Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt

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Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
18. Jahrgang • No. 7 • November 15

                                   Schwerpunktthema

                                   Freiräume

www.kjr-m.de

     Frech, frei und wunderbar

     Rocken für Flüchtlinge

     Offen für ALLE
Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
2      Inhalt

           Aktuell                                                          Impressum
           Naturerlebnis mit guter Klimabilanz                               Ausgabe 7/2015 | erschienen am 16.11.2015
       4   Apfelfest im Rumfordschlössl                                      Verleger:    Kreisjugendring München-Stadt
           FEZI feiert                                                                    im Bayerischen Jugendring,
       5   50 Jahre Spaß und Wohlfühlen                                                   Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München
                                                                                          Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45
           Konzert in der Bayernkaserne                                                   E-Mail: info@kjr-m.de, Internet: www.kjr-m.de
       6   Rocken für Flüchtlinge                                            Verantwortlich: Stefanie Lux, Vorsitzende
           KJR ehrt Engagement von Kindern und Jugendlichen                  Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich),
       8   Danke-Empfang im Spectaculum Mundi                                Michael Graber, Kerstin Hof, Marko Junghänel, Carolin Keller,
           LGBT*-freundliche Einrichtungen ausgezeichnet                     Petra Kutzner, Claudia Lässig, Manuela Sauer, Ines Schill,
                                                                             Armin Schroth, Gecko Wagner, Ingrid Zorn.
       9   Offen für ALLE
                                                                             Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt
           Aktionstag des AK Jungen                                          die Meinung des Heraus­gebers wieder.
       10 Highland Games im Münchner Norden
                                                                             Titelbild: Andreas Ruby
           Social Day von Giesecke & Devrient                                Verwaltung: Jana Beyreuther
       10 Sich regen bringt Segen                                            Layout: Fa-Ro Marketing, München
                                                                             Druck: GPP Engelhardt GmbH, München

           Angebote                                                          Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
                                                                             Auflage: 2.800 Exemplare
                                                                             Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
           Münchner Ganztagsbildungskongress 2016                            Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich
       22 Ganztagsbildung gemeinsam gestalten                                Nächste Ausgabe
                                                                             Erscheinungsdatum: 14.12.2015
                                                                             Redaktionsschluss: 23.11.2015
           Kalender                                                          Schwerpunktthema: 2050 - das Zukunftsheft
                                                                                  Gefördert aus Mitteln der
           Kicken im frei.raum und in der LOK Arrival                             Landeshauptstadt München
       24 6. KJR-Hallenfußballcup

           Schwerpunkt: Freiräume
           Dauerbrenner Räume für Kinder und Jugendliche                      Legale, freie sportliche Nutzung des Lebensraums Stadt
       11 Jetzt aber wirklich: Platz da!                                   16 Parkour – die Stadt neu erobern
           Freunde treffen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Auffallen           Eigentlich ist eine Stadt nichts weiter als ein Labyrinth aus
           dürfen, ohne störend zu wirken. Ziele verwirklichen, ohne auf      Beton. Gut für die wachsende Zahl an Parkourlern.
           Pump zu leben. Das muss auch in einer Großstadt wie München        Von Andreas Ruby
           möglich sein. Von Angelika Baumgart-Jena
                                                                              Nicht kommerzieller (Frei-)Raum zu attraktiven Zeiten
           Freiräume in der Stadt                                          16 Nightball München
       12 Nutzungsinteressen und Nutzungskonflikte                            Das Angebot der Münchener Jugendarbeit, das vom Stadt-
           Die Bevölkerung Münchens wächst weiter. Ende 2014 lebten           jugendamt im Sozialreferat der Landeshauptstadt München
           rund 1,5 Millionen Menschen in der Stadt; 2030 werden es ver-      finanziell getragen wird, gibt es seit 1998. Von Andreas Hiemer
           mutlich 1,65 Millionen Einwohner sein. München verzeichnet
           damit – entgegen dem bundesweiten Trend – Bevölkerungsge-          Vom Wert des Freispiels
           winne. Von Manuela Sauer                                        17 Spielend lernen
                                                                              „Na, was habt ihr heute im Kindergarten gemacht?“, fragt
           Spielverhalten von Jungen und Mädchen                              voller Erwartung die Mutter ihr Kind beim Abholen. „Ich habe
       13 Gleichberechtigung auf dem Spielplatz                               nur gespielt.“ Von Petra Kutzner
           Das Spielverhalten von Jungen und Mädchen unterscheidet
           sich. Dieser Umstand wird sowohl in der Sozialforschung als        Unterstand: Abstellgleis oder Freizeitangebot
           auch in empirischen Studien bereits länger untersucht und       18 Rein ins Rampenlicht
           bestätigt. Von Simone Fritz
                                                                              Als Streetworker sind wir häufig beteiligt, wenn es bei der Nut-
                                                                              zung des öffentlichen Raums zu Interessenkonflikten kommt.
           Ein Zuhause auf Zeit
                                                                              Von Helmut Baumann
       14 Frei sein im frei.raum
           Warum heißt der frei.raun denn eigentlich frei.raum? Die           Bildungscamp München – ein bildungspolitisches Festival
           Namensgebung für einen Kinder- und Jugendtreff ist eine
                                                                           19 Frei lernen, frei diskutieren, frei leben
           Herausforderung. Von Christian Lorenz
                                                                              Das Bildungscamp verbindet ein umfangreiches Workshop-
           Freiraum Naturparadies                                             Angebot mit Konzerten und politischen Podiumsdiskussionen
                                                                              mit einer Plattform für freies Lernen.
       15 Vielfalt ist alles!
                                                                              Von Veronika Eberlein und Aleksandra Kushnirovich
           Die Naturschutzjugend im Landesbund für Vogelschutz in
           München hat es wahr werden lassen: Sie haben einen Mono-
                                                                              Münchner Schulwettbewerb zur Stadtentwicklung
           kultur-Acker in ein Naturparadies verwandelt. Von Alexandra
           Baumgarten                                                      20 Kinder und Jugendliche planen ihre Stadt von
                                                                              morgen
                                                                              Wenn Kinder ihre Stadt von morgen planen, sind der Kreativität
                                                                              keine Grenzen gesetzt. Von Petra Fröschl

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Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
Aktuell           3

Internationaler Mädchentag 2015

Frech, frei und wunderbar
Mädchen-Flashmob, Tanz-Workshops und Open Stage – am 10. und 11. Oktober                         Zum Internationalen Mädchentag selbst,
haben Mädchen und junge Frauen in München für ihre Rechte gefeiert, gesungen                  der seit 2011 jährlich am 11. Oktober statt-
und getanzt. Unter dem Motto „Frech, frei und wunderbar“ forderten sie Gleichbe-              findet, verwandelten Mädchen und junge
rechtigung in allen Lebensbereichen, das Recht auf Bildung und Freiheit und null              Frauen die Münchner Freiheit in ihre Bühne
Toleranz gegen über Gewalt. Mit dabei waren diesmal auch geflüchtete Mädchen.                 und ihr Workshop-Areal. Mädchen aus dem
                                                                                              Jugendtreff am Biederstein leiteten das
                                                                                              Projekt „Girlz4Girlz“ an. Mehr als 200 Besu-
                                                                                              cherinnen und Passantinnen informierten
                                                                                              sich an Ständen der Organisatorinnen und
                                                                                              nahmen kostenlos an Workshops teil, darun-
                                                                                              ter HipHop, Breakdance, Songwriting, K-Pop
                                                                                              (koreanischer Pop) und Freestyle (improvi-
                                                                                              siertes Rappen). Das Besondere dabei: Hier
                                                                                              machten Mädchen für Mädchen Programm,
                                                                                              die Teilnehmerinnen und Trainerinnen be-
                                                                                              gegneten sich auf Augenhöhe.
                                                                                                 „Open Stage“ hieß die Bühne für vorberei-
                                                                                              tete oder spontane Auftritte, Choreographien
                                                                                              und Performances. Alleine die Mädchen aus
                                                                                              dem JT Biederstein zeigten ein dreistündiges
                                                                                              Bühnenprogramm mit ihren Choreographien.
                                                                                              Auch an diesem Tag waren zahlreiche Mäd-
                                                                                              chen aus Flüchtlingsunterkünften dabei,
                                                                                              die über amanda, IMMA, IB, JT Biederstein
                                                                                              und das KJR-Team „Willkommen in Mün-
                                                                                              chen“ zum Aktionstag kamen. Sie tanzten
                                                                                              und sangen gemeinsam mit gleichaltrigen
                                                                                              Münchnerinnen. Besonders bewegend war,
                                                                                              als zwei somalische Mädchen spontan auf die
                                                                                              Bühne stiegen, sich das Mikro schnappten
   Ein Flashmob mit Luftballons, Musik und      von vielen Mädchen aus KJR-Einrichtungen
„Mädchen-Ketten“ auf dem Platz vor der Oper     ausgefüllt worden waren. Die Karten werden
läutete am Samstag, 10. Oktober den Interna-    am 17. November an Bürgermeisterin Chri-
tionalen Mädchentag ein. Die Mädchen und        stine Strobl überreicht.
jungen Frauen schrieben ihre Wünsche und           Die Organisationen amanda, IMMA, In-
Forderungen auf Postkarten mit dem Titel        ternationaler Bund (IB), Mira und der KJR-
„Frech, frei und wunderbar“. Einige davon       Jugendtreff am Biederstein hatten erstmals
waren sehr konkret, etwa „mehr Freizeit-        gemeinsam alle Mädchen und jungen Frauen
möglichkeiten für Mädchen“, ein „Freibad für    zu zwei Aktionstagen eingeladen, explizit
Frauen in München“ oder „mehr Sportplätze       auch jene, die als Flüchtlinge nach München
und Sporthallen für Mädchen“. Auch mehr         gekommen sind. Diese kamen auch, was nicht
Gleichberechtigung in der Berufswelt oder       zuletzt an mehreren Postkarten abzulesen
gerechte und angemessene Bezahlung in           war, auf denen Mädchen ihre Hoffnungen
sozialen Berufen stand am Ende der Aktion       für eine bessere Zukunft in Deutschland auf
auf den Postkarten, die z.T. schon im Vorfeld   Englisch formuliert hatten.

