EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ

 
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EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
Das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktiengesellschaft
                                                                              Die vorbereitete Bank.

           NR. 3 / 2018
           www.rlbooe.at/business

           EINE GUTE IDEE
           SCHWERPUNKT INNOVATION

     Digitalisierung extrem: ­              Mobilität von morgen: Wie              Afrika: Die Chancen der
20   Patrick Kramer und die digitale
     Transformation des Menschen
                                       24   sich die Automotive Industries
                                            verändern müssen
                                                                             32    österreichischen Exporteure
                                                                                   auf dem Schwarzen Kontinent
EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
Unternehmen Sicherheit.

Im Wirtschaftsleben lassen sich manche unliebsamen
Ereignisse einfach nicht ausschließen. Daher ist ein Part-       Unsere Kernkompetenzen:
ner an Ihrer Seite besonders wichtig, der diese Gefah-           „  All Risk Lösungen
renquellen kennt und mit einem durchdachten System               „  Internationale Versicherungsprogramme
abfedert. Die RVM Versicherungsmakler betrachten Ihre            „  Betriebliche Altersvorsorge
Risikosituation ganzheitlich und entwickeln zukunftswei-         „  Kreditversicherungen
sende Lösungen. So schützen Sie Ihr Unternehmen
                                                                 „  Lösungen im Haftpflichtbereich
rechtzeitig vor dem Fall der (Zu-)Fälle.
                                                                 „  Absicherung von Bauprojekten
                                                                 „  Transport- und Fuhrparklösungen
                                                                 „  Financial Lines
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Tel.: +43(0)732/6596-25651
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                                                                       Versicherungsmakler
                                                                           Wir entwickeln Sicherheit

                                                             www.rvm.at
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VORWORT

                        INNOVATIONSKRAFT:
                        RAIFFEISEN OÖ UNTERSTÜTZT
                        MUT ZU NEUEN IDEEN                                                                                 Dr. Heinrich Schaller,
                                                                                                                     Vorstandsvorsitzender der
                                                                                                                      Raiffeisenlandesbank OÖ.

                        W
                                         irtschaftlicher Erfolg ist in Europa heute enger mit der     ­ eispiel: Syn Trac, ein oberösterreichisches Unternehmen mit Sitz in Bad
                                                                                                      B
                                         ­Innovationskraft der Unternehmen verknüpft als je zuvor.    Goisern, startet mit einem neuartigen Vielzweckfahrzeug, mit Einsatz-
                                          In den meisten Branchen ist die Fähigkeit, neue Produkte,   möglichkeiten in Kommunen, Land- und Forstwirtschaft oder beim Zivil-
                                          Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle zu entwickeln        und Katastrophenschutz, am Markt durch. Begleitet und finanziert wird
                        und anzubieten, der Wettbewerbsfaktor Nummer eins. Nicht nur die              das geplante Wachstum durch die Raiffeisen KMU Beteiligungs AG der
                        ­Globalisierung, sondern auch der schnelle digitale Wandel, neue Techno­      Raiffeisenlandesbank OÖ und die Raiffeisenbank Salzkammergut eGen.
                         logien, anspruchsvollere Kunden und die große Masse an verfügbarem           Über weitere spannende Innovationen aus der Automobilbranche lesen
                         Wissen treiben Innovationen in einem enormen Tempo voran. Österreich         Sie in dieser Ausgabe des Magazins business.
                         ist dafür ein guter Boden: Das Land hat hervorragend ausgebildete Men-
                         schen, knapp fünf Prozent sind in der Forschung oder Entwicklung von         Vorreiter bei digitalen Lösungen
                         neuen Produkten, Lösungen und Systemen beschäftigt.                          Auch die Finanzwelt setzt zunehmend auf digitale Innovationen. Diese
                         Umso wichtiger ist, dass innovative Geschäftsideen rasch und erfolg-         ­beeinflussen nicht nur die Art und Weise, wie wir unsere Bankgeschäfte
                         reich umgesetzt werden und heimi-                                                                           abwickeln, sondern bieten auch völlig neue
                         sche Betriebe auf den Exportmärkten                                                                         Möglichkeiten. 94 Prozent der Kunden von
                         Erfolge verbuchen können. Die Bereit-
                         schaft der Unternehmen zu Innova­
                                                                                   WIR VERBINDEN,                                    Raiffeisen OÖ erledigen Transaktionen be-
                                                                                                                                     reits elektronisch, nur mehr sechs Prozent
                         tion und Risiko muss gefördert und
                         durch moderne Finanzierungsmög-
                                                                                   WAS ZUSAMMENGEHÖRT.                               werden am Bankschalter durchgeführt.
                                                                                                                                     Raiffeisen OÖ ist in der Entwicklung digi­
                         lichkeiten unterstützt werden, das gilt                                                                     taler Lösungen Vorreiter und bietet – auch
                         für junge Start-ups genauso wie für Industrieunternehmen sowie Klein-         in Zusammenarbeit mit Fintechs – einfache und praktische ­Lösungen an.
                         und Mittelbetriebe. Die Möglichkeiten gehen dabei heute weit über die         Besonders für Firmenkunden bedeuten Services wie das ELBA-business
                         klassische Kreditfinanzierung hinaus. Raiffeisen OÖ stellt sich auf die       oder die Express Überweisung echten Mehrwert. Unser Ziel ist, das Wirt-
                         Potenziale, Möglichkeiten und Visionen der Unternehmen ein und beglei-        schaftsleben zu erleichtern, sowohl on- als auch offline. Nachhaltiger
                         tet diese mit perfekt auf sie zugeschnittenen Produkten, Dienstleistungen     Erfolg gelingt im Rahmen einer langfristigen Partnerschaft.
                         und höchster Beratungskompetenz. Wir verbinden, was zusammen­                 In dieser Ausgabe des Magazins business lesen Sie außerdem über
                         gehört: Unsere Kunden vertrauen auf unsere professionelle Exportfinan-        spannende Innovationen in der Immobilienbranche, Automatisierung und
                         zierung, unser Know-how und u    ­ nser weltweites Partnernetzwerk.           Digitalisierung im Handel sowie über Innopolis, Russlands Silicon Valley.
                                                                                                       Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit der Lektüre!
                        Stabiler, starker Partner                                                      Ihr
                        Das den Kunden zur Verfügung gestellte Finanzierungsvolumen konnte
                        die Raiffeisenlandesbank OÖ (Konzern) in den ersten sechs Monaten
                        2018 um 1,1 Milliarden Euro steigern. Eine harte Kernkapitalquote von
                        14,9 Prozent zum Halbjahr steht dabei nicht nur für besondere Stabilität.
                        Es bedeutet auch, dass wir wichtige Impulse am Markt geben können,            Dr. Heinrich Schaller,
                        damit unsere Kunden ihre Chancen bestmöglich nutzen. Aktuelles                Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank OÖ Aktiengesellschaft.
© RLB OÖ/Erwin Wimmer

                                      Ihr schnellster Weg zum Erfolg: QR-Code scannen und die aktuelle business-Ausgabe
                                         mit vertiefenden Storys, Interviews und Videos online auf unserem Blog weiterlesen:
                                                                                              https://info-channel.rlbooe.at/

                        Die vorbereitete Bank.                                                                                                                         business 03
EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
INHALT/IMPRESSUM

               3       VORWORT
          	Dr. Heinrich Schaller, Vorstandsvorsitzender

               6       INNOVATION
                       Patentweltmeister oder Ideenschlusslicht?
                       Österreichs Innovationsfreude im europäischen
                       und weltweiten Vergleich

             10        INDUSTRIE & HANDEL 4.0
                       Digitale Preisschilder und Maschinen, die
                       sich selbst warten: Wie Industrie und Handel
                       morgen funktionieren

             14        DIE ZUKUNFT DES GELDES
                       Warum Kryptowährungen kein Geldersatz sind
                       und das persönliche Beratungsgespräch digitale
                       Banktechnologien auch in Zukunft ergänzt

             16        DIGITALE WELTEN
                       Wie Österreichs Bundesregierung die Wirtschaft
                       digitalisiert – und innovative Hubs Industrie und
                       Start-ups vermählen

            20         UPDATE: MENSCH
                       Während Siri und Alexa gerade erst Einzug in unser
                       Leben halten, digitalisiert sich ein deutscher Wissen-                                    32        WIRTSCHAFTSDYNAMO
                       schaftler mit smarten Implantaten bereits selbst                                                    Viele denken bei Afrika an Hungersnot, Krieg
                                                                                                                           und Flucht – dabei wächst die Wirtschaft dieses
                                                                                                                           Kontinents in atemberaubendem Tempo
             24        MOBILITÄT VON MORGEN
                       Autonom, umweltfreundlich, leise – wie das Auto
                       der Zukunft funktioniert und wann es wirklich auf                                         36        RUSSLANDS SILICON VALLEYS
                       die Straße kommt                                                                                    Der russische Staat setzt wieder auf Innovation
                                                                                                                           per Reißbrett und baut ganze Städte für
                                                                                                                           Forscher und Erfinder auf die grüne Wiese
            28         GEBAUTE UTOPIEN
                       Das Haus wird neu erfunden – und bietet mit
                       umweltfreundlichen Materialien und digitalen                                             40         FÜR SIE GELESEN
                       Services mehr Wohnkomfort als je zuvor                                                              Buchempfehlungen für den Businessalltag

