Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Geschäftsbericht
                                - 2019 -
             über die Erfüllung des satzungsgemäßen Geschäftszwecks
            der Stiftung Pro Artenvielfalt, Meisenstraße 65, 33607 Bielefeld

                    Die Artenvielfalt an einem naturnahen Waldrand (Illustration)

                    Tel. 0049 (0)521 2997 883 | Fax 0049 (0)521 2997 885
                              team@stiftung-pro-artenvielfalt.org
                             contact@stiftung-pro-artenvielfalt.org
                             www.stiftung-pro-artenvielfalt.org

Die Stiftung Pro Artenvielfalt ist gem. Freistellungsbescheid des Finanzamts Bielefeld-Innenstadt
vom 14.03.2019 unter der Steuernummer 305/5981/1222 als gemeinnützigen Zwecken dienend
anerkannt. Die Stiftung ist unter der Register-Nummer 436 im Stiftungsregister des Landes
Nordrhein-Westfalen eingetragen.
Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Inhaltsverzeichnis                                                       Seite

0. Vorwort                                                                 1

1. Unser satzungsgemäßes Engagement                                        3

2. Unsere Wildtier-/Artenschutzprojekte 2019                               3
       A. Landkauf-Projekte zur nachhaltigen Sicherung und dem Schutz      4
          ökologisch wertvoller Lebensräume

       B. Wildtier-Rettungsstationen / - Schutzprojekte                   23
       C. Artenschutzgebäude für bedrohte Gebäude bewohnende Tierarten    30
       D. Vogelschutzcamps gegen den gesetzeswidrigen massenhaften        33
          Zugvogelmord in den südeuropäischen Mitgliedsländern der EU

       E. Biotop- und Landschaftspflege auf eigenen Grundstücken zur      43
          Verbesserung der Lebensgrundlagen für bedrohte Tierarten und
          zur Stärkung der Artenvielfalt

3. Die operative Stiftungsarbeit 2019                                     45
       3.1 Strategische Stiftungs-Kooperation                             45
       3.2 Öffentlichkeitsarbeit                                          46
       3.3 Geschäftsentwicklung der Stiftung (Daten, Grafiken)            46

4. Perspektive 2020                                                       52
Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Vorwort
                                 Die politischen und gesellschaftlichen Umfeld-
                                 und Rahmenbedingungen, unter denen wir unsere
                                 satzungsgemäße Arbeit zum Wohle bedrohter
                                 Wildtierarten und deren Lebensräume (Biotope)
                                 geleistet haben, zeigten im Vergleich zu den Vor-
                                 jahren keine wesentlichen die Natur und deren
                                 Artenvielfalt schonenden positiven Veränderungen.

                                 Trotz aller hehren Beteuerungen politischer Insti-
                                 tutionen, den Landschaftsverbrauch konsequent
                                 reduzieren zu wollen, hielt der Landschaftsver-
                                 brauch für Infrastrukturmaßnahmen, Wohnungs-
                                 und Siedlungsbau und neue Gewerbeflächen zur
                                 Sorge umweltsensibler Menschen, Organisationen
                                 und Institutionen unverändert an und wurde nicht
                                 weniger.

Auch der negative Druck auf die Ökosysteme durch intensive industriell betriebene
Landwirtschaft ließ nicht nach, ebenso blieben die EU-agrarpolitischen Rahmenbe-
dingungen unverändert und ohne Aussicht auf wirksame Verbesserungen.

Als Folge gibt es auch keine positiven Entwicklungen auf den „Roten Listen“ der be-
drohten Wildtierarten. Insbesondere die Vogel- und Insektenwelt der offenen Agrar-
landschaft sendet Notsignale des anhalten Niedergangs. Mit 90 % verschwundener
Vogelarten der offenen Feldflur hält Deutschland EU-weit einen bedrückenden
Spitzenplatz im Artenverlust.

Besonders schmerzt uns, dass auch der Gesetzesrahmen des BNatSchG zugunsten
alternativer Energieträger aktualisiert wurde und damit das bisher geltende absolute
Tötungsverbot von Wildtieren eingeschränkt und damit der Zerstörung von Biotopen
auch im Wald und selbst in Naturschutzgebieten Tür und Tor geöffnet wurde.

Die massive politische Lobbyarbeit der Windenergieanlagen-Unternehmen in Kombi-
nation mit ideologisch einseitig festgelegten politischen Akteuren, Klima-Protestini-
tiativen und Teilen der anerkannten Naturschutzorganisationen fördert massiv den
zahlenmäßigen und zunehmend flächenhaften Ausbau von Windkraftanlagen-Stand-
orten und nimmt damit billigend weiter zunehmende Eingriffe in die Landschaft mit
allen negativen Begleiterscheinungen für viele Biotop-Typen und deren Artenspekrum
an Wildtieren in Kauf.

Zugleich erleidet das über viele Jahrtausende entstandene und den Menschen ver-
traute Landschaftsbild tiefgreifende Beeinträchtigungen und raubt insbesondere der
im ländlichen Raum lebenden Bevölkerung und den erholungssuchenden Bewohnern
der Ballunsgszentren die bislang ungestörten Naturstrukturen und den Naturgenuss.
Damit tragen nicht nur die ausserhalb der Ballungsräume lebende Tierwelt, sondern
auch die dort lebenden Menschen den Löwenanteil der lebensraumschädigenden
Lasten der Energiewende.

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Dessen unbeschadet engagieren wir uns in Erfüllung unserer satzungsgemäßen
Zweckbestimmung nun schon seit 17 Jahren gemeinsam mit unseren Artenschutz-
Netzwerkpartnern aktiv und mit konkreten Projekten gegen die anhaltende Natur-
zerstörung und das auch vor unserer Haustür fortschreitende Artensterben.

Unser auch im Jahr 2019 weiter gewachsenes Grundstückseigentum an ökologisch
wichtigen und wertvollen Biotopflächen sowohl in Deutschland als auch in Sizilien,
die erfolgreiche Fortführung der „STOP dem Vogelmord"-Kampagne und der Wildtier-
Rettungsarbeit in 4 Rettungsstationen sowie umfangreiche Biotop-Sanierungs- und
Optimierungsarbeiten wären ohne die regelmäßige und großherzige Spendenunter-
stützung vieler tausend Spenderinnen und Förderer nicht möglich gewesen.

Ihnen allen danke ich auch im Namen meiner Vorstandskollegin und unserer enga-
gierten Stiftungsteams in Bielefeld und Sizilien für die anhaltende und tatkräftige
Unterstützung von ganzem Herzen.

Roland Tischbier
Vorstandsvorsitzender

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
1. Unser satzungsgemäßes Engagement
Seit nun schon 17 Jahren arbeiten wir als «Nothelfer für bedrohte
Tierarten» in Erfüllung unserer satzungsgemäßen Zweckbestimmung für:

                        konkrete Wildtier-Schutzprojekte und Rettungs-
                         initiativen
                        die Förderung des öffentlichen Interesses am Wildtierschutz
                         durch beispielhafte Aktionen wie z.B. unsere internationalen
                         Vogelschutzcamps und die Zugvogelschutz-Kampagne „STOP
                         dem Vogelmord!“ gegen den illegalen Vogelmord in den EU-
                         Ländern Republik Zypern und Republik Italien (Sizilien und
                         Sardinien)
                        den Aufbau eines flächenhaften Zugvogelschutzgebiets in der
                         „Pantani-Feuchtgebietsregion“ an der Südostküste Siziliens zum
                         Schutz und der Wiederherstellung dieses strategisch bedeutenden
                         Zugvogel-Hotspots entlang der mittleren (zentralen) Vogelzugroute
                       wildtierschutzfördernde Aufklärungs-, Informations- und Öffentlich-
                        keitsarbeit

Dank der vertrauensvollen und inzwischen langjährigen Zusammenarbeit mit anerkannten
Naturschutz-Organisationen, Naturschutzinitiativen und einem Netzwerk ehrenamtlicher
Naturschützer im In- und Ausland konnten wir auch im Jahr 2019 unsere strategischen
Landkaufprojekte durch Flächenzukäufe stärken und deren Wertigkeit für die Artenvielfalt
durch standortangepasste Renaturierungsarbeiten weiter verbessern.

Auch regional wirksame Wildtier-Schutzprojekte wie Wildtier-Rettungsstationen, die
Optimierung von Artenschutzgebäuden und ein spezielles auf eine Tierart abgestimmtes
Artenschutz-Projekt konnten maßgeblich gefördert und realisiert werden.

