Frühling 2022 - Chronos Verlag Eisengasse 9 CH-8008 Zürich - Chronos Verlag
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Frühling 2022 GESCHICHTE • LITERATUR- UND SPRACHWISSENSCHAFT • MUSIK- UND THEATERW ISSENSCHAFT • BIOGRAFIEN • PHILOSOPHIE Chronos Verlag Eisengasse 9 • CH-8008 Zürich Tel. + 41 / 44 / 265 43 43 Fax + 41 / 44 / 265 43 44 info@chronos-verlag.ch www.chronos-verlag.ch
Leseprobe «Doktor, etzt fahred mier eifach witer. Mier «Doktor, wir fahren fort. Wir wollen beschrei- wend etzt beschriebe, wafür Gräusch mier suss ben, welche Geräusche wir sonst noch be- no benützt händ, um Dich immer z’ärgere; nützten, um Dich zu ärgern: z. B. Fusstritte, das z. B. d’Fuesstritt, es Otme, d’Kaubeweginge, Atmen, die Kaubewegungen, das Schnäuzen, es Schnüze, es Kämme und Strehle, es Bade, das Kämmen, das Baden, jeder Wassertropfen, jede Wassertropfe, wo bi Rege z. B. ab em Dach der bei Regen vom Dach fiel, oder die Tropfen abegheit ist, oder Tröpfe vum a tröpfelnde von einem tropfenden Hahn. Weiter die Glo- Hahne. Ferner d’Glocketön; d’Glocke vum ckentöne; die Glocken vom Münster und vom Münster und vum St. Johann händ Dich jo St. Johann haben Dich manchmal fast verrückt manchmol fast verruckt gmacht. Aber no viel gemacht. Aber noch viel verfluchter war das verflüechter ischt da Gebimmel gsi vu der Gebimmel der katholischen Kirche. Ferner katholische Chirche. Denn hämmer ferner jedi haben wir jede Wanduhr, den Wecker, die Wanduhr, de Wecker, d’Kuehschelle, d’Gspräch Kuhglocken, die Gespräche anderer Leute und vu andere Lüte, sogar jedes Tier benützt, um sogar jedes Tier benützt, um mit Dir zu reden. mit Dier z’rede. ’s ischt eifach haarig gsi; sogar Es war haarsträubend; sogar die Vögel und die d’Vögel und d’Insekte, jedi Mucke hät chönne Insekten, jede Mücke konnte mit Dir reden und mit Dier rede und da chascht Du sogar etzt no das kannst Du sogar jetzt noch hören, wenn höre went wit. Dem seit me de Stimme vu der Du willst. Dem sagt man der Stimme der Natur Natur lausche, allerdings nid uf an agnehmi lauschen, allerdings nicht auf angenehme Art Art und Wies, wemme bigott uf Schritt und und Weise, wenn man auf Schritt und Tritt Tritt us Allem, absolut Allem usse, was da aus allem, aus absolut allem, was da kreucht kreucht und fleucht, oder suss ufeme Weg und fleucht oder sonst auf dem Weg Geräu- Gräusch macht, üseri Stimme hört. Doktor, sche macht, unsere Stimmen hört. Doktor, die d’Gasflamme hämmer vergesse und da ischt Gasflamme haben wir vergessen, und das war jo grad eins vun verfluechteste Mittle gsi, um eines der verfluchtesten Mittel, um Dich zu är- Dich z’ärgere. Wenn d’Lüt an Ahning hettid, gern. Wenn die Leute eine Ahnung hätten, was wa für an intensivi Iwirking so en Auerliecht für eine intensive Einwirkung ein Glühlicht wege sim Gräusch uf en Schizophrene hät, die wegen seinem Geräusch auf den Schizophre- würded bigott stune.» nen hat, würden sie wahrlich staunen.» 2
Zeugnis eines Schizophrenen Der Schaffhauser Chemiker Dr. Karl Heinrich Karl Heinrich Fehrlin Fehrlin (1866–1943) durchlebte 1910 eine Krise und stellte fest, dass er «Stimmen hörte». Er wandte sich im Selbststudium Die Schizophrenie aktueller psychiatrischer Literatur zu und Kommentierte und ins Schriftdeutsche verfasste eine Abhandlung mit dem Titel übersetzte Neuausgabe herausgegeben von Katrin Luchsinger und René Specht «Die Schizophrenie». Während der Nieder- schrift offenbarten sich ihm die «Stimmen» als jene von Geistern verstorbener Freunde, Verwandter und bekannter Schaffhauser Per- sönlichkeiten. Es gelang Fehrlin, ihr vielstimmiges Diktat in Schaffhau- ser Dialekt niederzuschreiben. 1912 liess er seine Bro- schüre in 5000 Exemplaren drucken und verschickte sie an Psychiater in Deutschland und der Schweiz. Sein Text gibt Einblick in die Komplexität der Erfahrung psychi- Katrin Luchsinger scher Erkrankung und in die aktuelle psychiatrische Literatur. Er war einer geboren 1954, Dr. phil., Kunsthistori- der Ersten, der den Begriff «Schizophrenie», den der Zürcher Psychiater kerin. Promotion über künstlerisches Schaffen in psychiatrischen Kliniken Eugen Bleuler erst 1908 eingeführt hatte, als Titel einer Abhandlung ver- um 1900. Lehre und Forschung an wendete. Fehrlin zeichnet aber auch ein «Sittenbild» der Stadt Schaffhausen der Zürcher Hochschule der Künste zur frühen Moderne, Kunst und Psy- um 1910 und verortet seine existenzielle Katastrophe präzise zwischen zwei chologie um 1900, Inklusion. Diskursen, dem spiritistischen und dem naturwissenschaftlichen. Er hoffte, mit seiner Veröffentlichung das Modell einer Vereinigung beider Standpunkte René Specht durchsetzen zu können. Die kommentierte Neuausgabe würdigt den Text geboren 1948, Dr. phil., Romanist. psychiatrie- und lokalhistorisch, psychologisch und als Mundartliteratur. 1984–2013 Leiter der Stadtbib- liothek Schaffhausen. Seit 2015 Redaktor der «Schaffhauser Beiträge Inhaltsübersicht zur Geschichte». Publikationen zur Karl Fehrlin: Die Schizophrenie, 1912, Mundart und Schriftsprache, Schaffhauser Buch- und Bibliotheks- Übersetzung ins Hochdeutsche: Max Epper geschichte. René Specht, K. Luchsinger: Biografie K. Fehrlin Katrin Luchsinger: Freundliche Übernahme. Karl Heinrich Fehrlins Abhandlung «Die Schizophrenie» zwischen Spiritismus und Psychiatrie Paul Hoff: Person und Psychose: Eine Annäherung an Dr. H. C. Fehrlins Bericht aus psychiatrischer Sicht Alfred Richli: Ein Schaffhauser Mundarttext aus dem frühen 20. Jahrhundert Mai 2022 Karl Heinrich Fehrlin Gebunden. ca. 400 S., ca. 15 Abb. sw. Die Schizophrenie ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Kommentierte und ins Hochdeutsche übersetzte Neuausgabe ISBN 978-3-0340-1668-1 herausgegeben von Katrin Luchsinger und René Specht ISBN 978-3-0340-1668-1 9 783034 3 016681
Verlorene Handlungsfähigkeit Karin Bauer Das 1912 in Kraft getretene Schweizerische Zivilgesetzbuch regelte das Vormundschafts- Im Spannungsfeld privater Anliegen und wesen auf der Grundlage von Wertvorstellun- öffentlicher Interessen gen des 19. Jahrhunderts. Während hundert Jahren konnten bei festgestellter Schutzbe- Vormundschaft im Kanton Thurgau, dürftigkeit Erwachsene aus verschiedenen 1962–2012 Gründen, zum Beispiel wegen «Verschwen- dung», «Trunksucht», «lasterhaften Lebens- wandels» und «Misswirtschaft», bevor- mundet werden. Mit der Entmündigung als stärkster vormundschaftlicher Massnahme verloren Erwachsene ihre Handlungsfähigkeit weitgehend. Das Buch zeigt ausgehend von den Vormundschaftsakten einer pseudonymisierten Thurgauer Gemeinde auf, wie Karin Bauer ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis ins Jahr 2012 Erwachsene in studierte an der Universität Zürich den Blick vormundschaftlicher Behörden gerieten und sich im Spannungs- Geschichte, neuere deutsche Litera- turwissenschaft und Staatsrecht. Sie feld ihrer persönlichen Anliegen und öffentlicher Interessen wiederfanden. arbeitet als Lehrerin für Geschichte Das Vormundschaftswesen barg individuelles und gesellschaftliches Kon- und Staatskunde an der Pädagogi- schen Maturitätsschule Kreuzlingen. fliktpotenzial. Mit einer Bevormundung gerieten mündige Erwachsene in ein vielschichtiges, dynamisches Machtverhältnis, in dem es Handlungsspiel- räume zu definieren und auszuloten galt. Je nach Bevormundungsgrund und persönlicher Wahrnehmung erlebten die Betroffenen die Vormundschaft als willkommene Unterstützung oder negativen, ungerechtfertigten Eingriff in ihre Privatsphäre und nutzten unterschiedliche Strategien, um mit der Situ- ation umzugehen. Während die Vormundschaftsgesetzgebung sich kaum veränderte, unterlag die Vormundschaftspraxis einem Wandel. Diesen un- tersucht die Autorin anhand von Fallbeispielen und stellt ihn in den gesamt- schweizerischen Kontext. Mai 2022 Karin Bauer Gebunden. ca. 352 S. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Im Spannungsfeld privater Anliegen und öffentlicher Interessen ISBN 978-3-0340-1664-3 Vormundschaft im Kanton Thurgau, 1962–2012 ISBN 978-3-0340-1664-3 9 783034 4 016643
