Gentechnisch veränderte Pflanzen der "Zweiten und Dritten Generation": Was können wir erwarten?

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Bundesgesundheitsbl -
Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz            Leitthema: Perspektiven zur Entwicklung der „Grünen Gentechnik”
2000 · 43:87–93 © Springer-Verlag 2000
                                                 P. Brandt • Robert Koch-Institut,Berlin

                                                 Gentechnisch veränderte
                                                 Pflanzen der „Zweiten
                                                 und Dritten Generation”:
                                                 Was können wir erwarten?

Zusammenfassung                                  Schlüsselwörter                                      von 1991 bis 1999). Im Vergleich mit
                                                                                                      den anderen EU-Mitgliedstaaten liegt
Die gentechnisch veränderten Pflanzen wer-       Endogene Inhaltsstoffe · Neuartige Inhalts-          Deutschland mit etwa 100 genehmigten
den aufgrund ihrer gentechnischen Verände-       stoffe · Pharmazeutisch/medizinische                 Freisetzungsvorhaben auf dem 7. Platz
rungen klassifiziert und fünf verschiedenen      Anwendungen · Chimeraplastie · GURT                  und damit zwar auf einer mittleren Po-
Anwendungsgebieten zugeordnet.Während                                                                 sition; jedoch sollte nicht unbeachtet
die gentechnisch veränderten Pflanzen des                                                             bleiben, daß 84% der Freisetzungsvor-
Anwendungsgebietes ,,Agronomischer Be-                                                                haben mit gentechnisch veränderten
darf”(z.B.Herbizid-Toleranz und Insekten-                                                             Pflanzen in nur sechs EU-Mitgliedstaa-
                                                                                                      ten (Frankreich, Italien, England, Spa-
Resistenz) bereits in zahlreichen Freilandver-
suchen im Bereich der EU-Mitgliedstaaten
getestet wurden und für einige dieser gen-
                                                 I n den letzten Jahren ist der Markt für
                                                 Produkte, die mittels gentechnologi-
                                                                                                      nien, den Niederlanden und Belgien)
                                                                                                      stattgefunden haben (Abb. 1).
technisch veränderten Pflanzen (und der aus      scher Methoden erzeugt wurden, be-
ihnen hergestellten Produkte) auch schon         achtlich gewachsen; 1998 betrug der                     Gentechnische Veränderungen
EU-weit gültige Genehmigungen für ihr In-        Marktwert der weltweit in den Handel                    aus fünf Anwendungsbereichen
verkehrbringen vorliegen, folgen die gen-        gebrachten gentechnisch veränderten
technisch veränderten Pflanzen der ,,Zwei-       Pflanzen etwa 1,4 Milliarden US$. 1999               In den ersten Jahren nach 1991 fanden
ten und Dritten Generation”zeitlich um eini-     wurden weltweit auf 40 Mill. Hektar                  hauptsächlich Freisetzungsvorhaben
ge Jahre verzögert dieser Entwicklung nach.      gentechnisch veränderte Pflanzen an-                 mit gentechnisch veränderten Pflanzen
Es handelt sich bei ihnen um die Anwen-          gebaut; in den USA sind 50% der Ge-                  statt, deren gentechnische Modifikation
dungsbereiche ,,Endogene Inhaltstoffe”,          samtanbaufläche für Sojabohnen, mehr                 darauf abzielte, diese für agronomische
,,Neuartige Inhaltstoffe für die Lebensmittel-   als 30% der für Baumwolle und 20%                    Belange zu verbessern. Zu derartigen
produktion”, ,,Pharmazeutisch/medizinische       der für Mais in diesem Jahr mit den ent-             gentechnischen Veränderungen zählen
Anwendungen”sowie ,,Anwendungen für              sprechend gentechnisch veränderten                   z.B. die Etablierung von Toleranzen ge-
die chemische Industrie”.                        Pflanzen bestellt worden. In Deutsch-                gen bestimmte Herbizide, von Resisten-
Aber nicht nur die Palette der möglichen         land zeigen sich indessen nur verhalte-              zen gegen phytopathogene Organismen
gentechnischen Veränderungen wird sich           ne Auswirkungen dieser Entwicklung                   und die Einführung der männlichen Ste-
zukünftig bei den gentechnisch veränderten       [1, 2]. Als ein Maß für den Entwick-                 rilität zur Erzeugung von Hybridsaatgut
Pflanzen erweitern sowie sich schwerpunkt-       lungsstand der ,,Grünen Gentechnik” in               (Heterosiseffekt). Die Freisetzungsakti-
mäßig mehr vom ersten Anwendungsbe-              der Pflanzenzüchtung [3] und damit                   vitäten mit gentechnisch veränderten
reich auf die anderen vier verlagern, sondern    u.a. auch in der Produktion von Futter-              Pflanzen dieser Art haben auch in den
auch das grundsätzliche gentechnische De-        und Lebensmitteln kann die Anzahl von
sign der gentechnisch veränderten Pflanzen       Freisetzungsvorhaben mit gentechnisch
wird sich durch den Einsatz der Chloropla-       veränderten Pflanzen gelten. Von den                       Prof. Dr. Dr. Peter Brandt
stentransformation, der Chimeraplastie so-       weltweit mehr als 5000 derartigen Frei-                    Robert Koch-Institut, Zentrum Gentechnologie,
wie der ,,Genetic Use Restriction Technolo-      setzungsvorhaben entfallen auf die EU-                     Postfach 65 02 80, D-13302 Berlin,
gy”(GURT) fortentwickeln.                        Mitgliedstaaten nahezu 1500 (Zeitraum                      E-Mail: pbrandt@rki.de.

