Frühling 2019 GESCHICHTE LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT MUSIK- UND THEATER WISSENSCHAFT BIOGRAFIEN PHILOSOPHIE - Chronos Verlag
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Frühling 2019 GESCHICHTE • LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT • MUSIK- UND THEATERW ISSENSCHAFT • BIOGRAFIEN • PHILOSOPHIE Chronos Verlag Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich Tel. + 41 / 44 / 265 43 43 Fax + 41 / 44 / 265 43 44 info@chronos-verlag.ch www.chronos-verlag.ch
Veröffentlichungen der Unabhängigen Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen Der Bundesrat beauftragte Ende 2014 eine unabhängige Expertenkommission (UEK) mit der wissenschaftlichen Auf- arbeitung der administrativen Versorgungen in der Schweiz vor 1981. Dazu gehörten insbesondere die Auseinanderset- zung mit der Perspektive von Betroffenen und Opfern sowie die Analyse staatlicher Interventionen und behördlichen Handelns. Die UEK sollte dabei auch die Bezüge zu allen anderen fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen berücksichtigen. Die Kom mission veröffentlicht ihre Forschungserkenntnisse in neun Monografien sowie einem Synthesebericht zuhanden des Bundesrates. Die UEK Administrative Versorgungen wurde interdisziplinär zusammen gesetzt: Sie besteht aus neun Mitgliedern, schwergewichtig Historikerinnen und Historikern, aber auch Vertreterinnen und Vertretern der Sozialwissen schaften, der Psychiatriegeschichte/Psychiatrie und der Rechtswissenschaften. Heini Steiner, Zürich ZH, 18. Mai 2017 Edith Eschler, Bern BE, 11. Mai 2017 (Fotos: Jos Schmid) 2
Ruth Ammann, Thomas Huonker, Jos Schmid Rahel Bühler, Sara Galle, Flavia Grossmann, Matthieu Lavoyer, Gesichter der administrativen Versorgung Michael Mülli, Emmanuel Neuhaus, Nadja Ramsauer Porträts von Betroffenen Ordnung, Moral und Zwang Visages de l’internement administratif Administrative Versorgungen und Behördenpraxis Portraits de personnes concernées Ordre, morale et contrainte Volti dell’internamento amministrativo Internements administratifs et pratique des autorités Ritratti di persone internate Band 7: Juni 2019. ca. CHF 58 / ca. EUR 58 ISBN 978-3-0340-1517-2 Band 1: März 2019. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ISBN 978-3-0340-1511-0 Loretta Seglias, Kevin Heiniger, Vanessa Bignasca, Mirjam Häsler Kristmann, Alix Heiniger, Deborah Morat, Joséphine Métraux, Sofia Bischofberger, Luzian Meier Noemi Dissler Fragen zu gestern sind Fragen von heute Alltag unter Zwang Einblicke in die administrative Versorgung Die Durchsetzung der «Nacherziehung» zwischen Band 2 / Dt.: Mai 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1512-7 Anstaltsinternierung und Entlassung Un quotidien sous contrainte L'imposition de la « rééducation » entre l'internement Les questions du passé sont des questions du présent et la libération Aperçus des internements administratifs Vivere sotto costrizione Band 2 / Frz.: Mai 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1526-4 La « rieducazione » tra internamento in istituto e liberazione Band 8: Juni 2019. ca. CHF 68 / ca. EUR 68 ISBN 978-3-0340-1518-9 Christel Gumy, Sybille Knecht, Ludovic Maugué, Noemi Dissler, Nicole Gönitzer Thomas Huonker, Lorraine Odier, Anne-Françoise Praz, Des lois d’exception? Laura Schneider, Marco Nardone Légitimation et délégitimation de l’internement administratif «Beschwert man sich, so wird man ins Loch geworfen» Sondergesetze? Quellen zur Geschichte der administrativen Versorgung Legitimierung und Delegitimierung der administrativen Histoire de l’internement administratif: sources Versorgung Storia dell’internamento amministrativo: fonti Band 3: Mai 2019. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Band 9: Juni 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1513-4 ISBN 978-3-0340-1519-6 Anne-Françoise Praz, Lorraine Odier, Thomas Huonker, Urs Germann, Lorraine Odier Laura Schneider, Marco Nardone Synthesebericht «… je vous fais une lettre» Band 10 / Dt.: September 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Retrouver dans les archives la parole et le vécu des personnes ISBN 978-3-0340-1520-2 internées Die Stimme der internierten Personen in den Archiven Rapport de synthèse Band 4: Mai 2019. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Band 10 / Frz.: September 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1514-1 ISBN 978-3-0340-1527-1 Rapporto di sintesi Ruth Ammann, Alfred Schwendener Band 10 / Ital.: September 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1528-8 «Zwangslagenleben» Biografien von ehemals administrativ versorgten Menschen Band 5: Mai 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Synthesis Report ISBN 978-3-0340-1515-8 Band 10 / Engl.: September 2019. E-Book (PDF). ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1529-5 Spezialangebot bei verpflichtender Fortsetzung Ernst Guggisberg, Marco Dal Molin (Abnahme der kompletten Reihe) Zehntausende Menschen Bände 2, 5, 6, 9, 10: CHF 30 (statt 38) Zahlen zur administrativen Versorgung und zur Bände 1, 3, 4: CHF 38 (statt 48) Anstaltslandschaft Band 7: CHF 48 (statt 58) Band 6: Mai 2019. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN 978-3-0340-1516-5 Band 8: CHF 58 (statt 68) 3
Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi GESICHTER DER FRAGEN ZU ADMINISTRATIVEN VERSORGUNG GESTERN PORTRÄTS VON BETROFFENEN SIND FRAGEN VISAGES DE L’INTERNEMENT ADMINISTRATIF PORTRAITS DE PERSONNES VOLTI DELL’INTERNAMENTO AMMINISTRATIVO RITRATTI DI PERSONE VON HEUTE CONCERNÉES INTERNATE EINBLICKE IN DIE ADMINISTRATIVE VERSORGUNG BAND 2 BAND 1 Joséphine Métraux, Sofia Bischofberger, Luzian Meier Ruth Ammann, Thomas Huonker, Jos Schmid Wer sind die Menschen, die eine administ Die UEK hat die Geschichte der administra rative Versorgung erlebten? Was steht hinter tiven Versorgungen untersucht und sich diesem Begriff und was bedeutet er im dabei mit Themen wie Armut, Gesundheit, Leben der Betroffenen? Diesen Fragen geht Arbeit, Ordnung, Sexualität, Familie und der Porträtband der UEK nach, indem er die Ausbildung befasst. In wechselseitiger Ab Menschen ins Zentrum stellt, die Opfer ad hängigkeit sind diese Themen miteinander ministrativer Versorgung wurden. Er nähert verflochten – gestern und heute. Über Zitate, sich ihnen auf zwei Arten: einmal, indem Quellenbeispiele, reale und fiktive Gespräche der Fotograf Jos Schmid sie in formal stren nähert sich dieser Band der Thematik der gen Schwarz-weiss-Porträts fotografiert, administrativen Versorgung und ihrer histo einmal, indem zwölf Autorinnen und Auto rischen Aufarbeitung an. Er gibt Einblick in ren sie aufgrund mündlicher oder schriftli die Aufgaben und die Forschungsarbeit der cher Quellen in kurzen biografischen Texten UEK und beleuchtet die Thematik aus einer beschreiben. Foto und Text zeichnen so mit literarischen Perspektive: Forscherinnen und unterschiedlichen Mitteln unterschiedliche Forscher