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Nr. 1 / 2019

Magazin. SCHWE ZER SCHES N TI NAL
MUSEUM. MUSÉE NATI NAL SU SSE. MUS
E NAZ ON LE SV ZZER . MUSEUM N
Z UN L SV ZZER.

Sündenbock           Drucken seit 1519        Bodenschätze
Schuldprojektionen    Von der Bibel bis zur    Wintergemüse
   und Rituale             Banknote             in Prangins
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SEE THE UNSEEN
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Auftakt                                    Inhalt

                                                                          04 Best of Blog

                                                                          Landesmuseum Zürich
                                                                          06	Glanzlichter der
                                                                              Gottfried-Keller-Stiftung
                                                                          10 Sündenbock
                                                                          12   Von der Bibel bis zur Banknote
                                                                               Drucken seit 1519
                                                                          14 Kinderseite
                                                                             Buchdruck
                                                                          16   Einfach Zürich

                                                                          Château de Prangins
                                                                          20 Swiss Press Photo 18
                                                                          23 Winterliche Bodenschätze
                 Liebe Leserin,                                           Forum Schweizer
                  lieber Leser                                            Geschichte Schwyz
                                                                          25 Die Schweiz anderswo
                                                                             Die 5. Schweiz
Sind Sie schon mal mit einem Löwen durch die Stadt spaziert? Ich
auch nicht. Aber Bildhauer Urs Eggenschwyler schon. Anfang des            26 Historische Figuren
                                                                                                                3
20. Jahrhunderts war’s und meist mitten in der Nacht, weil die Zür-          Der Schweizer Geschichte
cher Stadtbevölkerung das nicht so toll fand. Das ist nur eine von           auf der Spur
vielen Geschichten in unserer neuen Ausstellung «Einfach Zürich»
(mehr ab Seite 16).                                                       Aus der Museumswelt
   Apropos einfach: Einen Garten zu pflegen, ist nicht ganz so ein-       28 Gastmuseum
fach, wie man meinen könnte. Insbesondere, wenn es sich um einen             Museum für Kunst
historischen Garten handelt. Dass man sich auch im Winter um die             und Geschichte Fribourg
Pflanzen kümmern muss, wissen unsere Mitarbeitenden in Prangins
ganz genau. Seit Jahren stehen sie jeden Tag zwischen den Gemüse-         31 Museumstipps
beeten und schauen dort zum Rechten (mehr auf Seite 23).
   Ob Löwenhalter oder Gärtner, die Gesellschaft braucht ab und zu        Rubriken
einen Sündenbock. Einen Menschen, dem man die Verantwortung
                                                                          18   Jahresrückblick in Zahlen
für alles Schlechte geben kann. So fällt es leichter, Schicksalsschläge
und Katastrophen zu ertragen. Dieser psychologische Mechanismus           32 Momente
funktioniert – seit die Menschheit existiert – immer gleich. Nur die      35 Wettbewerb
Art der Ächtung hat sich mit den Jahrhunderten verändert (mehr ab
Seite 10).                                                                48 Boutique
   Nun aber genug geplaudert. Ich will Sie nicht von der Lektüre          50 Interview
abhalten und wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.                             RTS-Korrespondentin
                                                                             Anne Fournier
Andreas Spillmann
Direktor Schweizerisches Nationalmuseum
                                                                          Termine
                                                                          37 Veranstaltungen
                                                                          40 Agenda
Cover: Setzkasten der Schrift Grandjean, einer Schrift entstanden
unter König Ludwig XIV. von Frankreich (1643–1715).
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Best of Blog

                Fussball für alle
              – erst seit 51 Jahren

4

                      Foto einer Reportage über den Damen-Fussball-Club Zürich, März 1968.

    1
        968 markierte einen Wendepunkt in der              hentlich einen Spielerpass ausgestellt bekam und
        Geschichte des Schweizer Fussballs. Es             mit den Knaben mitspielen durfte, bis der Verband
        war das Jahr, in dem Fussball für alle zu-         den Fehler bemerkte und ihr die Lizenz entzog.
    gänglich wurde: Am 28. Februar wurde mit                   1966 wehrte sich der nationale Fussballverband
    dem «Damen-Fussball-Club Zürich» der erste             gegen die Aufnahme des FC Goitschel, bot den Spie­
    Frauenfussballverein der Schweiz gegründet.            lerinnen aber die Schiedsrichter-Ausbildung an.
                                                           Stück für Stück eroberten die jungen Kickerinnen
    In den 1950er-Jahren hatte sich in Basel noch hef-     so die Männerbastion Fussball. Das erste Spiel mit
    tiger Widerstand geregt gegen ein geplantes «Da-       je 11 statt wie an Turnieren mit 6 Spielerinnen fand
    men-Fussball-Länderspiel» Holland gegen Deutsch-       im Frühling 1967 in Wohlen statt: Goitschel gewann
    land. Der Schweizerische Fussball- und Athletik-       gegen ein gemischtes Zürcher Team mit 6:0.
    verband distanzierte sich und liess verlauten, der         Aus diesem Zürcher Team formierte sich im Fe-
    Anlass sei «eher in die Kategorie einer Schaustel-     bruar 1968 der Damen-Fussball-Club Zürich DFCZ
    lung oder Zirkusdarbietung» einzureihen und dürfe      als erster Klub im Sinne eines Vereins (nach Arti-
    nicht in Basel stattfinden (Sport, 28. 8. 1957).       kel 60 ZGB). Als Gründerinnen und Gründer gel-
       Das Spiel im Fussballklub war Mädchen und           ten die beiden Schwestern Ursula und Trudy Mo-
    Frauen in den 1960er-Jahren verboten, aber             ser, sowie deren Vater Franz. Nach der offiziellen
    schweizweit entstanden erste informelle Teams,         Gründungsversammlung fand am 11. April 1968 die
    die sich an lokalen «Grümpelturnieren» massen.         konstituierende Generalversammlung des DFC Zü­
    Das bekannteste Team war der FC Goitschel, der         rich statt. Die Dokumente aus der Frühzeit lagern
    im Kanton Aargau viele erfolgreiche Turniere be-       heute im Archiv des FC Zürich. Weiterlesen: blog.
    stritt. In Sitten kam es 1965 zu einem spektaku-       nationalmuseum.ch/2018/09/frauenfussball-
    lären Fall, als die 12-jährige Madeleine Boll verse-   erst-seit-50-jahren/
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Die älteste Schrift der Schweiz
                        Obwohl sie kein eigenes Alphabet entwickelt hat-
                        ten, kamen die am Alpensüdrand lebenden Kelten
                        durch den Kontakt mit den Etruskern früh in Be-
                        rührung mit der schriftlichen Kommunikations-
                        form. Sie übernahmen das etruskische Alphabet
                        und passten es ihrer Sprache an, woraus das Alpha-
                        bet «von Lugano» – oder «lepontisches» Alphabet
                        – entstand. Im ehemals lepontischen Gebiet zählt
                        man rund 140 Inschriften; die ältesten gehen auf
                        die Zeit um 550 v. Chr. zurück. Es sind die ältesten
                        Zeugnisse einer keltischen Sprache in Europa.
                        Mehr dazu: blog.nationalmuseum.ch/2018/10/
                        die-aelteste-schrift-der-schweiz/

  SAFIR – ein Auto aus Zürich-West
                        Wo heute das Zürcher Tonhalle-Orchester spielt,
                        wurden von 1907 bis 1910 Automobile produziert.
                        Deren Firmenname, SAFIR, steht für «Schweizer
                        Automobil Fabrik in Rheineck». Dort wurde die
                        Fabrik von den St. Gallern Anton Dufour und Jakob      5
                        Schmidheiny 1906 gegründet, bevor sie 1907 nach
                        Zürich verlegt wurde. Übrigens: Bei SAFIR entwi-
                        ckelte Rudolf Diesel, der Erfinder des Dieselmo-
                        tors, 1908 den ersten schnell laufenden Fahrzeug-
                        Selbstzünder und machte damit einen ent­­schei­
                        denden Schritt im Antrieb von Nutzkraftfahrzeu-
                        gen. Mehr dazu: blog.nationalmuseum.ch/2018/
                        10/safir-ein-auto-aus-zuerich-west/

Von der Sklavin zur Gesellschaftsdame
                        Ihre Geschichte klingt wie ein Märchen: Die aus
                        der Kaukasusregion stammende Aïssé (1693/4–
                        1733) wurde als Kind auf dem Sklavenmarkt ver-
                        kauft und wuchs dann in Pariser Adelskreisen auf.
                        Sie faszinierte Zeitzeugen und verewigte sich mit
                        ihren Briefen als Literatin der Aufklärung. Aïssés
                        Biografie bildete die Inspiration für die Figur
                        der Haydée in Alexandre Dumas’ «Der Graf von
                        Monte Christo», der zwischen 1844 und 1846 als
                        Fort­setzungsgeschichte erschien und heute als
                        Klas­siker der Weltliteratur gilt. Mehr dazu: blog.
                        nationalmuseum.ch/2018/10/aisse-von-der-
                        sklavin-zur-gesellschaftsdame/

             blog.nationalmuseum.ch
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Porträt von Lydia
    Welti-Escher,
    der Begründerin
    der Gottfried-Keller-
    Stiftung, gemalt
    von Karl Stauffer,
    Kunsthaus Zürich.

