Das Jubiläum: 120 Jahre Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V. Walnuss, Mandel & Co. AEH-Herbstseminar in Pappenheim Wer den Zug der ...
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1/ 2020 Das Jubiläum: 120 Jahre Deutscher Evangelischer Frauenbund e.V. Walnuss, Mandel & Co. AEH-Herbstseminar in Pappenheim Wer den Zug der Digitalisierung bestiegen hat, steigt nicht mehr aus Zeitschrift des Deutschen Evangelischen Frauenbundes, Landesverband Bayern e.V. www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 1
Monatslosung Januar 2020 : Gott ist treu. 1. Kor. 1,9 (L) inhalt 4 Erinnerung an Brunhilde Fabricius 5 Des Erinnerns wert: Jugendschutz und Kinderfürsorge 7 120 Jahre DEF – Das Jubiläum, der Bericht 10 Gesamtgesellschaftliche Leistungsbilanz ohne blinden Fleck! 120-jähriges Jubiläum Deutscher Evangelischer Frauenbund (Artikel S.7) 11 So kann Digitalisierung das Gesundheits- wesen positiv beeinflussen 14 Marienkäfer und der DEF – Gemeinsamkeiten? 26 Rezepte: Naturkosmetik, selbstgemacht 15 Haus für Mutter und Kind 27 Seminar in Pappenheim: 16 100 Jahre und kein bisschen leise Walnuss, Mandel & Co. Jubiläen in Altdorf, Aschaffenburg und Hof 29 GMK-Forum: Zwischen Utopie und Dystopie 17 Aus der Praxis: Floß, Nördlingen, 30 Workshop: Fotografieren mit dem Smartphone Rothenburg, Schwabach, Schweinfurt 31 BLM-Tagung: Qualität im lokalen Rundfunk 20 Büchertipps in Bayern 21 Hauswirtschaftliche Bildung – warum jetzt? 32 Verzerrte Wirklichkeit – Rollenbilder von Mädchen im KinderTV 22 Aus den Gremien: BayLaH und BAG-HW 23 AEH-Mitgliederversammlung in Schwabach 33 Medienkreis Bayreuth: Der Mord nebenan – vom Reiz regionaler Krimis 24 60 Jahre Verbraucherzentrale Bayern 25 Studientag: Plastikfrei leben, 34 Gedanken zur Jahreslosung 2020 in kleinen Schritten 35 Antrag auf Mitgliedschaft / Impressum Redaktionsschluss für die Ausgabe 2/2020 Foto auf der Titelseite: (April bis Mai 2020): 1. März 2020 Quelle: zaharchik, pixabay.de 2 def aktuell / januar 2020 www.def-bayern.de
DEF D EF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. editorial Liebe Leserinnen und Leser, Liebe Leserinnen und Leser, sicher haben Sie auch zu Weihnachten und zum neuen Jahr Karten mit den besten Wünschen ver- schickt. Ein wichtiger Wunsch dabei ist der Wunsch nach Gesundheit. Gerade, wenn wir wissen, dass dem Einfluss der Pharmalobby. Oder sind es doch der/ die Andere krank ist, drücken wir die Hoffnung neue Erkenntnisse nach Langzeitstudien, dass die auf baldige Genesung aus. Schon bei den Griechen alten Werte zu niedrig waren und Folgeschäden und den Römern galt das Ideal: „Ein gesunder Geist schon früher eintreten können? Wir hinterfragen in einem gesunden Körper“. Sie konnten sich es die „alten“ Autoritäten, weil wir das Gefühl haben, nicht anders vorstellen, aber wir wissen heute, dass auch sie wissen nicht alles. Wissenschaftliche Studi- auch in einem kranken Körper ein Potential für wis- en stellen sich später als gefälscht heraus oder von senschaftliche Höchstleistungen stecken kann, wie Pharmafirmen gesponsert. es Stephan Hawkings eindrucksvoll bewiesen hat. Und für Frauen gibt es noch weitere Probleme bei Andererseits sprechen die vielen Fitness Studios Gesundheit und Krankheit. Wir sprechen immer von davon, dass auch wir noch diesem Leitsatz folgen, Gleichstellung, aber wo die Forschung das macht, was nicht falsch ist. Denn es gibt Erkenntnisse, dass ist es auch wieder nicht richtig. Denn im medizini- körperliche Bewegung den Geist beflügeln kann. schen Sinn sind Frauen und Männer unterschied- Bewegung an der frischen Luft, mit frischem Sauer- lich. Körperbau, Geschlechtsorgane, Hormone, um stoff ist vielleicht noch besser. nur die wichtigsten Unterschiede zu nennen. Aber in der Pharmaforschung werden Medikamente vor Gerade jetzt nach der Weihnachtszeit sind die Zeit- allem an männlichen Probanden getestet, weil das schriften voll mit Diäten, die uns Frauen zur Bikini- einfacher geht. Und das ist das Problem. Und wie wir Figur verhelfen sollen. Die früher religiös verordne- im November in der Zeitung lesen konnten, werden te Fastenzeit wird in eine persönliche Wellness-Kur auch Implantate für männliche Körper konzipiert. umgedeutet. Aber bald müssen wir erkennen, dass Dass sie dann bei den Frauen nicht passen, seien es es die Wunderdiät nicht gibt, die uns für immer die Hüft- oder Kniegelenke, hat sich erst langsam her- schlanke Figur erhält. Unsere Frauen der AEH wis- ausgestellt, ohne dass die Ärzte oder die Hersteller sen, wie wir uns richtig ernähren können und da- die Informationen weitergegeben hätten. Auch als durch auch im Alter länger fit bleiben. Eine gute Patientinnen / Patienten sind wir gefordert, nachzu- Hauswirtschaft ist ein wichtiger Baustein für ein gu- fragen und mindestens eine zweite Meinung einzu- tes Leben. holen. Vielleicht kann in dem Fall der Implantate die Aber wie leicht verschwimmen die Grenzen zwi- digitalisierte Medizin Fortschritte bringen. Wenn schen krank und gesund. Bin ich schon „nicht krank“, jedem Patienten, dank digitaler Technik, das genau wenn ich kein Fieber habe? Oder bin ich noch ge- passende Implanat eingesetzt werden kann, wäre sund, wenn ich leicht erhöhten Blutdruck habe? das ein großer Fortschritt. Wie ist es überhaupt mit chronischen Krankheiten? Die Digitalisierung kann in unserem Leben Gutes Die gehen im Allgemeinen nicht mit Fieber einher, bewirken. Aber wie jede Technik birgt sie Chancen aber können die Lebensqualität sehr einschränken. und Risiken. Wir sind aufgefordert, genau hinzu- Andere sind so gut behandelbar, dass man sie gar schauen und uns zu informieren, damit wir die Ent- nicht merkt, wenn man die notwendigen Tabletten scheidungen fällen können, die mit unserer Ethik regelmäßig einnimmt. Ein anderes Mal steht in der vereinbar sind. Zeitung, dass die zuständige Behörde die Grenz- werte bei Cholesterin, Bluthochdruck oder Diabe- In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes tes neu festgesetzt hat, und auf einmal sind viele Jahr 2020. Menschen behandlungsbedürftig, die gestern noch Ihre Inge Gehlert, ganz gesund waren. Da fragen wir uns schon nach Landesvorsitzende www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 3
