"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar

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"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
Ausgabe 4/2021   Gemeindemagazin für Grüningen

«Frauenpower»
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
Weststrasse 62/64
                               8620 Wetzikon
                               044 933 53 43
                              www.difema.ch

2   Grüninger Post 4/2021
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser

«Frauenpower» – zweifach war der Anstoss zu
diesem Heftthema. Zum einen ist von Frauen
in der Schweiz derzeit viel die Rede wegen
des 50-Jahr-Jubiläums des Frauenstimmrechts
auf nationaler Ebene, zum anderen machte
mich die «Ackerbaustellenleiterin» Franzis-
ka Oertli bei den Vorbereitungen des Hefts
«Biodiversität» darauf aufmerksam, dass ich
noch etwas antiquierte Vorstellungen eines                                                           Judith enthauptet
landwirtschaftlichen Betriebs hätte: Gerade                                                         Holofernes, gemalt von
                                                                                                    Artemisia Gentileschi
in Grüningen seien mittlerweile einige Puu-
                                                                                                    (1593–1654),
regwärb in Frauenhand. (Siehe Priska Mül-                                                           der bekanntesten Malerin
ler-Schwilch, in GP 3/21)                                                                           des 17. Jahrhunderts.
                                                                                                    (Bild: Wikipedia)
Als Mann mit Jahrgang 1965 habe ich noch
einen Zipfel von «säbi Zyt» mit Augen und          Handelsschule am Technikum Winterthur mit
Ohren erhaschen dürfen. Diese Schweiz mit          anderen Industriellentöchtern. Vor der Hoch-
Kavallerie, stolzen «Aktivdienstlern», stolzen     zeit wurden ihr alle Zähne gezogen und ein
Müttern mit Kopftuch, die im Frauenverein          Gebiss eingesetzt. An der Seite von Hugo Wyss
zusammenfanden, um ihre und der Gesell-            führte sie dann den Standort Como der Brun-
schaft Lage zu verbessern, und dem Text im         ner&Co. durch den Ersten und den Zweiten
Primarlesebuch «Mutter singt». «Mutter singt»,     Weltkrieg. Verlegte Postkarten für Touristen
so ein Text würde heute kaum mehr Eingang          und Bilder des italienischen Königshauses,
in ein Schullesebuch finden, zumal die Mut-        und als jenes vom Volk ins Exil geschickt wur-
ter im Lesebuch beim Kochen, Bügeln oder           de, auf das Heilige Jahr 1950 hin, hochwertige
Wäschehängen sang. Nicht dass Mütter heu-          Lichtdrucke vom Papst. Die Arbeiter, die stets
te nicht mehr singen würden, aber es wäre          Arbeit hatten, dankten es ihr. Eine Powerfrau
heute politisch unkorrekt, Kinder mit diesem       oder ein Opfer des Patriarchats?
Rollenklischee «patriarchal zu vergewaltigen».
«Das Elter singt» wäre zwar «politisch korrekt»:   Luisa, meine Spanischlehrerin und Zimmer-
aber in unserem Kopf entsteht kein Bild mehr       wirtin in Salamanca, sagte mir 1988, als sie
und schon gar kein Klang.                          meinen verstörten Jünglingskopf betrachtete,
                                                   angesichts der damaligen Rede vom «Macho»
Die Welt ist eben nicht schwarz-weiss, sondern     und «Chauvinismus»: «Ach Giorgio, ich sehe ja
bunt und voller Zwischentöne. Meine Urgross-       in meinen Lektionen mit den deutschen Schü-
mutter gossen anno 1954 die Angestellten           lern, was für ein Geschrei derzeit um ‹Frauen
ihrer Druckerei zu deren 50-Jahr-Jubiläum in       und Männer› (‹mujeres y hombres›) im deut-
Bronze. Ausgerechnet in den angeblich so           schen Sprachraum herrscht. Vergiss nicht: Der
biederen Fünfzigerjahren eine Unternehmerin        sogenannte Macho, das ist eine Erfindung des
in Bronze giessen!? War sie eine «Powerfrau»?      mediterranen Matriarchats. Wir starken Frau-
Sie war eine Tochter von Jakob Brunner, der        en erziehen seit Jahrhunderten unsere Jungs
«nur» zwei Töchter hatte, eines Druckers mit       zu Männern, die unseren Schwiegertöchtern
zwei Standorten. Also durfte Martheli Brun-        das maximale Lebensglück garantieren.»
ner, kaum konfirmiert, in die eben eröffnete
Gotthardbahn steigen und in der italienischen      Mit diesem Heft wollen wir Sie mit den Zwi-
Hafenstadt Bari den Berner Käsehändler-            schentönen aus der Grüninger Welt der Frau-
sohn Hugo Wyss besichtigen, den ihr Vater          en zum Denken anregen.
als Schwiegersohn und Geschäftsführer für
die 1904 gegründete italienische Niederlas-        Für das Redaktionsteam
sung ausserkoren hatte. Sie absolvierte die        Giorgio Girardet

                                                                                                                   Editorial   3
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
INHALTSVERZEICHNIS
Juli-Ausgabe 2021

                             Editorial              3    Politik
                                                         FDP                              32
                             Thema «Frauenpower»         SVP                              33
                             Care-Arbeit             5
                             Geschäftsfrau           9   Vereine
                             Gemeindepräsidentin    12   Feuerwehr                        34
                             Die «Hexe» als Spiel   19   Mediothek                        35
                                                         Turnverein                       36
                             Gemeinde und Schule         Zwergeschloss                    38
                             Gemeinderat            21   20 Jahre Urs Schwarz             39
                             Einheitsgemeinde       24
                             Vollmondführungen      25   Dies und Das
                             Schulpflege            27   Geoportal                        41
                             Kurse Grüningen        28   Kreuzworträtsel                  42
                                                         Kolumne                          45
                             Kirchen                31
                                                         Impressum, Veranstaltungen       46

                                                                       ammann-schmid.ch

      HEIZUNG
      SANIEREN?                                              Ich weiss wie weiter.
      ICH WEISS WIE UND SIE WO.                              Und Sie wissen jetzt,
      UND GEMEINSAM FINDEN
                                                          wie Sie mich erreichen:
      WIR RAUS, WARUM LIEBER
      SO UND NICHT ANDERS.
                     Agostino De Notaristefano
                                                          043 399 25 81
                Leiter Montage und Ausbildung

4   Grüninger Post 4/2021
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
«ICH DENKE NICHT IN ROLLEN»
Daniela Crainich engagiert sich mit ihrer Power in der Freiwilligenarbeit

Während acht Jahren, vom Februar 2013
bis Februar 2021, leitete Daniela Crainich
die Geschicke des Grüninger Frauenver-
eins. Eine Organisation, die sich traditio-
nell stark in der Freiwilligenarbeit betä-
tigt. Aber auch mit ihrer eigenen Firma,
die Craipa Care GmbH, ist die Powerfrau
für andere da.

Seit dem 9. Februar dieses Jahres ist das Prä-
sidium des «Frauenvereins – Frauen für Frau-
en» offiziell verwaist. Die frühere Präsidentin,
Daniela Crainich, ist seit der dannzumaligen
Generalversammlung des Vereins nicht mehr
im Amt. Den Verein leitete die Grüninger Po-
werfrau seit dem 12. Februar 2013, an der
Generalversammlung vom Februar 2019 hatte
sie angekündigt, dass dies ihre letzte zweijäh-
rige Amtszeit sein würde. «Ich wollte jemand
jüngerem Platz machen», sagt Daniela Crainich
zum Grund ihrer Demission.
                                                   Wie entwickelte sich der Frauenverein
                                                                                                    Im Büro des Unterstützungs-
Seit dem Ausscheiden der Präsidentin arbei-        Grüningen unter Ihrer Ägide?                     dienstes Craipa Care GmbH.
tet der vierköpfige Vorstand gemeinsam en-         Als ich 2013 das Präsidium antrat, ging es mir   Dieses hat Daniela Crainich
gagiert daran, mit einem Co-Präsidium diese        primär darum, eine breitere Masse von Frau-      im Sewo-Komplex an der
                                                                                                    Niderwis-Strasse.
aktuelle Lücke an der Vereinsspitze auszufül-      en anzusprechen. Und dies zum Beispiel mit
len. Die «Grüninger Post» unterhielt sich mit      einem Programm, das allen offensteht. Tat-
Daniela Crainich über ihre Bilanz zu ihrer Prä-    sächlich gelang es uns einerseits, die Anzahl
sidentinnenschaft, aber auch ihr berufliches       von Events sowie das Spektrum der Aktivitäten
Engagement im Rahmen des Nachbarschafts-           zu vergrössern. Dies führte zudem zu einem
hilfe-Dienstes «Craipa Care». Auch hier ist sie    Wachstum bei der Mitgliederzahl. Waren es
mit viel Frauenpower bei der Sache.                im Vereinsjahr 2012/2013 75 Mitglieder, zähl-

                                                                                                    Typisch für den Frauenverein
                                                                                                    Grüningen – Frauen für
                                                                                                    Frauen ist die Vielzahl an
                                                                                                    geselligen Anlässen. Hier ein
                                                                                                    gemeinsamer Line-Dance-
                                                                                                    Kurs für Anfängerinnen.