 Impressum/Offenlegung
 Medieninhaber und Herausgeber: Raiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, Europaplatz 1a, A-4020 Linz. ­Aktionäre der Raiffeisenlandesbank ­Ober­österreich
 ­Aktiengesellschaft sind zu rund 98,92 Prozent die RLB Verbund registrierte G    ­ enossenschaft und zu rund 1,08 Prozent die RLB Holding registrierte ­Genossenschaft mit ­beschränkter
  Haftung OÖ. Nähere Details sind im Internet unter www.rlbooe.at/impressum a      ­ brufbar. • Vorstand: Dr. Heinrich Schaller, Mag. Michaela Keplinger-Mitterlehner, Mag. Stefan Sand­berger,
 Mag. Reinhard Schwendtbauer, Mag. Markus Vockenhuber • Konzept und Produktion: PG The C                ­ orporate ­Publishing Group GmbH (CPG), Zelinkagasse 6, 1010 Wien,
Tel.: +43/1/405 46 40-762, s­ .wagner@cpg.at • Für den Inhalt ­verantwortlich/Chef­redaktion: Wolfgang Aschenwald und Alexandra Stefanov (Corporates), Mag. Carola Berer (Konzern-
                                                                                                                                                                                                  © phonlamaiphoto – stock.adobe.com

marketing) • Inhaltliche Rückfragen und Anregungen: Alexandra Stefanov, alexandra.stefanov@rlbooe.at, Tel: +43 732 6596 23113 • Bestellung oder Abbestellung des Magazins:
business@rlbooe.at • Beratung: Mag. Stefan Schatz/CPG • Autoren dieser Ausgabe: Mag. Harald Fercher, Mag. Markus Mittermüller, Mag. Robert Prazak, Mag. Leo Szemeliker •
­Layout­konzept: CPG • A ­ rt­direction: G
                                         ­ erald Fröhlich/CPG • ­Lektorat: Mag. Charlotte Babits • Redaktions­manage­ment: Silvia Wagner/CPG • ­Geschäftsführung CPG: ­Markus Wagner,
  Tel.: +43/1/405 46 40-768, m.wagner@cpg.at • Druck: Paul Gerin GmbH & CoKG, 2120 Wolkersdorf • Coverbild: iStock

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz:
Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: R ­ aiffeisenlandesbank Oberösterreich Aktien­gesellschaft, ­Europaplatz 1a, A-4020 Linz. Grundlegende Richtung und Blattlinie:
business ist das Finanzmagazin der Raiffeisenlandesbank OÖ und beleuchtet wichtige Finanz- und W   ­ irtschaftsthemen. Das Magazin informiert über interessante ­Chancen
und Entwicklungen, nützliche Services und zahlreiche Best-Practice-Beispiele. Es ist politisch unabhängig und b ­ ekennt sich zur sozialen Marktwirtschaft und zur Integration
in Europa. Im Sinne leichterer Lesbarkeit werden geschlechts­spezifische B
                                                                         ­ ezeichnungen meist nur in ihrer männ­lichen Form angeführt.
Satz- und Druckfehler ­vorbehalten.

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EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
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Die vorbereitete Bank.
                                                                                                                                            10

                                                                                                                                       06

                                                                                                       24

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business 05
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INNOVATION

„INNOVATION
IST, WENN DER
MARKT HURRA
SCHREIT“                                                                        Text: Harald Fercher

Erfindungen werden erst dann zu Innovationen, wenn sie sich am Markt durchsetzen.
Österreich hat eine lange Tradition mit vermarktbaren Ideen und schickt sich ­gerade
an, wieder an die Weltspitze vorzustoßen.

               E
                           in Kleber, der nicht klebt. Wer zum Teufel    Voraussetzungen, um der österreichischen Stahlindustrie die Zukunft zu
                           braucht so etwas? Nun sicher nicht jene       sichern. Klar ist hingegen, dass der Bedarf infolge des Wiederaufbaus
                           Forscher, die eigentlich an einem wir-        mehr als rasant steigen wird. Das größte Problem: Das österreichische
                           kungsvolleren, stärkeren und noch kräfti-     Schrottaufkommen reicht nicht aus, um mit den damals herkömmlichen
                geren Kleber gearbeitet haben. Allein: Der Kleber,       Methoden wie dem Siemens-Martin-Verfahren oder dem Elektroverfah-
                der nicht klebt, sondern nur ein Zettelchen vorüber-     ren auch nur annähernd den Bedarf zu decken. Neue Ideen müssen her,
                gehend mit einem glatten Untergrund verbindet,           um den gerade erst den Fängen der deutschen Kriegsindustrie entrisse-
                wurde zu einem Bestseller. Er bescherte jener Fir-       nen Stahlwerken in Oberösterreich und der Steiermark das ökonomische
                ma, deren Mitarbeiter ihn erfunden haben, viele Um-      Überleben zu sichern.
                satzmilliarden. Noch heute ist das Produkt eines der     Die Lösung: das Linz-Donawitz-Verfahren (oder kurz: LD-Verfahren). Eine
                meistverkauften rund um den Globus.                      Innovation, die auf vorangegangene Forschungen und Entwicklungen
                Aus der Not eine Tugend machen. Wir schreiben das        aufbaut, diese perfektioniert und am Ende die Stahlerzeugung revolutio-
                Jahr 1948: In Österreich fehlt es an Energie bzw. Ma-    niert. Anfang 1953 wird in Linz weltweit das erste LD-Stahlwerk offiziell
                terial zur Energieerzeugung. Auch Stahlschrott gibt es   eröffnet, im Mai desselben Jahres wird bereits das zweite LD-Werk in
                kaum. Billiges Eisenerz ist vorhanden, der steirische    Donawitz in Betrieb genommen. In der Folgezeit wächst die österreichi-
                Erzberg hat genug davon. Trotzdem nicht die besten       sche Stahlindustrie „(...) schneller als die im übrigen Westeuropa. Da-

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Erfindergeist ist gefragt. Zur Innovation wird eine Erfindung erst, wenn sich die Idee am Markt durchsetzt.

                                                            durch verdoppelte sich fast der österreichische Anteil
                                                            an der westeuropäischen Stahlproduktion“, heißt es                               IN ÖSTERREICH IST DIE KO­
                                                            in einer Publikation der voestalpine zur Entwicklung
                                                            des LD-Verfahrens. Noch heute wird das Verfahren in
                                                                                                                                             OPERATION MIT HOCHSCHULEN
                                                            den meisten Stahlwerken der Welt eingesetzt.                                     STARK AUSGEPRÄGT.
                                                            Innovation ist, wenn der Markt Hurra schreit.                                    „OPEN INNOVATION – STRATEGIE FÜR ÖSTERREICH“
                                                            Zwei Beispiele für Ideen, die die Welt, wenn schon
                                                            nicht verändert, so zumindest beeinflusst haben.
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                                                            Zwei Beispiele, die zeigen, was eine Innovation aus-
                                                            macht. Eine Innovation ist nicht lediglich eine Erfin-     Zurück nach Österreich, diesmal ins Jahr 1958. In diesem Jahr kehrt
                                                            dung. Zur Innovation wird die Erfindung oder eine          einer der Väter des LD-Verfahrens an die Stätte seiner Ausbildung zu-
                                                            Idee erst dann, wenn sich diese Idee am Markt durch-       rück. Herbert Trenkler, zuvor Hüttendirektor der VÖEST – wie die heutige
                                                            setzt. Oder, wie es ein anonymer Zeitgenosse einmal        voest­alpine AG damals noch hieß – in Linz, wird Ordinarius für Eisenhüt-
                                                            formuliert hat: „Innovation ist, wenn der Markt Hurra      tenkunde an der Montanuni Leoben. Er setzt jene Tradition fort, für die
                                                            schreit.“                                                  die kleinste technische Uni Österreichs noch heute weit über die Gren-

                                   Die vorbereitete Bank.                                                                                                                                    business 07
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INNOVATION

                                                                            Doch nicht nur die Montanuni, auch andere österreichische Universitäten
                                                                            erfreuen sich, wenn es ums Thema Innovation geht, großer Beliebtheit.
                                                                            In dem Strategiepapier der österreichischen Bundesregierung „Open
                                                                            Innovation – Strategie für Österreich“ heißt es: „Stark ausgeprägt ist (hier)
                                                                            vor allem die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Wissen-
                                                                            schaft, insbesondere mit Hochschulen: Österreichische Unternehmen
                                                                            arbeiten doppelt so oft (22 Prozent ) wie der EU-Durchschnitt (11 Pro-
                                                                            zent) mit Hochschulen zusammen.“

