Geschäftsbericht 2012 - Arbeitsmarktservice Österreich - AMS-Forschungsnetzwerk
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Geschäftsbericht 2012 Arbeitsmarktservice Österreich „Ich will einfach schnell geeignetes Personal finden.“ Martin K., Unternehmer „Ich möchte bei der Jobsuche aus möglichst vielen Angeboten wählen.“ Anita H., Arbeitsuchende Voller Einsatz für beide Seiten am Arbeitsmarkt
IMPRESSUM Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Arbeitsmarktservice Österreich, Treustraße 35–43, 1200 Wien, www.ams.at Redaktionsteam: Dr. Ernst Haider, Dr. Beate Sprenger, Mag. Franz Rath, MAS, MSc Design und Satz: Gerlinde Hauger, AMS Österreich; orangequadrat Agentur, www.orangequadrat.at Cover: UNIQUE Werbe Ges.m.b.H, www.unique.at © Fotos: AMS/Petra Spiola (S. 2), AMS/Monika Saulich (S. 3), Bundesagentur für Arbeit (S. 5), WIFO (S. 9), qualityaustria/Franz Pflügl (S. 13), IV/Markus Prantl (S. 17), AK/Lisi Specht (S. 21), AMS/Christian Jungwirth (S. 36), KURIER/Gerhard Deutsch (S. 31), AMS/Michele Pauty (S. 28, 39, 49), AMS/Fotostudio Mozart (S. 43), Walter Hron (S. 47) Produktion: Gerlinde Hauger, AMS Österreich Lektorat: Dr. Helmut Baminger, www.korrekturwerkstatt.at Druck: Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Horn, www.berger.at Erschienen im Juli 2013
INHALT Vorwort des Verwaltungsratsvorsitzenden............................................................................... 2 Vorwort des Vorstandes ..........................................................................................................3 Leistungen des AMS im Jahr 2012..........................................................................................4 Das AMS als größter Arbeitsmarktdienstleister ....................................................................... 7 Die Arbeitsmarktlage................................................................................................................ 8 Management und Steuerung im AMS ................................................................................... 12 Die KundInnen im Mittelpunkt................................................................................................16 Service für Arbeitskräfte.........................................................................................................20 Bildungs- und Berufsinformation...........................................................................................27 Service für Unternehmen........................................................................................................30 Arbeitsmarktförderung im Überblick...................................................................................... 35 AusländerInnen am österreichischen Arbeitsmarkt............................................................... 38 Das AMS als attraktiver Arbeitgeber...................................................................................... 42 AMS-Technologie...................................................................................................................46 Infrastrukturmanagement.......................................................................................................48 Finanzbericht.......................................................................................................................... 50 Die Organisation.....................................................................................................................63 Begriffsdefinitionen und Abkürzungen................................................................................... 70 Tabellenanhang...................................................................................................................... 74
Vorwort des Verwaltungsratsvorsitzenden Dr. Stefan Potmesil Das Arbeitsmarktservice blickt auf ein schwieriges Vorsitzender des Verwaltungsrates Geschäftsjahr 2012 zurück. Mit der internationalen Konjunkturabkühlung – in „Multi Channelings“, die Erstellung von Kompetenz- Österreich war ein Einbruch des BIP-Wachstums auf profilen („Profiling“) waren wichtige Schritte in Rich- ein Drittel des Vorjahreswertes zu verzeichnen (von tung der Ausweitung des Betreuungsangebots für 2,7 % im Jahr 2011 auf 0,8 %) – stieg die Arbeitslo- Zielgruppen wie schwer vermittelbare und erwerbs- sigkeit, der Bestand an offenen Stellen ging zurück. ferne Personen, Ältere, insbesondere auch Per- sonen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Erfreulicherweise lag die Zahl der Aktivbeschäftig- Geringqualifizierte oder aber Personen mit Migrati- ten im Jahresdurchschnitt 2012 mit 3.370.479 auf onshintergrund. Rekordniveau, die international vergleichbare Ar- beitslosenquote laut Eurostat an erster Stelle im eu- Das Arbeitsmarktservice hat seinen Fokus konse- ropäischen Ranking. quent auf den anhaltenden Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt (steigende berufliche Mobilität, Fach- Bemerkenswert ist weiters der Umstand, dass trotz kräftenachfrage, Überbrücken von Übergängen, geringen Wirtschaftswachstums die für die produk- Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit) ausge- tive Verteilung der Arbeitskräfte (im Fachjargon Job richtet und sich auf die Lösung von Problemen, die bzw. Labour Turnover) so wichtige Dynamik auf dem aus der Alterung des Arbeitskräftepotenzials und Arbeitsmarkt mit rund 1.830.000 Statuswechsel wei- dem Erfordernis zur Anhebung des Pensionsan- ter zugenommen hat. trittsalters resultieren, eingestellt. Erfreulich ist der Beitrag zum Erreichen der Zielsetzung des Gen- Leider bedeutet die erhebliche Steigerung in der deransatzes, der u.a. sowohl auf die Hebung der Langzeitarbeitslosigkeit (+9,6 %), in der Gruppe der Frauenerwerbsquote als auch auf einen qualifikati- Langzeitbeschäftigungslosen (+6,7 %) und arbeits- onsadäquaten Einsatz der Frauen auf dem Arbeits- marktfernen Personen (+8,4 %) bei gleichzeitigem markt abstellt. Rückgang der Arbeitsaufnahmen ein deutliches Sig- nal für signifikant verringerte Reintegrationschancen Ein Dienstleistungsunternehmen wie das Arbeits- und damit erhöhtem Ressourceneinsatz je Vermitt- marktservice Österreich erreicht seine Ziele durch lungsanbahnung. den Einsatz seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter. Diese waren im Jahr 2012 nicht nur aufgrund der Die neu bewilligten Förderfälle stiegen im Jahr 2012 Arbeitsmarktentwicklung mit zusätzlichen Belastun- um 14 %, die Zahl der neu geförderten Personen um gen konfrontiert, sondern auch durch die Transition 10 %. Bei den Arbeitsmarktpolitischen Jahreszielen zu einem neuen IT-Dienstleister. Die dabei aufgetre- 2012 waren österreichweit bei drei Zielsetzungen tenen Schwierigkeiten, v.a. in ihren Auswirkungen Zielverfehlungen zu verzeichnen, bei nachhaltigen auf die Betreuung der KundInnen, haben die Mit- Arbeitsaufnahmen von arbeitsmarktfernen Perso- arbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kreativität, Gelas- nen, bei der Schulungseffektivität und bei den Stel- senheit und bemerkenswerter Frustrationstoleranz lenbesetzungen. bewältigt. Dies verdient die uneingeschränkte Aner- kennung des Verwaltungsrates. Die Vorgabe des Herrn Bundesministers – 50 % Frauenanteil an den Fördermitteln – wurde fast er- reicht (49,3 %); in immerhin sieben Bundesländern wurde die 50 %-Marke übersprungen. Das Arbeitsmarktservice hat im Jahr 2012 sein Dienstleistungsangebot erweitert. Die Differenzie- Dr. Stefan Potmesil rung des Betreuungsangebots iVm Strategien des Vorsitzender des Verwaltungsrates 2 | AMS Geschäftsbericht 2012