                                                                                                                      Thema     5
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
Entsprechen solche Dienste einem
                                                                                      grossen Bedürfnis?
                                                                                      Absolut. Bereits auf die ersten Flyer und Inse-
                                                                                      rate hatten wir viele Rückmeldungen. Wir ar-
                                                                                      beiten eng mit der Spitex zusammen und un-
                                                                                      sere Dienstleistungen ermöglichen es unseren
                                                                                      Klienten, so lange wie möglich in ihren eigenen
                                                                                      vier Wänden zu bleiben. Weiter kommt dazu,
                                                                                      dass jemand regelmässig bei den Klienten vor-
                                                                                      beikommt und eine angenehme Abwechslung
                                                                                      in den Alltag bringt. Es zeigt sich diesbezüglich
                                                                                      auch ein Trend ab: offensichtlich möchten Se-
                                                                                      nioren nicht gerne in ein Heim wechseln.

                                                                                      Wie stark wird diese Betreuung im Alltag
                                                                                      von Nicht-Senioren/innen beansprucht?
                                                                                      Bislang eigentlich nicht, hier gibt es sicher
              Zu den von Craipa                                                       noch viel Potenzial. Es können ja nicht nur
           Care übernommenen                                                          Senioren/innen auf solche Unterstützung an-
    Betreuungsaufgaben gehört
                                                                                      gewiesen sein.
         auch das Kochen – und
          natürlich ebenfalls das
                     Abwaschen.                                                       Wie viele Angestellte beschäftigen Sie und
                                                                                      was muss man hierfür können?
                                    ten wir bei meiner Demission als Präsidentin      Wir sind vier Frauen und das Team ist im Stun-
                                    im Februar deren 142. Und wir haben eine          denlohn angestellt. Man muss einfach Freu-
                                    gute Durchmischung bei den Generationen           de an der Arbeit mit Menschen haben. Dann
                                    erreicht.                                         braucht es sicher auch eine gewisse Dienst-
                                                                                      leistungsbereitschaft und man muss anpacken
                                    Noch während Ihrem Präsidium                      können. Eine spezifische Ausbildung wird aber
                                    gründeten Sie die Craipa Care GmbH,               nicht benötigt, zum Beispiel in der Pflege, da
                                    Betreuung im Alltag. Wie kam es dazu?             hierfür ja die Spitex verantwortlich ist. Gewiss
                                    Da ich mich damals beruflich neu orientierte,     würde ich übrigens auch Männer beschäfti-
                                    und gleichzeitig auch eine entsprechende Idee     gen. Aber hier geht es halt eben auch «nur»
                                    reifte, besprach ich dies mit meiner Freundin     um einen Teilzeitjob.
                                    Tina Kessler vom Samariterverein und Spitex.
                                    Sie war begeistert und meinte dies sei eine
                                    gute Ergänzung zur Spitex, da sie mit ihren
                                    angestammten Einsätzen leider dieses En-
                                    gagement nicht übernehmen könne. Ich selbst
                                    war schon immer im Samariterverein aktiv und
                                    in Gesprächen in meinem Freundeskreis ent-
                                    stand die Idee eines unterstützenden Ange-
                                    bots, damit zum Beispiel jemand noch länger
                                    zuhause wohnen bleiben kann. Im Juni 2016
                                    wurde dann die Craipa Care GmbH im Han-
                                    delsregister eingetragen.

                                    Wie sehen diese Dienstleistungen im
                                    Einzelnen aus?
                                    Es sind verschiedene Formen denkbar, so
                                    etwa als Hilfe im Haushalt, beim Kochen, beim
                                    Einkauf oder auch einfach als Gesellschaft. Wir
                                    übernehmen alle Bereiche der Haushaltfüh-
                                    rung und können so zum Beispiel auch bei
                                    einem längeren Ausfall eines Elternteils eine
                                    Familie unterstützen. Das bringt Ruhe in die
                                    Familie, denn wir können sehr viel Bewirken
 Eine Mitarbeiterin des Teams
von Craipa Care kümmert sich        und am Schluss sind alle beruhigt, wenn im
           um die Sauberkeit.       Hintergrund alles gemacht wird.

6     Grüninger Post 4/2021
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
Wenn man dies zur
                                                                                                      Beschäftigung wünscht, wird
                                                                                                      auch gemeinsam gebastelt.

Was sagen Sie dazu, dass gross                       Frauen nicht selten eben besser. Und dann
mehrheitlich Frauen Betreuungsaufgaben               kommt hinzu, dass sich eine Frau nicht zuletzt
wahrnehmen?                                          aus Gründen der Empathie bei gesellschaftli-
Ich denke nicht in Rollen, aber mir ist die          chen, sozialen und familiären Problemen we-
Gleichberechtigung wichtig. Mich dünkt es            niger schwer als ein Mann tut.
viel angenehmer, wenn nicht immer jeder auf
seine Rechte pocht. Man soll sich selbst nicht       Martin Mäder
immer so wichtig nehmen. Zu Ihrer Frage: Wir
sprechen hier von Freiwilligenarbeit. Und ja,        Craipa Care GmbH
die wird ganz klar in der grossen Mehrheit von
Frauen geleistet. Es ist aber auch einfach auch      Informationen zur Craipa Care GmbH
so, dass gerade hier der Faktor der Verfügbar-       www.craipacare.ch
keit eine zentrale Rolle spielt. Und diese ist bei

                                                                                                      Zum Angebot von Craipa
                                                                                                      Care gehört auch die blosse
                                                                                                      Gesellschaft, hier etwa in
                                                                                                      Form einer Begleitung beim
                                                                                                      Ausflug zu einer Alpaka-Farm.

                                                                                                                       Thema        7
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
Schränke                                                                HOLZBAU ACHERMANN GRÜNINGEN
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                                                                                         ð Dachfenster, Treppen
                                                                                                 Alois Achermann
                                                                                             Eidg. dipl. Zimmerpolier
                                                                                              Itziker Dorf-Strasse 71
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                                                                                              Natel      079 818 71 36
    055 244 14 88                                                                             Tel./Fax 044 935 43 55

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                                                                             heisst für uns: Bauwerke zu schaffen, die heute wie
                                                                             morgen höchsten Anforderungen gerecht werden.

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8    Grüninger Post 4/2021
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
BALBINA KESSLER – EINE STARKE FRAU
Wie eine Gomiswalderin im Stedtli Mutter und Geschäftsfrau wurde

«Balbina Kessler? – Aber natürlich ist
sie mir ein Begriff», so oder ähnlich re-
agierte jeder, den wir in der Gemeinde
fragten: «Dies oder jenes haben wir noch
in unserem Haushalt, das wir aus ihrem
kleinen, aber wohlsortierten Laden tru-
gen.» – «Mit meiner Frau war ich oft bei
ihr, wenn es darum ging, Ersatzteile für
Petrollampen oder andere Spezialitäten
zu finden.» Balbina Kessler war als Thema
für das Heft gesetzt. Zoë Bee traf den erst-
geborenen Sohn der Grüninger Legende.

An einem der zahlreichen nassgrauen Früh-
lingstage ist ein Treffen mit Ernst Kessler
angesagt, dem Erstgeborenen von Balbina                                                             Balbina als Schulmädchen
Kessler (*1932), der Witwe des Ernst Oswald                                                         in Gomiswald.
Kessler. Der rüstige Rentner (*1955) ist gut
vorbereitet. Auf dem grossen Tisch liegen fein    Balbina kommt nach Grüningen
säuberlich ausgebreitet einige antike Bücher      Meine erste Frage überrascht den Sohn. Ich
über sanitäre Anlagen und die Bauspengle-         will nämlich wissen, wie sich seine Mutter
rei, ein vergilbter Plan von Grüningen mit ein-   Balbina und sein Vater Ernst kennengelernt
gezeichneten Wasserleitungen sowie Fotos          haben. Wir sitzen nun um den grossen Tisch,
seiner Mutter Balbina. Auf dem Regal hinter       an dem die neunköpfige Belegschaft der Ge-
dem Tisch liegen viele weitere Bücher sowie       brüder Kessler jeweils Znüni einnimmt. Ernst
nostalgisch anmutende Schwarzweissbilder          Kessler stutzt, überlegt und dann lächelt er
von Feiern, Firmenjubiläen und natürlich dem      verlegen: «Also da muss ich passen, darüber
historischen Markt in Grüningen. Diese Zeit-      hat sich meine Mutter nicht wirklich geäussert.
zeugnisse sammelt er für sein kleines Kess-       Und der Vater starb ja bereits mit 47 Jahren,
ler-Museum im Dachgeschoss der Werkstatt,         da war ich erst 17-jährig und mein jüngster
in dem er eine ganze Ecke seiner Mutter und       Bruder neunjährig. Nein, darüber weiss ich
deren Arbeit widmet.                              nichts Genaues.» Er berichtet dann anhand

                                                                                                    Balbina Kessler hinter ihrem
                                                                                                    Grüninger Marktstand.