                                                                            Vermarktung verschlingt Milliarden
                                                                            Kooperation als Schlüssel zum Erfolg. Innovationen, vor allem deren
 Post-it:                                                                   Etablierung am Markt, kosten Geld – viel Geld. Wie viel Geld in der globa­
 Vor fast 40                                                                lisierten Welt mitunter investiert wird, um eine Innovation zu vermarkten,
­J ahren wurde                                                              zeigt das Beispiel Apple. In einem einzigen Jahr (2015) hat der Compu-
 einer der fünf                                                             terkonzern 1,8 Milliarden US-Dollar in Werbung für seine iPhones, iPads,
 gebräuchlichsten                                                           etc. investiert. Zum Vergleich: Der steirische Chiphersteller ams, dessen
 Büroartikel der                                                            Produkte auch in den iPhones stecken, erzielte 2017 einen Umsatz von
 Welt erfunden.                                                             1,2 Milliarden US-Dollar. Früher war das Unternehmen übrigens unter
 Aus Versehen.                                                              dem Namen austriamicrosystems bekannt. Der Oberösterreich-Konnex:
                                                                            Gegründet wurde austriamicrosystems 1981 als Joint Venture der voest­
                                                                            alpine mit dem US-Elektronikkonzern American Microsystems.
                                                                            Zurück zu Apple: Noch mehr Geld – nämlich 12,7 Milliarden US-Dollar –
                                                                            investiert Apple jährlich in Forschung und Entwicklung (F&E). Summen,
                    ES BESTEHT NOCH POTENZIAL                               die von der klein- und mittelständisch dominierten Unternehmenswelt in
                                                                            Österreich beim besten Willen nicht aufzutreiben sind. Das spiegelt sich
                    BEI DER STEIGERUNG DES                                  im jährlichen Ranking der innovativsten Unternehmen des renommierten
                                                                            US-Wirtschaftsmagazins Forbes wider: Unter den 100 gelisteten Unter-
                    ­INNOVATIONSOUTPUTS.                                    nehmen ist kein einziges aus Österreich zu finden. Aber auch keines aus
                                                                            Deutschland. Angeführt vom Cloud-Computing-Unternehmen Service-
                    ÖSTERREICHISCHER FORSCHUNGS- UND TECHNOLOGIEBERICHT
                                                                            Now, wird die Liste von US-Companies dominiert, die bestgelistete Firma
                                                                            aus Europa liegt auf Platz 29 – und gehört dem Luxuslabel Hermès.
                                                                            Andererseits erlauben die KMU-dominierte Struktur und der Fokus auf
                    zen Österreichs bekannt ist: das Zusammenspiel zwi-     schmale Nischen auch kaum rot-weiß-rote Sprenkel im Forbes-Ranking.
                    schen Wissenschaft und Forschung auf der einen          Die Voraussetzung fürs Listing heißt: ein Unternehmenswert von mindes-
                    sowie Wirtschaft und Industrie auf der anderen Seite.   tens zehn Milliarden US-Dollar und sieben veröffentlichte Jahresge-
                    Mit mehr als 400 Industriepartnern weltweit und zahl-   schäftsberichte in Folge. Österreichs oft familiengeführte Unternehmen
                    reichen Partnerschaftsabkommen mit führenden            setzen aber selten auf Börsennotierung, sondern lieber auf ein anderes
                    Universitäten und Forschungsinstituten zählt die        Instrument: Kooperation. Eine Möglichkeit, die an Attraktivität gewinnt –
                    Montanuni zu den bestens vernetzten Universitäten       zeigen zumindest die Fakten. „In den vergangenen beiden Jahrzehnten
                    Österreichs. Eine Innovationsbrutstätte par excel-      hat sich die Anzahl österreichischer Unternehmen mit Innovationskoope-
                    lence, wie man so sagen würde.                          rationen auf 22 Prozent aller Unternehmen, das entspricht 51 Prozent der
                                                                            innovationsaktiven Unternehmen, mehr als verdoppelt“, heißt es in der
                                                                            Studie „Open Innovation“.
                                                                            Das stimmt zuversichtlich, noch zuversichtlicher stimmt allerdings die
                                                                            Höhe der Mittel, die hierzulande in Forschung und Entwicklung fließen.
                                                                            12,34 Milliarden Euro sollen es nach einer Schätzung der Statistik Austria
                                                                            heuer werden. Ein Plus von 5,6 Prozent gegenüber 2017. Österreichs
                                                                                                                                                            © Fotolia, Hartwig Zögl, beugdesign – stock.adobe.com

                                                                            Forschungsquote (F&E-Investitionen im Verhältnis zum BIP) steigt damit
                                                                            neuerlich auf mittlerweile 3,19 Prozent. Mit 3,09 Prozent war die Alpen-
                                                                            republik schon 2016 hinter Schweden (3,25 Prozent ) Vizeeuropameister
                                                                            und weltweit die Nummer sieben.
                                                                            Österreich zählt damit zu den forschungsintensivsten Ländern der Welt
                                                                            und ist in diesem Teilindikator für Innovation längst in die Gruppe der so-
                                                                            genannten „Innovation Leader“ aufgestiegen. Auch bei einem anderen
                                                                            Indikator, der Anzahl internationaler Patentanmeldungen, hat sich Öster-
12,34 Milliarden                                                            reich deutlich verbessert. Übrigens, was glauben Sie, in welchem Bun-
Euro fließen in                                                             desland 2017 die meisten Erfindungen eingetragen wurden? Richtig,
Österreich in                                                               Oberösterreich führt mit 610 Erfindungen. (Details siehe Grafik – Quelle:
F&E-Projekte.                                                               Österreichisches Patentamt).

08 business
EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
INNOVATION

     EU-INNOVATIONSRANKING
     Im European Innovation Scoreboard (EIS) wird anhand von 27 Indikatoren die Entwicklung der Innovationstätigkeit in
     den EU-Mitgliedsstaaten gemessen. Die folgende Tabelle zeigt den aus den Indikatoren errechneten Gesamtscore der
     einzelnen Länder. Zur besseren Lesbarkeit wurden alle Werte mit 100 multipliziert.

                                                       1 SCHWEDEN                    71,0               11 FRANKREICH                   55,1
                                                      2 DÄNEMARK                     66,8              12 SLOWENIEN                     46,5
                                                      3 FINNLAND                     64,9              13 TSCHECHIEN                    41,5
                                                                                                       14 PORTUGAL                      40,6
                                                      4 NIEDERLANDE                  64,8              15 MALTA                         40,3
                                                      5 VEREINIGTES KÖNIGREICH       61,3              16 SPANIEN                       40,0
                                                      6 LUXEMBURG                    61,1               17 ESTLAND                      39,7
                                                                                                       18 ZYPERN                        38,6
                                                      7 DEUTSCHLAND                  60,3              19 ITALIEN                       37,1
                                                                                                       20 LITAUEN                       35,9
                                                      8 BELGIEN                      59,3
                                                      9 IRLAND                       58,5              21 UNGARN                        33,2
                                                                                                       22 GRIECHENLAND                  32,8
                                                     10 ÖSTERREICH                   57,9              23 SLOWAKEI                      32,3
                                                                                                       24 LETTLAND                      28,5
                                                                                                       25 POLEN                         27,0
                                                                                                       26 KROATIEN                      25,8
                                                                                                       27 BULGARIEN                     22,9
                                                                                                       28 RUMÄNIEN                      15,7

     Quelle: European Commission, European Innovation Scoreboard 2018
     https://ec.europa.eu/growth/industry/innovation/facts-figures/scoreboards_en

                         Ein „Alzerl“ fehlt noch. Förderquote, Patente und Er-     beiden davor platzierten Ländern. Es fehlt also nur mehr ein kleines biss-
                         findungen sind die eine Seite der Medaille, um in allen   chen, ein „Alzerl“, wie man in Oberösterreich sagen würde, um an die
    Scannen Sie          Innovationsbereichen in die Liga der „Innovation Lea-     Spitze zu kommen. Wo dieses bisschen zu finden ist, beschreiben die
    den QR-Code          der“ aufzusteigen, braucht es aber noch mehr. Die         Autoren des Österreichischen Forschungs- und Technologieberichts
  und sehen Sie          Alpenrepublik befindet sich allerdings auf dem besten     2018 folgendermaßen: „Auf der anderen Seite ist diese Dynamik (noch)
das Ranking der          Weg und hat sich im European Innovation Score-            nicht in allen Teilen des gesamtwirtschaftlichen Innovationsprozesses
weltweit innova-         board erfolgreich in der Gruppe der „Strong Innova-       gleichermaßen festzustellen. So bestehen noch Potenziale zur Steige-
  tivsten Unter-         tors“ etabliert. In der seit 2010 von der Europäischen    rung des Innovationsoutputs. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen,
        nehmen:          Kommission alljährlich veröffentlichten Untersuchung      dass es oft einen längeren Zeitraum braucht, um höhere Inputs in höhere
                         zur Innovationskraft ihrer Mitgliedsländer hat sich die   Innovationsoutputs umzusetzen.“ Auf gut Deutsch: Das Hurra des Mark-
                         österreichische Punktezahl um neun Prozent erhöht.        tes zu Innovationen „made in A“ muss noch etwas lauter werden.
                         Der EU-Schnitt liegt bei einer Verbesserung von 5,8       Übrigens, der Kleber, der nicht kleben wollte, war die Grundlage für den
                         Prozent. Im 2018er-Ranking ist Österreich zwar wie-       weltweiten Siegeszug der Post-it-Haftnotizen – erfunden von den
                         der von Platz sieben auf zehn zurückgefallen, befindet    Forschern der US-­
                                                                                   ­                    Firma 3M (mehr zur Geschichte finden Sie hier:
                         sich aber punktezahlmäßig auf Augenhöhe mit den           http://bit.ly/2KeZnhc). ••

