Geschäftsbericht // 2015 bis 2016 - NiedersachsenMetall
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Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e.V. Schiffgraben 36 · 30175 Hannover geschäftsbericht // 2 015 b i s 2 016 N I E D E R S A C H S E N M E TA L L | G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 15 B I S 2 0 16 W I R M AC H E N U N S F Ü R S I E S TA R K
editorial Liebe Leserinnen und Leser, unser Service hat viele Gesichter – 45 sind es, um genau zu sein. Dieser Geschäftsbericht berücksichtigt nicht nur die besondere Situation unserer Branche, sondern auch die unterstützende Rolle von NiedersachsenMetall. Wir zeigen, dass hinter der täglichen Arbeit Menschen stehen. Deshalb haben wir sie in den Mittelpunkt dieser Ausgabe gestellt. Sie eröffnen jeweils die Kapitel. Wir unterstützen Sie gern bei Fragen zum Arbeitsrecht, aber auch, wenn es um Tarif- und Sozialpolitik, Arbeitswissenschaften, Bildung oder Kommunikation geht. Jedes unserer Teams besteht aus kompetenten Ansprechpartnern. Sie sind erfahren und fachlich versiert. Dies wissen unsere Mitgliedsunternehmen zu schätzen – seit 125 Jahren. Viel Spaß bei der Lektüre!
inhalt VORWORT 4–5 I N H A LT S V E R Z E I C H N I S 01 DER VERBAND 125 jahre kompetenz und dienstleistung 6–9 02 BILDUNG den nachwuchs begeistern und gewinnen 10 – 13 03 TA R I F P O L I T I K wesentliche säule der verbandsarbeit 14 – 17 04 ARBEITSRECHT fach- und beratungskompetenz für optimale resultate 18 – 21 05 SOZIALPOLITIK für den erhalt von wettbewerbsfähigkeit, wachstum und beschäftigung 22 – 25 06 ARBEITSWISSENSCHAFT impulsgeber für zukünftige strategien 26– 29 07 U M W E LT- U N D E N E R G I E R E C H T sicherer umgang mit betrieblichem umweltschutz 30 – 33 08 KO M M U N I K AT I O N präsenz auf allen kanälen 34 – 37 09 WIRTSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG den strukturellen herausforderungen begegnen 38 – 39 G R E M I E N U N D O R G A N I S AT I O N 40 – 47 2 | 3 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Repräsentieren NiedersachsenMetall: Wolfgang Niemsch (rechts) steht Nieder- sachsenMetall seit 2011 als Präsident vor. Als Geschäftsführender Gesellschafter leitet er die Lanico Maschinenbau Otto Niemsch GmbH mit Sitz in Braunschweig. Dr. Volker Schmidt hat als Hauptgeschäfts- führer den Verband konsequent auf Dienstleistungsorientierung ausgerich- tet und zum Sprachrohr der Industrie gemacht. Impulse setzen Innovationen schaffen Oftmals erzählen Jubiläen eine bewegende Ge- schichte. Kein Zweifel, 125 Jahre Niedersach- senMetall steht für eine bewegende Geschichte. Dieser Geschäftsbericht widmet sich deshalb nochmals unserem Verbandsjubiläum, das wir alle noch in besonderer Erinnerung haben. 125 Jahre NiedersachsenMetall war für uns alle – Präsidium, Vorstand und Mitarbeiter – ein ganz besonderer Höhepunkt. Dieser Geschäftsbericht berücksichtigt außerdem die besondere Leistung unserer Unternehmen und die unterstützende Rolle des Verbandes. Wir zeigen, dass hinter der täglichen Arbeit Menschen stehen. Deshalb ha- ben wir sie in den Mittelpunkt gestellt. Sie eröff- nen jedes Kapitel – von A wie Arbeitsrecht bis Z wie Zentrale Verwaltung.
NiedersachsenMetall ist die Interessenvertretung für unsere Mit- „Zukunft am Standort stärken“ – dazu zählt zweifellos auch unsere glieder. Unsere Kernaufgaben waren und bleiben Tarifpolitik und Bildungsarbeit. Sie ist längst für die 250 Partnerschulen in Nieder- Arbeitsrecht, Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie unsere Bildungs- sachsen ein fester Bestandteil ihrer Lehrpläne. Als Mitinitiator, und Kommunikationsarbeit. Der Verband versteht sich als verlässli- Großsponsor und Aussteller der IdeenExpo haben wir einen weite- cher Dienstleister, der seine Beratungskompetenz ausbaut. Zu un- ren langfristigen Bildungsschwerpunkt verankert. Die Technik- serem Verständnis gehört, nicht nur angemessen zu reagieren, schau auf dem hannoverschen Messegelände hatte im Jahr 2015 sondern die Initiative zu ergreifen. Die Umsetzung dieses Konzepts zum fünften Mal in Folge ihre Tore geöffnet und – wieder ein Re- veranschaulicht dieser Geschäftsbericht an zahlreichen Beispielen kord – über 350.000 Besucher für Technik und Naturwissenschaf- in allen unseren Abteilungen. ten begeistert. Unsere Industrie wird zu Recht immer wieder als das Rückgrat der Teil unserer Bildungsarbeit ist auch die „Offene Hochschule Nieder- Wirtschaft bezeichnet. Doch für unsere Betriebe scheint der Stand- sachsen“ (OHN): Seit 2010 ermöglicht die OHN jedem ein Studium, ort Deutschland nicht mehr erste Wahl. Wir spüren in unserer In- der einen Meister- oder Technikerabschluss hat oder eine Ausbil- dustrie Alarmzeichen. Nach wie vor kommen die Investitionen dung und drei Jahre Berufstätigkeit vorweisen kann. nicht voran. Die Psychologie ist in großen Teilen unserer Industrie angeknackst. Zum Rückblick dieses Geschäftsberichtes gehört auch das Thema demografischer Wandel. Wir wollen qualifizierten Nachwuchs. Aber Wir haben deshalb das Institut der deutschen Wirtschaft mit einer auch die erfahrenen Mitarbeiter bekommen unsere klare Wert- Standort- und Strukturanalyse unseres Wirtschaftsstandortes Nie- schätzung. Die von uns mitgegründete Demografieagentur setzt VORWORT dersachsen beauftragt. Das Ergebnis: Investitionswachstum findet sich für eine demografiefeste Arbeitswelt ein. Auch sie ist deutsch- fast ausschließlich im Ausland statt. Eine schleichende Deindustrie- landweit einzigartig und ein Beispiel für gelebte Sozialpartner- alisierung ist die Folge. schaft. Denn Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft gehen in Nieder- sachsen die demografische Herausforderung gemeinsam an. Es gilt gegenzusteuern und Strategien zu entwickeln, um die Zu- kunft am Standort gerade für unsere mittelständischen Unterneh- Ihr Verband, liebe Leserinnen und Leser, hat sich überdies in den men zu sichern. Ein Baustein unserer Zukunftsstrategie war der von vergangenen 24 Monaten mit einer Vielzahl von Aktivitäten und NiedersachsenMetall organisierte Investitionsgipfel 2016. Hier ha- Infoveranstaltungen deutlich weiterentwickelt, angepasst an den ben wir die wissenschaftlichen Ergebnisse unserer Standortanaly- Wandel in Industrie und Gesellschaft. se mit Fallbeispielen aus unserer Unternehmerschaft ergänzt und auf dem Kongress im April 2016 mit Ministerpräsident Stefan Weil Machen Sie sich auch mit diesem Geschäftsbericht ein Bild von un- diskutiert. Dieses war ein zusätzliches Argument für eine Bundesrats- serem Leistungsprofil. initiative des Landes Niedersachsen zur Förderung von Forschung und Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen. Die Bun- Herzlichst desratsinitiative, die auch von den Bundesländern Bayern und Ba- den-Württemberg unterstützt wird, geht maßgeblich auf Initiative Ihre unseres Verbandes zurück. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Stärkung des Standortes Nieder- sachsen ist der von uns gemeinsam mit dem Land Niedersachsen aufgelegte Fonds „Niedersächsisches Kapital für niedersächsische Wolfgang Niemsch Dr. Volker Schmidt Unternehmen“. Er hilft bei Bedarf die Eigenkapitalquote mittelstän- Präsident Hauptgeschäftsführer discher Unternehmen schnell und unbürokratisch zu stärken. Ein Modellprojekt, das bundesweit einmalig ist und weit über die Grenzen Niedersachsens hinaus für großes Interesse sorgt. Hinzu kommt der jüngste Tarifabschluss. Der in Köln vereinbarte Kompromiss mit weitreichenden Differenzierungselementen ist ein Einstieg in eine innovative Tarifpolitik und ein erster Schritt auf dem Weg zurück zu mehr Akzeptanz des Flächentarifs. 4 | 5 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