                                                                                              und allen für die freundliche Aufnahme in
                                                                                              Deutschland dankten.
                                                                                                 Aus welchen Ecken der Welt die Besu-
                                                                                              cherinnen kamen, zeigten viele an der
                                                                                              Weltkarten-Fotowand, sehr gefragt waren
                                                                                              auch die Kreativangebote wie das Freund-
                                                                                              schaftsbänder-Knüpfen oder Stofftaschen-
                                                                                              Bedrucken. So waren diese Aktionstage eine
                                                                                              sehr gelungene erste gemeinsame Veranstal-
                                                                                              tung zum Internationalen Mädchentag. Die
                                                                                              Organisatorinnen setzen sich dafür ein, dass
                                                                                              sich diese noch sehr junge Veranstaltung
                                                                                              etabliert und wächst.

                                                                                              Gecko Wagner,
                                                                                              Öffentlichkeitsarbeit, KJR

                                                                                                                                                 7|15
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4      Aktuell

       Naturerlebnis mit guter Klimabilanz

       Apfelfest im Rumfordschlössl
       Zum „1. Rumfordschlössl-Apfelfest“
       hatte der Natur-und Kulturtreff am
       Freitag, den 16. Oktober 2015 auf
       den Spielplatz und ins Haus geladen.
       Das herbstliche, jedoch weitgehend
       trockene Wetter lockte bis zu 170
       Besucherinnen und Besucher in den
       Englischen Garten. Darunter Kinder der
       Hausaufgabenbetreuung und des offe-
       nen Treffs mit und ohne Familien, zahl-
       reiche ehemalige Eltern und Teenager,
       Eltern mit Klein- und Kleinstkindern
       sowie apfelinteressierte Menschen aus
       dem gesamten Sozialraum.

         Warum ein Apfelfest? Ganz einfach: Wis-
       senswertes rund um den Apfel und gesunde
       Ernährung vermitteln, sich beim Apfelquiz
       schlau machen, Äpfel schneiden, flaschen-
       und literweise Apfelsaft pressen, am Buffet
       vom selbstgemachten Kinder-Apfelkuchen
       naschen, Kaffee trinken und Schoko-Apfel-         Selbst gesammelte Äpfel schmecken am besten!
       chips herstellen, Apfelsäfte verschiedenster
       Hersteller testen, ein scharfes Käsebrot         von Kindern gebacken - absolut regional,         jährigen Bemühungen um mehr Bewusstsein
       mit Äpfeln und Cilli probieren … vor allem       saisonal und mit null CO 2-Ausstoß. Eine tolle   hinsichtlich der alltäglichen Ernährung war
       aber sich treffen, Fußball spielen, ratschen,    Klimabilanz, finden wir. Die restlichen Äpfel    das Apfelfest eine Super-Veranstaltung, auf
       gemeinsam etwas tun, sich kennenlernen,          kamen im Anhänger aus Ungarn. Geht man           der alle gemeinsam für gute Atmosphäre
       das Rumfordschlössl (wieder-)entdecken,          davon aus, dass das Auto, welches die Äpfel      gesorgt haben. Durch Beteiligung, offene
       in den Hängematten liegen und das Gefühl         transportierte, sowieso auch ohne Äpfel          Augen und Ohren, aber auch durch Kontakt
       haben, hier an einem äußerst sinnvollen          gefahren wäre und die Äpfel, wenn sie nicht      und Kommunikation.
       Ort zu sein - draußen in der Natur. Die Äpfel    im Rumfordschlössl gelandet, vermutlich
       wurden tags zuvor mit den Kindern und mit        zum Kompost vor Ort geworden wären, so           Sabine Laske,
       dem Radl durch den Englischen Garten von         ist auch hier die Bilanz nicht allzu schlecht.   Natur- und Kulturtreff Rumfordschlössl, KJR
       einer Streuobstwiese geerntet, der Kuchen           Als vorläufiger Schlusspunkt unserer dies-

       Interhyp AG engagiert sich für junge Flüchtlinge

       Yalla yalla – big football game today!
       Freitag, 16. Oktober, 13 Uhr: Mirjam             – kickerte mit den jungen Bewohnern und          für das Organisieren des Kickerspielfeldes
       Scheck, Pädagogin in der LOK Arrival -           Bewohnerinnen der Bayernkaserne in einem         und für die Spende von 1.000 Euro.
       der Freizeitstätte für junge Flüchtlinge         überdimensionalen Spielfeld. Es herrschte
       - schnappt sich den Ghettoblaster mit            eine tolle Stimmung! Vielen Dank an das Team     Frauke Gnadl,
       Mikrofon und zieht mit vielen Kindern            der Interhyp AG – für die Freude am Einsatz,     Projektleiterin Fundraising, KJR
       im Gefolge über das Gelände der Ba-
       yernkaserne.

          Ihre fröhliche Einladung zum Kickergame
       „Yalla yalla – come and play with us“ wie-
       derholen zwei kleine Jungen idealerweise
       noch auf Türkisch und auf Arabisch, damit es
       ganz viele verstehen können. Ein perfekter
       Auftakt für den sozialen Einsatz des Unter-
       nehmens Interhyp AG am Nachmittag.
          Elisabeth Ehret von der Interhyp AG und ihr
       23-köpfiges Team wollten sich in diesem Jahr
       gerne für unbegleitete minderjährige Flücht-
       linge engagieren. Schnell war die LOK Arrival
       als Einsatzort gefunden. Ein Teil des Teams
       baute aus Paletten und Matratzen schicke
       Sitzmöbel für die Halle, der andere Teil – und
       jetzt schließt sich der Kreis zur eingangs
       erwähnten Einladung von Mirjam Scheck             Riesenspaß im Riesenkicker

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Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
Aktuell             5

FEZI feiert

50 Jahre Spaß und Wohlfühlen
Eine große Feier veranstaltete der Ju-
gendtreff am Wettersteinplatz – kurz
FEZI – am 16. Oktober anlässlich seines
50-jährigen Bestehens.

   Als das FEZI 1965 eröffnet wurde, war Gie-
sing ein Arbeiterviertel und es gab nur wenige
Freizeitmöglichkeiten im Stadtteil - es sei
denn, man wollte beim Nachbarn FC Bayern
Fußball spielen. So wurde die Freizeitstätte
schnell zu einem beliebten Treffpunkt für
Mädchen und Jungs – für manche fast ein
Familienersatz. Und so ist es bis heute ge-
blieben, denn auch das aktuelle Team um Ein-
richtungsleiter Michael Jaschkowitz bietet
den Besucherinnen und Besuchern einen Ort,
an dem sie sich wohl und zu Hause fühlen.         Michael Jaschkowitz und Glücksfee Christine Kuhn machen die Gewinnziehung spannend.
   So freuten sich am Nachmittag der Jubi-
läumsfeier Kinder und Jugendliche über das       auch Erwachsene – ehemalige Besucherinnen         FEZI-Chors, bestehend aus fünf aufgeregten
Spielefest. Geboten war u.a. Bubble Soccer       und Besucher.                                     und talentierten Mädels, die den Song „Price
auf dem Sportplatz - da ging es wild zu! In        Doch auch der größte Spaß muss irgend-          tag“ performten. Sie lockerten das Publikum
der Hüpfburg auf der Straße konnten sich         wann mal vorbei sein. Das Spielefest wurde        mächtig auf, das auch fleißig anfing, im Takt
die Kinder zu lauter Musik austoben, im          mit einem Gewinnspiel beendet. Eine Menge         mitzuklatschen.
Haus verzauberte Alexander Ostermeier,           Kinder und Teenies kreischten und hofften,          Der Abend fand einen gemütlichen Aus-
Kollege aus dem 103er Freizeittreff Obergie-     mit einem Preis nach Hause zu gehen.              klang beim Buffet und „feziger“ Musik mit
sing, als Ballonkünstler Klein und Groß mit        Dann begann der offizielle Teil der Feier mit   der Band „Charly and Friends“. Mehr Fotos
Kopfschmuck und Luftdackeln. Auf den Fo-         Grußworten von Stadträtin Simône Burger           unter www.kjr-m.de/galerie.
toplakaten der letzten 50 Jahre suchten sich     und KJR-Vorstandsmitglied Judith Städele
nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern        sowie einem Auftritt des frisch gegründeten       Ines Schill, Öffentlichkeitsarbeit, KJR

Workshop-Wochenende für junge Geflüchtete

Ungewohnte Klänge in der Bayernkaserne
Am Freitag, 25. und Samstag, 26.
September bekamen die Jugendlichen
und jungen Erwachsenen aus der LOK
Arrival, der Freizeiteinrichtung in der
Bayernkaserne, Besuch von Angelika
Vizedum - Percussionistin und Jazz-
sängerin - und Martin Seeliger - Sa-
xophonist und Flötist. Diese brachten
eine große Zahl von Trommeln und
Didgeridoos mit.

