Für den sportunterricht - E 0587 1 / 007 - Hofmann Verlag

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E 0587
                                                                                                        1/007

                                         für den sportunterricht
      Ständige Beilage zur Zeitschrift „sportunterricht“ · Herausgeber: Deutscher Sportlehrerverband e. V.
      Hofmann-Verlag · Postfach 1360 · 73603 Schorndorf

  Liebe Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren!
  Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches
  Jahr 2008.
  Mein besonderer Dank gilt den Autorinnen und Autoren für ihre Mitarbeit bei der Gestaltung unserer Lehrhilfen.
  Auf eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit freue ich mich und hoffe, auch im nächsten Jahr gute Beiträge
  zur Umsetzung im Sportunterricht veröffentlichen zu können.            Heinz Lang – Schriftleiter der Lehrhilfen

Schüler mit Epilepsie, Muskelschwund, Halbseiten-
lähmung erleben eine Schulsportwoche Skifahren
Jochen Rudolph

„Unverantwortlich“! denken viele.                                               gewachsen sind. Schließlich sind
Wie kann man Schüler, die schon          ßergewöhnliches auszuprobie­           sie auf einer Förderschule (Sonder­
große Schwierigkeiten beim Laufen        ren, das sonst nur den so ge­          schule).
haben, auf Skier stellen? Das geht       nannten „Normalen“ vorbehal­           ● Sie aber trotz ihrer Körperbehin­
wohl kaum und ist viel zu riskant,       ten ist. Sich selbst auf etwas ein­    derung am gesellschaftlichen Le­
gerade für körperbehinderte Schü­        lassen, von dem man vorher             ben gleichberechtigt teilnehmen zu
ler!                                     nicht weiß, ob es einem gelin­         lassen, nennt man Integration.
Am Anfang stehen immer die Zwei­         gen wird. Für unsere Schüler           ● Unser Skiaufenthalt ist im Laufe
fel. Auch viele Eltern unserer Schü­     ein großer Schritt zu mehr Ei­         der Jahre aus etwas Besonderem zu
ler mit Epilepsie, Muskelschwund,        genständigkeit und Selbstver­          etwas ganz Normalem geworden –
Halbseitenlähmung haben zunächst         trauen.
so gedacht. Wir halten dem entge­
gen: Wer seine Schüler fördern will,   Inzwischen ist die jährlich im Febru­      AUS DEM INHALT:
muss sie auch fordern. Dies gilt       ar stattfindende siebentägige Fahrt        Jochen Rudolph:
auch und vielleicht gerade für kör­    für viele unserer Schüler ein beson­       Schüler mit Epilepsie,
perbehinderte Menschen. Es geht        derer Höhepunkt des Schullebens.           Muskelschwund,
und war bisher immer ein voller Er­                                               Halbseitenlähmung erleben
folg.                                                                             eine Schulsportwoche
                                         Köperbehinderte Schüler                  Skifahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
 Was bedeutet es für einen Schü­                                                  Edgar Beckers,
 ler, wenn er nach dieser Woche          werden zu Vorbildern –
                                                                                  Thorsten Wagner:
 seinen Eltern ein Video zeigt           Integration einmal aus                   „Zur Verwechslung von
 und darauf etwas vollführt, was         einem anderen Blickwinkel
 seine Eltern nicht für möglich                                                   Leistung und Erfolg“ . . . . . . . 5
 gehalten hätten?!                                                                Hermann Stöhr:
 Einmal etwas können, was ihm          Vielfach haben gerade diese Schü­          Transportieren
 nie zugetraut wurde. Etwas Au­        ler erfahren, dass sie den Anforde­        im Medium Wasser . . . . . . . . 11
                                       rungen unserer Gesellschaft nicht

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (007), Heft 1                                                      Seite 1
Schüler mit Epilepsie, Muskelschwund, Halbseitenlähmung erleben eine Schulsportwoche Skifahren

auch dies ist eine Form von Integra­    Gebie­ten bisher unerwartete Fort­       Für mich als Lehrbeauftragter war
tion.                                   schritte machen – nach dem Motto:        es vergleichsweise leicht, eine sol­
Dieser Begriff kann bei unserer         „Jetzt habe ich diese steile Piste be­   che Zusammenarbeit herzustellen.
­Skiwoche mittlerweile auch aus         wältigt, dann schaffe ich auch ...“      Doch auch sonst sollte man sich
 zwei Blickwinkeln gesehen wer­         Erfolgserlebnisse führen zu Selbst­      nicht davor scheuen, Universitäten
 den.                                   vertrauen auf Grund erlebter Hand­       oder andere Ausbildungsstätten an­
 ● Die körperbehinderten Schüler        lungsfähigkeit. Vertrauen in die ei­     zusprechen. Nicht selten wird ja ge­
 fühlen sich wohl, akzeptiert und       genen Fähigkeiten ermöglicht, die        rade die fehlende Praxisausbildung
 ernst genommen.                        eigenen Bedürfnisse gegenüber de­        in der ersten Lehrphase bemängelt.
 ● Betrachtet man unseren Aufent­       nen der Umwelt abzuwägen und so          Eine Studentin brachte es in einem
 halt aus der Sicht unserer Gastge­     einen für sich befriedigenden Weg        Fernsehinterview auf den Punkt:
 ber, so erkennen diese zunehmend,      zu finden – eine eigene Persönlich­      „Hier kann man lernen, was Schüler
 was behinderte Menschen trotz ih­      keit zu entwickeln. Eine solche Per­     allein können und wo sie Hilfe
 rer körperlichen Problematik leis­     sönlichkeit wird fähig sein, sich in     brauchen.“ Unsere Studenten erhal­
 ten und wie sie ihre Schwierigkeiten   der Gesellschaft zu behaupten und        ten abschließend eine für ihr Studi­
 meistern können.                       diese vielleicht sogar ein Stück weit    um benötigte Exkursionsbescheini­
 Körperbehinderte Menschen wer­         in eine behindertengerechtere Rich­      gung. Zudem bekommen alle Be­
 den so plötzlich zu Vorbildern. Ei­    tung zu verändern.                       treuer noch einen individuellen Tä­
 gene Probleme erscheinen lösbarer,                                              tigkeitsnachweis, den sie später als
 wenn man einen halbseitig gelähm­                                               Zusatzqualifikation einsetzen kön­
 ten Schüler um Slalomstangen fah­                                               nen. Viele Studenten fahren schon
                                          Das Betreuungskonzept                  seit vielen Jahren immer wieder mit.
 ren sieht.
                                                                                 Nicht wegen der Scheine, sondern
                                        Der Malin mit ihren Beinschienen         wegen der Freude zu sehen, wie
                                        in die Skischuhe zu helfen, dem ein­     Kinder über sich hinauswachsen.
  Ein Spitzenerlebnis, das
                                        armigen Tobias am Schlepplift zu         Ein anderer Weg wäre es, die Eltern
  in den Alltag ­hinein wirkt           helfen oder Schüler mit Muskel­          mit ins Boot zu holen. Dies klingt
                                        schwund dann zu unterstützen,            zunächst schwierig, müssen die El­
Förderschüler sind aus ihrer bishe­     wenn die Kraft nachlässt – dies ist      tern doch dafür Urlaub nehmen. El­
rigen schulischen Laufbahn eindeu­      keine Aufgabe, die ein oder zwei         tern lassen sich aber davon über­
tig als Verlierer hervorgegangen.       begleitende Lehrer allein überneh­       zeugen, dass es auch für sie eine
Oft hat ihr gesamtes soziales Um­       men können. Man ist zwangsläufig         sehr erlebnisreiche Woche werden
feld dazu beigetragen, dass ihr         auf weitere personelle Hilfe ange­       kann, in der sie ihr Kind einmal in
Selbstvertrauen gelitten hat. Hier      wiesen. So kam die Idee auf, einen       einer ganz anderen Umgebung se­
wollen wir mit unserem Schulpro­        Synergieeffekt von Universität und       hen und umgekehrt die Schüler ihre
gramm „Integrative Schulsport­          Schule zu nutzen. Auf der einen Sei­     Eltern in einer völlig neuen Situ­
fahrten“ – wir fahren außerdem          te sind da Studierende der Univer­       ation erleben können. Ich würde
noch Kanu, Rad und gehen Segeln         sität Hannover, die ihre pädago­         dies nicht empfehlen, wenn wir
– ansetzen und Spitzenerlebnisse        gischen Fähigkeiten praktisch er­        nicht auch hier schon sehr positive
schaffen, welche in den Alltag hi­      proben möchten. Auf der anderen          Erfahrun­gen gesammelt hätten; stol­
nein wirken. Nicht selten ist zu er­    Seite sind die körperbehinderten         ze Eltern, die in dieser Woche er­
leben, dass Schüler nach einem          Schüler unserer Schule, welche indi­     kennen, was ihre Sprösslinge zu
­solchen Projekt auch auf anderen       viduelle Unterstützung benötigen.        leisten in der ­Lage sind.

