt daher die Frage: Dr. Ákos Bitter, aus dem Osten, während die West- bilden eine Puffer-, aber auch Dia- Germanist aus portale für die sündhafte Welt, die logzone zwischen dem europäischen Ungarn, wissen- Erlösung braucht, standen. Die kultu- Osten und Westen. Dieser Dialog war schaftlicher Mit- relle und wirtschaftliche Übermacht und ist nach und in warmen bzw. kal- arbeiter in Re- des Heiligen Römischen Reiches, ten Kriegen ein Kernauftrag der Orts- gensburg: verbunden mit einer Expansion nach kirchen in ganz Europa, damit Ge- Osten, kam bereits vor über 1000 rechtigkeit und Frieden für alle wach- „Ex oriente lux, aus Jahren zum Vorschein. Die heutigen sen können.“ dem Osten (kommt) das Licht, lautet östlichen Nachbarn Deutschlands die Binsenweisheit, die auf uralter samt ihren Kirchen von verschiede- Beobachtung gründet. Kirchengebäu- nen Konfessionen – diese Nachbar- de wurden früher geostet. Christus schaft war bis vor 100 Jahren noch galt nämlich als das unvergängliche enger, da Millionen deutscher Zunge Licht, die Quelle (spirituellen) Lebens hier unter anderen Völkern lebten – Ilona Trnková, etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Es chen Akademie habe, legen die Direktorin der handelt sich um eine kleine Insel des tschechischen Christen Wert auf zeit- Tschechischen Glaubens in einer ganz säkularisier- lose Aspekte des Glaubens und weni- Christlichen Aka- ten Gesellschaft. Wenn die tschechi- ger auf die aktuellen Trends. Im Deut- demie, Prag: sche Kirche bestehen will, muss sie schen gibt es einen treffenden Begriff das Beste von sich weitergeben. Aber „Zeitgeist“. Sie verfolgen zwar das „Der Dialog zwi- was ist das Beste? Welche starken Weltgeschehen, aber Vorrang hat die schen Kirchen Seiten hat sie und in welchen Berei- persönliche Beziehung zu Gott und unterschiedlicher Länder ist oft ge- chen könnte sie für die deutsche Kir- ihr eigenes Leben im Glauben. Und nauso schwer wie der innerkirchliche che eine Inspiration sein? Ich kenne deswegen wenden sie das Gesetz Dialog. Es gibt eine Unzahl von inne- mich in der deutschen Kirche nicht der Nächstenliebe an vor allem an ren Spannungen. Für die tschechi- gut genug aus, aber meiner Meinung den Orten, wo sie leben, die ihnen sche Kirche kommt jetzt die Zeit, in nach ist die Kirche wesentlich politi- vertraut sind und wo sie die Dinge der sie unabhängig vom Staat und scher als die tschechische Kirche. konkret zum Besseren ändern kön- ganz eigenständig wird. Laut der letz- Laut den Erfahrungen, die ich aus der nen.“ ten Volkszählung in der Tschechi- langjährigen Arbeit mit lokalen Orts- schen Republik bilden die Gläubigen gruppen der Tschechischen Christli- Msgr. Dieter Ol- beneinanderher-Leben ist keine Opti- ein wertvoller Schatz sein. Zudem brich, Geistlicher on. Es braucht dringend Dialog zwi- verbindet uns Christen dies- und jen- Beirat der Acker- schen „West“ und „Ost“, wie wir es in seits des Böhmerwaldes der gemein- mann-Gemeinde der Ackermann-Gemeinde vorleben. same Glaube. Von dieser Basis aus und Präses der Zum Dialog gibt es keine Alternative. können wir aktiv werden und gemein- Sudetendeut- Dialog ist aber nie eine Einbahn- sam in Europa für Vertrauen und Inte- schen, München: straße, sondern es soll zu einem resse aneinander wirken. Wenn die- „Austausch der Gaben“ (vgl. Lumen ses Bemühen durch die Kraft des „Zunächst ist es Gentium 13) kommen. Die Erfahrung Gebetes begleitet ist, wird der Dialog immer unerlässlich, mit Nachbarn gut und das Zeugnis der Kirche während für unsere Gesellschaften und für auszukommen, will man im Frieden der kommunistischen Zeit können Europa Frucht bringen. Davon bin ich leben. Dies gilt im eigenen Umfeld auch für uns, die wir seit über sieben fest überzeugt.“ wie auch zwischen Staaten. Ein Ne- Jahrzehnten in Freiheit leben dürfen, 8 | Der Ackermann 3-2018