der UEK zeigen, wie sie den oben Bilder von unterschiedlicher Wirkmacht – genannten Themen in ihrer Arbeit begeg und ermöglichen dadurch ein vielschich net sind; Kommissionsmitglieder erläutern, tiges Bild der Betroffenen, aber auch einen welchen Nutzen das Wissen über die Ver Einblick in die Prozesse, die darüber bestim gangenheit birgt; ein dritter Zugang erfolgt men, was für Bilder wir uns von Menschen über literarische Texte von Autorinnen und machen. Autoren des Schweizerischen Literaturinsti tuts in Biel, die eigens für die UEK geschrie ben wurden. Ruth Ammann, Thomas Huonker, Jos Schmid Joséphine Métraux, Joséphine Métraux, Gesichter der administrativen Versorgung Sofia Bischofberger, Sofia Bischofberger, Porträts von Betroffenen Luzian Meier Luzian Meier Visages de l’internement administratif Fragen zu gestern sind Les questions du passé sont Portraits de personnes concernées Fragen von heute des questions du présent Volti dell’internamento amministrativo Einblicke in die Aperçus des internements Ritratti di persone internate administrative Versorgung administratifs Mai 2019 Mai 2019 März 2019 Gebunden. ca. 272 Seiten, Gebunden. ca. 272 Seiten, Gebunden. ca. 280 Seiten, 63 Abb. s/w. ca. 13 Farbabb., 9 Abb. s/w. ca. 13 Farbabb., 9 Abb. s/w. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Texte deutsch, französisch oder italienisch UEK Adminstrative Versorgungen, UEK Adminstrative Versorgungen, ISBN UEK 978-3-0340-1511-0 Adminstrative Versorgungen, Band 1 ISBN 978-3-0340-1512-7 ISBN 978-3-0340-1526-4 Band 2 / Dt. Band 2 / Frz. ISBN 978-3-0340-1511-0 ISBN 978-3-0340-1512-7 ISBN 978-3-0340-1526-4 9 783034 5 015110 9 783034 015127 9 783034 015264
Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi DES LOIS «… JE VOUS FAIS D’EXCEPTION ? UNE LETTRE» LÉGITIMATION ET DÉLÉGITIMATION RETROUVER DANS LES ARCHIVES DE L’INTERNEMENT ADMINISTRATIF LA PAROLE ET LE VÉCU DES PERSONNES INTERNÉES SONDERGESETZE? DIE STIMME DER LEGITIMIERUNG UND INTERNIERTEN DELEGITIMIERUNG PERSONEN IN DEN DER ADMINISTRATIVEN ARCHIVEN VERSORGUNG BAND 3 BAND 4 Christel Gumy, Sybille Knecht, Ludovic Maugué, Anne-Françoise Praz, Lorraine Odier, Noemi Dissler, Nicole Gönitzer Thomas Huonker, Laura Schneider, Marco Nardone In der Schweiz ermöglichte es ein rechtli In diesem Band wird die Geschichte der ches Instrumentarium bis 1981, Personen administrativen Versorgung internierter aus sozialprophylaktischen Gründen jen Personen anhand der schriftlichen Spuren, seits des Legalitätsprinzips die Freiheit zu die sie hinterlassen haben, aufgezeigt: Ver entziehen. Diese Anlage der administrativen hörprotokolle, Lebensgeschichten, in den Versorgung bewirkte eine Diskriminierung Akten gefundene Briefe. von Bürgerinnen und Bürgern: Personen, Die Analyse dieser Ego-Dokumente zeigt die als randständig galten und deren Le die schädlichen Auswirkungen der admi bensweise gegen die herrschenden Normen nistrativen Versorgung auf: Gesundheits bezüglich Arbeit, Familie oder Sexualität schäden, Behinderung der körperlichen und verstiess, wurden vom gemeinen Recht geistigen Entwicklung und damit Verhinde ausgeschlossen. Dieses Buch behandelt rung der wirtschaftlichen Eigenständigkeit, die über hundertjährige Rechtsgeschichte Schwächung der Familienbande, soziale der administrativen Versorgung in der Entkopplung und Stigmatisierung. Das Buch Schweiz. Es legt die politischen, sozialen dokumentiert auch die Taktiken, die die und wissenschaftlichen Schichten frei, die internierten Personen entwickelten, um sich sich in den Gesetzen zur administrativen anzupassen und sich zu widersetzen. Versorgung ablagerten, und gleichzeitig die Diese Perspektive ist ein notwendiges Spannungen und Widersprüche, die diese Gegengewicht zum Diskurs der Behörden, Gemengelage erzeugte. Anhand von Fall die die Versorgung lange als Massnahme zur studien werden die Logiken bei der Einfüh Umerziehung durch Arbeit und zur sozia rung der administrativen Versorgung sowie len Wiedereingliederung legitimiert haben. die Bedingungen für deren Fortbestand und Die Stimme der internierten Personen wirft Aufhebung aufgezeigt. Fragen auf. Wozu hat die administrative Versorgung gedient und warum wurde eine dermassen destruktive Massnahme so lange beibehalten? Christel Gumy, Sybille Knecht, Ludovic Maugué, Anne-Françoise Praz, Lorraine Odier, Thomas Huonker, Noemi Dissler, Nicole Gönitzer, Vanessa Bignasca Laura Schneider, Marco Nardone Des lois d’exception? «… je vous fais une lettre» Légitimation et délégitimation de l’internement Die Stimme der internierten Personen in den Archiven administratif Retrouver dans les archives la parole et le vécu des Sondergesetze? personnes internées Legitimierung und Delegitimierung der administrativen Versorgung Mai 2019 Mai 2019 Gebunden. ca. 448 Seiten Gebunden. ca. 448 Seiten ca. CHF 48 / ca. EUR 48 ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Texte deutsch, französisch oder italienisch Texte deutsch, französisch oder italienisch ISBN UEK978-3-0340-1513-4 Adminstrative Versorgungen, Band 3 ISBN UEK978-3-0340-1514-1 Adminstrative Versorgungen, Band 4 ISBN 978-3-0340-1513-4 ISBN 978-3-0340-1514-1 9 783034 6 015134 9 783034 015141
Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Unabhängige Expertenkommission Commission indépendante d’experts Commissione peritale indipendente Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi Administrative Versorgungen internements administratifs internamenti amministrativi «ZWANGSLAGEN- «ZEHNTAUSENDE LEBEN» MENSCHEN» ADMINISTRATIVE VERSORGUNGEN – ZAHLEN ZUR ADMINISTRATIVEN BIOGRAFIEN VON BETROFFENEN VERSORGUNG UND ZUR ANSTALTSLANDSCHAFT BAND 5 BAND 6 Ruth Ammann, Alfred Schwendener Ernst Guggisberg, Marco Dal Molin Wer sind die Menschen, die von einer ad In der Schweiz wurden bis 1981 Menschen ministrativen Versorgung betroffen waren? ohne Gerichtsurteil in Einrichtungen wie Wie gerieten sie in den Fokus der Behörden, Arbeitsanstalten, Psychiatrien, Strafanstal wie erlebten sie die administrative Versor ten oder Trinkerheilstätten eingewiesen. Es gung und welche Auswirkungen hatte diese handelte sich nicht um Einzelfälle, von der auf ihr weiteres Leben? Ausgehend von Massnahme waren Zehntausende Men 58 biografischen Interviews mit ehemals schen betroffen. Gleichzeitig entwickelte administrativ versorgten Menschen sucht sich im 19. und 20. Jahrhundert eine viel der Band Antworten auf diese Fragen. Die fältige und vernetzte Anstaltslandschaft. vergleichende Analyse der Interviews offen Der Band richtet das Augenmerk auf die bart auffällige Gemeinsamkeiten, etwa, wie quantitative Dimension der administrativen die Betroffenen Opfer dieser Massnahme Versorgung in der Schweiz zwischen 1930 wurden, aber auch in Bezug auf die berufli und 1981. Im Zentrum stehen zwei Fragen: chen Wege, die ihnen nach einer adminis Wie viele Menschen wurden administrativ trativen Versorgung offenstanden, und den versorgt und in welchen Anstalten wurden Erfahrungen, die sie in ihrem familiären diese fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und sozialen Leben teilten. Es wird deutlich, vollzogen? Erstmals wird eine differenzierte dass die Geschichte der administrativen Schätzung der Anzahl betroffener Personen Versorgung im hier behandelten Zeitraum vorgenommen. Zudem wird das kom der Nachkriegszeit auch als eine Geschichte plexe Gefüge der Anstalten erläutert. Beide der Gewalt und des gesellschaftlichen Um Dimensionen zeigen die Grössenordnung gangs mit Opfern von Gewalt verstanden und die Tragweite der administrativen Ver werden kann – mit bisweilen gravierenden sorgung. Auswirkungen für die Betroffenen bis heute. Ruth Ammann, Alfred Schwendener Ernst Guggisberg, Marco Dal Molin «Zwangslagenleben» Zehntausende Menschen Biografien von ehemals administrativ Zahlen zur administrativen Versorgung versorgten Menschen und zur Anstaltslandschaft Mai 2019 Mai 2019 Gebunden. ca. 248 Seiten Gebunden. ca. 160 Seiten, ca 24 Farbabb., 20 Abb. s/w. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ca. CHF 38 / ca. EUR 38 ISBN UEK 978-3-0340-1515-8 Adminstrative Versorgungen, Band 5 ISBN UEK978-3-0340-1516-5 Adminstrative Versorgungen, Band 6 ISBN 978-3-0340-1515-8 ISBN 978-3-0340-1516-5 9 783034 7 015158 9 783034 015165
Das Schweigen brechen Seit einigen Jahren wird die Geschichte der massnahmen Béatrice Ziegler, Gisela Hauss, B. Ziegler, G. Hauss, M. Lengwiler (Hg.) Martin Lengwiler (Hg.) fürsorgerischen Massnahmen an Minderjäh- rigen aufgearbeitet. Dass dies geschehen Zwischen kann, ist nicht selbstverständlich. Betroffene jàhrigen Erinnerung und Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung haben nach Jahrzehnten ihr Schweigen ge- Aufarbeitung brochen, Kulturschaffende das Unrecht the- Zwangsmass Fürsorgerische Zwangsmassnahmen matisiert und in die Öffentlichkeit getragen und staatliche Institutionen den Willen zur an Minderjährigen in der Schweiz im 20. Jahrhundert politischen und historischen Aufarbeitung 20. Jahrhundert des Geschehenen gezeigt. Minderjähri Schweiz Béatrice Ziegler Inhalt Prof. Dr., ist ehemalige Leiterin Politische Bildung und Geschichts Fürsorgerische Zwangsmassnahmen an legitimieren: die Konstruktion kollektiver Identitäten didaktik der PH FHNW am Zentrum Minderjährigen im 20. Jahrhundert in der Schweiz in Kodifikationen und das Spannungsverhältnis zu für Demokratie Aarau ZDA. Loretta Seglias: Fürsorgerische Zwangsmassnahmen Grundrechten • Annegret Wigger: Nothilfe, Entschädi- und Fremdplatzierungen im Zeichen gesellschaftspo- gung, Entschuldigung im Kontext von fürsorgerischen Gisela Hauss litischer Aufarbeitung • Markus Furrer: Das Beispiel Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierung im Zeit- ist Professorin an der Fachhoch- Luzern im deutschschweizerischen Vergleich • Joëlle raum vor 1981 – das Modell des «Runden Tisches». Ein schule für Angewandte Wissenschaf- Droux, Véronique Czáka: Gefährdete Kinder, be- Erfahrungsbericht • Martin Lengwiler: Aufarbeitung ten Nordwestschweiz. Sie ist Leiterin schützte Kinder? Der Fall der illegitimen Kinder in der und Entschädigung traumatisierender Fremdplatzie- des Sinergia-Forschungsverbundes Romandie (1900–1960) rungen. Die Schweiz im internationalen Vergleich «Placing Children in Care. Child Vergangenes Unrecht und Präsenz der Erfahrung Medien der gesellschaftlichen Sensibilisierung und Welfare in Switzerland». Interview von Béatrice Ziegler mit Claudia Schei- Reflexion degger: Erfahrenes Unrecht und gesellschaftliche Interview von Béatrice Ziegler mit Beat Bieri: Der Martin Lengwiler «Wiedergutmachung». «Soforthilfe» und «Solidaritäts- Dokumentarfilm im Prozess der Aufarbeitung vergan- ist Professor für Neuere Allgemeine beitrag» für die von Zwangsmassnahmen Betroffenen • genen Unrechts • Urs Hafner: Segeln, wo der Wind Geschichte am Departement Ge- Clara Bombach, Thomas Gabriel, Samuel Keller: weht. Die Rolle der Massenmedien bei der Aufdeckung schichte der Universität Basel. Vulnerabilität und Anerkennung. Erzählte Biografie vergangenen Unrechts – das Beispiel fremdplatzierter nach Heimplatzierungen zwischen 1950 und 1990 Kinder und Jugendlicher • Interview von Béatrice Gesellschaftliche Anerkennung und Reflexion von Ziegler mit Jacqueline Häusler: «Wir wollten das vergangenem Unrecht Tabu brechen» • Gisela Hauss: Geschichten und Vanessa Duss Jacobi: Grundrechte im Spannungsfeld Gegengeschichten. Die Hochschule als Ort einer von Fürsorge und Zwang. Minderheiten kodieren, über reflexiven Historiografie Entrechtung legiferieren und Zwangsmassnahmen Ab sofort lieferbar Béatrice Ziegler, Gisela Hauss, Martin Lengwiler (Hg.) Broschur 2018. 240 Seiten Zwischen Erinnerung und Aufarbeitung CHF 38 / EUR 38 Fürsorgerische Zwangsmassnahmen an Minderjährigen ISBN978-3-0340-1490-8 978-3-0340-1490-8 ISBN in der Schweiz im 20. Jahrhundert 9 783034 014908 8
Kein Platz in der Familie «Genügend goldene Freiheit gehabt» Die Familie ist in modernen Gesellschaften Heimplatzierungen von Kindern und Jugendlichen der Ort, um Kinder zu erziehen. Staatliche im Kanton Zürich, 1950–1990 Eingriffe in dieses Familiensystem bedürfen Susanne Businger Nadja Ramsauer daher der ausführlichen Legitimation. Das schweizerische Zivilgesetzbuch von 1907 begründete das Einschreiten von Vormund- schaftsbehörden mit der «dauernden Ge- fährdung» oder «Verwahrlosung» der Kin- der und Jugendlichen. Auf der Basis dieser Rechtsbegriffe wurden Heimeinweisungen angeordnet. Deren Begründung und die Auswirkungen auf die Betroffenen stehen im Zentrum dieses Buches. Susanne Businger Für die Fremdplatzierungen in Winterthur, Zürich und im Bezirk Pfäffikon ist wissenschaftliche Mitarbeiterin spielten die Gesetze, aber auch die Zusammenarbeit der Behörden mit Polizei an der Zürcher Hochschule für Ange- wandte Wissenschaften, Institut für und Gutachtern und der Wertehorizont der Entscheidungsträger eine wich Kindheit, Jugend und Familie. tige Rolle. Die bürgerliche Geschlechterordnung, in der die Mutter als Erzie Nadja Ramsauer herin der Kinder betrachtet wurde, und Vorstellungen von einer auf Arbeit ist Dozentin und Projektleiterin an und Leistung basierenden Gesellschaft prägten die Begründungen der Be der Zürcher Hochschule für Ange- wandte Wissenschaften, Institut für hörden und schränkten den Handlungsspielraum der Kinder, Jugendlichen Kindheit, Jugend und Familie. und ihrer Eltern ein. Armutsbetroffene Familien standen im Brennpunkt. Auch alleinerziehenden Müttern, die unter prekären Rahmenbedingungen Beruf und Familie zu vereinbaren suchten, drohten vormundschaftliche Massnahmen. Unterstützende Beratungsangebote gab es kaum. Schliesslich kamen sehr oft Jugendliche, die auf einer selbstbestimmten Lebensweise bestanden, mit den Behörden in Konflikt. Februar 2019 Susanne Businger, Nadja Ramsauer Gebunden. ca. 272 Seiten, ca. 17 Farbabb. «Genügend goldene Freiheit gehabt» ISBNca.978-3-0340-1500-4 CHF 48 / ca. EUR 48 Heimplatzierungen von Kindern und Jugendlichen ISBN 978-3-0340-1500-4 im Kanton Zürich, 1950–1990 9 783034 015004 9