Seite                                 Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12
Schüler mit Epilepsie, Muskelschwund, Halbseitenlähmung erleben eine Schulsportwoche Skifahren

Ein solches Betreuungskonzept hält      Außen­stehenden sichtbar, lässt sich    Über das Projekt Integrative Schul­
auch die Kosten im Rahmen.              aber bei genauer Betrachtung an         ski­fahrten, sowie über zwei ähnli­
                                        den Äußerungen und den Gesich­          che Projekte, Kanu und Radfahren,
                                        tern der Schüler ablesen, wenn sie      exis­tiert ­ eine DVD. Sie enthält 3
  Taktile Hilfen                        trotz ihrer Beinschienen einen Berg     Fern­sehberichte von je 25 Minuten,
                                        auf ihren Brettern bewältigen oder      welche 2006 im RTL Fernsehen
  im Skiunterricht                      vielleicht zum ersten Mal in ihrem      ausge­strahlt wurden. Diese kann
                                        Leben so etwas wie einen Ge­            gegen ­eine Gebühr von 10 E erwor­
Der Skiunterricht sieht schon etwas     schwindigkeitsrausch auf Schnee         ben werden.
anders aus für unsere Schüler. Es       erleben.
werden vorrangig taktile Hilfen ge­     Urkunden und Medaillen können
geben, um die leistungsbegren­zen­      schöne Erinnerungen an eine sol­
de Größe beim Erlernen des Ski­         che Woche sein. Schüler die voller      Jochen Rudolph ist Förderschullehrer mit
fahrens, die Angst, abzubauen. Das      Stolz noch nach Wochen im Schul­        dem Schwerpunkt körperliche und moto­
                                                                                rische Entwicklung an der Werner-Dicke-
heißt, die Schüler werden zunächst      alltag das Abzeichen tragen, zeigen,
                                                                                                     Schule im Annastift
den Hang hinunter geführt. Indem        wie wichtig dies für viele Schüler                           in Hannover, zudem
der Lehrer seine Schüler beim Ski­      ist. Den Abschluss bildet ein Film,                          bisher an der dor­
fahren taktil unterstützt, verlieren    welcher den Eltern und Mitschülern                           tigen Universität in
sie ihre Ängste und Lernfortschritte    nach ein paar Wochen gezeigt wird.                           der Sonderschulleh­
werden ermöglicht (siehe Lehrhil­       Für die Skifahrer ist dies ein erha­                         rerausbildung tätig
fen für den sportunterricht, Heft 11,   benes Erlebnis und leistet einen                             und beim DSLV-
                                                                                                     Niedersachsen für
S. 1–4, 2006). Das klassische „Nach­    nicht zu unterschätzenden Beitrag                            den Bereich Förder­
fahren“ tritt in den Hintergrund.       zur Festigung des Selbstvertrauens.                          schulen zuständig.
Wichtig ist es, individuelle Erfolgs­   Schließlich entwickelt sich Selbstbe­
erlebnisse zu schaffen und diese        wusstsein aus dem was man geleis­       Anschrift:
auch als solche zu erkennen. Gera­      tet hat und aus der An­erkennung        Kiebitzweg 37, 30880 Laatzen
de das ist nicht immer für jeden        dieser Leistung.                        E-Mail: JochenRudolph@web.de

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                            Seite 
Bücher mit Inhalt

                                  Susanne Pape-Kramer / Dr. Ulrike Köhle
                                  Doppelstunde Bewegungsgestaltungen
                                  Unterrichtseinheiten und Stundenbeispiele
                                  für Schule und Verein
                                  Im vorliegenden Buch wird ein Vermittlungsweg aufgezeigt,
                                  der allen Sportlehrkräften die Möglichkeit bieten soll, Schüler in
                                  diesem Bereich ohne großen Aufwand anzuleiten. Die Übungs-
                                  einheiten sind jeweils auf einen Zeitraum von ca. 80 Minuten
                                  zugeschnitten. Das Buch ist für alle Personen interessant, die 10-
                                  bis 19-Jährige unterrichten. Jedem Buch liegt eine CD-ROM
                                  bei, auf der Techniken und Übungen in Videoclips dar-
                                  gestellt werden.
                                  Format 15 x 24 cm, 144 Seiten + CD-ROM
                                  ISBN 978-3-7780-0541-5, Bestell-Nr. 0541  19.90

                                  Prof. Dr. Nils Neuber
                                  Entwicklungsförderung im Jugendalter
                                  Der Begriff der Entwicklungsförderung wird im pädagogischen
                                  Kontext immer häufiger gebraucht. Allerdings mangelt es so-
                                  wohl an theoretischen Grundlegungen als auch an empirischen
                                  Überprüfungen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die vorlie-
                                  gende Arbeit zwei zentrale Zielsetzungen: Zum einen soll der
                                  Begriff der Entwicklungsförderung im Jugendalter theoretisch
                                  bestimmt werden. Zum anderen sollen wesentliche Vorausset-
                                  zungen einer Entwicklungsförderung durch Sport erfasst werden.
                                  Format 16,5 x 23,5 cm, 318 Seiten, ISBN 978-3-7780-8335-2
                                  Bestell-Nr. 8335  28.–

                                              Elisabeth Brugger / Anita Schmid / Walter Bucher (Red.)
                                              1000 Spiel- und Übungsformen
                                              zum Aufwärmen
                                              12., überarbeitete Auflage 2007
                                              Lustvolles, gezieltes Aufwärmen ist in einem guten
                                              Sportunterricht wichtig. Oft fehlen Lehrpersonen
                                              und Freizeitsportlern geeignete Ideen. In diesem
                                              Buch werden über 1000 spielerische Formen
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                                              Bernhard Bruggmann (Red.)
                                              1020 Spiel- und Übungsformen
                                              im Kinderfußball
                                              5., überarbeitete Auflage 2007
                                              Modernes, kindgerechtes Training mit Kindern und
                                              Jugendlichen ist nach der GAG-Methode aufgebaut:
                                              Umrahmt von Einstimmen und Ausklingen besteht
                                              eine Trainingslektion aus Spielen (G wie ganzheitlich;
                                              Teil 1), Üben (A wie analytisch; Teil 2) und wieder
                                              Spielen (G wie ganzheitlich; Teil 3). Mit spielerischem,
       DIN A5 quer, 304 Seiten                gezieltem Üben stellen sich schnell Fortschritte ein.
       ISBN 978-3-7780-2205-4                 Eine wahre Fundgrube für Unterrichtende im Kinder-
       Bestell-Nr. 2205  21.90               und Jugendfußball.

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„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“
Ein Unterrichtsvorhaben gegen Doping und Medikamentenmissbrauch im Alltag