                                                                                     Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000     87
Bundesgesundheitsbl -
     Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz                  Leitthema: Perspektiven zur Entwicklung der „Grünen Gentechnik”
     2000 · 43:87–93 © Springer-Verlag 2000
                                                           letzten Jahren nicht nachgelassen                          Um etwa drei Jahre versetzt gegen-
     P. Brandt                                             (Abb. 2).                                             über dieser ersten Gruppe von Freiset-
                                                                Weitere Aspekte könnten in Zu-                   zungsvorhaben finden seit etwa 1995
     Transgenic plants of the second and                   kunft im Rahmen von Freisetzungsvor-                  verstärkt Freisetzungen mit gentech-
     third generation: What can we expect?                 haben mit gentechnisch veränderten                    nisch veränderten Pflanzen statt, deren
                                                           Pflanzen erprobt werden, die bei den                  gentechnische Modifikationen darauf
     Summary                                               bisherigen Freisetzungsexperimenten                   abzielen, ihre endogenen Inhaltsstoffe
                                                           des o.g.Anwendungsbereichs noch nicht                 qualitativ oder quantitativ zu verändern.
     Genetically modified plants are classified re-        vertreten waren. Dazu könnten zum Bei-                Zu derartigen gentechnischen Verände-
     ferring to their genetical modifications and          spiel gentechnisch veränderte Pflanzen                rungen zählen z.B. die Modifizierung
     attached to five different ranges of applica-         gehören, die aufgrund ihrer gentechni-                des Fettsäuremusters oder der Kohlen-
     tions.Whereas genetically modified plants of          schen Modifikation auf Schwermetall-                  hydratzusammensetzung (Abb. 2).
     the range of application “Agricultural Re-            belasteten Böden wachsen können [4]                        Aufgrund bereits publizierter Er-
     quirements”(for example herbicide toler-              bzw. tolerant sind gegenüber Kälte,                   gebnisse ist für die Zukunft zu erwar-
     ance and insect resistance) already were              Trockenheit oder Ozonbelastung. Das                   ten, daß Freisetzungsvorhaben mit gen-
     tested in numerous experimental field re-             derartige Prognosen nicht nur hypothe-                technisch veränderten Pflanzen bevor-
     leases within the area of the EU-membersta-           tischen Charakter haben, zeigen die Ver-              stehen können, deren gentechnische
     tes and some of these genetically modified            suche von Rugh et al. [5], die Lirioden-              Veränderungen noch ganz anderen
     plants (as well as the processed products of          dron tulipifera (Tulpenbaum) mit dem                  Zwecken als den zuvor genannten die-
     them) have been already approved for plac-            bakteriellen Gen merA transformierten.                nen sollen. Es ist derzeit absehbar, daß
     ing on the market in the EU, genetically              merA codiert für eine Quecksilber-Re-                 in Zukunft gentechnisch veränderte
     modified plants of the “Second and Third              duktase, die es den gentechnisch verän-               Pflanzen aufgrund ihrer gentechni-
     Generation”follow with a delay of some                derten Tulpenbäumen ermöglicht, toxi-                 schen Veränderung in den folgenden
     years.These genetically modified plants are           sches Hg2+ in das weniger toxische, rela-             fünf Bereichen Anwendung finden
     belonging to the four ranges of applications          tiv inerte metallische Hg0 umzuwan-                   könnten (rev. 3):
     “Endogenous Plant Stuff”,“Novel Ingredients           deln; dieses wird zum Teil von den gen-               1. Agronomischer Bedarf: z.B. Herbizid-
     for Food Production”,“Pharmaceutical/Medi-            technisch veränderten Pflanzen in die                    Toleranz, Virus-Resistenz; Pilz-Resi-
     cal Applications”and “Applications for Chem-          Luft abgegeben. Derartige gentechnisch                   stenz; Bakterien-Resistenz; Insekten-
     ical Industry”.                                       veränderte Pflanzen werden bereits                       Resistenz; Frosttoleranz; männliche
     But non only the palette of genetical modifi-         kommerziell für die Sanierung von                        Sterilität; Schwermetall-Toleranz;
     cations will be enlarged for genetically mod-         Quecksilber-verseuchten Böden in den                     Ozon-Toleranz.
     ified plants in the future and will be more           USA angeboten.                                        2. Endogene Inhaltstoffe: z.B. Verände-
     concentrated to the four ranges of applica-                                                                    rung der Blütenfarbe, des Fettsäure-
     tions mentioned above, but also the genetic                 „Die Einsatzmöglichkeiten                          musters, der Kohlenhydratzusammen-
     design of the transgenic plants will be fur-                gentechnisch veränderter                           setzung oder des Nitratstoffwechsels.
     ther developed by using transformation of                                                                   3. Neuartige Substanzen für die Lebens-
     the chloroplasts, chimeraplasty and “Genetic                Pflanzen sind im Laufe der                         mittelproduktion: z.B. die Synthese
     Use Restriction Technology”(GURT).                         vergangenen Jahre sehr viel                         von Fructanen [6] oder die Anrei-
                                                                umfangreicher geworden.”                            cherung ungesättigter Fettsäuren [7].
     Key words

     Endogenous Plant Stuff · Novel Ingredients ·                                      Deutschland    Schweden
                                                                             Belgien
     Pharmaceutical/Medical Applications ·                                                 6%            3%
                                                                              7%                             Dänemark
     Chimeraplasty · GURT · Genetic Use Restric-                                                               3%
     tion Technology                                           Niederlande
                                                                   8%                                             übrige
                                                                                                                   3%

                                                            Spanien
                                                             10 %
                                                                                                                   Frankreich
                                                                                                                      29 %

                                                                 England
                                                                  13 %

                                                                                            Italien
                                                                                             17 %

                                                            Abb.1 䉱 Prozentuale Verteilung der Anmeldungen von Freiset-
                                                            zungsvorhaben mit gentechnisch veränderten Pflanzen im
                                                            Europäischen Beteiligungsverfahren auf die EU-Mitgliedstaaten
                                                            (übrige=Finnland, Griechenland, Portugal, Irland, Österreich)
                                                            (Stand: November 1999; Quelle: http://www.rki.de)

