Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...

Die Seite wird erstellt Vanessa Janßen
 
WEITER LESEN
Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...
Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€
Zeitung für soziale Dreigliederung,
neue Lebensformen, Umweltfragen

Gesundheit für
Mensch und Natur
Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...
Schwerpunkt Seite 10

                Gesundheit für Mensch und Natur

Inhalt
Eine Ökonomie der Verbundenheit                                       Gesundes Nahungsversorgen
von Dieter Koschek		                                          3       von Anton Kimpfler			            14
                                                                      Sensibler werden beim Beleuchten
Projektwerkstatt                                                      von Anton Kimpfler			            18
case caro carrrubo
von Renate Brutschin                                         6        Anthroposophie & jedermensch
Den Rechtsruck stoppen			                                    8        Sich vom Wuchernden lösen
Die Region Bodensee nachhaltig                                        von Anton Kimpfler 			                                           20
gestalten von Dieter Koschek		                               9
                                                                      Eulenspiegels Kulturraum		                                       22
Gesundheit für Mensch und Natur
Heilung von Mensch und Natur                                          Alphabet der Commonisten                                         24
von Peter Schilinski			                                      10

Wochenendseminar
Samstag, 28. Oktober, 16 bis 22 Uhr und
Sonntag, 29. Oktober 2017, 9.30 Uhr bis mittags im Kulturraum

Schöpferischer Umgang mit Lebensproblemen

Mit Anton Kimpfler (Schriftsteller), Ansgar Liebhart (Psychotherapeut) und Inga Gessinger (Eurythmie).
Beiträge, psychologische Gesprächsarbeit und eurythmisches Bewegen (leichte Schuhe mitbringen).
Es gibt nun einmal sehr Mangelhaftes oder sogar Empörendes in der Welt. Dagegen jedoch nur zu Felde zu zie-
hen, macht alles noch negativer. Vielmehr sollten die Bemühungen dahin gehen, dem Schwierigen einen desto
konstruktiveren Wandel abzuringen. Um das zu schaffen, ist nicht nur individuelle Kreativität nötig, sondern auch
gegenseitige Hilfe.
Kostenbeitrag 40 Euro, ohne Übernachtung und Verpflegung. Ermäßigung möglich. Übernachtung ist in unserem
Holzhaus mit eigenem Schlafsack im Mehrbettzimmer für 13 Euro pro Nacht möglich. Im Cafe besteht die Mög-
lichkeit zum gemeinsamen Mittagessen (Sonntag). Frühstück und Abendessen in Selbstorganisation (Gaststätte
oder Selbstversorgerküche). Bitte bei Anmeldung angeben.
Anmeldung: Eulenspiegels Kulturraum, Dorfstraße 25, D-88142 Wasserburg, Telefon 08382-89056

Impressum
                                                                      Alle Zahlungen bitte an:
Herausgeber: Jedermensch-Verlag, Brutschin & Koschek GbR,             Aktionskreis lebendige Kultur e.V. Stichwort: jedermensch
Dorfstr. 25, 88142 Wasserburg(B)                                      IBAN DE32 6905 0001 0020 8178 88; BIC SOLADES1KNZ
Vertrieb und Redaktion: Jedermensch-Verlag, Dorfstr. 25,              Der jedermensch erscheint vierteljährlich, jeweils März, Juni, September
88142 Wasserburg (B), Telefon: 08382/89056                            und Dezember. Für ein Einzelexemplar beträgt der Richtwert 5 €, für ein
Redaktion: Dieter Koschek (ViSdP) und Anton Kimpfler                  Jahr 20 €. Jede/r spende soviel, wie ihr/ihm der jedermensch wert ist.
Gestaltung: Dieter Koschek; Titelblatt gemalt von Renate Brutschin,   Druck: digitaldruck leibi, Burlafingerstr. 11, 89233 Neu-Ulm
gestaltet von Klaus Korpiun, die Skizzen im Inneren sind von Renate   Der jedermensch wird auf Umweltschutzpapier gedruckt.
Brutschin. Freie Mitarbeiter: Alte und neue Freunde des jedermensch   Die Auflage beträgt 250. ISSN 0949 – 3247
und des Modell Wasserburg e.V.
                                                                                                                       589-53247-0310-1072
                                                                                                                       869-53247-0409-0753
                                                                                                                       weitere Infos: www.leibi.de/klima
2
Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...
Wahn&Sinn