                                                                                                                      Thema        9
"Frauenpower" Gemeindemagazin für Grüningen - FO-Fotorotar
von Balbinas eigenen Erzählungen in der Fami-       li» anzutreffen. Sie lernten sich kennen und
                                 lie, wie es damals war in den Dreissigerjahren,     lieben. Im November 1954 heirateten sie. Es
                                 kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in        musste schnell gehen, denn im darauffolgen-
                                 Gommiswald, wo Balbina 1932 als zweitältes-         den Mai kam bereits mein Interviewpartner
                                 tes von vier Kindern auf einem kleinen Gehöft       Ernst zur Welt, als Ältester von vier Kindern.
                                 auf die Welt kam und aufwuchs. Ihre Eltern          Er habe früh gelernt, dankbar zu sein, denn
                                 besassen nur fünf Kühe. Der übliche Lebens-         es gebe nichts Selbstverständliches im Leben.
                                 weg hätte sie nach der Schule in die Spinnerei      Diesen Satz wiederholt er mehrmals an die-
                                 Uznach als Arbeiterin geführt. Balbina hinge-       sem Nachmittag, wie wenn er es sich selbst
                                                                                     immer wieder wiederholen müsste. Seine Mut-
                                                                                     ter lehrte ihn diese Lebensweisheit, wohl wis-
                             «Die Familie ist wie ein Clan,                          send, was sie bedeutet. Als nämlich sein Vater
                                                                                     so früh starb, musste Balbina sehr stark sein.
                       der zusammensteht, man hilft sich                             Noch stärker, als es die vierfache Mutter schon
                                    und hält zusammen.»                              war. Sie hatte nun die Familie zu versorgen,
                                                                                     das Sanitär- und Spenglergeschäft, inklusive
                                                                                     Büro, zu führen sowie das «Lädeli» mit Eisen-
                                 gen war 20-jährig, als sie ein Inserat sah. Im      und Haushaltswaren zu betreuen. Nach Vaters
                                 Restaurant Bahnhöfli in Grüningen suchten           Tod sprang auch der Grossvater wieder voll
                                 sie eine Serviertochter. Sie wollte es probieren,   ein und dann die Kinder, sobald sie alt genug
                                 aber sicher nicht lange im fernen Grüningen         waren, eines nach dem anderen. Es war für sie
                                 («diesem Kaff!») bleiben – und doch ist sie dem     selbstverständlich, mit anzupacken und ihren
                                 Zürcher Oberland bis heute treu geblieben.          Teil beizutragen.

                                 Dates im «Bahnhöfli»                                Balbina der «Häuptling»
                                 So packte sie ihre paar Kleider und Schuhe          Mutter Balbina sei wahrhaft fleissig und wil-
     Balbina Kessler in ihrem    und kam nach Grüningen. Hier war es viel mo-        lensstark gewesen. Der «Häuptling», der Mittel-
 Eisenwaren- und Haushalts-
                                 derner als in Gommiswald. Und es kam, wie es        punkt, die starke Ansprechperson für alles und
  laden, wo Handwerker und
 Hausfrauen über Jahrzehnte      kommen musste, denn der junge Ernst Oswald          alle. Ich will wissen, ob sie denn dominant war,
          schier alles fanden.   Kessler war plötzlich sehr oft im «Bahnhöf-         denn das sind «Häuptlinge» oft auch. «Nein,
                                                                                     überhaupt nicht», verneint der Sohn, «sie war
                                                                                     herzlich und humorvoll.» Das «Lädeli» war
                                                                                     gleichzeitig ihr Hobby und ihre grosse Freude,
                                                                                     dort schaltete und waltete sie unermüdlich.
                                                                                     Ernst Kessler holt aus: «Manch älterer Grünin-
                                                                                     ger schwärmt noch heute, dass man bei Balbi-
                                                                                     na fast alles bekam, was ein Handwerker oder
                                                                                     eine Hausfrau begehrt: über alle Arten und
                                                                                     Sorten von Schrauben, Nägeln, Drähten und
                                                                                     Beschlägen zu Geschirr aus Ton und Kupfer.
                                                                                     Es war die beste Adresse im Zürcher Oberland
                                                                                     für Petrollampen und deren Ersatzteile. Im
                                                                                     «Lädeli» wurde jeder Zentimeter vom Boden
                                                                                     bis zur Decke ausgenutzt, daher musste man
                                                                                     nur etwas Geduld haben, bis der gewünschte
                                                                                     Artikel zu Tage kam. Balbina hatte ihr eigenes
                                                                                     Ordnungssystem. Zum Schluss wurden auf
                                                                                     der Tafelwaage mittels Gegengewichts die Ar-
                                                                                     tikel auf das Gramm genau gewogen. An jedem
                                                                                     Grüninger Markt verkaufte sie an einem schön
                                                                                     geschmückten Stand in ihre Tracht gekleidet
                                                                                     eine Auswahl aus ihrem Sortiment, je nach
                                                                                     Jahreszeit und aktuellem Trend.» Durch die
                                                                                     Arbeit als Serviertochter hatte sie gelernt, fle-
                                                                                     xibel mit den unterschiedlichsten Menschen-
                                                                                     typen umzugehen. Sie war eine ausgeprägte
                                                                                     Frühaufsteherin und so war es normal für sie,
                                                                                     morgens um fünf Uhr bereits an der Arbeit zu
                                                                                     sein. Sie liebte ihre Arbeit. Trotzdem fand sie

10 Grüninger Post 4/2021
Blick ins Innere der der
                                                                                                     heiligen Balbina gewidmeten
                                                                                                     Kirche auf dem Aventin in
                                                                                                     Rom.

Zeit, sich auch im Gemeindeleben zu enga-         lebt und inspiriert, wurde zum Merkmal ihrer
gieren, im Frauen- und Samariterverein und        ganzen Familie. Und abschliessend erwähnt
selbstverständlich als Mitglied der Grüninger     Ernst Kessler, dass nun bereits die nächste
Marktkommission. Fast jeden Mittwochnach-         Generation im Geschäft mitarbeitet. Das Erbe
mittag traf sie sich mit ihrer Jassgruppe, und    des Kessler-Clans wird weitergetragen und das
die noch verbleibende Freizeit widmete sie        ist gut so.
oft Ausflügen mit ihren Enkelkindern, wie dem
jährlichen Besuch des Frühshopppenkonzerts        Zoë Bee
an der Fasnacht Grüningen.
                                                  «Heilige Balbina»
Das Ende von Balbinas Lädeli
Im Jahr 2004 Schloss sich die Ladentür von        Der Name Balbina kommt aus dem Lateinischen und ist die weibliche Form
Balbinas «Lädeli» für immer. Sie arbeitete,       zu «balbulus», der Stammler. Weltberühmt wurde der St. Galler Mönch und
bis sie 80-jährig war, mit den Jahren natürlich   Dichter Notker I. Balbulus oder auch Poeta (840–912) mit diesem Zunamen.
etwas reduzierter, schliesslich bereitete sie     Er machte aus seiner sprachlichen Schwäche, dem Stammeln, eine Stärke
noch den Handwerkern den Znüni vor und            als Dichter.
putzte. Doch dann stürzte sie und der daraus      Der Vorname Balbina war in katholischen Gegenden sehr beliebt wegen
resultierende Knochenbruch wurde zur Zäsur        der heiligen Balbina von Rom (11. März, auch 31. März). Ein alter christlicher
in ihrem arbeitsreichen Leben. Seit nunmehr       Friedhof an der Via Appia in Rom und die Kirche Santa Balbina all’Aventino ge-
fünf Jahren wohnt die heute 88-Jährige in einer   hen wohl auf eine historische Frühchristin Balbina zurück, um die sich dann
Pflegewohnung in Bubikon, wo sie sich sehr        im 6. Jahrhundert die Heiligenlegende bildete. Balbina sei die Tochter des
wohlfühlt und mit ihrer aufgestellten Art das     römischen Tribuns (Offizier) und Kerkermeisters Quirinus (heiliger Quirinus
Pflegeteam auf Trab hält.                         von Neuss, 30. März) gewesen. Dieser liess den Papst Alexander (6. Papst
                                                  105–115 n. Chr. von Kaiser Hadrian 115 enthaupten) und den Präfekten
Das Kessler-Erbe geht weiter                      Hermes als Christen in getrennten Gefängnissen scharf bewachen, muss
Die Familie erlebte nicht nur Höhepunkte. Als     aber erleben, dass Alexander dem Hermes, von einem Engel geführt, ohne
Ernst Kessler selber schwer erkrankte, schaff-    Fesseln erscheint, ohne den anderen Kerker verlassen zu haben. Um ein
te es Balbina, analog zum ersten schweren         weiteres Zeichen bittend – die Heilung seiner an einem Halsgeschwür (Kropf)
Schicksalsschlag, dem Tod ihres Mannes,           leidenden Tochter –, lässt Alexander ihn nach den Ketten Petri suchen. Qui-
ihre Familie für die wirklich wichtigen Dinge     rinus findet sie, Balbina küsst sie und ist geheilt. Bekehrt und von Alexander
im Leben zu sensibilisieren. Alle seien näher     getauft, erleiden Vater und Tochter den Martertod durch Enthauptung.
zusammengerückt. Seine Geschwister pack-          Balbinas Grab ist in der Katakombe bei der Via Appia festgestellt worden.
ten an und arbeiteten im Geschäft mit. Die        Die heilige Balbina wird gegen Kropf angerufen. Dargestellt wird sie mit dem
Familie sei wie ein Clan, der zusammenstehe,      Lilienzepter (Zeichen der Jungfräulichkeit) und einer Kette. (aus: Reclams
man helfe sich und halte zusammen. Diese          Lexikon der Heiligen und biblischen Gestalten).
grosse Hilfsbereitschaft, von Balbina vorge-

