"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
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EDITORIAL Liebe Leserin, lieber Leser «Frauenpower» – zweifach war der Anstoss zu diesem Heftthema. Zum einen ist von Frauen in der Schweiz derzeit viel die Rede wegen des 50-Jahr-Jubiläums des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene, zum anderen machte mich die «Ackerbaustellenleiterin» Franzis- ka Oertli bei den Vorbereitungen des Hefts «Biodiversität» darauf aufmerksam, dass ich noch etwas antiquierte Vorstellungen eines Judith enthauptet landwirtschaftlichen Betriebs hätte: Gerade Holofernes, gemalt von Artemisia Gentileschi in Grüningen seien mittlerweile einige Puu- (1593–1654), regwärb in Frauenhand. (Siehe Priska Mül- der bekanntesten Malerin ler-Schwilch, in GP 3/21) des 17. Jahrhunderts. (Bild: Wikipedia) Als Mann mit Jahrgang 1965 habe ich noch einen Zipfel von «säbi Zyt» mit Augen und Handelsschule am Technikum Winterthur mit Ohren erhaschen dürfen. Diese Schweiz mit anderen Industriellentöchtern. Vor der Hoch- Kavallerie, stolzen «Aktivdienstlern», stolzen zeit wurden ihr alle Zähne gezogen und ein Müttern mit Kopftuch, die im Frauenverein Gebiss eingesetzt. An der Seite von Hugo Wyss zusammenfanden, um ihre und der Gesell- führte sie dann den Standort Como der Brun- schaft Lage zu verbessern, und dem Text im ner&Co. durch den Ersten und den Zweiten Primarlesebuch «Mutter singt». «Mutter singt», Weltkrieg. Verlegte Postkarten für Touristen so ein Text würde heute kaum mehr Eingang und Bilder des italienischen Königshauses, in ein Schullesebuch finden, zumal die Mut- und als jenes vom Volk ins Exil geschickt wur- ter im Lesebuch beim Kochen, Bügeln oder de, auf das Heilige Jahr 1950 hin, hochwertige Wäschehängen sang. Nicht dass Mütter heu- Lichtdrucke vom Papst. Die Arbeiter, die stets te nicht mehr singen würden, aber es wäre Arbeit hatten, dankten es ihr. Eine Powerfrau heute politisch unkorrekt, Kinder mit diesem oder ein Opfer des Patriarchats? Rollenklischee «patriarchal zu vergewaltigen». «Das Elter singt» wäre zwar «politisch korrekt»: Luisa, meine Spanischlehrerin und Zimmer- aber in unserem Kopf entsteht kein Bild mehr wirtin in Salamanca, sagte mir 1988, als sie und schon gar kein Klang. meinen verstörten Jünglingskopf betrachtete, angesichts der damaligen Rede vom «Macho» Die Welt ist eben nicht schwarz-weiss, sondern und «Chauvinismus»: «Ach Giorgio, ich sehe ja bunt und voller Zwischentöne. Meine Urgross- in meinen Lektionen mit den deutschen Schü- mutter gossen anno 1954 die Angestellten lern, was für ein Geschrei derzeit um ‹Frauen ihrer Druckerei zu deren 50-Jahr-Jubiläum in und Männer› (‹mujeres y hombres›) im deut- Bronze. Ausgerechnet in den angeblich so schen Sprachraum herrscht. Vergiss nicht: Der biederen Fünfzigerjahren eine Unternehmerin sogenannte Macho, das ist eine Erfindung des in Bronze giessen!? War sie eine «Powerfrau»? mediterranen Matriarchats. Wir starken Frau- Sie war eine Tochter von Jakob Brunner, der en erziehen seit Jahrhunderten unsere Jungs «nur» zwei Töchter hatte, eines Druckers mit zu Männern, die unseren Schwiegertöchtern zwei Standorten. Also durfte Martheli Brun- das maximale Lebensglück garantieren.» ner, kaum konfirmiert, in die eben eröffnete Gotthardbahn steigen und in der italienischen Mit diesem Heft wollen wir Sie mit den Zwi- Hafenstadt Bari den Berner Käsehändler- schentönen aus der Grüninger Welt der Frau- sohn Hugo Wyss besichtigen, den ihr Vater en zum Denken anregen. als Schwiegersohn und Geschäftsführer für die 1904 gegründete italienische Niederlas- Für das Redaktionsteam sung ausserkoren hatte. Sie absolvierte die Giorgio Girardet Editorial 3
INHALTSVERZEICHNIS Juli-Ausgabe 2021 Editorial 3 Politik FDP 32 Thema «Frauenpower» SVP 33 Care-Arbeit 5 Geschäftsfrau 9 Vereine Gemeindepräsidentin 12 Feuerwehr 34 Die «Hexe» als Spiel 19 Mediothek 35 Turnverein 36 Gemeinde und Schule Zwergeschloss 38 Gemeinderat 21 20 Jahre Urs Schwarz 39 Einheitsgemeinde 24 Vollmondführungen 25 Dies und Das Schulpflege 27 Geoportal 41 Kurse Grüningen 28 Kreuzworträtsel 42 Kolumne 45 Kirchen 31 Impressum, Veranstaltungen 46 ammann-schmid.ch HEIZUNG SANIEREN? Ich weiss wie weiter. ICH WEISS WIE UND SIE WO. Und Sie wissen jetzt, UND GEMEINSAM FINDEN wie Sie mich erreichen: WIR RAUS, WARUM LIEBER SO UND NICHT ANDERS. Agostino De Notaristefano 043 399 25 81 Leiter Montage und Ausbildung 4 Grüninger Post 4/2021
«ICH DENKE NICHT IN ROLLEN» Daniela Crainich engagiert sich mit ihrer Power in der Freiwilligenarbeit Während acht Jahren, vom Februar 2013 bis Februar 2021, leitete Daniela Crainich die Geschicke des Grüninger Frauenver- eins. Eine Organisation, die sich traditio- nell stark in der Freiwilligenarbeit betä- tigt. Aber auch mit ihrer eigenen Firma, die Craipa Care GmbH, ist die Powerfrau für andere da. Seit dem 9. Februar dieses Jahres ist das Prä- sidium des «Frauenvereins – Frauen für Frau- en» offiziell verwaist. Die frühere Präsidentin, Daniela Crainich, ist seit der dannzumaligen Generalversammlung des Vereins nicht mehr im Amt. Den Verein leitete die Grüninger Po- werfrau seit dem 12. Februar 2013, an der Generalversammlung vom Februar 2019 hatte sie angekündigt, dass dies ihre letzte zweijäh- rige Amtszeit sein würde. «Ich wollte jemand jüngerem Platz machen», sagt Daniela Crainich zum Grund ihrer Demission. Wie entwickelte sich der Frauenverein Im Büro des Unterstützungs- Seit dem Ausscheiden der Präsidentin arbei- Grüningen unter Ihrer Ägide? dienstes Craipa Care GmbH. tet der vierköpfige Vorstand gemeinsam en- Als ich 2013 das Präsidium antrat, ging es mir Dieses hat Daniela Crainich gagiert daran, mit einem Co-Präsidium diese primär darum, eine breitere Masse von Frau- im Sewo-Komplex an der Niderwis-Strasse. aktuelle Lücke an der Vereinsspitze auszufül- en anzusprechen. Und dies zum Beispiel mit len. Die «Grüninger Post» unterhielt sich mit einem Programm, das allen offensteht. Tat- Daniela Crainich über ihre Bilanz zu ihrer Prä- sächlich gelang es uns einerseits, die Anzahl sidentinnenschaft, aber auch ihr berufliches von Events sowie das Spektrum der Aktivitäten Engagement im Rahmen des Nachbarschafts- zu vergrössern. Dies führte zudem zu einem hilfe-Dienstes «Craipa Care». Auch hier ist sie Wachstum bei der Mitgliederzahl. Waren es mit viel Frauenpower bei der Sache. im Vereinsjahr 2012/2013 75 Mitglieder, zähl- Typisch für den Frauenverein Grüningen – Frauen für Frauen ist die Vielzahl an geselligen Anlässen. Hier ein gemeinsamer Line-Dance- Kurs für Anfängerinnen. Thema 5