12 5 j a h r e k o m p e t e n z und dienstleistung Was ist motivierender als Erfolg? Jedes erfolgreiche Team benötigt dazu eine Vision und eine Stra- tegie. Beides will entwickelt und vorgelebt werden. Denn niemand ist heute noch aus Tradition in einem Verband. Die Mitglieder erwarten einen Mehrwert. Bei NiedersachsenMetall gibt die Ge- schäftsführung die Leitlinien vor. Dazu zählt eine innovative Tarifpolitik. Sie hilft, die Betriebe und Arbeitsplätze sicherer zu machen. Hinzu kommt eine konsequente Dienstleistungsorientierung – auf allen Fachebenen, von der Rechtsberatung über die Arbeitswissenschaften bis hin zur Demo- grafieberatung. Dazu zählen auch Wirtschaftsförderung und Finanzierung. Um als Sprachrohr der Wirtschaft den Erfordernissen gerecht zu werden, haben wir unseren Be- reich Kommunikation umstrukturiert – mit klaren Zielen für einen langfristigen Erfolg. Und der ist messbar: Die Zahl der Mitglieder in der starken Bürogemeinschaft von NiedersachsenMetall wächst kontinuierlich. Nichts ist motivierender als Erfolg. 01 Geben die Leitlinien vor: Haupt- geschäftsführer Dr. Volker Schmidt (3. v. l.) mit seinen Vertretern Norbert Reiners (2. v. l.) und Jörg Lautenbach (r.) zusammen mit Büroleiter Werner Jesse (l.). Sie werden unterstützt von DER VERBAND Beate Beyer, Petra Hanold und Anja Brandt (v. l.).
2014 Revolution funktioniert? Um diese Fragen ging es auf der Fachta- gung „Von der Vision in die Praxis: Industrie 4.0 für Niedersachsen“. Rund 300 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft kamen zu Mitgliederversammlung der Veranstaltung, die NiedersachsenMetall gemeinsam mit dem Auf der Mitgliederversammlung 2014 zog Hauptgeschäftsführer Niedersächsischen Wirtschaftsministerium durchgeführt hat. Dr. Volker Schmidt eine Bilanz der vergangenen fünf Jahre: So habe man gemeinsam die Zahl der Mitgliedsunternehmen deut- Herrenhäuser Wirtschaftsforum 2014 lich steigern können und gleichzeitig das Dienstleistungsangebot Zu den Gästen zählten unter anderem Fußball-Legende Günter des Verbandes maßgeblich ausgebaut. Außerdem habe man zahl- Netzer, Olympiasieger Michael Groß, TV-Moderator Marcel Reif reiche neue Veranstaltungs- und Informationsformate zu Themen und Reporter-Legende Werner Hansch. Es ging um die Zukunft wie dem Arbeitsrecht, der Arbeitssicherheit, dem demografischen des Ehrenamtes. Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt: „Sport- Wandel und dem Fachkräftemangel, der Bildungspolitik, der Wirt- vereine tragen dazu bei, dass unsere Gesellschaft stabil bleibt.“ schaftsförderung oder auch dem Umwelt- und Energierecht entwi- Fast 70 Prozent der niedersächsischen M+E-Unternehmen halten ckelt. Auch im Bereich der Kommunikations- und Pressearbeit sei ehrenamtlichs Engagement für wichtig und unterstützen ihre Mit- NiedersachsenMetall als sachlicher und kompetenter Ansprech- arbeiter dabei. 01 partner für die Öffentlichkeit deutlich wahrnehmbar. Dabei sei die Personalstruktur im Verband, trotz des deutlichen Zuwachses an Aktivitäten, schlank und nahezu stabil geblieben. Als Gastredner 2015 sprach Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok. Er lobte DER VERBAND NiedersachsenMetall nicht nur als Tarifpartner im klassischen Sin- ne, sondern als Institution, die mit ihren zahlreichen Aktivitäten Arbeitgeberforum 2015 und Veranstaltungen den Standort Hannover und Niedersachsen Längst ist das Arbeitgeberforum zu einem festen Termin im Jahreska- insgesamt voranbringt. lender unserer Mitgliedsbetriebe geworden. Den Impulsvortrag hielt 2015 Anselm Bilgri, ehemaliger Benediktinermönch und Wirtschafts- Demografieagentur nimmt Fahrt auf berater. „Produktion neu denken, Personal zielorientiert ausrichten“ Im September 2014 übernahm der langjährige niedersächsische war das Leitmotto der Veranstaltung, die rund 250 Geschäftsführer, Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, die Ge- Personalleiter und Produktionsverantwortliche erreicht hatte. schäftsführung der Demografieagentur für die niedersächsische Wirtschaft. Aufgrund der großen Nachfrage nach Beratungsleis- Tag der Niedersachsen tungen wird sie ihre Aktivitäten deutlich ausbauen. „Die Demogra- Über 300 000 Menschen kamen zum Tag der Niedersachsen nach fieagentur verlässt die Pilotphase, die aus unserer Sicht überaus er- Hildesheim. Auf zehn Festmeilen präsentierten sich Unternehmen, folgreich verlaufen ist“, sagte dazu der Aufsichtsratsvorsitzende der Organisationen, Verbände, Kirchen und Vereine – darunter auch Demografieagentur und NiedersachsenMetall-Hauptgeschäfts- NiedersachsenMetall. Auf der Festmeile für Mobilität und Energie führer Dr. Volker Schmidt. hatte der Verband eine große Bühne und seinen neuen Info-Truck aufgebaut. NiedersachsenMetall auf dem Tag der Deutschen Einheit Nicht nur die 16 Bundesländer und die Verfassungsorgane hatten Land und NiedersachsenMetall legen Beteiligungsfonds auf am 3. Oktober 2014 ihre Zelte am hannoverschen Maschsee auf- Das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Ver- gebaut, auch viele Organisationen und Verbände – darunter auch kehr und NiedersachsenMetall legten zum ersten Mal überhaupt NiedersachsenMetall. Auf der Bühne in Blau und Orange schaute gemeinsam einen Beteiligungsfonds auf. Mit einem geplanten Vo- der Gastgeber Ministerpräsident Stefan Weil persönlich vorbei. lumen von 50 Millionen Euro wird es ab August 2015 möglich sein, „Die Metall- und Elektrobetriebe“, sagte er, „haben als mittelstän- die Eigenkapitalquote kleiner und mittlerer Unternehmen in Nie- disch geprägte Schlüsselindustrie in der Mitte der Gesellschaft ei- dersachsen zu stärken, damit den Kreditrahmen bei Banken zu er- nen wichtigen Beitrag zur Wiedervereinigung geleistet.“ höhen und letztlich die Investitionskraft entscheidend zu verbes- sern. Die Fondsgründung stand unter dem Titel „Niedersächsisches Innovationstag Lasertechnik Kapital für niedersächsische Unternehmen“. Der Fonds soll kleinen Zusammen mit NiedersachsenMetall lud das Laser Zentrum Han- und mittleren Unternehmen (KMU) mit positiven Zukunftsaussich- nover e.V. (LZH) am 25. November 2014 Vertreter kleiner und mit- ten und einem Sitz in Niedersachsen für einen begrenzten Zeit- telständischer Unternehmen zum Innovationstag Lasertechnik in raum Kapital in Form von Beteiligungen zur Verfügung stellen. Der das LZH ein. 50 interessierte Zuhörer, darunter Vertreter aus 20 Un- Beteiligungsfonds steht zudem allen Branchen offen. Die 50 Mio. ternehmen, informierten sich über den Einsatz von Lasern in der Euro Fondsvolumen speisen sich aus öffentlichen Mitteln des Lan- metallverarbeitenden Industrie. des Niedersachsen (15 Mio. Euro) und der Europäischen Union (25 Mio. Euro) sowie aus privatem Kapital, das von NiedersachsenMe- Industrie 4.0 für Niedersachsen tall zur Verfügung gestellt wird (10 Mio. Euro). Der Einsatz weiterer Vor welchen Herausforderungen steht der industrielle Mittelstand Landesmittel ist geplant. Außerdem sollen weitere private Mittel in Niedersachsen beim Thema Industrie 4.0? Welche Rahmenbe- von Investoren eingeworben werden. dingungen braucht es, damit diese so genannte vierte industrielle 6 | 7 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