Edgar Beckers, Thorsten Wagner

Das Unterrichtsvorhaben zum The-        ●  In der zweiten Einheit wird
ma „Verwechslung von Leistung           ein (nicht-sportlicher) Wettbewerb         –	der Grund für „Alltagsdoping“
und Erfolg“ ist von Lehrkräften ver-    durchgeführt, der bei Jugendlichen            im Streben nach Anerken-
schiedener Schulformen in NRW           aktuell beliebt ist (z. B. „Superstar“        nung liegt.
erprobt worden, und zwar vor-           oder „Top Model“); bei der Auswer-         Die Schüler sollen durch „Erfah-
nehmlich in den Jahrgangsstufen 8       tung stellt sich heraus, dass hier die-    rungen am eigenen Leibe“
bis 10 sowohl an Gymnasien als          selben Leistungsprinzipien wie im          –	unabhängiger werden von
auch an Realschulen; ein Unter-         Sport gelten.                                 der Anerkennung von außen
richtsvorhaben wurde in der Jahr-       ●  Die dritte Einheit besteht aus             und
gangsstufe 12 der gymnasialen           zwei Einzelstunden; im ersten Teil         –	Selbstbewusstsein für eigene
Oberstufe durchgeführt. Die Rück-       werden – ausgehend von „Vorbil-               Leistungen entwickeln.
meldungen der Lehrkräfte haben          dern“ – die Unterschiede zwischen
zu Modifikationen geführt, die in       Leistung und Erfolg thematisiert,
der folgenden Beschreibung be-                                                    Ein Unterrichtsvorhaben besteht
                                        die auch im alltäglichen Leben der        aus der Verknüpfung von Pädago-
rücksichtigt sind. Das Unterrichts-     Jugendlichen eine Rolle spielen
vorhaben kann durchaus den Cha-                                                   gischen Perspektiven und Inhalts-
                                        und die die Bereitschaft zu „unter-       bereichen sowie verschiedenen Me-
rakter eines Projektunterrichts ent-    stützenden Maßnahmen“, zum „All-
wickeln, an dem auch andere Fä-                                                   thoden und Formen des selbststän-
                                        tagsdoping“, fördern. Vor diesem          digen Arbeitens.
cher beteiligt sein könnten (z. B.      Hintergrund sollen dann die Ju-
Deutsch oder Sozialwissenschaft in                                                Im Hinblick auf das Dopingproblem
                                        gendlichen im zweiten Teil eigene,
der 3. Unterrichtseinheit). Aus die-                                              sind – orientiert an den Richtlinien
                                        realistische Leistungsziele formulie-
sem Grunde soll hier auch keine                                                   und Lehrplänen NRW – neben der
                                        ren, begründen und einen entspre-
detaillierte didaktisch-methodische                                               Perspektive A („Wahrnehmungsfä-
                                        chenden Trainings- und Übungs-
Planung angegeben werden, son-                                                    higkeit verbessern, Bewegungser-
                                        plan erstellen.
dern eine Beschreibung der Inhalte,                                               fahrungen erweitern“) die folgen­
Ziele und Verläufe der einzelnen        ●  Die Präsentation dieser Leistung       den Pädagogischen Perspektiven
Unterrichtseinheiten.                   erfolgt in der abschließenden vier­       wichtig:
                                        ten Einheit und umfasst eine Selbst-
Das Unterrichtsvorhaben (UV) um-                                                  ● „Sich körperlich ausdrücken, Be-
                                        bewertung sowie Rückmeldungen
fasst vier zweistündige Unterrichts-                                              wegungen gestalten“ (B): Schüler
                                        der Jugendlichen über das gesamte
einheiten (UE); wobei jedoch die                                                  sollen lernen, im Einklang mit ih-
                                        Unterrichtsvorhaben.
dritte UE in zwei Einzelstunden auf-                                              rem Körper zu leben und urteils­
geteilt wird. Dies erfolgt aus zwei                                               fähig gegenüber gesellschaftlichen
Gründen: Zum einen findet hier                                                    Vorgaben zu werden. „Das schließt
eine theoretische Thematisierung            Unterrichtsvorhaben                   ein, dass sie auch lernen: Ich bin
des Problems Alltagsdoping statt;                                                 mehr als mein Körper“ (RuL 2001,
zum anderen könnte dies in ei-                                                    40).
nem fachübergreifenden Unterricht           Teilziele                             ● „Das Leisten erfahren, verstehen
(z. B. mit Sozialwissenschaft) statt-       Die Schüler sollen erkennen,          und einschätzen (D)“; hier bietet
finden.                                     dass                                  sich die Möglichkeit, den Zusam-
●  Erste Einheit: Das Unterrichtsvor-       –	die Prinzipien für „Leistung“      menhang von Leistung mit kultu-
haben beginnt mit einem „olym-                 im Sport und in der Gesell-        rellen und gesellschaftlichen Wer-
pischen Nationenwettkampf“, mit                schaft identisch sind;             ten zu erkennen und zu verstehen
dem die Leistungsprinzipien des                                                   und die eigene Leistungsfähigkeit
                                            –	Erfolg in der Anerkennung
modernen Sports verdeutlicht wer-                                                 angemessen zu beurteilen.
                                               ­einer Leistung „von außen“
den (Messbarkeit, Leistungsverbes-              besteht;                          Grundsätzlich lassen sich die ge-
serung, Sieg).                                                                    nannten pädagogischen Perspekti-

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                          Seite 
„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“

ven mit allen Inhaltsbereichen kom-       gene Stärken zu erkennen und auch              Schülerinnen und Schüler (aus der
binieren; dies zeigt sich in der 1. Un­   zu lernen, individuelle Schwächen              4. Unterrichtseinheit), die anderer-
ter­richtseinheit, in der die Jugend-     zu akzeptieren. Dies erfordert von             seits ergänzt wird durch die Be­
lichen selbstorganisiert Olympia          Lehrkräften den Einsatz verschie-              notung durch die Lehrkraft, die das
inszenieren oder in der 2. Unter-         dener Methoden, die für offenen                Engagement sowie die Erfüllung
richtseinheit, in der sie eigene (mo-     Unterricht, entdeckendes Lernen                von Aufgaben in Planung und
torische) Leistungsziele aufstellen.      und Projektunterricht geeignet sind.           Durchführung der einzelnen Unter-
Einen direkten Zugang zum Prob­                                                          richtseinheiten einbezieht. Dieses
                                          Allgemeine Hinweise zur Durch-                 Verfahren sollte vor Beginn des
lem Doping und Medikamenten-              führung des Unterrichtsvorhabens
missbrauch erlauben die Inhaltsbe-                                                       Unter­richtsvorhabens angekündigt
                                          ● Die Erfahrung zeigt, dass es nicht           werden.
reiche:
                                          sinnvoll ist, das Unterrichtsvorha-
●  „Den Körper wahrnehmen“ und            ben unter dem Titel „Doping“ anzu-
„Bewegungsfähigkeiten ausprägen“.         kündigen, da der Begriff für Hoch-               Hinweise zur
Hier geht es um eine Auseinander-         leistungssport reserviert scheint.               ­Durchführung der 1. UE
setzung mit dem eigenen Körper,           Neugierig machen könnte der Be-
seinen vielfältigen Möglichkeiten         griff „Alltagsdoping“, neutral klingt
aber auch Grenzen. Die Schüler sol-       das Thema „Leistung und Erfolg“.               Thema: Leistung und Erfolg
len zu einer Körperakzeptanz ge-          ● Das Unterrichtsvorhaben setzt                am Beispiel von „Olympia“
langen und sich mit den Körper-           auf die Eigenbeteiligung von Schü-
und Fitnessidealen kritisch ausei­                                                       In der Vorbereitung auf das Unter-
                                          lerinnen und Schülern, die auch au-
nan­dersetzen, um Einsichten und                                                         richtsvorhaben kündigt die Sport-
                                          ßerunterrichtliche Aktivitäten erfor-
Wertorientierungen für einen ver-                                                        lehrkraft das Ereignis „Olympia“ an.
                                          dert. Damit wird der übliche Ablauf
antwortungsvollen Umgang mit                                                             Die Jugendlichen werden aufgefor-
                                          von zeitlich geschlossenen UV un-
dem eigenen Körper zu gewinnen.                                                          dert, selbstständig drei oder vier
                                          terbrochen, denn die einzelnen UE
                                                                                         „Nationen“, abhängig von der Klas-
●  „Wissen erwerben und Sport be-         können nicht unmittelbar aufeinan-
                                                                                         sengröße, zu bilden. Je nach Klas-
greifen.“ Altersgemäße Kenntnisse         der folgen, da die Jugendlichen Zeit
                                                                                         sensituation kann es problematisch
über Sachzusammenhänge bilden             zur Planung und zum – auch außer-
                                                                                         sein, wenn sich jeweils Migranten-
die Voraussetzung, um komplexe            unterrichtlichen – Üben benötigen.
                                                                                         gruppen zu ihren Heimatnationen
Sachverhalte zu verstehen und sie         Die Zwischenzeiten sollen für „nor-
                                                                                         zusammenfinden; in diesem Falle
bieten die Basis für das Einordnen        malen“ Sportunterricht genutzt wer-
                                                                                         könnte die Vorgabe lauten, keine in
von Lernerfahrungen sowie über            den.
                                                                                         der Klasse vorhandene Nation zu
die „Verständigung über den Sinn          ● Ablauf und Erkenntnis der jewei-             verkörpern. Die Vertreter der Nati­
des eigenen Tuns“ (RuL 2001, 50).         ligen Einheiten werden auf einer               onen einigen sich auf drei (sport-
Es geht also nicht bloß um Wissens-       „Wandtapete“ eingetragen. Diese                liche) Wettkampfdisziplinen, die
bestände, sondern sie dienen der          Wandtapete „begleitet“ das gesamte             dann von jeweils einem oder zwei
Reflexion, durch das das Erlebte für      Unterrichtsvorhaben und dient da­              „Athleten“ absolviert werden. Die
die Entwicklung nutzbar wird. Da-         zu, Erkenntnisse und Erfahrungen               anderen Mitglieder der „Nationen“
durch kann „das Erfahrene in die          festzuhalten.                                  übernehmen Aufgaben im Umfeld:
individuelle Lebenswelt eingeord-
                                          ● Die Bewertung erfolgt einerseits             Kampfgericht, Organisationskomi-
net, der Verstehenshorizont erwei-
                                          durch eine Selbstbewertung der                 tee, Betreuer, Siegerehrung, Presse
tert und Zusammenhänge erkannt
werden. Reflexion bildet somit den
Ausgangspunkt für eine selbststän-        Tabellarische Übersicht
dige Urteilsbildung, die ihrerseits
                                                      Thema: Leistung und Erfolg am Beispiel von „Olympia“
als Voraussetzung für Handeln in           1. UE
sozialer Verantwortung angesehen                      Zielsetzung: Leistungsprinzipien des modernen Sports
werden muss“ (RuL 2001, 53).                          Thema: Leistung und Erfolg am Beispiel eines Talentwettbewerbs
                                           2. UE
Wenn Lernprozesse initiiert werden                    Zielsetzung: Hier gelten die gleichen Leistungsprinzipien wie im Sport
sollen, die eine Bedeutung für das                    Thema: Wege zum Ideal – Alltags-Doping – Einzelstunde (Theorie)
                                           3. UE
Subjekt gewinnen sollen, dann müs-         I. Teil    Zielsetzung: Unterscheidung von Leistung und Erfolg; Alltagsdoping
sen sie von den Bedürfnissen, Er-
fahrungen und Interessen der Ler-                     Thema: Sich selbst Leistungsziele setzen – Einzelstunde
                                           3. UE
nenden ausgehen. Daher sind die            II. Teil   Zielsetzung: Eigene, realistische Leistungsziele formulieren, begründen
Schüler an der selbstverantwortli­                    und einen entsprechenden Trainings- und Übungsplan erstellen
chen Gestaltung von Lernprozessen
                                                      Thema: Präsentation der Leistung
zu beteiligen. Ein handlungs- und
                                           4. UE      Zielsetzung: Leistungsdemonstration und Selbstbewertung, Reflexion des
erfahrungsorientierter Unterricht
                                                      Unterrichtsvorhabens
bietet den Schülern Gelegenheit, ei-