   In zwei Workshops durften die 16 teil-
nehmenden Jugendlichen die Instrumente
ausprobieren und anschließend Grundlagen
zum Umgang lernen. Die Spieltechnik erwies
sich zunächst noch als schwierig, doch schon
bald waren alle Hemmungen verflogen und
die Jugendlichen entlockten den Didgeridoos
die ersten Klänge. Voller Freude und Begeis-      Angelika Vizedum und Martin Seeliger stellen die Instrumente vor.
terung wurde auch mit den Trommeln expe-
rimentiert. Bei Angelika Vizedum konnten         es wurde gemeinsam getanzt, geklatscht            von Spendengeldern, die bei einem Besuch
die Teilnehmenden alles rund um Percussion       und gefeiert.                                     im Deutschen Theater im April gesammelt
erfahren und ausprobieren, von einfachen           Die Idee für die beiden Workshops war be-       worden waren, finanziert werden. Weitere
Schlägen bis hin zu komplizierten Rhythmen       reits vor einiger Zeit entstanden: Nach dem       Projekte mit der LOK Arrival sind in Planung
war für alle etwas dabei.                        gefeierten Auftritt der Band MEGGADADUNGA         und z.T. schon realisiert, wie etwa der Auf-
   Zum krönenden Abschluss traten die stol-      von Martin Seeliger und Angelika Vizedum          tritt von „Naked Super Hero“ (s. S. 6).
zen Jugendlichen vor etwa 80 Bewohnern           Ende Juli äußerten die jungen Geflüchteten
und Bewohnerinnen der Bayernkaserne auf.         den Wunsch nach weiteren musikalischen            Isabel Berghofer-Thomas,
Der Auftritt begeisterte das Publikum und        Projekten. Das Wochenende konnte mithilfe         Jugendkulturarbeit, KJR

                                                                                                                                                       7|15
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6      Aktuell

       Konzert in der Bayernkaserne

       Rocken für Flüchtlinge
       Am Freitag, den 9. Oktober 2015 war
       die Münchner Band „Naked SuperHero“
       in der Bayernkaserne zu Besuch. Die
       Fachstelle Jugendkultur des Kreisju-
       gendring München-Stadt (KJR) und
       dessen Freizeitstätte „Lok Arrival“
       organisierten dieses kostenlose Kon-
       zert für minderjährige Flüchtlinge in
       der „Boulehalle“ (Halle 24).

         „Naked SuperHero“ sind seit 2010 auf
       vielen Bühnen Bayerns aufgetreten und ge-
       wannen den „Sprungbrett-Wettbewerb“ mit
       dem Titel „Münchner Band des Jahres 2012“.
       Die sechsköpfige Band ist nicht nur wegen
       ihres Musikstils Brasspunk bekannt, einer
       Mischung aus Ska, Brass, Punk und sowie
       etwas Funk und HipHop, sondern auch wegen
       ihres Einsatzes für Toleranz und Akzeptanz
       in der Flüchtlingssituation. Nicht zuletzt

                                                                                                                                                                                            Foto: Jaime Peralta
       ihr aktuelles Bandfoto mit der Botschaft „No
       Nations, no Borders“ setzt in diesem Sinne ein
       Zeichen. Über 200 Geflüchtete feierten und
       sprangen an diesem Abend zu ihrer Musik.          „Naked Super Hero“ setzen sich für Toleranz ein.
         Um vielfältige Freizeitbeschäftigung küm-
       mert sich seit diesem Jahr die KJR-Frei-         begeistert. „Es war ein wirklich sehr sehr                                          reits zahlreiche junge Erwachsene aus der
       zeitstätte „LOK Arrival“ in der Bayernkaser-     toller Abend. Wir haben viele gute Aktionen                                         Bayernkaserne teilgenommen. Einige von
       ne. Sie hat an fünf Tagen die Woche geöffnet     - aber das war schon einer mit der BESTEN“,                                         ihnen sind dabei erstmals mit kultureller
       und bietet jungen Flüchtlingen Raum für          meinten sie unmittelbar nach dem Konzert.                                           Bildung in Berührung gekommen. Um diese
       Begegnung und gemeinsamen Freizeitspaß           Auch „Naked SuperHero“ war begeistert von                                           weiterhin zu fördern, wird der Kreisjugend-
       von Sport bis Spiel. Außerdem organisiert        der Energie der Besucher und Besucherinnen.                                         ring die interkulturellen Beziehungen durch
       das pädagogische Team auch Ausflüge in die       „Es hat uns allen unheimlich viel Spaß                                              jugendkulturelle Projekte weiter vertiefen.
       Stadt und gemeinsame Aktionen mit anderen        gemacht und wir finden es super, dass wir                                           So fand bereits am 24. Juli ein Konzert der
       Münchner Jugendtreffs. Mit Mirjam Scheck         den Kids hier einen schönen Abend geben                                             Band MEGGADADUNGA und am 25. und 26.
       und Severin Schwarzhuber stehen den jungen       konnten“, freute sich Sänger Daniel.                                                September ein musikalisches Workshop-
       Menschen aus aller Welt zwei engagierte An-         Finanziert wurde dieses allein aus Spen-                                         Wochenende mit anschließendem Auftritt
       sprechpersonen zur Verfügung, die ihnen zei-     den des Kulturprojekts „Elisabeth – das                                             in der Bayernkaserne statt.
       gen, dass sie in München willkommen sind.        Musical“ im Deutschen Theater. An diesem
         Deshalb waren Scheck und Schwarzhuber          Projekt der Fachstelle Jugendkultur, das                                            Jennifer Juchem, Team Jugendkultur, KJR
       auch sofort von der Idee eines Rockkonzerts      am 24. und 25. April stattfand, hatten be-

       Besuch aus dem Fernsehen

       Checker Tobi in der LOK Arrival
       Am 30. September waren Checker Tobi                                                                                                  Stachus auf. Dort hat der Verein „little ART“
       und sein Fernsehteam bei LOK Arrival                                                                                                 ein kleines Atelier.
       in der Halle 23 der Bayernkaserne zu                                                                                                   Gemeinsam mit einer Gruppe deutscher
       Gast. Die Wissenssendung für Kinder                                                                                                  Kinder wurde unter Anleitung einer Künst-
       wird wöchentlich im KiKA und im Ersten                                                                                               lerin eine große LKW-Plane bemalt. Am
                                                                                                      Foto: Esra Bonkowski / Antonia Simm

       (ARD) ausgestrahlt.                                                                                                                  Samstag, den 2. Oktober ging es nochmals
                                                                                                                                            zum Künstlerhaus, wo die Flagge gemeinsam
          Nach einer kleinen Geländebegehung                                                                                                mit der Feuerwehr aus dem Fenster gehängt
       wurde die Halle geöffnet und Checker Tobi                                                                                            wurde und nun von der Öffentlichkeit be-
       lernte die Besucherinnen und Besucher der                                                                                            staunt werden kann.
       Freizeitstätte für junge Flüchtlinge kennen.                                                                                           Die beiden Tage wurden mit der Kamera
       Sofort wurde gemeinsam gekickert und Tisch-                                                                                          begleitet und zu einem Film zusammen-
       tennis gespielt.                                                                                                                     geschnitten. Nebenbei wurden kleine In-
          Tobi war sehr interessiert zu erfahren, wo-                                                                                       terviews mit den Kids gemacht. Die Folge
       her die vielen verschiedenen Gesichter denn      Mirjam Scheck und Severin Schwarzhuber,                                             wurde am 14. November um 8 Uhr in der
       eigentlich kommen, warum sie hier sind und       über die tägliche Arbeit und die Halle aus.                                         ARD gesendet.
       was sie sich für die Zukunft wünschen. Natür-       Nach dem Besuch auf dem Gelände machten
       lich quetschte er auch das pädagogische Team,    sich alle zusammen zum Künstlerhaus beim                                            Mirjam Scheck, LOK Arrival, KJR

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Aktuell               7

Klettern und Kinderwiesn

Die LOK Arrival will hoch hinaus
Die vorletzte Septemberwoche stand in
der LOK Arrival unter dem Motto „hoch
hinaus!“