IdeenExpo mit neuem Besucherrekord 2016 Europas größtes Technikevent für Jugendliche hatte sich auch 2015 zum Publikumsmagnet entwickelt. Mit über 350 000 Besu- chern schaffte die Messe einen weiteren Rekord. Niedersachsen- Demografieagentur zeichnet Betriebe aus Metall ist Mitinitiator, Sponsor und Großaussteller auf über 600 Die Demografieagentur verlieh im Frühjahr 2016 mit dem Land Quadratmetern Gesamtfläche. Erstaunlich: Jeder zweite Besucher Niedersachsen erstmals das Zertifikat „Demografiefest. Sozialpart- kam von außerhalb Niedersachsens. nerschaftlicher Betrieb“ an zwölf Unternehmen. Vorausgegangen war eine intensive Untersuchung von Experten der Demografie- 125 Jahre NiedersachsenMetall – großes Verbandsjubiläum in agentur. „Die Auszeichnung würdigt die Demografiefestigkeit der den Herrenhäuser Gärten Unternehmen“, sagte Wirtschaftsminister Olaf Lies. Auf die stei- Am 11. September 2015 feierte NiedersachsenMetall sein 125-jäh- gende Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen reagierte die riges Bestehen. Zum offiziellen Festakt kamen 450 Gäste aus Wirt- Demografieagentur im Frühjahr 2016 mit der Eröffnung einer Au- schaft, Politik und Gesellschaft nach Hannover, um gemeinsam das ßenstelle in Braunschweig. Jubiläum zu feiern. Als Festredner gratulierten unter anderem Bun- deswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, Gesamtmetall-Präsident Investitionsgipfel Niedersachsen am 4. April 2016 in Hannover Dr. Rainer Dulger und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Die industrielle Basis bröckelt, jetzt ist Handeln gefragt – auf dem Weil dem Verband. Die Sängerin und Entertainerin Ina Müller führ- Investitionsgipfel Niedersachsen trafen sich die Spitzen aus Politik, te durch einen abwechslungsreichen Abend mitten im Herzen der Wissenschaft und Wirtschaft auf Einladung von Niedersachsen- Herrenhäuser Gärten. Metall. IW-Direktor Prof. Michael Hüther stellte die Ergebnisse der Standort- und Strukturanalyse Niedersachsen vor und überreichte Chancen durch Migration sie gemeinsam mit Präsident Wolfgang Niemsch an Ministerpräsi- Noch im September 2015 nahm NiedersachsenMetall Stellung dent Weil. In der folgenden Podiumsdiskussion diskutierten sie mit zum Thema Flüchtlinge: „Die meisten der Menschen, denen wir Geschäftsführern niedersächsischer Unternehmen Maßnahmen zu Recht Schutz vor Krieg, Vertreibung und politischer Verfolgung zur Stärkung des Standortes. Schon am folgenden Tag beschloss geben, bleiben für längere Zeit oder sogar für immer bei uns. Die das Kabinett des Landes Niedersachsen eine Bundesratsinitiative frühzeitige und bestmögliche Integration von Flüchtlingen mit zur Förderung von Forschung und Entwicklung. hoher Bleibeperspektive in unserer Gesellschaft ist in unserem ureigenen Interesse“, so Dr. Volker Schmidt. Laut einer Umfrage Bundesratsinitiative zur Förderung von Forschung erwartet die Mehrheit der Unternehmen durch Migranten keine und Entwicklung maßgebliche Entspannung bei der Lösung des Fachkräftemangels: Am 13. Mai 2016 brachte das Land Niedersachsen die Initiative für Über 60 Prozent der Unternehmen der Branche sind skeptisch, ob eine steuerliche Förderung und Entwicklung in kleinen und mitt- durch die Flüchtlinge ein wirkungsvoller Beitrag zur Lösung des leren Unternehmen in den Bundesrat ein. Sie ist auf maßgebliche Fachkräfteproblems erreicht werden kann. Anregung von NiedersachsenMetall entstanden. Auch die Bundes- länder Baden-Württemberg und Bayern unterstützen die vorge- Kongress Industrie 4.0 schlagenen Maßnahmen, um die andauernde Investitionsschwä- Industrie 4.0 ist allgegenwärtig – sowohl in den politischen Dis- che am Standort Deutschland zu beseitigen. Die alarmierend kussionen als auch in der produzierenden Wirtschaft. Zum zwei- sinkenden Patentanmeldungen zeigen, wie notwendig die steuer- ten Mal informierte NiedersachsenMetall im November 2015 seine liche Forschungsförderung ist. Dr. Volker Schmidt: „Es ist höchste Mitglieder und interessierte Wirtschaftsvertreter zum Thema „In- Zeit, dass die Große Koalition steuerpolitisch für die Attraktivität dustrie 4.0. für Niedersachsen“. In sechs Foren zeigten Spezialisten des Standortes Deutschland handelt!“ aus Wirtschaft und Wissenschaft den aktuellen Stand und disku- tierten mit insgesamt 250 Gästen. Das Ergebnis: Industrie 4.0. ist Mitgliederversammlung Bezirksgruppe längst nicht mehr nur Vision. Die vierte industrielle Revolution hält Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim in den Unternehmen zunehmend Einzug. Die Bezirksgruppe Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim hatte am 19. April 2016 zu ihrer Jahreshauptversammlung ins Osnabrücker Ho- Herrenhäuser Wirtschaftsforum 2015 tel Remarque eingeladen. In der Sitzung der Bezirksgruppe Osnabrück Medien, Macht und Macher: Unter anderem mit ZEIT-Herausgeber – Emsland – Grafschaft Bentheim von NiedersachsenMetall zu einem Giovanni di Lorenzo, BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Hambrecht, Wechsel im Vorstand: Hinzugewählt wurde Alfons Veer, Vorstandsmit- und Tagesschau-Chefredakteur Kai Gniffke diskutierte Niedersach- glied der Bernard Krone Holding SE & Co. KG, Spelle. Ausgeschieden senMetall die sich im Umbruch befindliche Medienlandschaft. Das ist aus Altersgründen Siegfried Wickert, Geschäftsführer der Bernard Fazit: Internet, Mobilfunk und soziale Netzwerke gewinnen stetig Krone Holding GmbH & Co. KG, Spelle. an Bedeutung. Die Informationsflut steigt enorm an. Die alten Ge- schäftsmodelle der Medienbranche sind ins Wanken geraten. Zum Arbeitgeberforum 2016 Forum 2015 kamen mehr als 450 Gäste. Zukunft am Standort gestalten – dieses Leitmotto gab beim diesjäh- rigen Arbeitgeberforum im Schloss Herrenhausen die Richtung vor. Automobilexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer berichtete zum The- ma„Zukunft der Mobilität“. Wieder kamen über 200 Unternehmensver- treter. In zehn Foren – von Arbeitsrecht bis Kommunikation – ging es einmal mehr um zentrale Fragen des betrieblichen Alltags.