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                           business 09
EINE GUTE IDEE SCHWERPUNKT INNOVATION - NR. 3 / 2018 - Raiffeisenlandesbank OÖ
INDUSTRIE UND HANDEL 4.0

VON NULLEN
UND EINSERN
Das Jausensackerl wird via App zusammengestellt und die Fabriksmaschine schlägt
selbst vor, wie sie effizienter arbeiten könnte. Die Digitalisierung wird Industrie und Handel
tiefgreifend verändern. Schon jetzt zeigen innovative Vorreiter, wohin die Reise geht.
Text: Markus Mittermüller

                                                                                        Die vierte industrielle
                                                                                  ­R evolution ist zum Greifen
                                                                                       nahe. Künftig könnten
                                                                                       sich Maschinen selbst
                                                                             ­a nalysieren und eigenständig
                                                                                  Maßnahmen zur Effizienz­
                                                                                      steigerung vornehmen.

                                                                    D
                                                                                ie „denkende Fabrik“ ist die Zukunft: Die Produktion analy-
                                                                                siert sich dabei selbst – sämtliche Produktionsschritte, den
                                                                                Output oder die dafür verbrauchte Zeit – und schlägt von
                                                                                sich aus vor, was alles davon optimiert werden kann. Laut
                                                                     Experten wird es noch rund fünf Jahre dauern, bis diese sogenannten
                                                                     „Vorschlagssysteme“ auch tatsächlich breit eingesetzt werden kön-
                                                                     nen. Doch schon heute sind Industrie und Handel ohne Digitalisierung,
STIWA: Daten in                                                      Vernetzung und Automatisierung undenkbar. Was unter dem Begriff
aussagekräftige                                                      Industrie 4.0 respektive Handel 4.0 firmiert, zielt auf höhere Produkti-
Analysen um-                                                         vität und Flexibilität, mehr Innovation und geringeren Ressourcenver-
wandeln.                                                             brauch. Wie diese vierte industrielle Revolution in der Praxis aussieht,
                                                                     zeigt etwa die STIWA Group vor, ein führendes Unternehmen im Be-
                                                                     reich Produkt- und Hochleistungsautomation.
   Maik Hering ist
Produktmanager
       am Standort
  ­H agenberg, wo
 die STIWA Group                                                                   INDUSTRIE 4.0 HEISST: DIE
ihren Geschäfts-
   bereich Manu-
                                                                                   RICHTIGE INFO ZUR RICHTIGEN
           facturing
     ­S oftware an­
                                                                                   ZEIT AN DER RICHTIGEN STELLE.
    gesiedelt hat.                                                                 MAIK HERING, STIWA GROUP

10 business
Robert
                                                      ­S choßleitner                                                                                      SCHON 1992 WUSSTEN WIR:
                                                     verantwortet
                                                   den Geschäfts-
                                                                                                                                                          DIE DATEN AUS UNSEREN
                                                    bereich Manu-
                                                           facturing
                                                                                                                                                          MASCHINEN SIND ESSENZIELL.
                                                     ­S oftware der                                                                                       ROBERT SCHOSSLEITNER, STIWA GROUP
                                                     STIWA Group..

                                                                                                                                       haben wir erkannt, dass die Daten, die in unseren Maschinen entstehen,
                                                                                                                                       von essenzieller Bedeutung sind. Unser Ziel war, alle Bewegungen daten-
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                                                                                                                                       technisch erfassen und analysieren zu können“, erklärt Robert Schoß­
                                                                                                                                       leitner, Leiter des Geschäftsbereichs Manufacturing Software. Diese Weit-
                                                                                                                                       sicht hat sich ausgezahlt. „Heute erfassen wir mit unserer Software eine
                                                                                                                                       Vielzahl von Daten, die sich mit aktuellen Technologien in aussagekräftige
                                                                                                                                       Analysen umwandeln lassen“, so Schoßleitner. Was das tatsächlich
                                                                           Softwareentwicklung im Fokus                                bringt? „Mit unserer Lösung lassen sich Probleme in der Produktion
                                                                           Bereits im Jahr 1992 haben die Oberösterreicher, die        schnell eingrenzen, identifizieren und beheben. Das kann beispielsweise
                                                                           heute in Attnang-Puchheim komplexe Anlagen für              bei Rückrufaktionen in der Automotive-Industrie von großer Bedeutung
                                                                           Autohersteller oder die Leichtindustrie herstellen, einen   sein“, erklärt Schoßleitner.
                                                                           Standort im Softwarepark in Hagenberg gegründet             Zumal vor knapp zwei Jahren ein völlig neues Analysewerkzeug in Ha-
                                                                           und auf Softwareentwicklung gesetzt. „Schon damals          genberg entwickelt wurde und seither bei STIWA zum Einsatz kommt.

                                                  Die vorbereitete Bank.                                                                                                                              business 11
INDUSTRIE UND HANDEL 4.0

                      „Früher hatten wir starre, standardisierte Berichte mit
                      den Daten von genau einer Anlage. Einige PDF-Seiten,
                      die an sämtliche Personen im Unternehmen gingen“,
                      erinnert sich Produktmanager Maik Hering.
                      Diese Zeit ist mit dem AMS Analysis-CI getauften
                      Softwaretool endgültig vorbei. „Industrie 4.0 bedeu-
                      tet, die richtige Information an der richtigen Stelle im
                      Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt verfügbar zu
                      machen“, erklärt Hering die heutigen Anforderungen.
                      Und das funktioniert mittels „Selfservice“. Egal ob
                      Geschäftsführer, Produktionsplaner oder Experte für
                      die Qualitätssicherung – jeder kann sich jene Daten,
                      die für ihn relevant sind, mit wenigen Klicks selbst
                      zusammenstellen. Und das nicht nur für sämtliche
                      Anlagen im Werk – sondern auch für die dort produ-
                      zierten Teile, die einzeln bewertbar sind.

                      Innovationskette                                                                              Auf dem Campus WU begeistert der Digital
                      Der digital befeuerte Modernisierungsschub hat                                          Leadership Store die Wiener Studenten seit 2016.
                      längst auch das produzierende Gewerbe erfasst. Die
                      Günzburger Steigtechnik GmbH ist ein gutes Beispiel,
                      wie schlaue Unternehmer schon jetzt die Weichen für        wickelt wie strategische Projekte zur nachhaltigen Zukunftssicherung.
                      die Technologien von morgen stellen. Der bayrische         Als erster inhabergeführter Mittelständler hat sich Günzburger Steigtech-
                      Spezialist für Leitern, Roll- und Klappgerüste sowie       nik auch am Technologiezentrum Augsburg beteiligt, wo sich Hightech-
                      Rettungstechnik, Podeste und Sonderkonstruktionen          Industriekonzerne und Forschungsinstitute begegnen. „Wir sind ständig
                      stach schon bisher durch seinen Erfindungsreichtum         auf der Suche nach neuen Technologien, damit unsere Steigtechnikpro-
                      hervor. Mehrfach wurde das Unternehmen mit Nie-            dukte noch leichter, noch ergonomischer und immer noch besser wer-
                      derlassung nahe Vöcklabruck in seiner 120-jährigen         den. Daher müssen wir offen sein für neue Werkstoffe, neue Antriebs-
                      Firmengeschichte für seinen Innovationsgeist ausge-        und neue Verbindungstechniken. Dieses Streben nach innovativen Ideen
                      zeichnet, 2018 wurde es bereits zum vierten Mal in die     für die Zukunft vereint alle Mieter im TZA. Und genau das macht dieses
                      Top-100-Innovatoren im deutschen Mittelstand ge-           Netzwerk so spannend“, erklärt Ferdinand Munk, Geschäftsführer der
                      reiht. Mit Jahresbeginn hat das Unternehmen ein            Günzburger Steigtechnik.
                      ganz besonderes Projekt ins Leben gerufen: die Inno-
                      vationswerkstatt, die Kompetenzen interner und ex-         Digital Leadership Store
                      terner Experten bündelt, neue Produkte ebenso ent-         Für neue Ideen ist auch der Handel offen, individueller „Selfservice“ steht
                                                                                 besonders hoch im Kurs. Bereits vor Jahren hat Spar Selbstbedienungs-
                                                                                 kassen – die sogenannten Self-Checkouts – eingeführt. Mittlerweile nut-
        Günzburger                                                               zen zwischen 25 und 45 Prozent der Kunden die Möglichkeit – an 40
­S teigtechnik: Der                                                              Standorten in ganz Österreich. Ein erster Schritt zum Supermarkt der Zu-
    Familienbetrieb                                                              kunft. Wie dieser aussehen könnte, zeigt der Digital Leadership Store am
    setzt auf Inno-                                                              Campus der Wirtschaftsuniversität Wien.
            vation.