   Am Dienstag starteten wir mit einem Be-
such auf der Kinderwiesn. 20 Einladungen
dafür hatten wir von Regine Sixts Kinderstif-
tung erhalten. Alles war bestens organisiert.
Pünktlich um 10 Uhr durften wir vor dem
Ausgang der Bayernkaserne in einen Bus stei-
gen und wurden direkt am Eingang der Wiesn
von zwei Sixt-Mitarbeitern empfangen. Nach
einem Hendl im Marstallzelt ging es raus auf
den Rummelplatz. Die Euphorie der Kinder
kannte keine Grenzen. Mit großen Augen
starrten sie auf die riesigen Fahrgeschäfte
und bejubelten die Mitfahrenden. Großes Ge-
fallen fand der Autoscooter, bei dem eifrig Gas
gegeben wurde, und auch das Kettenkarussell
begeisterte die Gruppe. Zum Abschluss ging’s
ins Riesenrad, das uns einen Blick über ganz
München bis zur Bayernkaserne ermöglichte         Jugendlichen so gut, dass viele sich gleich     Engagement ermöglicht hatten. Eine Wieder-
– die an diesem Tag nicht nur in Kilometern       mehrmals in den Gipfelbüchern verewigten        holung ist angedacht!
gemessen ganz weit entfernt war.                  oder immer schwierigere Routen suchten.            Ausflüge sind immer ein besonderes High-
                                                  Auch ein paar Jungen, die sich anfänglich       light für die Flüchtlinge. Durch den größeren
                                                  noch etwas zurückgehalten hatten, wurden        Betreuungsschlüssel entstehen oft gute
                                                  bald von der Begeisterung der anderen Teil-     Gespräche zwischen den einzelnen Jugend-
                                                  nehmer angesteckt.                              lichen und uns als Betreuern. Gleichzeitig
                                                     Nach zwei Stunden intensiven Kletterns       fördert es das Gemeinschaftsgefühl unter
                                                  gab es beim abschließenden gemeinsamen          verschiedenen Nationen.
                                                  Essen in der Halle viel Gesprächsstoff und
                                                  unzählige „Thank you“s für die ehrenamt-        Mirjam Scheck, Severin Schwarzhuber,
                                                  lichen Trainer, die dieses Erlebnis mit ihrem   LOK Arrival, KJR

                                                   Biogen im RIVA NORD

                                                   Tatkräftiger Einsatz
  Am Donnerstag ging es dann sportlich in
die Höhe. Klettertrainer der „IG Klettern
München und Südbayern“ luden uns mit
zwanzig jugendlichen Flüchtlingen aus der
Bayernkaserne in ihre Kletterhalle „Heavens
Gate“ ein. Bereits auf der Hinfahrt waren
Vorfreude und Anspannung spürbar und es
wurden vielerlei Vermutungen aufgestellt,
wie das mit dem Klettern genau funktioniere.
Die Fachübungsleiter des Vereins standen
bereit: „Nicht einmal zwanzig Minuten hat
es gedauert, bis wir genug Trainer für die
Aktion hatten“, erzählte Timo Jakob, einer
der beiden Organisatoren.
  Bei der Ankunft in der Halle waren die
Jungs kaum noch zu bremsen. Unter lauten
Begeisterungsrufen begutachteten sie die 30        Ein eifriges, gutgelauntes Freiwilligen-Team des Unternehmens Biogen scheute am 13.
Meter hohen ehemaligen Kartoffelmehlsilos.         Oktober trotz Kälte keine Mühen: Unser Kräuter- und Gemüsegarten wurde von sämt-
Nachdem alle ausgerüstet waren und in klei-        lichem Unkraut befreit und winterfest gemacht, den Igeln wurde ein gemütliches Hotel
nen Gruppen eine ausführliche Einweisung           unter der Eiche gebaut, zwölf alte Holzstühle wurden sorgfältig abgeschliffen und an-
erhalten hatten, konnte es endlich losgehen.       schließend kreativ und liebevoll gestaltet. Einen herzlichen Dank an das Care-Deeply-
  Die physische und mentale Herausfor-             Team von Biogen für den tollen Einsatz und die großzügige Spende von 700 Euro!
derung, die das Klettern bietet, gefiel den        Tanja Wirth, RIVA NORD, KJR

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       KJR ehrt Engagement von Kindern und Jugendlichen

       Danke-Empfang im Spectaculum Mundi

       Unter dem Motto „Der KJR sagt Danke“             Das zum zweiten Mal durchgeführte Danke-      holt. Sie erhielten einen goldenen Mini-Oscar
       hat am 2. Oktober im Spectaculum               Fest wurde aufgrund der Größe diesmal           und jede/r Einzelne einen Kinogutschein.
       Mundi die große „Oscar“-Verleihung             sogar aufgeteilt: in eine Kinder- und eine      Beim Hollywood-Buffet konnten sich die
       für alle Kinder, Jugendlichen und junge        Jugendehrung, insgesamt ca. 130 Kinder und      Kinder und Jugendlichen in goldglitzerndem
       Erwachsenen, die sich ehrenamtlich             Jugendliche wurde geehrt.                       Ambiente satt essen und noch ihren eigenen
       in einer KJR-Einrichtung engagieren,             Dabei hieß es „Ihr seid die Stars des         goldenen Starbutton anfertigen.
       stattgefunden.                                 Abends“ und das Hollywoodfeeling à la Oscar       Die Stimmung war großartig und kurz-
                                                      zog sich dabei durch die ganze Veranstaltung.   weilig, die kleinen Trailer der Einrichtungen
         Ausgezeichnet wurden Jugendsprecher/         Chantal vom Intermezzo eröffnete den Abend      verschafften einen wunderbaren Einblick in
       innen, Thekengruppen, Workshop-Leiter/         stimmungsvoll mit einer Gesangseinlage.         eine gelungene Partizipation von Kindern
       innen, Jugendräte und -vorstände, Modera-      Jede Gruppe zeigte ihren eigenen Film oder      und Jugendlichen.
       torinnen und Moderatoren, Helfer/innen bei     ihre eigene Präsentation und wurde anschlie-      Da wurde sogar die SZ neugierig …Und wir
       Festen und Veranstaltungen u.v.m. – und es     ßend von den jungen Moderatorinnen aus          sagen DANKE!
       zeigt, dass junge Menschen durchaus Lust       dem Spielhaus Sophienstraße und der KJR-
       haben mitzureden und mitzugestalten.           Vorsitzenden Steffie Lux auf die Bühne ge-      Claudia Caspari, Abteilungsleitung N/W, KJR

       Abschlussfest zum Projekt „Grüner Daumen“

       Ein Hoch auf uns!
       Ausgelassen wurde am 25. September                Ein besonders Hoch auf Nicki Endrich,           Ein ausführlicher Artikel über das Projekt
       der Abschluss einer zweijährigen Ko-           Caroline Schmidmaier und Doro Mozart, die       ist im K3 Nr. 8/2014 nachzulesen.
       operation zwischen dem Abenteuer-              dieses tolle Projekt zur Bildung für nachhal-
       Spiel-Platz Neuhausen (ASP) und dem            tige Entwicklung gemeinsam gestaltet und        Susanne Kußmaul,
       ÖkoProjekt MobilSpiel gefeiert.                verantwortlich durchgeführt haben.              ASP Neuhausen, KJR

         2014 und 2015 wurden intensiv die Na-
       turschätze auf dem Gelände des ASP ent-
       deckt und erforscht. Die beteiligten Kinder
       erfuhren hier die nachhaltigen Zusammen-
       hänge von verschiedensten Ökosystemen
       im direkten Umfeld und die Auswirkungen
       ihres Handels im globalen Bereich. Initiiert
       wurde das Projekt „Grüner Daumen“ vom
       ASP-Junior Team, das intensiv an der Planung
       und Durchführung beteiligt war. Deswegen
       feierten alle zusammen mit nachhaltigen
       Genüssen - z.B. selbstgeschüttelter Butter
       auf selbst gebackenen Pizzabrötchen - und
       zum Abschluss tanzten die beteiligten Kinder
       und Erwachsenen zu Andreas Bouranis Lied
       „Ein Hoch auf uns!“

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Fünf LGBT*-freundliche Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ausgezeichnet

Offen für ALLE
Am 28. Oktober konnte Stadtrat Chri-
stian Vorländer in Vertretung von Ober-
bürgermeister Dieter Reiter den ersten
fünf Freizeiteinrichtungen für Ju-
gendliche die Auszeichnung für LGBT-
freundliche Einrichtungen „Offen für
ALLE“ überreichen.

  Christian Vorländer: „Ausgrenzung und
Homophobie sind laut unserer Studie ‚Da
bleibt noch viel zu tun...!‘ immer noch weit
verbreitet, gerade auch im Jugendbereich.
Das kann nicht sein, das darf nicht sein!
Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir eine
bunte und vielfältige Stadtgesellschaft in
München bilden.“

 Worum geht es?

