FREIE DEMOKRATISCHE PARTEI - (Demokratische Volkspartei) Landesverband Baden-Württemberg - Juni 2006
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FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 FREIE DEMOKRATISCHE PARTEI (Demokratische Volkspartei) Landesverband Baden-Württemberg GESCHÄFTSBERICHT 1. Juli 2004 - 30. Juni 2006 vorgelegt von Hauptgeschäftsführer Olaf Bentlage auf dem 100. Ordentlichen Landesparteitag der FDP am 15. Juli 2006 in Tuttlingen -3-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Herausgeber: Freie Demokratische Partei Landesverband Baden-Württemberg Rotebühlstr. 131 - 133 70197 Stuttgart Postfach 10 15 52 70014 Stuttgart Telefon: 0711/666180 Telefax: 0711/6661812 E-Mail: fdp-bw@fdp.de Internet: http://www.fdp-bw.de Verantwortlich: Olaf Bentlage Hauptgeschäftsführer Redaktion: Olaf Bentlage Annette Wenk-Grimm Gestaltung: Olaf Bentlage Annette Wenk-Grimm -4-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 INHALTSÜBERSICHT Seite VORWORT 6 PARTEIVERANSTALTUNGEN 7 DIE INNERPARTEILICHE GREMIENARBEIT 34 Landesvorstand 34 Kreisvorsitzendenkonferenzen 38 Landesfachausschüsse 39 Kommissionen und Beiräte 54 DIE WAHLEN Bundestagswahl 2005 57 Landtagswahl 2006 61 DER ORGANISATORISCHE AUFBAU 67 Organisationsstruktur 67 Patenschaften der Mandatsträger 70 Mitgliederbewegung und Mitgliederverwaltung 71 Serviceleistungen 81 DIE ÜBERREGIONALE MITWIRKUNG 84 Zusammenarbeit mit der Bundespartei 84 Zusammenarbeit mit der ELDR 88 ANLAGEN (1 - 24) ANHANG I Beschlüsse ANHANG II Beschlusskontrolle -5-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 VORWORT Die politische und organisatorische Arbeit in den vergangenen zwei Jahre stand ganz im Zeichen der Bundestags- und Landtagswahlen, die die Partei in Baden-Württemberg mit hoher Motivation geführt hat. Dafür möchte ich allen Funktionsträgern und den vielen Mitgliedern, die ehrenamtlich mitgearbeitet haben, ganz herzlich danken. Die Ergebnisse bei beiden Wahlen sind Anlass genug, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl hat die baden-württembergische FDP ihren Spitzenplatz unter den Landesverbänden mit der Spitzenkandidatin Birgit Homburger wieder zurück erkämpft. Mit 11,9 % hat die FDP Baden-Württemberg nach dem turbulenten Jahr 2004 deutlich gemacht, dass sie mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung, inhaltlicher Klarheit und entschlossenem Kampfgeist in der Lage ist, wieder Wahlen im zweistelligen Bereich zu gewinnen. Mit einer klaren Koalitionsaussage und einer stringenten Zweistimmen-Kampagne konnten wir in Baden-Württemberg fast 700.000 Wählerinnen und Wähler für die FDP gewinnen. Die Grünen haben wir bei dieser Wahl als dritte Kraft deutlich hinter uns gelassen und konnten die Zahl der Bundestagsabgeordneten aus Baden-Württemberg von 6 auf 9 steigern. Mit 10,7 % haben wir das beste Landtagswahlergebnis der FDP Baden-Württemberg seit 1968 eingefahren. Mit überzeugenden Kandidatinnen und Kandidaten, einem in der Sache harten aber im Ton sehr verbindlichen Spitzenkandidaten Prof. Dr. Ulrich Goll, einer gemeinsam kämpfenden Führungsmannschaft und einer auf Inhalte und Argumente setzenden Kampagne hat die baden- württembergische FDP eines ganz deutlich gemacht: Baden-Württemberg ist und bleibt das Stammland der Liberalen. 10,7 % für die FDP bei einer starken CDU sind ein tolles Ergebnis und zeigen, dass wir ganz gut im Land dastehen, während die Grünen mit ihrem Ergebnis von 11,7 % ausschließlich von der Schwäche der SPD profitieren. Vor uns liegen zwei wahlfreie Jahre. Mit Mut und Zuversicht können wir diese Zeit nutzen, unsere inhaltlichen Positionen auszubauen, neue Themen zu besetzen und die im Jahr 2009 anstehende Europa-, Kommunal- und Bundestagswahl organisatorisch und personell vorzubereiten. Nach wie vor steigende Mitgliederzahlen sind dafür eine gute Voraussetzung. Angesichts der chaotischen und leistungsfeindlichen Politik der Bundesregierung erkennen die Bürgerinnen und Bürger mehr und mehr, dass die Liberalen dringend gebraucht werden. Bei der unermüdlich arbeitenden Landesvorsitzenden Birgit Homburger und dem um finanzielle Ressourcen kämpfenden Landesschatzmeister Richard Drautz fühlte sich die Landesgeschäftsstelle mit ihren Wünschen und Anliegen immer bestens aufgehoben. Ich danke den Mitgliedern des Präsidiums und des Landesvorstandes für gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ich danke Annette Wenk-Grimm, die den größten Teil der redaktionellen Arbeit übernommen hat. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landesgeschäftsstelle danke ich für vorbildliche Mitarbeit und engagierten Einsatz. Stuttgart, den 15. Juli 2006 Olaf Bentlage -6-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 PARTEIVERANSTALTUNGEN PARTEIVERANSTALTUNGEN Von der Landesgeschäftsstelle wurden im Berichtszeitraum außerhalb der Kampagnen zur Bundestagswahl und zur Landtagswahl folgende Tagungen und Veranstaltungen geplant, vorbereitet und durchgeführt: 5 Landesparteitage 1 Landesvertreterversammlung 2 Landeshauptausschusssitzungen 4 öffentliche Kundgebungen 4 Regionalkonferenzen 1 Verleihung der Reinhold-Maier-Medaille an Dr. Hans Barbier 25 Sitzungen des Landesvorstandes 20 Sitzungen des Präsidiums 92 Sitzungen der Landesfachausschüsse und Kommissionen 2 Kreisvorsitzenden-/Kandidaten- und Landesvorstandskonferenzen 2 Dreikönigsbälle 1 Staatskongress 1 Anhörung -7-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Außerordentlicher Landesparteitag am 17. Juli 2004 in Sindelfingen Homburger neue Landesvorsitzende Nachdem der Landesvorstand in seiner Sitzung am 20. Juni 2006 Birgit Homburger zur Nachfolgerin von Walter Döring im Amt des Landesvorsitzenden nominiert hatte, wählten die Delegierten des Außerordentlichen Parteitags die Konstanzer Verwaltungswissenschaftlerin und Bundestagsabgeordnete mit 335 von 395 abgegebenen gültigen Stimmen (84,8%). Zum ersten Stellvertreter wurde der Horber Oberbürgermeister und Landtagsabgeordnete Michael Theurer mit 320 von 390 abgegebenen gültigen Stimmen gewählt (82,05%). Zweite Stellvertreterin wurde Justizministerin Corinna Werwigk-Hertneck mit 296 von 396 abgegebenen gültigen Stimmen (74,75%). Zum Dritten stellvertretenden Vorsitzenden wählten die 400 Delegierten den Trossinger Bundestagsabgeordneten Ernst Burgbacher mit 282 von 371 abgegebenen gültigen Stimmen (76,01%). Als Schatzmeister bestätigt wurde Richard Drautz MdL mit 331 von 361 abgegebenen gültigen Stimmen (91,69%). Weiterhin wählten die Delegierten die Beisitzer des Landesvorstandes in beiden Abteilungen. Weiter auf der Tagesordnung standen neben den Berichten