                                                                                                                                                                 © Günzburger Steigtechnik, WU, HERTHA HURNAUS, Hersteller, Spar-Gruppe

                                                                                                                                              Ferdinand
                                                                                                                                              Munk treibt als
                                                                                                                                             ­G eschäftsführer
                                                                                                                                              des Familien­
                                                                                                                                              betriebes
                                                                                                                                             ­G ünzburger
                                                                                                                                              Steigtechnik
                                                                                                                                             ­I nnovationen
                                                                                                                                              voran.

12 business
Im Frühjahr 2019 soll der Store 2.0. seine
                                                                                                                    ­P forten auch auf dem Campus der Johannes
                                                                                                                                   Kepler Universität (JKU) öffnen.

   Mit der „Snack
       away“-App
­können nicht nur
                                                                                                 IM DIGITAL INNOVATION FORUM
   Studenten ihre                                                                                WERDEN NEUE TECHNOLOGIEN
                                                         Symbolbild

       Weckerl via
      Smartphone                                                                                 ZUSAMMENGETRAGEN
    konfigurieren,
                                                                                                 HANS K. REISCH, VORSTANDSDIREKTOR SPAR-GRUPPE
    bestellen und
        bezahlen.

                         Entstanden sind diese Einkaufslösungen der Zukunft        sen zur Abholung bereit, wer an den Self-Checkouts bargeldlos bezahlt,
                         im Rahmen einer Forschungskooperation mit dem             sitzt binnen weniger Minuten wieder im Hörsaal“, so Alois Huber, Spar-
                         Institut für Handel und Marketing der WU Wien und         Geschäftsführer für Ostösterreich. Wie viel zu bezahlen ist, zeigen elek­
                         dem Digital Innovation Forum von Spar. „Spar hat die-     tronische Preisetiketten. Diese Form der Preisauszeichnung nennt sich
                         ses Forum eingerichtet, in dem Mitarbeitende aus          ESL.inclusive und ist eine Schienenlösung, durch die bis zu sieben Eti-
                         Vertrieb, Marketing, IT und unterschiedlichsten ande-     ketten von einer Batterie mit Strom versorgt und Aktionen und Rabatte
                         ren Bereichen außerhalb üblicher Organisationsstruk-      für Kunden deutlicher sichtbar gemacht werden.
                         turen neue Technologien zusammentragen, ihre Ein-         Aber auch das Sortiment selbst ist im Umbruch. Die Initiative „Young &
                         satztauglichkeit bei Spar bewerten und bis zum            Urban by Spar“ fördert kreative Jungunternehmer, Food-Start-ups wie
                         Prototyp entwickeln. Mit diesem internen Thinktank        Fritz Kola, Club Mate, Veganz oder Neni haben mit dieser Initiative schon
                         können wir frühzeitig Trends erkennen und mit­            viele treue Käufer gefunden. Die nächste Generation, wie das öster­
                         tragen“, erklärt Hans K. Reisch, Vorstandsdirektor für    reichische Protein-Eis „Frozen Power“ oder NEOH CrossBar, ein fast
                         Finanzen und Filialen.                                    zuckerfreier Fitnessriegel, steht ebenfalls schon im Regal.

                         App stellt Weckerl zusammen                               Maschine lernt von selbst
                         Der Spar-Markt am Campus WU hat sich aufgrund             In welche Richtung entwickelt sich der digitale Pfad weiter? Im Handel
     Scannen Sie         des studentischen Publikums vor allem auf Snacks          legt man einen Fokus auf den Ausbau der Onlineshops – derzeit sind bei
    den QR-Code,         und Convenience-Artikel spezialisiert. Das Problem        Spar über 20.000 Artikel bestellbar – und des dazugehörigen Vertriebs.
   um herauszu­          dabei: Bei Vorlesungsschluss oder -pausen waren           Die Industrie setzt auf weltweite Datenverknüpfung. „In zwei Jahren wird
   finden, wie Ihr       Warteschlangen an der Frischetheke und im Kassen-         es so weit sein, dass die Maschine aus ihrem Datenbestand automati-
digitales Weckerl        bereich unvermeidlich. Bis eine digitale Lösung Ab­       siert lernt“, ist STIWA-Mann Maik Hering überzeugt. Das heißt dann
       schmeckt:         hilfe schuf. „Snack away“ heißt die App, mit der User     etwa: Schon bevor ein Defekt an einer Anlage auftritt, wird eine voraus-
                         ihr Weckerl nach eigenen Wünschen am Smartphone           schauende Wartung durchgeführt. Und gleichzeitig analysiert, ob das zu
                         konfigurieren, bestellen und kurz darauf in der Filiale   produzierende Teil nicht in einer anderen Niederlassung schneller und
                         abholen. Zur Auswahl stehen dabei nicht weniger als       ressourcenschonender hergestellt werden könnte. Der Strom aus Nullen
                         3.000 Variationen. Zusätzlich können Säfte, Obst und      und Einsen, auf dem schlussendlich die ganze Digitalisierung basiert, ist
                         andere Snackartikel geordert werden. „Das fertige         damit der neue Treibstoff, der den Motor der Wirtschaft auch nach dem
                         Jausensackerl steht im Kühlbereich neben den Kas-         fossilen Zeitalter am Laufen hält. ••

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                                 business 13
GELD

GELD
LEBT VOM
VERTRAUEN
                                                            G
Vor knapp 3.000 Jahren hat Geld den Tauschhandel                        eld gab es eigentlich immer. Erst in Form von tauschbaren
                                                                        Gütern wie Fellen und Lebensmitteln, später in Form von
abgelöst und die Wirtschaft revolutioniert. Die Digitali-               Kostbarkeiten wie zum Beispiel Perlen oder Muscheln (was
sierung stellt Münzen und Scheine trotzdem infrage:                     auch prompt den ersten Fälschungsskandal initiierte – aber
Bargeld ist für das moderne Leben viel zu langsam           das ist eine andere Geschichte). König Krösus von Lydien hat dann ca.
                                                            700 vor Christus das Münzgeld erfunden und damit die Wirtschaft erst
­geworden. Aber was ist die Alternative?                    richtig in Schwung gebracht (die Geschichte des Geldes gibt es auf
Text: Harald Fercher
                                                            der Seite der OeNB – Link: https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Geldmu-
                                                            seum/publikationen/Geschichte-des-Geldes.html). Die Grundlage des
                                                            modernen Währungssystems war geschaffen.

                                                            Digitale Bankdienstleistungen beliebt
                                                            3.000 Jahre später ist alles anders. Die Ausgabe von Bargeld wird in­
                                                            frage gestellt, IT-Spezialisten schaffen digitale Kryptowährungen und
                                                            Banken feilen an individuellen Bankstrategien mit höchster Kunden­
                                                            orientierung: „Die Digitalisierung betrifft inzwischen so gut wie alle
                                                            Lebensbereiche. Die Mobilität unserer Kundinnen und Kunden ist heute
                                                            wesentlich höher als früher und damit steigen sowohl das Bedürfnis als
                                                            auch die Bereitschaft, immer mehr finanzielle Angelegenheiten digital
                                                            abzuwickeln“, argumentiert etwa Waltraud Perndorfer, Geschäftsbe-
                                                            reichsleiterin PRIVAT BANK der Raiffeisenlandesbank OÖ. „Wir setzen auf
                                                            modernste digitale Bankdienstleistungen und stellen fest, dass deren
          Waltraud                                          Nutzung ein massives Wachstum erfährt.“ Als Beispiel nennt sie das
      ­P erndorfer,                                         innovative Onlinebanking-Portal „Mein ELBA“: „Dieses neue Finanzpor-
                                                                                                                                      © PRIVAT BANK, iStock

       Geschäfts­-                                          tal bietet neben maximalem Komfort auch Sicherheit und Schnelligkeit.
 be­reichsleiterin                                          So können zum Beispiel bequem von zu Hause aus rund um die Uhr
     PRIVAT BANK                                            Überweisungen und Wertpapiertransaktionen getätigt, der aktuelle
  der Raiffeisen-                                           Finanzstatus ­abgefragt und Portfolioanalysen erstellt werden. Moderne
 landesbank OÖ.                                             Apps bieten darüber hinaus Zugang zum Electronic Banking am Smart-

14 business
Heute wie damals:
                                                                                                                              Vertrauen ist der Schlüssel
                                                                                                                                     zu einer langfristigen
                                                                                                                               ­P artnerschaft auf Augen­
                                                                                                                                     höhe und somit Basis
                                                                                                                                    für Geldgeschäfte – ob
                                                                                                                                        ­a nalog oder digital.