                                                                                                                                                      Fotos: Tina Luderer
  „Schließen Sie die Augen und erinnern
Sie sich daran, als Sie 13 oder 14 Jahre alt       Fünf Einrichtungen wurden ausgezeichnet: Aubinger Tenne, Mooskito, RamPe,
waren. Schulhof, Freizeitheim um die Ecke,         Südpolstation und frei.raum
rumhängen mit Freundinnen und Freunden.
Dazugehören ist alles, cool sein total wichtig!   ja voll schwul ...“, „die ist bestimmt lesbisch,
Die gleichen Klamotten, die gleichen Interes-     so wie die ausschaut ...“                           Fünf Einrichtungen wurden geehrt
sen, die gleichen Sprüche. Und jetzt stellen         Die Studie „Da bleibt noch viel zu tun...!“
Sie sich vor, wie es gewesen wäre, wenn           der Koordinierungsstelle für gleichge-               Mit dem Kinder- und Jugendtreff frei.
                                                  schlechtliche Lebensweisen aus dem Jahr            raum (Trudering), dem Jugendtreff RamPE
                                                  2011 hat ergeben, dass lesbische, schwule          (Neuperlach), der Aubinger Tenne und dem
                                                  und transgender Jugendliche mit vielen             Kinder- und Jugendtreff Mooskito wurden
                                                  Belastungsfaktoren wie Einsamkeit und              vier KJR-Jugendtreffs ausgezeichnet. Feier-
                                                  Ausgrenzung zu kämpfen haben und nach              werk e.V. freut sich über die Auszeichnung
                                                  wie vor nicht akzeptiert werden. Gerade            der Südpolstation in Neuperlach.
                                                  an den jugendtypischen Orten gibt es viel            Die Auszeichnung Offen für ALLE enthält zu
                                                  Diskriminierung.                                   erfüllende Anforderungen in den Bereichen
                                                     Andreas Unterforsthuber, Verfasser der          n Personal: Fortbildung zum LGBT-Thema,
                                                  Studie und Leiter der Koordinierungsstelle:          Jahresziele zum Thema, Mitarbeit in Fach-
                                                  „Die Erkenntnisse aus unserer Studie haben           gremien
                                                  in München einen groß angelegten Prozess           n Standards, Methoden, pädagogische Ange-
                                                  eingeleitet, die Situation der LGBT-Jugend-          bote: Plakate der „Wir sind für Dich da“-
                                                  lichen zu verbessern. Die Auszeichnung Offen         Aktion zeigen, Medien und Materialien der
                                                  für ALLE ist ein Baustein von vielen. Beson-         Einrichtung auf die Berücksichtigung von
                                                  ders wichtig ist, dass damit ganz praktische,        LGBT prüfen, thematische Ausstellungen,
                                                  erfahrbare Veränderungen entstehen, die die          Einladung an LGBT-Jugendgruppen, ge-
 Markus Schön, Stellvertreter der Jugend­         Jugendlichen sehen und erleben können!“              meinsame Aktivitäten
 amtsleitung, spricht ein Grußwort                   Das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“       n Information: Infomaterial zum Thema
                                                  (Kreisjugendring München-Stadt, Münchner             in der Einrichtung vorhalten, Veranstal-
Sie gemerkt hätten, dass sich Ihr Interesse       Trichter und Fachforum Freizeitstätten) hat          tungen durchführen, „Wir sind für Dich
nicht auf das andere, sondern auf das gleiche     dieses Programm gemeinsam mit der Koor-              da“-Aktion auf der Homepage verlinken
Geschlecht richtet, den besten Freund, das        dinierungsstelle für gleichgeschlechtliche         n Atmosphäre in der Einrichtung: Wert-
Mädchen aus der Klasse. Sie also schwul oder      Lebensweisen und dem Stadtjugendamt                  schätzung, Antidiskriminierungsregeln,
lesbisch gewesen wären.... Immer noch cool?       entwickelt, um die Einrichtungen der Offenen         Willkommenskultur, positive Darstellung
Dazugehören? Gute Gefühle?“                       Jugendarbeit zum LGBT-Thema fit zu machen.           von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen,
   Diese Übung aus einer Fortbildung zu              Ziel der Auszeichnung Offen für ALLE ist          klare Haltung bei homophoben Vorkomm-
gleichgeschlechtlichen Lebensweisen ver-          es, dass lesbische, schwule und transgender          nissen
anschaulicht sehr konkret, was es für Ju-         Jugendliche erkennen können, dass sie in der
gendliche bedeuten kann, nicht der Norm           Einrichtung willkommen sind, Ausgrenzung             Die verliehene Auszeichnung gilt für vier
zu entsprechen, anders zu sein und plötzlich      und Diskriminierung nicht akzeptiert werden        Jahre und kann anschließend verlängert
auf der Seite jener zu stehen, über die wenig     und sie bei den Pädagoginnen und Pädagogen         werden, wenn sich die Einrichtung erneut
schmeichelhaft geredet wird: „Ey, der Typ ist     ein offenes Ohr und eine unterstützende            prüfen lässt. Weitere Informationen unter
                                                  Haltung finden.                                    www.muenchen.de/koordinierungsstelle
* LGBT = Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender;        Die große Bedeutung dieser Auszeichnung
internat. gebräuchliche Abkürzung für die         wurde auch von Markus Schön, Vertretung            Andreas Unterforsthuber, Koordinierungs­
Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen       der Leitung des Stadtjugendamts München,           stelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen,
und Transgender                                   betont!                                            LH München

                                                                                                                                                                                7|15
Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
10     Aktuell

       Aktionstag des AK Jungen

       Highland Games im Münchner Norden
       „Es war der Hammer“, berichtet RIVA-
       NORD-Leiter Tom Droste. Rund 80 Teil-
       nehmer, darunter auch unbegleitete
       Minderjährige, kamen am 10. Oktober
       zu den Highland Games an der Münchner
       Nordheide.

         Der Arbeitskreis Jungen im KJR hatte alle
       7- bis 15-jährigen Jungs eingeladen, diese
       jahrhundertealten und weltberühmten Spiele
       aus Schottland kennenzulernen und darin
       ihre Kräfte zu messen. „Wir hatten mal wieder
       perfektes Highlander-Wetter, von neblig bis
       farbenfroh herbstlich“, sagt Droste.
         In Zweierteams traten die Jungen in rund
       zehn Disziplinen mit- und gegeneinander
       an. In Disziplinen wie „Throw the Boot“
                                                        Auch eine der Highland-Games-Disziplinen: Fass-Rollen

                                                       (Schuhschleudern) oder „Bag Battle“ (Sack-    Jungs an. „Da waren wir natürlich chancen-
                                                       dreschen) rangen sie um Zentimeter und um     los“, sagt Droste lachend. Als Gesamtsieger
                                                       Sekunden. Neu im Programm war Messer-         in der Wertung aller Disziplinen gingen die
                                                       werfen und ein „Blindway“ durchs Unter-       beiden 15-Jährigen mit dem Teamnamen
                                                       holz. Beim „Grassland Scything“ mähten die    „Pink Fluffy Unicorn“ vom Platz. Am Ende des
                                                       Jungen nicht nur einen ansehnlichen Berg      Tages besänftigten 30 Liter Kürbissuppe und
                                                       Heu mit der Sense, sie kamen so auch dem      vier Kilo Stockbrotteig die fast 80 hungrigen
                                                       rücksichtsvollen Umgang mit der Natur nä-     Highlander-Mägen.
                                                       her. Beim anschließenden „Tug of War“, also
                                                       Tauziehen, traten die 12 Pädagogen gegen 60   Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR

                                                                                                     Mädchenfest im M10City
        Social Day von Giesecke & Devrient

        Sich regen bringt Segen                                                                      Voll schön!
                                                                                                     Das mittlerweile alljährliche hausüber-
                                                                                                     greifende KJR-Mädchenfest im M10City
                                                                                                     war sehr gut besucht. Rund 70 sieben-
                                                                                                     bis 15-jährige aktive Mädels aus sieben
                                                                                                     Kinder- und Jugendeinrichtungen des
                                                                                                     KJR nahmen am 16. Oktober daran teil.

                                                                                                       Verschiedenste Workshops von Gesang über
                                                                                                     Akrobatik, HipHop und Schwarzlichttheater
                                                                                                     bis hin zu Light-Painting standen auf dem
                                                                                                     Programm, an jeweils zwei davon konnten
                                                                                                     die Mädchen sich beteiligen. Anschließend
                                                                                                     präsentierten die Teilnehmerinnen ihre
                                                                                                     Workshops. Eine Gruppe von Mädchen kam
                                                                                                     hier auf den Geschmack und wünschte sich
                                                                                                     daraufhin gleich einen HipHop-Workshop
                                                                                                     in der eigenen Einrichtung. Alle Angebote
                                                                                                     waren stark nachgefragt, der absolute Renner
                                                                                                     war jedoch das Schwarzlichttheater, dessen
        Am 13. Oktober fand sich ein hochmotiviertes Freiwilligen-Team vom Unternehmen               Show besonders beeindruckte.
        Giesecke & Devrient im Kindergarten Schäferwiese ein, um ein neues Outdoor-Ange-               „Wunderbar – toll – voll schön – mehr
        bot für die Kinder zu bauen: einen Balancier-Parcours und einen Barfuß-Sinnespfad.
                                                                                                     Veranstaltungen wie diese im Jugendtreff
        Kurz überschlagen hieß das: 26 Löcher bohren, 52 Holzpfosten zuschneiden und
                                                                                                     – super“ waren nur einige der begeisterten
        einbetonieren, 40 Säcke Zement verarbeiten, viele Säcke Kies schleppen, X Runden
        am Betonmischer drehen, zwei mal zum Baumarkt fahren, weil Nachschub gebraucht               Aussagen der Mädchen. Ein leckeres Buffet,
        wurde! Und wir erwähnen hier den später einsetzenden Regen mal nicht! Das alles tat          gesund und süß, war natürlich auch dabei
        der guten Laune aber keinen Abbruch, und das gemeinsame Arbeiten mit den Kindern             und erfreute sich reger Nachfrage.
        machte allen großen Spaß. Bei heißem Tee und leckeren Muffins wurde schon über
        den Bau einer Kräuterspirale im nächsten Jahr fabuliert!                                     Sieglinde Maerzke,
        Frauke Gnadl, Projektleiterin Fundraising, KJR                                               Jugendtreff M10City, KJR