Entsprechen solche Dienste einem grossen Bedürfnis? Absolut. Bereits auf die ersten Flyer und Inse- rate hatten wir viele Rückmeldungen. Wir ar- beiten eng mit der Spitex zusammen und un- sere Dienstleistungen ermöglichen es unseren Klienten, so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu bleiben. Weiter kommt dazu, dass jemand regelmässig bei den Klienten vor- beikommt und eine angenehme Abwechslung in den Alltag bringt. Es zeigt sich diesbezüglich auch ein Trend ab: offensichtlich möchten Se- nioren nicht gerne in ein Heim wechseln. Wie stark wird diese Betreuung im Alltag von Nicht-Senioren/innen beansprucht? Bislang eigentlich nicht, hier gibt es sicher Zu den von Craipa noch viel Potenzial. Es können ja nicht nur Care übernommenen Senioren/innen auf solche Unterstützung an- Betreuungsaufgaben gehört gewiesen sein. auch das Kochen – und natürlich ebenfalls das Abwaschen. Wie viele Angestellte beschäftigen Sie und was muss man hierfür können? ten wir bei meiner Demission als Präsidentin Wir sind vier Frauen und das Team ist im Stun- im Februar deren 142. Und wir haben eine denlohn angestellt. Man muss einfach Freu- gute Durchmischung bei den Generationen de an der Arbeit mit Menschen haben. Dann erreicht. braucht es sicher auch eine gewisse Dienst- leistungsbereitschaft und man muss anpacken Noch während Ihrem Präsidium können. Eine spezifische Ausbildung wird aber gründeten Sie die Craipa Care GmbH, nicht benötigt, zum Beispiel in der Pflege, da Betreuung im Alltag. Wie kam es dazu? hierfür ja die Spitex verantwortlich ist. Gewiss Da ich mich damals beruflich neu orientierte, würde ich übrigens auch Männer beschäfti- und gleichzeitig auch eine entsprechende Idee gen. Aber hier geht es halt eben auch «nur» reifte, besprach ich dies mit meiner Freundin um einen Teilzeitjob. Tina Kessler vom Samariterverein und Spitex. Sie war begeistert und meinte dies sei eine gute Ergänzung zur Spitex, da sie mit ihren angestammten Einsätzen leider dieses En- gagement nicht übernehmen könne. Ich selbst war schon immer im Samariterverein aktiv und in Gesprächen in meinem Freundeskreis ent- stand die Idee eines unterstützenden Ange- bots, damit zum Beispiel jemand noch länger zuhause wohnen bleiben kann. Im Juni 2016 wurde dann die Craipa Care GmbH im Han- delsregister eingetragen. Wie sehen diese Dienstleistungen im Einzelnen aus? Es sind verschiedene Formen denkbar, so etwa als Hilfe im Haushalt, beim Kochen, beim Einkauf oder auch einfach als Gesellschaft. Wir übernehmen alle Bereiche der Haushaltfüh- rung und können so zum Beispiel auch bei einem längeren Ausfall eines Elternteils eine Familie unterstützen. Das bringt Ruhe in die Familie, denn wir können sehr viel Bewirken Eine Mitarbeiterin des Teams von Craipa Care kümmert sich und am Schluss sind alle beruhigt, wenn im um die Sauberkeit. Hintergrund alles gemacht wird. 6 Grüninger Post 4/2021
Wenn man dies zur Beschäftigung wünscht, wird auch gemeinsam gebastelt. Was sagen Sie dazu, dass gross Frauen nicht selten eben besser. Und dann mehrheitlich Frauen Betreuungsaufgaben kommt hinzu, dass sich eine Frau nicht zuletzt wahrnehmen? aus Gründen der Empathie bei gesellschaftli- Ich denke nicht in Rollen, aber mir ist die chen, sozialen und familiären Problemen we- Gleichberechtigung wichtig. Mich dünkt es niger schwer als ein Mann tut. viel angenehmer, wenn nicht immer jeder auf seine Rechte pocht. Man soll sich selbst nicht Martin Mäder immer so wichtig nehmen. Zu Ihrer Frage: Wir sprechen hier von Freiwilligenarbeit. Und ja, Craipa Care GmbH die wird ganz klar in der grossen Mehrheit von Frauen geleistet. Es ist aber auch einfach auch Informationen zur Craipa Care GmbH so, dass gerade hier der Faktor der Verfügbar- www.craipacare.ch keit eine zentrale Rolle spielt. Und diese ist bei Zum Angebot von Craipa Care gehört auch die blosse Gesellschaft, hier etwa in Form einer Begleitung beim Ausflug zu einer Alpaka-Farm. Thema 7
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BALBINA KESSLER – EINE STARKE FRAU Wie eine Gomiswalderin im Stedtli Mutter und Geschäftsfrau wurde «Balbina Kessler? – Aber natürlich ist sie mir ein Begriff», so oder ähnlich re- agierte jeder, den wir in der Gemeinde fragten: «Dies oder jenes haben wir noch in unserem Haushalt, das wir aus ihrem kleinen, aber wohlsortierten Laden tru- gen.» – «Mit meiner Frau war ich oft bei ihr, wenn es darum ging, Ersatzteile für Petrollampen oder andere Spezialitäten zu finden.» Balbina Kessler war als Thema für das Heft gesetzt. Zoë Bee traf den erst- geborenen Sohn der Grüninger Legende. An einem der zahlreichen nassgrauen Früh- lingstage ist ein Treffen mit Ernst Kessler angesagt, dem Erstgeborenen von Balbina Balbina als Schulmädchen Kessler (*1932), der Witwe des Ernst Oswald in Gomiswald. Kessler. Der rüstige Rentner (*1955) ist gut vorbereitet. Auf dem grossen Tisch liegen fein Balbina kommt nach Grüningen säuberlich ausgebreitet einige antike Bücher Meine erste Frage überrascht den Sohn. Ich über sanitäre Anlagen und die Bauspengle- will nämlich wissen, wie sich seine Mutter rei, ein vergilbter Plan von Grüningen mit ein- Balbina und sein Vater Ernst kennengelernt gezeichneten Wasserleitungen sowie Fotos haben. Wir sitzen nun um den grossen Tisch, seiner Mutter Balbina. Auf dem Regal hinter an dem die neunköpfige Belegschaft der Ge- dem Tisch liegen viele weitere Bücher sowie brüder Kessler jeweils Znüni einnimmt. Ernst nostalgisch anmutende Schwarzweissbilder Kessler stutzt, überlegt und dann lächelt er von Feiern, Firmenjubiläen und natürlich dem verlegen: «Also da muss ich passen, darüber historischen Markt in Grüningen. Diese Zeit- hat sich meine Mutter nicht wirklich geäussert. zeugnisse sammelt er für sein kleines Kess- Und der Vater starb ja bereits mit 47 Jahren, ler-Museum im Dachgeschoss der Werkstatt, da war ich erst 17-jährig und mein jüngster in dem er eine ganze Ecke seiner Mutter und Bruder neunjährig. Nein, darüber weiss ich deren Arbeit widmet. nichts Genaues.» Er berichtet dann anhand Balbina Kessler hinter ihrem Grüninger Marktstand. Thema 9