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„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“

usw. Durch die Inszenierung dieses       Zudem soll nach der individuellen          gaben wie Jury, Bühnenbildner,
Ereignisses soll zum einen die Moti-     Bedeutung von Sieg und Nieder­             Hilfskräfte oder die allgemeine
vation der Jugendlichen gesteigert       lage gefragt werden.                       Mode­ration. Dabei sollten die Schü-
werden, zum anderen ergeben sich         ● Welche Reaktionen lösen Sieg             ler Entscheidungsfreiheit über ihre
dadurch Aufgaben, die auch von           (Stolz, Anerkennung) und Nieder­           Aufgabenfelder erhalten und die
Schülern übernommen werden               lage (Scham, Missachtung) aus?             Aufgaben untereinander verteilen.
können, die eine distanziertere Ein-     ● Warum wird die Leistung von              Eine zentrale Funktion kommt der
stellung zum sportlichen Wettkampf       Schüler X nicht in gleichem Maße           Jury bei der Erarbeitung eines Kri-
haben.                                   anerkannt? In diesem Zusammen-             terien- und Punktekatalogs zu, der
                                         hang können Aussagen folgen wie:           zur Bewertung der Präsentationen
Eröffnungsphase                                                                     dient.
Vom Organisationskomitee und den         „Der Zweite ist der erste Verlierer“,
                                         um zu verdeutlichen, dass (meist)          Den Gruppen soll ausreichend Vor­
Kampfrichtern werden die organi-
                                         nicht die Leistung, sondern der Er-        be­reitungszeit (außerhalb des Sport­
satorischen Rahmenbedingungen
                                         folg gewürdigt wird.                       unterrichts) angeboten werden.
für die vereinbarten Wettbewerbe
geschaffen; es folgen der „Einzug        ● Was kann man tun, um seine
der Nationen“ und die Vorstellung        Leistung zu verbessern und Erfolg
der „Athleten“.                          zu haben?                                    Hinweise zur
                                         ● Wo liegen die Grenzen zu „un­              ­Durchführung der 2. UE
Hauptphase                               erlaubten Maßnahmen“?
Durchführung der drei Wettbewer­
                                         Die Ergebnisse werden auf einer
be. Die Ergebnisse werden vom                                                       Thema: Leistung und Erfolg am
                                         Wandtapete festgehalten (1. Spalte).
Orga­nisationskomitee ausgewertet;                                                  Beispiel eines Talentwettbewerbs
die Siegerehrungen umfassen die          Abschließend erfolgt die Ankündi-
Einzelleistungen und die „Nationen-      gung der zweiten Unterrichtsein-           Die Leitidee bei der Durchführung
wertung“.                                heit, in der ein (nichtsportlicher)        eines Talentwettbewerbs ist, beste-
                                         Talentwettbewerb im Mittelpunkt            hende Parallelen zwischen dem
Abschluss                                steht; der Wettbewerb soll sich ori-       Sport und außersportlichen Ereig-
Durch die Messung und Dokumen-           entieren an einem Medienereignis,          nissen aufzuzeigen. Hierzu hat die
tation der Ergebnisse haben die          das für die Jugendlichen gerade „in“       Jury in der Vorbereitungsphase ei-
Schüler den Vergleich der Leistun-       ist wie z. B. „star search“. Wichtig ist   nen Kriterien- und Punktekatalog
gen direkt vor Augen. Ziel des Wett-     der Bezug zu einem für die Jugend-         erarbeitet, der bei der Beurteilung
kampfs ist der Sieg, festgestellt        lichen aktuellen Wettbewerb, um            der Leistungen in dem vereinbarten
durch objektive Messungen. Daraus        das Interesse und die Motivation           Wettbewerb angewendet werden
kann die Frage entstehen, ob dieser      der Schüler zu nutzen.                     soll (z. B. Kostüm, Rhythmus, Har-
Bewertungsmaßstab „gerecht“ ist.         Die für „Olympia“ gebildeten Grup-         monie, Ausdruck, „Coolness“, „hip
● Sind die Leistungen von Jungen         pen bleiben bestehen. Aus jeder            sein“ etc.).
und Mädchen oder von Schüler X           Gruppe nehmen wiederum ein
                                                                                    Eröffnungsphase
mit Schüler Y (z. B. ein kleiner Schü-   oder zwei Jugendliche aktiv an dem
ler beim Hochsprung mit einem            vereinbarten Wettbewerb teil. Die          Die damit beauftragten Schüler or-
großen Schüler) vergleichbar?            übrigen Schüler übernehmen Auf-            ganisieren die „Bühne“ und die be-
                                                                                    nötigte Ausstattung (z. B. Musik).
                                                                                    Die Jury stellt dem Publikum die
                                                                                    Beurteilungskriterien vor.
                                                                                    Hauptphase
                                                                                    Es folgt die Präsentation vor Publi-
                                                                                    kum und Jury, das die gezeigten
                                                                                    Leistungen kommentierend bewer-
                                                                                    tet. Am Ende wird der Sieger bzw.
                                                                                    die Siegergruppe gekürt und erhält
                                                                                    einen Preis (z. B. einen symboli­
                                                                                    schen Plattenvertrag).
                                                                                    Abschluss
                                                                                    In der Besprechung werden die Fra-
                                                                                    gen aufgegriffen, die auch bei der
                                                                                    Besprechung von Olympia themati-
                                                                                    siert wurden, sodass auf der Wand-
                                                                                    tapete eine parallele Struktur er-
Vergleichbarkeit von Leistungen?                                                    kennbar wird.

