FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

Inhalt
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Vorwort: Manuela Rukavina

4f
Gender Mainstreaming, Akzeptanz sexueller Vielfalt
Beschluss des LFR-Delegiertentags vom 16. Mai 2014
17. Mai Internationaler Tag gegen Homophobie - Pressemitteilungen

6 ff
Kommunalwahlen 25. Mai 2014
Frauenanteile in den neu gewählten Kommunalparlamenten
Soll-Parität auf Kandidaturlisten - Reaktionen
Andere Bundesländer
Blick nach Frankreich

12 ff
Reform des Landtagswahlrechts
Landtagsveranstaltung 19. März 2014
Aus der Presseberichterstattung

15
Paritédiskussion auf Bundesebene
Bericht von Dorothea Maisch

16 f
Stimmen aus LFR-Mitgliedsverbänden
Wahl-Nachlese und Ausblick
- Frauen Union der CDU
- Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen

18 f
Frauen in Parlamenten weltweit
Afrika
                                                                    Impressum
20 ff DOKUMENTATION
Schwerpunkt: Seniorinnenpolitik                                     Publikation des Landesfrauenrats
Beschluss des LFR-Delegiertentags vom 16. Mai 2014                  Juni 2014, Herausgeberin:
LFR-Veranstaltung „Wie wir selbstbestimmt altern ...“               Landesfrauenrat Baden-Württemberg
Hintergrundinformationen, Materialien, Hinweise                     Gymnasiumstr. 43, 70174 Stuttgart
                                                                    Tel 0711-621135
38 f                                                                Redaktion:
Kampagne: Für eine Gesellschaft ohne Prostitution                   Claudia Sünder (verantw.)
EU-Parlament setzt Zeichen für Freierbestrafung                     Anita Wiese
Ministerin Altpeter geht voran für Freierbestrafung                 Nicht namentlich gekennzeichnete Artikel
Bundesregierung: Stillstand bei Gesetzesnovellierung?               sind von der Redaktion erstellt.

40 Globaler Gipfel gegen sexualisierte Kriegsgewalt                 Fotos:
                                                                    Landesfrauenrat Baden-Württemberg
                                                                    Druck:
                                                                    Rudolf-Sophien-Stift gGmbH, Stuttgart

                                                                    Diese Publikation gibt es auch zum kos-
                                                                    tenlosen Herunterladen im Internet unter
                                                                    www.landesfrauenrat-bw.de

                                                                                                            2
FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

Liebe Leserinnen,

endlich Sommer!                            Nun wurde also gewählt und das Länd-       Und noch ein hitzig diskutiertes Thema
                                           le kann lediglich maue Mini-Erfolge        beschäftigt uns: „Für eine Gesellschaft
Alles grünt, die Erdbeeren und Kirschen    verzeichnen:                               ohne Prostitution“.
schmecken herrlich, der blaue Himmel       1,9% mehr Frauen in den Gemeinderä-        Wie Sie wissen setzt sich der LFR seit
muntert auf - und die Sonne wärmt,         ten - bei gerade mal 23,9% Frauenan-       geraumer Zeit stark für ein Modell nach
erhitzt und macht Schwitzen salonfä-       teil insgesamt.                            schwedischem Vorbild ein. Hier haben
hig. Die Welt scheint sich ein wenig                                                  wir nun glücklicherweise unsere Frau-
gemächlicher zu drehen, weil man sich      Soll-Parität auf Kandidaturlisten sieht    enministerin Katrin Altpeter auf unserer
wegen der sommerlichen Temperaturen        für Parteien und Wählervereinigungen       Seite, die sich hierzu klar positioniert
häufiger im Standby-Modus fühlt. Jede      derzeit so aus:                            hat. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 38.
Abkühlung ist willkommen und benötigt.     41 447 Männer zu 18 201 Frauen,
                                           ein Verhältnis von 2,3:1
Warum ich im Rundbrief des Lan-            (und nicht 1:1).                           Nun bleibt mir noch, Sie zu ermun-
desfrauenrats mit einer sommerlichen                                                  tern, sich ein Kaltgetränk Ihrer Wahl zu
Beschreibung starte? Ganz einfach:         Die ausführlichen Analysen, Zahlen und     nehmen, ein schattiges Plätzchen zum
weil wir aktuell ein sehr hitziges Thema   die Namen der 22 Gemeinden mit 100%        Lesen des Ihnen vorliegenden Rund-
- nämlich die politische Partizipation     Männeranteil finden Sie in diesem Heft     briefs zu suchen und Ihnen einen schö-
und Repräsentanz von Frauen - auf der      ab Seite 6.                                nen Sommer zu wünschen - in dem
Agenda haben; weil wir schweißtrei-                                                   Sie hoffentlich viel Kraft und Zuversicht
bende Diskussionen dazu zu führen und      Der zweite Schwerpunkt dieses Rund-        tanken können!
daran richtig zu „schaffen“ haben.         briefs ist das Thema unseres letzten       Denn: wenn wir alle gemeinsam daran
Und das bei sommerlichen Tempera-          Fachtages „Wie wir selbstbestimmt          arbeiten wollen, dass sich die 52%
turen. Das ist insofern hilfreich, als     altern“ - ein Thema, das zumindest in      wahlberechtigen Frauen ordentlich in
dass die Sonne einem gute Laune und        der Forschung aus Gender-Gesichts-         unserer repräsentativen Demokratie
Zuversicht geben kann, sowie die Hitze     punkten nicht allzu präsent bearbeitet     widerfinden sollen, brauchen wir viele
temperamentvolle Menschen wie mich         wird.                                      kraftvolle Frauen, die sich auch vor
vor zu viel Aufregung und „Hochdrehen“     Deshalb haben wir Frau Dr. Martina         hitzigen Themen nicht scheuen!
bewahrt.                                   Wolfinger eingeladen und erfahren,
                                           warum Frauen mit dem Alter(n) un-
So betrachtet ist es der perfekte Zeit-    sichtbar werden. Danach haben wir          In diesem Sinne,
punkt, um die Auswertung der Kommu-        „heiß“ und kräftig diskutiert, Erwartun-   Ihre Manuela Rukavina
nalwahlen zu beginnen.                     gen formuliert und Ideen gesammelt.
Sie erinnern sich: die Politik hatte       Zusammengekommen ist eine Doku-
lediglich eine zahnlose Soll-Bestim-       mentation der Ansätze, die für uns zum
mung (zahnlos, weil ohne Sanktionen)       Älterwerden dazu gehören und zwar in
für die paritätische Besetzung der         allen Alterskohorten - denn frau ist ja
Kandidierenden-Listen beschlossen.         nicht plötzlich und über Nacht alt.

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

                                                      LFR-Delegiertenversammlung 16. Mai 2014
RESOLUTION
- Gender Mainstreaming ist notwendiges Instrument für die Entwicklung demokratischer Geschlechterverhältnisse
- Akzeptanz sexueller Vielfalt und geschlechtlicher Identität
Beschlossen von der Delegiertenversammlung des Landesfrauenrats am 16. Mai 2014 in Stuttgart