Die Mitglieder des Deutschen Evangeli- schen Frauenbundes trauern um Brunhilde Fabricius. Sie ist am 25. November 2019 im Alter von 88 Jahren verstorben. Nach- Ihre „Karriere“ im DEF begann mit der Übernahme der folgend eine Würdigung durch Inge Gehlert Buchhaltung im Kinderkrankenhaus Park Schönfeld. Von da war es nicht weit in den Ortsverband Kassel, anlässlich der Beisetzung: der der Träger des Kinderkrankenhauses war. Bereits 1971 wurde sie zur Vorsitzenden des Ortsverbands ge- Ansprache für wählt und nach Hannover in die Bundeszentrale ein- geladen zu einem staatsbürgerlichen Lehrgang. Hier Brunhilde Fabricius lernte sie die ehrenamtliche Arbeit im vorparlamenta- rischen Raum kennen. Irmgard von Meibom nutzte die Sehr geehrte Trauergemeinde, sehr geehrte Freunde Möglichkeiten, die die neutrale Position des DEF in der und Freundinnen, Weggefährtinnen und Weggefähr- Politik bot, um die Stellung der Frauen und das Anse- ten, sehr geehrte Angehörige von Brunhilde Fabricius, hen der Verbraucher in der Gesellschaft zu verbessern. Brunhilde Fabricius war von 1981 bis 2003 Bundesvor- Dies war ganz im Sinne von Brunhilde Fabricius, die sitzende des Deutschen Evangelischen Frauenbun- die vielfältigen Möglichkeiten, die der DEF in seiner des. Auf der Bundestagung 2003 in Hamburg wurde Struktur bot, gerne nutzte. Dafür vernetzte sie sich mit ich zu ihrer Nachfolgerin gewählt und habe das Amt Frauen aus anderen Verbänden, sie wurde Vorsitzen- bis 2015 ausgeübt. Heute steht Dietlinde Kunad an de der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland, der Spitze des Bundesverbands, die aber krankheits- für vier Jahre Präsidentin des Deutschen Frauenrates, bedingt, sie liegt im Krankenhaus, nicht kommen was auch eine immense Reisetätigkeit zur Folge hatte. kann. Ihre Gebete begleiten uns. In dieser Zeit arbeitete sie auch ökumenisch mit dem Katholischen Deutschen Frauenbund zusammen, es Ich habe 16 Jahre mit Brunhilde Fabricius zusammen- gab eine feste Arbeitsgemeinschaft. Mehrere ökume- gearbeitet, und so stehe ich heute hier, um im Namen nische Kongresse fanden an unterschiedlichen Orten des Deutschen Evangelischen Frauenbundes Dank zu statt. Daneben die Gründung des Christinnenrates, sagen und meiner Trauer über ihren Tod Ausdruck zu denn die Ökumene endet nicht mit den beiden gro- verleihen. ßen christlichen Kirchen. Brunhilde Fabricius dachte Der DEF verliert mit ihr seine Ehrenvorsitzende, auf die immer in größeren Dimensionen, wenn ihr auch die er sich auch nach ihrem Ausscheiden als Vorsitzende beharrliche Arbeit im „klein, klein“ durchaus nicht un- immer verlassen konnte. Sie war, auch in schwierigen bekannt war, wenn es wichtig war, zum Beispiel Sat- Zeiten, immer mit Rat und Hilfe zur Stelle. zungsfragen oder die vertragliche Ausgestaltung der Die vier Jahre, die ich zunächst im Bundesvorstand Zusammenarbeit der verschiedenen Frauenverbände. war, wurden von ihrer Leitung geprägt. Ihr Wissen Mit dem Deutschen Frauenrat reiste sie auch nach Pe- und die schnelle Erkenntnis, was wichtig war, haben king zur UNO Weltfrauenkonferenz, wo sie neben den zu einer guten und auch zielgerichteten Arbeit ge- interessanten Begegnungen mit Frauen aus aller Welt führt. Jetzt in der Adventszeit denke ich auch gerne auch die Heilkünste der chinesischen Medizin in Form an die Vorstandssitzungen in Kassel zurück, zu denen der Akupunktur kennen und schätzen lernte. sie zum Gänsebraten einlud. Der Geruch der schmo- Der DEF war für Brunhilde Fabricius, man könnte fast renden Gans machte die Arbeit vielleicht nicht ganz sagen, ein Sprungbrett für ihre frauenpolitischen Ak- so stringent. Aber die Atmosphäre bei diesem Arbeits- tivitäten, aber andererseits war der DEF auch die Mit- essen war sehr friedlich. Diese Tradition mit dem Gän- te, von der aus sie tätig wurde und in den ihre Arbeit sebraten konnte ich leider nicht fortführen. auch wieder ausstrahlte. Als Ehrenvorsitzende kam sie zwar nicht mehr zu al- Verantwortung übernehmen für sich und andere, das len Vorstandssitzungen, aber sie war da, wenn sie ge- ist der Leitsatz des DEF und dieses Motto hat Brunhil- braucht wurde. Sie war eine Türöffnerin für mich in de Fabricius gelebt. Sie hat ihren Antrieb für ihr Tun die EKD, von der ich als Bayerische Landesvorsitzende selbst so beschrieben: „Frauen sind die Hälfte der Be- doch weit weg war. völkerung mit anderen Erfahrungen, als sie Männer 4 def aktuell / januar 2020 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund machen, und mit anderen Zugängen und die müssen Des Erinnerns wert Die eingebracht werden in das gesellschaftspolitische Le- ben in Kirche und Gesellschaft. Diese Erfahrungen dür- Kommission für Kinder- fen nicht unter den Tisch fallen. Dafür kämpfe ich.“ schutz und Jugendfürsorge Daher engagierte sie sich auch in ihrer Kirche, sowohl Im Handbuch zur Frauenfrage, 1908 vom DEF her- in der Landeskirche als auch in der EKD. Sie war im 7. ausgegeben, werden neun Arbeitskommissionen des Präsidium der EKD Synode, und gerade in der Zeit der Bundesvorstandes aufgelistet. Die für Kinderschutz Wiedervereinigung leistete sie einen wichtigen Bei- und Jugendfürsorge rangiert unter Nummer V. Als Lei- trag auch zum Zusammenfinden der Kirchen in Ost terin wird Fräulein M. Dittmer in Berlin genannt, wohin und West. die im Januar 1906 in Hannover gegründete Kommis- Sie sagt dazu: „Da habe ich gerne mitgemacht. Man sion zum 1. Oktober 1907 verlegt worden war. 44 Da- hatte das Gefühl, man arbeitet da mit an einem histo- men aus den Ortsgruppen arbeiteten in der Kommis- rischen Moment.“ sion mit und tauschten ihre Erfahrungen aus. Schon Historisch war auch die 100-Jahrfeier des DEF und seit seinem Bestehen hatte sich der Verband mit der der Evangelischen Frauenhilfe im September 1999 in Kinderschutzfrage beschäftigt, denn sie berührte vie- Berlin. Brunhilde Raiser, die Vorsitzende der Evangeli- le Gebiete der praktischen Arbeit. Etwa in der Waisen- schen Frauenhilfe, und Brunhilde Fabricius sprühten pflege, der Fürsorge für Säuglinge und kranke Kinder, nur so von Geist, als sie die 100 Jahre Revue passieren beim Einsatz für Halte- und Ziehkinder, der Errichtung ließen und als Christinnen auch die Zukunft dachten. von Kleinkinderschulen, Spielplätzen, dem Betreiben Als Frau und als Christin sich für die Gleichberechti- von Kinderheimen oder Kindervolksküchen. Es waren gung einsetzen, für Chancengerechtigkeit weltweit mannigfache Arbeitsfelder. eintreten als Mitglied im Leitungsgremium der welt- So erstaunt es nicht, dass beim starken Anwachsen des weiten Diakonie, als stellvertretende Vorsitzende in Verbandes und zunehmender Bedeutung des Kinder- der Zentralstelle für Entwicklungshilfe. Alles Funktio- schutzes und der Jugendfürsorge den Ortsgruppen nen im Ehrenamt. Es ging ihr dabei nicht um Ruhm und Hilfestellung seitens des Gesamtverbandes gegeben Ehre, wenn sie sich auch über die Anerkennung freute, werden musste, zumal es lokal recht unterschiedli- die mit der Verleihung von Orden und Auszeichnun- che Voraussetzungen gab, etwa zwischen Groß- und gen einhergingen, sondern es ging Brunhilde Fabrici- Kleinstädten, aber auch den unterschiedlichen Län- us darum, die Welt gerade für Frauen gerechter zu ma- dern innerhalb des Reiches. chen