von Balbinas eigenen Erzählungen in der Fami- li» anzutreffen. Sie lernten sich kennen und lie, wie es damals war in den Dreissigerjahren, lieben. Im November 1954 heirateten sie. Es kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in musste schnell gehen, denn im darauffolgen- Gommiswald, wo Balbina 1932 als zweitältes- den Mai kam bereits mein Interviewpartner tes von vier Kindern auf einem kleinen Gehöft Ernst zur Welt, als Ältester von vier Kindern. auf die Welt kam und aufwuchs. Ihre Eltern Er habe früh gelernt, dankbar zu sein, denn besassen nur fünf Kühe. Der übliche Lebens- es gebe nichts Selbstverständliches im Leben. weg hätte sie nach der Schule in die Spinnerei Diesen Satz wiederholt er mehrmals an die- Uznach als Arbeiterin geführt. Balbina hinge- sem Nachmittag, wie wenn er es sich selbst immer wieder wiederholen müsste. Seine Mut- ter lehrte ihn diese Lebensweisheit, wohl wis- «Die Familie ist wie ein Clan, send, was sie bedeutet. Als nämlich sein Vater so früh starb, musste Balbina sehr stark sein. der zusammensteht, man hilft sich Noch stärker, als es die vierfache Mutter schon und hält zusammen.» war. Sie hatte nun die Familie zu versorgen, das Sanitär- und Spenglergeschäft, inklusive Büro, zu führen sowie das «Lädeli» mit Eisen- gen war 20-jährig, als sie ein Inserat sah. Im und Haushaltswaren zu betreuen. Nach Vaters Restaurant Bahnhöfli in Grüningen suchten Tod sprang auch der Grossvater wieder voll sie eine Serviertochter. Sie wollte es probieren, ein und dann die Kinder, sobald sie alt genug aber sicher nicht lange im fernen Grüningen waren, eines nach dem anderen. Es war für sie («diesem Kaff!») bleiben – und doch ist sie dem selbstverständlich, mit anzupacken und ihren Zürcher Oberland bis heute treu geblieben. Teil beizutragen. Dates im «Bahnhöfli» Balbina der «Häuptling» So packte sie ihre paar Kleider und Schuhe Mutter Balbina sei wahrhaft fleissig und wil- Balbina Kessler in ihrem und kam nach Grüningen. Hier war es viel mo- lensstark gewesen. Der «Häuptling», der Mittel- Eisenwaren- und Haushalts- derner als in Gommiswald. Und es kam, wie es punkt, die starke Ansprechperson für alles und laden, wo Handwerker und Hausfrauen über Jahrzehnte kommen musste, denn der junge Ernst Oswald alle. Ich will wissen, ob sie denn dominant war, schier alles fanden. Kessler war plötzlich sehr oft im «Bahnhöf- denn das sind «Häuptlinge» oft auch. «Nein, überhaupt nicht», verneint der Sohn, «sie war herzlich und humorvoll.» Das «Lädeli» war gleichzeitig ihr Hobby und ihre grosse Freude, dort schaltete und waltete sie unermüdlich. Ernst Kessler holt aus: «Manch älterer Grünin- ger schwärmt noch heute, dass man bei Balbi- na fast alles bekam, was ein Handwerker oder eine Hausfrau begehrt: über alle Arten und Sorten von Schrauben, Nägeln, Drähten und Beschlägen zu Geschirr aus Ton und Kupfer. Es war die beste Adresse im Zürcher Oberland für Petrollampen und deren Ersatzteile. Im «Lädeli» wurde jeder Zentimeter vom Boden bis zur Decke ausgenutzt, daher musste man nur etwas Geduld haben, bis der gewünschte Artikel zu Tage kam. Balbina hatte ihr eigenes Ordnungssystem. Zum Schluss wurden auf der Tafelwaage mittels Gegengewichts die Ar- tikel auf das Gramm genau gewogen. An jedem Grüninger Markt verkaufte sie an einem schön geschmückten Stand in ihre Tracht gekleidet eine Auswahl aus ihrem Sortiment, je nach Jahreszeit und aktuellem Trend.» Durch die Arbeit als Serviertochter hatte sie gelernt, fle- xibel mit den unterschiedlichsten Menschen- typen umzugehen. Sie war eine ausgeprägte Frühaufsteherin und so war es normal für sie, morgens um fünf Uhr bereits an der Arbeit zu sein. Sie liebte ihre Arbeit. Trotzdem fand sie 10 Grüninger Post 4/2021
Blick ins Innere der der heiligen Balbina gewidmeten Kirche auf dem Aventin in Rom. Zeit, sich auch im Gemeindeleben zu enga- lebt und inspiriert, wurde zum Merkmal ihrer gieren, im Frauen- und Samariterverein und ganzen Familie. Und abschliessend erwähnt selbstverständlich als Mitglied der Grüninger Ernst Kessler, dass nun bereits die nächste Marktkommission. Fast jeden Mittwochnach- Generation im Geschäft mitarbeitet. Das Erbe mittag traf sie sich mit ihrer Jassgruppe, und des Kessler-Clans wird weitergetragen und das die noch verbleibende Freizeit widmete sie ist gut so. oft Ausflügen mit ihren Enkelkindern, wie dem jährlichen Besuch des Frühshopppenkonzerts Zoë Bee an der Fasnacht Grüningen. «Heilige Balbina» Das Ende von Balbinas Lädeli Im Jahr 2004 Schloss sich die Ladentür von Der Name Balbina kommt aus dem Lateinischen und ist die weibliche Form Balbinas «Lädeli» für immer. Sie arbeitete, zu «balbulus», der Stammler. Weltberühmt wurde der St. Galler Mönch und bis sie 80-jährig war, mit den Jahren natürlich Dichter Notker I. Balbulus oder auch Poeta (840–912) mit diesem Zunamen. etwas reduzierter, schliesslich bereitete sie Er machte aus seiner sprachlichen Schwäche, dem Stammeln, eine Stärke noch den Handwerkern den Znüni vor und als Dichter. putzte. Doch dann stürzte sie und der daraus Der Vorname Balbina war in katholischen Gegenden sehr beliebt wegen resultierende Knochenbruch wurde zur Zäsur der heiligen Balbina von Rom (11. März, auch 31. März). Ein alter christlicher in ihrem arbeitsreichen Leben. Seit nunmehr Friedhof an der Via Appia in Rom und die Kirche Santa Balbina all’Aventino ge- fünf Jahren wohnt die heute 88-Jährige in einer hen wohl auf eine historische Frühchristin Balbina zurück, um die sich dann Pflegewohnung in Bubikon, wo sie sich sehr im 6. Jahrhundert die Heiligenlegende bildete. Balbina sei die Tochter des wohlfühlt und mit ihrer aufgestellten Art das römischen Tribuns (Offizier) und Kerkermeisters Quirinus (heiliger Quirinus Pflegeteam auf Trab hält. von Neuss, 30. März) gewesen. Dieser liess den Papst Alexander (6. Papst 105–115 n. Chr. von Kaiser Hadrian 115 enthaupten) und den Präfekten Das Kessler-Erbe geht weiter Hermes als Christen in getrennten Gefängnissen scharf bewachen, muss Die Familie erlebte nicht nur