Vorwort des Vorstandes Rechts: Dr. Herbert Buchinger Links: Dr. Johannes Kopf, LL.M. Soviel Lob von außen – und trotzdem nicht zufrieden? „Europa schaut nach Österreich“ (Die Zeit), „The demgemäß auch ein besonders herausforderndes Austrian Miracle“ (Foreign Policy), „Österreich gilt für das AMS und unsere Mitarbeiterinnen und Mitar- als Vorbild in der europäischen Arbeitsmarktpolitik“ beiter. Das zeigen die Leistungskennzahlen dieses (FAZ), „Autriche, voyage au pays du plein-emploi“ Geschäftsberichts deutlich: (L´Expansion) und „El Secreto del bajo paro juve- nile en Austria“ (El Pais) sind nur einige wenige der Mehr als 1 Mio. Anträge auf Arbeitslosengeldleis- internationalen Schlagzeilen, in denen Österreichs tungen mussten berechnet, 5 Mio. Beratungstermi- Arbeitsmarktpolitik zuletzt besondere Beachtung ne durchgeführt, 4,5 Mio. telefonische Anfragen in geschenkt wurde. unseren ServiceLines bearbeitet und 500.000 Be- rufsberatungen in den Berufsinformationszentren Soviel Lob von außen und trotzdem nicht zufrieden: durchgeführt werden. Und auch die Akquisition von Eine Arbeitslosigkeit, die in absoluten Zahlen einen offenen Stellen war in diesen wirtschaftlich schwa- österreichischen Rekordwert erreicht hat und die chen Zeiten naturgemäß besonders schwierig. auch bei der Arbeitslosenquote nur mehr knapp unter der höchsten jemals in der Zweiten Republik Schwierig, aber überaus wichtig, denn so haben im gemessenen liegt, kann einfach nicht zufriedenstel- Jahr 2012 trotz Krise rund 520.000 Menschen mit len, selbst dann nicht, wenn es den Ländern um uns Unterstützung des AMS aus Arbeitslosigkeit wieder herum noch viel, viel schlechter geht. zur Arbeit gefunden. Obwohl uns europaweit von der Politik und den So können wir zwar also mit der Arbeitsmarktsitu- Medien bestätigt wird, dass das AMS Österreich ation nicht zufrieden, aber doch ein bisschen stolz offenbar sehr gute Arbeit leistet, war 2012 ein über- auf die Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen im aus schwieriges Jahr auf dem Arbeitsmarkt und AMS sein. Dr. Herbert Buchinger Dr. Johannes Kopf, LL.M. Vorsitzender des Vorstandes Mitglied des Vorstandes AMS Geschäftsbericht 2012 | 3
Leistungen des AMS im Jahr 2012 Nach einer deutlichen Entspannung der Arbeitsmarktlage in den Jahren 2010 und 2011 haben sich die Wirtschaftsdaten 2012 mit einem BIP-Wachstum von 0,8 % verschlechtert. Die Beschäf- tigung hat dennoch um rund 43.700 Personen zugenommen (+1,3 %), aber auch die Arbeitslo- sigkeit ist um 13.900 Personen (+5,7 %) gestiegen. Das AMS war im Jahr 2012 daher mit der bislang höchsten Zahl von Arbeitslosen seit seinem Bestehen konfrontiert. Der Jahresdurchschnittsbestand von 260.640 ist der höchste seit 1945. Die Arbeitslosenquote von 7,0 % zählte aber auf Grund der guten Beschäftigungslage nicht zu den höchsten. ARBEITS- UND PERSONALVERMITTLUNG In 101 Regionalen Geschäftsstellen in allen Bun- 72,5 % aller offenen Stellen (ohne Lehrstellen) desländern haben 5.433 MitarbeiterInnen, die wurden innerhalb eines Monats besetzt. Die 4.816 Vollzeitäquivalenten entsprechen, rund durchschnittliche Besetzungszeit der offenen 908.000 Arbeit- und Lehrstellensuchende und Stellen (ohne Lehrstellen) betrug 27 Tage. rund 69.000 Unternehmen betreut. Pro Arbeitstag wurden von den MitarbeiterInnen 408.000 offene Stellen wurden von den rund des AMS rund 7.200 Betreuungsvereinbarun- 500 MitarbeiterInnen des Service für Unterneh- gen mit den KundInnen abgeschlossen. Insge- men entgegengenommen und 339.000 konnten samt erstellten die MitarbeiterInnen des AMS fast mit Unterstützung des AMS auch besetzt werden. 1,78 Mio. Betreuungsvereinbarungen. Die Einschaltung des AMS in den Stellenmarkt Pro Arbeitstag haben in den Regionalen Ge- (der Anteil der gemeldeten offenen Stellen an schäftsstellen des AMS rund 19.200 geplante Ter- allen neu entstehenden Dienstverhältnissen) be- minvorsprachen von Arbeitslosen stattgefunden. trug rund 36 % und konnte gegenüber dem Vor- Insgesamt haben in den Regionalen Geschäfts- jahr leicht gesteigert werden. stellen rund 4,76 Mio. geplante Terminvorspra- chen stattgefunden. Alle 55 Sekunden hat ein/e Jobsuchende/r mit Unterstützung des AMS eine Beschäftigung ge- funden. Rund 584.000 arbeitslose bzw. lehrstel- lensuchende Personen haben mit Unterstützung AKTIVE ARBEITSMARKTPOLITIK des AMS wieder Arbeit gefunden. Aktive arbeitsmarktpolitische Förderangebote Alle 80 Sekunden konnte ein Stellenangebot (inkl. wurden von rund 347.000 arbeitsuchenden bzw. Lehrstellen) akquiriert werden. Insgesamt wurden beschäftigten Personen – um 10 % mehr als 2011 rund 447.000 offene Stellen und Lehrstellen ak- – in Anspruch genommen. Dafür wurden insge- quiriert und betreut. samt € 971 Mio. (inkl. Kurzarbeit) ausgegeben. Alle 85 Sekunden erfolgte eine Stellenbesetzung Jede/r dritte Arbeitslose wurde in eine Förderung unter Mitwirkung des AMS. Mit Unterstützung des einbezogen. 41 % der von Arbeitslosigkeit betrof- AMS konnten 372.008 Stellenbesetzungen (inkl. fenen Frauen und 31 % der betroffenen Männer Lehrstellen) erzielt werden. wurden gefördert. 4 | AMS Geschäftsbericht 2012
„Die gute Arbeits- marktlage in Ös- terreich zeigt die Leistungsfähigkeit des Arbeitsmarktservice“ Die seit Jahren gute Situation auf dem österreichischen Arbeitsmarkt ist damit auch Ausdruck des guten Zustands des Arbeitsmarktservice. Wir brauchen in Zeiten der europawei- ten Krise auf den Arbeitsmärkten diese Leuchttürme, und ich ermutige Sie, Ihr Engagement in Europa gemeinsam wei- terzuführen.“ Frank-Jürgen Weise Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit Ein europäisches Motto lautet: „United in Diversity“ – vereint in Vielfalt. Dies trifft auch auf die öffentlichen Arbeitsmarktdienstleister zu. Unsere Unterschiedlichkeit ist die Quelle, aus der wir alle schöpfen können. So muss nicht jeder das Rad immer wieder neu den Entscheidungsträgern in Europa. Das AMS ist erfinden. Viele Fragen sind auf nationaler Ebene in den wichtigen Themen engagiert, sowohl in ge- schon beantwortet worden, viele Probleme gelöst. schäftspolitischen (z.B. im Benchmarking-Projekt oder im Peer Review für Angebote für Jugendliche) Wenn wir voneinander lernen, können wir enorme wie auch in europapolitischen (z.B. bei der Umset- Schritte nach vorn machen. Ich erlebe das AMS zung der Jugendgarantie oder in der Arbeitsgruppe als eine Organisation, die diese Quelle ständig neu zu „New Skills for New Jobs“) Projekten. speist. Sein Engagement im europäischen Netzwerk der Leiter öffentlicher Arbeitsmarktdienstleister ist Ich bin überzeugt, dass die Lage auf den Arbeits- seit Jahren ununterbrochen, und wir brauchen die- märkten auch durch die Leistungsfähigkeit der Ar- se Konstanz in der Arbeit des Netzwerks gegenüber beitsmarktdienstleister beeinflusst wird.