Schicksal eines Randständigen Antonia Schmidlin | Hermann Wichers Basel, Oktober 1943: Gaston Dreher, ein Franzose, der in Basel aufgewachsen ist, Versorgt, ausgewiesen, flüchtet in die Schweiz und stellt in der in den Tod geschickt Das Leben des jüdischen Elsässers Stadt, die er als seine Heimat betrachtet, Gaston Dreher (1907–1944) einen Asylantrag. Als Jude ist er im besetzten Frankreich in Lebensgefahr. Doch weder die Basler noch die eidgenössischen Behörden sind bereit, dem Gefährdeten Schutz zu ge- währen. Seine Vergangenheit wird ihm zum Verhängnis. Gaston Dreher (1907–1944) wurde im Elsass geboren und wuchs während des Ersten Weltkriegs und in den schwie- rigen Nachkriegsjahren in Basel auf. Nach dem Tod des Vaters geriet das Leben des Jugendlichen aus den Fugen. Er wurde straffällig. Heimaufenthalte, psychiatrische Abklärungen, wiederholte Klinikaufenthalte und Haft Antonia Schmidlin prägten fortan sein Leben. 1931 wurde er von den Basler Behörden des Lan- Dr. phil., Historikerin, Lehrerin für des verwiesen und nach Frankreich ausgeschafft. Dort konnte Dreher in den Geschichte und Italienisch am Gym- nasium Liestal. Publikationen zur Jahren der Weltwirtschaftskrise nicht Fuss fassen. Trotz Einreiseverbot kehrte Geschichte der Schweiz im Zweiten er immer wieder nach Basel und in die Schweiz zurück, wo er mehrfach im Weltkrieg und Geschlechterge- schichte. Gefängnis sass. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahm sein Leben eine dramatische Wende. Als er 1943 in Basel um Asyl ersuchte, holte ihn Hermann Wichers seine Vergangenheit ein. Dr. phil., Archivar und Historiker, Antonia Schmidlin und Hermann Wichers erzählen eine eindrückliche Leiter Benutzung am Staatsarchiv Basel-Stadt, Lehraufträge an der Lebensgeschichte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vielfältige Universität Basel. Publikationen zum Quellen, unter anderem Vormundschaftsakten, Krankenakten, psychiatrische Exil in der Schweiz und zur Regionalgeschichte. Gutachten und Gerichtsakten aus schweizerischen, französischen und deut- schen Archiven, gewähren einen detaillierten, oftmals berührenden Einblick in ein Leben, in dem europäische Geschichte greifbar wird. April 2022 Antonia Schmidlin, Hermann Wichers Gebunden. ca. 256 S., ca. 47 Abb. farbig und sw. Versorgt, ausgewiesen, in den Tod geschickt ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Das Leben des jüdischen Elsässers Gaston Dreher (1907–1944) ISBN 978-3-0340-1679-7 ISBN 978-3-0340-1679-7 9 783034 5 016797
Gericht spielen Theateraufführungen und Performances, die Géraldine Boesch auf Gerichtsverhandlungen Bezug nehmen, MATERIALIEN DES ITW BERN erfreuen sich seit der Jahrtausendwende grosser Beliebtheit. Worin liegen die Spe- zifik und das politische Potenzial solcher theatraler Gerichtsformate? Inwiefern haftet Im Theater – vor Gericht ihnen etwas Dokumentarisches an? Und Géraldine Boesch welche Rolle spielt dabei die Publikums Im Theater – partizipation? vor Gericht Publikumspartizipation in Anhand von acht Fallstudien zeitgenössischer Insze- theatralen Gerichtsformaten nierungen und Performances von Haus Bartleby, Yan Duyvendak und Roger Bernat, Christophe Meierhans, Milo Rau und Oliver Reese wird diesen Fragen im Span- nungsfeld zwischen Spiel und Ernst nachgegangen. Die Vorstellung davon, wie Theateraufführungen bezie- hungsweise Gerichtsverhandlungen auszusehen haben Géraldine Boesch und wie man sich in ihnen zu verhalten hat, haben sich ungefähr im selben studierte Theaterwissenschaft und Zeitraum ausgebildet. Um die Publikumspartizipation in Gerichtsformaten Psychologie in Bern und Berlin. Sie arbeitete als wissenschaftliche im deutschsprachigen Gegenwartstheater zu untersuchen, wird daher die Assistentin am ITW Bern und ist historische Genese von Theater und Gericht als Institutionen im 18. und zurzeit in der regionalen Schweizer Kulturförderung tätig. 19. Jahrhundert analysiert. Basierend auf den daraus hervorgehenden Inter- dependenzen und auf aktuellen Partizipationstheorien wird ein Modell parti- zipativer Theaterformen entwickelt. Im Fokus steht ihr politisches Potenzial. Mai 2022 Géraldine Boesch Gebunden. ca. 272 S., ca. 8 Farbabb. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Im Theater – vor Gericht Materialien des Instituts für Publikumspartizipation in theatralen Gerichtsformaten Theaterwissenschaft Bern (ITW), Band 19 ISBN 978-3-0340-1665-0 ISBN 978-3-0340-1665-0 9 783034 6 016650
Moving the world into the computer David Gugerli Around 1950, computers learned how to David Gugerli sort numbers and words. Immediately, many nologies it How the questions arose. What could be done with W RLD that expansion d be capped puter? Or that such a machine? How should its space be set How the World got into the Computer computer in up and governed? t for users 90s, the got into the Computer gart was at the transatlantic Moving the world into the computer meant rethinking o do with in Germany. g services The Emergence of many things. Bank transactions, spa guests, and terrorists, to name but a few, had to be “formatted” so that they could Digital Reality previously ent in the be dealt with in the machine. In doing so, managers, pro- s study he constant grammers, and users created a digital world that offered d policy. new ways of classifying things and organizing complex relations. Some people even linked machines, combined data, and shared programs. And computers designed to sort personnel unexpectedly became personal computers. This elegant essay explores how and why. David Gugerli Übersetzung der deutschsprachigen Originalausgabe: is professor of the history of tech- David Gugerli, Wie die Welt in den Computer kam. nology at ETH Zurich. He has made Zur Entstehung digitaler Wirklichkeit, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2018. many contributions to the history of computing including, most recently, «David Gugerlis Geschichte der digitalen Wirklichkeit entfaltet ein glänzend geschriebenes “Simulation for All: The Politics of Panorama vergangener Erwartungen an jene digitale Kultur, in der wir uns heute wiederfinden.» Supercomputing in Stuttgart”, publis- Claus Pias, Medienwissenschaftler, Leuphana Universität, Lüneburg hed with Ricky Wichum. «Aber der Laie, der von Internetprotokollen bloß die Kürzel kennt und dem ein Speicher halt ein Speicher ist, kann sich jedenfalls kaum eine bündigere Darstellung wünschen, die ihn mit der Entstehungsgeschichte seiner digitalen Umgebungen bekanntmacht.» Helmut Mayer, Frankfurter Allgemeine Zeitung February 2022 David Gugerli Hardcover. ca. 200 p., ca. 20 fig. b/w ca. CHF 30 / ca. EUR 30 How the World got into the Computer ISBN 978-3-0340-1671-1 The Emergence of Digital Reality ISBN 978-3-0340-1671-1 97 783034 016711