Jugend – ein Problem? Rahel Bühler Jugendliche wurden in der Schweizer Nach- Jugend kriegszeit zunehmend als Problem wahr- beobachten genommen und zum Objekt fast obsessiver Debatten in Sorge. Sie galten als auffällige und abwei- Öffentlichkeit, chende soziale Gruppe. Ende der 1950er- Politik und Wissenschaft Jahre forderten die Jugendverbände und die in der Schweiz, Schweizerische Unesco-Kommission Jugend- 1945–1979 studien und jugendpolitische Reformen. Nach den 68er-Unruhen gaben auch Politiker und Behörden Studien in Auftrag, die den Anspruch hatten, praktische Lösungsansätze für den Umgang mit Jugendlichen zu liefern. Wie veränderte sich die Wahrnehmung von Jugend? W ie produzierten die von international vernetzten, von bun desstaatlichen sowie von lokalen Auftraggebern einge Rahel Bühler setzten Forschungsgremien Wissen zu Jugend? Und wie wurden die Ergeb Historikerin. Nach der Tätigkeit bei nisse politisch umgesetzt? Antworten auf die festgestellten Probleme fanden der Unabhängigen Expertenkom- mission Administrative Versorgun- die Studienverantwortlichen insbesondere in partizipativen Politikmodellen. gen arbeitet sie seit 2019 an der Diese wurden jedoch kaum realisiert und neue Institutionen wie die Eidge Hochschule für Soziale Arbeit der FHNW in Olten. nössische Kommission für Jugendfragen blieben einer schutzorientierten Jugendhilfepolitik verhaftet. Mitte der 1970er-Jahre erschienen die eruierten Probleme zudem bereits überholt. Die Analyse der Jugenddebatten gibt Einblick in einen gesellschaftlichen Grundkonflikt: Während die Erwartungen an Jugendliche als Garanten gesellschaftlicher Stabilität in den 1960er-Jahren zunahmen, entfernten sich diese von traditionellen Normen. Die Studien und das Ringen um eine Jugendpolitik waren Teil eines krisenhaften Lern- und Anpassungsprozes ses, mit dem Schweizerinnen und Schweizer auf die Herausforderungen des rasanten gesellschaftlichen Wandels reagierten. März 2019 Rahel Bühler Gebunden. ca. 352 Seiten, ca. 26 Abb. s/w. Jugend beobachten ISBNca.978-3-0340-1496-0 CHF 48 / ca. EUR 48 Debatten in Öffentlichkeit, Politik und Wissenschaft in der Schweiz, 1945–1979 ISBN 978-3-0340-1496-0 9 783034 014960 10
Ausgebürgert nach der Heirat Bis 1952 verloren Tausende von Schweize- Silke Margherita Redolfi rinnen das Bürgerrecht, weil sie einen Aus- Die verlorenen Töchter länder heirateten. Für die betroffenen Frauen bedeutete der Verlust des Bürgerrechts eine Einschränkung ihrer Grundrechte. Ein un- sicherer Aufenthaltsstatus in der Schweiz, Berufsverbote oder mangelnder Zugang zu Sozialunterstützung führte zu Diskriminierung und Ausgrenzung. Identität und Zugehörigkeit Heirat als Strafe: Rechtliche Situation und Lebensalltag ausgebürgerter Schweizerinnen bis 1952 wurden grundlegend infrage gestellt. Der Grund für den Verlust des Bürgerrechts lag in der sogenannten Heiratsregel, die der Braut das Bürgerrecht des Ehemanns aufzwang und in ganz Europa Anwen dung fand. Während andere Staaten seit 1914 Reformen vorantrieben, verschärfte die Schweiz sogar die Regel im Zweiten Weltkrieg im Sinne der Landesverteidigung Silke Margherita Redolfi zur Abwehr von Juden und Fremden. Erst nach 1945, als der skandalöse (1964) ist freischaffende Historikerin Umgang mit ausgebürgerten Schweizerinnen – etwa den verfolgten und und Archivarin sowie Leiterin des Frauenkulturarchivs Graubünden. ihrem Schicksal überlassenen Jüdinnen – im Krieg ans Licht kam, gelang Zahlreiche Publikationen zur Frauen- es Frauenorganisationen gemeinsam mit fortschrittlichen Politikern und und Geschlechtergeschichte. Staatsrechtlern, im neuen Bürgerrechtsgesetz von 1952 eine Wende herbei zuführen. Silke Margherita Redolfi ergründet die Ursachen dieser Rechtsprechung, untersucht die Haltung der Behörden und geht den Schicksalen der Betrof fenen nach. Die Studie macht deutlich, wie Behördenmacht, Ausgrenzung, Verfolgung und Staatsinteressen schicksalhaft ineinandergriffen und wie die Schweizer Politik und die Rechtsauffassung vom sogenannten Gemeinwohl besonders im Zweiten Weltkrieg menschenverachtende Züge annahmen. Da mit leistet sie einen Beitrag zur Schweizer Rechtsgeschichte und zur Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Mai 2019 Silke Margherita Redolfi Gebunden. ca. 440 Seiten, ca. 11 Abb. s/w. Die verlorenen Töchter ISBNca.978-3-0340-1504-2 CHF 48 / ca. EUR 48 Heirat als Strafe: Rechtliche Situation und Lebensalltag ausgebürgerter ISBN 978-3-0340-1504-2 Schweizerinnen bis 1952 9 783034 015042 11
Die Linke bespitzeln Dorothe Zimmermann Jahrelang bespitzelte der nach dem Lan- Antikommunisten desstreik von 1918 gegründete Schweizeri- als Staatsschützer Der Schweizerische Vaterländische Verband, sche Vaterländische Verband die politische 1930–1948 Linke. Seine Beobachtungen lieferte er an die Bundesanwaltschaft, die Fremdenpolizei und den Bundesrat. Die Denunziationen des antikommunistischen Verbandes dienten als Grundlage für polizeiliche Ermittlungen. Auch durch Expertisen, Stellungnahmen und lobbyistische Aktivitäten nahmen die priva- ten Überwacher Einfluss auf den schweizeri- schen Staatsschutz. Veröffentlichungen des Archivs für Zeitgeschichte ETH Zürich Die «Fichenaffäre» des Jahres 1989 löste in der Schweiz eine Kontroverse über den Staatsschutz und die ama teurhaften Praktiken der Überwachung aus. In der Folge Dorothe Zimmermann wurden Ausmass und Einseitigkeit der Bespitzelung von Staatsbürgerinnen hat Geschichte und Germanistik und Staatsbürgern in der Nachkriegszeit erforscht. Die Praktiken des schwei an der Universität Zürich studiert. Zurzeit ist sie Leiterin der Objekt- zerischen Staatsschutzes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieben sammlungen am Institut für Medizin- hingegen weitgehend unerforscht. Dieses Buch stellt das Wechselspiel von geschichte der Universität Bern. Antikommunismus und Staatsschutz von 1930 bis 1948 ins Zentrum. Es zeigt erstmals die engen Verflechtungen zwischen einer privaten, rechtsbürger lichen Organisation und staatlichen Institutionen auf. Deutlich wird, wie die Überwachungstätigkeit, aber auch die Gründung der Bundespolizei und die Entstehung zahlreicher antikommunistischer Gesetze in enger Absprache zwischen den Behörden und dem bis 1948 existierenden Schweizerischen Vaterländischen Verband zustande kamen. Die Publikation arbeitet somit einen zentralen Aspekt der politischen Geschichte und des parastaatlichen Handelns in der Schweiz auf. März 2019 Dorothe Zimmermann Gebunden. ca. 528 Seiten, ca. 20 Abb. s/w. Antikommunisten als Staatsschützer ca. CHF 58 / ca. EUR 58 Der Schweizerische Vaterländische Verband, 1930–1948 Veröffentlichungen des Archivs für ISBN 978-3-0340-1510-3 Zeitgeschichte der ETH Zürich, Band 11 ISBN 978-3-0340-1510-3 9 783034 015103 12