                                                                                                                      Thema    11
WIE WIRD FRAU GEMEINDEPRÄSIDENTIN?
Eine Begegnung mit Susanna Jenny an einem Mittwochnachmittag in Itzikon

                              «Grüningen verdankt die Calatrava-Um-
      Susanna Jenny posiert
        für den Wahlkampf.    fahrung der Frau Jenny», die Hochdeutsch
                              sprechende Dame vom Tiefbauamt sagte
                              mir das so, wie nur Menschen aus dem
                              grossen Kanton überzeugt sein können.
                              Das machte mich neugierig, im Gespräch
                              mit der alt Gemeindepräsidentin zu er-
                              kunden, was es braucht, um eine Gemein-
                              depräsidentin mit einem derartigen Er-
                              folgsausweis auf den Weg zu bringen. Das
                              1971 angenommene Frauenstimmrecht
                              ist wohl nur eine notwendige Vorausset-
                              zung dazu.

                              «Ja, darüber will ich gern Auskunft geben, denn
                              es steht noch nicht zum Besten», beschied
                              mir Susanna Jenny am Telefon, «Am frühen
                              Mittwochnachmittag habe ich Zeit.» Und so
                              treffe ich die zweite Gemeindepräsidentin von
                              Grüningen, deren unermüdlicher Einsatz für        Selbstversorger, vier Kinder,
                              die Umfahrung des Stedtli mich bei den Re-        zwei Zeitungen
                              cherchen zur HSG-Schrift 2019 beeindruckt         Der Vater, ein Berner, arbeitete als Lagerist
                              hat. Sie sitzt vor dem Wintergarten zwischen      bei der Accum in Gossau, die Mutter, eine
                              Babyfon, das sie während des Gesprächs ihrer      Thurgauerin, war eine klassische Hausfrau mit
                              Tochter, die zurückkommt, weiterreicht und        vier Kindern, welche die Eltern schier vollstän-
                              ihrem Gemüsegarten, oben grasen ihre Alpa-        dig aus dem Garten selbst versorgten. Der Va-
                              kas. «Wer in der Familie hat bei ihrem Eintritt   ter kümmerte sich um die Kartoffeln, die Mut-
                              in den Kindergarten geahnt, dass sie dereinst     ter besorgte den Rest des Gemüsegartens.
                              die zweite Frau werden würden, die das Ge-        Eigene Hühner lieferten Eier und eigene Kanin-
                              meindepräsidium von Grüningen bekleidet?»         chen auch dann und wann einen Sonntagsbra-
                              – «Ganz bestimmt niemand», lacht Susanna          ten. Wie sie in den Kindergarten eintrat, hatte
                              Jenny und wird dann ernster, «aber ich komme      sich die Welt daran gewöhnt, dass mit John F.
                              aus einer politischen Familie.»                   Kennedy ein Katholik den Auslöserknopf der

 Susanna Jenny im Gespräch.

12 Grüninger Post 4/2021
Das spontane Fest auf dem
                                                                                                       Chratzplatz am 11. Mai 2012
                                                                                                       anlässlich der Feier der Be-
                                                                                                       kanntgabe des regierungsrät-
                                                                                                       lichen Auftrags der Umfah-
                                                                                                       rungsprojektierung.

amerikanischen Atomstreitmacht bedienen              miert Susanna Jenny die Haushaltskunst ihrer
durfte. In der Schweiz brummte der Wirt-             Mutter. Diese war über den eigenen Haus-
schaftsmotor, Italiener, Spanier und Türken          halt hinaus auch in der Nachbarschaftshilfe
kamen ins Land als Saisonniers und «Gastar-          engagiert, meist unentgeltlich oder für wenig
beiter», man sprach von Überfremdung.                Entgeld, aber manchmal gabs dafür einen
                                                     Korb Äpfel oder Birnen, was wiederum die
Wie hat sie die Geschlechterrollen in ihrer          Haushaltausgaben minderte.
Kindheit wahrgenommen? «Als Kind macht
man sich keine Gedanken, man nimmt die               Von Diskriminierungen der Mädchen in der
Welt auf, wie sie sich einem darbietet.» Un-         Schule will Susanna Jenny im Rückblick nichts
terschiede gabs schon zwischen der Welt der          wissen. «Lydia Urner war unsere Lehrerin in
Mutter, einer leisen Frau, die wusste, was sie       der Unterstufe, sie förderte uns Mädchen ge-
wollte, und jener des Vaters, dem ein grosser        nauso wie die Buben. Und in der Mittelstufe,
Gerechtigkeitssinn eigen war. «Wir hatten den        da waren die Knaben sowieso in den Flegel-
Tages-Anzeiger und den Zürcher Oberländer            jahren und hatten den Kopf oft weniger bei
abonniert, so lernte ich schon als Kind, dass        der Sache.» – «Aber es gab doch geschlech-
in den Zeitungen die Dinge stehen, welche die        terspezifischen Unterricht in der Oberstufe:
Erwachsenen diskutieren. Mein Vater verfolgte        Hauswirtschaftsunterricht für die Mädchen,
im Tages-Anzeiger die Politik, meine Mutter          Werken, Geometrie und Technisches Zeichen
                                                                                                       Susanna Jenny spricht am
im Zürcher Oberländer eher das Geschehen             nur für die Knaben», wende ich ein. «Das hat
                                                                                                       11. Mai 2012 zu der auf dem
in der Region. Oft habe ich mich als Kind dem        man damals als gegeben hingenommen und            Chratzplatz versammelten
Vater beim Zeitungslesen auf den Schoss ge-          noch nicht gross hinterfragt.» Auch an den Tag,   Festgemeinde.
setzt, vielfach bin ich gar dort eingeschlafen. In
eine Beiz, eine Gaststube zu gehen, wäre der
Mutter, die das Haus bis in die 70er-Jahre stets
mit einem schmucken Kopftuch verliess (das
war ihr Outfit für ausser Haus), nie in den Sinn
gekommen. Nach den Gemeinderatswahlen
oder anderen wichtigen gemeindepolitischen
Ereignissen hingegen war der Vater jeweils lan-
ge in der Beiz und kam spät und angeheitert
nach Hause.»

