Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde

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Der Ackermann

                                                                           B 20027 F
                  Zeitschrift der Ackermann-Gemeinde
                 69. Jahrgang | München                    2018 | Heft 3

Nach Osten:            Zur Diskussion:            Zum Dank:
Initiative der         Ende des                   Bürgerpreis des
Bischöfe               Mythos 1938                Landtages
> Seite 3              > Seite 6                  > Seite 14

                      www.ackermann-gemeinde.de
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Inhalt

                                                              In dieser Ausgabe:
Brückenbauen in Europa                                         3      Initiativen für den Dialog
                      Bei der Wallfahrt der Vertriebenen
                      auf den Schönenberg bei Ellwangen        5      Europaimpuls zum Mitnehmen
                      (S. 24) sprach in diesem Jahr Bun-
                      destagspräsident     Dr.    Wolfgang     6      München 1938
                      Schäuble und würdigte die Vertriebe-
                      nen als Brückenbauer in Europa:          8      Standpunkte: Kirchlicher Dialog
                      „Europa – das ist heute eine Ge-
                      schichte von Frieden und Versöh-         9      Gedenken am Kaunitz-Kolleg
                      nung. Nach Jahrhunderten verhee-
render Kriege. Wir hören das häufig: Europa als Frie-         10      Ort der Begegnung: Ostrau
densprojekt. Aber ist uns eigentlich noch wirklich be-
wusst, was für ein Glück das ist? Frieden in Europa. Un-      12      Sozialwerk
sere Heimat, unser Zuhause ist nicht bedroht. Wir müs-
sen nicht fliehen. Sie und Ihre Familien wissen am bes-       13      Junge Aktion
ten, wie wertvoll das ist. Selbstverständlich ist es nicht.
Die Geschichte der deutschen Vertriebenen, Ihre Ge-           14      Aktuelles
schichte!, erinnert uns daran. Deshalb – und angesichts
von weltweit 65 Millionen Menschen, die derzeit auf der       16      Literatur
Flucht sind – bleibt es wichtig, das Bewusstsein dafür
wach zu halten. Auch in der Zukunft! […]                      19      Aus unserer Gemeinschaft
  Sie haben die Verbindung in Ihre alte Heimat wieder
aufgenommen, auch wenn es Ihnen längst nicht mehr um          26      Familiennachrichten
Rückkehr ging. Sie haben erlebt, wieviel Empathie, wie-
viel Zeit es braucht, um Brücken zu bauen zwischen eins-      28      Termine
tigen Kriegsgegnern. […]
  Brücken tragen, wenn sie in zwei Richtungen zu bege-
hen sind. Das zeigt der Weg, den die Vertriebenen und
ihre Familien in unserer Gesellschaft und in Europa zu-
                                                                   Der Ackermann - Zeitschrift der Ackermann-
rückgelegt haben. Sie mussten sich den Weg in die Ge-              Gemeinde München, 69. Jahrgang, Heft 3-2018;
meinschaft bahnen. Brücken bauen. Und jetzt stehen                 Hg.: Ackermann-Gemeinde e.V.
nicht wenige von Ihnen anderen zur Seite, die in unserem           Redaktion: M. Dörr (verantwortlich), A. Insel, Msgr. D.
Land eine Heimat suchen. […] In der ehrenamtlichen                 Olbrich, Dr. O. Pustejovsky, D. Schroth, A. Toscano del
Flüchtlingshilfe sind viele von Ihnen engagiert, deren Mit-        Banner. Für das Familienbuch: M. Klieber.
gefühl sich aus dem eigenen Erleben und der eigenen
                                                                   Heßstraße 24, 80799 München,
Familiengeschichte speist. Sie helfen, weil Ihnen selbst           Postfach 340161, 80098 München;
geholfen wurde.                                                    Tel. (089) 27 29 42-0, Fax (089) 27 29 42-40;
  Ihre Geschichte lehrt uns, offen zu sein, Brücken zu             E-Mail: info(at)ackermann-gemeinde.de;
bauen. Andere zu akzeptieren und zu respektieren. Ihnen            Internet: www.ackermann-gemeinde.de;
zuzuhören und ihnen unsere Werte zu vermitteln und                 Kontakt zur Redaktion (Artikel, Fotos, Leserbriefe):
vorzuleben. Die Vielfalt der Gesellschaft.                         redaktion(at)ackermann-gemeinde.de.
                                                                   Kontoverbindungen: LIGA Bank eG München,
  Brückenbauen können wir nur gemeinsam. In diesem                 Luisenstr. 18, 80333 München,
Europa, das uns so selbstverständlich scheint. Und so              BIC GENODEF1M05.
viel aushalten muss. Ich bin überzeugt: Wir bringen die            Ackermann-Gemeinde e.V. München:
Kraft auf, das Miteinander in Frieden zu schützen. Und                       IBAN DE94 7509 0300 0002 1417 44;
die politische Einigung voranzubringen. Wenn Europa                Sozialwerk der Ackermann-Gemeinde e.V.:
seinen Werten treu bleibt, wenn es sich seiner Geschich-                     IBAN DE05 7509 0300 0002 1222 00;
                                                                   Stiftung Ackermann-Gemeinde:
te stellt und wenn es auch weiterhin Brücken baut, die
                                                                             IBAN DE79 7509 0300 5502 3461 09.
nicht nur in eine Richtung führen. Dann gelingt Europa.“
                                                                   Als Manuskript gedruckt. Für gezeichnete Aufsätze trägt
                                                                   der/die Verfasser/in die Verantwortung. Der Bezugs-
Titelbild:                                                         preis wird mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
Der Ort der Unterzeichnung des Münchner Abkommens
                                                                   Erscheinungsweise: 4 x im Jahr.
von 1938. Heute erinnert eine Gedenktafel an dieses ein-
                                                                   Redaktionsschluss für Heft 4-2018: 05.11.2018
schneidende Ereignis. (Foto: A. Toscano del Banner).                                                           Beilage

 2 | Der Ackermann 3-2018
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht

                                                                                           Ein Beitrag zum Dialog: Die
                                                                                       deutsch-polnische Ausstellung
                                                                                      „Pojednanie/Versöhnung in Pro-
                                                                                      gress“. Erzbischof Dr. Schick (l.)
                                                                                      2015 bei der Eröffnung in Berlin.
                                                                                     (Foto: Maximilian-Kolbe-Stiftung)

Situation in Europa fordert Kirche heraus
Einmal mehr ist Europa in einer          lichkeit und Freiheit und zur Versöh-     kennen, die dem Wirken in und für
schwierigen Phase. Verflogen die         nung zwischen den Völkern, die im-        Europa heute entgegenstehen. Die
Euphorie, die nach dem Fall des          mer noch im Bann ihrer gewaltbelas-       römischen Weltsynoden über die Fa-
„Eisernen Vorhangs“ und dem Beitritt     teten Geschichte leben. Schon in den      milie haben Meinungsdifferenzen zwi-
mittel- und osteuropäischer Länder       Zeiten der europäischen Teilung ha-       schen der Kirche in Ost und West
zur Europäischen Union herrschte.        ben sich Christen auf den Weg ge-         hervortreten lassen. Die Migration
Derzeit ringen die europäischen Nati-    macht, um die Heillosigkeit der Ver-      aus anderen Weltgegenden und die
onen in Ost und West erneut, so          hältnisse in Europa nach dem Zwei-        Möglichkeiten, mit Muslimen friedlich
scheint es, fast atemlos um ihre je-     ten Weltkrieg zu überwinden. Die Ver-     zusammenzuleben, wird unter den
weilige nationale Identität, das Ver-    söhnungsinitiativen zwischen Polen        Christen im östlichen Teil des Konti-
bindende tritt zurück gegenüber dem      und Deutschen seit den 60er Jahren        nents insgesamt sehr viel skeptischer
(vermeintlich) Eigenen, die Gegen-       des vorigen Jahrhunderts sind dafür       eingeschätzt als im Westen. Und die
wart erscheint trist und die Zukunft     ein besonders sprechendes Beispiel.       Idee einer unaufgebbaren Eigenstän-
radikal gefährdet. Der unscharfe Be-     Nach dem Ende des Kommunismus             digkeit der eigenen kulturell mehr
griff des Populismus versucht, die       wurden wir Zeugen vielfältiger Begeg-     oder weniger homogenen Nation
Stimmungslage zu charakterisieren,       nungen über die Grenzen von Ost und       prägt in den mittelöstlichen Ländern
die sich überall auf dem Kontinent       West hinweg. Nicht nur unser Hilfswerk    auch in den Kirchen dort ein Europa-
breit macht.                             Renovabis war und ist hier ein uner-      bild aus, das uns im Westen nicht
  Diese Situation fordert die katholi-   setzlicher Akteur, auch Initiativen wie   geläufig ist. Diese Gegenüberstellun-
sche Kirche heraus. Überall in Euro-     die Ackermann-Gemeinde leisten bis        gen sind natürlich holzschnittartig, die
pa beheimatet, kann sie einen bedeu-     heute Erstaunlich-Hilfreiches.            Wirklichkeit ist viel komplexer. Aber
tenden und unersetzlichen Beitrag           Es gehört jedoch zur Wahrhaf-          bei aller gebotenen Differenzierung
leisten zur Stärkung des Wertefunda-     tigkeit, auch die im Inneren der Kirche
ments, zur Festigung von Mensch-         selbst liegenden Probleme anzuer-         > Seite 4

