Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...

Die Seite wird erstellt Oliver Winkelmann
 
WEITER LESEN
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
Forstliche Versuchs-
     und Forschungsanstalt
     Baden-Württemberg

             -einblick

3/2019                           Waldschutz
                             Wildtierökologie
                             Fernerkundung
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
2                                                                                                        FVA-einblick 3/2019

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in diesem Einblick verabschieden wir unseren langjährigen Direktor, Prof. Konstantin von Teuffel. Er hat die FVA
    fast zwanzig Jahre lang geleitet und in diesen Jahren unserer Forschungseinrichtung mit seinem engagierten und
    markanten Wesen viel Schwung und neue Richtung gegeben. In dieser Zeit hat die FVA ihre Forschungskapazität
    in etablierten Feldern deutlich erhöhen können, sie hat aber vor allem auch ganz neue Felder als Wirkungsbereich
    erschlossen. Dazu zählen etwa die Forschungsgruppen, die sich mit dem Naturschutz im Wald, dem Wildtiermanage-
    ment sowie mit Wald und Gesellschaft befassen. Sie sind entsprechend der Herausforderungen der letzten Jahre
    deutlich gewachsen. Auch hier ist die FVA nun zu einem bundesweit gehörten Akteur in der Forschungslandschaft
    geworden. Konstantin von Teuffel übergibt somit eine in vielen Bereichen gut aufgestellte Versuchsanstalt in neue
    Hände.
    Gleichzeitig geht der rasante Wandel, den der Wald, seine Eigentümer, die Forstverwaltung und auch die öffentliche
    Debatte über die Waldwirtschaft derzeit erfahren, natürlich nicht spurlos an der Aufgabenstellung der FVA vorbei. Wir
    sind dringend darauf angewiesen, dass unsere Kapazitäten in den neuen, alten Feldern der Klimafolgenforschung,
    des Waldschutzes, der Waldgenetik oder dem Risikomanagement gestärkt werden. Wir vertrauen hier vor allem auf
    den Notfallplan und die Waldstrategie 2050 des Landes.
    Aber auch mit Blick auf die Öffentlichkeitsarbeit der FVA – unsere wichtige Aufgabe des Wissenstransfers und der
    Fortbildung – stehen wir vor Herausforderungen. Die Nachfrage nach Expertise zum Wald explodiert geradezu, die
    Struktur unserer Kunden ist im Umbruch, aber auch die Lesegewohnheiten und der Umgang mit Wissen im berufli-
    chen Alltag verändern sich. Die Verbesserung der Kommunikation der FVA nach Innen und Außen ist daher eine der
    ersten Baustellen, die wir eröffnen. Mit Katja Wetz haben wir dafür eine neue Kollegin gewonnen, die mit ihrem Team
    begonnen hat, diesen Umbau in Angriff zu nehmen.
    Ein erster Schritt war der Startschuss für unsere neue Homepage. Weitere werden folgen, insbesondere im Bereich
    der digitalen Kommunikation bzw. der sozialen Medien. Darüber werden wir uns auch von manchem lieb gewonnen
    Format der Vergangenheit verabschieden. So halten Sie heute die letzte Ausgabe des FVA-einblicks in Händen. Im
    neuen Jahr werden wir Sie mit neuen Formaten überraschen.
    Was sich nicht ändern wird ist unser Anspruch, Sie kompetent, engagiert und vor allem wissenschaftlich fundiert zu
    begleiten und zu unterstützen, wenn es um die Entwicklung des Waldes, seine Nutzung und seinen Schutz geht.

    Viel Freude mit dem letzten Einblick wünscht Ihnen

    Ihr

    Prof. Dr. Ulrich Schraml

    Impressum

    Herausgeber                              Redaktion                                     Auflage
    Prof. Dr. Ulrich Schraml                 Dr. Petra Adler                               1.700 Exemplare
    Direktor der Forstlichen Versuchs- und   Tobias Beigel
    Forschungsanstalt Baden-Württemberg      Dr. Reinhold John                             Die Redaktion behält sich die sinnwah-
                                             Thomas Weidner                                rende Kürzung, das Einsetzen von Titeln
    Adresse                                  Katja Wetz                                    und Hervorhebungen vor. Die Beiträge
    Wonnhaldestr. 4                                                                        müssen nicht unbedingt die Meinung der
    D-79100 Freiburg                                                                       Redaktion wiedergeben.
    Tel.: (07 61) 40 18 - 0                  Bildherkunft
    fva-bw@forst.bwl.de                      Wenn nicht anders angegeben, stammen          Nr. 3, Dezember 2019, Jahrgang 23
    www.fva-bw.de                            die Bilder von den Autorinnen bzw. Autoren.   ISSN 1614-7707
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
FVA-einblick 3/2019                                             3

Inhalt
4   Fast 20 Jahre Einsatz für die forstliche Forschung –
    Konstantin von Teuffel feierlich in den Ruhestand
    verabschiedet
    von Katja Wetz

7   Borkenkäfer und Konsorten geben keine Ruhe –
    die aktuelle Waldschutzsituation 2019
    von Horst Delb, Jörg Grüner, Reinhold John, Markus Kautz,
    Gregor Seitz und Jan Wußler

15 Der nordische Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus) –
   neu in Baden-Württemberg
    von Reinhold John, Gunnar Stettner und Horst Delb

20 Spürnasen für die Wissenschaft –
   Hunde als Monitoringmethode
    von Silja Ramlow und Julia Taubmann

24 Die Waldschnepfe –
   Erfassung eines heimlichen Waldbewohners
    von Philip Holderried

29 Statuskolloquium des Projektes Flächendeckende
   Fernerkundungsbasierte Forstliche Strukturdaten (F³)
    von Petra Adler, Melanie Kirchhöfer, Philip Beckschäfer
    und Jörg Ackermann

32 FVA-Nachrichten

35 Kolloquien 2019/20
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
4                                                                                           FVA-einblick 3/2019

    Fast 20 Jahre Einsatz für die forstliche Forschung –
    Konstantin von Teuffel feierlich in den Ruhestand
    verabschiedet

    von Katja Wetz

    Professor Konstantin Frhr. von     Nach fast zwei Jahrzehnten über-        temberg anschloss. Die darauf fol-
    Teuffel wurde Ende Oktober als     gibt von Teuffel den Staffelstab        gende – seinerzeit obligatorische
    Leiter der Forstlichen Versuchs-                                           – Forsteinrichtungszeit leistete er
    und Forschungsanstalt Baden-       Peter Hauk, Minister für Ländlichen     im oberschwäbischen Ochsenhau-
    Württemberg (FVA) in den Ruhe-     Raum und Verbraucherschutz, hob         sen ab, bevor er als Referent ins
    stand verabschiedet.               bei dem Festakt von Teuffels gro-       ministeriale Personalreferat der
                                       ßen Einsatz für die forstliche For-     Landesforstverwaltung     wechsel-
                                       schung hervor. „Professor Konstan-      te – mit großem Erfolg: von Teuf-
                                       tin Freiherr von Teuffel hat in den     fel wurde als erster Förster zum
                                       letzten Jahrzehnten für die forstli-    Führungslehrgang an der 1986
                                       che Forschung in Baden-Württem-         neu geschaffenen Führungsakade-
                                       berg Großes geleistet. Ihm gebührt      mie entsandt. Nach einer kurzen
                                       unser besonderer Dank für eine          Vorbereitungszeit am Staatlichen
                                       herausragende Entwicklung dieses        Forstamt Schorndorf übernahm er
                                       Forschungszweigs. In seinen rund        1989 die Leitung des Staatlichen
                                       20 Jahren an der FVA baute er die       Forstamts Ulm. Später folgte dann
                                       Forschung national und internatio-      die Leitung der Abteilung Forstpo-
                                       nal erfolgreich aus. Vor seiner Le-     litik an der Forstdirektion Tübin-
                                       bensleistung haben wir allergröß-       gen und die Leitung des Referats
                                       ten Respekt.“                           für Waldbau und Forsteinrichtung
                                       Von Teuffel war 38 Jahre im Dienst      am MLR, in dessen Ressort auch
                                       der Landesforstverwaltung tätig,
                                       die letzten zwei Jahrzehnte als Di-
                                       rektor an der FVA. Der prall gefüllte
                                       Paulussaal in Freiburg war Symbol
                                       für die Arbeit Prof. von Teuffels –
                                       mit großem Erfolg vernetze er als
                                       Direktor die FVA bundesweit sowie
                                       über die Ländergrenzen hinweg.
                                       Viele Wegbegleiterinnen und Weg-
                                       begleiter wohnten dem Festakt sei-
                                       ner Verabschiedung Ende Oktober
                                       bei.

                                       Beispielhafte Karriere im Forst

                                       Die Anfänge seiner Karriere leg-
                                       te Konstantin von Teuffel mit dem
                                       Studium der Forstwissenschaften
                                       in Göttingen und Freiburg, an das
                                       sich ein Referendariat bei der Lan-
                                       desforstverwaltung     Baden-Würt-      Abb. 1: August Frhr. von Teuffel
                                                                               vom Birkensee
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
FVA-einblick 3/2019                                                                                                          5

die forstliche Forschung fiel. Nach
sechsjähriger ministerialer Tätigkeit
wechselte von Teuffel schließlich im
Jahr 2000 als Direktor an die FVA in
Freiburg.