Leistungen des AMS im Jahr 2012 Fast die Hälfte des Förderbudgets wurde für Frau- INTERNET- und en verwendet. Für rund 177.000 arbeitslose bzw. informationsANGEBOTE beschäftigte Frauen wurden € 458 Mio. und da- mit 49,3 % des gesamten Förderbudgets aufge- Im eJob-Room waren im Durchschnitt täglich wendet. 203.000 Bewerbungen und 94.000 Stellenange- bote abrufbar. Pro Arbeitstag wurden rund 1.400 Personen ge- fördert und fast 4.000 Förderfälle administriert. Im Durchschnitt hatte rund jeder vierte Arbeitslose ein aktives eAMS-Konto. Die Zahl aller Personen mit einem aktiven eAMS-Konto stieg im Vergleich zum Vorjahr um 40 %. DIE EXISTENZSICHERUNG Pro Kalendertag wurden die eService-Ange- Pro Arbeitstag wurden in den Regionalen Ge- bote im eAMS-Konto durchschnittlich mehr als schäftsstellen rund 4.400 Anträge auf Existenz- 8.800 Mal genutzt, das entspricht einem Aufruf sicherung bearbeitet. Insgesamt wurden rund alle zehn Sekunden. 1.086.000 Anträge bearbeitet. Mit 1,6 Mio. Besuchern pro Monat verzeichneten Für Leistungen im Falle von Arbeitslosigkeit und die Zugriffe auf die Informationsangebote im In- andere arbeitsmarktpolitische Unterstützungen ternet unter www.ams.at im Vergleich zum Vorjahr wurden rund € 4,3 Mrd. ausbezahlt. eine Steigerung um 13 %. Fast eine halbe Million Jugendlicher und Erwach- sener haben die Informationsangebote in den KUNDiNNENZUFRIEDENHEIT 66 BerufsInformationsZentren des AMS genutzt. Zwei Drittel der Arbeitslosen und drei Viertel der Betriebe waren mit der Leistung des AMS zufrie- den. Die Zufriedenheit der Unternehmen stieg ServiceLines: weiter an und erreichte die Bestmarke von 2009. DIE CALLCENTER DES AMS Die Zufriedenheit der Arbeitsuchenden blieb je- doch unter dem Niveau des Vorjahres. Pro Arbeitstag wurden von den ServiceLine-Mit- arbeiterInnen rund 18.000 Anrufe beantwortet. Insgesamt wurden 4,5 Mio. Anrufe von Arbeitsu- chenden oder Betrieben beantwortet. 6 | AMS Geschäftsbericht 2012
Das AMS als größter Arbeitsmarktdienstleister Das Arbeitsmarktservice Österreich wurde 1994 auf Basis des Arbeitsmarktservicegesetzes (AMSG) aus der unmittelbaren Bundesverwaltung ausgegliedert und als eigene Rechtsperson in Form eines öffentlichrechtlichen Dienstleistungsunternehmens neu organisiert. Das Organisationsmodell des AMS trägt dabei der Prüfung und Auszahlung von Lohnersatzleistun- Überlegung Rechnung, dass eine wirkungsvolle gen bei Arbeitslosigkeit im Rahmen der passiven Arbeitsmarktpolitik nur in Abstimmung zwischen Arbeitsmarktpolitik (insbesondere Arbeitslosen- ArbeitnehmerInnen, ArbeitgeberInnen und Regie- versicherungsgesetz). rung sowie unter Berücksichtigung regionaler Un- terschiede und Besonderheiten möglich ist. Deshalb Ordnungspolitische Aufgaben, wie die Zulassung wurde das AMS in Bundes-, Landes und Regionalor- von ausländischen Arbeitskräften zum Arbeits- ganisationen gegliedert, wobei die Sozialpartner auf markt (Ausländerbeschäftigungsgesetz). jeder Organisationsebene maßgeblich an der Wil- lensbildung mitwirken. Der allgemeine gesetzliche Auftrag im § 29 Arbeits- Die Konkretisierung dieser Aufgaben im Leitbild des marktservicegesetz an das AMS legt fest, dass das AMS – „Wir verbinden Mensch und Arbeit.“ „Ziel des Arbeitsmarktservice ist, im Rahmen der Vollbeschäftigungspolitik der Bundesregierung zur „Das AMS ist das führende kundInnenorientierte Verhütung und Beseitigung von Arbeitslosigkeit un- Dienstleistungsunternehmen am Arbeitsmarkt in Ös- ter Wahrung sozialer und ökonomischer Grund- terreich, bringt Arbeitsuchende und Arbeitgeber zu- sätze im Sinne einer aktiven Arbeitsmarktpolitik auf sammen und sorgt dafür, dass Arbeitslosigkeit nicht ein möglichst vollständiges, wirtschaftlich sinnvol- länger dauert, als es die Arbeitsmarktverhältnisse les und nachhaltiges Zusammenführen von Arbeits- bedingen. Durch diese Arbeit trägt das AMS zur ge- kräfteangebot und -nachfrage hinzuwirken, und sellschaftlichen Stabilität bei. dadurch die Versorgung der Wirtschaft mit Arbeits- kräften und die Beschäftigung aller Personen, die Das AMS vermittelt Arbeitskräfte auf offene Stellen dem österreichischen Arbeitsmarkt zur Verfügung und unterstützt die Eigeninitiative von Arbeitsuchen- stehen, bestmöglich zu sichern. Dies schließt die den und Unternehmen durch Beratung, Information, Sicherung der wirtschaftlichen Existenz während Qualifizierung und finanzielle Förderung. Während der Arbeitslosigkeit im Rahmen der gesetzlichen Be- der Zeit der Arbeitslosigkeit leistet das AMS einen stimmungen ein“. Beitrag zur Existenzsicherung. In der Wirtschaft nimmt es einen wichtigen Platz bei der Suche und Auswahl von geeigneten Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern ein.“ Wichtige Aufgaben des AMS In neun Landesorganisationen mit 101 Regionalen Durchführung von Maßnahmen der aktiven Ar- Geschäftsstellen werden in den Kernprozessen des beitsmarktpolitik (Beratungs-, Vermittlungs- als Service für Arbeitskräfte (SFA), des Service für Un- auch Förderungstätigkeiten) mit dem Ziel der ternehmen (SFU) und des Informationsprozesses Wiedererlangung der Vollbeschäftigung und zur mit insgesamt rund 5.433 MitarbeiterInnen diese Verhütung von Arbeitslosigkeit. Aufgaben und Ziele mit operativem Leben erfüllt. AMS Geschäftsbericht 2012 | 7
Die Arbeitsmarktlage* Das Wirtschaftswachstum von 0,8 % hat im Jahr 2012 zu einem Anstieg der Beschäftigung um 43.700 und damit zu einem Rekordniveau von 3,465 Mio. Beschäftigten geführt. Gleichzeitig ist aber auch die Arbeitslosigkeit um rund 13.900 Personen oder 5,7 % auf rund 260.600 gestiegen. Beschäftigung Aktivbeschäfti- Nach dem Auslaufen der Lissabon-Strategie hat Die Aktivbeschäftigung (ohne Karenz- bzw. Kin- gung stieg die Kommission die „Strategie Europa 2020“ für derbetreuungsgeldbezieherInnen und Präsenz- um 1,4 % die kommende Dekade formuliert, die auf eine en- und Zivildiener) lag im Jahresdurchschnitt 2012 bei gere Verzahnung von wirtschafts-, energie-, tech- 3.370.480 (davon 1.534.363 Frauen). Die Aktivbe- nologie- und beschäftigungspolitischen Strategien schäftigung stieg um 1,4 %, wobei der Anstieg bei und Maßnahmen abstellt und auch sozial- und bil- den Frauen etwas deutlicher ausfiel (+1,6 %) als bei dungspolitische Aspekte einbezieht. Dabei wurde den Männern (+1,3 %). als EU-Zielwert u.a. festgelegt, dass 75 % der Be- völkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren in Arbeit Die Beschäftigung nahm im Produktionssektor am stehen sollen. Im österreichischen Reformpro- stärksten zu (+1,6 %). Im Dienstleistungssektor be- gramm 2011 wird für Österreich bis zum Jahr 2020 trug der Anstieg 1,4 %. Einen Beschäftigungsrück- eine Gesamtbeschäftigungsquote von 77 % bis gang gab es hingegen im Primärsektor (–0,7 %). 