des Schatzmeisters und der Rechnungsprüfer die Beratung von Anträgen zu den Themen Haushaltspolitik und Finanzierung von Frauen- und Kinderschutzhäusern. Liberale beschwören den Teamgeist Vom FDP-Landesverband nahmen die Baden-Württemberger in den letzten zwölf Jahren vor allem Walter Döring wahr. Doch nach dem Sturz des Vorsitzenden aus allen politischen Ämtern ist an der Spitze der Landesliberalen um die neue Vorsitzende Birgit Homburger nun in erster Linie Teamgeist gefragt: Vor allem diese Botschaft ging am Samstag vom außerordentlichen Landesparteitag der Liberalen in Sindelfingen aus. Döring schwieg mehr als drei Stunden – ein Novum für den FDP-Landesparteitag. Der Mann, der in Amt und Würden an keinem Mikrofon und an keiner Kamera vorbeikam, saß als einfacher Delegierter aus Schwäbisch Hall still in der dritten oder vierten Reihe. Und als er dann doch ans Rednerpult ging, stand sein Auftritt nicht einmal mehr auf der Tagesordnung. Es blieb ihm nur die Pause zwischen zwei Wahlgängen, um ungewohnt kurz und leise Servus zusagen. Standing ovations minutenlang zum Abschied. Ja, bekennt der 50-jährige einstige Lehrer und bisherige Westerwelle-Vize, er habe Fehler gemacht und er habe demissionieren müssen, um von Amt, Land und FDP Schaden abzuwenden. Doch sein Rückstritt eröffne „der FDP in Baden-Württemberg neue Chancen“ – ein Satz, der vor einem Vierteljahr aus seinem Mund noch undenkbar gewesen wäre. „Nicht alles war gut in diesen 20 Jahren“, blickte Döring selbstkritisch zurück, „aber ich sage in der mir eigenen Bescheidenheit, das auch nicht alles schlecht war!“ Nun füge er sich in die FDP- Landtagsfraktion ein, mit dem einzigen Ergeiz, “ein guter Landtagsabgeordneter zu sein“. Und um 2006 die absolute Mehrheit der CDU zu verhindern: „Dieses Land“, konstatierte Döring kämpferisch, „ist kein schwarzes Land.“ Allerdings auch keines mit einer völlig intakten FDP. „Es wäre“, so analysierte der frühere Außenminister Klaus Kinkel, „falsch zu leugnen, dass dieser Landesverband Probleme hat.“ Doch gerade deswegen müssten die Liberalen in ihrem Stammland „den Blick nach vorne richten“, rechtfertigte der einstige FDP-Bundesvorsitzende die Parteitagstaktik. Auch der Karlsruher Bürgermeister Ullrich Eidenmüller setzte bei seinem Abschiedsauftritt als Vizechef „auf eine neue FDP“. Der mit eigenen Ambitionen mehrfach -8-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 gescheiterte Döring-Kritiker skizzierte die bisherige Landes-FDP als „Ein-Personen-Partei“, die sich „in der Kunst des Stolperns über die eigenen Füße ja eine gewisse Kunstfertigkeit erworben hat“. Doch die neue Chefin Birgit Homburger kündigte resolut an, sich „in die Landespolitik einzumischen“. Das hörte sich an wie eine Drohung an die eigene Landtagsfraktion, aber auch wie ein Kontrastprogramm zu der in der Landespolitik nicht sonderlich präsenten SPD- Landesvorsitzenden. Von ihrem Ergebnis beflügelt, attackierte Birgit Homburger in ihrer „Regierungserklärung“ vor allem die Grünen. Zu fast allen Politikbereichen fielen der neuen Landeschefin Alternativen ein – von der Erziehung über die Mülltrennung und die Gentechnik bis hin zu den Bürgerrechten. „In Wahrheit sind die Grünen so freiheitlich wie der Vatikan“, formulierte sie zu Erheiterung des Parteitages. Homburger setzt zur Entlastung der öffentlichen Haushalte auf den Subventionsabbau, lehnt aber weitere Einschnitte bei der Beamtenbesoldung ab. Und nach ihrem Willen muss die CDU/FDP-Landesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Länderfinanzausgleich erneut klagen, um weniger sparsame Bundesländer endlich zum Sparen zu zwingen. Landeshauptausschuss am 16. Oktober 2004 in Ludwigsburg FDP-Landesverband beschließt ordnungspolitische Neuorientierung in der Verkehrspolitik Ludwigsburg - Die FDP Baden- Württemberg hat heute auf ihrem Landeshauptausschuss Verkehrs- politik in Ludwigsburg eine grundsätzliche ordnungspolitische Neuorientierung in der Verkehrs- politik beschlossen. Die Delegierten votierten mit großer Mehrheit für die Abkehr von der Steuerfinanzierung und die Einführung von Nutzungsentgelten. Landeschefin Birgit Homburger sagte: „Die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur kann nicht länger am Tropf des Finanzministers hängen. Wir müssen zur Nutzerfinanzierung übergehen und für die Zweckbindung der Einnahmen sorgen.“ Der Landeshauptausschuss sprach sich außerdem für Sofortmaßnahmen aus. „Der Zustand unserer Verkehrswege ist katastrophal“, sagte Homburger. Es bestehe sofort ein dringender Bedarf an zusätzlichen Mitteln. Die FDP will diese durch die Reduzierung des Tanktourismus und die Beteiligung ausländischer PKW an der Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur aufbringen. Dafür soll die Mineralölsteuer abgesenkt und eine PKW-Autobahnvignette eingeführt werden. Durch die Verknüpfung mit der Absenkung der Mineralölsteuer ist die Einführung der PKW- Vignette für die deutschen Autofahrer kostenneutral. Dies sei, so Homburger, absolute Voraussetzung: „Eine Mehrbelastung der Autofahrer ist nicht akzeptabel.“ Homburger sagte weiter: „Die ausländischen PKW müssen in Zukunft genauso zur Finanzierung unserer Verkehrswege herangezogen werden wie deutsche Autofahrer in anderen europäischen Ländern.“ -9-
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Die Delegierten sprachen sich auch für eine weitgehende Umstellung auf die privatwirtschaftliche Finanzierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen aus. Die Konzeption privater Finanzierungsmodelle soll Teil eines Aktionsplans zur Konsolidierung und Stabilisierung der Verkehrsinfrastruktur des Landes sein. Dieser Aktionsplan soll auch ein langfristiges Programm zum Ausbau der Schienenwege und ein Sofortprogramm für die Beseitigung der wichtigsten Störstellen beinhalten. Regionalkonferenz am 23. Oktober 2004 in Löffingen FDP vor Ort – Veranstaltung der etwas anderen Art Stuttgart - Die FDP- Landesvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Birgit Homburger, der stellvertretende Vorsitzende der Südwestliberalen, Ernst Burgbacher, der baden- württembergische Wirtschaftsminister, Ernst Pfister, und der Vorsitzende der baden- württembergischen FDP- Landesgruppe im Bundestag, Dirk Niebel, kamen am Samstag, 23. Oktober 2004 zu einer Parteiveranstaltung der etwas anderen Art nach Löffingen. Die Premiere dieses neugestalteten Veranstaltungskonzeptes fand in der Drei-Schluchten-Halle in Löffingen-Bachheim statt. Die FDP-Spitze stellte sich zunächst der Parteibasis, dann der Presse und nach dem Mittagessen ging es gemeinsam mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu einer Wanderung durch die Wutach-Schlucht. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Gespräch der Spitzenvertreter der FDP Baden- Württemberg mit den Bürgerinnen und Bürgern, die die Promis hautnah erleben und mit ihnen ins Gespräch kommen konnten. Regionale Themen, der Ausbau der B31, die Wirtschaftspolitik, der Tourismus im Schwarzwald und die Arbeitspolitik waren Gesprächsthemen des Tages. Mehr Verantwortung im System der Solidargemeinschaft fordert die Landesvorsitzende und die Löffinger Liberalen Werner Adrion und Rudolf Gwinner stellten die Auswirkungen der Verwaltungsreform als Gesprächthema in den Vordergrund. Auch die „Machtfülle“ der Landräte wurde von den Löffingern angesprochen und damit die Frage, ob Landräte in Zukunft nicht direkt gewählt werden sollten. Der Bürgermeister begeisterte die Liberalen mit seinem blaugelben Gastgeschenk, die Stadtfarben Löffingens. Spätestens bei der Wanderung wurde dann klar – zu einer solchen Veranstaltung kommen andere Teilnehmer als zu typischen Abendveranstaltung und der rege Zuspruch machte deutlich, dass das neue Konzept richtig und notwendig war. Löffingen ist an diesem Tag jedenfalls in liberaler Hand. - 10 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Verleihung der Reinhold-Maier-Nadel an Dr. Hans D. Barbier am 30. Oktober 2004 in Stuttgart Stuttgart - Der Landesverband der FDP Baden-Württemberg, die FDP/DVP-Landtagsfraktion und die Reinhold-Maier- Stiftung haben heute im Rahmen eines Festakts in Stuttgart die Reinhold-Maier-Medaille an den Journalisten und Vorsitzenden der Ludwig-Erhard-Stiftung, Dr. Hans D. Barbier, verliehen. Der baden-württembergische Justizminister, Prof. Dr. Ulrich Goll, erinnerte in seinem Grußwort vor den 350 Gästen im Weißen Saal des Neuen Schlosses an die politische Linie des ersten baden-württembergischen Ministerpräsidenten Reinhold Maier. Dieser habe die beiden Seiten der baden- württembergischen Seele, die Heimatverbundenheit und das Traditionsbewusstsein einerseits und Risikofreude und Wagemut andererseits verkörpert und in einem pragmatischen Weg für mehr Lebenschancen vereint. Damit sei Reinhold Maiers Liberalismusverständnis nicht museal, sondern hochaktuell. In dieser Tradition stehe auch der Preisträger Dr. Hans D. Barbier. Die Landesvorsitzende Birgit Homburger würdigte Dr. Hans D. Barbier in ihrer Laudatio als einen der profiliertesten deutschen Journalisten und Publizisten auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik. Barbier habe sich mit seinen Beiträgen in besonderer Weise um den Liberalismus verdient gemacht, denn er leiste mit seinem inneren liberalen Kompass, so Homburger, „einen wichtigen Beitrag, das Bewusstsein unserer Gesellschaft für die Grundprinzipien einer funktionierenden Marktwirtschaft und einer liberalen Gesellschaftsordnung wach zu halten.“ Dr. Hans D. Barbier habe in seinen tiefgründigen Kommentaren und Analysen seit vielen Jahren die Anfechtungen klar und deutlich benannt, denen die soziale Marktwirtschaft durch einen überbordenden Sozialstaat ausgesetzt sei. Die Antwort auf die Probleme unserer Gesellschaft laute nicht mehr, sondern weniger Regulierung, nicht weniger, sondern mehr Freiheit. Homburger sagte: „Freiheit und Verantwortung sind die Grundpfeiler, auf denen Ihre Vorstellung vom Umgang mit der sozialen Sicherung ruht.“ Hier werde Dr. Hans D. Barbiers ordnungspolitischer Kompass auch in Zukunft gebraucht. Der Preisträger, Dr. Hans D. Barbier, zeigte sich bewegt von der Auszeichnung. In seiner Rede bezeichnete er den Liberalismus als das mit Abstand beste Gesellschaftsprogramm, das Menschen je erdacht hätten, es sei „abenteuerlich schön und abenteuerlich menschlich“. Dennoch habe es ein auf Freiheit angelegtes Gesellschaftsprogramm immer und überall schwer, denn der Freiheitsgedanke stehe unter dem Verdacht, Solidarität unmöglich zu machen oder zu beschneiden. Diesem Verdacht müsse jeder liberale denkende Mensch, ob Schreibender, Redender oder Handelnder jeden Tag erneut entgegentreten. Der Vorsitzende der FDP/DVP-Landtagsfraktion, Dr. Ulrich Noll, dankte dem Preisträger für seine Rede und sagte in seinem Schlusswort, die FDP fordere nicht Freiheit von, sondern Freiheit zur Verantwortung. Dr. Hans D. Barbiers Rede sei für die Liberalen sehr motivierend gewesen. Staatsinterventionismus sei nicht die geeignete Lösung der anstehenden Probleme, die FDP müsse hier auch weiterhin für mehr Freiheit kämpfen. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt von Sängerinnen der Staatsoper Stuttgart unter der Leitung des Chordirektors der Staatsoper Stuttgart, Michel Alber. - 11 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Zum Preisträger: Der diesjährige Empfänger der Reinhold-Maier-Medaille, Dr. Hans D. Barbier, begann er seine journalistische Laufbahn 1969 als Redakteur in der Börsenredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Anschließend arbeitete er zwölf Jahre lang als Parlamentskorrespondent der Süddeutschen Zeitung in Bonn, bevor er 1986 als Ressortleiter Wirtschaft zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung zurückkehrte. 2002 gab er die Leitung des Wirtschaftsressorts ab und schreibt seither regelmäßige Kolumnen für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung und das Wirtschaftsmagazin Capital. Darüber hinaus ist Dr. Hans D. Barbier seit 2002 Vorstandsvorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung und seit 2003 Chefredakteur und geschäftsführender Herausgeber der Vierteljahreshefte der Friedrich-Naumann-Stiftung. Dr. Hans D. Barbier hat für seine Arbeit in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik, die Bernhard-Harms- Medaille des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, den Karl-Hermann-Flach-Preis und den Publizistik-Preis der Friedrich-August-von-Hayek-Stiftung. Dreikönigstreffen 5./6. Januar 2005 in Stuttgart Das traditionelle Dreikönigs-Treffen der Südwest-Liberalen wurde am Mittwoch, dem 5. Januar mit dem Landesparteitag in der Stuttgarter Liederhalle eingeläutet. Am selben Abend versammelte sich die FDP zu ihrem alljährlichen gesellschaftlichen Höhepunkt: Dem Dreikönigsball in der Alten Stuttgarter Reithalle. Gekrönt wurde die zweitägige Veranstaltung von der öffentlichen Dreikönigs-Kundgebung der Liberalen im Staatstheater am Donnerstag, dem 6. Januar 2005 um 11.00 Uhr. Die Veranstaltung ist eine der ältesten politischen Kundgebungen in Deutschland: Ihre Wurzeln reichen bis in das Jahr 1866. Programmatik im Vordergrund Stuttgart - Der 97. Ordentliche Parteitag der Südwest-Liberalen begann am Morgen des 5. Januar in