                         IMMER MEHR FINANZIELLE                                      Kryptowährungen sind kein Geldersatz
                                                                                     Aber egal, ob Kartenzahlung, Internetüberweisung vom Bankkonto, E-
                         ANGELEGENHEITEN WERDEN                                      Commerce-Zahlung, Instant Payment oder Person-to-Person-Bezahl­
                                                                                     lösung (P2P Payment): Bezahlt wird wohl weiterhin in traditionellen Wäh-
                         DIGITAL ABGEWICKELT.                                        rungen. Der im Vorjahr ausgebrochene Hype um Bitcoin und andere
                                                                                     Kryptowährungen ist nach einer atemberaubenden Berg- und Talfahrt
                         WALTRAUD PERNDORFER, LEITERIN PRIVAT BANK DER RLB OÖ        der Kurse – mit einer beispiellosen Steigerung von 1.800 Prozent in
                                                                                     knapp einem Jahr samt ebenso rasantem Absturz kurze Zeit später – und
                                                                                     ein paar handfesten Betrugsskandalen wieder abgeflaut. Experten waren
                                                                                     schon vorher sicher, dass die digital erschaffenen Währungen kaum als
                         phone mit b ­ esonderen Zahlungsverkehrsfunktionen          futuristischer Ersatz von Euro, Dollar & Co. taugen.
                         und der Möglichkeit, unkompliziert und in Echtzeit          Zahlreiche Studien von Wirtschaftsinstituten und Universitäten kommen
                         Geld von Smartphone zu Smartphone zu versenden.“            daher zum Schluss, dass aus volkswirtschaftlicher Sicht schon das
                         Schnelligkeit wird im Geldverkehr ohnehin immer             Design der Kryptowährungen ungeeignet ist, um darauf ein Geld- oder
                         wichtiger. Raiffeisen hat bereits reagiert und bietet als   Währungssystem aufzubauen. Zu unsicher ist die Kursentwicklung,
                         eine der ersten Banken Europas die sekunden-                durch das Fehlen einer beaufsichtigenden Nationalbank ist der Speku­
                         schnelle Raiffeisen Express Überweisung auf Basis           lation Tür und Tor geöffnet.
QR-Code scannen          des SEPA-Instant-Payment-Standards an, die seit
   und alles über        Ende 2017 auch im Onlinebanking („Mein Elba“) zur           Digitale Services als komfortable Ergänzung
    die Raiffeisen       Verfügung steht und den gleichen Sicherheitsstan-           Bitcoin & Co. verfehlen damit die Grundvoraussetzung, um sich als Geld
           Express       dards wie eine SEPA-Überweisung unterliegt. In der          zu eignen: das Vertrauen in seinen Wert. Wegen der zentralen Bedeutung
    ­Ü berweisung        neuen Version von ELBA-business/-kompakt ist die            dieser gefühlten Sicherheit werden auch die Banken ihre bisherige zen­
         ­e rfahren:     Expressüberweisung jetzt auch für Firmenkunden              trale Rolle beibehalten. Und neben praktischen Services, Innovationen
                         verfügbar.                                                  von Fintechs und Robo-Advisors (automatisierte Anlageberater) auch
                         Die Raiffeisenlandesbank OÖ wird den Zahlungs­              das gute alte Servicegespräch anbieten. Oder – wie es PRIVAT-BANK-
                         verkehr in den kommenden Jahren weiter revolutio-           Chefin Perndorfer formuliert: „Die PRIVAT BANK versteht sich als ver-
                         nieren und ermöglicht beispielsweise schon jetzt            lässlicher Begleiter und vor allem persönlicher B ­ erater ihrer Kunden.
                         schnelle und sicher durchführbare In-App-Käufe und          Modernste Banktechnologien werden selbst­      verständlich eingesetzt,
                         -Verkäufe von KEPLER-Fondsanteilen.                         oberste Priorität hat aber immer die persönliche Betreuung.“ ••

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                                  business 15
INNOVATIONSREISE

          DATEN
          STATT
          WORTEN
              Über die Notwendigkeit der digitalen Transformation
              sind sich alle einig. Ein Problem könnte das Tempo sein:
              Zwischen den sich rasant entwickelnden technolo­
              gischen Möglichkeiten und der konkreten Umsetzung
              in Unternehmen klafft mitunter eine Lücke. Die Linzer
              Start-up-Szene könnte diese schließen.
              Text: Uschi Sorz

16 business
INNOVATIONSREISE

                                        © lassedesignen - stock.adobe.com

Die vorbereitete Bank.            business 17
INNOVATIONSREISE

                       Ö
                                    sterreich soll zu den international füh-      ist es, neue Technologien zu forcieren, Innovationen voranzutreiben und
                                    renden digitalen Wirtschaftsstandorten        Forschung und Ideenreichtum zu stärken“, so die Ministerin.
                                    gehören“, hält die digitale Roadmap der
                                    Bundesregierung fest. Das will auch die       Strategien gefragt
                       Ministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstand-       Ein Statement, das bei Wirtschaftstreibenden gut ankommt. Immerhin
                       ort Margarete Schramböck. Für die Digitalisierung          möchte laut einer im Juni vom Beratungsunternehmen Deloitte präsen-
                       des Landes hat ihr Ressort in den nächsten fünf            tierten Studie im kommenden Jahr die Hälfte der befragten österreichi-
                       Jahren 100 Millionen Euro zur Verfügung. „Das ist          schen Unternehmen in robotergesteuerte Prozessautomatisierung inves-
                       ein wichtiges Signal“, betonte sie bei ihrer ersten        tieren. Weitere 37 Prozent können sich eine mittelfristige Investition in
                       Budgetrede im Parlament. Im Wirtschaftsbereich             diesem Bereich vorstellen. Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte
                       etwa gehe es um eine nachhaltige Unterstützung             Österreich: „Die heimischen Finanzchefs konzentrieren ihre Investitions-
                       der Unternehmen. Schließlich sind bis 2023 gerade          bereitschaft auf den digitalen Fortschritt und versprechen sich davon vor
                       in Wirtschaft und Industrie die größten Umbrüche           allem effizienzsteigernde Effekte.“
                       durch die digitale Transformation zu erwarten, so          Allerdings hatte noch im Vorjahr die Studie „Supply Chain 4.0“ der TU
                       das Ergebnis einer aktuellen Expertenbefragung             Wien heimischen Firmen einen fehlenden Masterplan für die Digitalisie-
                       (Delphi-Studie) des Centre for Informatics and             rung bescheinigt. Befragt hatte man 40 namhafte Industrieunternehmen.
                       Society der TU Wien.                                       „Obwohl durchschnittlich 86 Prozent ihre IT-Budgets erhöht haben, hat
                       Tatsächlich präsentierte Schramböcks Ministerium im        nur etwa die Hälfte davon einen konkreten Digitalisierungsplan“, konsta-
                       Juni eine eigene Digitalisierungsagentur (DIA), die in     tierte man damals am Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungs-
                       enger Abstimmung mit in allen Ressorts installierten       lasertechnik der TU. Problematisch sei etwa die mangelnde Bereitschaft,
                       Chief Digital Officers agiert. Sie solle auch Impulsge-    Prozess- und Maschinendaten mit Anlieferern zu teilen. „Diese stellen
                       ber für die digitale Transformation der Wirtschaft sein.   jedoch die Grundlage für eine optimale Lieferkette dar.“ Ein Manko, das
                       In den Handlungsfeldern digitale Infrastruktur, Wirt-      etwa die WKO OÖ beheben will: Auf der von ihr initiierten Website
                       schaft, Bildung & Gesellschaft, Forschung, Entwick-        www.wkdigitalisierungskompass.at finden sich dazu Vorzeigebeispiele
                       lung & Innovation sowie Datenschutz & Datenwirt-           mit gelungenen Umsetzungen sowie die Möglichkeit, eine auf den eige-
                       schaft schaffe die DIA eine Plattform zur Koordination     nen Betrieb zugeschnittene Strategie-Checkliste zu erstellen.
                       und Abstimmung unterschiedlicher Akteure. Und sie
                       werde Anlaufstelle für nationale wie internationale        Innovative Versicherungslösungen
                       Digitalisierungsfragen sein. „Der Schlüssel zum Erfolg     Zum Digitalisierungsvorreiter im Finanzsektor ist die Raiffeisenbanken-
                                                                                  gruppe OÖ geworden. Die auf innovative Versicherungslösungen spe­
                                                                                  zialisierte Tochter RVM Versicherungsmakler etwa ist mit einer web­
                                                                                  basierten Softwarelösung der Konkurrenz voraus: „Wir haben iClaim für

                       ZIEL: VERNETZUNG ALLER                                     unsere Kunden zur effizienten und transparenten Schadenabwicklung
                                                                                  entwickelt. Die digitale Plattform vernetzt alle Beteiligten im Schadenpro-
                       ­BETEILIGTEN AUF EINER                                     zess und beschleunigt die Kommunikationswege“, erklärt Markus Mühl-
                                                                                  berger, Mitarbeiter von RVM/Select Versicherungsmakler. Das neue Pro-
                        ­DIGITALEN PLATTFORM.                                     gramm ist schon jetzt ein Erfolg: „Insbesondere Logistikunternehmen
                                                                                  und Wohnbauorganisationen schätzen unsere Dienstleistung in diesem
                       MARKUS MÜHLBERGER, RVM/SELECT VERSICHERUNGSMAKLER          Bereich und vertrauen auf das bewährte Service. Das System ist flexibel
                                                                                  und für jegliche Art der Abwicklung von Massenschäden interessant.“
                                                                                  Damit, so Mühlberger, sei eine papierlose und transparente Form der
                                                                                  Schadenabwicklung möglich: „iClaim ist durch tagesaktuelle Abfragen
                                                                                  und standardisierte Risikoberichte ein wesentliches Instrument zur
                                                                                  Dokumentation und Steuerung des Risikomanagements. Diese selbst
                                                                                  entwickelte Plattform hat sich zu einem wichtigen Bestandteil unserer
                                                                                  breit gefächerten Dienstleistungspalette entwickelt.

