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Forum I n fo www.pro-bahn.ch Pro Bahn Schweiz • Pro Rail Suisse • Pro Rail Svizzera Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs 3/10 Bild: wo Tramlinien bauen macht Spass Ein Dossier zum Ausbau der Tramnetze in der Schweiz und die aktuellen Strassenbahnfahrzeuge, ab Seite 3
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Editorial Inhalt Schwerpunkt Tram-Renaissance���������������������������������3 Jeder Stadt das eigene Tram���������������5 Tram Genf���������������������������������������������8 Tram Bern���������������������������������������������9 Tram / S-Bahn Basel���������������������������11 Aktuell Edwin Dutler Fernpendler und GA��������������������������12 Präsident Pro Bahn Schweiz Hintergrund Billettautomaten��������������������������������14 Regional Schwarzfahrer brächten Geld Meiringen Umwege���������������������������17 Zürich Flughafen��������������������������������18 Zürich Street Parade��������������������������18 Lamone Cadempino���������������������������19 Es liegt in der Natur der Sache, dass der öV lichen ungern thematisiert. Die Billettkontrol- Ausflug nicht kostendeckend zu betreiben ist. Ein an- le erheischt personellen Aufwand. Pro Bahn Chablais für Bahnliebhaber��������������20 gemessener Preis für diese Leistung ist von Schweiz ist der Ansicht, dass sich dies mehr als International den Fahrgästen gefragt. Eine weitere Tarif- lohnen würde. Nur mit regelmässigem und SNCF und Rollstuhl����������������������������21 runde steht an. Tiefer ins Portemonnaie grei- rigorosem Kontrollieren sowie gezieltem In- Tram Nizza������������������������������������������22 fen müssen alle, welche korrekt mit Billett kasso, notfalls auch von den Gerichten unter- Pro Bahn intern unterwegs sind. Bis vier Prozent beträgt die stützt, können diese entgangenen Millionen Abstimmung in Zürich�����������������������23 Quote der Schwarzfahrer – hier entgeht den reingeholt werden. Warum sollen nur ehr- Transportunternehmen jährlich ein mehrstel- liche Fahrgäste die leider nötigen Tarifmass- liger Millionenbetrag. Grosskontrollen be- nahmen tragen? Ein Umdenken bei den Impressum InfoForum 3/10, Versand: 16.9.2010 weisen diese Quote regelmässig. Trotzdem Transportunternehmen und den Bestellern wird dieses heisse Eisen von den Verantwort- des öV ist angezeigt. Herausgeber Pro Bahn Schweiz (pbs) Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs Postfach 2224, 8021 Zürich T 044 741 49 90, M 079 401 05 40 Une source de revenus méconnue www.pro-bahn.ch, info@pro-bahn.ch Postkonto: 82-4920-4 Redaktion Kaspar P. Woker (wo) Les transports publics ne couvrent pas leur coût transport. Pourtant, les autorités n’abordent Pourtalèsstrasse 11, 3074 Muri b. Bern T/F 031 951 23 00 – c’est dans la nature des choses. Une contre- pas volontiers le sujet. Les contrôles des billets ktwoker@bluewin.ch prestation appropriée est néanmoins deman- sont synonymes de frais de personnel. Or, Pro Mitarbeit Pro Bahn Jean-Pierre Bäbi (jpb), Edith Dutler (edi), dée aux voyageurs et de nouvelles négociations Rail Suisse estime que ces dépenses seraient Stephan Frei (sf), Marcel Homberger (mh), Francesco Mismirigo (fm), Willi tarifaires seront prochainement entamées. largement compensées : seuls des contrôles Rehmann (wr), Hans Rothen (hr), Kurt Toutes celles et tous ceux qui voyageront désor- stricts et réguliers ainsi qu’un encaissement ri- Schreiber (ks), Andreas Theiler (at) mais avec un titre de transport valable seront goureux, soutenu par la justice le cas échéant, Bilder Redaktion, soweit nicht anders erwähnt concernés par la hausse future des tarifs. Seuls permettent de compenser les millions perdus. Korrektorat y échapperont les resquilleurs, dont la propor- Et pourquoi les voyageurs honnêtes seraient-ils Yvonne Schär 4900 Langenthal tion se monte à quatre pour cent comme le seuls à payer le prix de la hausse des tarifs, mal- yschaer@sunrise.ch confirment des contrôles menés à grande heureusement indispensable ? Il est temps que Traduction/Traduzione échelle. Ils sont responsables d’une perte de les entreprises de transport et les commanditai- Irêne Minder (im), Roger Hasler (rh) gain de plusieurs dizaines de millions de francs res des prestations de transports publics chan- Inserate und Druck que subissent chaque année les entreprises de gent d’attitude face aux resquilleurs. Stämpfli Publikationen AG Postfach 8326, 3001 Bern T 031 300 66 66 Inseratemanagement: inserate@staempfli.com I viaggiatori senza titolo di trasporto Grafisches Konzept gs graphic-studio gmbh T 055 450 80 80 porterebbero dei soldi www.graphic-studio.ch Layout mbDesign, Konzept und Gestaltung 8046 Zürich T 044 362 76 77, M 079 472 35 62 Che il trasporto pubblico non copre i costi è matizzare questo argomento scottante. Il con- marco.bernet@bluewin.ch nella sua natura. Dagli utenti si chiede un trollo dei biglietti esige personale. Pro Rail è Auflage 2500 Exemplare, 4 x jährlich prezzo appropriato per questa prestazione. del parere che questo ne vale proprio la pena. Un altro aumento delle tariffe è alle porte. Solo con controlli regolari e rigorosi come Mitgliedschaften Europäischer Fahrgastverband, Tutti quelli che viaggiano correttamente con il pure incasso mirato, sostenuto, se necessario, Europäischer Verband für die Entwicklung des Schienenverkehrs biglietto devono sborsare di più. La quota dei anche dai tribunali, si possono far entrare viaggiatori in nero è stimata al quattro per- Nächste Ausgaben questi milioni sottratti. Perché solo i passegge- InfoForum 4/10 10. Dezember cento – una cifra di parecchi milioni che an- ri onesti devono sopportare le ahimè necessa- Inserateschluss 5. November InfoForum 1/11 10. März nualmente sfugge alle imprese di trasporto. rie misure di tariffe? E’ indicato un cambia- Inserateschluss 4. Februar Controlli regolari a tappeto ne sono la prova. mento di rotta presso le imprese di trasporto e InfoForum 2/11 16. Juni Inserateschluss 5. Mai Ciò nonostante ai responsabili non piace te- i committenti del trasporto pubblico. 2