Die mütterliche Haushaltskunst –
als Mädchen in der Schule
Den Lohn, den er bar ausbezahlt erhielt, lie-
ferte Vater Rohrbach seiner Frau ab, welche
Geldscheine und Münzen gleichmässig in die
zwei Fächer ihres grossen Portemonnaies ver-
teilte. Das eine enthielt das Geld für die erste
Monatshälfte, das andere Fach jenes für die
Zeit bis zum Monatsende. «Wir Kinder hatten
nichts zu entbehren. Es reichte immer», resü-

                                                                                                                        Thema 13
Wir sind in alter Frische wieder für Sie da. Viva la vida!
   Gepflegtes Gourmetstübli / Gesellscha s- und Hochzeitsessen bis 80 Personen
  Preiswerter Tellerservice / Bar Pub / Komfortable Zimmer Schöne Gartenterrasse
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14 Grüninger Post 4/2021
an dem das Frauenstimmrecht angenommen
wurde, hat sie keine spezielle Erinnerung. «Das
ging an mir elfjährigem Mädchen damals vor-
bei, mich beschäftigten wohl andere Dinge.»
Lydia Urner war dann als Präsidentin der refor-
mierten Kirchenpflege – das kirchliche Frauen-
stimmrecht kam vor dem politischen – eine der
ersten Frauen im Dorf in einem Behördenamt.
Auch Klara Rohrbach wurde Mitglied der Kir-
chenpflege. Mit dem Frauenstimmrecht ging
die Mutter regelmässig abstimmen, unterliess
es aber, den Vater an die Gemeindeversamm-
lungen zu begleiten, wo er seinem Naturell
entsprechend, sich des Öfteren pointiert zu
Wort meldete.

Vorbilder?
«In unserer Familie gab es keine Überlegungen         Ungehinderte Berufswahl
                                                                                                         Die Ratsstube, die im Schloss
zu Vorbildern», meint Susanna Jenny resolut.          «Bei meiner älteren Schwester gab es noch          nach dem Kirchenbrand
«Meine Eltern waren im Dorf integriert, aber sie      Diskussionen, ob sie die Kantonsschule besu-       1970 eingerichtet wurde:
gehörten nirgends zum ‹harten Kern› und auch          chen sollte, wie ihre Lehrer es für sie empfah-    Dass an diesem Tisch auch
                                                                                                         Frauen Platz nehmen würden
keiner Partei gehörten sie an. Dass es Men-           len. Als dann die Reihe nach den zwei Brüdern      beunruhigte lange manchen
schen gibt, denen es weniger gut geht als uns,        an mich kam, gab es keine Diskussionen mehr,       Grüninger.
das machten uns unsere Eltern schon immer             ob und was für einen Beruf ich ergreifen sollte.
bewusst. Und das hat uns auch geprägt. Der            Ich lernte Chemielaborantin und bin noch heu-
Gerechtigkeitssinn des Vaters etwa äusserte           te im weitesten Sinn in diesem Bereich tätig.
sich darin, dass er in das Steuerregister Ein-
sicht nahm. Dort stellte er fest, wie die Bäckerei,   Als mein Mann und ich heirateten und be-
die offensichtlich mehr Umsatz machte, weni-          schlossen, eine Familie zu gründen, war die
ger Steuern bezahlte, während jene, wo die            Frage keine politische, sondern eine pragmati-
Geschäfte scheinbar schlechter gingen, mehr           sche und somit einfach: Wir verglichen unsere
Steuern leistete. So nahm er oft den weiteren         Lohnabrechnungen und da mein Mann den
Weg zur – in seiner Wahrnehmung – steuerehr-          grösseren Lohn heimbrachte, blieb ich dann
licheren Bäckerei unter die Füsse, um diese zu        zu Hause und kümmerte mich mehr um Haus-
unterstützen. ‹Du musst genau hinschauen, es          halt und Kinder.» Susanna Jenny ist überzeugt,
ist nicht immer so, wie es auf den ersten Blick       «wäre es anders gewesen, wäre mein Mann
scheint›, sagte er mir jeweils.»                      kürzergetreten.»

                                                                                                         Das Stadtmannhaus. Einst
                                                                                                         Alternative zum Schloss, dann
                                                                                                         Schulhaus nun Gemeinde-
                                                                                                         haus. 2006 bis 2018 amtete
                                                                                                         Susanne Jenny als Gemeinde-
                                                                                                         präsidentin.

                                                                                                                          Thema 15
TRA
       EC
                    Seit 1973
              AG
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16 Grüninger Post 4/2021
Das Schreckgespenst
des «Weiberregiments»
«Es kommt noch so weit, dass wir bald Weiber
im Gemeinderat haben», solche Sätze waren
vor und nach der Annahme des Frauenstimm-
rechts in Grüningen zu hören. «Mein Vater war
in solchen Fällen in der Lage, den Absendern
solcher Aussprüche zu erwidern: ‹heit tir wy-
ber dehei, de syt er auwä säuber tschuld, mir
hei bi üs Froue im hus›. Vater Rohrbach enga-
gierte sich in der Gesundheitsbehörde und
setzte sich ein, dass die brauchtümliche drei-
tägige Aufbahrung der Toten im Trauerhaus
abgestellt wurde und im Friedhof ein gekühlter
Aufbahrungsraum eingerichtet wurde.

Es kam dann dazu, dass 1988 mit den Wah-
len die Gesundheitsbehörde mehrheitlich in
Frauenhand kam. Erika Floescher, Rösli Kon-
rad-Menzi, Susanna Jenny wurden nebst Urs
Homberger in diese Behörde gewählt, die             übernahm als Gemeinderätin zu unserer Freu-
                                                                                                     Das Calatrava-Projekt,
sich um die vielfältigen Aspekte der Gesund-        de das Ressort Gesundheit und wurde später       das Susanna Jenny als
heitsvorsorge und Hygiene in der Gemeinde           gar die erste Frau Gemeindepräsidentin. Auch     Gemeindepräsidentin
kümmerte. «Wir waren voller Tatendrang und          ich als parteilose Gemeindrätin machte spä-      auf den Weg brachte.
Enthusiasmus in unsere Behördenarbeit ein-          ter diesen Schritt und wurde zur zweiten Frau
gestiegen», erinnert sich Susanna Jenny, «allein    Gemeindepräsidentin gewählt.» Zu jener Frau
der männlich dominierte Gemeinderat erteil-         Gemeindepräsidentin, die für das Stedtli mit
te laufend allen Anträgen der Gesundheits-          höchstem persönlichem Einsatz endlich ein
behörde eine Abfuhr. Wir konnten so über            Umfahrungsprojekt auf den Weg brachte.
Monate nichts ausrichten, die Situation war
für uns frustrierend», leitet Susanna Jenny die     Frauen zu ermutigen, bleibt wichtig
Geschichte jenes Coups ein, welcher die Ge-         «Im Bezirk Hinwil waren wir in meiner Zeit
sundheitsbehörde in die Schlagzeilen bringen        nie mehr als drei Gemeindepräsidentinnen.
sollte. «Aus unserer Ohnmacht dem Gemein-           Es bleibt darum wichtig, die Frauen weiter-
derat gegenüber, der unserem begründeten            hin zu ermutigen, sich für Behördenämter zur
Antrag im Gemeinderat, einen Ressortwech-           Verfügung zu stellen, sich in der Politik ein-
sel zu erwirken, nicht stattgab, beschlossen        zubringen. Denn von allein geht dies nicht.»
wir, mit unserem Anliegen an die Presse zu          Und noch ein Anliegen hat Susanna Jenny: «Als
gehen, zum Zürcher Oberländer, im Voraus            Frau, die einen Teil ihres Lebens der Famili-
wohlwissend, das würden wir – mit nicht ganz        enarbeit, der Alterspflege der Eltern und nur
abschätzbaren Folgen für uns – genau einmal         zehn Jahre meines Lebens keiner bezahlten
machen können und danach hätte wir wieder           Arbeit, jedoch aufgrund der Familienarbeit
eisern zu schweigen. Heinz Girschwiler von          weitgehend Teilzeit gearbeitet habe, bin ich
Ottikon, der später die Biografie Jakob Zollin-     nun im Alter auf die Pensionskasse meines
gers schrieb, hörte sich unser Anliegen an und      Mannes angewiesen. Auch Behördenarbeit
packte es geschickt in einen Artikel, der genau     auf Gemeindeebene ist nur in wenigen Fäl-
so viel sagte, wie wir wollten, und so, dass alle   len Pensionskassenpflichtig. Das scheint mir
verstanden, um was es uns ging.                     stossend und beeinträchtigt die gleichwertige
                                                    Anerkennung der Familienarbeit gegenüber
Die Aufregung war erwartungsgemäss be-              Lohnarbeit. Es müsste ein – vielleicht mit der
trächtlich, es handle sich hier um Amtsge-          Mutterschaft der Frauen verbundener – Aus-
heimnisverletzung, man sehe daraus, dass            gleich stattfinden. Es bleiben für mich in der
Frauen doch nicht geeignet seien für ein Be-        Frage der Gleichstellung immer noch wichtige
hördenamt … etc. pp. Der Bezirksrat schritt ein,    Fragen offen.» Die Enkel kommen zurück vom
wir mussten dort vorsprechen. Nicht zuletzt         Spaziergang, in der durchstrukturierten Welt
aus Gründen, die wir nicht mehr aufwärmen           der alt Gemeindepräsidentin verschiebt sich
wollen, stimmte der Gemeinderat schliesslich        der Fokus auf die nächste Aufgabe.
einem Ressortwechsel zu. Und wir mussten in
der Folge eisern schweigen. Trix Zürcher (SVP)      Giorgio Girardet

