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2.22 GAP 2023+ - Gibt es noch eine Zukunft für unsere Landwirte? Interview mit BM Norbert Totschnig Seite 8 Vollversammlung und Fachtagung der Land&Forst Betriebe Seite 10 GAP 2023+ Seite 17
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Inhalt Inhaltsverzeichnis Editorial, Leitartikel Kommunikation 4 Editorial 22 Bericht aus dem Fachbereich Kommunikation 4 Impressum 5 Leitartikel BIOSA 24 Neues Waldfonds-Projekt – Waldökologische Österreich & Europa Serviceplattform – Trittsteinbiotope gesucht 6 Politischer Bericht aus Luxemburg 25 BIOSA Generalversammlung – BIOSA beim 7 Wildökologisches Forum Alpenraum 2022 Waldfest in Graz 8 Interview mit BM Norbert Totschnig 10 Vollversammlung und Fachtagung der Land&Forst Betriebe Österreich Landesverbände 26 LFB Niederösterreich – Exkursion: Klima- vor Umweltschutz? Forst & Umwelt 27 LFB Niederösterreich – Sommerempfang im Stift Melk 12 Bericht aus dem Fachbereich Forst und Umwelt 28 LFB Salzburg – Vollversammlung 14 Hitzeflucht: An heißen Tagen ist es im Wald um 5°C kühler 29 LFB Burgenland – Vollversammlung 30 LFB Steiermark – Grüner Abend Landwirtschaft 16 Bericht aus dem Fachbereich Landwirtschaft PEFC 17 GAP 2023+ Neuerungen für Landwirte 32 PEFC Awards Controlling Persönliches 20 Bericht aus dem Fachbereich Controlling 33 Sandro Gaugg wechselt in die Energiewirtschaft 33 Neue Verbandsassistentin Isabell Geyer 34 David Süß neuer Direktor des Next Generation Österreichischen Bauernbundes 21 Die Eigentums(ab)sicherung im Blickfeld 34 Moosbrugger als LK-Präsident wiedergewählt 35 Neues Kabinett im Bundesministerium 3
Editorial Impressum Editorial Ins Tagebuch FBÖ Offenlegung der Besitzverhältnisse geschrieben ©L gemäß § 25 des Mediengesetzes: Medieninhaber: Land&Forst Betriebe Österreich Schauflergasse 6/5, 1010 Wien Telefon: +43/1/533 02 27 E-Mail: office@landforstbetriebe.at Mitte Mai dieses Jahres wird nach dem Rücktritt von BM Köstinger der neue Land- www.landforstbetriebe.at wirtschaftsminister Norbert Totschnig angelobt. Bereits wenige Tage darauf wird Verlagspostamt: 1010 Wien er in einem seiner ersten Interviews mit Themen vorgeführt, für die er politisch Erscheinungsweise: 4x jährlich gar keine Zuständigkeit hat. Ganz nebenbei zelebriert man ein kleines Macht-Ex- emple auf Mitarbeiterebene. Wenige Wochen später ist Totschnig bereits vielfach Herausgeber: mit Vorwürfen möglicher Partei-Finanzierungen befasst und wird auf Grund ein- DI Bernhard Budil, Schauflergasse 6/5, 1010 Wien zelner unzusammenhängender Chats mit Korruptionsvermutungen diskreditiert. Die wesentlichen Themen seiner politischen Aufgabe gelangen völlig in den Hin- Redaktion und tergrund. Anzeigenverwaltung: Thomas von Gelmini Für mich steht völlig außer Zweifel, dass Hinweise auf mögliche Verfehlungen Layout und Satz: KOMO Wien – Büro für immer ernst genommen werden und Vorwürfe auf Punkt und Komma aufgeklärt visuelle Angelegenheiten werden müssen. Das gilt natürlich nicht nur für Personen von öffentlichem Inte- Simone Leonhartsberger resse, sondern genauso in der Wirtschaft und im gesellschaftlichen Leben. Im Gegenzug stellt sich aber schon die Frage, wo wir mit unserer aktuellen Politik- Hersteller: Druckerei Berger, 3580 Horn Bewertung eigentlich hinwollen? Mehr denn je brauchen wir heute kluge und or- dentliche Sachpolitik. Die Themenvielfalt wird in fast jedem Sektor größer und die Zusammenhänge komplexer. Lassen wir doch die verantwortlichen Entschei- Das Österreichische Umweltzeichen dungsträger bitte immer erst einmal zeigen, was sie können und ihren Job erle- für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. digen. Wenn jeder Politiker bereits einmal vorverurteilt sein Amt antreten muss, werden wir die großen Aufgaben unserer Zeit nicht lösen können. Diese Zeitung wurde auf PEFC-zertifiziertem Papier gedruckt. Dafür braucht es dringend einen Systemwechsel – weg vom Schlagzeilenvoyeu- Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58 rismus und hin zum echten Interesse an den Themen und Herausforderungen. Gefordert sind hier vor allem die Medien, denen an dieser Stelle ihre Verantwor- tung für Qualitätsjournalismus ins Tagebuch geschrieben sei. Das Wesentliche in den Vordergrund zu stellen und objektive Informationen zu verbreiten ist das Ge- bot der Stunde. Allfällige Unregelmäßigkeiten gehören ordentlich verfolgt, aber lassen wir bitte auch die Unschuldsvermutung so lange im Vordergrund stehen, Die Gastkommentare müssen nicht die Meinung bis sie widerlegt ist. des Medieninhabers ausdrücken. Aber auch wir als Konsumenten tragen entsprechende Verantwortung für einen Genderhinweis: Geschlechtsspezifische neuen Stil in Politik und Gesellschaft. Hören wir auf mit dem Jammern, dem Bezeichnungen im Verbandsmagazin stehen im „Schuldigen-suchen“ und dem Wettstreit um die bessere Anschuldigung. Und Zweifelsfall gleichwertig für beide Geschlechter. Dies impliziert jedoch keine Diskriminierung in die nehmen wir lieber unsere Entscheidungsträger mit konkreten Vorschlägen, mit eine oder andere Richtung, sondern soll im Sinne Fakten und mit dem Aufzeigen von fachlichen Notwendigkeiten in die Pflicht. Ich der leichteren Lesbarkeit als geschlechtsneutral zu wünsche mir wieder eine Kultur des Grundvertrauens, der Kommunikation auf verstehen sein. Augenhöhe und des echten Diskurses. Nur dann werden wir auch zu einer Politik kommen, in der Menschen arbeiten, denen die Sache wichtiger ist als die Ideolo- Titelbild: © Pixabay gie und wo Lösungen im Vordergrund stehen und nicht die Probleme. Ihr Bernhard Budil 4
Leitartikel Leitartikel Trotz Krisen bleibt FBÖ Klimawandel größte ©L Herausforderung Die Covid-Pandemie und die Ukrainekrise treffen uns alle Die Landwirtschaft hat durch die Ukrainekrise wieder ihren unmittelbar und mittelbar, und haben von vielen anderen ursprünglichen Auftrag zur Lebensmittelproduktion erhal- Problemen und problematischen Entwicklungen abge- ten. Dennoch liegen die Konzepte und Programme zur Ex- lenkt. tensivierung, Ökologisierung, Romantisierung der europä- ischen Landwirtschaft nicht nur weiter in den Schubladen, Trotzdem schreitet der Klimawandel weiter fort und wer- sondern stehen auch auf der Agenda der Europäischen den politische Strategien und Programme zu Landnutzung, Kommission und vieler NGO´s. Die wollen natürlich ihre Forstwirtschaft, Schutzwald, Auwald, Biodiversität, Arten- Konzepte so kurz vor Zielerreichung nicht einfach aufge- schutz weiter entwickelt und vorangetrieben. Unter dem ben. Aber die Realität zeigt jetzt ganz deutlich: Was wir in Vorwand von Covid-Schutzmaßnahmen werden Dialoge Europa nicht selbst produzieren, wird