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Renaissance mit Effizienz Alle drei Minuten ein Gelenkbus oder alle sechs Minuten ein Tram? Keine Frage, das Tram ist effizienter, schneller, bequemer und belastet die Umwelt noch weniger als moderne Busse. In der Schweiz holt das Tram verlorenes Terrain zurück. Einsam in Neuenburg Mit einer einsamen Rolle muss sich das Tram in Neuenburg be- gnügen. Le Tram 5 nach Boudry wird als klassische Vorortslinie wie seit Jahrzehnten im 20-Mi- nuten-Takt betrieben. Beim Umbau des zentralen öV-Kno- tens, der Place Pury, wurde de- ren Endhaltestelle aber weg von allen Busperrons an den Rand eines Parkings gedrängt. Der Bus 7 nach Hauterive stellt die Verbindung zum Bahnhof her, nur kommt er an dessen Hinterseite an. Ebenso unkoor- diniert gibt sich die Funambule, die für die Expo 02 gebaute Standseilbahn. Ihr seeseitiges Ende lag ausgezeichnet für Expo-Besucher, ist aber heute für Ortsunkundige kaum auf- In Zürich steht mit der Limmattalbahn schon das nächste Projekt an. Bild: ZVV zufinden und hat keinerlei An- schluss an das Busnetz. Mit ver- 18 von 23 Tramnetzen sind in quert werden, denn gerade den höher gelegenen Quartie- tretbarem Aufwand liesse sich den 1950/60er-Jahren ver- der Pendlerverkehr macht dort ren verbindet. Konzipiert für 25 die Linie 5 bis hierhin verlän- schwunden, von zweien blieb nicht halt, wie es die öV-Ange- Mio. Fahrgäste pro Jahr, wur- gern, denn nur ein eng ver- eine einzige Linie übrig. Jetzt bote an vielen Orten leider im- den bereits im zweiten Betriebs- netztes Angebot ist wirklich hat der Wind gedreht. Auch die mer noch suggerieren. jahr 22 Mio. Passagiere gezählt. attraktiv. Doch bei dieser Ver- Schweiz ist von einer Tramre- Effizient und erfolgreich. Kaum längerung müssten die Autos naissance erfasst worden, weil Vielfältig in Lausanne bescheidener ist die dritte Bahn, wohl eine Fahrspur ans Tram der öV in den Agglomerationen In Lausanne ist der Ausbau die Lausanne-Flon erreicht. Seit abtreten … ist sie wohl deshalb langfristig auf der Schiene effi- durch die Topografie und die 1991 verkehrt die als M 1 be- noch in keinem Bauprogramm zienter und kostengünstiger bisherige Bahnentwicklung zeichnete erste richtige Stadt- zu finden? abgewickelt werden kann als recht kompliziert. Am öV-Kno- bahn mit Eigentrasse und Hoch- mit Bussen. PBS unterstützt die- ten Lausanne-Flon treffen heu- perrons zum Universitätsviertel Bern, Biel, Basel se Bestrebungen und ist des- te drei Verkehrsträger zusam- und nach Renens. Knappe Fi- Die Berner und Bieler Tramplä- halb auch in verschiedenen Mit- men, welche alle eine schwei- nanzen liessen die Planer vor- ne werden auf Seite 9 darge- wirkungsgremien vertreten. zerische Pionierrolle einneh- sichtig sein. Heute platzt sie aus stellt. Bern steigt damit wieder Vorerst werden bestehende men. Die Vorortsbahn Lau- allen Nähten und die einspurige in die Liga der richtigen Tram- Netze ausgebaut, Vororts- sanne–Echallens–Bercher ist die Strecke, die kurzen Kreuzungs- städte auf, nachdem die Stadt- bahnen ins Tramsystem inte- älteste Schmalspurbahn (1873) gleise und der spezielle Wagen- entwicklung zwischen 1980 und griert und die ersten Neubau- der Schweiz, musste aber mehr park erweisen sich als Handi- 2000 eher einen Rückbau von projekte geplant. als hundert Jahre kämpfen, bis cap. drei der sechs Tramlinienäste sie den Zutritt ins Stadtzentrum Demnächst soll auch das erahnen liess. Grossspurig in Genf erhielt. Die älteste Standseil- Tram auferstehen. Die Linie M 3 Sachte geht’s in Basel vor- Mit der grössten Kelle ange- bahn (1877) wurde 1958 zu ei- soll von Renens bis Flon und wärts, siehe Seite 11. Am Rhein- richtet wird in Genf, wo der ner metroähnlichen Zahnrad- gegebenenfalls nach Bussigny knie fällt die enorme Ausdeh- Bahnhof Cornavin endlich wie- bahn umgebaut. Ihrerseits resp. Blecherette verlängert nung des Busnetzes im Zentrum der mit dem Tram erschlossen wurde diese 2008 von der er- werden. Gerechnet wird mit der Stadt auf. Mit der Abschaf- ist und fünf Streckenäste im sten richtigen Metro oder U- der Inbetriebnahme bis 2020. fung des Trolleybusnetzes vor Bau resp. bereits in Betrieb sind Bahn M 2 abgelöst, welche im Dazu kommen Buslinien mit ei- ein paar Jahren wurden neue (siehe Seite 8). Später soll auch vollautomatischen Betrieb Ou- gener Spur, weitgehend vom die Landesgrenze wieder über- chy den Bahnhof und Flon mit übrigen Verkehr getrennt. Fortsetzung auf Seite 4 3
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Schwerpunkt Fortsetzung von Seite 3 die Linie der AB aus Teufen– Gais noch in engen Kurven an Busdurchmesserlinien über den der Zahnstange in die Stadt Rhein geschaffen, die weitge- hinab und endet westlich des hend parallel zu den Tramlinien Zentrums im sogenannten Ne- verlaufen. Ob das die richtige benbahnhof. Da bleibt man ja Entwicklung ist, bis die Entlas- abgehängt. Hier endet auch tung durch den Bau des S-Bahn- die Trogenerbahn, welche öst- Herzstückes greift, bleibt offen. lich der Stadt als eine der steilsten Vorortbahnen Rich- Lugano ist dabei tung Speicher die Appenzeller Lugano erstickt regelmässig im Hügel erklimmt. Dass dem nicht Autoverkehr, die Busse stecken mehr so sei, ist eine Durchmes- im Stau, siehe Seite 19. Was serlinie geplant. Die beiden Li- liegt da näher, als das Tram wie- nien sollen verbunden werden, der auferstehen zu lassen. Vor- die Zahnstangenstrecke durch erst ist eine West-Ost-Linie von einen Tunnel ersetzt und die St. Gallen: Gaiser-Bahn und Trogener-Bahn werden durchgehend. Bioggio (Anschluss an die FLP technischen Normalien verein- aus Ponte Tresa?) ins Stadtzen- heitlicht werden. Mit 50 m lan- bis Stocken, quer durch die gert, bis 2020 sollen die neuen trum geplant. Kommen die 200 gen Zügen, analog der Zürcher Stadt, heute als Linien 1/4 die Linien 16/17 auf der heutigen Mio. Franken zusammen, soll Forchbahn, wird zwischen Teu- Hauptlinie des Trolleybus- Westtangente Zürich Nord und 2015 der Bau beginnen. Eine fen, St.Gallen und Trogen ein netzes. Nicht ausgeschlossen, Zürich West verbinden. Als Gan- spätere Nord-Süd-Linie soll Cor- 15-Minuten-Takt angeboten. dass hier in fernerer Zukunft zes ein durchdachtes Programm, naredo mit der Scairolo-Ebene Nicht ganz ein Trambetrieb, das Tram aufersteht, im Zen- das den öV-Nutzern einen ech- bei Noranco verbinden. aber doch ein besseres Ange- trum der Stadt auf denselben ten Mehrwert verspricht. Ob bot als heute. Der Baubeginn Schienen wie die Linie Trogen– die Autos dort in einen Tunnel Durchmessen in St. Gallen ist für 2012 geplant und Ende Teufen. www.appenzeller- verschwinden oder zugunsten In St. Gallen fordert die Topo- 2015 soll die neue Linie in Be- bahnen.ch/contento. des Trams zurückgedrängt wer- grafie die Planer genauso wie trieb gehen. Das St. Galler Tram den, darüber streiten sich die in Lausanne, windet sich doch führte einstmals von Neudorf Züri-Linie 2025 politischen Geister Zürichs noch Zürich, als Tramstadt par excel- eine Weile. www.vbz.ch/Linien- lence, lässt sich nicht lumpen. netz_2025. Kurz vor der Inbetriebnahme im Dezember 2010 steht die Tram im Limmattal dritte Linie der Glattalbahn, Im März 2010 ist zudem der Stettbach–Auzelg–Flughafen. Startschuss für die Limmattal- Mit dem «roten Zwölfer» fährt bahn gefallen. Voraussichtlich erstmals eine Tangente dem ab 2022 werden meterspurige Stadtrand entlang und nimmt Zweirichtungsfahrzeuge vom das Potential des immer stär- Bahnhof Altstetten via Schlieren, keren Pendlerverkehrs von Dietikon zum Bahnhof Killwan- Agglo zu Agglo auf, ist aber gen-Spreitenbach im Aargau trotzdem bestens mit dem be- verkehren. Dabei werden auch stehenden Tramnetz verbun- die Industriegebiete, das Spital den. Ein Jahr später wird’s in Limmattal und die Einkaufsmei- Zürich-West so weit sein, dass le in Spreitenbach bedient. Eine dieser boomende Stadtteil mit Verknüpfung mit dem Zürcher einer neuen Strecke ans Zen- Tramnetz und der Bremgarten– trum und den Bahnhof Alt- Dietikon–Bahn ist vorgesehen. stetten angeschlossen ist. Damit steigt auch «s Lisebethli», Bisher hat es das Zürcher wie die seinerzeitige Limmattal- Tram noch nicht geschafft, die Strassenbahn liebevoll genannt Bahnanlagen westlich des wurde, wie ein Phönix aus der Hauptbahnhofes zu queren. Asche. Im Zürcher Trammuseum Dies blieb Bus und Trolleybus träumt wohl schon der gelbe vorbehalten. Mit dem Konzept Zweiachser der LSB von 1900 von VBZ 2025 soll dies ändern. 