01 DER VERBAND Stimmungsvolle Jubiläumsgala: Präsident Wolfgang Niemsch und Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt begrüßten unter anderem Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und Ministerpräsident Stephan Weil sowie Gesamtmetall-Präsident Dr. Rainer Dulger. 8 | 9 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Bildung ist bei Niedersachsen- Metall Teamsache: Olaf Brandes mit Imme-Kathrin Wasserscheidt, Elke Peters und Vera Glaeseker (v. l.). Es fehlt Anette Bartel. den nachwuchs begeistern und gewinnen Auf den ersten Blick kommt man sicher nicht gleich drauf: Aber die netten Gesichter auf dieser Seite sind Brückenbauer. Zumindest nennen sie sich selbst so, wenn sie über ihren täglichen Job berichten. „Wir bauen Brücken zwischen Unternehmen und Schulen“, sagen sie. Denn was haben fast alle Unternehmen in Hannoversch Münden, Lüneburg oder Braunschweig gemeinsam? Sie brauchen gute Nachwuchskräfte, um langfristig wettbe- werbsfähig zu sein. Das Rennen um die besten Köpfe hat längst begonnen – und das Bildungsteam von NiedersachsenMetall mischt vorn mit. Wahrscheinlich steht auch Ihr Unternehmen mit unseren Brückenbauern in Kontakt. Seit unsere Bildungsarbeit vor nunmehr 13 Jahren in eine Stiftung geflossen ist, machen immer mehr mit: 150 Unternehmen, also 02 längst jedes zweite Mitglied, gehören einem unserer regionalen Netzwer- ke an. So haben sie Kontakt zu den Schulen ihrer Region – dank der guten Arbeit unserer Brückenbauer. BILDUNG
Stiftung NiedersachsenMetall ins Netzwerk aufgenommen. Das Feedback der bisherigen Netz- werkschulen zu den durch die Auszeichnung erreichten Vorteilen ist sehr gut. Die Metall- und Elektroindustrie ist der Ausbildungsmotor Deutsch- lands und setzt auf selbst geschulten Nachwuchs. Die Unterneh- men der M+E-Industrie bilden nach wie vor auf hohem Niveau ihre Bildungsforum Fachkräfte aus. Rund 84 Prozent der Betriebe, die ausbilden dürfen, tun dies tatsächlich auch (Stand: 2013). Die Unternehmen investie- ren pro Jahr bundesweit rund 4 Milliarden Euro in die Ausbildung. Das Bildungsforum der Stiftung NiedersachsenMetall gilt als Höhe- punkt in der Stiftungsarbeit. Die bildungspolitische Veranstaltung Ihre Bildungsaktivitäten haben die niedersächsischen Metallarbeit- setzt sich regelmäßig mit den Herausforderungen an das Bildungs- geber in zwei Stiftungen gebündelt: Die Stiftung Niedersachsen- system auseinander. Eingeladen sind die Zielgruppen der Stiftung, Metall sowie die VME-Stiftung haben im Berichtszeitraum ihre kon- um sie miteinander ins Gespräch über naturwissenschaftlich-tech- tinuierliche und konstruktive Zusammenarbeit mit Schulen, nische Bildung zu bringen. Hochschulen und Unternehmen fortgesetzt. Das Bildungsforum fand am 24. November 2015 statt - wie im Vor- 02 Die Aktivitäten der Stiftung NiedersachsenMetall sind darauf aus- jahr in der Galerie Herrenhausen. Erneut hat Ministerpräsident Ste- gelegt, die initiierten Kooperationsnetzwerke weiter qualitativ zu phan Weil ein Grußwort als Schirmherr des Stiftungspreises gehal- stärken. In diesen aktuell 20 Netzwerken sind etwa 160 Schulen, ten. Als Festrednerin konnte Frau Dr. Gudrun Quenzel, Mitautorin 150 Unternehmen sowie 50 Hochschulen und weitere Institutio- der Shell-Jugendstudie 2015, gewonnen werden. Der Stiftungs- BILDUNG nen eingebunden. Sie bilden die Basis für die meisten Aktivitäten preis würdigt das besondere Engagement von Lehrerinnen und der Stiftung in dem Handlungsfeld „Schule“. In Zusammenarbeit Lehrern in den MINT-Fächern. Die Ausschreibung richtet sich an mit dem Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gemein- Schulen in Niedersachsen und ist mit einem maximalen Preisvolu- nützige GmbH (BNW) werden die MINT-Kooperationsnetzwerke men von 17.500 Euro für drei Preisträger und einen Sonderpreisträ- regional betreut. Durch die permanente Präsenz von Koordinato- ger ausgestattet. Wie in den letzten Jahren wurden wieder heraus- ren sollen praxisorientierte Projekte initiiert und begleitet werden. ragende MINT-Lehrkräfte ausgezeichnet. Die erreichte Beteiligung von insgesamt rund 12.000 Schülern und Schülerinnen sowie rund 1.700 Lehrkräften zeigt deutlich das Inte- resse an den durch die Stiftung vertretenen Bildungsthemen. IdeenExpo 2015: Größer, vielfältiger, bunter Gleichzeitig machen diese Zahlen die Breite der Aktivität und den Umfang der eingesetzten Ressourcen der Stiftung deutlich. Zu be- achten ist, dass die Projekte auch durch eine unterschiedliche In- NiedersachsenMetall ist Mitinitiator, Großsponsor und einer der tensität in der Mitarbeit der jeweils beteiligten Zielgruppen ge- größten Aussteller der IdeenExpo. Unter dem Motto „High Five mit kennzeichnet sind, die sich in einer quantitativen Übersicht nicht der Zukunft“ öffnete die IdeenExpo vom 4. bis 12. Juli 2015 zum fünf- darstellen lässt. ten Mal ihre Tore auf dem Messegelände Hannover. Mit 351 000 Be- suchern (davon kam jeder 2. nicht aus Niedersachsen) erzielte Euro- Im Jahr 2015 war ein wichtiges Element der Stiftungsarbeit wieder pas größtes Jugendevent für Naturwissenschaften und Technik der Schülerwettbewerb „Ideenfang: Erfinden - Entdecken - Entwi- erneut einen Rekord. ckeln“ zur IdeenExpo 2015. Alle niedersächsischen Schulen waren aufgerufen, ihre Ideen einzureichen, die zur IdeenExpo präsentiert Erklärtes Ziel der IdeenExpo: den Forschergeist von Kindern und werden könnten. Schüler und Schülerinnen konnten in drei Alters- Jugendlichen durch Ausprobieren zu wecken und sie für Ausbil- gruppen teilnehmen. dungs- und Arbeitsmöglichkeiten in den Berufsfeldern zu motivie- ren. Dazu luden über 600 Mitmach-Exponate von 230 Ausstellern Etwa 98 Schülerteams entwickelten technische Ideen aus den tech- und mehr als 650 Workshops ein. Neben der Messehalle 9 und dem nisch-naturwissenschaftlichen Bereichen. Von 50 Vorschlägen, die es Außengelände belegte die IdeenExpo in diesem Jahr zwei weitere in die engere Wahl schafften, wurden ausführliche Dokumentationen Hallen. „Wir stehen für eine einmalige Kombination aus Wissensver- eingereicht. Daraus wurden 25 Schulen ausgewählt, die ihre Projekte mittlung, Animation und Spaß an Naturwissenschaften und Tech- bei der IdeenExpo 2015 erfolgreich ausgestellt haben. Die Stiftung hat nik. Das ist unser Erfolgsgeheimnis. Und 2017 geht’s weiter!