Freiräume Schwerpunktthema - Jahrgang No. 7 November 15 - Kreisjugendring München-Stadt
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
18. Jahrgang • No. 7 • November 15 Schwerpunktthema Freiräume www.kjr-m.de Frech, frei und wunderbar Rocken für Flüchtlinge Offen für ALLE
2 Inhalt Aktuell Impressum Naturerlebnis mit guter Klimabilanz Ausgabe 7/2015 | erschienen am 16.11.2015 4 Apfelfest im Rumfordschlössl Verleger: Kreisjugendring München-Stadt FEZI feiert im Bayerischen Jugendring, 5 50 Jahre Spaß und Wohlfühlen Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45 Konzert in der Bayernkaserne E-Mail: info@kjr-m.de, Internet: www.kjr-m.de 6 Rocken für Flüchtlinge Verantwortlich: Stefanie Lux, Vorsitzende KJR ehrt Engagement von Kindern und Jugendlichen Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich), 8 Danke-Empfang im Spectaculum Mundi Michael Graber, Kerstin Hof, Marko Junghänel, Carolin Keller, LGBT*-freundliche Einrichtungen ausgezeichnet Petra Kutzner, Claudia Lässig, Manuela Sauer, Ines Schill, Armin Schroth, Gecko Wagner, Ingrid Zorn. 9 Offen für ALLE Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt Aktionstag des AK Jungen die Meinung des Herausgebers wieder. 10 Highland Games im Münchner Norden Titelbild: Andreas Ruby Social Day von Giesecke & Devrient Verwaltung: Jana Beyreuther 10 Sich regen bringt Segen Layout: Fa-Ro Marketing, München Druck: GPP Engelhardt GmbH, München Angebote Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Auflage: 2.800 Exemplare Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Münchner Ganztagsbildungskongress 2016 Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich 22 Ganztagsbildung gemeinsam gestalten Nächste Ausgabe Erscheinungsdatum: 14.12.2015 Redaktionsschluss: 23.11.2015 Kalender Schwerpunktthema: 2050 - das Zukunftsheft Gefördert aus Mitteln der Kicken im frei.raum und in der LOK Arrival Landeshauptstadt München 24 6. KJR-Hallenfußballcup Schwerpunkt: Freiräume Dauerbrenner Räume für Kinder und Jugendliche Legale, freie sportliche Nutzung des Lebensraums Stadt 11 Jetzt aber wirklich: Platz da! 16 Parkour – die Stadt neu erobern Freunde treffen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Auffallen Eigentlich ist eine Stadt nichts weiter als ein Labyrinth aus dürfen, ohne störend zu wirken. Ziele verwirklichen, ohne auf Beton. Gut für die wachsende Zahl an Parkourlern. Pump zu leben. Das muss auch in einer Großstadt wie München Von Andreas Ruby möglich sein. Von Angelika Baumgart-Jena Nicht kommerzieller (Frei-)Raum zu attraktiven Zeiten Freiräume in der Stadt 16 Nightball München 12 Nutzungsinteressen und Nutzungskonflikte Das Angebot der Münchener Jugendarbeit, das vom Stadt- Die Bevölkerung Münchens wächst weiter. Ende 2014 lebten jugendamt im Sozialreferat der Landeshauptstadt München rund 1,5 Millionen Menschen in der Stadt; 2030 werden es ver- finanziell getragen wird, gibt es seit 1998. Von Andreas Hiemer mutlich 1,65 Millionen Einwohner sein. München verzeichnet damit – entgegen dem bundesweiten Trend – Bevölkerungsge- Vom Wert des Freispiels winne. Von Manuela Sauer 17 Spielend lernen „Na, was habt ihr heute im Kindergarten gemacht?“, fragt Spielverhalten von Jungen und Mädchen voller Erwartung die Mutter ihr Kind beim Abholen. „Ich habe 13 Gleichberechtigung auf dem Spielplatz nur gespielt.“ Von Petra Kutzner Das Spielverhalten von Jungen und Mädchen unterscheidet sich. Dieser Umstand wird sowohl in der Sozialforschung als Unterstand: Abstellgleis oder Freizeitangebot auch in empirischen Studien bereits länger untersucht und 18 Rein ins Rampenlicht bestätigt. Von Simone Fritz Als Streetworker sind wir häufig beteiligt, wenn es bei der Nut- zung des öffentlichen Raums zu Interessenkonflikten kommt. Ein Zuhause auf Zeit Von Helmut Baumann 14 Frei sein im frei.raum Warum heißt der frei.raun denn eigentlich frei.raum? Die Bildungscamp München – ein bildungspolitisches Festival Namensgebung für einen Kinder- und Jugendtreff ist eine 19 Frei lernen, frei diskutieren, frei leben Herausforderung. Von Christian Lorenz Das Bildungscamp verbindet ein umfangreiches Workshop- Freiraum Naturparadies Angebot mit Konzerten und politischen Podiumsdiskussionen mit einer Plattform für freies Lernen. 15 Vielfalt ist alles! Von Veronika Eberlein und Aleksandra Kushnirovich Die Naturschutzjugend im Landesbund für Vogelschutz in München hat es wahr werden lassen: Sie haben einen Mono- Münchner Schulwettbewerb zur Stadtentwicklung kultur-Acker in ein Naturparadies verwandelt. Von Alexandra Baumgarten 20 Kinder und Jugendliche planen ihre Stadt von morgen Wenn Kinder ihre Stadt von morgen planen, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Von Petra Fröschl 7|15
Aktuell 3 Internationaler Mädchentag 2015 Frech, frei und wunderbar Mädchen-Flashmob, Tanz-Workshops und Open Stage – am 10. und 11. Oktober Zum Internationalen Mädchentag selbst, haben Mädchen und junge Frauen in München für ihre Rechte gefeiert, gesungen der seit 2011 jährlich am 11. Oktober statt- und getanzt. Unter dem Motto „Frech, frei und wunderbar“ forderten sie Gleichbe- findet, verwandelten Mädchen und junge rechtigung in allen Lebensbereichen, das Recht auf Bildung und Freiheit und null Frauen die Münchner Freiheit in ihre Bühne Toleranz gegen über Gewalt. Mit dabei waren diesmal auch geflüchtete Mädchen. und ihr Workshop-Areal. Mädchen aus dem Jugendtreff am Biederstein leiteten das Projekt „Girlz4Girlz“ an. Mehr als 200 Besu- cherinnen und Passantinnen informierten sich an Ständen der Organisatorinnen und nahmen kostenlos an Workshops teil, darun- ter HipHop, Breakdance, Songwriting, K-Pop (koreanischer Pop) und Freestyle (improvi- siertes Rappen). Das Besondere dabei: Hier machten Mädchen für Mädchen Programm, die Teilnehmerinnen und Trainerinnen be- gegneten sich auf Augenhöhe. „Open Stage“ hieß die Bühne für vorberei- tete oder spontane Auftritte, Choreographien und Performances. Alleine die Mädchen aus dem JT Biederstein zeigten ein dreistündiges Bühnenprogramm mit ihren Choreographien. Auch an diesem Tag waren zahlreiche Mäd- chen aus Flüchtlingsunterkünften dabei, die über amanda, IMMA, IB, JT Biederstein und das KJR-Team „Willkommen in Mün- chen“ zum Aktionstag kamen. Sie tanzten und sangen gemeinsam mit gleichaltrigen Münchnerinnen. Besonders bewegend war, als zwei somalische Mädchen spontan auf die Bühne stiegen, sich das Mikro schnappten Ein Flashmob mit Luftballons, Musik und von vielen Mädchen aus KJR-Einrichtungen „Mädchen-Ketten“ auf dem Platz vor der Oper ausgefüllt worden waren. Die Karten werden läutete am Samstag, 10. Oktober den Interna- am 17. November an Bürgermeisterin Chri- tionalen Mädchentag ein. Die Mädchen und stine Strobl überreicht. jungen Frauen schrieben ihre Wünsche und Die Organisationen amanda, IMMA, In- Forderungen auf Postkarten mit dem Titel ternationaler Bund (IB), Mira und der KJR- „Frech, frei und wunderbar“. Einige davon Jugendtreff am