2015 seiner zweiten Jungfernfahrt. wird die Linie 8 über die Hard- www.limmattalbahn.ch. Spezialline 4/13 während des Umbaus Escher-Wyss-Platz für Tram Zürich-West. brücke ins Werdhölzli verlän- Kaspar P. Woker 4
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Jeder Stadt das eigene Tram In jeder Schweizer Stadt fahren andere Trams. Muss das so sein? Welches ist der beste Typ? PBS hat sie getestet. Vor siebzig Jahren mussten die Aushilfe. Trotzdem sucht jede schweizerischen Trambetriebe Stadt das «beste» Tram. Anders ihre zweiachsigen hochbei- in Frankreich, wo fast aus- nigen Wagen durch leistungs- schliesslich Citadis-Trams von fähige moderne Tramzüge er- Alstom-France rollen. Da spielt setzen. Im Schosse des VST wohl der Heimvorteil mit. (heute Verband öffentlicher Alle schweizerischen Tram- Verkehr) wurde ein Standard- bauer sind in der Firma Bom- typ entwickelt, der in Basel, bardier aufgegangen. Als letzte Bern, Luzern, Genf, Zürich – je Fahrzeuge wurden in deren mit Anpassungen zwar – Ein- Werk Villeneuve die Zürcher gang gefunden hat. Offensicht- Cobra-Trams gefertigt, wohl lich waren diese Wagen so er- eher der Not als der Ökonomie folgreich, dass sich in den vier gehorchend, weil dieser Tram- grossen Städten die Strassen- typ – zu Beginn von Schindler bahn halten konnte, während und den VBZ als ultimative Ent- in den andern Tramstädten der Grossstädtisch in Lausanne: Doppelwagen der Metro auf Pneu. wicklung gepriesen – eine un- Schweiz Trolleybus und Auto- rühmliche, unendlich lange und bus das Regime übernahmen. Nachzügler – entschied sich in baut, womit die grünen und teure Leidensgeschichte hinter Wagen dieses Typs verkehren den Achtzigerjahren für ein gelben Wagen am Rhein deut- sich hat. Dieses Tram durfte einzig noch in Basel. Niederflurtram als schweize- lich komfortabler wurden als nicht länger als 36 Meter sein rische, wenn nicht europäische ihre blauen und grün-beigen wegen der Haltestellen Kunst- Eigene Wege Pioniertat. Für Zürich wurde Brüder. haus und Central und wurde Ab den Sechzigerjahren ging anschliessend die Tramgenera- Prinzipiell sind alle schwei- deshalb 10 cm breiter gebaut, jeder Verkehrsbetrieb punkto tion 2000 von SIG/SWS/BBC ent- zerischen Tramnetze gleich. um gleich viele Passagiere auf- Beschaffung eigene Wege. Zü- wickelt. Basel, sowie inzwischen Punkto Kurvenradien, grösster nehmen zu können, wie die gut rich setzte auf die (mirage- auch Baselland-Transport, Steigung, zugelassenen Achs- 40 Meter langen Wagen an- teuren) Doppelgelenkwagen, setzten auf Trams von Siemens drucks und Weichen- resp. Sig- derswo. Mit nur 12 Rädern Basel postete günstige Düwag- und SWP in Pratteln. Zudem nalsteuerung gibt es Unter- (Achsen hat Cobra keine) statt Trams in Deutschland, Bern liess entwickelten die Basler als Ers- schiede. Insider wissen, dass auf 16 wie bei andern modernen sehr starke Wagen entwickeln, te die Sänften, das heisst, in be- allen Tramnetzen schon Wagen Trams ist aber der Druck auf welche mit unbequem steilem stehende Trams wurde ein nie- anderer Städte eingesetzt wur- Einstieg brillierten. Genf – als derfluriger Mittelteil einge- den – meist zur Probe oder als Fortsetzung auf Seite 6 Renaissance du tram: la Suisse romande est de la partie En France voisine, le tram fait son grand sements effectués, d’un montant inédit tion de la ligne Onex–Bernex, fin 2012, retour depuis trente ans déjà et la vague en Suisse. Même les Romands découv- mettra fin à ce confort, dans la mesure où a désormais atteint la Suisse. Car on l’a rent les TP. il est prévu de réduire le réseau à trois li- reconnu : le tram est le moyen de trans- La ville du bout du lac, pour sa part, gnes : désormais, la moitié des voyageurs port par excellence pour maîtriser les mise d’une part sur le CEVA et d’autre devra changer de véhicules à Plainpalais, flux de pendulaires dans les aggloméra- part sur l’extension de son réseau de Bel-Air ou Cornavin. Ce changement ne tions de moyenne dimension. A Zurich, tram. Il aura fallu vingt ans pour créer un devrait pas aller sans créer des difficultés Berne et Bâle, l’extension des réseaux est réseau de transports de proximité effica- dans ces stations cruciales; par consé- en cours. ce et moderne, doté de six branches, à quent, Pro Rail Suisse demande, au nom Lausanne et Genève ne demeurent partir des dernières reliques de l’ancien des voyageurs qui empruntent les trans- pas en reste : à Lausanne, les lignes M 1 réseau de trams genevois, à savoir le fa- ports publics, de repenser cette décision. (Flon–Renens) et M 2 (Ouchy–Croisette) meux « tram 12 ». Le nouveau réseau ge- Peu de progrès par contre pour ce qui constituent respectivement le premier nevois représente le plus vaste projet de est des transports publics intra-urbains à RER véritable et le premier métro (sur tram en Suisse, dont une bonne partie est Neuchâtel : le tronçon manquant qui pneu) totalement automatisé. L’accrois- déjà réalisée. Six lignes qui se chevau- relie le tram 5 de Colombier–Boudry au sement massif du nombre de voyageurs chent permettent aujourd’hui de sillon- Funambule (liaison lac–gare) continue témoigne de la pertinence des investis- ner la ville sans changer. L’entrée en fonc- de manquer à l’appel ... 5