7|15
Freiräume                     11

 Platz da! – Wenn sich junge Menschen den öffentlichen Raum (zurück-)erobern

Räume für Kinder und Jugendliche – Dauerbrenner (nicht nur im „K3“)

Jetzt aber wirklich: Platz da!
Freunde treffen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Auffallen dürfen, ohne störend                    München!“ war 2011 das Motto des begleiten-
zu wirken. Ziele verwirklichen, ohne auf Pump zu leben. Das muss auch in einer                   den Foto-Projekts „Platz da! – Schwarz-Weiß-
Großstadt wie München möglich sein – zumal für Kinder und Jugendliche. Mehr                      Buch“. 360 eingereichte Fotos gaben damals
Freiraum, mehr Lebensraum, mehr Spielraum für junge Menschen – das fordern die                   den unverstellten Blick der Jugendlichen
Heranwachsenden selbst. Das fordert seit vielen Jahren auch der Kreisjugendring                  auf ihre Stadt frei. Die Aktion lieferte viel
München-Stadt (KJR).                                                                             Gesprächsstoff unter den Bürgerinnen und
                                                                                                 Bürgern sowie den politisch Verantwortlichen
  Frei-Räume sind in München Mangel-              Der KJR befasst sich seit vielen Jahren mit    in München.
ware: Orte ohne Zweckbestimmtheit und           der Problematik und hat seither regelmäßig          Bereits zwei Jahre zuvor hatten sich 14
Konsumzwang, an denen sich Jugendliche          die umfassende Wahrnehmung von Bedürfnis-        Jugendverbände des Themas angenommen und
treffen können, gibt es kaum – im Gegenteil.    sen junger Menschen im öffentlichen Raum         in einem Sleep-in die Münchner Innenstadt be-
Durch die bauliche (Nach-)Verdichtung der       eingefordert. Ein Erfolg dieser politischen      setzt: Pyjama-Party in der U-Bahn, Frühsport
Stadt drohen auch die letzten dieser Räume      Arbeit zeigt sich in der Möglichkeit zur         im Hofgarten, Abendessen unter freiem Him-
verloren zu gehen. Plätze, in deren Umfeld      Beteiligung an den Bauleitplanungen der          mel und eine Schlafstelle auf dem Odeonsplatz.
niemand schimpft oder gleich klagt, sind rar.   Landeshauptstadt. Hier kann der KJR teilweise    Auch damals galt: „Platz da!" – wenig eigene
Dabei wird der Bedarf an Gelegenheiten zum      auf langfristige Planungen der Stadt Einfluss    Räume, schier unbezahlbare Mieten stehen
Spielen, Skaten oder Kicken – an Treffpunk-     nehmen. Die Mitarbeit in der städtischen         bis heute einer Entfaltung der Interessen von
ten zum Chillen und Quatschen eher größer.      Spielraumkommission eröffnet weitere Chan-       Heranwachsenden massiv entgegen.
                                                cen zur Mitwirkung und Berücksichtigung der
 Das Klima wird rauer                           Interessen von Kindern und Jugendlichen.          Wir bleiben dran

  Das Klima und die Toleranz gegenüber           F R E I R AU M    heißt, wenn man mal              Auch in diesem Jahr klang es wieder durch
kindlichen und jugendlichen Lebensäuße-                                                          die Stadt: „Platz da!“ – diesmal am Richard-
                                                 allein sein darf und selber sein Ding
rungen haben sich in den letzten Jahren                                                          Strauss-Brunnen. Junge Münchnerinnen und
auch in München deutlich eingetrübt.             durchziehen kann. Chris, 14*                    Münchner konnten an diesem Tag einen un-
Fälle, in denen sofort mit dem Anwalt                                                            gewöhnlichen Ort mitten in der Fußgänger-
gedroht wird, wenn von Kindertagesstät-           Neben der politischen Arbeit ist es wichtig,   zone „besetzen“ und dort ausgiebig chillen,
ten, Schulhöfen, Freizeitstätten oder in-       dass die Betroffenen selbst zu Wort kommen,      spielen und Spaß haben. 25 Einrichtungen
formellen Treffpunkten angeblich zu viel        um ihren Forderungen Nachdruck zu verlei-        der Offenen Kinder- und Jugendarbeit waren
Lärm ausgeht, nehmen signifikant zu.            hen. So wurde bereits vor einigen Jahren die     im Juni bei dieser Aktion dabei.
Für kinderreiche Familien ist es deshalb        Aktion „Platz da!“ ins Leben gerufen und            Ein neues Problem ist im Laufe der Jahre
inzwischen fast unmöglich, eine Wohnung         wird bis heute fortgeführt. Damit soll auf       dazugekommen: Soziale Einrichtungen sol-
zu bekommen. Diese Entwicklung findet           den drohenden Verlust sämtlicher Freiräume       len mehrfach genutzt werden – womöglich
eine wesentliche Ursache in der fehlenden       hingewiesen werden. „Zeig uns Dein Bild von      also auch die Freizeitstätten. Aber: Welche
Bereitschaft, jungen Menschen mehr Teilha-                                                       Räume blieben dann noch für Kinder und
bemöglichkeiten einzuräumen. Die bislang        * Alle Zitate zum Thema „Freiraum“ stammen       Jugendliche? Wo können sie sich solche
erfolglosen Diskussionen um die Senkung           von Kindern und Jugendlichen aus dem           zweckfreien Räume sonst selbsttätig und
des Wahlalters bestätigen dies.                   RIVA NORD.                                     eigenverantwortlich aneignen?

                                                                                                                                                  7|15
12     Freiräume

         Dazu hatte das Bündnis „Wir sind die
       Zukunft“ – ein Zusammenschluss von KJR,
       Fachforum Freizeitstätten und Münchener
       Trichter – bereits 2010 zu einem Fachge-
       spräch unter dem Titel „Kein Raum mehr
       für Jugendliche?“ eingeladen, das auf große
       Resonanz stieß. Trotz eines einmütigen Be-
       kenntnisses zu den Raumbedürfnissen von

        F R E I R AU M    ist Auszeit. Gizem, 10

       Kindern und Jugendlichen wird es weiterhin
       zentrale Frage bleiben, wie diese Bedürfnisse
       tatsächlich erfüllt werden können.               Seit vielen Jahren ganz oben auf der KJR-Agenda: Freiräume für Kinder und
         Freiräume für Kinder und Jugendliche           Jugendliche in der Stadt
       sind nicht zuletzt im Vorfeld von Kommu-
       nalwahlen von großer Bedeutung für den          das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“        starkzumachen. Auch der „K3“ bleibt dran
       KJR – so auch 2014. In den jugendpolitischen    erneut mit dem Thema. Die Aktion „Platz          und wird sich weiter dem Thema widmen.
       Forderungen des KJR zur Wahl spielte die        da!“ wird fortgesetzt und versteht sich
       Forderung nach eigenen Räumen für Kinder        weiter als Aufforderung an Stadtpolitik und      Angelika Baumgart-Jena,
       und Jugendliche eine zentrale Rolle.            Verwaltung, sich für die Schaffung und den       Öffentlichkeitsarbeit, KJR
         Schließlich befasst sich in diesem Jahr       Erhalt von Freiräumen für junge Menschen