Höhepunkte. Als aber erleben, dass Alexander dem Hermes, von einem Engel geführt, ohne Ernst Kessler selber schwer erkrankte, schaff- Fesseln erscheint, ohne den anderen Kerker verlassen zu haben. Um ein te es Balbina, analog zum ersten schweren weiteres Zeichen bittend – die Heilung seiner an einem Halsgeschwür (Kropf) Schicksalsschlag, dem Tod ihres Mannes, leidenden Tochter –, lässt Alexander ihn nach den Ketten Petri suchen. Qui- ihre Familie für die wirklich wichtigen Dinge rinus findet sie, Balbina küsst sie und ist geheilt. Bekehrt und von Alexander im Leben zu sensibilisieren. Alle seien näher getauft, erleiden Vater und Tochter den Martertod durch Enthauptung. zusammengerückt. Seine Geschwister pack- Balbinas Grab ist in der Katakombe bei der Via Appia festgestellt worden. ten an und arbeiteten im Geschäft mit. Die Die heilige Balbina wird gegen Kropf angerufen. Dargestellt wird sie mit dem Familie sei wie ein Clan, der zusammenstehe, Lilienzepter (Zeichen der Jungfräulichkeit) und einer Kette. (aus: Reclams man helfe sich und halte zusammen. Diese Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten). grosse Hilfsbereitschaft, von Balbina vorge- Thema 11
WIE WIRD FRAU GEMEINDEPRÄSIDENTIN? Eine Begegnung mit Susanna Jenny an einem Mittwochnachmittag in Itzikon «Grüningen verdankt die Calatrava-Um- Susanna Jenny posiert für den Wahlkampf. fahrung der Frau Jenny», die Hochdeutsch sprechende Dame vom Tiefbauamt sagte mir das so, wie nur Menschen aus dem grossen Kanton überzeugt sein können. Das machte mich neugierig, im Gespräch mit der alt Gemeindepräsidentin zu er- kunden, was es braucht, um eine Gemein- depräsidentin mit einem derartigen Er- folgsausweis auf den Weg zu bringen. Das 1971 angenommene Frauenstimmrecht ist wohl nur eine notwendige Vorausset- zung dazu. «Ja, darüber will ich gern Auskunft geben, denn es steht noch nicht zum Besten», beschied mir Susanna Jenny am Telefon, «Am frühen Mittwochnachmittag habe ich Zeit.» Und so treffe ich die zweite Gemeindepräsidentin von Grüningen, deren unermüdlicher Einsatz für Selbstversorger, vier Kinder, die Umfahrung des Stedtli mich bei den Re- zwei Zeitungen cherchen zur HSG-Schrift 2019 beeindruckt Der Vater, ein Berner, arbeitete als Lagerist hat. Sie sitzt vor dem Wintergarten zwischen bei der Accum in Gossau, die Mutter, eine Babyfon, das sie während des Gesprächs ihrer Thurgauerin, war eine klassische Hausfrau mit Tochter, die zurückkommt, weiterreicht und vier Kindern, welche die Eltern schier vollstän- ihrem Gemüsegarten, oben grasen ihre Alpa- dig aus dem Garten selbst versorgten. Der Va- kas. «Wer in der Familie hat bei ihrem Eintritt ter kümmerte sich um die Kartoffeln, die Mut- in den Kindergarten geahnt, dass sie dereinst ter besorgte den Rest des Gemüsegartens. die zweite Frau werden würden, die das Ge- Eigene Hühner lieferten Eier und eigene Kanin- meindepräsidium von Grüningen bekleidet?» chen auch dann und wann einen Sonntagsbra- – «Ganz bestimmt niemand», lacht Susanna ten. Wie sie in den Kindergarten eintrat, hatte Jenny und wird dann ernster, «aber ich komme sich die Welt daran gewöhnt, dass mit John F. aus einer politischen Familie.» Kennedy ein Katholik den Auslöserknopf der Susanna Jenny im Gespräch. 12 Grüninger Post 4/2021
Das spontane Fest auf dem Chratzplatz am 11. Mai 2012 anlässlich der Feier der Be- kanntgabe des regierungsrät- lichen Auftrags der Umfah- rungsprojektierung. amerikanischen Atomstreitmacht bedienen miert Susanna Jenny die Haushaltskunst ihrer durfte. In der Schweiz brummte der Wirt- Mutter. Diese war über den eigenen Haus- schaftsmotor, Italiener, Spanier und Türken halt hinaus auch in der Nachbarschaftshilfe kamen ins Land als Saisonniers und «Gastar- engagiert, meist unentgeltlich oder für wenig beiter», man sprach von Überfremdung. Entgeld, aber manchmal gabs dafür einen Korb Äpfel oder Birnen, was wiederum die Wie hat sie die Geschlechterrollen in ihrer Haushaltausgaben minderte. Kindheit wahrgenommen? «Als Kind macht man sich keine Gedanken, man nimmt die Von Diskriminierungen der Mädchen in der Welt auf, wie sie sich einem darbietet.» Un- Schule will Susanna Jenny im Rückblick nichts terschiede gabs schon zwischen der Welt der wissen. «Lydia Urner war unsere Lehrerin in Mutter, einer leisen Frau, die wusste, was sie der Unterstufe, sie förderte uns Mädchen ge- wollte, und jener des Vaters, dem ein grosser nauso wie die Buben. Und in der Mittelstufe, Gerechtigkeitssinn eigen war. «Wir hatten den da waren die Knaben sowieso in den Flegel- Tages-Anzeiger und den Zürcher Oberländer jahren und hatten den Kopf oft weniger bei abonniert, so lernte ich schon als Kind, dass der Sache.» – «Aber es gab doch geschlech- in den Zeitungen die Dinge stehen, welche die terspezifischen Unterricht in der Oberstufe: Erwachsenen diskutieren. Mein Vater verfolgte Hauswirtschaftsunterricht für die Mädchen, im Tages-Anzeiger die Politik, meine Mutter Werken, Geometrie und Technisches Zeichen Susanna Jenny spricht am im Zürcher Oberländer eher das Geschehen nur für die Knaben», wende ich ein. «Das hat 11. Mai 2012 zu der auf dem in der Region. Oft habe ich mich als Kind dem man damals als gegeben hingenommen und Chratzplatz versammelten Vater beim Zeitungslesen auf den Schoss ge- noch nicht gross hinterfragt.» Auch an den Tag, Festgemeinde. setzt, vielfach bin ich gar dort eingeschlafen. In eine Beiz, eine Gaststube zu gehen, wäre der Mutter, die das Haus bis in die 70er-Jahre stets mit einem schmucken Kopftuch verliess (das war ihr Outfit für ausser Haus), nie in den Sinn gekommen. Nach den Gemeinderatswahlen oder anderen wichtigen gemeindepolitischen Ereignissen hingegen war der Vater jeweils lan- ge in der Beiz und kam spät und angeheitert nach Hause.» Die mütterliche Haushaltskunst – als Mädchen in der Schule Den Lohn, den er bar ausbezahlt erhielt, lie- ferte Vater Rohrbach seiner Frau ab, welche Geldscheine und Münzen gleichmässig in die zwei Fächer ihres grossen Portemonnaies ver- teilte. Das eine enthielt das Geld für die erste Monatshälfte, das andere Fach jenes für die Zeit bis zum Monatsende. «Wir Kinder hatten nichts zu entbehren. Es reichte immer», resü- Thema 13