Waldteuffel 2.0

Wald – ganz besonders Waldbau
und Forsteinrichtung – sind dem
„Waldteuffel 2.0“ eine Herzensange-
legenheit. „Ich sehe in der aktiven
Gestaltung des Waldes eine tiefe Be-
friedigung und kreatives Handeln. Es
geht darum, zunächst und vor allem
die natürliche Dynamik eines Wal-
des zu verstehen. Das hat auch et-
was mit Ehrfurcht vor der Natur, ihrer
Kraft, Unabhängigkeit und Schönheit      Abb. 2: Die voll besetzte Pauluskirche Ende Oktober beim Festakt
zu tun. Dann erst geht es darum, ge-
staltend in den Wald einzugreifen,“
beschrieb Konstantin von Teuffel in      größte Bedeutung auf die konsequen-        ierung und Koordination zahlreicher
seiner Ansprache seine Begeiste-         te nationale und internationale Ver-       Verbundprogramme nicht zuletzt auch
rung für den Waldbau. Sein großes        netzung der Forschungsanstalt, was         auf EU-Ebene. Darüber hinaus war er
forstliche Engagement fußt auf hand-     sich der Reputation der FVA als sehr       in zahlreichen Gremien tätig. Beson-
festen familiären Wurzeln: schon der     zuträglich erwies. „Forstliche For-        ders erwähnenswert ist sein Einsatz
erste „Waldteuffel“ – Urgroßvater        schung kann nur im Wettbewerb mit          für den Internationalen Verband Forst-
August Frhr. von Teuffel vom Bir-        anderen und im Diskurs mit Partnern        licher Forschungsanstalten (IUFRO),
kensee – hatte sich als Leiter der       erfolgreich sein. Die Vernetzung der       für den er mehrfach als Koordinator
Bezirksforstei Kandern eine überre-      FVA im nationalen und internationa-        tätig und Mitglied des Boards war. Als
gionale Anerkennung erarbeitet und       len Kontext war mir daher ein großes       Anerkennung hierfür wurde ihm 2017
wurde zum Namenspaten der ersten         Anliegen,“ konstatierte von Teuffel. Er    der IUFRO Distinguished Services
in Baden gepflanzten Douglasie, der      engagierte sich tatkräftig in der Initi-   Award verliehen. Im forstlichen For-
„Teuffelstanne“.
Für von Teuffel spielt auch die Wald-
genetik eine zunehmend wichtige
Rolle. „Ich bin weiterhin fest davon
überzeugt – im Zeichen des Klima-
wandels umso mehr – dass wald-
genetische Fragen in der Forst-
wirtschaft, im Artenschutz und der
Wildtierökologie an Bedeutung ge-
winnen werden.“

Internationale Vernetzung

Ein besonders prägendes Element der
Arbeit des „Waldteuffels“ an der FVA
war darüber hinaus sein besonderes
Augenmerk für die Verbindung grund-
lagenorientierter Forschung mit an-
wendungsorientiertem Wissens- und
Technologietransfer. Er legte daher      Abb. 3: Prof. Konstantin Frhr. von Teuffel und Minister Peter Hauk MdL
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
6                                                                                                     FVA-einblick 3/2019

                                                                                       Amtseinführung des Nach-
                                                                                       folgers Prof. Dr. Ulrich Schraml

                                                                                       Neuen Forschungsfeldern stand Kon-
                                                                                       stantin von Teuffel offen gegenüber
                                                                                       und förderte sie. Vor einigen Jahren
                                                                                       wurde die sozialwissenschaftliche
                                                                                       Forschung an der FVA etabliert, de-
                                                                                       ren bisheriger Abteilungsleiter die
                                                                                       Nachfolge Prof. von Teuffels antritt.
                                                                                       „Die Beschäftigung mit den Metho-
                                                                                       den der quantitativen und qualitativen
                                                                                       Sozialforschung hat der FVA einen
                                                                                       Quantensprung an Kompetenz und
                                                                                       Wahrnehmung gegeben. Vor diesem
                                                                                       Hintergrund freut es mich umso mehr,
                                                                                       dass Ulrich Schraml meine Nachfolge
                                                                                       antritt.“ Prof. Dr. Ulrich Schraml war
                                                                                       bisher Leiter der Abteilung Wald und
    Abb. 4: Prof. Dr. Ulrich Schraml erhält von Minister Peter Hauk MdL die            Gesellschaft an der FVA und hat das
    Ernennungsurkunde                                                                  Amt des Direktors ab dem 1. Novem-
                                                                                       ber übernommen. „Ich freue mich,
    schungsnetzwerk NFZ – Nancy-Frei-         „Der Klimawandel stellt eine tiefgrei-   dass wir einen so erfahrenen und
    burg-Zürich setzte sich von Teuffel für   fende Verschiebung von Ökosystem-        kompetenten Nachfolger für dieses
    grenzüberschreitende Zusammenar-          grenzen dar, die mehr als nur ein        bedeutende Amt gefunden haben. Ich
    beit ein und als Mitbegründer der Wis-    leichtes Nachjustieren von bisher        wünsche ihm im Namen der Landes-
    sensplattform „waldwissen.net“ war        bewährten Verfahrensweisen erfor-        regierung, aber auch ganz persön-
    es ihm ein besonderes Anliegen, sich      dert“, merkte er im Oktober an. Für      lich, viel Erfolg im neuen Amt“, sagte
    mit Partnerinstitutionen zusammen zu      die Bewältigung dieser Herausforde-      der Minister bei der Übergabe der Er-
    schließen und gesammeltes Wissen          rung sieht er die Chance in der Zu-      nennungsurkunde.
    an die Praxis und eine interessierte      sammenarbeit: „Die Lösung liegt hier
    Öffentlichkeit zu vermitteln.             in einer gemeinsamen Anstrengung
    In die Zukunft der Wälder blickt von      aller Beteiligten, besonders aber von
    Teuffel mit gemischten Gefühlen.          Forstleuten und Naturschützern.“

                                                                                       Katja Wetz
                                                                                       FVA, Direktion
                                                                                       Tel.: (07 61) 40 18 - 3 71
    Abb. 5: Der zukünftige (links) und der scheidende Direktor                         katja.wetz@forst.bwl.de
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
FVA-einblick 3/2019                                                                                                                                               7

Borkenkäfer und Konsorten geben keine Ruhe –
die aktuelle Waldschutzsituation 2019

von Horst Delb, Jörg Grüner, Reinhold John, Markus Kautz, Gregor Seitz, Jan Wußler

Abiotische und biotische Schad-         Abiotische Schadereignisse               Biotische Schadereignisse an
faktoren üben alleine oder in Kom-                                               Nadelbäumen
bination miteinander einen erheb-       Nachdem 2018 bereits ein mar-
lichen Einfluss auf die Vitalität und   kantes Dürrejahr zu verzeichnen          Die Nadelhölzer haben in Südwest-
Mortalität in unseren Wäldern aus.      war, sind auch 2019 während der          deutschland besonders stark unter
Sie treten gewöhnlich in jährlich       Vegetationszeit überdurchschnitt-        Insektenbefall, überwiegend Borken-
schwankendem Ausmaß auf. Zu             lich hohe Temperaturen und Nie-          käfer, gelitten. So ist landesweit bis
den wichtigen abiotischen Schad-        derschlagsdefizite       aufgetreten.    Mitte November 2019 eine durch In-
faktoren gehören Dürren, Stür-          Damit stellte sich nach nur 15           sekten verursachte Schadholzmen-
me, Nassschnee und Hagel sowie          Jahren jetzt schon zwei Jahre            ge von rund 2,2 Mio. Fm angefallen.
Frostereignisse. Die biotischen         aufeinander eine mit dem soge-           Dies liegt deutlich über dem Niveau
Schadfaktoren sind vor allem den        nannten Jahrhundertsommer 2003           des Vorjahres (Abb. 1). Davon ist mit
Insekten und Pilzen zuzuordnen.         vergleichbare extreme Witterungs-        einem Anteil von 84% besonders die
Im Folgenden werden die in der          situation ein.                           Fichte betroffen, gefolgt von der Tan-
Vegetationszeit 2019 besonders          Die Klimaprognosen gehen davon           ne mit 14%.
auffälligen Begebenheiten ange-         aus, dass sich dies in Zukunft häu-
sprochen.                               figer wiederholen wird. Nachdem          Fichte
                                        im Januar und Mai noch ausgiebi-
                                        ge Niederschläge gemessen wur-           In Bezug auf die Borkenkäfer war die
                                        den, sind vor allem mit dem be-          Ausgangssituation für 2019 im ganzen
                                        ginnenden Frühjahr im April und          Land sehr bedrohlich. Dies stand in
                                        während des Sommers im Juni und          Zusammenhang mit den Sturm- und
                                        Juli sehr hohe Temperaturen und          Schneebruchschäden in 2018 und
                                        ausgeprägte Niederschlagsdefizite        2019 sowie einer Reihe trocken-war-
                                        aufgetreten. So sind vor allem an        mer Jahre und der extremen Dürre
                                        Fichten, Tannen, Kiefern, Buchen         im Vorjahr 2018. Trotz durchgeführ-
                                        aber auch anderen Baumarten so-
                                        wie in Kulturen und Jungwüchsen
                                                                                                                             2,4
                                                                                 Nadelholz Insekten in Mio. Festmeter (Fm)

                                        teils gravierende Trockenschäden
                                                                                                                             2,2
                                        aufgetreten.
                                                                                                                             2,0
                                        Im Januar 2019 gingen regional gro-                                                  1,8
                                        ße Niederschlagsmengen in Form                                                       1,6
                                        von Schnee nieder. Der Schnee war                                                    1,4
                                        in Lagen von etwa 700 bis 1.000 m                                                    1,2
                                                                                                                             1,0
                                        ü. NN sehr nass und ist bei wech-
                                                                                                                             0,8
                                        selnden Temperaturen oft zu Eis ge-
                                                                                                                             0,6
                                        froren. In der Folge sind vor allem an                                               0,4
                                                                                                                                                               2019  2018
                                        Nadel- aber auch an Laubbäumen                                                       0,2
                                        mit rund 454.000 Festmeter (Fm)                                                      0,0
                                        verbreitet Schnee- und Eisbruch-                                                        KW 19 KW 24 KW 29 KW 34 KW 39 KW 44 KW 49