Wann ist ein Kind normal? Urs Hafner Die beiden Psychiater Arnold Weber und Walter Züblin untersuchten im Berner Neu- Kinder beobachten haus zwischen 1937 und 1985 Tausende von Das Neuhaus und die Anfänge der verhaltensauffälligen Kindern und Jugend- Kinderpsychiatrie, Bern 1937–1985 lichen. Sie gehören zu den Pionieren der Kinderpsychiatrie, einer Disziplin, welche die Lösung gesellschaftlicher Probleme ver- sprach. Wann ist ein Kind noch normal und wann schon anor- mal? Die Frage treibt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- derts Politiker, Lehrerinnen und Ärzte um. Sie wünschen sich ein «gesundes Volk» und eine «Gesellschaft ohne Kri- minelle und Asoziale». Dafür aber braucht es Prävention. Die junge Disziplin Kinderpsychiatrie verspricht die Lösung des Problems. Sie testet, triagiert und therapiert in den neuen «Beobachtungsstationen» auffällige Kinder und Jugendliche, die mehrheitlich aus den Unterschich- Urs Hafner ten kommen. Das Berner Neuhaus ist eine der ersten dieser Stationen. Es geboren 1968, ist promovierter wird 1937 auf dem Areal der psychiatrischen Klinik Waldau in Bern eröffnet. Historiker, freischaffender Journalist und Hochschuldozent in Bern. Er hat Der Leiter ist der Psychiater Arnold Weber, der auch für die städtische Erzie- unter anderem «Heimkinder. Eine hungsberatung tätig ist und an der Universität Vorlesungen hält. Wie seine Geschichte des Aufwachsens in der Anstalt» (Zürich 2011) verfasst. Kollegen bedient Weber sich unterschiedlicher Methoden, favorisiert aber die freudsche Psychoanalyse. Sein Nachfolger Walter Züblin ist auch Eklektiker, setzt aber, ebenfalls wie seine Kollegen, vermehrt auf Medikamente und loka- lisiert die Störungen im Hirn. April 2022 Urs Hafner Gebunden. ca. 160 S., ca. 15 Abb. farbig und sw. Kinder beobachten ca. CHF 28 / ca. EUR 28 Das Neuhaus und die Anfänge der Kinderpsychiatrie, Bern 1937–1985 ISBN 978-3-0340-1673-5 ISBN 978-3-0340-1673-5 9 783034 8 016735
Die Kosten des Kriegsdienstes Die Militärorganisation der Stadt Zürich baute seit 1336 auf den Zünften und der Constaffel auf. Innerhalb dieser Vereinigun- gen wurde die mit dem Bürgerrecht einher- gehende Pflicht, Wacht- und Kriegsdienst zu leisten, überprüft und umgesetzt. Als einzi- er Constaffel auf. Inner Regula Schmid ges militärisches Verwaltungsbuch auf Zunft ebene hat sich in Zürich der die Jahre 1503 ht, Wacht und Kriegs MIT DER STADT IN DEN KRIEG gsbuch auf Zunftebene nstaffel erhalten. Über nvolut eine einzigartige MIT DER STADT 6. Jahrhundert und von r Zusammenbruch der IN DEN KRIEG bis 1583 umfassende «Reisrodel» der Con- sur folgenden Verände Ereignisse, welche die aktor auf europäischer Der Reisrodel der Zürcher Constaffel, 1503–1583 staffel erhalten. Überliefert im Privatbesitz zusammen mit einer Reihe weiterer Listen, ft wiedergegeben, was eindrücklich vor Augen bildet das Konvolut eine einzigartige Doku- AGZ mentation zur städtischen Militär-, Kriegs- und Sozialgeschichte des 16. Jahrhunderts. BAND 89 «Mit der Stadt in den Krieg» führt zum Kern städtischer 26.11.21 16:29 Regula Schmid Keeling Militärverwaltung im 16. Jahrhundert und von da zu einer Gesellschaft, die ist assoziierte Professorin für Ge- mit und im Krieg lebte. Deutlich wird dabei der Zusammenbruch der Zürcher schichte des Mittelalters an der Universität Bern. Sie war 2003–2018 Militärorganisation nach der Schlacht bei Kappel und die auf diese Zäsur Aktuarin und Vizepräsidentin der An- folgenden Veränderungen des Milizwesens. Eine ausführliche Einleitung tiquarischen Gesellschaft in Zürich und ist seit 2016 Vorstandsmitglied erläutert die historischen Hintergründe und die Ereignisse, welche die Eid- der Schweizerischen Vereinigung für genossenschaft – und mit ihr Zürich – für einige Jahre zu einem politischen Militärgeschichte und Militärwissen- Faktor auf europäischer Ebene machten. Jede Seite des Rodels wird in Bild schaften. Ihre Forschungsinteressen gelten der städtischen politischen und kommentierter Abschrift wiedergegeben, was die Gegenwart des Kriegs Kultur, der Sozialgeschichte von Heer in der Zürcher Gesellschaft des 16. Jahrhunderts eindrücklich vor Augen und Krieg und der Geschichte der Historiografie. führt. Januar 2022 Regula Schmid Broschiert. 200 S., 85 Farbabb. CHF 48 / EUR 48 Mit der Stadt in den Krieg Mitteilungen der Antiquarischen Der Reisrodel der Zürcher Constaffel, 1503–1583 Gesellschaft in Zürich, Band 89 ISBN 978-3-0340-1663-6 ISBN 978-3-0340-1663-6 9 783034 9 016636
1. Gross-Zürich 1893 5. Eine Wendezeit: Wie weiter nach dem Krieg? (1945–1950) 2. Der Weg zur Metropole (1893–1914) 6. Die goldenen Jahre (1950–1967) 3. Eine Wendezeit: Der Erste Weltkrieg (1914–1919) 7. Eine Wendezeit: Die «68er»-Jahre (1967–1974) 4. Zwischen Aufschwung, Krise und Krieg (1919–1945) 8. Eine Stadt im Wandel: Das letzte Viertel des Jh. (1974–2000) 10
Eine Metropole im Wandel Die kleine grosse Stadt der Schweiz, wie hat sie sich im 20. Jahrhundert entwickelt? Helmut Meyer Wie wurde aus der Industriestadt eine Stadt Die kleine grosse Stadt der Dienstleistungen? Was wurde gebaut, wie der Verkehr bewältigt? Welche sozialen Kämpfe wurden ausgetragen? Wie veränder- ten sich die politischen Kräfteverhältnisse, das kulturelle Leben, die Situation der Frauen? Zürich im 20. Jahrhundert Auf alle diese Fragen gibt dieses Buch detaillierte Ant- worten, Epoche für Epoche: Aus Bauerndörfern und Arbeitervorstädten wurden städtische Quartiere mit Häuserblöcken, erschlossen durch Strasse, Bahn und Strassenbahn. Elektrizität, sauberes Trinkwasser, die hygienische Entsorgung von Abwasser und Müll wurden zur Selbstverständlichkeit. Generalstreik, Globus-Krawall und die Bewegung der Achtzigerjahre zeugen von gesell- Helmut Meyer schaftlichen Spannungen, Hochkonjunktur, der Ausbau der sozialen Leistun- geboren 1943, war Geschichtslehrer gen des Staats und eine sich verästelnde, pulsierende Kulturszene von gesell- am Literargymnasium Rämibühl und Dozent für Didaktik der Geschichte schaftlichen Entspannungen. an der Universität Zürich. Er ist Verfasser mehrerer Lehrmittel und zahlreicher selbständiger Publikatio- nen zur Zürcher Geschichte. April 2022 Helmut Meyer Gebunden. ca. 320 S., ca. 150 Abb. farbig und sw. Die kleine grosse Stadt ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Zürich im 20. Jahrhundert ISBN 978-3-0340-1675-9 ISBN 978-3-0340-1675-9 9 783034 11 016759