“, sagte den gesamten Prozess von der Ausschreibung bis zur Präsentation auf Dr. Volker Schmidt, NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer der IdeenExpo mit hohen personellen Ressourcen begleitet. und Aufsichtsratsvorsitzender der IdeenExpo. Darüber hinaus hat die Stiftung NiedersachsenMetall federführend Die M+E-Industrie – NiedersachsenMetall mit Partnerverbänden – in Zusammenarbeit mit der Nordmetall-Stiftung und der VME-Stif- präsentierte sich auf mehr als 600 Quadratmetern Standfläche. So tung Osnabrück-Emsland 2011 das Zertifizierungsprogramm für erwartete die Besucher im TalentCamp „Fertigung und Produktion“ besonders engagierte MINT-Schulen eingeführt. In dem Exzellenz- eine computergesteuerte Fräse (CNC), wie sie auch in der Ausbil- netzwerk „MINT-Schule Niedersachsen“ sind derzeit elf Schulen dung eingesetzt wird. Einen Blick in die Zukunft wagte das Talent- eingebunden. Nach einem erneuten Bewerbungsverfahren 2015 Camp „Industrie 4.0“: Wie verändert sich die Arbeitswelt, wenn die werden im Juni 2016 in einer Aufnahmefeier drei weitere Schulen Maschine zum Kollegen wird? 1 0 | 11 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Es gab noch viele weitere spannende Dinge am M+E-Stand zu ent- in Deutsch zu Beginn der Schulzeit in „Willkommens-“ oder „Sprach- decken: lernklassen“ forderte Prof. Michael Becker-Mrotzeck, Direktor des Mercator-Instituts der Uni Köln. Eine Möglichkeit könnte es dabei ■ Die „M+E BerufeWelt“ informierte über Ausbildungs- und sein, mit einer maximalen Anzahl von Deutschstunden zu begin- Studienperspektiven. nen und die Schüler schnell in „spracharme“ Fächer wie Musik, ■ An der „M+E DenkBar“ ließ ein Monitor Gedankenblasen Kunst oder Sport zu integrieren. Für ein flexibles Integrationssys- mit „Metaller on Tour“ oder „Superhirn“ über den Köpfen der tem sprach sich Birgit Wenzel, Referatsleiterin im Kultusministeri- Besucher erscheinen. um, aus. „Integration von Flüchtlingskindern in ein Schulsystem ■ Wissbegierige Schülerinnen und Schüler konnten den geht nicht nach einem Schema“, sagte sie. Dies habe mit der Her- innovativen Werkstoff Ferrofluid (Metallspäne in einer Träger- kunft, Vorbildung und den personellen Bedingungen an den Schu- flüssigkeit) mit einem Magneten in Kontakt bringen und len zu tun. „Wenn wir dafür sorgen, dass heute Integration an den dadurch faszinierende Formen entstehen lassen. Schulen gelingt, können gerade die jungen Flüchtlinge einen Teil dazu beitragen, die Fachkräftelücke von morgen zu schließen“, sagte NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt. Dabei müsse jungen Erwachsenen der höhere Wert einer NiedersachsenMetall begleitet Jugendliche dualen Ausbildung gegenüber schnell zugänglicher Hilfsarbeiter- durch die Zeit der Ausbildung tätigkeit verdeutlicht werden. Die Eingliederung jugendlicher Flüchtlinge werde über Jahre den Schulalltag prägen und zusätzli- che Ressourcen für überschaubare Lerngruppen, intensiven „Coaching in der Ausbildung“, kurz „CiA“, nennt sich ein weiteres Deutschunterricht und entsprechend ausgebildete Lehrkräfte er- Projekt von NiedersachsenMetall. Es begleitet Berufsstarter über fordern. Zum Nulltarif sei das nicht zu haben, betonte er. die gesamte dreijährige Ausbildung. Das Ziel: ihre Sozialkompe- tenz stärken und ihnen bei lebenspraktischen Themen und Fragen Hilfestellung geben. „Es geht nicht um Nachhilfe für die Berufs- Info-Truck schule“, so Projektleiterin Elke Peters von NiedersachsenMetall. „Die fachliche Unterstützung übernehmen die Unternehmen in weiten Teilen allein.“ Vielmehr wolle man mit diesem Programm flankie- Der neue Info-Truck der Metall- und Elektroindustrie ist seit Februar rend wirken: „Es geht darum, die jungen Leute auf dem Weg von 2016 auch in Niedersachsen unterwegs. Bei seinem Stopp in der der Schule ins Berufsleben durch alle Höhen und Tiefen bis zum Emil-Langen-Realschule in Salzgitter wurde er der Öffentlichkeit erfolgreichen Ende der Ausbildung zu begleiten.“ vorgestellt.Der Truck steuert an geplanten 70 Einsatztagen in die- sem Jahr Schulen im gesamten Verbandsgebiet von Niedersach- Bei CiA durchläuft man acht meist eintägige Module, jedes zu ei- senMetall an. Der Info-Truck ist die mobile Berufsberatung für nem anderen Thema. Zu Beginn jedes Modultags tauscht man sich Schülerinnen und Schüler. Diese können sich im aufwändig umge- in einem „Coaching“ über die jeweilige Situation im Betrieb aus. bauten, zweistöckigen Auflieger über die Berufe der Metall- und Und hilft sich bei Fragen oder Problemen, die sich dort vielleicht Elektroindustrie informieren. NiedersachsenMetall wirbt damit in ergeben, auf der Basis der eigenen Erfahrung gegenseitig weiter. seinem Verbandsgebiet zwischen Meppen, Lüneburg und Göttin- gen um Nachwuchs für die Branche und eine Ausbildung im Be- CiA ist ein kostenloses Angebot an die Mitglieder von Niedersach- reich von Metall- und Elektroindustrie. senMetall. Es versteht sich als ergänzendes Angebot der „5000er-Ini- tiative“. Darin unterstützt der Verband Mitgliedsbetriebe, die sich für die Einstellung eines Hauptschülers entscheiden, mit „5000 Euro“. Offene Hochschule Niedersachsen Bildungskongress 2016 Studieren ohne Abitur und Hochschulreife: Seit 2010 ermöglicht die „Offene Hochschule Niedersachsen“ (OHN) jedem ein Studium, der einen Meister- oder Technikerabschluss hat oder eine Aus- Die Integration von schulpflichtigen Flüchtlingen stellt das deut- bildung und drei Jahre Berufstätigkeit vorweisen kann. Um dem sche Bildungssystem vor gewaltige Herausforderungen. Darin wa- Modellprojekt mehr Schub zu geben, unterstützt Niedersachsen- ren sich die Fachleute beim 2. Kongress „Bildung auf dem Prüfstand“ Metall die Servicestelle Offene Hochschule Niedersachsen. Haupt- – initiiert von NiedersachsenMetall und der Stiftung Niedersachsen- geschäftsführer Dr. Volker Schmidt: „Unsere Unternehmen sind auf Metall – einig. Unter dem Thema „Wie gelingt die Integration ju- Transparenz auf dem Markt für wissenschaftliche Weiterbildung gendlicher Flüchtlinge an Niedersachsens Schulen“ diskutierten angewiesen. Die gegründete Servicestelle setzt genau hier an. sie im Hannover Congress Centrum vor rund 200 Zuhörern über Deswegen unterstützten wir diese Einrichtung nachdrücklich.“ Chancen und Risiken des Zuzugs. Ministerpräsident Stephan Weil Die niedersächsischen Unternehmen profitieren vom Know-how wies eingangs darauf hin, dass an den Schulen bereits sehr viel ge- der Hochschulen stärker, wenn sich die Weiterbildungsangebote tan werde: landesweit gebe es mittlerweile rund 570 Sprachlern- berufsbegleitend, also in den Arbeitsrhythmus, einpassen lassen. klassen, Einzel- oder Gruppenkurse. Eine gute Balance zwischen Schmidt: „Hier die Zahnräder besser ineinander greifen zu lassen, schneller Integration in die Regelklassen und optimaler Förderung dafür bietet die Servicestelle eine sehr gute Voraussetzung.“