                                        schäden aufgetreten. Zum Jahres-
                                        beginn waren mit rund 370.000 Fm         Abb. 1: Die mit der Nutzungsursa-
                                        Schadholz aber auch wieder Sturm-        che „Insekten“ bei Nadelhölzern in
                                                                                 Baden-Württemberg angefallenen
                                        schäden beispielsweise aufgrund
                                                                                 Schadhölzer über alle Waldbesitzarten
                                        des Sturmtiefs „Eberhard“ im März        im Vergleich der Jahresverläufe 2018
                                        zu verzeichnen.                          und 2019 (Stand: 18. November)
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
8                                                                                                                           FVA-einblick 3/2019

                                                                                                                                              gen zu einem effektiven Borkenkäfer-
                                                                                                                                              Management in Wäldern mit hohem
                                                                                                                                              Fichtenanteil auf, die in Newslettern
                                                                                                                                              und auf der Homepage der Forstlichen
                                                                                                                                              Versuchs- und Forschungsanstalt
                                                                                                                                              (FVA) verbreitet werden (siehe https://
                                                                                                                                              www.fva-bw.de/daten-und-tools/moni-
                                                                                                                                              toring/borkenkaefermonitoring). In der
                                                                                                                                              Vegetationsperiode 2019 setzte der
                                                                                                                                              erste Schwärmflug in den tieferen La-
                                                                                                                                              gen im April ein. Die kühl-feuchte Wit-
                                                                                                                                              terung Anfang Mai verzögerte jedoch
                                                                                                                                              die Käferentwicklung, so dass in den
                                                                                                                                              höheren Lagen erst ab Mitte Mai die
                                        Abb. 2: Buchdrucker-Phänologie an verschiedenen Standorten von 102 m                                  Entwicklung einsetzte. Doch sorgte
                                        bis 1490 m ü.NN. in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz; dargestellt                                die im Juni und Juli außerordentlich
                                        ist jeweils der Beginn der Entwicklung der F1 (rot), F2 (blau) und F3-
                                                                                                                                              trockene und warme Witterung wie-
                                        Generation (grün) in 2019 und zum Vergleich im Extremjahr 2018 sowie
                                        in den Jahren 2013-2017 (grau unterlegte Box; gestrichelte Box, wenn                                  der für eine rasche Entwicklung der
                                        Generation nicht in jedem dieser Jahre angelegt wurde); die gestrichelte                              Käfer, infolgedessen im Verlauf des
                                        vertikale Linie symbolisiert die initialisierte Diapause (Tageslänge
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
FVA-einblick 3/2019                                                                                                         9

Abb. 4: Schnell handeln lohnt sich: von Buchdrucker befallene Fichten sollten noch bevor sich die Rinde
lockert eingeschlagen und abgefahren werden; Sachverhalt im Herbst 2019: befallene Fichte mit grüner
Krone (links außen), zahlreiche Brutbilder unter noch anhaftender Rinde (links innen), in den Brutbildern
unter der Rinde (rechts innen) oder in der Rinde (rechts außen) überwinternde Buchdrucker

mit überlebensfähigen Jungkäfern         Flugzeiten der Käfer im Frühjahr und     Geschwisterbruten befinden sich die
besetzten Überwinterungsbäume mit        Sommer auch der Einsatz von Pflan-       Tannenborkenkäfer aktuell in Mas-
anhaftender Rinde liegen. Dies erfolgt   zenschutzmitteln als letztes Mittel in   senvermehrungen. Unter diesen
durch Kontrolle der Waldbestände,        Erwägung gezogen werden.                 Umständen geht jetzt auch von den
Markierung, Aufarbeitung und Abfuhr                                               befallenen Tannen ein hohes Infek-
aller von Borkenkäfern befallenen        Tanne                                    tionsrisiko für umliegende Bestände
Stämme aus dem Wald. Dabei soll-                                                  aus. So können in der Nähe weite-
ten diese Bäume schnell, noch bevor      Auch die Weißtanne zeigt erhebliche      re Käfernester entstehen. Häufig ist
sich die Rinde lockert, eingeschlagen    Schäden durch Borkenkäferbefall auf,     auch der Tannenrüssler am Schad-
und abgefahren werden (Abb. 4). An-      vor allem im Schwäbisch-Fränkischen      geschehen beteiligt.
sonsten besteht die Gefahr, dass die     Wald, im mittleren und südlichen
Rinde abfällt oder beim Holzrücken       Schwarzwald sowie in der Bodensee-       Kiefer
abgestreift wird, sodass die Käferbrut   region. Die Kronen verfärben sich rot
im Wald verbleibt.                       und die Bäume sterben ab. Nachdem        Die Kiefernbestände in der Ober-
Allerdings ist die derzeitige Problem-   bereits zuvor schon trocken-warme        rheinebene leiden seit Jahren unter ei-
lage ausgedehnter Borkenkäfer-Ka-        Sommer regional zu einem höheren         nem komplexen Schadgeschehen. Vor
lamitäten infolge von Sturmschäden       Schadholzanfall geführt hatten, sind     allem in Zusammenhang mit Trocken-
und Dürren in den Sommern 2018 und       ausgehend von den Sommerdürren in        stress im Sommer und danach weiter
2019 großräumig in ganz Europa ge-       den Jahren 2018 und 2019 die Schä-       bis in den Herbst anhaltend trocken-
geben. Dann können die Kontingen-        den noch einmal deutlich angestiegen     warmer Witterung führte dies bereits
te für mechanisch-technische Maß-        (Abb. 5).                                in der Vergangenheit zu vergleichs-
nahmen im Rahmen des integrierten        Dies erfolgte insbesondere dort, wo      weise hohen Mortalitätsraten (Abb. 6).
Pflanzenschutzes wie Transportka-        die Tannen bereits chronisch vita-       Aufgrund der Dürren in 2018 und 2019
pazitäten, Holzabsatz- oder Lager­-      litätsmindernd intensiv von Misteln      ist dies jedoch noch einmal gravie-
möglichkeiten,     Holzhacker     oder   parasitiert sind. Die so geschwäch-      rend verstärkt worden. Im Wuchsge-
Entrindungsmaschinen für das recht-      ten Bäume sind besonders oft von         biet Oberrheinisches Tiefland lag der
zeitige Unschädlichmachen aller mit      Borkenkäfern, vor allem dem Kleinen      Schadholzanfall bis Mitte November
Käferbrut befallenen Stämme knapp        und Krummzähnigen Tannenbor-             2019 insgesamt bei rund 140.000 Fm.
werden. In dieser Zwangslage muss        kenkäfer, befallen. Durch die Aus-       Das Diplodia-Triebsterben hat in Ver-
zum Schutz der Wälder während der        bildung von zwei Generationen und        bindung mit der extremen Trockenheit
Einblick - 3/2019 Waldschutz Wildtierökologie Fernerkundung - Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg - Forstliche Versuchs...
10                                                                                                                           FVA-einblick 3/2019

                                                                                                   Hardtwäldern vor einer großen Her-       den Vorjahren immer noch viele
                             0,35                                                                  ausforderung. Aber auch andernorts,      Bäume mit sehr schütteren Kro-
Tanne-Insektenholz in Mio.

                             0,30                                                                  wie zum Beispiel auf wenig wasser-       nen vorzufinden. An solchermaßen
                                                                                                   speichernden Kiesstandorten bei Brei-    geschwächten Douglasien wurden
     Festmeter (Fm)

                             0,25
                                                                                                   sach, stehen die Waldkieferbestän-       verstärkt auch weitere Schadorga-
                             0,20                                                                  de flächig vor dem Aus. Die Baumart      nismen diagnostiziert. Als pilzliches
                             0,15                                                                  Kiefer scheint in der gesamten Ober-     Schwächepathogen vor allem Dip-
                                                                                                   rheinebene dauerhaft gefährdet zu        lodia pinea, das gemeinhin deutlich
                             0,10
                                                                                                   sein.                                    häufiger an Kiefer vorkommt, und
                             0,05                                                                  Im Spätsommer 2019 ist zudem in          als weiterer Schaderreger die aus
                             0,00                                                                  der nördlichen Oberrheinebene auf        Nordamerika stammenden invasiven
                                                                                                   ausgedehnten Waldflächen die Kie-        Douglasien-Gallmücken (Contarinia
                                    2003