Das Ende einer Industrietradition In der Hochkonjunktur produzierte die We- berei Wängi aus eineinhalb Millionen Kilo- Pia Somogyi-Sandmeier gramm Garn jährlich rund zwölf Millionen Fadenbruch Quadratmeter Gewebe und exportierte ihre oder der letzte Schuss Erzeugnisse in die ganze Welt. 340 Personen Vom Untergang der Schweizer Textilindustrie: die Weberei Wängi (TG) fanden ein Auskommen und erarbeiteten für die Gemeinde jeden dritten Steuerfranken. Bis Anfang der 1990er-Jahre konnte die Weberei ihre Erträge jährlich steigern. Dann setzten auch für das Thurgauer Unternehmen Rückschläge ein. Nach 180-jährigem Beste- hen musste die Baumwollweberei 2003 ihre Tore für immer schliessen. Zwanzig ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Spulerin, Weberin, Schlichter, Saalmeister, Verkäufer, Pia Somogyi-Sandmeier Logistiker, Betriebsleiter, Personalchef, Finanzdirektor und Unternehmer – lic. phil., Fachjournalistin, arbeitete erzählen, wie sie die Zeit von der Expansion bis zum Niedergang der Weberei als Redaktorin und Produzentin für verschiedene Schweizer Medien. Sie Wängi miterlebten, worauf sie stolz sind, wenn sie an ihre oft lebenslange ist in Wängi (TG) als Tochter einer Tätigkeit in der Textilindustrie zurückdenken. Ihre Ausführungen spiegeln Weberin und eines Webermeisters aufgewachsen. die wirtschaftspolitischen Herausforderungen und vermitteln ein detailliertes Bild von den einzelnen Schritten der Gewebeproduktion: von der Garnbe- schaffung über die Webvorbereitung bis zum Webprozess und dem Verkauf der Stoffe. Das Buch ermöglicht es, in die vielfältige Welt der industriellen Weberei in der Schweiz einzutauchen und die letzten Zeitzeugnisse einer untergehenden Branche zu vernehmen. April 2022 Pia Somogyi-Sandmeier Gebunden. ca. 272 S., ca. 120 Abb. farbig und sw. Fadenbruch oder der letzte Schuss ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Vom Untergang der Schweizer Textilindustrie: die Weberei Wängi (TG) ISBN 978-3-0340-1680-3 ISBN 978-3-0340-1680-3 9 783034 016803 12
Der Mode unterworfen Zürich zählte um 1880 zu den weltweit grössten Seidenstoffproduzenten. Doch die 28 interferenzen Nachfrage nach den uniformen «Zürcher Artikeln» schwand zusehends. Als die Bran- che die Mode zu ihrem Geschäft machen wollte, musste sie daher tiefgreifend umge- Textur der Gestaltung Denise Ruisinger Textur der Gestaltung staltet werden. Die Zürcher Seidenstoffindustrie, 1880–1914 Denise Ruisinger schildert, wie an der zürcherischen Seidenwebschule Textil- und Modewissen verstanden, gelehrt und interpretiert wurde, wie Dessinateure, Dis- ponenten und Patroneure in die Fabriken einzogen, wie Unternehmen Modeinformationen einholten, sammelten und auswerteten und wie das firmeneigene Produktions- gedächtnis verwaltet und strategisch nutzbar gemacht wurde. Die Zürcher Seidenstoffindustrie erhielt eine neue Gestalt und entwickelte dabei eine ganz neue Praxis der industriellen Gestaltung ihrer Produkte. Denise Ruisinger ist Historikerin und Archivarin. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Verquickung von Design-, Kultur- und Unternehmens geschichte. Doktorat an der E TH Zürich. Mai 2022 Denise Ruisinger Gebunden. ca. 288 S., ca. 20 Abb. farbig und s.w. ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Textur der Gestaltung Interferenzen – Studien zur Die Zürcher Seidenstoffindustrie, 1880–1914 Kulturgeschichte der Technik, Band 28 ISBN 978-3-0340-1677-3 ISBN 978-3-0340-1677-3 9 783034 13 016773
Die Region erschliessen Thomas Eichenberger Die Wynental- und Suhrentalbahn (WSB) Vom Gotthardzubringer gehört zu den für die Schweiz typischen zur S-Bahn Die Wynental- und leistungsfähigen Schmalspur-S-Bahnen; sie Suhrentalbahn transportiert im Jahr gegen acht Millionen Reisende in den beiden Tälern südlich von Aarau. Ihre vollständige Integration ins hochgetaktete Schweizer Eisenbahnwesen der Gegenwart lässt vergessen, dass die WSB und ihre beiden Vorgängerbahnen, die Aarau-Schöftland-Bahn (AS) und die Wynen- talbahn (WTB), über eine reiche und wech- selhafte Geschichte verfügen, die bis in die Mitte des vorletzten Jahrhunderts zurück- reicht. Die AS und die WTB nahmen im Zuge der Ergänzung Thomas Eichenberger des damaligen Schweizer Normalspurbahnnetzes in den Jahren 1901 bezie- Jg. 1959, Dr. phil., Historiker, Mit hungsweise 1904 ihren Betrieb als elektrische Überlandstrassenbahnen auf, arbeiter an der ETH Zürich. zu jener Zeit das modernste Verkehrssystem. Hinter beiden Bahnen standen Dieter Eichenberger aber ursprünglich weiter reichende Ambitionen. So war die WTB im Vorfeld Jg. 1955, Bibliothekar an der Kan- des Baus der Alpentransversale als Gotthardzubringer gedacht. Ihre Initianten tonsbibliothek in Aarau und an der Zentralbibliothek Zürich. hofften auch, die im Wynental grassierende Abwanderung in die Schweizer Industriestädte und nach Übersee stoppen zu können. Diese Wurzeln ma- chen die beiden Bahnen zu einer geeigneten Projektionsfläche für die Unter- suchung der aargauischen Eisenbahnpolitik und unterschiedlichste Entwick- lungen des Schweizer Eisenbahnwesens ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zwar wurden auch sie in den Krisen des 20. Jahrhunderts durchgeschüttelt, im Gegensatz zu vielen anderen Schmalspurbahnen überlebten sie jedoch. Mai 2022 Thomas Eichenberger Gebunden. ca. 400 S., ca. 100 Abb. farbig und sw. Vom Gotthardzubringer zur S-Bahn ca. CHF 68 / ca. EUR 68 Die Wynental- und Suhrentalbahn ISBN 978-3-0340-1667-4 ISBN 978-3-0340-1667-4 Mit Unterstützung von Dieter Eichenberger 9 783034 14 016674
Vielschichtige Mobilität Mobilität ist ein zentrales Phänomen unse- Ueli Haefeli res Alltags. Sie ist existenzielles Bedürfnis, Ueli Haefeli Unterwegs sein kulturelle Praxis, hedonistischer Konsum. können, wollen Unterwegssein ist anthropologische Not- und müssen Mobilität im Alltag in der Schweiz wendigkeit, Erfahrung, Welterschliessung, seit dem 19. Jahrhundert Risiko, Lust und Last zugleich. Das Buch können, wollen Unterwegs sein zieht am Beispiel der Entwicklung im schwei- und müssen zerischen Bundesstaat einen weiten Bogen von der Aufbruchsstimmung um die Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart und hinterfragt die gängige These einer ständig wachsenden alltäglichen Mobilität. Mobilität ist vielschichtig in ihren Rhythmen, den ihr VGS 4 Verkehrsgeschichte Schweiz 4 zugrunde liegenden Motiven und in ihren Wegmustern. Mobilitätshandeln ist zweckgebunden, mehr oder weniger routiniert, manchmal bewusst inszeniert, oft wenig reflek- Ueli Haefeli tiert oder spontan und nicht weiter begründbar. Und nicht zuletzt ist Mobilität Titularprofessor für nachhaltige ein gesellschaftspolitisches und damit ein historisch wandelbares Phänomen. Mobilität an der Universität Bern, forscht zu verschiedensten Aspekten In Zeitdiagnosen schwingt oft die positiv, fallweise auch negativ gewertete An- von Verkehr und Mobilität in Vergan- nahme mit, Mobilität sei mit der Moderne wesensmässig verknüpft. Als Gegen- genheit, Gegenwart und Zukunft. these wird ein differenzierteres Verständnis von Mobilität postuliert, welches verschiedene Facetten unseres Mobilitätsverhaltens herausarbeitet und die grundsätzlich problematische Sicht einer kontinuierlichen Mobilitätszunahme verabschiedet. Markus Sieber Markus Sieber Schneller, weiter, billiger, mehr? Mobilität und Verkehr in der Schweiz seit 1918 Markus Sieber Schneller, weiter, Schneller, weiter, billiger, mehr? billiger, mehr? Mobilität und Verkehr in der Schweiz seit 1918 Verkehrsgeschichte Schweiz, Band 3 Erscheint im Januar 2022. Gebunden. 360 Seiten, 20 Abb. sw., 28 Tab., 43 Grafiken VGS 3 Verkehrsgeschichte Schweiz 3 ISBN 978-3-0340-1659-9. CHF 48 / EUR 48 Februar 2022 Ueli Haefeli Gebunden. ca. 240 S., ca. 30 Abb. farbig und sw. Unterwegs sein können, wollen und müssen ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Mobilität im Alltag in der Schweiz seit dem 19. Jahrhundert Verkehrsgeschichte Schweiz, Band 4 ISBN 978-3-0340-1672-8 ISBN 978-3-0340-1672-8 9 783034 15 016728