Biederstein hatten erstmals waren sehr konkret, etwa „mehr Freizeit- gemeinsam alle Mädchen und jungen Frauen möglichkeiten für Mädchen“, ein „Freibad für zu zwei Aktionstagen eingeladen, explizit Frauen in München“ oder „mehr Sportplätze auch jene, die als Flüchtlinge nach München und Sporthallen für Mädchen“. Auch mehr gekommen sind. Diese kamen auch, was nicht Gleichberechtigung in der Berufswelt oder zuletzt an mehreren Postkarten abzulesen gerechte und angemessene Bezahlung in war, auf denen Mädchen ihre Hoffnungen sozialen Berufen stand am Ende der Aktion für eine bessere Zukunft in Deutschland auf auf den Postkarten, die z.T. schon im Vorfeld Englisch formuliert hatten. und allen für die freundliche Aufnahme in Deutschland dankten. Aus welchen Ecken der Welt die Besu- cherinnen kamen, zeigten viele an der Weltkarten-Fotowand, sehr gefragt waren auch die Kreativangebote wie das Freund- schaftsbänder-Knüpfen oder Stofftaschen- Bedrucken. So waren diese Aktionstage eine sehr gelungene erste gemeinsame Veranstal- tung zum Internationalen Mädchentag. Die Organisatorinnen setzen sich dafür ein, dass sich diese noch sehr junge Veranstaltung etabliert und wächst. Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 7|15
4 Aktuell Naturerlebnis mit guter Klimabilanz Apfelfest im Rumfordschlössl Zum „1. Rumfordschlössl-Apfelfest“ hatte der Natur-und Kulturtreff am Freitag, den 16. Oktober 2015 auf den Spielplatz und ins Haus geladen. Das herbstliche, jedoch weitgehend trockene Wetter lockte bis zu 170 Besucherinnen und Besucher in den Englischen Garten. Darunter Kinder der Hausaufgabenbetreuung und des offe- nen Treffs mit und ohne Familien, zahl- reiche ehemalige Eltern und Teenager, Eltern mit Klein- und Kleinstkindern sowie apfelinteressierte Menschen aus dem gesamten Sozialraum. Warum ein Apfelfest? Ganz einfach: Wis- senswertes rund um den Apfel und gesunde Ernährung vermitteln, sich beim Apfelquiz schlau machen, Äpfel schneiden, flaschen- und literweise Apfelsaft pressen, am Buffet vom selbstgemachten Kinder-Apfelkuchen naschen, Kaffee trinken und Schoko-Apfel- Selbst gesammelte Äpfel schmecken am besten! chips herstellen, Apfelsäfte verschiedenster Hersteller testen, ein scharfes Käsebrot von Kindern gebacken - absolut regional, jährigen Bemühungen um mehr Bewusstsein mit Äpfeln und Cilli probieren … vor allem saisonal und mit null CO 2-Ausstoß. Eine tolle hinsichtlich der alltäglichen Ernährung war aber sich treffen, Fußball spielen, ratschen, Klimabilanz, finden wir. Die restlichen Äpfel das Apfelfest eine Super-Veranstaltung, auf gemeinsam etwas tun, sich kennenlernen, kamen im Anhänger aus Ungarn. Geht man der alle gemeinsam für gute Atmosphäre das Rumfordschlössl (wieder-)entdecken, davon aus, dass das Auto, welches die Äpfel gesorgt haben. Durch Beteiligung, offene in den Hängematten liegen und das Gefühl transportierte, sowieso auch ohne Äpfel Augen und Ohren, aber auch durch Kontakt haben, hier an einem äußerst sinnvollen gefahren wäre und die Äpfel, wenn sie nicht und Kommunikation. Ort zu sein - draußen in der Natur. Die Äpfel im Rumfordschlössl gelandet, vermutlich wurden tags zuvor mit den Kindern und mit zum Kompost vor Ort geworden wären, so Sabine Laske, dem Radl durch den Englischen Garten von ist auch hier die Bilanz nicht allzu schlecht. Natur- und Kulturtreff Rumfordschlössl, KJR einer Streuobstwiese geerntet, der Kuchen Als vorläufiger Schlusspunkt unserer dies- Interhyp AG engagiert sich für junge Flüchtlinge Yalla yalla – big football game today! Freitag, 16. Oktober, 13 Uhr: Mirjam – kickerte mit den jungen Bewohnern und für das Organisieren des Kickerspielfeldes Scheck, Pädagogin in der LOK Arrival - Bewohnerinnen der Bayernkaserne in einem und für die Spende von 1.000 Euro. der Freizeitstätte für junge Flüchtlinge überdimensionalen Spielfeld. Es herrschte - schnappt sich den Ghettoblaster mit eine tolle Stimmung! Vielen Dank an das Team Frauke Gnadl, Mikrofon und zieht mit vielen Kindern der Interhyp AG – für die Freude am Einsatz, Projektleiterin Fundraising, KJR im Gefolge über das Gelände der Ba- yernkaserne. Ihre fröhliche Einladung zum Kickergame „Yalla yalla – come and play with us“ wie- derholen zwei kleine Jungen idealerweise noch auf Türkisch und auf Arabisch, damit es ganz viele verstehen können. Ein perfekter Auftakt für den sozialen Einsatz des Unter- nehmens Interhyp AG am Nachmittag. Elisabeth Ehret von der Interhyp AG und ihr 23-köpfiges Team wollten sich in diesem Jahr gerne für unbegleitete minderjährige Flücht- linge engagieren. Schnell war die LOK Arrival als Einsatzort gefunden. Ein Teil des Teams baute aus Paletten und Matratzen schicke Sitzmöbel für die Halle, der andere Teil – und jetzt schließt sich der Kreis zur eingangs erwähnten Einladung von Mirjam Scheck Riesenspaß im Riesenkicker 7|15
Aktuell 5 FEZI feiert 50 Jahre Spaß und Wohlfühlen Eine große Feier veranstaltete der Ju- gendtreff am Wettersteinplatz – kurz FEZI – am 16. Oktober anlässlich seines 50-jährigen Bestehens. Als das FEZI 1965 eröffnet wurde, war Gie- sing ein Arbeiterviertel und es gab nur wenige Freizeitmöglichkeiten im Stadtteil - es sei denn, man wollte beim Nachbarn FC Bayern Fußball spielen. So wurde die Freizeitstätte schnell zu einem beliebten Treffpunkt für Mädchen und Jungs – für manche fast ein Familienersatz. Und so ist es bis heute ge- blieben, denn auch das aktuelle Team um Ein- richtungsleiter Michael Jaschkowitz bietet den Besucherinnen und Besuchern einen Ort, an dem sie sich wohl und zu Hause fühlen. Michael Jaschkowitz und Glücksfee Christine Kuhn machen die Gewinnziehung spannend. So freuten sich am Nachmittag der Jubi- läumsfeier Kinder und Jugendliche über das auch Erwachsene – ehemalige Besucherinnen FEZI-Chors, bestehend aus fünf aufgeregten Spielefest. Geboten war u.a. Bubble Soccer und Besucher. und talentierten Mädels, die den Song „Price auf dem Sportplatz - da ging es wild zu! In Doch auch der größte Spaß muss irgend- tag“ performten. Sie lockerten das Publikum der Hüpfburg auf der Straße konnten sich wann mal vorbei sein. Das Spielefest wurde mächtig auf, das auch fleißig anfing, im Takt die Kinder zu lauter Musik austoben, im mit einem Gewinnspiel beendet. Eine Menge mitzuklatschen. Haus verzauberte Alexander Ostermeier, Kinder und Teenies kreischten und hofften, Der Abend fand einen gemütlichen Aus- Kollege aus dem 103er Freizeittreff Obergie- mit einem Preis nach Hause zu gehen. klang beim Buffet und „feziger“ Musik mit sing, als Ballonkünstler Klein und Groß mit Dann begann der offizielle Teil der Feier mit der Band „Charly and Friends“. Mehr Fotos Kopfschmuck und Luftdackeln. Auf den Fo- Grußworten von Stadträtin Simône Burger unter www.kjr-m.de/galerie. toplakaten der letzten 50 Jahre suchten sich und KJR-Vorstandsmitglied Judith Städele nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern sowie einem Auftritt des frisch gegründeten Ines