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Schwerpunkt Fortsetzung von Seite 5 Aus zuverlässiger Quelle ist zu bewirken (Combino, Flexity). Trams gemeinsam zu beschaf- vernehmen, dass Siemens in Die Fahrgeräusche im Wagen fen. Mit vier Prototypen sollte den Untergrund zu hoch, um Bern das weitaus günstigste An- sind deshalb eher hoch. Die vorerst die Tauglichkeit dieser z. B. in Bern die alten Stahlbrü- gebot unterbreitet habe und Cobras, welche dank ihrer Ein- Neukonzeption bewiesen wer- cken zu befahren. die Wahl darum leichtgefallen zelradaufhängung nie mehr den. Fast rundum zufrieden lau- sei. Mit dem massiven Ausbau quietschen in den Kurven, rum- tet das Urteil und sehr zuverläs- Niederflur über alles des Genfer Tramnetzes (siehe peln dafür ganz ordentlich, sig. Auf der Basis von Kunden- Gewitzigt aus den ersten Cobra- Seite 8) mussten neue Wagen denn die Räder werden sehr umfragen wurden acht für die Erfahrungen der Zürcher, be- beschafft werden. 100% Nie- rasch zu unrunden Polygonen. Passagiere sicht- und spürbare schafften sich die Basler neue derflur und Zweirichtungswa- Ein Phänomen, das die Ingeni- Verbesserungen realisiert. Trams zu sehr günstigen Kondi- gen sollten es sein, womit Bom- eure noch nicht im Griff haben. «Mehr Sein als Design – das tionen bei Siemens. Doch die bardier mit dem Typ Cityrunner- Fahrzeug ist benützerfreund- Combinos, eine Neukonstruk- Flexity zum Zuge kam. Ruhige Fahrweise licher» zitiert die BAZ vom 5. tion, erwies sich als Flop. Alle Die Cobra-, Combino- und Stadler-Rail hat aus solchen August 2010 den Direktor der elektrischen und pneumatischen Flexity-Trams bestechen mit der Überlegungen den Tango ent- BLT zum nachgerüsteten Tango. Einrichtungen sind auf dem durchgehenden Niederflurkon- wickelt. Nur drei Viertel des Eigentlich wäre die Serienbe- Dach angeordnet, was zusam- struktion. Eintreten statt Ein- Wagenbodens sind tief gelegt, stellung angestanden, doch men mit der Bauweise von star- steigen ist gefragt, ideal für mit allen Einstiegstüren. Dafür dem kommt die schon fast epi- ren zweiachsigen Teilwagen Kinderwagen und Rollstuhlfah- rollen diese Trams auf luftgefe- demische Unverträglichkeit bei- schon nach kurzer Zeit zu Ermü- rende. Diese Bauweise birgt derten Drehgestellen, ruhigere der Basel in die Quere. Die BVB dungsbrüchen führte. Siemens aber – auch für die Benützer – Fahrt garantiert. Aus der Sicht scheren aus, wollen neu aus- bezahlte sehr teures Lehrgeld nicht unbedeutende Nachteile. von PBS ist dieser Niederfluran- schreiben und sich offenbar für bei der Sanierung der Basler und Der Radantrieb kann nicht un- teil absolut genügend. Die we- ein anderes Modell entscheiden anderer Combinos. Mittlerweile ter dem Boden installiert wer- nigsten Fahrgäste zirkulieren – vorgeschoben werden wenig laufen die grünen Combinos der den, sondern bedingt im durch den Tramwagen hin- überzeugende Argumente (BAZ ersten Generation in Basel so zu- Wageninnern sperrige Kasten, durch. Somit stören zwei Stufen 14. Mai 2010). Deshalb bleibt es verlässig wie die seither durch welche entweder zur Coupé- im Wageninnern nicht. Weitbli- vorerst bei 15 BLT-gelben Tan- Bern beschafften roten Combi- Anordnung der Sitze führen ckend taten sich die Basler (BVB, gos auf den Strecken ins Birseck nos der zweiten Generation. (Cobra) oder enge Durchgänge BLT) zusammen, um sechzig und ins Birsigtal. Von links: Cobra, Tango, Combino I, Combino II, Flexity. Meist unbefriedigend: Die Frontzielanzeige bei Gegenlicht. 6
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Einen Erfolg feiert Tango in eingesetzten modernen Tram- derwagen/Rollstühle, Klima- sein, dass alle Typen die Anfor- Genf. Stadler hat das Rennen typen verglichen. Einbezogen anlage, Lautsprecherqualität, derungen an ein modernes, um die nächste Trambeschaf- wurden dabei auch die Wagen Aussenanzeigen Linie/Ziel, kundenfreundliches Tram erfül- fung gewonnen. Ab 2011 wer- der M2 in Lausanne, welche als Kundeninfosystem optisch/ len. Die Entwicklung steht nicht den 32 Zweirichtungs-Tangos Metro auf Pneu hierzulande akustisch, Werbung sowie Fahr- still. Dies geht aus der Wertung auf der neuen Linie nach Onex– neue Massstäbe setzt. Trams qualität mit -lärm innen/aus- zwischen Combino I und Com- Bernex unterwegs sein. von Alstom Frankreich, Končar sen, optischer Eindruck innen/ bino II hervor, welche in den Kroatien oder Tatra Tschechien aussen. Zu beachten ist, dass Jahren 2000 resp. 2010 ausge- In jeder Stadt anders? sind nicht berücksichtigt. Kundeninformationssystem liefert worden sind. In früheren Jahren waren Vor- und die Fremdwerbung unter- Tango (Baselland) – in der lieben, regionale Interessen Tango, Combino, Cobra nehmens- und nicht fahr- nachgebesserten Version – und (vernachlässigbare?) tech- Dieser Test betrifft ausschliess- zeugspezifisch sind, flossen führt die Rangliste an mit 90% nische Eigenheiten für die Aus- lich fahrgastrelevante Krite- aber in die Beurteilung ein. Das Erfüllungsgrad. Dicht gefolgt wahl dieses oder jenes Tramtyps rien. Die technischen Gegeben- Genfer Flexity-Tram ist ein von Combino II (Bern) mit 87%. massgebend. Heute gelten die heiten und die wirtschaftlichen Zweirichtungsfahrzeug, was Auf 87% kommen auch die Me- WTO-Beschaffungsregeln, wo- Aspekte spielen bei der Be- betriebliche Vorteile hat, dem trozüge (Lausanne). Die Cobra mit ganz klar das beste (güns- schaffung eine wesentliche Fahrgast aber klare Nachteile (Zürich) nimmt, trotz Rumpeln tigste?) Angebot obsiegt. In Rolle, können aber von PBS beschert. Die Lausanner Metro und Coupé-Sitzen, mit 82% den Zürich hat in den letzten bei- nicht beurteilt werden, wes- verkehrt nicht auf der Strasse, dritten Rang ein. Mit je 66% den Jahren ein Tram-Casting halb dieser Test etwas einseitig sondern in einem geschlos- schneiden Combino I (Basel) stattgefunden (InfoForum 2-09) ausfällt. Alle Tramtypen wur- senen Bahnsystem, daher eine und Flexity (Genf) deutlich we- im Hinblick auf die nächste den auf ihrem Netz im täg- Wertung ex aequo. Bereits ent- niger gut ab. Trambeschaffung. Die Kunden lichen Betrieb nach folgenden schieden wurde durch die VBZ, Jetzt darf man gespannt konnten ihre Präferenzen an- Kriterien begutachtet: Anteil keine Cobra-Trams mehr zu be- sein, für welches Tram sich Zü- geben, ohne dass ein klarer Sie- Niederflur, Türen/Einstiegssi- schaffen. Zum Vergleich wur- rich entscheiden wird und ob ger erkoren wurde. Es wird tuation, Sitzanordnung und den sie trotzdem einbezogen. Basel auf eines der getesteten spannend sein, welcher Typ –qualität, Haltemöglichkeiten, Jedes der 21 Kriterien wurde Modelle setzt oder ein weiterer ausgewählt wird. PBS hat des- Stauraum beim Einstieg / inne- mit gut, genügend, schlecht Typ auf Schweizer Schienen halb die heute in der Schweiz re Zirkulation, Raum für Kin- beurteilt. Generell muss gesagt auftaucht. Kaspar P. Woker 7