Ohne parlamentarische Kontrolle Oliver Schneider Der Erste Weltkrieg fand nicht nur in den Schützengräben statt, er erfasste auch Amts- Die Schweiz im stuben und Regierungsgebäude. Der Konflikt Ausnahmezustand stellte die Staatenwelt vor neue Herausforde- Expansion und Grenzen von rungen. Armeen mussten unterhalten, Wirt- Staatlichkeit im Vollmachtenregime des Ersten Weltkriegs, 1914–1919 schaften auf die Produktion von Rüstungsgü- tern umgestellt, Engpässe bei der Versorgung Die Schweiz im Ersten Weltkrieg 5 / La Suisse pendant la Première Guerre mondiale 5 bewältigt und die Moral aufrechterhalten werden. Dies führte an vielen Orten zu einer geradezu revolutionären Umschichtung der politischen Entscheidungsprozesse: Exekuti- ven und Militärs trafen in der Folge Entscheide ohne parlamentarische Kontrolle. Die Schweiz bildete hierbei keine Ausnahme. Oliver Schneider Während im August 1914 die Kriegsmaschinerie in Gang kam, übergaben studierte Geschichte, Politikwis- die National- und Ständeräte das Recht der Gesetzgebung in einem bislang senschaft und Publizistik an der Universität Zürich. 2017 promovierte beispiellosen Akt an den Bundesrat. Sie legten so den Grundstein für das er dort mit der vorliegenden Publika- sogenannte Vollmachtenregime, eine zwischen Demokratie und Diktatur an tion. Heute arbeitet er als Journalist. gesiedelte Regierungsform, welche die Schweiz in den folgenden Jahrzehn ten prägen sollte. Neben den Parlamentariern und dem Volk machten nun Beamte die Gesetze, Militärgerichte dehnten ihre Befugnisse in die Zivilgesell schaft aus und staatliche Institutionen griffen in Wirtschaft und Alltag ein. April 2019 Oliver Schneider Gebunden. ca. 480 Seiten, ca. 25 Abb. s/w. Die Schweiz im Ausnahmezustand ca. CHF 58 / ca. EUR 58 Expansion und Grenzen von Staatlichkeit im Vollmachtenregime Die SchweizISBN im Ersten Weltkrieg, Band 5 978-3-0340-1506-6 des Ersten Weltkriegs, 1914–1919 ISBN 978-3-0340-1506-6 9 783034 015066 13
Max Frisch setzt sich in Szene In seiner Erzählung Montauk (1975) insze- Georg Gerber Hanspeter Affolter niert Max Frisch autobiografische Fakten «Viele Anspielungen mit den Mitteln fiktionaler Literatur; eine gehen ohnehin verloren» Autofiktion und Intertextualität in Kombination, die sich als Autofiktion be- Max Frischs Montauk schreiben lässt. Besonders interessant sind die intertextuellen Bezüge, mit denen Frisch in M ontauk Biografisches erzählt. Denn diese Verweise spielen nicht nur auf andere Texte an, sondern sind in eins damit auch bedeut- sam im Hinblick auf jene Teile der Autor- biografie, die nur indirekt und ganz dezent angedeutet werden können. Indem die Studie verschiedene intertextuelle Anspielun gen untersucht – etwa auf Philip Roths My Life as a Man, auf Ingeborg Bachmanns Undine geht und ihre Erzählung Hanspeter Affolter Simultan, auf Frischs eigene Skizze eines Unglücks oder auch auf die Orestie studierte Neuere deutsche Literatur- des Aischylos –, strebt sie ein genaueres Verständnis von Frischs autofiktio wissenschaft, Theaterwissenschaft und deutsche Sprachwissenschaft in naler Selbststilisierung an. So lässt sich die Arbeit am Bild, das Frisch seiner Bern. Er wurde 2015 an der Univer- Leserschaft vermitteln wollte, nicht nur dort verfolgen, wo er autobiografische sität Bern promoviert, wo er seitdem als wissenschaftlicher Assistent Dokumente retuschiert, um eine etwas geschönte Version seiner Vergangen forscht und unterrichtet. heit zu präsentieren, sondern auch an der Art und Weise, wie er Bekenntnisse tief unter die Textoberfläche versenkt, ausgesparte Informationen erschliessbar macht oder auch Neues hinzuerfindet – beispielsweise den Namen seiner jun gen Begleiterin, Lynn. Besonderes Gewicht erhält in der Studie die genderthe oretisch motivierte Frage nach Frischs Selbstinszenierung als Mann, die gröss tenteils über die verschiedenen in Montauk beschriebenen Liebesbeziehungen zu Frauen verläuft. Mai 2019 Hanspeter Affolter Gebunden. ca. 224 Seiten, ca. 4 Abb. «Viele Anspielungen gehen ohnehin verloren» ISBNca.978-3-0340-1499-1 CHF 38 / ca. EUR 38 Autofiktion und Intertextualität in Max Frischs Montauk ISBN 978-3-0340-1499-1 9 783034 014991 14
Kellers Alltag im Spiegel seiner Briefe Briefe bewahren, nach einer Bemerkung Martin Müller Lebensmeister – Goethes, «das Unmittelbare des Daseins Leidensschüler auf», und so vermittelt dieser Band aus ge- Gottfried Kellers Alltag in seinen Briefen gen 700 chronologisch angeordneten Brief- stellen erstmals eine Art Lebensbeschreibung Personenlexikon Gottfried Keller Gottfried Kellers – aus nächster Nähe. Und weil alle Texte von ihm selbst stammen, darf er in diesem Buch, bei allem Murren über neugierige Biografen, erst noch das letzte Wort behalten. Ausgewählt und herausgegeben Er hatte sich schon früh gegen das Projekt einer «Keller- von Martin Müller Biografie» ausgesprochen. Als sein Bewunderer Jakob Baechtold ein solches Werk vorhatte und Einzelheiten gar bei Kellers Schwester Regula erfragen wollte, erhielt er die mild formulierte Absage: «Was nun die Biographie betrifft, mit der Sie mich beehren wollen, so bitte ich ernstlich, Martin Müller davon abzustehen. […] Die Sache ist die: Ich bin trotz meines Alters (58jährig) geboren 1938, lebt als freier Ver- noch nicht fertig, sondern ein Bruchstück, das in den nächsten Jahren vielleicht lagsberater und Publizist in Zürich. 1967–1995 Cheflektor bei Artemis, ergänzt wird, aber jetzt zu keinem richtigen Bilde dienen könnte.» 1995–1997 bei Manesse. Als «grossen Briefschreiber» aus der Schweiz charakterisierte ihn Walter Ben jamin einmal so: «Er selber aber ist ein wolkenschiebender, von langer Hand schweigender, die Schwüle unversehens mit gezackten Spässen zerreissender dumpf nachdonnernder Jupiter epistolarius.» Ob er nun Blitze schleudert gegen Verleger, die ihn verzweifelt an Abliefe rungstermine erinnern, ob er sich spöttisch über eitle Zeitgenossen äussert oder sich selbstquälerisch-verliebt an verehrte junge Frauen wendet oder charmant an Damen aus bester Gesellschaft – immer zeigt sich Keller auch in den kurzen Texten dieser Sammlung als eigenwilliger, unbestechlicher Zeit genosse wie auch als Autor von weltliterarischem Rang. Martin Müller Gottfried Keller Personenlexikon zu seinem Leben und Werk 2007. Gebunden. 502 Seiten. CHF 78 / EUR 48 ISBN 978-3-0340-0870-9 April 2019 Martin Müller (Hg.) Gebunden. ca. 176 Seiten Lebensmeister – Leidensschüler ISBNca.978-3-0340-1503-5 CHF 29 / ca. EUR 29 ISBN 978-3-0340-1503-5 Gottfried Kellers Alltag in seinen Briefen Ausgewählt und herausgegeben von Martin Müller 9 783034 015035 15