                                                                                          Der Ackermann 3-2018 |           3
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Titelbericht / Aus dem Bundesvorstand

> von Seite 3                              log, den wir mit den Partnern im Os-      stehen neben anderen, in denen Wis-
                                           ten weiterführen und intensivieren        senschaft und engagierte Laien eine
bleibt doch der Eindruck unterschied-      wollen, kann gelingen, wenn wir alle      besondere Rolle spielen werden. Die
licher    kultureller  und    kulturell-   uns als Lehrende und Lernende zu-         unterschiedlichen Wirklichkeiten, un-
theologischer „Mentalitäten“.              gleich verstehen; er wird dann fehl-      ter denen die Kirche lebt, die geistli-
   Für die Kirche in Deutschland, spe-     schlagen, wenn wir eine Uniformität       chen Erfahrungen und die prägende
ziell auch für die Deutsche Bischofs-      des Denkens anstreben. Auch Kirche        Geschichte – all dies soll zur Sprache
konferenz ist dies Grund genug, die        ist Einheit in der Vielfalt. Vor allem    kommen. Als Kirche in Europa wollen
Dialoganstrengungen der zurücklie-         Bemühen, mit der Kraft der eigenen        wir unsere Einheit in der Vielfalt neu
genden Jahre zu verstärken und auf         Argumente zu überzeugen, muss die         erleben, um als kirchliche Communio
die heutigen Fragen und Problemla-         Bereitschaft vorhanden sein, den An-      die gemeinsame europäische Zivilisa-
gen besser auszurichten. Die Bi-           deren wirklich zu verstehen. Nicht ein    tion mitgestalten zu können. Dabei
schofskonferenz hat deshalb am             gewisser Meinungspluralismus in der       muss uns bewusst sein, dass die Kir-
21. Februar 2018 einen ganztägigen         Kirche Europas ist das Problem. Wohl      che Jesu Christi der Verkündigung
Studientag durchgeführt, zu dem Wis-       aber geriete die Kirche in schwieriges    und Verbreitung des Reiches Gottes
senschaftler aus Polen, Tschechien         Fahrwasser, wenn sich Sprachlosig-        verpflichtet ist, das in Gerechtigkeit,
und Ungarn eingeladen waren. Hier          keit, Desinteresse oder gar Arroganz      Friede und Freude im Heiligen Geist
ging es nicht darum, den Dialog zwi-       breit machen würden.                      (vgl. Röm 14,17) für alle Menschen
schen den Kirchen in Ost und West            Man spricht heute vielfach vom          weltweit besteht.
zu führen. Wir Bischöfe wollten lernen     „Dialog auf Augenhöhe“. Diesem Ty-
und uns kundig machen, um die Situ-        pus des Gesprächs wissen sich die                  Erzbischof Dr. Ludwig Schick
ationen in den einzelnen Ländern,          deutschen Bischöfe verpflichtet, wenn
deren Geschichte und kulturelle Tie-       sie in den kommenden Monaten und          Erzbischof von Bamberg und Vorsit-
fenstrukturen besser zu begreifen. In      Jahren ihre neue Dialoginitiative in      zender der Kommission Weltkirche
einem nächsten Schritt soll das zwi-       die Tat umsetzen. Vielfältige persönli-   der Deutschen Bischofskonferenz
schenkirchliche Gespräch informierter      che Begegnungen gehören ebenso
und intensiver geführt werden. Uns         dazu wie thematisch konzentrierte
Bischöfen ist bei diesem Studientag        Veranstaltungen, in denen auch die
deutlich geworden: Für westliche           Reibungspunkte zwischen Ost und
Besserwisserei und Schulmeisterei          West diskutiert werden. Formate, die
gibt es keine Berechtigung. Der Dia-       dem Austausch der Bischöfe dienen,

                                                 Europawallfahrt Mariazell 2019
                                           Die Europawahlen stehen vor der Tür.      Mariazell statt. Bereits am Vorabend
                                           Vom 23. bis 26. Mai 2019 werden die       gibt es in der Basilika eine Andacht
                                           Abgeordneten zum Europäischen             zu den Patronen Europas; am Sams-
                                           Parlament gewählt. „Diese Wahlen          tagnachmittag ist dann ein Festvor-
                                           sind für unseren Kontinent eine wich-     trag geplant. „Mariazell ist ein Wall-
                                           tige Richtungsentscheidung“, macht        fahrtsort mit einer großen europäi-
                                           Msgr. Dieter Olbrich, Geistlicher Bei-    schen Strahlkraft und Ziel von Chris-
                                           rat der Ackermann-Gemeinde, deut-         ten aus ganz Mittel- und Südosteuro-
                                           lich. Er verweist mit Sorge auf Span-     pa“, so Olbrich bei einem Vorberei-
                                           nungen in Europa, auf neue Nationa-       tungsbesuch Mitte August. Mariazell
                                           lismen und einen wachsenden Popu-         sei daher genau der richtige Ort für
                                           lismus. „Mit einer Wallfahrt im Vorfeld   eine grenzüberschreitende Europa-
                                           der Europawahl wollen wir gemein-         wallfahrt.
                                           sam mit Christen aus anderen Län-           Die Wallfahrt steht unter der
                                           dern für unseren Kontinent und eine       Schirmherrschaft des Wiener Erzbi-
                                           gute Entwicklung, die auf Miteinander,    schofs Dr. Christoph Kardinal Schön-
Mariazell ‒ ein Wallfahrtsort mit eu-      Solidarität und gegenseitige Wert-        born. Merken Sie sich schon jetzt den
  ropäischer Ausstrahlung. Bereits         schätzung aufbaut, beten und unsere       Termin vor. Aus den Diözesen soll es
 1996 lud die Ackermann-Gemeinde           Anliegen vor Gott bringen.“               Gemeinschaftsfahrten geben. Weitere
dorthin zu einer Europawallfahrt ein.         Am Samstag, den 4. Mai 2019, fin-      Informationen folgen.
  Msgr. Olbrich bei einer Vorberei-
     tungsfahrt im August 2018             det auf Initiative der Ackermann-                                             ag
              (Foto: ag)                   Gemeinde eine Europawallfahrt nach

 4 | Der Ackermann 3-2018
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Aus dem Bundesvorstand

            Europa-Impuls zum Mitnehmen                                                       Kastler gratuliert
                                                                                       Am 28. Mai wurde der Jungen Aktion
Im Sommer 2017 sandte die Ackermann-Gemeinde mit der ersten Postkarte für              im Bayerischen Landtag der Bayeri-
Europa ein Signal für ein europäisches Miteinander. Nun liegt bereits das zehnte       sche Bürgerpreis verliehen (s. S. 14).
und elfte Motiv vor. Alle Postkarten sind, soweit noch nicht vergriffen, bei Veran-    Der Bundesvorsitzende der Acker-
staltungen und in den Diözesanstellen erhältlich.                                      mann-Gemeinde Martin Kastler gratu-
                                               Mit Postkarte N°10 mit der Aufschrift   lierte dem Jugendverband sehr herz-
                                            „In Europa… da san mir dahoam“ gra-        lich: „Euer langjähriges und ehrliches
                                            tuliert die Ackermann-Gemeinde ihrem       Engagement für Europa und für die
                                            Jugendverband zum Bürgerpreis des          Verständigung zwischen Ost und
                                            Bayerischen Landtages (s. S. 14). Da-      West ist einfach großartig. Wir sind
                                            zu heißt es auf der Rückseite: „Eine       stolz auf Euch und freuen uns über
                                            bayerische, deutsche und europäische       die große Anerkennung durch den
                                            Identität schließen sich nicht aus. Dies   Bayerischen Landtag. Europa braucht
                                            zeigt die Junge Aktion seit Jahrzehn-      engagierte Europäerinnen und Euro-
                                            ten mit ihrer europäischen Begeg-          päer wie Euch. Wir alle können dank-
       Europa-Postkarte N° 10               nungsarbeit“. Postkarte N° 11 fordert      bar sein, wenn Deutsche und Tsche-
                                            Bewegung für Europa. Die Welt dreht        chen gemeinsam für Europa eintre-
                                            sich, da dürfe es in Europa keinen         ten. Gemeinsam strampeln wir uns ab
                                            Stillstand geben. Weiter heißt es: „Wir    für ein zukunftsfähiges Europa.“
                                            brauchen jetzt neue Initiativen für ein                                        ag
                                            engeres Miteinander, denn nur ge-
                                            meinsam als Europäerinnen und Euro-
                                            päer können wir Antworten auf die
                                            globalen Fragen geben.“
                                               „Die vielen positiven Rückmeldun-
                                            gen zeigen, dass die Karten gut an-
                                            kommen“, freut sich AG-Bundesge-
       Europa-Postkarte N° 11               schäftsführer Matthias Dörr.         ag