2. Unsere Wildtier-/Artenschutz-Projekte 2019
Die erfolgreiche Realisierung unserer auf nachhaltige positive Wirkung für den Schutz
bedrohter Wildtierarten ausgerichteten Natur- und Artenschutzprojekte machen ein über
mehrere Jahre anhaltendes finanzielles und operatives Engagement erforderlich.

Vor diesem Hintergrund und auf Basis bisheriger Projekterfahrungen und den oftmals
notwendigen Folgeinvestitionen in Biotop-(Lebensraum)-Sanierungen und -Optimierungen
bilden wir für das zunehmend größer werdende Grundstücks-Eigentum und die zunehmende
Zahl von Artenschutzgebäuden Liquiditätsreserven, die wir nach und nach für projekt-
spezifische Biotop-Entwicklungsarbeiten und Projekt-Maßnahmen, aber auch für nicht im
verabschiedeten Finanzplan aufgeführte Artenschutz-Neuprojekte einsetzen.

Auch der stark zunehmende Käuferwettbewerb im deutschen Immobilienmarkt mit daraus
resultierenden schnell steigenden Grundstückspreisen für land- und forstwirtschaftliche
Grundstücke zwingt uns dazu, zusätzliche Liquiditätsvorsorge zu treffen.

Der interessierte Leser findet daher in diesem Tätigkeitsbericht neben aktuellen Informa-
tionen zu unseren satzungsgemäßen Natur- und Artenschutz-Projekten und deren Aus-
wirkungen und Ergebnissen für die belebte Natur und Artenvielfalt auch Details zu bereits
bekannten Projekten.

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
A. Landkauf-Projekte

Nur Stiftungs-Flächeneigentum schützt nachhaltig ökologisch wertvollen Lebensraum

Die folgenschwere Transformation der mittel- und südeuropäischen Landschaften zugunsten
„moderner“ Infrastrukturen im Siedlungsraum mit immer komplexer werdenden Verkehrs-
wege-Infrastrukturen sowie der ausschließlich rational motivierte Zwang zu einer scheinbar
kosteneffizienten industriell betriebenen Landwirtschaft zerstören und entwerten einer zu-
nehmenden Zahl wild lebender Tierarten ihre überlebenswichtigen Habitate, so dass deren
Fortbestand in natürlichen Lebensräumen zunehmend unmöglich wird.

Zugleich werden die Folgekosten der naturschädigenden Flächennutzung wie die toxische
Belastung der Grundwasservorkommen mit Agrarchemikalien und Nitrat, die Zerstörung der
Humusschicht und damit Verlust der Boden-Wasserspeicherfähigkeit und der fortschreitende
Verlust an Biodiversität der Allgemeinheit aufgebürdet.

Die Ursachen für die wachsende Zahl von Arten auf den immer länger werdenden „Roten
Listen“ bedrohter Tier- und Pflanzenarten und der zahlenmäßige Schwund an Arten-
individuen sind folglich primär in den ökonomisch potenten Industriestaaten zu finden.

Europa bietet vom Nordkap bis auf die Mittelmeerinseln vielfältigste Lebensräume für zig-
tausende Tier- und Pflanzenarten mit teils sehr spezifischen Lebensraumansprüchen. Wie
in Deutschland wird auch in anderen europäischen Ländern freie Landschaft anhaltend für
die unterschiedlichsten Zwecke ersatzlos verbraucht. Die gravierenden ökologischen Folgen
sind eine fortschreitende Verinselung naturnaher Lebensräume und damit einhergehend der
Verlust des natürlichen Austauschs von genetischem Potenzial.

Die derzeit noch immer wirkungsvollste Strategie zum Schutz der Biodiversität und deren über-
lebenswichtigen Lebensräume sowie der Zugvogel-Hotspots entlang der Vogelzugwege durch
Südeuropa ist Grundstückskauf. Der sollte möglichst frei und unabhängig von politischen Ein-
flüssen und finanziellen Rahmenbedingungen Dritter sein.

Schutzgebietsflächen mit weniger als 20 Hektar (200.000 m²) Fläche zeigen für den Natur-
haushalt mitsamt seiner Artenvielfalt nur dann eine nachhaltige positive Wirkung, wenn es
sich um spezielle und gefährdete Biotop-Typen handelt wie z. B. Magerrasen, Wacholder-
Heiden, Trocken- oder Quell-Biotope. Ansonsten muss es Ziel unserer Projektengagements
sein, im Verlauf der Jahre möglichst große zusammenhängende Landschaftsteile zu kaufen,
ohne den Kauf von regional bedeutsamen Biotopflächen zu vernachlässigen.

In den vergangenen 17 Jahren ist es uns gelungen, mehr als 9,0 Millionen Quadratmeter
(900 ha) Biotopflächen durch Kauf für bedrohte Vogel-/Zugvogelarten wie z.B. Schwarz-
storch, Kiebitz, Brachvogel, Rohrweihe, Steinkauz, Eisvogel, Neuntöter und Nachtigall, aber
auch für Rosaflamingo, Triel und Bienenfresser dauerhaft zu schützen. Von dem Bau unserer
Artenschutzgebäude für Gebäude bewohnende Wildtierarten profitieren regional Turmfalke,
Schleiereule, Mauersegler, Schwalben- und Sperlingsarten. Säugetiere wie Wildkatze, Fisch-
otter und Fledermausarten, Lurche wie der Laubfrosch, Reptilien wie die Kreuzotter und
Insekten wie Solitärbienen und Schmetterlinge erfahren auf unserem Flächeneigentum
ebenfalls einen nachhaltigen Schutz.

Die Artenvielfalt in Europa hat über die Jahrhunderte von einer extensiv betriebenen Land-
wirtschaft profitiert und in Mitteleuropa wegen der Öffnung der großen Waldflächen für den
Siedlungsbau und die Landwirtschaft sogar zugenommen. Viele Wildtierarten sind daher
heute zum Überleben auf eine kleinteilige extensiv genutzte Kulturlandschaft angewiesen.

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Auf unserem Grundstückseigentum führen wir daher nur biotopsanierende und -optimierende
Landschaftspflegearbeiten durch, verpachten artenreiche Niedermoor- und Feuchtwiesen-
flächen zur extensiven Nutzung als Mähwiese und Mähweide an biologisch arbeitende Land-
wirte und überlassen Waldflächen und Gewässer ohne Eingriffe weitestgehend den Kräften
der Natur.

1. Das NSG „Finowtal“, Kreis Barnim, Brandenburg
   Weniger Nutzung und mehr Wasser - ein Niedermoorgebiet lebt auf

Unser Wiesenvogelschutzgebiet „Finowtal“ im Naturpark Barnim bei Biesenthal, Kreis Barnim,
Brandenburg erlebt seit 2018 wegen zweier extremer Trockenjahre schwere Zeiten.

Die seit der menschlichen Besiedlung vorgenommenen Eingriffe in diesen eiszeitlich geprägten
Naturraum hatten die natürlichen Landschafts- und Klimafunktionen der Moore und Feuchtge-
biete (CO2 -Senken) und Gewässer nachhaltig geschädigt. Entscheidende ökologische Para-
meter wie die Durchgängigkeit der Fließgewässer, eine grundwasserbildende Wasserrück-
haltung, Biotop-Strukturreichtum und Artenvielfalt wurden dabei nachteilig verändert.

                                                   Ausgetrocknetes Finowtal

Trotzdem stellen das Finow- und das Pregnitzfließ aufgrund ihrer faunistischen und floris-
tischen Ausstattung auch heute noch ökologisch wertvolle Fließgewässer-Einzugsgebiete dar.

Mit dem Ziel, zu retten, was zu retten ist, wurde das Finowtal daher im Jahr 2006 gemeinsam
mit dem nahe liegenden Pregnitzfließ als Naturschutzgebiet (NSG) „Finowtal/Pregnitzfließ“
ausgewiesen und umfangreiche Schutzziele formuliert.