Mit Empörung stellt der Dachverband der                Sie definierte:                                Bildung muss eine geschlechtersensible
Frauenverbände des Landes fest, dass die               "Gender-Mainstreaming bedeutet, dass in        Sexualaufklärung für alle Mädchen und
Veranstalter der aktuellen Protestaktionen             allen Phasen des politischen Prozesses         Jungen selbstverständlich enthalten.
gegen die Bildungspläne Baden-Württem-                 – Planung, Durchführung, Monitoring und        In den Unterricht an den allgemeinbilden-
berg mit ihrem Angriff zugleich auf Errun-             Evaluation – der Geschlechterperspektive       den Schulen des Landes und in die Bil-
genschaften der Frauen- und Emanzipa-                  Rechnung getragen wird. Ziel ist die För-      dungspläne gehören deshalb die Themen-
tionsbewegung zielen und auf einen Kern                derung der Gleichstellung von Frauen und       felder biologisches Geschlecht, historisch/
europäischer Gleichstellungspolitik.                   Männern. Nach dem Gender-Mainstrea-            gesellschaftlich definierte Geschlechter-
                                                       ming-Konzept sind politische Maßnahmen         rollen und auch die Strategie des Gender
Durch die sprachliche Verbindung der                   stets daraufhin zu prüfen, wie sie sich auf    Mainstreaming.
Strategie der Geschlechtergerechtigkeit                die Lebenssituation von Frauen und Män-        Lehrkräfte an den allgemeinbildenden und
mit einer „Sexualisierung“ von Kindern                 nern auswirken, und gegebenenfalls neu         beruflichen Schulen müssen dazu ent-
werden antifeministische Ressentiments,                zu überdenken. Nur so kann Geschlech-          sprechend in ihrer Ausbildung und ihrer
antieuropäische Strömungen und diffuse                 tergleichstellung zu einer Realität im Le-     beruflichen Weiterqualifizierung befähigt
Ängste vor früher kindlicher Sexualität                ben von Frauen und Männern werden. "           werden.
verknüpft:                                             Wir erinnern die Landesregierung an ihre
Das Europäische Konzept des Gender                     von ihren Vorgängerregierungen über-
Mainstreaming, Frauenbewegung und Auf-                 nommene Selbstverpflichtung zur Imple-
klärung werden hier zum Feind der Vater-               mentierung von Gender Mainstreaming in
Mutter-Kind-Familie erklärt, sie gefährde-             der baden-württembergischen Landesver-
ten den vermeintlich letzten geschützten               waltung (aus 2002). Ministerien und die
Raum für das Aufwachsen von Kindern.                   anderen Landesbehörden sind verpflichtet,      Literatur-Tipp
                                                       im Rahmen ihrer fachlichen Arbeit den auf
Wir sehen in der Verbreitung derartigen                Chancengleichheit abzielenden Ansatz des       Andreas Kemper; Keimzelle der
Gedanken-„Guts“ eine große Gefahr für                  Gender Mainstreaming umzusetzen. Dies          Nation? Familien- und geschlechter-
die Entwicklung einer demokratischen,                  betrifft auch die Bildungspolitik.             politische Positionen der AfD – eine
aufgeklärten und geschlechtergerechten                 Europa ist gerade in Deutschland ein           Expertise der Friedrich-Ebert-Stiftung:
BürgerInnengesellschaft.                               Motor für Gleichstellungspolitik. Im Vorfeld   in http://library.fes.de/
Demonstrationen gegen den Bildungsplan                 der Wahlen zum Europäischen Parlament
2015 dienen rückwärtsgewandten Parteien                müssen alle demokratischen Kräfte dies         Auch in ZEIT-online – vom 15.04.2014
und Strömungen offenbar auch als Kata-                 deutlich und laut sagen.                       warnen Andreas Kemper und Roland
lysator für eine antifeministische Mobi-                                                              Sieber vor der AfD als antifeministischer
lisierung und sind vor der Europa-Wahl                 Politik für die Akzeptanz                      und homophober Kraft
möglicherweise auch Teil eines parteipoli-             geschlechtlicher Identität, sexueller          „(…) Die sehr deutlichen Antworten
tischen Kalküls.                                       Vielfalt und für gleiche Rechte                der Mitgliederbefragung zu geschlech-
Dem muss in Worten und Taten – durch                                                                  terpolitischen Themen gegen Gender-
die Medien, die gesellschaftlichen Or-                 Der Landesfrauenrat spricht sich aus-          Mainstreaming und Gleichstellungspolitik
                                                                                                      machen deutlich, dass offensichtlich auch
ganisationen und die Landesregierung -                 drücklich dafür aus, dass Staat und staat-
                                                                                                      die Parteibasis antifeministisch und hete-
deutlich begegnet werden.                              liche Bildungspolitik die gesellschaftliche
                                                                                                      ronormativ eingestellt ist. (...) Die radikale
Wir fordern insbesondere die Landesre-                 Akzeptanz sexueller Vielfalt befördern.        Kritik an jeder Form von Gleichstellungs-
gierung und die großen gesellschaftlichen              Kinder und Jugendliche haben bei der           politik, von der AfD als “Genderismus”
Organisationen im Land auf, das Prinzip                Entwicklung ihrer eigenen sexuellen Iden-      diffamiert, könnte zum dritten Markenzei-
des Gender Mainstreaming deutlich zu                   tität und ihren Vorstellungen von Familien     chen der Partei avancieren. (…) Ein neues
vertreten und sichtbar umzusetzen.                     ein Recht auf vorurteilsfreie Information      aber dazu passendes Phänomen sind die
Wir erinnern daran, dass die Europäi-                  und auf ein pädagogisches Umfeld in der        als antifeministisch und mindestens latent
sche Union Gender Mainstreaming 1997                   Schule, das ihre emotionale Sicherheit         homophob einzuschätzenden Demonstra-
im Amsterdamer Vertrag als verbindliche                stärkt.                                        tionen gegen den Bildungsplan 2015 der
Aufgabe für die Mitgliedsstaaten der Euro-             Schule muss dazu beitragen, dass Kinder        grün-roten Landesregierung in Stuttgart,
päischen Union festschrieb.                            und Jugendliche einen vorurteilsfreien         an denen die AfD maßgeblich beteiligt
                                                                                                      ist.“
                                                       Umgang mit der eigenen und ande-
                                                       ren sexuellen Identitäten entwickeln und    Quelle: http://blog.zeit.de/stoerungsmel-
                                                       Stereotype von Geschlechterrollen kritisch der/2014/04/15/die-afd-als-antifeministische-
                                                       hinterfragen können.                        und-homophobe-kraft_15682

                                                                                                                                                   4
FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

17. Mai 2014 - Internationaler Tag gegen Homophobie und Transphobie
Landesfrauenrat für die Akzeptanz geschlechtlicher Identität, sexueller Vielfalt und für gleiche Rechte.
Gender Mainstreaming als notwendiges Instrument für die Entwicklung demokratischer Geschlechterverhältnisse.

Zum Internationalen Tag gegen                Schule, das ihre emotionale Sicher-          Mainstreaming ist notwendiges Instru-
Homophobie und Transphobie am 17.            heit stärkt“, heißt es im Beschluss der      ment für die Entwicklung demokrati-
Mai weist der Landesfrauenrat Baden-         Frauenverbände. Ausdrücklich be-             scher Geschlechterverhältnisse. Euro-
Württemberg auf "besorgniserregende          stärkt der Landesfrauenrat die Lan-          pa ist für Deutschland ein Motor der
Anzeichen" für eine tiefe Abneigung          desregierung in ihrem Bestreben, die         Gleichstellungspolitik. Im Vorfeld der
gegen Vielfalt hin. Schwulen- und            Themenfelder biologisches Geschlecht,        Wahlen zum Europäischen Parlament
lesbenfeindliche Tendenzen in vielen         historisch/gesellschaftlich definierte       muss dies deutlich und laut gesagt
Bereichen der Gesellschaft müsse auch        Geschlechterrollen und auch die Stra-        werden“.
durch eine Politik für die Akzeptanz         tegie des Gender Mainstreaming in den        Pressemitteilung des Landesfrauenrats 16.05.2014
geschlechtlicher Identität, sexueller        Lehrplänen zu verankern.
Vielfalt und für gleiche Rechte begegnet
werden, so die Vorsitzende Angelika          Mit großer Sorge stellt der Dachverband
Klingel.                                     der Frauenverbände des Landes fest,
Der Dachverband von 51 Frauenver-            dass die Veranstalter der Protestakti-
bänden im Land spricht sich in seiner        onen gegen die Bildungspläne Baden-          Der Vorstand des Landesfrauenrates
am heutigen Freitag beschlossenen            Württemberg mit ihrem Angriff zugleich       hat die Resolution des LFR-Delegier-
Resolution ausdrücklich dafür aus, dass      auf Errungenschaften der Frauen- und         tentages an die zuständigen Minis-
Staat und staatliche Bildungspolitik die     Emanzipationsbewegung zielen und             terien und an die Landtagsfraktionen
gesellschaftliche Akzeptanz sexueller        auf einen Kern europäischer Gleich-          weitergeleitet. In seinem Begleit-
Vielfalt befördern. Aber auch große          stellungspolitik. Diese Gruppierungen        schreiben hat der LFR die Landesre-
freie Bildungsträger seien dazu aufge-       verknüpften antifeministische Ressenti-      gierung ausdrücklich ermutigt, an dem
fordert.                                     ments, antieuropäische Strömungen mit        Kurs des Gender Mainstreaming und
„Kinder und Jugendliche haben bei der        diffusen Ängsten vor früher kindlicher       dem Aktionsplan für Akzeptanz und
Entwicklung ihrer eigenen Identität und      Sexualität.                                  gleiche Rechte festzuhalten.
ihren Vorstellungen von Familien ein         Nachdrücklich weist der Dachverband          Die Landesregierung kann dabei auf
Recht auf vorurteilsfreie Information und    der Frauenverbände darauf hin: „Die          die aktive Unterstützung der Frauen-
auf ein pädagogisches Umfeld in der          europäische Strategie des Gender             verbände rechnen.