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an dem das Frauenstimmrecht angenommen wurde, hat sie keine spezielle Erinnerung. «Das ging an mir elfjährigem Mädchen damals vor- bei, mich beschäftigten wohl andere Dinge.» Lydia Urner war dann als Präsidentin der refor- mierten Kirchenpflege – das kirchliche Frauen- stimmrecht kam vor dem politischen – eine der ersten Frauen im Dorf in einem Behördenamt. Auch Klara Rohrbach wurde Mitglied der Kir- chenpflege. Mit dem Frauenstimmrecht ging die Mutter regelmässig abstimmen, unterliess es aber, den Vater an die Gemeindeversamm- lungen zu begleiten, wo er seinem Naturell entsprechend, sich des Öfteren pointiert zu Wort meldete. Vorbilder? «In unserer Familie gab es keine Überlegungen Ungehinderte Berufswahl Die Ratsstube, die im Schloss zu Vorbildern», meint Susanna Jenny resolut. «Bei meiner älteren Schwester gab es noch nach dem Kirchenbrand «Meine Eltern waren im Dorf integriert, aber sie Diskussionen, ob sie die Kantonsschule besu- 1970 eingerichtet wurde: gehörten nirgends zum ‹harten Kern› und auch chen sollte, wie ihre Lehrer es für sie empfah- Dass an diesem Tisch auch Frauen Platz nehmen würden keiner Partei gehörten sie an. Dass es Men- len. Als dann die Reihe nach den zwei Brüdern beunruhigte lange manchen schen gibt, denen es weniger gut geht als uns, an mich kam, gab es keine Diskussionen mehr, Grüninger. das machten uns unsere Eltern schon immer ob und was für einen Beruf ich ergreifen sollte. bewusst. Und das hat uns auch geprägt. Der Ich lernte Chemielaborantin und bin noch heu- Gerechtigkeitssinn des Vaters etwa äusserte te im weitesten Sinn in diesem Bereich tätig. sich darin, dass er in das Steuerregister Ein- sicht nahm. Dort stellte er fest, wie die Bäckerei, Als mein Mann und ich heirateten und be- die offensichtlich mehr Umsatz machte, weni- schlossen, eine Familie zu gründen, war die ger Steuern bezahlte, während jene, wo die Frage keine politische, sondern eine pragmati- Geschäfte scheinbar schlechter gingen, mehr sche und somit einfach: Wir verglichen unsere Steuern leistete. So nahm er oft den weiteren Lohnabrechnungen und da mein Mann den Weg zur – in seiner Wahrnehmung – steuerehr- grösseren Lohn heimbrachte, blieb ich dann licheren Bäckerei unter die Füsse, um diese zu zu Hause und kümmerte mich mehr um Haus- unterstützen. ‹Du musst genau hinschauen, es halt und Kinder.» Susanna Jenny ist überzeugt, ist nicht immer so, wie es auf den ersten Blick «wäre es anders gewesen, wäre mein Mann scheint›, sagte er mir jeweils.» kürzergetreten.» Das Stadtmannhaus. Einst Alternative zum Schloss, dann Schulhaus nun Gemeinde- haus. 2006 bis 2018 amtete Susanne Jenny als Gemeinde- präsidentin. Thema 15
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Das Schreckgespenst des «Weiberregiments» «Es kommt noch so weit, dass wir bald Weiber im Gemeinderat haben», solche Sätze waren vor und nach der Annahme des Frauenstimm- rechts in Grüningen zu hören. «Mein Vater war in solchen Fällen in der Lage, den Absendern solcher Aussprüche zu erwidern: ‹heit tir wy- ber dehei, de syt er auwä säuber tschuld, mir hei bi üs Froue im hus›. Vater Rohrbach enga- gierte sich in der Gesundheitsbehörde und setzte sich ein, dass die brauchtümliche drei- tägige Aufbahrung der Toten im Trauerhaus abgestellt wurde und im Friedhof ein gekühlter Aufbahrungsraum eingerichtet wurde. Es kam dann dazu, dass 1988 mit den Wah- len die Gesundheitsbehörde mehrheitlich in Frauenhand kam. Erika Floescher, Rösli Kon- rad-Menzi, Susanna Jenny wurden nebst Urs Homberger in diese Behörde gewählt, die übernahm als Gemeinderätin zu unserer Freu- Das Calatrava-Projekt, sich um die vielfältigen Aspekte der Gesund- de das Ressort Gesundheit und wurde später das Susanna Jenny als heitsvorsorge und Hygiene in der Gemeinde gar die erste Frau Gemeindepräsidentin. Auch Gemeindepräsidentin kümmerte. «Wir waren voller Tatendrang und ich als parteilose Gemeindrätin machte spä- auf den Weg brachte. Enthusiasmus in unsere Behördenarbeit ein- ter diesen Schritt und wurde zur zweiten Frau gestiegen», erinnert sich Susanna Jenny, «allein Gemeindepräsidentin gewählt.» Zu jener Frau der männlich dominierte Gemeinderat erteil- Gemeindepräsidentin, die für das Stedtli mit te laufend allen Anträgen der Gesundheits- höchstem persönlichem Einsatz endlich ein behörde eine Abfuhr. Wir konnten so über Umfahrungsprojekt auf den Weg brachte. Monate nichts ausrichten, die Situation war für uns frustrierend», leitet Susanna Jenny die Frauen zu ermutigen, bleibt wichtig Geschichte jenes Coups ein, welcher die Ge- «Im Bezirk Hinwil waren wir in meiner Zeit sundheitsbehörde in die Schlagzeilen bringen nie mehr als drei Gemeindepräsidentinnen. sollte. «Aus unserer Ohnmacht dem Gemein- Es bleibt darum wichtig, die Frauen weiter- derat gegenüber, der unserem begründeten hin zu ermutigen, sich für Behördenämter zur Antrag im Gemeinderat, einen Ressortwech- Verfügung zu stellen, sich in der Politik ein- sel zu erwirken, nicht stattgab, beschlossen zubringen. Denn von allein geht dies nicht.» wir, mit unserem Anliegen an die Presse zu Und noch ein Anliegen hat Susanna Jenny: «Als gehen, zum Zürcher Oberländer, im Voraus Frau, die einen Teil ihres Lebens der Famili- wohlwissend, das würden wir – mit nicht ganz enarbeit, der Alterspflege der Eltern und nur abschätzbaren Folgen für uns – genau einmal zehn Jahre meines Lebens keiner bezahlten machen können und danach hätte wir wieder Arbeit, jedoch aufgrund der Familienarbeit eisern zu schweigen. Heinz Girschwiler von weitgehend Teilzeit gearbeitet habe, bin ich Ottikon, der später die Biografie Jakob Zollin- nun im Alter auf die Pensionskasse meines gers schrieb, hörte sich unser Anliegen an und Mannes angewiesen. Auch Behördenarbeit packte es geschickt in einen Artikel, der genau auf Gemeindeebene ist nur in wenigen Fäl- so viel sagte, wie wir wollten, und so, dass alle len Pensionskassenpflichtig. Das scheint mir verstanden, um was es uns ging. stossend und beeinträchtigt die gleichwertige Anerkennung der Familienarbeit gegenüber Die Aufregung war erwartungsgemäss be- Lohnarbeit. Es müsste ein – vielleicht mit der trächtlich, es handle sich hier um Amtsge- Mutterschaft der Frauen verbundener – Aus- heimnisverletzung, man sehe daraus, dass gleich stattfinden. Es bleiben für mich in der Frauen doch nicht geeignet seien für ein Be- Frage der Gleichstellung immer noch wichtige hördenamt … etc. pp. Der Bezirksrat schritt ein, Fragen offen.» Die Enkel kommen zurück vom wir mussten dort vorsprechen. Nicht zuletzt Spaziergang, in der durchstrukturierten Welt aus Gründen, die wir nicht mehr aufwärmen der alt Gemeindepräsidentin verschiebt sich wollen, stimmte der Gemeinderat schliesslich der Fokus auf die nächste Aufgabe. einem Ressortwechsel zu. Und wir mussten in der Folge eisern schweigen. Trix Zürcher (SVP) Giorgio Girardet Thema 17