       Freiräume in der Stadt

       Nutzungsinteressen und Nutzungskonflikte
       Die Bevölkerung Münchens wächst                    Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk,       Gebiete, die auf einem Plan oder in einem
       weiter. Ende 2014 lebten rund 1,5               die seit 2007 die Stadtplanung für die Lan-      Modell als zu eng geplant betrachtet werden,
       Millionen Menschen in der Stadt; 2030           deshauptstadt München verantwortet, ging         stellen sich in der Realität der Landschaft
       werden es vermutlich 1,65 Millionen             in ihrem Vortrag dem öffentlichen Raum im        anders dar. Räume können nicht nur zu eng,
       sein. München verzeichnet damit –               Spannungsfeld zwischen Potenzial und Kon-        sondern auch zu weit geplant werden, so dass
       entgegen dem bundesweiten Trend –               flikten in einer hochverdichteten Stadt nach.    sie nicht mehr überblickt und eingeordnet
       Bevölkerungsgewinne. Anders als die                                                              werden und dann auch verunsichern können.
       Bevölkerungszahl kann die Stadt in               München wächst und wächst                          Leider sei die Stadtplanung stark reguliert,
       ihrer Fläche nicht mehr wachsen. Raum                                                            so dass es ihr oft nicht möglich sei, Gewolltes
       ist in München ein knappes Gut.                    Vor ihrer Tätigkeit in München war Merk in    und als wichtig Erkanntes umzusetzen. Merk
                                                       Halle/Saale tätig und dort mit dem Rückbau       plädierte deshalb dafür, die Eigenverantwor-
         Hier stoßen verschiedene Interessen auf-      einer Stadt aufgrund von Bevölkerungsab-         tung der Menschen zu stärken und die Stadt
       einander, beispielsweise der Bedarf an aus-     nahme betraut. In München stellt sich die        mit weniger Gebots- und Verbotsschildern
       reichendem Wohnraum, Raum für Mobilität,        Situation gänzlich anders dar. Der öffentliche   auszustatten. Als besonders wichtig für
       Raum für Gewerbe und Konsum, Raum für           Raum sei als Einheit von Widersprüchlichem,      die Frage nach künftiger Freiraumgestal-
       Kultur, Raum für Erholung und Freizeit –        Gemeinsamkeiten, Individualitäten und            tung nannte sie die Bewältigung des Ver-
       schließlich Freiraum. Im Bundesvergleich        Differenzen zu überblicken. Freiräume unter-     kehrsverhaltens. Nur über ein geändertes
       verfügt München schon heute über eine der       liegen dabei immer der psychologischen und       Verkehrsverhalten sei eine Akquirierung
       geringsten freien Flächen pro Einwohner.        sozialen Wahrnehmung und sind dabei erst         neuer Freiräume in der Stadt möglich. Hier
         Die erste Münchner Jugendbefragung            in der Realität tatsächlich einzuschätzen.       werde eine Umstrukturierung nötig. So sei es
       hat gezeigt, dass Freiräume, die sich junge
       Menschen selbst aneignen, die sie gestalten
       und verantworten können, weit oben auf
       ihrer Wunschliste stehen. Ein Viertel der
       Jugendlichen gab an, dass es zu wenige Plätze
       gibt, an denen sie sich ungestört aufhalten
       können.
         Für den Kreisjugendring München-Stadt
       (KJR) und die Katholische Stiftungsfach-
       hochschule München (KSFH) Anlass genug,
       im Rahmen eines gemeinsamen Fachtages
       einen Blick auf den „öffentlichen“ Raum
       in München zu werfen und der Frage nach-
       zugehen, wie viel nutz- und gestaltbaren
       öffentlichen Raum es in der Stadt noch
       gibt. Dabei interessierte besonders, wie
       Stadtplanung versucht, Perspektiven zu
                                                                                                                                                          Foto: Heidi Reiter

       entwickeln, Konflikte in einer hochverdich-
       teten Stadt zu minimieren und wie dabei die
       Interessen von Jugendlichen einbezogen           So viel Platz wie ein Auto muss sich auch der Mensch im Alltag nehmen dürfen.
       werden können.                                   Hermann Knoflachers Demonstrationsobjekt „Gehzeug

7|15
Freiräume                     13

                                                                                                                                     n Wem gehört die Isar? Interessensgegensät-
                                                                                                                                       ze zwischen Freizeit und Kommerzialisie-
                                                                                                                                       rung: Bewegung und Sport rund um den
                                                                                                                                       Flaucher.
                                                                                                                                     n Wem gehört die Stadt? Interessensgegen-
                                                                                                                                       sätze zwischen Freizeit und Kommerziali-
                                                                                                                                       sierung: Street Art und Kunst an der Isar.
                                                                                                                                     n Wie sieht der Nahraum von Kindern und
                                                                                                                                       Jugendlichen aus? Freiräume im Viertel
                                                                                                                                       und Konfrontation mit anderen Nutzungs-
                                                                                                                                       interessen am Beispiel von Neuperlach.

                                                                                                 Foto: Petra Dirscherl, pixelio.de
                                                                                                                                     n Orte – frei von Beobachtung? Explorativer
                                                                                                                                       Spaziergang durch Haidhausen zur Erkun-
                                                                                                                                       dung von Freiraummöglichkeiten.
                                                                                                                                     n Freiraum oder Konsumraum? Die Pasing
                                                                                                                                       Arcaden als Beispiel eines kommerziellen
 Kein Platz da. München gehört zu den am dichtesten bebauten Städten in Deutsch-                                                       „öffentlichen Freiraums“.
 land. Schlecht für Kinder und Jugendliche.                                                                                          n Wie geht es von der (idealen/idealis-
                                                                                                                                       tischen) Planung zur gelebten Realität?
unsinnig, große Flächen für das Parken von       auch zum Innehalten einladen, sie erzeugen                                            Reflexionen des Entwicklungsprozesses
Autos vorzuhalten. Merk zeigte anhand des        positive Gefühle und Stimmungen, die nicht                                            der Messestadt Riem bis heute.
Gehzeugs von Prof. Hermann Knoflacher von        auf einem Foto festgehalten werden können.
der Technischen Universität (TU) Wien die          Leider seien Plätze immer mehr zur Kulisse                                           Zum Abschluss fanden sich die Gruppen
Absurdität der Raumnahme von Fahrzeugen          für Konsumkultur geworden. Wer dafür nicht                                          wieder in den Räumen der Hochschule ein, um
und die daraus resultierende Verschwendung       bezahlen könne oder wolle, werde des Platzes                                        in einem Abschlussstatement von Dr. Agnes
von Raum auf.                                    verwiesen. Menschen hätten auf Plätzen                                              Förster der Frage „Freiräume in der Stadt!
                                                 zunehmend kein Aufenthaltsrecht mehr;                                               MITgedacht/-geplant/-genutzt?“ nachzu-
 F R E I R AU M ? Ein Raum ohne                  ihnen sei lediglich gestattet zu queren.                                            gehen. Sie zitierte Jan Gehl, Stadtplaner in
                                                 Kindern und Jugendlichen werde über diese                                           Kopenhagen, der als zuverlässigen Indikator
 Möbel, den ich frei gestalten kann.
                                                 Tatsache hinaus der Freiraum auch deswegen                                          für die Lebensqualität einer Stadt die Zahl
 Julia, 13                                       genommen, weil sie in Ganztagesinstituti-                                           der Kinder und alten Menschen ansieht, die
                                                 onen fremdbestimmt seien. Hoffnung sieht                                            auf Straßen und Plätzen unterwegs sind. In
  Prof. Dr. Dr. Michael Winkler von der Uni-     Winkler dennoch. Denn am Abend und in der                                           einer Studie der TU München hatte Förster
versität Jena sprach in seinem Vortrag über      Nacht würden Plätze und Orte von jungen                                             die Beteiligungslandschaft im Rahmen der
Frei(t)räume – die übersehene Grundidee der      Menschen zurückerobert. Es seien vor allem                                          Stadtplanung in München untersucht und
Sozialpädagogik. Zunächst kritisierte er, dass   Jugendliche, die den öffentlichen Raum or-                                          war der Frage nachgegangen, wer sich mit
das Berufsfeld der sozialen Arbeit im Zuge       ganisierten – beispielsweise im Rahmen der                                          welchen Themen und in welchen Netzwerken
der Sozialraumorientierung das Hinsehen          Flüchtlingshilfe.                                                                   einbringt. Das Ergebnis zeigt, dass der KJR
verlernt habe. Es ginge vornehmlich um                                                                                               viele Themen in diesem Feld bearbeitet. So
statistische Erfassungen und nicht mehr um        Die Stadt erkunden                                                                 liegt er beispielsweise mit seinen Initiativen
Menschen selbst. Nur durch das Beobach-                                                                                              und Beiträgen auf Platz 5 aller Akteure in der
ten und Hinsehen werde deutlich, welche             Nach der Vorstellung von Akim (allpartei-                                        Stadt, die das Thema Freiräume immer wieder
Bedeutung Orte für Menschen haben. Dabei         liches Konfliktmanagement München) bega-                                            in der Diskussion halten.
gehe es vor allem um Gefühle, denn Orte und      ben sich die Teilnahmenden auf Exkursionen
Plätze können unwirtlich sein und das Gefühl     in verschiedene Freiräume. Sie befassten sich                                       Dr. Manuela Sauer,
erzeugen, zu erschlagen. Orte können aber        dabei mir folgenden Fragen:                                                         Grundsatzfragen, KJR