                                           2005

                                                  2007

                                                         2009

                                                                2011

                                                                       2013

                                                                              2015

                                                                                     2017

                                                                                            2019

                                                                                                   fernbuschhornblattwespe in einem         spp.). Infolge der Dürren aktuell mit
                                                                                                   seit langer Zeit nicht mehr beobach-     roten Kronen zeichnende Douglasi-
                                       Abb. 5. Mit der Nutzungsursache                             teten Ausmaß und mit erheblichen         en weisen gegenwärtig auch Befall
                                       „Insekten“ bei der Baumart Tanne in                         Fraßschäden an den Kiefernnadeln         durch Borkenkäfer wie beispielswei-
                                       Baden-Württemberg angefallenes                              aufgetreten. Inwiefern dies ein erstes   se Kupferstecher oder Furchenflüg-
                                       Schadholz über alle Waldbesitzar-
                                       ten; 2003 bis 2018: Jahressummen,                           Anzeichen ist, dass sich im Rahmen       liger Fichtenborkenkäfer auf (Abb.
                                       2019: Stand bis zum 18. November                            der sich auflichtenden Waldbestän-       7). In vielen Regionen hat auch der
                                                                                                   de wieder Massenvermehrungen der         Lärchenborkenkäfer sehr von der tro-
                                                                                                   sogenannten Kieferngroßschädlinge        cken-warmen Witterung profitiert, so
                                       einen deutlichen Anteil an dem aktu-                        wie Forleule, Kiefernspinner, Kiefern-   dass zum Teil erheblicher Stehend-
                                       ellen Schadgeschehen. Der Trocken-                          spanner, Kiefernbuschhornblattwes-       befall an Lärchen festgestellt wurde.
                                       stress wird oft durch den chronischen                       pe oder Nonne einstellen könnten,
                                       Mistelbefall erheblich verstärkt. Es ist                    bleibt abzuwarten. Aufgrund der star-
                                       zu befürchten, dass in diesem Zusam-                        ken Vorschädigung der Kiefern durch      Biotische Schadereignisse an
                                       menhang auch das Ausmaß von Bor-                            die letzten beiden Dürrejahre ist eine   Laubbäumen
                                       ken-, Pracht- und Bockkäferbefall in                        Regeneration der betroffenen Kie-
                                       den nächsten Jahren ansteigen wird.                         fern jedoch in Frage gestellt.
                                       In Anbetracht der Massenvermehrung                                                                   Buche
                                       des Waldmaikäfers auf nahezu glei-                          Douglasie und Lärche
                                       cher Fläche steht die Waldwirtschaft                                                                 Nach dem Laubaustrieb im Frühjahr
                                       in der nördlichen Oberrheinebene auf                        Vielerorts sind nach Befall durch        2019 haben sich in vielen Buchen-
                                       den trockenen Sandstandorten in den                         die Rußige Douglasienschütte in          beständen gravierende Schäden ge-
                                                                                                                                            zeigt (Abb. 8). Vielerorts sind in den
                                                                                                                                            Kronen einzelbaumweise bis flächige
                                                                                                                                            Vitalitätsverluste und absterbende
                                                                                                                                            Buchen zu beobachten. Doch ist das
                                                                                                                                            Ausmaß lokal sehr unterschiedlich.
                                                                                                                                            Betroffen sind vor allem Bäume, die
                                                                                                                                            auf schlecht wasserversorgten Stand-
                                                                                                                                            orten, an Bestandesrändern oder in
                                                                                                                                            aufgelichteten Buchenwäldern durch
                                                                                                                                            Niederschlagsdefizite, langanhalten-
                                                                                                                                            de Hitze und hohe Sonneneinstrah-
                                                                                                                                            lung in Verbindung mit einer starken
                                                                                                                                            Fruchtbildung 2018 stark in ihrer Vita-
                                                                                                                                            lität beeinträchtigt waren.
                                                                                                                                            Diese Bäume wiesen im letzten
                                                                                                                                            Jahr bereits im August verfärbtes
                                                                                                                                            Laub oder oft vollständig entlaubte
                                                                                                                                            Kronen auf. Während die Buchen
                                                                                                                                            einen hohen Anteil der verfügbaren
                                                                                                                                            Energie- und Nährstoffreserven für
                                       Abb. 6: Absterbende Waldkiefern im Rhein-Neckar-Kreis, Februar 2019                                  die Ausbildung einer starken Fruk-
FVA-einblick 3/2019                                                                                                     11

                                                                                 re chronisch schädigend einstellen,
                                                                                 wobei vor allem lockere Waldränder
                                                                                 und aufgelichtete Bestände gefähr-
                                                                                 det sind.

                                                                                 Eiche

                                                                                 Der Eichenprozessionsspinner ist
                                                                                 auf einer Fläche von rund 1.200
                                                                                 Hektar in ganz Baden-Württemberg,
                                                                                 mit einem Schwerpunkt im Neckar-
                                                                                 land, von anhaltend großer Be-
                                                                                 deutung (Abb. 10, links). Von den
                                                                                 Brennhaaren der Raupen gehen
                                                                                 Gesundheitsgefahren für Mensch
                                                                                 und Tier aus. Die Fraßschäden an
                                                                                 den Blättern können aber auch zu
                                                                                 erheblichen Beeinträchtigungen des
                                                                                 Gesundheitszustandes des Waldes
Abb. 7: Abgestorbene Douglasie mit roter Krone im Stadtwald Freiburg,            führen.
September 2019                                                                   In diesem Zusammenhang ist auch
                                                                                 der Schwammspinner zu nennen,

tifikation benötigten, erfolgte der     Schlauchpilze (z.B. Neonectria, Bis-
frühe Verlust an grünen Blättern ent-   cogniauxia, Hypoxylon) im Rinden-
gegen des üblichen Vorgangs beim        gewebe und Ständerpilze (z.B. Ste-
Laubabwurf im Herbst weitgehend         reum, Bjerkandera, Schizophyllum,
ohne Nährstoffrückführung. Aus die-     Fomes, Pleurotus) im Holzgewebe
sem Grund fehlten den betroffenen       diagnostiziert (Abb. 9). Das Holz be-
Buchen im Sommer 2018 die Kraft         fallener Bäume kann durch Fäulnis
zur Ausbildung ausreichend vitaler      schnell an Stabilität verlieren und
Knospen und im Frühjahr 2019 die        führt dann vor allem zu Problemen in
benötigten Reservestoffe. Darüber       der Arbeits- und Verkehrssicherheit.
hinaus deuten in den letzten fünf       Auch die Holzqualität lässt infolge
Jahren erheblich verkürzte Jahres-      der Infektion häufig schnell nach.
triebe darauf hin, dass die Vitalität   Der gesamte Umfang der Schäden
dieser Buchen bereits schon in den      wird sich erst nach Beginn der Auf-
Vorjahren aufgrund trockener Pha-       arbeitung im Herbst detailliert bezif-
sen sehr eingeschränkt war. Meist       fern lassen. Das Gefährdungspoten-
ältere Buchen weisen aktuell abge-      tial des in manchen Buchenwäldern
storbene und absterbende Kronen         beobachteten Kleinen Buchenbor-
mit nur noch wenig belaubten Ästen      kenkäfers und des Buchenprachtkä-
auf. Dort finden sich an exponierten    fers darf nach dieser gravierenden
Stammpartien auch Sonnenbrand,          Schwächung nicht unterschätzt wer-
aufplatzende Rinde (Abb. 8), Rin-       den. Lange trocken-warme Perioden
dennekrosen, Schleimflussflecken        wie in 2018 und 2019 können die Ent-
und Astabbrüche.                        wicklungszeiten der Käfer beschleu-
Die Schwächung führt in den Kronen      nigen und zu einem Anstieg der Po-
zur Aktivierung von Pilzen, die bis     pulationsdichte führen. Gleichzeitig
dato symptomlos im Gewebe vor-          sind trockenheitsgestresste und we-
handen waren, auf jetzt schädigende     nig abwehrbereite Buchen der ideale
Weise wachsen und Rindennekro-          Lebensraum für diese Rindenbrüter.
                                                                                 Abb. 8: Buche mit aufgeplatzter
sen bzw. Holzfäulen selbst verursa-     Erfahrungsgemäß kann sich vor al-
                                                                                 Rinde, abgestorbener Krone und Pilz-
chen oder andere Schadpathogene         lem der Buchenprachtkäfer nach der-      befall im Landkreis Breisgau-Hoch-
begünstigen. So werden häufiger         artigen Ereignissen noch einige Jah-     schwarzwald, Juni 2019
12                                                                                            FVA-einblick 3/2019

                                                                                 der in diesem Jahr mit rund 400 Hek-
                                                                                 tar im Neckarland auf großer Fläche
                                                                                 erhebliche Fraßschäden verursacht
                                                                                 hat (Abb. 10, rechts). Auch die Ei-
                                                                                 chen-Fraßgesellschaft mit Frost-
                                                                                 spanner und Eichenwickler ist auf
                                                                                 einer Fläche von rund 400 Hektar
                                                                                 durch auffällige Blattschäden in Er-
                                                                                 scheinung getreten.
                                                                                 Mit dem Vorkommen blattfressender
                                                                                 Insekten korrespondiert meist auch
                                                                                 ein Befall durch den Eichenmehltau,
                                                                                 denn der nach Fraß zur Regenera-
                                                                                 tion auftretende junge Neuaustrieb
                                                                                 wird je nach Witterung im Sommer
                                                                                 sehr häufig von diesem Blattpilz be-
                                                                                 fallen. Dadurch wird die Assimilati-
                                                                                 onsleistung der Bäume über weite
                                                                                 Phasen erheblich reduziert. So ver-
                                                                                 stärkt sich die durch Raupenfraß und
                                                                                 Dürren bedingte Schwächung der
                                                                                 Eichen wesentlich. Um Fraßschäden
                                                                                 zu verhindern und somit die Eichen
                                                                                 zu schützen, wurden im Frühjahr
                                                                                 2019 rund 200 Hektar der betroffe-
                                                                                 nen Waldfläche aus der Luft mit ei-
                                                                                 nem Bakterienpräparat behandelt.
                                                                                 Besonders in der Oberrheinebene
     Abb. 9: Beispiele für Pilzarten an der Buchenrinde als Wegbereiter für      sind lokal wieder hohe Populationen
     Holzfäule-Erreger
                                                                                 des Eichenprachtkäfers vorhanden,
                                                                                 der als Folgeschädling nach Dürre
                                                                                 und Fraßschäden geschwächte Ei-
                                                                                 chen befallen und durch den Larven-
                                                                                 fraß unter der Rinde zum Absterben
                                                                                 bringen kann (Abb. 11).