in anderen Erdteilen und Beratungen mit Eigentümern und Bewirtschaftern auf zu anderen Bedingungen produziert. Wenn dann die Trans- ein Mindestmaß in Videokonferenzen reduziert. Graue The- portsysteme versagen, kommt das böse Erwachen. orie und Ideologie werden ohne die lokale und fachliche Kompetenz der Eigentümer und Bewirtschafter keine ver- Immer öfter hört man nun, dass Klimaschutz und Arten- nünftigen und umsetzbaren Ergebnisse bringen. schutz im Widerspruch stehen. Dem müssen wir aus un- seren Erfahrungen deutlich widersprechen! Über Genera- Der fortschreitende Klimawandel macht Veränderungen tionen im Eigentum geführte Betriebe haben immer und und Anpassungen in allen Lebensbereichen notwendig. werden auch in Zukunft Nachhaltigkeit im Gesamten den- Aber der Einbau von Klimaanlagen ist die falsche Reaktion ken und danach handeln. Klimaschutz, Lebensmittelpro- auf den Klimawandel! Verbesserung der Energieeffizienz, duktion, Ernte von biogenen Rohstoffen, Biodiversität und Energieeinsparung, Recycling und biogene nachwachsen- Bodenfruchtbarkeit, Schutz vor Naturgefahren und Erho- de Roh- und Werkstoffe sind notwendige Maßnahmen in lung für die Menschen sind integrierte Teile einer gesamt- Industrie und täglichem Leben. heitlich nachhaltigen Landnutzung. Dafür braucht man Er- fahrung, Kompetenz, Ortskenntnis, sicheres Eigentum und Bei der Anpassung der Wälder an den Klimawandel darf Freiheit der Generationenfolge und viel Wissenschaft und die notwendige Versorgung der Industrie mit Holz nicht Innovation. vergessen werden. Nur ein vehementer Ausbau der Bio- ökonomie kann den Klimawandel an der Ursache bekämp- Kurzsichtige, eindimensionale und populäre Konzepte wie fen. Dazu braucht die Industrie verarbeitbare Baumarten „Urwald = Klimaschutz“ oder „50 Prozent Pflanzenschutz = und Holzqualitäten. Urwald und Kohlenstoff optimierter Ökologisch“ sind Betrug an den Menschen. Nur nachhal- Wald kann die Bioökonomie nicht verlässlich und ausrei- tige Landnutzung und Bioökonomie auf Basis nachwach- chend mit Holz versorgen. Auch für einen klimafitten Wald sender Rohstoffe sind ein sicherer Weg in die Zukunft! müssen die Baumarten gut gewählt und die Bestände gut gepflegt werden. Holzernte und Kohlenstoffspeicher sind kein Gegensatz, sondern miteinander verbunden. Wenn Ihr man die ideologische Brille ablegt, ist das auch leicht er- kennbar. Wir brauchen im Osten aber neue Herkünfte aus Regionen, die bereits heute unsere geschätzten Klimada- ten von morgen aufweisen. Urwaldromantik wird uns nicht weiterhelfen, sondern fundierte Wissenschaft. Felix Montecuccoli 5
© M. Stieglbauer Felix Montecuccoli, Willi Molterer, Georg Strasser, Bernhard Budil Fact Finding Mission Luxemburg – das geheime Kontrollzentrum der EU? von Bernhard Budil Jeder hat schon irgendwann einmal davon gehört, dass Lu- xemburg als Sitz verschiedener EU-Institutionen eine wich- Der Europäische Gerichtshof (EuGH) tige Rolle für die Europäische Union spielt – und wenn man Dieser ist das so genannte Rechtsprechungsorgan der Eu- genau hinschaut, eigentlich weit darüber hinaus. Um her- ropäischen Union und gehört damit ebenso zu den sieben auszufinden, was es nun wirklich mit der Metropole des klei- offiziellen EU-Organen. Seine Aufgabe ist es, darauf zu ach- nen Großherzogtums auf sich hat, wurde Anfang Mai eine ten, dass das EU-Recht in allen EU-Mitgliedsländern auf die Fact Finding Mission hoher agrarpolitischer Spitzenvertreter gleiche Weise angewendet wird. Im Rahmen der vor Ort Österreichs in Luxemburg gestartet, an der auch Präsident stattfindenden Diskussion stand mit Andreas Kumin einer Montecuccoli und Generalsekretär Budil teilnahmen. der aktuellen EuGH-Richter als Gesprächspartner zur Ver- fügung. Mit ihm wurden unter anderem Fragen zur Recht- Begleitet durch VK a.D. und ehemaligen Vizepräsidenten mäßigkeit von Natura 2000 Umsetzungen im Bereich von der Europäischen Investitionsbank Willi Molterer sowie Artenschutz etwa im Zusammenhang mit Fischotter- oder Botschafterin Melitta Schubert nutzte die österreichische Wolfsvorkommen heiß diskutiert. Delegation unter Leitung von Bauernbundpräsidenten Georg Strasser den zweitätigen Aufenthalt für ein dichtes Die Europäische Staatsanwaltschaft (EuSta) Polit-Programm und Treffen mit Repräsentanten der Luxem- Besonders spannend war auch der Diskurs mit Frau In- burgerischen Bauernzentrale, der Christlich Sozialen Volks- grid Maschl-Clausen, der derzeitigen österreichischen EU- partei Luxemburg und dem Landwirtschaftsministerium. Staatsanwältin. Die Aufgabe der erst seit Ende 2020 beste- Es konnten Diskussionen in der Abgeordnetenkammer des henden EuStA ist es, Straftaten gegen den EU-Haushalt wie Parlaments und in der Österreichischen Botschaft geführt Betrug, Korruption und schweren grenzüberschreitenden werden, die nicht nur einen guten Einblick in das (agrar-)po- Mehrwertsteuerbetrug strafrechtlich zu verfolgen und vor litische System des Landes gaben, sondern auch Verständ- Gericht zu bringen. Anders als nationale Behörden kann nis für die Vielschichtigkeit und die Diversität in der EU mit die EuStA ohne langwierige Verfahren der justiziellen Zu- sich brachten. Schwerpunkte der Mission waren aber auch sammenarbeit grenzüberschreitend und schnell handeln. die Besuche nachfolgender Institutionen: Die strafrechtliche Verfolgung der Täter wird in Folge je- doch vor den nationalen Gerichten betrieben. Der Europäische Rechnungshof (EuRH) In einem Treffen beim Europäischen Rechnungshof wurden Die Europäische Investitionsbank (EIB) durch dessen Präsidenten, Klaus-Heiner Lehne, und der ös- Diese Institution unterstützt die Ziele der EU durch die terreichischen Vertreterin, Helga Berger, sehr eindrucksvoll Bereitstellung von langfristigen Projektfinanzierungen, Ga- die Aufgaben und die Herausforderungen des EuRH präsen- rantien und Beratung. Ihre Anteilseigner sind die Mitglied- tiert. Dieser überprüft die Rechtmäßigkeit aller Einnahmen staaten der EU. Dafür gibt es verschiedene Instrumente, und Ausgaben der EU -Institutionen und er ist einer der sie- wie etwa auch den Europäischen Fonds für strategische ben offiziellen EU-Organe. Er wacht darüber, dass die Euro- Investitionen, dessen Direktor viele Jahre Willi Molterer päische Union ihre Gelder nach den Regeln der Wirtschaft- war. Auch hier ergaben sich spannende Inputs für mögliche lichkeit für die vorgesehenen Zwecke verwendet. Die in künftige Initiativen aus Österreich. der stattgefundenen Diskussion aufgeworfenen Fragen zur Performance der österreichischen AMA wurden durchwegs budil@landforstbetriebe.at positiv beantwortet. 6