78 % angestrebt. Die Beschäftigung in den Saisonbranchen entwi- Gesamtbeschäfti- Laut EUROSTAT lag die Gesamtbeschäftigungs- ckelte sich unterschiedlich. Im Bauwesen betrug der gungsquote quote Österreichs im Jahr 2012 bei 72,5 %. Da- Anstieg der Beschäftigung im Vergleich zum Vor- lag bei 72,5 % mit belegte Österreich innerhalb der Europäischen jahr 1,1 %, im Fremdenverkehr entwickelte sich die Union den fünften Rang. Die Niederlande (75,1 %), Beschäftigung mit +3,8 % hingegen deutlich über- Schweden (73,8 %), Deutschland (72,8 %) und durchschnittlich. Dänemark (72,6 %) wiesen eine höhere Gesamtbe- schäftigungsquote aus. Der EU-Durchschnitt lag Im Jahresdurchschnitt waren 527.062 ausländische bei 64,2 %. Arbeitskräfte (davon rund 255.100 aus EU-Staaten) beschäftigt. Gegenüber 2011 nahm die Zahl der be- Frauenbeschäfti- Mit einer Frauenbeschäftigungsquote von 67,3 % schäftigten AusländerInnen um 38.128 bzw. 7,8 % zu. gungsquote lag Österreich 2012 ebenfalls deutlich über dem von 67,3 % EU-Durchschnitt von 58,6 %. Die Beschäftigungs- Die überlassenen Arbeitskräfte nahmen Ende Juli quote älterer ArbeitnehmerInnen stieg 2012 in Ös- 2012 um +3.631 bzw. +4,9 % zu. Der Anteil über- terreich auf 43,1 %, war damit aber noch immer lassener Arbeitskräfte an allen beschäftigten Arbeit- unterdurchschnittlich. nehmerInnen betrug Ende Juli 2012 rund 2,4 %. Die Zahl der freien Dienstverträge nahm um 403 bzw. Die Zahl der unselbständig Beschäftigten lag im 2,0 % ab. Bei der geringfügigen Beschäftigung (in- Jahresdurchschnitt bei 3.465.454 (davon 1.618.918 klusive der geringfügigen freien Dienstverträge) Frauen). Gegenüber 2011 nahm die Beschäftigung wurde hingegen ein weiterer Anstieg um 7.947 bzw. um 43.706 bzw. 1,3 % (Anstieg der Frauenbeschäfti- 2,3 % verzeichnet (Stichtagserhebung 31.7.2012). gung ebenfalls 1,3 %) zu. Im Jahr 2012 wurden insgesamt rund 1.663.000 un- Laut Arbeitskräfteerhebung 2012 der Statistik Aus- selbständige Beschäftigungsverhältnisse aufge- tria lag der Teilzeitanteil bei unselbständig Er- nommen. In knapp einem Drittel der Fälle lag davor werbstätigen im Jahr 2012 insgesamt bei 25,7 % eine Vormerkung beim AMS; in 20 % der Fälle ge- (+0,6 %). Der Teilzeitanteil bei Männern erhöhte lang den Personen ein direkter Wechsel des Be- sich gegenüber dem Jahr 2011 und betrug 7,7 %, schäftigungsverhältnisses. bei den Frauen stieg er auf 45,4 % an. * Die in diesem Bericht verwendeten Fachtermini sind im An- 8 | AMS Geschäftsbericht 2012 hang auf Seite 70 ff. erklärt. Tabellen zur Arbeitsmarktlage siehe Seite 74 f.
„Das AMS ist eine moderne und leistungsfähige Trägerinstitution der Arbeitsmarktpolitik.“ Prof. Mag. Dr. Karl Aiginger Leiter des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) Die Herausforderungen an die Arbeits- marktpolitik sind vielfältig, es gilt, die län- gerfristige Ausgrenzung Arbeitsloser zu vermeiden und damit auch ihre Beschäf- tigungsfähigkeit zu erhalten. Wie zwei ak- tuelle Untersuchungen zur Segmentation und „Drehtürarbeitslosigkeit“ am österrei- chischen Arbeitsmarkt zeigen, bestehen trotz der niedrigen Langzeitarbeitslosig- keit Probleme hinsichtlich längerfristiger Ausgrenzung und stabiler Reintegration Arbeitsloser. Der Sicherung qualitativ hochwertiger Ausbildung und der Förderung von Chan- cengleichheit am Arbeitsmarkt wird auch weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken sein. Zusätzlich stellen sich im Zuge der Maßnahmen zur Verlängerung der Le- bensarbeitszeit im höheren Erwerbsalter zusätzliche Aufgabenfelder auch für die Arbeitsmarktpolitik. Österreich verfügt über eine differenziert ausgestaltete Ar- beitsmarktpolitik, die – wie sich auch wäh- rend der Krise 2009 gezeigt hat – flexibel auf neue Herausforderungen reagieren kann. Der Beitrag des AMS als im internationa- len Vergleich moderne und leistungsfä- hige Trägerinstitution der Arbeitsmarkt- politik wird für die Bewältigung dieser Herausforderungen entscheidend sein.
Die Arbeitsmarktlage Der Großteil der Beschäftigungsaufnahmen (49 %) Die durchschnittliche Dauer dieser Beschäftigungs- erfolgte hingegen aus einer erwerbsfernen Posi- verhältnisse lag bei 599 Tagen, also knapp 20 Mona- tion (Ausbildung, Elternkarenz, Auslandsaufenthalt ten. 28 % der Beschäftigungsbeendigungen hatten etc.) heraus. Umgekehrt wurden im Jahr 2012 auch eine Vormerkung beim AMS zur Folge; in 20 % der 1.629.000 unselbständige Beschäftigungsverhält- Fälle gelang den Personen hingegen ein direkter nisse beendet. Übertritt in ein anderes Beschäftigungsverhältnis. Internationale Beschäftigungsqouten Beschäftigtenquoten 2012 Beschäftigtenquoten 2011 Gesamt Frauen Ältere Gesamt Frauen Ältere (15–64 Jahre) (15–64 Jahre) (55–64 Jahre) (15–64 Jahre) (15–64 Jahre) (55–64 Jahre) EU-27 64,2 58,6 48,9 64,3 58,5 47,4 EU-15 65,2 59,8 50,9 65,5 59,7 49,5 Österreich 72,5 67,3 43,1 72,1 66,5 41,5 Arbeitslosigkeit um 4,4 % zu verzeichnen gab. Insgesamt war die Ar- beitslosigkeit der Frauen niedriger als die der Män- Mit 4,3 % Die Europäische Union wies für Österreich für das ner (Arbeitslosenquote: Frauen 6,5 %, Männer 7,4 %). niedrigste Jahr 2012 eine Arbeitslosenquote von 4,3 % (ein Arbeitslosen- Plus von 0,1 Prozentpunkten gegenüber 2011) aus. Die Arbeitslosigkeit entwickelte sich nach Wirt- quote der EU Österreich lag damit an erster Stelle in der Europäi- schaftsbereichen sehr ähnlich. Im Primärsektor wa- schen Union. Die Arbeitslosenquote der EU-27-Staa- ren jahresdurchschnittlich 1.862 Personen arbeitslos ten lag bei 10,5 %. Die Jugend-Arbeitslosenquote (+76 bzw. +4,2 % gegenüber 2011). Im Produkti- nach EUROSTAT lag bei 8,7 % und war damit um onssektor war insgesamt ein Anstieg der Arbeits- 0,4 Prozentpunkte höher als 2011. Österreich lag losigkeit um 2.598 bzw. 4,9 % auf durchschnittlich nach Deutschland (8,1 %) an zweiter Stelle in der 55.469 Personen zu verzeichnen. Im Dienstleis- EU. Die Jugend-Arbeitslosenquote der EU-27-Staa- tungssektor nahm die Arbeitslosigkeit um 10.778 ten lag bei 22,8 %. bzw. 6,0 % auf insgesamt 191.592 zu. Zurückzu- führen ist der Anstieg zu einem großen Teil auf die Im Jahresdurchschnitt waren 260.643 Personen ar- Arbeitskräfteüberlassung (+3.138 bzw. +12,6 %), beitslos gemeldet, das waren um 13.941 bzw. 5,7 % aber auch in fast allen anderen Bereichen nahm die mehr als 2011. Die Arbeitslosenquote nach natio- Arbeitslosigkeit zu. naler Berechnung lag 2012 bei 7,0 % (plus 0,3 Pro- zentpunkte gegenüber 2011). Der Durchschnittsbestand der arbeitslos vorge- merkten AusländerInnen betrug 56.871 und nahm Mehr als Auch 2012 gab es eine hohe Dynamik am öster- um 6.316 bzw. 12,5 % zu. Der Bestand der arbeits- 500.000 Arbeits- reichischen Arbeitsmarkt. Im Lauf des Jahres gab los vorgemerkten InländerInnen stieg hingegen um aufnahmen es insgesamt 1.006.863 Zugänge (+26.406 bzw. 3,9 %. Die nationale Arbeitslosenquote der Auslän- +2,7 %) in die Arbeitslosigkeit und 1.131.832 Ab- derInnen betrug 9,7 %. Im Vergleich dazu betrug gänge (+15.625 bzw. +1,4 %) aus der Arbeitslo- die Arbeitslosenquote der Personen mit Migrations- sigkeit. In der Hälfte der Fälle gelang den Personen hintergrund 11,7 %. Jahresdurchschnittlich waren anschließend eine Beschäftigungsaufnahme, wäh- 89.173 Personen mit Migrationshintergrund arbeits- rend der Weg für 28 % in eine erwerbsferne Posi- los vorgemerkt. Das bedeutet einen Anstieg im Ver- tion führte. gleich zum Jahr 2011 um 8.695 bzw. 10,8 %. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeitsdauer be- Nach dem Bildungsniveau entwickelte sich die Ar- trug 94 Tage und lag damit insgesamt um einen Tag beitslosigkeit recht unterschiedlich. Während die über dem Vorjahresniveau (Frauen unverändert, Arbeitslosigkeit bei Personen mit mittlerer Schul- Männer +2 Tage). bildung nur minimal zunahm (+1,6 %), betrug der Anstieg bei Personen mit Lehrabschluss 5,5 %, bei Die Arbeitslosigkeit bei den Männern nahm um Personen mit maximal Pflichtschulabschluss 6,4 % 6,7 % zu, während es bei den Frauen einen Anstieg und bei AkademikerInnen 7,3 %. 10 | AMS Geschäftsbericht 2012
Die Arbeitsmarktlage Trotz dieser Entwicklung zeigt sich klar: Das höchste 13.317 Personen mit akademischer Ausbildung ar- Risiko, arbeitslos zu werden, hatten Pflichtschulab- beitslos. Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach solventInnen. Die Arbeitslosenquote dieser Gruppe der höchsten abgeschlossenen Ausbildung zeigt, betrug 18,7 %, während AkademikerInnen mit 2,6 % dass fast jeder zweite Arbeitslose keine die Pflicht- die niedrigste Quote aufwiesen. schule übersteigende Schulbildung vorzuweisen hatte. Rund ein Drittel der Arbeitslosen verfügte über Im Jahresdurchschnitt 2012 waren 120.730 Per- einen Lehrabschluss. sonen mit höchstens Pflichtschulabschluss und Arbeitslosenquoten sowie Anteil der Arbeitslosen nach Bildungsabschluss*) im Jahr 2012 20 % 18,7 % 16 % 12 % ALQ Gesamt: 7,0 % 8% 6,0 % 4% 3,8 % 3,6 % 3,0 % 2,6 % 0% Pflichtschule Lehre BMS (kaufm ., AHS BHS (kaufm ., Uni, FH, techn., sonst.) techn., sonst.) Akadem ie AL-Anteil: 46 % 34 % 6% 3% 6% 5% * Vorgemerkte Arbeitslose einer Bildungsebene, bezogen auf das Arbeitskräftepotenzial (= Arbeitslose + unselbständig Beschäftigte) derselben Bildungsebene; die Gliederung der Beschäftigtenbasis nach Bildungsabschluss wurde nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung 2011 (unselbständig Erwerbstätige nach LFK) errechnet. Quelle: Hauptverband, AMS Das AMS hat die Schulungsaktivitäten aufgrund der STELLENMARKT verschlechterten Arbeitsmarktlage wieder ausge- weitet. Im Jahr 2012 befanden sich durchschnitt- Dem AMS wurden 408.285 freie Stellen zur Beset- Mehr als lich 66.602 Personen in Schulungen im Auftrag des zung gemeldet, das waren um 2,0 % oder 8.283 400.000 AMS. Das bedeutet einen Anstieg um 3.371 bzw. weniger freie Stellen als im Jahr 2011. Mit Unterstüt- freie Stellen 5,3 % im Vergleich zum Vorjahr. zung des AMS konnten davon 339.263 freie Stellen besetzt werden, 4,2 % weniger als im Vorjahr. Während des Jahres 2012 gab es mit 849.543 von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen um 13.896 Dem AMS wurden 38.559 Lehrstellen zur Beset- Mehr freie oder 1,7 % mehr als im Jahr zuvor (835.647 Perso- zung gemeldet, wovon 32.745 Lehrstellen auch be- Lehrstellen nen). Der Anstieg fiel bei den Männern stärker aus setzt werden konnten. Im Jahresdurchschnitt gab (+9.394 bzw. +2,0 %) als bei den Frauen (+4.505 es 5.531 Lehrstellensuchende (+27 bzw. +0,5 % bzw. +1,2 %). Die Zahl der betroffenen Männer lag gegenüber 2011) und ein durchschnittliches An- mit 484.647 deutlich über jener der Frauen (364.922). gebot von 3.824 Lehrstellen (+174 bzw. +4,8 %). Damit ist die Zahl der Lehrstellensuchenden in Unter Einbeziehung der betroffenen Lehrstellen- etwa 1,4-mal so groß wie das Lehrstellenangebot. suchenden und Personen in Schulung waren ins- gesamt 908.457 Personen beim AMS im Laufe des Der Einschaltgrad des AMS in den Arbeitsmarkt lag Jahres 2012 zumindest einen Tag vorgemerkt. Im bei 36,1 % und damit um 0,5 Prozentpunkte über Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Anstieg dem Vorjahr. um 10.976 Personen bzw. 1,2 %. AMS Geschäftsbericht 2012 | 11
Management und Steuerung im AMS Das AMS steuert die Umsetzung und Wirkung der arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte über er- gebnisorientierte Management- und Zielsteuerungssysteme. Diese umfassen sowohl die arbeits- marktpolitischen Jahresziele und die Ziele zur KundInnenzufriedenheit als auch die ganzheitlich ausgerichtete Balanced Scorecard (AMS-Scorecard). ARBEITSMARKTPOLITISCHE JAHRESZIELE 2012 Unter Einbeziehung der Leitlinien der Europäischen Stellenmeldungen insgesamt beim AMS zurückge- Beschäftigungspolitik bzw. des darauf ausgerichte- gangen, andere Rekrutierungskanäle haben offen- ten Nationalen Reformprogramms sowie der Ziel- bar an Terrain gewonnen. Einen starken relativen vorgaben des Bundesministers für Arbeit, Soziales Zuwachs gab es aber bei höherqualifizierten Stellen, und Konsumentenschutz beschließt der Verwal- mit deren Besetzung das AMS beauftragt wurde. tungsrat des AMS alljährlich die vom Vorstand vor- zulegenden arbeitsmarktpolitischen Zielsetzungen. Präventiv fokussiert das AMS generell im Rahmen Die Rahmenbedingungen in wirtschaftlicher und ar- der Early Intervention Strategie auf die Verhinderung beitsmarktpolitischer Hinsicht waren 2012 äußerst von länger dauernder Arbeitslosigkeit – in besonde- herausfordernd, das AMS konnte auch deshalb nur rem Maße bei Jugendlichen. Die Verbesserung der fünf von acht Zielen erreichen. Chancen von arbeitsmarktfernen Personen auf Inte- gration in den Arbeitsmarkt wird durch nachhaltige Durch ein möglichst großes Angebot an offenen Arbeitsaufnahmen von mindestens zwei Mona- Stellen für Arbeitsuchende trägt das AMS zu mehr ten gemessen. Besondere Zielgruppen sind Ältere, Transparenz bei und stärkt seine Position als füh- Frauen und Jugendliche, welche durch Qualifizie- rendes Dienstleistungsunternehmen auf dem Ar- rungsangebote und Beschäftigungsförderungen bei beitsmarkt. Trotz Beschäftigungszuwachs sind die der Arbeitsaufnahme unterstützt wurden. Übersicht über die arbeitsmarktpolitischen Ziele 2012 Zielsetzungen Zielwert Istwert Ziel erreicht Einschaltung auf dem Arbeitsmarkt erhöhen (Stellenbesetzungen) min. 402.414 390.328 – Stellenakquisition im qualifizierten Bereich (mind. Lehrabschluss) min. 194.971 200.871 + Arbeitslosigkeit von Jugendlichen kurz halten max. 8.507 5.425 + (AL nicht länger als 6 Monate) Rasche Integration von Älteren in den Arbeitsmarkt min. 87.627 88.104 + (Arbeitsaufnahmen innerhalb von 6 Monaten) Arbeitsmarktferne Personen nachhaltig in Arbeit bringen min. 41.149 40.691 – Erhöhung der Schulungseffektivität min. 46,5 % 41,9 % – (Anteil Arbeitsaufnahmen innerhalb von 3 Monaten nach Schulung) Wiedereinstieg erleichtern min. 51.077 54.292 + (Arbeitsaufnahmen und Schulung von WiedereinsteigerInnen) Arbeitsaufnahmen nach Schulung in ausgewählten Bereichen: Frauen in Hand- min. 975 1.363 + werk und Technik, Facharbeiterinnen-Intensivausbildung bzw. BMS/BHS 12 | AMS Geschäftsbericht 2012