Ein wenig bekannter Reformator Die Studie greift einen in der Forschung zur Jakob Funcklin Reformationsgeschichte häufig zu wenig Die BühneJakobalsFuncklin Kanzel beachteten Aspekt auf, indem sie statt den Übervätern der ersten Stunde – allen voran Die Bühne als Kanzel Luther und Zwingli – die unbekanntere zweite Priestergarde ins Zentrum stellt. Auch diese trug im täglichen Einsatz an der Basis we- Das Spiel vom reichen Mann und armen Lazarus (1550) Das Spiel von der Auferweckung des Lazarus (1552) sentlich zur Förderung der neuen Glaubens Herausgegeben und mit einer Einführung von lehre bei. Primär geschah dies durch die Kanzelpredigt, manche dieser Repräsentanten Max Schiendorfer Das Spiel vom reichen Mann und armen Lazarus (1550) Teil 1: Einführungen und Dramentexte Das Spiel von der Auferweckung des Lazarus (1552) Herausgegeben und mit einer Einführung von nutzten jedoch auch weitere, beispielsweise Max Schiendorfer Teil 2: Kommentare und Anhang literarische Medien zur Glaubensvermittlung. Unter den Priesterdichtern des 16. Jahrhunderts zählt der aus Konstanz stammende, 1550 als Prädikant im schwei zerischen Biel sesshaft gewordene Jakob Funcklin zu den Jakob Funcklin begabtesten und produktivsten. Hinzu kommt die reichhaltige Überlieferung (1522/23–1565) von Quellen, die Funcklins Wirken im geistlichen, politischen, sozialen, intel Nach 1541 Pfarrer in Konstanz, pflegte Jakob Funcklin enge Bezie- lektuellen und kulturellen Leben Biels dokumentieren. Als Chorrichter, Dekan, hungen zu Heinrich Bullinger und Prediger und Zelebrant von Trauungen und Taufen, als Schulherr und Leiter anderen Vertretern der Reformation in Zürich. Nach 1550 bis zu seinem des katechetischen «Kinderberichts» sowie als Autor und Spiritus Rector von Tod wirkte er als Pfarrer in Biel. Er mindestens 17 öffentlich inszenierten Bibeldramen hielt Jakob Funcklin bis zu war Autor, Bearbeiter und Regisseur seinem Pesttod 1565 eine einmalige Fülle sozialer Schlüsselpositionen besetzt. unterhaltender wie katechetisch belehrender Bibeldramen reformato- Diese Quellenlage erlaubt es, das Porträt einer vom streng reformatorischen rischer Prägung. Geist durchwehten kleinstädtischen «res publica christiana» zu entwerfen. Die ausführlich kommentierte Edition der beiden Lazarus-Dramen vermittelt einen lebendigen Eindruck von Funcklins «Predigen mit anderen Mitteln». Februar 2019 Jakob Funcklin Gebunden. 2 Bände. ca. 880 Seiten, ca. 21 Farbabb. Die Bühne als Kanzel ca. CHF 78 / ca. EUR 78 Das Spiel vom reichen Mann und armen Lazarus (1550) SchweizerISBN Texte,978-3-0340-1505-9 Neue Folge, Band 53 Das Spiel von der Auferweckung des Lazarus (1552) ISBN 978-3-0340-1505-9 Herausgegeben und mit einer Einführung von Max Schiendorfer Teil 1: Einführungen und Dramentexte Teil 2: Kommentare und Anhang 9 783034 015059 16
Unerwartete Blicke auf die Reformation Im Rückblick scheint die Reformations geschichte schlüssig: Humanistische Kritik trifft populäre Revolte, Luthers öffentliche Anklage wird durch die Möglichkeiten des Buchdrucks zum Fanal, und mit dem Amts antritt von Zwingli am 1. Januar 1519 beginnt ritik trifft populäre Peter niederhäuser und Regula Schmid (Hg.) auch in Zürich ein neues Zeitalter. zum Fanal, und mit italter. Die Zürcher Reformation lässt sich als zielgerichteter Pro zur Erneuerung und Menschen auch vor n sind ebenfalls Teil Querblicke nte, wenig bekannte che. Ausgehend von Zürcher reformationsgeschichten zess verstehen, der zur Erneuerung und Eigenständigkeit haltsame Querblicke der Zürcher Kirche führte. Die Ereignisse stellten aber viele Querblicke Menschen auch vor Entscheidungen, deren Folgen nicht per, daniel Gutscher, h Keller, Urs B. Leu, bara Schmid, Regula absehbar waren. Diese «kleinen» Geschichten sind eben falls Teil des epochalen Umbruchs. AGZ Zum 500-Jahr-Jubiläum der Zürcher Reformation kom men in diesem Buch ungewohnte, wenig bekannte oder BAnd 86 gar abweichende Annäherungen an die Reformations geschichte zur Sprache. Ausgehend von Bildern, Gegen 20.11.18 13:52 ständen, Schriften oder Bauten werfen sie überraschende und unterhaltsame Querblicke auf eine Geschichte, die uns nur scheinbar vertraut ist. Mit Beiträgen von Boris Bauer, Roland Böhmer, Sebastian Brändli, Christoph Eggenberger, Rudolf Gamper, Daniel Gutscher, Erika Hebeisen, Jochen Hesse, André Holenstein, Peter Jezler, Hildegard Elisabeth Keller, Urs B. Leu, Michael Mente, Helmut Meyer, Rosa Micus, Peter Niederhäuser, Markus Schär, Barbara Schmid, Regula Schmid, Dölf Wild Ab sofort lieferbar Peter Niederhäuser, Regula Schmid (Hg.) Broschur. 204 Seiten, 160 Farbabb. CHF 48 / EUR 48 Querblicke Mitteilungen der Antiquarischen Zürcher Reformationsgeschichten Gesellschaft in Zürich, Band 86 ISBN 978-3-0340-1498-4 ISBN 978-3-0340-1498–4 9 783034 014984 17
Was leistet Statistik für die Geschichte Juan Flores, Gisela Hürlimann, Luigi Lorenzetti, Hans-Ulrich Schiedt (Hg./dir.) Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen der «His- torischen Statistik der Schweiz» legen deren Texte und Zahlen Quantitative Ansätze in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ausbau und aktualisierter Webauftritt, zahl- Des textes et des chiffres reiche weitere Online-Datenbanken sowie das Approches quantitatives dans l’histoire économique et sociale Phänomen «Big Data» eine neuerliche Refle- xion über die Bestände, das Potenzial und die Herausforderungen quantitativer Quellen für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte nahe. Es stellt sich die Frage, ob die neuen Möglichkei- ten in die bisherigen Methoden integriert wer- den können oder ob dazu grundlegend andere Herangehensweisen notwendig sind. Vingt années après sa publication, la «Statistique histo Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Annuaire suisse d’histoire économique et sociale rique de la Suisse», est désormais consultable on-line en forme élargie et actualisée. L’accessibilité numérique de cette base s’ajoute à celle d’autres bases de données et plus généralement, elle accompagne le phénomène des Big Data. Cette tendance nourrit une réflexion importante concernant les avantages et les limites du re cours aux sources quantitatives en histoire économique et sociale, la capacité des historiens à intégrer ces nouveaux outils empiriques dans des méthodes existantes et la nécessité de développer des approches nouvelles. Inhaltsverzeichnis Pierre Gervais: La construction sociale du chiffre. Ye Jin Heo: Capital Flight from Africa. New Estimates, Réflexions sur l'usage du quantitatif en histoire 1950–1970 Joël Floris, Kaspar Staub, Christian Stohr: Changes Ueli Haefeli: Wörter statt Autos zählen? Potenziale in Mortality in Switzerland, 1880–1910 von «Culturomics» in der Verkehrs- und Mobilitätsge- Johann Boilla: Des banquiers des horlogers aux schichte horlogers des banquiers. Une analyse quantitative du Julian Klinkhammer: Ein neuer Geist des Kapitalis- patronat des cantons de Berne, Neuchâtel et Soleure mus in der Schweiz? Methodologische Anmerkungen (1900–1950) zur Erforschung von Liberalisierung und Finanziali- Benjamin Spielmann, Markus Sieber: Arbeitswege sierung aus wirtschaftssoziologischer Perspektive und Mobilität. Ein historischer Blick auf den Pendler- Christian Stohr: Das Schweizer Bruttoinlandprodukt. verkehr in der Schweiz, 1910–1950 Methoden, Daten und internationale Vergleiche Christophe Koller: Revenus cantonaux et géographie des politiques publiques. Une approche quantitative exploratoire, 1950–2013 Mai 2019 Juan Flores, Gisela Hürlimann, Luigi Lorenzetti, Hans-Ulrich Schiedt (Hg./dir.) Broschur. ca. 208 Seiten, ca. 75 Abb. s/w. Texte und Zahlen ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Des textes et des chiffres Schweizerisches Jahrbuch für Wirtschafts- und SozialgeschichteISBN / Annuaire suisse d’histoire Quantitative Ansätze in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte 978-3-0340-1524-0 économique et sociale, Band 33 Approches quantitatives dans l’histoire économique et sociale ISBN 978-3-0340-1524-0 9 783034 015240 18