                                                                                                                       Thema 17
Hofladen
                                                                                                  24h Selbstbedienung

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                                                                                                   Tel. 044/935 50 00
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  vom 30.6. bis 10.7.2021                                                                          info@mschneider.ch
                                                                                                   www.mschneider.ch
  Mistel-Apotheke, Kathrin Knechtle
  Rütistrasse 7b, 8634 Hombrechtikon
  Telefon 055 244 38 18    www.mistel-apotheke.ch

                                                               Bagger- und Steinarbeiten, Plattenbeläge, Maurerarbeiten

  HOLZ- & BAUPLANUNG
  Jakob Thaler
  Grüningerstrasse 138                                                                             Binzikerstrasse 93
  8626 Ottikon (Gossau ZH)
                                                                                                   8627 Grüningen
  Telefon 044 975 24 20
  Fax        044 975 24 22
  Natel      079 682 24 20
                                                  J. Thaler                                        Fix    044 935 31 89
  thalerj@bluewin.ch
  thaler-bauplanung.ch             Eidg. dipl. Zimmermeister                                       Fax    044 935 42 53
                                                               schwarz.grueningen @ bluewin.ch     Mobile 079 316 37 13

18 Grüninger Post 4/2021
WARUM ICH GERNE EINE HEXE DARSTELLE
Hintergrundinformationen zum szenischen Wandertheater 2021

Mit «Power» hat Claudia Frei für das Fern-
sehen SRF in «mini Schwyz, dini Schwiz»
Grüningen vorgestellt. Die Grüningerin-
nen und Grüninger kennen sie als Initi-
antin und Spielerin in den «szenischen
Stedtlirundgängen». Für die Ausgabe
«Frauenpower» erklärt sie uns, warum
sie gern eine «Hexe» spielt, und gibt uns
einen Vorgeschmack auf die Ausgabe
2021 des beliebten Grüningers Freilicht-
theaters der «szenischen Wanderung».

Immer wieder lese ich gerne Bücher von Frau-
enpersönlichkeiten, die in Zeiten lebten, wo
die Frau keine Rechte hatte. Die Kirche und die
damalige Gesellschaftsstruktur entsprechen
zum Glück nicht mehr meinem Alltag. Diese           Gesundheit der Gemeinschaft. Ihr Wissen ga-
                                                                                                      Was wohl Claudia Frei
Geschichten lösen bei mir einerseits Wut und        ben sie ihren Töchtern weiter. Viele verfolg-     als «Hexe» mit dem Herr
Unverständnis aus, weil vieles ungerecht war.       te Frauen waren Hebammen, die sich in den         Pfarrer auf dem Friedhof
Diese Frauen zeigen mir in ihren Geschichten        medizinischen Anwendungen von Kräutern            zu disputieren hat …
eine unglaubliche Willensstärke und Kraft und       und Pflanzen auskannten. Die Gesellschaft
trotz grosser Widrigkeiten sind sie ihren Weg       hielt ihr medizinisches Handwerk für eine Art
gegangen. Oft bezahlten sie dafür einen ho-         Magie.
hen Preis.
                                                    Der Begriff «Hexe» wurde erst im späteren Mit-
Eine dieser inspirierenden Frauen aus dem           telalter und in der Frühen Neuzeit auf Frauen
11. Jahrhundert war Hildegard von Bingen, die       projiziert.
bis heute durch ihre Naturheilkunde berühmt
bleibt. Sie war eine intelligente und starke Frau   Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit
und bestimmt ihrer Zeit voraus. Mit grossem         Zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert
Geschick verstand sie es, politischen Einfluss      wurden viele tausend angebliche Hexen – und
auszuüben und selbst von Kaiser und Papst           auch Hexer – auf dem Scheiterhaufen ver-
angehört zu werden. Sie scheute sich nicht,         brannt. Die Gründe dieses Hexenwahns sind
bedeutende Persönlichkeiten in rechter Weise        vielfältig. Zumeist suchte man Sündenböcke
zu ermahnen und für das einzustehen, woran          für Missstände, Hungersnöte und Seuchen.
sie glaubte und was sie für richtig hielt.          Der Glaube an die Magie war zu dieser Zeit
                                                    noch sehr verbreitet. Nicht verwunderlich,
Hexenverfolgungswahn                                dass man die vermeintlichen Hexen dafür
Im Mittelalter waren die Frauen überall an-         verantwortlich machte.
zutreffen: Es gab Lehrerinnen, Bäuerinnen,
Äbtissinnen, Schriftstellerinnen. Diese wid-        Die Kirche spielte ebenfalls ihre Rolle. Zuerst
meten sich in verschiedenen Bereichen dem           war sie gegen den Hexenglauben und versuch-
menschlichen Wissen. Die Frauen überschrit-         te ihn zu bekämpfen. Sie kam aber in Bedräng-
ten die Grenzen, die ihnen in den herrschen-        nis und gab dieses Prinzip auf. Erst Anfang
den Geschlechtermodellen auferlegt waren,           15. Jahrhundert kam die Vorstellung auf, dass
und sie wurden so zu einem Problem für die          diese Menschen einen Bund mit dem Teufel
männliche Elite.                                    haben und mit ihrer Zauberkraft Volk und Kir-
                                                    che schaden. Gefährdet waren Frauen, deren
Viele «Hexen» waren Frauen, die unabhängig          Wissen und Befähigung über das Normalmass
handelten, die bereit waren zu erwidern und         hinausreichte. Viele, die verbrannt wurden,
sich verteidigten. Sie waren durch die Jahr-        konnten lesen und schreiben und hatten oft
hunderte als Heilerinnern zuständig für die         Kenntnisse zu Heilpflanzen.

                                                                                                                       Thema 19
Das Klischee der Hexe                           Landvogteischlosses gesperrt und nur dank
                                 Abstrus waren auch äusserliche Merkmale ei-     der Intervention ihres Bruder Johannes nach
                                 ner Hexe, wie abweichende Augenfarbe (helle     einem Tag wieder freigelassen.
                                 Augen und dunkle Haut), alleinstehend, arm,     Der Pfarrer drohte später mit einer «böseren»
                                 rote Haare, Sommersprossen, Warzen oder         Gefangenschaft, wenn diese Liaison nicht en-
                                 Muttermale.                                     den würde. In einer späteren Gefangenschaft
                                 Der Höhepunkt der Verfolgungen war zwi-         äusserte Barbara Honegger Hochzeitsabsich-
                                 schen 1550 und 1650. Es wird geschätzt, dass    ten, somit wurden sie freigelassen. Barbara
                                 rund drei Millionen Menschen der Prozess ge-    verliess Grüningen mit einem unbekannten
                                 macht und bis zu 60 000 hingerichtet wurden.    Ziel, und der Pfarrer konnte endlich wieder
                                 Verfolgungen geschehen bis zum heutigen         sagen «Gott lob ist im Stedtli wieder alles still».
                                 Tag, hauptsächlich in Afrika, Südostasien und   Nach den Auseinandersetzungen durfte Anna
                                 Lateinamerika.                                  Beugger nicht mehr bei der Familie leben und
                                 Ab und zu wird mir auch gesagt, ich wäre wohl   zog zu Bernhard Zangger. In Anbetracht ihres
                                 im Mittelalter als Hexe verbrannt worden. We-   selbstbewussten Auftretens stellte sich die Fra-
                                 niger wegen meiner Intelligenz, sondern we-     ge, ob ihr nicht eine Verurteilung als Hexe ge-
                                 gen meines beharrlichen Verhaltens, andere      droht hätte, denn die Zeit der Hexenverfolgun-
                                 nennen es Sturheit.                             gen war zu ihren Lebzeiten noch nicht vorbei.
                                 Weil ich mir den Mund nicht verbieten lasse,
                                 hartnäckig bin und für das einstehe, woran      Szenische Wanderung 2021
                                 ich glaube.                                     1701 wurde im Kanton Zürich in Rafz letztmals
                                                                                 eine Frau verbrannt, weil man ihr vorwarf, eine
                                 Anna Beugger, eine eigenständige Frau           Hexe zu sein.
                                 im 17. Jahrhundert                              Die szenischen Wanderungen sollen nicht nur
                                 Grüningen hatte auch in der Geschichte eigen-   Düsteres und Trauriges aus der Vergangenheit
                                 ständige Frauen, die ihren Weg gingen, z. B.    zeigen, sondern es darf auch gelacht und ge-
                                 Anna Beugger aus der berühmten Textilfamilie.   schmunzelt werden. Sie sollen uns aber auch
                                 Beuggers waren über mehrere Generationen        immer wieder auf kulturelle Weise zeigen, dass
                                 einflussreiche Textilverleger in der Zürcher    nach wie vor Themen aus vergangener Zeit
                                 Landschaft und brachten auch vielen Grünin-     nichts an Aktualität verloren haben.
                                 gerinnen wichtige Heimarbeit.                   Lassen Sie sich überraschen und diskutieren
                                 Anna Beugger musste des Öfteren vor den         Sie mit uns nach dem zweistündigen Spazier-
                                 Stillstand oder gar vors Ehegericht nach Zü-    gang vom Tannsberg bis zum Schloss Grünin-
                                 rich. Sie widersetzte sich den Warnungen des    gen bei Speis und Trank.
                                 Landvogtes, sich weiterhin mit Barbara Hon-
                                 egger zu treffen. Es machte ihr auch keinen     Claudia Frei / Projektleiterin szenische Stedtli-
                                 Eindruck, dass ihr gedroht wurde, in den Turm   rundgänge und Kräuterhexe
                                 gesperrt zu werden. Daraufhin wurde sie an      Quelle Anna Beugger
                                 einem eiskalten Tag in das Turmverlies des      Chronik Grüningen Markus Brühlmeier S.104 ff