Sozialministerium und Integrationsministerium Baden-Württemberg zum Tag gegen Homophobie

Anlässlich des Tags gegen Homophobie         nerin sagte Ministerin Altpeter: „Vor ein    Kabinett beschlossen werden. Parallel
erklärten Sozialministerin Katrin Altpeter   paar Jahren wäre der Sieg von Conchita       zu vier Beteiligungsworkshops fand eine
und Integrationsministerin Bilkay Öney:      Wurst nicht möglich gewesen. Insofern ist    Onlinebefragung zur Lebenssituation
„Die baden-württembergische Landes-          ihre Wahl ein deutliches Zeichen für die     lesbischer, schwuler, bisexueller, trans-
regierung setzt sich für eine diskriminie-   steigende Akzeptanz verschiedener sexu-      sexueller, transgender, intersexueller und
rungs- und angstfreie Gesellschaft ein,      eller Identitäten in unserer Gesellschaft.   queerer Menschen (LSBTTIQ) in Baden-
in der Homophobie keinen Platz hat.          Ministerin Öney ergänzte: „Gleichzeitig      Württemberg statt.
Wir werden weiterhin engagiert daran         zeigen die vielen hasserfüllten Kom-         Die Integrationsministerin betonte, dass
arbeiten, dass es in unserem Land eine       mentare im Internet, wie intolerant und      Migrantinnen und Migranten oft aus
tatsächliche Gleichstellung lesbischer,      gewaltbereit leider immer noch viele Men-    mehreren Gründen diskriminiert werden.
schwuler, bisexueller, transgender, trans-   schen gegenüber Schwulen und Lesben          „Unsere Aufgabe ist es, die Menschen
sexueller, intersexueller und queerer Men-   sind. Mir ist Homophobie nicht Wurst.“       im Land für alle Formen von Doppel-
schen gibt.“ Auch wenn durch Medienbe-                                                    stigmatisierung zu sensibilisieren. Da die
richte über homosexuelle Menschen bei        Ministerin Altpeter wies darauf hin, dass    von Ausgrenzung Betroffenen häufig ihre
einem Teil der Bevölkerung der Eindruck      unter der Federführung des Sozialminis-      Rechte nicht kennen, arbeiten Sozial- und
entstanden sei, dass es in Deutschland       teriums gemeinsam mit allen Ressorts         Integrationsministerium gemeinsam an
längst eine umfassende Gleichstellung        zurzeit der Aktionsplan „Für Akzeptanz &     Aufklärungsangeboten.“ Ein Beispiel ist
gäbe, erlebten viele Menschen aufgrund       gleiche Rechte in Baden-Württemberg“         die zeitnahe Herausgabe einer Broschüre
ihrer sexuellen Identität noch oft Ableh-    erarbeitet wird. Ziel ist es, nach wie vor   zum Allgemeinen Gleichbehandlungsge-
nung und Feindseligkeiten. Auch ihre An-     bestehende Diskriminierungen in der          setz.
gehörigen und Familien würden oft unter      Gesellschaft aufzudecken und konkre-         Quelle: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,
Diskriminierungen leiden.                    te Maßnahmen festzulegen, um diese           Familie, Frauen und Senioren BW
Mit Blick auf die diesjährige ESC-Gewin-     abzubauen. Er soll im Frühjahr 2015 vom      Pressemitteilung 15.05.2014

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

                                                        NACHLESE: kommunalwahl 25. mai 2014
Gemeinderatswahlen in Baden-Würt-                           In 22 der 1101 Gemeinden gibt es keine         Frauen, 17 Frauen gehören dem Gemein-
temberg:                                                    Frau im Gemeinderat. Dies sind folgende        derat von Aalen an.
geringer Anstieg des Frauenanteils -                        Gemeinden: Zweiflingen, Boxberg Stadt,         Bei den Anteilen sind die fünf Spitzenrei-
doch Frauen weiter vielerorts „Einzel-                      Mudau, Wörnersberg, Egesheim, Mühlin-          ter: Ulm mit 47,5 %, Schwäbisch Gmünd
kämpferinnen“                                               gen, Aitern, Hausen im Wiesental, Lotts-       und Tübingen mit jeweils 45 % Frauen,
                                                            tetten, Grafenberg, Jungingen, Breitingen,     Aalen mit 41,5%, Stuttgart mit 35 %.
Die vom Statistischen Landesamt veröf-                      Grundsheim, Unterstadion, Alleshausen,
fentlichten vorläufigen Ergebnisse1 zeigen:                 Allmannsweiler, Betzenweiler, Moosburg,
Um insgesamt rd. 2 % stieg der Frauen-                      Oggelshausen, Tiefenbach, Ostrach,             Kreistagswahlen Baden-Württemberg
anteil in den 1101 Gemeinderäten Baden-                     Herdwangen-Schönach.                           2014: Anstieg um 2,9 %
Württembergs. Zu den Gemeinderatswah-                       Teilweise - z.B. in Boxberg - standen gar
len am 25. Mai 2014 bewarben sich in                        keine Frauen auf der einen gemeinsamen         Nach den vorläufigen Ergebnissen der
Baden-Württemberg insgesamt 59 648                          Liste.                                         Kreistagswahlen 2014 lag der Anteil der
Personen, darunter waren 18 201 Frauen.                     In rd. 47 % der Gemeinderäte Baden-            Frauen an den Kandidaturen landesweit
Gegenüber den Gemeinderatswahlen                            Württembergs haben Frauen schon                bei 30,2 Prozent. Von den insgesamt
2009 stieg somit der Frauenanteil unter                     zahlenmäßig einen schweren Stand:              14 701 Bewerberinnen und Bewerber
den Kandidierenden von 28,7 Prozent auf                     Einzelkämpferinnen sind Frauen in 108          waren 4 447 Frauen. Gegenüber der
30,5 Prozent (+1,8 Prozentpunkte).                          Gemeinden, lediglich zu Zweit oder zu          Kreistagswahlen 2009 bedeutet dies eine
                                                            Dritt finden sich Frauen in 409 Gemein-        Zunahme weiblicher Kandidaturen um 3,4
4 475 Frauen wurden insgesamt gewählt.                      deräten.                                       Prozentpunkte.
2009 waren es 4 179. Unter den insge-                       In ebenfalls rd. 47 % (515) der Gemeinden      Unter den 2 228 neu gewählten Kreisrä-
samt 18 745 Gemeinderatsmitgliedern2                        gibt es 4 bis 9 Frauen im Gemeinderat.         ten sind 422 Frauen (bei den Kreistags-
stellen Frauen nun 23,87 %. 2009 betrug                     Mindestens 10 Frauen gibt es in 47 Ge-         wahlen fand ausschließlich Verhältniswahl
ihr Anteil 21,97 %.                                         meinderäten.                                   statt). Ihr Anteil ist damit gegenüber 2009
1 Zahlenquelle: Statistisches Landesamt Baden-
Württemberg. Die Daten für alle Gemeinden und
                                                            Bei den absoluten Zahlen ist Spitzenreiter     um 2,9 Prozentpunkte auf 18,9 Prozent
Landkreise sind abrufbar unter: http://statistik-bw.
de/Wahlen/Kommunalwahlen_2014/                              mit 21 Frauen der Gemeinderat Stuttgart,       gestiegen.
2 Verhältniswahl und Mehrheitswahl zusammenge-              gefolgt von Ulm mit 19 Frauen, Schwä-
rechnet.                                                    bisch Gmünd und Tübingen mit jeweils 18

Kreistagswahlen Baden-Württemberg 2014

 Landkreis; Plätze im Kreistag insg.               davon Frauen               Frauen nach Parteien/                                        Wahlbeteili-
 (in Klammern Vergleichszahlen 2009)                                          WählerInnenvereinigungen (WV) abs.                           gung insgs.
                                                  abs.        in v.H.                                                                      in v.H.

 Alb-Donau-Kreis 59 (62)                           11 (9)      18,6 (14,5)    4 CDU, 1 SPD, 3 Grüne, 3 WV                                   55,7

 Biberach 59 (60)                                  10 (8)      16,9 (13,3)    3 CDU, 2 SPD, 5 WV (dar. 4 „Frauen in den Kreistag“)          52,2

 Breisgau-Hochschwarzwald 69 (69)                  16 (12)     23,2 (17,4)    3 CDU, 3 SPD, 1 FDP, 7 Grüne, 2 WV                            54,6

 Böblingen 84 (78)                                 21 (17)     25,0 (21,8)    5 CDU, 3 SPD, 1 FDP, 4 Grüne, 1 And., 7 WV (dar. 2 Frau-      49,1
                                                                              enliste)

 Bodenseekreis 58 (62)                             8 (11)      13,8 (17,7)    1 CDU, 1 SPD, 1 FDP, 2 Grüne, 3 WV                            51,9

 Calw 47 (53)                                      7 (7)       14,9 (13,2)    2 CDU, 2 SPD, 1 Grüne, 1 FDP, 1 WV                            48,3

 Emmendingen 52 (48)                               10 (8)      19,2 (16,7)    4 SPD, 5 Grüne, 1 WV                                          51,5

 Esslingen 96 (100)                                21 (17)     21,9 (17,0)    4 CDU, 5 SPD, 8 Grüne, 4 WV                                   49,7

 Enzkreis 55 (56)                                  7 (8)       12,7 (14,3)    1 CDU, 3 SPD, 3 Grüne                                         50,4

 Göppingen 63 (65)                                 19 (12)     30,2 (18,5)    4 CDU, 5 SPD, 6 Grüne, 1 FDP, 3 WV                            47

 Heidenheim 47 (44)                                3 (3)       6,4 (6,8)      1 CDU, 2 gem. Wahlvorschl.                                    43,8

                                                                                                                                                     6
FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

Kreistagswahlen in Baden-Württemberg 2014
    Landkreis; Plätze im Kreistag insg.   davon Frauen            Frauen nach Parteien/                                         Wahlbeteili-
    (in Klammern Vergleichszahlen 2009)                           WählerInnenvereinigungen (WV) abs.                            gung insgs.
                                          abs.      in v.H.                                                                     in v.H.