Eine Ökonomie der Verbundenheit
Charles Eisenstein, ein amerikanischer Philosoph und        entwirft, in der das Geld durch das, was wirklich etwas
ein Aktivist der Wandelbewegung (u.a. in der Occupy-        wert ist, gedeckt sein wird. Und wert sind die gemein-
Bewegung) hat ein Buch „Ökonomie der Verbundenheit“         samen Werte und Güter der Menscheit, die Ressourcen
veröffentlicht. Ein Lesekreis in Vorarlberg arbeitet sich   und die Gemeingüter, die natürlichen, sozialen, kultu-
durch. Ich möchte an dieser Stelle einen Versuch einer      rellen und spirituellen Commons.
Zusammenfassung machen, in den allerdings auch wei-         Dieses Prinzip wird verwirklicht durch die Internalisie-
tere Ansätze einfliessen.                                   rung der Kosten des Verbrauchs genau dieser Güter. Er
Eisenstein sieht die Ursachen der heutigen Vielfachkri-     denkt dabei an eine Abgabe auf Landnutzung, er denkt
se im Geldsystem, das sich dem Kapitalismus unterwor-       an Abgaben für den Verbrauch von Ressourcen, sau-
fen hat. Um dieses System aufrechtzuerhalten wird eine      berer Luft und Wasser. Ein Beispiel sieht er im Emmisi-
Illusion der Knappheit entworfen, die stark damit zu-       onshandel, einer CO2-Steuer oder ähnlichem. Dadurch
sammenhängt, dass ursprünglich der Boden Allgemein-         werden die Preise der Produkte realistisch. Im Gegen-
gut war, in der Folge aber zunehmend privatisiert wur-      zug werden Steuern und Abgaben auf Arbeit, Einkom-
de. Seitdem ist der Mensch auch noch seiner Grund-          men und Konsum überflüssig. Dadurch wird sich Repa-
sicherheit beraubt worden. So entsteht ein „getrenntes      rieren wieder lohnen und der Verbrauch von Ressour-
Ich“, das seine „verlorene Seinsweise“ durch Eigen-         cen eingegrenzt.
tum, Besitz, Geld und mehr Geld kompensiert. Oder wie       Diese Grenzen werden in einer selbstorganisierten Ba-
Hartmut Rosa sagt durch „Welterfahrungsreichweiten-         sisdemokratie festgelegt, dezentral, emergent und un-
vergrößerung“.                                              mittelbar. Aus einer solchen Gesellschaftsordung wer-
Das Kapital mit der Knappheitsillusion erzeugt stän-        den „Regierungen“ entstehen, die die Aufgabe haben,
diges Wachstum, das systemimmanent ist und der              sich um die Fürsorge für die Menschen und der Natur
menschlichen Kompensation entspricht. Der Wachs-            zu kümmern. Diese „Regierungen“ mit Bürgerräten oder
tumszwang liegt zum einen in der Zinswirtschaft und         Konventen sind die Sorgeeinrichtungen der Gemeingü-
zum anderen in der Vorfinanzierung der Produktion           ter. Diese „Regierungen“ werden lokal, regional, natio-
(Kreditwesen). Diese Schulden müssen zurückbezahlt          nal und weltweit Geld schöpfen und es als Kredit und
werden und gleichzeitig müssen die „Konsumenten“            Einkommen (soziale Dividende) herausgeben.
Geld erhalten haben, damit sie die Produkte kaufen          Dadurch sieht er eine ökologische Kreislaufwirtschaft
können.                                                     ohne Müll entstehen. Unternehmerisches Handeln ist
Die Entwicklung des Kapitalismus macht alles zur Res-       weiterhin möglich und ein wirtschaftliches Denken be-
source. Geld macht alles gleich, standartisiert und         zieht sich dann darauf, den Verbrauch der Ressourcen
macht den Handel unpersönlich. Damit wird letztlich die     (und damit der Kosten) durch neue Techniken und effi-
menschliche Gemeinschaft zerstört.                          zientes Handeln zu senken. So kann überhaupt Gewinn
Alles wird Ware: natürliche, soziale, kulturelle und spi-   entstehen.
rituelle Gemeingüter und Geschenke werden Ware. So          Das geschöpfte Geld ist ein alterndes Geld und auf Ver-
wird alles zu Eigentum und Besitz. Die Spirale des Un-      mögen (Einlagen, Besitz, ...) wird ein Negativzins er-
tergangs wird noch durch die Erzeugung von Bedürfnis-       hoben. Dadurch wird Geld ebenfalls zu etwas Verderb-
sen, die ebenfalls handelbar werden, gefördert.             lichem. Dadurch wird der Fluss des Geldes gefördert und
Die Zinsökonomie führt letzlich zu Vermögenskonzen-         Horten wird unattrakiv werden. Selbst Immobilien- und
tration, die verbunden mit dem Wachstumszwang ins           Landbesitz wird unattraktiv, da damit Kosten entstehen.
Verderben führen wird. Klassenkampf, Krieg, Chaos           Dadurch, dass die natürlichen und sozialen Gemeingü-
werden folgen und unser aller Leben wird unsicherer         ter zur Grundlage des Wirtschaftens werden und der
werden.                                                     Verbrauch durch eine Basisdemokratie geregelt wird,
Das Ende der Zivilisation steht bevor. Der Kapitalismus     verbindet sich der Mensch wieder mit der Weltgemein-
frißt sich selber auf (siehe freier Welthandel und Kolo-    schaft und der Natur und es wird eine Gleichgewichts-
nialismus). Durch das Geldsystem haben wir nicht nur        wirtschaft sich entwickeln.
unser Land als Gemeingut verloren, sondern werden           Für die Verwirklichung dieses Entwurfs sieht Eisenstein
auch auf immer als Schuldner zu Gefangenen dieses           alle Modelle von Komplemtärwährungen und Regional-
Systems. Die Reichen werdem diese Situation verleug-        gelder als hilfreiche Modelle und Versuche. Alle Initiati-
nen, den Neoliberalismus beschwören und mit allen Mit-      ven der Zivilgesellschaft haben dadurch eine Berechti-
teln versuchen „mehr Geld“ in den Kreislauf zu werfen,      gung und eine Zukunft. Versuche solidarischen Lebens
um das Rad am Laufen zu halten. Auch der grüne Ka-          finden wir viele. Wir haben heute die Aufgabe diese wei-
pitalismus dient alleine diesem Zweck. Die Illusion des     terzuentwickeln, in Verbindung zu bringen und dadurch
Wachstums muss aufrechterhalten werden.                     die Kraft für diese neue Welt zu stärken.
Doch diese Krise bedeutet auch eine Zeitenwende,            Die Wandelbewegung hat dafür viele Ansätze bereit.
quasi die Initiation der Menschheit, wir werden das         Siehe dazu das Alphabet der Commonisten auf der letz-
Neue enstehen lassen.                                       ten Seite.
Eisenstein skizziert das Neue, indem er eine Wirtschaft                                               Dieter Koschek