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                             Seite 
„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“

●  Wer bestimmt über Erfolg und          Hauptphase I                            steht die Versuchung, durch ver-
Misserfolg?                              Da nicht alle Vorbilder besprochen      schiedene Substanzen oder Maß-
● Wie wichtig ist für die Jugend-        werden können, einigt sich die Klas-    nahmen nachzuhelfen, sowohl im
lichen der Erfolg bzw. das Gefühl,       se auf zwei Beispiele, die exempla-     Hinblick auf sportliche Leistungs-
im Rampenlicht zu stehen.                risch behandelt werden, im güns-        verbesserung als auch im Hinblick
● Was kann man tun, um erfolg-           tigsten Fall auf ein sportliches Vor-   auf die körperliche Erscheinung.
reich zu sein und                        bild und eines, das ein Schönheits­     Die Schüler sollen überlegen, wel-
                                         ideal repräsentiert. Die Schüler        che „Abkürzungen“ bzw. sonstigen
● wo liegen die Grenzen zwischen
                                         stellen ihre Vorbilder vor und be-      (illegalen) Wege sie kennen, um Er-
legalen und illegalen Mitteln?
                                         gründen, worin deren Leistung be-       folg zu haben bzw. Anerkennung
Die Ergebnisse werden auf einer          steht. Gemeinsam kann diskutiert        zu finden.
Wandtapete festgehalten (2. Spalte).     werden, ob und wie man sich sol-        Die Ergebnisse werden auf der
Ankündigung der nächsten Unter-          che Leistungen erarbeiten kann.         Wandtapete festgehalten (3. Spalte).
richtseinheit: Vorbilder und deren       Dazu gehören beständiges Üben
Leistung. Die Schülerinnen und           und Training, aber auch Disziplin       Hauptphase II
Schüler sollen zu dieser Einzelstun-     und Beharrlichkeit.                     Das mit Blick auf die Vorbilder fest-
de (Theorie) Bilder oder Collagen                                                gestellte Streben nach Erfolg und
von solchen Stars aus Sport und/                                                 Anerkennung gilt ebenso für den
oder Showbusiness mitbringen, die                                                individuellen Alltag der Schüler sel-
ihnen imponieren.                                                                ber, sowohl in der Schule als auch
                                                                                 im Freundeskreis und in der Frei-
                                                                                 zeit. Auch hier gibt es Methoden
                                                                                 und Substanzen, die das unterstüt-
    Hinweise zur                                                                 zen sollen. Diese Erkenntnis soll die
    ­Durch­führung der 3. UE                                                     Schüler dazu anregen, darüber
     (I. Teil, Einzelstunde                                                      nachzudenken, was sie selbst bereit
     Theorie)                                                                    wären zu tun, um die „Anerken-
                                                                                 nung von außen“ zu erhalten.
                                                                                 Den Schülerinnen und Schülern
Thema: Wege zum Ideal –                                                          soll klar werden, wie groß ihre indi-
­Alltagsdoping                                                                   viduelle Bereitschaft zum „Alltags-
                                                                                 Doping“ ist. Anlass bietet die je-
Die Schüler erkennen, dass man                                                   weils eigene Lebenswelt mit kon-
über die „Leistung“ ihrer Vorbilder                                              kreten Situationen. Wie wichtig ist
unterschiedlicher Meinung sein                                                   es z. B., das bessere Handy, die coo-
kann, sie aber mit ihren Leistungen                                              leren Klamotten, die dickeren Mus-
Erfolg haben. Damit kann die Un-                                                 keln bzw. die bessere Figur zu ha-
terscheidung von Leistung und Er-        Traumfrauen aus Sicht männlicher
                                         Jugendlicher                            ben oder auf „Events“ länger durch-
folg klargemacht und das Streben                                                 zuhalten?
nach Anerkennung (Erfolg) auch
                                         Daraus ergibt sich die Frage, wie       Die Ergebnisse werden auf einer
als subjektives Motiv und als Grund
                                         häufig und mit welchem Aufwand          Wandtapete festgehalten (3. Spalte).
für Alltagsdoping erkannt werden.
                                         man trainieren müsste, um sich die-     Zum Abschluss erfolgt die Ankündi-
In dieser Stunde, die auch fach­
                                         sen Vorbildern annähern zu kön-         gung zur nächsten Unterrichtsein-
übergreifend stattfinden kann, ist
                                         nen. Die Schülerinnen und Schüler       heit. Die Schüler sollen überlegen,
eine zielgerichtete Lenkung des Ge-
                                         werden erkennen, dass sie trotz ei-     welche individuellen motorischen
sprächsverlaufs durch die Lehrkraft
                                         gener Bemühungen nicht den Er-          Ziele, im Sinne einer Verbesserung
wichtig.
                                         folg der Vorbilder erreichen wer-       des eigenen Könnenstandes, sie er-
Eröffnungsphase                          den. Denn es geht nicht nur um den      reichen wollen. Diese Ziele können
Die Schüler hängen die mitge-            Leistungsstand, sondern vor allem       anknüpfen an eine zuvor im Unter-
brachten Bilder ihrer „Vorbilder“ im     um die Anerkennung dieser Leis-         richt erfolgte Leistungsbewertung
Klassenzimmer auf. Zu erwarten           tung durch die Öffentlichkeit. Diese    oder auf eine außerschulische sport­
sind sowohl sportliche Vorbilder         Erkenntnis führt zur Unterschei-        liche Aktivität bezogen sein, sofern
(z. B. Ballack) als auch solche, die     dung von „Leistung“ („das bin ich“)     unter den Bedingungen des Sport-
das derzeitige Schönheitsideal „ver-     und „Erfolg“ („Anerkennung/Be-          unterrichts eine darauf bezogene
körpern“. Die Lehrkraft sollte selber    wunderung einer Leistung durch          Leistungsbewertung möglich ist.
Bilder aus Werbeanzeigen, Zeit-          andere“).                               Selbstverständlich muss mit diesen
schriften etc. mitzubringen, falls die   Da dieser Weg über Üben, Training       Zielsetzungen eine Verbesserung
Schüler kein bzw. nicht genug Mate-      und Disziplin sehr mühsam, an-          des bisherigen individuellen Kön-
rial dabei haben.                        strengend und langwierig ist, ent-      nenstandes angegeben sein. Der

Seite                                  Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12
„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“

                                                                                    Hinweise zur
                                                                                    ­Durch­führung der 4. UE

                                                                                   Thema: Präsentation und
                                                                                   ­Bewertung
                                                                                   Hauptphase
                                                                                   Die Schüler präsentieren nach der
                                                                                   vereinbarten Zeit des Trainings
                                                                                   ihre Ergebnisse und beschreiben
                                                                                   anschließend, wie weit dieses
                                                                                   ­Ergebnis mit ihren in dem „Ver-
                                                                                    trag“ festgehaltenen Leistungszie-
                                                                                    len übereinstimmt, bzw. welche
                                                                                    Gründe es für evtl. Abweichungen
                                                                                    gibt. Auf dieser Grundlage bewer-
                                                                                    ten sie dann selber ihre erbrachte
                                                                                    Leistung mit der üblichen Noten­
                                                                                    skala.
                                                                                   Abschluss
Institut für Biochemie, Deutsche Sporthochschule Köln (unveröffentlicht)           Das Unterrichtsvorhaben wird, nach
                                                                                   einer kurzen Erinnerung an die
Grad der Verbesserung des eigenen       gewünscht – als „sachverständiger          Kernaussagen zu den jeweiligen
Könnens wird der Maßstab zur Be-        Berater“ einbezogen werden.                Unterrichtseinheiten auf der Wand-
urteilung der eigenen Leistung                                                     tapete, mit zusammenfassenden
(Selbstbewertung) sein. Sie sollen      Hauptphase II
                                                                                   Aussagen der Schüler abgeschlos-
ebenso überlegen, wie sie diese         Die Schüler bekommen Zeit, um              sen. Dabei geht es zum einen da­
Verbesserung erreichen wollen           erstmals in den gebildeten Lernpaa-        rum, was ihnen als wichtig in Erin-
(Trainingsplan) und welche Hilfen       ren einen „Trainingsplan“ zu erstel-       nerung geblieben ist oder sie ge-
(Mitschüler oder Lehrkraft) sie         len und mit dem Training zu begin-         stört hat. Zum anderen aber auch
benö­tigen. Diese Überlegungen          nen.                                       um die Konsequenzen, die sie für
schreiben sie auf einen Zettel (in      Die Ergebnisse werden auf der              sich selber ziehen aus der Erkennt-
Form eines „Vertrages“), den sie der    Wandtapete festgehalten (4. Spalte).       nis über den Unterschied zwischen
Lehrkraft in der nächsten Stunde
übergeben.