Dazu gehören:
 die Erhaltung, Entwicklung und Wiederherstellung des Finow- und des Pregnitzfließes als
  mäandrierende, sommerkühle, von Einträgen weitgehend unbelastete Bäche des Tief-
  landes mit ihrer natürlichen Fließgewässerdynamik einschließlich ihrer Quellbereiche mit
  Quellmooren und Quellwiesen;
 die Erhaltung und Entwicklung standort-typischer strukturreicher Mischwälder;
 die Erhaltung und Entwicklung der reich strukturierten, extensiv genutzten Kulturland-
  schaft wegen ihrer besonderen Eigenart;
 die Erhaltung und Wiederherstellung eines moortypischen Wasserhaushalts zur Regene-
  ration der zahlreichen Moorbildungen.

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Die Finow im Finowtal                                             Blick nach Norden ins Finowtal

Wie auch bei vielen anderen NSGs in Deutschland sind die gesetzlich festgeschriebenen
Zielsetzungen wohl und anspruchsvoll formuliert, die amtliche Unterschutzstellung allein
ändert an den bestehenden Defiziten – so auch im Finowtal – allerdings nur sehr wenig bis
nichts.

Ökologische Sanierungsziele
Mit Unterzeichnung unserer Kooperationsvereinbarung mit der Naturparkverwaltung Barnim,
Wandlitz im Jahr 2009 haben wir uns verpflichtet, die Realisierung der ökologischen Sanie-
rung des Finowfließ (Flachland-Fließgewässer) mit seinen angrenzenden Niedermoorwiesen
zur Sicherung und Stärkung der Vielfalt dort wild lebender Tierarten, insbesondere der
Wiesenvogelarten und der Vogelarten der Stillgewässer mit ihren Röhricht- und Schilfsäumen,
durch umfangreiche Flächenkäufe gezielt und nachhaltig voranzutreiben.

Die Erreichung unseres strategischen Ziels, maßgeblich und nachhaltig Einfluss auf die zu-
künftige ökologische Entwicklung des Feuchtgebiets gemäß NSG-Verordnung zu nehmen,
macht dort den Kauf von bis zu 260 ha (2.600.000 Millionen Quadratmeter) Flächen und zeit-
nah bereits jetzt eine extensivierte Flächennutzung erforderlich.

Für die Erreichung dieses anspruchsvollen Natur- und Artenschutzziels im Finowtal arbeiten
wir seit nunmehr 10 Jahren mit großem Zeitaufwand, operativem Engagement und der an-
haltenden Spendenunterstützung tausender Spenderinnen und Förderer.

So konnten wir im Jahr 2019 Grundstücke mit weiteren
3,3 ha Niedermoor- und Feuchtwiesenflächen in unser
Eigentum übertragen und investierten dafür 34.000 Euro.

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Unser größer werdendes Flächeneigentum verschafft uns
                                         zusätzliche Möglichkeiten, dort im Sinne der ökologischen
                                         Sanierungsziele für das Flüsschen Finow und das Finow-
                                         tal stärkeren Einfluss auf die Flächennutzung und die
                                         ökologische Sanierung von Teilbereichen des Niedermoor-
                                         gebietes zu nehmen.

                                         Mit der Reduktion respektive der Aufgabe der bisherigen
                                         Flächennutzung durch intensive Rinder- und Mutterkuh-
                                         haltung auf den nunmehr stiftungseigenen Grundstücks-
                                         flächen und deren extensive Nutzung als Mähwiesen
                                         stärken wir die Regenerationsfähigkeit der geschädigten
                                         Niedermoorwiesen und stärken zugleich die Vielfalt von
                                         Flora und Fauna.

Die Niedermoorwiesen danken uns die
extensive Nutzung als Mähwiesen mit Blütenreichtum, der einer Vielzahl von Schmetterlingen und Insekten als
Nahrungsbasis dient

Schachbrettfalter                                  Kohlweißling                    Männchen des Feuerfalters

Leider schafft der bereits ablaufende Klimawandel in allen Hoch- und Niedermoorgebieten
Deutschlands – so auch im Finowtal – große CO2- und Landschaftsentwicklungsprobleme.

Mit anhaltender oder sogar weiter zunehmender Trockenheit und den ausbleibenden Winter-
Schnee-/Regenfällen fällt der Moorkörper trocken und setzt aus den nicht mehr im Wasser
gebundenen Pflanzenteilen große Mengen CO2 frei.

Besonders leiden die auf hohe Grundwasserstände angewiesenen Wiesenvogelarten unter
den austrocknenden Feuchtwiesen, da sie als Bodenbrüter existenziell auf eine dichte, teils
im Wasser stehende Vegetation angewiesen sind.

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Geschäftsbericht - 2019- Stiftung pro Artenvielfalt
Ohne den Schutz ebenerdig anstehenden
Grundwassers werden die Gelege und
Jungvögel der Wiesenbrüter von Kiebitz,
Brachvogel, Bekassine und Wachtelkönig
Opfer ihrer Fressfeinde wie Wildschwein,
Waschbär, Marderhund und Fuchs.

Im Finowtal ist der Schwund an erfolgreich
brütenden Wiesenvogelarten dramatisch
und wir sind zwecks verbessertem Aufstau
von Wasser in den Grabensystemen des
Finowtals auf die Kooperationsbereitschaft
unmittelbarer Grundstücksnachbarn ange-
wiesen. Die allerdings war bisher nicht                             Das Finowtal mit der Finow
sehr ausgeprägt.

                                                 Unsere neue Niedermoorwiesenfläche im Finowtal

 Großer Brachvogel

                                                                                    Kiebitz-Paar

Kranich-Paar in unseren Feuchtwiesen
                                                                         Bekassine am Flussufer

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2. Geschütztes Biotop: Seeländereien bei Frose, Salzlandkreis, Sachsen-Anhalt

                                                        Einhergehend mit der anhaltenden Inten-
                                                        sivierung der Flächennutzung durch land-
                                                        wirtschaftliche Großbetriebe insbesondere
                                                        in den neuen Bundesländern und dem
                                                        dortigen flächenhaften Anbau von Energie-
                                                        pflanzen wie Mais für hochsubventionierte
                                                        Biogasanlagen und Raps zur Gewinnung
                                                        von Rapsöl als Beimischung zum Diesel-
                                                        kraftstoff findet dort im ländlichen Raum
                                                        noch immer eine anhaltende Verarmung
                                                        der Artenvielfalt von Flora und Fauna statt.
     Intensiv genutzte Agrarlandschaft bei Frose
                                               Industriell praktizierte Landwirtschaft mit
                                               entsprechenden Großmaschinen eliminiert
systembedingt Einzelbäume, Feldhecken, Streuobstwiesen, feuchte Gräben, krautreiche
Ackerränder und Kleingewässer, da derartige Biotopelemente die zeit- und kosteneffiziente
computergesteuerte Bewirtschaftung von Ackerschlägen stört und behindert.

Damit gehen für eine Vielzahl wildlebender Tierarten genau die vielgliedrigen kleinteilig
strukturierten Landschaftselemente verloren, die bisher das ökologische Rückgrat der Feldflur
bildeten. Diese kleingliedrigen Biotopstrukturen boten Nahrung, Schutz und Lebensraum für
eine Vielzahl von Insekten-, Vogel-, Lurch-, Reptilien- und Säugetierarten. Derart strukturierte
Feuchtgebiete waren zugleich auch überlebenswichtige Rast- und Nahrungsbiotope für
unsere nord- und mitteleuropäischen Zugvogelarten.

Wie sehr insbesondere Vogelarten unter Existenzdruck leiden, lässt sich zunehmend in den
letzten intakten Feuchtgebieten feststellen, wo mangels alternativer geeigneter Rast- und
Nahrungsplätze die dort rastenden Wasser-, Wat-, Stelz-, Schreit- und Singvogelarten auf
engstem Raum versuchen, zu überleben.

Feuchtgebiete zählen zu den biotisch potentesten und ökologisch produktivsten Landschafts-
teilen, und jeder landschaftsnutzende Eingriff in diese sensiblen Strukturen bedeutet eine
substanzielle Schwächung und Reduktion der Artenvielfalt. Nirgendwo sonst in der offenen
Landschaft treffen wir eine derartige Vielfalt an Tierarten an wie in Feuchtgebieten mit viel-
gliedrigen Biotopstrukturen. Und ein solches reich strukturiertes Feuchtbiotop ist östlich des
Harzes im Salzlandkreis bei der Gemeinde Frose neu im Entstehen.