Alltag in Briefen gespiegelt Im Nachlass von Hans Huber fanden sich Briefe, Postkarten und Ansichtskarten, für Kommunikation (Hg.) die wohl nicht zufällig aufbewahrt wur- iefe, Post ufällig auf «Sehr geehrter Herr! eginn seiner tationierung Schwer erstaunt den Kur ren, die nach über diese Zeilen …» den. Sie dokumentieren den Beginn sei- Museum enlernen, um ner Lehre zum Mechaniker, eine mehrwö- Schwer erstaunt über diese Zeilen …» nblicke in den chige Stationierung im Spital von Huttwil rund um Hutt die modernen hmus lebt, die und den darauffolgenden Kuraufenthalt nnt wie wir «Sehr geehrter Herr! in Heiligenschwendi. Zudem fanden sich Briefe aus späteren Jahren, die nachzeich- fner in Hutt wil nen, wie sich zwei Menschen erst kennen- ns Huber, Ha Post für Ha lernen, um dann den Bund fürs Leben zu schliessen. 978-3-0340-1661-2 83034 016612 Alle diese Dokumente geben unverstellte Einblicke in den Alltag eines Menschen und seinen Kosmos rund um Huttwil. Es ist eine Welt zu entdecken, die ohne die modernen Medien auskommt, die einen anderen 28.09.21 13:23 Kurt Stadelmann Rhythmus lebt, die aber die gleichen Sorgen und Probleme kennt wie wir ist Ausstellungskurator am Museum heute auch. für Kommunikation in Bern. 2021. Gebunden, Kurt Stadelmann (Hg.) 140 S., 40 Abb. sw. CHF 28 / EUR 28 Schriftenreihe des Museums für «Sehr geehrter Herr! Schwer erstaunt über diese Zeilen …» Kommunikation, Bern Post für Hans Huber, Hafner in Huttwil (1920er bis 1940er Jahre) ISBN 978-3-0340-1661-2 ISBN 978-3-0340-1661-2 9 783034 016612 16
Das Werk eines Eigenwilligen «Auch wenn ich häufig, durchaus nicht im- Walter Morgenthaler, Wolfram Malte Fues mer, mich historischer Stoffe bediene, so sind sie für mich doch nie etwas anderes Kuno Raebers Romanwerk als poetisches Material: Das heisst, mich interessiert nicht, wie es war, sondern wie es hätte sein können […]. Wenn der Wissen- schaftler die Geschichte entmythologisiert, so tue ich genau das Gegenteil: ich remytho- Textfassungen und Interpretationen logisiere sie.» Kuno Raeber (1922–1992) wuchs in einer stark religiös geprägten Familie in Luzern auf, studierte in Basel Ge- schichte und Philosophie und lebte ab 1958 als freier Schriftsteller in München. Das anlässlich des hunderts- ten Geburtstags entstandene Buch möchte einen Anreiz schaffen zu verstärkter Beschäftigung mit dem eigenwil- ligen Autor, dessen Lyrik- und Prosawerk in der deutsch- sprachigen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts Walter Morgenthaler nicht in Vergessenheit geraten sollte. geboren 1946, Germanist. Kritische Das Buch stellt die vier zu Lebzeiten des Autors erschienenen Romane zur Werkausgaben: Werke von Karo- line von Günderrode (1990/91); Diskussion. In einem ersten, editorischen Teil werden die Romananfänge in Historisch-Kritische Gottfried Keller- Paralleldarstellung von Notizbuchentwurf und publizierter Fassung wieder- Ausgabe (1996–2013); Kuno Raeber. «Dieses enorme Gedicht …» ( Chronos gegeben. Der zweite, essayistische Teil vereinigt interpretierende Aufsätze 2020; mit T homas B inder). ausgewiesener Fachleute. Sie deuten die Romane aus unterschiedlicher Perspektive und thematisieren das Verhältnis des Romanwerks zur übrigen Wolfram Malte Fues Prosa und zur Lyrik. Eine Einleitung zu Leben und Werk des Autors ergänzt geboren 1944, lehrte bis 2011 das Buch. neuere deutsche Literaturwissen- schaft sowie Medienwissenschaften an der Universität Basel. Zahlreiche Kuno Raeber Publikationen, zuletzt: «Zweifel» « Dieses enorme Gedicht …» Kuno Raeber: (Essays, 2019); «buchstäblich buch- «Dieses enorme Gedicht …» stieblich» (Lyrik, 2020). Ausgewählte Gedichte in ihren Fassungen Herausgegeben von Walter Morgenthaler und Thomas Binder Ausgewählte Gedichte in ihren Fassungen Herausgegeben von Schweizer Texte, Neue Folge, Band 56 Walter Morgenthaler und Thomas Binder 2020. 304 S., 25 Abb. sw. ISBN 978-3-0340-1576-9. CHF 48 / EUR 48 Mai 2022 Walter Morgenthaler, Wolfram Malte Fues (Hg.) Gebunden. ca. 368 S., ca. 11 Abb. sw. ca. CHF 58 / ca. EUR 58 Kuno Raebers Romanwerk Schweizer Texte, Neue Folge Band 61 Textfassungen und Interpretationen ISBN 978-3-0340-1676-6 ISBN 978-3-0340-1676-6 9 783034 17 016766
Schicht um Schicht: Portfolio eines Malers «Vor uns das Bild: Der Horizont. WILLI KELLER – Malerei Das Wasser. Blütenblätter und alte Mit einer Einleitung von Peter Killer Stoffe. Am Ufer liegt Strandgut. Textiles bläht sich. Gestrüpp und Geflecht stehen uns entgegen, Rei- hen von Platten, Eismeere. Woher kommt das? Die Frage stösst ins Leere. Keine Spuren, die aufzu- finden wären, nichts, was vor die- sen Bildern läge. Keine Entwürfe. Keine Skizzen. Keine formulierte Vorstellungswelt. Kein Programm. Willi Keller malt. Das ist alles.» Die Schriftstellerin Ruth Erat lässt sich ganz auf Willi Kellers Malerei ein und stellt ihr die eigene Poesie zur Seite. Der Kunstkritiker Peter Killer, der 1977 und 1980 Peter Killer Werkkataloge zu Kellers frühen Zeichnungen und Druckgrafiken verfasst war Redaktor, Journalist, hat, ordnet ein und resümiert: «Kellers Bilder bilden nicht Wirklichkeit ab; Museumsleiter und Organisator von Kunstreisen. sie schaffen Wirklichkeit ausserhalb der Realität.» Und: «Künstlerinnen und Künstler, die sich nicht an Trends und Moden orientieren, sind die Aus- Ruth Erat ist Autorin und Kunstschaffende. Sie nahme. Willi Keller gehört zu diesen Sonderfällen. Seine Eigenwilligkeit und schreibt Prosa, Lyrik, Theater- und Eigenständigkeit faszinieren bis heute.» Sachtexte. 1944 in Schaffhausen geboren, arbeitet Willi Keller seit 1972 als freischaffen- Jolanda Spirig der Künstler und Fotograf – ein Anlass zur Rückschau und zur Publikation ist Autorin historischer Bücher. 2020 seines Hauptwerks. Ab 1969 war Zürich der Mittelpunkt seines Schaffens, seit erschien von ihr im Chronos Verlag: «Hinter dem Ladentisch. Eine Familie 1982 lebt er in Marbach (SG). Hier wandte er sich ganz der Malerei zu. Wie die zwischen Kolonialwaren und geist alten Meister arbeitet er in der anspruchsvollen Lasurtechnik, bei der Schicht lichen Herren». um Schicht transparent aufgetragen wird. April 2022 Peter Killer, Ruth Erat, Jolanda Spirig Gebunden. ca. 160 S., ca. 100 Abb. farbig und sw. Willi Keller ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Malerei ISBN 978-3-0340-1635-3 ISBN 978-3-0340-1635-3 Mit einer Einleitung von Peter Killer 9 783034 18 016353