Schill, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Workshop-Wochenende für junge Geflüchtete Ungewohnte Klänge in der Bayernkaserne Am Freitag, 25. und Samstag, 26. September bekamen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der LOK Arrival, der Freizeiteinrichtung in der Bayernkaserne, Besuch von Angelika Vizedum - Percussionistin und Jazz- sängerin - und Martin Seeliger - Sa- xophonist und Flötist. Diese brachten eine große Zahl von Trommeln und Didgeridoos mit. In zwei Workshops durften die 16 teil- nehmenden Jugendlichen die Instrumente ausprobieren und anschließend Grundlagen zum Umgang lernen. Die Spieltechnik erwies sich zunächst noch als schwierig, doch schon bald waren alle Hemmungen verflogen und die Jugendlichen entlockten den Didgeridoos die ersten Klänge. Voller Freude und Begeis- Angelika Vizedum und Martin Seeliger stellen die Instrumente vor. terung wurde auch mit den Trommeln expe- rimentiert. Bei Angelika Vizedum konnten es wurde gemeinsam getanzt, geklatscht von Spendengeldern, die bei einem Besuch die Teilnehmenden alles rund um Percussion und gefeiert. im Deutschen Theater im April gesammelt erfahren und ausprobieren, von einfachen Die Idee für die beiden Workshops war be- worden waren, finanziert werden. Weitere Schlägen bis hin zu komplizierten Rhythmen reits vor einiger Zeit entstanden: Nach dem Projekte mit der LOK Arrival sind in Planung war für alle etwas dabei. gefeierten Auftritt der Band MEGGADADUNGA und z.T. schon realisiert, wie etwa der Auf- Zum krönenden Abschluss traten die stol- von Martin Seeliger und Angelika Vizedum tritt von „Naked Super Hero“ (s. S. 6). zen Jugendlichen vor etwa 80 Bewohnern Ende Juli äußerten die jungen Geflüchteten und Bewohnerinnen der Bayernkaserne auf. den Wunsch nach weiteren musikalischen Isabel Berghofer-Thomas, Der Auftritt begeisterte das Publikum und Projekten. Das Wochenende konnte mithilfe Jugendkulturarbeit, KJR 7|15
6 Aktuell Konzert in der Bayernkaserne Rocken für Flüchtlinge Am Freitag, den 9. Oktober 2015 war die Münchner Band „Naked SuperHero“ in der Bayernkaserne zu Besuch. Die Fachstelle Jugendkultur des Kreisju- gendring München-Stadt (KJR) und dessen Freizeitstätte „Lok Arrival“ organisierten dieses kostenlose Kon- zert für minderjährige Flüchtlinge in der „Boulehalle“ (Halle 24). „Naked SuperHero“ sind seit 2010 auf vielen Bühnen Bayerns aufgetreten und ge- wannen den „Sprungbrett-Wettbewerb“ mit dem Titel „Münchner Band des Jahres 2012“. Die sechsköpfige Band ist nicht nur wegen ihres Musikstils Brasspunk bekannt, einer Mischung aus Ska, Brass, Punk und sowie etwas Funk und HipHop, sondern auch wegen ihres Einsatzes für Toleranz und Akzeptanz in der Flüchtlingssituation. Nicht zuletzt Foto: Jaime Peralta ihr aktuelles Bandfoto mit der Botschaft „No Nations, no Borders“ setzt in diesem Sinne ein Zeichen. Über 200 Geflüchtete feierten und sprangen an diesem Abend zu ihrer Musik. „Naked Super Hero“ setzen sich für Toleranz ein. Um vielfältige Freizeitbeschäftigung küm- mert sich seit diesem Jahr die KJR-Frei- begeistert. „Es war ein wirklich sehr sehr reits zahlreiche junge Erwachsene aus der zeitstätte „LOK Arrival“ in der Bayernkaser- toller Abend. Wir haben viele gute Aktionen Bayernkaserne teilgenommen. Einige von ne. Sie hat an fünf Tagen die Woche geöffnet - aber das war schon einer mit der BESTEN“, ihnen sind dabei erstmals mit kultureller und bietet jungen Flüchtlingen Raum für meinten sie unmittelbar nach dem Konzert. Bildung in Berührung gekommen. Um diese Begegnung und gemeinsamen Freizeitspaß Auch „Naked SuperHero“ war begeistert von weiterhin zu fördern, wird der Kreisjugend- von Sport bis Spiel. Außerdem organisiert der Energie der Besucher und Besucherinnen. ring die interkulturellen Beziehungen durch das pädagogische Team auch Ausflüge in die „Es hat uns allen unheimlich viel Spaß jugendkulturelle Projekte weiter vertiefen. Stadt und gemeinsame Aktionen mit anderen gemacht und wir finden es super, dass wir So fand bereits am 24. Juli ein Konzert der Münchner Jugendtreffs. Mit Mirjam Scheck den Kids hier einen schönen Abend geben Band MEGGADADUNGA und am 25. und 26. und Severin Schwarzhuber stehen den jungen konnten“, freute sich Sänger Daniel. September ein musikalisches Workshop- Menschen aus aller Welt zwei engagierte An- Finanziert wurde dieses allein aus Spen- Wochenende mit anschließendem Auftritt sprechpersonen zur Verfügung, die ihnen zei- den des Kulturprojekts „Elisabeth – das in der Bayernkaserne statt. gen, dass sie in München willkommen sind. Musical“ im Deutschen Theater. An diesem Deshalb waren Scheck und Schwarzhuber Projekt der Fachstelle Jugendkultur, das Jennifer Juchem, Team Jugendkultur, KJR auch sofort von der Idee eines Rockkonzerts am 24. und 25. April stattfand, hatten be- Besuch aus dem Fernsehen Checker Tobi in der LOK Arrival Am 30. September waren Checker Tobi Stachus auf. Dort hat der Verein „little ART“ und sein Fernsehteam bei LOK Arrival ein kleines Atelier. in der Halle 23 der Bayernkaserne zu Gemeinsam mit einer Gruppe deutscher Gast. Die Wissenssendung für Kinder Kinder wurde unter Anleitung einer Künst- wird wöchentlich im KiKA und im Ersten lerin eine große LKW-Plane bemalt. Am Foto: Esra Bonkowski / Antonia Simm (ARD) ausgestrahlt. Samstag, den 2. Oktober ging es nochmals zum Künstlerhaus, wo die Flagge gemeinsam Nach einer kleinen Geländebegehung mit der Feuerwehr aus dem Fenster gehängt wurde die Halle geöffnet und Checker Tobi wurde und nun von der Öffentlichkeit be- lernte die Besucherinnen und Besucher der staunt werden kann. Freizeitstätte für junge Flüchtlinge kennen. Die beiden Tage wurden mit der Kamera Sofort wurde gemeinsam gekickert und Tisch- begleitet und zu einem Film zusammen- tennis gespielt. geschnitten. Nebenbei wurden kleine In- Tobi war sehr interessiert zu erfahren, wo- terviews mit den Kids gemacht. Die Folge her die vielen verschiedenen Gesichter denn Mirjam Scheck und Severin Schwarzhuber, wurde am 14. November um 8 Uhr in der eigentlich kommen, warum sie hier sind und über die tägliche Arbeit und die Halle aus. ARD gesendet. was sie sich für die Zukunft wünschen. Natür- Nach dem Besuch auf dem Gelände machten lich quetschte er auch das pädagogische Team, sich alle zusammen zum Künstlerhaus beim Mirjam Scheck, LOK Arrival, KJR 7|15