© Armin Djuhic Hintere Reihe von links: Andreas Kranz, Lutz Molter, Manfred Perterer, Benedikt Terzer, Helmut Fladenhofer Vordere Reihe: Klaus Hackländer, Felix Montecuccoli, Rudolf Reiner, Gregor Grill, Roman Burgstaller Wildökologisches Forum Alpenraum 2022 Wozu brauchen wir die Jagd? Wozu brauchen wir die Jagd, fragten sich die Teilnehmer des Wildökologischen Forums Alpenraum am 20. und 21. Juni in Salzburg im Heffterhof. Zum 12. Mal fand diese Veranstaltung nun statt und widmete sich dem Thema „Weidwerk wozu?“ von Franz Grill Beruhigend für die meisten Jäger kann sein, dass der zu hören, dass jene Arten, die durch nachhaltige Jagd ge- Chefredakteur der Salzburger Nachrichten, Manfred Per- nützt werden, es besser auf dieser Welt haben. Sie werden terer, feststellte, von 15.000 Leserbriefen und Einträgen besser geschützt, weil die Menschen etwas davon haben, in den Sozialen Medien im Jahr widmen sich nur 10 dem sonst werden sie planlos gewildert, wie viele Beispiele in Thema Jagd. Seitens der Bevölkerung gibt es - in Salzburg Afrika zeigen. Auch der bewirtschaftete Wald beherbergt zumindest - keine negativen Reaktionen gegen die derzei- mehr Baumarten als der Urwald, und auf der gemähten tige Jagdausübung und die Jäger. Trotzdem mahnt er die Wiese sind mehr Pflanzenarten als auf der ungemähten. Jägerschaft eindringlich, aus der Blase herauszukommen und der Bevölkerung die Jagd zu erklären. „Niemand hält es aus, etwas zu tun, das von der Gesell- schaft nicht anerkannt wird“, resümiert der Vorsitzende Wobei das nicht ganz so einfach sein wird, sagt Universi- dieses Gremiums, Felix Montecuccoli, sodass auch die Jagd tätsprofessor Hackländer. Denn die Forderungen an die und die Jagdmethode laufend angepasst werden muss. Jagd werden von allen Seiten immer mehr. Man soll Weg- bereiter für einen klimafitten Wald sein, man soll diese Die Fortbildung der Jäger spielt hier eine ganz zentrale Rol- Neubürger wie z.B. Waschbär und Marderhund ausrotten, le. Die Mehrheit der Jäger sind Freizeitjäger und schätzen die Fischotter reduzieren, die Landwirtschaft fürchtet sich es sehr, in der Natur zu sein und sich zu erholen. Die Jagd vor der afrikanischen Schweinepest und verlangt eine star- hat sich geöffnet, es ist nicht mehr die Jagd der Großgrund- ke Reduktion der Wildschweine, die Naturschützer wol- besitzer, die Jagd ist weiblicher geworden. Bei den Jagd- len die Jagd ganz abschaffen, sodass sie oft überfordert prüfungen sind heute fast 30 Prozent weibliche Kandidaten scheint. Aber, so meint man unisono, die Jagd ist ein Teil und die Fort- und Weiterbildung der Jäger ist in vielen Be- der Land- und Forstwirtschaft und der Grundbesitzer ist reichen zur Pflicht geworden. der Turm in der Schlacht, er ist jener der einen Ausgleich unter den unterschiedlichen Forderungen erreichen muss. Bei der Podiumsdiskussion war man sich einig, dass es Dabei waren sich die Vortagenden alle einig, dass der Hö- Aufgabe der Jagd ist, Arten zu erhalten, sie nachhaltig zu hepunkt der Inanspruchnahme der Naturräume durch die nutzen und auch die Kontrolle dieser Arten zu überneh- Menschen noch nicht erreicht ist und die Wünsche immer men. Als die wichtigsten Handlungsfelder in Zukunft nann- noch mehr werden. te man die Auseinandersetzung mit den Naturschutzver- bänden, das Bewältigen der aktuellen Probleme wie Wolf, Sven Herzog von der Universität Dresden zeichnete eine Fischotter, Waschbär, Marderhund, Schweinepest und zum Geschichte der Jagd und konzentrierte sich dabei auf den Dritten die ausreichende Schulung und Ausbildung der Jä- Artenschutz. Vor 200 Jahren hat man schon begonnen, Ar- gerschaft. tenschutz zu entwickeln und heute und in Zukunft ist es überhaupt nicht möglich, Jagd zu betreiben, ohne dass die Alle Jäger müssen den Nutzen der Jagd der unwissenden Wissenschaft die Entwicklung der Arten überprüft und die Mehrheit in unserem Land erklären können. So wäre zu- Tätigkeit der Jagd begleitet. Interessant war auch wieder mindest das Ziel. 7
Österreich & Europa Nachgefragt bei Bundesminister Norbert Totschnig: Nachhaltige Land- und Waldbewirtschaftung ist wesentlich für die Bekämpfung des Klimawandels aktuell: Sehr geehrter Herr Bundesminister, die gehört damit zu den ersten Ländern, die die GAP im Parla- Land&Forst Betriebe Österreich wünschen Ihnen auch ment behandelt haben. Wir machen Tempo bei der natio- auf diesem Weg noch einmal alles Gute für Ihre neue nalen Umsetzung, so schaffen wir Planungssicherheit zur Aufgabe! Mit Erscheinen dieser Ausgabe sind Sie erst Versorgungssicherheit. seit wenigen Wochen als Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (kurz: aktuell: Österreich hat bei den Verhandlungen zur Ge- BML) im Amt. Wo sehen Sie in Ihrem Zuständigkeitsbe- meinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) ein durch- reich die aktuell größten Herausforderungen? aus ordentliches Ergebnis heimbringen können. Mit den stark steigenden Produktionskosten und der bereits Bei der heimischen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Was- spürbaren Inflation werden die nicht indexgesicherten serwirtschaft und unseren Regionen handelt es sich um Agrargelder aber immer weniger wert, so dass sich teil- unser aller Lebensgrundlagen! Ich setze mich mit weise nur mehr schwer positive Deckungsbei- meiner ganzen Erfahrung und Kraft dafür träge erzielen lassen. Gleichzeitig wird ein, dass unsere Bäuerinnen und Bau- der Ruf nach Versorgungssicherheit ern auch in Zukunft gut arbeiten immer größer. Wie soll sich das und uns mit Lebensmitteln ver- r ausgehen? be sorgen können, dass unsere Gru aul Wälder weiter nachhaltig Nach dem ersten Vorschlag ©P bewirtschaftet werden und der EU-Kommission hätten uns allen der Erholung unsere österreichischen dienen, dass wir auch wei- Bäuerinnen und Bauern terhin saubere Seen und ein Minus von 770 Millio- eine hohe Lebensqualität nen Euro im Agrarbudget im ländlichen Raum ha- verkraften müssen. Durch ben. Ob es sich um die Teu- erfolgreiche Verhandlun- erung oder den Klimawan- gen ist es uns gelungen, aus del handelt – wir können die einem Minus ein Plus zu ma- anstehenden Herausforderun- chen: Mit 35 Mio. Euro zusätz- gen nur gemeinsam bewältigen. lich stehen künftig sogar mehr Mittel in der gesamten Periode zur aktuell: Welche ersten Schritte werden Verfügung und damit 1,8 Mrd. Euro pro Sie in Ihrer Funktion setzen und wie werden Jahr für die Stabilität der heimischen Land- Sie die längerfristigen Schwerpunkte Ihrer Arbeit anlegen? und Forstwirtschaft wie auch für die ländliche Entwicklung. Die Gemeinsame Agrarpolitik ist ein Zukunftsprogramm für Die Lebensmittelversorgungssicherheit hat für mich obers- unsere Bäuerinnen und Bauern. Die aktuelle Teuerung ist te Priorität. Das geht nur mit unseren Bäuerinnen und natürlich eine große Herausforderung. Um den Menschen Bauern. Denn sie sind es, die täglich Essen auf unsere das Geld zurückzugeben, das ihnen durch die Inflation Teller bringen – auch in Krisenzeiten. Doch die gestiege- fehlt, haben wir als Bundesregierung ein 28 Milliarden Euro nen Betriebsmittelkosten bringen sie zunehmend unter Entlastungspaket bis 2026 beschlossen. Außerdem begin- Druck. Darum habe ich ein 110 Mio. Euro Versorgungssi- nen jetzt die Maßnahmen der Ökosozialen Steuerreform zu cherungspaket geschnürt. Wir unterstützen unsere bäuer- wirken. Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um die Versor- lichen Familienbetriebe, damit sie weiter produzieren und gungssicherheit zu gewährleisten. uns mit regionalen Lebensmitteln versorgen können. Die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik ist ein weiterer aktuell: Bundesministerin Gewessler möchte in der Schwerpunkt. In meiner ersten Amtswoche hat der Natio- derzeit in Verhandlung befindlichen Österreichischen nalrat die gesetzliche Grundlage beschlossen. Österreich Biodiversitätsstrategie ungefiltert die auf EU-Ebene an- 8
Österreich & Europa gesetzten Zielsetzungen von 50-Prozent Reduktion für aktuell: Nachhaltiges Kohlenstoffmanagement ist eine Pflanzenschutz- und Düngemittel umsetzen. Wie stehen der zentralen Aufgaben zur Bekämpfung des Klimawan- Sie zu solchen Ansätzen? dels. In der Land- und Forstwirtschaft sind es dabei die Landbewirtschafter, die mit ihrer täglichen Arbeit dieses Die österreichische Landwirtschaft hat sich der Strategie aktive Management leisten. Werden Sie sich als Minister des integrierten Pflanzenschutzes, und damit einer nach- dafür einsetzen, dass diese Menschen für Ihre zusätzli- haltigen, umweltschonenden und optimierten Anwen- chen notwendigen Leistungen auch eine entsprechende dung von Pflanzenschutzmitteln verschrieben. In Öster- Abgeltung erhalten (Stichwort Carbon Farming)? reich gibt es bereits zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, wie Die nachhaltige Land- und Waldbewirtschaftung ist wesent- zum Beispiel entsprechende ÖPUL-Maßnahmen, laufende lich für die Bekämpfung des Klimawandels, denn nur aktiv Forschungsprojekte, die Entwicklung von Alternativpro- bewirtschaftete Flächen können ihre Klimaschutzwirkung dukten sowie den Ausbau und die Weiterentwicklung des optimal entfalten. Unter dem Stichwort „Carbon Farming“ Warndienstes. Die neue Verordnung über die nachhaltige wird derzeit vieles diskutiert, von Humusanreicherung im Verwendung von Pflanzenschutzmitteln werden wir genau Boden bis hin zur Kohlenstoffspeicherung in Wäldern. Beim prüfen. Grundsätzlich unterstützt Österreich die nachhalti- Kohlenstoffmanagement sollte ein gesamthafter Ansatz ge Ausrichtung des Green Deals. Insbesondere in Hinblick herangezogen werden. Der Hauptfokus sollte jedenfalls auf auf die Pflanzenschutzmittelreduktionsziele ist es essenzi- dem Ausstieg aus den fossilen Rohstoffe gelegt werden, ell, dass bereits erbrachte Vorleistungen wie etwa der hohe denn vorrangig ist, dass das fossile CO2 erst gar nicht in die Bioflächen Anteil berücksichtigt werden. Die Strategien Atmosphäre gelangt. Ein Teil der Leistungen der Bewirt- und Maßnahmen zur Reduktion des Pflanzenschutzeinsat- schafterinnen und Bewirtschafter werden bereits jetzt im zes sollen auf einer wissenschaftlichen Basis beruhen und Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik honoriert. Durch Rücksicht auf nationale Gegebenheiten und bereits er- die große Akzeptanz der freiwilligen Maßnahmen im Rah- brachte Vorleistungen nehmen. men des österreichischen Agrarumweltprogrammes (ÖPUL) konnten auf den Ackerflächen bereits große Erfolge bei der aktuell: Nachhaltige Forstwirtschaft und Holzverwen- Kohlenstoffspeicherung erzielt werden. Klar ist: Je schneller dung sind ein wesentlicher Teil im Kampf gegen den wir den Umstieg auf Erneuerbare Energien schaffen, umso Klimawandel. Gleichzeitig sind heimische Waldbesitzer besser. Leidtragende des Klimawandels – Stichwort Trockenheit, Windwürfe, Schneebrüche, neue Baumarten etc. Die An- aktuell: Vielen Dank für das Gespräch! sprüche von Politik und Gesellschaft werden gleichzeitig immer größer. Welche Hoffnung können Sie heimischen Waldbesitzern derzeit geben? Norbert Totschnig wurde am 6. Juni 1974 in Lienz geboren und wuchs als Bauern-Sohn in Osttirol auf. Der Klimawandel stellt den Wald und Waldbesitzer vor gro- Nach Stationen im Parlament, in Brüssel wie auch im ße Herausforderungen. Gleichzeitig ist der Wald Teil der Wirtschafts- und Finanzministerium war Totschnig Lösung! Darum haben wir den Österreichischen Waldfonds seit Mitte 2017 Direktor des Österreichischen Bauern- ins Leben gerufen. Mit 350 Mio. Euro ist er das größte Unter- bundes. Am 18. Mai 2022 wurde er als Bundesminis- stützungspaket für unsere Wälder, das es jemals gab. Er zielt ter angelobt. auf die Entwicklung klimafitter Wälder, die Förderung der Biodiversität im Wald und auf eine verstärkte Verwendung des nachhaltigen Rohstoffes Holz als aktiven Beitrag zum Klimaschutz ab. Dieses Zukunftspaket für unsere Wälder ist Mehr Informationen: nicht nur für unsere Waldbewirtschafterinnen und Waldbe- www.bmlrt.gv.at wirtschafter wichtig, sondern für die gesamte Wertschöp- www.waldfonds.at fungskette, das Klima und damit für uns alle. www.landwirtschaft.at 9
Österreich & Europa ????? LFBÖ-Verbandsführung mit den Referenten der Fachtagung Carbon Farming V.l.n.r.: Montecuccoli, Mittermüller, Hammerl, Ehgartner, Budil Vollversammlung und Fachtagung der Land&Forst Betriebe Österreich Anfang Mai fand im Stift St. Georgen am Längsee in Kärnten die diesjährige Vollversammlung der Land&Forst Betriebe Österreich statt. Neben den formal notwendigen Tagesordnungspunkten Social Media Auftritt noch vor dem Sommer gelauncht. stand vor allem auch der Diskurs zur aktuellen Lage und Großen Dank spricht Budil dem gesamten LFBÖ-Team aus, den (politischen) Rahmenbedingungen im Mittelpunkt der das auch in schwierigen Zeiten hervorragende Arbeit für Tagung. Als wesentliche Themen des Verbandes sprach den Verband und seine Mitglieder geleistet hat. Montecuccoli in seinen Ausführungen einmal mehr die aktuellen, multifunktionalen Herausforderungen der Im Anschluss an die formale Vollversammlung fand die Land- und Forstwirtschaft in Anbetracht von Klimawandel, LFBÖ-Fachtagung zum Thema „Carbon Farming – Mög- erschwerten politischen und ökonomischen Rahmenbe- lichkeiten und politische Rahmenbedingungen von CO2- dingungen und den weiter steigenden gesellschaftlichen Management als Teil einer nachhaltigen Landbewirtschaf- Ansprüchen an. Er distanzierte sich