    Freudenstadt 39 (44)                  4 (1)     10,3 (2,3)    1 CDU, 1 FDP, 2 WV (für „Frauen in den Kreistag“)             48,3

    Heilbronn 74 (75)                     13 (10)   17,6 (13,3)   3 CDU, 5 SPD, 3 Grüne, 2 gem Vorschl.                         49,5

    Hohenlohekreis 39 (40)                11 (8)    28,2 (20)     2 CDU, 1 FDP, 2 WV, 3 SPD, 3 Grüne                            52,3

    Karlsruhe 91 (91)                     16 (11)   17,6 (12,1)   1 CDU, 4 SPD, 1 FDP, 8 Grüne, 2 WV                            50,6

    Konstanz 68 (68)                      10 (12)   14,7 (17,6)   1 CDU, 2 SPD, 1 FDP, 5 Grüne, 1 WV                            47,0

    Lörrach 59 (59)                       13 (11)   22 (18,6)     2 CDU, 3 SPD, 5 Grüne, 3 WV                                   45,7

    Ludwigsburg 103 (98)                  23(22)    22,3 (22,4)   4 CDU, 5 SPD, 4 FDP, 7 Grüne, 1 And., 2 WV                    50,1

    Main-Tauber 48 (48)                   7 (3)     14,6 (6,3)    4 CDU, 2 SPD, 1 FDP                                           55,3

    Neckar-Odenwald 46 (49)               8 (10)    17,4 (20,4)   1 CDU, 2 SPD, 4 Grüne, 1 WV                                   52,1

    Ortenau 87 (88)                       14 (9)    16,1 (10,2)   5 CDU, 3 SPD, 1 FDP, 3 Grüne, 2 WV                            48,8

    Ostalb 71 (76)                        12 (17)   16,9 (22,4)   3 CDU, 6 SPD, 2 And, 1 WV                                     48,5

    Rastatt 64 (67)                       11 (9)    17,2 (13,4)   4 CDU, 2 SPD, 3 Grüne, 2 WV                                   46,8

    Ravensburg 72 (72)                    8 (5)     11,1 (6,9)    2 CDU, 1 SPD, 4 Grüne, 1 WV                                   49,9

    Rems-Murr 88 (87)                     20 (19) 22,7 (21,8)     3 CDU, 3 SPD, 7 Grüne, 3 gem.Vorschl, 3 WV, 1 And.            48,9

    Reutlingen 69 (72)                    18 (15)   26,1 (20,5)   5 CDU, 2 SPD, 3 Grüne, 7 WV, 1 And.                           45,9

    Rhein-Neckar 105 (103)                27 (19)   25,7 (18,4)   9 CDU, 5 SPD, 1 FDP, 6 Grüne, 1 And., 5 WV                    51,4

    Rottweil 43 (49)                      3 (2)     7,0 (4,1)     1 SPD, 1 Grüne, 1 And.                                        49,6

    Schwäbisch-Hall 58 (58)               7 (6)     12,1 (10,3)   2 CDU, 3 SPD, 2 Grüne                                         44,4

    Schwarzwald-Baar 61 (64)              12 (8)    19,7 (12,5)   4 CDU, 3 SPD, 4 Grüne, 1 WV                                   46,2

    Sigmaringen 42 (48)                   5 (9)     11,9 (18,8)   2 CDU, 2 Grüne, 1 WV                                          52,1

    Tübingen 62 (59)                      17 (16)   27,4 (27,1)   3 CDU, 4 SPD, 7 Grüne, 2 gem. Vorschl. 1 WV                   54,1

    Tuttlingen 43 (47)                    6 (9)     14,0 (19,1)   1 SPD, 5 WV                                                   48,3

    Waldshut 47 (53)                      9 (10)    19,1 (18,9)   1 CDU, 3 SPD, 3 Grüne, 2 WV                                   48,7

    Zollernalbkreis 60 (61)               15 (11)   25 (18)       6 CDU, 4 SPD, 1 Grüne, 4 WV                                   46,6

    BADEN-WÜRTTEMBERG                     422       18,9 (16,0)   96 CDU - Anteil 12,0%, 96 SPD - Anteil 24,1%,                 49,5
    insges. 2 228 (2 273)                 (364)                   16 FDP - Anteil 15,0%, 120 Grüne - Anteil 43,3%,
                                                                  8 And. - Anteil 10,4%, 9 gem. Wahlvorschl. - Anteil 22,0% ,
                                                                  77 WV - Anteil 14,7 %

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

                                             NACHLESE: kommunalwahl 25. mai 2014
Gemeinderatswahlen: Kandidaturen von Frauen - Gewählte Frauen

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg - in seiner Pressemitteilung vom 10.06.2014:
„Über den Erfolg von Frauen bei den Gemeinderatswahlen gibt die Gegenüberstellung des Frauenanteils an den Bewerbern mit dem Frau-
enanteil an den Gewählten Aufschluss. Werden anteilsmäßig mehr Frauen gewählt, als ihr Anteil an den Kandidaturen beträgt, sind die
Frauen erfolgreicher als die Männer. Umgekehrt sind Frauen weniger erfolgreich als Männer, wenn ihr Anteil an den Gewählten geringer
ist als an den Bewerbern.
In Baden-Württemberg betrug der Frauenanteil an den Bewerbern zu den Gemeinderatswahlen landesweit durchschnittlich bei 30,5
Prozent, der Frauenanteil an den Gewählten fiel hingegen mit 23,9 Prozent erheblich geringer aus. Damit bewarben sich Frauen bei den
Gemeinderatswahlen 2014 nicht nur seltener um ein Mandat im Gemeinderat, sie wurden auch seltener gewählt als die männlichen Mit-
bewerber. Das heißt, Frauen waren bei den Gemeinderatswahlen 2014 weniger erfolgreich als männliche Bewerber. So betrug der Anteil
der Männer an den Bewerbern 69,5 Prozent, unter den Gewählten lag der Männeranteil mit 76,1 Prozent deutlich höher.“

                                                                                                     Obwohl die Bewerberinnen bei
                                                                                                     allen Parteien und politischen
                                                                                                     Gruppierungen weniger erfolg-
                                                                                                     reich waren als die Männer, gibt
                                                                                                     es doch deutliche Unterschiede.
                                                                                                     Die Kandidatinnen der anderen
                                                                                                     Parteien sowie der GRÜNEN
                                                                                                     hatten im Vergleich zu den
                                                                                                     anderen Wahlvorschlägen den
                                                                                                     größten Wahlerfolg. Unter den
                                                                                                     Bewerbern der anderen Partei-
                                                                                                     en waren 28,6 Prozent Frauen,
                                                                                                     gewählt wurden 27,1 Prozent.

                                                                                                     * Quelle: Statistisches Landesamt
                                                                                                     BW, www. statistik-bw.de/Presse-
                                                                                                     mitt/2014207.asp

                                              Blick nach Frankreich
                                              In Frankreich wurde Richtung Parität weiter gearbeitet. Seit Mai 2013 gilt die Pari-
Ergebnisse der Kommunalwahlen                 tätsanforderung für die Listen nämlich für alle Kommunen bereits ab 1000 Einwohne-
in anderen Bundesländern                      rInnen (zuvor: ab 3 500).
                                              In Frankreich fanden im März 2014 die Kommunalwahlen statt. Im Ergebnis sind
Die wenigsten Statistischen Landes-           die französischen Kommunalparlamente nun mit durchschnittlich 59,7% Männern und
ämter weisen überhaupt Landesergeb-           40,3% Frauen besetzt. Immerhin ein Anstieg des Frauenanteils um rund 5 % gegen-
nisse zu Zahl und Anteil der gewählten        über 2008. In den Kommunen (ab 1000 Einw.) beträgt der Frauenanteil nun 48,2
Frauen auf!                                   %. Bei den kleineren Gemeinden (unter 1000) betrug der Frauenanteil auf den Listen
Eine Ausnahme ist NRW1:                       lediglich 35,4 %; der Anteil der Frauen in den Räten dieser kleinen Kommunen beträgt
Dort erbrachte die Wahl zu den Stadt-         nun 34,9 %.
räten der kreisfreien Städte und den          Es gab insgesamt gleichwohl 20 000 mehr Kandidatinnen auf den Listen als 2008.
Kreistagen der Kreise:                        Das franz. Innenministerium führt dies auf die Gesetzesänderung zurück.
Von den insgesamt 3342 Gewählten              Auch in Frankreich gibt es in Sachen Parité noch einiges zu tun: bei nur 17,1 % der
sind 1024 Frauen (30,64 %), geringfü-         Listen befand sich eine Frau auf dem Spitzenplatz, seit 2008 kaum eine Steigerung.
gig mehr als 2009 (28,78 %).                  (Damals wurden 16,5 % der Listen von Frauen angeführt.) Großer Nachholbedarf auch
1 Quelle: www.wahlergebnisse.nrw.de/kom-      bei den Bürgermeisterinnen.
munalwahlen/2014/aktuell/a000000kw1400.
html