Das Klima verstehen Franziska Hupfer Weshalb wurde das systematische Beobach- ten des Wetters zu einer Aufgabe des schwei- 27 Das Wetter der Nation interferenzen Meteorologie, zerischen Bundesstaats? Und was bedeutete Klimatologie und der schweizerische dies für die Meteorologie und Klimatologie Bundesstaat, 1860–1914 als Wissenschaft, aber auch für die gesell- schaftliche Auseinandersetzung mit dem Wetter? Franziska Hupfer untersucht eine Epoche der Schweizer Geschichte, in der sich ein neues Verhältnis von Wissenschaft, Staat und Nation entwickelte. Die Geschichte der Meteorologie und Klimatologie in den Jahrzehnten um 1900 zeigt, wie eng das politische Projekt des Nationalstaats mit der Entstehung wissenschaftlicher Einrichtungen verbunden war. Im Zentrum der Untersu chung steht die Schweizerische Meteorologische Zentral anstalt, die sich in dieser Zeit als wichtige Akteurin im Franziska Hupfer Wissensfeld etablierte. Sie organisierte ab 1863 eine landesweite Klimabeob ist Historikerin und hat als Dokto- achtung mithilfe von Laien. Die formalisierte und zunehmend international randin zur Geschichte der Meteo- rologie und Klimatologie geforscht. standardisierte Erfassung des Wetters brachte ein quantitatives Klimaver 2017 wurde sie an der ETH Zürich ständnis hervor. Ab 1880 gab die Zentralanstalt zudem tägliche Wetterbe promoviert. richte mit Prognosen heraus, was politisch erwünscht, aber wissenschaftlich umstritten war. Die Studie zeichnet nach, wie sich die Produktion von Wissen über Wetter und Klima in dieser Phase grundlegend veränderte. Die dama ligen Entwicklungen prägen die Datenerhebung, die Forschungspraxis und den gesellschaftlichen Umgang mit der Natur bis heute. April 2019 Franziska Hupfer Gebunden. ca. 368 Seiten, ca. 40 Abb. s/w. Das Wetter der Nation ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Meteorologie, Klimatologie und der schweizerische Bundesstaat, 1860–1914 Interferenzen – Studien zur ISBN 978-3-0340-1502-8 Kulturgeschichte der Technik, Band 27 ISBN 978-3-0340-1502-8 9 783034 015028 19
Mit Musik Identität schaffen Auf der Suche nach ihrer Identität treffen CHANTAI RUMANTSCH! Zur sich die Bündnerromanen besonders gerne musikalischen in jener Kunstform, die diese nicht nur in Selbst(er)findung Worte, sondern auch in Töne fassen kann: Romanischbündens in der Vokalmusik, genauer: in der musica Laura Decurtins rumantscha. Denn die musica rumantscha klingt nicht nur, sie transportiert auch die Sprachidentität, vermittelt den soziohisto- rischen Kontext und erschafft die Imagina- tion einer kulturellen Gemeinschaft. Diese musikalische Selbst(er)findung Romanisch bündens verdichtet sich im oft gehörten Appell: «Chantai rumantsch!» Als identitäts- und gemeinschaftsstiftendes Rückgrat der musica rumantscha gelten in erster Linie die chanzuns Laura Decurtins rumantschas, die Lieder aus den Bereichen der weltlichen und geistlichen studierte Musikwissenschaft, Kunst- und Popularmusik, die in die (erfundenen) kulturellen Traditionen der Geschichte und Rätoromanisch in Zü- rich und Wien und promovierte 2018 Heimat eingebettet sind. Die vorliegende Publikation spannt erstmals einen mit der vorliegenden Publikation. Bogen vom ersten gedruckten Gesangbuch von 1562 in die Gegenwart und Sie arbeitet als Projektmitarbeiterin des Instituts für Kulturforschung belegt, wie die musica rumantscha als Ausdruck einer «bündnerromanischen Graubünden und als freie Musikwis- Seele» ideologisch aufgeladen und als Stifterin von Gemeinschaft und Identi senschaftlerin. tät in Zeiten grösserer Umbrüche funktionalisiert werden konnte. Dies mach ten sich die unterschiedlichsten konfessionellen, nationalen und sprachlich- kulturellen Bewegungen in Romanischbünden zunutze und formten so gleichzeitig die Geschichte und das Wesen dieser Musik massgeblich mit. Mai 2019 Laura Decurtins Gebunden. ca. 560 Seiten, ca. 50 Abb. farbig und s/w. Chantai rumantsch! ISBNca.978-3-0340-1501-1 CHF 58 / ca. EUR 58 Zur musikalischen Selbst(er)findung Romanischbündens ISBN 978-3-0340-1501-1 9 783034 015011 20
Die Farben einer Stadt Welche Farben prägen das Gesicht Farbraum Stadt Farbkultur in Winterthur der Stadt Winterthur? Das 356. Neu- jahrsblatt der Stadtbibliothek Win- terthur gibt mit drei grossen Farb- karten und einem reich bebilderten Buch zur Geschichte der Farbigkeit der Stadt Antwort auf diese Frage. Die Altstadt und die Quartiere Winterthurs ha ben einen ganz eigenen Farbcharakter: Plätze, Strassen, Siedlungen und Verbauungen wur den unter diesem Gesichtspunkt von Fachleu ten evaluiert und die Ergebnisse publiziert. Vier grossformatige Farbkarten zeigen, wie subtil die Farbgebung von Häusern unsere Umgebung gestaltet ALTSTADT: BUNT IM BUNTEN KONTEXT Steinberggasse: Bunter Reigen ALTE DORFKERNE: Empfehlungen für Farbentscheide a An der Steinberggasse ist die reinste und intensivste Buntheit BUNT IM UNBUNTEN KONTEXT Stattliche, mehrgeschossige Häuser mit grösstenteils bunten der Altstadt zu finden, die in sich stimmig und qualitätsvoll ist. → Analysieren Sie die spezifischen räumlichen und farb- Fassaden bilden polychrome Spaliere für das Treiben in den Die Gasse wirkt bodenständig, volkstümlich und selbstver- Der Dorfkern ist primär kleinteilig und diese Qualität gilt es mit lichen Qualitäten des Hauses und der unmittelbaren Gassen der Altstadt Winterthurs. In der oberen Altstadt, der ständlich, gleichzeitig aber auch mutig, unterhaltend und leben- Farbe zu unterstreichen. Buntheit hat auch in den historischen Nachbarschaft. Achten Sie auf den Farbklang der um- und schaffen eine sachliche Grundlage für Diskussionen zur Gestaltung von Neustadt und in so mancher Seitengasse herrscht durch niedri- dig. Die Abfolge der Fassadenfarben ist nicht das Werk ausge- Dorfkernen Platz, allerdings nur in kleinen Quantitäten. Die gebenden Bauten. ge Bauten mit Fachwerk und Backstein, durch Werkstätten und klügelter Konzeption, sondern scheint aus der Idee von wichtigste Rolle spielen hier Hell und Dunkel. Im Gegensatz zur Ateliers eine eher dörfliche, kleinteilige Charakteristik vor. Gleichwertigkeit und Lebenslust entstanden zu sein. Ihre Melo- Altstadt sind hier die Ziegeldächer präsenter, darunter finden → Studieren Sie das vorherrschende Kolorit und bestim- die erzählt von fröhlichem Selbstbewusstsein, sie ist robust und sich gebrochen weisse