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dungsbereich eins und drei dem Anwen-
                                                                                                          dungsbereich zwei zuzuordnen sind.
                                                                                                               Um dem Eindruck vorzubeugen,daß
                                                                                                          die gentechnisch veränderten Pflanzen,
                                                                                                          die den Anwendungsbereichen drei bis
                                                                                                          fünf zuzurechnen sind, sich erst im Sta-
                                                                                                          dium der Laboruntersuchungen befin-
                                                                                                          den und daß die Palette der Möglichkei-
                                                                                                          ten für die Anwendungsbereiche eins und
                                                                                                          zwei keine weiteren Möglichkeiten mehr
                                                                                                          aufweist, seien exemplarisch einige zu-
                                                                                                          kunftsweisende Beispiele aufgeführt:
                                                                                                               Die Etablierung der Resistenz gegen
                                                                                                          bestimmte phytopathogene Insekten in
                                                                                                          gentechnisch veränderten Pflanzen er-
                                                                                                          folgt derzeit fast ausschließlich mit Hil-
Abb.2 䉱 Anzahl der Anmeldungen von Freisetzungsvorhaben mit gentechnisch veränderten                      fe der Übertragung eines der d-Endoto-
Pflanzen (gentechnische Modifikation ist eine spezifische Herbizid-Toleranz oder betrifft die             xin-Gene aus Bacillus thuringiensis. Die
Kohlenhydratzusammensetzung bzw. das Fettsäuremuster) im Zeitraum von 1991 bis 1999                       Untersuchungen, mit Hilfe von verschie-
für den Bereich der EU-Mitgliedstaaten.Weitere Erläuterungen im Text (Stand: November 1999;               dener Amylase- oder Protease-Inhibito-
Quelle: http://www.rki.de)
                                                                                                          ren ebenfalls eine derartige Insekten-
                                                                                                          Resistenz in gentechnisch veränderten
                                                                                                          Pflanzen zu erzeugen [18], haben erst
4. Pharmazeutische und/oder medizi-                technisch veränderten Pflanze für den                  zum Teil das Stadium erreicht, Freiset-
   nische Anwendungen: z.B. die Syn-               landwirtschaftlichen Anbau, Handel                     zungsexperimente mit solchen gentech-
   these spezieller Proteine [8, 9, 10]            und/oder Verarbeitung) gestellt. Für den               nisch veränderten Pflanzen vorzuneh-
   oder von ,,essbaren Impfstoffen” [11,           Bereich der EU-Mitgliedstaaten sind                    men. Bowen et al. [19] haben kürzlich
   12] oder die Anreicherung von Meta-             bislang von derartigen Anträgen auf In-                darauf hingewiesen, daß es möglich sein
   boliten des pflanzlichen Stoffwech-             verkehrbringen 13 genehmigt worden                     könnte, eine Insekten-Resistenz in Kul-
   sels [13, 14].                                  (Tabelle 1), von denen zehn dem Anwen-                 turpflanzen zu etablieren durch die
5. Anwendungen für die chemische In-
   dustrie: z.B. die Synthese von Polyhy-
   droxybuttersäure [15] oder die An-
   reicherung von Metaboliten des
                                                      Tabelle 1
   pflanzlichen Stoffwechsels [16].
                                                      Produkte aus dem Bereich der „Grünen Gentechnik”, für die ein Inverkehrbringen
                                                      in der Europäischen Union genehmigt wurde. GVO=gentechnisch veränderter
Es kann auch für die Freisetzungsvorha-
                                                      Organismus; HAT=Herbizid-Toleranz; IR=Insekten-Resistenz; MS=Männliche
ben mit gentechnisch veränderten
                                                      Sterilität; VB=Veränderung der Blütenfarbe; VL=Verlängerung der Haltbarkeit
Pflanzen der Anwendungsbereiche drei
                                                      als Schnittblume. (Quelle: http://www.rki.de)
bis fünf erwartet werden, daß sie zu-
künftig genauso wie schon die der An-                 Antragsteller                GVO               Gentechnische Veränderung             Genehmigt
wendungsbereiche eins und zwei – je-
weils zeitlich um einige Jahre gegenein-              Seita                        Tabak             HAT                                   1994
ander versetzt – ,,wellenartig” einsetzen             Plant Genetic Systems        Raps*             MS, HAT                               1996
werden, wobei derzeit weder über den                  Novartis                     Mais              IR, HAT                               1997
Zeitpunkt, wann derartige Freisetzun-                 Bejo Zaden BV                Radicchio         MS                                    1996
gen im Gebiet der EU-Mitgliedstaaten                  Monsanto                     Soja              HAT                                   1996
Realität werden sollten, noch über die                Plant Genetic                a) Raps*          MS, HAT                               1997
Intensität und die Dauer der einzelnen                Systems                      b) Raps*          MS, HAT                               1997
,,Wellen” etwas ausgesagt werden kann.                AgrEvo                       Raps              HAT                                   1998
     Liegt genügend Erfahrung aus etli-               AgrEvo                       Mais              HAT                                   1998
chen Freisetzungsexperimenten mit                     Monsanto                     Mais              IR                                    1998
gentechnisch veränderten Pflanzen in                  Northrup                     Mais              IR                                    1998
mehreren Jahren und an verschiedenen                  Florigene                    Nelke**           VB                                    1998
Standorten vor und haben sich die Er-                 Florigene                    Nelke             VL                                    1998
wartungen an die jeweilige gentechnisch               Florigene                    Nelke**           VB                                    1998
veränderte Pflanze bestätigt [17], so wird
in der Regel ein Antrag auf Genehmi-                  * bzw. **=gentechnisch veränderte Pflanzen, die aus verschiedenen Transformationsexperimenten her-
gung des ,,Inverkehrbringen” (d.h. kom-               vorgegangen sind und deren Inverkehrbringen daher auch separat beantragt und genehmigt wurde
merzieller Einsatz der jeweiligen gen-