                                                                                 Esche

                                                                                 Das Eschentriebsterben ist nach wie
                                                                                 vor eine sehr bedeutende Baum-
                                                                                 krankheit, auch wenn in diesem Jahr
                                                                                 die in der Krone erkennbaren Schad-
                                                                                 symptome des Eschentriebsterbens
                                                                                 etwas zurückgegangen sind. Erst in
                                                                                 der zweiten Hälfte der Vegetations-
                                                                                 zeit wurden frische Blattinfektionen
                                                                                 deutlich. Dies hängt mit den ver-
                                                                                 gleichsweise schlechten Infektions-
                                                                                 bedingungen durch langandauernde
                                                                                 sommerliche Trockenperioden in den
                                                                                 letzten Jahren zusammen und ist
                                                                                 deshalb nur als eine Art Atempause
                                                                                 zu werten. Bestehende Triebinfekti-
     Abb. 10: Meldungen des Eichenprozessionsspinners (links) und des Schwamm-
     spinners (rechts), Stand August 2019 (Quelle: Digitales Waldschutz-Melde-   onen aus vorangegangenen Jahren
     system Baden-Württemberg)                                                   setzen den infizierten Eschenindivi-
FVA-einblick 3/2019                                                                                                        13

duen nach wie vor zu. Das Eschen-         Individuen für eine schadensver-         Arbeiter, die über mehrere Jahre mit
triebsterben bedroht weiterhin alle       ursachende Besiedlung. In Baden-         dem Häckseln, Entrinden oder Sä-
Altersklassen in allen Regionen des       Württemberg tritt die Erkrankung         gen von Ahornstämmen beschäftigt
Landes. Besondere Besorgnis erregt        bisher ausschließlich dort auf, wo die   waren.
das zunehmende Vorkommen von              Baumart standortsbedingt einem er-
Stammfußnekrosen,       insbesondere      höhten Trockenstress ausgesetzt ist      Esskastanie
auf nassen Standorten. Hier kommt         oder bereits andere Schadpathogene
es oft zusätzlich zu Hallimasch-In-       wie z.B. Hallimasch für eine Prädis-     Der Esskastanien-Rindenkrebs mit
fektionen, welche eine relativ rasche     position gesorgt haben. Im Verlauf       dem pilzlichen Schaderreger Cry-
Stockfäule mit Bruchgefährdung            der Krankheitsentwicklung werden         phonectria parasitica stellt für die
nach sich ziehen. Damit verbunden         unter der Rinde großflächige Spo-        Esskastanie seit Jahren eine ernst-
sind große Herausforderungen bei          renlager angelegt, in denen sehr gro-    zunehmende Bedrohung dar. Im
der Arbeits- und Verkehrssicherung        ße Sporenmengen gebildet werden          Zusammenhang mit Trockenstress
sowie eine rasche Holzentwertung.         (Abb. 12).                               mehren sich regional Meldungen
Untersuchungen verschiedener For-         Im Zusammenhang mit der Ahorn-           zu dieser Erkrankung. Durch einen
schungseinrichtungen zeigen jedoch,       Rußrindenkrankheit können sich           spezifischen    Virusbefall  können
dass ein kleiner Teil der Eschen eine     auch für Menschen gesundheitliche        die krankheitsauslösenden Pilze
offenbar genetisch bedingte Resis-        Probleme (Fieber, Reizhusten) v.a.       ihre hohe Aggressivität einbüßen,
tenz gegen das Triebsterben zeigt.        durch Einatmen ergeben, allerdings       so dass zukünftig eine Abschwä-
Deshalb müssen Bäume, die ohne            nur bei langanhaltendem, intensivem      chung des Krankheitsverlaufs mög-
Ersatztriebe eine ausreichend vitale      Kontakt mit den Pilzsporen. Bei den      lich ist. Eine weitere Gefahr für die
Belaubung und keine Stammfußne-           wenigen bislang klinisch dokumen-        Esskastanie stellt die Japanische
krosen aufweisen, für den Aufbau          tierten Patienten handelt es sich um     Esskastanien-Gallwespe dar, deren
einer künftig gesünderen Generation
erhalten bleiben. Bei anstehenden
Eingriffen sind bevorzugt anfällige
Eschen zu entnehmen, die sowohl
anhand des typischen Triebsterbens
als auch an Stammfußnekrosen zu
erkennen sind.

Ahorn

Da die Krankheitssymptome des aus
Nordamerika stammenden pilzlichen
Erregers der Ahorn-Rußrindenkrank-
heit (Cryptostroma corticale) nach
außergewöhnlich langen und trocke-
nen Sommern verstärkt auftreten,
wurden sie in letzter Zeit auffälliger.
Die Krankheit ist nach dem Dürre-
jahr 2018 über 2019 hinweg häufiger
auch flächig schadensverursachend
in Erscheinung getreten. Vornehm-
lich treten hier Schädigungen an
Bergahorn auf. Neben der namens-
gebenden Erkrankung der Rinde
stellen vom Pilz verursachte Holz-
fäulen im Verlauf der Krankheits-
entwicklung an betroffenen Bäumen
einen entscheidenden Faktor für die
Holzentwertung und das Absterben
dar. Der Pilz ist ein ausgesproche-
                                          Abb. 11: Schleimfluss an Eiche (links oben) hervorgerufen durch den Larven-
nes Sekundärpathogen und benötigt         fraß des Eichenprachtkäfers (Larve links unten, Fraßbild rechts),
vorgeschädigte oder geschwächte           Oberrheinisches Tiefland, September 2019
14                                                                                                    FVA-einblick 3/2019

                                                                                        ten Elsass ist eine Ausbreitung auch
                                                                                        auf die östliche Seite des Oberrhein-
                                                                                        grabens denkbar.

     Abb. 12: Links: Bestätigte Nachweise für den Erreger Cryptostroma corticale
     aus Beratungsfällen und Untersuchungsbeständen in Baden-Württemberg.
     Rechts: Befall von Cryptostroma corticale an Bergahorn mit Anlage der
     sporenbildenen Schicht direkt unter der aufbrechenden äußeren Rinde

     Ausbreitung nicht mehr aufzuhalten       lien freigesetzte, ebenfalls aus China
     ist. Allerdings geht der Gallwespen-     stammende Schlupfwespe (Torymus           Dr. Horst Delb
     befall in den Esskastanienwäldern        sinensis) bereits wieder zurück. Auf-     FVA, Abteilung Waldschutz
     im südlichen Alpenraum aufgrund          grund bereits bestätigter Nachweise       Tel.: (07 61) 40 18 - 2 22
     einer Parasitierung durch eine in Ita-   dieses Gegenspielers im benachbar-        horst.delb@forst.bwl.de

     Literatur                                  Mensch mit dieser Gefahr leben?          Trockenstress der Vorjahre. Wald-
                                                Jahrbuch der Baumpflege 2019,            schutz-Info 3/2019, 13 S.
     Baier, P.; Pennerstorfer, J.; Schopf,      23. Jg., S. 201-213                     Kautz, M.; Delb, H. (2019): Schwärm-
      A. (2007): PHENIPS - A compre-          Delb, H.; Grüner, J.; John, R.; Kau-       und Befallsaktivität nimmt nun
      hensive phenology model of Ips            tz, M.; Seitz, G.; Wußler, J. (2019):    deutlich ab. Borkenkäfer-Newslet-
      typographus (L.) (Col., Scolytinae)       Waldschutzsituation. In: Waldzu-         ter 03/2019, 5 S.
      as a tool for hazard rating of bark       standsbericht 2019 für Baden-           Kautz, M. (2019): Population über-
      beetle infestation. Forest Ecology        Württemberg, S. 28-35                    wintert größtenteils mit 2. Genera-
      and Management, 249 (3): 171-           John, R.; Delb, H. (2019): Borkenkä-       tion. Borkenkäfer-Newsletter Nord-
      186.                                      fer-Management ab Frühjahr 2019.         schwarzwald, 07.10.2019, 5 S.
     Delb, H.; Halbig, P.; Seitz, G.; Wa-       Waldschutz-Info 1/2019, 8 S.            Seitz, G.; John, R.; Delb, H. (2019):
      genhoff, E. (2019): Der Eichenpro-      John, R.; Grüner, J.; Seitz. G.; Delb,     Integriertes Borkenkäfer-Manage-
      zessionsspinner als Profiteur des         H. (2019): Buchen in Südwest-            ment - Rindenbrüter an der Weiß-
      Klimawandels: Müssen Baum und             deutschland leiden unter dem             tanne. Waldschutz-Info 2/2019, 4 S.
FVA-einblick 3/2019                                                                                                     15

Der nordische Fichtenborkenkäfer (Ips duplicatus) –
neu in Baden-Württemberg
von Reinhold John, Gunnar Stettner und Horst Delb