                                                                                                                    3
Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...
Wahn&Sinn

Alternativer
sozialer Wohnungsbau                                    Euro-Alternativen
    Diesen Beitrag von Michael Hufschmidt können Sie    Auch auf Sardinien gibt es jetzt die sogenannte Kom-
                  nur in der gedruckten Ausgabe lesen   plementärwährung, den Sardex.
                                                        Als fünf junge Leute nach dem Studium auf ihre Insel
                                                        zurückkehrten, brach gerade die in den Vereinigten
                                                        Staaten von Amerika ausgelöste Finanzkrise auch in
                                                        Europa auf. Das war im Jahre 2009. Das Geschäfts-
                                                        leben auf Sardinien war bedroht, weil die Banken
                                                        kaum mehr Kredite gaben.
                                                        Nach manchen Diskussionen beschlossen die Zu-
                                                        rückgekehrten, ein internes Verrechnungsgeld einzu-
                                                        führen, über das im Tauschprinzip der normale Ge-
                                                        schäftsbetrieb laufen konnte und was ebenfalls er-
                                                        möglichte, Investitionen zu tätigen.
                                                        Die Einführung des Sardex wurde rasch zum Erfolg,
                                                        immer mehr beteiligten sich an dem System. Mittler-
                                                        weile kommt es zu 600 Transaktionen täglich und es
                                                        konnte für 2016 ein Transaktionsvolumen erwartet
                                                        werden, das über 100 Millionen Euro entspricht.
                                                        Der Erfolg des Sardex wird aufmerksam verfolgt und
                                                        er ist bereits Vorbild für mehrere Komplementärwäh-
                                                        rungen anderswo geworden.
                                                                                              Jürgen Kaminski

4
Gesundheit für Mensch und Natur - Sommer 2017 Nr. 683 Spende 5€ Zeitung für soziale Dreigliederung, neue Lebensformen, Umweltfragen - jedermensch ...
Wahn&Sinn

Wasserprobleme                                          Klimaschutz vor Wachstum
Eine neue Studie ergab, daß die Lage eher noch          Die geplante 3. Start- und Landebahn am Flughafen
brenzliger ist als vordem angenommen. Die zur Ver-      Wien-Schwechat ist gerichtlich untersagt und darf so-
fügung stehenden Süßwasservorräte werden derzeit        mit nicht gebaut werden. Besonders bemerkenswert
so intensiv genutzt, daß vielerorts Probleme entste-    an diesem Urteil ist, dass die Richter dem Umwelt-
hen. Beispielsweise sinkt beständig der Grundwas-       schutz und dabei insbesondere dem Klimaschutz ei-
serspiegel im Umkreis der 22-Millionen-Stadt Pe-        nen höheren Stellenwert eingeräumt haben, als den
king. Es wird mehr Wasser entnommen als wiederum        üblichen Versprechungen von Arbeitsplätzen.
nachfließt.                                             Der zuständige Senat des Gerichts hatte nach detail-
Die erwähnte hydrologische Studie der Universität       lierter Prüfung und Abwägung der öffentlichen Inte-
Frankfurt zeigte, daß der weltweite Wasserverbrauch     ressen entschieden, dass das öffentliche Interesse
im ersten Jahrzehnt unseres neuen Jahrtausends          am Schutz vor den negativen Folgen des Klimawan-
gegenüber den davor liegenden vierzig Jahren auf        dels, insbesondere durch die hohe CO2-Belastung,
das Doppelte angestiegen ist. Am stärksten betrifft     höher zu bewerten sei.
das neben China vor allem die Vereinigten Staaten       Durch den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien-
von Amerika, Iran, Indien und Saudi Arabien. Auch       Schwechat und dem damit erhöhten Flugverkehr
in mehreren afrikanischen Ländern und der Mongo-        würden die Treibhausgasemissionen Österreichs
lei wird die Grundwassersituation zunehmend drama-      deutlich ansteigen.
tisch.                                                  Dies ergibt sich unter Berücksichtigung der Emis-
Der starke Anstieg der Wasserentnahme ist vor allem     sionen beim Start- und Landevorgang sowie dem
durch die Ausweitung und Intensivierung der Land-       Treibhausgasausstoß nach Erreichen der Flughöhe.
wirtschaft bedingt. Dies macht ungefähr 90 Prozent      Aus Sicht des Bundesverwaltungsgerichtes ist diese
des gesamten Süßwasserverbrauchs aus. Neben             hohe zusätzliche CO2-Belastung gegenüber den po-
der zunehmenden Austrocknung ist ein weiteres Pro-      sitiven Aspekten des Vorhabens nicht zu rechtferti-
blem der ausgeweiteten Intensivlandwirtschaft die       gen. Mitberücksichtigt wurden dabei auch die interna-
Wasserverschmutzung durch Kunstdünger und aller-        tionalen Verpflichtungen zur Reduktion der Treib-
lei chemische Bekämpfungsmittel. Diese gelangen         hausgasemissionen.
zum großen Teil über die Flüsse ins Meer, wodurch       Christian Felber kommentierte das Vorhaben im
auch dieses zunehmend geschädigt ist. (Die Ostsee       Standart am 1.6.17 so : „Wettbewerbsfähigkeit ist da-
ist bereits in großen Gebieten biologisch “tot”. Vor    gegen ein Begriff für Unternehmen, nicht für demo-
allem durch landwirtschaftliche Schadstoffe bedingt     kratische Staaten! Wettbewerbsfähigkeit kann durch
herrscht da ein lebensfeindlicher Sauerstoffmangel.)    niedrigere Löhne, Sozial-, Arbeits-, Gesundheits-,
Außerdem dringen eben diese chemischen Schad-           Umwelt-, Verbraucher-, Steuer-, Transparenz- oder
stoffe in immer größere Tiefen des Grundwassers         Demokratiestandards erreicht werden. Wettbewerb
vor. Wachsende Bohrtiefen und eine kostenaufwen-        und ‚Standortsicherung‘ dienten bisher als Allzweck-
dige Reinigung des Wassers verschleiern, daß hier       waffe gegen sinnvolle demokratische Regulierungen.
ein Problem gelöst werden muß, das unsere Lebens-       Staatsziel Wettbewerbsfähigkeit ist gleichbedeutend
grundlagen bedroht.                                     mit Handschellen für Gesetzgeber und Gerichte, da-
Dann ist noch die politische beziehungsweise sozi-      mit dem Gewinnstreben nichts mehr in die Quere
ale Herausforderung zu erwähnen. Wo das Wasser          kommen kann. Dann steht aber nicht mehr die Wirt-
knapp wird, können Streitereien um eben dieses ent-     schaft im Dienst der Gesellschaft, sondern die Demo-
stehen. Gütliches, gerechtes Verhalten ist geradezu     kratie im Dienst der Wirtschaft à la ‚marktkonforme
zwingend notwendig, wenn etwa ein Fluß durch meh-       Demokratie‘. (derstandard.at/2000058610317/Ge-
rere Länder fließt. Wird bereits am Oberlauf zuviel     meinwohl-statt-Kapitalismus-als-Staatsziel)
Wasser entnommen oder in Staudämmen gesperrt,           Dieses wegweisende Urteil steht natürlich in der öf-
bleibt zuwenig übrig. Eine für alle Anrainer tragbare   fentlichen Diskussion, die Flughafenbetreiber gehen
Lösung muß gefunden werden, soll nicht Mißgunst,        in die Offensive und in die nächst höhere Instanz.
Streit oder gar Krieg entstehen. Auch im sowieso        Es ist weiterhin notwenig, dass die Zivilgesellschaft
spannungsreichen Verhältnis zwischen Israelis und       hier Stellung bezieht.
arabischen Palästinensern ist der Wasserverbrauch                                               Dieter Koschek
ein großer Konfliktpunkt.
                                      Jürgen Kaminski