Nachbarschaft Allen unschuldigen Opfern Gedenken im Kaunitz-Kolleg in Brünn dafür verhaftet hatte, weil sie Deut- sche waren und eine weiße Binde getragen haben.“ Er sieht jetzt eine Gelegenheit, „die erwähnte Rivalität durch Verständnis und den Hass durch Versöhnung für immer zu erset- zen. Es ist eine große Gelegenheit für diesen Ort. Es ist eine große Gele- titel genheit für uns“, so Kalousek im Na- men der Organisatoren dieses Ge- denkens. Abt Kränkl, M. Smolková, P. Kalousek und Dekan Slouk (v.l.) Der Einführung schloss sich ein Gebet an, in das der Brünner Dekan Für die Bewohner von Brünn/Brno ist Gedenkstätte nordwestlich des Stadt- Kanonikus Václav Slouk und Abt em. das Kaunitz-Kolleg/Kounicovy koleje zentrums zusammen. Dr. Emmeram Kränkl OSB vom Sozi- ein Begriff. Errichtet wurde es als Stu- Als einen „Ort, der unter dem Ein- alwerk der Ackermann-Gemeinde dentenwohnheim in den Jahren 1922 fluss der historischen Geschehnisse einführten. Anschließend legten Petr und 1923. Während der Protektorats- zu einem Symbol der Rivalität und Vokřál für die Stadt Brünn, Christoph zeit war es von 1939 bis 1945 ein des Hasses zwischen Tschechen und Lippert für die Sudetendeutsche Internierungs- und Straflager der Ge- Deutschen geworden ist“, bezeichne- Landsmannschaft sowie Matthias stapo. Bis zum April 1945 durchliefen te Petr Kalousek von der Festivallei- Dörr für die Ackermann-Gemeinde Zehntausende von Gefangenen das tung das Kaunitz-Wohnheim in der Blumengebinde für die Opfer nieder. Kaunitz-Wohnheim, bevor sie in an- Einführung zum Gedenkakt, den er Die rund 70 weiteren Gäste aus dere deutsche Konzentrationslager gemeinsam mit Marie Smolková von Tschechien, Deutschland und Öster- abtransportiert wurden. Mindestens der Ackermann-Gemeinde gestaltete. reich schlossen sich diesem Geden- 800 Personen wurden auf dem Innen- Dabei bezog er sich auch auf den ken durch das Niederlegen von Blu- hof durch Erhängen oder Erschießen Versöhnungsmarsch am Vortag. men an. Hierzu erklangen christliche hingerichtet. Im Jahre 1976 wurde „Gestern haben wir gemeinsam, be- Trauerlieder, vorgetragen vom Brün- dort ein Denkmal enthüllt, welches an reits zum wiederholten Male, den Ver- ner Sänger Tomáš Krejčí. Mit diesem den „Sieg über den Faschismus" erin- söhnungsmarsch absolviert, der an Gedenken, das den tschechischen nert. Seit 1978 ist dieser Ort ein die Vertreibung der deutschsprachi- und deutschen Opfern dieses Ortes „Nationales Kulturdenkmal“. gen Bevölkerung Brünns, den soge- galt, setzten das Festival „Meeting Doch auch nach Kriegsende diente nannten Brünner Todesmarsch, erin- Brno“ und die Stadt Brünn erneut ein das Gebäude weiter als Lager. Nun nert. Die Strecke dieser Wallfahrt en- wichtiges Zeichen für ein gemein- waren es Deutsche, die hier litten det physisch auf dem Mendelplatz, sames Erinnern. oder gar zu Tode kamen. Auch an die gedanklich und inhaltlich schließen ag unschuldigen deutschen Opfer nach wir uns aber jetzt hier an.“ Das Ge- Ende des Weltkrieges sollte mit ei- bäude sei eigentlich zur Förderung nem Gedenkakt im Rahmen des Fes- von Bildung und Kultur errichtet wor- tivals „Meeting Brünn“ im Juni erinnert den. In den Jahren 1939 bis 1945 sei werden. Hierzu kamen der Brünner es aber zu einem „Ort des Schmerzes Oberbürgermeister Petr Vokřál, Ver- und des Leidens“ geworden. Kalou- treter des Festivals „Meeting Brno“, sek erinnerte daran, dass in der NS- aus der Sudetendeutschen Lands- Zeit das Wohnheim „Hinrichtungen, mannschaft Bundesgeschäftsführer Folterung, Transporte in die Konzen- Christoph Lippert sowie eine Gruppe trationslager“ erlebte. „Nach dem der Ackermann-Gemeinde mit dem Kriegsende wurde es zu einem Ge- Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr fängnis für Kollaborateure und Natio- P. Hladík (stellvertretender Primator), sowie Repräsentanten und Mitglieder nalsozialisten, aber auch für hunderte Primator P. Vokřál, M. Dörr (AG- aus den Diözesen Stuttgart, Freiburg, unschuldige Menschen, die die Poli- Bundesgeschäftsführer) und Mainz und Bamberg, an der zei oder die Armee auf der Straße Festivaldirektorin Dr. K. Tučková (v.l.; Fotos: H. Rothmaier) Der Ackermann 3-2018 | 9