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Schwerpunkt Umsteigen statt sitzen bleiben in Genf Auf den massiven Ausbau des Tramnetzes soll eine Vereinfachung des Liniennetzes erfolgen. Vermehrtes Umsteigen statt direkte Fahrten sind die Folge. Unverständlich. … weniger Direktfahrten Seltsames bahnt sich an, wie die «Tribune de Genève» vom 13. Dezember 2009 meldet. Mit der Inbetriebnahme der Linie nach Bernex sollen die sich überlap- penden Linien aufgehoben und das Netz auf drei Linien verein- facht werden. 12 Moillesulaz–Bel-Air–Plain- palais–Carouge–Bachet 13 Nations–Cornavin–Stand– Plainpalais–Lancy– Palettes–Bachet 14 Meyrin Cern/Gravière– Cornavin–Bel-Air–Onex– Bernex Dazu dient die etwas selt- same Erklärung des Entwick- lungschefs der TPG: «Die Trams müssen sich an den Haltestellen Cornavin: Nichts als Baustellen. Plainpalais: Sie steigt immer um. in der richtigen Ordnung fol- gen», was heute nicht mehr der Heute sechs Linien chenen Nummer angezeigt und mit ständig wechselnden Fall sei wegen Staus usw. Die Le tram douze zwischen der werden. Linieninformationen. neu geordneten Linien würden Grenze bei Annemasse und Ca- 12 Moillesulaz–Bel-Air– dabei in dichtem Takt, je nach rouge bildete mehr als dreissig Plainpalais–Carouge– Neue Strecken, aber … Abschnitt alle 3 bis 6 Minuten, Jahre lang das Rückgrat des Bachet–Palettes Im Dezember 2010 (evtl. erst verkehren. Das heisst, dass eine Genfer öV-Netzes. Die Linie 12 13 Nations–Cornavin– später) kommt als nächster grosse Zahl von Direktfahrten ist das einzige Relikt des alten Plainpalais–Carouge– Aussenast in Meyrin der Haupt- entfällt. In Cornavin, Bel-Air Genfer Tramnetzes. Vor nicht Bachet–Palettes ast, d.h. die Verlängerung bis und Plainpalais – nur an diesen allzu langer Zeit erst wurde der 14 Meyrin-Gravière–Cornavin– zum Cern, in Betrieb. Damit drei Orten – werden in Zukunft letzte Abschnitt auf Doppel- Plainpalais–Carouge– werden die Linien 14 und 16 wesentlich mehr Fahrgäste um- spur ausgebaut. Im Zuge der Bachet unterschiedliche Endhaltestel- zusteigen haben. Trotzdem fol- gezielten Förderung des öV in 15 Nations–Cornavin– len erhalten. Ein Jahr später gen sich die Trams auf den Äs- der Rhonestadt (InfoForum Plainpalais–Lancy–Palettes startet die Linie 18 Cornavin– ten Moillesulaz und Carouge 2-10 zur CEVA) hat der Zwölfer 16 Meyrin-Gravière–Cornavin– Bel-Air–Onex–Bernex. Dabei alle 3 Minuten, nur tragen alle fünf jüngere Brüder erhalten. Bel-Air–Moillesulaz wird eine zweite Rhone-Que- die gleiche Liniennummer, statt Auf dem Genfer Tramnetz trifft 17 Moillesulaz–Bel-Air– rung für das Tram über die dass sie unterschiedliche Rou- man dauernd auf Baustellen. Plainpalais–Lancy Ponts de l‘Ile – die heutige ten ansteuern wie heute. Unbe- Neue Schienen werden verlegt, Hauptachse des Busnetzes – re- greiflich, denn an den drei Um- Linien verlängert oder anders Alle sechs Linien verkehren alisiert. Daraus ergibt sich auch steigepunkten kreuzen sich verknüpft. Genial, doch für Orts- im 6‘- bis 12‘-Takt, wodurch sich eine Netzredundanz bei Unter- heute schon grosse Verkehrs- unkundige etwas verwirrend, ausser zwischen Lancy und Pa- brüchen. Für solche Linienver- ströme (Tram, Bus, Auto, Velo, weil an der Rond Point de Plain- lettes die Trams im Abstand von knüpfungen wurden und wer- Parkingausfahrten). Die Tri- palais Linien übers Kreuz die 2 bis 6 Minuten folgen, je nach den an den vier Knotenpunk- bune zitiert dazu den Directeur Strecke wechseln und die bei- Ziel in Direktfahrt oder mit ein- ten Cornavin, Stand, Bel-Air de l’Aménagement «Cela va den Äste nach Palettes über Ca- maligem Umsteigen. Für Habi- und Plainpalais umfangreiche poser de gros problèmes.» rouge resp. Lancy eine grosse tués eine gute Sache, für den Weichenverbindungen einge- Schleife bilden. Dazu kommen Betrieb anscheinend kompli- baut sowie nach wenigen Jah- Fahrgastnutzen wichtig lignes barrées, Kurse, welche ziert. Suboptimal sind die elek- ren wieder komplett umge- Es ist nicht von der Hand zu wei- nicht die ganze Strecke befah- tronischen Anzeigen an den baut (Cornavin). Offensichtlich sen, dass nicht der Nutzen der ren und mit einer schräg gestri- Haltestellen, schlecht lesbar mangelt’s doch nicht am Geld. Fahrgäste, sondern die finan- 8
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 ziellen Auswirkungen im Vor- dergrund stehen. Ist etwa den Tram Bern macht vorwärts Genfern der Mut vor den eige- Die grösste Netzerweiterung steht unmittelbar bevor. Der Vorstoss in die Region ist in Planung nen Taten schon wieder ab- und in Biel tut sich etwas in Sachen Tram. Pro Bahn Espace-Mittelland (PB-EM) ist in der Mitwir- handengekommen, weil die kung aktiv eingebunden. Betriebskosten als Folge des rasch gewachsenen Tramnetzes Im Westen wie im Osten mit diversen Aktionen und der steigen von der S-Bahn Rich- ebenfalls steigen? Das verein- 2008 wurde mit dem Bahnhof- Teilnahme an Diskussionsforen tung Breitenrain oder Richtung fachte Tramnetz bedeutet aber platzumbau und den damit ver- ihren Beitrag geleistet hat. Wyler möglich, was wir von PB- auch, dass erst kürzlich gebaute bundenen Tramwendeschlau- www.tram-bern-west.ch. EM begrüssen. und heute genutzte Gleisver- fen ein neues Zeitalter beim Soeben hat der Regierungs- bindungen brach liegen wer- Betrieb von Bernmobil einge- rat einen Kredit für den Bau Weiter in die Region den. Bei der ersten Erneuerung läutet. Zur gleichen Zeit began- einer Wendeschlaufe in Siloah Am Projekt «Tram Region Bern» wird man sich Gedanken über nen die Bauarbeiten für das Gümligen bewilligt. Damit kön- wird seit zwei Jahren intensiv deren Nutzen machen. Einzel- Tram Bern West. Mit dem Ein- nen auch die Einrichtungsfahr- gearbeitet. Eile ist geboten, um ne müssen wohl dem Rotstift bringen der letzten Schienen in zeuge von Bernmobil die Ein- die versprochene Mitfinanzie- weichen. Bümpliz Anfang August ist der schaltkurse der Linie 6 bis Güm- rung des Bundes (A-Projekt im PBS begrüsst den Ausbau Bau abgeschlossen. Im Herbst ligen bedienen. Mit diesem Infrastrukturfonds) sicherzu- des Genfer öV-Netzes und freut erfolgen die Testfahrten nach Kredit wird auch die Haltestelle stellen. Einbezogen werden die sich mit den Benützerinnen der Brünnen und Bümpliz. Scheyenholz ausgebaut wer- Nachbargemeinden Ostermun- neuen Tramlinien. Ein persön- Am 12. Dezember 2010 fin- den, wo bisher nur einseitig ein digen und Köniz. Auf der Busli- licher Test: Fahrt mit Tram 16 det das Eröffnungsfest statt und Perron vorhanden ist. nie 10 Ostermundigen Rüti– von Moillesulaz nach Cornavin zukünftig fährt man mit dem Im Osten Berns werden Bern Zytglogge–Bahnhof–Kö- am 9. August, 14 Uhr; der Gross- Tram schneller und bequemer in ebenfalls neue Schienen ver- niz–Schliern folgen sich die Ge- teil der Fahrgäste profitiert von Berns Westen. Gleichzeitig be- legt. Einerseits Dienstgeleise lenkautobusse in den der direkten Verbindung zum endet «ds blaue Bähnli», die Li- vom Guisanplatz zum neuen Hauptverkehrszeiten heute im Bahnhof. Im neuen Netz wären nie G nach Worb-Dorf, seine Depot an der Bolligenstrasse Zweiminutentakt, oftmals als in Bel-Air mindestens vierzig Metamorphose zum Tram und und anderseits entlang dem Paket gleich