Stuttgart. Die 400 Delegierten berieten unter anderem den Leitantrag zur Wirtschaftspolitik. Der Parteitag begann mit einer Schweigeminute für die Opfer des Seebebens in Südostasien. Die Landesvorsitzende Birgit Homburger rief die Delegierten zu Spenden für die Organisation Ärzte ohne Grenzen auf, für die auch der im vergangenen Jahr verstorbene FDP- Landtagsabgeordnete Dr. Horst Glück tätig gewesen war. Der Dreikönigsball am Abend stand ebenfalls im Zeichen der Spendensammlung für Südostasien. Homburger: Für ein zukunftsfähiges Baden-Württemberg In ihrer Rede sagte die Landesvorsitzende der Südwest-FDP, Birgit Homburger MdB, dass allein die zuständigen Gremien der FDP darüber entscheiden werden, ob die Liberalen mit einem Team oder einem Spitzenkandidaten zur Landtagswahl 2006 antreten werden. In jedem Fall stünden die Inhaltsfragen im Zentrum der Arbeit, nicht eine Nabelschau. Bis zur Entscheidung werde das Team weiterhin kollegial zusammenarbeiten: „Wir werden mit verschiedenen Persönlichkeiten unterschiedliche Themen authentisch besetzen“, so Homburger. - 12 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Als einen Eckpfeiler liberaler Landespolitik bezeichnete Homburger die Haushaltskonsolidierung. Auch verfolge die FDP das Ziel der Nullverschuldung weiter mit Nachdruck. Um dies zu erreichen, müsse es zu einem weiteren Aufgabenabbau und weiteren Privatisierungen kommen. Homburger stellte überdies fest: „Ohne die FDP wäre die Verwaltungsreform nicht zum 1. Januar in Kraft getreten“. Diese sei kein Pensionsgeschenk von Ministerpräsident Teufel. Allein die Liberalen seien die treibende Kraft der Modernisierung. So forderte Homburger die CDU auf, sich beim Gemeindewirtschaftsrecht endlich zu bewegen, um den Mittelstand zu stärken. Zur gescheiterten Föderalismusreform erklärte die Landesvorsitzende: „Das unwürdige Schauspiel, das Franz Müntefering und Edmund Stoiber in einer großen Koalition abgeliefert haben, macht erneut deutlich, was herauskommt, wenn Elefanten Hochzeit machen: nichts außer viel aufgewirbeltem Staub!“ Nötig sei aber eine wirkliche Reform des Föderalismus. Deshalb fordere die FDP direkt zu Beginn des neuen Jahres einen Föderalismuskonvent, der durch den Bundespräsidenten einberufen werden solle. Zu besetzen sei dieser mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Wissenschaftlern und aktiven Politikern. Ferner kritisierte Homburger: „Unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung wurde eine ganze Reihe von Freiheitsrechten geopfert.“ Die Freiheit des Einzelnen werde dadurch massiv beeinträchtigt, die Sicherheit jedoch nicht entscheidend verbessert. Die FDP werde „auch weiter dafür kämpfen, dass die bürgerlichen Freiheitsrechte gewahrt bleiben.“ Noll: CDU muss sich bewegen! - Für ein leistungsfähiges, tolerantes und weltoffenes Baden-Württemberg In seiner Rede zum 97. Landesparteitag forderte der Fraktionsvorsitzende der FDP Ulrich Noll die CDU Baden-Württemberg auf, sich endlich beim Thema mittelstandsfreundliches Gemeindewirtschaftsreform zu bewegen. Die Blockade der Konservativen „muss sich ändern und zwar noch vor dem 19. April“, so Noll. Auch forderte er die Umwidmung des Landeserziehungsgeldes zugunsten dem Ausbau von Betreuungs- und Bildungsangeboten. Noll verdeutlichte, dass die Erweiterung der Mitsprache- und Mitwirkungsrechte der Bürgerinnen und Bürger ebenfalls ein liberaler Erfolg gegen die „Hinhaltetaktik der CDU-Fraktion“ sei. Ferner verteidigte Noll den Haushalt: „Bei allen Protesten wegen vorgesehener Kürzungen im Doppelhaushalt 2005/2006 erhalten wir auch viel Zustimmung zu unserem Konsolidierungskurs“. Aber auch bei den Häuptlingen müsse gespart werden, nicht nur bei den Indianern. Daher schlug Noll unter anderem vor, die Regierung zu verschlanken und Kultus- und Kultus- und Wissenschaftsministerium zu einem Bildungsministerium zusammen zu legen. Parteitag wählte die Delegierten zum Bundesparteitag und zum ELDR-Kongress. Pieper: Keine Lähmung durch überbordende Staatsbürokratie! Nur die FDP passt den Staat den Menschen an – nicht umgekehrt Die Generalsekretärin der Bundespartei, Cornelia Pieper, forderte in ihrem Grußwort auf dem 97. Landesparteitag der FDP Baden-Württemberg das Ende der Kultusbürokratie. Die Kultusministerkonferenz (KMK) sei ein bürokratisches Monster, das Wettbewerb verhindere. Ein besseres Bildungssystem gebe es nicht zum Nulltarif. Mehr Freiheit für die Schulen und Autonomie für die Hochschulen seien wichtige Reformschritte. Neben der Bildungspolitik müsse auch die Familienpolitik vorangebracht werden, denn die Familien seien der Kern der Gesellschaft. - 13 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Westerwelle: Die Südwest-FDP ist klasse! Anerkennung für den Landesverband In seinem kurzen Grußwort zum 97. Landesparteitag sprach Parteichef Guido Westerwelle der Südwest-FDP seinen Dank und seine Anerkennung aus. Ob er einen Spitzenkandidaten oder das Team zur Landtagswahl 2006 bevorzugt, hielt Westerwelle offen. Ihm sei lieber, dass die Zeitungen derzeit fragten „wer wird’s denn jetzt?“ anstatt dass sie schreiben würden „die haben ja gar keinen“. Er freue sich, dass es in Baden-Württemberg so viele fähige Köpfe gebe. In diesem Zusammenhang dankte Westerwelle den Mitgliedern für ihr großes Engagement, auf welches die vielen Erfolge bei den vergangenen Wahlen zurückzuführen sei. Kundgebung am 6. Januar 2005 Deutschland erneuern! - Die Reden der Kundgebung Die FDP hat am Donnerstag im Stuttgarter Staatstheater ihr Dreikönigstreffen abgehalten, mit dem sie traditionell das politische Jahr beginnt. Redner waren in diesem Jahr die baden- württembergische FDP-Landeschefin Birgit Homburger, der baden-württembergische FDP- Justizminister Ulrich Goll, Landeswirtschaftsminister Ernst Pfister, Bundestagsfraktionschef Wolfgang Gerhardt und der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle. Alle Redner bekräftigten, dass die FDP bereit sei, Deutschland zu erneuern und im Gegensatz zu allen anderen Parteien, fertige Konzepte habe, die sofort umgesetzt werden können, damit Deutschland voran komme. Die baden-württembergische Landesvorsitzende Birgit Homburger plädierte in ihrer Rede für einen neuen Gesellschaftsvertrag. Sie sagte, die Stimmung in Deutschland müsse in Zukunft wieder von Neugier, Optimismus und Verantwortungsbereitschaft geprägt sein. Es gehe um die Vision einer besseren Zukunft für die gesamte Gesellschaft durch mehr Freiheit und Verantwortung für jeden Einzelnen: „Ein neuer Gesellschaftsvertrag entspringt dem Geiste der Freiheit. Er geht uns alle an. Wir alle sind Teil dieses Landes und wir alle machen das Wesen dieses Landes und seiner Gesellschaft aus.