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WARUM ICH GERNE EINE HEXE DARSTELLE Hintergrundinformationen zum szenischen Wandertheater 2021 Mit «Power» hat Claudia Frei für das Fern- sehen SRF in «mini Schwyz, dini Schwiz» Grüningen vorgestellt. Die Grüningerin- nen und Grüninger kennen sie als Initi- antin und Spielerin in den «szenischen Stedtlirundgängen». Für die Ausgabe «Frauenpower» erklärt sie uns, warum sie gern eine «Hexe» spielt, und gibt uns einen Vorgeschmack auf die Ausgabe 2021 des beliebten Grüningers Freilicht- theaters der «szenischen Wanderung». Immer wieder lese ich gerne Bücher von Frau- enpersönlichkeiten, die in Zeiten lebten, wo die Frau keine Rechte hatte. Die Kirche und die damalige Gesellschaftsstruktur entsprechen zum Glück nicht mehr meinem Alltag. Diese Gesundheit der Gemeinschaft. Ihr Wissen ga- Was wohl Claudia Frei Geschichten lösen bei mir einerseits Wut und ben sie ihren Töchtern weiter. Viele verfolg- als «Hexe» mit dem Herr Unverständnis aus, weil vieles ungerecht war. te Frauen waren Hebammen, die sich in den Pfarrer auf dem Friedhof Diese Frauen zeigen mir in ihren Geschichten medizinischen Anwendungen von Kräutern zu disputieren hat … eine unglaubliche Willensstärke und Kraft und und Pflanzen auskannten. Die Gesellschaft trotz grosser Widrigkeiten sind sie ihren Weg hielt ihr medizinisches Handwerk für eine Art gegangen. Oft bezahlten sie dafür einen ho- Magie. hen Preis. Der Begriff «Hexe» wurde erst im späteren Mit- Eine dieser inspirierenden Frauen aus dem telalter und in der Frühen Neuzeit auf Frauen 11. Jahrhundert war Hildegard von Bingen, die projiziert. bis heute durch ihre Naturheilkunde berühmt bleibt. Sie war eine intelligente und starke Frau Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit und bestimmt ihrer Zeit voraus. Mit grossem Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert Geschick verstand sie es, politischen Einfluss wurden viele tausend angebliche Hexen – und auszuüben und selbst von Kaiser und Papst auch Hexer – auf dem Scheiterhaufen ver- angehört zu werden. Sie scheute sich nicht, brannt. Die Gründe dieses Hexenwahns sind bedeutende Persönlichkeiten in rechter Weise vielfältig. Zumeist suchte man Sündenböcke zu ermahnen und für das einzustehen, woran für Missstände, Hungersnöte und Seuchen. sie glaubte und was sie für richtig hielt. Der Glaube an die Magie war zu dieser Zeit noch sehr verbreitet. Nicht verwunderlich, Hexenverfolgungswahn dass man die vermeintlichen Hexen dafür Im Mittelalter waren die Frauen überall an- verantwortlich machte. zutreffen: Es gab Lehrerinnen, Bäuerinnen, Äbtissinnen, Schriftstellerinnen. Diese wid- Die Kirche spielte ebenfalls ihre Rolle. Zuerst meten sich in verschiedenen Bereichen dem war sie gegen den Hexenglauben und versuch- menschlichen Wissen. Die Frauen überschrit- te ihn zu bekämpfen. Sie kam aber in Bedräng- ten die Grenzen, die ihnen in den herrschen- nis und gab dieses Prinzip auf. Erst Anfang den Geschlechtermodellen auferlegt waren, 15. Jahrhundert kam die Vorstellung auf, dass und sie wurden so zu einem Problem für die diese Menschen einen Bund mit dem Teufel männliche Elite. haben und mit ihrer Zauberkraft Volk und Kir- che schaden. Gefährdet waren Frauen, deren Viele «Hexen» waren Frauen, die unabhängig Wissen und Befähigung über das Normalmass handelten, die bereit waren zu erwidern und hinausreichte. Viele, die verbrannt wurden, sich verteidigten. Sie waren durch die Jahr- konnten lesen und schreiben und hatten oft hunderte als Heilerinnern zuständig für die Kenntnisse zu Heilpflanzen. Thema 19
Das Klischee der Hexe Landvogteischlosses gesperrt und nur dank Abstrus waren auch äusserliche Merkmale ei- der Intervention ihres Bruder Johannes nach ner Hexe, wie abweichende Augenfarbe (helle einem Tag wieder freigelassen. Augen und dunkle Haut), alleinstehend, arm, Der Pfarrer drohte später mit einer «böseren» rote Haare, Sommersprossen, Warzen oder Gefangenschaft, wenn diese Liaison nicht en- Muttermale. den würde. In einer späteren Gefangenschaft Der Höhepunkt der Verfolgungen war zwi- äusserte Barbara Honegger Hochzeitsabsich- schen 1550 und 1650. Es wird geschätzt, dass ten, somit wurden sie freigelassen. Barbara rund drei Millionen Menschen der Prozess ge- verliess Grüningen mit einem unbekannten macht und bis zu 60 000 hingerichtet wurden. Ziel, und der Pfarrer konnte endlich wieder Verfolgungen geschehen bis zum heutigen sagen «Gott lob ist im Stedtli wieder alles still». Tag, hauptsächlich in Afrika, Südostasien und Nach den Auseinandersetzungen durfte Anna Lateinamerika. Beugger nicht mehr bei der Familie leben und Ab und zu wird mir auch gesagt, ich wäre wohl zog zu Bernhard Zangger. In Anbetracht ihres im Mittelalter als Hexe verbrannt worden. We- selbstbewussten Auftretens stellte sich die Fra- niger wegen meiner Intelligenz, sondern we- ge, ob ihr nicht eine Verurteilung als Hexe ge- gen meines beharrlichen Verhaltens, andere droht hätte, denn die Zeit der Hexenverfolgun- nennen es Sturheit. gen war zu ihren Lebzeiten noch nicht vorbei. Weil ich mir den Mund nicht verbieten lasse, hartnäckig bin und für das einstehe, woran Szenische Wanderung 2021 ich glaube. 