hintereinander. Personen umgestiegen. Unver- wird zur Bernmobil-Linie 6 Stade de Suisse über die Gross- Um den prognostizierten Mehr- ständlich, denn an den drei Um- Worb–Muri–Bern Bahnhof–Fi- baustelle Wankdorfplatz zur S- verkehr von 30% bewältigen zu steigeknoten liegen die Perron- schermätteli. Damit findet eine Bahn-Station Bern Wankdorf können, wurde dieses Projekt kanten der einzelnen Linien langwierige Geschichte ihren als Verlängerung der Linie 9. weit voneinander entfernt. Abschluss, an der auch PB-EM Damit ist dort ab 2012 ein Um- Fortsetzung auf Seite 10 Blick über die Grenze Übrigens: Auf dem Tramnetz von Zagreb, Kroatien, überlap- pen sich die 15 Linien sehr ge- zielt. An jeder Endstation hat man, je nach Ziel in der Innen- stadt, die Wahl von zwei bis drei Linien. Dies wurde vom Au- tor – ohne lokale Sprachkent- nisse – getestet und als genial empfunden. Pro Bahn Schweiz fordert die Verantwortlichen auf, die zukünftige Gestaltung des Genfer Liniennetzes noch- mals zu überdenken. Dies umso mehr, als weitere Tramlinien bereits en projet sind: Nach St- Genis-Pouilly, Ferney-Voltaire, St-Julien-en-Genevois und An- nemasse, allesamt über die Grenze. André Guillaume / Mitarbeit wo www.way-tram.ch. Bern Brünnen mit Zentrum Westside: Tram 8 löst Bus 14 ab. Erste Testfahrt Tram Bern West, 1.9.2010. 9
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Schwerpunkt die Buslinie 12 weichen. Damit se–Wyler-Trams noch in den wird allerdings die «Wespen- Sternen. taille» zwischen dem West- und dem Ostteil des Berner Biel: Vom Moosrugger Tramnetzes weiter existieren. zum Regiotram Für PB-EM ist es deshalb wün- Anders in Biel, wo der Kanton schenswert, dass Ausweichmög- Bern die Projektierung für das lichkeiten geschaffen werden «Regiotram Agglomeration (zusätzliche Wendemöglich- Biel/Bienne» kräftig voran- keit, Umfahrungsstrecke). Dies treibt. Wie bei der Birsigtalbahn im Sinne einer besseren Redun- in Basel und der Linie Muri- danz, was die Stadt nun bis Worb in Bern soll eine Vorort- Ende Jahr auch überprüfen bahn ins Stadtzentrum geführt lässt. und auf Trambetrieb umgestellt Zum selben Projekt gehört werden. Die Bahnlinie der ASM die Verlängerung der Tramlinie aus Ins–Täuffelen (einst Moos- 9 von Wabern nach Klein-Wa- rugger gerufen) soll mit einer bern, wo das Tram mit einer sogenannten Mittelachse quer neu zu bauenden S-Bahn-Hal- durch die Stadt bis an die neu testelle verbunden werden soll. zu bauende SBB-Haltestelle im Zytglogge: Nicht mehr länger Endstation für die Linie G. Dieser Abschnitt wurde leider Bözingenfeld im Osten Biels vom Bund nur als C-Projekt ta- verlängert werden. Dieser Fortsetzung von Seite 9 wie Rüti, Bahnhof Ostermun- xiert, trotzdem ist der Baustart Bahnhof ist in Planung und soll digen, Eigerplatz und durch die auf 2017 terminiert. 2013 zum Eidg. Turnfest bereit- buchstäblich aufgegleist. In Innenstadt die optimale Linien- www.tramregionbern.ch stehen. Mit dem Regiotram grossen Zügen steht die Pla- führung gesucht. Im Mitwir- werden die Wohngemeinden nung. Allenfalls wird das Tram kungsverfahren wurde die Be- Auferstehung am rechten Bielerseeufer direkt auf den Rüti-Hügel hinauf sogar völkerung um deren Meinung in der Länggasse? mit der Innenstadt, den neuen durch einen Tunnel fahren und gefragt. PB-EM konnte in der Auf dem Netz von Bernmobil Arbeitsplätzen im Bözingenfeld bis Ende 2010 wird das defini- Begleitkommission Einsitz neh- gibt es zwei weitere Linien, auf und den projektierten Stades tive Vorprojekt ausgearbeitet. men und Anliegen direkt ein- der sich die Busse im Dreiminu- de Bienne (Hockey und Fuss- Festgehalten sind darin alle Li- bringen. Unser Augenmerk galt tentakt folgen. Die Strecke in ball) verbunden. Gleichzeitig nienführungen im Strassen- sehr gezielt der Innenstadt, wo die Länggasse und diejenige entsteht ein neuer öV-Knoten raum, die Haltestellen und es sich herausstellte, dass aus nach Wyler–Bahnhof Wank- östlich der Stadt für Reisende Wendeschlaufen. Der Baube- Kundensicht die Linie am bes- dorf. Die Frequenzen in den aus Solothurn–Grenchen. ginn ist für 2014 vorgesehen. ten über die bestehenden Gleise Hauptverkehrszeiten wären Mit detaillierten Studien in Markt- und Spitalgasse führt. schon heute effizienter mit Pro Bahn mit dabei wurde für anspruchsvolle Teile In den engen Gassen muss dafür Tramzügen als mit einer Flotte Momentan läuft die Phase des von Gelenkbussen zu bewälti- Vorprojektes. Weitgehend klar gen. Für die Länggasse hiesse sind die Abschnitte dem Flüss- das eine Wiederbelebung der chen Schüss/Suze entlang. Trotz 1959 wegen des Bahnhofum- Mitwirkungsverfahren herrscht baus eingestellten Linie. Dabei noch gar keine Klarheit für die verhelfen eben dieser Bahnhof, Abschnitte durch Nidau und den sowie die Universität, der Stre- Bahnhof Biel hindurch. PB-EM cke zu einer tramwürdigen erhielt auch hier einen Sitz in der Nachfrage. Mit einer Tramlinie Begleitkommission und nimmt über die Lorrainebrücke in den aktiv an der Mitwirkung teil. Im Wyler liesse sich zwischen Lor- Agglomerationsprogramm des raine und Viktoriaplatz sowie Bundes ist das Regiotram im Teil am Bahnhof Wankdorf eine B zu finden, womit der Baube- zweite Tramverbindung zwi- ginn 2015 anvisiert wird. Siebzig schen Ost- und Westnetz reali- Jahre nach dem Verschwinden sieren, analog dem, was heute des Bieler Trams (1948), dem äl- in Genf gebaut wird (Tram über testen in der deutschen Schweiz die Ponts de l'Ile) und in Zürich (1877), dürfte die Uhrenstadt projektiert ist (Tram über die wieder die Vorteile des Trams Stimmt die Fahrleitung? Scharf beobachtete Testfahrt. Das neuste Tram von Bern Hardbrücke). Allerdings steht entdecken. www.regiotram.ch Mobil, Combino 666, gibt sich die Ehre Richtung Bern West. die Projektierung des Länggas- Aldo Hänni 10