                                                                                         Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000   89
Leitthema: Perspektiven zur Entwicklung der „Grünen Gentechnik”
     Transformation mit den Genen tca, tcb,                   Möglichkeiten des genetischen                    tainment erreicht, da beim Tabak wie
     tcc und/oder tcd aus Photorhabdus lumi-                  Design zukünftiger gentech-                      auch bei anderen Kulturpflanzen die
     nescens, die für die Untereinheiten eines                nisch veränderter Pflanzen                       Pollen keine Plastiden enthalten und so-
     auf Insekten wirkenden Toxins codieren.                                                                   mit auch die Übertragung der gentech-
           Mittels gentechnischer Methoden                 Bei dieser reichhaltigen Palette mögli-             nischen Veränderung auf nicht-gentech-
     können Pflanzen dergestalt transfor-                  cher zukünftiger gentechnisch verän-                nisch veränderte verwandte Pflanzen
     miert werden, daß sie – unter der Vor-                derter Pflanzen (für die in den folgen-             beim Auskreuzen über die Pollen nicht
     aussetzung, daß ein geeignetes Genkon-                den Beiträgen dieses Heftes einige Bei-             erfolgen kann.
     strukt verwandt worden ist – grundsätz-               spiele vorgestellt werden [4, 6, 8, 12, 13, 14,          Einen entscheidenden Schritt wei-
     lich jedes ,,Fremd”-Protein synthetisie-              16] sollte nicht der Blick für Neuerungen           ter geht die ,,Chimeraplastie” genannte
     ren und anreichern können (Tabelle 2).                in Bezug auf das veränderte genetische              Methode, mit deren Hilfe kürzlich in Ni-
     Diese Anwendung, die dem Bereich vier                 Design dieser Pflanzen verloren gehen,              cotiana tabacum [34] bzw. in Zea mays
     zugerechnet werden kann, hat in einzel-               das sich in wesentlichen Aspekten von               [35] jeweils eine Herbizid-Toleranz ge-
     nen Fällen schon den Grad der Kom-                    dem der heutigen gentechnisch verän-                gen Imidazolin bzw. Sulfonyl-Harnstoff-
     merzialisierung erreicht. So haben Hood               derten Pflanzen unterscheiden könnte.               Herbizide etabliert werden konnte. An-
     et al. [9] Mais mit dem Gen für das Avi-                   In dieser Hinsicht sind zum Beispiel           stelle der Insertion eines vollständigen
     din (einem Glycoprotein, das in den Ei-               die Untersuchungen von Daniell et al.               Gen(konstrukt)s in das pflanzliche Ge-
     ern von Vögeln,Amphibien und Reptili-                 [33] zur Transformation des Plastoms                nom – wie es bei den herkömmlichen
     en vorkommt) transformiert. Dieses                    von Tabakpflanzen von besonderem In-                Transformationsmethoden üblich ist –
     Glycoprotein ist in den Maiskörnern                   teresse. Sie verwenden dazu ein chimä-              werden bei der Chimeraplastie chimäre
     nachweisbar mit einer Menge von                       res Genkonstrukt aus dem Gen für die 5-             Oligonucleotide (COs) eingesetzt, die
     230 mg/kg Saatgut. Die Extraktion des                 Enol-Pyruvyl-Shikimat-3-Phosphat-                   (im vorliegenden Fall) aus einer fünf
     Avidin aus gentechnisch veränderten                   Synthase (EPSPS) aus Petunia hybrida,               Nucleotide umfassenden DNA-Sequenz
     Maiskörnern hat sich in technischer                   das flankiert wird von dem plastidären              zwischen zwei jeweils zehn Nucleotide
     Hinsicht als leichter erwiesen als aus                Gen für die Große Untereinheit der Car-             umfassende RNA-Sequenzen bestehen.
     Hühnereiern; sowohl quantitativ (Aus-                 boxydismutase und dem plastidären                   Innerhalb der DNA-Sequenz unterschei-