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

    KOMMUNALWAHLRECHT - wie weiter?
Detaillierte Berichtspflicht                   Kommunalwahlgesetz Baden-Würt-
unerlässlich!                                  temberg § 9 (6)
Die Wirkung der Soll-Regelung § 9 (6)          „Männer und Frauen sollen gleicherma-
Kommunalwahlgesetz muss sorgfältig             ßen bei der Aufstellung eines Wahlvor-
ausgewertet werden. Das versteht sich.         schlags berücksichtigt werden. Dies kann
Sicherheitshalber hat dennoch der LFR im       insbesondere in der Weise erfolgen, dass
Februar 2014 das Statistische Landesamt        bei der Reihenfolge der Bewerberinnen
und die Landeswahlleiterin angeschrieben.      und Bewerber in den Wahlvorschlägen
Wir schrieben: Für eine Daten-basierte         Männer und Frauen abwechselnd be-
Einschätzung der tatsächlichen Wirkung         rücksichtigt werden. Die Beachtung der
der neuen Soll-Vorschrift aus § 9 Kom-         Sätze 1 und 2 ist nicht Voraussetzung für
munalwahlgesetz halten wir eine Daten-         die Zulassung eines Wahlvorschlags.“
erfassung für erforderlich, die genauere
Auskünfte ermöglicht als die bisher veröf-     Antwort Statistisches Landesamt auf Schreiben des LFR (April 2014)
fentlichten Wahlstatistiken.                   Fazit: Eine „Lieferung, Erfassung und Auswertung“ der gewünschten Daten sei „grund-
Insbesondere sollte bei der Erfassung des      sätzlich möglich“, allerdings in Anbetracht der Kürze der Zeit offenbar zu aufwendig.
Anteils der Kandidierenden und der Ge-         Wörtlich: „Allerdings ist dieses Unterfangen sowohl bei den Datenlieferanten (den Gemein-
wählten nach Geschlecht und Gemeinde-          den, Kreisen und dem Verband Region Stuttgart) als auch im Statistischen Landesamt mit
größenklassen auch mit erhoben werden,         einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden und bedingt eine gründliche und langfristige
auf welchen Kandidaturlisten das Reiß-         Vorbereitung, um u.a. auch die Akzeptanz der Datenlieferanten für dieses Vorhaben zu
verschlussprinzip grundsätzlich bzw. bis       gewinnen. Da die Kommunalwahlen bereits Ende Mai stattfinden, sehen wir hierfür jedoch
zu welchem Platz angewendet wurde. Die         keinen zeitlichen Spielraum mehr.“
örtlichen Wahlleitungen und statistischen      Abschließend werden wir ermuntert, das Statistische Landesamt „in dieser Sache im
Ämter sollten hier entsprechende Auswer-       Vorfeld der Kommunalwahlen 2019 (möglichst bis Anfang 2017) erneut zu kontaktieren“.
tungen vornehmen, sobald die Listenauf-
stellungen abgeschlossen sein werden.          Kommentar des LFR: Die Soll-Bestimmung zur Besetzung der Kandidaturlisten gibt es
                                               seit einem Jahr, frau sollte meinen, dass seitdem Zeit genug war, die Vorbereitungen
                                               für eine Datenerhebung zu treffen ….Derartige Reaktionen lassen uns den notwendigen
                                               Respekt gegenüber dem Engagement der Frauenverbände vermissen. Wir sind we-
                                               sentlicher Teil der BürgerInnen-Gesellschaft – und werden erneut auf nächste Wahlen
                                               verwiesen und erneut in nächste Legislaturperioden.
                                               Wir haben die Antworten u.a. an die frauenpolitischen Sprecherinnen der Grünen und
                                               der SPD sowie an die Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung weiter-
                                               geleitet.

Landtagsfraktion GRÜNE: Charlotte Schneidewind-Hartnagel MdL,                                SPD-Landtagsfraktion:
frauenpolitische Sprecherin in ihrer Antwort an den LFR:                                     Sabine Wölfle MdL, frauenpolitische
„Zwischen den Regierungsfraktionen gab es in der Tat die Vereinbarung eine Evaluation        Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion
nach der Kommunalwahl 2014 vorzunehmen. So lautete auch die damalige gemeinsame              macht mit einem Berichtsantrag (Drs.
Pressemitteilung: „Die Regierungskoalition schlägt zur neuen gesetzlichen Regelung und       15/5271) den Ausgang der Wahlen wieder
anderweitig verbesserten Rahmenbedingungen für die Kandidatur und Mandatsausübung            zum Thema im Landtag. Insbesondere
von Frauen eine Evaluation nach der Kommunalwahl 2014 vor.“
                                                                                             fragt sie nach der Verantwortung der die
Die Fraktion GRÜNE hat sich im Anschluss daran für eine differenzierte Datenerhebungen
                                                                                             Listen aufstellenden Parteien oder Verei-
und eine umfassende Dokumentationspflicht der Kommunalwahlen 2014 in mehreren Ver-
handlungsrunden stark gemacht. Das Vorhaben stieß auf massiven Widerstand in der SPD-
                                                                                             nigungen.
Fraktion.                                                                                    „Diese verhöhnen den Willen des
Wie Sie wissen, haben auch wir uns mit dem Statistischen Landesamt in Verbindung ge-         Gesetzgebers, wenn sie immer noch
setzt. Auch dieses Gespräch brachte kein für die Fraktion GRÜNE zufriedenstellendes Resul-   Wahlvorschläge einreichen, auf denen
tat. Der Erlass für die Erfassung der Kommunalwahl wurde im Innenministerium erarbeitet.     ausschließlich oder fast ausschließlich
Das Innenministerium und die SPD-Landtagsfraktion lehnen auch weiterhin die von uns          Männer verzeichnet sind“, so Wölfle.
beworbene Einführung eine umfassende Dokumentationspflicht der Kommunalwahlen                Die statistischen Befunde zeigten ganz
2014 ab. Wir werden uns nun in einem nächsten Schritt für eine wissenschaftlich begleitete   klar, „welche Parteien und Vereinigungen
Modellstudie in ausgewählten Kommunen starkmachen.“                                          bei der Frauenförderung noch allerhand
Gisela Erler, Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung,                       Hausaufgaben zu erledigen haben“.
versicherte mit Schreiben vom 26.05.2014:                                                    Quelle: SPD-Landtagsfraktion, Pressemitteilung
„... In der Tat halte ich es für geboten, der Frage nach den Auswirkungen der Soll-Parität   10.06.2014
nachzugehen. Ich werde mich gerne dafür einsetzen, dass entsprechende Zahlen im Nach-
gang erhoben werden und geprüft wird, ob und wenn ja mit welchen anderen wissenschaft-
lichen Institutionen in dieser Frage kooperiert werden kann. ...“

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FRAUEN Rundbrief 2-2014 - Landesfrauenrat Baden-Württemberg
FRAUEN Rundbrief 2-2014