02 BILDUNG Einige von zahlreichen Höhepunkten unserer Bildungsarbeit: die Eröffnungsfeier der IdeenExpo 2015 mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (oben, 2. v. r.). Experten diskutieren auf dem Bildungskongress 2016 (oben links), Ranga Yogeswhar im Talk auf der IdeenExpo 2015 (oben rechts), der Info-Truck beim Tour-Start in Salzgitter im Februar 2016, Preisträger, Ehrengäste und Gastgeber beim Bildungsforum 2015, Teilnehmer des neuen Projektes „CiA Coaching in der Ausbildung“. 12 | 13 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Geben die tarifpolitischen Leitlinien vor: Dr. Volker Schmidt (vorn) mit Axel Busch, Norbert Reiners und Jörg Lautenbach (v.l.). wesentliche säule der verbandsarbeit Längst nicht alle Unternehmen haben eine gute Rendite. Die Lage unterscheidet sich von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen. Tarifpolitiker müssen alle im Blick haben. Sie dürfen sich nicht am stärksten Glied der Kette orientieren. Ihre Ergebnisse müssen vielmehr von allen Unter- nehmen tragbar sein. Nie beginnt ihre Arbeit von null an, sondern setzt immer auf den Diskussionen, Erfahrungen, Ergebnissen der vorherigen Tarifrunden auf. Die handelnden Personen tragen deshalb auch immer eine ganz besondere Verantwortung für die langen Linien der Tarifpolitik und die Stärke der Tarifau- tonomie insgesamt. 03 TA R I F P O L I T I K
Tarifrunde 2015 Der Tarifvertrag ermöglicht die verblockte Altersteilzeit für eine Dauer von bis zu sechs Jahren, mit Zustimmung des Betriebsrats auch darüber hinaus. Weiterhin wird neben dem Blockmodell auch Die Tarifrunde 2015 fand in einem schwierigen Umfeld statt. Dieser die Möglichkeit geboten, die Arbeitszeit im Rahmen der Altersteil- Satz galt zwar für fast jede Tarifrunde – doch selten war die Un- zeit kontinuierlich (unverblocktes Modell) oder flexibel (gleitendes sicherheit aufgrund der Vielzahl der außenpolitischen Brandherde Modell) über die gesamte Laufzeit zu verteilen. Der Arbeitgeber so groß wie in 2015. Gleichzeitig waren die Ursachen der europä- kann aus betriebsorganisatorischen Gründen auf das Blockmodell ischen Schuldenkrise nicht beseitigt, die massiven Strukturpro- verweisen. Ein Anspruch auf Altersteilzeit besteht weiterhin für bleme wichtiger europäischer Partnerländer bestanden damals insgesamt maximal vier Prozent der Beschäftigten eines Betriebes. wie heute. Zudem hat sich die Situation der Wirtschaft auch durch Voraussetzung dieses Anspruchs ist eine Betriebszugehörigkeit politische Entscheidungen verschlechtert. Die Arbeits- und Sozial- des Beschäftigten von mindestens zwölf Jahren. politik der Bundesregierung trieb im Berichtszeitraum die Lohn- zusatzkosten mittelfristig in die Höhe, belastete die Unternehmen Die Berücksichtigung besonders belasteter Beschäftigter, also und schwächte den Wirtschaftsstandort Niedersachsen. derjenigen, die über einen längeren Zeitraum mehrschichtig oder in Nachtschicht gearbeitet haben, konnte im Vergleich zum alten Die Tarifvertragsparteien haben sich in der Runde 2015 auf ein Ge- TV FlexÜ verstärkt werden. Die Quote dieser Beschäftigten, die ei- 03 samtpaket, bestehend aus drei Elementen, geeinigt. Der gefunde- nen gesonderten Anspruch auf Altersteilzeit haben, wurde auf 3 ne Kompromiss enthält Regelungen zum Entgelt, zur Altersteilzeit Prozent angehoben, was gleichzeitig die verbleibende Quote für und zur Weiterbildung und ist fair für alle. die übrigen Beschäftigten begrenzt. Das bedeutet auch, dass die belasteten Beschäftigten innerhalb der allgemeinen Vier-Prozent- TA R I F P O L I T I K Entgelt Quote vorrangig zu berücksichtigen sind. Zum 1. April 2015 erhielten die Beschäftigten der Metall- und Elektro- Die Forderung der IG Metall nach einer frühen Altersteilzeit mit lan- industrie 3,4 Prozent erhöhte Tabellenentgelte. Die gleiche Erhö- ger Laufzeit konnte abgewehrt und einer demografiegerechteren hung galt auch für die Ausbildungsvergütungen. Lösung zugeführt werden. Der besondere Anspruch für die be- lasteten Beschäftigten beginnt frühestens mit Vollendung des 58. Der Tarifabschluss hatte eine Gesamtlaufzeit von 15 Monaten, vom Lebensjahres und ermöglicht eine bis zu fünfjährige Altersteilzeit. 1. Januar 2015 bis 31. März 2016. Die ersten beiden Monate (Januar Diese kann sowohl in einen geminderten als auch in einen unge- und Februar 2015) waren sogenannte Nullmonate. Im März 2015 minderten Rentenanspruch münden. Hingegen beginnt der allge- wurde eine Einmalzahlung in Höhe von 150 Euro (für Auszubilden- meine Anspruch frühestens mit Vollendung des 61. Lebensjahres. Er de 55 Euro) gezahlt. ist auf die Dauer von vier Jahren beschränkt und geht einer unge- minderten Altersrente unmittelbar voran. Abweichende Regelun- Ohne Berücksichtigung der Vorbelastung durch die Erhöhung der gen sind durch den Abschluss einer Betriebsvereinbarung möglich. Tabellenentgelte zum 1. Mai 2014 aus dem Tarifvertrag 2013 ergab sich für das Kalenderjahr 2015 eine Belastung von 2,93 Prozent Hinsichtlich der Aufstockungsleistungen sieht der TV FlexÜ ein ein- und für die Gesamtlaufzeit von 15 Monaten eine Belastung von faches und rechtssicheres Bruttoaufstockungsmodell vor. Die Tarif- 2,77 Prozent. vertragsparteien folgten damit den Vorgaben des Gesetzgebers, der die Bruttoaufstockung bereits im Altersteilzeitgesetz geregelt Altersteilzeit hat. Weiterhin wurde durch diese Systemumstellung Rechtssicher- heit hinsichtlich der europäischen Rechtsprechung im Umgang Der neue Tarifvertrag zum flexiblen Übergang in die Rente (TV mit Grenzgängern in Altersteilzeit hergestellt und eine Vereinfa- FlexÜ) trat am 1. April 2015 in Kraft und läuft unter der Vorausset- chung für die Unternehmen geschaffen. zung, dass in jeder Entgeltrunde auch die Finanzierung gesichert wird, bis zum 31. Dezember 2021. Die Bruttoaufstockung sieht eine Begünstigung der unteren Entgelt- gruppen vor und deckelt die Aufstockungsleistungen nach oben. Der TV FlexÜ regelt die materielle Ausgestaltung der Altersteilzeit Insgesamt ist eine kostenneutrale Systemumstellung gelungen. und die Ansprüche der Beschäftigten. Insgesamt bleibt der An- spruch auf maximal 4 Prozent der Beschäftigten eines Betriebes Die Finanzierung der Altersteilzeit wird zukünftig in einem geson- begrenzt. Die Berücksichtigung besonders belasteter Beschäftig- derten Tarifvertrag Anspruchsvoraussetzungen (TV AVo) geregelt ter konnte innerhalb dieser Quote verstärkt werden. Den Arbeit- und an die Laufzeit des Entgeltabkommens gekoppelt. Mit Auslau- gebern war es wichtig, dass Altersteilzeit vorrangig denjenigen zur fen des TV AVo verlieren die Anspruchsregelungen im TV FlexÜ ihre Verfügung steht, die ihrer Arbeit nicht mehr bis zum Eintritt in die Wirkung, ohne den gesamten Tarifvertrag außer Kraft zu setzen. Rente nachgehen können. Durch diese Konstruktion ist es gelungen, die von den Unterneh- men für Altersteilzeit zu bildenden Rückstellungen zu begrenzen. Insgesamt haben die Tarifvertragsparteien die Altersteilzeit damit auf neue Füße gestellt und den Wechsel in eine zeitgemäße und einfachere Lösung vollzogen. 