und so das Evangelium in der Welt zu verbreiten. Die Kommission verschaffte sich zunächst durch Ab- Ich mag gar nicht daran denken, wie viele Kilometer frage der örtlichen Gegebenheiten einen Überblick sie mit ihrem Auto zurücklegte. Ein Schutzengel behü- und formulierte für den Bundesvorstand Vorschläge tete sie auf diesen Wegen. Sie tat dies alles, um Frauen zur Verbesserung der Situation, formulierte Petitio- Gehör zu verschaffen, die selbst nicht reden konnten. nen. Auch wenn jene Jahre vorbei waren, in denen Es machte ihr Freude etwas zu bewegen und sie konn- es zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur „als ge- te damit andere anstecken, dass sich Frauen ebenfalls rechtfertigt“ angesehen wurde, sondern man „lobend engagierten, egal welchen Alters. Unsere Suche nach hervorhob“, dass in der Tuchmanufaktur in Yorkshire jungen Frauen konterte sie mit der Bemerkung: „Die „Kinder schon mit 4 Jahren imstande seien, ihren Le- jungen Frauen haben keine Zeit, aber es wachsen doch bensunterhalt zu erwerben“, so gab es auch hundert genügend 60-Jährige nach. Um die müssen wir uns be- Jahre später durchaus gewerbliche Kinderarbeit. Die mühen.“ inzwischen eingeführten gesetzlichen Bestimmungen In diesem Sinn arbeitet der Deutsche Evangelische wurden nicht immer eingehalten, auch wenn sich seit Frauenbund weiter. Unser 120. Jubiläum mussten wir Einführung der Arbeitskarten die Situation gebessert leider ohne unsere Ehrenvorsitzende im Oktober in hatte. Doch auf dem Gebiet der Heimarbeit ließ sie Hannover feiern, aber alle Teilnehmerinnen erinner- sich nach wie vor kaum kontrollieren und war zudem ten sich noch an unsere Bundestagung 2017 in Hof- in etlichen Familien dringend nötig, um eine kinder- geismar, wohin sie zur Verleihung des ökumenischen reiche Familie auch nur notdürftig über die Runden Frauenpredigtpreises angereist war. zu bringen. Von den gesundheitlichen Schäden etwa Wir danken Brunhilde Fabricius für ihren unermüdli- bei der Herstellung von Bleisoldaten in der Spielzeug- chen ehrenamtlichen Einsatz zugunsten der weltwei- industrie, einem Hauptzweig der Heimarbeit, oder in ten Frauenarbeit. Wir werden ihr Andenken in Ehren der Beschäftigung in der Zigarrenfabrikation ganz zu halten. Ruhe in Frieden! schweigen. Für Botengänge etwa beim Zeitungszu- stellen, dem Austragen von Frühstücksbrötchen und Inge Gehlert Milch wurden Kinder gern verpflichtet. Das führte www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 5
Bildquelle beide Bilder: AddF Frontansicht mit Schwestern der Frauenmission Malche Kinder beim Flötenspiel. Margaretenhort, Harburg, Träger: und Kindern; Kinderheimat, Kirchrode, Träger: Deutscher Deutscher Evangelischer Frauenbund, Ortsverband Harburg Evangelischer Frauenbund, Ortsverband Hannover dann oft dazu, dass sie in der Schule übermüdet und Die Ortsgruppe war verpflichtet, der Stadt stets die er- unaufmerksam waren. Verantwortungsbewusste Leh- forderliche Anzahl an Waisenpflegerinnen zu stellen. rer sorgten dann wohl dafür, dass den Kindern die Sie lag 1906 bei 100 Personen. Da war eine Organisa- Arbeitskarte entzogen wurde. Das grundsätzliche Pro- tion natürlich notwendig, und folgerichtig wurde die blem allerdings wurde damit nicht gelöst. Gegen eine Stelle vom Magistrat schon bald zu „einer besoldeten mäßige Beschäftigung etwa im Gartenbau oder beim gemacht“ und alle städtischen Waisenpflegerinnen Botengang gab es auch keine Einwände, doch freies waren dieser Zentrale unterstellt. Andere Städte folg- unbeschwertes Heranwachsen war in einer solchen ten diesem Beispiel. Situation kaum gegeben. In kleineren Orten jedoch war meistens ein Beamter So war die Einrichtung von Horten für Kinder zwi- des städtischen Waisenrates, oft der Vorsteher des Ar- schen sechs und zwölf Jahren, „denen es an genügen- men- und Armenkrankenhauses, der alle städtischen der häuslicher Aufsicht mangelt und die dadurch in Unterstützungen verteilte, zum Generalvormund aller Gefahr stehen zu verwahrlosen“, ein Anliegen des DEF. Armenmündel ernannt. Er führte dann auch die Pro- Vorsorgende und bewahrende Fürsorge war in jenen zesse, um die Alimente einzutreiben und brachte die Jahren ein bis dahin unbekannter Aspekt. Kinder bei Ziehmüttern unter. Zur Beaufsichtigung Bei all den Aktivitäten war es wichtig, einen guten der Kinder und Zieheltern standen Waisenpflegerin- Kontakt zu den Behörden aufzubauen. An einigen nen ihm zur Seite. In anderen Orten war die General- Orten gelang das problemlos, an anderen aber war vormundschaft auf alle unehelich geborenen Kinder es schwierig, wenn die städtischen Beamten das Heft ausgedehnt. Es gab aber auch Städte, in denen das nicht aus der Hand geben wollten, zumal an Frauen, die Vormundschaftsgericht Kinder direkt den DEF-Damen doch nach damaliger Vorstellung nicht als gleichwerti- zuwies, besonders dort, wo die Sorge und Betreuung ge oder gar kompetente Persönlichkeit anerkannt wur- von Waisenkindern vom DEF initiiert worden war. den. Zwar hatte die Neufassung des BGB einige Härten Ganz eng verbunden mit diesem Themenbereich war und Ungerechtigkeiten gegen Frauen kürzlich neu die Stellung des unehelich geborenen Kindes, „das geregelt, doch wurden sie in der Praxis oft nicht umge- unter so ungünstigen Bedingungen ins Leben“ ge- setzt. Eine dieser Neuregelungen war, dass es Frauen treten war, es musste „nach Möglichkeit rechtlich ge- nun möglich war, Pflegschaften und Vormundschaften schützt werden“. Die Fürsorge und Besserstellung des zu übernehmen. Hier und da wurde den Damen des unehelichen Kindes und auch die Versorgung etwa DEF sogar ein Vorschlagsrecht eingeräumt. der Kriegswaisen, wo man das uneheliche dem ehe- Auf das in Hannover praktizierte Verfahren wurde mit lichen Kind gleichstellen wollte, trafen jedoch auch dem Hinweis, es zur Nachahmung aufzunehmen, be- auf scharfe Kritik bei Mitgliedern des Verbandes. Vom richtet: „Seit Juni 1906 ist der Vorsitzenden der Wai- „Untergraben aller sittlichen Begriffe“ war die Rede senpflegerinnen im Rathaus (Armen-Amt) ein Bureau und einer „wilden Ehe Vorschub“ zu leisten oder „al- zur Verfügung gestellt, auf welchem sie täglich ihre len christlichen Auffassungen hohnsprechender Be- Arbeits- und Sprechstunde abhält einmal um die Ar- griffsverwirrungen“. Da war - wie man sieht - noch viel beit zu zentralisieren, andererseits um den persönli- Überzeugungsarbeit zu leisten, bis das von Margarete chen, mündlichen Verkehr mit der Behörde zu erleich- Dittmer ihren Ausführungen vorangestellte Zitat von tern, dem Geschäftsgange einen großen Teil des sonst Jean Paul verwirklicht sein würde: „Schaffet die Tränen erforderlichen Bureaukratismus zu nehmen und die der Kinder ab! Das lange Regnen in die Blüten ist so Beschleunigung dringender Fälle zu ermöglichen.