Aktuell 7 Klettern und Kinderwiesn Die LOK Arrival will hoch hinaus Die vorletzte Septemberwoche stand in der LOK Arrival unter dem Motto „hoch hinaus!“ Am Dienstag starteten wir mit einem Be- such auf der Kinderwiesn. 20 Einladungen dafür hatten wir von Regine Sixts Kinderstif- tung erhalten. Alles war bestens organisiert. Pünktlich um 10 Uhr durften wir vor dem Ausgang der Bayernkaserne in einen Bus stei- gen und wurden direkt am Eingang der Wiesn von zwei Sixt-Mitarbeitern empfangen. Nach einem Hendl im Marstallzelt ging es raus auf den Rummelplatz. Die Euphorie der Kinder kannte keine Grenzen. Mit großen Augen starrten sie auf die riesigen Fahrgeschäfte und bejubelten die Mitfahrenden. Großes Ge- fallen fand der Autoscooter, bei dem eifrig Gas gegeben wurde, und auch das Kettenkarussell begeisterte die Gruppe. Zum Abschluss ging’s ins Riesenrad, das uns einen Blick über ganz München bis zur Bayernkaserne ermöglichte Jugendlichen so gut, dass viele sich gleich Engagement ermöglicht hatten. Eine Wieder- – die an diesem Tag nicht nur in Kilometern mehrmals in den Gipfelbüchern verewigten holung ist angedacht! gemessen ganz weit entfernt war. oder immer schwierigere Routen suchten. Ausflüge sind immer ein besonderes High- Auch ein paar Jungen, die sich anfänglich light für die Flüchtlinge. Durch den größeren noch etwas zurückgehalten hatten, wurden Betreuungsschlüssel entstehen oft gute bald von der Begeisterung der anderen Teil- Gespräche zwischen den einzelnen Jugend- nehmer angesteckt. lichen und uns als Betreuern. Gleichzeitig Nach zwei Stunden intensiven Kletterns fördert es das Gemeinschaftsgefühl unter gab es beim abschließenden gemeinsamen verschiedenen Nationen. Essen in der Halle viel Gesprächsstoff und unzählige „Thank you“s für die ehrenamt- Mirjam Scheck, Severin Schwarzhuber, lichen Trainer, die dieses Erlebnis mit ihrem LOK Arrival, KJR Biogen im RIVA NORD Tatkräftiger Einsatz Am Donnerstag ging es dann sportlich in die Höhe. Klettertrainer der „IG Klettern München und Südbayern“ luden uns mit zwanzig jugendlichen Flüchtlingen aus der Bayernkaserne in ihre Kletterhalle „Heavens Gate“ ein. Bereits auf der Hinfahrt waren Vorfreude und Anspannung spürbar und es wurden vielerlei Vermutungen aufgestellt, wie das mit dem Klettern genau funktioniere. Die Fachübungsleiter des Vereins standen bereit: „Nicht einmal zwanzig Minuten hat es gedauert, bis wir genug Trainer für die Aktion hatten“, erzählte Timo Jakob, einer der beiden Organisatoren. Bei der Ankunft in der Halle waren die Jungs kaum noch zu bremsen. Unter lauten Begeisterungsrufen begutachteten sie die 30 Ein eifriges, gutgelauntes Freiwilligen-Team des Unternehmens Biogen scheute am 13. Meter hohen ehemaligen Kartoffelmehlsilos. Oktober trotz Kälte keine Mühen: Unser Kräuter- und Gemüsegarten wurde von sämt- Nachdem alle ausgerüstet waren und in klei- lichem Unkraut befreit und winterfest gemacht, den Igeln wurde ein gemütliches Hotel nen Gruppen eine ausführliche Einweisung unter der Eiche gebaut, zwölf alte Holzstühle wurden sorgfältig abgeschliffen und an- erhalten hatten, konnte es endlich losgehen. schließend kreativ und liebevoll gestaltet. Einen herzlichen Dank an das Care-Deeply- Die physische und mentale Herausfor- Team von Biogen für den tollen Einsatz und die großzügige Spende von 700 Euro! derung, die das Klettern bietet, gefiel den Tanja Wirth, RIVA NORD, KJR 7|15
8 Aktuell KJR ehrt Engagement von Kindern und Jugendlichen Danke-Empfang im Spectaculum Mundi Unter dem Motto „Der KJR sagt Danke“ Das zum zweiten Mal durchgeführte Danke- holt. Sie erhielten einen goldenen Mini-Oscar hat am 2. Oktober im Spectaculum Fest wurde aufgrund der Größe diesmal und jede/r Einzelne einen Kinogutschein. Mundi die große „Oscar“-Verleihung sogar aufgeteilt: in eine Kinder- und eine Beim Hollywood-Buffet konnten sich die für alle Kinder, Jugendlichen und junge Jugendehrung, insgesamt ca. 130 Kinder und Kinder und Jugendlichen in goldglitzerndem Erwachsenen, die sich ehrenamtlich Jugendliche wurde geehrt. Ambiente satt essen und noch ihren eigenen in einer KJR-Einrichtung engagieren, Dabei hieß es „Ihr seid die Stars des goldenen Starbutton anfertigen. stattgefunden. Abends“ und das Hollywoodfeeling à la Oscar Die Stimmung war großartig und kurz- zog sich dabei durch die ganze Veranstaltung. weilig, die kleinen Trailer der Einrichtungen Ausgezeichnet wurden Jugendsprecher/ Chantal vom Intermezzo eröffnete den Abend verschafften einen wunderbaren Einblick in innen, Thekengruppen, Workshop-Leiter/ stimmungsvoll mit einer Gesangseinlage. eine gelungene Partizipation von Kindern innen, Jugendräte und -vorstände, Modera- Jede Gruppe zeigte ihren eigenen Film oder und Jugendlichen. torinnen und Moderatoren, Helfer/innen bei ihre eigene Präsentation und wurde anschlie- Da wurde sogar die SZ neugierig …Und wir Festen und Veranstaltungen u.v.m. – und es ßend von den jungen Moderatorinnen aus sagen DANKE! zeigt, dass junge Menschen durchaus Lust dem Spielhaus Sophienstraße und der KJR- haben mitzureden und mitzugestalten. Vorsitzenden Steffie Lux auf die Bühne ge- Claudia Caspari, Abteilungsleitung N/W, KJR Abschlussfest zum Projekt „Grüner Daumen“ Ein Hoch auf uns! Ausgelassen wurde am 25. September Ein besonders Hoch auf Nicki Endrich, Ein ausführlicher Artikel über das Projekt der Abschluss einer zweijährigen Ko- Caroline Schmidmaier und Doro Mozart, die ist im K3 Nr. 8/2014 nachzulesen. operation zwischen dem Abenteuer- dieses tolle Projekt zur Bildung für nachhal- Spiel-Platz Neuhausen (ASP) und dem tige Entwicklung gemeinsam gestaltet und Susanne Kußmaul, ÖkoProjekt MobilSpiel gefeiert. verantwortlich durchgeführt haben. ASP Neuhausen, KJR 2014 und 2015 wurden intensiv die Na- turschätze auf dem Gelände des ASP ent- deckt und erforscht. Die beteiligten Kinder erfuhren hier die nachhaltigen Zusammen- hänge von verschiedensten Ökosystemen im direkten Umfeld und die Auswirkungen ihres Handels im globalen Bereich. Initiiert wurde das Projekt „Grüner Daumen“ vom ASP-Junior Team, das intensiv an der Planung und Durchführung beteiligt war. Deswegen feierten alle zusammen mit nachhaltigen Genüssen - z.B. selbstgeschüttelter Butter auf selbst gebackenen Pizzabrötchen - und zum Abschluss tanzten die beteiligten Kinder und Erwachsenen zu Andreas Bouranis Lied „Ein Hoch auf uns!“ 7|15
Aktuell 9 Fünf LGBT*-freundliche Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ausgezeichnet Offen für ALLE Am 28. Oktober konnte Stadtrat Chri- stian Vorländer in Vertretung von Ober- bürgermeister Dieter Reiter den ersten fünf Freizeiteinrichtungen für Ju- gendliche die Auszeichnung für LGBT- freundliche Einrichtungen „Offen für ALLE“ überreichen. Christian Vorländer: „Ausgrenzung und Homophobie sind laut unserer Studie ‚Da bleibt noch viel zu tun...!‘ immer noch weit verbreitet, gerade auch im Jugendbereich. Das kann nicht sein, das darf nicht sein! Mir ist es ein großes Anliegen, dass wir eine bunte und vielfältige Stadtgesellschaft in München bilden.“ Worum geht es? Fotos: Tina Luderer „Schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich daran, als Sie 13 oder 14 Jahre alt Fünf Einrichtungen wurden ausgezeichnet: Aubinger Tenne, Mooskito, RamPe, waren. Schulhof, Freizeitheim um die Ecke, Südpolstation und frei.raum rumhängen mit Freundinnen und Freunden. Dazugehören ist alles, cool sein total wichtig! ja voll schwul ...“, „die ist bestimmt lesbisch, Die gleichen Klamotten, die gleichen Interes- so wie die ausschaut ...“ Fünf Einrichtungen wurden geehrt sen, die gleichen Sprüche. Und jetzt stellen Die Studie „Da bleibt noch viel zu tun...!