                  Dreharbeiten in München
                                            von den Bemühungen in der Acker-
                                            mann-Gemeinde berichten, Berans
                                            Beziehungen zu den Deutschen im                  2019 geht es
                                            Lichte neuerer Forschungen zu be-
                                            trachten. Er verwies auch auf Berans            nach Landshut
                                            Grußwort zum Sudetendeutschen              Die Würfel sind gefallen. Das große
                                            Tag 1966. Als Zeitzeugen, die für die      deutsch-tschechische Bundestreffen
                                            Dokumentation ihre Begegnungen mit         von     Ackermann-Gemeinde        und
                                            Beran schilderten, konnte die AG           Sdružení Ackermann-Gemeinde fin-
                                            Msgr. Anton Otte und Pfarrer Dr. Emil      det im kommenden Jahr in Landshut
Das Tschechische Fernsehen drehte           Valasek vermitteln. Beide erlebten         statt. Vom 1. bis 4. August werden
über Beran in München. M. Dörr gab
                                            den Prager Erzbischof in seiner Zeit       Deutsche und Tschechen aller Gene-
 Einblicke in das Archiv der Acker-
    mann-Gemeinde (Foto: ag)                im römischen Exil.                         rationen die Altstadt mit ihren vielen
                                              Zum geplanten Dokumentarfilm gab         Baudenkmälern der Gotik und
Das Tschechische Fernsehen (Česká           es in Deutschland weitere Aufnahmen        Renaissance mit Leben füllen. Sie gilt
televize) plant zum 50. Todestag von        in der KZ-Gedenkstätte Dachau, im          als eine der baukulturell bedeutend-
Kardinal Dr. Josef Beran (1888-1969)        Kloster Rohr sowie ein Interview mit       sten und besterhaltenen historischen
einen Dokumentarfilm. Im August war         dem Historiker Dr. Martin Zückert          Stadtkerne in Deutschland.
hierzu ein Filmteam in der Bundesge-        vom Collegium Carolinum. Der Film            Anfang Oktober empfangen Ober-
schäftsstelle der Ackermann-Gemein-         wird Ende Mai 2019 erstmals ausge-         bürgermeister Alexander Putz und
de. Filmemacherin Jolana Matějková          strahlt. Er soll in einer Version mit      Stiftspropst Msgr. Dr. Franz Joseph
zeigte sich sehr interessiert an den        deutschen Untertiteln auch an ver-         Baur den AG-Bundesvorstand, der
Unterlagen, die es im Archiv der            schiedenen Orten in Deutschland            zur seiner Herbstsitzung in Vorberei-
Ackermann-Gemeinde gibt. Matthias           gezeigt werden.                            tung auf das Bundestreffen in Lands-
Dörr, Bundesgeschäftsführer, konnte                                           ag       hut zusammenkommt.                 ag

                                                                                               Der Ackermann 3-2018 |      5
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

Jubel zur Begrüßung. Einmarsch
deutscher Truppen in das Adlerge-
birge im Oktober 1938. (Foto: Privat-
archiv Eduard Vacek, Prag)

          Ende eines sudetendeutschen Mythos
Nur 10 Jahre nach dem Beginn der          ser Rede will gerade die Ackermann-      sein, und das damalige „Europa“
Vertreibung und keine 10 Meter vom        Gemeinde in der geistigen Tradition      meinte andererseits, dem überwie-
Eisernen Vorhang bei Haidmühle            ihrer Gründer Hans Schütz, P. Paulus     genden Wunsch und Streben der
oberhalb Passau hielt der damalige        Sladek und Dr. Franz Haibach nach-       „Sudetendeutschen“ – seit den 1920er
Geistliche Beirat der Ackermann-          drücklich erinnern und gleichzeitig in   Jahren auch aus wirtschaftlicher Not-
Gemeinde vor den Teilnehmern der          die Zukunft schauen.                     lage heraus und seit 1933 mit politi-
AG-Jahrestagung und der Bundeswo-           Am 29. September 1938 unterzeich-      schen Einheitsvorstellungen nach
che der Jungen Aktion eine geradezu       neten Adolf Hitler, Benito Mussolini,    einem „Anschluss“ an das Deutsche
flammende Rede an seine sudeten-          Édouard Daladier und Neville Cham-       Reich – voll entsprochen zu haben.
deutschen Landsleute und die deut-        berlain im Münchner NS-Repräsen-           Doch die begeistert gefeierte und
sche Öffentlichkeit. In Anwesenheit des   tationsbau – der heutigen Musikhoch-     auf den Straßen begrüßte „Befreiung“
geistlichen Vertreters des tschechi-      schule – gegenüber dem historischen      sah bereits ab dem 1. Oktober 1938
schen Exils, Dr. Alexander Heidlers,      Königsplatz einen Vertrag: das soge-     ganz anders aus: Innerhalb einer Wo-
beschwor Pater Dr. Paulus Sladek          nannte „Münchner Abkommen“ über          che besetzten Teile von fünf Heeres-
Anwesende und Nichtanwesende, sich        die Abtretung von 28.942 Quadratki-      gruppen der Wehrmacht das Gebiet
demütig freizumachen von allen Illusi-    lometern Gebietsfläche der in die        und stellten es zunächst unter Militär-
onen, Geschichtsmythen und dage-          Tschechoslowakische Republik 1918        verwaltung, der bald eine ungewohn-
gen eigenes Fehlverhalten zu erken-       einbezogenen Gebiete mit überwie-        te neue Verwaltung folgte. Gleichzei-
nen. Dabei bezog er sich besonders        gend deutscher Bevölkerung. Mit die-     tig besetzten Sonderkommandos der
auch auf den Mythos der „Befreiung“       sem „Papier“ – so der britische Premi-   Geheimen Staatspolizei (Gestapo)
vom „tschechischen Joch“ des Jahres       er – schien einerseits der selbst von    von allen Seiten aus netzförmig die
1938.                                     den Prager deutschen Botschaftsan-       „befreiten“ Gebiete und installierten
  80 Jahre nach „München“ und mehr        gehörigen befürchtete Angriffskrieg      nach lange vorbereiteten Plänen so-
als ein halbes Jahrhundert nach die-      Hitler-Deutschlands abgewendet zu        fort einen im Reich bereits funktionie-

 6 | Der Ackermann 3-2018
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Zur Diskussion

renden Repressionsapparat. So gab            sofortiger Gewalt durchgesetzte und      mehr als 70 Jahre nach der Vertrei-
es innerhalb der nächsten sechs bis          allumfassend organisierte NS-Diktatur    bung manche Köpfe Sudetendeut-
acht Wochen im Raum Karlsbad                 Hitler-Deutschlands konnte ihr Sys-      scher wie ein Nebel weiterhin durch-
1.157 Verhaftungen, im Gebiet von            tem nunmehr unter internationaler        wabert. Uns muss bewusst sein, dass
Eger 971, in Reichenberg 2.500 und           Anerkennung des „Münchner Ver-           die Sudetendeutschen ab dem 1. Ok-
in Troppau 390. Bis Dezember 1938            trags“ den Deutschen in den Sude-        tober 1938 „die Kehrseite der groß-
waren dann schon 2.500 Männer im             tengebieten voll überstülpen. Dies       deutschen Begeisterung durch Repres-
KZ Dachau. Das waren mehr Verhaf-            geschah in Verbindung mit Nichtwis-      salien, Verfolgung und Ausschreitun-
tungen als selbst direkt nach der            sen oder Ignorieren der wirklichen       gen kennenlernen“ (Freia Anders:
Machterringung durch die NSDAP im            Anliegen und Bedürfnisse der außer-      Strafjustiz im Sudetengau 1938-1945,
Deutschen Reich.                             halb der Grenzen seit Jahrhunderten      München 2008, Seite 86-87). Wer
  Auch die Verfolgung der Kirchen als        beheimateten und im historischen         „München 1938“ noch immer als Ver-
erste „Feinde“ des Regimes begann            deutschen Kulturbewusstsein leben-       wirklichung des Selbstbestimmungs-
sofort: Die Diözesen waren durch             den Deutschen. Damit wurde endgül-       rechtes sieht, der ist historisch nicht
„Staatsgrenzen“ geteilt, das Konkor-         tig dem sudetendeutschen Befrei-         nur ungebildet, sondern vertritt ein
dat galt nicht für sie, Priester erhielten   ungstraum vom „tschechischen Joch“       verqueres und unentschuldbares Ge-
keinerlei finanzielle Staatshilfen mehr,     ein Ende bereitet. Dieser war ein seit   schichts- und Menschenbild.
wie in der Tschechoslowakei noch             Anbeginn 1918 unrealistischer Traum,
üblich. Sie mussten oft sogar um ihr         der auch 100 Jahre nach dem Ende                         Dr. Otfrid Pustejovsky
„tägliches Brot“ betteln und wurden          des Ersten Weltkrieges, 80 Jahre                                      Historiker
von der Gestapo sofort ins Visier ge-        nach dem Münchner Abkommen und
nommen: verhört, verhaftet, einge-
sperrt, ins KZ verfrachtet. 8.000 bis
10.000 sudetendeutsche Sozialdemo-
kraten zogen es vor, um der Verhaf-
tung als „Staats- und Volksfeinde“ zu
entgehen, ins Ausland zu fliehen. Ein
                                                                Gedenken in Dachau
so betrachtet bis heute immer noch           Am 12. und 13. Oktober 1938, nur zwei Wochen nach dem Münchner Abkom-
nicht erkannter „Vorgeschmack“ auf           men, erreichte der erste Transport aus dem Sudetenland mit 368 Menschen
die Vertreibung nach 1945!                   das KZ Dachau. Zum 80. Jahrestag lädt die Ackermann-Gemeinde am Sonn-
  Die Wirtschaft wurde umgehend auf          tag, den 14. Oktober um 11.00 Uhr, mit der Evangelischen Versöhnungskirche
Kriegsbedürfnisse umgestellt, das            und der katholischen Seelsorge in der KZ-Gedenkstätte zu einem ökumeni-
gesamte Rechts- und Verwaltungs-             schen Gottesdienst ein:
wesen inhaltlich und sprachlich dem                        Gedenkgottesdienst anlässlich des 80. Jahrestages
„Reich“ angepasst und unterworfen,               der ersten Einlieferung sudetendeutscher Gefangener in das KZ Dachau
alle sudetendeutschen Parteien, Ver-                               nach dem Münchner Abkommen 1938
bände, Vereine, Jugendbünde wur-
                                                               Sonntag, 14. Oktober 2018 um 11.00 Uhr
den aufgelöst oder verboten, Vereins-
                                                in der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau
vermögen zu Gunsten des „Reichs“
                                                         mit Pfarrerin Claudia Mühlbacher, Msgr. Dieter Olbrich
entschädigungslos eingezogen, das                               und Pastoralreferent Ludwig Schmidinger.
heißt: enteignet.
  Was bedeutete dies alles? Die seit         Im Anschluss an den Gottesdienst sind alle AG-Mitglieder zu einem Gedenken
1933 im sogenannten „Dritten Reich“          an der von der Ackermann-Gemeinde 2013 aufgehängten Tafel im Gedenk-
– diese Selbstbezeichnung ist eine           raum der KZ-Gedenkstätte eingeladen.
Geschichtsfälschung! – errichtete, mit