                                                   Hier holt sich die Natur nach viermaligen um-
                                                   fangreichen Trockenlegungen seit 1900 und
                                                   nach Stilllegung zweier zu DDR-Zeiten in der
                                                   Nachbarschaft betriebenen Braunkohletage-
                                                   baue allmählich wieder ca. 75 ha Fläche zurück.
                                                   Bodensenkungen auf dem Landrücken
                                                   zwischen den inzwischen gefluteten Braun-
                                                   kohletagebau-Restlöchern schaffen bei Frose
                                                   ein vielfältig strukturiertes Feuchtgebiet mit
                                                   Flachwasserteichen unterschiedlicher Struktur
                                                   und Wassertiefe, mit flachen schlammigen
                                                   wechselfeuchten Uferzonen und breiten Schilf-
                                                   und Röhrichtflächen mit darin eingelagerten
                                                   kleinen Feuchtwiesen.

                                                    9
Biotopkomplex Seeländereien bei Frose                                  Nördlicher Flachwassersee Frose

Ornithologen haben hier seit Entstehen des Feuchtbiotops inzwischen mehr als 205 Brut- und
Zugvogelarten gezählt, darunter auch eine Vielzahl solcher Arten, die auf der Roten Liste der
Brutvogelarten der Bundesrepublik Deutschland und auch mehrerer ostdeutscher Bundes-
länder stehen.

                                                                                 Ein wahres Kunstwerk:
                                                                                     Beutelmeisen-Nest
Bartmeise im Röhricht                   Beutelmeise mit Nistmaterial

Durchzügler: Bienenfresser              Gut getarnt: Rohrdommel          Seltener Anblick: Blaukehlchen

Doch das neu entstehende artenreiche Feuchtbiotop mit seinen wertvollen Brutplätzen für
Wasser-, Schreit- und Singvogelarten und seiner unersetzlich wertvollen Zugvogelrast- und

                                                   10
Nahrungsplatzfunktion in einer ansonsten weiträumig ausgeräumten Agrarwüste ist trotz
behördlicher Ausweisung als „Geschütztes Biotop“ noch immer bedroht.

Obwohl der Kauf- und Folgenutzungsdruck der Agrargroßbetriebe auf diese Feuchtgebiets-
flächen allmählich nachgelassen hat, steht planerisch noch immer ein Ausbau des Hauptsee-
grabens im Raum. Dieser Ausbau, von Wasserbaubehörden verharmlosend als Ertüchtigung
angepriesen, tangiert direkt und unmittelbar das Feuchtbiotop auf seiner Nordseite auf einer
Länge von ca. 600 m und soll zukünftig den Wasserstand zwischen den beiden gefluteten
Tagebaulöchern Concordia-See und Köngisauer See regulieren.

Unser strategisches Ziel ist es, mit einem möglichst großen Flächeneigentum im geschützten
Biotop unmittelbar angrenzend an den Grabenverlauf konstruktiven Einfluss auf die Ausbau-
pläne des Hauptseegrabens nehmen zu können.

Nach Jahren nahezu ergebnisloser Grundstückskaufverhandlungen konnten wir im Jahr
2019 in den Seeländereien bei Frose endlich wieder Kaufverträge für weitere 3,5 Hektar
Feuchtwiesen abschließen und auch Eigentümer im Grundbuch werden. Dafür haben wir
ca. 20.000 Euro investiert.

Mit diesem neuerlichen Flächenzukauf sind wir nun Eigentümer von knapp 26 Hektar wert-
vollster Feuchtwiesen und Flachwasserbereiche. Damit ist vor Ort trotz der nach wie vor be-
stehenden Wasserbauplanungen unser Eigentumssignal verstärkt, dass in unserem Land
auch Platz sein muss für naturgegebene Wildnis zum Schutz und der Regeneration der Viel-
falt wildlebender Tierarten.

Westlich gelegener Flachwassersee im Biotopkomplex Frose   Blick vom stiftungseigenen „Zuckerbusch“,
                                                               Kernbereich des Biotopkomplex Frose

                                                   11
Bruchwasserläufer                Schellenten-Paar                   Brandgans-Paar im Flachwasser

Der von uns im Jahr 2014 gestellte Unterschutzstellungsantrag beim Umweltministerium des
Landes Sachsen-Anhalt für ein Naturschutzgebiet (NSG) nach § 23 BNatSchG ist dort und
auch bei den nachgeordneten Naturschutzbehörden noch immer in der Bearbeitungsphase.
Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG) wollen wir die bestehende Biotopaus-
weisung der „Seeländereien bei Frose“ durch das Umweltamt des Salzlandkreises stärken
und den Schutzstatus für diesen Hotspot der Biodiversität dauerhaft erhöhen.

3. Wiesental im Oberwälder Bergland, Kreis Höxter, NRW

Das von dem strömungsstarken Bach Öse durchflossene ca. 1,1 km lange und ca.10 ha Fläche
umfassende Wiesental unterhalb des östlich angrenzenden Immelsbergs liegt im Herzen des
Oberwälder Berglands, einer Landschaft im Weserbergland, die ursprünglich durch weitläufige
Kalk- und Orchideenbuchenwälder und von Wanderschäfern bewirtschaftete Kalkmagerrasen
geprägt wurde.

                                                               Blick in das Öse-Wiesental bei Gehrden

                                    Die Öse ist auch heute noch ein relativ naturbelassenes
                                    Fließgewässer, das selbst in den Sommermonaten eine gute
                                    Wasserführung aufweist. Dank seiner bis zu 5 m breiten
                                    beiderseitig bachbegleitenden Ufervegetation aus Erlen,
                                    Weiden, Haselnuss und Grünland und den vor ca. 30 Jahren
                                    zur Holzgewinnung gepflanzten Hybridpappeln halten sich
                                    die Nährstoffeinträge aus dem landwirtschaftlich genutzten
                                    Grünland und den Ackerflächen in Grenzen. So ist auch die
                                    Wasserqualität der Öse noch gut bis sehr gut und bietet da-
                                    mit der Bachforelle, der Groppe und auch dem Eisvogel noch
Eisvogel mit Fischchen für die      geeigneten Lebensraum.
Jungenfütterung
                                                    12
Die Wiesental-Aue mit ihrem artenarmen Grünland ist durch intensive Düngung, Viehbe-
weidung und drei jährliche Grünschnitte im Verlauf der Jahre zu einer homogenen Nutzland-
schaft geworden, die daher nur noch wenigen Tier- und Pflanzenarten geeigneten Lebens-
raum bietet.

                                            Die im Uferbereich der Öse in den 50er Jahren
                                            gepflanzten Hybridpappeln bilden heute im
                                            Wiesental mit ihrer Wuchshöhe von bis zu 30 m
                                            einen Sperrriegel, der die Weite des Wiesentals
                                            einengt. Damit wird Greifvogelarten wie Mäuse-
                                            bussard, Turmfalke und ganz besonders dem
                                            Rotmilan eine kräftesparende Nahrungsjagd er-
                                            schwert. Die Hybridpappeln unterdrücken auf
                                            einer Bachlänge von 300 m durch Beschattung
                                            und massiven Laubfall zunehmend die Ent-
                                            wicklung einer naturnahen Ufervegetation.
Wiesental mit „Sperrriegel“ Hybridpappeln

Unsere Projektziele

Mit dem Kauf von knapp 4 Hektar (40.000 m²) Grünlandflächen beidseitig des Öse-Baches
zwischen den Ortschaften Gehrden und Siddessen ist uns im Herbst 2019 der erfolgreiche
Einstieg in dieses neue Artenschutzprojekt gelungen. Unsere Grundstückskauf-Investition im
Jahr 2019 betrug dafür 79.000 Euro.

Damit haben wir nun die Chance, die Rückentwicklung des Wiesentals von einer homogenen
artenarmen Grünland-Nutzfläche zu einem artenreichen, nur noch extensiv genutzten Wiesen-
tal mit einer reichhaltigen Flora und Fauna einzuleiten. Mit der Neuverpachtung unserer
Eigentumsflächen an einen Landwirt haben wir die intensive Grünland-Düngung vertraglich
beendet und eine extensive Grünlandnutzung mit nur noch zweimaliger Mahd vereinbart.

                                                                                Der Bach Öse

Blick auf das Öse-Bachtal

Das Verschieben des 1. Grünlandschnitts auf einen Zeitpunkt nach dem Blütenpflanzen-
Samenfall und mit der Einsaat eines bis zu 6 m breiten bachbegleitenden Wiesenstreifens mit
standortangepasstem Wiesensaatgut verbessern wir die Gräser- und Blütenpflanzen-Vielfalt.