6
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Landesmuseum Zürich

  Glanzlichter
  der Gottfried-­
 Keller-Stiftung
D
        ie Schweiz hat keine          Welti ebenfalls nach Italien in die   der beiden in der italienischen
        Nationalgalerie, da-          toskanische Stadt. Dort begannen      Hauptstadt. Lydia Welti-Escher
        für hat sie die Gott-         Maler und Modell angeblich eine       wurde in eine psychiatrische Kli­
fried-Keller-Stiftung. Hinter         Affäre. Die Situation eskalierte      nik eingewiesen, Karl Stauffer ins
diesem Namen verbirgt sich            und die beiden flohen nach Rom.       Gefängnis gesteckt. Ihm wurde
nicht nur hochkarätige Kunst,         Mit seinem politischen Einfluss       vorgeworfen, er habe die angeb-
sondern auch ein tragisches           erwirkte der Schwiegervater, Bun-     lich geisteskranke Lydia verge-
Schicksal.                            desrat Emil Welti, die Verhaftung     waltigt. Die Diagnose «systema-

Gegründet wurde die Gottfried-­
Keller-Stiftung 1890 von Lydia
Wel­ti-Escher. Escher? Genau, Ly­
dia war die Tochter des berühm-                                                                                  7
ten Schweizer Eisenbahnpioniers
Al­fred Escher. Nach dessen Tod
1882 erbte sie als einziges Kind
sein ganzes Vermögen. Doch glü­ck­­
lich wurde sie damit nicht. Ver-
heiratet mit Friedrich Emil Welti,
dem Sohn von Bundesrat Emil
Welti, fühlte sie sich in ihrer Ehe
einsam. Als ihr Mann seinen ehe­
maligen Schulkollegen, den be-
gabten Maler Karl Stauffer, bat,
Lydia zu porträtieren, verwan-
delte sich ihre Einsamkeit in eine
Tragödie.

    Missglückte Flucht
Die Beziehung zwischen dem Ber-
ner Künstler und der Escher-Er-
bin wurde bald mehr als eine g­e-
schäftliche Verbindung. Als Karl
Stauffer 1888 mit finanzieller Un-
terstützung des Ehepaars Welti
nach Florenz ging, um die Bild-
hauerei zu studieren, schien das
Techtelmechtel ein Ende zu ha-
ben. Doch schon ein Jahr später
zogen Friedrich Emil und Lydia               Selbstporträt des Malers Karl Stauffer, Datum unbekannt.
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Studio Geissbühler
Herbert Fritsch
Totart Tatort
Schauspielhaus
Zürich
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Landesmuseum Zürich

tischer Wahnsinn» erwies sich
al­lerdings bald als unhaltbar. L­y-
dia Welti-Escher konnte die Kli-
nik verlassen. Damit war auch die
Anschuldigung gegen Karl Stauf-
fer vom Tisch. Obwohl in Freiheit,
fanden die beiden nicht mehr
zu­einander. Karl Stauffer starb
kurz darauf an einer Überdosis
Schlafmittel. Lydias Lebenswille
war gebrochen.

     Stiftungsgründung
      und Selbstmord
Zurück in der Schweiz folgte die
Scheidung von Friedrich Emil
Wel­ti. Die Trennung trug dem
Bundesratssohn ein beträchtli-
ches Vermögen ein. Ihr restliches
Vermögen, knapp fünf Millionen
Franken, vermachte die Tochter
von Alfred Escher der Schweize-
rischen Eidgenossenschaft. Die
von ihr gegründete Stiftung hat-
te den Zweck, bedeutende Werke
der bildenden Kunst zu kaufen.                                                                                      9
Ironischerweise war es Lydias Ex-
Mann, der sie bei den Vertrags-
verhandlungen beriet. Er war es
auch, der auf die Umbenennung
der Institution von Welti-Escher-
in Gottfried-Keller-Stiftung ge-
drängt hatte. Vermutlich, weil
der Name Welti-Escher nach den          Lydia Welti-Escher vermachte mit der Stiftung ihr Vermögen der Kunst.
Geschehnissen in Rom zu stark
belastet war. Da der Dichter zum
Freundeskreis der Familie Escher       Lydia Welti-Escher das Leben.        Kunst äusserst bedeutenden Gott­
gehört hatte, liess sich die Stifte-   Was als Liebe zur Kunst begonnen     fried-Keller-Stiftung geniesst, soll­
rin schliesslich überzeugen.           hatte, endete in einer menschli-     te man dabei die Grün­derin und
   Nur ein Jahr danach, 1891, nahm     chen Tragödie. Wenn man heute        ihr tragisches Schicksal nicht ganz
sich die gerade einmal 33-jäh­rige     die Preziosen der in der Schweizer   vergessen.

                                       14. FEB – 22. APRIL 19
                                    LANDESMUSEUM ZÜRICH
                            Glanzlichter der Gottfried-Keller-Stiftung

 Die Sammlung der Gottfried-Keller-Stiftung ist eine der wichtigsten Sammlungen zur Schweizer
 Kunst. Die Ausstellung im Landesmuseum zeichnet die Geschichte der Stiftung nach und zeigt mit
 kostbaren Objekten wie Goldschmiedearbeiten, Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen vom 12.
 bis ins 20. Jahrhundert die Vielfalt der Sammlung auf. Parallel dazu widmet sich das Museo d’arte
 della Svizzera italiana in Lugano den Meisterwerken der Malerei aus der GKS-Sammlung.
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Noch heute werden
  einzelne Menschen
  stellvertretend für
   gesellschaftliche
­Probleme verantwort-
     lich gemacht.
Landesmuseum Zürich

               Sündenbock
D
         er Mechanismus, welcher vorge-                fünf Kinderschädel, die im Umkreis einer Pfahl-
         schichtlichen und antiken Ritualen            bauersiedlung gefunden wurden, andeuten. Dank
         von Menschenopferungen zugrun-                der drei am besten erhaltenen Schädel wissen wir,
de liegt, lässt sich auch in der modernen              dass die Kinder durch Gewalteinwirkung getötet
Gesellschaft beobachten, wie ein kürzlicher            wurden. Eine plausible Interpretation ist, dass es
Vor­fall in der Armee beweist.                         sich hierbei um Menschenopfer handelt.

