Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on

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Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
AUSGABE 2/2020

recke:in            Das Magazin der Graf Recke Stiftung

        Fürchte ich
        kein Unglück?
Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
Inhalt
                                                                      Wer wir
 4     Kreuz & quer                                                   sind und was
 6     Wissenschaft live
       Der Pandemiekoordinator der Graf Recke Stiftung im Interview   wir tun
10     Chronologie einer Pandemie                                     Die Graf Recke Stiftung ist eine der
       Wie die Graf Recke Stiftung mit der                            ältesten diakonischen Einrichtungen
       Ausbreitung des Coronavirus umging                             Deutschlands. 1822 gründete Graf von
14     Zusammenhalt statt Lagerkoller                                 der Recke-Volmerstein ein »Rettungs-
       Wie aus einer 5-Tages-Gruppe eine 7-Tages-Gruppe wurde         haus« für Straßenkinder in Düsselthal.
15     Großeinkauf in Coronazeiten                                    Zur Kinder- und Jugendhilfe kamen die
       Warum Mitarbeitende der Stiftung in den                        Behindertenhilfe (1986) und die Alten-
       Verdacht des Hamsterns gerieten                                hilfe (1995) hinzu. Heute besteht die
                                                                      Stiftung aus den Geschäftsbereichen Graf
16     Die naive Frage                                                Recke Erziehung & Bildung, Graf Recke
       Wie erklären Sie Ihren Kindern eigentlich das Coronavirus?     Sozial­psychiatrie & Heilpädagogik und
17     »Wir denken an euch«                                           Graf Recke Wohnen & Pflege. ­Ebenfalls
       Wie Kitakinder und Erzieher in Coronazeiten Kontakt hielten    zur ­Stiftung gehören die Graf Recke
18		   Corona, Demenz und ein großer Umzug                            Pädagogik gGmbH, Grünau, in Bad Salz-
       Der erste Bauabschnitt im Ahorn-Karree wird fertig             uflen, das Seniorenheim Haus Berlin
                                                                      gGmbH in Neumünster und die Dienst-
20     »Wir haben schon ganz andere Zeiten überlebt«                  leistungsgesellschaft DiFS GmbH.
       Wie erleben Menschen im Pflegezentrum
       die Zeit der Coronapandemie?                                   Mehr Informationen und aktuelle News
22     Theologischer Impuls                                           aus der Graf Recke Stiftung:
       Denn Du bist bei mir                                                www.graf-recke-stiftung.de
24     Ein Werkstattbericht                                               www.facebook.com/GrafReckeStiftung
       Organisationsentwicklung in der Graf Recke                          www.xing.de/companies/GrafReckeStiftung
       Erziehung & Bildung: ein Interview
26     Auf dem Weg zu einer resilienten Organisationskultur
       Ein Zwischenbericht
30     Auf Schatzsuche
       Was stärkt junge Menschen in schwierigen Zeiten?
32     Teilhabe ins Gegenteil verkehrt
       Corona ist für Menschen mit psychischen
       Erkrankungen eine hohe zusätzliche Belastung
36     Leitungskräfte als Schlüssel für starke Mitarbeitende
       Im Haus Berlin stärkt man nicht erst seit Corona
       die Widerstandskräfte der Mitarbeitenden
38     Individuell mit viel Kompetenz
       Zwischenbilanz zur sozialpädagogischen Einzelfallhilfe
                                                                      recke:in
39     recke:rückblick                                                Das Magazin der Graf Recke Stiftung
       Fuß gefasst in einem fremden Land                              Ausgabe 2/2020
                                                                      Herausgeber Vorstand der Graf Recke Stiftung
40     Engagiert mit Herz                                             Einbrunger Straße 82, 40489 Düsseldorf
       »Dann spürt man die Begeisterung«                              Redaktion Referat Kommunikation, Kultur & Fundraising
                                                                      der Graf Recke Stiftung, Dr. Roelf Bleeker
42     Ihre Unterstützung
                                                                      Gestaltung Claudia Ott, Nils-Hendrik Zündorf
       Solidarität in Krisenzeiten
                                                                      Bildnachweis Claudio Testa/Unsplash, Dirk Bannert, privat, Adobe Stock,
                                                                      Ivector, Good Studio, Synchronize-Consult, Archiv, Dr. Roelf Bleeker
                                                                      Druckerei V+V Sofortdruck GmbH, 3.600 Exemplare
                                                                      Umweltschutz recke:in wird CO2-neutral gedruckt.
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Editorial

                                                    Petra Skodzig und Pfarrer Markus Eisele.

                               Liebe                wie sind Sie durch die letzten Wochen
                                                    gekommen? Die Coronakrise fordert uns
                                                                                                      Als wir uns im letzten Jahr vornahmen,
                                                                                                      dieses Titelthema für die aktuelle recke:in
                         Leserinnen                 alle heraus. Mitarbeitende der sozialen
                                                    Berufe tragen im Moment eine besondere
                                                                                                      zu wählen, konnte niemand ahnen, wie
                                                                                                      sehr uns die Pandemie genau in diesem
                          und Leser,                Last, aber auch Bewohnerinnen und                 Punkt prüfen würde. Wir möchten Ihnen
                                                    Klienten. Wie stark, widerstandsfähig und         also von unseren Erfahrungen in den letz-
                                                    gelassen antworten sie auf die Situation?         ten Wochen berichten, aber auch davon,
                                                    Bislang überwiegend sehr gut. Wie haben           was wir grundsätzlich mit dem Thema ver-
                                                    wir als diakonisches Unternehmen auf die          binden, und schauen auf die unterschied-
                                                    Lage reagiert? Frühzeitig haben wir Ver-          lichen Initiativen bei uns.
                                                    antwortlichkeiten und Abläufe geklärt. Wir             Hilft Glaube in der Not? Davon sind
                                                    haben aktiv und transparent kommuniziert          wir überzeugt und verfolgen auch einen
                                                    und so für Vertrauen gesorgt. Denn ein            ­religions- und kultursensiblen Ansatz.
                                                    sicherer, verlässlicher Rahmen ist wichtig,            In diesen Tagen rufen wir mit einem
                                                    damit man Krisen gut bewältigt.                    leicht abgewandelten biblischen Motto
                                                        Schon seit einiger Zeit haben wir              dazu auf: »Schütze Deinen Nächsten. Wie
                                                    uns intensiv mit dem Thema »Resilienz«             Dich selbst«. Und um diesen Satz haben wir
                                                    befasst. Dabei geht es um Krisenfestigkeit.        ein Herz gemalt. Weil Schutz und (Nächs-
                                                    Der Begriff Resilienz entstammt ursprüng-          ten-)Liebe für uns eng zusammengehören.
                                                    lich der Physik und beschreibt die Fähig-              Jenseits all der Sorge, der unendlich
                                                    keit eines Werkstoffs, unbeschadet auf             anstrengenden Regelungen und der Ein-
                                                    Störungen zu reagieren, die von außen auf          schränkungen gibt es im Moment genau
                                                    ihn einwirken. Das lateinische Wort meint          diese erlebbare Liebe unter den Menschen.
                                                    in etwa: abprallen oder zurückfedern. Was          Das ist kostbar. Diese Solidarität zerbricht,
                                                    alles an einem abprallt, ist individuell sehr      wenn statt »Wir-Sinn« der »Eigen-Sinn«
                                                    verschieden … Zum Beispiel bei den Jugend-         die Überhand gewinnt. Wir wollen diesen
                                                    lichen, die in unseren Einrichtungen woh-          »Wir-Sinn« stärken und zählen dabei auch
                                                    nen. Viele haben schon Schlimmes erlebt.           auf Sie! Kommen Sie wohlbehalten und
                                                    Manche können mit den Widrigkeiten                 behütet durch diese Zeit.
                                                    ihres Lebens sehr gut umgehen. Andere                  Eine interessante und fruchtbare
                                                    brauchen mehr Unterstützung. Hilfreiche            ­Lektüre wünschen Ihnen
                                                    Resilienzkonzepte schauen genau hin, wel-
                                                    che Bedingungen die Resilienz fördern, und        Ihr		                     Ihre
                                                    versuchen das Ich der Kinder und Jugend-
                                                    lichen zu stärken. Übrigens kommen diese
                                                    Konzepte auch Mitarbeitenden zugute,
                                                    damit sie möglichst lange gesund und              Pfarrer Markus Eisele     Petra Skodzig
                                                    zufrieden in ihrem Beruf arbeiten können.         Theologischer Vorstand    Finanzvorstand

                                                                                                                             E-STIF   TUNG.DE/CORONAVIRUS
                                                                                                          NTER WWW.GRAF-RECK
                                                    + A L L E A K T U E L L E N I N F OS RUND UM CORONA U
                                          I 2020 ++
                    IESER AUSGABE: 30. MA
REDAKTIONSSCHLUSS D

   2/2020                                            recke:in                                                                                       3
Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
KREUZ & QUER