                                                                                                            5
Case Caro Carrubo

                                                         Noch mehr wenden
Ein Vierteljahrhundert                                   Diesen Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in
CaseCaroCarrubo: Ein Fest                                                     der gedruckten Ausgabe lesen

auf dem Hügel am 13.Mai
2017
Liebe Freundinnen und Freunde,
herzlichen Dank für die vielen Glückwünsche, die
uns zu unserem Jubiläum von überall her erreicht
haben. Wir hatten ein sehr schönes Fest unter der
grossen Krone unseres ‘Padrone’, dem Johannisbrot-
baum. An die Vierzig, zwischen Gross und Klein, ver-
sammelten sich im Laufe des Nachmittags in seinem
so einladenden Schatten. Vor dem bunten, reichhal-
tigen Buffet am Abend, zu dem alle was beisteuerten,
machten Geschichten die Runde, wie die einzelnen
Menschen mit diesem Ort in Verbindung gekommen
sind....auch all diese Erzählungen so reichhaltig und
bunt; jede in sich verschieden und doch allesamt wie-
derum miteinander verquickt….und bei jeder neuen
Geschichte liessen wir fröhlich die Gläser klingen.
Wer mochte, konnte auf Fähnchen unserem Carru-
bo eine Widmung schreiben, die dann an seine Äste
gehängt wurden und uns nun bestimmt noch eine
ganze lange Weile an diesen besonderen Tag freudig
erinnern lassen. Und nicht zuletzt weht nun wieder
eine neue Fahne auf dem Hügel ….eine Festtagsfah-
ne: auf dem sich die Gäste mit einem Handabdruck
verewigten:

Seid alle herzlich gegrüsst mit einem Glückwunsch,
den ein Freund uns zum Fest mitbrachte:

“...che si possa vivere insieme l’alba di un mondo nu-
ovo” ( ...auf dass wir den Sonnenaufgang einer neu-
en Welt zusammen leben mögen)