                                                                                              Der Ackermann 3-2018 |       7
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Standpunkte

Die Deutsche Bischofskonferenz legt, wie Erzbi-
schof Dr. Ludwig Schick erklärt (S. 3/4), in den kom-
menden Jahren einen Schwerpunkt der weltkirchli-
                                                           „Was bringt der Kirche der Dialog
chen Arbeit auf den Dialog mit Ostmitteleuropa.             mit den östlichen Nachbarn?“
„Der Ackermann“ stellt daher die Frage:

                   Dr. Ákos Bitter,       aus dem Osten, während die West-         bilden eine Puffer-, aber auch Dia-
                   Germanist aus          portale für die sündhafte Welt, die      logzone zwischen dem europäischen
                   Ungarn, wissen-        Erlösung braucht, standen. Die kultu-    Osten und Westen. Dieser Dialog war
                   schaftlicher Mit-      relle und wirtschaftliche Übermacht      und ist nach und in warmen bzw. kal-
                   arbeiter in Re-        des Heiligen Römischen Reiches,          ten Kriegen ein Kernauftrag der Orts-
                   gensburg:              verbunden mit einer Expansion nach       kirchen in ganz Europa, damit Ge-
                                          Osten, kam bereits vor über 1000         rechtigkeit und Frieden für alle wach-
                   „Ex oriente lux, aus   Jahren zum Vorschein. Die heutigen       sen können.“
dem Osten (kommt) das Licht, lautet       östlichen Nachbarn Deutschlands
die Binsenweisheit, die auf uralter       samt ihren Kirchen von verschiede-
Beobachtung gründet. Kirchengebäu-        nen Konfessionen – diese Nachbar-
de wurden früher geostet. Christus        schaft war bis vor 100 Jahren noch
galt nämlich als das unvergängliche       enger, da Millionen deutscher Zunge
Licht, die Quelle (spirituellen) Lebens   hier unter anderen Völkern lebten –

                   Ilona Trnková,         etwa ein Fünftel der Bevölkerung. Es     chen Akademie habe, legen die
                   Direktorin der         handelt sich um eine kleine Insel des    tschechischen Christen Wert auf zeit-
                   Tschechischen          Glaubens in einer ganz säkularisier-     lose Aspekte des Glaubens und weni-
                   Christlichen Aka-      ten Gesellschaft. Wenn die tschechi-     ger auf die aktuellen Trends. Im Deut-
                   demie, Prag:           sche Kirche bestehen will, muss sie      schen gibt es einen treffenden Begriff
                                          das Beste von sich weitergeben. Aber     „Zeitgeist“. Sie verfolgen zwar das
                   „Der Dialog zwi-       was ist das Beste? Welche starken        Weltgeschehen, aber Vorrang hat die
                   schen      Kirchen     Seiten hat sie und in welchen Berei-     persönliche Beziehung zu Gott und
unterschiedlicher Länder ist oft ge-      chen könnte sie für die deutsche Kir-    ihr eigenes Leben im Glauben. Und
nauso schwer wie der innerkirchliche      che eine Inspiration sein? Ich kenne     deswegen wenden sie das Gesetz
Dialog. Es gibt eine Unzahl von inne-     mich in der deutschen Kirche nicht       der Nächstenliebe an vor allem an
ren Spannungen. Für die tschechi-         gut genug aus, aber meiner Meinung       den Orten, wo sie leben, die ihnen
sche Kirche kommt jetzt die Zeit, in      nach ist die Kirche wesentlich politi-   vertraut sind und wo sie die Dinge
der sie unabhängig vom Staat und          scher als die tschechische Kirche.       konkret zum Besseren ändern kön-
ganz eigenständig wird. Laut der letz-    Laut den Erfahrungen, die ich aus der    nen.“
ten Volkszählung in der Tschechi-         langjährigen Arbeit mit lokalen Orts-
schen Republik bilden die Gläubigen       gruppen der Tschechischen Christli-

                   Msgr. Dieter Ol-       beneinanderher-Leben ist keine Opti-     ein wertvoller Schatz sein. Zudem
                   brich, Geistlicher     on. Es braucht dringend Dialog zwi-      verbindet uns Christen dies- und jen-
                   Beirat der Acker-      schen „West“ und „Ost“, wie wir es in    seits des Böhmerwaldes der gemein-
                   mann-Gemeinde          der Ackermann-Gemeinde vorleben.         same Glaube. Von dieser Basis aus
                   und Präses der         Zum Dialog gibt es keine Alternative.    können wir aktiv werden und gemein-
                   Sudetendeut-             Dialog ist aber nie eine Einbahn-      sam in Europa für Vertrauen und Inte-
                   schen, München:        straße, sondern es soll zu einem         resse aneinander wirken. Wenn die-
                                          „Austausch der Gaben“ (vgl. Lumen        ses Bemühen durch die Kraft des
                  „Zunächst ist es        Gentium 13) kommen. Die Erfahrung        Gebetes begleitet ist, wird der Dialog
immer unerlässlich, mit Nachbarn gut      und das Zeugnis der Kirche während       für unsere Gesellschaften und für
auszukommen, will man im Frieden          der kommunistischen Zeit können          Europa Frucht bringen. Davon bin ich
leben. Dies gilt im eigenen Umfeld        auch für uns, die wir seit über sieben   fest überzeugt.“
wie auch zwischen Staaten. Ein Ne-        Jahrzehnten in Freiheit leben dürfen,

 8 | Der Ackermann 3-2018
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

Allen unschuldigen Opfern                                                           Gedenken im
                                                                                    Kaunitz-Kolleg
                                                                                    in Brünn