Spielverhalten von Jungen und Mädchen

Gleichberechtigung auf dem Spielplatz
Das Spielverhalten von Jungen und                Flächen werden von Mädchen in der Regel                                             Mädchen und Jungen zu. Die Spielangebote
Mädchen unterscheidet sich. Dieser               kaum genutzt. Die Zusammenfassung der                                               dürfen nicht in Randlagen verlegt werden
Umstand wird sowohl in der Sozialfor-            Spielorte nach Geschlecht (aus der Schul-                                           oder uneinsichtige Restflächen sein. Sie
schung als auch in empirischen Studien           hofstudie) bestätigt ebenfalls die unter-                                           bedürfen sozialer Kontrolle und sicherer
bereits länger untersucht und bestä-             schiedliche Raumaneignung von Jungen und                                            Wegeverbindungen – sollen sie auch von Mäd-
tigt. Nachfolgende Auszüge einiger               Mädchen. Mädchen geben als Spielorte mit                                            chen angenommen und genutzt werden. Nur
Studien von Prof. Dr. Grit Hottenträger,         50 Prozent den Spielplatz und 40 Prozent das                                        im Rahmen der verbindlichen Bauplanung
Hochschule Geisenheim University,                direkte Wohnumfeld an. Lediglich 15 Prozent                                         kann eine höhere Dichte von Spielräumen
sollen einen Überblick vermitteln und            nutzen städtische Freiflächen im Gegensatz                                          und ergänzenden Spielpunkten festgesetzt
das Thema in seiner Bedeutung und                zu 25 Prozent der Jungen. Für sie bieten mit                                        und somit rechtlich gesichert werden.
Vielschichtigkeit abbilden.                      25 Prozent Nutzung die Ball- und Sportfelder
                                                 eine wichtige Freifläche, die von Mädchen                                            Spielplatzgestaltung –
   Mädchen haben innerhalb ihres Wohnortes       lediglich mit 2 Prozent genutzt werden. Im                                           Raumstruktur und Verdrängung
in Bezug auf die Erreichbarkeit von Spielräu-    Rahmen der Aufstellung von Bebauungsplä-
men einen geringeren Bewegungsradius und         nen kommt der Kommune eine grundsätzliche                                             Die Beispiele aus der Schulhofstudie ver-
verfügen über wesentlich weniger Spielorte       und wichtige Bedeutung für die (gleichbe-                                           deutlichen den Unterschied in der Raum-
als Jungen. Dysfunktionale und undefinierte      rechtigte) Nutzung von Freiflächen durch                                            nutzung eines konkreten Spielraumes. Das

                                                                                                                                                                                      7|15
14     Freiräume

       Anbieten von Spiel- und Sitzbereichen in
       den Randlagen einer Fläche erschwert für
       Mädchen die „Eroberung“ der verbleibenden
       Frei-Flächen. Bieten diese aufgrund ihrer
       Struktur ein ideales Ballspielfeld, so werden
       die Freiflächen hauptsächlich von Jungen
       genutzt.
          Für die Mädchen bleiben die Randbereiche
       „übrig“. Werden die Flächen jedoch ausdif-
       ferenziert gestaltet und nicht als große
       Freiflächen belassen, beschäftigen sich
       auch Jungen mehr mit anderen Spielen. Hier

                                                                                                                                                       Foto: S. Hofschläger, pixelio.de
       ergibt die Nutzungskartierung sogenannte
       Spielspuren von Mädchen und Jungen in allen
       Bereichen des Hofes.
          Ein weiterer Aspekt tritt hinzu: Man kann
       erkennen, dass ansprechend gestaltete Spiel-
       bereiche nicht von beiden Geschlechtern ge-      Mädchen und Jungen vereint auf dem Spielplatz – eher seltener Anblick, weil beide
       nutzt werden, wenn die räumliche Beziehung       ein unterschiedliches Spielverhalten haben.
       nicht stimmt. Liegt der „schöne“ Spielbereich
       in zu enger Anbindung an den Bolzplatz und      Beispiel in erster Linie auf den Spielgeräten   auf Spielplätzen und Schulhöfen verbes-
       ist dieser durch hohe Hecken und schmale        und kaum auf den Freiflächen aufhalten. Die     sert, kann die Nutzung gesteigert werden.
       Zugänge zurückgesetzt, finden wir dort trotz    Untersuchungen zeigen auch: je mehr Wald        Dazu zählt auch, dass Schulhöfe an den
       Schaukel und Hängematte keine Mädchen.          und weniger offene Flächen, desto geringer      Nachmittagen oder an den Wochenenden frei
       Das Fehlen von Sicherheit (oder dem Gefühl      der Frauenanteil.                               zugänglich und nicht abgeschlossen sind.
       davon) und sozialer Kontrolle führt zum                                                         Wichtige Einflussfaktoren für die Nutzung
       Rückzug von Mädchen. Verdrängungspro-            Fazit                                          sind die Lage in der Stadt, das Gefühl von
       zesse stehen im engen Zusammenhang mit                                                          Sicherheit (räumlich und sozial), Über-
       ungünstigen räumlichen Beziehungen.               Mädchen sind im öffentlichen Raum weni-       schaubarkeit und räumliche Differenzierung
                                                       ger anzutreffen als Jungen und stellenweise     in der Ausgestaltung. Potenzielle Gefahren
                                                       gar nicht vertreten. Dafür gibt es viele        oder Verdrängungsprozesse stören oder ver-
        F R E I R AU M    heiß wörtlich: ein
                                                       Gründe, die nicht ausschließlich mit der        hindern die Raumaneignung von Mädchen.
        freier Raum. Freiräume haben, bedeu-           Freiflächengestaltung zu erklären oder zu       Auch das Angebot attraktiver Spiel- und
        tet für mich, nicht so viele Einschrän-        beeinflussen sind. Jungen haben „eigene         Aufenthaltsorte (Schaukel, Schwunggeräte,
        kungen zu haben und einfach mal                Flächen“ – und das auch ohne spezielle          Klettern und Balancieren, Nischen, Sitzen
                                                       Ausweisung – gewissermaßen durch den            und Kommunizieren) trägt maßgeblich zur
        abschalten zu können. Malcolm, 15
                                                       praktischen Gebrauch.                           Nutzung bei. Erst das Wissen um die unter-
                                                         Sollen durch planerische Maßnahmen mehr       schiedlichen Lebensweisen, Rollenmuster
         Mädchen spielen beispielsweise gern Tisch-    Stadträume auch für Mädchen zugänglich          und Bedürfnisse eröffnet neue Wege für eine
       tennis oder nutzen diese Fläche als Bühne.      werden, sind – neben einer Gestaltung mit       Gleichberechtigung beider Geschlechter. Sind
       Sind sie jedoch räumlich hinter dem Bolzplatz   hoher Aufenthaltsqualität – Faktoren wie        bestimmte Voraussetzungen berücksichtigt,
       angeordnet, so finden wir kaum Mädchen          Sicherheit und soziale Kontrolle in Pla-        kann dies die Nutzung durch Mädchen und
       dort. Die Mädchen ziehen sich in andere         nungsüberlegungen mit einzubeziehen. Für        Frauen fördern – andernfalls jedoch be- oder
       Bereiche zurück und trauen sich nicht,          Mädchen sind der Spielplatz mit 30 bis 50       verhindern.
       durch „Feindgebiet“ zu gehen. Die Jungen        Prozent Mädchenanteil und Schulhöfe mit 60
       verteilen sich über den ganzen Platz, wäh-      Prozent Nutzung wichtige (bereits genutzte)     Dipl.-Ing. FH Simone Fritz, FRITZplan,
       rend die Mädchen sich im oben dargestellten     Freiflächen. Wenn sich die Gestaltqualität      Freie Landschaftsarchitektin, Mainz

       Ein Zuhause auf Zeit

       Frei sein im frei.raum
       Die Namensgebung für einen Kinder-              möglichst frei und unbeschwert bewegen          gleichzeitig Räume für Identität und Indivi-
       und Jugendtreff, der nicht nur Kindern          zu können. Andererseits spiegelt das Wort       dualität schaffen; das beinhaltet das Konzept
       und Jugendlichen gefällt, sondern der           „raum“ unser Bedürfnis nach Geborgenheit,       im frei.raum Trudering.
       in seiner Außenwirkung alle Betei­lig­          Sicherheit und Begrenzung wider.
       ten gleichermaßen anspricht, ist eine              Das Konzept der pädagogischen Arbeit im       Möglichkeiten zur Entfaltung
       Herausforderung. Es soll ein moderner           frei.raum beinhaltet alle Aspekte und bietet
       Name für eine moderne pädagogische              Kindern und Jugendlichen alternativ zu             Für die Kinder und Jugendlichen des
       Haltung sein; ein cooler Name, als Teil         ihrer Lebenswelt ein hohes Maß an Freiheit      frei.raum bedeutet dies – oft im Gegensatz
       kindlicher und jugendlicher Identi-             im Handeln und im Denken. Dieses Setting        zu daheim – viel Platz und viel Raum, ihre
       tätsstiftung und ein zeitloser Name,            ergänzen wir lediglich durch einige einfache    Freizeit mit Bewegung, Sport und Aus-
       der viele Generationen an schöne und            aber eindeutige Regeln. Das Konzept beinhal-    toben auszufüllen. Es ist Zeit und Raum
       aufregende Zeiten erinnert.                     tet zudem ein hohes Maß an Freiheit in der      vorhanden, die eigenen kreativen, kuli-
                                                       Bewegung des Körpers und des Geistes, das       narischen und künstlerischen Fähigkeiten
         Der Name frei.raum bezeichnet all dies        wir gezielt durch zahlreiche andere Angebote    auszuprobieren und auszuleben. Unsere
       und steht einerseits mit dem Wort „frei“ für    ergänzen. Möglichst viel Bewegung und Sport     Besucherinnen und Besucher sind immer
       das lebenslange Streben des Menschen, sich      in der Gruppe oder allein ausprobieren und      zusammen frei im Raum. Das bedeutet, die

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