                             Cari saluti dalla collina
                          Renate, Frieda, Pietro, Elia

6
Projektwerkstatt Eulenspiegel

Gestalte die Zukunft
Ein Impulsgeber für die neue Kunst des guten Zu-           schiedensten Initiativen. Diese Treffen dienten dem
sammenlebens im Wandelraum Bodensee!                       Kennenlernen, dem Erfahrungsaustausch und dem
                                                           Erspüren von gemeinsamen Möglichkeiten plus einer
Als gemeinsames Projekt von ‚wirundjetzt e.V.‘ aus         möglichen Unterstützung von größeren Projekten ei-
Deutschland, der ‚Wandeltreppe‘ aus Österreich und         ner Initiative aus einer anderen Regionen.
‚OstSinn‘ aus der Schweiz, sowie mit Unterstützung         So war als Beispiel diese Broschüre möglich, bei der
der Internationalen Bodenseekonferenz, entstand            die Wandeltreppe und wirundjetzt als Partner ge-
diese Broschüre, die dazu ermutigen soll, die eigene       meinsam die Idee auf den Weg brachten. In der Re-
Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen.                    daktion und der Gestaltung war dann die Mitarbeit al-
Täglich werden wir von den „schlechten Nachrichten“        ler 13 Initiativen hilfreich, sei es bei der Adressenaus-
in den Medien überrollt. Was viele aber nicht wissen,      wahl, bei der Bildgestaltung oder auch beim redaktio-
ist, dass es im Raum Bodensee eine Vielzahl von Ini-       nellen Überarbeiten einzelner Texte.
tiativen und Projekten gibt, die sich für ein enkeltaug-   Weitere Projekte wie ein gemeinsamer Roll up oder
liches, zukunftsfähiges Miteinander engagieren. Mit        eine Fahrradtour rund um den Bodensee sind in Vor-
dieser Broschüre möchten die Herausgeber auf diese         bereitung.
Initiativen aufmerksam machen und gute Nachrichten         Die 40seitige Broschüre liegt an vielen Stellen rund
verbreiten.                                                um den Bodensee kostenlos aus.
Sie soll Menschen ansprechen, in der "Schmetter-           Sie kann auch unter www.wirundjetzt.org/gestaltedie-
lingsbewegung" für einen Kulturwandel aktiv zu wer-        zukunft downgeloaded werden.
den. Zum anderen zeigt sie die grandiose Vielfalt          So laßt das Lebendige lebendiger werden!
und Größe dieser Bewegung für eine enkeltaugliche
Zukunft auf und macht deshalb Mut. Sie versteht die        Dieter Koschek
Region Bodensee von Liechtenstein, Vorarlberg über
die Kantone Thurgau, Appenzell und Zürich, wei-
ter über Konstanz, den Bodenseekreis, Ravensburg,
Lindau bis ins Allgäu als Wandelraum Bodensee.
Dieter Koschek, Mitglied der Redaktion, schätzt, dass
es über 1000 Initiativen gibt, die an einem Kulturwan-
del arbeiten.
Neben den Arbeitsfeldern wie Energiewende oder
Agrarwende kommt es besonders auch auf den Kul-
turwandel an, wie Claus Leggewie, Direktor des KWI
betont: "Klimawandel bedeutet Kulturwandel. Damit
wir neue Marktordnungen, neue Formen globalen
Regierens und neue Techniken anwenden können,
bedarf es eines tiefgreifenden Bewusstseinswandels
und einer neuen Kultur der Teilhabe.“
In diesem Sinne soll die Broschüre wirken. Sie stellt
13 Transition-Initiativen vor und bietet Zugang zu 11
Aktionsfeldern, die zum Mitmachen einladen: Soli-
darische Landwirtschaft, Repair-Cafes, Tauschen,
Bodenfruchtbarkeit, Regionalgeld, Regionales Wirt-
schaften, Leben in Gemeinschaft, Gemeinwohlö-
konomie, Gemeinschaftlich Wohnen, Lebenswerte
Nachbarschaften, Permakultur. Jeweils zu den Ak-
tionsfeldern gibt es internationale Kontaktadressen
oder beispielhafte Initiativen. Wer aktiv werden will
kann sich dort direkt informieren oder wendet sich an
die regionalen Transition-Initiativen.

Ein Beispiel internationaler Zusammenarbeit
Die Entstehung der Broschüre ist ein Beispiel der
guten Zusammenarbeit der Initiativen aus vier Län-
dern. Wesentlich dazu beigetragen haben regelmä-
ßige Treffen in Zürich von Aktivisten aus den ver-