Damit optimieren wir zugleich den Wiesenlebensraum für Insekten und kleine Säugetiere, die
wiederum Nahrungsbasis für Singvögel der offenen Landschaft wie Feldlerche, Goldammer
und Neuntöter und für verschiedene Greifvogelarten, insbesondere für den Rotmilan, sind.

                                            13
Rotmilan überfliegt das Wiesental

                                                               Schwarzstorch bei Nahrungssuche

Mönchsgrasmücken-Männchen

Unser langfristiges Ziel ist, dort mit weiteren
Flächenkäufen einen großflächigen, geschützten
Biotopkomplex mit strukturreichen Wiesen zu
schaffen und mit der Optimierung der bachbe-
gleitenden Ufervegetation einen vielgliedrig ge-
stalteten Lebensraum zu entwickeln, der zugleich
einer größeren Vielfalt wildlebender Tierarten
einen nachhaltig geschützten Zufluchtsort bietet.
                                                                           Neuntöter auf Ansitz

Landkauf-Projektengagement im EU-Mittelmeerraum

Ganzheitlicher Artenschutz bedeutet vor allen Dingen Biotopschutz. Unsere heimischen Zug-
vögel wechseln jahreszeitabhängig ihren Standort und legen dabei jährlich mehrere tausend
Kilometer Flugstrecke zurück, um von ihren Brutgebieten in ihre Überwinterungsquartiere zu
gelangen und umgekehrt.

Auf ihren beeindruckenden Vogelzügen müssen die Vögel eine Vielzahl an Herausforderungen
bewältigen, um in den unterschiedlichen Lebensräumen bestehen zu können. Auf dem Weg in
die Überwinterungsgebiete und von dort zurück in die angestammten Brutgebiete müssen Zug-
vögel ungestört rasten können, um zu regenerieren und artgerechte energiereiche Nahrung für
den Weiterflug zu finden.

                                             14
Ein wirkungsvoller und nachhaltiger Schutz der noch verbliebenen Rastplätze entlang der
Haupt-Vogelzugwege durch Südeuropa erfordert ein langfristiges strategisches und ambitio-
niertes finanzielles Engagement.

Die inzwischen jahrelangen Erfahrungen zeigen uns, dass nur der persönliche Einsatz ehren-
amtlicher und qualifizierter hauptberuflicher Vogelschützer und der Aufbau eines Netzwerks
mit operativ aktiven Naturschutzorganisationen vor Ort ganz allmählich politische und gesell-
schaftliche Einstellungsveränderungen zugunsten eines engagierten und wirkungsvollen Natur-
und Artenschutzes bewirken.

4. Sizilien (Republik Italien)
                                     Unser Zugvogel-Hotspot „Pantani Cuba & Longarini“
                                     an der Südostküste Siziliens gewinnt weiter an Größe
                                     und Bedeutung für inzwischen schon 130 Zugvogelarten

                                     Drei der strategisch bedeutsamsten und miteinander ver-
                                     netzen Zugvogel-Rast- und Nahrungsplätze (Hotspots)
                                     entlang der mittleren (zentralen) Vogelzugroute von Nord-
                                     und Mitteleuropa an die nordafrikanische Küste liegen in
                                     der Pantani-Region an der Südostküste Siziliens zwischen
                                     der Hafenstadt Pozzallo und der Ortschaft Granelli.

                                     Die drei Feuchtgebiets-Komplexe mit ihren Süßwasser-
                                     lagunen „Pantano Cuba“, „Pantano Longarini“ und
                                     „Pantano Bruno“ umfassen nach unseren aktuellen
                                     Erkenntnissen und Schätzungen knapp 500 ha Fläche
                                     (5.000’000 m² / 5,0 km²) und liegen räumlich dicht bei-
                                     einander. Allein die drei Süßwasser-Lagunen haben im
                                     Winterhalbjahr eine Wasserfläche von ca. 260 ha
                                     (2.600.000 m²) mit unterschiedlichsten Wassertiefen, die
                                     jahreszeitlich und witterungsbedingt von „Trockenfallen“
                                     bis zu 1,60 m Wassertiefe schwanken.

                                      Pantani Cuba & Longarini

 Mittlere (zentrale) Vogelzugroute

Wegen ihres leichten Salzgehalts im Wasser sind die Lagunen Pantano Cuba und Pantano
Longarini für Watvogelarten und Seevögel der nord- und mitteleuropäischen Küsten weit und
breit der letzte geeignete und verfügbare Rast- und Nahrungsplatz auf ihrem weiteren Vogel-
zug bis an die nordafrikanische Küste.

Die hohe Konzentration von Zugvogelarten und die enorm hohen Zugvogelzahlen haben diese
Feuchtgebietsregion seit Mitte des 19. Jahrhunderts mangels wirksamem gesetzlichem Schutz
und Vollzugsdefiziten der lokalen Polizeibehörden und der für Naturschutz zuständigen Forst-
polizei zu einem italienweit bekannten Vogelwilderergebiet und Vogeljagdgebiet mit dort oftmals
illegal praktizieren Jagdmethoden verkommen lassen.

Diese gravierenden Defizite im Natur- und Artenschutz und der Verlust der meisten, wenn auch
kleineren Lagunen-Feuchtgebiete entlang der Süd- und Südostküste Siziliens durch Trocken-
legung zugunsten landwirtschaftlicher und gewerblicher Nutzung haben in den letzten Jahr-
zehnten die Überlebenschancen von Millionen von Zugvögeln entlang dieser Vogelzugroute
dramatisch verschlechtert.

                                                   15
Diese offensichtlichen Missstände dort einfach zu akzeptieren und die absehbaren weiteren
schwerwiegenden Konsequenzen für die Zugvogelwelt an diesem so wichtigen Zugvogel-Rast-
und Nahrungsplatz untätig hinzunehmen, das ist nicht die Einstellung, die unsere Stiftung
gutheißen kann. Im Wissen um die fehlende Sensibilität der breiten Öffentlichkeit in Südeuropa
für die Belange des Natur- und Artenschutzes und die schwache gesellschaftliche und finan-
zielle Position der italienischen Naturschutzorganisationen hat sich unsere Stiftung nach
gründlichen Vor-Ort-Recherchen und Machbarkeitsprüfungen dieser ökologisch und für die
Biodiversität so unersetzlich wertvollen Feuchtgebiets-Landschaft in enger Kooperation mit
sizilianischen Vogelschützern rettenderweise angenommen.
Dieser Feuchtgebietskomplex mit den wechselfeuchten Lagunenuferbereichen und den Ufer-
hanglagen wird dank unseres weiter wachsenden Grundstückseigentums und unserer um-
fangreichen Biotopsanierungsmaßnahmen für eine weiter zunehmende Zahl von Enten-,
Gänse-, Watvogel-, Reiher-, Storchen-, Greifvogel- und Singvogel-Arten ein wieder attraktiver
Zugvogel-Rast- und Nahrungsplatz, und einer der letzten an der Südostküste Siziliens!

Mehr als 210 Vogelarten nutzen die von Müll gesäuberten, renaturierten und von unseren
Bird Guards bewachten Süßwasserlagunen, Feuchtwiesen und Uferhänge erstmals seit
vielen Jahren wieder regelmäßig als mediterranen Lebensraum auf ihrem Vogelzug und
zunehmend sogar als streng geschütztes und störungsfreies Überwinterungsgebiet.

                                                      Weißstörche, Rosaflamingos, Seidenreiher, Graureiher
                                                             und Stelzenläufer in der Lagune Pantano Cuba
Reiher, Enten, Stelzenläufer und Rosaflamingos
in der Lagune Pantano Cuba

                                                 16
Anmerkung: Die schwächeren Vogel-Bestandsdaten 2019 resultieren aus den extrem niedrigen
                      Lagunen-Wasserständen und ausgetrockneten Feuchtwiesen

Im Jahr 2019 konnten wir insgesamt 18 Hektar (180.000 m²) Grundstücksflächen in den
Feuchtgebietsteilen Pantano Cuba (9,0 ha) und Pantano Longarini (9,0 ha) kaufen und
investierten dafür 401.000 Euro.