Kisten in
der Krise
»Einfach nur klasse!«, kommentierte
ein Mitarbeiter des Seniorenheims
Haus Berlin in Neumünster die Kisten,
die er und seine Kolleginnen und
Kollegen im Verlauf der Coronakrise von der Einrichtungsleitung
erhielten. Als »Krisenkiste« stärkte sie die besonders beanspruchten
Mitarbeitenden als, so Geschäftsführer Jürgen Büstrin, »eine
Geste des Zusammenhalts«. In den ersten Kisten, die im Laufe der
Pandemie mehrfach ausgeteilt wurden, fanden die Mitarbeitenden
eine Menge Vitamine in Form von Obst, »ein paar Naschereien für
die Seele« (Büstrin) und Becher mit der Aufschrift »Pause wirklich
machen«, verbunden mit einem persönlichen schriftlichen Dank
der Leitung an die engagierten Kolleginnen und Kollegen.                     Zeichen der Solidarität in Düsseldorf-Unter-
                                                                             rath: Das benachbarte Restaurant L’Osteria lie-
                                                                             ferte als Dankeschön für die Arbeit in Corona­
                                                                             zeiten im Seniorenzentrum Zum Königshof

                          Nachbarschaftliche                                 Pizza für die Mitarbeitenden im Sozialen Dienst
                                                                             und im Nachtdienst. Eine Wohnbereichsleitung

                               Solidarität in                                berichtet: »Die Mitarbeitenden waren total
                                                                             berührt von dieser Geste!« Und es gab weitere
                                                                             nachbarschaftliche Geschenke für die Bewoh-
                                  Unterrath                                  ner des Seniorenzentrums Zum Königshof und
                                                                             deren Pflegerinnen und Pfleger: Blumensträuße
                                                                             vom Blumenhaus Am Hofgarten und Kaffee von
                                                                             einer Kaffeerösterei auf der Schwerinstraße.

                                                                             Nähe durch
               Nähen
                                                                             Abstand
                                                                             »Es gibt tolle neue Wege, Menschen zu erreichen und

            gegen die                                                        ihnen Freude zu machen«, sagt Birgit Kleekamp, Leiterin
                                                                             des Pflegezentrums Walter-Kobold-Haus in Wittlaer,
                                                                             über ihre Erfahrungen in Zeiten des Coronavirus. Hof-

          Mangelware                                                         konzerte und Open-Air-Gottesdienste schafften Nähe
                                                                             durch Abstand. So hatte Pfarrer Dietmar Redeker ein
                                                                             großes Bild im Gartenbereich des Walter-Kobold-Hauses
          Zu Anfang der Coronapandemie waren Mund-Nasen-Schutz-              gemalt mit den Symbolen Kreuz, Herz und Anker für
          masken Mangelware im ganzen Land. Mitarbeitende des                die christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung – zu
          Sozialpsychiatrischen Verbunds in Düsseldorf gehörten zu den       sehen und anzusehen auch mit Sicherheitsabstand oder
          Ersten, die in die Produktion gingen und selbst Masken nähten,     von den Fenstern des Hauses aus. Bei allen Einschrän-
          andere folgten. Sandra Reinartz und ihre Schwester Sabrina         kungen und Belastungen durch Corona findet Birgit Klee-
          Seehagen, beide arbeiten im Ahorn-Karree im Dorotheenviertel       kamp angesichts solcher Aktionen: »Wir sehen gerade in
          Hilden, gehörten dazu. »Wir haben nur bald gemerkt, dass wir       diesen Tagen so viel Positives, so vieles, was hilft.«
          für unsere drei Einrichtungen im Dorotheenviertel eine Riesen-
          menge benötigen würden«, so Pflegefachkraft Sandra Reinartz.
          Zu zweit nicht zu bewältigen – »wir saßen vier Stunden an
          sieben Masken«. Also startete die Solingerin einen Aufruf auf
          Facebook – und erhielt umgehend positive Rückmeldungen.
          »Und alle waren bereit, sie uns zu schenken, keiner wollte etwas
          dafür haben, nicht einmal die Versandkosten, wenn sie die Mas-
          ken per Post sendeten«, freut sich die 28-Jährige, die 2010 als
          FSJlerin zur Graf Recke Stiftung kam und 2015 ihre Ausbildung
          zur Pflegefachkraft abschloss. Eine tolle Aktion – »um unsere
          Bewohner nicht zu gefährden und auch ein bisschen als psycho-
          logische Unterstützung«, sagt Sandra Reinartz.

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Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
KREUZ & QUER

                                          Mit einem mobilen Osterfeuer, einer Feuerschale
                                         auf einem Bollerwagen, besuchte Pfarrer Dietmar      Unterwegs mit
                                      Redeker am Ostersamstag sieben Wohngruppen der
                                        Jugendhilfe der Graf Recke Stiftung in Düsseldorf-
                                           Wittlaer. Die großen Innenhöfe boten mit reich-
                                                                                              dem Osterfeuer
                                        lich Abstand zu den benachbarten Gruppen ideale
                                          Voraussetzungen für kleine Gruppenaktionen in
                                          Zeiten der Coronaregeln. Die Kinder und Jugend-
                                         lichen hatten zusammen mit ihren Erzieherinnen
                                            und Erziehern trockene Stöckchen gesammelt,
                                         einige hatten auch einen Osterzopf oder Osterha-
                                       sen gebacken. Und dann erwarteten sie ungeduldig
                                        das »Osterfeuer 2 go«. Als es dann am Abend kam,
                                         hatte jede Gruppe rund eine halbe Stunde Zeit für
                                       ihr Gruppen-Osterfeuer. Dann war der gesammelte
                                       Stöckchenvorrat in Flammen aufgegangen und das
                                                     Osterfeuer rollte zur nächsten Gruppe.

                                                                                  Die Coronapandemie sprengt alle gewohn-
                                                                                  ten Arbeitsabläufe. Wer früher von Sitzung
                                                                                  zu ­Sitzung eilte, loggte sich mit Beginn der
                                                                                  Kontakt­beschränkungen fast nur noch in
                                                                                  Video­konferenzen ein. Oder aber die Sitzungen
                                                                                  ­fanden in ausreichend großen Räumen statt.
                                                                                   Im Ausnahmezustand haben die Kolleginnen
                                                                                   und Kollegen der Graf Recke Erziehung &
                                                                                   Bildung deshalb die Aula im Dorotheenviertel
                                                                                   Hilden für ihre Montagskonferenz reserviert.

         Sicherheitskonferenz                                                      So blieben sie im Austausch, aber mit Schutz-
                                                                                   maske und ganz viel Sicherheitsabstand.

         in der Aula
                  Keine Schule, kein gemeinsames Draußenspielen in
             der Hochphase von Corona: Da sollte keine Langeweile
            aufkommen in den Wohngruppen der Graf Recke Erzie-
               hung & Bildung. Zu diesem Zweck starteten Mitarbei-
                  tende eine »Challenge«, also eine Herausforderung.
              Jede Woche versendeten sie Aufgaben in die Gruppen,
              »um euch die Langeweile ein wenig zu vertreiben«. Zu
               gewinnen gab es eine Gruppenaktion oder einen Aus-
             flug im Wert von 200 Euro. Die erste Herausforderung:
                    »Schickt uns euer Lieblingsrezept – malt, schreibt,
                fotografiert, dreht einen kleinen Film.« Die Resonanz
            war riesig: 55 Seiten füllt das daraus entstandene Koch-
                  buch schon, es wurde tatsächlich geschrieben, foto-
            grafiert, gefilmt und gemalt. Besonders viel Spaß hatten
                 alle Beteiligten aber mit einer späteren Herausforde-    Eine andere
                                                                          Art der
             rung. Da lautete der Aufruf: »Schickt uns lustige Fotos!
                Nutzt dafür bitte Klopapier, Besen, Wischmöppe und
                 sonstiges Putzmaterial.« Die Angesprochenen ließen
                 sich nicht lange bitten – und verwandelten ihre Klos
                               vorübergehend in lustige Mitbewohner.      Herausforderung

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GRAF RECKE STIFTUNG

Wissenschaft live
                      Am 9. März richtete die Graf Recke Stiftung
                      einen Pandemie-Projektstab ein. Seitdem arbeitet
                      Marek Leczycki, in seinem eigentlichen Beruf
                      Leiter des Seniorenzentrums Zum Königshof in
                      Düsseldorf-Unterrath, als Pandemiekoordinator
                      mit seinen Kolleginnen und Kollegen unentwegt
                      daran, der Ausbreitung des Coronavirus in der
                      Graf Recke Stiftung entgegenzutreten. Warum
                      die Graf Recke Stiftung so früh energisch
                      auf die Bremse trat, weshalb er inzwischen
                      empfiehlt, der Politik bewusst ein paar Schritte
                      hinterher zu sein, und wie er die vergangenen
                      Monate erlebt hat, erzählt Marek Leczycki im
                      Videogespräch mit dem Leiter der Kommunikation
                      der Graf Recke Stiftung, Dr. Roelf Bleeker.