Im September 2018 kam es in der Rekrutenschule                        Moderne Gewalt
der Schweizer Fliegerabwehr zu einem Vorfall. Ein      In Europa verschwanden die letzten Tötungsrituale
Tessiner Rekrut wurde auf Befehl des Zugführers        erst vor zwei- bis dreihundert Jahren. Peter Sloter-
von seinen Kameraden vor laufender Handykame-          dijk schreibt verblüfft: «Nichts ist an der Menschen-
ra «gesteinigt». Der später in den Medien kursie-      welt so erstaunlich wie die Fähigkeit der Zusammen-
rende Film zeigt, wie die Rekruten Nüsse und Stei-     lebenden, mit den Unterschieden zwischen ihnen
ne auf den Rücken des Opfers werfen. Ausserdem         zurecht zu kommen (…)» – er fährt allerdings mit
wurde bekannt, dass der Rekrut wie auch andere         dem Zusatz fort: «jene Momente ausgenommen, in
bereits zuvor gedemütigt worden waren. Das Vi-         denen sie sich, wie zur Entspannung, auch einmal
deo löste eine Welle empörter Diskussionen aus.        eine Hetze gönnt.»
   Der Mechanismus, der dem Verhalten der Re-             Die auf der jüdisch-christlichen Religion basie-
kruten und des Offiziers zu Grunde liegt, lässt        rende Aufklärung setzte der rituellen Opferung von
sich in allen Epochen und Kulturen der Mensch-         Menschen zwar ein Ende, der zugrundeliegende
heit beobachten: Es ist die konforme kollektive        Mechanismus bestimmt das menschliche Zusam-             11
Gewalt der Gruppe gegen einen Einzelnen. Oft-          menleben aber noch immer. In den meisten Fällen
mals ist dieser Einzelne bereits Aussenseiter.         spielt er sich heute jedoch subtil ab und endet in
Die Gruppe kanalisiert ihre alltägliche Rivalität,     psychischer Gewalt – in Ausgrenzung oder öffent-
Aggression und Gewalt auf dieses eine Opfer, um        licher Demütigung etwa. Wir lassen uns vom Sün-
den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinschaft            denbock-Mechanismus bloss schockieren, wenn er
zu festigen.                                           physische Gewalt zur Folge hat, wie beim eingangs
                                                       erwähnten Vorfall. Erkannt und verstanden wird
      Rituelle Tötung von Menschen                     der Mechanismus in der Regel nur von aussen,
Auslöser für die Opferung von Menschen waren in        Täter und Opfer haben ihre Rollen verinnerlicht,
der Urzeit oftmals Krisen – akut oder drohend –        so auch der betroffene Rekrut: Erst als sein Vater
wie beispielsweise eine Flut. Menschen, die keine      das Handyvideo entdeckte, wurde die Militärjustiz
Ahnung von geophysischen und meteorologischen          eingeschaltet.
Prozessen hatten, gerieten in Panik und dachten,
das von der Naturkatastrophe verursachte Elend
sei die Strafe einer höheren Macht. Doch wer hatte
etwas verbrochen, wer hatte den Zorn der Götter
verschuldet? Statt in eine Endlosschlaufe gegen-
seitiger Beschuldigungen abzudriften, einigt sich                 15. MÄRZ – 30. JUNI 19
die Gemeinschaft in solchen Situationen bald auf                LANDESMUSEUM ZÜRICH
wenige, projiziert auf diese die alleinige Schuld                      Sündenbock
an der Krise und bestraft sie. Das Opfer versöhnt
nun nicht nur die Götter, sondern auch die Gruppe       Die Ausstellung untersucht kollektive Gewalt
selbst.                                                 gegen Einzelne, von urzeitlichen Menschenop-
   Wie universell diese Rituale sind, zeigt die Tat-    ferungen bis zu heutiger Gewalt. Ebenso the-
sache, dass sich Menschenopferungen bei allen al-       matisiert werden Kräfte, die sich der Gewalt
ten Völkern feststellen lassen. In der europäischen     entgegenzustellen versucht haben.
Bronzezeit waren solche Opfer auch Kinder, wie
Landesmuseum Zürich

               Von der Bibel
               zur Banknote
     B
            eim Stichwort Drucken denkt man zu-            karten geweckt; heute gehört deren Herstellung
            erst an Bücher und Zeitungen. Dass             zum festen Repertoire der Firma.
            dazu auch geografische Karten oder
     Plastikgeld gehören, ist vielen im ersten                         Geografische Karten
     Moment nicht bewusst. Ein Rückblick in die            Apropos Karten. Ein weiteres Standbein der Zür-
     Geschichte einer vielseitigen Branche.                cher Firma sind geografische Karten. Bereits 1525
                                                           druckte Christoph Froschauer, ein eingewanderter
     Orell Füssli. Mit diesem Namen verbindet man in       Bayer, der seit 1519 das Zürcher Bürgerrecht be-
     erster Linie Literatur oder Buchhandlungen. Dass      sass, eine Karte des Heiligen Landes. Sie war Teil
     jede Schweizerin und jeder Schweizer täglich mit      der Bibel von Huldrych Zwingli und nach der Vor-
     diesem Unternehmen in Kontakt kommt – und             lage von Lucas Cranach erstellt worden. Schnell
     zwar wortwörtlich – ist jedoch nicht so vielen Men-   merkten die Drucker, dass Karten beim Publi-
     schen bewusst. Nehmen Sie doch mal Ihr Porte­         kum gut ankamen. Kartografie wurde deshalb im
     monnaie hervor und studieren Sie eine Zehner-         16. Jahrhundert bald zu einem relevanten Zweig in-
     oder Zwanzigernote. Irgendwo, ganz klein und          nerhalb des Druckwesens. Erwähnenswert ist auch
     unscheinbar, werden Sie den Namen Orell Füssli        Froschauers Aktivität als Herausgeber der «Chro-
12   finden. Und schon hatten Sie den erwähnten täg-       nik der Alten Eidgenossenschaft» von Johannes
     lichen Kontakt. Und es wird an diesem Tag nicht       Stumpf. Das 1547 erschienene Werk gilt bis heute
     der letzte bleiben.                                   als Meisterleistung der Schweizer Druckgeschich-
                                                           te und enthält zahlreiche topografische Karten,
           Erste Banknote 1848 gedruckt                    welche mittels Holzschnitt den Weg aufs Papier
     Die Gelddruckerei hat beim Zürcher Unternehmen        fanden. Die Froschauersche Druckerei übrigens
     Tradition. Bereits 1848, lange vor der Einführung     wechselte in den folgenden Jahrhunderten mehr-
     des Frankens auf nationaler Ebene, druckte es die     mals den Namen, bis sie 1735 von Conrad Orell
     erste Banknote für die Leih- und Sparkasse des        und Hans Rudolf Füssli übernommen wurde.
     Seebezirks im sankt-gallischen Uznach. Später
     stellte die Firma Geld für die 1907 gegründete
     Schweizerische Nationalbank her. Unter den Kun-                 21. FEB – 22. APRIL 19
     den gab und gibt es auch ausländische Auftragge-             LANDESMUSEUM ZÜRICH
     ber, wie z.B. Ungarn, dessen Noten Orell Füssli bis        Von der Bibel bis zur Banknote.
     1924 druckte. Oder Afghanistan und die Türkei.                   Drucken seit 1519
        Auch beim Plastikgeld gehörten die Zürcher
     zu den Anbietern der ersten Stunde. Bis in die         Drucken hat in der Schweiz Tradition. Eines
     1980er-Jahre wurde Geld normalerweise am Bank-         der ältesten Unternehmen in dieser Branche ist
     schalter abgehoben. Erst mit der Einführung der        Orell Füssli. Begonnen hat dessen Geschichte
     Eurocheques, die man auf dem ganzen Kontinent          vor 500 Jahren mit Christoph Froschauer, der
     einlösen konnte, kam Bewegung in den Markt.            mit der Produktion einer Bibel berühmt wurde.
     Beim Einlösen musste man eine Karte vorweisen,         Im 21. Jahrhundert ist die Zürcher Firma in di-
     um sich zu identifizieren. Diese wurde aus Plas-       versen Zweigen tätig und stellt vom Sachbuch
     tik hergestellt und enthielt einen Magnetstreifen,     über den Reisepass bis zur Banknote alles her.
     später einen Chip, damit sie nicht gefälscht wer-      Die Ausstellung gibt einen Überblick, themati-
     den konnte. In der Schweiz wurden die Schecks          siert technische Innovationen und stellt Best-
     von Orell Füssli gedruckt. Mit diesem Engagement       seller aus fünf Jahrhunderten vor.
     wurde das Interesse des Unternehmens an Plastik-
13

Nicht nur der Schweizer Pass, auch die helvetischen Banknoten werden von Orell Füssli gedruckt.
Kinderseite

           Buchdruck
  Aus Büchern kann man viel lernen. Aber im Mittelalter konnten sich
nur ganz reiche Leute Bücher leisten. Das änderte sich im 15. Jahrhundert,
        als Johannes Gutenberg eine neue Drucktechnik erfand.

                                 Johannes Gutenberg revolutionierte den
                                 Buchdruck. Er stellte einzelne Buchstaben aus
                                 Blei her. Die konnte er dann zusammensetzen,
                                 mit Farbe betupfen und auf Papier drucken.
                                 Das ist ein bisschen wie Stempeln und war
                                 viel schneller als ganze Bücher abzuschreiben.

14
Vor Gutenberg waren Bücher sehr teuer, weil sie
                       von Hand abgeschrieben wurden. Meist machten
                       das Mönche in den Klöstern. Oder man schnitzte
                       ganze Seiten in Holzblöcke. Das ging gut bei
                       Bildern. Aber es war schwierig bei Texten.
                       In China kannte man verschiedene
                       Drucktechniken schon viel früher als in Europa.