“ Homburger forderte, das jede Partei vor Wahlen sagen müsse, was sie in welchem Zeitraum erreichen wolle. Wenn dann in einer Koalition gemeinsame Ziele festgelegt seien, müssten diese jedes Jahr überprüft werden. Würden die Ziele verfehlt, so solle dies zu einem Gehaltsabzug für Politiker führen. Homburger: „Dies wird dazu führen, dass zukünftig keine unrealistischen Ziele mehr genannt werden und die Reformschritte, wenn sie einmal festgelegt wurden, auch durchgehalten werden.“ Der stellvertretende Ministerpräsident und baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister sagte, das oberste Ziel der Wirtschaftspolitik müsse sein, die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten. Eine grundlegende Steuerreform müsse Vereinfachung und Entlastung bringen. Pfister forderte einen konsequenten Bürokratieabbau: „Messen wir doch mal den Erfolg von Bundestag und Landtagen daran, wie viele Gesetze sie in einer Legislaturperiode abgeschafft haben.“ Zudem fordert Pfister Änderungen beim Kündigungsschutz. Es gehe darum, neue Chancen für Arbeitslose zu schaffen, in den Arbeitsmarkt zurückzukehren. „Auch wenn kein befristetes Arbeitsverhältnis entstehen sollte: lieber befristet beschäftigt als unbefristet arbeitslos“, sagte Pfister. FDP-Fraktionschef Wolfgang Gerhardt rief hat bei der Dreikönigs-Kundgebung in Stuttgart zu einem "Befreiungsschlag für Deutschland" auf. „Es geht nicht mehr um kleine Reparaturen“, so Gerhardt. Gerhardt übte in seiner Rede scharfe Kritik an der Politik der rot-grünen Bundesregierung und betonte, dass die FDP die Partei der Bürgerrechte sei. „Wir haben noch immer zu viele, die vom Aufschwung reden und zu wenige, die Politik dafür machen“, so Gerhardt mit Blick auf Rot-Grün. Aber auch die Union bekam in punkto Steuer- und Gesundheitsreform vom FDP-Fraktionschef ein denkbar schlechtes Zeugnis ausgestellt. - 14 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Während das komplett durchgerechnete FDP-Steuerkonzept von Hermann Otto Solms für ein niedrigeres und gerechteres Steuersystem bei Experten größte Anerkennung finde, habe sich die Union von der bei den Liberalen abgekupferten Reform längst wieder verabschiedet. Gerhardt monierte die „Staatsbevormundung“ durch Rot-Grün und betonte, dass Deutschland weg müsse von einer Politik, welche die „Menschen bei der Erledigung der eigenen Angelegenheiten hindert“. Ein besonderer Schwerpunkt der Rede Gerhardts waren die Bürgerrechte. Er sprach sich ausdrücklich gegen die von den Grünen mitgetragene Aufweichung von Bürgerrechten aus. Die Bürger und ihre Daten dürften nicht einer „lückenlosen Überwachung durch den Staat"“ unterliegen. Gerhardt machte deutlich, dass ein Rechtsstaat sich keiner Mittel bedienen dürfe, die freiheitlichen Grundsätzen widersprächen und verwies dabei auf die Abhörpraxis bei den Ermittlungsbehörden oder die Lockerung des Bankgeheimnisses. Für die sozialen Sicherungssysteme forderte Gerhardt einen Komplettumbau. Das rot-grüne Konzept der Bürgerversicherung lehnte er mit der Begründung ab, dass dieses zu einer „Selbstentmündigung der Bürger“ führe. Auch das Modell der Union für eine Reform des Gesundheitssystems verwarf Gerhardt. „Die ganze Konstruktion ist ein Ungetüm“, so der FDP-Fraktionschef. Er plädierte für den Entwurf der Liberalen, der eine Pflicht zur Versicherung mit Wahlfreiheit für die Bürger vorsieht. Hier müsse die „Nachfragemacht der Versicherten“ entfaltet werden, so Gerhardt. Auch der baden-württembergische Justizminister Ulrich Goll kritisierte die rot-grüne Bundesregierung scharf. Das geplante Antidiskriminierungsgesetz sei die Fortsetzung der systematischen Freiheitsvernichtung im privatwirtschaftlichen Bereich, „weil es jedem unterstellt, dass er gesetzliche Bevormundung braucht, um die Regeln von Ethik und Moral einzuhalten“, so Goll. Dies sei nicht nur Besserwisserei und Bevormundung, sondern auch ein Angriff auf die Vertragsfreiheit. „Berliner Giftpillen dieser Art hindern uns natürlich daran, das zu tun, was das wichtigste ist - nämlich den Wirtschafsstandort Baden-Württemberg zu stärken.“ Goll sagte weiter, der Entwicklung von Parallelgesellschaften müsse entschieden entgegen getreten werden. Die Zwangsheirat müsse deshalb dringend Straftatbestand in Deutschland werden: „Politik muss ein menschliches Gesicht haben, das gilt auch im Fall türkischer Mädchen, deren Zukunftsträume und Hoffnungen niedergewalzt und zerstört werden. Das ist eine Herausforderung für Liberale und sollte es für alle sein.“ Goll plädierte weiter für einen Ausbau der Kinderbetreuung. Ziel müsse es sein, echte Wahlmöglichkeiten für die Frauen zu schaffen. Goll nannte die Vertreter der Landes-CDU „arrogant“. Auf seine Ankündigung hin, nach dem 19. April umfangreiche Neuverhandlungen führen zu wollen, hätten ihm CDU-Politiker entgegnet: „Hund bleibt Hund. Und Schwanz bleibt Schwanz“. Dazu Goll: „Allerdings ist die CDU der einzige Hund, der ohne Schwanz nicht leben kann.“ Der Hauptredner der Kundgebung, Parteichef Guido Westerwelle, machte deutlich, dass das strategische Ziel der FDP die Ablösung der rot-grünen Bundesregierung spätestens im Jahr 2006 sei. Der Regierungswechsel sei jedoch kein Selbstzweck: „Der Regierungswechsel ist ein Mittel zum Zweck, nämlich den Politikwechsel zu ermöglichen.“ Und: „Wir stehen in Deutschland am Ende der Debatten, aber erst am Anfang der Arbeit.“ Die FDP empfehle sich als bessere Alternative zu Rot-Grün, erklärte Westerwelle. Im Unterschied zu anderen Parteien sei die FDP nicht in der Phase der inhaltlichen Selbstfindung. Die FDP habe ihr Programm. “Was wir für dringend notwendig halten, das sind: Ein neues Steuersystem, die Reduzierung der Lohnzusatzkosten auf unter 40 Prozent, Abbau von Bürokratie, eine wettbewerbliche - 15 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Bildungslandschaft, auch das Zurückdrehen des Abbaus von Bürgerrechten, wie er durch eine große schwarz-rot-grüne Koalition in den letzten Jahren geschehen ist“, skizzierte Westerwelle die Kernforderungen. Als „nicht verhandelbar“ bezeichnete Westerwelle ein einfacheres und gerechteres Steuersystem mit niedrigeren Sätzen. Den Gesundheitskompromiss der Union nannte er bürokratisch. Dies könne nicht der Weg einer Regierung sein, an der die FDP beteiligt ist. In der Steuerpolitik sei die FDP nach dem Rückzug des CDU-Finanzexperten Friedrich Merz „die einzige Partei mit einem konkreten und überzeugenden Konzept“, hieß es weiter. Er fordert ein Drei-Stufen-Tarif mit 15, 25 und 35 Prozent Besteuerung, eine unbürokratische Zinsabgeltungssteuer von 25 Prozent sowie einen Kinderfreibetrag von 7.700 Euro. Die Lohnnebenkosten sollten auf unter 40 Prozent reduziert werden. „Die FDP wird im Falle einer Regierungsbeteiligung die innere Liberalität ausbauen und unterstützen", führte der Parteichef weiter aus. So sollten „erreichte Fortschritte bei Zuwanderung, Staatsangehörigkeit und gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften“ bestehen bleiben. Beschlossene Gesetze mit der Tendenz zum gläsernen Bürger müssten aufgehoben werden. Dazu zählten Patientenkarte, Aufhebung des Bankgeheimnisses oder die Zunahme von Telefonüberwachungen. Das Jahr 2005 müsse das Jahr für die Vorbereitung des Regierungswechsels sein. „Besser noch das Jahr des Regierungswechsels – denn jedes Jahr länger Rot-Grün ist ein verlorenes Jahr für Deutschland“, rief Westerwelle den Zuhörern zu. Die Menschen in Deutschland hätten Besseres verdient, als Rot-Grün. „Wir können es besser.