“ schädlich.“ Halgard Kuhn 6 def aktuell / januar 2020 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund Das Ehrenamt hochleben lassen 120J. 120 Jahre Deutscher def Evangelischer Frauenbund Mehr als hundert Teilnehmerinnen waren nach Han- die Parlamentarische Staatsse- nover gekommen, um mit dem Deutschen Evangeli- kretärin im Bundesministerium schen Frauenbund (DEF) sein 120-jähriges Bestehen für Familie, Jugend, Frauen und Senio- zu feiern. Die Gründung erfolgte im Frühsommer 1899 ren Caren Marks und Franz Müntefering als Vorsitzen- in Kassel, da dort die Gründungsvorsitzende Gertrud der der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenor- Knudsen lebte. Leider konnte sie krankheitsbedingt ganisationen (BAGSO). Marks setzte das Engagement nur ein Jahr amtieren, und so kam der Verbandssitz der Frauen des DEF über die Jahrzehnte mit dem Jubi- nach Hannover, der Heimat ihrer Nachfolgerin, der läum 100 Jahre Frauenwahlrecht in diesem Jahr in Be- langjährigen Bundesvorsitzenden Paula Mueller-Ot- ziehung und nutzte die Gelegenheit, den Beitrag der fried. Der Bundesverband hat noch nach 120 Jahren Frauen zur Entwicklung und für den Fortbestand der seinen Sitz in Hannover, deshalb fand dort auch die Demokratie zu würdigen. Franz Müntefering strahlte Jubiläumsfeier statt. in Gestik und Mimik und als ausgezeichneter Redner Ein Festgottesdienst in der Marktkirche stand am Be- selbst viel von dem Elan aus, mit dem auch die DEF- ginn des Jubiläumstags. Die Liturgie hatte die Pfar- Frauen, allen voran Irmtraut Pütter als Demographie- rerin und 2. Bundesvorsitzende Hella Mahler, Gleich- Beauftragte des Bundesverbands, die Arbeit dieses stellungsbeauftragte der Landeskirche Hannovers, neun Millionen Mitglieder umfassenden Senio- übernommen. Dort legten Dietlinde Peter, Doris Ki- rendachverbands mit tragen und gestalten. schel und Luitgard Herrmann beispielhaft für alle Mit- Bei den weiteren Grußworten von Susanne Kahl- glieder Zeugnis ab, was es für sie heißt, sich im Deut- Passoth, Vorsitzende der Evangelischen Frauen in schen Evangelischen Frauenbund zu engagieren. Das Deutschland (EFiD), und Mechthild Burk vom Bun- Trio Wesendonck spielte im Gottesdienst Clara Schu- desvorstand der Katholischen Frauengemeinschaft manns Klaviertrio, opus 17 und Hella Mahler berich- Deutschlands (kfd) stand das kirchliche Engagement tete von der großen Stärke der Künstlerin, die selbst der DEF-Frauen im Dachverband Evangelische Frauen in schwersten Umständen ihres Lebens, allein mit den in Deutschland und in der Ökumene im Mittelpunkt. Kindern und einem kranken Mann, zu einer solchen Jutta Wojahn vom Katholischen Deutschen Frauen- Komposition fähig gewesen war. bund (KDFB) verlas das Grußwort Die Predigt hielt Landessuperintendentin Dr. Petra ihrer Präsidentin Dr. Ma- Bahr so fulminant, dass es die Frauen kaum auf den ria Flachsbarth, Lisi Sitzen hielt. Den ganzen Tag bis abends wurde davon Meier, die Vorsitzen- mit Begeisterung gesprochen. Die Fürbitten für den de der Bundesar- Verband und seine Mitglieder beitsgemeinschaft hielt Hella Mahler mit Diet- linde Peter, Angela-So- phie Brandt, Hannelo- re Herbel und Doris Kischel. Nach dem Gottes- dienst schritten die Frauen über den Platz hinüber in das Alte Rat- haus. Dort konnte Bundesvorsitzen- de Dietlinde Kunad zahlreiche Gäste be- grüßen. Es sprachen www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 7
Katholischer Jugendsozialarbeit, schickte ein Gruß- wort. Als älteste Besucherin nahm auch eine Dame teil, die die letzte noch lebende Schülerin der Schule des DEF für Soziale Fragen in Hannover ist. Nach den Reden war Zeit für Gespräche bei einem köstlichen Buffet… Nach der Stärkung gingen die Feierlichkeiten im Ste- phansstift weiter. Dort eröffnete Cornelia Wenzel vom Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel (AddF) mit einem begeisternden Vortrag. Sie stellte das Archiv des DEF als einen archivarischen Glücksfall dar: Stets sorgsam geführt, in seltener Geschlossen- heit und auch schon lange Jahre fachkundig von der gleichfalls anwesenden Halgard Kuhn betreut, kamen Internetportal Digitales Archiv der deutschen Frau- 450 Kisten aus dem Archiv des Verbands nach Kassel enbewegung kann die interessierte Öffentlichkeit in das AddF. Dort wurden die Bestände erschlossen auch in beispielhafte Dokumente der 120-jährigen und sogar bereits exemplarisch digitalisiert. Nicht Verbandsgeschichte wie Protokollbücher oder das nur das Findbuch des DEF steht online, sondern über frühe Pressearchiv über Zeitungsartikel über den DEF die Plattformen META und das neue vom Bund Einblick nehmen. Zum Bestand gehören über 3200 Ak- aus Anlass der 100 ten, 600 Fotos, über 5400 Bücher oder Broschüren und Jahre Frauen- noch einmal 429 Zeitschriftentitel. Eine wahre Fund- wahlrecht grube für die Geschichte der ersten Frauenbewegung. im vergan- Die Frau, die diesen Schatz noch in Hannover hütete genen Jahr und die die Verbandshistorikerin par excellence ist, aufgesetzte ist Halgard Kuhn, die die Aufgabe übernahm, die Ge- schichte der Vorsitzenden der Gründerzeit, Gertrud Knudsen und Paula Mueller-Otfried, zu schildern, dann die Zeit des Nationalsozia- lismus mit ihren Gefahren, für die die Theologin Meta Eyl steht. Halgard Kuhn stell- te ihr Wirken im histori- schen Zusammenhang dar, bevor sie mit Hil- degard Ellenbeck und Irmgard von Meibom durch die Nachkriegs- und Aufbauzeit bis in die 80er-Jahre führte. Das Wirken von Brunhilde Fabricius, die leider nicht an der Tagung teilnehmen konn- te, schilderte warmherzig Ulrike Börsch. Brunhilde Fabricius hatte neben ihrem Vorsitz im DEF noch zeitweise den Vorsitz bei der Evangeli- schen Frauenarbeit und war vier Jahre Präsidentin des Deutschen Frauenrats. Sie war Mitglied in der EKD- Synode und in der Landeskirche Hannover. Damit war sie in Kirche und Gesellschaft bestens vernetzt. Inge Gehlert, die von 2003 bis 2008 Bundesvorsitzende war und noch einmal von 2013 bis 2015 den Bundesvorsitz übernommen hatte, berichtete über das Profil des Ver- bands heute in der Ökumene, der Familienpolitik und im Engagement für die Gesellschaft und dem Einsatz 8 def aktuell / april 2019 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund Aus dem Bundesverband Impressionen von der 120-Jahr-Feier für Demokratie. Die DEF-Frauen hielten dabei an ihrer AEH-Vorsitzende Lydia Klein. Dabei kamen in äußerst Freiheit und Unabhängigkeit fest, an ihrer Selbststän- lebendiger Art Erfahrungen von Frauen in Ost und digkeit und dem Priestertum aller Gläubigen, auch als West zur Sprache, Überzeugungen überzeugender das nicht einfach war und den Verband die kirchlichen Frauen. Zuschüsse kostete und zum Verkauf seiner beiden Der