strikt von weiteren ge- tung“ statt, in die Generalsekretär Bernhard Budil einführte nerellen, unentgeltlichen Nutzungsrechten an land- und und sie moderierte. forstwirtschaftlichen Flächen und forderte in Richtung Bundesministerin Gewessler ein, endlich effiziente Maß- LFBÖ-Fachtagung 2022 nahmen zur Reduktion der Emissionen und zum Ausbau Bernhard Mittermüller aus dem Kabinett des Klimami- erneuerbarer Energien zu setzen, anstatt eine Stilllegung nisteriums eröffnete den Vortragsteil, erläuterte die Defi- der Land- und Forstwirtschaft zu fordern. nition von Carbon Farming und gab einen Überblick über die bestehenden EU-Rahmenbedingungen. Er sprach sich Generalsekretär Budil gab einen Überblick über die Aktivi- für die Notwendigkeit von abgestimmten politischen Rah- täten des letzten Jahres und einen Einblick in die politische menbedingungen aus, verwies aber klar auf die noch aus- Arbeit des Verbandes. Die Umsetzung der im letzten Jahr stehenden Konkretisierungen als Ausfluss des Fit-for-55 Pa- beschlossenen Verbandsstrategie ist intensiv und erfolg- ketes, unter anderem in der LULUCF-Säule (Land Use, Land reich im Laufen. So wird beispielsweise der vorgesehene Use Change and Forestry), der Landbewirtschaftungssäule 10
Österreich & Europa des EU-Klimapaketes. Vor diesem Hintergrund ist auch auf Perspektive für eine marktwirtschaftlich orientierte Koh- nationaler Ebene vorerst noch mit keinen konkreten Regel- lenstoffbindung erlauben. Die EU-Kommission möchte bis werken zu rechnen, sondern es müssen die Entwicklungen Ende 2023 EU-Zertifikatestandards für die Kohlenstoffbin- auf EU-Ebene abgewartet werden. dung präsentieren. Ob es dabei EU-weite Einheitlichkeit oder Spielräume für die einzelnen Mitgliedsstaaten geben Paul Ehgartner vom BML beleuchtete in seinem Vortrag wird und welche Wirkung diese auf private Modelle hat, ist die Klimaschutzleistungen des Waldes und den Beitrag noch vollkommen offen. Aus Sicht privater und kommuna- des Waldes zum Klimaschutz. Dies unterstrich er mit ein- ler land- und forstwirtschaftlicher Betriebe wäre eine Ein- drucksvollen Zahlen: so wurden durch nachhaltige Wald- bindung in die GAP und deren Vergütungssystem sowie ein wirtschaft in den Jahren von 2010 bis 2019 230 Millionen noch nicht existierendes Europäisches Fördersystem wün- Tonnen CO2 der Atmosphäre entzogen, weitere 67 Millio- schenswert. Der EU-Emissionshandel sei ein etabliertes nen Tonnen in langlebigen Holzprodukten gebunden und Instrument, birgt aber die Gefahr von Freikaufsituationen durch die stoffliche und energetische Nutzung von Holz zu- bei CO2-Freisetzungen. Mitgliedsstaatliche Emissionshan- sätzlich jährlich rund 12 Millionen Tonnen CO2 äquivalent dels-systeme wären für Vollerwerbsbetriebe unattraktiv, vermieden. Auch der Vergleich der Kohlenstoffspeicherung während privatwirtschaftliche Emissionshandelssysteme in einem Urwald versus bewirtschafteten Wald zeigte die schnell etabliert wären, aber durch ihre Modellvielfalt ein Vorteile des zweiten klar auf. Die Liste der offenen Punkte Glaubwürdigkeitsproblem, Stichwort: Greenwashing, in auf EU-Ebene sei lang und reicht von der Frage, wie eine sich bergen. Abschließend präsentierte Ionis die Kampag- zusätzliche Anreicherung von Kohlenstoff berechnet oder ne „8“ mit dem Narrativ „Wald ist Klimaschützer“ und der modelliert werden könne, über die mögliche Mitberück- Webseite www.wald-ist-klimaschuetzer.de sichtigung der Auswirkungen des Klimawandels, wenn der gespeicherte Kohlenstoff nicht gehalten werden kann bis Christoph Hammerl vom Österreichischen Raiffeisenver- hin zur Frage, wie Greenwashing verhindert werden kann. band stellte in seinem Vortrag die Grundlagen des Carbon Abschließend gab Ehgartner einen Überblick über die ver- Farming für die Land- und Forstwirtschaft dar und ging der schiedenen humusaufbauenden Maßnahmen - und die da- Frage nach, wie die Finanzierung von Carbon Farming Sys- mit einhergehende Kohlenstoffspeicherung - im Rahmen temen über CO2-Märkte, durch öffentliche Gelder und über der GAP. Inwieweit Carbon Farming für österreichische die Wertschöpfungskette aussehen könnte. In der Forst- Landbewirtschafter wirklich eine sinnvolle Einkommens- wirtschaft sei dabei die Priorität auf Marktmechanismen quelle sein könne, hänge vor allem von den noch ausste- anstelle von öffentlicher Gelder zu setzen, besonders der henden politischen Rahmenbedingungen ab. Markt von Gutschriften ist eine Option. Bei den dafür mög- lichen Produkten gelte es noch eine Reihe an Fragen zu klä- Alexander Ionis, stellvertretender Geschäftsführer der ren: wie weit ist der politische Wille in der EU und in Öster- deutschen Familienbetriebe Land und Forst e.V., beleuch- reich vorhanden?; die CO2-Eigentumsfrage?; die steuerliche tete digital zugeschalten die CO2-Märkte im Kontext des Behandlung?; der Zusammenhang mit Forstförderungen?; EU-Green Deals und wies auf die vielen ungelösten Bau- die Vermeidung von Greenwashing?; die Kosten für Wald- stellen hin, die darin enthalten sind. So bleibe die Frage, besitzer?; ... Was die Landwirtschaft betrifft, so schlägt die ob das Vorhaben eines EU-Zertifikatestandards für Kohlen- EU-Kommission verschiedene Alternativen vor: priorisiert stoffbindung eine Chance oder ein Risiko darstelle, derzeit wird die Stärkung von Agroforstsystemen, die Wiederver- noch unbeantwortet. Ebenso gibt es keine koordinierten nässung von Mooren, die Erhöhung des Humus auf Mine- Pläne für europäische, mitgliedstaatliche oder gar private ralböden und auf Grünland sowie das CO2-Management in CO2-Märkte. Ionis gab auch einen Einblick in das „LULUCF“- Viehzuchtbetrieben. Hammerl warnte vor einer Goldgrä- System (Landnutzungssäule im Klimaregime der EU) und berstimmung, sah aber sehr wohl Carbon Farming als eine die Perspektive eines neu strukturierten „AFOLU“-Systems, neue mögliche externe Einkommensquelle für die Land- wo die Landwirtschaft stärker inkludiert werden soll. Als und Forstwirtschaft. Die konkreten Potentiale würden je- größte Gefahr sieht er ein Verfehlen der Klimaziele durch denfalls einer nüchternen Analyse bedürfen. Grundsätzlich mangelnden Anreiz zur Emissionssenkung und durch eine dürfe Carbon Farming nicht das Ziel der Flächenstilllegung Überforderung der Senkenmöglichkeiten. Die derzeitigen verfolgen, sondern müsse ein integrativer Bestandteil einer Vorschriften und Fördersysteme, die sich in den diversen aktiven Land- und Forstwirtschaft sein. EU-Strategien wiederfinden, würden zudem keine klare 11