“ Politischer Aschermittwoch am 9. Februar 2005 in Bad Rappenau Homburger: „ Beim Thema NPD müssen alle Demokraten zusammen stehen“ Bad Rappenau - Die FDP Baden- Württemberg kam heute zu ihrem traditionellen Politischen Ascher- mittwoch zusammen. Der Heilbronner Landtagsabgeordnete und Landes- schatzmeister der Südwest-Liberalen, Richard Drautz, begrüßte die etwa 250 Zuhörerinnen und Zuhörer im Kurhaus Bad Rappenau. Drautz griff die Politik der Bundesregierung scharf an. Die von Bundeskanzler Gerhard Schröder verkündete Reformpause sei gerade so, „als würde ein Dachdeckermeister kurz vor einem Wirbelsturm einfach die Arbeit einstellen und sich um die restlichen Löcher im Dach nicht mehr kümmern.“ Die rot-grünen Indianer vom Stamm der Schnarchnasen müssten deshalb spätestens 2006 aus dem Amt getrieben werden. Landeschefin Birgit Homburger sagte angesichts der aktuellen Diskussion um die NPD, dieses Thema eigne sich nicht für den Parteienstreit. Sie forderte alle Demokraten auf, gegen Rechtsradikalismus zusammenzustehen. Das größte Problem in Deutschland sei die Arbeitslosigkeit. Hier habe nicht nur die Politik eine Verantwortung, sondern auch die Wirtschaft. Homburger sagte, das Vorgehen von Deutsche-Bank-Chef Ackermann, bei einem Rekordgewinn - 16 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 von 2,55 Mrd. Euro massiv Stellen abzubauen, sei unanständig. „Auch große Betriebe in diesem Land haben eine soziale Verantwortung.“ Homburger forderte eine konsequente Fortsetzung der Reformen. Die Arbeitslosigkeit wirksam zu bekämpfen heiße auch, Kranken-, Renten- und Pflegeversicherung zu reformieren, um die Lohnnebenkosten abzusenken. Auch die Bürokratie müsse dringend abgebaut werden, denn „wir wissen gar nicht mehr, was wichtig ist und was nicht.“ Homburger sagte, das von der Bundesregierung geplante Antidiskriminierungsgesetz sei ein Armutszeugnis, das beweise, dass Rot-Grün den Bürgern auf der ganzen Linie misstraue. Wirtschaftsminister Ernst Pfister rief die FDP auf, sich für das Wahljahr 2006 zu wappnen. „Es bleibt die Aufgabe der FDP, dass die Steuerreform endlich auf den Weg gebracht wird.“ Auch Pfister kritisierte die überbordende Bürokratie. Die Politik müsse endlich aufhören, „jedem Problem, das wir haben, ein Gesetz hinterher zu schmeißen.“ Pfister forderte die Bankenaufsicht auf, ihre Aufgabe stärker so zu verstehen, dass Kredite gewährt und nicht verhindert werden. „Wer will, dass investiert wird, muss dafür sorgen, dass die Kreditvergabe verbessert wird. Die Investitionen von heute sind die Arbeitsplätze von morgen. Der Vorsitzende der FDP/DVP-Landtagsfraktion Dr. Ulrich Noll sagte, er sei stolz auf die Leistung des Führungsteams der FDP beim Thema EnBW. Es sei erreicht worden, dass keine Haushaltsmittel für den Aktienkauf aufgewendet würden und es seien weitere Privatisierungen durchgesetzt worden, mit denen die Verschuldung des Landes reduziert werde. Zu Günther Oettingers Vorschlag, ein Kindergartenpflichtjahr einzuführen, sagte Noll: „Wer das fordert, muss auch sagen, wie er das finanzieren will.“ Mit der FDP sei eine weitere Verschuldung nicht zu machen: „Auf Schuldenbergen können Kinder nicht spielen.“ Anhörung zur Finanzpolitik am 22. März 2005 in Stuttgart Unter dem Motto „Landeshaushalt sanieren – Landesregierung neu denken“ fand diese Anhörung mit einer Reihe von Experten statt. Die Haushaltslage des Landes erfordert die langfristige und nachhaltige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen. Die FDP Baden-Württemberg nahm diese Anhörung zum Anlass um Vorschläge zu machen, wie der Weg aus der Verschuldung gelingen kann. Die Liberalen wollten bei dieser Frage jedoch nicht im eigenen Saft schmoren, sondern setzten dabei auch auf den Rat und das Wissen von Experten. Die Erkenntnisse aus der Anhörung fließen in die weitere Parteiprogrammatik ein. Die Landesvorsitzende und Gastgeberin begrüßte: Michael Theurer stv. Landesvorsitzender der FDP, Dr. Daniel Besendorf, Institut für Finanzwirtschaft der Universität Freiburg, Martin Frank, Präsident des Rechnungshofes Baden- Württemberg, Wilfried Krahwinkel, Vorsitzender des Bundes der Steuerzahler Baden- Württemberg, Volker Stich, Vorsitzender des Beamtenbundes Baden-Württemberg, Bernd Aker, stv. Hauptgeschäftsführer des Städtetages Baden-Württemberg, Dr. Christian O. Steger, Hauptgeschäftsführer des Gemeindetages Baden-Württemberg, ein Vertreter des Finanzministeriums Baden-Württemberg. Nach den eingebrachten Statements schloss sich eine rege Diskussion an. Die Beteiligten gaben der Veranstaltung ein positives Feedback. - 17 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Tag für Arbeit am 1. Mai 2005 in Stuttgart, Bad Cannstatt Rote Fahnen unter blau-gelbem Himmel Der 1. Mai ist traditionell der Tag der Arbeit. Die erschreckende Zahl von knapp fünf Millionen Arbeitslosen zeigt jedoch, dass es mit den Rahmenbedingungen für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen in unserem Land schlecht bestellt ist. Es war deshalb an der Zeit, dass aus dem Tag der Arbeit ein Tag für Arbeit gemacht wird. Die FDP Baden-Württemberg hat am 1. Mai ein deutliches Zeichen für mehr Arbeit und mehr Reformfreude gesetzt. Nur mit einer klaren und mutigen Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik im Land, im Bund und in Europa werden wieder mehr Menschen eine Chance auf einen Arbeitsplatz erhalten. Die Redner Dietmar Bachmann, Kreisvorsitzender der FDP Stuttgart, Birgit Homburger MdB, FDP-Landesvorsitzende und stv. Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Ernst Pfister MdL Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, Dirk Niebel MdB, Landesgruppenvorsitzender und arbeitsmarktpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion gingen auf diese Themen ein. Dietmar Bachmann machte deutlich, dass immer weniger Menschen den Tag der Arbeit feiern könnten, weil immer weniger Menschen Arbeit hätten. Wirtschaftminister Ernst Pfister lobte die mittelständischen Unternehmen und Familienbetriebe, die zwei Drittel der Arbeitsplätze und 80 Prozent der Ausbildungsplätze stellten. Baden-Württemberg stehe im bundesweiten Vergleich wirtschaftlich gut da und deshalb wahrte sich Pfister gegen eine generelle Kapitalismuskritik, mit der diese Unternehmen beschimpft würden. Sie seien die Zukunft des Landes Baden- Württemberg und müssten wie ein Augapfel gehütet werden, so Pfister. Er forderte mehr Investitionen und das Einsetzen von privatem Kapital für öffentliche Aufgaben, die Abschaffung der Kfz-Steuer zu Gunsten einer Vignette sowie die Gleichberechtigung von akademischer und beruflicher Bildung. Die Landesvorsitzende Homburger legte dar, dass durch die pauschale und unsoziale Kapitalismuskritik der SPD-Führung den Unternehmen das Gefühl gegeben werde, sie seien unerwünscht. Mehr Beschäftigung könne durch Bürokratieabbau, Reformen des Steuer-, Sozialversicherungs- und Umweltrechts erzielt werden. Der Arbeitsmarktexperte der Bundestagsfraktion Dirk Niebel sagte, dass die Kapitalismuskritik mit der Verunglimpfung der Arbeitgeber zu einer gelenkten Marktwirtschaft führe. Eine „DDR light“ wolle man in Deutschland aber nicht. Nur in einer freien Wirtschaft werde investiert und konsumiert. Mit „die roten Fahnen wehen heute unter blau-gelbem Himmel“ beendet Dirk Niebel seine Rede. - 18 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 98. Ordentlicher Landesparteitag am 18. Juni 2005 in Baden-Baden Goll wird Spitzenkandidat der Südwest-FDP Die Südwest-FDP traf sich unter dem Motto "Bildung hat Vorfahrt" im schönen Kurhaus in Baden-Baden zu ihrem 98. Ordentlichen Landesparteitag. Auf der Tagesordnung standen unter anderem die Wahl des/der Spitzenkandidaten/in zur Landtagswahl 2006, die Wahl eines/einer stellvertretenden Landesvorsitzenden sowie die Verabschiedung eines Leitantrages zur Bildungspolitik. Neben den Wahlen war ein Höhepunkt des Landesparteitages das Grußwort des Fraktionsvorsitzenden der FDP - Bundestagsfraktion Wolfgang Gerhardt, der die Leitlinien liberaler Außenpolitik skizzierte. Der Justizminister des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Ulrich Goll, wird die Südwest- Liberalen im Jahr 2006 in die Landtagswahl führen. Der Parteitag in Baden-Baden wählte den Justizminister des Landes zum Spitzenkandidaten mit 325 (92,07 %) der abgegebenen gültigen Stimmen (353). Stimmberechtigt waren 400 Delegierte. Goll wurde weiterhin mit 295 (92,77%) von 318 abgegebenen gültigen Stimmen zum stellvertretenden Parteivorsitzenden der FDP Baden-Württemberg gewählt. Stimmberechtigt waren ebenfalls 400 Delegierte. Goll: "FDP einziger Garant für bürgerliche Koalition!" - FDP verabschiedet modernstes Bildungsprogramm im Land Trotz eines klaren Bekenntnisses zur Fortsetzung der Koalition mit der CDU haben die Südwest-Liberalen auf ihrem Landesparteitag in Baden-Baden Kritik an Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) geäußert. „Oettinger läuft Gefahr, die notwendigen Zeichen zu versäumen, weil er auf eine absolute Mehrheit setzt und deswegen in alle Richtungen Signale sendet, die in der Summe diffus bleiben, aber möglichst wenig Wähler verprellen“, sagte Justizminister Ulrich Goll. Der 55 Jahre alte Jurist wurde mit 92,07 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 26. März 2006 gewählt. Bei der Wahl zum stellvertretenden Landeschef erhielt Goll am Samstag sogar 92,77 Prozent. Vor den mehr als 350 Delegierten verlangte Goll vom Stuttgarter Koalitionspartner CDU „deutliche und qualifizierte Aussagen“ zur Haushaltssanierung. Statt globaler Minderausgaben sei es an der Zeit, einen klaren Zeitrahmen für eine Beendigung der Netto- Neuverschuldungspolitik zu nennen, sagte er. Goll sieht es als Aufgabe seiner Partei, in der Koalition darauf zu dringen, dass im Etatbereich die notwendigen Entscheidungen fallen. Die Europapolitik der rot-grünen Bundesregierung nahmen in Baden-Baden der Berliner Fraktionschef Wolfgang Gerhardt und die FDP-Landesvorsitzende Birgit Homburger ins Visier. Gerhardt sieht in dem Scheitern des Brüsseler EU-Gipfels auch eine Chance für eine neue Kursbestimmung. Dabei sollten die Bürger stärker als bisher in die politischen Entscheidungsfindungen eingebunden werden. „Jetzt ist ein Stück Führungsfähigkeit - 19 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Deutschlands gefragt“, sagte Gerhardt. Homburger warf den einstigen EU-Motoren Deutschland und Frankreich vor, zur Dampfwalze geworden zu sein und die kleineren Mitglieder vernachlässigt zu haben. Die FDP-Landeschefin attackierte die rot-grüne Bundesregierung und warf Bundeskanzler Gerhard Schröder eine katastrophale Bilanz vor. Die Arbeitslosigkeit habe eine Rekordhöhe erreicht. Die Entscheidung für Neuwahlen sei die beste Entscheidung in Schröders gesamter Amtszeit, sagte Homburger. Der neue FDP-Generalsekretär Dirk Niebel erteilte allen Plänen für eine Mehrwertsteuererhöhung eine klare Absage. „Die derzeitige Situation führt in die falsche Richtung und soll nur Haushaltslöcher kurzfristig stopfen“, sagte der Heidelberger Abgeordnete. Ein Schwerpunkt des eintägigen Baden-Badener Delegiertentreffens war die Verabschiedung eines bildungspolitischen Programms. Hierzu zählen unter anderem die weitgehende Abschaffung des Sitzenbleibens und die Unterteilung des Schuljahres in drei Abschnitte (Trimester). Dadurch sollen Schwächen der Schüler früher erkannt und behoben werden. Homburger sagte, die Nichtversetzung sei für die Schüler ein Frusterlebnis, Ferienkurse sollen Abhilfe schaffen. Wenn die Schüler allerdings einen entsprechenden Test bestehen, sollten sie in die nächste Klasse wechseln können. „Es geht darum, dass sich Leistung wieder lohnen muss“, sagte Homburger. Ein weiteres Thema sind verpflichtende qualifizierte Sprachtests für Kinder im Alter zwischen drei und vier Jahren. Außerdem wollen die Liberalen den Schulen in ihrem Stammland noch mehr Entscheidungsbefugnisse geben. Regionalkonferenz am 25. Juni 2005 in Schwäbisch Gmünd Bleib`gsund – FDP vor Ort in Schwäbisch Gmünd Zur Veranstaltungsreihe „FDP vor Ort“ kamen die Spitzen der Südwest-FDP nach Schwäbisch Gmünd ins Rokokoschlösschen. Im Mittelpunkt des ersten Veranstaltungsteils am Vormittag – am Rande des traditionellen 60iger Treffens am Ort - stand die Entscheidung für vorgezogene Neuwahlen