Nachbarschaft Die Stele an der Stelle des ehemaligen Lagers (Fotos: O. Pustejovsky) „Nach unglaublichen 73 Jahren erhielt die deutsche Zivilbevölkerung eine symbolische Entschuldigung für Nachkriegs-Rechtlosigkeit und -Un- recht. An der Stelle des seinerzeitigen Hanke-Internierungslagers wird heute ein Denkmal errichtet.“ So titelte ein Zeitungsbericht am 15. Juni 2018 in Ostrau/Ostrava, der drittgrößten tschechischen Stadt. Zur Enthüllung kamen an der Bahnhofstrasse schräg gegenüber dem Förderturm des ehe- hältnisse – am allerschlimmsten je- So steht heute das etwa 180 cm maligen „Heinrich-/Jindřich-Schachtes“ doch auf dem Gelände der ehemali- hohe, aus rötlichem, geflecktem Mar- auch Oberbürgermeister Tomáš gen Spedition „Hanke“. Dort wurden mor gestaltete ca. 50x50 cm als qua- Macura und der Hauptmann des innerhalb eines einzigen Monats 230 dratische Säule gebildete Denkmal Mährisch-Schlesischen Kreises, Ivo Menschen zu Tode gefoltert, gehängt etwas bescheiden, aber gut sichtbar Vondrák. oder auf andere Weise ermordet. Alle an der Haupteinfallstraße und trägt Macura sagte dazu: „Heute erinnern Einzelheiten und Namenslisten wur- eine in Augenhöhe angebrachte wir an eine Vergangenheit, auf die wir den nach 1990 vor allem von den Bronzetafel. keineswegs stolz sein können“. Und Historikern Měčislav Borák und Seit Aussig/Ústí n.L. 2005, Brünn/ ergänzte: „Sie soll uns daran erin- Tomáš Staněk recherchiert und Brno, Iglau/Jihlava und zahlreichen nern, dass Unrecht nicht durch weite- veröffentlicht, doch es war der anderen Orten hat damit die tschechi- res Unrecht beglichen werden kann, Studentin Judita Holásková von der sche reflektierte Vergangenheitsauf- und das Prinzip der Kollektivschuld ist Prager Karls-Universität „vorbehal- arbeitung eine weitere ethisch be- zudem etwas, dem in der Gesell- ten“, 2015 das „Hanke-Lager“ in einer gründete und politisch motivierte Qua- schaft kein Raum gegeben werden in ihrer Gründlichkeit und inhaltlichen lität erreicht, die gewürdigt werden darf“. Ausgewogenheit überzeugenden Zu- sollte. In einer militärischen Gewaltoperati- lassungsarbeit zusammenfassend Dr. Otfrid Pustejovsky on hatte die Rote Armee innerhalb darzustellen. Sie durchbrach damit eines Tages vom 30. April auf 1. Mai 70jähriges tschechisches kommunisti- 1945 Ostrau erobert. Von den bis da- sches Beschweigen. Innerhalb der hin rund 26.000 deutschen Zivilisten nächsten Jahre kümmerten sich der (rund 25% der Stadtbevölkerung) wa- Verein „Fiducia“, Einzelpersonen, die ren nur noch etwa 6.000 da. Für diese Oberstufenschüler des Havlová- wurden umgehend Internierungslager Gymnasiums in Ostrava-Poruba unter errichtet. Nach tschechischen Quellen ihrem engagierten Geschichtslehrer, hatten alle Personen ab dem 6. Le- aber auch Mitglieder der Kulturkom- bensjahr ein großes schwarzes N in mission der Stadt sowie die Ostrauer weißem Kreis zu tragen, ab dem Universitätsprofessorin Nina Pavelci- 14. Lebensjahr musste Zwangsarbeit ková in Eingaben, Entwurfsvorschlä- geleistet werden. In sämtlichen La- gen und Zeitungsberichten um ein gern herrschten zwischen Mai und Denkmal für dieses „schwarze Loch“ Juni 1945 chaotische und brutale Ver- der Stadtgeschichte. „Denn nur Inschrift der Tafel (deutsch): wenige Zeitzeugen wussten von der „An dieser Stelle stand das Internie- rungslager „HANKE“ für die deut- Existenz dieses Lagers. Dieses sche Bevölkerung. Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt Kapitel der Nachkriegsgeschichte Im Mai und Juni 1945 wurden hier seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig- wurde jahrzehntelang beschwiegen Menschen gefoltert und hingerichtet nisse vor, die bezeugen, wo und wie und erst nach 1990 wieder ohne Gericht und ohne Recht. deutsch-tschechische Nachbarschaft geöffnet….“ - ist häufig nachzulesen. Die Statutarische Stadt Ostrau, 2018“ ganz konkret gelebt wird. 10 | Der Ackermann 3-2018