“ Sie sich vor, wie es gewesen wäre, wenn der Koordinierungsstelle für gleichge- Mit dem Kinder- und Jugendtreff frei. schlechtliche Lebensweisen aus dem Jahr raum (Trudering), dem Jugendtreff RamPE 2011 hat ergeben, dass lesbische, schwule (Neuperlach), der Aubinger Tenne und dem und transgender Jugendliche mit vielen Kinder- und Jugendtreff Mooskito wurden Belastungsfaktoren wie Einsamkeit und vier KJR-Jugendtreffs ausgezeichnet. Feier- Ausgrenzung zu kämpfen haben und nach werk e.V. freut sich über die Auszeichnung wie vor nicht akzeptiert werden. Gerade der Südpolstation in Neuperlach. an den jugendtypischen Orten gibt es viel Die Auszeichnung Offen für ALLE enthält zu Diskriminierung. erfüllende Anforderungen in den Bereichen Andreas Unterforsthuber, Verfasser der n Personal: Fortbildung zum LGBT-Thema, Studie und Leiter der Koordinierungsstelle: Jahresziele zum Thema, Mitarbeit in Fach- „Die Erkenntnisse aus unserer Studie haben gremien in München einen groß angelegten Prozess n Standards, Methoden, pädagogische Ange- eingeleitet, die Situation der LGBT-Jugend- bote: Plakate der „Wir sind für Dich da“- lichen zu verbessern. Die Auszeichnung Offen Aktion zeigen, Medien und Materialien der für ALLE ist ein Baustein von vielen. Beson- Einrichtung auf die Berücksichtigung von ders wichtig ist, dass damit ganz praktische, LGBT prüfen, thematische Ausstellungen, erfahrbare Veränderungen entstehen, die die Einladung an LGBT-Jugendgruppen, ge- Markus Schön, Stellvertreter der Jugend Jugendlichen sehen und erleben können!“ meinsame Aktivitäten amtsleitung, spricht ein Grußwort Das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ n Information: Infomaterial zum Thema (Kreisjugendring München-Stadt, Münchner in der Einrichtung vorhalten, Veranstal- Sie gemerkt hätten, dass sich Ihr Interesse Trichter und Fachforum Freizeitstätten) hat tungen durchführen, „Wir sind für Dich nicht auf das andere, sondern auf das gleiche dieses Programm gemeinsam mit der Koor- da“-Aktion auf der Homepage verlinken Geschlecht richtet, den besten Freund, das dinierungsstelle für gleichgeschlechtliche n Atmosphäre in der Einrichtung: Wert- Mädchen aus der Klasse. Sie also schwul oder Lebensweisen und dem Stadtjugendamt schätzung, Antidiskriminierungsregeln, lesbisch gewesen wären.... Immer noch cool? entwickelt, um die Einrichtungen der Offenen Willkommenskultur, positive Darstellung Dazugehören? Gute Gefühle?“ Jugendarbeit zum LGBT-Thema fit zu machen. von gleichgeschlechtlichen Lebensweisen, Diese Übung aus einer Fortbildung zu Ziel der Auszeichnung Offen für ALLE ist klare Haltung bei homophoben Vorkomm- gleichgeschlechtlichen Lebensweisen ver- es, dass lesbische, schwule und transgender nissen anschaulicht sehr konkret, was es für Ju- Jugendliche erkennen können, dass sie in der gendliche bedeuten kann, nicht der Norm Einrichtung willkommen sind, Ausgrenzung Die verliehene Auszeichnung gilt für vier zu entsprechen, anders zu sein und plötzlich und Diskriminierung nicht akzeptiert werden Jahre und kann anschließend verlängert auf der Seite jener zu stehen, über die wenig und sie bei den Pädagoginnen und Pädagogen werden, wenn sich die Einrichtung erneut schmeichelhaft geredet wird: „Ey, der Typ ist ein offenes Ohr und eine unterstützende prüfen lässt. Weitere Informationen unter Haltung finden. www.muenchen.de/koordinierungsstelle * LGBT = Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender; Die große Bedeutung dieser Auszeichnung internat. gebräuchliche Abkürzung für die wurde auch von Markus Schön, Vertretung Andreas Unterforsthuber, Koordinierungs Community der Lesben, Schwulen, Bisexuellen der Leitung des Stadtjugendamts München, stelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen, und Transgender betont! LH München 7|15
10 Aktuell Aktionstag des AK Jungen Highland Games im Münchner Norden „Es war der Hammer“, berichtet RIVA- NORD-Leiter Tom Droste. Rund 80 Teil- nehmer, darunter auch unbegleitete Minderjährige, kamen am 10. Oktober zu den Highland Games an der Münchner Nordheide. Der Arbeitskreis Jungen im KJR hatte alle 7- bis 15-jährigen Jungs eingeladen, diese jahrhundertealten und weltberühmten Spiele aus Schottland kennenzulernen und darin ihre Kräfte zu messen. „Wir hatten mal wieder perfektes Highlander-Wetter, von neblig bis farbenfroh herbstlich“, sagt Droste. In Zweierteams traten die Jungen in rund zehn Disziplinen mit- und gegeneinander an. In Disziplinen wie „Throw the Boot“ Auch eine der Highland-Games-Disziplinen: Fass-Rollen (Schuhschleudern) oder „Bag Battle“ (Sack- Jungs an. „Da waren wir natürlich chancen- dreschen) rangen sie um Zentimeter und um los“, sagt Droste lachend. Als Gesamtsieger Sekunden. Neu im Programm war Messer- in der Wertung aller Disziplinen gingen die werfen und ein „Blindway“ durchs Unter- beiden 15-Jährigen mit dem Teamnamen holz. Beim „Grassland Scything“ mähten die „Pink Fluffy Unicorn“ vom Platz. Am Ende des Jungen nicht nur einen ansehnlichen Berg Tages besänftigten 30 Liter Kürbissuppe und Heu mit der Sense, sie kamen so auch dem vier Kilo Stockbrotteig die fast 80 hungrigen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur nä- Highlander-Mägen. her. Beim anschließenden „Tug of War“, also Tauziehen, traten die 12 Pädagogen gegen 60 Gecko Wagner, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Mädchenfest im M10City Social Day von Giesecke & Devrient Sich regen bringt Segen Voll schön! Das mittlerweile alljährliche hausüber- greifende KJR-Mädchenfest im M10City war sehr gut besucht. Rund 70 sieben- bis 15-jährige aktive Mädels aus sieben Kinder- und Jugendeinrichtungen des KJR nahmen am 16. Oktober daran teil. Verschiedenste Workshops von Gesang über Akrobatik, HipHop und Schwarzlichttheater bis hin zu Light-Painting standen auf dem Programm, an jeweils zwei davon konnten die Mädchen sich beteiligen. Anschließend präsentierten die Teilnehmerinnen ihre Workshops. Eine Gruppe von Mädchen kam hier auf den Geschmack und wünschte sich daraufhin gleich einen HipHop-Workshop in der eigenen Einrichtung. Alle Angebote waren stark nachgefragt, der absolute Renner war jedoch das Schwarzlichttheater, dessen Am 13. Oktober fand sich ein hochmotiviertes Freiwilligen-Team vom Unternehmen Show besonders beeindruckte. Giesecke & Devrient im Kindergarten Schäferwiese ein, um ein neues Outdoor-Ange- „Wunderbar – toll – voll schön – mehr bot für die Kinder zu bauen: einen Balancier-Parcours und einen Barfuß-Sinnespfad. Veranstaltungen wie diese im Jugendtreff Kurz überschlagen hieß das: 26 Löcher bohren, 52 Holzpfosten zuschneiden und – super“ waren nur einige der begeisterten einbetonieren, 40 Säcke Zement verarbeiten, viele Säcke Kies schleppen, X Runden am Betonmischer drehen, zwei mal zum Baumarkt fahren, weil Nachschub gebraucht Aussagen der Mädchen. Ein leckeres Buffet, wurde! Und wir erwähnen hier den später einsetzenden Regen mal nicht! Das alles tat gesund und süß, war natürlich auch dabei der guten Laune aber keinen Abbruch, und das gemeinsame Arbeiten mit den Kindern und erfreute sich reger Nachfrage. machte allen großen Spaß. Bei heißem Tee und leckeren Muffins wurde schon über den Bau einer Kräuterspirale im nächsten Jahr fabuliert! Sieglinde Maerzke, Frauke Gnadl, Projektleiterin Fundraising, KJR Jugendtreff M10City, KJR 7|15