Schwerpunkt InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Bewegungen in und um Basel beim Tram ... In InfoForum 3-09 wurde die Entwicklung des Basler Nahverkehrs geschildert mit allen Erfolgen und Widerwärtigkeiten, inklusive Planskizzen. Bewegungen sind registrierbar – teilweise erst im Planungsstadium. Tram 2 Dies gilt auch für das elsässische Stadt liegt ein Antrag über ginn 2013. Bereits beschlossen Der Erfolg und die Überlastung Entwicklungsgebiet westlich 4 Mio. Franken für den nötigen ist die künftige Gültigkeit des der Buslinie 30 zwischen Bahn- des Bahnhofs St-Louis sowie für Projektierungskredit vor. U-Abonnements TNW bis zum hof SBB und Bad. Bahnhof zeigt die Sport- und Schulanlagen in Bahnhof Weil. es deutlich. Der Wiederaufbau Bourgfelden. Eine Finanzie- Tram 8 nach Weil der 1966 eingestellten Tramli- rungsvereinbarung als Basis für Auf Basler Seite sind etwa vier- Tram 10 nie 2 über die Johanniterbrücke die Projektierung wurde im hundert Meter Geleise verlegt. Der Margarethenstich bringt ist zwingend und wird auch von April 2010 unterzeichnet. Da- Die Hauptarbeiten mit zwei für die Linie 10 eine direkte An- PB-NWCH unterstützt. Eine Ini- mit wird der erste Meilenstein Brückenbauten auf beiden Sei- bindung von Birsig- und Lei- tiative von Pro Tram für den für die Auferstehung des Tram- ten der Grenze werden 2011 mental an den Bahnhof SBB. Bau wurde eingereicht, aber verkehrs nach Frankreich ge- stattfinden, Inbetriebnahme Das Projekt ist mit 17 Mio. Fran- noch nicht behandelt. setzt. Dem Grossen Rat Basel- der Linie Ende 2012 oder Be- ken im Agglomerationspro- gramm Basel eingestellt mit Tram 3 Teilung der Kosten, die Realisie- Verlängerung der Linie 3 um rung bis Ende 2014 vorgesehen. drei Kilometer von Burgfelden Für Vor- und Bauprojekt haben Grenze über Bourgfelden nach beide Kantone je 770 000 Fran- St-Louis, Gare Ouest. Mit dieser ken gesprochen. können Siedlungs- und Ver- kehrsentwicklung optimal auf- Tram 11 einander abgestimmt werden. Die Verlängerung der Linie 11 Diesseits der Grenze befinden durch die Avenue de Bâle bis sich das Entwicklungsgebiet zum Bahnhofplatz von St-Louis Friedmatt, das Schweizerische wurde auf Verlangen dieser Paraplegikerzentrum Basel so- Stadt als Option bis nach 2018 wie der Sportplatz Pfaffenholz, zurückgestellt und das Projekt alle bisher ohne öV-Anschluss. Der Dreier: bis Burgfelden Grenze oder durch Bourgfelden hindurch? via Bourgfelden vorgezogen. ... und bei der S-Bahn Kompliziert bleibt die Verknüp- arbeitsplätze besser zu er- soll ja die S 6 aus Lörrach–Basel eine neue Rheinbrücke der Ver- fung der S-Bahn-Linien aus dem schliessen. bis zum EAP verlängert werden. bindungsbahn gelegt (Vier- Elsass und Baden-Württemberg. Ob dann die SBB-Flirts im Elsass spur), womit wenigstens die S- Etwas Heimatschutz und das EuroAirport genehm sein werden? Bahn aus Offenburg–Freiburg Wiederbeleben von eingestell- Der trinationale Lenkungsaus- wieder bis Basel SBB geführt ten Bahnlinien sind nicht ganz schuss / Comité de pilotage (60 Herzstück werden kann. Auch das dauert einfach zu knacken. Personen!) traf sich erstmals In der Diskussion um die S-Bahn noch sieben Jahre. Ende Juni in Colmar. Noch 2010 zwischen den beiden Basler S 1 La ligne verte soll eine Finanzierungsverein- Bahnhöfen hat die Variante S 5 ins Kandertal Bisher wenig Bewegung für barung für diesen Bahnan- Mitte die beste Chance auf Ver- Die Verlängerung der Linie S 5 den grenzüberschreitenden schluss entworfen werden. Auf wirklichung. Sie weise das beste Lörrach-Weil am Rhein aus dem Fahrzeugeinsatz auf der S-Bahn 180 Mio. Euro lautet die Kosten- Kosten/Nutzen-Verhältnis auf, Wiesental nach Haltingen und Frick–Basel–Mulhouse. Die Re- schätzung für die sieben Kilo- wurde im Juni bekannt gege- hinein ins Kandertal bis Binzen gion Elsass setzt auf die franzö- meter lange zweigleisige Neu- ben, was aber noch durch Ex- wurde schon mehrfach öffent- sischen AGC-Züge, tauglich nur baustrecke mit unterirdischem perten zu bestätigen ist. Nach- lich diskutiert. Nicht nur aus für die französischen Strom- Bahnhof. Für rund einen Drittel her geht’s an die Finanzierungs- Sicht von PB-NWCH wäre dies systeme und mit Dieselantrieb, dieser Summe bestehen bereits vereinbarungen zwischen den eine sinnvolle und nötige Ergän- aber keine Weiterfahrt in der Finanzierungszusagen, auch aus beiden Basel, dem Bund und al- zung. Ein Abschnitt der Kander- Schweiz oder in Deutschland. Baden-Württemberg. Charles lenfalls Baden-Württemberg. talbahn (heute kein regelmäs- Basel- und SBB-seits wird ver- Buttner, Président du Conseil Da warten die Basler wohl noch siger Bahnverkehr) müsste dazu sucht, mit den neuen frank- Général du Haut Rhin, sagte zur einige Jahre auf ein betriebsbe- elektrifiziert werden. Bisher reichtauglichen Flirts wenigs- Finanzierung: «Wenn man et- reites S-Bahn-Herzstück. wurden noch keine Planungen tens von Frick bis St-Louis fah- was will, wird man auch die Fi- Quasi im Vorlauf dazu wur- dafür aktiviert. ren zu können, um die Chemie- nanzmittel finden.» Dereinst de im März der Grundstein für Willi Rehmann 11
Forum Info Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 Aktuell Fernpendler sollen Spitzenkapazitäten finanzieren Steuer- sowie Siedlungspolitik und gutes Angebot fördern das Fernpendeln. Ökonomisch ein Unsinn, denn Kosten steigen überproportional und Erträge kaum. PBS eröffnet die Diskussion zu einem neuen Modell: Nutzniesser beteiligen. Stehplätze in den IC-Zügen Bern–Zürich oder Lausanne– Genf in der Stosszeit sind keine Ausnahme. Stehende Zugfah- rer können sich trösten – iPod ins Ohr und DRS hören: «Stau oder stockender Verkehr auf der A 1 vor dem Gubristtunnel in beiden Richtungen». Sie fah- ren stehend, während die an- dern sitzend stehen. Kapazi- täten auf Strasse und Schiene sind ausgeschöpft. Politik und Wissenschaft, Automobilver- bände und Transportunterneh- men sind sich (fast) einig: Ohne Gegenmassnahme droht der Verkehrskollaps. Die Mobilität ist (zu) billig. Fernpendeln liegt Effretikon: Wie viele Fernpendler sitzen in diesem IC St. Gallen–Genf? im Trend. Bahn 2000 und Neat entfalten eine zwar geahnte, portional zu. Dafür muss mehr mehr Steuermittel zu fordern, Das belastet alle, die über diese aber verdrängte Hebelwirkung. Rollmaterial beschafft werden, ist nicht durchsetzbar. Ebenso Strecken fahren. Damit werden Steigende Güterströme auf al- deshalb braucht’s mehr Trassen, wenig führt eine massive Mehr- Linien wie Bern–Zürich oder len Verkehrsträgern rufen müssen zwischen Bern, Zürich belastung der Strasse zugun- Bern–Thun zu wahren cash ebenfalls nach einem Ausbau. und Winterthur, zwischen Genf sten der Schiene zum Ziel. Wird cows oder zu Deutsch Milchkü- Auch PBS muss sich mit der Fra- und Lausanne bald zwei durch- mit dem Anstieg des Erdöl- hen. Dieses System beanstande- ge auseinandersetzen, wie der gehende Doppelspuren zur Ver- preises in grossem Stil vom te der Preisüberwacher nun Infrastrukturausbau und die fügung stehen. Auto auf den Zug umgestie- zum zweiten Mal. Die Auswahl damit steigenden Betriebs- Für HGV-Anschlüsse ZEB I/II, gen, heisst das nichts anderes der damit belasteten Strecken kosten zu finanzieren sind. Bahn 2030 sind Dutzende von als nochmals deutlich höhere scheint ihm nicht mehr plausi- Milliarden veranschlagt, ohne Investitionen für die Bahn. Die bel. Ertrag plafoniert dass alles Notwendige – wei- Lösung kann nur mit einem ge- Im Ausland wird teils wie im Mehr Mobilität ist, wie bei an- terer Juradurchstich usw. – fi- zielten Preiszuschlag funktio- Flugverkehr eine Platzbewirt- deren Gütern, eigentlich durch nanziert ist. Investitionen ver- nieren, der die Mobilität nicht schaftung praktiziert. Wer die deren Nutzer zu bezahlen, ein langen Unterhalt