Kirche und Gesellschaft Die Erinnerungen Bischof Radkovský (Foto: M. Bauer) an Wenzel Gottes Willen annehmen Ein Fixdatum für Christen mit Wurzeln zu erfüllen. Auf die Menschen von in Böhmen und Mähren ist der erste heute übertragen bedeute dies eben- Sonntag im Juli – die Sudetendeut- so, den Willen Gottes zu erfüllen. sche Wallfahrt nach Altötting. Zu dem „Gott hilft uns immer dabei – auch mit Wallfahrtsgottesdienst in der Basilika außergewöhnlichen Taten, wenn wir St. Anna reiste in diesem Jahr der seinen Willen erfüllen wollen“. Dar- emeritierte Pilsener Bischof František über hinaus ermahne diese Passage Radkovský an. Die Marienfeier am des Evangeliums, auch anderen zu Nachmittag hielt der Kapuzinerpater helfen – „manchmal sind wir die einzi- Der hl. Wenzel/Václav dominiert das Eduard Stuchlik. Ilse Estermaier, AG- gen, die helfen können“, so Rad- kulturelle Bewusstsein Böhmens bis Vorsitzende im Bistum Passau, be- kovský. heute. Die Wandlungen der Erinnerung grüßte eingangs den Hauptzelebran- Bei der Marienfeier in der Konrads- an ihn beleuchtet jetzt ein von Stefan ten und die weiteren Priester sowie kirche mahnte Stuchlik zum täglichen Samerski herausgegebener Band: Staats- die Trachten- und Fahnenabordnun- Gebet, zum Besuch des Sonntags- gründer, Schlachtenhelfer, Herrscher, gen, die an die Verbundenheit mit der gottesdienstes, zur Gemeinschaft Identifikationsfigur für Slawen und Deut- alten Heimat erinnern. unter den Menschen, zur Ehrfurcht sche, Katholiken und Hussiten. Ein in- Radkovský stellte das Tagesevan- zwischen Mann und Frau und dazu, ternationales Expertenteam untersucht gelium des Festes Mariä Heimsu- „keine lieblose Halbherzigkeit Gott die Bedeutung dieser zentralen Erin- chung in den Mittelpunkt seiner Aus- gegenüber“ zu hegen. Dies betreffe nerungsfigur über die Jahrhunderte führungen. Marias Worte „Ich bin eine aber auch die Menschen als Abbilder hinweg. Der Band ist über den Buch- Magd des Herrn, mir geschehe nach Gottes – vor allem Arme, Fremde und handel erhältlich. ag deinem Worte“ würden verdeutlichen, Flüchtlinge, so Stuchlik. so der Oberhirte, dass Maria es als Markus Bauer/ag ihre Aufgabe sieht, den Willen Gottes Alles auf einer Karte In Tschechien gibt es eine Vielzahl von bedeutenden kirchlichen Denkmälern. Um diese breiteren Kreisen, auch im Ausland, bekannt zu machen, hat die Tschechische Bischofs- konferenz eine handgemalte Karte (rechts) herausgeben. Sie zeigt fast 150 Wallfahrts- orte, Klöster und Kirchen in den fünf böhmischen und drei mährischen Diözesen. Einzel- ne Denkmäler, insbesondere die jeweiligen Kathedralen, werden auf der Rückseite der 96 x 65 cm großen Karte zudem in tschechisch, englisch und deutsch näher vorgestellt. Da zu vielen Orten auch Deutsche mit Wurzeln in Böhmen, Mähren und Schlesien enge Verbindungen haben, ist es erfreulich, dass auch die deutschen Ortsnamen aufgeführt sind. Erstmals wurde diese Karte am Stand der tschechischen Bistümer auf dem Katho- likentag in Münster angeboten. In Deutschland ist sie über die Ackermann-Gemeinde (Tel. 089-272942-0; info(at)ackermann-gemeinde.de) für eine Schutzgebühr von 4,00 € zzgl. Versand (innerhalb Deutschlands 1,45 €) erhältlich. ag Der Ackermann 3-2018 | 11
Sozialwerk Neues über Philippsdorf Im Jahr 2016 feierte das ihrem Referat die geistige Verbun- „nordböhmische Lourdes“, der Mari- denheit der Ackermann-Gemeinde enwallfahrtsort Filipov/Philippsdorf mit Philippsdorf erläuterte. Der Geist- sein 150. Jubiläum. Es war am 13. liche Beirat der Sdružení Ackermann- Januar 1866, als die schwer kranke Gemeinde, P. Dr. Martin Leitgöb, Maria Magdalena Kade auf ihren an selbst Redemptorist, referierte über die Gottesmutter gerichteten Hilferuf das Wirken seines Ordens in Phi- von dieser die Antwort bekam: „Mein lippsdorf in der Wallfahrtsseelsorge Kind, von jetzt an heilt’s!