     beute von fast 100%) als auch qualitativ              ORF12. Diese gentechnisch veränderten               det sich ein Nucleotid von dem in der
     ist das gentechnisch veränderte Mais-                 Tabakpflanzen besitzen durch die Trans-             entsprechenden DNA-Sequenz des
     saatgut besser zur Gewinnung von Avi-                 formation des Plastoms pro Zelle 5000               Zielgens der zu transformierenden
     din geeignet. Hood et al. [9] verweisen               bis 10 000 Kopien des integrierten Gen-             Pflanze. Nach Einbringen der COs in
     darauf, daß zur Gewinnung von 20 g                    konstrukts. Dies bewirkt eine erhöhte               die pflanzlichen Zellen mittels ,,Parti-
     Avidin nur 100 kg gentechnisch verän-                 Expressionsrate der EPSPS und damit                 kel-Beschuß” kommt es zur homologen
     derte Maiskörner, aber 900 kg Hühner-                 eine effektivere Resistenz gegenüber der            Rekombination zwischen CO und Ziel-
     eier benötigt werden. Das aus gentech-                Behandlung mit dem Herbizid Roun-                   gen und – vermittelt durch zelleigene
     nisch veränderten Maiskörnern gewon-                  dup. Durch die Verwendung der beiden                Reparaturmechanismen – zur Über-
     nene Avidin wird schon kommerziell als                plastidären Gene als Border ist bei die-            nahme der Nucleotidveränderung der
     Substanz für diagnostische Zwecke an-                 ser Transformationsweise vorherbe-                  DNA-Sequenz des CO in die Sequenz
     geboten.                                              stimmbar, an welchem Ort auf dem Pla-               des Zielgens. Noch ist derzeit die Effek-
           Unter dem Anwendungsbereich                     stom das Genkonstrukt integriert wird.              tivität der Chimeraplastie gering; ihre
     vier sind auch die sogenannten ,,essba-               Ferner wird durch die Beschränkung                  Präzision bei der punktuellen Verände-
     ren Impfstoffe” aufgeführt. Die Bezeich-              der gentechnischen Veränderung auf                  rung des pflanzlichen Genoms läßt je-
     nung ,,essbare Impfstoffe” mag man-                   das Plastom eine Art biologisches Con-              doch jetzt schon erwarten, daß diese
     chem noch unwahrscheinlich vorkom-
     men; die experimentellen Erfolge auf
     Laborniveau sprechen allerdings dafür,
     dass diese in situ – Anwendung von An-
     tigen- bzw. “Plantibody”-produzieren-                    Tabelle 2
     den Kulturpflanzen in naher Zukunft                      Auswahl von Proteinen, die nach Insertion der entsprechenden Genkonstrukte
     Realität werden könnte (Tabelle 3; rev.                  von gentechnisch veränderten Pflanzen synthetisiert werden
     11). In den Medien wird bisweilen schon
     jetzt über die Etablierung entsprechend                  Protein                        Herkunft der entsprechenden      Gentechnisch veränderte
     gentechnisch veränderter Pflanzen be-                                                   DNA-Sequenz                      Pflanze
     richtet, die herkömmlich roh als Obst
     oder Salat gegessen werden (z.B. Toma-                   Avidin [9]                     Huhn                             Zea mays
     ten, Avocado oder Bananen), und durch                    a-Amylase [20]                 Bacillus licheniformis           Vicia narbonensis
     deren Verzehr Immunität gegen be-                        Phytase [21]                   Aspergillus niger                Nicotiana tabacum
     stimmte Krankheitserreger erreicht                       (1,3-1,4)-b-Glucanase [22]     Bacillus amyloliquefaciens       Hordeum vulgare
     werden soll.                                             (1,4)-b-Xylanase [23]          Ruminococcus flavefaciens        Nicotiana tabacum
                                                              Lactoferrin [8]                Homo sapiens                     Nictotiana tabacum