                                                                                                                  7
Projektwerkstatt Eulenspiegel

Den Rechtsruck stoppen – Keine Stimme für
Rassismus und Rechtspopulismus
Ein Bündnis von mehr als zehn verschiedenen Gruppen       AfD an einen weiteren Wahlkampf auf der Grundlage
aus dem Allgäu und aus Oberschwaben hat eine Kam-         von rassistischen Vorurteilen und dem Schüren von
pagne unter dem Motto: „Keine Stimme für Rassismus        Ängsten vor schutzsuchenden Menschen auszutra-
und Rechtspopulismus“ ins Leben gerufen. Die Kampa-       gen. Dies gilt es zu verhindern.
gne will insbesondere im Bundestagswahlkampf 2017         Wir werden nicht tatenlos zusehen, wenn Men-
gegen rechte Hetze vorgehen.                              schen nur aufgrund eines Vermerks in ihrem Pass
                                                          oder ihrer Hautfarbe oder Abstammung angegriffen
Den Rechtsruck stoppen – Keine Stimme für Rassis-
                                                          werden. Egal ob diese Angriffe mit direkter Gewalt,
mus und Rechtspopulismus
                                                          durch Hetze und Diskriminierung oder in Form von
                                                          rassistischer Gesetzgebung erfolgen. Und wir wer-
Aufruf der regionalen Kampagne gegen rechte Hetze
                                                          den uns dem Rechtsruck in Deutschland auch dort
im Allgäu und in Oberschwaben in Zusammenhang
                                                          in den Weg stellen, wo er sich auf andere Bereiche
mit den Bundestagswahlen 2017.
                                                          ausdehnt. Denn es ist immer deutlicher zu beobach-
Seitdem im Jahr 2015 deutlich mehr geflüchtete
                                                          ten, dass diejenigen, die Geflüchteten grundlegende
Menschen Deutschland erreicht haben, hat sich nicht
                                                          Menschenrechte absprechen, zunehmend auch an-
nur die Stimmung im Land, sondern auch die aus-
                                                          dere Personengruppen öffentlich abwerten und an-
länderrechtliche Gesetzgebung kontinuierlich nach
                                                          greifen.
rechts verschoben. Als Folge der immer massiveren
                                                          Der rechtspopulistischen Hetze der AfD und ihrer Ge-
EU-Abschottungspolitik ist die Zahl der Flüchtlinge,
                                                          fährten im Geiste bei den anderen Parteien stellen
die es tatsächlich schaffen, die BRD zu erreichen,
                                                          wir den Wunsch nach einer offenen und freien Ge-
seit einiger Zeit wieder deutlich zurückgegangen.
                                                          sellschaft entgegen, in der für jeden Menschen unab-
Gleichzeitig haben noch mehr Menschen als zuvor
                                                          hängig von seiner Herkunft, seinem Geschlecht oder
im Mittelmeer für eben diese Grenzpolitik mit ihrem
                                                          seiner sexuellen Orientierung ein gutes Leben mög-
Leben bezahlen müssen. Und auch hierzulande wur-
                                                          lich ist.
de der Druck auf Asylsuchende mit immer neuen Ge-
                                                          Lasst uns gerade auch im Zusammenhang mit den
setzesverschärfungen und einer immer rücksichts-
                                                          kommenden Bundestagswahlen gemeinsam überall
loseren Abschiebepraxis deutlich erhöht. Dennoch
                                                          dort eingreifen, wo rassistische Hetze und Rechtspo-
sind die Stimmen all jener, die nach immer schär-
                                                          pulismus in die Öffentlichkeit drängen.
feren Maßnahmen gegen Flüchtlinge rufen, nicht lei-
                                                          Lasst uns gemeinsam darum kämpfen, weitere Wahl-
ser geworden. Im Gegenteil erlebt der Rechtspopulis-
                                                          erfolge der AfD zu verhindern und auch den anderen
mus in der BRD gerade auch durch die zunehmende
                                                          Parteien deutlich machen, dass sich mit Rassismus
gesetzliche Umsetzung rassistischer Forderungen ei-
                                                          und Rechtspopulismus keine Mehrheiten in der BRD
nen weiteren Aufschwung.
                                                          gewinnen lassen.
Die Partei der sogenannten „Alternative für Deutsch-
                                                          Egal ob im Allgäu, in Oberschwaben oder sonstwo in
land“ (AfD) stellt eine treibende Kraft bei diesem
                                                          Deutschland: Lasst uns gemeinsam den Rechtsruck
Rechtsruck in Politik und Gesellschaft dar. Dennoch
                                                          stoppen!
ist sie nur einer unter vielen Akteuren, die den of-
fenen Rassismus und Nationalismus in Deutschland
                                                          Folgende Gruppen unterstützen bis jetzt den Aufruf:
in den vergangenen Jahren wieder salonfähig ge-
                                                          Initiative gegen Rassismus – Westallgäu
macht haben. Auch viele Menschen aus der soge-
                                                          Antirassistisches Jugendaktionsbüro – reactor
nannten Mitte der Gesellschaft stimmen nur allzu
                                                          Gegen Rassismus im Allgäu und sonstwo
gerne mit ein, wenn es um Stimmungsmache gegen
                                                          Jugendzentrum Tonne Wangen
Flüchtlinge und deren UnterstützerInnen geht. Und
                                                          GLOBAL Bad Waldsee e.V.
auch große Teile der etablierten Parteien sind mit ih-
                                                          Reclaim your streets Ravensburg
rer Politik und mit ihren Diskussionsbeiträgen keines-
                                                          Friedensregion Bodensee
falls so weit von der AfD entfernt, wie dies auf beiden
                                                          Kollektiv.26 (Ulm)
Seiten gerne behauptet wird. Diese Entwicklungen,
                                                          VVN-BdA Oberschwaben
die bislang vor allem Asylsuchende negativ betreffen,
                                                          Autonome Bande für den revolutionären Umbruch,
haben noch bei Weitem nicht ihren Schlusspunkt er-
                                                          Memmingen
reicht.
                                                          Bündnis gegen rechten Wahlkampf (Ulm)
Deutschland läuft Gefahr im Jahr 2017 gerade auch
                                                          LiA – Links im Allgäu
im Zuge der Bundestagswahlen immer weiter nach
                                                          Club Vaudeville Lindau
rechts abzudriften. So schickt sich allen voran die
                                                          jedermensch-verlag
8
Projektwerkstatt Eulenspiegel