„AMS – konsequent und erfolgreich in der Qualitätsarbeit.“ Konrad Scheiber CEO Quality Austria Trainings-, Zertifi- zierungs- und Begutachtungs GmbH Das AMS Österreich, das beim Staats- preis Unternehmensqualität mit einer Nominierung im Bereich Non-Profit- Organisation gewürdigt wurde, beschäf- tigt sich bereits seit 1999 konsequent mit der Thematik Unternehmensqualität. Dies erfordert ausgeprägte Energie, außerge- wöhnliches Engagement und Kompetenz aller mitwirkenden Menschen. Es bedarf der Bündelung und dem effizienten Einsatz aller verfügbaren Res- sourcen, um exzellente Leistungen erbrin- gen zu können. Esprit und Ausdauer sind gefragt. Da die AMS Landes- und Regio- nalstellen österreichweit autonom agie- ren und über keine einheitliche Struktur verfügen, war die Implementierung von Unternehmensqualität eine besondere He- rausforderung. Mit Hilfe einer eigenen Ba- lanced-Scorecard-Methodik, die die sys- tematische Weiterentwicklung einzelner Geschäftsstellen ermöglicht, gehört das AMS national sowie auch international zu den Vorzeigeorganisationen. „Im europaweiten Vergleich mit anderen Public Employment Services gilt das AMS Österreich auch wegen seiner Lernorien- tierung und seiner innovations- und ideen- fördernden Kultur, in der alle Dialoggrup- pen mit einbezogen werden, als eines der Best-Practice Beispiele“, so die Begrün- dung der Jury für die Nominierung beim Staatspreis Unternehmensqualität 2011. Wir wünschen dem AMS Österreich weiter- AMS Geschäftsbericht 2012 | 13 hin viel Erfolg mit Qualität!
management und steuerung im ams INTERNATIONALES BENCHMARKING Das AMS hat einen Verbesserungsbedarf bei UND GOOD-PRACTICE TRANSFER Marktanteil bei offenen Stellen Benchmarking Seit 2002 leitet das AMS eine ständig wachsende Trotz insgesamt guter Ergebnisse bei den Übergän- mit 23 Arbeits- Arbeitsgruppe aus anderen Arbeitsverwaltungen, gen in Beschäftigung nach Trainingsmaßnahmen verwaltungen um auf Basis von gemeinsamen Indikatoren sys- zeigt sich, dass das AMS sowohl von Schweden bei tematisch gute Vorgehensweisen zu identifizieren bestimmten (benachteiligten) Subgruppen als auch und voneinander zu lernen. Eine Bewertung des insgesamt vom belgischen VDAB bei der IT-gestütz- Leistungsniveaus des AMS Österreich ist nur durch ten Vermittlung nach Kompetenzen lernen kann. einen Vergleich mit den anderen öffentlichen Ar- beitsverwaltungen in Europa möglich. Um dem Ma- nagement diese Steuerungsmöglichkeit zu geben, hat das AMS Österreich 2002 eine internationale BALANCED SCORECARD (BSC) Initiative für ein systematisches Benchmarking ge- startet. Derzeit beteiligen sich 23 öffentliche Arbeits- In der seit 2005 eingesetzten Balanced Scorecard verwaltungen an diesem Projekt. (BSC) werden die Hauptstrategien und wichtigsten Ergebnisse des AMS in quantitativen Kennziffern Das Unterfangen ist kein einfaches: Die Aufgaben, überschaubar dargestellt. Die Balanced Scorecard Zielsetzungen, Prioritäten und Messmethoden sind enthält u.a.: sehr unterschiedlich, es gibt kaum Länder, die un- ter einer „arbeitslosen Person“ oder einer „beschäf- die Zielerreichung der arbeitsmarktpolitischen tigten Person“ dasselbe verstehen. Dazu kommen Jahresziele; die unterschiedlichen wirtschaftlichen und organisa- zentrale Ergebnisse des Service für Arbeitskräfte torischen Hintergründe. Mit „heroischem Pragma- (SFA) wie die Vormerkdauer, die Rate der Arbeits- tismus“ und immer besseren Beschreibungen und aufnahmen der Arbeitslosen und den Erfolg der Methoden ist es im Laufe der Zeit gelungen, doch zu Arbeitsmarktförderung, aber auch die Dauer der mehr oder weniger vergleichbaren Ergebnissen zu Bearbeitung von Anträgen in der Arbeitslosenver- kommen. Durch genaue Beschreibungen der natio- sicherung; nalen Vorgehensweisen und der auf die Ergebnisse zentrale Ergebnisse des Service für Unternehmen stark Einfluss nehmenden nationalen Kontextvaria- (SFU) wie die Einschaltung des AMS in den Stel- blen, können aus einem Vergleich von Ergebnisda- lenmarkt; ten und besonders deren Entwicklung im Zeitverlauf die Zufriedenheit der Arbeitsuchenden und Unter- Schlüsse gezogen werden. nehmen mit dem AMS; die Arbeitszufriedenheit der MitarbeiterInnen des Das AMS gehört Dabei zeigt sich, dass das AMS Österreich im in- AMS; zu den besten ternationalen Vergleich insgesamt ein sehr gutes und sonstige wichtige Indikatoren wie etwa Leis- Arbeitsmarkt- Ergebnis erzielt. Es liegt unter den besten Arbeits- tungskennziffern der ServiceLines, der Callcenter organisationen verwaltungen Europas. Die Ergebnisse sind umso des AMS. in der EU erfreulicher, als seit 2008 alle Ergebnisse des AMS einen positiven Trend aufweisen. Seit 2011werden Mit unterschiedlichen Gewichten versehen, wer- die Indikatoren jeweils für Männer und Frauen und den diese Indikatoren auch zu einem Gesamtscore für drei Altersgruppen gemessen und dabei zeigt verdichtet, der eine Gesamtbewertung für jede Ge- sich, dass das AMS bei einzelnen Subgruppen schäftsstelle des AMS ist. durchaus noch Potenziale hat und von anderen ler- nen kann. Mit der BSC lassen sich somit übersichtlich die Stärken und Schwächen sowie Verbesserungspo- Das AMS hat sehr gute Ergebnisse bei tenziale jeder Regionalen Geschäftsstelle und Lan- KundInnenzufriedenheit bei Arbeitsuchenden desorganisation darstellen. Darüber hinaus erlaubt und Unternehmen die BSC ein Ranking der Geschäftsstellen sowohl Arbeitslose rasch in Beschäftigung bringen nach der Gesamtperformance als auch nach einzel- Arbeitsaufnahmen nach Qualifizierung nen Indikatoren. Das AMS hat gute Ergebnisse bei Um ein gutes Ergebnis in der BSC zu erreichen, offene Stellen besetzen bzw. rasch besetzen ist es wichtig, alle verschiedenen Anforderungen offene Stellen mit registrierten arbeitslosen an das AMS gleichermaßen im Auge zu behal- Personen besetzen ten. Spitzenergebnisse in einem Bereich kompen- sieren schlechtere Ergebnisse in einem anderen 14 | AMS Geschäftsbericht 2012