Nach dem Drucken mussten die Seiten
gefaltet werden. Dann wurden sie mit
Faden zusammengenäht. Dem sagt man
«Buchbinden». Heute werden die Seiten
manchmal auch zusammengeleimt.

                           Weil die Bücher mit der neuen
                                                                     15
                           Technik bezahlbar wurden,
                           lernten auch mehr Menschen lesen.
                           Heute gehört Lesen zum Alltag.

             Aber nicht mehr alle Bücher
             werden auf Papier gedruckt.
             Manche gibt es nur im Computer.

                        Beim Zusammensetzen der Wörter geriet
                        früher manchmal ein Buchstabe aus einer
                        falschen Schrift dazwischen. Das nennt
                        man einen «Zwiebelfisch». Das Z und das b
                        hier sind Zwiebelfische.
Landesmuseum Zürich

         Einfach Zürich
       Die neue Dauerausstellung erzählt Geschichten aus
      Zürichs Vergangenheit, unter anderem, wie der Leu als
        Wappentier den Weg ins Stadtbild gefunden hat.

16

       Bildhauer Urs Eggenschwyler richtete auf dem Milchbuck eine Menagerie mit dem Zürcher Wappentier ein.

     Stadt und Kanton Zürich betreiben keine eigenen      Die neue Dauerausstellung in drei Räumen des
     Geschichtsmuseen. Mit der Gründung des Schwei-       Landesmuseums erzählt von damals und heute,
     zerischen Landesmuseums vor mehr als 100 Jahren      Stadt und Kanton, Sichtbarem und Unsichtbarem.
     wurden die damaligen Zürcher Sammlungen in die       Zugleich schlägt sie die Brücke zu einer Vielzahl
     nationale Institution integriert. «Einfach Zürich»   von grösseren und kleineren Einrichtungen im
     richtet nun – in Kooperation mit dem Schweizeri-     ganzen Kanton, die sich mit Zürcher Geschichte
     schen Nationalmuseum – den Fokus auf Stadt und       beschäftigen. Im Mittelpunkt der neuen Dauer-
     Kanton Zürich.                                       ausstellung steht eine Art Schatzkammer mit 60
Objekten, die zum Ausgangspunkt von 60 Bildge-
schichten werden. Die Themen spannen sich von
politischen Machtkämpfen im historischen Zürich
über die Liebe zum Züri-Leu bis zur aktuellen Kre-
ativwirtschaft.
   Der Löwe im Zürcher Wappen hat eine lange
Tradition. Er geht zurück auf das Spätmittelal-
ter und fand seit dem Ende des 15. Jahrhunderts
auf Wappenscheiben, Münzen und vielen anderen
Darstellungen Verwendung. Heute ist er allgegen-
wärtig, bei Sportclubs, auf dem Züri-Tram und
selbstverständlich auf offiziellen Papieren. Dass
der Löwe auch im Zürcher Stadtbild überall prä-
sent ist, hängt mit dem exzentrischen Bildhauer
Urs Eggenschwyler (1849–1923) zusammen.

              Ein eigenwilliger
              Löwenbändiger
Der Solothurner machte in Zürich eine Zeichner-
und Bildhauerlehre und studierte anschliessend
an der Akademie in München. Er interessierte
sich schon früh für Tierdarstellungen und auch für
Menagerien mit lebenden Tieren. Ab 1878 wieder       Die Stauffacherbrücke wird heute wie damals von
in Zürich, schuf er unter anderem Tafelaufsätze              Eggenschwylers Löwen bewacht.
für Zünfte und vor allem Löwendarstellungen im
öffentlichen Raum. Ein Modellbeispiel ist in der
Ausstellung zu sehen. Eggenschwyler richtete auf
dem Milchbuck eine Menagerie mit Löwen, Bären,                                      18.11.18 – 24.3.19
Leoparden und anderen Tieren ein. Die Löwen wa-

                                                       Schlaf
ren seine Lieblingstiere und er führte sie auch in
der Stadt spazieren. Das brachte ihn in Konflikt
mit den Behörden, darum verlegte er seine Spa-
ziergänge in die Nacht. Einige der Tiere fanden
nach seinem Tod schliesslich Aufnahme im 1929

                                                       gut
eröffneten Zürcher Zoo. Eggenschwylers monu-
mentale Löwen schmücken bis heute zahlreiche
Bauwerke in der Stadt Zürich.

              AB 02. FEB 19                             Die multimediale Ausstellung
         LANDESMUSEUM ZÜRICH                            über Lebensqualität, Leistungs-
             Einfach Zürich                             fähigkeit, die existenzielle
                                                        Bedeutung und Mythen und
 In der Dauerausstellung «Einfach Zürich»
                                                        Rätsel von unserem Schlaf.
 tauchen die Besucherinnen und Besucher im
 wahrsten Sinn des Wortes in die vielfältige
 Geschichte von Kanton und Stadt Zürich ein.
 Mittels modernster Technik kann man in die
 Projektionen eintauchen und die virtuellen Ob-
 jekte von allen Seiten betrachten.
 Mehr zum Projekt: www.einfachzuerich.ch                voegelekultur.ch                   Pfäffikon SZ
Schweizerisches Nationalmuseum

      Das Jahr der
     Museumsgruppe
                Ausgewählte Kennzahlen des Schweizerischen
                       Nationalmuseums von 2018.

                                                              1’317’000
                                                              Franken Shop-Umsatz
                                                              Unser Museumsshop in Zürich hat 2018 rund

                                     1569
                                                              1’131’000 Franken Umsatz gemacht, jener in
                                                              Prangins 143’000 und der in Schwyz 43’000.
                                                              Motiv der Ausstellung«Was isst die Schweiz?»
               Auskünfte der Kuratoren
          Im letzten Jahr haben die Kuratorinnen
18      und ­Kuratoren insgesamt 1569 Auskünfte
            über die Sammlungen des Schweizeri-
                schen National­museums gegeben.
                Motiv der Ausstellung «Auf der Suche
                       nach dem Stil. 1850 bis 1900»

     369 ’324
     Eintritte
     2018 haben 296’657 Personen das Landes-
     museum Zürich, 47’327 das Château de
     Prangins und 25’340 das Forum Schweizer
     Geschichte Schwyz besucht.
                                                               3663
     Motiv der Ausstellung                                       Führungen
     «Heilige – Retter in der Not»          2018 fanden in unseren Institutionen
                                                          3663 Führungen statt.
                                                     Das waren rund 10 pro Tag.
                   Motiv der Ausstellung «General Suworow. Grossmächte im Gebirge»
6019
Social Media
In den letzten zwölf
Monaten haben unsere
Social-Media-Kanäle
6019 neue Follower
gewonnen.
                                                                   3612
Motiv der Ausstellung                                              Medienartikel
«Auf der Suche nach dem                                            2018 sind insgesamt
Stil. 1850 bis 1900»
                                                                   3612 Artikel und Berichte

                                    137                            über uns erschienen.

                                    Anlässe
                                    Die drei Museen des
                                    Schweizerischen
                                    Nationalmuseums
                                    haben 2018 insgesamt
                                    137 eigene Anlässe
                                    durchgeführt.
                                    Motiv der Ausstellung
                                    «Imagine 68. Das Spekta-
                                    kel der Revolution»
                                                                                                          19

                          790                                      Motiv der Ausstellung «Landes-
                                                                   streik 1918»
                          Leihgaben
                          Das Schweizerische Nationalmuseum
                          hat 2018 insgesamt 790 Objekte
                          an 72 nationale und 6 internationale
                          Institutionen ausgeliehen.
                          Motiv der Ausstellung «Indiennes:
                          Bedruckte Baumwollstoffe erobern
                          die Welt»

                                                                                  2803
                                                                                 Besuche
                                                                    Bildungsinstitutionen
                                  2018 begrüsste das Landesmuseum 2240 Gruppen aus Bildungs­
                          institutionen, Prangins 174, Schwyz 358 und das Sammlungszentrum 31.
                                                       Motiv der Ausstellung «Joggeli, Pitschi, Globi …
                                                                    Beliebte Schweizer Kinderbücher»
Château de Prangins