      … auf alle Fälle hat sie
    während der szenischen
  Wanderung einige Zuhörer.

20 Grüninger Post 4/2021
AUS DER RATSSTUBE
Verhandlungsbericht

Digitales Amtsblatt Schweiz                       täten wie HSG-Museums-Anlässe, kirchliche
Bereits seit 1. Juni 2020 werden die amtli-       Anlässe, historische Wanderungen, kultSich-
chen Publikationen nur noch auf der Gemein-       tig-Anlässe/Konzerte sowie die Eisbahn. Kein
de-Homepage www.grueningen.ch publiziert.         Anlass soll andere konkurrenzieren, sondern
Seit kurzem steht das Digitale Amtsblatt          sich in einen Gesamtfahrplan einfügen. Das
Schweiz für amtliche Publikationen zur Ver-       ganze Puzzle soll ein lebendiges Stedtli bzw.
fügung. Der Gemeinderat hat beschlossen,          eine lebendige Gemeinde ergeben.
dass die amtlichen Publikationen über diese
Plattform amtlich veröffentlicht werden. Die      Einige Ideen basieren auf der App smarTrails
Rubrik «Amtliche Publikationen» auf der Ge-       von Tourify GmbH, welche bereits von ver-
meinde-Homepage ist direkt mit dem Digitalen      schiedenen Touristendestinationen genutzt
Amtsblatt Schweiz verlinkt. Nutzerinnen und       wird: Jungfrau-Region, Arosa, Grindelwald, Sa-
Nutzer können ein individuelles Suchabo ein-      vognin, Surselva sowie verschiedenen Städten.
richten, sodass sie über Publikationen direkt     Themenwege können mit Bildern, Videos, Tex-
per Mail informiert werden.                       ten gefüllt werden und scheinen sehr intuitiv
                                                  zum Erstellen. Zudem kann man die App auch
Projekt Tourismus Grüningen                       für Informationen zu Exponaten im Museum
Der Gemeinderat hat vom Grobkonzept «Pro-         (Audioguide-Funktion bzw. QR-Code-lesen)
jekt Tourismus Grüningen» Vormerk genom-          nutzen. Die App smarTrails bietet eine offene
men. Dabei geht es um ein gemeinsames             Lösung für verschiedenste Rundweg-Konzepte
Projekt der Gemeinde, der Heimatschutzge-         in Grüningen, seien dies Stedtliführungen, indi-
sellschaft und der Kulturkommission kultSich-     viduelle Wegvarianten oder auch Infosysteme
tig. Das Grobkonzept basiert auf den drei Spar-   für Museen. Für die Anschaffung der Lizenz von
ten Aktionen/Anlässe, Rundwege, Führungen.        smarTrails hat der Gemeinderat einen jährlich
Die Aktionen und Anlässe sind ein Bestandteil     wiederkehrenden Betrag von CHF 2900.00 be-
für die Belebung/Entwicklung des Stedtli. Alle    willigt, sowie für das Supportpaket zusätzlich
Aktivitäten sollen im Gesamtkontext gesehen       einen Betrag von CHF 290.00. Zudem wurde
werden. Nicht nur gemeindeeigene Aktivitäten      für die geplante Umsetzung im Jahr 2021 ein
tragen zur Belebung bei, sondern alle Aktivi-     Betrag von CHF 5000.00 bewilligt.

                                                                                                     Screenshot des Online-
                                                                                                     Angebots «Digitales Amtsblatt
                                                                                                     Schweiz».

                                                                                                                      Thema 21
Bauabrechnung Schloss-Sanierung                 – Abrechnung für die Umsetzung der Home-
                              Die Sanierungsarbeiten im Schloss sind schon        page fürs Schloss Grüningen mit Kosten von
                              seit einiger Zeit abgeschlossen. Ausstehend         insgesamt CHF 17 173.15 mit Mehrkosten
                              war nun noch der Abschluss verschiedener            von CHF 2173.15 / Kredit CHF 15 000.00.
                              Kreditabrechnungen rund um dieses Projekt.      – Abrechnung für die Bewerbung des Semi-
                              Der Gemeinderat hat folgende Abrechnungen           narbereichs im Betrag von CHF 7990.20
                              genehmigt:                                          mit Minderkosten von CHF 509.80 / Kredit
                              – Abrechnung für die Machbarkeitsstu-               8500.00.
                                  die/Vorprojekt für den Umbau und die        – Abrechnung für die Sanierung des Stedt-
                                  Sanierung im Schloss mit Kosten von             li-Modells inklusive Anschaffung eines
                                  CHF 42 876.00 mit Minderkosten von              neuen Tisches mit einer Plexihaube mit
                                  CHF 3 124.00 / Kredit CHF 46 000.00.            Gesamtkosten von CHF 9039.60 und
                              – Bauabrechnung der Sanierungs- und Um-             Minderkosten von CHF 60.40 / Kredit
                                  bauarbeiten im Schloss mit Gesamtkosten         CHF 9100.00.
                                  von CHF 720 162.60 mit dem Beitrag des      Der Betrieb im Schloss ist nach der Sanierung
                                  Kantons im Betrag von CHF 9110.00 und       grundsätzlich gut angelaufen. Die bald seit
                                  den Minderkosten von CHF 23 947.40 /        zwei Jahren anhaltende Corona-Pandemie mit
                                  Kredit CHF 735 000.00. Die gesamten         den gesetzlichen Einschränkungen, hat jedoch
                                  Ausgaben wurden aus dem Alfred Tan-         zu einem massiven Einbruch bei den Reserva-
                                  ner-Fonds entnommen. Die Kosten für die     tionen geführt.
                                  Eröffnungsfeier im Betrag von CHF 8500.00
                                  wurden ebenfalls dem Alfred Tanner-Fonds    Nomination Verwaltungsrat Energie
                                  entnommen. Sie waren nicht Bestandteil      Grüningen AG
                                  der Bauabrechnung.                          Der Gemeinderat hat folgende Personen für
                              – Abrechnung für die Anschaffung der Ein-       den Verwaltungsrat der Energie Grüningen AG
                                  richtung für den Schlosskeller und die      nominiert:
                                  Schlossräume (Mobiliar) mit Gesamtkosten
                                  von CHF 112 895.65 mit Mehrkosten von       Paul Grüninger, Verwaltungsratspräsident
                                  CHF 12 895.65 / Kredit CHF 100 000.00.      Peter Gutknecht
                                  Das Mobiliar wurde ebenfalls aus dem        Erich Hofmann (bisher Mitglied Werkkommis-
                                  Alfred Tanner-Fonds finanziert.             sion und Feuerwehrkommandant)
                              – Abrechnung für die konzeptionelle Be-         Carlo Wiedmer (Vertretung Gemeinderat)
                                  gleitung für die Nutzung und den Be-        Sascha-Max Steinegger (Vertretung Gemein-
                                  trieb des Schlosses insgesamt Kosten        derat)
                                  von CHF 25 600.00 mit Minderkosten von
                                  CHF 1400.00 / Kredit CHF 27 000.00. Diese   Der Gemeinderat ist überzeugt, mit den no-
                                  Kosten wurden ebenfalls aus dem Alfred      minierten Personen eine ideale Besetzung für
         Schloss Grüningen.       Tanner-Fonds entnommen.                     den Verwaltungsrat der Energie Grüningen AG,
                                                                              welche ab 1. Januar 2022 tätig sein wird, gefun-
                                                                              den zu haben.