Jubiläumstag schloss mit einem festlichen Abend- Häuser in Hannover zwang. Bärbel Claus konnte den essen im Stephansstift, wo sehr Verband krankheitshalber nur ein Jahr leiten, steht viel erzählt und das Erlebte be- ihm natürlich aber immer noch nahe und nach Kräf- sprochen wurde. ten zur Verfügung. Seit 2015 ist Dietlinde Kunad die Bettina Marquis DEF-Bundesvorsitzende, und sie nutzte die Gelegen- heit des Jubiläums, um auf die Chancen und Risiken der verbandlichen Gegenwart zu sprechen zu kom- men. Ihren Schwung und ihre Begeisterung für den Verband und seine bedeutende Gremienarbeit konn- ten alle spüren. Oftmals seien die DEF-Frauen in den Gremien die einzigen verbliebenen Ehrenamtlichen unter lauter delegierter hauptamtlicher Fachlichkeit und sie brächten die Stimme der Ehrenamtlichen, die ja sehr häufig, wenn nicht überhaupt meistens Frauen seien, zur Geltung. Gäbe es den DEF nicht, „so müssten wir ihn heute noch ins Leben rufen“, so Dietlinde Kunad. Sie ging aber auch auf die schwere Situation des Verbands ein, dass die ehrenamtlich tätigen Vorsitzenden kaum Nach- folgerinnen finden und viele Ortsverbände nach und nach schließen. Oft sei noch ein Stamm von Frauen vorhanden, jedoch niemand mehr bereit, als erste oder zweite Vorsitzende Verantwortung zu über- nehmen. Wo könne der Bundesverband übernehmen, entlasten, ermutigen, damit die Arbeit weitergehen kann? Solche Zukunftsfragen stelle sich der Verband „Großer Dank an alle gerade. beim Jubiläum Nach ihrem ernsten Plädoyer für die Verbandsarbeit und das Ehrenamt moderierte Dietlinde Kunad eine Beteiligten, Unterstützerinnen Gesprächsrunde mit der sächsischen Bundestagsab- und Teilnehmerinnen: geordneten und CDU-Politikerin Katharina Landgraf, Ihr wart einfach Spitze!“ die im Umland von Leipzig beheimatet ist, und der Dietlinde Kunad, Bundesvorsitzende Allgäuer Verbraucherschützerin und ehem. bayerische www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 9
Wohlstand und Prosperität einer Gesellschaft er- Gesamtgesellschaftliche schließen sich nicht nur über Kennziffern wie das Leistungsbilanz ohne Brutto-Inlands-Produkt (BIP), sondern es muss gleich- berechtigt auch eine Kennziffer geben, die die un- blinden Fleck! Forde- entgeltlich erbrachten Leistungen der privaten Haus- halte sichtbar macht. Denn das BIP beruht tagtäglich rung nach einem Privat- und generativ auf Voraussetzungen, die es nicht sel- ber geschaffen hat und garantieren kann. Es geht Haushaltsbezogenen darum, die Lebensleistungen unabhängig von Ge- schlecht, Leistungsort und Bezahlung zu würdigen. Inlands-Produkt (PHIP) Folglich erachtet es der DEF für notwendig, bei der wirtschaftlichen Gesamtrechnung ein Privat-Haus- Hannover - Bei seinem Jubiläum in Hannover am 19. haltsbezogenes Inlands-Produkt (PHIP) einzuführen Oktober 2019 erinnert der Deutsche Evangelische und mit dem Brutto-Inlands-Produkt (BIP) regelmäßig Frauenbund (DEF) daran, dass es dem DEF seit 120 gleichzeitig zu veröffentlichen. Es ist höchste Zeit, der Jahren um gesellschaftspolitisches und kirchliches Arbeit in Privathaushalten Wertschätzung und Würdi- Engagement von, für und mit Frauen geht. Eine ge- gung zu geben und diese so sichtbar zu machen. Der rechte Teilhabe bei der Gestaltung der Gesellschaft DEF fordert die Politik auf, diese Kennziffer beispiels- ist durchgängig Anliegen des DEF. Schon die Gründe- weise aus den Zeitverwendungsstudien zu berechnen rinnen des Deutschen Evangelischen Frauenbundes oder durch geeignete Methoden zu erheben. vertraten 1899 ein Gegenmodell zur vorherrschenden Geschlechterhierarchie. Sie gaben sich eine Organi- sationsstruktur, in der leitende Funktionen nur von Höchste Zeit für einen Frauen wahrgenommen werden durften. So erklärte die Gründungsvorsitzende Gertrud Knutzen, der DEF verbesserten Persönlich- habe nicht vor, ein Kindergarten zu werden, in dem die Männer die Kindergärtnerinnen und die Frauen keitsschutz bei Upskir- die Kinder seien. Man wolle selbständig handeln. ting und Downblousing Mit dieser Grundhaltung setzten DEF-Frauen vielfäl- Die Bundesregierung hat im November 2019 einen tige Gleichstellungsthemen auf die kirchliche und von der Bundesjustizministerin Christine Lambrecht politische Agenda. Ihr Einsatz war maßgeblich mit vorgelegten Gesetzentwurf angenommen, der Stra- entscheidend für das kirchliche Wahlrecht von Frau- fen für „Upskirting“ und „Downblousing“ vorsieht. en. DEF-Frauen waren und sind in den Parlamenten Denn Frauen unter den Rock oder in den Ausschnitt aktiv und aus ihren Reihen kam die 1. Bundesminis- hinein zu fotografieren ist zwar eine massive sexis- terin der Bundesrepublik Deutschland, Elisabeth tische Handlung, aber bisher nach gegenwärtigem Schwarzhaupt. Der entscheidende Schritt zur inner- Recht nicht strafbar. Es gilt lediglich als eine Ord- familiären Gleichberechtigung nach dem Wegfall des nungswidrigkeit. Nun soll nicht nur die Herstellung Stichentscheids 1957 wurde in Westdeutschland erst einer solchen entwürdigenden Fotografie, sondern 1976 mit dem Ende der geschlechtsspezifischen Zu- auch das Weiterleiten solcher Aufnahmen unter Strafe ordnung von Arbeitsfeldern vollendet (Aufhebung gestellt werden, die bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe der „Hausfrauen-Ehe“). Seit dieser Zeit ist Wahlfreiheit oder Geldstrafe umfassen kann. für Männer und Frauen in Bezug auf Familien- und Erwerbsarbeit rechtlich gegeben. Das bekräftigt die „Upskirting und Downblousing - vor einiger Zeit hät- Gleichstellung von Frauen und Männern und daraus ten wir mit diesen Begriffen nichts anfangen können. leitet sich eine Gleichwertigkeit von Familien-/Hausar- Inzwischen sind sich aber die großen Parteien einig, beit und Erwerbsarbeit ab. dass es sich hierbei um einen Straftatbestand handelt, der ins Strafgesetzbuch aufgenommen werden muss. Im Gegensatz dazu ist im Bericht über den gesellschaft- Zu verdanken haben wir das unter anderem auch einer lichen Reichtum diese Gleichwertigkeit von marktver- Petition im Internet, die 109.000 UnterstützerInnen mittelten Leistungen (Brutto-Inlandsprodukt) und gefunden hat. In anderen europäischen Ländern ist nicht marktvermittelten Gütern und Dienstleistungen Upskirting schon länger strafbar. Es war daher höchste im privaten Haushalt bisher nicht angekommen. Das Zeit, dass Frauen nicht länger diesen entwürdigenden ist ein blinder Fleck in der gesellschaftlichen Leis- Angriffen rechtlos ausgeliefert sind.“ So kommentiert tungsbilanz. Für die Sichtbarkeit der gerechten Teil- Inge Gehlert, Vorsitzende des Deutschen Evangeli- habe genügt nicht die rhetorische Wertschätzung der schen Frauenbunds, Landesverband Bayern e. V. (DEF) Hausarbeit – wir fordern Fakten und Zahlen! die Kabinettsentscheidung. 