                 Swiss Press
                  Photo 18
D
        as Porträt einer an Krebs erkrankten       auf einzelne Personen, den Kampf gegen eine
        Frau oder der Blick hinter die Kulis-      Krankheit oder eine Identitätssuche zum Beispiel,
        sen der Politik: «Swiss Press Photo»       aber auch Themen wie die Zunahme der Zahl der
erinnert an ein ereignisreiches Jahr und be-       Obdachlosen, die Verfolgung religiöser Minder-
weist einmal mehr, dass Pressebilder nicht         heiten oder der Schutz unseres Planeten werden
nur informieren.                                   aufgegriffen.
                                                      Mit Guillaume Perret wurde dieses Jahr ein
Die 27. Ausgabe von «Swiss Press Photo» macht      Westschweizer zum Fotografen des Jahres gekürt.
Halt im Château de Prangins. Die besten Schwei-    Dem Neuenburger gelang es, in seinem Bild einer
zer Pressebilder des Jahres 2017 laden zum Rück-   an Brustkrebs erkrankten Frau sowohl Leid als
blick und zum Eintauchen in andere Welten. Die     auch Hoffnung darzustellen. Perret ist auf Por­
Ausstellung zeigt intime Augenblicke mit Fokus     träts spezialisiert und bricht immer wieder Tabus,
                                                   ohne die Würde der Porträtierten zu verletzen.
                                                   Dabei hilft ihm auch sein Lebenslauf, der für ei-
                                                   nen Pressefotografen untypisch ist. Guillaume Per-
                                                   ret arbeitete früher als Maurer und unterrichtete
                                                   Lehrlinge. Ein Beruf, der neben viel Wissen auch     21
                                                   zwischenmenschliches Gefühl verlangt. Später
                                                   entdeckte der heute 44-Jährige sein Flair für die
                                                   visuelle Welt. Er brachte sich das Fotografieren
                                                   selbst bei und begann, mit der Kamera zu arbei-
                                                   ten. Mit Erfolg!
                                                      Neben Perrets Siegerbild gibt es weitere aus-
                                                   drucksstarke Bilder zu entdecken. Etwa die Fo-
                                                   toreportage über einen mobilen Zahnarzt, der in
                                                   den abgelegenen Tälern des Urnerlands Hausbe-
                                                   suche macht. Oder die letzten Vorbereitungen des
                                                   Ehepaars Berset vor einem Galadinner mit dem
                                                   chinesischen Präsidenten Xi Jinping.
   Guillaume Perrets                                  «Swiss Press Photo 18» nimmt Besucher mit in
 Porträt der an Brust-                             ungewöhnliche Ecken und zu aussergewöhnlichen
     krebs erkrankten
   Daniela Mossenta                                Menschen der Schweiz und illustriert, dass Pres-
         beeindruckt.                              sefotografen wahre Könner ihres Fachs sind.

                                                              BIS 3. MÄRZ 2019
                                                            CHÂTEAU DE PRANGINS
                                                             Swiss Press Photo 18

                                                    «Swiss Press Photo 18» zeigt die besten Schwei-
                                                    zer Pressebilder des letzten Jahres.
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Château de Prangins

                          Winterliche
                         Bodenschätze

K
       arotten, Schwarz­wurzeln oder                             Ansammlung von Regenwürmern erinnern.
       Pastinaken: Die kleinen Natur­                            Die Ernte dieser «falschen Regenwürmer»
       wunder liefern im Winter wich­                            erfolgt im zweiten Anbaujahr. Sie werden
tige Vitamine. Ein Rundgang durch                                unter fliessendem Wasser gewaschen und
den Gemüsegarten des Château de                                  einige Minuten in siedendem Wasser ge-
Prangins.                                                        kocht. Wenn die Pflanze gut bewässert
                                                                 wurde, sind die Wurzeln feinfaserig, zart
Pflanzen, die sich im Winter vor Reif                            und erstaunlich süss.
schützen wollen, wachsen unter der Erde.                             Mit den Kartoffeln und Topinamburen
Während der Winterzeit erntet der Gärt-                          verlässt man die Gattung der echten Wur-
ner Karotten, Pastinaken, Schwarzwur-                            zelgemüse und gelangt zu den Knollenge-
zeln oder auch Meerrettich. Wurzelge-                            müsearten, die über unterirdische Stiele
müse verfügen über viele Qualitäten. Ihre                        mit Speicherzellen verfügen, in denen
vielen Vitamine helfen, die harte Jahres-                        Zucker gespeichert wird. Nach Versuchen
zeit zu überstehen.                                              in verschiedenen Höhenlagen im Berner
   Karotten oder Pastinaken? Jean Gau-                           Oberland kam der Berner Patrizier Samu-
din schrieb schon 1778 in seinem Werk «Al­manach        el Engel in die Region Nyon, um den Waadtländern        23
potager» von «Patenailles» und liess somit Raum für     den Anbau dieser Gemüsesorten zu zeigen. Die be-
Interpretation; die Pastinake taucht nämlich als Pas-   rühmteste Sorte in unserer Sammlung ist die Vite-
ternacke, Pestinac und Pastinaca auf.                   lotte mit ihrer schwarzen Schale und dem violetten
   Aber genug von dieser Ungewissheit, erfreuen         Inneren. Durch ihren erdigen Ton sieht sie einer
wir uns lieber an der Farbenpracht unseres Gar-         Trüffel sehr ähnlich, weshalb sie in einigen Regio-
tens: an den weissen «Küttiger Rüebli», den gelben      nen auch «Trüffelkartoffel» genannt wird.
«Jaune du Doubs» und den violetten Karotten, die
aus Afghanistan stammen, der Heimat von roten,                     Anbau und Dekoration
schwarzen und violetten Karotten. Nach vielen           Die hübschen Blüten der Topinambur-Pflanze tra-
Kreuzungen und Auswahlverfahren durch hollän-           gen zur Schönheit des Gartens bei. Zusammen
dische Gemüsebauern und später durch die Franzo-        mit anderen Pflanzen aus der gleichen Familie der
sen, wächst bei uns seit Ende des 18. Jahrhunderts      Korb­blütler machen sie den Garten zu einem Zu-
die beliebte, sehr karotinreiche orange Karotte.        sammenspiel aus Anbau und Dekoration im Stil des
   Die Pastinaken waren bereits den Römern be-          18. Jahrhunderts. Zu erwähnen sind die Haferwur-
kannt und werden bei uns seit dem 17. Jahrhundert       zel mit ihren violetten Blüten (weisse Wurzel), die
angebaut. Davon gibt es hier zwei Sorten: die halb-     Schwarzwurzeln mit ihren gelben Blüten (schwarze
lange Pastinake und die Pastinake aus Guernsey,         Wurzel) und die purpurrote Klette. Letztere gehört
die aufgrund ihres feinen Aromas sehr beliebt ist.      der Familie der Disteln an und ihre Früchte haben
                                                        zur Erfindung des Klettverschlusses beigetragen.
            Falsche Regenwürmer                         Der Geschmack des Stiels und der geschälten Wur-
Die erwähnten Pflanzen gehören zur Sellerie-Fa-         zeln erinnert an Artischocken, die Wurzel ist als
milie: sie sind Doldenblütler, die an ihrem dol-        pflanzliches Heilmittel anerkannt. Aus der Familie
denartigen Blütenstand erkannt werden können.           der Glockenblumengewächse haben wir die wunder-
Normalerweise haben diese Pflanzen dicke Pfahl-         schöne Marienglockenblume, deren essbare Wurzel
wurzeln. Mit einer Ausnahme: der Zuckerwurzel.          reich an Vitamin C und Mineralstoffen ist. Alle diese
Sie verfügt über gefurchte Faserwurzeln, die sich       Pflanzen können im Gemüsegarten von Prangins be-
unter der Erde netzartig ausbreiten und an eine         staunt und teilweise probiert werden.
24

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           in Winterthur gefertigt
        Bei Reseda werden Möbel von Schreinern in Winterthur und
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Forum Schweizer Geschichte Schwyz

                                                                                                           25

                         Die Schweiz anderswo
Schon immer gab es Schweizer, die ihr Glück in der   tritt, um in Brasilien ein neues Leben zu beginnen.
Ferne suchten, als Söldner während der Französi-     Auch heute leben über 750’000 Schweizer im Aus-
schen Revolution, als Zuckerbäcker im 18. Jahrhun-   land. Dieser «fünften Schweiz» widmet das Forum
dert oder als Pflanzer wie dieses mittellose Paar,   Schweizer Geschichte Schwyz eine Ausstellung,
das 1936 am Zürcher Hauptbahnhof die Reise an-       vom 13. April bis 29. September 2019.
Forum Schweizer Geschichte Schwyz