Orpheus der Rätoromanen Als «Bild meines Lebens» bezeichnete der Komponist und Musiker Gion Antoni Derungs (1935–2012) aus dem bündnerischen Vella (Val Lumnezia) einst sein kompositorisches Œuvre. Musikalische Entwicklung und per- sönlicher Werdegang standen für Derungs in ständigem Austausch und waren eng mit einander verknüpft. Diesem dynamischen Zu- sammenspiel von Musik und Identität, Werk Laura Decurtins und Lebenslauf eines der bedeutendsten Der Bündner Komponist Schweizer Komponisten der Gegenwart geht Gion Antoni Derungs die vorliegende Biografie erstmals nach. Wie konnte Gion Antoni Derungs zum prominentesten Eine musikalische Biografie Komponisten Graubündens und zum wichtigsten musi- kalischen Vertreter Romanischbündens, zu einem «Or- pheus der Rätoromanen», werden? Sein umfangreiches Œuvre mit 191 Opuswerken in beinahe allen Gattungen der Vokal- und Ins- Laura Decurtins trumentalmusik und Hunderten von Kompositionen ohne Opuszahl spricht studierte Musikwissenschaft, Ge- von grosser künstlerischer Fantasie, einer starken musikalischen Identität schichte und Rätoromanisch in Zürich und Wien und promovierte und einem unbändigen Schaffensdrang; im unverkennbaren Personalstil mit der Publikation «Chantai zeigt sich zugleich Derungs’ produktiv-kreative Auseinandersetzung sowohl rumantsch! Zur musikalischen Selbst(er)findung Romanischbün- mit den einheimischen Musiktraditionen als auch mit den internationalen dens» (Chronos 2019). Sie arbeitet musikalischen Strömungen des 20. und 21. Jahrhunderts. Mit seiner enga- als Projektmitarbeiterin des Instituts gierten Vermittlung der Bündner Musikkultur über die Grenzen hinaus erwies für Kulturforschung Graubünden und als freie Musikwissenschaftlerin. sich Derungs zudem als einflussreicher Musikpädagoge und Kulturförderer und wurde für seine Verdienste mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Seine erste «opera rumantscha» setzte 1984/86 einen Meilenstein in der Musikge- schichte und musikalischen Selbstfindung Romanischbündens. Mai 2022 Laura Decurtins Gebunden. ca. 288 S., ca. 60 Abb. farbig und sw. Der Bündner Komponist Gion Antoni Derungs (1935–2012) ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Eine musikalische Biografie ISBN 978-3-0340-1666-7 ISBN 978-3-0340-1666-7 9 783034 19 016667
Ethik in der Warenwelt Um die Frage, was konsumiert werden darf, Lara Gruhn kreisen zurzeit viele gesellschaftliche De- Guter Konsum batten. Was ist gut, korrekt, richtig, sozial Alltägliche Ethiken zwischen Wissen und Handeln verträglich, umwelt- und tiergerecht und auch gesund? Was machen Menschen, wenn sie ethisch konsumieren? Welche Bedeutun- gen messen sie dem Konsum bei und wie sprechen sie darüber? Was sind die Funk tionen ethischen Konsums in der alltäglichen Praxis? Als ethisch verstanden wird all das, was die Konsumen t:innen selbst als gut oder richtig begreifen. Narrative Interviews, das Reden über Konsum, bilden die Basis für die Studie. Die Sicht der Akteur:innen öffnet den Blick auf gesellschaftliche (Aus-)Handlungsfelder, die anhand wei- terer Quellen aus teilnehmender Beobachtung und aus Lara Gruhn Medien untersucht werden. Entlang der Schlüsselkategorien K nowing, Doing ist promovierte Kulturwissenschaft- und Showing werden Wechselbeziehungen zwischen Wissensbeständen, lerin und arbeitet als wissenschaftli- che Assistentin und Lehrbeauftragte praktischem Handeln und performativer Narration auf einer subjektzentrier- am Institut für Sozialanthropologie ten, alltäglichen Ebene ausgeleuchtet und Funktionen ethischen Konsums und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. vorgestellt. Die entwickelten Interpretations- und Deutungsmöglichkeiten er- lauben es, ethischen Konsum neu zu denken. Darüber hinaus liefert das Buch Einsichten, wie Vorstellungen und Aushandlungen von korrektem Handeln erforscht werden können. April 2022 Lara Gruhn Broschiert. ca. 296 S., ca. 20 Farbabb. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Guter Konsum Zürcher Beiträge zur Alltagskultur, Band 31 Alltägliche Ethiken zwischen Wissen und Handeln ISBN 978-3-0340-1670-4 ISBN 978-3-0340-1670-4 9 783034 20 016704
Begegnung mit Isegrim Wölfe sind seit mehr als 25 Jahren zurück Elisa Frank in der Schweiz. Ihre Rückkehr ist nicht nur Vom Umgang mit einem ein ökologischer, sondern auch ein kulturel- multiplen Tier ler und sozialer Prozess. Sie führt zu einer Eine Ethnografie wölfischer Präsenz in der Schweiz Vielzahl von Positionsbezügen und Formen des Umgangs mit den lange abwesenden Wildtieren. Die vorliegende Studie richtet den Blick auf die gesellschaftliche Aushand- lung der Präsenz von Wölfen auch jenseits von Landwirtschaft, Naturschutz und dem Management der Behörden. Das untersuchte Netzwerk als Assemblage verstehend, folgt die als multi-sited ethnography angelegte Studie verschiedenen Spuren und schafft sich so reflexiv ihr Feld, das von der Präparationswerkstatt bis zum Genetiklabor, vom Kinderbuch bis zu den sozialen Medien und von der Elisa Frank Wolfsexkursion bis zur Parlamentsdebatte reicht. In der Analyse der Daten hat Kulturanthropologie und Ge- werden kulturelle Logiken des gesellschaftlichen Umgangs mit wölfischer schichte studiert und 2021 an der Universität Zürich promoviert. Präsenz diskutiert. Hierbei wird Natur, wie Wölfe sie verkörpern, in Relation Ihre Forschungsschwerpunkte sind zu Schlüsselkategorien wie Wissen, das «Andere», Emotion und Raum be- Mensch-Umwelt-Beziehungen und alpine Räume. schrieben. Darüber hinaus analysiert die Studie multiple Formen der «Koope- ration in der Differenz», die sich im Konfliktfeld der Wolfsrückkehr bei aller Konkurrenz und Heterogenität von Wissensbeständen und Positionen den- noch finden. Juni 2022 Elisa Frank Br. ca. 512 S., ca. 52 Abb. farbig und sw. ca. CHF 68 / ca. EUR 68 Vom Umgang mit einem multiplen Tier Zürcher Beiträge zur Alltagskultur, Band 30 Eine Ethnografie wölfischer Präsenz in der Schweiz ISBN 978-3-0340-1669-8 ISBN 978-3-0340-1669-8 9 783034 21 016698
Einblicke in eine andere Schulkultur An den Zürcher Seminaren Küsnacht, Un- ADRIAN JUEN ADRIAN JUEN terstrass und der Höheren Töchterschule wirkten zwischen 1900 und 1950 zahlreiche Hauswarte und Hausmütter in vergleichbarer DIE HÄUSLICHE ORDNUNG SCHULISCHER PÄDAGOGIK DIE HÄUSLICHE ORDNUNG und doch diverser Arbeits- und Lebenspraxis. SCHULISCHER Ihre Untersuchung erlaubt neue Einblicke in PÄDAGOGIK ZUR PRAXIS DER HAUSWARTE UND vergangene Schulkulturen. Durch ihr indi- HAUSMÜTTER AN DEN ZÜRCHER LEHRERINNENSEMINAREN, 1900–1950 viduelles und allgemeines, praktisches und diskursives Handeln bringen diese kaum erforschten Akteur:innen zum Ausdruck, wie der physische Raum und die darin Anwesen- den in der Verwobenheit des täglichen Ge- schehens Schule als bedeutungsvolle gesell- schaftliche Organisation formierten. Die Aufgaben der Hauswarte und Hausmütter umfass- Adrian Juen ten die Regulierung des Zugangs und Takts sowie die Reinigung, Heizung, Promotion in historischer Bildungs- Beleuchtung und Wartung der Schulanlagen. Ausserdem beaufsichtig- forschung an der Universität Zürich; 2017–2021 wissenschaftlicher ten, betreuten und verpflegten sie die Schüler:innen und unterstützten die Mitarbeiter am Zentrum für Schul Lehrer:innen. Omnipräsenz und eine tiefe persönliche Involviertheit ins ört- geschichte der Pädagogischen Hoch- schule Zürich. liche Sozialgefüge zeichneten sie aus. Als Verkörperung programmatischer Werte und des Hidden Curriculums wirkten Hauswarte und Hausmütter pädagogisch. Die Studie erzählt zuweilen persönliche Geschichten, zeigt aber vor allem, wie sich gesellschaftliche, häusliche und pädagogische Ordnun- gen im Schulalltag verknüpften. April 2022 Adrian Juen Gebunden. ca. 302 S., ca. 2 Abb. sw. ca. CHF 38 / ca. EUR 38 Die häusliche Ordnung schulischer Pädagogik Historische Bildungsforschung, Band 11 Zur Praxis der Hauswarte und Hausmütter ISBN 978-3-0340-1674-2 an den Zürcher Lehrer:innenseminaren, 1900–1950 ISBN 978-3-0340-1674-2 9 783034 22 016742