FORST UND UMWELT BERICHT AUS DEM FACHBEREICH von Valerie Findeis Neues EU Gesetz für Forstinventuren in Planung Datenbasis durchaus nicht eindeutig interpretiert werden Im Zuge der EU Biodiversitätsstrategie 2030 sowie mehre- kann. Die Zusammenfassung der FFH- und Vogelschutz- ren damit zusammenhängenden Initiativen, wie etwa im richtlinien-Berichterstattung etwa kommt 2020 zu dem (noch nicht veröffentlichten) Gesetzesentwurf zur Wieder- Schluss, dass sich nur 14 Prozent der Waldhabitate aus dem herstellung der Natur oder den derzeit in Verhandlung be- Anhang der FFH-Richtlinie in einem günstigen Erhaltungs- findlichen Leitlinien für eine naturnähere Waldwirtschaft, zustand befinden, während 31 Prozent einen schlechten wird der schlechte Zustand europäischer Wälder von der Erhaltungszustand aufweisen. Diese Bewertung erfolgt je- Kommission meist als gesichertes Faktum angenommen. doch auf hoch aggregierter Ebene und beruht teils auf un- Tatsächlich ist die Datenlage diesbezüglich jedoch lücken- zuverlässigen Daten, inkonsistenten Erhebungsmethoden haft. Das zeigt auch die Tatsache, dass das nächste EU- und, zu einem beträchtlichen Teil, auf der Einschätzung Regelwerk in den Startlöchern sich mit einer detaillierteren von Experten. Darüber hinaus beziehen sich die Ergebnisse Datenerfassung von Wäldern befasst: Für ein EU-weites, nicht auf die Fläche der Habitate, sondern auf die Anzahl umfassendes Waldmonitoring wird für 2023 ein Gesetzes- der Untersuchungen und werden nicht transparent kom- vorschlag von der Europäischen Kommission erwartet. muniziert. Während aus der Natura 2000-Berichterstattung Die Bandbreite der Informationen, die gesammelt werden die forstliche Bewirtschaftung als größte Belastung für sollen, könnte von der Bewirtschaftung über CO2-Speiche- Waldhabitate hervorgeht, zeigt ein anderes wichtiges Erhe- rung bis hin zu Biodiversität reichen. bungssystem im Rahmen der „Kartierung und Bewertung des Zustands von europäischen Ökosystemen und Ökosys- Die Tatsache, dass diese Initiative bereits in der EU Biodi- temdienstleistungen“, dass europäische Wälder jedenfalls versitätsstrategie 2030 als Ziel gesetzt wurde, zeigt, dass durch den Klimawandel unter Stress stehen. Zum Einfluss fundierte Aussagen über die Situation der Wälder offen- forstlicher Bewirtschaftung kann laut dieser Untersuchung bar einer besseren Datenlage bedürfen. Zum gegebenen hingegen keine solide wissenschaftliche Aussage getroffen Zeitpunkt bleibt offen, wie sich das Gesetz darstellen wird, werden. welche Daten genau zu erheben und an die Kommission zu berichten sind. Auch ist noch unklar, ob es sich um eine CEPF Generalversammlung in Slowenien (zum Teil sicherlich sinnvolle) Harmonisierung bestehen- Von 7. bis 9.6.2022 fand die Jahresversammlung der Eu- der Inventuren und Erhebungssysteme handeln wird, oder ropäischen Waldbesitzer (CEPF) in Bled, Slowenien statt. um eine zusätzliche – und somit mit erhöhtem Aufwand Hier wurden aktuelle politische Themen präsentiert, die verbundene – Erhebung im Wald. derzeit die Forstwirtschaft auf EU-Ebene betreffen, sowie voraussichtliche, zukünftige Schwerpunkte. Groß im Fokus Bestehende Berichtssysteme problematisch stehen hier die Umsetzung der EU Biodiversitätsstrategie Ein näherer Blick auf derzeit bestehende EU-weite Moni- sowie die weitere Begleitung verschiedener Materien in toringsysteme, die u.a. auch über Wälder Auskunft geben den Bereichen Energie und Klimaschutz. und in vielen Debatten rund um den „Green Deal“ als Argu- mentationsgrundlage verwendet werden, zeigt, dass diese findeis@landforstbetriebe.at © Pixabay.com_Jeyaratnam Caniceus 12
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© BFW Neue BFW- und ZAMG-Studie Hitzeflucht: An heißen Tagen ist es im Wald um 5 °C kühler Mit dem Rücken am Waldboden liegend fragt sich der Erholungssuchende, wie stark der Wald wohl belaubt ist. Das ist auch mit vielen modernen Messmethoden schwer zu erheben, ebenso wie sich die Belaubung über das Jahr verändert. In einer neuen Studie des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) und ZAMG wird eine neue Methode vorgeschlagen, bei der die Erholungsleistung des Waldes zur Bestimmung genutzt wird. Die Ergebnisse wurden im Wissenschaftsjournal „Frontiers in Forests and Global Change“ veröffentlicht. Die Belaubung wirkt sich maßgeblich auf die Holzproduk- ziellen Software wird aus so einem Bild die Blattfläche er- tion eines Baumes aus. Denn über die Blätter und Nadeln mittelt. „Dies ist es jedoch nur unter hohem Messaufwand werden Wasser, Energie und Gase (Kohlendioxidaufnahme realisierbar“, meint Hauptautorin Anita Zolles vom BFW. und Sauerstoffabgabe) mit der umgebenden Atmosphäre Forscher vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) ausgetauscht, ohne Laub keine Photosynthese. und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) haben sich nun diesem Problem in einer Studie ge- Beschrieben wird die Belaubung meist durch den soge- widmet. Die Idee dahinter: Lässt sich eine Messgröße nur nannten Blattflächenindex. Er gibt das Verhältnis zwischen schwer bestimmen, muss man sie eben mit Hilfe von Para- Laub- bzw. Nadelfläche und der darunterliegenden Wald- metern beschreiben, die leichter messbar sind. Eine große fläche an. Erschwert wird die Erfassung der Belaubung Auswahl davon steht auf den vom BFW betreuten Flächen durch die starken jahreszeitlichen Schwankungen: Setzt des europäischen Waldmonitorings (ICP Forests-Initiative) die Belaubung im Frühjahr durch günstige klimatische Be- zur Verfügung. dingungen zeitiger ein, verlängert das die Wachstumsperi- ode. Der gegenteilige Effekt tritt ein, wenn etwa aufgrund Diese 16 Intensivbeobachtungsflächen in Österreich liefern von Trockenheit der Laubabwurf früher einsetzt. neben chemischen Analysen zu Nadelgehalten, Boden- eigenschaften und dem Baumwachstum auch meteoro- Hoher Messaufwand logische Daten zum Bestandesklima. Fokus der unlängst Den Blattflächenindex kann man beispielsweise mit hemi- erschienenen Studie ist ein Buchenwald in Klausen-Leo- sphärischen Fotografien (Bild) messen. Mit Hilfe einer spe- poldsdorf im Zeitraum 2011-2019. 14