 Hinweise zur
 ­Durch­führung der 3. UE
 (II. Teil, Einzelstunde)

Thema: Sich selbst Ziele setzen

Hauptphase I
Einzelne Schüler stellen ihre –
schriftlich formulierten – individu-
ellen motorischen Lernziele vor
und beschreiben, wie sie die in den
nächsten Wochen erreichen wollen
und nach welchen Kriterien die
dann erbrachte Leistung von ihnen
selber bewertet wird. Falls möglich,
bilden sich „Lernpaare“, die gemein-
sam an der Erreichung der Ziele ar-
beiten. Die Lehrkraft kann – sofern     Beschreibung einer „idealen Person“ durch Schülerinnen und Schüler

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                           Seite 
„Zur Verwechslung von Leistung und Erfolg“

Wandtapete*
                                                          3. UE                           3 UE
 1. UE                         2. UE                                                                                  4. UE
                                                          (I. Teil, Einzelstunde)         (II. Teil, Einzelstunde)
 „Olympia“                     Nichtsportlicher            „Vorbilder“ –                  Sich selbst                 Präsentation
 Sieg und Niederlage,          Wettbewerb                 Wege zum Ideal                  Ziele setzen                der Leistung
 Bewertungsmaßstab             Sieg und Niederlage,       Worin besteht die               Realistische
 in c, g, s,                   Bewertungsmaßstab,         „Leistung“ dieser Vorbilder?    ­Selbsteinschätzung.
 Bewertung durch               Bewertung erfolgt von      Worin besteht der
 Kampfrichter.                 außen.                     ­Unterschied zu euch?
 Was ist das Ziel              Was ist das Ziel           Wie kommt man                   Woher stammen               Selbsteinschätzung
 eines Wettkampfes?            des Wettbewerbs?           dem Ideal näher?                die Ziele?                  – Stimmt das Ergebnis
 Sieg, besser sein             Besser sein als der        – Üben, Training, Disziplin;    – Orientierung                mit dem Ziel überein?
 als der Andere,               Andere,                    – „Abkürzungen“                    an Vorbild?              – Evtl. Gründe für
 sich verbessern,              Anerkennung durch                                          – Eigene Könnens­             Abweichung.
 Anerkennung                   Eltern, Freunde,                                              erwartung?
 ­bekommen.                    Öffentlichkeit, Medien.
 Auswirkungen von              Auswirkungen von           Gründe für Abkürzungen:         Arbeits- und                Selbstbewertung
 Sieg oder Niederlage?         Sieg oder Niederlage?      Unterscheidung                  ­Trainingsplan              – Wie bewerte ich
 Reaktionen auf Sieg           Reaktionen auf Sieg        Leistung – Erfolg                – Was muss ich tun, um       meine Leistung?
 und Niederlage.               und Niederlage.            Trotz Leistung kein Erfolg?        das Ziel zu erreichen?   – Kann ich meine
 Sieg: Stolz, Freude,          Sieg: Stolz, Freude;       – Leistung – das bin ich;       – Welche Unterstützung        Leistung mit der
 Anerkennung,                  Anerkennung,               – Erfolg – Anerkennung            kann ich nutzen?            anderer vergleichen?
 ­Selbstbewusstsein.           ­Selbstbewusstsein.           durch andere.
  Niederlage: Scham,            Niederlage: Scham,
  Schwäche …                    Schwäche ...
 Wie kann Leistung             Wie kann Leistung          Doping im Alltag                Maßstab für Leistung        Aussagen
 verbessert werden?            verbessert werden?         Anerkennung durch               – Selbstbewertung.          zu der Reihe
 Training, gesunde             Training, gesunde          andere suchen in Schule,        – Maßstab bin ich!          – Was bleibt in
 Lebensweise,                  Lebensweise,               Freundeskreis, Freizeit.        – Eigenmotivation.             Erinnerung?
 ­Ernährung, Doping            ­Ernährung,                (Klassenarbeit, „ein ganzer                                 – Welche Widerstände
  (wo ist die Grenze?).         ­Medikamente              Kerl – eine tolle Frau sein“;                                  sind im Alltag zu
                                 (wo ist die Grenze?).    Disko, „Klamotten“ …)                                          erwarten?
                                                                                                                      – Was hat mich gestört?
 Subjektive Bedeutung Subjektive Bedeutung Subjektive Bedeutung                           Subjektive Bedeutung        Subjektive Bedeutung
 Erfolg haben.        Erfolg haben.        Bereitschaft zum                               Unabhängig von der          Welche Konsequenzen
                                           „Alltags-Doping“                               Beurteilung von außen       ziehe ich für mich
                                           (RED Bull, Koffeintablette,                    werden.                     daraus? (Unterschei-
                                           Eiweißnahrung etc.).                                                       dung Leistung – Erfolg
                                                                                                                      und Alltagsdoping).

*A
  nmerkungen zur „Wandtafel“: Die jeweils fettgedruckten Überschriften dienen der Strukturierung der Reflexion. Die darunter ver-
 merkten Angaben erfolgen hier nicht systematisch, weil sie sowohl mögliche Antworten der Jugendlichen enthalten als auch weiter-
 gehende Fragen, die das Gespräch ggf. lenken können.

Leistung und Erfolg und evtl. ihrer                Literatur                                         Anschriften der Verfasser:
eigenen Tendenz zum Alltagsdo-                     Richtlinien und Lehrpläne Sport, Sekun-           Edgar Beckers, Thorsten Wagner
ping.                                              darstufe I – Hauptschule. Ministerium für         Universität Bochum
                                                   Schule, Wissenschaft und Forschung des            Sportpädagogik/Sportdidaktik
Die Ergebnisse werden auf einer                    Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf            Stiepeler Straße 129, 44801 Bochum
Wandtapete festgehalten (5. Spalte).               2001.

L E H R H I L F E N für den sportunterricht
Verlag: Hofmann GmbH & Co. KG, Postfach 13 60, D-73603 Schorndorf, Telefon (0 71 81) 402-0, Telefax (0 71 81) 402-111
Druck:                                              Bezugspreis: Im Jahresabonnement E 19.80       Unregelmäßigkeiten in der Belieferung bitte
Druckerei Hofmann                                    zuzüglich Versandkosten. Die Abonnement-       umgehend dem Verlag anzeigen.
Steinwasenstraße 6–8, 73614 Schorndorf               Rechnung ist sofort zahlbar rein netto nach    Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit
                                                   ­Erhalt. Der Abonnement-Vertrag ist auf unbe-   ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion
Redaktion:                                           stimmte Zeit geschlossen, falls nicht aus­    und des Verlags mit Quellenangabe.
Heinz Lang                                           drücklich anders vereinbart.                   Unverlangte Manuskripte werden nur dann
Neckarsulmer Str. 5, 71717 Beilstein                                                               ­zurückgesandt, wenn Rückporto beiliegt.
                                                     Abbestellungen sind nur zum Jahresende
Erscheinungsweise:                                  ­möglich und müssen spätestens 3 Monate vor     International Standard Serial Number:
Monatlich (jeweils in der 2. Hälfte des Monats).   dem 31. Dezember beim Verlag eintreffen.         ISSN 0342-2461

Seite 10                                          Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12
Transportieren im Medium Wasser
Die pädagogische Herausforderung, mit Grundschulkindern
im Schwimmunterricht vielfältige Möglichkeiten zum Transport
von Gegenständen und Personen zu erproben