6                               recke:in                           2/2020
Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
GRAF RECKE STIFTUNG

Lassen Sie mich mit einem ganz                    Epidemien eine Pandemie wird. Und ins-         ein paar Kilometer von Heinsberg entfernt,
persönlichen Eindruck starten,                    besondere der Ausbruch im Iran Mitte Feb-      wo wir schon damals einen Coronahotspot
Herr Leczycki: Als ich am 9. März                 ruar hat mich stutzig gemacht: Das Virus ist   hatten. Am 19. Februar fand in Mailand
erfuhr, dass ich meine Dienstreise                über die Grenze Chinas gekommen, obwohl        das sogenannte »Spiel null« statt mit über
vier Tage später nach Neumünster                  China sehr stark isoliert hat. Und gerade      40.000 Zuschauern, es kamen Fans aus
nicht antreten könne wegen des                    im Iran hat es sich gezeigt, welche Wucht      Bergamo und anderen Städten dahin, die
Coronavirus, da war ich einigermaßen              das Virus hat. Da fing ich an zu recher-       später zu Coronahotspots in Italien erklärt
verblüfft und hielt das zunächst                  chieren. Aber es gab damals keine Fakten,      wurden, und es kamen auch Gästefans aus
für übertrieben. Sind Ihnen solche                keine Studien, die ganze Nachrichtenlage       Valencia. Ich gehe davon aus, dass das Spiel,
Reaktionen anfangs häufig begegnet?               war undurchsichtig. Das hat mir schon Sor-     wenn alles vorbei ist, genauer betrachtet
LECZYCKI Mir war klar, dass ich mir mit solchen   gen gemacht. Und wenn ich mal auf die          werden muss im Hinblick auf seine Aus-
Maßnahmen keine Freunde mache. Aber               Schweinegrippe von 2009 zurückkomme –          wirkungen in Italien und Spanien.
ich war mir sicher, dass diese Maßnahmen          ja, beim H1N1-Virus gab es einen gewaltigen
Früchte tragen werden. Meine Kolleginnen          Unterschied zur heutigen Lage: Damals hat-     Erst am 31. März meldete die Graf Recke
und Kollegen im Pandemiestab und ich              ten wir sehr schnell einen Impfstoff und       Stiftung einen ersten positiv auf das
wurden teilweise belächelt, aber die andere       eine pharmazeutische Antwort. Ich habe         Virus getesteten Mitarbeitenden. Eine
Seite der Medaille war, dass wir von vielen       mir den Verlauf noch mal rausgesucht: 2009     Folge der früh ergriffenen Maßnahmen?
Mitarbeitenden in unseren Entscheidungen          hatten wir in Mexiko im Frühjahr die ersten    Ja, wir hatten unsere »Premiere« erst am
gestärkt wurden. Und dafür möchte ich             Fälle und wir hatten schon im Spätsommer       31. März, als eine Kollegin aus dem Urlaub
mich hier auf diesem Weg auch bedanken.           einen Impfstoff; und zwar einen, den man       aus einem Risikogebiet kam. Aber seit dem
Es dauerte auch nicht lange, ungefähr eine        sehr schnell produzieren konnte. Deshalb       12. März galt für die Stiftung die allgemeine
Woche, da haben viele gesehen: Das, was           war es eine komplett andere Lage.              Anweisung für Reiserückkehrer aus Risiko-
wir gemacht haben, war richtig und wichtig.                                                      gebieten, und zum Glück hat die erkrankte
Wir haben schon sehr viel früher mit den                                                         Kollegin dann auch nach ihrer Rückkehr
Abstandsmaßnahmen angefangen als die                                                             gar nicht erst ihren Dienst aufgenommen.
Politik – das ist ja auch klar, ein Bundesland                                                   Dieser Fall zeigt, dass wir auch da frühzeitig
braucht natürlich viel mehr Vorlauf als eine                                                     aufgestellt waren. Ich vermute, dass wir
Stiftung. Lassen Sie mich jedoch sagen: Es                                                       infolge der frühzeitigen Maßnahmen einen
wäre mir viel lieber, wenn das Virus an der                                                      unkontrollierten Ausbruch verhindern
Grenze Halt gemacht hätte und Sie nach                                                           konnten, wenn ich es auch nicht beweisen
Neumünster hätten fahren können.                                                                 kann. Das ist das »Präventionsparadox«,
                                                                                                 wenn Menschen nicht sehen, welche Krise
Ende Januar 2020 wurde der erste                                                                 hätte entstehen können, wenn man nicht
Infektionsfall in Deutschland bekannt.                                                           präventiv gehandelt hätte, und deshalb
Ein Mann aus Bayern habe sich infiziert,                                                         ihren Unmut über die eingeführten Maß-
meldete das Bundesgesundheitsamt und                                                             nahmen zeigen. Im Pandemiestab arbeiten
hielt das Risiko für die Ausbreitung des          Am 4. März tagte erstmals eine Pandemie-       wir unermüdlich daran, einen Ausbruch zu
Virus damals für »nach wie vor gering«.           Projektgruppe, innerhalb weniger Tage          verhindern. Wir professionalisieren ständig
Ich war damals auch wenig beunruhigt.             wurde dann der Projektstab unter Ihrer         die Maßnahmen, machen Fallverfolgungen,
2009 war ich schon Teil der Pandemie-             Leitung und Beteiligung verschiedener          um das Infektionsgeschehen zu steuern. Wir
Projektgruppe der Graf Recke Stiftung,            Geschäftsbereichsvertreter eingerichtet.       können die Ansteckung nicht verhindern,
als die Schweinegrippe aufkam – wir               Schon in der darauffolgenden Woche             wir können die Ausbreitung nur mini-
haben nur wenige Male getagt, dann war            wurden reihenweise Veranstaltungen             mieren. Unsere Pandemiepläne isolieren
der Spuk schon wieder vorbei. Ich ging            in der Graf Recke Stiftung abgesagt            schon im Vorfeld, trennen die Bereiche für
davon aus, dass es dieses Mal ähnlich             und alle Kontakte minimiert. Zu diesem         Bewohner und Personal, schaffen Korridore
laufen würde. Können Sie sich erinnern,           Zeitpunkt wurde zum Beispiel in Leipzig        für die Schichtwechsel. Wir wissen nicht,
wann Sie im Laufe der Coronavirus-                am 10. März noch vor über 42.000               wann und wo eine Infektion auftritt, aber
Ausbreitung gemerkt haben: Hier kommt             Zuschauern im ausverkauften Stadion            wenn, dann möchten wir vorbereitet sein.
etwas viel Gewaltigeres auf uns zu?               ein »Champions League«-Fußballspiel
Ich hatte ja keine Glaskugel, aber ja, das        ausgetragen. Warum war die Graf Recke          Als die Regierungschefs nach Ostern einige
Risiko wurde in Deutschland als gering ein-       Stiftung mit ihren Einschränkungen zu          Lockerungen beschlossen, haben Sie im
geschätzt. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt         diesem Zeitpunkt schon so weit vorn?           Pandemie-Mittagsmeeting mit Vorstand
einen epidemischen Ausbruch; man muss             Aus Italien kamen zu der Zeit schon            und Geschäftsbereichsleitern gewarnt:
genau zwischen einer örtlichen Epidemie           erschreckende Bilder und Nachrichten, die      »Bis jetzt waren wir der Bundes- und den
und einer weitverbreiteten Pandemie unter-        wir im Pandemiestab als aktuelle Alarm-        Landesregierungen bei den Maßnahmen
scheiden. Die Epidemie kam von China in           zeichen interpretiert haben. Und deshalb       immer einen Schritt voraus. Jetzt empfehle
den Iran, nach Südkorea und auch auf ein          konnte ich auch nicht verstehen, warum         ich, immer einen Schritt hinter den
Kreuzfahrtschiff, die Diamond Princess.           in dieser Situation in der Nähe von Heins-     Maßnahmen zu bleiben.« Warum?
Später war das Virus in Italien und damit         berg das Fußballspiel zwischen Borussia        Wir sind in Deutschland in einer guten
in Europa. Und das hat mir gezeigt, dass es       Mönchengladbach und Borussia Dortmund          Situation, weil wir mit den Distanzierungs­
nur eine Frage der Zeit ist, bis aus örtlichen    am 7. März stattfinden konnte. Das war nur     maßnahmen so früh angefangen haben. In

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Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
GRAF RECKE STIFTUNG