Freiräume 11 Platz da! – Wenn sich junge Menschen den öffentlichen Raum (zurück-)erobern Räume für Kinder und Jugendliche – Dauerbrenner (nicht nur im „K3“) Jetzt aber wirklich: Platz da! Freunde treffen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Auffallen dürfen, ohne störend München!“ war 2011 das Motto des begleiten- zu wirken. Ziele verwirklichen, ohne auf Pump zu leben. Das muss auch in einer den Foto-Projekts „Platz da! – Schwarz-Weiß- Großstadt wie München möglich sein – zumal für Kinder und Jugendliche. Mehr Buch“. 360 eingereichte Fotos gaben damals Freiraum, mehr Lebensraum, mehr Spielraum für junge Menschen – das fordern die den unverstellten Blick der Jugendlichen Heranwachsenden selbst. Das fordert seit vielen Jahren auch der Kreisjugendring auf ihre Stadt frei. Die Aktion lieferte viel München-Stadt (KJR). Gesprächsstoff unter den Bürgerinnen und Bürgern sowie den politisch Verantwortlichen Frei-Räume sind in München Mangel- Der KJR befasst sich seit vielen Jahren mit in München. ware: Orte ohne Zweckbestimmtheit und der Problematik und hat seither regelmäßig Bereits zwei Jahre zuvor hatten sich 14 Konsumzwang, an denen sich Jugendliche die umfassende Wahrnehmung von Bedürfnis- Jugendverbände des Themas angenommen und treffen können, gibt es kaum – im Gegenteil. sen junger Menschen im öffentlichen Raum in einem Sleep-in die Münchner Innenstadt be- Durch die bauliche (Nach-)Verdichtung der eingefordert. Ein Erfolg dieser politischen setzt: Pyjama-Party in der U-Bahn, Frühsport Stadt drohen auch die letzten dieser Räume Arbeit zeigt sich in der Möglichkeit zur im Hofgarten, Abendessen unter freiem Him- verloren zu gehen. Plätze, in deren Umfeld Beteiligung an den Bauleitplanungen der mel und eine Schlafstelle auf dem Odeonsplatz. niemand schimpft oder gleich klagt, sind rar. Landeshauptstadt. Hier kann der KJR teilweise Auch damals galt: „Platz da!" – wenig eigene Dabei wird der Bedarf an Gelegenheiten zum auf langfristige Planungen der Stadt Einfluss Räume, schier unbezahlbare Mieten stehen Spielen, Skaten oder Kicken – an Treffpunk- nehmen. Die Mitarbeit in der städtischen bis heute einer Entfaltung der Interessen von ten zum Chillen und Quatschen eher größer. Spielraumkommission eröffnet weitere Chan- Heranwachsenden massiv entgegen. cen zur Mitwirkung und Berücksichtigung der Das Klima wird rauer Interessen von Kindern und Jugendlichen. Wir bleiben dran Das Klima und die Toleranz gegenüber F R E I R AU M heißt, wenn man mal Auch in diesem Jahr klang es wieder durch kindlichen und jugendlichen Lebensäuße- die Stadt: „Platz da!“ – diesmal am Richard- allein sein darf und selber sein Ding rungen haben sich in den letzten Jahren Strauss-Brunnen. Junge Münchnerinnen und auch in München deutlich eingetrübt. durchziehen kann. Chris, 14* Münchner konnten an diesem Tag einen un- Fälle, in denen sofort mit dem Anwalt gewöhnlichen Ort mitten in der Fußgänger- gedroht wird, wenn von Kindertagesstät- Neben der politischen Arbeit ist es wichtig, zone „besetzen“ und dort ausgiebig chillen, ten, Schulhöfen, Freizeitstätten oder in- dass die Betroffenen selbst zu Wort kommen, spielen und Spaß haben. 25 Einrichtungen formellen Treffpunkten angeblich zu viel um ihren Forderungen Nachdruck zu verlei- der Offenen Kinder- und Jugendarbeit waren Lärm ausgeht, nehmen signifikant zu. hen. So wurde bereits vor einigen Jahren die im Juni bei dieser Aktion dabei. Für kinderreiche Familien ist es deshalb Aktion „Platz da!“ ins Leben gerufen und Ein neues Problem ist im Laufe der Jahre inzwischen fast unmöglich, eine Wohnung wird bis heute fortgeführt. Damit soll auf dazugekommen: Soziale Einrichtungen sol- zu bekommen. Diese Entwicklung findet den drohenden Verlust sämtlicher Freiräume len mehrfach genutzt werden – womöglich eine wesentliche Ursache in der fehlenden hingewiesen werden. „Zeig uns Dein Bild von also auch die Freizeitstätten. Aber: Welche Bereitschaft, jungen Menschen mehr Teilha- Räume blieben dann noch für Kinder und bemöglichkeiten einzuräumen. Die bislang * Alle Zitate zum Thema „Freiraum“ stammen Jugendliche? Wo können sie sich solche erfolglosen Diskussionen um die Senkung von Kindern und Jugendlichen aus dem zweckfreien Räume sonst selbsttätig und des Wahlalters bestätigen dies. RIVA NORD. eigenverantwortlich aneignen? 7|15
12 Freiräume Dazu hatte das Bündnis „Wir sind die Zukunft“ – ein Zusammenschluss von KJR, Fachforum Freizeitstätten und Münchener Trichter – bereits 2010 zu einem Fachge- spräch unter dem Titel „Kein Raum mehr für Jugendliche?“ eingeladen, das auf große Resonanz stieß. Trotz eines einmütigen Be- kenntnisses zu den Raumbedürfnissen von F R E I R AU M ist Auszeit. Gizem, 10 Kindern und Jugendlichen wird es weiterhin zentrale Frage bleiben, wie diese Bedürfnisse tatsächlich erfüllt werden können. Seit vielen Jahren ganz oben auf der KJR-Agenda: Freiräume für Kinder und Freiräume für Kinder und Jugendliche Jugendliche in der Stadt sind nicht zuletzt im Vorfeld von Kommu- nalwahlen von großer Bedeutung für den das Aktionsbündnis „Wir sind die Zukunft“ starkzumachen. Auch der „K3“ bleibt dran KJR – so auch 2014. In den jugendpolitischen erneut mit dem Thema. Die Aktion „Platz und wird sich weiter dem Thema widmen. Forderungen des KJR zur Wahl spielte die da!“ wird fortgesetzt und versteht sich Forderung nach eigenen Räumen für Kinder weiter als Aufforderung an Stadtpolitik und Angelika Baumgart-Jena, und Jugendliche eine zentrale Rolle. Verwaltung, sich für die Schaffung und den Öffentlichkeitsarbeit, KJR Schließlich befasst sich in diesem Jahr Erhalt von Freiräumen für junge Menschen Freiräume in der Stadt Nutzungsinteressen und Nutzungskonflikte Die Bevölkerung Münchens wächst Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk, Gebiete, die auf einem Plan oder in einem weiter. Ende 2014 lebten rund 1,5 die seit 2007 die Stadtplanung für die Lan- Modell als zu eng geplant betrachtet werden, Millionen Menschen in der Stadt; 2030 deshauptstadt München verantwortet, ging stellen sich in der Realität der Landschaft werden es vermutlich 1,65 Millionen in ihrem Vortrag dem öffentlichen Raum im anders dar. Räume können nicht nur zu eng, sein. München verzeichnet damit – Spannungsfeld zwischen Potenzial und Kon- sondern auch zu weit geplant werden, so dass entgegen dem bundesweiten Trend – flikten in einer hochverdichteten Stadt nach. sie nicht mehr überblickt und eingeordnet Bevölkerungsgewinne. Anders als die werden und dann auch verunsichern können. Bevölkerungszahl kann die Stadt in München wächst und wächst Leider sei die Stadtplanung stark