Vielfältige Geschichte Schaffhausens Der neueste Band der «Schaffhauser Bei- Historischer Verein des Kantons Schaffhausen träge zur Geschichte» vereinigt Artikel von Schaffhauser Geschichte fünfzehn Autorinnen und Autoren. Sie be- im Fokus fassen sich mit Themen aus Wirtschafts-, Festschrift für Hans Ulrich Wipf Sozial- und Kulturgeschichte oder mit her- ausragenden Persönlichkeiten. Die zeitliche Spannweite der behandelten Themen reicht vom Spätmittelalter bis zum 21. Jahrhundert. Gewidmet ist der Band Hans Ulrich Wipf, dem früheren Stadtarchivar von Schaffhau- sen, Mitverfasser der «Schaffhauser Kantons- geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts» und freischaffenden Historiker. Im Fokus stehen unter anderem Heiratsstrategien des Stadtadels im Spätmittelalter, Schaffhausens republika- Historischer Verein nisches Selbstverständnis zwischen Eidgenossenschaft und Reich, seine des Kantons Schaffhausen Finanzlage während des Dreissigjährigen Kriegs, die Geschichte des Bürger- Der 1856 gegründete Historische Verein gibt seit 1863 die «Schaffhau- hauses zur «Weissen Rose» im Licht neu ausgewerteter Quellen sowie die ser Beiträge zur Geschichte» heraus, Mitarbeit der Stuckateure Samuel Höscheller und Hans Jakob Schärer an der seit 1993 in Zusammenarbeit mit dem Chronos Verlag. künstlerischen Ausstattung des Zürcher Rathauses. Die neuere Schaffhau- ser Wirtschaftsgeschichte betreffen Artikel über den Konkurs der Privatbank Zündel & Co. 1914, über vorsorgliche Massnahmen der Georg Fischer AG im Kalten Krieg und über die jüngste Kontroverse um das Archiv der Schaff hauser Kantonalbank. Eine Würdigung von Hans Ulrich Wipf und die Liste seiner gut 400 Publikationen aus sechs Jahrzehnten runden den Band ab. Mit Beiträgen von: Kurt Bänteli, Franziska Eggimann, Daniel Grütter, Roland E. Hofer, Peter Jezler, Eduard Joos, Adrian Knoepfli, Oliver Landolt, Mandy Ranneberg, Peter Scheck, Karl Schmuki, Markus Späth-Walter, René Specht, Matthias Wipf, Mark Wüst. März 2022 Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Gebunden. ca. 336 S., ca. 120 Abb. farbig und sw. Schaffhauser Geschichte im Fokus ca. CHF 48 / ca. EUR 48 Festschrift für Hans Ulrich Wipf Schaffhauser Beiträge zur Geschichte 93/2021 ISBN 978-3-0340-1678-0 ISBN 978-3-0340-1678-0 9 783034 23 016780
Lebendiges Tor zu Winterthur Das neue Sehen auf die Welt Hans Potthof early painting frühe malerei early painting – photography | frühe malerei – fotografie photography fotografie Hans Potthof Georg M. Hilbi Als Bauwerk ist das Untertor bereits 1871 ver- Hans Potthof (1911–2003) zählt zu den bedeu- schwunden, dennoch bildet die gleichnamige tenden Kunstmalern des 20. Jahrhunderts in der Gasse einen stark frequentierten Zugang zur Schweiz. Die Arbeiten der 1930er- und frühen Winterthurer Altstadt. Der Historiker Peter Nie- 1940er-Jahre zeichnen sich durch progressive derhäuser zeichnet im ersten Teil des Buches die Bildfindung und spontane Maltechnik aus. In Entstehung des Quartiers nach und untersucht ihnen entpuppt sich der junge Künstler als inno- seine weitere Entwicklung. vativer Vertreter des Postexpressionismus, des Im zweiten Teil des Buches verfolgt der Journalist Surrealismus und der neuen Sachlichkeit. Alex Hoster die Quartierentwicklung anhand des Neben seinem malerischen Schaffen betätigte sich Protokollbuchs der 1893 gegründeten Nachbarschaft Potthof in dieser frühen Periode auch als Fotograf. Untertor sowie mithilfe späterer Akten der Untertor Obwohl er mit seinen fotografischen Arbeiten zeit Vereinigung bis in die Gegenwart. Im dritten Teil lebens kaum an die Öffentlichkeit gelangte, sind schliesslich beleuchtet er die Alltagsgeschichte des diese künstlerisch von grossem Wert und im zeit Quartiers weiter, indem er jedes Haus einzeln vor- genössischen Kontext wegweisend. stellt. Da er sich auf Familienarchive und mündliche Um die gewünschte Bildaussage zu erreichen, Überlieferungen abstützen kann, fällt der Blick mal wählte Potthof innovative Vorgehensweisen, die weit auf die Bau-, mal auf die Kultur- oder die Famili- über das dokumentarische Abbilden hinausgehen. engeschichte, mal auf Lebensbedingungen oder Mit dieser Publikation werden das fotografische Eigenheiten von Bewohnerinnen und Bewohnern. Werk von Hans Potthof und dessen frühe Malerei Dadurch wird der Mikrokosmos des früheren Unter- erstmals vorgestellt. torquartiers lebendig und nachvollziehbar. Alex Hoster Georg M. Hilbi ist ausgebildeter Buchhändler, Texter/Konzepter und Journalist studierte europäische und ostasiatische Kunstgeschichte. Er in Winterthur. Bis 2001 führte er in vierter Generation die promovierte zur Modernität in der Schweizer Malerei um 1900. familieneigene Buchhandlung an der Marktgasse. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört die Aufarbeitung der Œuvres von Hans Potthof (1911–2003), Emil Dill (1861– Peter Niederhäuser 1938) und Hans Emmenegger (1866–1940). ist freischaffender Historiker und lebt in Winterthur. Neben seiner Tätigkeit in Museen und als Reiseleiter forscht und pub- liziert er zur Landesgeschichte der Ostschweiz mit besonderem Schwerpunkt auf der Adels- und Kirchengeschichte. Alex Hoster, Peter Niederhäuser Georg M. Hilbi Das Untertor Hans Potthof Von der Vorstadtgasse zur Einkaufsstrasse Frühe Malerei | Fotografie Early Painting | Photography Januar 2022 Gebunden. 200 S., 184 Abb. farbig und sw. CHF 44 / EUR 44 2021. Gebunden. 360 S., 480 Abb. farbig und sw. Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 359 (2022) CHF 98 / EUR 98 ISBN 978-3-0340-1662-9 ISBN 978-3-0340-1570-7 ISBN 978-3-0340-1662-9 ISBN 978-3-0340-1570-7 24 016629 9 783034 9 783034 015707