v­ ielen Ländern begannen diese Maßnahmen
                                                                                                                                     INFO
 erst, als schon Todesfälle bekannt waren,                                                             Am 25. Mai begann die Graf Recke Stiftung
 und erst als es davon immer mehr gab, hat                                                             in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer
 man das Geschehen ernst genommen. Man
 muss ja berücksichtigen: Die Todesfälle
                                                       »Der Faktor Zeit                                Gesundheitsamt mit Reihentests. Als erstes
                                                                                                       wurden 250 Personen in den Unterrather
 haben eine Verzögerung von einem Monat                saß uns immer                                   Senioreneinrichtungen getestet. Das Ergeb-
 gegenüber der Infektion. In Deutschland               im Nacken.«                                     nis: Acht Mitarbeitende erhielten positive
 haben wir diesen Monat, der da vergeht,                                                               Testergebnisse, davon sieben in der statio-
 nicht vergeudet, weil man hier sehr früh und                                                          nären Einrichtung Zum Königshof, sowie
                                                          MAREK LECZYCKI                               fünf Bewohner des Seniorenzentrums. Sie
 in der Breite mit der Diagnostik begonnen
 hat. Kliniken und niedergelassene Labore                                                              alle zeigten und zeigen keinerlei Symptome.
 waren schon Mitte Februar in der Lage,                                                                Für den Pandemiekoordinator der Graf
                                                                                                       Recke Stiftung, Marek Leczycki, ein deutli-
 weitflächig zu diagnostizieren, und haben
                                                                                                       cher Hinweis auf eine signifikante Dunkel-
 komplett auf die Coronatestung umgestellt.
                                                                                                       ziffer auch in der gesamten Gesellschaft.
 Über den März haben sie die Kapazitäten
                                                                                                       Weitere Ergebnisse und Erkenntnisse unter
 weiter erhöht. So haben wir in den Zei-
                                                                                                           www.graf-recke-stiftung.de/coronavirus
 ten nach Karneval nicht nur sehr schnell
 über die importierten Fälle, etwa aus Ischgl,
 Bescheid gewusst, sondern hatten zu die-
 sem Zeitpunkt bereits Zufallsbefunde, weil      Im Pandemiestab koordinieren wir komplexe         Eigentlich schlafe ich meist ganz gut, denn
 die Labore neben der normalen Influenza-        Themen, denn die Graf Recke Stiftung betreut      nach einem solch anstrengenden Tag bin
 testung auch SARS-CoV-2-Testungen mit-          ja ganz verschiedene Menschen: Senioren,          ich einfach todmüde. Ich muss aber ehrlich
 laufen ließen. Da entstand schon ein ganz       Kinder, Menschen mit Behinderung, psy-            gestehen, dass ich am Anfang im März schon
 anderer Eindruck, weil wir gesehen haben,       chisch Erkrankte – wir haben eine ganz bunte      sehr angespannt war. Da wurde mir eine Auf-
 dass das Virus im Land zirkuliert. Und des-     Mischung an Menschen mit sehr individu-           gabe übertragen, die mir kolossal erschien
 halb macht es mir Sorge, wenn ich mir           ellen Bedürfnissen. Das Thema der Isolation       und vor der ich bis heute einen sehr großen
 die Lockerungen anschaue und dass wir           und der inneren Isolation haben wir frühzeitig    Respekt habe. Jedoch konnte ich mich mit
 gerade dabei sind, unseren Vorsprung in         aufgegriffen und uns da auch mit den Kollegen     vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen
 Deutschland vielleicht komplett zu ver-         vor Ort in den Einrichtungen und Gruppen          gut aufstellen. Wir haben uns anfangs mit
 spielen. Diese Meinung vertreten ja auch        zusammengetan. Im Pandemiestab geben wir          dem Pandemiestab eingeschlossen und ein
 unsere führenden Virologen. Wenn wir von        einen Handlungsrahmen, in dem sich dann           Verfahren nach dem anderen erarbeitet, wir
 der ersten Welle sprechen, da hatten wir ein    auch die Einrichtungen und Gruppen ent-           haben alle möglichen Szenarien erdacht. Wir
 örtliches Infektionsgeschehen. Wenn wir         sprechend bewegen. Das heißt, dass die Kol-       wussten ja überhaupt nicht: Wann kommt
 eine zweite Welle bekommen sollten, dann        legen vor Ort auch kreativ sind. Zum Beispiel     das Infektionsgeschehen in unsere Städte
 wäre es eine wirkliche pandemische Welle,       die Fensterbesuche von Angehörigen in unse-       und die Landkreise, in denen sich unsere Ein-
 denn wir hätten dann nicht nur ein örtliches    ren Pflegeeinrichtungen, die sind nur möglich     richtungen befinden? Der Faktor Zeit saß uns
 Infektionsgeschehen wie in Heinsberg oder       unter Einhaltung der Vorgaben und in engem        immer im Nacken. Es hätte ja sein können,
 Tirschenreuth. Im Moment haben wir ein          Austausch mit den Mitarbeitenden vor Ort.         dass es erst in ein paar Wochen geschieht oder
 ortsverteiltes Geschehen. Das sieht man,        Und auch die Videobesuche kurz vor Ostern         auch schon in ein paar Tagen … Diese Woche,
 wenn man auf die Landkarte guckt, das sind      haben wir aus dem Stand heraus gemeinsam          in der wir uns hier eingeschlossen haben,
 schon drastische Unterschiede bei den Fall-     umgesetzt, damit Bewohner zu Ostern auch          das wurde mir auch von meinem Pandemies-
 zahlen zwischen den Bundesländern. Aber         Kontakt mit ihren Lieben aufnehmen konn-          tab so rückgemeldet, war eine besondere
 dieser Anfangseffekt wird sich immer weiter     ten. Das war eine ganz tolle Zusammenarbeit       Woche, da haben wir viele Erfahrungen
 verwischen. Das lässt sich an der Spani-        mit den Mitarbeitenden vor Ort.                   sammeln können und es hat uns auch sehr
 schen Grippe von 1918 nachvollziehen, die                                                         zusammengeschweißt. Die Sache mit den
 gut dokumentiert ist. Damals gab es örtliche    Wir sehen uns ja täglich in der                   Schutzmaterialien hat mir schon Sorgen
 epidemische Fälle im Frühjahr, über den         Videokonferenz der Steuerungsgruppe,              gemacht, vor allem im März. Mittlerweile
 Sommer hat sich das Influenzavirus ver-         dem sogenannten Mittagsmeeting mit                konnten wir uns gut aufstellen, weil die ver-
 breitet, aber erst in der zweiten Welle im      Vorstand und Geschäftsbereichsleitern.            sprochenen Lieferungen nach und nach ein-
 Herbst und Winter ging es richtig los.          Dort tragen Sie mit großer Gelassenheit           gegangen sind, aber auch durch die engagier-
                                                 Dramatisches vor. Wochenlang haben                ten Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden, die
Die Maßnahmen zur Eindämmung                     Sie und Ihre Mitstreiter vor Engpässen            selbst Masken genäht haben.
des Virus haben aber auch erhebliche             bei der Schutzausrüstung gewarnt, von
Auswirkungen auf die Menschen in                 horrenden Preisen für Desinfektionsmittel         Als Pflegewissenschaftler und -experte
der Graf Recke Stiftung. Ihnen droht             und beschlagnahmten Lieferungen                   sind Sie auf dem Gebiet einer Pandemie
Vereinsamung und viele können, etwa              von Schutzmasken an den Grenzen                   deutlich kompetenter als die meisten. Weil
aufgrund von einer geistigen Behinderung         berichtet. Konnten Sie in diesen Zeiten           die Pandemie seit Monaten Tagesthema
oder Demenz, auch kaum nachvollziehen,           eigentlich ruhig schlafen oder von                ist, scheint aber inzwischen nicht nur jeder
was passiert und warum. Wie können               etwas anderem träumen als davon,                  eine Meinung dazu zu haben, sondern
wir als soziales Unternehmen bei allen           dass die versprochene Anlieferung                 auch gleich viel Wissen. Wie empfinden Sie
harten Maßnahmen menschlich bleiben?             von Schutzkleidung endlich erfolgt?               die Debatten in Zeiten des Coronavirus?

8                                                                                       recke:in                                           2/2020
Fürchte ich kein Unglück? - recke: in Das Magazin der Graf Recke Stiftung - recke:on
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Der Pandemiestab mit Vertretern aus allen Bereichen tagt regelmäßig – natürlich mit Abstand.
Von links: Jesse Büstrin, Sylvia Smajgert, Thorsten Banna, Marek Leczycki und Verena Würz.

Ich informiere mich selten über die gän-        jemanden, der wissenschaftlich interessiert    Diskussionen. Es ist an der Zeit, einen küh-
gigen Medien. Da werden die Dinge doch          ist, ist es eine sehr spannende Zeit. Wir      len Kopf zu bewahren und darauf zu hören,
sehr aus dem Kontext genommen. Ich              erleben im Moment Wissenschaft live.           was seriöse Quellen publizieren.
lese viele wissenschaftliche Publikationen      Ich kenne das Gefühl von Fußball-              Schon vor einigen Wochen haben Sie mir
und höre, was unsere Virologen und Epi-         Weltmeisterschaften: Plötzlich werden          gesagt, dies seien die anstrengendsten
demiologen zu sagen haben. Wir haben            alle zu Bundestrainern und großen              Zeiten Ihres Lebens. Dabei strahlen
in Deutschland das Glück, mit Professor         Fußballexperten. Mir scheint, Ihnen            Sie aber selbst eine große Ruhe und
Drosten, dem Direktor an der Berliner           muss es dieser Tage beim Thema                 Bedachtsamkeit aus. Schauen Sie
Charité, einen der führenden Virologen zu       Pandemie so ergehen – vermeiden Sie            optimistisch auf die weiteren Coronazeiten
haben. Es ist sehr spannend, einen Exper-       es im privaten Kreis, über die Pandemie        und das, was danach kommt?
ten in unserer Sprache zu hören, der uns        zu sprechen, um sich nicht mit zu              Ich kam ja zu diesem Job wie die Jungfrau
die wissenschaftlichen Expertisen näher-        viel Halbwissen herumschlagen zu               zum Kinde, aber ich weiß, dass ich irgend-
bringt. Ich bin auch sehr gespannt auf die      müssen? Oder geht Ihr Bemühen um               wann auch einfach wieder Einrichtungs-
Ergebnisse der Heinsberg-Studie, aus der        Aufklärung und Beratung dort weiter?           leiter sein darf. Das heißt: Ich bin mir sicher,
wir wahrscheinlich neue Erkenntnisse über       Ich ärgere mich, wenn ich fragwürdige          dass es eine Zeit nach Corona geben wird. //
die Kontaktinfektion erhalten werden,           Thesen oder Verschwörungstheorien höre.
                                                                                               Das Interview wurde Anfang Mai geführt.
früher sagte man dazu Schmierinfektion.         Aber ich verstricke mich nicht in sinnlose     Seitdem hat sich schon wieder vieles
Über die Zwischenergebnisse, die sonst nur                                                     verändert. Laufend aktuell informiert
auf Fachtagungen diskutiert werden, wird                                                       die Graf Recke Stiftung unter
nun in aller Öffentlichkeit gesprochen. Für                                                        www.graf-recke-stiftung.de/coronavirus