10 def aktuell / januar 2020 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. Digitalisierung im Gesundheitswesen Kommt die Therapie bald per App? Gesundheits-Apps, Telemedizin, OP-Roboter: Die Was sagt die Ethik zur Digitalisierung? Möglichkeiten, die die Digitalisierung im Gesund- Eine ethisch hinterfragende heitswesen bietet, sind vielfältig. Doch trägt dies Haltung nimmt Julia Inthorn, wirklich zu einer besseren Gesundheit der Patienten Direktorin des Zentrums für bei? Wo liegen Grenzen der Techniknutzung? Und Gesundheitsethik an der welche Gefahren gibt es für unsere Daten? Diese Evangelischen Akademie Fragen wurden auf der gemeinsamen Tagung der Loccum, ein. Entscheidend Akademie für politische Bildung Tutzing, dem Lan- sei die Frage, wie man mit desverband Bayern des Katholischen Deutschen der neuen Technik umgeht. Frauenbunds sowie den Evangelischen Frauen in Muss der behandelnde Arzt Bayern diskutiert. die Meinung der intelligent- en Maschine annehmen? „Die Digitalisierung muss Und mit welcher Begründung kann er diese zurück- dem Bürger den größtmögli- weisen? Neben Bedenken und Schwierigkeiten exist- chen Nutzen bringen", sagt ieren aber auch Potentiale der Technik. Genau dieses Maria Marlene Bohrer-Steck Spannungsfeld will Inthorn mithilfe der Ethik bearbe- vom Zentrum Digitalisierung iten, die sie als „konstruktiven Streit" begreift. Wich- Bayern. Für den Bereich der tig sei, dass die Technik nicht einen ethischen und Gesundheit würden die Po- aufmerksamen Umgang der Ärzte und Pfleger mit tentiale allerdings bisher ihren Patienten ersetzt. Auch müssten das Ethos der kaum ausgeschöpft. Zu den medizinischen Berufe sowie die Arzt-Patienten-Bezie- Möglichkeiten einer digita- hungen neu ausgehandelt werden, nicht zuletzt durch len Gesundheitsversorgung die Miteinbeziehung möglichst aller Betroffener. Da- gehören unter anderem ein vernetztes Gesundheits- bei gebe es durchaus Grenzen der Techniknutzung, wesen, eine kompatible digitale Patientenakte, durch- nämlich wenn Menschenwürde und die Autonomie gängige Standards und eine zunehmend personali- der Patienten gefährdet sind. sierte Medizin. Darüber hinaus können aggregierte Gesundheitsdaten die Vorsorgeforschung vorantrei- Besuch beim Arzt oder bei Dr. Google? ben. Künstliche Intelligenz ermöglicht wiederum in „Ärzte werden nicht mehr den Bereichen Diagnostik und Therapie revolutionäre als Halbgötter angesehen", Fortschritte. Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), beschreibt Cinthia Briseño das am 7. November vom Deutschen Bundestag ver- von Frisk Innovation das abschiedet wurde, soll die digitale Entwicklung weiter sich wandelnde Verhältnis voranbringen und sieht unter anderem Gesundheits- von Patienten und ihren Apps auf Kassenkosten, Angebote von Online-Sprech- Ärzten. Mittlerweile würden stunden (Telemedizin) sowie ab 2021 die Umsetzung viele in ihrem Arzt eher einer elektronischen Patientenakte vor. Auf der Tagung eine Art „medical guide" "Diagnose via Skype - Therapie per App?" wurde über sehen, der sie auf Augen- die neusten Entwicklungen der Digitalisierung im Ge- höhe berät. Dieser Rollenwandel ist auf den Trend sundheitswesen gesprochen. zurückzuführen, dass immer mehr Menschen sich im Internet über Krankheiten informieren, auch wenn die www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 11
Informationsqualität gerade durch Suchalgorithmen rapie angewandt wird, basierend auf den prognosti- von Google beeinflusst und teilweise verzerrt wird. zierten Erfolgschancen und der damit verbundenen Das führt etwa dazu, dass sich trotz wachsender Infor- Lebenserwartung. Lohnt sich eine Therapie in den mationsfülle im Netz die Gesundheitskompetenz der Augen des Programms nicht, wird sie ausgeschlossen. Menschen nicht steigert. Eine Veränderung des Arzt- Die Einschätzungen der Software beruhen auf den Patienten-Verhältnisses bedingt auch der Einsatz von bisherigen Krankheitsverläufen des Patienten, persön- Künstlicher Intelligenz, wobei hierdurch Wahrschein- lichen Verhaltensdaten, Risikofaktoren der Lebensfüh- lichkeiten bis zur Vorhersage des Todes eines Pati- rung sowie durchschnittlichen Krankheitsverläufen. enten berechnet werden können. Die Ärzte stellt dies Möglich ist dies, weil die Weitergabe von Patienten- vor neue Herausforderungen, wie sie mit den Informa- daten oft mit nicht ausreichend anonymisierten Dat- tionen umgehen und wie sie diese an den Patienten en erfolgt. Aufgrund von Sicherheitslücken bei Kran- herantragen. kenhausnetzwerken und Gesundheits-Apps werden medizinische Daten zudem häufig im Bereich der Wie verändert sich die Arbeitswelt Organisierten Kriminalität erbeutet und für Zwecke im Gesundheitswesen durch die wie Erpressung, Industriespionage und Datenhehlerei Digitalisierung? missbraucht. Welchering fordert deshalb die vollstän- „In der Praxis gibt es kaum dige Anonymisierung der Patientendaten, wenn diese ein Feld der Arbeitsgestal- zum Beispiel für Forschungszwecke weitergegeben tung, das nicht von Tech- werden. nik berührt wird“, sagt Michaela Evans von der Datenschutz und Verbraucherrechte im Universität Bielefeld. Be- Kontext von eHealth sonders die Berufsbilder im Gesundheits- und Lifestyle- Gesundheitswesen werden apps begleiten Verbrauch- sich verändern, denn durch erinnen und Verbraucher im- die Digitalisierung werden mer mehr im Alltag und bieten diese mit neuen Aufga- vielfältige Nutzungsmöglich- ben ergänzt. Zum Beispiel müssen die Bereiche Qua keiten. Beispielsweise sind litätsmanagement oder Risikomanagement besetzt Schrittzähler mittlerweile auf werden. Aus diesem Grund sollte besonders im Fokus jedem Handy installiert und stehen, inwiefern Technik bestehende Berufe verän- selbst Schmerzpatienten ha- dert, damit dies auch Einfluss auf Löhne oder die ben die Möglichkeit, per App Berufsgruppierung haben kann, betont Evans. Wichtig ein Schmerztagebuch zu füh- sei dabei, die Beschäftigten in den Prozess der Digi- ren. „Doch nicht alle Apps sind gleich gut“, warnt Eva talisierung einzubeziehen. Zudem solle Technik aus Traupe vom Verbraucher-Service Bayern. Besonders der Fachlichkeit gestaltet werden, damit diese einen gefährlich seien Diagnoseapps, durch die Nutzer emanzipatorischen Effekt auf die Angestellten habe. in Versuchung kommen, den Arzt zu ersetzen. „Wir brauchen ein Qualitätssiegel für Gesundheitsapps“, Was passiert mit unseren Patientendaten? fordert sie deshalb. Zudem empfiehlt die Juristin beim „Wirft ein Patient genügend App-Download auf Datenschutz zu achten. Am besten Lebenszeit ab gegenüber sei es, wenn die Daten in Deutschland oder der EU dem, was die Therapie gespeichert werden, weil die Bürger so im Falle eines kostet?