                                               NACHLESE: Europawahl 25. mai 2014

                                               wo wirksame Sanktionen bei der Nicht-               Europawahl in Deutschland:
                                               einhaltung von Quoten vorgesehen seien,             weniger Frauen im Parlament
                                               kämen Frauen eher zum Zuge. Dies zeige              Im Vergleich zum Gesamtergebnis der
                                               sich am Beispiel der Sozialdemokraten,              Europwahl ist das deutsche Ergebnis
Deutscher Frauenrat:                           die von 189 Abgeordneten insgesamt 86               rückläufig: Brigitte Triems, Vorstandsmit-
Im Schneckentempo zur Parität                  Frauen (46 Prozent) ins Brüsseler Parla-            glied des Deutschen Frauenrats, rechnet
                                               ment schickten, während auf den Frakti-             vor: „Von den insgesamt gewählten 96
Insgesamt 37 Prozent Frauen wurden             onsbänken der Europäischen Volkspartei              Abgeordneten sind 35 Frauen, das heißt
Ende Mai ins EU-Parlament gewählt –            (EVP) nur 65 Frauen (30 Prozent) Platz              36,5 Prozent. Das ist ein Rückschritt um
gegenüber 2009 ein Anstieg um 1,25             nehmen werden.                                      1,5 Prozent, denn in der vorangegangenen
Prozentpunkte.                                                                                     Wahlperiode waren es 38 Prozent.“
                                               Deutlich vorne liegt in Sachen politischer          Die meisten Frauen sitzen in den Frakti-
Die Generalsekretärin der Europäischen         Partizipation von Frauen die Europäische            onsreihen der Linken (57 Prozent) und der
Frauenlobby (EWL), Joanna Maycock,             Linke (GUE/NGL): Sie hat die Parität                Grünen (55 Prozent), gefolgt von der SPD
beklagte den nur geringen Fortschritt in       mit 51 Prozent weiblichen Abgeordneten              (48 Prozent), der FDP (33 Prozent) und
Richtung Geschlechterparität. In diesem        mehr als erreicht. Der Frauenanteil in              der CDU/CSU (insgesamt 21 Prozent).
Schneckentempo würde es noch weitere           der Fraktion der Liberalen (ALDE) beträgt           aus: www.frauenrat.de
52 Jahre dauern, bis Parität im Europäi-       40 Prozent, der der Grünen liegt bei 37
schen Parlament erreicht sei.                  Prozent.
Fakt ist, dass die konservativen und
rechten Parteien im Vergleich zu den           Unter den 11 gewählten MdEP-Abgeordneten aus Baden-Württemberg befinden
Mitte-Links-Parteien beim Frauenanteil         sich lediglich drei Frauen:
deutlich hinterher hinken. Die EWL sieht       CDU: Dr. Ingeborg Gräßle, Heidenheim an der Brenz
hier einen klaren Zusammenhang: Dort,          SPD: Evelyne Gebhardt, Schwäbisch Hall
                                               GRÜNE: Maria Heubuch, Leutkirch

Wahlbeteiligung - wer nutzt seine Rechte - wer lässt sie brachliegen - und warum?
Annäherungen in Zahlen und Hypothesen

Das Statistische Landesamt B-W                 Bei Landtagswahlen war die Wahlbeteili-             Frauen wählen – und sie nicht etwa
schreibt zum „Indikator Wahlbeteiligung“       gung der Männer bei allen Landtagswah-              durch Kumulieren und Panaschieren nach
„Die Höhe der Wahlbeteiligung gilt als Maß     len (auch 2011) höher als die der Frauen,           vorne befördern -… Jedoch das ist nicht
für Demokratiebewusstsein bzw. demokra-        aber mit sinkendem Abstand und nur im               belegbar.
tisches Engagement. Geringe Wahlbeteili-       Durchschnitt aller Altersgruppen. 2011 hat          Es gibt 2014 in BW 4 475 weibliche
gungen können mehrere Ursachen haben:          sich die Differenz zwischen Männern und             Gemeinderatsmitglieder, kandidiert hatten
Sie können aus mangelndem politischen
                                               Frauen auf 2,3 Prozentpunkte verringert.            2014 landesweit 18 201 Frauen für Ge-
Interesse resultieren, ein Ausdruck von Pro-
                                               Frauen zeigen in bestimmten Altersgrup-             meinderäte.
test unzufriedener Bürgerinnen und Bürger
sein, aber auch ein Zeichen dafür, dass
                                               pen eine höhere Wahlaktivität als Männer
die Wahl nicht als wichtig angesehen wird      gleichen Alters. In den Altersgruppen               Zur Wahlbeteteiligung der Erst- und
(Low-Interest-Wahlen). Eine hohe Wahlbe-       zwischen 30 und 49 Jahren lag die                   JungwählerInnen ermittelt das Statistische
teiligung gilt als wünschenswert, weil sie     Wahlbeteiligung von Frauen 2011 über der            Landesamt derzeit von sich aus keine
als Zeichen für Demokratiebewusstsein gilt     von Männern. Deutlich geringer ist sie bei          Angaben.
und der Legitimation der Gewählten und         den Seniorinnen über 70 und bei Jung-               Es ist daher den Kommunen freigestellt,
des demokratischen Staates dient.“1            wählerinnen. 1                                      ob sie eine entsprechende Wahlsta-
                                                                                                   tistik erstellen. Der Städtetag hat auf
1
Problematisch ist die geringe - und weiter     Die Tatsache, dass der Anteil der Frauen            Bitte der Landeszentrale für politische
gesunkene Wahlbeteiligung.                     in den Kommunalparlamenten auch 2014                Bildung - Kampagne „Wählen ab 16“
2014: 49,1 % bei den Gemeinderatswah-          ihren Anteil unter den Kandidieren-                 seine Mitgliedskommunen, die über eine
len bzw. 49,5 % bei den Kreistagswahlen.       den unterschreitet kann die Vermutung               sogenannte abgeschottete Statistikstelle
(Landesdurchschnitte: 2009: 50,7 %             nahelegen, dass auch Frauen weniger                 gemäß § 9 Landesstatistikgesetz verfü-
1999: 53 %, 1994: 66,7 %)                                                                          gen, gebeten, die Wahlbeteiligung der 16-
                                               1 www.statistik-bw.de
                                               Ergebnisse aus Statistisches Monatsheft Baden-      und 17-Jährigen zu ermitteln.
                                               Württemberg 4/2012
Doch wer wählte wenig?                         Bei den Landtagswahlen von 1964 bis 2011 lag die
                                               Wahlbeteiligung der Jungwählerinnen von 18 bis 24
Die Wahlbeteiligung bei Gemeinderats-          Jahren im Durchschnitt um gut 4 Prozentpunkte,
                                               die Wahlbeteiligung der Frauen im Alter von 60
                                                                                                                                    Forts. S. 11
wahlen wird NICHT geschlechtsspezifisch        und mehr Jahren sogar um durchschnittlich mehr
                                               als 9 Prozentpunkte unter der der gleichaltrigen
erfasst.                                       Männer.