                                                 17
Unser Zugvogelschutzgebiet Pantani Cuba & Longarini:

      Stiftungseigentum Wasserflächen         Stiftungseigentum Landflächen   Kaufflächen 2019

Unsere langfristigen natur- und artenschützenden Ziele in der Pantani-Region sind der Kauf
und das Eigentum von bis zu 480 ha Fläche dieses ca. 500 ha umfassenden Feuchtgebiets-
komplexes und dessen konsequenter Schutz gegen Wilderei und illegal praktizierte Vogel-
jagd. Letzteres zu erreichen macht den Bau von bis zu 16 km behördlich genehmigtem Schutz-

                                                       18
zaun und dessen kontinuierliche Bewachung erforderlich. Die daraus entstehenden operativen
Kosten sollen durch die Einnahme aus Ökotourismusaktivitäten und professioneller Vogel-/
Naturfotografie gedeckt werden.

Vogelfreunde bei Beobachtung der Vogelwelt                        Vogelliebhaber aus USA besichtigen
                                                                  unser Pantani-Zugvogelschutzgebiet

Löffler auf dem Flug über die            Bienenfresser an neu         Stieglitz in wildem Olivenbaum
Lagune Pantano Cuba                      angelegter Brutwand

Achter-Schmetterling                     Distelfalter           Schwalbenschwanz an einer Skabiose

                                                        19
Sizilianische Sumpfschildkröte         Sandbienen im Obstbaum-Garten                   Gelbgrüne Zornnatter

5. Feuchtgebiet GELOI im Süden Siziliens (Republik Italien)
    Der Anfang vom Ende eines 2. Vogeljagd- und Wilderer-Reviers auf Sizilien

Mit unserem weiteren erfolgreichen Flächenerwerb
in unserem Zugvogelschutzgebiet Pantani Cuba &
Longarini wächst der Jagddruck von illegal agieren-
den Vogeljägern und Vogelwilderern auf jagderfolg-
versprechende Gebiete entlang der Südost- und
Südküste Siziliens. Das neue zum „Jagdrevier“
auserkorene zugvogelattraktive Gebiet liegt nur
100 km westlich der Pantani-Region im Hinterland
der Industriestadt Gela.

Hier, ca. 15 km Luftlinie von der Gela-Bucht land-
einwärts entfernt, liegt in einer von Bergen huf-
eisenförmig umsäumten Ebene das Feuchtgebiet
„GELOI“, das allerdings in den letzten 30 Jahren
durch massiv intensivierten Gemüseanbau, zu hohe Grundwasserentnahme für Bewässerungs-
zwecke und Frühjahrswasser ableitende Kanalsysteme schwer geschädigt wurde.

Die diese Ebene umgebenden Berge bilden für Zugvögel, die vom Meer her kommend im
GELOI-Feuchtgebet Rast und Nahrung suchen, für den Weiterflug eine kräfteraubende Barriere
mit nur einem schmalen Nadelöhr, das jedes Jahr zehntausende Zugvögel auf ihrem Früh-
jahrsvogelzug Richtung Norden passieren müssen.

        GELOI – allmählich wieder blütenreiches Feuchtgebiet mit Blick auf die umliegenden Höhenzüge

Wo in Italien viele Vögel, sind auch viele Vogeljäger und Wilderer. Mit dem Ziel, diese im
GELOI-Feuchtgebiet neue akute Bedrohungssituation für zehntausende Zugvögel von
                                                    20
inzwischen mehr als 110 Arten dauerhaft zu beenden, hat unsere Schwesterstiftung „Stiftung
Pro Artenvielfalt, Schweiz“ (SPA/CH) in kooperativer Abstimmung mit unserer Stiftung im
Jahr 2018 dort mit der Realisierung eines 2. strategischen Landkauf- und Schutzgebiets-
Projekts „GELOI-Feuchtgebiet“ begonnen.

Dieses Zugvogelschutzprojekt im Süden Siziliens wird operativ von der SPA/CH geführt und
von dieser auch organisiert und maßgeblich finanziert. Die in der Schweiz als gemeinnützig
anerkannte Stiftung mit Sitz in Basel (eingetragen per 10. Oktober 2011 im Handelsregister
des Kantons Basel-Stadt unter der Firmennummer CHE-404.478.621) kann wegen fehlender
bilateraler Abkommen der Schweiz (Nicht-EU-Mitgliedsland) mit der Republik Italien (EU) dort
keinen Grunderwerb realisieren.

Als eigentumsrechtliche Konsequenz wird die deutsche Schwesterstiftung (SPA/DE) Flächen-
eigentümerin im Grundbuch und koordiniert auch die Kaufvertragsabfassungen, die notariellen
Kauf-Akte und die Vorfinanzierung der Grundstückskaufpreise und Kaufnebenkosten. Die Re-
finanzierung der entsprechend verauslagten Kosten stellt die SPA/CH auf Anforderung durch
die SPA/DE durch zweckgebundene Projektförderbeiträge sicher.

Die Entscheidung zum Flächenkauf an diesem Zugvogel-Hotspot wurde durch eine Koope-
rationsvereinbarung mit dem lokalen Umweltbildungszentrum namens Centro Educazione
Ambientale Niscemi (C.E.A.), ansässig in der Gemeinde Niscemi nahe des GELOI-Feucht-
gebiets, abgesichert. Deren ehrenamtlich dort arbeitenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sind auf Landschaftspflege und Gebietsbetreuung geschult und hochmotiviert, die in unser
Stiftungseigentum übergehenden Flächen in enger Zusammenarbeit mit der SPA/CH und den
lokalen Carabinieri durch Bewachung vor Vogeljägern und Vogelwilderern zu schützen.

Dank des von C.E.A. dort über viele Jahre etablierten aktiven Umwelt- und Naturschutz-Netz-
werks gelang es im Jahr 2019, Grundstückskauf-Vorverträge und Kaufverträge für weitere
28 ha (280.000 m²) Teilflächen dieses wichtigen ca. 100 ha Gesamtfläche umfassenden
Zugvogel-Rast- und Nahrungsplatzes unter Dach und Fach zu bringen.

Wir planen gemeinsam mit den am Projekt beteiligten Naturschutz-Partnern, in den kommenden
Jahren sämtliche für den Zugvogelschutz relevanten GELOI-Feuchtgebietsflächen und an-
grenzende noch intensiv bewirtschaftete Grundstücke durch Flächenkauf nachhaltig zu sichern.

Durch umfangreiche Wasserbaumaßnahmen wie den Rückbau von Entwässerungskanälen
und die Neuanlage von Flachwasserbiotopen werden wir diese Eigentumsflächen für den
Schutz der Zugvogelwelt und der Biodiversität ökologisch massiv aufwerten.

              GELOI Feuchtgebietsflächen mit verbesserten Frühjahrs-Wasserverhältnissen

                                                 21
Wir finanzierten im Jahr 2019 für die GELOI-Feuchtgebiets-Flächenkäufe 227.000 Euro vor,
die von der SPA/CH durch Projektförderzahlungen an uns nahezu komplett refinanziert
wurden.

Rotkopfwürger                         Haubenlerche                                  Blauracke

6. EU-LIFE18
   Artenschutzprojekt NAT/DE/000797 „Pantani della Sicilia sud orientale“
   (Stärkung der Brutpopulation der europaweit vom Aussterben bedrohten
   Marmelente im Feuchtgebietskomplex Pantani-Region, Sizilien, Republik Italien)

                                                     Mit der formalen Bewilligung unseres
                                                     EU-LIFE-Projektförderantrags für ein
                                                     umfassendes Artenschutzprojekt
                                                     „Habitat recovery and managment
                                                     action to increase Marbled Duck
                                                     breeding population in Pantani della
                                                     Sicilia sud orientale area“ durch die EU
                                                     in Brüssel und der Unterzeichnung des
                                                     Grant Agreement am 03.09.2019 ist
                                                     unsere Stiftung eine Finanzierungsver-
                                                     pflichtung in Form eines Eigenanteils
                                                     von 25% (847.000 Euro) für das
                                                     Projekt- Gesamtinvestitionsvolumen
                                                     von 3,388 Millionen Euro eingegangen.

Der Projekt-Förderzeitraum beträgt 5 Jahre beginnend mit dem Jahr 2019 unter der vertrag-
lichen Maßgabe, dass die Projektumsetzung zum Ende des Jahres 2023 abgeschlossen sein
muss.