Forst & Umwelt Temperaturmaximum als Indikator entwicklung und -abwurf sowie den Einfluss von Klimaext- Als Indikator für den Zustand der Belaubung verwendeten remen auf den Belaubungszustand näher zu untersuchen“, die Forscher das Temperaturmaximum, genauer gesagt: interpretiert Meterologin Anita Zolles die wichtigsten Er- Die Differenz des Maximums von Freiland und Bestand. Ist gebnisse. die Belaubung gering, kann ähnlich viel Strahlung wie im Freiland durch die Krone hindurchdringen und die Waldluft An heißen Tagen 5 °C weniger im Wald erwärmen – die Maxima unterscheiden sich nur wenig. Ist Im Zuge der Studie wurde auch die Erholungsleistung des die Belaubung stark ausgeprägt, so wie es in den Sommer- Waldes untersucht. An Tagen mit voller Belaubung ist es im monaten der Fall ist, sind die Unterschiede dementspre- Wald um rund 4 – 5°C kälter als außerhalb. Bei einem Frei- chend größer. landmaximum von 30 °C werden im Wald im Schnitt also nur zwischen 25-26 °C gemessen. Gerade in Zeiten des Kli- Im mittleren Jahresverlauf dieser Maximadifferenz (Grafik) mawandels, durch den Hitzeperioden länger und Hitzetage zeigen sich zwei nahezu konstante Phasen. Vom 21. No- häufiger werden, hebt dieses Ergebnis einmal mehr den vember (Tag 325) bis zum 5. April (Tag 95) ist die Differenz großen Mehrwert des Waldes als Erholungsort hervor. minimal, da der Bestand in diesem Zeitraum unbelaubt ist. Vom 9. Juni (Tag 160) bis zum 28. August (Tag 240) ist der Unterschied der Maximatemperaturen am größten, da das Rückfragen an: Blattwachstum abgeschlossen und die Belaubung somit Christian Lackner, BFW, christian.lackner@bfw.gv.at, voll ausgeprägt ist. Zwischen diesen Phasen finden das 0664 / 8412702 Blattwachstum und die Entlaubung statt. Thomas Wostal, ZAMG, thomas.wostal@zamg.ac.at Auch phänologische Beobachtungen zur Blattentfaltung und Entlaubung wurden miteinbezogen: Die Daten dazu stammen aus dem PhenoWatch-Programm der ZAMG, bei Link zur Studie: dem insbesondere Citizen Scientists dazu aufgefordert https://doi.org/10.3389/ffgc.2021.768085 sind, Beobachtungen über phänologische Phasen ver- schiedenster Pflanzenarten zu melden. Österreichisches Waldmonitoring: www.waldmonitoring.at Ein Vergleich der PhenoWatch-Beobachtungen mit den Europaweites Waldmonitoring: Temperaturdifferenzen zeigt, dass die Maximadifferenz https://icp-forests.org sehr gut mit den phänologischen Beobachtungen über- einstimmt. „Somit ergibt sich, dass über die Maximadiffe- PhenoWatch: renz eine kontinuierliche Schätzung des Blattflächenindex https://www.phenowatch.at möglich ist. Die Erkenntnisse können etwa dafür genutzt werden, die Auswirkungen des Klimawandels auf Laub- 15
LANDWIRTSCHAFT BERICHT AUS DEM FACHBEREICH von Alexandra Nutz Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) Im Mittelpunkt der letzten Sitzungen des Landwirtschafts- Anfang Juni konnte im Bundesrat die Sanierung des ausschusses im Europa-Parlament standen einmal mehr der Capping-Paketes im Rahmen des Marktordnungsgesetzes Ukraine-Krieg und die Auswirkungen auf die globale Lebens- endgültig beschlossen werden (Inkrafttreten für § 8a mit 1. mittelversorgung. Der sprunghafte Anstieg der Weizen-Notie- Jänner 2023). Nach monatelanger, intensiver Verbandsar- rung ist eine direkte Folge der Geschehnisse. Andere Fakto- beit ist es uns gelungen, die Anrechenbarkeit von Lohn- und ren wie steigende Energiepreise, klimatische Veränderungen Gehaltskosten sicherzustellen. Gerade in den letzten Jahren und der aufkeimende Protektionismus tun ihr Übriges und sind die Ausgaben für Löhne und Pachtzahlungen deutlich halten den Weizenpreis auf hohem Niveau. Da in Russland gestiegen und das ursprünglich vorgesehene harte Cap- aber eine Rekordernte bevorstehen könnte, ist anzunehmen, ping hätte massive Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit dass sich die Preise am Weltmarkt weiterhin volatil gestalten. unserer Mitgliedsbetriebe bedeutet. Mit der Durchsetzung der Anrechenbarkeit von Lohn- und Gehaltskosten konnten Landwirtschaftsausschuss nicht nur wichtige Arbeitsplätze und die Fortführung vielfäl- Am 6. April fand ein LFBÖ-Landwirtschaftsausschuss (LWA) tiger (Ökosystemdienst-)Leistungen für die Zukunft gesichert zur Vorstellung des neuen ÖPUL statt. Der Vortag von Abtei- werden, sondern auch einer Diskriminierung der österreichi- lungsleiter Weber-Hajzsan, (BMLRT) wurde mit regem Inte- schen Leitbetriebe im Ackerbau entgegengewirkt werden. resse angenommen. Am 29. Juni wurde ein LWA mit Abtei- lungsleiter Franz Friedl (AMA) zum Thema Monitoring in der Internationale Zusammenarbeit neuen GAP abgehalten. Die Europäische Kommission veranstaltet regelmäßig Dialo- ge zur Gemeinsamen Agrarpolitik und ihrer Durchführung. In Social-Media der letzten Sitzung der Civil Dialog Group der DG Agri, ging es Die drohende Versorgungskrise rückt die landwirtschaftliche im Wesentlichen um die Antwortschreiben der Kommission Produktion und den hohen Selbstversorgungsgrad in Öster- auf die eingereichten Strategiepläne der Mitgliedsländer. reich in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Der Ver- Im Zuge der Diskussion bestätigte Dr. Burtscher, General- band nimmt die Situation zum Anlass, sein Verständnis von direktor für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (DG nachhaltig-wirtschaftlicher Lebensmittelproduktion auch Agri/ EU-Kommission), dass das harte Capping im Speziel- in den sozialen Medien zu kommunizieren. Einer von LEH len für Tschechien gedacht sei, da unser Nachbarland relativ und Politik propagandierten kleinstrukturierten Agraridylle gesehen die meisten großflächigen Betriebe hat. Vor diesem möchte der Verband ein realistisches und faktenbasiertes Hintergrund regten wir beim Treffen unserer europäischen Bild der österreichischen Landwirtschaft gegenüberstellen Dachorganisation ELO eine stärkere Zusammenarbeit auf und ein besseres Verständnis für Leitbetriebe schaffen. Sie europäischer Ebene an, da die wesentlichen Themenfelder garantieren einen hohen Grad an Selbstversorgung in Ös- der Agrarpolitik in Brüssel ausverhandelt werden. terreich und tragen damit wesentlich zur Stabilisierung und Sicherheit des Landes bei. Ebenfalls im Mai fand das Forum For The Future Of Agricul- ture (FFA) statt. Dort wurde die Farm-to-Fork-Strategie disku- tiert. Es zeigte sich einmal mehr wie wichtig es ist, dass alle nutz@landforstbetriebe.at Akteure entlang der Wertschöpfungskette in der Lebensmit- telproduktion bis hin zu den Konsumenten ihre Verantwor- tung wahrnehmen, um das Ziel einer nachhaltigen und zu- gleich wirtschaftlichen Landwirtschaft sicherzustellen. 16