“ und Volksmission. Philippsdorf – auch für die in der Das jetzt erschienene, zweispra- Ackermann-Gemeinde zusammenge- chig deutsch-tschechische Werk schlossenen Heimatvertriebenen war „150 Jahre Philippsdorf“ (Hardcover), dieser Gnadenort längst ein Ort des enthält mit seinen fast 700 Seiten Trostes und der Hoffnung geworden. nicht nur die Beiträge der Fachkonfe- So gilt der 13. Januar 1946 auch als renz. Mehr als die Hälfte des Buchin- offizielles Gründungsdatum des Ver- haltes machen die Akten der bischöf- bandes. Viele pilgern bis heute an lichen Ermittlungskommission aus diesem Tag dorthin. den Jahren 1866-1872 aus, die die Im Jahr 2016, als die Ackermann- Heilung von Maria Magdalena Kade Gemeinde ihren 70. „Geburtstag“ fei- geprüft hatte. „Diese einmalige und ern konnte, veranstaltete das Bistum bisher nur teilweise bekannte und Förderungswürdig Leitmeritz auf Initiative von Salesia- zitierte Quelle bietet authentische Sozialwerk. Seit 2010 bringt der nerpater Jozef Kujan, Rektor der Phi- Zeugnisse über die am 13. Januar Prager Verein „Pontes“ Jugendliche lippsdorfer Basilika, in Krásná Lípa/ 1866 geschehenen Begebenheiten in den Ferien zusammen, die beim Schönlinde und Philippsdorf eine und bringt in dieser Weise den ei- Projekt „Summerjob“ nicht nur Spaß deutsch-tschechische Fachkonferenz, gentlichen Anfang des Wallfahrtsor- haben, sondern zu einem gelungenen bei der namhafte Referenten histori- tes Philippsdorf näher“, so der Her- Miteinander in der Gesellschaft bei- sche, theologische und medizinische ausgeber, Martin Barus. Festlich tragen wollen. Arbeiten für andere, Aspekte des Phänomens Philippsdorf präsentiert wurde das Buch Anfang helfen, Gemeinschaft leben, Solidari- beleuchteten, die kunstgeschichtliche Juli in Philippsdorf. Auch im Rahmen tät zeigen ist für sie ein Lebensstil, Entwicklung und liturgische Bedeu- der Colloquia Ustensia fand eine Freiwilligenarbeit eine Verpflichtung, tung der Basilika erläuterten und die Vorstellung statt. die nicht nach Belohnung fragt. Etwa Ordensgemeinschaften vorstellten, Das Buch ist für 20,- EUR zzgl. 120 tschechische Freiwillige trafen die die Basilika bislang seelsorgerisch Versandkosten (innerhalb Deutsch- sich dieses Jahr eine Woche lang im betreuten. Die Ackermann-Gemeinde lands 4,50 €) über das Sozialwerk Altvatergebirge. Das Sozialwerk der war vertreten durch die langjährige der Ackermann-Gemeinde erhältlich Ackermann-Gemeinde förderte zum stellvertretende Bundesvorsitzende (Tel 089/27 29 42-31). wiederholten Male dieses Projekt mit Dr. Gerburg Thunig-Nittner, die in sw einer Spende. sw Dritter Malwettbewerb für die Kartenaktion Sozialwerk. Nach 2016 und 2017 hat das Sozialwerk auch in diesem Jahr einen Mal- wettbewerb für Kinder der 5. bis 7. Klasse an kirchlichen Schulen in Tschechien und in der Slowakei ausgeschrieben. Das Motto lautete diesmal „Schöpfung bewahren“. Die Zahl der Einsendungen hat einen neuen Rekord erreicht: 219 Bilder aus 11 tschechi- schen und 14 slowakischen Schulen sind eingegangen – eine schwere Entscheidung für die neunköpfige Jury. Die ersten drei Preise sind mit 500 €, 300 € und 200 € dotiert und fließen für ein Projekt an die Klasse, aus der das jeweilige Bild kommt. Der 1. Preis geht an Emma Molnárová, Schülerin der 7. Klasse der kirchlichen Grund- und Kunstschule in Topoľčany/Slowakei (s. Foto). Den 2. Platz errangen die Themenbüchlein des Bischöf- lichen Gymnasiums in Ostrava/Ostrau, den 3. Platz „ermalte“ sich Andrea Hradilová von der kirchlichen Grundschule in Kroměříž/Kremsier. Eine besondere Auszeichnung für das Siegermotiv ist, dass es als Postkarte gedruckt und gemeinsam mit vier weiteren Karten vom Sozialwerk als „Gruß zum Advent“, verbunden mit der Bitte um eine vorweihnachtli- che Spende, im November verschickt wird. sw 12 | Der Ackermann 3-2018