Im Jahr 2019 wurde in Baden-Würt-      Verbreitung                              Funddaten existieren, liegen für die
temberg ein Monitoring des nor-                                                 folgenden Länder Belege für das
dischen Fichtenborkenkäfers mit        Diese boreo-montan verbreitete Art Ips   Vorkommen der Art vor: Russland
spezifischen Lockstofffallen be-       duplicatus (Sahlberg, 1836; Coleopte-    (nord-europäischer Teil und Zentral-
gonnen. Gleich mit vollem Erfolg,      ra, Curculionidae, Scolytinae) wird in   russland), Norwegen, Polen, Slove-
denn mehrere Hundert Individuen        Mittel- und Nordeuropa sowie in Sibi-    nien, Schweden, Österreich, Tsche-
wurden in den 12 Fallen in östli-      rien bis zum Fernen Osten gefunden.      chien, Estland, Finnland, Frankreich,
chen Landesteilen Baden-Würt-          Damit kommt die Art dort vor, wo ihre    Deutschland, Ungarn, Lettland und
tembergs gefangen. Alle Fundorte       Hauptwirtspflanzen Picea abies, Picea    Litauen. Schon 1951 fand Horion
lagen in unmittelbarer Nähe dreier     excelsa und Picea obovata wachsen.       Ips duplicatus im Bayrischen Wald
Sägewerke, die Fichte in Rinde aus     Sie gilt als gemeinhin „selten“, und     und vermerkt, dass „dieser Käfer
Tschechien importieren.                wurde nach Angaben in der Literatur      wohl weiter verbreitet sei“. In den
Das sind die ersten Nachweise die-     ausnahmsweise auch auf Pinus sil-        vergangenen Jahren wurden dort
ser Art für Baden-Württemberg.         vestris und Pinus cembra gefunden.       allerdings keine neuen Nachweise
Damit ist der nordische Fichten-       Während für Island, Albanien, Andor-     erbracht. Die Funde in Österreich
borkenkäfer in Baden-Württemberg       ra, Weißrussland und Belgien keine       und im Bayerwald lassen vermuten,
angekommen. Eine weite Reise,
so könnte man aus dem Zweitnah-
men „mongolischer Borkenkäfer“
folgern. Als gäbe es im heimi-
schen Wald nicht schon genügend
Rinden- und Holzbesiedler. Aber
stimmt das wirklich, ist diese Art
nun Teil der heimischen Fauna,
oder werden alljährlich immer nur
wieder neue Individuen der Art
mit Holzimporten aus Tschechien
(Fichte in Rinde) ins Land getra-
gen, ohne dass die Spezies hier
Bäume befällt und sich erfolgreich
reproduziert?

                                       Abb. 1: Ips duplicatus-Weibchen
16                                                                                                 FVA-einblick 3/2019

     dass die Art Reliktvorkommen in den     liegen für 2019 Belege aus Sachsen,     duplicatus, die sich aus historischer
     Alpen und höheren Mittelgebirgen        Bayern und Baden-Württemberg vor.       Beschäftigung mit der Art ergeben
     bildet. Nach der Jahrtausendwende       im Rahmen des Monitorings mittels       haben. In Zeiten ohne Internet und
     gab es in Deutschland jedoch nur        Lockstofffallen wurde ein Exemplar      Datenaustausch war ein Namensab-
     noch einen gesicherten Fund, die-       bei einer Sägemühle in Brandenburg      gleich zwischen parallel forschenden
     ser lag in Sachsen. In Finnland wird    gefunden. An befallenen Fichten so-     Taxonomen schwierig, daher gab es
     die Art häufiger in Pheromonfallen      wie in mit Buchdruckerpheromonen        früher oftmals parallel mehrere Na-
     nachgewiesen als der Buchdrucker,       bestückten Fallen konnten mittels       men für eine Art. Folgende Synony-
     in Polen und Tschechien kommt die       genetischer Analyse im Spätsom-         me werden aufgeglistet: Bostrichus
     Art in starken Populationen vor und     mer 2018 Ips duplicatus in 6 von 7      duplicatus Sahlberg, 1836, Cyrtoto-
     wird für Stehendbefall an Picea abi-    Regierungsbezirken in Bayern nach-      micus rectangulus Ferrari, 1867,Bo-
     es auf großer Fläche verantwortlich     gewiesen werden. Dort wurde das         strichus judeichi Kirsch, 1870, To-
     gemacht. Aus Tschechien ist darüber     Monitoring im Jahr 2019 intensiviert,   micus infucatus Eichhoff, 1877,
     hinaus der Befall von Douglasien do-    die Ergebnisse sind noch nicht ein-     Cumatotomicus duplicatus, Cuma-
     kumentiert.                             sehbar. Weitere Bundesländer haben      totomicus infucatus, Cumatotomicus
     In den vergangenen Jahren wur-          noch keine Fundmeldungen veröf-         judeichi, Cumatotomicus rectangu-
     de das Monitoring zum Nachweis          fentlicht.                              lus, Cyrtotomicus duplicatus, Cyrto-
     dieser Art in einigen europäischen                                              tomicus infucatus, Cyrtotomicus ju-
     Ländern verstärkt. Demnach ist die                                              deichi, Cyrtotomicus rectangulus, Ips
     Art in allen Landesteilen Österreichs   Taxonomie und                           infucatus, Ips judeichi, Ips rectangu-
     präsent, in der Schweiz wurden im       morphologische Ansprache                lus, Tomicus duplicatus.
     Sankt Galler Rheintal und zudem im                                              Morphologisch ist die Art – mit einiger
     Fürstentum Lichtenstein einzelne In-    Es finden sich eine Reihe von Syno-     Erfahrung- durch Spezialisten von
     dividuen gefunden. In Deutschland       nymen zum lateinischen Namen Ips        den anderen Ips derselben Gattung
                                                                                     zu differenzieren: 4 Zähnchen finden
                                                                                     sich am Absturz, der Abstand der
                                                                                     beiden Suturalzähnchen (das sind,
                                                                                     die obersten, dem Absturz am nächs-
                                                                                     ten liegenden Zähnchen) ist kleiner
                                                                                     oder so groß wie die Entfernung vom
                                                                                     Suturalzähnchen zu Zahn 2. Der
                                                                                     Flügeldeckenapex (der Bereich, wo
                                                                                     die Flügeldecken caudad enden) ist
                                                                                     nach hinten mehr verjüngt, und be-
                                                                                     reits nach 3/5 der Länge kräftig bogig
                                                                                     verengt. Die Flügeldeckenscheibe ist
                                                                                     mit regelmäßigen Reihen ziemlich
                                                                                     eng gestellt, kaum streifig vertieft,
                                                                                     die dorsalen Zwischenräume sind
                                                                                     glänzend, glatt und weitläufig punk-
                                                                                     tiert. Sie sind schon vor dem eigent-
                                                                                     lichen Absturz der Länge nach leicht
                                                                                     gewölbt. Mit 3,2-4,0 mm Größe ist
                                                                                     die Spezies deutlich kleiner als der
                                                                                     Buchdrucker. Die Fühlerkeulennähte
                                                                                     sind charakteristisch ausgeprägt, sie
                                                                                     laufen mehr parallel und sind nicht
                                                                                     eingebuchtet wie beim Buchdrucker.

                                                                                     Entwicklung und
                                                                                     Charakteristika

     Abb. 2: Typische Fühlerkeule von Ips duplicatus, zu beachten sind               Das Brutbild vom Nordischen Fich-
     die charakteristisch geformten Deckennähte auf der Keule                        tenborkenkäfer ähnelt jenem des
FVA-einblick 3/2019                                                                                                     17

Ips typographus: Es ist geprägt von
mehreren in der Stammachse verlau-
fenden Muttergängen; auch diese Art
ist polygam und ein Männchen kann
bis zu 5 Weibchen in seine Rammel-
kammer locken. Das Brutbild weist
eine deutliche Rammelkammer mit
1 bis 5 Muttergängen auf; diese sind
leicht gebogen und etwa 7-10 cm
lang. Die Muttergänge wie auch das
gesamte entwickelte Brutbild sind
jedoch dünner bzw. kleiner als die
des Buchdruckers. Sie folgen mehr
oder weniger der Faserrichtung, die
Rammelkammer ist meist verdeckt.
Die Muttergänge verlaufen teilweise
etwas wellig und weniger gestreckt.
Die Ei-Nischen und die rechtwinke-
lig abzweigenden Larvengänge sind
regelmäßig angeordnet, bisweilen
haben sie eine leicht mäandernde
Form. Vorwiegend werden die Brut-
bilder in den mittleren Stammpartien
und in Wipfeln bzw. in stärkeren Kro-
nenästen angelegt, dies begründet
sich durch die geringere Körpergröße
von Ips duplicatus. Damit könnte sich
die Art bei uns zwischen Buchdru-
cker und Kupferstecher einnischen       Abb. 3: Kopfpartie von Ips duplicatus
und eine weitere Gefahr für die Fich-
te darstellen. Häufig treten die Bru-
ten neben jenen des Ips typographus     wurde verwendet und unter Berück-       Saltatoria, Curculionidae, Crusta-
auf. Die Brutbilder des Ips duplica-    sichtigung der Gebrauchsanleitung       ceae, Diptera, Silphidae und Histeri-
tus sind nur dann leicht von jenen      nach jeweils 8 Wochen erneuert.         dae gefunden.
des Buchdruckers zu unterscheiden,      Nur Bestände mit hohen Fichtenan-
wenn der Befall nicht sehr dicht ist    teilen und Dimensionen ab einem
oder solange die Entwicklung nicht      BHD von 20 cm wurden berücksich-        Einschätzung der
weit fortgeschritten ist. Bei starkem   tigt. Die Fallen wurden vor einer       wirtschaftlichen Bedeutung
Reifungsfraß ist eine Unterscheidung    Fichtenkulisse so platziert, dass sie
sehr schwierig.                         von mindestens einer Seite frei an-     Der nordische Fichtenborkenkäfer
                                        fliegbar waren. Die Fallen wurden       kann bisher nicht als invasive Art
                                        von April bis Mitte September in wö-    bezeichnet werden. Der Begriff „in-
Die Fundorte in                         chentlichem Abstand durch Forstkol-     vasive Art“ kommt aus dem Natur-
Baden-Württemberg                       legen vor Ort geleert und an der FVA    schutzbereich. Er bezeichnet diejeni-
                                        nach morphologischen Kriterien aus-     gen gebietsfremden Arten, die starke
Jeweils 4 Fallen wurden im Abstand      gewertet.                               unerwünschte Auswirkungen auf an-
von 100 bis etwa 500 m um drei Sä-      Unter den 3.832 Arthropoden der         dere Arten, Lebensgemeinschaften
gewerke in Bopfingen, Oberrot und       bislang ausgewerteten Fänge waren       oder Biotope haben. So treten inva-
Wolfegg aufgestellt; dabei wurde        2.065 Individuen der Art Ips duplica-   sive Arten z. B. mit einheimischen
i.d.R. je Himmelsrichtung eine Falle    tus; die Art wurde in allen 12 Fallen   Arten in Konkurrenz um Lebensraum
verwendet. Es wurden die beim Bor-      nachgewiesen. Daneben wurden            und Ressourcen und verdrängen die-
kenkäfermonitoring üblichen Schlitz-    weitere Arten der Unterfamilie Sco-     se.
fallen (Typ Theyson) verwendet. Das     lytinae (Ips typographus, Dryocoetes    Der nordische Fichtenborkenkäfer
Pheromonpräparat mit dem Handels-       villosus, Pityogenes chalcographus)     ist auch kein Quarantäneschädling.
namen „Dupliwit“ der Fa. Witasek        bzw. Arten der Gruppen Formicidae,      Unter Quarantäne werden Schad-
18                                                                                                 FVA-einblick 3/2019