Hermann Stöhr

                                        Bei der Auswahl der Gegenstände
  Was
  Was heißt
       heißt transportieren?            sollte das Unterrichtsprinzip der          Wie gestalte ich
  transportieren?                       Verhältnismäßigkeit berücksichtigt         den Unterricht?
                                        werden; d. h. alle Gegenstände soll­
Transportieren heißt in erster Linie,   ten den Kindern möglichst über die     ●  Im Vorfeld des Unterrichts emp­
einen Gegenstand oder eine Person       gesamte Unterrichtsstunde als Lern-    fiehlt es sich, die Kinder verschie­
über eine bestimmte Wegstrecke          und Arbeitsgegenstand dienen, und      dene Kleingeräte sammeln und
im Medium Wasser zu befördern.          die Kinder sollten nicht mit zu vie­   benen­nen sowie daraufhin unter­
Transportieren beginnt bei einfa­       len Gegenständen konfrontiert wer­     suchen zu lassen, ob sie sinken
chen Techniken und erstreckt sich       den.                                   oder schwimmen. Die Ergebnisse
bis zu den Vorformen des Rettungs­                                             dieser physikalischen Untersu­
schwimmens, dem Transportieren                                                 chungen könnten in einem Raster
eines im Wasser in Not ge­ratenen                                              aufgelistet werden.
Menschen.                                Was können
                                                                               ● Die Aufgaben sollten verstärkt in­
In dieser Unterrichtsstunde bezieht      Kinder lernen?                        duktiv gestellt werden; d. h., jegliche
sich die Aufgabe auf den sicheren                                              Aufgabe sollte als Problem, das es
Transport von Gegenständen oder         Das Transportieren von Kleingerä­      zu lösen gilt, dargestellt werden.
Personen, die im Wasser von Punkt       ten und Partnern ist im Unterricht     Den Kindern muss genügend Zeit
A nach Punkt B befördert werden         der Grundschule häufig reduziert       eingeräumt werden, verschiedene
sollen. Die verschiedenen Trans­        auf den Spiel-, Sport- und Bewe­       Lösungen auszuprobieren und vor­
portformen sind als Vorformen des       gungsunterricht. Aber gerade das       zustellen. Bei einer Gruppe von un­
Rettungsschwimmens einzuordnen.         Medium Wasser besitzt einen ho­        ter 15 Kindern ist es möglich, die
                                        hen Aufforderungscharakter, das        verschiedenen Aufgaben in einer
                                        Ver­halten verschiedener Gegen­        offenen Aufstellungsform im Was­
  Was will ich                          stände einschließlich des mensch­      ser zu lösen. Bei mehr als 20 Kin­
  ­transportieren?                      lichen Körpers im Wasser spiele­       dern sollte man verschiedene „Was­
                                        risch zu erkunden. So können Kin­      serwege“ vorgeben.
                                        der beim Transport verschiedener       ● Eine weitere Rahmenbedingung
Grundsätzlich sind fast alle Gegen­     Gegenstände physikalische Gesetz­
stände für den Transport geeignet,                                             stellt die Wassertiefe dar. Um einen
                                        mäßigkeiten, wie Wasserwiderstän­      sicheren Transport von Gegenstän­
die auftreiben, schweben oder auch      de oder Auftriebskräfte, sensorisch
sinken. So eignen sich dafür z. B.                                             den und besonders von Personen
                                        erfahren.                              zu gewährleisten, darf das Wasser
vorhandene Schwimmgeräte, wie
Schwimmhilfen, Wasserbälle, Flos­       Im sozialen Bereich können Kinder      maximal hüfthoch sein.
sen, Paddles, Pull-Buoys oder Aqua-     über vornehmlich induktiv gesteu­      ● Bezüglich der methodischen Vor­
Gym-Sticks. Beim Einsatz von Klein­     erte Lernaufgaben wichtige soziale     gehensweise ist es wichtig, dass die
geräten wie Gymnastikbällen, Rei­       Erfahrungen sammeln, zum Bei­          Kinder in einem Auftaktspiel – bei­
fen und Alltagsgeräten wie Korken,      spiel beim Transportieren des Part­    spielsweise dem Piratenspiel – Kon­
Plastikteller, Münzen, Schwämme,        ners.                                  takt mit den Kleingeräten aufneh­
Isomatten, Teelichter, Schläuche,       Auch im kognitiv-konstruktiven Be­     men. Danach können vielfältige
Kunststoffflaschen sollte beachtet      reich eröffnen sich den Kindern,       Aufgabenstellungen folgen, die de­
werden, dass diese aus dem Lebens-      beispielsweise über den Bau eines      ren Transport beinhalten. Erst nach
und Erfahrungsbereich der Kinder        Transportmittels, mit dessen Hilfe     diesen gegenstandsbezogenen Auf­
stammen und den hygienischen            sie einen Partner auf dem Wasser       gaben sollten verschiedene Trans­
Standards des Schwimmbads ge­           transportieren können, wichtige Er­    portmöglichkeiten mit und ohne
recht werden.                           fahrungsfelder.                        Partner und Hilfsmittel erprobt wer­

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                        Seite 11
Transportieren im Medium Wasser

den. Zweifellos bildet der Bau eines     das Medium Wasser einlassen und         terten Transportieren des mensch-
Transportmittels den Höhepunkt           einfühlen in die momentanen Ge-         lichen Körpers spielerisch erprobt
der Unterrichtsstunde.                   gebenheiten, Kräfte und Wirkungen       werden. Allein die Kombination
● In der abschließenden Reflexion        des Gegenstands bzw. des eigenen        von einem Seil, zwei Reifen und
sollten möglichst viele Erfahrungen      Körpers (vgl. Lange & Volck, 1999).     zwei Stäben eröffnet den Schülern
nochmals verbalisiert werden.            Innerhalb des Bewegungsdialogs          eine Fülle von Möglichkeiten zur
                                         stellt man durch unterschiedliche       Unterstützung des Antriebs und des
                                         Wirbelwiderstände eine „bewegen­        Auftriebs im Wasser. So kann ein
  Welche didaktischen                    de Frage“ und erhält eine „bewegte      Partner, der auf zwei Reifen liegt,
  Überlegungen fließen ein?              Antwort“.                               mühelos von zwei Schülern im Was-
                                         Die dynamische, sich gegenseitig        ser transportiert werden.
                                         beeinflussende Wirkungsabhängig-        Die Aufgabe, ein Floß aus vielen
Die Thematik „Transportieren im
                                         keit von Körpern im Medium Was-         Hilfsmaterialien zu bauen, das ei-
Medium Wasser“ spiegelt eine
                                         ser wird beim Bewegen und Trans-        nen Partner auf längere Zeit tragen
mehrperspektivische       Sichtweise
                                         portieren eines menschlichen Kör-       kann, zählt zu den großen konstruk-
von Sport-, Spiel- und Bewegungs-
                                         pers offensichtlich. Hier können        tiven und kognitiven Herausforde-
unterricht wider. Sie stellt die Viel-
                                         physikalische und biomechanische        rungen. Der Bau eines Floßes kann
falt des Sports, in diesem Falle die
                                         Faktoren negativ oder positiv auf       sowohl an Land als auch im Wasser
Vielfalt von Bewegungsformen im
                                         den Eigen- und Fremdkörper und          erfolgen. Ein Transfer in das fächer-
Wasser, und deren unterschiedliche
                                         somit erschwerend oder erleich-         übergreifende bzw. fächerverbin-
Sinndeutung in den Mit­tel­punkt di-
                                         ternd auf den Transport wirken. So      dende Lernen würde sich hier an-
daktischer Überlegun­gen.
                                         wirken sich beispielsweise die Kör-     bieten, um beispielsweise physi­ka­
Drei Bereiche werden fokussiert:         perlage und der Angriffspunkt am        lisch-technische Grundkenntnis­se
Transportieren im Medium Wasser          Körper entscheidend positiv oder        im Bereich „Schweben, Schwim­men
heißt in physikalischer Hinsicht         negativ auf den Transport eines         und Sinken“ zu vertiefen.
Bewegen von Fremdkörpern                 Körpers aus. Ein Körper, der eine
in einer Flüssigkeit                     annähernd stabile Gleitlage ein-        Transportieren im Medium Wasser
                                         nimmt, kann durch das Ziehen an         heißt auch subjektive
Dabei wirken zum einen verschie-
                                         den Händen mühelos transportiert        ­Empfindungen zulassen,
dene physikalische Eigenschaften,
                                         werden. Vereinfachen lässt sich der      soziale Verantwortung erfahren
beispielsweise der statische und                                                  und kooperativ Lernen
der dynamische Auftrieb sowie der        Transport auch durch die Hinzuzie-
hydrostatische Druck des Wassers         hung einer zweiten Helferperson         Selbst durch das Wasser gezogen zu
(vgl. Rieckert, 1982); zum anderen       oder durch Zusatzmaterialien wie        werden, die Schwerelosigkeit zu er-
sind beim Bewegen von Fremdkör-          Reifen, Seile oder Stäbe. Ein Körper,   fühlen und dabei dem Partner
pern im Wasser auch biomecha-            der ständig seine Lage verändert        vertrau­en zu können sind wertvolle
nische Gesetzmäßigkeiten, unter          und keinen Angriffspunkt für den        emotionale und soziale Erfahrun­
anderem verschiedene Wasserwi-           Transport bietet, kann für die Per-     gen. Vertrauen kann nur in den
derstände wie Stirn-, Wirbel- und        son, die transportieren möchte, hin-    ­Bereichen aufgebaut werden, in
Rei­bungswiderstand, zu berücksich­      gegen selbst zur Gefahr werden.          ­denen kooperierende Kinder ver-
tigen (vgl. Giehrl, 1993, 17–18).                                                  schiedene ‚Grenzsituationen‘ ge-
                                         Transportieren im Medium Wasser           meinsam ausloten und sich ent­
Beim Bewegen von Fremdkörpern            heißt auch schülergerechtes
muss man zudem berücksichtigen,                                                    sprechend unterstützen.
                                         Entwickeln von Konstruktionen
dass der sich bewegende Eigenkör-        zur Unterstützung der Hilfeleistung     Das Hilfeleisten kann im Wasser
per beim Transportieren nicht im-                                                sehr viel einfacher eingeübt und
mer den gleichen Bedingungen un-         Das „rettende Transportieren des        vertieft werden als dies außerhalb
terliegt wie der Fremdkörper. Be-        Partners“ kann durch selbst kons-       des Wassers möglich ist. So stellt
reits bei der Aufgabe, Gegenstände       truierte Hilfsmittel erleichtert wer-   die Hilfeleistung beim Bewegen an
ohne Zuhilfenahme der Hände in           den. Während beim Transportieren        Großgeräten an Schüler hohe Anfor­
ein Ziel zu transportieren, wirkt sich   von Gegenständen die Schüler viel-      derungen. Schüler müssen Kennt-
zum Beispiel die Reaktionskraft des      fältige materiale Erfahrungen sam-      nisse über den Bewegungsablauf
Stirnwiderstandes des Eigenkörpers       meln können, sollen Sie diese           und Formen der Hilfeleistung besit-
günstig oder ungünstig auf den           Kenntnisse beim „rettenden Trans-       zen. Weiterhin benötigen Sie ein ge-
Transport aus. Durch Erzeugung           portieren“ des Partners in eigene       wisses Maß an eigener Körperkraft,
von Wirbelwiderständen mit den           Konstruktionen umsetzen lernen.         um den Bewegungsablauf aktiv und
Händen ist zum Beispiel der Trans-       So können während des Transpor-         reaktiv zu begleiten. Der Helfende
port von Tischtennisbällen leichter      tierens verschiedene Materialien,       muss Bewegungsreaktionen richtig
zu lösen.                                wie beispielsweise das Seil, der        einschätzen können sowie die Stär-
Im Sinne eines spezifischen Bewe-        Stab, der Reifen oder deren Kombi-      ken und Schwächen des Partners er­
gungsdialogs kann man sich über          nation als Hilfsmittel zum erleich­     kennen. Während der Hilfeleistung