EU-LIFE18 - Sizilien Pantani-Projekt-Schwerpunkte
Umfangreiche Lagunen- und Uferbereich-Flächenkäufe und Renaturierungsmaßnahmen
zur Optimierrung der Lebensräume in der Pantani-Lagunenregion für die EU-weit stark
bedrohte Marmelente (Marmaronetta angustirostris). Deren Vorkommen ist in Europa wegen
anhaltender Lebensraumverluste auf 300 – 1.000 Brutpaare zusammengebrochen.

 Flächenkauf der im Pantani-Feuchtgebietskomplex gelegenen 3. und letzten großen
  Lagune „Pantano Bruno“ mitsamt den umliegenden teils mit Gewächshäusern be-
  standenen Uferbereichen bis max. 80 ha Fläche

                                           22
 Flächenkauf von bis zu 25 ha auf der Nordseite der bereits in unserem Eigentum be-
  findlichen Lagune Pantano Longarini zwecks Renaturierung und Schutz der Lagune vor
  weiterer Einbringung von toxischen Agrarchemikalien und Düngemitteln
 Bau eines Schleusentores im Mündungskanal der Lagune Pantano Longarini zum Mittel-
  meer zur Wasserstands-Sicherung in den Lagunen Pantano Longarini und Pantano Cuba
  als dauerhaft vorbeugende Maßnahme gegen die sich jährlich wiederholenden Lagunen-
  Mündungsgebiet-Manipulationen von Anliegern zwecks schnellerem Wasserabfluss zur
  Wasserstands-Senkung in den Lagunen
 Teilweiser Rückbau und Renaturierung der Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführten
  Kanalbaumaßnahmen und Schaffung von neuen Verbindungskanälen mit der Lagune
  Pantano Longarini zwecks verbesserter Wasserzirkulation und Sauerstoffanreicherung
  des Wassers in den Kanälen
 Bau von 2 Holzbrücken über die neu anzulegenden Kanäle für einen Rundwanderweg
  durch die Lagunenlandschaft zur Optimierung der von unseren Bird Guards geführten
  Biotop- und Bird-Watching-Touren (Naturtourismus/Öffentlichkeitsarbeit) im stiftungs-
  eigenen eingezäunten Zugvogel-Schutzgebiet

Nach Zahlung einer 1. vertragsgemäßen Projekt-Förderrate im Jahr 2019 durch die EU hat
die Stiftung ihrerseits den entsprechenden 25 % Eigenanteil auf das Projektkonto über-
wiesen.

Ein 1. Flächenkauf von 15 ha (150.000 m²) Uferflächen auf der Nordseite der Lagune
Pantano Longarini konnte im Rahmen des LIFE18 - Projekt bereits realisiert werden. Dafür
wurden 219.000 Euro investiert.

           Vom Aussterben bedrohte Marmelente in unserem Feuchtgebietsteil Pantano Longarini

B. Wildtier-Rettungsstationen & Artenschutzprojekte

Die Mobilität unserer Gesellschaft, Landschaftsverbrauch und unsere zunehmend technisierte
Umwelt machen immer mehr Wildtierarten das Überleben schwer. Allein im Straßenverkehr
und in den Siedlungs-Ballungsräumen werden jedes Jahr hunderttausende Wildtiere verletzt
und getötet. Mit dem weiter wachsenden Gebäudebestand auch an Hochhäusern und mit
zunehmend größeren Fensterfronten fordert der Vogel-Scheibenschlag einen immer höheren
Blutzoll. Besonders betroffen ist davon der nächtliche Vogelzug von Millionen von Singvögeln.

Leider nimmt die Zahl ehrenamtlich arbeitender Tierschützer ab, die sich selbstlos der Rettung
dieser verletzten und hilflosen Wildtiere annehmen, sie liebevoll und fachlich qualifiziert ge-
sund pflegen, um sie dann in ihr 2. Leben in Freiheit zu entlassen.

                                                  23
In vielen Wildtier-Rettungsstationen finden daher junge Menschen in vom Staat geförderten
Beschäftigungs-Initiativen wie dem freiwilligen ökologischen Jahr eine sinnmachende Auf-
gabe und Herausforderung. Nur dank solcher auf einige wenige Wildtierarten spezialisierter
Rettungsstationen finden z. B. Mauersegler, Schwalben und auch Säugetiere wie Igel fach-
lich qualifizierte Pflege mit tierärztlicher Betreuung. Nur dank deren aufopferungsvollem Ein-
satz werden in Deutschland jedes Jahr zigtausende hilfebedürftige Wildtiere vor elendem
Siechtum und qualvollem Tod bewahrt.
Wir fördern und finanzieren seit vielen Jahren maßgeblich die größten, fachlich qualifizierten
und amtlich anerkannten Wildtier-Rettungsstationen:
 Mauersegler-Klinik in Frankfurt am Main (Hessen)
 Mauersegler-Rettungsstation in Bukarest (Rumänien)
 Igel-Rettungsstation in Kirchwald/Eifel (Rheinland-Pfalz)
 Wildtier-Rettungsstation in Messina (Sizilien/Republik Italien)

Wir freuen uns mit den dort engagiert arbeitenden Tierschützerinnen und Tierschützern über
jedes Wildtierleben, das dank umfangreichem Fachwissen und aufopferungsvoller Fürsorge
gerettet wird und zurück in die Freiheit entlassen werden kann.

1. Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main, Hessen

Quelle: Mauersegler-Klinik Frankfurt am Main                     Für die Versorgung der Segler-Pfleglinge rund
                                                                     um die Uhr bedarf es vieler fleißiger Hände

    Die Fütterung von Mauersegler-Babies und Jungseglern ist sehr zeitaufwendig und erfordert viel Geschick

                                                      24
Zugvogelschutz kann nur gemeinsam erfolgreich
                                                       umgesetzt werden. Auch Hannes Jaenicke ist
                                                      begeistert von der einzigartigen Rettungsarbeit
                                                         der Mauerseglerklinik in Frankfurt am Main.

                                                  Dr. Christiane Haupt mit gesund gepflegten, zum
                                                  Flugtraining bereiten Alpenseglern

Unsere Projektförderung 2019 für die Mauerseglerklinik in Frankfurt/M. betrug 26.000 Euro.

2. Mauerseglerstation in Bukarest, Rumänien

   Wohlbehüteter Mauersegler-Pflegling

                                                                 Unsere Projektförderung für
                                                                 die Mauerseglerstation in
                                                                 Bukarest, Rumänien betrug
                                                                 22.000 Euro.

                                             25
3. Igel-Rettungsstation Kirchwald/Eifel, Rheinland-Pfalz

                                                              Von Rasenroboter skalpierter Jungigel

Von Motorsense aufgeschlitztes Igel-Baby

Igel-Babies brauchen viel Zuwendung                       Jungigel genießt seinen ersten“ Freigang“

Unsere Projektförderung für die Igel-Rettungsstation in Kirchwald/Eifel einschließlich der
Förderung eines Steinkauz-Aufzucht- und Auswilderungsprojekts betrug im Jahr 2019 ins-
gesamt 30.000 Euro.

4. Wildtier-Rettungsstation (Messina-Wildlife-Rescue-
   Center/ MWRC) Sizilien/Italien

Seit Beginn unserer Projektförderung im Jahr 2018 ist der Betrieb
des MWRC schuldenfrei und kann sich damit uneingeschränkt der
Aufnahme, Pflege und Wiederfreilassung der von Carabinieri und
der Forstpolizei verletzt und hilflos eingelieferten Wildtiere
widmen.
Festzuhalten bleibt allerdings, dass die Metropolstadt Messina
auch im Jahr 2019 ihren Haushaltsverpflichtungen zur finanziellen
Förderung des MWRC nicht nachkam. Dies ein weiteres Indiz für
den geringen Stellenwert, den die italienische Politik und Gesell-
schaft dem praktischen Natur- und Artenschutz beimisst.

                                              26
Während die illegale Greifvogeljagd auf der sizilianischen Seite der Straße von Messina dank
der engagierten Vogelschutzcamp-Arbeit ehrenamtlicher sizilianischer Vogelschützer weiter
rückläufig ist, hält die illegale Greifvogeljagd und Vogelwilderei auf der kalabrischen Seite des
italienischen Festlands während des Frühjahrs-Greifvogelzugs über die Straße von Messina
trotz regelmäßiger Vogelschutzcamp-Arbeit italienischer Vogelschützer in Zusammenarbeit mit
unseren Freunden vom Komitee gegen den Vogelmord teils noch immer an. In Kalabrien ist
auch die Vogelwilderei mit tierquälerischen Vogelfallen noch nicht beendet und dort im Einsatz
aktive Vogelschützer gehen bei ihren Zugvogel-Rettungseinsätzen gewisse Risiken ein.