                                                                                                                                            10
FRAUEN Rundbrief 2-2014

Wahl-Nachlese
Wahlbeteiligung - Annäherungen in Zahlen und Hypothesen

Allgemeine Tendenzen und                            3. Wahlbeteiligung und soziale Milieus               Je mehr Haushalte in einem Stadtteil oder
Hypothesen                                          Die Milieuzugehörigkeit bestimmt die Höhe            Stimmbezirk von Arbeitslosigkeit betroffen
                                                    der Wahlbeteiligung. Dies belegen u.a.               sind, umso geringer ist die Wahlbeteili-
Zur Wahlbeteiligung liefert die Forschung           sozialstrukturelle Merkmale der Wahlbetei-           gung. Ähnlich negative Zusammenhänge
allgemeine Befunde:                                 ligung an den Europawahlen.3                         mit der Wahlbeteiligung zeigen sich für
                                                    In Wahlkreisen mit hoher Arbeitslosen-               das Niveau der Schulabschlüsse, die
1. Wahlbeteiligung und Wahl-„Ebene“                 quote in Baden-Württemberg lag die                   Qualität der Wohnlagen und die durch-
- Höchste Wahlbeteiligung bei Bundes-               Wahlbeteiligung an den Europawahlen bei              schnittliche Kaufkraft der Haushalte.
tagswahlen.                                         unterdurchschnittlichen 49,1%, in Gebieten           Die Bertelsmann-Stiftung sagt dazu:
- Niedrigste bei Kommunal- und bei                  mit niedriger Arbeitslosenquote bei 53,3%.           Das Wahlergebnis ist sozial nicht reprä-
Europawahlen.                                       Gebiete mit einem hohen AkademikerIn-                sentativ! (Eine Demokratie der „Besser-
Die Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen              nenanteil wiesen eine Wahlbeteiligung von            verdienenden“)
liegt in Baden-Württemberg durchgängig              53% auf, solche mit einem niedrigen Anteil           Arbeitslosigkeit schadet der Demokratie.
erheblich unter der bei Bundestagswah-              hatten 51,9%.                                        Leider erfasst auch diese Studie keinerlei
len.                                                In kleineren Gemeinden ist die Wahlbetei-            Gender-Gesichtspunkte.
Während sich an den Bundestagswahlen                ligung höher als in größeren:                        Verstärken sich die Effekte prekärer
seit 1949 im Durchschnitt gut 82 % der              In Gemeinden bis 10 000 Einw. betei-                 Milieus und traditionelle Geschlechterrol-
wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger             ligten sich 2014 in Baden-Württemberg                lenzuweisungen zu einer noch geringeren
im Land beteiligten, waren es bei den               56,3% der Wahlberechtigten, in Gemein-               Wahlbeteiligung von Frauen?
Wahlen zum Landtag nur rund 68 %2 .                 den über 100 000 Einw. lediglich 49,3%.              Eine naheliegende Annahme – jedoch hier
                                                    Den Zusammenhang zwischen Besied-                    nicht untersucht.
Wahlbeteiligung bei Kommunal- und Eu-               lungsdichte, Gemeindegröße bzw. eher
ropawahlen:                                         ländlicher/städtischer Prägung und Wahl-             In Politik und Zeitgeschichte/ Bundeszen-
Kommunalwahl 2014: 49,1 % (2009:                    beteiligung belegen auch Ergebnise aus               trale für politische Bildung (19.11.2013)6
50,7 %)                                             anderen Bundesländern. Die Wahlbetei-                schreibt Armin Schäfer zu den Gründen
Europawahl 2014: 52 % (2009: 52,0 %)                ligung ist in dünner besiedelten Gebieten            der größeren Wahlabstinenz:
                                                    etwas höher als in stärker verdichteten              Die Gründe für eine im Vergleich zu
2. Bundesweiter Trend: genereller                   urbanen Gebieten.4                                   den bessergestellten Gruppen niedrigere
Rückgang der Wahlbeteiligung                        Für Baden-Württemberg verweisen auch                 Wahlbeteiligung der sozial Schwachen
Die Beteiligung bei allen Wahlarten liegt           lokale Analysen zur Beteiligung an den               liegen im geringeren politischen Interesse,
heute niedriger als in früheren Jahrzehn-           Europawahlen auf den Zusammenhang zu                 einer schwächeren Parteibindung,
ten. Besonders stark fällt der Rückgang             sozialen Milieus, Beispiel Stadt Stuttgart:          dem mangelnden Zutrauen in eigene
bei Kommunalwahlen aus.                             niedrigste Wahlbeteiligung mit 42,2%                 Kompetenzen und dem fehlenden Glau-
Das Beteiligungsniveau heute ist niedriger          im (Arbeiter-)Stadtbezirk Zuffenhausen,              ben daran, durch politisches Engagement
als jemals zuvor.                                   höchste mit 62,6% in Degerloch. Noch                 etwas zu bewirken, sowie in der weniger
Diese Befunde werfen Fragen auf.                    geringer war die Beteiligung bei den Kom-            ausgeprägten gefühlten Verpflichtung,
Zum Beispiel:                                       munalwahlen: in Stuttgart-Zuffenhausen               wählen zu müssen.
- Werden primär die bundespolitischen               beteiligten sich lediglich 36,1% der Wahl-           Das wirft Fragen auf:
Entscheidungen als relevant erlebt?                 berechtigten, in Sillenbuch 577 %.                   - Fühlen sich die Menschen machtlos
Wird die Kommunalpolitik als nicht so                                                                    als WählerInnen, ihre Stimmen quasi als
entscheidend erlebt – und deshalb dort,             Eine Bertelsmann-Stiftung Studie zur                 „wertlos“;
wo am meisten Wahlmöglichkeit besteht,              Wahlbeteiligung an der Bundestagswahl                - nicht durch die Politik vertreten?
nicht vom Wahlrecht Gebrauch gemacht?               2013 und sozialem Hintergrund5 gibt                  - Tragen Parteien durch ihre Strukturen,
Gibt es Vorstellungen von BürgerIn-                 wichtige Hinweise und wirft weitergehende            ihre Politik, ihre Kommunikation mit dazu
nenpflichten, die über Wahlbeteiligung              Fragen auf. Ergebnis:                                bei?
entscheiden?                                        Je prekärer die Lebensverhältnisse vor               Schäfer warnt:
Die Wahl- und Parteienforschung gibt                Ort, desto weniger Menschen haben sich               „Für die Demokratie besteht die Gefahr
dazu Hinweise.                                      an der Bundestagswahl 2013 beteiligt.                einer niedrigen und sozial ungleichen
Wenn Geschlechterrollen, die dem Mann               Der soziale Status eines Stadtteils be-              Wahlbeteiligung darin, dass die Politik sich
die Sphäre des Politischen zuweisen,                stimmt die Höhe der Wahlbeteiligung.                 an den sozial Bessergestellten orientieren
                                                                                                         könnte, die nicht nur weiterhin wählen,
noch wirksam sind, müssten diese                    3 Statistisches Landesamt BW, http://statistik-bw.   sondern auch andere Wege nutzen, ihre
Forschungen allerdings auch nach Ge-                de/Wahlen/Europawahl_2014/GemGrKl.asp
                                                    4 Zum Beispiel Hamburg: siehe www.statistik-nord.    Anliegen zur Sprache zu bringen, während
schlechtern unterscheiden, was sie jedoch           de/uploads/tx_standocuments/WA3_komplett_            sozial Benachteiligte weder das Eine noch
kaum tun.                                           BZ2014.pdf
                                                    5 Ausgewertet wurden dafür kleinräumige Daten        das Andere in gleichem Umfang tun.“
                                                    aus 28 untersuchten Großstädten und 640 bun-
2 Quelle: Statistisches Monatsheft Baden-Württem-   desweit repräsentativen Stimmbezirken, darunter      6 siehe www.bpb.de/apuz/172972/wahlbeteili-
berg 4/2012                                         Stuttgart, Freiburg und Karlsruhe.                   gung-und-nichtwaehler?p=all

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FRAUEN Rundbrief 2-2014

                                                  landtagswahlrecht endlich reformieren!
                                                  „Typisch weiblich?! Wählen - und gewählt werden“ - 19. März 2014
März 2012: Mittendrin in der Gesell-              Veranstaltung des Landtags Baden-Württemberg zum Internationalen Frauentag
schaft und doch außen vor mit ihrer
politischen Vertretung in Kommunal-
parlamenten sind Frauen in Baden-
Württemberg. Von der Veranstaltung
am im Landtag, zu dem die stellver-
tetende Landtagspräsidentin Brigitte
Lösch MdL (Grüne) eingeladen hatte,
ging der Impuls zur Kampagne des
Landesfrauenrats für eine Änderung
des Kommunalwahlgesetzes aus. Die
Forderung: Aufnahme einer gesetz-
lichen Verpflichtung Kandidaturlisten
im Reißverschlussverfahren hälftig mit
Frauen und Männern zu besetzen.
19. März 2014: das Landtagswahlrecht
im Fokus. Die Zusammensetzung des                 Wie weiter mit dem Landtagswahlrecht?
baden-württembergischen Landtags
repräsentiert nicht den Querschnitt der
Bevölkerung.                                      Bis zur Landtagswahl 2016 ist keine Er-        Doppel- und Dreifachbelastungen zu tun.
Vor allem die Frauen fehlen!                      gänzung des Landtagswahlrechts um eine         Teilweise auch mit fehlendem Kampf-
                                                  Liste möglich, etwaige Aktionen zielen auf     geist und mangelnder Risikobereitschaft.
„Die Repräsentanz von Frauen in poli-             die Landtagswahl 2021.                         Frauen benötigten taktischeres Vorgehen
tischen Gremien ist unbefriedigend und            Bei der Podiumsrunde nahm für den LFR          und wirksame Netzwerke für den Erfolg
hinkt den Ansprüchen einer gerechten              die Erste Vorsitzende Angelika Klingel teil.   vor Ort.
Demokratie, in der sich die Vielfalt der          Sie stellte abermals klar:                     Sabine Wölfle MdL/SPD verwies auf
Gesellschaft spiegeln sollte, kräftig             Frauen brauchen ein deutliches Signal          Probleme bei der Gewinnung von mehr
hinterher. Der Anteil von Frauen in der           auch des Gesetzgebers: sie werden ge-          Kandidatinnen für Gemeinderäte beson-
Politik muss deshalb deutlich erhöht              wollt! Dieses Signal gibt ein Paritégesetz!    ders in ländlich geprägten Kommunen:
werden“, betont Landtagsvizepräsiden-             Frauen brauchen eine einladende politi-        Historisch bedingt hinkten Frauen oft hin-
tin Brigitte Lösch am 19. März 2014 im            sche Kultur – dazu gehören auch Geset-         terher, blockierten gar andere Frauen (wie
Interimsplenarsaal bei der Veranstal-             ze.                                            machst Du das dann mit dem Kind …?).
tung „Typisch weiblich?! Wählen – und             Von den VertreterInnen der Fraktionen          Männer, die weibl. Gemeinderäten den
gewählt werden“.                                  werden folgende Positionen formuliert:         Rücken freihalten müssten als Vorbilder
                                                                                                 gelobt werden.
Die geladenen VertreterInnen der Wis-             Charlotte Schneidewind-Hartnagel MdL/          Unter Hinweis auf die niedrige Wahlbe-
senschaft Prof. Dr. Dieter Roth von der           Grüne und Brigitte Lösch MdL kündigten         teiligung (50 %) in Kommunen beton-
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und         an, dass die Fraktion Grüne dafür sorgen       te Klingel: Frauen müssten erkennen
Dr. Ina Bieber von der Goethe-Universität         wollen, dass das Listenwahlrecht in der        können, dass sie in der Kommune etwas
Frankfurt am Main belegen:                        Interfraktionellen Arbeitsgruppe Wahlrecht     verändern können – und wählen und sich
Es liegt am Wahlsystem - und nicht etwa           nochmals verhandelt wird.                      wählen lassen. Frauen brauchten „Vor-
an einer Besonderheit der Frauen in                                                              bilder“, andere Frauen, die vorangehen;
Baden-Württemberg, dass sie seit Jahr-            Jochen Haußmann MdL/FDP informiert:            müssten sich selbst aber auch trauen zu
zehnten nicht angemessen im Landtag               die FDP-Fraktion hat eine Beschlusslage        kandidieren. Und ggf. auch auf einer part-
vertreten sind. Ihre Voträge sind auf der         zum Listenwahlrecht (jedoch ohne Quote);       nerschaftlicheren Arbeitsteilung in ihrem
Homepage des baden-württembergischen              er gibt zu bedenken, dass bei Listenkan-       privaten Umfeld bestehen.
Landtags dokumentiert. 1                          didaten eine starke Vernetzung innerhalb
Und es liegt an den zumeist männli-               der Partei erforderlich sei.                   Volksbegehren als Lösung?
chen Abgeordneten, die um ihre Positi-
onen in den Wahlkreisen fürchten, wenn            Friedlinde Gurr-Hirsch MdL/CDU versi-          Hierzu gab es engagierte Beiträge aus
Wahlkreis-Plätze für Listen frei gemacht          chert: auch die CDU habe begriffen, dass       dem Publikum.
werden müssten. Darauf wiesen vor allem           sie Frauen nicht mehr ausblenden kann.         Staatsrätin Gisela Erler berichtet ihren
die sich an der Diskussion beteiligenden          Frauen selbst allerdings seien auch zu         ersten, sie irritierenden Eindruck vom
Frauen aus dem Publikum hin.                      wenig in den Parteien vertreten. Noch          Landtag BW: soviele Männer, kaum Frau-
                                                  nie sei es so schwierig gewesen wie            en … Die Männermehrheit im Landtag
                                                  zu dieser Kommunalwahl Kandidatinnen           werde sich nicht selbst abschaffen;
1 Die Dokumentationen ihrer Vorträge zum Herun-
terladen unter: www.landtag-bw.de/cms/home/       zu gewinnen. Dies habe einerseits mit            			                      Forts. S. 13
aktuelles/