90    Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000
in Anspruch nehmen würde, wobei heu-
  Tabelle 3                                                                                               te schon gemutmaßt werden kann, ob es
  Auswahl bislang publizierter Arbeiten zur Erzeugung von Antikörpern gegen                               jemals gelingen sollte, daß das Zusam-
  Krankheitserreger oder von deren Antigenen mit Hilfe von entsprechend trans-                            menspiel der drei eingebrachten Fremd-
  formierten Pflanzen (t) bzw. von Impfstoffen mittels chimärer Viren nach deren                          gene auf die o.g. Weise in allen geernte-
  Vervielfältigung in infizierten Pflanze (i) [verändert nach 11]                                         ten Samen der gentechnisch veränder-
                                                                                                          ten Pflanzen (d.h. zu 100%) erfolgt. So
  Jahr        Krankheitserreger      Zur Transformation                   Transformierte (t)              nimmt es nicht Wunder, daß kürzlich
                                     verwendete Nukleinsäure              bzw. infizierte
                                     kodiert für                          (i) Pflanze                     von der maßgeblichen Firma verkündet
                                                                                                          wurde, daß die Umsetzung des Patents
  1992        Hepatitis B Virus      Hüllprotein                          Nicotiana tabacum (t)           in die Anwendung nicht weiter verfolgt
              [24]                   des Hepatitis B Virus                                                werden soll.
  1993        Foot-and-mouth-        chimäres Hüllprotein des Cowpea      Vigna ungiuculata (i)                Durch die Mediendiskussion über
              disease Virus          mosaic virus mit Epitopbereich des                                   die umstrittene ,,Terminator”-Technik
              [25]                   Foot-and-mouth-disease virus                                         ist eine Entwicklungsmöglichkeit der
  1994        HIV,Typ 1              chimäres Hüllprotein                 Vigna unguiculata (i)           GURT für die ,,Grüne Gentechnik” bis-
              [26]                   des Cowpea mosaic virus                                              lang in der Öffentlichkeit wenig beachtet
                                     mit Epitopbereich des HIV-1                                          worden.Wenn es im Verlauf der zahlrei-
  1994        humanes Rhinovirus     chimäres Hüllprotein                 Vigna unguiculata (i)           chen Genom-Projekte gelingen sollte,
              [26]                   des Cowpea mosaic virus                                              sehr spezifische Promotoren zu identifi-
                                     mit Epitopbereich des HTV-14                                         zieren, die (im Idealfall ausschließlich)
  1994        Streptococcus mutans   Antikörper gegen Hüllprotein         Nicotiana tabacum (t)           durch Einwirken pflanzenexterner, sehr
              [27]                   (185 kDa) von S. mutans                                              spezieller Inducer ,,zum Anschalten” ih-
  1995        Plasmodium malariae    chimäres Hüllprotein                 Nicotiana tabacum (i)           rer nachgeordneten, codierenden DNA-
              [28]                   des Tobacco mosaic virus mit                                         Sequenz veranlaßt werden können, so
                                     Epitopbereich von P. malariae                                        wäre die Etablierung gentechnisch ver-
  1995        E. coli                Untereinheit (11,6 kDa)              Nicotiana tabacum (t)           änderter Pflanzen möglich, deren gen-
              [29]                   des Hitze-instabilen                 Solanum tuberosum (t)           technische Veränderung auf diese Weise
                                     Enterotoxins von E. coli                                             z.B. aufgrund der aktuellen Witterungs-
  1996        Norwalk Virus          virales Kapsid-Protein (58 kDa)      Nicotiana tabacum (t)           bedingungen ,,an- bzw. abgeschaltet”
              [30]                   des Norwalk Virus                    Solanum tuberosum (t)           werden könnten.
  1997        Mink enteritis Virus   chimäres Hüllprotein des Cowpea      Vigna unguiculata (i)                Ebenso aus öffentlichen Diskussio-
              [31]                   mosaic virus mit Epitopbereich des                                   nen und aus den Berichten in den Medi-
                                     VP2 Kapsid-Proteins des MEV                                          en ist hinlänglich bekannt, daß in vielen
  1999        Cytomegalovirus        Glycoprotein B (UL55) des            Nicotiana tabacum (t)           Fällen Antibiotika-Resistenzgene als
              [32]                   Cytomegalovirus                                                      Marker-Gene bei der Transformation
                                                                                                          von Pflanzen verwendet werden [37]. In
                                                                                                          den letzten Jahren wurden jedoch auch
                                                                                                          Verfahren entwickelt, welche die Etablie-
                                                                                                          rung gentechnisch veränderter Pflanzen
Methode zukünftig an Bedutung ge-                   Restriction Technology” (GURT). Prin-                 ohne Marker-Gene grundsätzlich mög-
winnen könnte. Es bleibt allerdings                 zipiell besteht das patentierte „System               lich machen [z.B. 38, 39, 40]; es ist aber
auch zu klären, ob es sich bei dieser               zur Kontrolle der pflanzlichen Genex-                 durchaus möglich, daß im konkreten
Methode überhaupt um ein gentechni-                 pression” – wie es in der Patentschrift               Einzelfall aufgrund der Eigenschaften
sches Verfahren im Sinne des GenTG                  heißt – aus drei verschiedenen Genkon-                der Kulturpflanze, die transformiert
handelt?                                            strukten (Abb. 3), deren Zusammenwir-                 werden soll, diese Methoden nicht ein-
                                                    ken dazu führen soll, daß es mit dem                  setzbar sind. Diese Transformationsver-
„Zukünftige gentechnisch verän-                     vom Saatguthersteller ausgeliefertem                  fahren, die im Ergebnis zu Markergen-
  derte Pflanzen werden sich in                     Saatgut zwar möglich ist, am Ende der                 freien gentechnisch veränderten Pflan-
                                                    ersten Vegetationsperiode in herkömm-                 zen führen, sind u.a. auch deswegen von
wesentlichen Aspekten durch das                     licher Weise eine Ernte einzubringen,                 Interesse, weil es experimentell nur so
veränderte genetische Design von                    daß aber das Erntegut für eine weitere                möglich ist, in aufeinanderfolgenden,
  den heutigen unterscheiden.”                      Aussaat in der nächsten Vegetationspe-                unabhängigen Transformationsschrit-
                                                    riode nicht mehr verwendet werden                     ten mehrere verschiedene Genkon-
Viel Anlaß zu gesellschaftlichem Disput             kann, da – aufgrund der gentechnischen                strukte in die Primärtransformante zu
hat vor einiger Zeit die Patentierung der           Veränderung – die Keimfähigkeit des                   integrieren. In den nächsten Jahren wird
in den Medien als „Terminator”-Tech-                geernteten Saatgutes vernichtet worden                sich zeigen, ob sich diese Tranformati-
nik bezeichneten gentechnischen Ver-                ist. Es wird davon ausgegangen, daß die               onsverfahren ohne den Einsatz von An-
änderung gegeben [36]; es handelt sich              praktische Umsetzung dieses Konzep-                   tibiotika-Resistenzgenen als Marker be-
dabei um eine Variante der „Genetic Use             tes mindestens noch vier bis fünf Jahre               währen werden.