Seite 12                                Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12
Transportieren im Medium Wasser

muss der Helfende oft seine eige­          lung von Grundformen des Ret­           Lösungsmöglichkeiten: 
nen Bewegungsbedürfnisse zurück­           tungsschwimmens auch wertvolle          – Schieben
stellen. Dem pädagogisch sinnvol­          Bausteine des konstruktiven und         – Ziehen
len Lernen von Hilfeleistung sind          kooperativen Lernens vermitteln.
im Alltag des Sportunterrichts, vor                                                5. Bewegungsaufgabe (Bild 7 u. 8)
allem in der Grundschule, somit                                                    Könnt ihr euch gegenseitig mit Hil­
enge Grenzen gesetzt.                          Unterrichtsthema:                   fe von Kleingeräten (Reifen, Gym­
Transportieren im Medium Wasser                ­Transportieren                     nastikseil) transportieren?
hingegen ermöglicht es, Hilfeleis­              im Medium Wasser                   Organisation: 2 Personen zusam­
tung spielerisch und unter verein­                                                 men.
fachten Bedingungen am Partner                                                     Lösungsmöglichkeiten:
zu erproben. Die vereinfachten Be­         Beginn                                  – Reifen zum Ziehen des Partners
dingungen sind vor allem auf die                                                   –	Gymnastikseil zum Ziehen des
spezifische Dichte des Wassers zu­         ●  Organisation: 2 Mannschaften            Partners
rückzuführen. Der daraus resultie­         ●  Spielidee: Piraten der beiden
rende statische Auftrieb, der das          Mannschaften legen sich jeweils         6. Bewegungsaufgabe (Bild 9 u. 10)
Gewicht des Körpers im Wasser um           eine Schatzinsel an. Die „Schätze“      Könnt ihr zu zweit euren Partner
den Faktor 10,6 verringert, ermög­         dürfen auch gegenseitig gestohlen       mit Hilfe von Kleingeräten trans­
licht ein leichtes Transportieren von      werden.                                 portieren (Stäbe, Reifen, Gymnas­
Körpern – auch des menschlichen            ● Schatzinsel: 2 Autoschläuche.         tikseil)?
– im und durch das Wasser. So              ● Schätze: Wasserbälle, Gymnastik­
                                                                                   Organisation: 3 Personen zusam­
­können pädagogisch sinnvolle Ele­         bälle, Reifen, Stäbe, Gymnastikseile,
                                                                                   men.
 mente des Helfens erprobt werden.         Schwimmpaddles, Pull-Buoys, Stä­
                                           be, Aqua-Gym-Sticks, Seile, Kleinge­    Lösungsmöglichkeiten:
 Während des Helfens spielen die
 nonverbale und verbale Kommuni­           räte, usw.                              –	Partner wird mit dem Reifen
 kation eine entscheidende Rolle.                                                     gezogen
 Bereits nonverbale Signale des zu                                                 –	Partner liegt auf dem Reifen und
                                           Inhaltlicher Schwerpunkt
 transportierenden Partners sollten                                                   wird geschoben
 vom helfenden Partner berücksich­                                                 –	Partner wird mit dem Gymnastik­
                                           1. Bewegungsaufgabe (Bild 1)
 tigt werden und zu verschiedenen                                                     seil gezogen
                                           Könnt ihr Kleingeräte transportie­      –	Partner wird mit dem Stab
 Hilfeleistungen führen. Empathie          ren mit Hilfe eines Schwimmbrettes/
 als eine der wichtigsten Komponen­                                                   gezogen
                                           Reifens?                                –	Partner liegt auf 2 Stäben und
 ten des kooperativen Lernens kann
 hier spielerisch beim Transportie­        Organisation: Wegstrecke festlegen,        wird geschoben.
 ren im Wasser angeregt werden. Bei        eventuell Spielformen in Kleingrup­
                                           pen.                                    7. Bewegungsaufgabe (Bild 11)
 der Lösungsvorbereitung sollten
                                                                                   Könnt ihr ein Boot (Transportmit­
 die Partner vor allem verbal kom­         2. Bewegungsaufgabe (Bild 2)
                                                                                   tel) aus den Kleingeräten bauen?
 munizieren, Hinweise aufnehmen            Könnt ihr Kleingeräte transportie­
 und verarbeiten, um den besten Lö­                                                Organisation: 5 Personen.
                                           ren mit Hilfe eines Schwimmbrettes/
 sungsansatz zu finden.                    Reifens ohne Zuhilfenahme der           Lösungsmöglichkeiten:
 Insgesamt kann das Unterrichts­           Hände?                                  –	5 Personen bauen ein Boot und
 thema „Transportieren im Medium           Organisation: eine Großgruppe              experimentieren mit dem Boot.
 Wasser“ Schülern nicht nur vielfäl­       oder 2 Mannschaften im Vergleich.
 tige physikalische Erfahrun­gen er­                                               8. Bewegungsaufgabe (Bild 12)
 öffnen, sondern neben der Vermitt­        3. Bewegungsaufgabe (Bild 3 u. 4)       Könnt ihr einen Partner auch mit
                                           Könnt ihr euch gegenseitig trans­       dem Floß transportieren?
                                           portieren?                              Organisation: 5 Personen.
                    Hermann Stöhr,
                    Dipl. Pädagoge,        Organisation: 2 Personen zusam­         Lösungsmöglichkeiten:
                    Grund-, Haupt- und     men.                                    – Partner auf das Floß ziehen
                    Sonderschullehrer,     Lösungsmöglichkeiten:                  –	Partner mit dem Floß transpor­
                    war Lehrer an der                                                 tieren.
                    Internat. Gesamt­      – Schieben
                    schule Heidelberg      – Ziehen
                    und ist seit 1995 an
                    der Pädagogischen      4. Bewegungsaufgabe (Bild 5 u. 6)
                    Hochschule             Könnt ihr zu zweit einen Partner
                    Karlsruhe tätig.       transportieren?
Anschrift:
Bismarckstr. 10, 76133 Karlsruhe           Organisation: 3 Personen zusam­
E-Mail: hermann.stoehr@ph-karlsruhe.de     men.

Lehrhilfen für den sportunterricht, Schorndorf, 56 (2007), Heft 12                                          Seite 13
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