       Unterwegs
     mit dem Säumer

26

      Toni, der Säumer, ist ab 2019 neu dabei und berichtet aus der damaligen Zeit.
I
   mmer am ersten Sonntag des Monats der Adelsgeschlechter in der Eidgenossenschaft,
   führt ein Zeitzeuge aus der Vergangen- das Lehenswesen und die Bedeutung der Schlacht
   heit durch die Ausstellung «Entstehung von Sempach. Führung: 7. April
Schweiz». Ob Ritter oder Äbtissin, in den
Führungen wird die Vergangenheit lebendig.           Walter Eschenbach,
                                                     der fahrende Student
Bereits seit drei Jahren führt das Forum Schweizer    Walter Eschenbach ist eine halbfiktive Figur. Er
Geschichte in Schwyz Führungen mit Zeitzeugen         hat in Bologna Recht studiert. Sein Vater Berchtold
durch. Diese Zeitzeugen werden durch Fachrefe-        Eschenbach III., von niederem Adel, Besitzer der
rentinnen und Fachreferenten in originalgetreu-       Vogtei Wollishofen, kann das Studium seines Soh-
en Kostümen verkörpert und tauchen mit ihren          nes nicht mehr finanzieren. Darum ist Walter auf
Gästen in vergangene Zeiten ein. Ab 2019 sind         der Rückreise von Italien. Führungen mit Walter
es sechs Persönlichkeiten, die ihre Sicht und ihr     Eschenbach fokussieren auf die Bildung im Mit-
Leben in der Ausstellung «Entstehung Schweiz»         telalter, Klöster und Universitäten als Bildungs-
darlegen. Neben Äbtissin Mechthild, Student Wal-      institutionen, die zunehmende Verschriftlichung
ter Eschenbach, Kaufmannsfrau Margherita di Do-       und Entwicklungen in den Bereichen Recht und
menico, Stauffacherin Gertrud und Ritter Arnulf       Verwaltung. Führung: 5. Mai
von Hohenklingen wird neu auch Säumer Toni aus
dem Urserental einen Auftritt haben. Die Figuren          Margherita di Domenico Bandini,
sind teilweise historisch belegt, teilweise fiktiv,            die Kaufmannsfrau
immer aber unterhaltsam und lehrreich. Hier die       Margherita ist eine historisch belegte Persönlich-
Kurzporträts:                                         keit. Ihr Ehemann Francesco Datini ist ein bedeu-
                                                      tender Kaufmann der Zeit und in ganz Europa
  Toni, der Säumer aus dem Urserental                 tätig. Margherita stammt aus niederem Adel und
Der Säumer Toni aus dem Urserental ist eine fik-      beteiligt sich an den Unternehmungen ihres Man-
tive Figur. Das Leben als Bergbauer ist hart. Die     nes. Von der Korrespondenz mit ihrem Ehemann          27
karge Landschaft zwingt ihn, eine neue Einkom-        sind 425 Briefe erhalten. Margherita behandelt vor
mensquelle zu finden. Gerade rechtzeitig wird die     allem die Themen Handel und Transport, Güter
Schöllenenschlucht passierbar. Nun kann Toni mit      und Luxuswaren im Mittelalter, Kaufleute und die
seinem Maultier die Handelsreisenden über den         Rolle der Frauen. Führung: 2. Juni
Gotthardpass führen. Führung: 3. Februar
                                                                     Mechthild,
         Gertrud, die Stauffacherin                       die Äbtissin des Klosters Seedorf
Die Ehefrau des historisch belegten Landammanns       Mechthild ist gemäss Klostergeschichte eine his-
Werner Stauffacher ist eine mythische Figur. In       torisch belegte Persönlichkeit. Sie gilt als erste
Schillers Wilhelm Tell ermutigt Gertrud ihren         Äbtissin des Klosters Seedorf im Kanton Uri.
Mann Werner Stauffacher: «Ihr seid auch Männer,       Gründer des Klosters war Arnold von Brienz. In der
wisset eure Axt zu führen und dem Mutigen hilft       Ausstellung wird als Highlight der Sammlungen
Gott.» Daraufhin sucht dieser die Unterstützung       des Schweizerischen Nationalmuseums der origi­
von Walter Fürst (Uri) und Arnold von Melchtal        nale Schild von Arnold von Brienz gezeigt und das
(Nidwalden), was in der Erzählung bekanntlich         Kloster als Bildungsinstitution im Mittelalter in-
zum Rütlischwur führt. Die Stauffacherin aus Stei-    szeniert. Weiter geht es um Bildung und die Rolle
nen legt ihren Fokus in erster Linie auf die Grün-    von adligen Frauen, die Aufgaben und Bedeutung
dungsgeschichte der Schweiz, Mythen und Fakten,       der Klöster und die Rolle von Adelsgeschlechtern.
die Landsgemeinde, die lokale Geschichte und die      Führung: 7. Juli
Rolle der Frauen. Führung: 3. März

    Arnulf von Hohenklingen, der Ritter                      1. SONNTAG DES MONATS
Arnulf ist eine fiktive Figur. Sein Bruder Wolfurt        FORUM SCHWEIZER GESCHICHTE
von Hohenklingen hingegen ist historisch belegt.                       SCHWYZ
Er ist einer der Ritter, der in der Schlacht von          Der Schweizer Geschichte auf der
Sempach 1386 gefallen ist. Arnulf von Hohenklin-                Spur: Unterwegs mit …
gen erzählt über das Leben als Ritter, die Rolle
28

           Der Garten des Ratzehofs
            in Fribourg wird seit den
       1980er-Jahren mit Skulpturen
       bespielt – hier «Der Kardinal»
     von Bernhard Luginbühl (1979).
Gastmuseum

   Fribourg
durch die Zeiten
D
         er geo­grafische Fo-         lichen Arkadengalerie, die zum       dischen Gang verbunden ist, und
         kus des Mu­seums für         Latrinenturm führt, und dem          das alte Zeughaus, in welchem
         Kunst und Geschich-          hübschen Garten, der seit den        heute die Museumsverwaltung
te in Fribourg mag begrenzt           1980er-Jahren auch von Plas-         einquartiert ist.
sein, sein zeitlicher Horizont        tiken wie Niki de Saint Phalles
ist dafür weit gefasst.               «Grande Lune» geschmückt wird,         Marcello und Tinguely
                                      stammt aus dem 16. Jahrhundert.      An die einstige Verwendung des
Im Musée d’art et d’histoire Fri-     Heute beherbergt es vor allem        ehemaligen Schlachthauses erin-
bourg ist der Name Programm:          Gemälde und Holzskulpturen aus       nert in den 1978 – 1981 umgebau-
die beinahe 200-jährige Insti-        dem Mittelalter und Barock, dar-     ten Museumsräumen nicht mehr
tution hat sich ganz der Kunst        unter Tafelgemälde von Hans Fries    viel. Eine Ausnahme ist Jean Tin-
und der Geschichte des Kantons        (16. Jh.). Dass auch Kunsthistori-   guelys bewegliche Plastik «Altar
Fribourg verschrieben und führt       ker einen Sinn für Humor haben,      der kleinen Tiere», welche mit
seine Besucher mit seiner rei-        zeigen Skulpturen wie der Him-       Tierknochen und Fleischerhaken
chen Sammlung an Kunst- und           melfahrts-Christus von 1503, re-     die an diesem Ort getöteten Tie-
Gebrauchsgegenständen vom Mit­        spektive die Bezeichnung seines      re in Erinnerung ruft und dabei
telalter bis in die Gegenwart – wo-   unbekannten Schöpfers, der als       auf die Form eines Triptychons      29
bei archäologische Funde auch ei-     «Meister der grossen Nasen» in       anspielt. Der Künstler, der meist
nen Abstecher in prähistorische       die Kunstgeschichte eingegan-        mit Basel, dem Ort seiner Kind-
Epochen wie die Stein- oder die       gen ist.                             heit, in Verbindung gebracht
Bronzezeit erlauben.                     Ergänzt werden die Räumlich-      wird, lebte ab 1968 bis zu seinem
                                      keiten im Ratzehof durch zwei        Tod in der kleinen Fribourger
 Museum mit Geschichte                weitere historische Bauten: das      Gemeinde Neyruz. Der Künstler
Gegründet wurde das Museum            ehemalige Schlachthaus aus dem       und seine zweite Frau Niki de
1823, als im Jesuitenkollegium        19. Jahrhundert, welches dem         Saint Phalle sind auch heute noch
ein physikalisches sowie ein na-      Stadt­palais gegenüber liegt und     durch ihre Kunst in Fribourg ver-
turgeschichtliches Kabinett ein-      mit diesem durch einen unterir-      treten, im zum «Espace Jean Tin-
gerichtet wurden. Bald schon er­
gänzte man diese durch ein
n­u­mismatisches Kabinett und
bereicherte sie durch weitere
Exponate wie Antiquitäten oder
volkskundliche Objekte. Nach-
dem im Sonderbundskrieg ein
Teil der Sammlung durch Plün-
derung ver­loren ging, wurden die
verbleibenden Schätze 1849 nach
Sparten aufgeteilt: So entstand
neben dem Musée d’histoire na­­
tu­relle auch das Musée d’art et         Niki de Saint
d’histoire, welches 1922 an seinen       Phalle, «Grande
                                         Lune», zwischen
heutigen Standort in den Ratz­e­         1985 und 1992,
hof übersiedelte. Das stattliche         Polyester.
Renaissance-Palais mit der zier-
Gastmuseum