und Erhalt. noch zusätzlich fördert, wie meist gefragten Verbindungen ökonomischer Grundsatz. Für Auch dafür sind laufend höhere dies heute für Schiene und im TGV benützt, bezahlt am öV-Reisende existiert heute ein Mittel zu budgetieren. Deshalb Strasse der Fall ist. Auch dort meisten. Das heisst «zug- Kostenplafond: Der Preis des funktioniert im öffentlichen wird nach zusätzlichen Mitteln scharfe» Tickets. Umbuchen Generalabonnements, niemand Personenverkehr der Grundsatz für den Ausbau gerufen, um nicht möglich oder nur mit ho- bezahlt mehr. Zwar steigt der nicht, wonach die Mehrnutzung Staus in den Spitzenzeiten zu hen Kosten. Im S-Bahn-System Preis im Dezember um 200 (2.) automatisch zu höheren Erträ- vermeiden. Schweiz undurchführbar. Das resp. 300 Franken (1. Klasse). gen führt, um den Mehrauf- Alle öV-Preise linear stark offene Tarifsystem ist ein Aber die Nutzung wird nicht be- wand zu decken. Das zeigt sich zu erhöhen, ist ungerecht. An- Trumpf und darf nicht aufs Spiel schränkt. Im Gegenteil. Dazu am kontinuierlich sinkenden Er- dere Wege sind gefragt. Seit eh gesetzt werden. gekommen sind seit der letzten trag pro Personenkilometer, waren für besonders teure, un- Pro Bahn Schweiz (PBS) stellt Preisanpassung neue Strecken trotz Preiserhöhung (2004: terhaltsintensive Strecken zu- sich dieser Diskussion. Der öV (Rigi, Mals), Fahrplanverdich- 17,03 Rp., 2008 16,14 Rp.; Weid- sätzliche Tarifkilometer zu be- auf hohem Niveau hat seinen tungen, Spätzüge bis in alle mann/Wichser Mobilitätsszena- zahlen, speziell in den Bergen. Preis – wir wollen keinen Ab- Nacht. Über 400 000 GA werden rien Schweiz VöV 2010). Die SBB machte damit ab 1980 strich an der Qualität. Diskus- pro Jahr verkauft. Wenn nur de- (Flughafenlinie Zürich) erste Er- sionen laufen verbandsintern, ren Inhaber und Inhaberinnen Nicht finanzierbar fahrungen. Später wurden auf ob das GA nun zu billig oder das öV-Angebot gleichmässig Diese Entwicklung führt beim Fernlinien mit zwei und mehr schon heute zu teuer sei. Tatsa- nutzen würden! Leider nein, das öV zum Finanzkollaps. Aus Zügen pro Stunde Tarif- statt che ist, dass nicht alle GA-Besit- Fernpendeln nimmt überpro- ökologischen Überlegungen effektive Kilometer eingeführt. zer und -Besitzerinnen fernpen- 12
Aktuell InfoForum / Pro Bahn Schweiz, Nr. 3 / September 2010 öV-Finanzierung: Die Weiche richtig zu stellen, ist nicht einfach. Nur auf Spitzenstrecken Ein solches System ist mit hö- herem Aufwand für die Billett- kontrolle verbunden. Eine sau- bere Kundeninformation dazu ist zentral. Beim GA-Verkauf, im Fahrplan, auf den Abfahrts- anzeigen in den Bahnhöfen, optisch und akustisch im Zug sind Hinweise notwendig. Mobility Pricing auf Spitzenstrecken, wohl nicht für solche «Schienen-Pendler». Nachlösen des Zuschlages im Zug muss möglich sein. gens in die Agglomeration hi- deln. Für viele – speziell Senio- führungszeitpunkt noch nicht Damit leisten diejenigen nein will – Personen- und Gü- rinnen und Senioren – wird das definiert. Reisenden ihren Obulus, wel- terverkehr –, hat für die be- GA als angenehmer Luxus, als In der Zwischenzeit emp- che teure Spitzenkapazitäten grenzte Strassenkapazität Schlüssel zur Mobilität verstan- fiehlt sich zur Dämpfung des belegen. Wer sein GA zum Pen- entsprechend zu bezahlen, den und ermöglicht auch den extremen Fernpendelverkehrs deln von La Chaux-de-Fonds auch wenn bis heute solche Verzicht aufs Auto. Das ruft bei – speziell auf den überlasteten nach Freiburg oder von Schaff- Vorschläge nicht gerade auf einer überproportionalen IC-Strecken – ein ganz simples hausen nach St. Gallen benützt, Gegenliebe stossen. Für Pro Preiserhöhung beim GA Protest Instrument: ein fixer Zuschlag bleibt verschont, genauso wie Bahn Schweiz hat die freie Zug- hervor. Die Idee des 9-Uhr-GA pro Fahrt. Diese Idee wird von Senioren, welche mit der Tages- wahl hohe Priorität. Die Idee, (Mo-Fr erst ab 9 Uhr gültig, Sa, Jost Wichser, leitendem Wis- karte auch mal im Interregio einen Mehrwert beim Fernpen- So unbeschränkt) bietet sich als senschafter am IVT/ETH, in die nach Chur oder von Bern via deln abzuschöpfen, stösst aber Ausweg an. Touristisch ausge- Diskussion gebracht. Burgdorf nach Zürich fahren, auf Verständnis. PBS fordert richtete Bahnen (Rhätische Wer mit irgendeiner Art weil’s mehr Platz hat, und um gleich lange Spiesse für beide Bahn, Golden-Pass) können die- von GA, Tageskarte oder FVP- preiswert zu reisen. Verkehrsträger. Falls auf der ser Idee nichts abgewinnen. Abo (Bahn-Personal) im Drei- Diese Massnahme könnte Strasse nicht ein analoges Sys- Verständlich, denn deren Spit- eck Basel–Bern–Zürich einen kurzfristig eingeführt werden tem umgesetzt würde, wären zen sind nicht werktags von 6 IC-Zug mit Abfahrt von 6 bis 8 und ist als Übergang gedacht, (umweltbewusste) öV-Reisende bis 8 Uhr, sondern am Wochen- und von 16.30 bis 18.30 Uhr be- bis das elektronische Ticketing über Gebühr benachteiligt und ende zwischen 9 und 17 Uhr. nützt, bezahlt einen fixen Zu- eine einfachere, bessere Lö- Rückumsteiger auf das Auto- Aus einem günstigeren GA re- schlag, unterschiedlich nach sung bringt. Wie weit bei Ar- pendeln nicht auszuschliessen. sultiert dort ein kleinerer Er- Wagenklasse. beitnehmern, die auf «zu- Es gilt, eine breite Akzep- trag, ohne irgendwelche Mög- In zweiter/dritter Priorität schlagpflichtige» Züge ange- tanz bei den Bahnbenützern lichkeit zur Kosteneinsparung. wären die IC Genf–Lausanne, wiesen sind, die Mehrkosten und Bahnbenützerinnen zu fin- Spiez–Visp, Sargans–Zürich, al- vom Arbeitgeber getragen den. Die einfachere Lösung Neues Modell lenfalls die IC St. Gallen/Ro- werden, gehört zur Sozialpart- wäre ein weiterer überpropor- Eine räumliche und zeitliche manshorn–Zürich und die IR nerschaft. Schon heute stellen tionaler Aufschlag beim GA. Differenzierung von öV-Tarifen Luzern–Zürich, mit dieser Ein- viele Firmen bei Arbeitsplatz- Das lehnen wir klar ab. Mit dem sei nur mit einem Chip-System schränkung zu belegen. Der verlegungen ihren Angestell- skizzierten Vorschlag lassen sich machbar, ist ein gängiges Argu- Zuschlag ist wie ein gewöhn- ten ein GA zur Verfügung. auch die Arbeitgeber finanziell ment. Die Transportunterneh- liches Billett im Voraus zu lösen. in die hohe zeitliche Verfügbar- men, unter der Schirmherr- Mit Mehrfahrtenkarten, Mo- Gleiches für die Strasse keit ihrer Mitarbeitenden ein- schaft des Verbandes öffent- nats- oder Jahresabos wird ein Ein ähnliches Mobility Pricing binden und die Mehrbelastung licher Verkehr, laborieren an gewisser (nicht zu hoher!) Ra- ist auch für den Strassenver- bleibt nicht einseitig. Affaire à solchen Systemen herum, Ein- batt gewährt. kehr anzudenken. Wer mor- suivre. Kaspar P. Woker 13
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