                                                                                         Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000   91
Leitthema: Perspektiven zur Entwicklung der „Grünen Gentechnik”
                                                                                                         grundsätzlichen Fragestellungen nach-
                                 P    Repressor-Gen        T
                                                                                                         gehen oder aber von der Sache her eng
                                                                                                         verknüpft mit dem kommerziellen An-
                                           mRNA                                                          bau einer bestimmten gentechnisch ver-
                                                                                                         änderten Pflanze sind. Zu diesem Zweck
                                                                                      Inducer            beabsichtigt das Robert Koch-Institut
                                                                                  z.B-Tetracyclin
                       (a)           Repressor-Protein                                                   eine ,,Zentrale Koordinationsstelle für
                                                                                                         das anbaubegleitende Monitoring von
                                                                                   (b)                   gentechnisch veränderten Pflanzen” ein-
                                                                                                         zurichten, dem ein ,,Genregister” für
       P   BS Recombinase-Gen T                       P    BS Recombinase-Gen            T               Nachweisfahren im Rahmen des anbau-
                                                                                                         begleitenden Monitoring beigeordnet
                                                                                                         sein soll.
                       mRNA                                                mRNA

                                                       Recombinase                                       Literatur
                                                                    LP     Toxin-Gen     T                1. Brandt P (1997) Zukunft der Gentechnik.
        LP B      Toxin-Gen     T
                                                                                                             Birkhäuser-Verlag, Basel, S 290
                                                                                                          2. Brandt P (1999) Was wird aus der Gentech-
                                                      B                           Toxin-Synthese             nik? Forschung & Lehre, Heft 11, S 570–572
                                                                                                          3. Brandt P (1995) Gentechnisch veränderte
     Abb.3 䉱 Schematische Darstellung des Zusammenwirkens von drei in das Pflanzengenom                      Pflanzen. Herstellung, Anwendung, Risken
     integrierten Genkonstrukten zur Verhinderung der erneuten Verwendung geernteter                         und Richtlinien.Birkhäuser-Verlag, Basel,
     Samen als Saatgut (,,Teminator”-Technik).Während der Saatgutgewinnung (a) bindet das                    S 306
     exprimierte Repressor-Protein am Recombinase-Gen und verhindert auf diese Weise des-                 4. Liu JR, Suh MC, Choi D (2000) Phytoremedia-
     sen Expression. Soll das Saatgut in den Handel gebracht werden, wird es mit einem In-                   tion of cadmium contamination: Overex-
     ducer behandelt (b), der die Bindung des Repressor-Proteins am Recombinase-Gen verhin-                  pression of metallothionein in transgenic
     dert. Dadurch kommt es zur Expression des Recombinase-Gens und die Recombinase kann                     tobacco plants.Bundesgesundheitsbl 43:
     einen Blocker aus dem Toxin-Gen entfernen. Dessen für die späte Entwicklungsphase des                   126–130
     pflanzlichen Embryos spezifischer Promoter läßt die Expression des Toxin-Gens erst in                5. Rugh CL, Senecoff JF, Meagher RB, Merkle SA
     diesem Entwicklungsstadium des Samens zu; das synthetisierte Toxin unterbindet die                      (1998) Development of transgenic yellow
     Embryonalentwicklung und damit die Keimfähigkeit des Samens                                             poplar for mercury phytoremediation.
                                                                                                             Nature Biotechnology 16: 925–928
                                                                                                          6. Heyer A (2000) Production of modified
                                                                                                             carbohydrates in transgenic plants.
                                                                                                             Bundesgesundheitsbl 43: 94–98
                                                                                                          7. Murphy DJ (1999) Production of novel oils
       Monitoring und Information                          nisch veränderten Pflanzen den gesetz-            in plants.Curr Opinion Biotechnol 10:
                                                           lichen Auftrag erfüllen zu können.                175–180
     Es ist sicher unangemessen, in Euphorie                    In diesem Sinne sind auch die der-        8. Spik G,Theisen M (2000) Alteration of gly-
     über die zukünftigen Möglichkeiten,                   zeitigen Bestrebungen zu sehen, ein an-           cosylation of human lactoferrin expressed
     gentechnisch veränderte Pflanzen für                  baubegleitendes Monitoring für gen-               in transgenic tobacco.Bundesgesundheitsbl
     ganz spezielle Bedürfnisse kreieren und               technisch veränderte Pflanzen einzufüh-           43: 104–109
                                                                                                          9. Hood EE,Witcher DR, Maddock S, Meyer T,
     etablieren zu können, die notwendigen                 ren, deren Inverkehrbringen für den Be-
                                                                                                             Baszczynski C, Bailey M, Flynn P, Register J,
     Sicherheitsbelange außer Acht zu lassen.              reich der EU-Mitgliedstaaten entspre-             Marshall L, Bond D, Kulisek E, Kusnadi A,
     Die zukünftige Weiterentwicklung gen-                 chend genehmigt worden ist (Tabelle 1).           Evangelista R, Nikolov Z,Wooge C, Mehigh RJ,
     technischer Modifikationen für die o.g.               Bei dem anbaugegleitendem Monitoring              Hernan R, Kappel WK,Titland D, Li CP, Howard
     Anwendungsbereiche bringt es zum                      sieht das Robert Koch-Institut als Ge-            JA (1997) Commercial production of avidiv
     Beispiel sicher mit sich, dass – im Ge-               nehmigungsbehörde seine Aufgabe u.a.              from transgenic maize: characterization of
     gensatz zu heutigen gentechnischen Ver-               darin, genehmigungsrelevante Informa-             transformant, production, processing,
     änderungen – oft mehr als nur ein                     tionen zu sammeln, zu bewerten und für            extraction and purification.Molecular
     ,,Fremdgen” in das pflanzliche Genom                  Interessierte zur Verfügung zu stellen.           Breeding 3: 291–306
                                                                                                         10. Herbers K, Sonnewald U (1999) Production of
     integriert werden wird und dass da-                   Im Rahmen des Gesamtkonzepts (über
                                                                                                             new/modified proteins in transgenic
     durch komplexere Auswirkungen auf                     das zu einem späteren Zeitpunkt berich-
                                                                                                             plants.Curr Opinion Biotechnol 10: 163–168
     die pflanzlichen Stoffwechselwege zu er-              tet werden wird) ergibt sich für das Ro-      11. Brandt P (1998) Impfschutz durch den Ver-
     warten sein können. Es steht außer Fra-               bert Koch-Institut, aufgrund der jeweili-         zehr von gentechnisch verändertem Obst
     ge, daß die zuständigen Behörden schon                gen Datenlage laufende Monitoringvor-             oder Gemüse? Bundesgesundheitsbl 41:
     jetzt auf diese mögliche Weiterentwick-               haben in geeigneter Weise zu modifizie-           289–293
     lung der ,,Grünen Gentechnik” vorberei-               ren bzw. neue Monitoringvorhaben zu
     tet sein müssen, um bei Sicherheitsbe-                initiieren. Es ist vorstellbar, daß zukünf-
     wertungen der zukünftigen gentech-                    tige Monitoringvorhaben entweder