                                                                                    dafür verhaftet hatte, weil sie Deut-
                                                                                    sche waren und eine weiße Binde
                                                                                    getragen haben.“ Er sieht jetzt eine
                                                                                    Gelegenheit, „die erwähnte Rivalität
                                                                                    durch Verständnis und den Hass
                                                                                    durch Versöhnung für immer zu erset-
                                                                                    zen. Es ist eine große Gelegenheit für
                                                                                    diesen Ort. Es ist eine große Gele-
                                    titel                                           genheit für uns“, so Kalousek im Na-
                                                                                    men der Organisatoren dieses Ge-
                                                                                    denkens.
Abt Kränkl, M. Smolková, P. Kalousek und Dekan Slouk (v.l.)
                                                                                      Der Einführung schloss sich ein
                                                                                    Gebet an, in das der Brünner Dekan
Für die Bewohner von Brünn/Brno ist        Gedenkstätte nordwestlich des Stadt-     Kanonikus Václav Slouk und Abt em.
das Kaunitz-Kolleg/Kounicovy koleje        zentrums zusammen.                       Dr. Emmeram Kränkl OSB vom Sozi-
ein Begriff. Errichtet wurde es als Stu-     Als einen „Ort, der unter dem Ein-     alwerk der Ackermann-Gemeinde
dentenwohnheim in den Jahren 1922          fluss der historischen Geschehnisse      einführten. Anschließend legten Petr
und 1923. Während der Protektorats-        zu einem Symbol der Rivalität und        Vokřál für die Stadt Brünn, Christoph
zeit war es von 1939 bis 1945 ein          des Hasses zwischen Tschechen und        Lippert für die Sudetendeutsche
Internierungs- und Straflager der Ge-      Deutschen geworden ist“, bezeichne-      Landsmannschaft sowie Matthias
stapo. Bis zum April 1945 durchliefen      te Petr Kalousek von der Festivallei-    Dörr für die Ackermann-Gemeinde
Zehntausende von Gefangenen das            tung das Kaunitz-Wohnheim in der         Blumengebinde für die Opfer nieder.
Kaunitz-Wohnheim, bevor sie in an-         Einführung zum Gedenkakt, den er         Die rund 70 weiteren Gäste aus
dere deutsche Konzentrationslager          gemeinsam mit Marie Smolková von         Tschechien, Deutschland und Öster-
abtransportiert wurden. Mindestens         der Ackermann-Gemeinde gestaltete.       reich schlossen sich diesem Geden-
800 Personen wurden auf dem Innen-         Dabei bezog er sich auch auf den         ken durch das Niederlegen von Blu-
hof durch Erhängen oder Erschießen         Versöhnungsmarsch       am     Vortag.   men an. Hierzu erklangen christliche
hingerichtet. Im Jahre 1976 wurde          „Gestern haben wir gemeinsam, be-        Trauerlieder, vorgetragen vom Brün-
dort ein Denkmal enthüllt, welches an      reits zum wiederholten Male, den Ver-    ner Sänger Tomáš Krejčí. Mit diesem
den „Sieg über den Faschismus" erin-       söhnungsmarsch absolviert, der an        Gedenken, das den tschechischen
nert. Seit 1978 ist dieser Ort ein         die Vertreibung der deutschsprachi-      und deutschen Opfern dieses Ortes
„Nationales Kulturdenkmal“.                gen Bevölkerung Brünns, den soge-        galt, setzten das Festival „Meeting
  Doch auch nach Kriegsende diente         nannten Brünner Todesmarsch, erin-       Brno“ und die Stadt Brünn erneut ein
das Gebäude weiter als Lager. Nun          nert. Die Strecke dieser Wallfahrt en-   wichtiges Zeichen für ein gemein-
waren es Deutsche, die hier litten         det physisch auf dem Mendelplatz,        sames Erinnern.
oder gar zu Tode kamen. Auch an die        gedanklich und inhaltlich schließen                                         ag
unschuldigen deutschen Opfer nach          wir uns aber jetzt hier an.“ Das Ge-
Ende des Weltkrieges sollte mit ei-        bäude sei eigentlich zur Förderung
nem Gedenkakt im Rahmen des Fes-           von Bildung und Kultur errichtet wor-
tivals „Meeting Brünn“ im Juni erinnert    den. In den Jahren 1939 bis 1945 sei
werden. Hierzu kamen der Brünner           es aber zu einem „Ort des Schmerzes
Oberbürgermeister Petr Vokřál, Ver-        und des Leidens“ geworden. Kalou-
treter des Festivals „Meeting Brno“,       sek erinnerte daran, dass in der NS-
aus der Sudetendeutschen Lands-            Zeit das Wohnheim „Hinrichtungen,
mannschaft Bundesgeschäftsführer           Folterung, Transporte in die Konzen-
Christoph Lippert sowie eine Gruppe        trationslager“ erlebte. „Nach dem
der Ackermann-Gemeinde mit dem             Kriegsende wurde es zu einem Ge-
Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr        fängnis für Kollaborateure und Natio-    P. Hladík (stellvertretender Primator),
sowie Repräsentanten und Mitglieder        nalsozialisten, aber auch für hunderte      Primator P. Vokřál, M. Dörr (AG-
aus den Diözesen Stuttgart, Freiburg,      unschuldige Menschen, die die Poli-          Bundesgeschäftsführer) und
Mainz und Bamberg, an der                  zei oder die Armee auf der Straße          Festivaldirektorin Dr. K. Tučková
                                                                                          (v.l.; Fotos: H. Rothmaier)

                                                                                            Der Ackermann 3-2018 |       9
Der Ackermann - Nach Osten: Initiative der Bischöfe Seite 3 - Ackermann-Gemeinde
Nachbarschaft

                                                                                                     Die Stele an der Stelle
                                                                                                   des ehemaligen Lagers
                                                                                                   (Fotos: O. Pustejovsky)

„Nach unglaublichen 73 Jahren erhielt
die deutsche Zivilbevölkerung eine
symbolische       Entschuldigung      für
Nachkriegs-Rechtlosigkeit und -Un-
recht. An der Stelle des seinerzeitigen
Hanke-Internierungslagers wird heute
ein Denkmal errichtet.“ So titelte ein
Zeitungsbericht am 15. Juni 2018 in
Ostrau/Ostrava,       der   drittgrößten
tschechischen Stadt. Zur Enthüllung
kamen an der Bahnhofstrasse schräg
gegenüber dem Förderturm des ehe-           hältnisse – am allerschlimmsten je-          So steht heute das etwa 180 cm
maligen „Heinrich-/Jindřich-Schachtes“      doch auf dem Gelände der ehemali-         hohe, aus rötlichem, geflecktem Mar-
auch      Oberbürgermeister       Tomáš     gen Spedition „Hanke“. Dort wurden        mor gestaltete ca. 50x50 cm als qua-
Macura und der Hauptmann des                innerhalb eines einzigen Monats 230       dratische Säule gebildete Denkmal
Mährisch-Schlesischen Kreises, Ivo          Menschen zu Tode gefoltert, gehängt       etwas bescheiden, aber gut sichtbar
Vondrák.                                    oder auf andere Weise ermordet. Alle      an der Haupteinfallstraße und trägt
  Macura sagte dazu: „Heute erinnern        Einzelheiten und Namenslisten wur-        eine in Augenhöhe angebrachte
wir an eine Vergangenheit, auf die wir      den nach 1990 vor allem von den           Bronzetafel.
keineswegs stolz sein können“. Und          Historikern Měčislav Borák und               Seit Aussig/Ústí n.L. 2005, Brünn/
ergänzte: „Sie soll uns daran erin-         Tomáš Staněk recherchiert und             Brno, Iglau/Jihlava und zahlreichen
nern, dass Unrecht nicht durch weite-       veröffentlicht, doch es war der           anderen Orten hat damit die tschechi-
res Unrecht beglichen werden kann,          Studentin Judita Holásková von der        sche reflektierte Vergangenheitsauf-
und das Prinzip der Kollektivschuld ist     Prager Karls-Universität „vorbehal-       arbeitung eine weitere ethisch be-
zudem etwas, dem in der Gesell-             ten“, 2015 das „Hanke-Lager“ in einer     gründete und politisch motivierte Qua-
schaft kein Raum gegeben werden             in ihrer Gründlichkeit und inhaltlichen   lität erreicht, die gewürdigt werden
darf“.                                      Ausgewogenheit überzeugenden Zu-          sollte.
  In einer militärischen Gewaltoperati-     lassungsarbeit      zusammenfassend                         Dr. Otfrid Pustejovsky
on hatte die Rote Armee innerhalb           darzustellen. Sie durchbrach damit
eines Tages vom 30. April auf 1. Mai        70jähriges tschechisches kommunisti-
1945 Ostrau erobert. Von den bis da-        sches Beschweigen. Innerhalb der
hin rund 26.000 deutschen Zivilisten        nächsten Jahre kümmerten sich der
(rund 25% der Stadtbevölkerung) wa-         Verein „Fiducia“, Einzelpersonen, die
ren nur noch etwa 6.000 da. Für diese       Oberstufenschüler      des    Havlová-
wurden umgehend Internierungslager          Gymnasiums in Ostrava-Poruba unter
errichtet. Nach tschechischen Quellen       ihrem engagierten Geschichtslehrer,
hatten alle Personen ab dem 6. Le-          aber auch Mitglieder der Kulturkom-
bensjahr ein großes schwarzes N in          mission der Stadt sowie die Ostrauer
weißem Kreis zu tragen, ab dem              Universitätsprofessorin Nina Pavelci-
14. Lebensjahr musste Zwangsarbeit          ková in Eingaben, Entwurfsvorschlä-
geleistet werden. In sämtlichen La-         gen und Zeitungsberichten um ein
gern herrschten zwischen Mai und            Denkmal für dieses „schwarze Loch“
Juni 1945 chaotische und brutale Ver-       der Stadtgeschichte. „Denn nur                 Inschrift der Tafel (deutsch):
                                            wenige Zeitzeugen wussten von der         „An dieser Stelle stand das Internie-
                                                                                       rungslager „HANKE“ für die deut-
                                            Existenz dieses Lagers. Dieses                     sche Bevölkerung.
Die Reihe „Ort der Begegnung“ stellt        Kapitel der Nachkriegsgeschichte            Im Mai und Juni 1945 wurden hier
seit Heft 1-2014 Ortschaften und Ereig-     wurde jahrzehntelang beschwiegen          Menschen gefoltert und hingerichtet
nisse vor, die bezeugen, wo und wie         und     erst   nach     1990    wieder        ohne Gericht und ohne Recht.
deutsch-tschechische      Nachbarschaft     geöffnet….“ - ist häufig nachzulesen.     Die Statutarische Stadt Ostrau, 2018“
ganz konkret gelebt wird.