                                                                                  Banking trifft Gründerspirit
                                                                                  Trotz des großen Erfolgs von iClaim bleibt keine Zeit, sich auf den Lor-
                                                                                  beeren auszuruhen. Der Innovationsdruck bleibt auch in Zukunft hoch.
                                                                                  Daher hat sich die Raiffeisenlandesbank OÖ letzten Herbst mit „think300“
           Markus                                                                 den idealen Reisebegleiter für den Weg in die digitale Zukunft zur Seite
     ­M ühlberger,                                                                geholt. „Wir wollen in puncto Digitalisierung ein Vorreiter sein“, erklärt
      ­M itarbeiter                                                               Barbara Wagner von der Raiffeisenlandesbank OÖ. „Und mit dieser Koo­
 von RVM/Select                                                                   peration ist eine tolle Win-win-Situation entstanden.“ Auf der einen Seite
                                                                                                                                                                © Foto Strobl, RLB OÖ

 Versicherungs-                                                                   steht das Know-how und seriöse Standing einer regional verankerten
  makler: „iClaim                                                                 Bank mit hohem Kundenvertrauen. Auf der anderen eine lebendige Start-
   ist ein großer                                                                 up-Szene, für die digitale Geschäftsmodelle zur Grundausstattung gehö-
            Erfolg.“                                                              ren. Zudem bietet die Partnerschaft mit „think300“ Zugang zu dem Start-

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RLB-OÖ-Vorstand Stefan Sandberger, Michaela Lindinger, CEO von think300, Barbara Wagner von der RLB OÖ und Michael Eisler, Vorstand von startup300.

                         WIR WOLLEN BEI DER                                            reite man in der Tabakfabrik den Boden. Hier wachse ein Ökosystem
                                                                                       heran, in dem sich Start-ups, Unternehmen und Business Angels auf
                         DIGITALISIERUNG EIN                                           Augenhöhe begegnen. „Wir lernen voneinander und arbeiten miteinan-
                                                                                       der zum wechselseitigen Nutzen.“ So kann echte Innovation entstehen.
                         VORREITER SEIN.                                               Startup Finance Manager Gibble als erstes gemeinsames Baby
                         STEFAN SANDBERGER, VORSTAND RAIFFEISENLANDESBANK OÖ           Das erste aus dieser Zusammenarbeit erwachsene Projekt steht kurz vor
                                                                                       dem Abschluss: Im Frühjahr wird Gibble an den Start gehen. Die Lösung
                                                                                       erleichtert Start-ups das für Fördergeber und Investoren nötige Re-
                                                                                       porting, mit Gibble kann Business Angels in Echtzeit Einblick in Finanz-
                         up-Ökosystem der startup300 AG sowie dem                      daten und Kennzahlen gewährt werden. „Gründer fokussieren oft auf
                         Start-up-­Campus „factory300“ am Areal der Linzer             Produktentwicklung und Sales“, weiß Lehner. Für Investoren und Förde-
                         Tabakfabrik. Wagner ist an ein bis zwei Tagen pro             rer sei es aber wichtig, die „Vitalfunktionen“ ihrer Start-ups stets über-
                         Woche vor Ort. „Die Atmosphäre ist voller Energie“,           sichtlich und zeitnah parat zu haben. Und eine Voraussetzung, um im Kri-
                         schildert sie. Dass Banker und Start-ups miteinander          senfall keine wertvolle Zeit zu verlieren. „Zugleich macht die ­einheitliche
                         diskutieren, gemeinsam an Events und Workshops                Struktur der App die Reportings für uns Business Angels besser ver-
                         teilnehmen und einander ihre Problemstellungen                gleichbar“, so Michael Eisler, Vorstand von startup300. „Dieses Bench-
                         vorlegen können, sei ein großes Plus. „Für uns mit            marking ist unheimlich wertvoll.“ Umgekehrt bekämen die Start-ups mit
                         unseren traditionellen, weisungsgebundenen Struk­             Gibble ein leicht zu bedienendes automatisiertes Reportingtool, das
                         turen ist deren offene, kreative, oft visionäre Menta­lität   auch Möglichkeiten wie Vorschaurechnungen oder eine Cashbestand-
                         und Agilität inspirierend.“ Start-ups seien typischer-        Frühwarnfunktion enthält. Die Features der App gingen aus der Zusam-
                         weise schnelle Entscheider, lösungszentriert, flexibel        menarbeit zwischen think300 und der Bank hervor. „Ein gelungenes Bei-
                         und praktisch permanent mit Produktoptimierung                spiel, wie die Entwicklung innovativer Dienstleistungen im Zusammenspiel
Einfach QR-Code          beschäftigt.                                                  zwischen Corporate-Strukturen und Gründern funktionieren kann“, meint
    scannen und          „Linz hat enormes Potenzial“, sagt Business Angel             Eisler. Und streut der Bank Rosen: „Ein Kompliment an die Raiffeisenlan-
    einen ersten         und Vorstand der startup300 AG Bernhard Lehner.               desbank OÖ, die so freies Arbeiten ermöglicht hat.“
 Blick auf Gibble        Nämlich gut ausgebildete IT-Fachkräfte aus den um-            Für die Bank sei dies ein erster Schritt in eine ausbaufähige Richtung,
         werfen:         gebenden Schulen, Affinität zur Mechatronik und               erklärt Wagner. „Wir halten etwa auch das Angebot von eigenen Banking-
                         Materialwissenschaft und die hohe Kompetenz der               Dienstleistungen auf einer Plattform gebündelt mit Lösungen durch Ko-
                         Johannes Kepler Universität u. a. im Bereich künst­           operationen von Fintechs für sehr smart.“ Der Trend aus den USA zeige,
                         liche Intelligenz und Machine Learning. „Wenn es ge-          dass man Bankkunden durch maßgeschneiderte Vernetzung auf Basis
                         lingt, all das noch stärker mit dem Thema Gründen zu          leistungsfähiger Infrastruktur noch mehr Nutzungskomfort bieten könne.
                         verknüpfen, haben wir die Chance, einen Leuchtturm            Und das ist schließlich der eigentliche Zweck der Kooperation der Bank
                         mit internationaler Reichweite zu schaffen.“ Dem be-          mit innovativen Einrichtungen wie startup300. ••

Die vorbereitete Bank.                                                                                                                                 business 19
INTERVIEW: PATRICK KRAMER

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INTERVIEW: PATRICK KRAMER

                  UPDATE:
                  MENSCH Wie die Digitalisierung den Menschen verändert, zeigt die ­immer engere Verbindung
                          von Mensch und Maschine – ob durch digitale Assistenten, wie Siri auf dem iPhone
                              oder Smart Speaker wie Alexa, die großflächig Einzug in den ­privaten Wohnraum
                           ­halten. Im Interview mit einem der ­weltweit einflussreichsten Vordenker im Bereich
                             digitale und biologische Transformation, Dr. Patrick Kramer, erfahren wir, dass die
                                                          nächste Stufe der Digitalisierung unter die Haut geht.
                                                                                              Text: Alexandra Stefanov

Die vorbereitete Bank.                                                                                              business 21
INTERVIEW: PATRICK KRAMER

                     H
                                 aben Sie ein Smartphone? Wenn ja, dürfen
                                 wir Ihnen gratulieren: Die Digitalisierung hat
                                 offiziell Einzug in Ihre Hosentasche gehal-
                                 ten! Vielleicht haben Sie auch schon über-
                      legt, sich einen Smart Speaker namens Alexa anzu-
                      schaffen, oder aber Sie verfügen bereits über einen
                     Kühlschrank, der Ihnen mitteilt, was „Ihnen“ fehlt. Die
                     Digitalisierung transformiert alles und macht nicht in
                     unseren Hosentaschen oder Wohnzimmern halt. Die
                     nächste Transformationsstufe wird den Zwischen-
                     schritt über ein Smartphone nicht mehr benötigen –
                     denn sie geht unter die Haut. Wie das Öffnen von
                     ­Türen oder das Bezahlen an der Kassa in Zukunft
                      aussehen könnte, erzählt uns Dr. Patrick Kramer im
                      Interview, denn er erledigt solche Alltagsaufgaben
                      schon lange nur mehr mit einer lässigen Handbe­
                      wegung.