92    Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000
12. Befus N, Langridge HR (2000) Plant-based        22. Jensen LG, Olsen O, Kops O,Wolf N,Thompsen            32. Tackaberry ES, Dudani AK, Prior F,Tocchi M,
    cholera toxin B subunit-insulin/GAD                 KK, von Wettstein D (1996) Transgenic barley              Sardana R, Altosaar I, Ganz PR (1999) Develop-
    fusion proteins suppress the development            expressing a protein-engineered, thermo-                  ment of biopharmaceuticals in plant
    of autoimmune diabetes.Bundesge-                    stable (1,3–1,4)-b-glucanase during                       expression systems: cloning, expression
    sundheitsbl 43: &ding7A;                            germination.Proc Natl Acad Sci USA 93:                    and immunological reactivity of human
13. Kumar A (1998) Transgenic manipulation of           3487–3491                                                 cytomegalovirus glycoprotein B (UL55) in
    polyamine metabolism.In: Lindsey K (ed)         23. Herbers K, Flint HJ, Sonnewald U (1996)                   seeds of transgenic tobacco.Vaccine 17:
    Transgenic plant research.Harwood Academic          Apoplastic expression of the xylanase and                 3020–3029
    Publishers, pp 187–199                              b(1-3,1-4)glucanase domains of the xynD               33. Daniell H, Datta R,Varma S, Gray S, Lee SB
14. Napier JA (2000) Transgenic plants for the          gene from Ruminococcus flavefaciens le-                   (1998) Containment of herbicide resist-
    production of pharmaceutical fatty acids.           ads to funktional polypeptides in transge-                ance through genetic engineering of the
    Bundesgesundheitsbl 43: 99–103                      nic plants.Mol Breeding 2: 81–87                          chloroplast genome.Nature Biotechnol 16:
15. Poirier Y (1999) Production of new poly-        24. Mason HS, Lam DM, Arntzen CJ (1992) Expres-               345–348
    meric compounds in plants.Curr Opinion              sion of hepatitis B surface antigen in                34. Beetham PR, Kipp PB, Sawyxky XL, Arntzen CJ,
    Biotechnol 10: 181–185                              transgenic plants.Proc Natl Acad Sci USA 89:              May GD (1999) A tool for functional geno-
16. Kopriva S, Rennenberg H (2000) Forest bio-          11745–11749                                               mics: Chimeric RNA/DNA oligonucleotides
    technology and environment.Bundesge-            25. Usha R, Rohll JB, Spall VE, Shanks M, Maule AJ,           cause in vivo gene-specific mutations.Proc
    sundheitsbl 43: 121–125                             Johnson JE, Lomonosoff GP (1993) Expression               Natl Acad Sci USA 96: 8774–8778
17. Brandt P (1999) Prinzipien der Risikoer-            of an animal virus antigenic site on the              35. Zhu T, Peterson DJ,Tagliani L, St.Clair G,
    wägungen zur ,,Grünen Gentechnik”.                  surface of a plant virus particle.Virol 197:              Baszczynski CL, Bowen B (1999) Targeted
    Bundesgesundheitsbl 42: (in press)                  366–374                                                   manipulation of maize genes in vivo using
18. Jouanin L, Bonade-Bottino M, Girard C, Morrot   26. Porta C, Spall VE, Loveland J, Johnson JE, Barker         chimeric RNA/DNA oligonucleotides.Proc
    G, Giband M (1998) Transgenic plants for            PJ, Lomonosoff GP (1994) Development of                   Natl Acad Sci USA 96: 8768–8773
    insect resistance.Plant Science 131: 1–11           cowpea mosaic virus as a high-yielding                36. US-Patent Nr.5 723 765: Control of plant
19. Bowen D, Rochelaeu TA, Blackburn M, Andreev         system for the presentation of foreign                    gene expression.
    O, Golubeva E, Bhartia R, French-Constant RH        peptides.Virol 202: 949–955                           37. Brandt P (1999) Antibiotika-Resistenzgene
    (1998) Insecticidial toxins from the bacte-     27. Ma JK, Lehner T, Satbila P, Fux CI, Hiatt A (1994)        als Marker in gentechnisch veränderten
    rium Photorhabdus luminescens.Sciene                Assembly of monoclonal antibodies with                    Pflanzen. Bundesgesundheitsbl 42: 51–57
    280: 2129                                           IgGI and IgA heavy chain domains in                   38. Joersbo M, Okkels FT (1997) A novel principle
20. Pen J, Molendijk L, Quax WJ, Sijmons PC, van        transgenic tobacco plants.Eur J Immunol                   for selection of transgenic plant cells:
    Ooyen AJJ, van den Elzen PJM, Rietveld K,           24: 131–138                                               Positive selection. Plant Cell Reports 16:
    Hoekema A (1992) Production of active           28. Turpen TH, Reini SJ, Charoenvit Y, Hoffman SL,            219–221
    Bacillus licheniformis alpha-amylase in             Fallarme V, Grill LK (1995) Malarial epitopes         39. Yoder JI, Gouldsbrough AP (1994) Transfor-
    tobacco and ist application in starch               expressed on the surface of recombinant                   mation systems for generating marker-
    liquefaction.Bio/Technol 10: 292–296                tobacco mosaic virus. Nature Biotechnol 13:               free transgenic plants.Nature Biotechnol
21. Verwoerd TC, van Paridon PA, van Ooyen AJJ,         53–57                                                     12: 263–267
    van Lent JWM, Hoekema A, Pen A (1995)           29. Haq TA, Mason HS, Clements JD, Arntzen JT             40. Ebinuma H, Sugita K, Matsunaga E,Yamakado
    Stable accumulation of Aspergillus niger            (1995) Oral immunization with a recombi-                  M (1997) Selection of marker-free transge-
    phytase in transgenic tobacco leaves.Plant          nant bacterial antigen produced in trans-                 nic plants using the isopentenyl transfera-
    Physiol 109: 1199–1205                              genic plants.Science 268: 714–716                         se gene.Proc Nat Acad Sci USA 94: 2117–2121
                                                    30. Mason HS, Ball JM, Shi JJ, Ji-ang X, Estes MK,
                                                        Arntzen CJ(1996) Expression of Norwalk
                                                        virus capsid protein in transgenic tobacco
                                                        and potato and its oral immunogenicity in
                                                        mice.Proc Natl Acad Sci USA 93: 5335–5340
                                                    31. Dalsgaard K, Uttenthal A, Jones TD, Xu F,
                                                        Merryweather A, Hamilton WDO, Langeveld,
                                                        JPM, Boshuizen RS, Kamstrup S, Lomonosoff
                                                        GP, Porta C,Vela C, Casal JI, Meloen RH, Rodgers
                                                        PB (1997) Plant-derived vaccine protects
                                                        target animals against a viral disease.
                                                        Nature Biotechnol 15: 248–252

                                                                                             Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2•2000    93
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