reguliert, ihrer Fläche nicht mehr wachsen. Raum so dass es ihr oft nicht möglich sei, Gewolltes ist in München ein knappes Gut. Vor ihrer Tätigkeit in München war Merk in und als wichtig Erkanntes umzusetzen. Merk Halle/Saale tätig und dort mit dem Rückbau plädierte deshalb dafür, die Eigenverantwor- Hier stoßen verschiedene Interessen auf- einer Stadt aufgrund von Bevölkerungsab- tung der Menschen zu stärken und die Stadt einander, beispielsweise der Bedarf an aus- nahme betraut. In München stellt sich die mit weniger Gebots- und Verbotsschildern reichendem Wohnraum, Raum für Mobilität, Situation gänzlich anders dar. Der öffentliche auszustatten. Als besonders wichtig für Raum für Gewerbe und Konsum, Raum für Raum sei als Einheit von Widersprüchlichem, die Frage nach künftiger Freiraumgestal- Kultur, Raum für Erholung und Freizeit – Gemeinsamkeiten, Individualitäten und tung nannte sie die Bewältigung des Ver- schließlich Freiraum. Im Bundesvergleich Differenzen zu überblicken. Freiräume unter- kehrsverhaltens. Nur über ein geändertes verfügt München schon heute über eine der liegen dabei immer der psychologischen und Verkehrsverhalten sei eine Akquirierung geringsten freien Flächen pro Einwohner. sozialen Wahrnehmung und sind dabei erst neuer Freiräume in der Stadt möglich. Hier Die erste Münchner Jugendbefragung in der Realität tatsächlich einzuschätzen. werde eine Umstrukturierung nötig. So sei es hat gezeigt, dass Freiräume, die sich junge Menschen selbst aneignen, die sie gestalten und verantworten können, weit oben auf ihrer Wunschliste stehen. Ein Viertel der Jugendlichen gab an, dass es zu wenige Plätze gibt, an denen sie sich ungestört aufhalten können. Für den Kreisjugendring München-Stadt (KJR) und die Katholische Stiftungsfach- hochschule München (KSFH) Anlass genug, im Rahmen eines gemeinsamen Fachtages einen Blick auf den „öffentlichen“ Raum in München zu werfen und der Frage nach- zugehen, wie viel nutz- und gestaltbaren öffentlichen Raum es in der Stadt noch gibt. Dabei interessierte besonders, wie Stadtplanung versucht, Perspektiven zu Foto: Heidi Reiter entwickeln, Konflikte in einer hochverdich- teten Stadt zu minimieren und wie dabei die Interessen von Jugendlichen einbezogen So viel Platz wie ein Auto muss sich auch der Mensch im Alltag nehmen dürfen. werden können. Hermann Knoflachers Demonstrationsobjekt „Gehzeug 7|15
Freiräume 13 n Wem gehört die Isar? Interessensgegensät- ze zwischen Freizeit und Kommerzialisie- rung: Bewegung und Sport rund um den Flaucher. n Wem gehört die Stadt? Interessensgegen- sätze zwischen Freizeit und Kommerziali- sierung: Street Art und Kunst an der Isar. n Wie sieht der Nahraum von Kindern und Jugendlichen aus? Freiräume im Viertel und Konfrontation mit anderen Nutzungs- interessen am Beispiel von Neuperlach. Foto: Petra Dirscherl, pixelio.de n Orte – frei von Beobachtung? Explorativer Spaziergang durch Haidhausen zur Erkun- dung von Freiraummöglichkeiten. n Freiraum oder Konsumraum? Die Pasing Arcaden als Beispiel eines kommerziellen Kein Platz da. München gehört zu den am dichtesten bebauten Städten in Deutsch- „öffentlichen Freiraums“. land. Schlecht für Kinder und Jugendliche. n Wie geht es von der (idealen/idealis- tischen) Planung zur gelebten Realität? unsinnig, große Flächen für das Parken von auch zum Innehalten einladen, sie erzeugen Reflexionen des Entwicklungsprozesses Autos vorzuhalten. Merk zeigte anhand des positive Gefühle und Stimmungen, die nicht der Messestadt Riem bis heute. Gehzeugs von Prof. Hermann Knoflacher von auf einem Foto festgehalten werden können. der Technischen Universität (TU) Wien die Leider seien Plätze immer mehr zur Kulisse Zum Abschluss fanden sich die Gruppen Absurdität der Raumnahme von Fahrzeugen für Konsumkultur geworden. Wer dafür nicht wieder in den Räumen der Hochschule ein, um und die daraus resultierende Verschwendung bezahlen könne oder wolle, werde des Platzes in einem Abschlussstatement von Dr. Agnes von Raum auf. verwiesen. Menschen hätten auf Plätzen Förster der Frage „Freiräume in der Stadt! zunehmend kein Aufenthaltsrecht mehr; MITgedacht/-geplant/-genutzt?“ nachzu- F R E I R AU M ? Ein Raum ohne ihnen sei lediglich gestattet zu queren. gehen. Sie zitierte Jan Gehl, Stadtplaner in Kindern und Jugendlichen werde über diese Kopenhagen, der als zuverlässigen Indikator Möbel, den ich frei gestalten kann. Tatsache hinaus der Freiraum auch deswegen für die Lebensqualität einer Stadt die Zahl Julia, 13 genommen, weil sie in Ganztagesinstituti- der Kinder und alten Menschen ansieht, die onen fremdbestimmt seien. Hoffnung sieht auf Straßen und Plätzen unterwegs sind. In Prof. Dr. Dr. Michael Winkler von der Uni- Winkler dennoch. Denn am Abend und in der einer Studie der TU München hatte Förster versität Jena sprach in seinem Vortrag über Nacht würden Plätze und Orte von jungen die Beteiligungslandschaft im Rahmen der Frei(t)räume – die übersehene Grundidee der Menschen zurückerobert. Es seien vor allem Stadtplanung in München untersucht und Sozialpädagogik. Zunächst kritisierte er, dass Jugendliche, die den öffentlichen Raum or- war der Frage nachgegangen, wer sich mit das Berufsfeld der sozialen Arbeit im Zuge ganisierten – beispielsweise im Rahmen der welchen Themen und in welchen Netzwerken der Sozialraumorientierung das Hinsehen Flüchtlingshilfe. einbringt. Das Ergebnis zeigt, dass der KJR verlernt habe. Es ginge vornehmlich um viele Themen in diesem Feld bearbeitet. So statistische Erfassungen und nicht mehr um Die Stadt erkunden liegt er beispielsweise mit seinen Initiativen Menschen selbst. Nur durch das Beobach- und Beiträgen auf Platz 5 aller Akteure in der ten und Hinsehen werde deutlich, welche Nach der Vorstellung von Akim (allpartei- Stadt, die das Thema Freiräume immer wieder Bedeutung Orte für Menschen haben. Dabei liches Konfliktmanagement München) bega- in der Diskussion halten. gehe es vor allem um Gefühle, denn Orte und ben sich die Teilnahmenden auf Exkursionen Plätze können unwirtlich sein und das Gefühl in verschiedene Freiräume. Sie befassten sich Dr. Manuela Sauer, erzeugen, zu erschlagen. Orte können aber dabei mir folgenden Fragen: Grundsatzfragen, KJR Spielverhalten von Jungen und Mädchen Gleichberechtigung auf dem Spielplatz Das Spielverhalten von Jungen und Flächen werden von Mädchen in der Regel Mädchen und Jungen zu. Die Spielangebote Mädchen unterscheidet sich. Dieser kaum genutzt. Die Zusammenfassung der dürfen nicht in Randlagen verlegt werden Umstand wird sowohl in der Sozialfor- Spielorte nach Geschlecht (aus der Schul- oder uneinsichtige Restflächen sein. Sie schung als auch in empirischen Studien hofstudie) bestätigt ebenfalls die unter- bedürfen sozialer Kontrolle und sicherer bereits länger untersucht und bestä- schiedliche Raumaneignung von Jungen und Wegeverbindungen – sollen sie auch von Mäd- tigt. Nachfolgende Auszüge einiger Mädchen. Mädchen geben als Spielorte mit chen angenommen und genutzt werden. Nur Studien von Prof. Dr. Grit Hottenträger, 50 Prozent den Spielplatz und 40 Prozent das im Rahmen der verbindlichen Bauplanung Hochschule Geisenheim University, direkte Wohnumfeld an. Lediglich 15 Prozent kann eine höhere Dichte von Spielräumen sollen einen Überblick vermitteln und nutzen städtische Freiflächen im Gegensatz und ergänzenden Spielpunkten festgesetzt das Thema in seiner Bedeutung und zu 25 Prozent der Jungen. Für sie bieten mit und somit rechtlich gesichert werden. Vielschichtigkeit abbilden. 