management und steuerung im ams Bereich nicht. Deshalb geht es gleichzeitig um Ver- Frauen und Männer haben Zugang zu allen Be- mittlungsgeschwindigkeit, KundInnenzufriedenheit, rufen und Positionen zur Verringerung der Ein- Chancengleichheit, Wirtschaftlichkeit und die Ge- kommensunterschiede (durch Förderung der schäftsergebnisse. Dieses Bündel an Faktoren be- beruflichen [Neu-]Orientierung und beruflichen schreibt die Qualität der Dienstleistungserbringung Qualifizierung von Frauen, Unterstützung von im AMS. Mädchen bei der Berufswahl, Unterstützung beim Zugang zu existenzsichernden Arbeitsplätzen 2012 ist die Gesamtperformance des AMS Öster- und durch Förderung des Zugangs zu betriebli- reich mit rd. 61,2 % (Maximalwert 100 %) um 2,8 % cher Weiterbildung). im Vergleich zu 2011 gesunken. Ursache dafür ist eine schlechtere Zielerreichung im Jahr 2012. Ohne Einbeziehung der Zielerreichung hat sich die Perfor- Gender-Mainstreaming-Prinzip im AMS mance um 4,6 % verbessert. Die besten Landesor- ganisationen 2012 waren Tirol, Oberösterreich und Mit Gender Mainstreaming als verbindliche Stra- Kärnten, wobei sich Tirol und Kärnten im Vergleich tegie wurde ein entscheidender Impuls gegeben, zum Vorjahr nochmals gesteigert haben. die Gleichstellungsorientierung auf allen Ebenen umzusetzen. Die durchgängige Gleichstellungs- Langfristig kann sich die Bilanz der Entwicklung der strategie wurde in allen Handlungsfeldern des letzten acht Jahre jedoch sehen lassen: AMS erfolgreich verankert. Die Vorgehensweisen Das AMS insgesamt hat sich um 20 % gesteigert, und Ergebnisse werden laufend überprüft und wobei sich nicht die Best Performer weiter gestei- weiterentwickelt. gert haben, sondern vor allem die nicht so guten Landesorganisationen aufgeholt haben. 2012 war Wichtige Umsetzungsschwerpunkte sind: die schlechteste Landesorganisation um 48 % bes- Gender-Budgeting (Verwendung von mindes- ser als 2005. Dies belegt deutlich die schrittweise tens 50 % Fördermittel für Frauen) Angleichung des Leistungsniveaus der Landesorga- nisationen. Erstellung eines jährlichen Gleichstellungsbe- richtes Integration der Gleichstellungsorientierung in den Kernprozessen GENDER-MAINSTREAMING: Förde- Vermittlung von Genderkompetenz als Teil der rung der chancengleichheit Aus- und Weiterbildung Die Gleichstellung von Frauen und Männern auf Das arbeitsmarktpolitische Frauenprogramm dem Arbeitsmarkt zu fördern, ist eine gesetzlich ver- zur Erreichung der Gleichstellungsziele ankerte Aufgabe. Das AMS trägt mit seiner gesam- ten Politik zur Förderung der Gleichstellung bei und setzt sich Gleichstellungsziele. Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor strukturell benachteiligt. Dies zeigt sich vor allem in geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Erwerbs- und Teilzeitquoten, Er- werbsunterbrechungen infolge Kinderbetreuung und Einkommensunterschieden. Ziele der Gleichstellungsorientierung im länger- fristigen Plan des AMS sind: Frauen und Männer sind gleichermaßen auf exis- tenzsichernden, ökonomische Unabhängigkeit gewährleistenden Arbeitsplätzen ins Erwerbsle- ben integriert (durch Unterstützung des Wieder- einstiegs nach einer Familienphase, Förderung der Bildungsbeteiligung und Erhöhung des Ausbil- dungsniveaus von Frauen und die Akquisition von Arbeitsplätzen mit flexibler Arbeitszeitregelung). AMS Geschäftsbericht 2012 | 15
Die KundInnen im Mittelpunkt Das AMS setzt sich für beide Seiten am Arbeitsmarkt ein. Die KundInnen – Arbeitsuchende wie Unternehmen – stehen im Zentrum aller Dienstleistungen im Sinne des gesetzlichen Auftrages zur möglichst vollständigen und nachhaltigen Zusammenführung von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage. Zur Erbringung der Dienstleistungen setzt das AMS auf eine umfassende Kommuni- kations- und Qualitätsstrategie. Qualitätsmanagement das AMS besuchen, ebenso wie an der Berichter- stattung über die Arbeitsmarktpolitik in Österreich in Das AMS hat den Anspruch, zu den besten kund- zahlreichen großen europäischen Medien. Innenorientierten Dienstleistungs-Organisationen in Österreich zu gehören. Dazu braucht es Verglei- Diese Auszeichnungen sind für das AMS ein An- che mit anderen Organisationen. Die Quality Aust- sporn, weiterhin durch Verbesserungen der Dienst- ria als Dachverband österreichischer Unternehmen leistungsprozesse, weitere Aktivitäten zur Effizienz- mit zertifizierten Qualitätsmanagement-Systemen steigerung, die Weiterentwicklung des EDV-Systems bietet dazu Orientierungsmöglichkeiten, um den ei- sowie durch eine Weiterentwicklung der Kompeten- genen Leistungsstand im Vergleich mit den besten zen der MitarbeiterInnen und der Führungskräfte die Unternehmen festzustellen. KundInnen-Orientierung der Organisation intensiv voranzutreiben. AMS erhielt Seit mehr als zwölf Jahren unterzieht sich das AMS Staatspreis Österreich regelmäßigen externen Bewertungen im Non-Profit- nach dem EFQM-Modell. Seit 2011 wissen wir, dass Bereich wir als Finalist beim Staatspreis zusammen mit dem Kommunikationskampagne Chip-Hersteller Infineon nachweislich zu den bes- „Beide Seiten“ ten Unternehmen Österreichs gehören. Mit einem Punktwert zwischen 650 bis 700 von max. mögli- Mit der Kampagne „Wir kennen beide Seiten. Wir chen 1.000 Punkten war das AMS Kategorie-Sieger unterstützen beide Seiten.“ stellte das AMS die und beste Dienstleistungs-Organisation im Non-Pro- Bedürfnisse der KundInnen und den Nutzen der fit-Bereich. AMS-Dienstleistungen für beide Seiten – Arbeitsu- chende und Unternehmen – am Arbeitsmarkt in den AMS Das AMS hat mit dem Kernprozess 1 (Arbeitskräfte Vordergrund. Das AMS wurde als die Drehscheibe Sieger im unterstützen, am Beispiel des AMS Oberösterreich) gezeigt, die beide Seiten kennt und so optimal un- Geschäfts- am Geschäftsprozess-Award 2012 teilgenommen terstützen und miteinander verbinden kann. Inhalt- prozess-Award und dabei sowohl den Sieg in der Kategorie Ge- liche Schwerpunkte waren die AMS-eServices, die schäftsprozesse als auch den Gesamtsieg errun- Angebote des Service für Unternehmen im Rahmen gen. Dem AMS wurden als zentrale Stärken eine von AMS on Tour inklusive der ESF-kofinanzierten sehr gute Prozessdefinition und -dokumentation, Förderungen und New-Skills-Angebote sowie das eine im EDV-System vollständige Prozessorientie- FiT-Programm. rung, ein effizientes Reportingsystem, ein durch- dachtes Schulungssystem für die MitarbeiterInnen sowie ein hohes Engagement des Managements AMS on Tour 2012 bescheinigt. Von März bis Juni waren die SFU-BeraterInnen im Aus dem Ergebnis eines breit angelegten internatio- AMS-gebrandeten Fiat 500 zu Betrieben in ganz nalen Benchmarking-Projektes wissen wir, dass das Österreich unterwegs. Hauptthemen dabei waren AMS auch im Vergleich der europäischen öffentli- das eAMS-Konto für Unternehmen sowie die per- chen Arbeitsmarkt-Organisationen einen sehr guten sönliche Beratung und Information rund um Per- Platz einnimmt. Das zeigt sich unter anderem auch sonalsuche und Förderungen. Im Vorfeld wurden an der Vielzahl der ausländischen Delegationen, die die Unternehmen mit einem interaktiven Mailing 16 | AMS Geschäftsbericht 2012