14 | 15 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Weiterbildung Tarifrunde 2016 Im Bereich der Weiterbildung gab es vor der Tarifrunde teilweise re- gional unterschiedliche Regelungen. Dieser Sondersituation wur- In der Tarifrunde 2016 kam es darauf an, die Wettbewerbsfähigkeit de mit dem aktuellen Tarifabschluss Rechnung getragen. des Standortes in den Mittelpunkt zu stellen. Ziel war es außer- dem, das Vertrauen der Unternehmen in das System des Flächen- Dennoch konnte für die meisten Regionen eine einheitliche Lösung tarifes wiederherzustellen. Dieses Vertrauen hat nicht nur durch gefunden werden. Es ist gelungen, die bisher bestehenden und von die Höhe der Abschlüsse der vergangenen Jahre gelitten, sondern der Gewerkschaft gekündigten Vereinbarungen zur betrieblichen auch durch die Überfrachtung der Verhandlungen mit organisa- Weiterbildung in allen Regionen nahezu unverändert wieder in Kraft tionspolitisch motivierten Forderungen (Azubi-Übernahme, Bil- zu setzen. Damit können die Unternehmen auf sehr ähnliche Wei- dungsteilzeit) und durch die unabhängig vom Verhandlungsstand se wie bisher die betrieblich notwendigen Qualifizierungen planen betriebenen Warnstreiks. Es konnte auch nicht im Interesse der Ge- und durchführen. Diese Weiterbildungsmaßnahmen finanzieren zu werkschaft sein, die Zweifel der Unternehmen an dem Vorteil einer einem großen Teil – weiterhin – die Unternehmen. Tarifbindung weiter zu schüren. Die Kündigung der Tarifverträge zur Qualifizierung und des Tarif- Zweifellos, der Standort Deutschland bröckelt. Nicht nur im wörtli- vertrages Bildungsteilzeit in Bayern durch die IG Metall machte chen Sinne, wenn wir auf die Infrastruktur schauen, sondern auch eine Verhandlung dieses Themas in der Tarifrunde 2015 notwen- im übertragenen Sinne. Die Wettbewerber werden allesamt nicht dig. Durch das bereits davor bestehende unterschiedliche Tarifni- nur deutlich besser, sondern bleiben dabei auch erheblich güns- veau der Regionen in diesem Bereich war eine bundeseinheitliche tiger. Wenn es um den Ausbau von Produktionskapazitäten geht, Lösung schwierig. fällt die Investitionsentscheidung fast immer zugunsten beste- hender ausländischer Standorte aus. Dazu haben die wirtschafts- Neben den Regelungen in Baden-Württemberg und Bayern ist es feindlichen politischen Entscheidungen der vergangenen Jahre gelungen, den Tarifvertrag Bildung aus Nordrhein-Westfalen für beigetragen, im beträchtlichen Maß aber auch die tarifpolitisch die übrigen Tarifgebiete zu übernehmen. bedingten Kostensteigerungen: Ein Anstieg der Lohnkosten in der Metall- und Elektroindustrie um fast 20 Prozent in nur 7 Jahren, In NRW ist der bis dahin und nur dort geltende, ungekündigte TV bei einem Produktivitätszuwachs von 2 Prozent, geht an keinem Zukunft in Bildung aufgehoben worden und seine Regelungen sind Standort der Welt spurlos vorbei. im neuen TV Bildung aufgegangen. In Baden-Württemberg wurde der schon vorher von den anderen Tarifgebieten abweichende TV Am 13. Mai 2016 wurde in Köln der Pilotabschluss für unsere Bran- Qualifizierung modifiziert wieder in Kraft gesetzt. In Bayern wur- che erreicht. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: mehr Geld in den die Tarifverträge zur Qualifizierung und zur Bildungsteilzeit in zwei Stufen für die Beschäftigten, gleichzeitig steigt die betriebli- veränderter Form wieder in Kraft gesetzt. che Flexibilität. Inhaltlich – und bundesweit einheitlich – besteht weiterhin die Dafür sorgt die vereinbarte Wettbewerbs-Komponente. Sie kann Trennung zwischen betrieblicher und persönlicher Weiterbildung. Unternehmen in wirtschaftlich schwieriger Lage entlasten. Für alle Auch die Regelungen zur persönlichen Weiterbildung sind wei- Betriebe verbessert die lange Laufzeit der Vereinbarung die Pla- terentwickelt worden. So sind nunmehr in allen Regionen unter- nungssicherheit. schiedliche Qualifizierungsmaßnahmen möglich. Etwa die Verein- barung über eine Bildungsteilzeit, zum Beispiel in Verbindung mit Die M+E-Tarifparteien in Niedersachsen haben sich am 17. Mai auf einem Ansparen von Wertguthaben durch die Beschäftigten für die Übernahme des Pilotabschlusses von Nordrhein-Westfalen Freistellungszeiten. geeinigt. Eine Ausweitung der Streiks bei M+E konnte somit ab- gewendet werden. Claudia Beckert, die Verhandlungsführerin von Beidseitig freiwillig vereinbar sind darüber hinaus aber auch ande- NiedersachsenMetall, bezeichnete den Abschluss als „eine gute re, individuell zugeschnittene Modelle. Die Finanzierung der per- Lösung – für die Betriebe und für die Beschäftigten, aber auch für sönlichen Weiterbildung obliegt nach wie vor den Beschäftigten. den M+E-Standort Deutschland insgesamt und für die Tarifbin- dung.“ Man habe erreicht, dass die Belastung der Unternehmen Über die konkreten Regelungen zu den unterschiedlichen Qualifi- deutlich unter den Vorjahren liegt, dass die Laufzeit deutlich länger zierungsarten hinaus waren sich die Tarifvertragsparteien dahinge- ist und dass den Unternehmen die Möglichkeit gegeben wird, Teile hend einig, dass im Bereich der Weiterbildung insbesondere auch des Abschlusses zu differenzieren. die Belange der an- und ungelernten Beschäftigten zu berücksich- tigen sind, und haben dies in den regionalen Tarifverträgen zum NiedersachsenMetall-Hauptgeschäftsführer Dr. Volker Schmidt Ausdruck gebracht. lobte: „Die vereinbarten Differenzierungskomponenten stellen eine äußerst wichtige und innovative Weichenstellung dar. Sie Die Tarifverträge sind am 1.3.2015 in Kraft getreten (TV Q und TV tragen den unterschiedlichen Auftrags- und Ertragslagen unse- BTZ in Bayern am 1.1.2015) und sind mit einer Frist von 3 Monaten rer Unternehmen Rechnung. So ist dieser Kompromiss ein erster zum Quartalsende erstmals zum 31.12.2019 kündbar. Schritt auf dem Weg zurück zu mehr Akzeptanz und ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit des Flächentarifs.“