Verputzfassaden oder dunkles Holz von men Sie die Farbnuancen für die einzelnen Bauteile Technikumstrasse: Variationen reibungsresistent. Die Akzentfarbe ist in der Regel hell und Scheunen, da und dort Fachwerk. Bunte Farbakzente bilden die sorgfältig. Beachten Sie dabei das Zusammenspiel der Die schmalen und eher niedrigen Fassaden an der Technikum- deutlich kontrastierend zu den Fassadenfarben. Fensterläden oder auch die Fenster selbst. Dunkle Bauten sind jeweiligen Farben. Hausfassaden bei Um- und Neubauten. Das Buch, durch das Fotografien von strasse zeigen eine stimmige Balance zwischen Bunt und Grau. Die einzelnen Farbtöne werden durch ihre jeweiligen Nachbar- farben fast maximal gesteigert, die buntesten Farben sind an den kleinsten Fassaden zu finden. Dies hilft, das Gleichgewicht Die Buntheit erscheint bei Sonnenschein markanter, als wenn der Himmel bedeckt ist. Ganz offensichtlich reagieren bunte Fassadenfarben stärker auf Wetter- und Jahreszeitenstim- mungen. (Abb.e) im Dorfkern unproblematisch, im Gegensatz zu den geschlos- senen Häuserreihen der Altstadt. Auch am Einzelbau selbst sind grosse Kontraste zwischen Hell und Dunkel, Neben- und Hauptfarben möglich. Das Farbbild, das die historischen → Achten Sie im Entwurf nicht nur auf Farbe, sondern auch auf Helldunkelkontraste. c d zu halten. Es ist eine spielerische, variantenreiche, aber selbst- Dorfkerne abgeben, ist bewegt und malerisch, das Grün von → An Fassadenflächen wirkt der gleiche Farbton immer Michael Erik Haug leiten, bringt in vier Beiträgen historische, farbtechnische verständlich wirkende Farbigkeit ohne allzu stark kontrastie- Stadthausstrasse: Farbtemperaturen Bäumen, Vorgärten und Sträuchern ist ein wichtiger, alles ver- viel intensiver und bunter als auf kleinen Farbmustern. rende Protagonisten. Die Nebenfarben sind allesamt unbunt, Der Farbklang der Stadthausstrasse zeigt ein unaufgeregtes bindender Bestandteil. Lassen Sie deshalb die Farbgebung grossflächig auf WINTERTHUR inklusive der Fensterläden – dies ist ein bemerkenswertes und Flirren, einen ruhigen Rhythmus von kühl und warm. Das Blau Im Gegensatz zur bunten Winterthurer Altstadt sind und waren vergleichbarem Untergrund an Ort und Stelle bemus- weiterhin zu verfolgendes Prinzip. (Abb.c) wirkt hier wohltuend. Hell und Dunkel sind praktisch kein Thema die Dorfkerne der bis 1921 selbständigen Gemeinden Oberwin- tern und überprüfen Sie die Muster bei unterschied- Farbkultur in der – im Gegenteil, es herrscht eine homogene Tonalität vor. Die terthur, Seen, Töss, Veltheim und Wülflingen nie «kommerzori- lichen Lichtsituationen. und denkmalpflegerische Aspekte der städtischen Farbkultur zur Sprache. Die Neumarkt: Volumen im Licht und im Schatten Häuserzeile strahlt Noblesse aus, was ihrer Stellung gegenüber entiert» und erheben mit Ausnahme der Kirche keinen An- e Am Neumarkt finden sich grosse Volumen, die vergleichsweise dem Stadtgarten und dem Stadthaus entspricht. Dieses zarte spruch auf Repräsentation. Sie sind alltäglich und dienen primär → Suchen Sie gestalterische und materialtechnische Un- unbunt gestaltet sind. Licht und Schatten verstärken die und fein nuancierte Farbklima ist fragil. Wenn neue Anstriche dem Wohnen und Arbeiten. Das hellste Gebäude im Dorfkern terstützung bei Handwerkerinnen und Handwerkern Altstadt und in Räumlichkeit der städtebaulichen Situation mit den vor- und zurücktretenden Fassadenfluchten. Dank der unbunten Fas- saden ist dieser Effekt subtil und rhythmisch. Das mächtigste auch nur eine Spur zu speckig, zuckrig oder bunt sind, stören sie das subtile Farbenspiel empfindlich. (Abb. a) ist die Kirche, dies ist nicht nur in Winterthur so, sondern ist ty- pisch für viele Ortsbilder in der Schweiz. Die Kirche behauptet sich als Wahrzeichen und Mittelpunkt des Dorfes. Daraus ergibt sowie bei Farbgestalterinnen und Farbgestaltern. → Arbeiten Sie wenn immer möglich mit traditionellen den alten Dorfkernen längerfristige Entwicklung der Fassadengestaltung vom 17. Jahrhundert bis Haus am Platz, das Pfrundhaus, ist gleichzeitig das bunteste. sich die Faustregel: «Im Dorfkern ist keine Fassade heller und Materialien wie Ölfarbe, Kalk- oder Mineralfarbe. Sie Der goldockerfarbige Anstrich strahlt Solidität aus. Hier wird weisser als die Kirche.» (Abb. d) bilden mit der traditionellen Bauweise eine Einheit mit Farbe Bedeutung aufgezeigt, eine Hierarchie geschaffen, und lassen sich ausserdem gut pflegen. Mineral- und die stimmig ist. Kalkfarben sind dampfdurchlässig, so dass das Mauer- Die stattlichen Häuser haben in der Regel Fensterläden, was b werk immer genügend austrocknen kann. Dampfsper- in die Gegenwart wird ebenso thematisiert wie die Ausstellung «Die farbige pro Fassade mindestens einen Farbdreiklang ermöglicht: Fas- rende Anstriche sind nicht reversibel und führen zu sade, Gewände, Fensterladen/Fenster. Diese Dreiklänge sind Bauschäden an Fassaden und im Innenraum. durch starke Kontraste gekennzeichnet. Wir finden also bei diesen grossen Volumen Farb- und Helldunkelkontraste am → Übernehmen Sie im Sinne der Allgemeinheit Mitver- Einzelbau, während bei den schmaleren Altstadthäusern der antwortung für ein stimmiges Stadtbild, in dem ein Mit- Farbklang erst durch das Zusammenspiel innerhalb des En- einander von frisch renovierten Bauten und solchen mit Stadt» von 1926, die im Rahmen einer internationalen Bewegung für mehr sembles entsteht. Das bedeutet, dass ein grosses Gebäude erstens einen in sich stimmigen Farbklang aufweisen muss und zweitens mit dem Kontext in Dialog treten soll. (Abb. b) charakteristischen Spuren der Zeit besteht. Farbe im Stadtbild warb, aber in Winterthur nicht Fuss fassen konnte. Kontaktadressen für Information und Beratung Amt für Städtebau Winterthur Malerunternehmerverband Denkmalpflege Stadt Winterthur Winterthur und Umgebung Pionierstrasse 7 winmaler.ch HAUS DER 8400 Winterthur FARBE BSFA Bund Schweizer © Für Farbkarten (Collagen), INSTITUT FÜR GESTALTUNG IN HANDWERK Haus der Farbe – Institut Farbgestalterinnen und Haus der Farbe, Zürich UND ARCHITEKTUR Langwiesstrasse 34, 8050 Zürich Farbgestalter in der Architektur hausderfarbe.ch bsfa.ch Winterthur 2019 info@hausderfarbe.ch info@bsfa.ch © Winterthurer Bibliotheken STADTHAUSSTRASSE TECHNIKUMSTRASSE STEINBERGGASSE ! " ! § ! " " $ § $ DORFKERN VELTHEIM KASINOSTRASSE NEUMARKT & / $ " % ( ! Einfassungen " Fenster § Fensterläden $ Fassaden % Sockel, Gesimse, Gewände & Dächer / Fassaden mit diversen Bauteilen: Verputz, Stein, Holz natur, Holz lackiert ( Kirche Januar 2019 Andres Betschart, Stefan Gasser, Basil Marty, Marcella Wenger, Broschur. ca. 120 Seiten, ca. 75 Farbabb., 4 Faltkarten Stefanie Wettstein, Jasmin Widmer ca. CHF 44 / ca. EUR 44 Farbraum Stadt: Farbkultur in Winterthur Neujahrsblatt der Stadtbibliothek ISBN 978-3-0340-1509-7 Fotografien von Michael Erik Haug Winterthur, Nr. 356 ISBN 978-3-0340-1509-7 9 783034 015097 21
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