auf Bundesebene und das Programm der FDP zu dieser Wahl. Da der Bundeskanzler keine Mehrheit mehr habe, sei die Entscheidung für Neuwahlen die einzig richtige. Für die FDP sei das Thema Arbeit eine zentrale Frage, so die Landesvorsitzende Homburger in ihrer Rede. Nicht die Politik schaffe Arbeitsplätze, sondern die Unternehmer. Steuersenkungen gehören mit zu den Arbeitsbedingungen für neue Arbeitsplätze, denn der Mittelstand, der diese schaffe, müsse Geld zum Investieren haben. Bei einer Steuerreform wollen die Liberalen die Gewerbsteuer streichen und dafür den Kommunen einen größeren Teil der Umsatzsteuer überlassen. Finanzierbar ist das durch die von Seiten der FDP gemachten Vorschläge zur Einsparungen in Höhe von 12,5 Mrd. Euro, z.B. mit der Abschaffung von “Sondertatbeständen” im Steuerrecht und dem Abbau von Subventionen. Um das Land wieder flott zu bekommen, sind nach Meinung der Liberalen grundlegende strukturelle Veränderung von Nöten. - 20 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Weitere wichtige Themen für die Landesvorsitzende waren das Thema Bildung - mit dem Ziel besseren Bildungsstandards zu erstellen sowie Sprachförderung von klein an und die Förderung aller Kinder nach ihrem Wissenstand, um ihnen Chancen zu eröffnen - und der Bürokratieabbau. Dr. Ulrich Noll, Vorsitzender der Landtagsfraktion, forderte mehr Freiheit zur Verantwortung und Eigeninitiative. Ein besonders gutes Beispiel dafür, wie diese Freiheit durch planwirtschaftliche Vorgaben sterbe, sei das Gesundheitssystem. Dort würden Leistungen vorenthalten und Arbeitsplätze kaputtgemacht. Auch den Krankenkassen fehle diese Freiheit. Beschäftigte im Gesundheitswesen würden zudem mit unsinnigen Aufgaben befasst, die die Zeit für den Patienten wegnehme. Noll sprach sich auch für eine Wahlfreiheit im Gesundheitswesen aus. Der Generalsekretär der FDP, Dirk Niebel meinte zur Wahl: „Wir sind bereit“ und zeigte das fertige Wahlprogramm, das „Wechsellexikon“, der Partei vor. Mit drei Schwerpunkten geht die FDP in die Wahl: Arbeit, Innovation und innere Liberalität der Gesellschaft. Die FDP will in dieser Hinsicht Deutschland erneuern und vieles auf den Weg bringen. Die Themen gegen eine Mehrwertsteuererhöhung, eine Mischung zwischen jung und alt am Arbeitsplatz und ein neues Steuerkonzept sprach Niebel an. Die deutlichen Aussagen der Redner wurden mit viel Beifall belohnt. Nach dem Mittagessen gingen die Promis mit den Teilnehmern auf den Gesundheitspfad „Bleib g´sund“. Dort präsentierten sich Gmünder Gesundheitsunternehmer und -gruppen mit verschiedenen Produkten und Mitmachangeboten. Gesundheitsvorsorge und Wellness sind Themen die an Bedeutung – auch wirtschaftlicher Art - gewinnen, so die Rückmeldung der Aussteller an die Politiker. Bei sehr heißen Temperaturen gab es großen Andrang an der Kneipp- Anlage. Regionalkonferenz am 2. Juli 2005 in Meersburg FDP in der Sommerfrische Die Veranstaltungsreihe „FDP vor Ort“ stand nun endgültig ganz im Zeichen der bevorstehenden Bundestagswahl, die nach dem Regierungswechsel in NRW entschieden worden war. Eine weitere wichtige Wahl steht für Baden-Württemberg im Frühjahr 2006 an und so werden im Land und im Bund die Bürger darüber entscheiden, wem sie die Regierungsverantwortung anvertrauen wollen. Zusammen mit Funktionsträger in Bund und Land informierten die Liberalen Mitglieder, Bürgerinnen und Bürger auf dieser Veranstaltung. Die Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl aus Baden-Württemberg, Birgit Homburger sieht in der Bundestagswahl im September eine Richtungsentscheidung für einen Aufbruch, der das Land wieder nach vorne bringt. Die FDP ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. In Baden-Württemberg sind die Liberalen seit 1996 die treibende Kraft in der Landesregierung. Diese erfolgreiche Arbeit wollen sie fortsetzen. Im Frühjahr 2006 geht es darum, weiterhin aktiv liberale Politik im Land zu gestalten, so Homburger. Inhaltliche - 21 -
FDP Baden-Württemberg Bericht 2004 – 2006 Schwerpunkte in Bund und Land sind dabei bessere Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze, das bedeutet vor allem faire Bedingungen für den Mittelstand. Weiterhin geht es um die Haushaltskonsolidierung, bessere Bildungschancen und Bürgerrechte. Auch an den See, auf die Haltnau gekommen sind Ernst Pfister, Wirtschaftsminister und Ulrich Goll, Justizminister und Spitzenkandidat der FDP zur Landtagswahl. Der Spitzenkandidat freute sich, dass die Partei angesagt ist und man sich für sie interessiert. Horst Köhler wolle er die Frage in der Kontroverse um die Vertrauensfrage als verfassungsrechtliches Problem einfacher machen. Die Väter des Grundgesetzes hätten aus seiner Sicht genau diese latente Unsicherheit im Auge gehabt, die den Bundeskanzler zuletzt gelähmt habe. Schröder habe insofern also richtig gehandelt. Auch der Wirtschaftsminister forderte in seiner Rede das Recht der Selbstauflösung des Bundestages in der Verfassung. In den Reden wurden die Forderungen der Liberalen nach Änderungen im Steuersystem, gegen eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und Kosteneinsparung durch Bürokratieabbau aufgezählt. Sorge bereitete dem Justizminister die Diskussion in der Steuer- und Sozialpolitik. Überall werde zurückgerudert. Man komme nicht darum herum die Krankenversicherung nach und nach in eine private Pflichtversicherung umzuwandeln, um Betrieb zu entlasten. Auch flexible Bündnisse müssten möglich sein, wenn die Arbeitnehmer das wollten. Goll ging auch auf das Thema Demografischer Wandel in Deutschland ein. Dort sieht er vor allem das Problem im veraltetem Bild von Frau und Familie im Land. Investitionen in Familie mit Kindern werde zugunsten des Ehegattensplittings geopfert. Partnerschaften seien keine staatliche Aufgabe, erklärte Goll, Kinder für eine Zukunft der Gesellschaft schon. Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit eine Wanderung durch die Weinberge um Meersburg zu machen. Eine Weinprobe rundete die gut besuchte Veranstaltung am Spätnachmittag ab. Regionalkonferenz am 9. Juli 2005 in Tauberbischofsheim Justizminister übt sich im Degenfechten Tauberbischofsheim – FDP vor Ort heißt die Kampagne der gelb-blauen Partei, die eigentlich dazu gedacht war, lange vor der Landtagswahl mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Durch die vorgezogene Bundestagswahl aber mutiert dieses Konzept zu einer Vor- Wahlkampftour. Am Samstag war die „FDP vor Ort“ im Olympiastützpunkt Tauber- bischofsheim. Seine Turnschuhe hatte sich der Justizminister Ulrich Goll - 22 -
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