30   Die Bildhauerin Adèle d’Affry, bekannt als Marcello, hinterliess dem Museum einen Teil ihrer Werke.

             Bei Veranstaltungen im Lapidarium werden die Steinstatuen zum stillen Publikum.
Museumstipps

   guely – Niki de Saint Phalle» um-
   gebauten früheren Tramdepot,
                                        d’Affry, die Herzogin von Castig-
                                        lione Colonna. 1836 in Fribourg      Lettern
   welches ebenfalls vom Musée
   d’art et d’histoire bespielt wird.
                                        geboren und jung verwitwet, fei-
                                        erte sie ihre grössten Erfolge mit
                                                                             in Aktion
   Im Schlachthaus bildet das La-       der Bildhauerei: Ihre Bronze «Py-    Das Typorama in Bischofszell ist
   pidarium einen Gegenpunkt zu         thia», deren verkleinerte Replik     ein typografisches Museum,
   Tinguelys schepperndem Werk:         im Musée d’art et d’histoire in      in welchem gelebt und gearbeitet
   Steinstatuen wie die Apostel vom     Fribourg zu bestaunen ist, steht     wird, denn es ist zugleich ein
   Westportal der Fribourger Kathe-     noch immer in der Pariser Opéra      Produktionsbetrieb, in dem noch
                                        Garnier.                             heute verschiedenste Druck­
                                           Wem dies nun alles zu fern        erzeugnisse in althergebrachter
Hinter dem m ­ ännlich                  und trocken erscheint, weil er       Bleisatz-Technik hergestellt
     anmutenden                         oder sie lieber selbst Hand an-
                                        legt, der kann sich für eines der
                                                                             werden und diese Technik somit
                                                                             direkt erlebbar wird.
­Pseudonym ­verbirgt                    Museums-Ateliers einschreiben.       www.typorama.ch
                                        Ob beim Gestalten eines eigenen
 sich eine Fribourger                   Miniaturmuseums, bei der Spu-
                                                                             Vom Papier
  Künstlerin: Adèle                     rensuche nach realen und imagi-
                                        nären Tierwesen in den Werken
                                                                             zum Buch
       d’Affry …                        oder bei Betrachtungen zu Port-
                                        rät und Selfie, hier eröffnen sich   Im Gebäude der mittelalterli-
                                        neue, lebendige Zugänge zur Fri-     chen Papiermühle in Basel führt
   drale harren als stille Zeugen der   bourger Geschichte und Kunst.        das Schweizerische Museum
   Geschichte auf neugierige Be-                                             für Papier, Schrift und Druck
   sucher oder werden zum gedul­                                             über vier Stockwerke durch die
   digen Publikum, wenn der grosse                                           Geschichte des Papiers, der Schrift   31
   Saal, dessen leicht ge­   rundete                                         und des Schreibens, weiter
   Rückwand Teil der Stadtmauer                                              über den Schriftguss und Buch-
   aus dem 13. Jahrhundert ist, als                                          druck bis hin zum fertigen Buch.
   Veranstaltungsort für Kon­   zerte                                        www.papiermuseum.ch
   dient.
       Dass Kunst auch im 19. Jahr-
   hundert allem Anschein zum
   Trotz keine reine Männerdomäne
   war, zeigen die eindrucksvollen
   Skulpturen und Bilder Marcellos,
   denen eine ganze Galerie im ehe-
   maligen Schlachthaus gewidmet
   ist. Hinter dem männlich anmu-
   tenden Pseudonym verbirgt sich
   eine Fribourger Künstlerin: Adèle                                         Banknoten-­
                                                                             Parade
                                                                             Im Gutenberg Museum in Fri-
             MUSÉE D’ART ET D’HISTOIRE FRIBOURG                              bourg können sämtliche von der
                                                                             Nationalbank seit 1907 heraus-
    Das Museum für Kunst und Geschichte Fribourg sammelt haupt-              gegebenen Banknotenserien
    sächlich Kunstwerke und historische Gegenstände, die aus dem             betrachtet werden. Auch die
    Kanton Fribourg stammen oder aus anderen Gründen für ihn wich-           Ersatzausgabe von 1978, welche
    tig sind. Eine Reihe von Objekten innerhalb dieser autochthon ge-        nie in den Umlauf gelangte,
    prägten Sammlung sind jedoch von internationaler Bedeutung.              ist ausgestellt. Und welche davon
                              www.mahf.ch                                    hat nun Orell Füssli gedruckt?
                                                                             www.gutenbergmuseum.ch
Momente

                       In guter
                    ­ esellschaft
                    G
      Persönlichkeiten, die in jüngster Zeit das Schweizerische
                 Nationalmuseum besucht haben.

                                                                    Im September hat die Geschäftsprüfungskom-
                                                                     mission des Nationalrats eine Führung durch
                                                                     das Landesmuseum Zürich absolviert. Beson-
                                                                     ders interessant fanden Nationalrätin Diana
                                                                    Gutjahr und ihre Kolleginnen und Kollegen die
                                                                         interaktiven Elemente der Ausstellungen.

32

     Bundesrat Alain Berset eröffnete im
     ­November die Ausstellung «Landes-
      streik 1918» im Landesmuseum Zürich.

     Guillaume Perret, Swiss Press Fotograf des Jahres 2018, genoss die Eröffnung der Ausstellung
     über die besten Schweizer Pressebilder im Château de Prangins.
33

An der Langen Nacht der Zürcher
Museen im September inszenierte
TV-Moderator Dominic Deville das
Kult-Jugendbuch «Die drei ???».         Bruder Gerold Zenoni kümmert sich norma-
                                         lerweise um die Garderobe der Schwarzen
                                            Madonna im Kloster Einsiedeln. Die
                                       ­Eröffnung der Ausstellung «Heilige – Retter
                                        in der Not» im Forum Schweizer Geschichte
                                                Schwyz genoss er als Gast.

Dieter Meier, Yello-Sänger, zog es
an die Vernissage der Ausstellung
«Imagine 68. Das Spektakel der
­Revolution» im Landesmuseum Zürich.
Über unsere ältesten Ausgaben beugen
    sich die Historiker voller Respekt.

Über unseren aktuellen Ausgaben biegen sich
  zehntausende von Lesern vor Lachen.

         Ist die Karte schon weg?
         Dann rufen Sie uns an: 071 846 88 75
            oder besuchen Sie uns online:
               www.nebelspalter.ch
                                                LM-NM-2019
Wettbewerb

             Was mag das sein?
                                             — Rätsel —

                                                           Tipp:
                                             Wenn diesem Gegenstand ein Licht
                                               aufgeht, kann man sich später
                                              ­wieder auf die Socken machen.

Können Sie erraten, wofür der Ge-   Unter den richtigen Einsendun-       Häuser des Schweizerischen Na-
genstand auf dem Bild gebraucht     gen verlosen wir eine Jahresmit-     tionalmuseums und werden zu
worden sein mag?                    gliedschaft der Gesellschaft Lan-    exklusiven GLM-Veranstaltun­gen   35
Schreiben Sie die Antwort bis       desmuseum Zürich (GLM). Mit der      eingeladen. Die Auflösung er­
am 1. April 2019 an:                GLM-Karte geniessen Sie und          scheint im nächsten Magazin, im
magazin@nationalmuseum.ch           zwei Gäste freien Eintritt in alle   Mai 2019.