                                                                                     Art momentan nicht zu, daher ist der
                                                                                     Blick auf Bayern bzw. die benachbar-
                                                                                     ten Länder Österreich und Tschechi-
                                                                                     en zu richten, wo zum Teil langjäh-
                                                                                     rige Monitoringzeitreihen und eine
                                                                                     größere Erfahrung im Umgang mit
                                                                                     dieser Spezies vorliegen.
                                                                                     In Tschechien werden derzeit Mas-
                                                                                     senvermehrungen des Buchdruckers
                                                                                     und des Nordischen Fichtenborken-
                                                                                     käfers beobachtet, diese wurden
                                                                                     ausgelöst durch die sich verändern-
                                                                                     den klimatischen Bedingungen ins-
                                                                                     besondere im Hauptschadensgebiet
                                                                                     Nordost-Mähren. In Tschechien ist
                                                                                     nach Literaturangaben der Buchdru-
                                                                                     cker in diesen Massenvermehrun-
                                                                                     gen immer die dominantere Art. Nur
                                                                                     in wenigen Forstbezirken in Mähren
     Abb. 4: Pheromonfalle zum Nachweis von Ips duplicatus                           ist der Nordische Fichtenborkenkäfer
                                                                                     der häufigere Borkenkäfer. In der ge-
                                                                                     samten Tschechischen Republik ist
     erreger (Krankheiten und tierische       Einfuhr und Ausbreitung der Art im     der Schadholzanteil, der nach den
     Schädlinge) gestellt, die potenti-       Land verhindern sollen.                Waldschutzmeldungen durch Ips du-
     ell starke Schäden an bestimmten                                                plicatus verursacht wurde, in allen
     Pflanzen in einem Gebiet hervorrufen                                            Jahren bis 2017 nicht über 30 % an-
     können, in dem sie zuvor noch nicht      Im Osten und Süden schon               gestiegen.
     aufgetreten oder weit verbreitet sind.   länger bekannt                         In Österreich wurde Ips duplica-
     Für diese Erreger besteht eine Mel-                                             tus jahrelang zuerst im Bereich
     depflicht, wenn sie gefunden werden.     In den östlich und südlich an          von Lagerplätzen holzverarbeiten-
     Sie unterliegen dann amtlichen Über-     Deutschland angrenzenden Län-          der Betriebe im nördlichen Öster-
     wachungs- und Bekämpfungsmaß-            dern Tschechien und Österreich ist     reich gefunden, seit 2013 wird das
     nahmen. Diese werden heute in der        der Nordische Fichtenborkäfer ver-     Vorkommen regelmäßig in Wald-
     Europäischen Union über Richtlinien      breitet. Aktuell werden große Men-     beständen abseits von Importholz-
     und Verordnungen festgelegt und in       gen des in Tschechien anfallenden      Lagerplätzen dokumentiert. Das Ips-
     nationale Konzepte umgesetzt. Viele      Borkenkäfer-Schadholzes        nach    duplicatus-Monitoring 2017 zeigte,
     Quarantäne-Schadorganismen be-           Deutschland, insbesondere nach         dass Ips duplicatus in allen Bundes-
     drohen nicht nur die Pflanzen direkt,    Bayern, kleinere Mengen aber auch      ländern auch in weiterer Entfernung
     sondern auch die biologische Vielfalt    nach Baden-Württemberg eingeführt.     zu holzimportierenden Betrieben
     insgesamt. Dabei handelt es sich         Es wurde jetzt aufgezeigt, dass auf    vorhanden ist. 2018 wurde der erste
     immer um invasive Arten, aber nicht      diesem Wege der Nordische Fich-        starke Stehendbefall in einem Wald-
     alle invasiven Arten sind zugleich       tenborkenkäfer nach Bayern und         bestand in Niederösterreich ohne
     auch Quarantäneschaderreger.             Baden-Württemberg (und wohl auch       direkten Einfluss durch einen Holz-
     Vielmehr ist diese Borkenkäferart im     nach Sachsen) verschleppt wird.        lagerplatz bestätigt. Die Ergebnisse
     Annex II/B der Direktive 2000/29/EC      Aber entstehen dadurch hohe Popu-      des ersten Monitorings zeigen, dass
     als „harmful organism“ gelistet. Die-    lationen, die die aktuelle Gradation   Ips duplicatus in Österreich weit ver-
     se als „schädlich“ eingestuften Arten    des Buchdruckbesetzen, womit sich      breitet ist und sich in Waldbeständen
     unterliegen bestimmten Regeln: Das       die Borkenkäfergefahr verstärken       etabliert hat.
     Vorkommen von Ips duplicatus in          würde? Oder kann er sich gegenüber     In Bayern wird die vom nordischen
     15 europäischen Ländern ist belegt       den heimischen Borkenkäferarten        Fichtenborkenkäfer        ausgehende
     (s.o.), darüber hinaus gibt es soge-     als Brutraumkonkurrent sogar durch-    Gefahr teils widersprüchlich einge-
     nannte „Protected zones“ in Irland,      setzen?                                schätzt: „Der kleine Käfer entfaltet
     Griechenland und im Vereinigten          Die Ergebnisse aus Baden-Würt-         in den tschechischen Wäldern nahe
     Königreich, in denen Schutzmaßnah-       temberg lassen eine Einschätzung       der polnischen Grenze ein grausi-
     men durchgeführt werden, die die         der wirtschaftlichen Bedeutung der     ges Potenzial und schädigt nicht nur
FVA-einblick 3/2019                                                                                                       19

Fichtenwälder, sondern geht dort
auch in Kiefern und Lärchen. Weil
er fliegen kann, aber auch mit dem
importieren Rundholz aus Tschechi-
en mittransportiert wird, wird er frü-
her oder später im Bayerischen Wald
ankommen.“ (Gudula Lermer, Forst-
betriebsleiterin Neureichenau). Auf
der anderen Seite die Aussage: „Es
gibt einen Ips duplicatus-Nachweis
für den Bayerwald, der schon über
50 Jahre alt ist. Daher vermuten wir,
dass die Käfer schon immer in der
Region präsent sind. Wir erwarten
im Vergleich zum Buchdrucker kei-
ne zusätzlichen Auswirkungen durch
Ips duplicatus auf die Fichtenpopu-
lation.“ (Prof. Dr. Jörg Müller, Leiter
des Sachgebietes Naturschutz und
Forschung beim Nationalpark Bay-          Abb. 5: Jonas Hinze am digitalen Mikroskop     (Foto: FVA / Thomas Weidner)
erischer Wald). Solange die For-
schungen zu dieser Art noch betrie-
ben werden gilt hier die Devise „sich     den nächsten Jahren das Monitoring
nicht so sehr auf den Nordischen          intensiviert werden, das ausgehend
Fichtenborkenkäfer zu konzentrie-         von den Eintrittspforten (den Säge-
ren, sondern in erster Linie weiterhin    werken) jetzt auch in die Fläche ge-
den Buchdrucker bekämpfen.“(Forst         bracht werden muss.
& Technik v. 21.10.2018).
Letzteres Zitat gilt sicherlich zu-
nächst auch für Baden-Württemberg.
Hier ist nach aktueller Einschätzung
eher eine Gefahr über Verschlep-
pungen, weniger durch eine rasche
aktive Ausbreitung durch Flugbewe-
gungen gen Westen gegeben. Die
Erfahrungen aus Österreich machen
deutlich, dass es aber durchaus nach
Einschleppungen zu Stehendbefall
weit abseits der Sägewerke kommen
kann. Welche Auswirkungen diese
Verschleppungen von Ips duplica-
tus in der Zukunft speziell vor dem
Hintergrund des Klimawandels hin-
sichtlich eines zukünftigen Gefähr-       Reinhold John
dungspotenzials haben kann, muss          FVA, Abteilung Waldschutz
Gegenstand weiterer, intensiver Un-       Tel.: (07 61) 40 18 - 2 25
tersuchungen sein. Dazu muss in           reinhold.john@forst.bwl.de