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                          Chronologie
                           einer Pandemie
                             Ende November 2019 treten in der chinesischen              »Ich vermute, dass wir infolge unserer frühzeitigen
                             Stadt Wuhan erste Fälle einer unbekannten                  Maßnahmen einen unkontrollierten Ausbruch ver-
                             Lungenerkrankung auf. Wohl kaum jemand konnte              hindern konnten«, sagte Pandemiekoordinator
                             sich zu diesem Zeitpunkt vorstellen, welche Aus-           Marek Leczycki Anfang Mai, »wenn ich es auch
                             wirkungen dieses Ereignis weltweit haben würde.            nicht beweisen kann.« Dies sei das »Präventions-
                             In einer Chronologie der Ereignisse rekapitulieren         paradox, wenn Menschen nicht sehen, welche Krise
                             wir hier die Entwicklung in der Graf Recke Stif-           hätte entstehen können, wenn man nicht präventiv
                             tung vor dem Hintergrund der allgemeinen Lage.             gehandelt hätte«.

       Das Coronavirus
       hat Deutschland           27. Januar
       erreicht: Das Bundes-
       gesundheitsamt meldet
       einen bestätigten Fall aus
       Bayern und stuft das Risiko
       für die Ausbreitung des Virus
       als »nach wie vor gering« ein.

                   Bundesgesundheits- und              27. Februar
                   Bundesinnenministerium
                   setzen den im Pandemieplan
                   des Bundes vorgesehenen
                   Krisenstab ein.

                                                                       28. Februar
Allgemeine Lage

                                                                            Die Graf Recke Stiftung eröffnet eine zentrale
                                                                              Infoplattform zum Thema Coronapandemie und
                                                                                 bildet eine Projektgruppe.

                                        Das Robert Koch-Institut schätzt das
                                        Risiko für die Bevölkerung als »mäßig« ein.
                                                                                      2. März

                                                                                             4. März
                                                                                                 In ihrer ersten Sitzung beschließt die Projektgruppe die
                                                                                                    Einrichtung eines Pandemiestabs und ernennt Marek
                                                                                                      ­Leczycki, Leiter der Senioreneinrichtung Zum
                                                                                                         Königshof, zum Pandemiekoordinator sowie
                                                                                                           Joachim Köhn, Geschäftsbereichsleitung
                                                                                                              des Geschäftsbereichs Graf Recke
                                                                                                                Wohnen & Pflege, zum stellvertre-
                                                                                                                   tenden Pandemiekoordinator.

           10                                                                                     recke:in                                           2/2020
GRAF RECKE STIFTUNG
 Graf Recke Stiftung

                                                                                                                                                         Das
                                                                                                                              17. März                  Robert
                                                                                                                                                     Koch-Institut
                                                                                                                                                  passt seine Ri-
                                                                                                                                               sikoeinschätzung
                                                                                                                                           den erhöhten Infekti-
                                                                                                                                        onsraten an und spricht
                                                                                                                                     nun von einem »hohen«
                                                                                                                                  Risiko für die Bevölkerung.

                                                                                                  16. März                 Auf Weisung des NRW-Gesund-
                                        Die Schließung der Schulen und Kitas betrifft über 900 der gut 1.000             heitsministeriums schließen alle
                                        Inklusionsbegleiterinnen und -begleiter des Familien unterstützen-           Kindertageseinrichtungen und Schulen
                                        den Dienstes. Auch die Schulen und Kitas der Stiftung schließen           ab dem 16. März. Angehörigen solcher
                                        und bieten gleichzeitig eine Notbetreuung für Angehörige der           Berufs­gruppen, deren Tätigkeit der Aufrecht-
                                        sogenannten »Schlüsselpersonen« an.                                 erhaltung zentraler Funktionen des öffentlichen
                                                                                                          Lebens dient, werden Notbetreuungen geboten.

                                                                             13. März
                        Die NRW-Landesregierung verhängt ein Besuchsverbot für
                        Einrichtungen der Pflege und der Eingliederungshilfe.

                                                             11. März
                            Die Pandemiepläne der Graf Recke Stiftung               Bundesgesundheitsminister Spahn ruft wiederholt dazu auf,
                            ­treten in Kraft.                                     ­ roßveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abzusagen.
                                                                                  G
                                                                               Derweil finden in der »UEFA Champions League« in Leipzig und
                                                                           ­Liverpool internationale Spiele mit über 40.000 Zuschauern statt.

                                          9. März
      Hygienemaßnahmen bei Verdacht auf
      SARS-CoV-2 treten in der Graf
      Recke Stiftung in Kraft.

                       8. März               Der erste Todesfall infolge
                                           des Virus in Deutschland
                                        wird gemeldet.

7. März                        Nach und nach werden in der Stiftung alle
                            Dienstreisen und Veranstaltungen abge-
                          sagt, unter anderem auch die Mitarbeitervoll-
                       versammlungen an verschiedenen Standorten.

                                                                                                                        Fortsetzung
                                                                                                                                                     »
   2/2020                                                       recke:in                                                                                   11
GRAF RECKE STIFTUNG

           18. März
           Die Tagespflege im Quartiershaus Am Röttchen
           in Düsseldorf-Unterrath sowie die Arbeits-
           therapie und die Praxis für Ergotherapie
           der Graf Recke Sozialpsychiatrie &
           Heilpädagogik müssen schließen.

           19. März
              »Unsere präventiven Maßnahmen dienen dazu, den Alltagsbetrieb in
                den kritischen Infrastrukturen wie Pflege und Betreuung, aber auch
                  in unserer Verwaltung aufrechtzuerhalten und ­handlungs­fähig
                     zu bleiben«, sagt Finanzvorstand Petra Skodzig.

  Bund und Län-            22. März
  der einigen sich
  auf strenge Aus-
  gangs- und Kontakt-
  beschränkungen.

                                           26. März
                                                Eine Spende der Bürgerstiftung Düsseldorf: Mit Tablets können
                                                  Bewohnerinnen und Bewohner der Senioreneinrichtungen
                                                    mit ihren Angehörigen in Kontakt treten.

                                                             31. März
                    Ende März sind nach Angaben der
                    Johns-Hopkins-Universität weltweit             Eine erste Mitarbeiterin der Graf Recke Stiftung wird positiv auf das Virus
                    über 800.000 Menschen infiziert.                 getestet. »Der Kollegin geht es sehr gut«, betont Pandemiekoordinator Marek
                    Fast 40.000 Menschen sind demnach an                Leczycki. Sie habe nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub keinerlei Kontakt
Allgemeine Lage

                    Covid-19 gestorben. Rund 172.000 Menschen             zu anderen Mitarbeitenden oder Klienten gehabt. Die Maßnahmen der
                    gelten als geheilt. Für Deutschland melden die          Stiftung hätten gut gegriffen. Pandemiekoordinator Leczycki empfiehlt
                    ­Experten über 67.000 Fälle und über 680 Tote.             die Absage aller Veranstaltungen in der Stiftung bis Ende Mai.

                   Die bundesweit geltenden Kontaktbeschränkungen                    1. April
                   werden bis zum 19. April verlängert.

                                                                                           3. April
                                                                                               In allen Einrichtungen der Graf Recke Wohnen &
                                                                                                  Pflege gilt »Mund-Nasen-Bedeckungspflicht«.

                                                                                                        7. April
                                                                                                             Im FuD wird für 884 von insgesamt
                                                                                                               1.032 Inklusionsbegleitern Kurzarbeit
                                                                                                                  eingeführt.

           12                                                                                     recke:in                                             2/2020
GRAF RECKE STIFTUNG
                                                                                                              30. Mai
Graf Recke Stiftung
                                         Die ersten Reihentests von 250 Personen in Senioreneinrichtungen ergeben 13
                                         ­positive Befunde bei Personen. Keiner von ihnen weist Symptome auf. Die Zahl
                                          der bestätigten Infektionen steigt damit auf 22, davon sind 16 Mitarbeitende.

                                                                                                    25. Mai
                                         In den Einrichtungen der Graf Recke Stiftung beginnen Reihentests.

                                                                                                21. Mai
                                                             Von den neun infizierten Personen in der Graf
                                                             Recke Stiftung sind acht wieder genesen.

                                                                                        10. Mai           Aufhebung des Besuchsverbots in stationären
                                                                                                         Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen.

                                                                                    7. Mai
                              In der Graf Recke Stiftung gibt es neun bestätigte Infektionen.
                              Es handelt sich um eine Klientin und acht Mitarbeitende.
                              Vier der infizierten Personen sind bereits wieder genesen.

                                                                         6. Mai            Bundes- und Landesregierungen
                                                                                          vereinbaren umfassende »Locke-
                                                                                        rungen« der Ausgangs- und Kontakt­
                                                                                       beschränkungen vom 22. März.