25 Prozent Nutzung die Ball- und Sportfelder eine wichtige Freifläche, die von Mädchen Spielplatzgestaltung – Mädchen haben innerhalb ihres Wohnortes lediglich mit 2 Prozent genutzt werden. Im Raumstruktur und Verdrängung in Bezug auf die Erreichbarkeit von Spielräu- Rahmen der Aufstellung von Bebauungsplä- men einen geringeren Bewegungsradius und nen kommt der Kommune eine grundsätzliche Die Beispiele aus der Schulhofstudie ver- verfügen über wesentlich weniger Spielorte und wichtige Bedeutung für die (gleichbe- deutlichen den Unterschied in der Raum- als Jungen. Dysfunktionale und undefinierte rechtigte) Nutzung von Freiflächen durch nutzung eines konkreten Spielraumes. Das 7|15
14 Freiräume Anbieten von Spiel- und Sitzbereichen in den Randlagen einer Fläche erschwert für Mädchen die „Eroberung“ der verbleibenden Frei-Flächen. Bieten diese aufgrund ihrer Struktur ein ideales Ballspielfeld, so werden die Freiflächen hauptsächlich von Jungen genutzt. Für die Mädchen bleiben die Randbereiche „übrig“. Werden die Flächen jedoch ausdif- ferenziert gestaltet und nicht als große Freiflächen belassen, beschäftigen sich auch Jungen mehr mit anderen Spielen. Hier Foto: S. Hofschläger, pixelio.de ergibt die Nutzungskartierung sogenannte Spielspuren von Mädchen und Jungen in allen Bereichen des Hofes. Ein weiterer Aspekt tritt hinzu: Man kann erkennen, dass ansprechend gestaltete Spiel- bereiche nicht von beiden Geschlechtern ge- Mädchen und Jungen vereint auf dem Spielplatz – eher seltener Anblick, weil beide nutzt werden, wenn die räumliche Beziehung ein unterschiedliches Spielverhalten haben. nicht stimmt. Liegt der „schöne“ Spielbereich in zu enger Anbindung an den Bolzplatz und Beispiel in erster Linie auf den Spielgeräten auf Spielplätzen und Schulhöfen verbes- ist dieser durch hohe Hecken und schmale und kaum auf den Freiflächen aufhalten. Die sert, kann die Nutzung gesteigert werden. Zugänge zurückgesetzt, finden wir dort trotz Untersuchungen zeigen auch: je mehr Wald Dazu zählt auch, dass Schulhöfe an den Schaukel und Hängematte keine Mädchen. und weniger offene Flächen, desto geringer Nachmittagen oder an den Wochenenden frei Das Fehlen von Sicherheit (oder dem Gefühl der Frauenanteil. zugänglich und nicht abgeschlossen sind. davon) und sozialer Kontrolle führt zum Wichtige Einflussfaktoren für die Nutzung Rückzug von Mädchen. Verdrängungspro- Fazit sind die Lage in der Stadt, das Gefühl von zesse stehen im engen Zusammenhang mit Sicherheit (räumlich und sozial), Über- ungünstigen räumlichen Beziehungen. Mädchen sind im öffentlichen Raum weni- schaubarkeit und räumliche Differenzierung ger anzutreffen als Jungen und stellenweise in der Ausgestaltung. Potenzielle Gefahren gar nicht vertreten. Dafür gibt es viele oder Verdrängungsprozesse stören oder ver- F R E I R AU M heiß wörtlich: ein Gründe, die nicht ausschließlich mit der hindern die Raumaneignung von Mädchen. freier Raum. Freiräume haben, bedeu- Freiflächengestaltung zu erklären oder zu Auch das Angebot attraktiver Spiel- und tet für mich, nicht so viele Einschrän- beeinflussen sind. Jungen haben „eigene Aufenthaltsorte (Schaukel, Schwunggeräte, kungen zu haben und einfach mal Flächen“ – und das auch ohne spezielle Klettern und Balancieren, Nischen, Sitzen Ausweisung – gewissermaßen durch den und Kommunizieren) trägt maßgeblich zur abschalten zu können. Malcolm, 15 praktischen Gebrauch. Nutzung bei. Erst das Wissen um die unter- Sollen durch planerische Maßnahmen mehr schiedlichen Lebensweisen, Rollenmuster Mädchen spielen beispielsweise gern Tisch- Stadträume auch für Mädchen zugänglich und Bedürfnisse eröffnet neue Wege für eine tennis oder nutzen diese Fläche als Bühne. werden, sind – neben einer Gestaltung mit Gleichberechtigung beider Geschlechter. Sind Sind sie jedoch räumlich hinter dem Bolzplatz hoher Aufenthaltsqualität – Faktoren wie bestimmte Voraussetzungen berücksichtigt, angeordnet, so finden wir kaum Mädchen Sicherheit und soziale Kontrolle in Pla- kann dies die Nutzung durch Mädchen und dort. Die Mädchen ziehen sich in andere nungsüberlegungen mit einzubeziehen. Für Frauen fördern – andernfalls jedoch be- oder Bereiche zurück und trauen sich nicht, Mädchen sind der Spielplatz mit 30 bis 50 verhindern. durch „Feindgebiet“ zu gehen. Die Jungen Prozent Mädchenanteil und Schulhöfe mit 60 verteilen sich über den ganzen Platz, wäh- Prozent Nutzung wichtige (bereits genutzte) Dipl.-Ing. FH Simone Fritz, FRITZplan, rend die Mädchen sich im oben dargestellten Freiflächen. Wenn sich die Gestaltqualität Freie Landschaftsarchitektin, Mainz Ein Zuhause auf Zeit Frei sein im frei.raum Die Namensgebung für einen Kinder- möglichst frei und unbeschwert bewegen gleichzeitig Räume für Identität und Indivi- und Jugendtreff, der nicht nur Kindern zu können. Andererseits spiegelt das Wort dualität schaffen; das beinhaltet das Konzept und Jugendlichen gefällt, sondern der „raum“ unser Bedürfnis nach Geborgenheit, im frei.raum Trudering. in seiner Außenwirkung alle Beteilig Sicherheit und Begrenzung wider. ten gleichermaßen anspricht, ist eine Das Konzept der pädagogischen Arbeit im Möglichkeiten zur Entfaltung Herausforderung. Es soll ein moderner frei.raum beinhaltet alle Aspekte und bietet Name für eine moderne pädagogische Kindern und Jugendlichen alternativ zu Für die Kinder und Jugendlichen des Haltung sein; ein cooler Name, als Teil ihrer Lebenswelt ein hohes Maß an Freiheit frei.raum bedeutet dies – oft im Gegensatz kindlicher und jugendlicher Identi- im Handeln und im Denken. Dieses Setting zu daheim – viel Platz und viel Raum, ihre tätsstiftung und ein zeitloser Name, ergänzen wir lediglich durch einige einfache Freizeit mit Bewegung, Sport und Aus- der viele Generationen an schöne und aber eindeutige Regeln. Das Konzept beinhal- toben auszufüllen. Es ist Zeit und Raum aufregende Zeiten erinnert. tet zudem ein hohes Maß an Freiheit in der vorhanden, die eigenen kreativen, kuli- Bewegung des Körpers und des Geistes, das narischen und künstlerischen Fähigkeiten Der Name frei.raum bezeichnet all dies wir gezielt durch zahlreiche andere Angebote auszuprobieren und auszuleben. Unsere und steht einerseits mit dem Wort „frei“ für ergänzen. Möglichst viel Bewegung und Sport Besucherinnen und Besucher sind immer das lebenslange Streben des Menschen, sich in der Gruppe oder allein ausprobieren und zusammen frei im Raum. Das bedeutet, die 7|15
Sie können auch lesen