“ Diese zweifelhafte Datenleaks die Möglichkeit haben, rechtliche Schritte Fragestellung liegt laut dem einzuleiten. freien Journalisten und IT- Den Seminarbericht erstellten Natalie Weise und Frederik Haug, Experten Peter Welchering Akademie für politische Bildung Tutzing (www.apb-tutzing.de). dem Geschäftsmodell des Aus dieser Quelle stammen ebenfalls die Fotos. Konzerns Aspire Health zu- grunde, der sich darauf spezialisiert, Algorithmen- basierte Wahrscheinlichkeitsprognosen zu erstellen und diese an Krankenkassen zu verkaufen. Dabei soll die Software beispielsweise entscheiden, welche The 12 def aktuell / märz januar 2016 2020 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. werde und jede Person ein Recht auf Einspruch habe. Diese Position haben die beiden großen konfessionel- len Frauenverbände Bayerns nach einem Seminar an der Akademie für Politische Bildung in Tutzing ent- wickelt, das der Frage nachging, wie Digitalisierung unser Gesundheitswesen beeinflusst. Sabine Slawik, stellvertretende Vorsitzende des KDFB in Bayern, und Elke Beck-Flachsenberg, Vorsitzende der EFB, haben festgestellt: „Als christliche Frauenverbände sehen wir Probleme beim jetzt beschlossenen Digitale-Ver- sorgung-Gesetz.“ Dieses stelle einen ersten Schritt in die richtige Richtung dar, da künftig eine Regulierung stattfinde und Daten für Forschung zur Verfügung stünden. Eine große Schwachstelle im Gesetz aber haben die Verbände bei der Weitergabe der Daten er- kannt. Sie seien ungenügend geschützt. Initiatorinnen der Pressemitteilung Dass die Digitalisierung auch im Gesundheitswesen So kann Digitalisierung Einzug halten werde, sei Fakt. Aber nach Ansicht des das Gesundheitswesen KDFB und der EFB müssten stets ethische Aspekte die Grundlage für Gesetze sein. „Wir wollen den Fortschritt positiv beeinflussen begleiten und gestalten – als Nutzerin, Patientin, Be- schäftigte, betreuende und pflegende Angehörige“, so Frauenverbände fordern Lieselotte Feller, die für den KDFB das Seminar organi- sierte. Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen wurden professionellen statt wirt- Aspekte erarbeitet, die dazu beitragen könnten, dass die digitale Transformation im Gesundheitswesen schaftlichen Imperativ effizient und sinnvoll erfolge: Sie muss aus der Fach- lichkeit der Pflegenden heraus entwickelt werden. Der Nachdem nur wenige Tage zuvor das „Digitale-Ver- Nutzen für alle Betroffenen muss im Mittelpunkt ste- sorgung-Gesetz” (DVG) von der Bundesregierung hen. Die Digitalisierung darf nicht zu einem Abbau der verabschiedet wurde, war die gemeinsame Tagung Fachkräfte in den Gesundheitsberufen führen. Beim der zwei Frauenverbände, Evangelische Frauen in Veränderungsprozess sind die unterschiedlichsten Bayern (EFB) und der Katholische Deutsche Frau- Lebenssituationen von Menschen zu berücksichtigen. enbund Bayern (KDFB), mit ihrer Tagung unter dem „Die Politik ist hier besonders gefordert, die Interes- Thema: „Diagnose via Skype, Therapie per App“, in sen der Betroffenen zu schützen und eine Dominanz der Akademie für politische Bildung Tutzing hoch- des technisch Machbaren zu verhindern“, betont Jörg aktuell (siehe Bericht). Die Frauen diskutierten die Siegmund von der Akademie für Politische Bildung. Fragen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen Der KDFB und die EFB wollen in ihrer Bildungs- und aus der Sicht der Pflegenden und der Patienten. „Bei Lobbyarbeit an der Thematik dran bleiben. Ihre Ziele dem neuen Gesetz sind noch viele Fragen offen, wie dabei sind: ein sensibler und sicherer Umgang mit zum Beispiel die ethischen Fragen beim Einsatz von Daten und das Festhalten am Prinzip der Solidarge- Robotern und künstlicher Intelligenz in der Pflege“, meinschaft. Patienten und ihr Verhalten müssten in so Inge Gehlert, Landesvorsitzende des Deutschen den Mittelpunkt gestellt werden. Dabei dürfe aber Evangelischen Frauenbundes. Die folgende gemein- nicht übersehen werden, dass Menschen - als Patien- same Pressemitteilung von EFB und KDFB greift die- ten ebenso wie Pflegende oder Ärztinnen und Ärz- te - zu verantwortlichem Handeln aufgerufen seien. se Fragen auf. Dazu müssten sie aber auch befähigt werden. So wur- Der Katholische Deutsche Frauenbund, Landesver- de auch die Notwendigkeit eines digitalen Bildungs- band Bayern (KDFB) und die Evangelischen Frauen managements mit dem Ziel der aufgeklärten Pati- in Bayern (EFB) sehen eine dringende Notwendigkeit enten deutlich: Nur so könne die Digitalkompetenz für ein Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) II. In die- erreicht werden, die bei der persönlichen Prävention sem Gesetz müsse festgeschrieben werden, dass Pa- beispielsweise im Umgang mit Gesundheits-Apps tientendaten ausreichend anonymisiert werden, eine und der medizinischen und pflegerischen Betreuung Verschlüsselung bei der Übertragung sichergestellt notwendig sei. www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 13
Was hat ein Marienkäfer gen Menschen. Sie mit dem Deutschen unterstützen ande- re soziale Projekte Evangelischen Frauen- entweder aktiv oder bund gemeinsam? durch Spenden. Auf Landesebene ist der DEF Träger eines Bildquelle: Anita Stöwesand, pixelio.de Zugegeben ein ungewöhnlicher Vergleich, aber ein Hauses für Mutter Blick auf die Gemeinsamkeiten lohnt sich: und Kind in Fürth, Wie der Marienkäfer ist der Deutsche Evangelische und in München Frauenbund (DEF) überall zu finden – sei es auf dem unterhält er ein Ap- Land oder in der Stadt, sei es in großen Gruppen partementhaus für oder vereinzelt: Der DEF hat 28 Ortsverbände in Bay- alleinstehende Frau- ern, sei es in kleineren Orten wie Marktsteft in Fran- en mit niedrigem ken oder in Städten wie München, sei es mit 20 oder Einkommen. 1000 Mitgliedern. Ebenso ist der kleine Käfer wie der Das 5. und sehr wichtige Standbein ist die Bildungs- DEF nicht so auffällig, aber dennoch sehr nützlich: arbeit – ein Leben lang: Vor Ort werden meist mo- Beide wirken eher im Kleinen und es gibt sie in un- natlich Veranstaltungen zu ganz unterschiedlichen terschiedlichen Arten – genauso ist jede Gruppe des Themen angeboten. Studienfahrten, eventuell auch DEF einzigartig und wirkt häufig im Verborgenen. Literatur-, Gesundheits- oder Kreativkreise runden Und dann hat der Marienkäfer sechs Beine - so wie das Programm ab. Aber auch der Landesverband der Deutsche Evangelischen Frauenbund auch sechs veranstaltet Tagungen u.a. zu Themen wie Medien- Standbeine hat. kompetenzförderung, Nachhaltigkeit und Verbrau- Das 1. Standbein des DEF ist der christlicher Glaube: cherbildung, aber auch landesweite Studienfahrten Frauen im Deutschen Evangelischen Frauenbund werden angeboten. Überall sind Gäste herzlich will- fühlen sich verantwortlich für die Schöpfung, aber kommen. auch verantwortlich für sich und