Junge Aktion Nicht wie in der Schule Junge Aktion. Am 5. August traf der Morgensonne. Ein Vortrag über sich eine Gruppe von 28 Jugendli- das Lernen von Nachbarsprachen chen aus Deutschland und Tschechi- motivierte die Jugendlichen zusätz- en am Bahnhof in Pilsen/Plzeň, um lich, Deutsch bzw. Tschechisch zu zur Deutsch-Tschechischen Sommer- lernen. Außerdem gab es ein span- schule von Spirála und Junger Aktion nendes Waldspiel und lustige Szenen zu fahren. Der Weg führte in ein ro- über die deutsch-tschechischen Be- mantisches Sommerlagerareal inmit- ziehungen in Geschichte, Gegenwart ten von Wäldern. Das Thema des und Zukunft wurden vorgeführt, es Treffens lautete: „Durch deutsch- wurde in einem Teich gebadet und tschechischen Dialog zur besseren Würstel gebraten, ein Quiz über Euro- Verständigung“. Es ging hauptsäch- pa gespielt und sogar ein Speedda- lich um das Lernen der jeweiligen ting gemacht, bei dem sich alle, trotz Nachbarsprache. witziger Fake-Identitäten, besser ken- xxx (Foto: EP) Jeden Tag erwarteten die Teilneh- nenlernten. mer dazu spannende Sprachanimati- Ein Highlight war der Ausflug nach Im Dialog: deutsch und tschechisch. onen. Wer vielleicht zuerst Angst vor Pilsen. In einer Stadtrallye erfuhren (Foto: ja) langweiligem Büffeln hatte – es waren die Jugendlichen, dass auch Karel ja Ferien! – hat sehr bald festgestellt, Gott ein Plzeňák, also ein Pilsner ist, Fremdsprachen gelernt wurde. Natür- dass es in den Sprachanimationen und dass Pilsen die Heimatstadt der lich brauchte man keine Angst zu keinen langweiligen Unterricht gab, berühmten Marionetten Spejbl und haben, weil ihn alle sehr gut bestan- sondern sich die Sprachkenntnisse Hurvínek ist. In Pilsen erlebten sie den haben und dabei auch noch se- auf sehr vielfältige Weise verbesser- den „Sommer in der Stadt“, wie im hen konnten, wie viel man in nur ein ten: durch lustige Spiele, spannende gleichnamigen Song der Münchner paar Tagen lernen kann. Geblieben Diskussionen, Planspiele, Lieder an- Band Spider Murphy Gang, mit dem sind sicher bei allen eine große Moti- hören und singen. sich die Gruppe der fortgeschrittenen vation, weiter Deutsch, Tschechisch Das geistliche Programm bestand Deutschlerner befasste. Dabei haben oder auch andere Sprachen zu ler- jeden Morgen aus einer für die JA sie sich sogar ein paar neue Strophen nen, und dazu noch viele schöne Er- traditionellen Statio – diesmal unter über Pilsen ausgedacht! innerungen und Erlebnisse. dem Motto „Dialog in der Bibel“ – und Am letzten Tag erwartete alle ein Marie Sedlinská es gab das Offene Singen, beides gefürchteter Programmpunkt, und diesmal unter freiem Himmel im Licht zwar ein „Testchen“ dazu, was in den Die Junge Aktion dankt herzlich der Stiftung Ackermann-Gemeinde Stuttgart für die Unterstützung Wie steht der Jugendarbeit! es um die Schulpartnerschaft gesucht Freiheit? Stadtgymnasium und Mittelfachschule der Stadt Eipel/Úpice im nordöstli- chen Böhmen sind auf der Suche nach einer deutschen Schule, die Interesse an gegenseitigen Besuchen und Schüleraustausch hätte. Gymna- Konzentriert im Arbeitskreis (Foto: ja) sium und Mittelfachschule haben je- weils eine Klasse pro Jahrgang. Es Jubire. Mitte August kamen fast 60 traditionell gehört auch der Aufstieg handelt sich somit um eine kleine deutsche und tschechische Kinder auf den Dreisesselberg zum Pro- Schule der familiären Art, in der sich und Jugendliche im Alter von 8 bis 15 gramm. Dort wurde deutsch und alle kennen und eine gute Gemein- Jahren zur traditionellen Sommerbe- tschechisch gesungen. Zudem hatte schaft bilden. Mehr Informationen gegnung „Plasto Fantasto“ zusam- das Leitungsteam einen Ausflug nach über die Schule auf www.gymsos- men. Thematisch drehten sich die Böhmen mit Besuch von Prachatitz/ upice.cz (in tschechisch) und bei Ma- Tage in Haidmühle im Bayerischen Prachatice vorbereitet und spannen- rie Smolková (smolkova(at)ackermann- Wald um das Thema Freiheit. Bereits de Referenten eingeladen. ja gemeinde.de). ag Der Ackermann 3-2018 | 13