Abgeschossener Wespenbussard mit Droh-Nachricht

                                                             Nach Schussverletzung gut versorgter Fischadler

Stieglitz-Lockvogel mit Drahtschlinge im Brustbereich

                                                                Freilassung eines gesund gepflegten Stieglitz

Freilassung eines gesund gepflegten Turmfalken

                                                        27
Quelle: MWRC

Unsere Förderung der Wildtier-Rettungsarbeit des MWRC betrug im Jahr 2019 27.500 Euro.
Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Messina Wildtier-Rettungsstation ohne die exklusive
Förderung durch die beiden SPA-Stiftungen in Deutschland und der Schweiz ihre arten-
schützende Arbeit insbesondere zum Wohle aufgefundener durch Schüsse verletzte Greifvögel
(überwiegend Zugvögel) längst hätte einstellen müssen.

5. Schwarzstorch-Schutzprojekt „Kunsthorstbau“

Anders als der Weißstorch ist der extrem scheue und
seltene Schwarzstorch ein Kulturflüchter, der dem
Menschen aus dem Wege geht und zurückgezogen
bevorzugt in ungestörten Misch- und Laubwäldern in
den Mittelgebirgen lebt. Als Langstrecken-Zugvogel
erscheint der Schwarzstorch schon Ende Februar bis
Anfang März in unseren heimischen Wäldern. Frost
und Schneelagen machen ihm wenig aus, da er seine
Nahrung, kleine Fische, Schnecken und Würmer,
überwiegend in klaren fließenden Waldbächen sucht,
die selten zufrieren.
In der Brutphase ist der Schwarzstorch sehr störungs-
anfällig und bei Eingriffen und Störungen im Umkreis
von bis zu 500 m um seinen Brutplatz reagiert er mit
Brutabbruch, d. h. er verlässt sein Gelege und im
schlimmsten Fall auch seine Küken und Storchen-
jungen, die dann elend verhungern. Der Schwarz-
storch ist standorttreu und reagiert bei massiven
störenden Eingriffen in seinen unmittelbaren Wald-
Lebensraum und die waldnahen Nahrungsbiotope mit
dem Verlassen und der Aufgabe des Horstplatzes.                               Schwarzstorch

Die Aufgabe eines über viele Jahre hinweg genutzten Schwarzstorch-Horstes bedeutet leider
nur allzu oft das Verschwinden des Schwarzstorch-Brutpaares aus der Region, da geeignete
alte Bäume mit weit ausladendem starken Astwerk und schützenden Baumkronen in unseren
auf Holzertrag getrimmten Wirtschaftswäldern immer seltener werden.
                                             28
Seit 2 Jahren aber wird unserem Waldstorch in
                                                   immer mehr Mittelgebirgswäldern das Existenz-
                                                   recht streitig gemacht und seine Überlebens-
                                                   chancen werden zunehmend beschnitten. Grund
                                                   hierfür ist der anhaltende nahezu ungebremste
                                                   Ausbau der Windenergiekapazitäten, für die nach
                                                   Ausschöpfung aller geeigneten Windenergiean-
                                                   lagen-Standorte in der Agra-landschaft nun die
                                                   heimischen Wälder als neue Standorte für Wind-
                                                   energieanlagen herhalten müssen.

Schwarzstorch mit Jungstörchen
auf einem Naturhorst

                  Aufbau Windkraftanlage im Wald

Allein in Hessen werden inzwischen 9 von 10 neuen Windrädern in Wäldern errichtet.
Angesichts dieses Bedrohungspotenzials versuchen wir für die maximal 630 Schwarzstorch-
Brutpaare in unserem Land zu tun, was sinnvoll und möglich ist und auch Erfolg verspricht.
Und wenn die von uns errichteten Kunsthorste dann doch nicht dem Schwarzstorch helfen,
dann helfen sie dem Uhu und dem Rotmilan, die ebenfalls unter der Windrad-Verspargelung
ihrer Lebensräume in Feld und Wald leiden.
Wirkungsvollste Hilfestellung für die aus ihren Brutrevier-Wäldern vertriebenen Schwarzstörche
ist der Bau von Kunsthorsten, die wir in Abstimmung mit Waldbesitzern und verschwiegenen
ehrenamtlich arbeitenden Schwarzstorch-Betreuern und dem Einsatz eines erfahrenen Baum-
kletterers in geeigneten Altbäumen in abseits gelegenen und noch ungestörten Waldgebieten
errichten.
Der Bau eines Schwarzstorch-Kunsthorstes ist Knochenarbeit, die dem Baumkletterer körper-
lich alles abverlangt. Das beginnt mit dem Aufstieg in bis zu 30 m Baumhöhe, den er mittels
einer Seil-Klettertechnik bewältigen und dabei bis zu 20 kg Ausrüstungsgegenstände am Körper
in die Höhe schleppen muss.

Aufstieg in einen 30 m hohen                              Horstbau in luftiger Höhe
ausgewählten Horstbaum
                                                     29
Während der Baumkletterer in großer Höhe in einer
geeigneten starken Astgabel die Holzkonstruktion als
Unterlage für den Kunsthorst zusammenbaut, sammelt
das „Bodenpersonal“, ehrenamtliche Schwarzstorch-
schützer oder Stiftungsmitarbeiter, unter Anleitung des
nestbauenden Baumkletterers starke Fichtenäste,
feines Astwerk mit Fichtengrün und säckeweise Quell-
moos, die mittels Seil für den eigentlichen Nestbau in
die Höhe transportiert werden.
Da kommen im Verlauf der Stunden bis zu 50 kg
schwarzstorch-typisches Nestbaumaterial zusammen.
Für einen fachmännisch hergerichteten Kunsthorst
investieren wir je nach Schwierigkeitsgrad des neuen
Horstbaums und des Baumstandortes 4 - 6 Stunden
harte Arbeit.

Wie sehr sich unser Projektengagement lohnt, zeigt
sich in Hessen, wo inzwischen mehr als die Hälfte der
Schwarzstorch-Bruten erfolgreich auf sicheren abseits
gelegenen Kunsthorsten stattfindet.                       Sammeln von geeignetem Nestbaumaterial

Dank des engagierten Einsatzes unseres Kunsthorstbau-erfahrenen Baumkletterers und der
Vorbereitung ehrenamtlicher Schwarzstorch-Betreuer konnten wir im Frühwinter 2019 die
ersten 5 der geplanten 10 neuen Kunsthorste in Hessen, Bayern und Thüringen errichten.

Für dieses Schwarzstorch-Schutzprojekt investierten wir 4.000 Euro.

C. Artenschutzgebäude für bedrohte Gebäude bewohnende Tierarten

Obwohl Menschen Vogelarten wie Turmfalken, Schleiereule, Schwalben, Rotschwänzchen,
Bachstelze und auch Sperlinge in ihrem unmittelbaren Lebens- und Wohnumfeld lieben und
sich über deren Vorkommen freuen, kommt kaum ein Hausbesitzer und Immobilieneigentümer
auf den Gedanken, diesen speziell auf Gebäude geprägten Tierarten sichere und geschützte
Nist-, Brut- und Unterschlupfplätze zu schaffen.

Wir schaffen in Deutschland und in Sizilien, dort beschränkt auf unser Flächeneigentum, mit
der Transformation von aus der Nutzung genommenen Gebäuden (Trafoturmstationen,
Pumpenhäusern, Fabrikgebäuden) mit solider Bausubstanz und an geeigneten Standorten
zukunftsweisende sinnstiftende Artenschutzgebäude.

Die bauen wir fach- und artgerecht und mit der praktischen Erfahrung von mehr als 12 Jahren
Artenschutzgebäude-Bau für bis zu 50 Gebäude nutzenden Wildtierarten um.

1. Mausohrbahnhof Mümling-Grumbach (Hessen) mit Artenschutzgebäude

Dies war vor Jahren auch der Fall, als wir auf einer Immobilienauktion in Köln gemeinsam
mit der „Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz“ (HGON) einen alten
stillgelegten denkmalgeschützten Bahnhof in Hessen in Höchst im Odenwald zugunsten des
konkreten Artenschutzes ersteigern konnten.

                                              30
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