                                                                  1. Mai
                       Der Monat Mai wird als »Probemonat« zum Umgang    Das Robert Koch-Institut schätzt das Risiko für
                       mit der Mund-Nasen-Bedeckung für Mitarbeitende   die Gesamtbevölkerung weiterhin als »hoch«
                       in den Kindertageseinrichtungen genutzt.       ein, für Risikogruppen als »sehr hoch«.

                                                 27. April               In Nordrhein-Westfalen wird eine »Mund-Nasen-Bedeckungspflicht« verhängt.

                                               24. April
                       Die Graf Recke Stiftung dringt auf
                       umfassende Reihentests und beginnt
                       Planungen mit dem Gesundheitsamt.

                                       22. April
         In allen Einrichtungen der Graf Recke
         Sozialpsychiatrie & Heilpädagogik gilt
         »Mund-Nasen-Bedeckungspflicht«.

                               17. April
        In den Senioreneinrichtungen
        der Graf Recke Wohnen &
        Pflege werden »Fenster­
        besuche« eingeführt.

                      9. April
 Nach vier Mitarbei-
 tenden ist nun erst-

                                                                       Chronologie
 mals eine Klientin
 positiv auf das
 Corona­virus
 getestet
 ­worden.

                                                                                                 Die jeweils aktuelle Lage in
                                                                                                 der Graf Recke Stiftung:
                                                                                                    www.graf-recke-stiftung.de/coronavirus

  2/2020                                                    recke:in                                                                                    13
ERZIEHUNG & BILDUNG

                                                                                     Der Hintergrund ist klar: Die Ausgangs-
                                                                                     beschränkungen zur Eindämmung des
                                                                                     Coronavirus sahen vor, dass sich die Men-
                                                                                     schen nur noch an einem Lebensmittelpunkt
                                                                                     aufhalten dürfen. So musste in Absprache
                                                                                     mit den Eltern entschieden werden, ob die
                                                                                     Kinder für die Dauer der Einschränkungen
                                                                                     entweder zu Hause oder in der Einrichtung
                                                                                     leben wollten.
                                                                                         Und so stand der Fachbereich vor einer
                                                                                     großen Aufgabe: Wie soll die durchgehende
                                                                                     Wochenend- und Ferienbetreuung kurz-
                                                                                     fristig organisiert werden? »Das steht ja
                                                                                     alles so nicht in den Arbeitsverträgen und
                                                                                     betrifft auch den Alltag, die Feiertage und
                                                                                     die Familien der Mitarbeitenden«, macht
                                                                                     Sabine Pletziger klar. Doch sowohl aus
                                                                                     Wittlaer als auch aus Ratingen kam die
                                                                                     Zusage: »Wir kriegen das hin«, da seien sich
                                                                                     alle schnell einig gewesen, berichtet die

Zusammenhalt                                                                         Projektleiterin. Man könne wirklich froh
                                                                                     sein, solch engagierte Mitarbeitende zu
                                                                                     haben, zeigt sie sich dankbar. »Wir konn-

statt Lagerkoller                                                                    ten nur versuchen, das zu unterstützen.«
                                                                                     So gebe es, wo nötig, stundenweise eine
                                                                                     zusätzliche Honorarkraft.
                                                                                         Dass die Kolleginnen und Kollegen Enor-
Die Coronapandemie hat den Alltag und das Leben aller massiv                         mes leisten, ist Sabine Pletziger bewusst. Für
verändert. Das gilt auch für die Kinder und Jugendlichen sowie die                   die Kinder und Jugendlichen seien ja auch
Mitarbeitenden in zwei teilstationären Wohngruppen der Graf Recke                    die Schulzeiten weggefallen. Und so durf-
Erziehung & Bildung in Düsseldorf-Wittlaer und Ratingen. Doch neben                  ten sie nun etwas länger schlafen als sonst,
häufigem Händewaschen und konsequentem Abstandhalten brachte                         es gab Bewegungseinheiten, im Anschluss
                                                                                     wurde außerhalb der Osterferien in den
die Pandemie eine weitere auffällige Veränderung mit sich: Die Wohn-
                                                                                     Gruppen unterrichtet, eine verlängerte Mit-
gruppen arbeiteten vorübergehend unter einem anderen Namen.                          tagspause mit Vorlesestunde schloss sich
                                                                                     an und das großzügige Gelände wurde noch
                                                                                     mehr als sonst genutzt. Statt des wöchent-
                                       Von Achim Graf                                lichen Anrufs zu Hause standen die Schüler
                                                                                     zudem täglich mit ihren Eltern in Kon-
                                       »5-Tages-Gruppen« heißen die Angebote,        takt. Vielen Eltern sei die Trennung sehr
                                       die eine zeitlich begrenzte Hilfe und         schwergefallen, sagt Sabine Pletziger. »Es
                                       Unterstützung für die Familien sein sol-      ist wichtig, dass sie wissen: Meinem Kind
                                       len. Die Kinder und Jugendlichen werden       geht’s gut.«
                                       von Sonntagabend bis Freitagnachmittag            Und das ist keine Floskel, denn es gibt
                                       in einer Gruppe betreut und gefördert, die    sie tatsächlich, die positiven Seiten der Pan-
                                       Wochenenden, Feiertage und Teile der          demie, so Sabine Pletziger. Der befürchtete
                                       Schulferien verbringen sie bei ihren Fami-    Lagerkoller sei weitgehend ausgeblieben,
                                       lien. Normalerweise. Doch in Zeiten des       die Stimmung in den Gruppen gut: »Der
                                       Coronavirus war dieser Wechsel zeitweise      Zusammenhalt in den Gruppen ist in der
                                       nicht mehr gestattet, wie Sabine Pletziger,   Krise sogar gewachsen.« //
                                       Assistentin der Fachbereichsleitung und
                                                                                     Bei diesem Artikel handelt es sich um einen
                                       Projektleiterin im Fachbereich II der Graf    aktualisierten Beitrag von Achim Graf,
                                       Recke Erziehung & Bildung, erläutert. Die     der am 17. April auf unserer Seite
                                       Konsequenz: Die 5-Tages-Gruppen wurden            www.graf-recke-stiftung.de/
                                       zu 7-Tages-Gruppen umorganisiert.             coronavirus/geschichten erschienen ist.

14                                                                        recke:in                                            2/2020
GRAF RECKE STIFTUNG

                                                    Großeinkauf
                                                    in Coronazeiten
                                                                                   Einkaufen gehen wurde gerade zu Anfang
                                                                                   der Coronapandemie zu einer besonderen
                                                                                   Herausforderung: Durch Einlasskontrollen
                                                                                   bildeten sich lange Schlangen vor Super-
                                                                                   märkten und Drogerien, wer hineinkam,
                                                                                   fand bei einigen Produkten wie H-Milch,
                                                                                   Nudeln oder Klopapier nur noch leere
                                                                                   Regal­reihen vor. Wer jedoch gleich 20 oder
                                                                                   30 Personen in Wohngruppen oder Häu-
                                                                                   sern der Graf Recke Stiftung zu versorgen
                                                                                   hatte, stand vor deutlich größeren Heraus-
                                                                                   forderungen. Um im Erfolgsfall nicht auch
                                                                                   noch in Hamstererverdacht zu geraten,
                                                                                   waren Ideen gefragt. Die Mitarbeitenden
                                                                                   der Stiftung wurden kreativ – und fanden
                                                                                   an vielen Stellen Unterstützung.