Aktuelles Junge Aktion lebt Europa Nach dem Europäischen Bürgerpreis im Herbst letzten Jahres erhielt die Junge Aktion nun auch den Bürger- preis des Bayerischen Landtags, der in diesem Jahr dem Thema „Bayern leben Europa“ gewidmet war. Zwar war es nur der zweite Preis, doch die Freude war sehr groß. Moderator Ulrich Wickert und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (v.l.) mit Das Präsidium des Landtags, ange- Vertretern der Jungen Aktion (Foto: © Bildarchiv Bayerischer Landtag) führt von Landtagspräsidentin Barba- ra Stamm, Vertreter der Parteien im Landtag, die Mitglieder der Jury sowie Aktion und interpretierte dies mit der des Bundesvorstands der Ackermann- natürlich die Preisträger mit ihren Aussage „europäisches Recht geht Gemeinde und ehemals aktiven JA- zahlreichen ehrenamtlichen Mitglie- vor!“ Etwas detaillierter ging er auf die Bundessprechern zu dieser Auszeich- dern und Mitarbeitern begrüßte der jüngst von der Jungen Aktion zum nung. allseits bekannte Journalist und Autor Katholikentag in Münster durchge- Im Anschluss war für die Preisträger Ulrich Wickert, der als Moderator führte Friedensradfahrt von Prag der Jungen Aktion viel Zeit, mit weite- durch die Preisverleihung führte. Auf nach Münster ein, die auch in einem ren Personen aus Politik, Kirche und das jährlich wechselnde Motto dieses Videobeitrag neben allgemeinen In- Gesellschaft ins Gespräch zu kom- Preises wies Wickert in seiner Begrü- formationen zur Jungen Aktion vorge- men und von der Verbandsarbeit zu ßung ebenso hin wie auf die aktuellen stellt wurde – garniert mit Tönen von berichten. populistischen und zum Teil gegen Teilnehmern oder auch des deut- Markus Bauer Europa gerichteten Tendenzen und schen Botschafters in Prag Dr. Chris- Strömungen. „Wir können nur überle- toph Israng. Mit dem Dank an die ben, wenn Europa einig und stark ist“, vielen Ehrenamtlichen, die Mitglieder forderte der Moderator. Diese Grund- von heute und früher sowie an die haltung wurde auch in der Video- beiden anwesenden Ehrenmitglieder Einspielung von Statements der Jury- Franz Olbert und Msgr. Anton Otte mitglieder deutlich – Initiativen, die schloss JA-Bundessprecher Matthias Europa stärken, sollten mit dem dies- Melcher seine Ansprache. Der mit jährigen Bürgerpreis des Bayerischen 10.000 Euro dotierte zweite Preis sei Landtags in den Vordergrund gerückt eine Motivation, aktiv weiterzuma- werden. chen und die Begegnungen voranzu- Zwei „alte Bekannte“ nach der „Nur durch die politische Zusam- treiben, so der Bundessprecher. Preisverleihung im Gespräch: Franz menarbeit Europas kann eine Über- Die Landtagspräsidentin überreichte Olbert und Landtagspräsidentin windung des Nationalismus gelingen“, danach die Urkunde und gratulierte Barbara Stamm. (Foto: ag) erläuterte der frühere Tagesthemen- den Mitgliedern des aktuellen Bun- Moderator mit Blick auf die Junge desvorstandes und zwei Mitgliedern Offene Tür in Prag Am 21. Juni war es nach zwei Jahren wieder soweit. Die Deutsche Botschaft öffnete ihre Tore für die breite Öffentlichkeit. Bei einem Tag der offenen Tür präsentierten sich 36 Organisationen des deutsch- tschechischen Austauschs. Neben den politischen Stiftungen, Kulturin- stitutionen, der deutschen Minderheit und dem Zukunftsfonds durfte die Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) natürlich nicht fehlen. Etwa 3.500 Leute besuchten das Fest. Alle konnten Einblick in die barocken Säle nehmen, den Ausblick vom berühmten Genscher-Balkon ge- nießen und an den zahlreichen Ständen im Garten vieles über die deutsch-tschechischen Beziehungen erfahren. Auch der Hausherr, Der Garten des Lobkowicz-Palais Botschafter Dr. Christoph Israng, stattete dem Stand der SAG auch mit den Ständen. (Foto: sag) einen Besuch ab. ag 14 | Der Ackermann 3-2018