andere. Dabei ist Das 6. Standbein, ohne das der DEF nicht existieren ihnen das Priestertum aller Gläubigen bei gleichzei- könnte, ist jedes einzelne Mitglied. Jede Frau mit tiger Anbindung an ihre Kirche wichtig – ohne dabei ihren Fähigkeiten, Nöten, Sorgen, Erwartungen ist ihre Eigenständigkeit aus dem Blick zu verlieren. wichtig und tragende Säule des Verbandes. Als Chris- Das 2. Standbein ist die verlässliche Frauengemein- tin gestalten die Mitglieder übergemeindlich, über- schaft: Bei Veranstaltungen, Fahrten und Festen vor parteilich, eigenverantwortlich und unabhängig, mit Ort oder landesweit erleben die Mitglieder eine Ge- Freude freiwillig und ehrenamtlich die Gesellschaft meinschaft, in der sich gegenseitig geholfen wird. und evangelische Kirche mit – immer getragen vom Die Ortsverbände und Anschlussvereine bieten ei- Verbandszweck: Verantwortung für sich und andere nen geschützten Raum für gleichgesinnte Frauen, übernehmen als 1. Schritt der Nächstenliebe. egal aus welcher sozialen Schicht oder Herkunft und Aber es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit vom mit welcher Bildung oder welchen Alters. Marienkäfer und Deutschen Evangelischen Frau- Das 3. Standbein ist das verantwortungsvolle Ehren- enbund: Wenn sie sich zusammentun, sind sie sehr amt: Die Frauen im Frauenbund sind selbstbewusst wohl sichtbar: Denken Sie an die unterschiedlichen immer an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. Frauen-Aktionstage im März: den ökumenischen Dabei können die Gruppen unabhängig – auch fi- Weltgebetstag der Frauen am 1. Freitag im März, den nanziell – agieren. Die Frauen werden nicht betreut, internationalen Frauentag am 8. März, den Equal Pay sondern gestalten und agieren eigenverantwortlich. Day (um den 18. März herum) oder den Internatio- In zahlreichen Gremien setzen sich DEF-Frauen für nalen Tag der Hauswirtschaft am 21. März. An jedem die Belange von Frauen und Familien ein – sei es im dieser Tage wird an die noch bestehenden Ungerech- kirchlichen oder vorparlamentarischen Raum, sei es tigkeiten erinnert und deren Beseitigung gefordert. in unterschiedlichen Parteien oder Projekten. Und zu guter Letzt ist der Marienkäfer ein Glücks- Das 4. Standbein des DEF ist das soziale Engage- symbol. Auch hier besteht eine Gemeinsamkeit: Die ment: Vor Ort helfen Frauen dort, wo es nötig ist und Mitglieder im DEF fühlen sich in der Regel glücklich das kann ganz unterschiedlich geschehen: Sei es z.B. und lebenszufrieden, wie eine Mitgliederbefragung bei Krankenhaus- oder Altenheimbesuchen oder in unlängst ergeben hat. der Begleitung von Minderjährigen oder bedürfti- Katharina Geiger 14 def aktuell / januar 2020 www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V. Neues aus dem „Muki“ Haus für Mutter und Kind Lesetipp – immer in Bewegung! Demokratie Im November fand wie jedes Jahr die Mitgliederver- sammlung des Freundeskreises Haus für Mutter und – Streiten, Lernen, Leben Kind statt. Mitgliedsfrauen und Interessierte aus den Das aktuelle Themenheft des Ortsverbänden und Anschlussvereinen aus ganz Bay- ern - von Aschaffenburg bis Bad Reichenhall - machten Evangelischen Literaturportals sich auf den Weg nach Fürth. Sie wurden informiert, was in dieser eigenständigen Einrichtung des Deut- Es ist offensichtlich wieder notwendig, sich mit schen Evangelischen Frauenbundes, Landesverband den demokratischen Grundlagen unserer Ge- Bayern e.V. im vergangenen Jahr angeboten wurde, sellschaft zu befassen. So schreibt der Kulturbe- wo Gestaltungspotentiale in der Betreuung von jun- auftragte der EKD Dr. Johann Hinrich Claussen gen Müttern und ihren Kindern, aber auch Probleme in seinen einleitenden Gedanken. Das aktuelle waren. Es wurde in den Berichten deutlich, dass in den Themenheft will einen Beitrag dazu leisten, sich betreuten Einzelwohnungen, in den vier Außenwohn- den Fragen nach Demokratie, Toleranz und Men- gruppen, in Appartements und in der Kindertages- schenrechten neu zu stellen. krippe wichtige Hilfe zur Selbsthilfe betrieben wird. Im 64 Seiten starken Empfehlungsheft werden Damit die Einrichtung aber auch über das Jahr 2020 60 Bücher für Erwachsene und 40 für Kinder- und hinaus - nach dem rentenbedingten Dienstende des Jugendliche vorgestellt: „Worin liegt der Wert der langjährigen Heimleiters Popp und seiner Stellver- Demokratie?“, „Warum ist es so schwer, sich pro- treterin, der pädagogischen Leitung Frau Schmidt duktiv zu streiten?“, „Kann ein Christ sich aus po- - hauptberuflich-professionell im Sinne des DEF ge- litischen Fragen heraushalten?“. Auf diese Fragen führt werden kann - bei gleichzeitiger ehrenamtlicher suchen die vorgeschlagenen Bücher Antworten. Aufsicht, wurde die Satzung geändert. So wurde ein- Es geht aber auch um die Strategien der neuen stimmig beschlossen, dass nach der nächsten Mitglie- Rechten, Antisemitismus und biografische Berich- derversammlung am 12. Mai 2020 die Einrichtung von te (z. B. zum Thema Heimat). Neben Sachbüchern einem Geschäftsführenden Vorstand (= hauptberuf- wurden auch empfehlenswerte Romane, Bilder- liche Heimleitung und Stellvertretende Heimleitung) bücher und erzählende Kinder- und Jugendbü- geleitet werden soll, dem ein fachkompetenter ehren- cher aufgenommen. amtlich tätiger Verwaltungsrat vorsteht. Dieses Modell Das Heft kann für 2 € inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versand- haben sich schon viele sozial-diakonische Einrichtun- kosten bestellt werden: gen gegeben und arbeiten damit sehr erfolgreich. Evangelisches Literaturportal e.V., Bürgerstraße 2a, Am Ende konnten sich die Anwesenden beim Besuch 37073 Göttingen in der Kinderkrippe ein Bild machen, wie in dieser Ein- Mail: info@eliport.de / Internet: www.eliport.de richtung ganz praktisch gearbeitet wird: Sie erlebten die ganz Kleinen singend und tanzend. Dabei lernen die Kinder spielend zu sprechen und auf andere Kinder Das Evangelische Literatur- zu achten – angeleitet von einem der beiden ausgebil- portal ist der Dachverband deten Musiklehrer im Haus. Deren Angebote reichen der evangelischen öffent- im Haus von Tanz und Bewegung, Singen, Sprechen lichen Büchereien. Er gibt und Instrumentalspiel. Zum einen geschieht dies re- Buch- und Hörbuchemp- gelmäßig für Mütter mit deren Kindern und zum an- fehlungen für einen großen deren werden Sing- und Tanzübungen immer wieder Nutzerkreis, für Bibliothe- in den Tagesablauf der Kinderkrippe eingebunden. ken und Gemeinden, Kitas Und dies konnten die anwesenden Frauen sehr gut und Schulen ebenso wie für beobachten. (Bild siehe Heftrückseite) Familien, Eltern und interes- Katharina Geiger sierte Leserinnen und Leser. www.def-bayern.de januar 2020 / def aktuell 15
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