                                              Ach so !
                            — Auflösung Rätsel vom letzten Heft —

Nein, ein verbogener Bratspiess ist der Bronzege-     Drehung des Griffs bewegen konnte. Datiert wird
genstand mit der kleinen Ente am Griff nicht – aber   der Schlüssel auf die Spätbronzezeit, auf circa
wer das dachte, der sei getröstet: Als das Objekt,    1000 v. Chr., er gehört damit zu den ältesten Be-
das an die 45 Zentimeter Länge misst, ausgegraben     legen für die Verwendung von Schlüsseln. Aller-
wurde, dachten selbst Experten, dass es sich hier     dings diente er kaum der Verriegelung individuel-
um das genannte Kochutensil handle. Wobei «aus-       ler Wohnhäuser, sondern war eher für besondere
gegraben» das falsche Wort ist, denn der Haken-       Gebäude wie Kulthäuser. Darauf deutet auch die
schlüssel wurde 1916 mittels Schwimmbaggern aus       Ente als Griffverzierung: Wasservögel zogen in
dem Zürichsee geborgen, ganz in der Nähe der heu-     der bronzezeitlichen Mythologie nämlich die Bar-
tigen Quaibrücke. Schuld an der Verwechslung war      ke, in welcher die Sonne übers Firmament reiste.
wohl, dass diese alte Schlüs-                                                Wer den Schlüssel «in echt»
selform ohne Schlüsselbart                                                   sehen möchte, besucht im
auskommt. Stattdessen muss-                                                  Landesmuseum Zürich die
te man den Bronzestift durch                                                 Dauerausstellung «Archäo-
ein Schlüsselloch in eine Zah-                                               logie Schweiz» und schaut
nung am Torriegel einführen,                                                 bei der Vitrine zur Bronze-
welchen man dann durch eine                                                  zeit genauer hin.
MANON

Partner Opernhaus Zürich   ab
Oper von Jules Massenet
www.opernhaus.ch/manon

PR EMIER E 7 APR 2O19
Veranstaltungen

Vergangenheit & Zukunft
    im Schlossgarten

                                                                                                             37
                 Auch kleine Besucher werden am Rendez-vous au jardin bestens unterhalten.

D
        as Rendez-vous im             änderungen der Pflanzenwelt
        Garten von Prangins           durch den Klimawandel. Wer sich
        hat bereits Tradition.        lieber ganz auf den Genuss kon-
An diesem Anlass wird aber            zentrieren will, kommt dieses Jahr
nicht nur gefeiert und de-            besonders auf seine Kosten. Die
gustiert, sondern auch dis-           Wechselausstellung «À table! Was
kutiert. Über die ökologi-            isst die Schweiz?» gibt nicht nur
schen Herausforderungen               Gelegenheit, heimische Spezia-
oder die Zukunft der Natur            litäten zu degustieren, sondern
beispielsweise.                       gräbt auch längst vergangene          07. APRIL – 20. OKT 19
                                      Schweizer Rezepte wieder aus und            CHÂTEAU
Im Wonnemonat Mai findet im           dient als Inspirationsquelle für          DE PRANGINS
Château de Prangins wieder der        künftige Abende in der Küche.         À table! Que mange la
beliebte Anlass «Rendez-vous au           Die Ausstellung «Was isst die            Suisse ?
jardin» statt. Im historischen Gar-   Schweiz?» läuft vom 7. April bis
ten des Schlosses trifft sich Gross   zum 20. Oktober und verwandelt       Seit wann benutzen wir Mes-
und Klein für einen herrlichen Tag    2019 für das Château de Prangins     ser und Gabel? Was kam in der
in der Natur. Man kann Pflanzen       in ein kulinarisches Jahr.           Vergangenheit auf den Teller
besichtigen, kulinarische Köst-                                            und was werden wir in Zukunft
lichkeiten probieren und natür-                 RENDEZ-VOUS                essen? In der Ausstellung tref­
                                        26.
lich intensiv diskutieren. Über die     MAI     AU JARDIN                  fen Besucherinnen und Besu-
kleinen und grossen Probleme im                  Château de Prangins,      cher auf unterschiedlich ge-
Garten, die globalen ökologischen     10.00 – 17.00                        deckte Tische.
Herausforderungen oder die Ver-       Eintritt kostenlos
O S T E R
F E S T I
V A L
6. – 14. April 2019
                                                                                       ZT
                                                                                 JET    TS
                                                                                    K E
                                                                             T   I C RN E
                                                                                 SICH

Howard Arman | Riccardo Chailly | Marie-Claude Chappuis | Teodor Currentzis |
Till Fellner | Iván Fischer | Ulrike Grosch | Emmanuelle Haïm | Bernard Haitink |
Janine Jansen | Denis Matsuev | Tim Mead | Sandrine Piau und viele mehr

Akademiechor Luzern | Collegium Vocale zu Franziskanern Luzern | Le Concert d’Astrée |
Filarmonica della Scala | Junge Philharmonie Zentralschweiz | musicAeterna orchestra
and chorus of Perm Opera | Les Petits Chanteurs à la Croix de Bois |
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Info: lucernefestival.ch
Veranstaltungen

Frauenpower Reise durchs Himmlisches
 in Locarno   Museum       Wetter

Was macht eine Frau aus Paris in     Reisen ist etwas Schönes. Beson-    Bestimmen Heilige das Wetter?
Locarno? Sie leitet das internati-   ders, wenn der Weg kurz und das     Nein, aber bis ins 19. Jahrhundert
onal bekannte Filmfestival. Und      Wetter gut ist. Dass man dabei      waren die Menschen in erster Li-
wo spricht sie darüber? Natürlich    das richtige Gepäck dabei haben     nie auf Bauernregeln angewiesen,
im Landesmuseum Zürich.              sollte, versteht sich von selbst.   um meteorologische Phänomene
    Lili Hinstin wurde Ende Au-      Der Entdeckungskoffer für Kin-      zu erklären und Wetterprogno-
gust 2018 überraschend zur neu-      der im Landesmuseum Zürich          sen zu machen. Letztere waren
en starken Frau am Lago Maggio­      wurde kürzlich völlig neu konzi-    besonders für Landwirte wichtig,
re gewählt. Sie hat ihre Arbeit      piert. Mit dem Koffer können die    um den Zeitpunkt von Saat und          39
am 1. Dezember desselben Jah-        kleinen Museumsbesucher das         Ernte zu bestimmen.
res aufgenommen und arbeitet         Haus auf eigene Faust erkunden         Dass die Bauernregeln eine
bereits intensiv an der 72. Aus­     und werden dabei garantiert nie     Ver­bindung zu Heiligen haben,
gabe des Festivals, das vom 7. bis   verregnet. Unterwegs werden Ge­     hat einen kalendarischen Hinter-
17. August 2019 über die Bühne       schichten aufgespürt, Rätsel ge-    grund. Im Mittelalter orientierten
– respektive über die Leinwand –     löst und Aufgaben erle­digt. Die    sich die Menschen an Festen und
gehen wird.                          Reise führt nicht nur durch die     Heiligengedenktagen. Die logische
    Wie kommt eine Französin mit     Ausstellungsräume, son­dern auch    Folge war eine Verknüpfung der
der Schweizer Filmszene zurecht?     tief in die Fantasie der Kinder.    beiden Themen. So kamen die
Und worauf wird Hinstin in Lo­­      Sie dreht sich nämlich um die       Hei­ligen mit der Zeit zu einer neu-
carno ihren Fokus legen? Das         faszinierende Welt der Tie­re und   en Aufgabe: Beeinflussung des
Ge­spräch mit der neuen Festival-    Fabelwesen.                         Wetters. Dieser Verbindung geht
leiterin wird einen Vorgeschmack        Das Angebot ist kostenlos. Der   Volkskundler Kurt Haberstich bei
auf den helvetischen Kino-Som-       Entdeckungskoffer kann an der       einer Führung im Forum Schwei-
mer geben und ist ein Muss für       Kasse bezogen werden. Er richtet    zer Geschichte Schwyz genauer
jeden Cinephilen.                    sich an Kinder ab dem Lesealter.    auf den Grund.

         DIENSTAGS-REIHE                      ENTDECKUNGS-                          FÜHRUNG
  05.                                                                      10.
  FEB    Landesmuseum                IMMER    KOFFER                      MÄRZ     Forum Schweizer
         Zürich, ab 18.30                      Landesmuseum                        Geschichte Schwyz
Journalistin Anne Fournier           Zürich, während                     14.00 – 15.00
spricht mit Lili Hinstin über        den Öffnungs­zeiten                 Volkskundler Kurt
die grosse, weite Filmwelt. Das      Der Entdeckungskoffer               Haberstich sinniert über
Gespräch wird auf Französisch        für Kinder kann an der Kasse        die Verbindung zwischen
geführt.                             gratis bezogen werden.              ­Wetter und Heiligen.
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