1701 wurde im Kanton Zürich in Rafz letztmals eine Frau verbrannt, weil man ihr vorwarf, eine Anna Beugger, eine eigenständige Frau Hexe zu sein. im 17. Jahrhundert Die szenischen Wanderungen sollen nicht nur Grüningen hatte auch in der Geschichte eigen- Düsteres und Trauriges aus der Vergangenheit ständige Frauen, die ihren Weg gingen, z. B. zeigen, sondern es darf auch gelacht und ge- Anna Beugger aus der berühmten Textilfamilie. schmunzelt werden. Sie sollen uns aber auch Beuggers waren über mehrere Generationen immer wieder auf kulturelle Weise zeigen, dass einflussreiche Textilverleger in der Zürcher nach wie vor Themen aus vergangener Zeit Landschaft und brachten auch vielen Grünin- nichts an Aktualität verloren haben. gerinnen wichtige Heimarbeit. Lassen Sie sich überraschen und diskutieren Anna Beugger musste des Öfteren vor den Sie mit uns nach dem zweistündigen Spazier- Stillstand oder gar vors Ehegericht nach Zü- gang vom Tannsberg bis zum Schloss Grünin- rich. Sie widersetzte sich den Warnungen des gen bei Speis und Trank. Landvogtes, sich weiterhin mit Barbara Hon- egger zu treffen. Es machte ihr auch keinen Claudia Frei / Projektleiterin szenische Stedtli- Eindruck, dass ihr gedroht wurde, in den Turm rundgänge und Kräuterhexe gesperrt zu werden. Daraufhin wurde sie an Quelle Anna Beugger einem eiskalten Tag in das Turmverlies des Chronik Grüningen Markus Brühlmeier S.104 ff … auf alle Fälle hat sie während der szenischen Wanderung einige Zuhörer. 20 Grüninger Post 4/2021
AUS DER RATSSTUBE Verhandlungsbericht Digitales Amtsblatt Schweiz täten wie HSG-Museums-Anlässe, kirchliche Bereits seit 1. Juni 2020 werden die amtli- Anlässe, historische Wanderungen, kultSich- chen Publikationen nur noch auf der Gemein- tig-Anlässe/Konzerte sowie die Eisbahn. Kein de-Homepage www.grueningen.ch publiziert. Anlass soll andere konkurrenzieren, sondern Seit kurzem steht das Digitale Amtsblatt sich in einen Gesamtfahrplan einfügen. Das Schweiz für amtliche Publikationen zur Ver- ganze Puzzle soll ein lebendiges Stedtli bzw. fügung. Der Gemeinderat hat beschlossen, eine lebendige Gemeinde ergeben. dass die amtlichen Publikationen über diese Plattform amtlich veröffentlicht werden. Die Einige Ideen basieren auf der App smarTrails Rubrik «Amtliche Publikationen» auf der Ge- von Tourify GmbH, welche bereits von ver- meinde-Homepage ist direkt mit dem Digitalen schiedenen Touristendestinationen genutzt Amtsblatt Schweiz verlinkt. Nutzerinnen und wird: Jungfrau-Region, Arosa, Grindelwald, Sa- Nutzer können ein individuelles Suchabo ein- vognin, Surselva sowie verschiedenen Städten. richten, sodass sie über Publikationen direkt Themenwege können mit Bildern, Videos, Tex- per Mail informiert werden. ten gefüllt werden und scheinen sehr intuitiv zum Erstellen. Zudem kann man die App auch Projekt Tourismus Grüningen für Informationen zu Exponaten im Museum Der Gemeinderat hat vom Grobkonzept «Pro- (Audioguide-Funktion bzw. QR-Code-lesen) jekt Tourismus Grüningen» Vormerk genom- nutzen. Die App smarTrails bietet eine offene men. Dabei geht es um ein gemeinsames Lösung für verschiedenste Rundweg-Konzepte Projekt der Gemeinde, der Heimatschutzge- in Grüningen, seien dies Stedtliführungen, indi- sellschaft und der Kulturkommission kultSich- viduelle Wegvarianten oder auch Infosysteme tig. Das Grobkonzept basiert auf den drei Spar- für Museen. Für die Anschaffung der Lizenz von ten Aktionen/Anlässe, Rundwege, Führungen. smarTrails hat der Gemeinderat einen jährlich Die Aktionen und Anlässe sind ein Bestandteil wiederkehrenden Betrag von CHF 2900.00 be- für die Belebung/Entwicklung des Stedtli. Alle willigt, sowie für das Supportpaket zusätzlich Aktivitäten sollen im Gesamtkontext gesehen einen Betrag von CHF 290.00. Zudem wurde werden. Nicht nur gemeindeeigene Aktivitäten für die geplante Umsetzung im Jahr 2021 ein tragen zur Belebung bei, sondern alle Aktivi- Betrag von CHF 5000.00 bewilligt. Screenshot des Online- Angebots «Digitales Amtsblatt Schweiz». Thema 21
Bauabrechnung Schloss-Sanierung – Abrechnung für die Umsetzung der Home- Die Sanierungsarbeiten im Schloss sind schon page fürs Schloss Grüningen mit Kosten von seit einiger Zeit abgeschlossen. Ausstehend insgesamt CHF 17 173.15 mit Mehrkosten war nun noch der Abschluss verschiedener von CHF 2173.15 / Kredit CHF 15 000.00. Kreditabrechnungen rund um dieses Projekt. – Abrechnung für die Bewerbung des Semi- Der Gemeinderat hat folgende Abrechnungen narbereichs im Betrag von CHF 7990.20 genehmigt: mit Minderkosten von CHF 509.80 / Kredit – Abrechnung für die Machbarkeitsstu- 8500.00. die/Vorprojekt für den Umbau und die – Abrechnung für die Sanierung des Stedt- Sanierung im Schloss mit Kosten von li-Modells inklusive Anschaffung eines CHF 42 876.00 mit Minderkosten von neuen Tisches mit einer Plexihaube mit CHF 3 124.00 / Kredit CHF 46 000.00. Gesamtkosten von CHF 9039.60 und – Bauabrechnung der Sanierungs- und Um- Minderkosten von CHF 60.40 / Kredit bauarbeiten im Schloss mit Gesamtkosten CHF 9100.00. von CHF 720 162.60 mit dem Beitrag des Der Betrieb im Schloss ist nach der Sanierung Kantons im Betrag von CHF 9110.00 und grundsätzlich gut angelaufen. Die bald seit den Minderkosten von CHF 23 947.40 / zwei Jahren anhaltende Corona-Pandemie mit Kredit CHF 735 000.00. Die gesamten den gesetzlichen Einschränkungen, hat jedoch Ausgaben wurden aus dem Alfred Tan- zu einem massiven Einbruch bei den Reserva- ner-Fonds entnommen. Die Kosten für die tionen geführt. Eröffnungsfeier im Betrag von CHF 8500.00 wurden ebenfalls dem Alfred Tanner-Fonds Nomination Verwaltungsrat Energie entnommen. Sie waren nicht Bestandteil Grüningen AG der Bauabrechnung. Der Gemeinderat hat folgende Personen für – Abrechnung für die Anschaffung der Ein- den Verwaltungsrat der Energie Grüningen AG richtung für den Schlosskeller und die nominiert: Schlossräume (Mobiliar) mit Gesamtkosten von CHF 112 895.65 mit Mehrkosten von Paul Grüninger, Verwaltungsratspräsident CHF 12 895.65 / Kredit CHF 100 000.00. Peter Gutknecht Das Mobiliar wurde ebenfalls aus dem Erich Hofmann (bisher Mitglied Werkkommis- Alfred Tanner-Fonds finanziert. sion und Feuerwehrkommandant) – Abrechnung für die konzeptionelle Be- Carlo Wiedmer (Vertretung Gemeinderat) gleitung für die Nutzung und den Be- Sascha-Max Steinegger (Vertretung Gemein- trieb des Schlosses insgesamt Kosten derat) von CHF 25 600.00 mit Minderkosten von CHF 1400.00 / Kredit CHF 27 000.00. Diese Der Gemeinderat ist überzeugt, mit den no- Kosten wurden ebenfalls aus dem Alfred minierten Personen eine ideale Besetzung für Schloss Grüningen. Tanner-Fonds entnommen. den Verwaltungsrat der Energie Grüningen AG, welche ab 1. Januar 2022 tätig sein wird, gefun- den zu haben. Personelles Als neuer Stellvertreter des Leiters Unter- haltsdienst wurde Konrad Vetterli, Grüningen, angestellt. Er wird die Stelle am 1. November 2021 antreten. Weiter hat der Gemeinderat – vom Jahresbericht und der Jahresrech- nung 2020 der Stiftung Botanischer Garten Grüningen aufsichtsbehördlich ohne Be- merkungen Vormerk genommen. Die sorg- fältige Betreuung und Pflege der Anlage sowie das finanzielle Engagement werden der Stiftung und der Zürcher Kantonalbank bestens verdankt. – die Bauabrechnung für die Erhöhung der Eingangstore, die neue Schockbeleuch- tung und den Ersatz der Holzliegestellen 22 Grüninger Post 4/2021