10 | Der Ackermann 3-2018
Kirche und Gesellschaft

                                                                                            Die Erinnerungen
Bischof Radkovský (Foto: M. Bauer)

                                                                                                an Wenzel

                                     Gottes Willen annehmen
Ein Fixdatum für Christen mit Wurzeln             zu erfüllen. Auf die Menschen von
in Böhmen und Mähren ist der erste                heute übertragen bedeute dies eben-
Sonntag im Juli – die Sudetendeut-                so, den Willen Gottes zu erfüllen.
sche Wallfahrt nach Altötting. Zu dem             „Gott hilft uns immer dabei – auch mit
Wallfahrtsgottesdienst in der Basilika            außergewöhnlichen Taten, wenn wir
St. Anna reiste in diesem Jahr der                seinen Willen erfüllen wollen“. Dar-
emeritierte Pilsener Bischof František            über hinaus ermahne diese Passage
Radkovský an. Die Marienfeier am                  des Evangeliums, auch anderen zu
Nachmittag hielt der Kapuzinerpater               helfen – „manchmal sind wir die einzi-   Der hl. Wenzel/Václav dominiert das
Eduard Stuchlik. Ilse Estermaier, AG-             gen, die helfen können“, so Rad-         kulturelle Bewusstsein Böhmens bis
Vorsitzende im Bistum Passau, be-                 kovský.                                  heute. Die Wandlungen der Erinnerung
grüßte eingangs den Hauptzelebran-                  Bei der Marienfeier in der Konrads-    an ihn beleuchtet jetzt ein von Stefan
ten und die weiteren Priester sowie               kirche mahnte Stuchlik zum täglichen     Samerski herausgegebener Band: Staats-
die Trachten- und Fahnenabordnun-                 Gebet, zum Besuch des Sonntags-          gründer, Schlachtenhelfer, Herrscher,
gen, die an die Verbundenheit mit der             gottesdienstes, zur Gemeinschaft         Identifikationsfigur für Slawen und Deut-
alten Heimat erinnern.                            unter den Menschen, zur Ehrfurcht        sche, Katholiken und Hussiten. Ein in-
  Radkovský stellte das Tagesevan-                zwischen Mann und Frau und dazu,         ternationales Expertenteam untersucht
gelium des Festes Mariä Heimsu-                   „keine lieblose Halbherzigkeit Gott      die Bedeutung dieser zentralen Erin-
chung in den Mittelpunkt seiner Aus-              gegenüber“ zu hegen. Dies betreffe       nerungsfigur über die Jahrhunderte
führungen. Marias Worte „Ich bin eine             aber auch die Menschen als Abbilder      hinweg. Der Band ist über den Buch-
Magd des Herrn, mir geschehe nach                 Gottes – vor allem Arme, Fremde und      handel erhältlich.                    ag
deinem Worte“ würden verdeutlichen,               Flüchtlinge, so Stuchlik.
so der Oberhirte, dass Maria es als                                    Markus Bauer/ag
ihre Aufgabe sieht, den Willen Gottes

                                                  Alles auf einer Karte
In Tschechien gibt es eine Vielzahl von bedeutenden kirchlichen Denkmälern. Um diese
breiteren Kreisen, auch im Ausland, bekannt zu machen, hat die Tschechische Bischofs-
konferenz eine handgemalte Karte (rechts) herausgeben. Sie zeigt fast 150 Wallfahrts-
orte, Klöster und Kirchen in den fünf böhmischen und drei mährischen Diözesen. Einzel-
ne Denkmäler, insbesondere die jeweiligen Kathedralen, werden auf der Rückseite der
96 x 65 cm großen Karte zudem in tschechisch, englisch und deutsch näher vorgestellt.
Da zu vielen Orten auch Deutsche mit Wurzeln in Böhmen, Mähren und Schlesien enge
Verbindungen haben, ist es erfreulich, dass auch die deutschen Ortsnamen aufgeführt
sind. Erstmals wurde diese Karte am Stand der tschechischen Bistümer auf dem Katho-
likentag in Münster angeboten. In Deutschland ist sie über die Ackermann-Gemeinde
(Tel. 089-272942-0; info(at)ackermann-gemeinde.de) für eine Schutzgebühr von 4,00 €
zzgl. Versand (innerhalb Deutschlands 1,45 €) erhältlich.                          ag

                                                                                                    Der Ackermann 3-2018 | 11
Sozialwerk

        Neues über Philippsdorf
Im      Jahr    2016       feierte     das     ihrem Referat die geistige Verbun-
„nordböhmische Lourdes“, der Mari-             denheit der Ackermann-Gemeinde
enwallfahrtsort      Filipov/Philippsdorf      mit Philippsdorf erläuterte. Der Geist-
sein 150. Jubiläum. Es war am 13.              liche Beirat der Sdružení Ackermann-
Januar 1866, als die schwer kranke             Gemeinde, P. Dr. Martin Leitgöb,
Maria Magdalena Kade auf ihren an              selbst Redemptorist, referierte über
die Gottesmutter gerichteten Hilferuf          das Wirken seines Ordens in Phi-
von dieser die Antwort bekam: „Mein            lippsdorf in der Wallfahrtsseelsorge
Kind, von jetzt an heilt’s!“                   und Volksmission.
   Philippsdorf – auch für die in der             Das jetzt erschienene, zweispra-
Ackermann-Gemeinde zusammenge-                 chig deutsch-tschechische Werk
schlossenen Heimatvertriebenen war             „150 Jahre Philippsdorf“ (Hardcover),
dieser Gnadenort längst ein Ort des            enthält mit seinen fast 700 Seiten
Trostes und der Hoffnung geworden.             nicht nur die Beiträge der Fachkonfe-
So gilt der 13. Januar 1946 auch als           renz. Mehr als die Hälfte des Buchin-
offizielles Gründungsdatum des Ver-            haltes machen die Akten der bischöf-
bandes. Viele pilgern bis heute an             lichen Ermittlungskommission aus
diesem Tag dorthin.                            den Jahren 1866-1872 aus, die die
   Im Jahr 2016, als die Ackermann-            Heilung von Maria Magdalena Kade
Gemeinde ihren 70. „Geburtstag“ fei-           geprüft hatte. „Diese einmalige und
ern konnte, veranstaltete das Bistum           bisher nur teilweise bekannte und                Förderungswürdig
Leitmeritz auf Initiative von Salesia-         zitierte Quelle bietet authentische        Sozialwerk. Seit 2010 bringt der
nerpater Jozef Kujan, Rektor der Phi-          Zeugnisse über die am 13. Januar           Prager Verein „Pontes“ Jugendliche
lippsdorfer Basilika, in Krásná Lípa/          1866 geschehenen Begebenheiten             in den Ferien zusammen, die beim
Schönlinde und Philippsdorf eine               und bringt in dieser Weise den ei-         Projekt „Summerjob“ nicht nur Spaß
deutsch-tschechische Fachkonferenz,            gentlichen Anfang des Wallfahrtsor-        haben, sondern zu einem gelungenen
bei der namhafte Referenten histori-           tes Philippsdorf näher“, so der Her-       Miteinander in der Gesellschaft bei-
sche, theologische und medizinische            ausgeber, Martin Barus. Festlich           tragen wollen. Arbeiten für andere,
Aspekte des Phänomens Philippsdorf             präsentiert wurde das Buch Anfang          helfen, Gemeinschaft leben, Solidari-
beleuchteten, die kunstgeschichtliche          Juli in Philippsdorf. Auch im Rahmen       tät zeigen ist für sie ein Lebensstil,
Entwicklung und liturgische Bedeu-             der Colloquia Ustensia fand eine           Freiwilligenarbeit eine Verpflichtung,
tung der Basilika erläuterten und die          Vorstellung statt.                         die nicht nach Belohnung fragt. Etwa
Ordensgemeinschaften           vorstellten,       Das Buch ist für 20,- EUR zzgl.         120 tschechische Freiwillige trafen
die die Basilika bislang seelsorgerisch        Versandkosten (innerhalb Deutsch-          sich dieses Jahr eine Woche lang im
betreuten. Die Ackermann-Gemeinde              lands 4,50 €) über das Sozialwerk          Altvatergebirge. Das Sozialwerk der
war vertreten durch die langjährige            der Ackermann-Gemeinde erhältlich          Ackermann-Gemeinde förderte zum
stellvertretende    Bundesvorsitzende          (Tel 089/27 29 42-31).                     wiederholten Male dieses Projekt mit
Dr. Gerburg Thunig-Nittner, die in                                                sw      einer Spende.                      sw