Literatur                                 Knižek, M.; Liška, J. (2019): Borken-     - LWF-aktuell 120, S. 48-50.
                                            käfer-Massenvermehrung in tsche-      Steyrer, G. (2019): Wie weit verbrei-
Grüne, S. (1979): Handbuch zur Be-          chischen Wäldern, LWF-aktuell           tet ist der Nordische Fichtenbor-
 stimmung der europäischen Bor-             120, S. 44-47.                          kenkäfer (Ips duplicatus) in Öster-
 kenkäfer, Verlag Schäper, Hanno-         Lemme, H.; Petercord, R. (2019):          reich. Forstschutz aktuelle 65, S.
 ver.                                       Der Nordische Fichtenborkenkäfer        3-13.
20                                                                                             FVA-einblick 3/2019

     Spürnasen für die Wissenschaft –
     Hunde als Monitoringmethode
     von Silja Ramlow und Julia Taubmann

     Artenspürhunde als Monitoring-        Bereits in den 1890er Jahren kamen     Monitoring Großraubtiere, Rote Liste
     methode: Wo gibt es Bedarf? Kann      Artenspürhunde im wildtierökolo-       und Wildtierbericht der Länder. Bei
     jeder Hund ohne weiteres als Ar-      gischen Bereich nachweislich zum       jedem Planungsverfahren spielt der
     tenspürhund ausgebildet werden?       Einsatz (Mackay et al. 2008). In-      Artenschutz eine wichtige Rolle. Und
     Wo liegen die Chancen und Her-        zwischen gibt es eine breite Palette   um die Verbreitung bzw. Ausbreitung
     ausforderungen? Das sind einige       an Tierarten, bei deren Monitoring-    gebietsfremder oder invasiver Arten
     der Fragen, denen im Pilotprojekt     Artenspürhunde zum Einsatz kom-        zu überwachen, muss ein präventi-
     „Artenspürhunde im Wildtiermo-        men (Taubmann, Böcker 2019). Auch      ves und überwachendes Monitoring
     nitoring“ der FVA nachgegangen        an der FVA sind bereits seit einigen   stattfinden.
     wird.                                 Jahren Artenspürhunde im Einsatz.      Bei     wildtierökologischen   Unter-
                                           Die Hunde werden in verschiedenen      suchungen werden die gängigen
                                           Projekten eingesetzt, unter anderem    Methoden in direkte und indirekte
                                           um Hinweise auf Luchs, Wolf und Au-    Untersuchungen eingeteilt. Direkte
                                           erhuhn zu erbringen. Weiterführende    Untersuchungen sind unter anderem
                                           Informationen dazu finden sich im      Sichtnachweise, Fotofallen, Markie-
                                           Artikel von Felix Böcker in der FVA-   rung und Telemetrie, während die
                                           einblick Ausgabe 1/2018.               indirekten Untersuchungen sich auf
                                                                                  die Hinterlassenschaften bzw. Spu-
                                                                                  ren der Tiere, wie beispielsweise
                                           Artenspürhunde als                     Kot, Urin, Haare, Federn, Nester,
                                           Monitoringinstrument                   Kratzspuren, Trittsiegel, Nahrungs-
                                                                                  reste, Exuvien oder Wasserproben
                                           Bei der tier- und pflanzenökologi-     konzentrieren. Probleme können
                                           schen Forschung bestehen nationale     hierbei sein, dass die direkten Un-
                                           und internationale Verpflichtungen,    tersuchungsmethoden zum Teil ei-
                                           die eingehalten werden müssen und      nen deutlichen Stress für die Zielart
                                           die unter anderem in folgenden Ge-     bedeuten, wenn sie wie die Teleme-
                                           setzen oder Verordnungen veran-        trie durch den erforderlichen Fang
                                           kert sind: Bundesnaturschutzgesetz,    als invasiv einzustufen sind. Ob nun
                                           FFH-Richtlinie,    Vogelmonitoring,    direkte oder indirekte Arterfassung,

                                           Abb. 1: Artenspürhund zeigt Birkhuhn-Gesperre an.
FVA-einblick 3/2019                                                                                                    21

hinzu kommt häufig ein hoher perso-     Wolf
neller und finanzieller Aufwand und
die Frage nach der Effektivität. Die    2016 wurde ein Pilotprojekt des
Zielart an sich oder deren Hinwei-      WWF zur Etablierung von Spürhun-
se sind oft nicht aufzufinden, da es    den als effizientes Instrument des
sich zumeist um seltene und scheue      Wolfsmonitorings in Deutschland
Arten handelt, welche oft auch nicht    durchgeführt. Das Ergebnis zeigt,
direkt identifizierbar sind. Ein Bei-   dass ein Großteil der Wolfslosung
spiel ist die optische Unterscheidung   ohne die Hunde nicht gefunden wor-
zwischen Baum- und Steinmarder-         den wäre und die Datenerhebung
losung. Hier kann der Einsatz von       in dem Untersuchungsgebiet durch
Artenspürhunden        gewinnbringend   den Einsatz der Hunde verbessert
ins Spiel gebracht werden. Mit ihrer    wurde (De Pellegrini & Krummheuer
feinen Nase können spezifisch trai-     2016). Bei der Hündin, welche seit
nierte Hunde die jeweilige Art direkt   2015 das Monitoring an der FVA als
im Feld identifizieren, wodurch der     Artenspürhund unterstützt, wurde
Anteil an fälschlicherweise gesam-      bei Einsätzen in Dänemark und in
meltem Probenmaterial deutlich mi-      der Lausitz herausgefunden, dass
nimiert werden kann. Zudem ist ihr      30% der gefundenen Wolflosungen
Einsatz meistens non-invasiv, da der    nicht ohne sie gefunden worden         Abb. 2: Die Wolfspürhündin der FVA
Artnachweis häufig schon indirekt er-   wären (Böcker 2016). Bei dieser        beim erfolgreichen Aufspüren von
                                                                               Wolflosung.      (Foto: Felix Böcker)
bracht werden kann. Die Fundraten       polarisierenden Tierart kann ein Ar-
beispielsweise bei der Losungssu-       tenspürhund, je nach Fragestellung,
che sind wesentlich höher als ohne      durchaus Unterstützung bei der Da-     nitoring im Bayrischen Wald, an
Hund (Böcker 2016).                     tenerhebung bieten. Der Hund hilft     der FAWF sowie an der FVA aktiv.
                                        gegebenenfalls auch bei der Iden-      Beispielsweise setzt die FAWF seit
                                        tifikation unsicherer Proben bei-      2015 Luchsspürhunde im EU LIFE-
Diskutierte                             spielsweise bei der Unterscheidung     Wiederansiedlungsprojekt ein. Die
Einsatzmöglichkeiten                    zwischen Wolf, Hund und Fuchs.         Arbeit der Hunde bringe eine Zeiter-
                                        Versteckt platzierte Losung, die der   sparnis mit sich, erläuterte Michael
Im Juli 2019 veranstaltete die FVA      Mensch unter normalen Umständen        Back während des Experten-Work-
im Rahmen des Projektes „Arten-         nicht finden würde, kann der Hund      shops. Bei Hinweisen auf ein Luchs-
spürhunde im Wildtiermonitoring“        dank seines feinen Geruchssinns        vorkommen kann ein ausgebildeter
einen    Experten-Workshop.      Dort   aufspüren. Zwar sei die Losungssu-     Artenspürhund eine gute Ergänzung
wurde mit Vertreterinnen und Ver-       che auch ohne Hund möglich, kom-       zu anderen Monitoringmethoden -
tretern des Umweltministeriums, des     mentierte Felix Böcker während des     wie etwa Wildtierkameras - sein, um
Landesjagdverbands, des Jagdge-         Experten-Workshops, vorhandene         die Anwesenheit des Luchses durch
brauchshundeverbands BW, des            Hunde mit regelmäßigem, prakti-        entsprechende Probenfunde zu be-
Nationalpark Schwarzwald, der For-      schem Einsatz könnten das Monito-      legen.
schungsanstalt für Waldökologie         ring jedoch optimieren.
und Forstwirtschaft Rheinland-Pfalz                                            Auerhuhn
(FAWF) und den Wildtierbeauftrag-       Luchs
ten des Landes Baden-Württemberg                                               Von 2016 bis 2019 wurden an der
der aktuelle Bedarf an Artenspür-       Auch im Luchsmonitoring wurden         FVA im Rahmen des internationalen
hunden im baden-württembergi-           bereits Artenspürhunde eingesetzt.     Forschungsprojektes „Auerhuhn &
schen Wildtiermonitoring eruiert. Fe-   In Wisconsin beispielsweise kamen      Windkraft“ die Reproduktionserfolge
lix Böcker und Julia Taubmann von       Artenspürhunde bei einem Vergleich     des Auerhuhns mit Artenspürhun-
der FVA sowie Michael Back von          zwischen Spürhunden und anderen        den in Schweden untersucht. Dafür
der FAWF hielten Vorträge zu un-        Monitoringmethoden beim Rotluchs       wurden mit Hilfe von Vorstehhunden
terschiedlichen Themenkomplexen.        (Lynx rufus) zum Einsatz. Dabei er-    0,5 km2 Rasterflächen abgesucht, ge-
Daraus resultierend wurden Einsatz-     wiesen sich die Artenspürhunde als     fundene Raufußhühner artbestimmt
möglichkeiten diskutiert, bei denen     effektivere Methode als der Einsatz    und als Hahn, Henne oder Küken
Hunde eine sinnvolle Alternative        von Wildtierkameras (Clare et al.      eingestuft (Taubmann et al. 2017).
oder Ergänzung zu bisherigen Me-        2015). In Deutschland sind derzeit     Diese Methode wird in inner- und au-
thoden darstellen.                      Artenspürhunde für das Luchsmo-        ßereuropäischen Ländern seit Jahr-
Sie können auch lesen