Aktuelles Kurzmeldungen Speinshart-Tag erinnert an Zeugen Verdienstorden für Voderholzer Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf Voderholzer gehört zu den 64 Per- sönlichkeiten, die in diesem Jahr mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt wurden. Ministerpräsident Dr. Markus Söder überreichte den Orden Ende Juni in München. Voderholzer, mit Wurzeln in Böhmen, liegen die Beziehungen nach Tschechien be- Th. Engelberger, Leiter der Begeg- Die „Zeugen für Menschlichkeit“ sonders am Herzen. So unterhält er nungsstätte, begrüßte. (Fotos: ag) stießen auf großes Interesse. enge und freundschaftlichen Kontakte ins Partnerbistum Pilsen/Plzeň. Die Ausstellung „Zeugen für Mensch- dent der Oberpfalz Axel Bartelt, ag lichkeit“ über den christlichen sude- Speinsharts Bürgermeister Albert tendeutschen Widerstand in den Jah- Nickl und der Präsident der Paneuro- Gedenkkreuz in Prerau ren 1938 bis 1945 ist weiter unter- pa-Union Bernd Posselt. Posselt war Ein neues Denkmal erinnert in Tsche- wegs. Nach den bisherigen Stationen zuvor auch Festredner. Die Ausstel- chien an eines der schlimmsten Mas- in diesem Jahr in Stuttgart, Schwä- lung war noch bis Ende August in saker an Deutschen nach Ende des bisch Gmünd, Münster und Waldkrai- Speinshart zu sehen, bevor sie sich Zweiten Weltkrieges. Ein mehr als burg machte sie nun in der internatio- auf den Weg nach Frankfurt am Main vier Meter hohes Gedenkkreuz wurde nalen Begegnungsstätte Kloster machte. auf Initiative der Stadt auf der Schwe- Speinshart (siehe Ort der Begegnung ag denschanze im mährischen Prerau/ Heft 3-2017) Station. Die feierliche Přerov errichtet. Im Juni 1945 wurden Eröffnung erfolgte im Rahmen des 39. dort mehr als 240 Karpatendeutsche Speinshart-Tages. Dieser stand unter Ihr Förderbeitrag und Ihre erschossen, die meisten davon Frau- dem Thema „Glaube der Heimat – Spenden sind der unverzichtba- en und Kinder. ag Heimat im Glauben“. Der Leiter der re Grundstock unserer Arbeit. Begegnungsstätte Thomas Engelber- Danke und „Vergelt´s Gott!“ Wechsel bei Renovabis ger begrüßte, Matthias Dörr führte in Renovabis, die Solidaritätsaktion der die Ausstellung ein. Unter den Eh- Ihre Ackermann-Gemeinde deutschen Katholiken mit den Men- rengästen war der Regierungspräsi- schen im Osten Europas, hat einen neuen Geschäftsführer. Nach 22 Jah- re, davon 15 Jahre als Mitglied der Geschäftsführung, verlässt Dr. Ger- hard Albert die Geschäftsstelle auf dem Freisinger Domberg. Auf ihn folgt als neuer Geschäftsführer Dr. Markus Ingenlath, zuletzt Direktor des deutsch-französischen Jugendwerks. Gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer Pfr. Dr. Christian Hartl und Burkhard Goldene Ehrennadel an Peter Hoffmann Haneke leitet er nun das Osteuropa- Hilfswerk. In diesem Jahr feiert Reno- Eine lange Liste an Begegnungsfahr- rum in Frankfurt-Griesheim, insbe- vabis sein 25-jähriges Bestehen. ten, Vorträgen, Ausstellungspräsenta- sondere bei bisher zwei großen inter- ag tionen und Gottesdiensten kann man nationalen Jugendbegegnungen. aufzählen, die Peter Hoffmann (2. v.r. Hoffmann stammt aus der Grafschaft Abt Gregor 50 Jahre Priester mit Frau Roswitha) seit 2003 als Diö- Glatz und kam über Görlitz und Go- Am 1. September konnte Abt em. zesanvorsitzender der AG Limburg tha nach Frankfurt. 1961 führte Hoff- Gregor Zippel OSB im Kloster Rohr initiiert und verantwortet hat. Für die- manns Weg in die Junge Aktion. Seit sein Goldenes Priesterjubiläum feiern. sen Einsatz wurde er Mitte März in 1984 gehört er dem Diözesanvor- Unter den Gratulanten nach einem Frankfurt mit der Goldenen Ehrenna- stand an. Zu den Gratulanten gehörte Festgottesdienst waren auch zahlrei- del geehrt. In der Laudatio verwies auch der hessische AG-Ehrenvor- che Mitglieder der Ackermann-Ge- Herwig Steinitz (l.) auf seine gute sitzende Rudolf Friedrich (r.) und De- meinde, viele davon seit Jahrzehnten Vernetzung im Bistum und die enge kan Rolf Glaser (2. v.l.). mit dem Jubilar und dem Kloster Zusammenarbeit mit dem Hedwigsfo- ag freundschaftlich verbunden. ag Der Ackermann 3-2018 | 15
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