                                      Dritter Malwettbewerb für die Kartenaktion
                                      Sozialwerk. Nach 2016 und 2017 hat das Sozialwerk auch in diesem Jahr einen Mal-
                                      wettbewerb für Kinder der 5. bis 7. Klasse an kirchlichen Schulen in Tschechien und in
                                      der Slowakei ausgeschrieben. Das Motto lautete diesmal „Schöpfung bewahren“. Die
                                      Zahl der Einsendungen hat einen neuen Rekord erreicht: 219 Bilder aus 11 tschechi-
                                      schen und 14 slowakischen Schulen sind eingegangen – eine schwere Entscheidung für
                                      die neunköpfige Jury. Die ersten drei Preise sind mit 500 €, 300 € und 200 € dotiert und
                                      fließen für ein Projekt an die Klasse, aus der das jeweilige Bild kommt. Der 1. Preis geht
                                      an Emma Molnárová, Schülerin der 7. Klasse der kirchlichen Grund- und Kunstschule in
                                      Topoľčany/Slowakei (s. Foto). Den 2. Platz errangen die Themenbüchlein des Bischöf-
                                      lichen Gymnasiums in Ostrava/Ostrau, den 3. Platz „ermalte“ sich Andrea Hradilová von
                                      der kirchlichen Grundschule in Kroměříž/Kremsier. Eine besondere Auszeichnung für das
                                      Siegermotiv ist, dass es als Postkarte gedruckt und gemeinsam mit vier weiteren Karten
                                      vom Sozialwerk als „Gruß zum Advent“, verbunden mit der Bitte um eine vorweihnachtli-
                                      che Spende, im November verschickt wird.                                              sw

12 | Der Ackermann 3-2018
Junge Aktion

         Nicht wie in der Schule
Junge Aktion. Am 5. August traf            der Morgensonne. Ein Vortrag über
sich eine Gruppe von 28 Jugendli-          das Lernen von Nachbarsprachen
chen aus Deutschland und Tschechi-         motivierte die Jugendlichen zusätz-
en am Bahnhof in Pilsen/Plzeň, um          lich, Deutsch bzw. Tschechisch zu
zur Deutsch-Tschechischen Sommer-          lernen. Außerdem gab es ein span-
schule von Spirála und Junger Aktion       nendes Waldspiel und lustige Szenen
zu fahren. Der Weg führte in ein ro-       über die deutsch-tschechischen Be-
mantisches Sommerlagerareal inmit-         ziehungen in Geschichte, Gegenwart
ten von Wäldern. Das Thema des             und Zukunft wurden vorgeführt, es
Treffens lautete: „Durch deutsch-          wurde in einem Teich gebadet und
tschechischen Dialog zur besseren          Würstel gebraten, ein Quiz über Euro-
Verständigung“. Es ging hauptsäch-         pa gespielt und sogar ein Speedda-
lich um das Lernen der jeweiligen          ting gemacht, bei dem sich alle, trotz
Nachbarsprache.                            witziger Fake-Identitäten, besser ken-                           xxx (Foto: EP)
   Jeden Tag erwarteten die Teilneh-       nenlernten.
mer dazu spannende Sprachanimati-             Ein Highlight war der Ausflug nach     Im Dialog: deutsch und tschechisch.
onen. Wer vielleicht zuerst Angst vor      Pilsen. In einer Stadtrallye erfuhren                  (Foto: ja)
langweiligem Büffeln hatte – es waren      die Jugendlichen, dass auch Karel
ja Ferien! – hat sehr bald festgestellt,   Gott ein Plzeňák, also ein Pilsner ist,   Fremdsprachen gelernt wurde. Natür-
dass es in den Sprachanimationen           und dass Pilsen die Heimatstadt der       lich brauchte man keine Angst zu
keinen langweiligen Unterricht gab,        berühmten Marionetten Spejbl und          haben, weil ihn alle sehr gut bestan-
sondern sich die Sprachkenntnisse          Hurvínek ist. In Pilsen erlebten sie      den haben und dabei auch noch se-
auf sehr vielfältige Weise verbesser-      den „Sommer in der Stadt“, wie im         hen konnten, wie viel man in nur ein
ten: durch lustige Spiele, spannende       gleichnamigen Song der Münchner           paar Tagen lernen kann. Geblieben
Diskussionen, Planspiele, Lieder an-       Band Spider Murphy Gang, mit dem          sind sicher bei allen eine große Moti-
hören und singen.                          sich die Gruppe der fortgeschrittenen     vation, weiter Deutsch, Tschechisch
   Das geistliche Programm bestand         Deutschlerner befasste. Dabei haben       oder auch andere Sprachen zu ler-
jeden Morgen aus einer für die JA          sie sich sogar ein paar neue Strophen     nen, und dazu noch viele schöne Er-
traditionellen Statio – diesmal unter      über Pilsen ausgedacht!                   innerungen und Erlebnisse.
dem Motto „Dialog in der Bibel“ – und         Am letzten Tag erwartete alle ein                             Marie Sedlinská
es gab das Offene Singen, beides           gefürchteter Programmpunkt, und
diesmal unter freiem Himmel im Licht       zwar ein „Testchen“ dazu, was in den        Die Junge Aktion dankt herzlich
                                                                                      der Stiftung Ackermann-Gemeinde
                                                                                        Stuttgart für die Unterstützung

                                                       Wie steht                               der Jugendarbeit!

                                                       es um die                     Schulpartnerschaft gesucht

                                                       Freiheit?                     Stadtgymnasium und Mittelfachschule
                                                                                     der Stadt Eipel/Úpice im nordöstli-
                                                                                     chen Böhmen sind auf der Suche
                                                                                     nach einer deutschen Schule, die
                                                                                     Interesse an gegenseitigen Besuchen
                                                                                     und Schüleraustausch hätte. Gymna-
       Konzentriert im Arbeitskreis (Foto: ja)                                       sium und Mittelfachschule haben je-
                                                                                     weils eine Klasse pro Jahrgang. Es
Jubire. Mitte August kamen fast 60         traditionell gehört auch der Aufstieg     handelt sich somit um eine kleine
deutsche und tschechische Kinder           auf den Dreisesselberg zum Pro-           Schule der familiären Art, in der sich
und Jugendliche im Alter von 8 bis 15      gramm. Dort wurde deutsch und             alle kennen und eine gute Gemein-
Jahren zur traditionellen Sommerbe-        tschechisch gesungen. Zudem hatte         schaft bilden. Mehr Informationen
gegnung „Plasto Fantasto“ zusam-           das Leitungsteam einen Ausflug nach       über die Schule auf www.gymsos-
men. Thematisch drehten sich die           Böhmen mit Besuch von Prachatitz/         upice.cz (in tschechisch) und bei Ma-
Tage in Haidmühle im Bayerischen           Prachatice vorbereitet und spannen-       rie Smolková (smolkova(at)ackermann-
Wald um das Thema Freiheit. Bereits        de Referenten eingeladen.          ja     gemeinde.de).                      ag