                                                                                                                                           12
FRAUEN Rundbrief 2-2014

landtagswahlrecht endlich reformieren!
„Typisch weiblich?! Wählen - und gewählt werden“

nur Bürgerbeteiligung, ein Volksbegehren/
Volksentscheid könne den Druck erzeu-
gen, das Wahlrecht zu ändern.
Leni Breymaier/Verdi kritisiert nochmals
vehement die Konsensvereinbarung der
Fraktionsvorsitzenden. Frauen sollten sich
nicht als allein zuständig für ein etwaiges
Volksbegehren zugunsten einer Wahl-
rechtsänderung sehen, diese sei Thema
der ganzen Gesellschaft. Bis 2021 sollte
es möglich sein, eine Änderung zu er-
wirken. Gabriele Frenzer-Wolf/stellvertr.     bei der Veranstaltung am 19. März im Landtag - Foto: LFR

DGB-Vorsitzende informiert ergänzend:
Die DGB-Forderung nach einer Listenwahl
wurde auch von Männern verabschiedet,
die DGB-Männer werden also eine Kam-
pagne mittragen.

Aus der Presseberichterstattung zur           Begrüßung aber zuvor schon die Richtung                    ternommen, wenn auch nicht bezüglich der
Veranstaltung am 19.03.2014                   der späteren Diskussion vorgegeben: „Die                   Landtagswahlen – Lösch verwies darauf,
Staatsanzeiger 21.03.2014                     Repräsentanz von Frauen in politischen                     dass Baden-Württemberg als erstes Bundes-
                                             Gremien ist unbefriedigend und hinkt den
                                              Ansprüchen einer gerechten Demokratie, in
                                                                                                         land die geschlechtergerechte Aufstellung
                                                                                                         der Wahllisten zu den Kommunalwahlen
                                              der sich die Vielfalt der Gesellschaft spie-               gesetzlich einfordere. Allerdings ist das nur
von Ulrike Bäuerlein                          geln sollte, kräftig hinterher“, sagte Lösch.              eine Soll-Bestimmung; und wie schwer es
Landtagswahlrecht zementiert geringen                                                                    war und ist, ausreichend Frauen zur einer
Frauenanteil                                  Wie die Landtagsvizepräsidentin ausführte,                 Kandidatur zu bewegen, darüber berichtete
                                              bieten Landesfrauenräte, Einrichtungen der                 Friedlinde Gurr-Hirsch, frauenpolitische
Stuttgart. In keinem anderen Länderparla-     politischen Bildung, Parteien und Frau-                    Sprecherin der CDU-Fraktion.
ment sitzen anteilig so wenige Frauen wie     enbeauftragte seit fast zwei Jahrzehnten                   Welchen Erfolg die „Soll-Bestimmung“
im Landtag von Baden-Württemberg – mit        Fortbildungs- und Mentoringprogramme an                    letztlich hat, wird sich bei den nächsten
19,5 Prozent Frauenanteil unter den Ab-       mit dem Ziel, mehr Frauen für die Übernah-                 Kommunalwahlen zeigen. Für die Land-
geordneten ist der Südwesten Schlusslicht     me von Mandaten zu gewinnen. Lösch legte                   tagswahlen jedoch sehen die meisten Dis-
der gesamten Republik. Aber zu ändern         dar, dass sie diese Maßnahmen begrüße,                     kutanten schwarz. Das bestehende Wahl-
ist das wohl nur mit einer Änderung des       fügte jedoch hinzu: „Ich bin aber gleichzei-               system – ein Direktkandidat pro Wahlkreis
Landtagswahlrechts – so zumindest ist das     tig der festen Überzeugung, dass ohne ge-                  – zementiere die bestehenden Verhältnisse.
einhellige Fazit der Veranstaltung „Typisch   setzliche Quotenvergabe keine nachhaltigen                 Denn wo seit langen Jahren ein Mann ein
weiblich?! Wählen - und gewählt werden“,      und flächendeckenden Änderungen in der                     Mandat innehabe und im Wahlkreis keine
die anlässlich des Internationalen Frauen-    Repräsentanz von Frauen in Parlamenten                     Unzufriedenheit bestehe, gebe es keinen
tags am Donnerstag im Landtag abgehalten      zu erreichen sind. Der Anteil von Frauen                   Grund, ihn durch eine Frau zu ersetzen.
wurde.                                        in der Politik muss deshalb deutlich erhöht                Schneidewind-Hartnagel zweifelt: „Das soll
Rund 150 Frauen und eine Handvoll             werden.“                                                   dann der Landtag beschließen – 28 Frauen
Männer – darunter der FDP-Abgeordnete                                                                    und 111 Männer, von denen dann etwa
Jochen Haußmann als frauenpolitischer         Geschlechtergerechte Aufstellung der                       60 ihren Wahlkreis an eine Frau verlieren
Sprecher der liberalen Sieben-Mann-Frak-      Wahllisten bloß Soll-Vorschrift                            würden?“ Die anschließend aufkommende
tion – waren gekommen, um sich zunächst       Wie schwer das in der Praxis zu erreichen                  Frage, was denn nun leichter zu ändern
vom Heidelberger Sozialwissenschaftler        ist, darüber debattierten zunächst in kleiner              sei - das baden-württembergische Land-
Dieter Roth, Mitbegründer der Forschungs-     Runde die frauenpolitischen Sprecherinnen                  tagswahlrecht oder das Selbstverständnis
gruppe Wahlen, sowie der Frankfurter Sozi-    der Fraktionen, neben Haußmann (FDP)                       langjähriger männlicher Abgeordneter
alwissenschaftlerin Ina Bieber aus deren      Charlotte Schneidewind-Hartnagel (Grüne),                  – wollte weder Haußmann noch eine der
Forschung berichten zu lassen, wie Frauen     Sabine Wölfle (SPD) und Friedlinde Gurr-                   Mandatsträgerinnen beantworten.
einerseits wählen und wann sie andererseits   Hirsch (CDU), gemeinsam mit Angelika                       Auch Gisela Erler (Grüne), Staatsrätin für
gewählt werden. Landtagsvizepräsiden-         Klingel, der Vorsitzenden des Landesfrau-                  Bürgerbeteiligung, bezweifelt, dass man die
tin Brigitte Lösch (Grüne) hatte bei der      enrates. Kleine Schritte wurde ja bereits un-              Männer dazu bringen könnte,
                                                                                                                                          Forts. S. 14

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