traverse INHALT / TABLE DES MATIÈRES ISSN 1420-4355 INHALT / TABLE DES MATIÈRES t r a v e r se t r a v e r se ISSN 1420-4355 SCHWERPUNKT / DOSSIER THÉMATIQUE SCHWERPUNKT / DOSSIER THÉMATIQUE Éditorial / Editorial 7 Editorial / Éditorial 7 Zeitschrift für Geschichte – Karine Crousaz, Pierre Eichenberger, Anja Rathmann-Lutz Alexandre Elsig, Gisela Hürlimann, Sarah-Maria Schober, Isabelle Schürch Property Devolution, Sharia, and the Making of the Modern Middle East 19 Arbeitstiere. Aspekte animalischer Traktion in der Moderne 27 Beshara Doumani Juri Auderset, Hans-Ulrich Schiedt Revue d’histoire traverse traverse From Marketplace to Cosmos. The Emergence of a New Model of Balance Das Kreuzkamel als Fortbewegungs- und Transportmittel in Westanatolien. and its Impact on Thought, 1250–1375 42 Eine nutztiergeschichtliche Perspektive 43 Joel Kaye Onur İnal Sewantketten und Castorhüte. Gebrauchspraktiken von Geld und Mode Les animaux de rente comme sources pour une histoire de la transhumance in der Kolonie Nieuw Nederland 61 en Toscane (XIVe–XVIIIe siècles) 56 Eva Brugger Davide Cristoferi, Mara Visonà Reichtum als Gefahr für die Handelsrepublik. Ökonomischer Patriotismus Der Lachs auf der Leiter. Fischwege und Fischwanderungen in der niederländischen Aufklärung 79 an norddeutschen Flüssen um 1900 71 Lina Weber Z E I T S C H R I F T F Ü R G E S C H I C H T E • R E V Christian U E D ‘Zumbrägel HISTOIRE ZEITSCHRIFT FÜR GESCHICHTE • REVUE D‘HISTOIRE Erscheint dreimal pro Jahr Neoliberale Wohnungspolitik avant la lettre? Staatliche Regulierung und private Interessen im Wohnungsbau in der Schweiz (1936–1950) Florian Müller 92 Resistenz und Renitenz. Parasiten als ein- und ausgeschlossenes Drittes zwischen Rindern und Menschen (um 1920–1970) Beat Bächi 91 Sécurité sociale et normes d’égalité. Les débats au sein de l’Organisation Les animaux empoisonnés au cœur des débats sur les risques sanitaires internationale du travail, 1970–2000 117 et environnementaux liés à l’arsenic et au plomb en France (1814–1914) 108 Sandra V. Constantin, Carola Togni Amélie Bonney BILDER / IMAGES Unsichtbarer Reichtum. Wie Schweizer Künstler der frühen Neuzeit Publizieren in denINMarc Humanities MEMORIAM Vuilleumier (1930–2021), un historien du social 121 Vormoderne postkolonial? den Handel visuell verpacken 129 Charles Heimberg Urte Krass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft BILDER / IMAGES DOKUMENT / DOCUMENT Ein andines Abendmahl. Oder das cuy in der kolonialen Gesellschaft 126 Publier des revues de sciences humaines Reich, reicher, Grab im Münster. Die Stiftung des Hans Muntprat Jose Cáceres Mardones in der Konstanzer Bischofskirche 144 Lukas-Daniel Barwitzki FREIER ARTIKEL / ARTICLE LIBRE Moyen Âge postcolonial? Fremde Arbeit. Kulturelle Differenz, wirtschaftliche Entwicklung und FREIER ARTIKEL / ARTICLE LIBRE Publier des revuesdiede sciences angewandten Sozial- und humaines Geisteswissenschaften in der Schweiz um 1960 136 Publizieren in den Humanities Im Namen der «Befreiung». Von der Rückeroberung des eigenen Körpers Niki Rhyner zum Recht auf eine selbstbestimmte Existenz in der schweizerischen Vormoderne postkolonial? Frauenbewegung, 1970–1990 153 Passé, Présent et Avenir PORTRÄT / PORTRAIT Moyen Âge postcolonial? Anja Suter Gotthardbahn, Trans Europ Express und Reisekultur. Quellen zum Bahnland Schweiz bei SBB Historic 150 PORTRÄT / PORTRAIT Susanne Hofacker, Remo Lütolf La Cinémathèque suisse. Des sources pour l’histoire du cinéma et plus encore 169 DEBATTE / DÉBAT Christine Tourn L’animal de rente. Quelle rente? 164 Jocelyne Porcher, Chloé Mulier, Félix Jourdan, Vanina Deneux Besprechungen / Comptes rendus 177 Besprechungen / Comptes rendus 178 11 1_2022 2 2_2022 2022 2022 Die zweisprachige Zeitschrift ver- Die Praxis des wissenschaftlichen Die Geschichtswissenschaft belebt steht sich als Forum der Geschichts- Publizierens hat sich in den letzten sich immer wieder durch Ansätze forschenden in der Schweiz mit ei- Jahren radikal verändert. Etab- und Konzepte von aussen und nem Horizont, der über Landes- und lierte Formen des Publizierens – aktuelle gesellschaftliche Anliegen Fachgrenzen hinausreicht. «Tra- wie etwa die Buchproduktion verändern unseren Blick auf Ge- verse» ist sowohl eine historische oder auch durch Subskriptionen schichte. In den letzten Jahrzehn- Fachzeitschrift als auch ein Organ, finanzierte Zeitschriften – geraten ten haben intensive Debatten um das einem interessierten Publikum durch diesen Wandel unter Druck, postkoloniale und intersektionale Einblick in die aktuelle historische für andere wiederum bieten die Perspektivierungen dazu geführt, Forschung gibt und deren Beitrag zu Veränderungen eine Chance, was das Fach zu erweitern und im gesellschaftlich relevanten Fragen insbesondere die zahlreichen Hinblick auf seine üblichen Haupt diskutiert. Zudem versteht sich die Neugründungen von digitalen akteure zu dezentrieren. Zeitschrift als Publikationsorgan für Zeitschriften zeigen. Das Themenheft setzt sich auf drei jüngere Forschende. Die traverse ist selbst massiv von Ebenen mit den theoretischen diesem Wandel betroffen, innerhalb Angeboten, gesellschaftspoliti- Cette revue bilingue se définit der Redaktion wird intensiv über schen Herausforderungen und comme un forum pour les histo das wissenschaftliche Publikations epistemologischen Komplexitäts- riennes et historiens suisses et wesen im digitalen Zeitalter debat- forderungen auseinander, die von s’efforce de dépasser les frontières tiert; neue Publikationsmöglichkei- den postcolonial studies an die nationales et entre les disciplines. ten und -formen werden diskutiert Geschichtswissenschaft herange- «Traverse» est non seulement une und entwickelt. In dieser Spezial- tragen werden: Erstens fragen wir revue d’histoire mais aussi un or- nummer wird diese Debatte nach nach der Motivation, sich mit ihnen gane qui offre à tout public inté- aussen getragen. Das Heft widmet auseinanderzusetzen, und nach der ressé une entrée dans la recherche sich vollumfänglich dem Machen Rolle der Historiker*innen in der Ge- historique récente et apporte sa wissenschaftlicher Zeitschriften sellschaft. Zweitens interessiert uns contribution à des débats de société. im deutschen und französischen der konkrete Einfluss der postcolo- La revue favorise en particulier la Sprachraum und versucht, die ge- nial studies auf die Forschung, den publication de jeunes chercheuses et genwärtigen Herausforderungen zu Theorietransfer, die Erschliessung chercheurs. benennen und Wege aufzuzeigen, neuer Perspektiven und die Verän- wie wir ihnen begegnen können. derung in der Methodologie. Und drittens kommt die Frage nach der Operationalisierung und didakti- schen Vermittlung auf: Wie und wo wird postkoloniale Theorie ange- wandt und gelehrt? Abonnement gedruckt plus digital Tina Asmussen, Marino Ferri, Matthieu Gillabert, Anja Rathmann- CHF 75 / EUR 60 Stéphanie Ginalski, Jan-Friedrich Lutz, Isabelle Schürch (Hg.) (Sie erhalten zusätzlich zur gedruckten Missfelder, Anja Rathmann-Lutz (Hg.) Vormoderne postkolonial? Publikation auch die PDF-Version des Hefts.) Publizieren in den Humanities Moyen Âge postcolonial? Publier en sciences humaine Abonnement digital (PDF) Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft CHF 50 / EUR 45 Passé, Présent et Avenir Einzelheft gedruckt: CHF 28 / EUR 24 April 2022 August 2022 digital (PDF): CHF 20 / EUR 20 Traverse, Heft 2022/1 Traverse, Heft 2022/2 ISBN ISBN 978-3-905315-85-1 978-3-905315-85-1 ISBN 978-3-905315-86-8 Abonnemente für Studierende ISBN 978-3-905315-86-8 gedruckt plus digital: CHF 54 / EUR 50 digital: CHF 25 / EUR 20 25 9 783905 315851 9 783905 315868
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