                                                                              Personelles
                                                                              Als neuer Stellvertreter des Leiters Unter-
                                                                              haltsdienst wurde Konrad Vetterli, Grüningen,
                                                                              angestellt. Er wird die Stelle am 1. November
                                                                              2021 antreten.

                                                                              Weiter hat der Gemeinderat
                                                                              – vom Jahresbericht und der Jahresrech-
                                                                                nung 2020 der Stiftung Botanischer Garten
                                                                                Grüningen aufsichtsbehördlich ohne Be-
                                                                                merkungen Vormerk genommen. Die sorg-
                                                                                fältige Betreuung und Pflege der Anlage
                                                                                sowie das finanzielle Engagement werden
                                                                                der Stiftung und der Zürcher Kantonalbank
                                                                                bestens verdankt.
                                                                              – die Bauabrechnung für die Erhöhung der
                                                                                Eingangstore, die neue Schockbeleuch-
                                                                                tung und den Ersatz der Holzliegestellen

22 Grüninger Post 4/2021
Badi Grüningen.

    in der Badeanlage mit Kosten von insge-          formierte Kirchgemeinde beteiligt sich mit
    samt CHF 17 877.65 und Minderkosten von          50 Prozent an den Kosten.
    CHF 12 122.35 genehmigt. Die Minderkos-        – der Interessengemeinschaft Stedtli (IGSG)
    ten sind auf deutlich tiefere Kosten bei der     die Bewilligung erteilt, am Freitag, 20. Au-
    Anschaffung der Holzliegeroste zurückzu-         gust 2021, von 16.00 Uhr bis 02.00 Uhr den
    führen. Die Arbeiten wurden durch den            Schlosshof für das Stedtlifest zu benützen.
    Unterhaltsdienst ausgeführt.                   – die öffentliche Auflage über die Erweite-
–   die Bauabrechnung für die Instandstel-           rung der Tempo-30-Zone Itzikon beschlos-
    lung des Parkplatzes bei der Alterssied-         sen und für die Umsetzung einen Kredit
    lung Niderwis mit Kosten von insgesamt           von CHF 42 000.00 bewilligt. Die Aufträge
    CHF 12 000.00 genehmigt. Die Arbeiten            wurden der Firma Ponato AG, Hombrech-
    wurden zum offerierten Betrag ausgeführt.        tikon, für das Belagskissen sowie der Firma
–   die Jahresrechnung 2020 des Zweck-               Signaltec AG, Schwerzenbach, für die Sig-
    verbandes KES (Kindes- und Erwach-               nalisation und Markierung erteilt. Gleich-
    senenschutz) Bezirk Hinwil mit einem             zeitig werden der graue Streifen entlang
    Aufwandüberschuss inklusive Berufsbei-           der Itziker Dorf-Strasse sowie die bishe-
    standschaft zu Lasten der Gemeinden              rigen Markierungen nach rund 17 Jahren
    von CHF 5 005 642.95 genehmigt. Der              erneuert.
    Anteil der Gemeinde Grüningen beträgt
    CHF 128 612.88.                                Baubewilligungen
–   die Jahresrechnung 2020 des Zweckver-          – Goda Verwaltung AG, Umbau Gebäude
    bandes ARA Gossau-Grüningen mit einem            Assek.-Nr. 1004, Abbruch Nebenbau und
    Aufwandüberschuss in der Erfolgsrech-            Neubau MFH, Binziker-Str. 22 / in der
    nung von CHF 1 862 042.59 und Nettoin-           Gass 2
    vestitionen von CHF 449 627.78 genehmigt.      – Kisseleff, Roland, Ersatz Ölheizung / Erstel-
    Der Kostenteil der Gemeinde Grüningen ist        len einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Chal-
    CHF 489 717.20.                                  berweidli 10
–   für die Anpassung der Strassenbeleuch-         – Mächler, Heinz, Ersatz Ölheizung / Erstellen
    tung bei der Überbauung im Haufland 1–7          einer Luft-Wasser-Wärmepumpe, Chalber-
    einen Kredit von CHF 21 685.40 bewilligt.        weidli 16
    Der Kostenanteil der Überbauung für das        – Stucki, Markus und Evelyne, Anbau Winter-
    Versetzen des bestehenden Kandelabers            garten und Erstellen Gerätehaus, Linden
    beträgt CHF 6440.45.                             Str. 12
–   von der Revision des kommunalen Richt-
    plans Verkehr und der Teilrevision der Nut-    Yvonne Cassol, Gemeindeschreiberin
    zungsplanung in der Gemeinde Oetwil am
    See ohne Bemerkungen Vormerk genom-            Nächster Termin:
    men.
–   für eine festinstallierte Bühnenbeleuch-       Gemeindeversammlung:
    tung im Kirchgemeindesaal einen Kredit         Dienstag, 7. Dezember 2021, 20.00 Uhr Kirchgemeindesaal.
    von CHF 16 000.00 bewilligt. Die Evang.-re-

                                                                                                       Gemeinde und Schule 23
DER GEMEINSAME WEG BEGINNT
Am 13. Juni 2021 sagte Grüningen Ja zur Einheitsgemeinde

                               Mit 1184 Ja-Stimmen und 246 Ableh-              how von Inoversum. Sie stellen die richtigen
                               nungen haben die Grüningerinnen und             Fragen, fordern die Gremien auf, herauszu-
                               Grüninger am Abstimmungswochenen-               finden, wo allfällige Felder sind, in denen wir
                               de Mitte Juni die Einheitsgemeinde an-          uns noch finden müssen und wo auch Ängste
                               genommen.                                       da sind, die wir ausräumen müssen.» Dabei
                                                                               werde allen auf den Zahn gefühlt, aber: «Es ist
                               Sowohl die Schulpflege als auch der Ge-         ein spannender Prozess für uns alle und ich
                               meinderat freuen sich über diese deutliche      bin sicher, dass wir beim Start der Einheits-
                               Annahme. «Wir haben im Stillen mit einer        gemeinde bereits vieles gelöst haben», sagt
                               Zustimmung gerechnet, da in den letzten         Karin Jeber.
                               Wochen keine Fragen auftauchten und in Ge-
                               sprächen viele ihr Wohlwollen ausdrückten»,     Schulpflegepräsidium
                               sagt Gemeindepräsident Carlo Wiedmer zum        neu im Gemeinderat
                                                                               Vor allem in den Bereichen Finanzen und Lie-
                                                                               genschaften, die neu der Gemeinde unter-
                «Wichtig ist, dass die Schulbehörde                            stellt werden, wird es Änderungen geben. Im
                                                                               pädagogischen Bereich bleibt die Schulpflege
        weiterhin ein direktes Antragsrecht bei der                            als eigenständige Kommission autonom, die
           Gemeindeversammlung hat.» Carlo Wiedmer                             Schulpflegepräsidentin wird neu Mitglied des
                                                                               Gemeinderates mit Ressortzuteilung Bildung
                                                                               und kann so auch für Transparenz in schuli-
                               Resultat. Dass es gleich derart deutlich war,   schen Belangen sorgen. «Sicher müssen wir
                               freut die beiden Gremien nun besonders.         uns alle an das neue Konstrukt gewöhnen,
                               «Die Ausgangslage war gut, da sowohl die        aber ich bin sehr zuversichtlich», sagt Karin
                               Schule als auch die Gemeinde in gemeinsa-       Jeber. Auch Carlo Wiedmer sieht das so und
                               men Gesprächen Wert legten auf eine gute        ergänzt: «Wichtig ist, dass die Schulbehörde
                               Gesprächskultur und die Einheitsgemeinde        weiterhin ein direktes Antragsrecht bei der Ge-
                               anstrebten», sagt auch Schulpflegepräsiden-     meindeversammlung hat. Das war auch für die
                               tin Karin Jeber.                                SVP in Grüningen ein wichtiges Anliegen und
                                                                               für viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger
                               Begleitung durch Beratungsfirma                 sicher ein wichtiges Zeichen, dass wir gleich-
                               Die Vorarbeiten und Erarbeitung der Grundla-    berechtigt den weiteren Weg gehen wollen als
                               gen für die Einheitsgemeinde werden von der     eine Gemeinde.»
                               Inoversum AG, Meilen, begleitet. Carlo Wied-
                               mer dazu: «Wir sind sehr froh um das Know-      Yvonne Cassol, Gemeindeschreiberin

       Die Einheitsgemeinde
          ist auf gutem Weg.

24 Grüninger Post 4/2021
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