Gemeinsam die Region Bodensee nachhaltig
und enkeltauglich gestalten!!!
                                                           gärtner der SOLAWI zeigte die Verbundenheit mit der
Die Mitmachkonferenz der Schweißfurth-Stiftung ge-
                                                           Mutter Erde sehr deutlich auf, da die SOLAWI Ra-
meinsam mit wirundjetzt war ein voller Erfolg.
                                                           vensburg auf einem herkömmlichen Maisacker arbei-
Rund 20 Initiativen und Projekte präsentierten sich
                                                           tet. Da dauert es und es braucht viel Engagement bis
persönlich mit einem Stand. Durch Doppelaktivitäten
                                                           der Boden sich erholt hat und ein Gemüsebeet einen
zählte ich 40 Initiativen, die sich in irgendeiner Weise
                                                           guten Ertrag bringt.
präsentierten. Das allein ist schon ein schöner Erfolg.
                                                           Stephan Schwarz und Clemens Huber (I mach in Äp-
Rund 150 Menschen kamen an einem regnerischen
                                                           pel) arbeiten gemeinsam mit Sarina Gisa, der sehr
Sonntag in den Schwörsaal nach Ravensburg und
                                                           engagierten Co-Moderatorin der Veranstaltung, in
zeigten das Bedürfnis nach Begegnung, Kennen-
                                                           der Initiative Regionalwert AG. Nach dem Vorbild der
lernen und Information. In den Tischgesprächen am
                                                           Freibuger Regionalwert AG soll im Raum Bodensee-
Nachmittag (es gab insgesamt 14) konnte ich hö-
                                                           Oberschwaben eine entsprechende Aktiengesell-
ren, dass es mehr und weitere solcher Treffen geben
                                                           schaft aufgebaut werden, die in die Entwicklung von
sollte. Das höre ich gerne.
                                                           Ökobauern und entsprechenden Vermarktungsein-
Sarina Gisa und Wolfram Frommlet führten kompe-
                                                           richtungen investieren will.
tent durch den Tag. Wolfram Frommlet brachte den
                                                           Ein weiteres Instrument für eine nachhaltige Regio-
Teilnehmenden durch seine Ausführungen sehr deut-
                                                           nalentwicklung stellte Simon Neitzel vor: den Bürger-
lich die Zusammenhänge von Globalisierung, Neoli-
                                                           taler oder die Bürgerkarte. Diese dient dazu, dass
beralismus, Agrarindustrie und der Armut und Ver-
                                                           Verbraucher durch ihren Einkauf bei entsprechenden
schuldung der Menschen und Länder im Süden vor
                                                           Händlern und Betrieben mit 2 Prozent des Umsatzes
Augen. Die Anwesenden spürten, dass ihr Engage-
                                                           ihnen wichtige Initiativen unterstützen. Die teilneh-
ment in der Region und für die Region mit den Klein-
                                                           menden Betriebe brauchen dazu einen entspre-
bauern in Kenia und Indien zu tun hat – und dass
                                                           chenden Kreislauf, der im Idealfall die eigene Region
dieses Engagement konkreter Widerstand gegen die
                                                           fördert. Die entsprechenden Aktivitäten laufen enga-
Macht der Konzerne ist. Selten höre ich diese Worte
                                                           giert an. Um zu einer regionalen Kreislaufwirtschaft
direkt auf einer Veranstaltung.
                                                           zu kommen, ist aber noch viel Engagement nötig. Bei
Das Oberthema war die Verbindung von Stadt und
                                                           wirundjetzt gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich regel-
Land, eigentlich konkret von Bürgerinnen und der
                                                           mäßig trifft.
Landwirtschaft. Oder in der Rollenverteilung Konsu-
                                                           Die Impulse aus den Tischgesprächen brauchen
mentin und Erzeugerin – und hier ging es in allen Im-
                                                           dann auch weiterhin das Engagement der Menschen
pulsvorträgen um die Beteiligung, um die Verbunden-
                                                           in der Region Bodensee-Oberschwaben. Darüberhin-
heit zwischen den Beteiligten.
                                                           aus arbeiten Mitglieder von wirundjetzt an der Ver-
Thomas Schmid vom Heggelbachhof, emerigierter
                                                           wirklichung einer Vier-Länder-Modellregion Boden-
Landwirt und heute aktiv in der Kulturlandgenossen-
                                                           see. Weitere Treffen werden folgen.
schaft, eröffnete die Vortragsreihe gleich sehr enga-
                                                                                                   Dieter Koschek
giert. Die Kulturlandgenossenschaft sucht Genoss-
Innen, also aktive engagierte Menschen mit etwas
Geld, die dies in die Genossenschaft einbringen,
und mit dem dann Land gekauft werden soll, das
dann den Ökobauern zur Verfügung steht. 2000 qm
braucht der Mitteleuropäer um sich mit Lebensmit-
teln zu versorgen – oder eben 5000 € mit denen die
Genossenschaft das Land kaufen und den Bauern
zur Verfügung stellen kann. Dabei kam es Thomas
Schmid auf die Beteiligung am Geschehen an!
Diese Idee direkt umsetzen tut die Solidarische Land-
wirtschaft. Sonja Hummel erläutert die Entstehung
der Solidarischer Landwirtschaft am Beispiel Raven-
burg. Verbraucher und Erzeuger bilden eine Gemein-
schaft. Die Verbraucher finanzieren die Gemeinschaft
mit ihren Anteilen und erhalten von den Erzeugern
einen entsprechenden Gemüseanteil. Hier ist die
Verbundenheit sehr eng. David Steyer als Gemüse-
                                                                                                                 9
Gesundheit für Mensch und Natur