„Die Wirtschaft freut sich, auch in Zukunft eng mit dem AMS zusammenzuwirken!“ Dr. Helwig Aubauer Bereichsleiter Arbeit und Soziales der Industriellenvereinigung (IV) Österreich ist seit über einem Jahr das Land mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in Europa. Dass Österreich trotz der schwierigen europäischen gesamtwirtschaftlichen Situation bisher nach wie vor eine vergleichsweise niedrige Arbeitslosenzahl aufweisen kann, ist nicht zuletzt auch Verdienst unseres gut funktionierenden AMS. Die kontinu- ierliche Optimierung der Passgenauigkeit der an- gebotenen Stelle bzw. der sich bewerbenden Ar- beitskraft bedeutet dabei für die Unternehmen ein besonderes Plus. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschafts- und Arbeits- Das AMS unterstützt die Unternehmen in diesem Vorha- standortes Österreich zu fördern, sind aus Sicht der Wirt- ben erfolgreich seit vielen Jahren. Sowohl bei der Perso- schaft weitere gemeinsame Anstrengungen zur Entlastung nalsuche und Stellenbesetzung als auch bei der Personal- des Faktors Arbeit sowie zur bestmöglichen Nutzung des entwicklung leistet das AMS den Unternehmen wertvolle Leistungspotenzials der gesamten Erwerbsbevölkerung Unterstützung. Durch die Weiterentwicklung der modernen und Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels eServices können Unternehmen neben dem persönlichen notwendig. Kontakt zudem auch rasch und unkompliziert auf elektroni- schem Wege mit dem AMS in Kontakt treten, um Arbeits- Dazu gehört nicht nur, ein vorzeitiges Ausscheiden älterer marktbeihilfen sowie Beschäftigungstitel für ausländische Menschen aus dem Erwerbsleben zu vermeiden, sondern Arbeitskräfte zu beantragen. Auch im Hinblick auf die im auch, junge sowie aktuell noch erwerbsferne Personen er- Lichte einer globalisierten Wirtschaft steigenden Flexibili- folgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren. tätsanforderungen an Unternehmen als auch an Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer sind passgenaue Beratungs- Qualifizierungsmaßnahmen sind dabei vor allem auf solche angebote und gemeinsam mit den Betrieben entwickelte Berufsfelder, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht, innovative Lösungen von zentraler Bedeutung. Die Wirt- zu fokussieren und auf den von der Wirtschaft benötigten schaft freut sich, auch in Zukunft eng und konstruktiv mit Qualifikationsbedarf anzupassen. dem AMS zusammenzuwirken! AMS Geschäftsbericht 2012 | 17
Kundinnen im Mittelpunkt kontaktiert. Begleitet wurde die Tour medial durch Mit einem Servicelevel von 63,7 % wurde das de- TV-Spots, Inserate, Bannerwerbung und Online-Vi- finierte Ziel, im Durchschnitt 70 % der Anrufe in- deos sowie Medienkooperationen. Die Evaluierung nerhalb von 30 Sekunden entgegenzunehmen, der Tour zeigte Erfolge bei der Steigerung von Be- insgesamt zwar verfehlt. Allerdings wurde in sechs kanntheit und Nutzung der eServices sowie eine der neun ServiceLines mit Servicelevel-Werten zwi- Verbesserung der Sympathiewerte des AMS bei Un- schen 72 % und 88 % die Zielsetzung gut bis ausge- ternehmen. zeichnet erreicht. Der Anteil der beantworteten Anrufe an allen An- eSERVICES rufen – ohne zeitliche Begrenzung – betrug 70 %. Das bedeutet gegenüber 79,6 % im Jahr 2011 eine Die interaktiven Angebote im Internet – kurz eSer- deutliche Verschlechterung, die besonders in der vices –, im Besonderen das eAMS-Konto, waren mangelnden Erreichbarkeit der ServiceLine Wien wichtige Kampagneninhalte im ersten Halbjahr. Sie begründet ist. wurden mit einem TV-Spot, Inseraten und einer Hör- funkkooperation beworben. Infos rund um die Vor- KundInnen honorierten die Arbeit der ServiceLines teile des eAMS-Kontos erhielten KundInnen im im Rahmen der Zufriedenheitsbefragung dennoch Rahmen einer eMailing-Aktion. In den Geschäfts- mit einer besseren Bewertung: Der Top-Box-Wert stellen wurde darüber hinaus ein Gewinnspiel zum (Noten 1 + 2 von 6) für die Gesamtzufriedenheit mit Thema eAMS-Konto durchgeführt. der ServiceLine stieg auf 78,7 % gegenüber 77,1 % im Vorjahr. Der Top-Box-Wert für die Zufriedenheit mit der Erledigung des Anliegens lag bei 81,9 % ge- FiT – Frauen in Handwerk und Technik genüber 80,4 % im Jahr davor. Die durchschnittliche Wiederwahlwahrscheinlichkeit wurde von den Kund- Im Herbst wurde das Programm FiT (Frauen in Innen mit 73,6 % etwas niedriger angegeben als im Handwerk und Technik) intensiv an die Zielgruppe Vorjahr (74 %). Mädchen und Frauen kommuniziert. Neben Medien- kooperationen mit Erfolgsbeispielen, Online-Videos, Bannerwerbung und Printinseraten kam auch ein ei- gener TV-Spot zum Einsatz. Neuer Infochannel AMS-Infoscreen Die 2010 in österreichweit 81 Geschäftsstellen und ServiceLines vier BIZen eingeführten Regionalen Infoscreens ha- ben sich als positive Image-Verstärker und Informa- Die ServiceLines sind seit vielen Jahren Ausdruck tionsmedien in den Wartezonen bewährt. Dies zeigt der KundInnenorientierung des AMS. Überwiegend die 2012 durchgeführte Stichproben-Evaluierung Arbeitskräfte, aber auch Unternehmen schätzen die unter KundInnen und MitarbeiterInnen: Mehr als drei rasche und unbürokratische Erledigung ihrer Anlie- Viertel aller KundInnen empfinden das Angebot der gen per Telefon. Die ursprüngliche Intention, durch Infoscreens als positiv, mehr als die Hälfte von ihnen das Wegfiltern von Telefonanrufen zur Entlastung zieht persönlichen Nutzen aus den Informationen. von Gesprächs- und Beratungssituationen beizutra- gen, konnte auch 2012 wieder erreicht werden. Rund 4,5 Mio. Im Jahr 2012 wurden in den ServiceLines in Summe KUNDiNNENFEEDBACK – ams.help Anrufe rund 4,5 Mio. Anrufe beantwortet. Damit war das Anrufaufkommen etwas geringer als im Vorjahr. Im Beiden Seiten am Arbeitsmarkt steht auch das Kund- Durchschnitt der Arbeitstage wurden in den AMS Innenreaktionssystem ams.help zur Verfügung. Ne- ServiceLines rund 18.000 Anrufe beantwortet. Pro ben den verantwortlichen Führungskräften in den Stunde Einloggzeit waren durchschnittlich 17,5 be- Geschäftsstellen beantworten Ombudspersonen antwortete Anrufe zu verzeichnen, das ist geringfü- aus Bundesgeschäftsstelle und Landesgeschäfts- gig mehr als im Jahr davor (17,4). stellen persönlich, telefonisch und via E-Mail Anre- gungen, Hilfeersuchen, Beschwerden und Lob. Alle Rund 13 % der beantworteten Anrufe wurden zu ei- Rückmeldungen werden zur zielgerichteten Verbes- ner Geschäftsstelle verbunden, weil das Anliegen serung der Dienstleistung genutzt und stellen so nicht in der ServiceLine bearbeitet werden konnte ein wichtiges Instrument zur Weiterentwicklung von (Vorjahr 14 %). Dienstleistungen und Instrumenten dar. 18 | AMS Geschäftsbericht 2012
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