                                                                                             Der Ackermann 3-2018 | 13
Aktuelles

   Junge Aktion
    lebt Europa
Nach dem Europäischen Bürgerpreis
im Herbst letzten Jahres erhielt die
Junge Aktion nun auch den Bürger-
preis des Bayerischen Landtags, der
in diesem Jahr dem Thema „Bayern
leben Europa“ gewidmet war. Zwar
war es nur der zweite Preis, doch die
Freude war sehr groß.
                                           Moderator Ulrich Wickert und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (v.l.) mit
  Das Präsidium des Landtags, ange-          Vertretern der Jungen Aktion (Foto: © Bildarchiv Bayerischer Landtag)
führt von Landtagspräsidentin Barba-
ra Stamm, Vertreter der Parteien im
Landtag, die Mitglieder der Jury sowie   Aktion und interpretierte dies mit der      des Bundesvorstands der Ackermann-
natürlich die Preisträger mit ihren      Aussage „europäisches Recht geht            Gemeinde und ehemals aktiven JA-
zahlreichen ehrenamtlichen Mitglie-      vor!“ Etwas detaillierter ging er auf die   Bundessprechern zu dieser Auszeich-
dern und Mitarbeitern begrüßte der       jüngst von der Jungen Aktion zum            nung.
allseits bekannte Journalist und Autor   Katholikentag in Münster durchge-             Im Anschluss war für die Preisträger
Ulrich Wickert, der als Moderator        führte Friedensradfahrt von Prag            der Jungen Aktion viel Zeit, mit weite-
durch die Preisverleihung führte. Auf    nach Münster ein, die auch in einem         ren Personen aus Politik, Kirche und
das jährlich wechselnde Motto dieses     Videobeitrag neben allgemeinen In-          Gesellschaft ins Gespräch zu kom-
Preises wies Wickert in seiner Begrü-    formationen zur Jungen Aktion vorge-        men und von der Verbandsarbeit zu
ßung ebenso hin wie auf die aktuellen    stellt wurde – garniert mit Tönen von       berichten.
populistischen und zum Teil gegen        Teilnehmern oder auch des deut-                                     Markus Bauer
Europa gerichteten Tendenzen und         schen Botschafters in Prag Dr. Chris-
Strömungen. „Wir können nur überle-      toph Israng. Mit dem Dank an die
ben, wenn Europa einig und stark ist“,   vielen Ehrenamtlichen, die Mitglieder
forderte der Moderator. Diese Grund-     von heute und früher sowie an die
haltung wurde auch in der Video-         beiden anwesenden Ehrenmitglieder
Einspielung von Statements der Jury-     Franz Olbert und Msgr. Anton Otte
mitglieder deutlich – Initiativen, die   schloss JA-Bundessprecher Matthias
Europa stärken, sollten mit dem dies-    Melcher seine Ansprache. Der mit
jährigen Bürgerpreis des Bayerischen     10.000 Euro dotierte zweite Preis sei
Landtags in den Vordergrund gerückt      eine Motivation, aktiv weiterzuma-
werden.                                  chen und die Begegnungen voranzu-             Zwei „alte Bekannte“ nach der
  „Nur durch die politische Zusam-       treiben, so der Bundessprecher.             Preisverleihung im Gespräch: Franz
menarbeit Europas kann eine Über-          Die Landtagspräsidentin überreichte         Olbert und Landtagspräsidentin
windung des Nationalismus gelingen“,     danach die Urkunde und gratulierte               Barbara Stamm. (Foto: ag)
erläuterte der frühere Tagesthemen-      den Mitgliedern des aktuellen Bun-
Moderator mit Blick auf die Junge        desvorstandes und zwei Mitgliedern

                                                   Offene Tür in Prag
                                                   Am 21. Juni war es nach zwei Jahren wieder soweit. Die Deutsche
                                                   Botschaft öffnete ihre Tore für die breite Öffentlichkeit. Bei einem Tag
                                                   der offenen Tür präsentierten sich 36 Organisationen des deutsch-
                                                   tschechischen Austauschs. Neben den politischen Stiftungen, Kulturin-
                                                   stitutionen, der deutschen Minderheit und dem Zukunftsfonds durfte
                                                   die Sdružení Ackermann-Gemeinde (SAG) natürlich nicht fehlen. Etwa
                                                   3.500 Leute besuchten das Fest. Alle konnten Einblick in die barocken
                                                   Säle nehmen, den Ausblick vom berühmten Genscher-Balkon ge-
                                                   nießen und an den zahlreichen Ständen im Garten vieles über die
                                                   deutsch-tschechischen Beziehungen erfahren. Auch der Hausherr,
Der Garten des Lobkowicz-Palais                    Botschafter Dr. Christoph Israng, stattete dem Stand der SAG auch
mit den Ständen. (Foto: sag)                       einen Besuch ab.                                                      ag

14 | Der Ackermann 3-2018
Aktuelles

                                                                                    Kurzmeldungen
 Speinshart-Tag erinnert an Zeugen
                                                                                    Verdienstorden für Voderholzer
                                                                                    Der Regensburger Bischof Dr. Rudolf
                                                                                    Voderholzer gehört zu den 64 Per-
                                                                                    sönlichkeiten, die in diesem Jahr mit
                                                                                    dem Bayerischen Verdienstorden
                                                                                    geehrt wurden. Ministerpräsident Dr.
                                                                                    Markus Söder überreichte den Orden
                                                                                    Ende Juni in München. Voderholzer,
                                                                                    mit Wurzeln in Böhmen, liegen die
                                                                                    Beziehungen nach Tschechien be-
 Th. Engelberger, Leiter der Begeg-          Die „Zeugen für Menschlichkeit“        sonders am Herzen. So unterhält er
 nungsstätte, begrüßte. (Fotos: ag)           stießen auf großes Interesse.         enge und freundschaftlichen Kontakte
                                                                                    ins Partnerbistum Pilsen/Plzeň.
Die Ausstellung „Zeugen für Mensch-        dent der Oberpfalz Axel Bartelt,                                           ag
lichkeit“ über den christlichen sude-      Speinsharts Bürgermeister Albert
tendeutschen Widerstand in den Jah-        Nickl und der Präsident der Paneuro-     Gedenkkreuz in Prerau
ren 1938 bis 1945 ist weiter unter-        pa-Union Bernd Posselt. Posselt war      Ein neues Denkmal erinnert in Tsche-
wegs. Nach den bisherigen Stationen        zuvor auch Festredner. Die Ausstel-      chien an eines der schlimmsten Mas-
in diesem Jahr in Stuttgart, Schwä-        lung war noch bis Ende August in         saker an Deutschen nach Ende des
bisch Gmünd, Münster und Waldkrai-         Speinshart zu sehen, bevor sie sich      Zweiten Weltkrieges. Ein mehr als
burg machte sie nun in der internatio-     auf den Weg nach Frankfurt am Main       vier Meter hohes Gedenkkreuz wurde
nalen     Begegnungsstätte     Kloster     machte.                                  auf Initiative der Stadt auf der Schwe-
Speinshart (siehe Ort der Begegnung                                         ag      denschanze im mährischen Prerau/
Heft 3-2017) Station. Die feierliche                                                Přerov errichtet. Im Juni 1945 wurden
Eröffnung erfolgte im Rahmen des 39.                                                dort mehr als 240 Karpatendeutsche
Speinshart-Tages. Dieser stand unter           Ihr Förderbeitrag und Ihre           erschossen, die meisten davon Frau-
dem Thema „Glaube der Heimat –              Spenden sind der unverzichtba-          en und Kinder.                       ag
Heimat im Glauben“. Der Leiter der           re Grundstock unserer Arbeit.
Begegnungsstätte Thomas Engelber-             Danke und „Vergelt´s Gott!“           Wechsel bei Renovabis
ger begrüßte, Matthias Dörr führte in                                               Renovabis, die Solidaritätsaktion der
die Ausstellung ein. Unter den Eh-             Ihre Ackermann-Gemeinde              deutschen Katholiken mit den Men-
rengästen war der Regierungspräsi-                                                  schen im Osten Europas, hat einen
                                                                                    neuen Geschäftsführer. Nach 22 Jah-
                                                                                    re, davon 15 Jahre als Mitglied der
                                                                                    Geschäftsführung, verlässt Dr. Ger-
                                                                                    hard Albert die Geschäftsstelle auf
                                                                                    dem Freisinger Domberg. Auf ihn folgt
                                                                                    als neuer Geschäftsführer Dr. Markus
                                                                                    Ingenlath,    zuletzt   Direktor   des
                                                                                    deutsch-französischen Jugendwerks.
                                                                                    Gemeinsam mit Hauptgeschäftsführer
                                                                                    Pfr. Dr. Christian Hartl und Burkhard
Goldene Ehrennadel an Peter Hoffmann                                                Haneke leitet er nun das Osteuropa-
                                                                                    Hilfswerk. In diesem Jahr feiert Reno-
Eine lange Liste an Begegnungsfahr-        rum in Frankfurt-Griesheim, insbe-       vabis sein 25-jähriges Bestehen.
ten, Vorträgen, Ausstellungspräsenta-      sondere bei bisher zwei großen inter-                                        ag
tionen und Gottesdiensten kann man         nationalen      Jugendbegegnungen.
aufzählen, die Peter Hoffmann (2. v.r.     Hoffmann stammt aus der Grafschaft       Abt Gregor 50 Jahre Priester
mit Frau Roswitha) seit 2003 als Diö-      Glatz und kam über Görlitz und Go-       Am 1. September konnte Abt em.
zesanvorsitzender der AG Limburg           tha nach Frankfurt. 1961 führte Hoff-    Gregor Zippel OSB im Kloster Rohr
initiiert und verantwortet hat. Für die-   manns Weg in die Junge Aktion. Seit      sein Goldenes Priesterjubiläum feiern.
sen Einsatz wurde er Mitte März in         1984 gehört er dem Diözesanvor-          Unter den Gratulanten nach einem
Frankfurt mit der Goldenen Ehrenna-        stand an. Zu den Gratulanten gehörte     Festgottesdienst waren auch zahlrei-
del geehrt. In der Laudatio verwies        auch der hessische AG-Ehrenvor-          che Mitglieder der Ackermann-Ge-
Herwig Steinitz (l.) auf seine gute        sitzende Rudolf Friedrich (r.) und De-   meinde, viele davon seit Jahrzehnten
Vernetzung im Bistum und die enge          kan Rolf Glaser (2. v.l.).               mit dem Jubilar und dem Kloster
Zusammenarbeit mit dem Hedwigsfo-                                              ag   freundschaftlich verbunden.        ag

                                                                                            Der Ackermann 3-2018 | 15
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