         Von Achim Graf

         J
              ede Menge Wurst und Käse im Einkaufswagen, dazu 24       kommenden Filialleiter, der alle Mitarbeitenden über die
              Liter Milch für 24 Menschen, die im Haus Gießerstraße    Bedürfnisse von Natascha van Ekeris informiert hat. Sie ist
              des Heilpädagogischen Verbunds in Ratingen leben,        die Hauswirtschafterin in den beiden Intensivwohngruppen
              sind eigentlich völlig normal. In Coronazeiten aller-    Kido und Doki im Dorotheenviertel Hilden, für insgesamt 17
              dings offenbar nicht mehr: Bereichsleiter C ­ hristoph   Personen kauft van Ekeris regelmäßig ein. Da sei der Ein-
         Schluckebier spricht von persönlichen Anfeindungen, die       kaufswagen natürlich schnell voll, berichtet sie. Auch schrä-
         Mitarbeitende zu Beginn der Pandemie im Supermarkt            ge Blicke hatte sie deswegen schon auf sich gezogen. Seit sie
         erlebt hätten. »Sie wurden genötigt, sich zu erklären«,       im Markt eine Bescheinigung der Graf Recke Stiftung, ganz
         berichtet er. Guter Rat war in diesem Fall allerdings nicht   offiziell mit dem Logo der Graf Recke Stiftung im Briefkopf,
         teuer, sondern kam kostenlos aus Mettmann.                    vorgezeigt habe, sei das vorbei. »Ich habe mich sehr darüber
             Der Leiter der dortigen Werkstatt für angepasste Arbeit   gefreut, wie freundlich und bemüht alle seitdem sind«, sagt
         Benninghof der Evangelischen Stiftung Hephata habe um         van Ekeris. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen fertigte sie sogar
         die Zustände in den Supermärkten gewusst – und einen          eine Dankesurkunde für die »Netto«-Mitarbeitenden aus.
         Lieferdienst durch den Großhandel organisiert, freut sich         Auch im Wohnhaus in Kaarst gab es zunächst Probleme:
         Bereichsleiter Schluckebier. »Dieser nimmt nun von uns        »Wir bekamen schlicht kein Klopapier mehr«, erinnert sich
         Bestellungen entgegen und liefert kontaktlos in einen         Bezugstherapeutin Birgit Honnef. Die Einrichtung für Men-
         Vorraum im Wohnhaus.« So seien seine Mitarbeitenden           schen mit psychischen Erkrankungen fuhr deshalb drei-
         und die Bewohner zusätzlich vor dem Virus geschützt           gleisig: Zum Einkauf bei Aldi fuhren die Mitarbeitenden
         worden, wenngleich es dem Inklusionsgedanken freilich         nun ebenfalls mit einer Bescheinigung, fehlende Produkte
         zuwiderlaufe.                                                 besorgte man sich im Zweifel im 20 Kilometer entfernten
             Bereichsleiter Frank Schwanz vom nahen Haus Haar-         Großmarkt in Düsseldorf. Dass die Kolleginnen und Kol-
         bach Höfe vertraute auf ein anderes Prinzip: Die Ver-         legen in Coronazeiten in besonderem Maße zusammen-
         antwortlichen vom Ratinger »Real«-Markt zeigten großes        stehen, hat Birgit Honnef allerdings ebenfalls erlebt: Als es
         Verständnis für die Situation – und stellten nun jedes        in Sachen Essen einmal eng wurde, nahm die Großküche
         Mal einen Mitarbeiter ab, der den Großeinkauf der Mit-        der Graf Recke Stiftung an der Grafenberger Allee kurzer-
         arbeitenden aus der Stiftung begleitete. Eine schöne Geste    hand eine Bestellung aus dem Kaarster Wohnheim an. //
         in schwierigen Zeiten.
                                                                       Bei diesem Artikel handelt es sich um einen aktualisierten
         FREUNDLICHKEIT STATT SCHRÄGER BLICKE                          Beitrag von Achim Graf, der am 8. April auf unserer Seite
         Im »Netto« an der Düsseldorfer Straße in Hilden gab es            www.graf-recke-stiftung.de/coronavirus/geschichten
         zwar keinen Geleitschutz, aber einen äußerst entgegen-        erschienen ist.

2/2020                                        recke:in                                                                                  15
?
DIE
ERZIEHUNG & BILDUNG

NAIVE                                             Wie erklären Sie Ihren Kindern
FRAGE                                             eigentlich das Coronavirus?
                                                  Diese Frage beantworten in dieser Ausgabe gleich drei Leiterinnen
                                                  unserer Kitas. Denn das Virus ist auch dort natürlich ein Riesenthema:
                                                  Warum tragen die Großen plötzlich Masken? Weshalb sollen Menschen
                                                  voneinander Abstand halten? Was soll das überhaupt sein, ein
                                                  Coronavirus? Und warum ist Singen beim Händewaschen so wichtig?

M                                                 W                                               I
           it dem Slogan »Wir sind solida-                    ir haben unsere Handpuppe               m Elementarbereich ist das spieleri-
           risch« sind wir in »die andere Welt«               Paul auch in die Notgruppe              sche und pädagogische Heranführen
           (Zitat eines Kindes) eingestiegen.                 gehen lassen und erst mal               an diese Ausnahmesituation der sprin-
Die Masken verändern das Gesicht, die             erklärt, warum nur einige Kinder in der         gende Punkt: Die Kleinsten unter uns kön-
Stimme hört sich anders an und die Mimik          Kita sind. Da die Kinder viele Informatio-      nen die Ausnahmesituation nicht begreifen
ist nicht mehr sichtbar. Als Einstieg hat         nen schon hatten und auch unbedingt los-        und verstehen. Wir Erwachsenen geben
eine Kollegin eine Bildkarte gemalt und eine      werden wollten, ergab sich sehr schnell ein     den Kindern die tägliche Sicherheit, die
Geschichte dazu geschrieben: »Warum trägt         Gesprächskreis, in dem alle Infos auf den       Struktur, ebenso wie Grenzen, Regeln und
das Krokodil eine Räubermaske?« Manch-            Tisch kamen. Diese haben wir besprochen         Konsequenzen. Aber wir sind auch dafür
mal sieht man wirklich gefährlich aus, wie        und direkt mit den Veränderungen im All-        zuständig, ihnen Raum zu geben, neue
ein Räuber, oder so schön wie die Katzen-         tag verknüpft. Ein Kind hat am darauf-          Dinge zu erfahren. Es ist also wichtig, sich
mama auf unserer selbst gestalteten Bild-         folgenden Tag ein Buch mitgebracht, das         auf Dinge und Situationen einzulassen,
karte (siehe unten). Fleißig haben die Kinder     beschreibt, wie der Körper funktioniert, wie    die nicht greifbar und absehbar sind. Wir
ihre Masken bemalt und vor den Spiegeln           es ist, wenn man krank wird, was man tun        haben den Kindern Raum gegeben, sich von
ausprobiert, auch die Kleinen. Für die Ted-       kann, um wieder gesund zu werden, und           dem Virus ein eigenes Bild zu machen. Mit
dys und Puppen wurden von älteren Kin-            wie man sich am besten schützen kann, um        vielerlei W-Fragen – was, wieso, weshalb,
dern Masken genäht. Dabei stellt man doch         gesund zu bleiben.                              warum? – haben wir die Kinder zum Nach-
ab und zu fest, wie spitz eine Nadel ist.                                                         denken angeregt, sie sind untereinander ins
                                                  Daniela Drengeburg, Leiterin der
    Alle Viren, nicht nur Corona, sind                                                            Gespräch gekommen und haben viele tolle
                                                  Kita Friedrichskothen in Ratingen
unsichtbar. Mit ganz viel Zauberglitzer an                                                        Dinge erzählen können.
den Händen der Kinder haben wir gemalt                                                                »Das Virus ist so klein, dass man es nicht
und gespielt. Nun konnten die Kinder                                                              sehen kann!« »Es ist grün und hat kleine
sehen, wo die »kleinen unsichtbaren Viren«                                                        Zacken!« »Das sieht man nicht. Das sieht
hängen bleiben und wo sie überall sind.                                                           man nur mit einer Lupe!« »Das Virus kommt
Auch muss man gaaanz lange die Hände                                                              heimlich!« »Abstand halten!« »Mundschutz
waschen, denn Viren kleben an den Händen                                                          tragen!« »Man muss sich immer die Hände
wie Kleber. Aber das Händewaschlied oder                                                          waschen. Vor dem Essen, nach der Toilette
auch der Glitzer an den Händen sagten uns,                                                        und wenn wir in die Kita kommen. Man
wann die Zeit vorbei ist.                                                                         muss zwei Mal ›Happy Birthday‹ singen,
                                                                                                  oder ›Alle meine Entchen‹!«
Heike Ogrinz, Leiterin der Kita im                                                                    Die Schutzmaske ist für uns alle bereits
Walter-Kobold-Haus und der Kita an der
                                                                                                  ein fester Bestandteil im alltäglichen Leben
Graf Recke Kirche in Düsseldorf-Wittlaer
                                                                                                  geworden und wird in verschiedenen
                                                                                                  Bereichen immer wieder zum Gesprächs-
                                                                                                  thema. Die Kinder erkennen uns auch hinter
                                                                                                  den Masken und lächeln uns an, sobald sie
                                                                                                  uns sehen. Bis jetzt nähen wir fleißig eigene
                                                                                                  Stoffmasken, um uns Erwachsene unter-
                                                                                                  einander schützen zu können. Die Kinder
                                                                                                  sind beim Herstellen der Masken immer
                                                                                                  aktiv dabei und dürfen helfen und unter-
                                                                                                  stützen. Wir sind natürlich sehr froh, dass
                                                                                                  unsere Schützlinge von der Maskenpflicht
                                                                                                  entbunden wurden und keine Masken tragen
                                                                                                  müssen. Jedoch ist es auch für die Kinder ein
                                                                                                  sehr spannendes und aufregendes Thema,
                                                                                                  zu sehen, was eine Nähmaschine alles kann!