Badi Grüningen. in der Badeanlage mit Kosten von insge- formierte Kirchgemeinde beteiligt sich mit samt CHF 17 877.65 und Minderkosten von 50 Prozent an den Kosten. CHF 12 122.35 genehmigt. Die Minderkos- – der Interessengemeinschaft Stedtli (IGSG) ten sind auf deutlich tiefere Kosten bei der die Bewilligung erteilt, am Freitag, 20. Au- Anschaffung der Holzliegeroste zurückzu- gust 2021, von 16.00 Uhr bis 02.00 Uhr den führen. Die Arbeiten wurden durch den Schlosshof für das Stedtlifest zu benützen. Unterhaltsdienst ausgeführt. – die öffentliche Auflage über die Erweite- – die Bauabrechnung für die Instandstel- rung der Tempo-30-Zone Itzikon beschlos- lung des Parkplatzes bei der Alterssied- sen und für die Umsetzung einen Kredit lung Niderwis mit Kosten von insgesamt von CHF 42 000.00 bewilligt. Die Aufträge CHF 12 000.00 genehmigt. Die Arbeiten wurden der Firma Ponato AG, Hombrech- wurden zum offerierten Betrag ausgeführt. tikon, für das Belagskissen sowie der Firma – die Jahresrechnung 2020 des Zweck- Signaltec AG, Schwerzenbach, für die Sig- verbandes KES (Kindes- und Erwach- nalisation und Markierung erteilt. Gleich- senenschutz) Bezirk Hinwil mit einem zeitig werden der graue Streifen entlang Aufwandüberschuss inklusive Berufsbei- der Itziker Dorf-Strasse sowie die bishe- standschaft zu Lasten der Gemeinden rigen Markierungen nach rund 17 Jahren von CHF 5 005 642.95 genehmigt. Der erneuert. Anteil der Gemeinde Grüningen beträgt CHF 128 612.88. Baubewilligungen – die Jahresrechnung 2020 des Zweckver- – Goda Verwaltung AG, Umbau Gebäude bandes ARA Gossau-Grüningen mit einem Assek.-Nr. 1004, Abbruch Nebenbau und Aufwandüberschuss in der Erfolgsrech- Neubau MFH, Binziker-Str. 22 / in der nung von CHF 1 862 042.59 und Nettoin- Gass 2 vestitionen von CHF 449 627.78 genehmigt. – Kisseleff, Roland, Ersatz Ölheizung / Erstel- Der Kostenteil der Gemeinde Grüningen ist len einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Chal- CHF 489 717.20. berweidli 10 – für die Anpassung der Strassenbeleuch- – Mächler, Heinz, Ersatz Ölheizung / Erstellen tung bei der Überbauung im Haufland 1–7 einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Chalber- einen Kredit von CHF 21 685.40 bewilligt. weidli 16 Der Kostenanteil der Überbauung für das – Stucki, Markus und Evelyne, Anbau Winter- Versetzen des bestehenden Kandelabers garten und Erstellen Gerätehaus, Linden beträgt CHF 6440.45. Str. 12 – von der Revision des kommunalen Richt- plans Verkehr und der Teilrevision der Nut- Yvonne Cassol, Gemeindeschreiberin zungsplanung in der Gemeinde Oetwil am See ohne Bemerkungen Vormerk genom- Nächster Termin: men. – für eine festinstallierte Bühnenbeleuch- Gemeindeversammlung: tung im Kirchgemeindesaal einen Kredit Dienstag, 7. Dezember 2021, 20.00 Uhr Kirchgemeindesaal. von CHF 16 000.00 bewilligt. Die Evang.-re- Gemeinde und Schule 23
DER GEMEINSAME WEG BEGINNT Am 13. Juni 2021 sagte Grüningen Ja zur Einheitsgemeinde Mit 1184 Ja-Stimmen und 246 Ableh- how von Inoversum. Sie stellen die richtigen nungen haben die Grüningerinnen und Fragen, fordern die Gremien auf, herauszu- Grüninger am Abstimmungswochenen- finden, wo allfällige Felder sind, in denen wir de Mitte Juni die Einheitsgemeinde an- uns noch finden müssen und wo auch Ängste genommen. da sind, die wir ausräumen müssen.» Dabei werde allen auf den Zahn gefühlt, aber: «Es ist Sowohl die Schulpflege als auch der Ge- ein spannender Prozess für uns alle und ich meinderat freuen sich über diese deutliche bin sicher, dass wir beim Start der Einheits- Annahme. «Wir haben im Stillen mit einer gemeinde bereits vieles gelöst haben», sagt Zustimmung gerechnet, da in den letzten Karin Jeber. Wochen keine Fragen auftauchten und in Ge- sprächen viele ihr Wohlwollen ausdrückten», Schulpflegepräsidium sagt Gemeindepräsident Carlo Wiedmer zum neu im Gemeinderat Vor allem in den Bereichen Finanzen und Lie- genschaften, die neu der Gemeinde unter- «Wichtig ist, dass die Schulbehörde stellt werden, wird es Änderungen geben. Im pädagogischen Bereich bleibt die Schulpflege weiterhin ein direktes Antragsrecht bei der als eigenständige Kommission autonom, die Gemeindeversammlung hat.» Carlo Wiedmer Schulpflegepräsidentin wird neu Mitglied des Gemeinderates mit Ressortzuteilung Bildung und kann so auch für Transparenz in schuli- Resultat. Dass es gleich derart deutlich war, schen Belangen sorgen. «Sicher müssen wir freut die beiden Gremien nun besonders. uns alle an das neue Konstrukt gewöhnen, «Die Ausgangslage war gut, da sowohl die aber ich bin sehr zuversichtlich», sagt Karin Schule als auch die Gemeinde in gemeinsa- Jeber. Auch Carlo Wiedmer sieht das so und men Gesprächen Wert legten auf eine gute ergänzt: «Wichtig ist, dass die Schulbehörde Gesprächskultur und die Einheitsgemeinde weiterhin ein direktes Antragsrecht bei der Ge- anstrebten», sagt auch Schulpflegepräsiden- meindeversammlung hat. Das war auch für die tin Karin Jeber. SVP in Grüningen ein wichtiges Anliegen und für viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Begleitung durch Beratungsfirma sicher ein wichtiges Zeichen, dass wir gleich- Die Vorarbeiten und Erarbeitung der Grundla- berechtigt den weiteren Weg gehen wollen als gen für die Einheitsgemeinde werden von der eine Gemeinde.» Inoversum AG, Meilen, begleitet. Carlo Wied- mer dazu: «Wir sind sehr froh um das Know- Yvonne Cassol, Gemeindeschreiberin Die Einheitsgemeinde ist auf gutem Weg. 24 Grüninger Post 4/2021
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