Landwirtschaft Neuerungen für Landwirte GAP 2023+ Kürzungen in der ersten Säule können nur bedingt durch Interventionen aus der zweiten Säule kompensiert werden. Ratsam ist eine verstärkte Ausrichtung auf die Marktbedürfnisse, anstatt sich allein auf die Subven- tionspolitik zu verlassen. Aktueller Stand Basiszahlung-Alm, bei der Umverteilungszahlung und ver- Nachhaltiger, fairer, umweltfreundlicher – der Green Deal schiedenen ÖPUL-Maßnahmen festgestellt. und die Farm-to-Fork-Strategie prägen entscheidend die Ausgestaltung der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Parallel zu den Überarbeitungen fand ein weiterer wichti- des 1.302-Seiten dicken österreichischen Strategieplans ger Schritt im Prozess zur Umsetzung des Strategieplans (STP), der die Marschrichtung der heimischen Landwirt- auf nationaler Ebene statt. Die rechtlichen Grundlagen der schaft für die nächsten Jahre maßgeblich vorzeichnet. GAP (Marktordnungsgesetz, Landwirtschaftsgesetz und Trotz herausfordernder Vorgaben der Kommission, di- AMA-Gesetz) haben den Bundesrat im Juni passiert. vergierenden Interessen innerhalb der Bundesregierung und einem intensiven Stakeholderprozess konnte am 30. Stabilität und Planungssicherheit Dezember 2021 fristgerecht der nationale STP eingereicht In Hinblick auf die Planungssicherheit drängt die Zeit. Die werden. Nachdem die Europäische Kommission drei Mo- Bauernschaft braucht so schnell wie möglich Klarheit, um nate Zeit hatte, den nationalen Strategieplan zu evaluieren, wichtige Entscheidungen über Bewirtschaftungsmaßnah- wurde diese Bewertung im Observation Letter Ende März men treffen zu können. nach Österreich zurückgesendet. Seither ist das Ministe- rium damit beschäftigt, die Anmerkungen zu analysieren Noch im Juli sollte die überarbeitete Version des nationa- und gegebenfalls den Strategieplan anzupassen. len GAP-Strategieplans nach Brüssel übermittelt werden und die Verhandlungen zwischen Kommission und Minis- Positiv angemerkt wurden in der Evaluierung unter ande- terium in die nächste Runde gehen. Im Anschluss daran – rem zwischen September und Dezember (!) 2022 – genehmigt • die Kohärenz der grünen Architektur, die Kommission die finale Endversion des Plans. Damit • die Umsetzung der 4 Prozent reinen Brache in GLÖZ 8, soll der nationale GAP-Strategieplan mit 1.1.2023 in Kraft • den zusätzlichen nationalen GLÖZ-Standard, treten. Hinsichtlich der Planungssicherheit ist das ein kur- • die Umsetzung der sozialen Konditionalität ab 2023, zer Zeitraum bis zum Beginn der neuen Periode. Vor dem • das höhere Budget für Agrarumweltmaßnahmen, Hintergrund des Ukraine-Kriegs und stark gestiegener Be- • die vielfältigen Tierwohlmaßnahmen, triebsmittel ist es notwendig, alsbald Nägel mit Köpfen zu • der Umfang und die Dotierung von Leader und machen. Sichere Rahmenbedingungen sind umso wichti- • das 30 prozentige Ziel für die biologische Landwirt- ger, je volatiler die Marktbedingungen sind. schaft. Die EU-Vorgabe von 25 Prozent Bio hatte Österreich bereits Mehr Leistung, weniger Geld im Vorfeld erfüllt. Die neue Architektur der GAP bringt einige Änderungen mit sich. Ratsam ist es, sich mit dem neuen Programm aus- Österreich – oft als Musterschüler der europäischen Land- führlich zu beschäftigen und sich auch verstärkt an den wirtschaft bezeichnet – hat in den Augen der Kommission Bedürfnissen des Markts zu orientieren. Sich alleine auf die in einigen Punkten aber Nachholbedarf. Nicht ausreichend Agrarpolitik zu verlassen bedeutet mitunter: Mehr Leistung berücksichtigt wurden bisher u. a. der Beitrag zur Redukti- für weniger Geld. on der Abhängigkeit von fossilen Energien, die Reduktion der landwirtschaftlichen Treibhausgase- und Ammoniak- Alle bisherigen Maßnahmen werden umbenannt in Inter- Emissionen, die Kohlenstoffspeicherung, die Umsetzung ventionen. Davon sind rund 100 im STP zu finden. Mit ei- des integrierten Pflanzenschutzes, die Digitalisierung in nem Mittelvolumen von ca. 1.582 Mio. Euro pro Jahr gibt der Landwirtschaft und die Erhöhung von Ökosystem- es aber ein Plus von ca. 73 Mio. ab 2023. Ein höheres Bud- dienstleistungen in der Forstwirtschaft. Nachbesserungs- get bedeutet aber keineswegs mehr Geld für die einzelnen bedarf wird auch u.a. bei etlichen GLÖZ-Standards, der Betriebe. Je nach Lage und Betriebsform kommt es mit- 17
Landwirtschaft GAP 2023+ Verteilung der Mittel Quelle: BML unter zu großen Änderungen. Wichtigste Voraussetzung, Wie Berechnungen zeigen, werden manche mehr leisten um Mittel aus der ersten und zweiten Säule zu beziehen, und trotzdem weniger Geld bekommen. Vor allem Acker- ist die „Erweiterte Konditionalität“. Diese Maßnahmen bau-Betriebe im Osten des Landes sind davon betroffen. Die sind bereits aus der vorherigen GAP-Periode (bisher „Cross im Grundwasserschutz-Acker (GWA) bereits jetzt Teilneh- Compliance“ und „Greening“) bekannt. Sie sind unterteilt menden müssen aufgrund der erhöhten Baseline durch die in GLÖZ (guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zu- Nitrataktionsprogrammverordnung (NAPV) und der Gebiets- stand) und GAB (Grundanforderungen an die Betriebsfüh- wasserschutz Kulisse neu mit deutlichen Verlusten rechnen. rung). Der Ausgleich der Verluste aus der ersten Säule durch Inter- ventionen der zweiten Säule kann v.a. im Grünland, bei Bio- Erste Säule Direktzahlung Milchviehbetrieben und bei Veredelungsbetrieben gelingen. Die meisten Veränderungen gibt es in der ersten Säule. Mit Verlusten für Marktfruchtbetriebe ist zu rechnen. Die Einkommenswirksamkeit der Direktzahlungen nimmt insgesamt weiter ab. Weniger Basiszahlungen aus der ers- Rechenbeispiel für einen konventionellen ten Säule stehen mehr Geldern aus der zweiten Säule ge- 100ha Ackerbaubetrieb: genüber. Bei der Basiszahlung wird man nur mehr mit 208 • Basiszahlung (BZ) geht von 288 Euro/ha auf 208 Euro/ Euro pro ha rechnen können, da es zu einer Umschichtung ha zurück in die neue Ökoregelung und in die Umverteilungszahlung • Umverteilungszahlung (UVZ) ergibt 1.400 Euro (47 kommt. Die Vorgabe, Gelder aus der ersten Säule für den Euro für erste 20 ha, 23 Euro/ha für weitere 20 ha) Umweltschutz einzusetzen (knapp ein Viertel der Direkt- • UBB-Prämie steigt von 45 auf 70 Euro/ha sowie zusätz- zahlungen), wurde in der Ökoregelung umgesetzt. 100 Mio. liche Möglichkeiten (z.B. förderbare Kulturen, hier 5 ha Euro/Jahr sind für vier Interventionen aus dem ÖPUL vor- Raps, 5 ha Sonnenblume, 5 ha zusätzliche DIV, 5 ha gesehen. Die Umverteilungszahlung beträgt 47 Euro für die hohe BKZ der DIV +2.900 Euro) ersten 20 ha und 23 Euro pro ha für weitere 20 ha. • Prämie Zwischenfrucht (ZWFR) bleibt ca. gleich, wird jedoch aus Öko-Regelungen finanziert • Erosionsschutz Acker geht bei Mulchsaat zurück (50 Euro/ha statt bisher 60 Euro/ha), jedoch zusätzliche Möglichkeiten (Querdämme, Untersaaten) • (falls im Gebiet): GWA-Prämie reduziert sich von 100 Euro/ha auf 50 Euro/ha aufgrund erhöhter Baseline (NAPV) (Quelle: BML) Zweite Säule Ländliche Entwicklung Bei der Neuberechnung der Prämien (auf Basis der 2018- 2020 Preise) für die Leistungsabgeltungen der zweiten Säule werden nur der Kostenersatz (Ertragsminderung, Aufwands- entschädigung), aber keine Anreize eingerechnet. Folglich müssten Betriebe mehr leisten, um mehr Geld oder zumin- dest denselben Betrag wie in der Vorperiode zu erhalten. Quelle: BML 18
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