                                                                                                  Katharina Brück, Leiterin der Kita
                                                                                                  Muhrenkamp in Mülheim an der Ruhr

16                                                                                     recke:in                                           2/2020
ERZIEHUNG & BILDUNG

                                                                                  »Wir
                                                                                  denken
                                                                                  an euch«

                                                         D
Die behördlich angeordnete Schließung aller                       ie Ausnahmesituation sei aus pädagogischer Sicht
Bildungs­einrichtungen wegen der Coronapandemie                   in der Tat nicht einfach, sagt Kitaleiterin Rabea
                                                                  Abraham. »Der Alltag in der Kita gibt den Kindern
hat auch die Kleinsten getroffen. In der evangeli-
                                                         eine Struktur«, erläutert sie. Der Wegfall sei für die Kinder,
schen Kita Regenbogen in Düsseldorf-Angermund            aber auch für deren Eltern, die Betreuung und Job irgend-
etwa, die seit August 2019 zur Graf Recke Stiftung       wie organisiert kriegen mussten, eine Herausforderung.
gehört, war zwei Wochen lang der Betrieb völlig still-   Und genau an diesem Punkt setzten Abraham und ihre
gelegt, von März bis Mai fungierte die Einrichtung       acht Kolleginnen an: Sie hielten Kontakt und inspirierten
als Notgruppe, zeitweise für ein einziges Kind. Was      Kinder und Eltern, den Alltag in Zeiten des Coronavirus
­bedeutet das aber für die anderen 43 Kinder, die        kreativ zu gestalten.
 sonst dort spielen, lachen und lernen? Und was für          Herzstück war die »Regenbogen-Ideen-Post«, die wäh-
                                                         rend des »Lock-downs« jede Woche bei den Familien im
 ihre Eltern und das Team der Kita Regenbogen?
                                                         E-Mail-Eingang landete – ein Newsletter voll von fantasie-
                                                         vollen, kreativen Anregungen. Bewegungsspiele gehörten
Von Achim Graf                                           genauso dazu wie Yogaübungen oder Basteltipps. Sogar
                                                         eine Anleitung zum Heranziehen von Tomaten und Gurken
                                                         war schon darunter. Das sei die Coronaausgabe der »Regen-
                                                         bogen-Post«, in der ansonsten alle vier bis sechs Wochen
                                                         über Termine, pädagogische Inhalte und Veränderungen im
                                                         Kitaalltag informiert werde, sagt Abraham.

                                                         BILDER VON KINDERN IN AKTION
                                                         Und das kam an: Es seien viele positive Rückmeldungen per
                                                         Mail eingegangen, sagt die Leiterin. Eltern schickten Bilder
                                                         von ihren Kindern in Aktion oder riefen auch einfach mal
                                                         an, um nachzufragen, wie es denn so gehe, erzählt sie. »Eine
                                                         Mutter kam sogar mit ihren beiden Kindern vorbei, hat ans
                                                         Bürofenster geklopft und uns Kuchen vor die Tür gestellt.«
                                                         Für die Erzieherin war das eine wirklich bezaubernde Geste:
                                                         »Wir denken an euch und wir vermissen euch.« //

                                                         Bei diesem Artikel handelt es sich um einen aktualisierten
                                                         Beitrag von Achim Graf, der am 16. April auf unserer Seite
                                                             www.graf-recke-stiftung.de/coronavirus/geschichten
                                                         erschienen ist.

2/2020                                    recke:in                                                                        17
WOHNEN & PFLEGE

Das freudige      Die ersten 80 Bewohnerinnen und Bewohner von
                  Haus Ahorn im Dorotheenviertel Hilden wechseln
                  in den bereits errichteten Teil des neuen Ahorn-

Warten auf Tag    Karrees. Bevor dort das Konzept mit kleinen

Y
                  Hausgemeinschaften für Menschen mit schwerer
                  Demenz gelebt werden kann, steht allerdings ein
                  Umzug an, der detaillierte Planung erfordert –
                  und am Tag X das Engagement aller verfügbaren
                  Mitarbeitenden. Doch der Aufwand soll sich für
                  alle lohnen, für den Tag Y und alle Tage danach.

Von Achim Graf

                  Vorfreude im Dorotheenviertel Hilden:
                  Der erste Bauabschnitt wird aktuell vollendet.

                                                                                      INFO
                                                       Spenden Sie für das Ahorn-Karree!
                                                       »Ihre Spende sorgt für mehr
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18                               recke:in                                            2/2020
WOHNEN & PFLEGE

    E
              s wäre unter normalen Umständen
              schon keine leichte Aufgabe: 80
              Bewohnerinnen und Bewohner
              mit fortgeschrittener Demenz und
    mehr als 100 Mitarbeitende werden im
    Dorotheenviertel Hilden an einem einzigen
    Tag umziehen – vom Haus Ahorn ins neben-
    an gelegene Ahorn-Karree der Graf Recke
    Stiftung. Doch die Zeiten sind wegen Corona
    nicht normal. Und so sind die Erwartungen
    an die Zukunft im neu errichteten Gebäude-
    teil zwar riesig, die Herausforderungen
    allerdings auch.
        Doch eine Alternative zu der Aktion gibt
    es nicht, wie Einrichtungsleiter Michael Zie-   Die Umzugskartons stehen bereit im Ahorn-Karree.
    ger erklärt. »Das Ahorn-Karree steht für
    ein völlig neues Konzept mit kleinen Haus-
    gemeinschaften«, sagt er. So werden sich        Große Umzugswagen werden hingegen                  DIE LEBENSQUALITÄT WIRD SICH ERHÖHEN
    nicht nur die ersten 80 von derzeit 109         kaum zum Einsatz kommen – vom Haus                 Und so bleibt die Aufgabe eine anspruchs-
    Bewohnern von Haus Ahorn entsprechend           Ahorn zum neuen Ahorn-Karree sind es               volle – doch eine, die sich lohnen soll:
    ihrem Lebensstil dort neu zusammenfinden.       nur wenige Meter. Rund zwei Dutzend                Laut Michael Zieger wird sich die Lebens-
    Auch die Mitarbeitenden werden komplett         Möbelpacker sollen die Einrichtungsgegen-          qualität der Bewohner durch das neue
    veränderte Teams bilden. Man könne den          stände der Bewohner zu Fuß und mit Sack-           Konzept deutlich erhöhen. Ausschließ-
    Neubau deshalb nicht in Abschnitten in          karren transportieren. Mund-Nasen-Schutz           lich Einzelzimmer und kleinere Wohn-
    Betrieb nehmen, erklärt Michael Zieger.         sei dabei für alle selbstverständlich, sagt        gemeinschaften bieten im Ahorn-Karree
                                                    Michael Zieger. Zudem sei geplant, dass            dann noch bessere Voraussetzungen, die
    ÜBER MONATE VORBEREITET                         die Umzugsprofis sich zuvor auf das Virus          Menschen im Rahmen ihrer jeweiligen
    Und so wurden die Mitarbeitenden nicht          testen lassen. Hintergrund sei, dass die ers-      Möglichkeiten mit in den Alltag einzu-
    nur seit Monaten intensiv auf ihre ver-         ten 40 Bewohner den Vormittag betreut in           binden. Auch für die Mitarbeitenden wird
    änderten Aufgaben vorbereitet, der Umzug        einem Aufenthaltsraum verbringen, wäh-             sich die Arbeit positiv verändern, davon ist
    wurde genauso detailliert geplant. Kurz vor     rend ihre neuen Räume vorbereitet werden.          Katja Petrilos überzeugt.
    Redaktionsschluss dieser Ausgabe sollte er      »Das geht also völlig kontaktlos«, sagt Zie-           Im Mittelpunkt allerdings stehen für
    stattfinden, musste aber noch einmal ver-       ger. Wenn dann am Nachmittag die andere            die Pflegedienstleiterin die Bewohner. Das
    schoben werden. An den grundsätzlichen          Hälfte umzieht, ließe sich dies aber nicht         Ahorn-Karree sei die Zukunft, mit einem
    Anforderungen wird sich dadurch jedoch          mehr garantieren. »Die ersten Bewohner             Angebot weit über die Regelversorgung

O   nichts ändern: Neben den Profis eines
    Umzugsunternehmens werden laut Michael
    Zieger alle verfügbaren Mitarbeitenden am
                                                    befinden sich dann ja bereits im Neubau.
                                                    Und gerade dort lässt sich ein Kontakt nicht
                                                    völlig verhindern.«
                                                                                                       hinaus, sagt sie. »Dafür ist und bleibt eine
                                                                                                       Unterstützung durch Spenden aus der
                                                                                                       Bevölkerung von großer Bedeutung.« So
    Tag X benötigt – und das hat seinen Grund.          Pflegedienstleiterin Katja Petrilos be-        wolle man etwa den künftigen Graf-Recke-
        Wegen der pandemiebedingten Be-             stätigt: Man könne den Kontakt der Bewohner        Saal gut ausstatten und den großen Sinnes-
    schränkungen dürfen Angehörige nicht            untereinander, zu den Mitarbeitenden und           garten abwechslungsreich gestalten. Des-
    unterstützend dabei sein. »Doch die Be-         damit auch zu den Umzugsprofis nicht gänz-         halb freut sich Katja Petrilos auch so auf
    wohner müssen an solch einem aufregenden        lich unterbinden. »Unsere Bewohner sind ja         den Tag Y, den Tag nach dem Umzug, »an
    Tag aufgefangen und begleitet werden«,          fortwährend auf der Suche nach Orientie-           dem wir all das hinter uns haben und das
    sagt der Einrichtungsleiter. Die meisten        rung – und damit auch nach Halt und Nähe.«         Ahorn-Karree mit Leben füllen«. //
    könnten ja gar nicht begreifen, was pas-
    siert. »Bei gesunden Menschen kann man
    das zumindest vorbereiten«, meint Michael
    Zieger. Bei Menschen mit Demenz sei das
    kaum möglich. Glücklicherweise aber seien
    die allermeisten Bewohner mobil. Für die
    wenigen bettlägerigen Bewohner werde die
    Feuerwehr Hilden Krankentragen für den                         Pflegedienstleiterin                              Einrichtungsleiter
    Transport zur Verfügung stellen.                               Katja Petrilos.                                   Michael Zieger.

    2/2020                                          recke:in                                                                                     19
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