Die wichtigsten Eckpunkte des Tarifvertrags: gewährte Einmalzahlung verschieben oder auf null reduzieren. Außerdem können sie die Tariferhöhungen der zweiten Stufe für Entgelt Betriebe in Schwierigkeiten um drei Monate verschieben. Die Beschäftigten und Azubis erhalten ab dem 1. Juli 2016 in einer Die Entscheidung, ob und wie ein Betrieb diese Wettbewerbs- ersten Stufe 2,8 Prozent mehr Geld. In einer zweiten Stufe erhöhen Komponente nutzen kann, wird durch Arbeitgeberverband und sich die Entgelte ab dem 1. April 2017 um weitere 2,0 Prozent. Für Gewerkschaft vor Ort vereinbart. Die Tarifvertragsparteien müssen den Monat Juni 2016 erhalten die Beschäftigten einen Pauschalbe- binnen eines Monats eine Entscheidung herbeiführen. trag von 150 Euro. Gerade auch für die vielen mittelständischen Betriebe bei M+E ist Laufzeit es wichtig, dass in den Tarifvertrag flexible Elemente eingebaut wurden. Unternehmen, die in Schieflage sind, haben jetzt die Mög- Der Tarifvertrag gilt rückwirkend zum 1. April 2016 und hat eine lichkeit, innerhalb des Flächentarifs besser damit umzugehen. Da- Gesamtlaufzeit von 21 Monaten. Er endet am 31. Dezember 2017. mit ist eine einfache, schnelle und lokale Regelung gelungen. Wettbewerbs-Komponente 03 Für Betriebe, die eine unterdurchschnittliche Ertragslage aufwei- sen, können die Tarifvertragsparteien die für den Monat Juni 2016 TA R I F P O L I T I K Vereinbart: Dr. Volker Schmidt, Claudia Beckert für NiedersachsenMetall, Hartmut Meine und Martina Manthey für die IG Metall. 16 | 17 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 0 1 5 – 2 0 16
Unsere Jurist/-innen aus der Rechtsabteilung und ihre Assistentinnen: Alexandra Kieper, Anke Wegel, Stephanie Strohecker, Sophie Thoss, Sarina Baum, Anja Vollbrecht (stehend v. l.). Vorn (v. l.): Dirk Seeliger, Kristina Freiberg, Katja Hüser, Sonja Weicker, Sebastian Sokolowski. fach- und beratungskompetenz für optimale resultate Die Arbeitgeberverbände im Haus der Industrie beschäftigen 15 Juristen – allesamt Spezialisten in Sachen Arbeits- und Sozialrecht. Nicht von ungefähr wird behauptet: Es gibt in Norddeutsch- land keine zweite Adresse, die über ein so fundiertes arbeitsrechtliches Wissen verfügt. Das Kom- pliment hören wir gern. Wichtiger ist es uns aber, dass die rund 1000 Unternehmen, die im Haus der Industrie in Hannover organisiert sind, von diesem Wissen profitieren. Ob Kündigungsschutz, Mitbestimmung oder Kurzarbeit – unsere Experten kennen das Arbeits- und Sozialrecht aus dem Effeff. Sie suchen – wann immer nötig – auch gemeinsam nach den bestmöglichen Lösungen im Sinne der Unternehmen. 04 ARBEITSRECHT
Mindestlohngesetz Am 01.01.2015 ist in Deutschland das Mindestlohngesetz (MiLoG) in Kraft getreten. Seitdem haben Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf Zahlung eines Mindestarbeitsentgelts in Höhe von derzeit 8,50 € brutto je Zeitstunde. Diesen Anspruch haben alle Ar- beitnehmer, d.h. insbesondere auch geringfügig Beschäftigte, Werkstudenten und Saisonarbeitskräfte. Aber auch Praktikanten sind in den Anwendungsbereich des Gesetzes aufgenommen wor- den. Ausnahmen bestehen für Auszubildende, Kinder und Jugend- liche unter 18 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung, Langzeitarbeitslose für die ersten sechs Monate ihrer Beschäfti- gung und ehrenamtlich Tätige. 04 Außerdem sind Pflichtpraktika, Praktika bis zu drei Monaten vor oder während einer Ausbildung/eines Studiums sowie Einstiegs- qualifizierungen und Berufsausbildungsvorbereitungen mindest- ARBEITSRECHT lohnfrei. Diese Ausnahmetatbestände im Bereich Praktika stellen Arbeitgeber und Anwender des Gesetzes jedoch vor unangenehme Herausforderungen und schaffen mangels eindeutiger gesetzlicher Regelungen und Definitionen erhebliche Rechtsunsicherheit. Neben diesen Unsicherheiten beim Anwendungsbereich hat das Gesetz noch weitere Probleme hervorgerufen, mit denen die An- wender sich auseinandersetzen müssen und die zum Teil bereits die Gerichte beschäftigt haben. Mehrere Urteile der ersten und zweiten Instanz haben die Frage der Anrechenbarkeit von Arbeit- geberleistungen (Zuschläge, Boni, Gratifikationen) auf den Min- destlohn behandelt. Geklärt ist daher mittlerweile, dass nur solche Leistungen anrechenbar sind, die funktional für Normalarbeitsleis- Gesetzgebung tung gezahlt werden. Problematisch dagegen bleibt weiterhin die Frage, wie weit die Haftung des Auftraggebers von Werk- oder Dienstverträgen reicht. Der Gesetzgeber wollte eine Haftung des Auftraggebers nur für die Fälle schaffen, in denen sich dieser zur Erfüllung seiner brancheneigenen Verpflichtungen eines Nachun- Rente mit 63 ternehmers bedient. Im Gesetzestext findet sich jedoch eine unein- geschränkte Haftung des Auftraggebers für jede Werk- oder Dienstleistung, die an Nachunternehmer abgegeben werden. Am 23.05.2014 ist das Gesetz über Leistungsverbesserungen in der gesetzlichen Rentenversicherung (RV-Leistungsverbesserungsge- Weitere für die Praxis relevante Regelungen finden sich zu den Be- setz) beschlossen worden und zum 01.07.2014 in Kraft getreten. reichen „Fälligkeit des Mindestlohns“ und dem Umgang mit Ar- Dieses enthält insbesondere Regelungen zur sog. „Rente mit 63“, beitszeitkonten. Für die Arbeitsvertragsgestaltung relevant ist au- zur Mütterrente sowie zur Erwerbsminderungsrente. Vor allem die ßerdem, dass der Mindestlohnanspruch unverzichtbar ist und „Rente mit 63“ hat Aufsehen erregt und die Arbeitgeber vor einige entsprechend Ausschlussfristen in Arbeitsverträgen anzupassen Probleme gestellt. sind. Daneben verursachen die im Gesetz verankerten Dokumen- tations- und Aufzeichnungspflichten für einige Arbeitgeber einen Arbeitnehmer, die 45 Beitragsjahre in der gesetzlichen Rentenver- zusätzlichen bürokratischen Aufwand. So müssen Beginn, Ende sicherung erfüllt haben, können abschlagsfrei bereits mit 63 in und Dauer der täglichen Arbeitszeit von geringfügig Beschäftigten Rente gehen. Diese Altersgrenze erhöht sich ab dem Jahrgang aller Branchen sowie die Arbeitszeit aller Beschäftigten in den 1953, so dass alle 1964 oder später Geborenen eine abschlagsfreie Branchen des § 2a Schwarzarbeiterbekämpfungsgesetzes, die re- Rente mit 65 Jahren erhalten können. Grundsätzlich zählen Zeiten gelmäßig weniger als 2000 € brutto verdienen, aufgezeichnet und der Arbeitslosigkeit bei der Ermittlung der Beitragsjahre mit, ledig- aufbewahrt werden. Kontrolliert und geprüft wird die Einhaltung lich die letzten beiden Jahre vor Rentenbeginn werden nicht be- des Mindestlohngesetzes von der Zollverwaltung, der hierzu um- rücksichtigt, es sei denn die Arbeitslosigkeit ist Folge einer Insol- fangreiche Befugnisse zugestanden worden sind. Daneben enthält venz oder vollständigen Geschäftsaufgabe des Arbeitgebers. das MiLoG einen Bußgeldkatalog mit Bußgeldern bis zu 500.000 €. 18 | 19 G E S C H Ä F T S B E R I C H T 2 015 –2 016
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