                     business: Den Begriff Cyborg kennt man vorrangig
                     aus der Science-Fiction-Literatur und aus Holly-
                     woodfilmen. Was genau macht Sie zum Cyborg?
                     Patrick Kramer: Ich bin ein Cyborg, weil ich meh-
                     rere Mikrochip-Implantate in meinem Körper habe.
                     Man darf diesen Begriff aber jetzt nicht so wissen-
                     schaftlich ernst nehmen. Er ist hauptsächlich durch
                     Hollywood geprägt. Sobald wir an Cyborgs den-
                     ken, haben wir den Sechs-Millionen-Dollar-Mann,
                     Robocop oder Darth Vader vor Augen. Viele moder-
                     ne Cyborgs dieser Zeit sind jedoch Menschen,
                     die beispielsweise einen Herzschrittmacher haben
                     oder aus medizinischen Gründen Implantate tra-
                     gen. Bei einer Rentnerin mit künstlichem Hüftge-
                     lenk würde man vermutlich nicht gleich an Robo-
                     cop denken. Wenn ich mich also als menschlicher
                     Cyborg bezeichne, ist das mit ein bisschen Augen-            weil für uns ein Leben ohne Technologie nicht mehr möglich wäre.
                     zwinkern zu verstehen. Aber die Entwicklung                  Und damit beziehe ich mich jetzt nur auf unsere Alltagstätigkeiten, wie
                     schrei­tet rasant voran. Man denke an Prothesen,             die Benutzung eines Smartphones oder das Autofahren.
                     die mit dem menschlichen Nervengerüst verbun-
                     den sind und über Gehirnschnittstellen kontrolliert          business: Wann werden smarte Implantate nicht nur für Experten wie
                     werden können. Das gab es vor ein paar Jahren                Sie, sondern auch für die breite Gesellschaft normal sein?
                     noch nicht. Wenn wir die Frage philosophisch be-             Patrick Kramer: Weltweit befinden wir uns bei Menschen mit smarten
                     trachten, sind wir im weitesten Sinn alle Cyborgs,           Mikrochip-Implantaten bereits im sechsstelligen Bereich. Wenn ich mir
                                                                                  anschaue, dass wir vor zwei, drei Jahren noch bei rund 20.000 waren,
                                                                                  geht es rasch voran. Warum: Es gibt drei Dinge, die wir Menschen im-
                                                                                  mer mit uns führen, sobald wir das Haus verlassen: Haustürschlüssel,
                                                                                  Portemonnaie und Handy. Ohne diese drei Dinge geht keiner von uns
                                                                                  mehr freiwillig vor die Tür. Ich schleppe diese Sachen also immer mit
                                                                                  mir herum und mache mir ständig Gedanken, ob ich alles dabei habe
                                                                                  und ob das Handy auch aufgeladen ist. Mit der ersten Generation von
                                                                                  Mikro­chip-Implantaten ist es jetzt möglich, das Thema Haustürschlüs-
                                                                                  sel und was da noch alles dranhängt zu vernachlässigen. Ich führe ein
                                                                                  schlüsselloses Leben, und es ist superangenehm. Ich will nie wieder
                                                                                  zum klassischen Schlüssel zurück. Das macht für mich keinen Sinn
                                                                                  mehr. In der zweiten Generation der Implantate geht es darum, dass
    Ein Digiwell-­                                                                wir das Portemonnaie nicht mehr brauchen. Wenn wir mal einen Blick
Implantat, durch                                                                  in unser Portemonnaie werfen und das Bargeld beiseitelassen, sehen
Röntgenstrahlen                                                                   wir nur Karten. Und diese Plastikkarten dienen in erster Linie der Iden-
         sichtbar                                                                 tifikation, sei es als Mitarbeiter, als Mitglied im Fitnessstudio oder als
       ­g emacht.                                                                 Versicherter. Und manche Identifikationskarten haben eine Bezahl-

22 business
INTERVIEW: PATRICK KRAMER

                                                                                                    Ein Digiwell-­I mplantat vor dem Einsetzen.

                                                                                                    business: Wie viele Menschen kamen schon zu Ihnen, und was war
                                                                                                    der am häufigsten gewünschte Nutzen?
                                                                                                    Patrick Kramer: Ich schätze, dass ich bei rund 2.500 Menschen ein
                                                                                                    Implantat gesetzt habe. Zu Beginn kamen viele Elektrotechnik-­
                                                                                                    Studenten – wir würden allgemein von Nerds sprechen –, um Anwen-
                                                                                                    dungsmöglichkeiten auf Bits und Bytes genau zu analysieren und
                                                                                                    auszuloten. Zu mir kamen aber auch schon ganze Familien, die sich
                                                                                                    für entsprechende Funktionalitäten für ihr Smart Home ausstatten
                                                                                                    ­ließen. Wir sind hier wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekom-
                                                                                                     men – mehr Mainstream als Vater, Mutter, Kind geht nicht. Aktuell
                                                                                                     kommen auch viele Selbstständige, die sich Ihre Visitenkarten und
                                                                                                     Homepage-Links implantieren lassen. Das hat viel mit Selbstvermark-
                                                                                                     tung zu tun. Beim Visitenkartentausch kann man sich beim Gegen-
                                                                                                     über als glaubhaft innovativ positionieren, wenn man statt der Über-
                                                            „Unsere Kinder                           gabe einer Papierkarte nun seine Hand reicht. Am häufigsten sind

                                                             brauchen kein                           aktuell tatsächlich Smart-Home-Applikationen und Visitenkarten ge-
                                                                                                     wünscht.
                                                           Handy mehr. Sie                          business: Kann mein digitales Ich gehackt oder getrackt werden?
                                                           werden erleben,                          Patrick Kramer: Die Frage können Sie sich eigentlich selber beant-
                                                                                                    worten, denn um zu wissen, wo ich bin, müsste ich ein Signal an einen
                                                               wie man von                          GPS-Satelliten irgendwo im Weltall schicken. Wenn ich das mit mei-
                                                                                                    nem Handy mache – weil ich beispielsweise die Navigationsfunktion
                                                           Gehirn zu Gehirn                         nutze –, ist mein Akku nach zwei Stunden alle. Ich habe in einem
                                                                                                    ­Implantat aber keine Batterie. Das heißt also nein. Bei den Implan­
                                                            kommuniziert.“                           taten haben Sie eine Antenne, die so minimal ist, dass Sie beim
                                                                                                     Sicherheitscheck am Flughafen nicht piepsen. Gehen Sie mal mit
                                                                                                     ­
                                                                                                     ­Ihrem Portemonnaie durch die Sicherheitsschleuse. ••

                                             funktion hinterlegt. Die zweite Generation zielt auf
                                             den Bereich der Identifizierung ab und da­rauf, dass
                                             ich keine Karten mehr mit mir herumschleppen
                                             muss. Wir wissen aus der Marktforschung, dass
                                             80 Prozent der Menschen an einem Implantat in
                                             Reiskorngröße interessiert wären, wenn es ihnen er-                          ZUR PERSON
                                             möglichen würde, auf Karten und Portemonnaie zu
                                             verzichten. Das ganze Plastikzeug ist ja auch ein                            Dr. Patrick Kramer zählt zu den weltweit einfluss-
                                             Umweltfaktor. Die Möglichkeit ist hier dann quasi                            reichsten Vordenkern, wenn es um die nächste
                                             ein App-Store mit diversen Applikationen – aber                              ­Stufe der Digitalisierung geht. Er ist Experte für
                                             nicht mehr für Ihr Handy, sondern für Ihr Implantat.                          ­digitale und biologische Transformation, Perfor-
                                             Die erste Gene­ration der Implantate löst also den                             mance-Management und Zukunftsagent. Dr. Kramer
                                             Haustürschlüssel ab, die zweite Generation das                                 verfügt über langjährige Erfahrung in führenden
                              Über den       Portemonnaie, und die dritte Generation beschäftigt                            ­internationalen IT-/Beratungshäusern. Als Gründer
                              QR-Code        sich mit der Kommunikation. Heute halte ich mein                                und Geschäftsführer der Plattform „Digiwell –
                        ­g elangen Sie       iPhone X in der Hand. Ich gehe mal davon aus, dass                              ­Upgrading Humans!“ beschäftigt er sich mit den
                            direkt zum       wir das iPhone 20 nicht mehr in der Hand halten                                  entscheidenden Themen des digitalen Wandels
                       TEDx-Talk von         müssen, um zu kommunizieren. Das heißt, die Im-                                  und der menschlichen Transformation.
                            Dr. Kramer:      plantate werden sich weiterentwickeln, kleiner wer-                              Beim Netzwerkempfang der Raiffeisenlandesbank
                                             den, leistungsstärker, und in einigen Jahren haben                               OÖ AG am 1. Oktober 2018 wird Dr. Kramer erst-
                                             wir die ersten Gehirnimplantate, die eine Kommuni-                               malig in Oberösterreich die Möglichkeiten von
© www.digwell.com

                                             kation von Gehirn zu Gehirn ermöglichen. Vielleicht                              Smart Implants erklären und durch ein Live-­
                                             nicht in den nächsten zehn Jahren, aber ich bin                                  Biohacking hautnah erlebbar machen.
                                             überzeugt, dass meine Kinder noch erleben werden,                                www.digiwell.com
                                             wie man von Gehirn zu Gehirn kommuniziert.

                    Die vorbereitete Bank.                                                                                                                           business 23
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