Heilung von Mensch und Erde
Rudolf Steiner ist kein Arzt und wollte auch niemals        enden Kindes eine bedeutende Seele und ein be-
Arzt sein. Wenn er trotzdem für die Medizin und The-        deutender Geist leben kann, der sich in den teilwei-
rapie eine völlig neue Anschauung entwickelt hat, so        se zerstörten Organfunktionen des Körpers sowenig
allein deshalb, weil er in fortschreitender Erkenntnis      zum Ausdruck bringen kann, wie selbst der bedeu-
des seelischen und geistigen Erfahrungsfeldes ge-           tendste Violinvirtuose nicht in der Lage wäre, auf ei-
sehen hat, aus welchen Kräften, von welchen gei-            ner teilweise zerstörten Geige sein Können zu zei-
stigen Wesen der menschliche Körper und alle seine          gen.
Organe aufgebaut sind, derart verdichtet, daß sie mit       Als ein paar Jahre vor seinem Tod befreundete Land-
unseren gewöhnlichen physischen Organen wahrge-             wirte Rudolf Steiner darum baten, ihnen Anwei-
nommen werden können.                                       sungen aus geisteswissenschaftlicher Sicht uber die
Derartige Verdichtungsprozesse vom sinnlich nicht           Wiedergesundung der durch Kunstdünger und ande-
Sichtbaren zum sinnlich Sichtbaren, wie zum Beispiel        re Einflüsse schwer geschädigten Boden zu geben,
Feuer, Luft, Wasser, Eis, sind allgemein bekannt. Ru-       hielt er seinen “Landwirtschaftlichen Kurs”. Wie auf
dolf Steiner sieht die geistigen Kräfte, die im sinnlich-   den anderen Gebieten berichtete Rudolf Steiner die
sichtbaren Mineral-, Pflanzen- und Tierreich wirken,        Ergebnisse seiner geistigen Wahrnehmungen und
sieht, welche Kräfte das erkrankte Organ eines Men-         seiner Geistesforschung nunmehr im Hinblick auf
schen braucht und in welchen Stoffen der uns um-            die Wesen und Kräfte, auf die kosmischen Konstel-
gebenden Natur diese Kräfte enthalten sind. Er sieht        lationen und ihre Auswirkungen auf die Boden-, Tier-
die Verbindung zwischen den Kräften.                        und Naturpflege. Daraus ergeben sich eine Fülle von
Rudolf Steiner gibt grundlegende detaillierte Anwei-        praktischen Anweisungen für die Arbeit in Gartenbau,
sungen über die Behandlung von organischen Er-              Land- und Forstwirtschaft.
krankungen und nennt die physischen Stoffe, wel-            Ohne Kenntnis der Geisteswissenschaft kommen
che die geistigen Kräfte enthalten, die für die Gesun-      dem Menschen bestimmte Vorbereitungen, die der
dung benötigt werden. Daraus entsteht die anthropo-         anthroposophisch geschulte, bologisch-dynamisch
sophische Heilmittellehre, auf deren Grundlage eine         arbeitende Landwirt macht, so seltsam vor, wie
Anzahl von Heilmittelbetrieben in aller Welt arbeiten.      einem Menschen im Mittelalter die Landung eines
Hier ist es von entscheidender Bedeutung, daß der           Flugzeuges.
behandelnde Arzt selbst in fortschreitendem Maße            Total heruntergekommene Böden werden durch die
eine geistige Anschauung sowohl der Patienten,              Anwendung der biologisch-dynamischen Landwirt-
die er behandelt, als auch der geistigen Kräfte, die        schaftsmethode wieder fruchtbar, Früchte und Getrei-
krankmachend oder gesundend wirken, sucht. Rudolf           de erhalten eine Lebenskraft, die für Gesunde stär-
Steiner gibt den Ärzten besondere Übungen, wie auf          kend, für Kranke regenerierend wirkt.
anderen Gebieten den Lehrern, die sie befähigen,                                                   Peter Schilinski
immer mehr ihre geistig-seelischen Wahrnehmungs-
und Erkenntnisfähigkeiten zu schulen, die sie für die
Behandlung der Krankheiten brauchen.
Die Grundzüge der Heilpädagogik hat Rudolf Steiner
aus der geistigen Anschauung eines Kindes entwi-
ckelt, das einen sogenannten Wasserkopf hatte. Ihm
wurde dieses Kind während seiner Studienzeit an-
vertraut. Er hatte dadurch die Gelegenheit, mehre-
re Jahre hindurch das Kind zu behandeln. Es bleibt
heute noch ein Phänomen, daß es ihm gelang, das
Kind zu heilen und es zum Studium der Medizin zu
befähigen. Der anthroposophische Heilpädagoge lebt
noch in einer viel intimeren Beziehung mit den ihm
anvertrauten Kindern, Jugendlichen und Erwachse-
nen als der Lehrer.
Auch hier ist die Anschauung der Menschen als gei-
stig-seelisch-Ieibliche Wesen von besonderer Bedeu-
tung. Rudolf Steiner weiß, daß in dem deformierten
und kranken Leib eines heilpädagogisch zu betreu-

10
Gesundheit für Mensch und Natur

Politische Unabhängigkeit und
gerechtere Preise erforderlich
 Diesen Beitrag von Michael Hufschmidt können Sie
               nur in der gedruckten Ausgabe lesen

                                                     Gesund in England?
                                                     Die staatlichen Gesundheitsausga­ben bis zum Jahr
                                                     2021 werden den stärksten Rückgang seit 1951
                                                     im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung erleben. Mehr
                                                     als 13.000 Betten wurden bereits abgebaut. Das
                                                     reduziert die Kapazität des britischen staatlichen
                                                     Ge­sundheitswesens NHS um fünf Millionen Pati-
                                                     entinnen und Patienten pro Jahr. Private Konzerne
                                                     drängen auf den Gesundheitsmarkt, NHS zu liqui-
                                                     dieren. 2016 wurden Gesundheitsdienstleistungen
                                                     und Krankenhäuser im Wert von 13 Milliarden Pfund
                                                     an private Anbieter verkauft. Das ist eine Steigerung
                                                     um 76 Prozent seit 2010. Die Privaten haben das
                                                     Ziel vorgegeben, im Gesundheitssektor Gewinn
                                                     von acht bis vierzehn Prozent zu realisieren. Profit
                                                     aus Krankheit – das ist echt krank! Vier Millionen
                                                     Patienten stehen auf Wartelisten. Faktisch müssen
                                                     sie warten, weil reiche Privatpersonen vorgezogen
                                                     werden. Nun will die Regierung weitere 22 Milliarden
                                                     Pfund im NHS einsparen. Wenn wir das nicht verhin-
                                                     dern, wird das NHS verloren gehen. Der Widerstand
                                                     hat aber begonnen! Am 4. März demonstrierten
                                                     200.000 Menschen in London und folgten damit
                                                     dem Aufruf des Bündnisses „Health Campaigns To-
                                                     gether“. Diese Demonstration wirkt als Ansporn für
                                                     weitere koordinierte Aktionen von Menschen in den
                                                     Nachbarschaften, in den Gewerkschaften und in
                                                     den politischen Organisationen. Wir sagen Nein zu
                                                     Kürzungen und Privatisierungen. Wir fordern ein aus-
                                                     reichend finanziertes staatliches Gesundheitswesen
                                                     NHS!
                                                         Mike Forster ist stellvertretender Vorsitzender des
                                                                 Bündnisses „Health Campaigns Together“
                                                                                                         11
Gesundheit für Mensch und Natur

Endlich!                                                 Freude am Holz
Harald Grethe ist Leiter des Wissenschaftlichen Bei-     Diesen Beitrag von Anton KImpfler können Sie nur in
rats Agrarpolitik unseres Landwirtschaftsministers                           der gedruckten Ausgabe lesen.
Christian Schmidt. Und er empfiehlt eben diesem, ein
staatliches Tierschutzsiegel ähnlich dem Bio-Siegel
einzuführen. Grethes Position ist deutlich: „Das Leid
der meisten Nutztiere ist fachlich nicht vertretbar,
gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel und deshalb
auch nicht zukunftsfähig.“
Selbst wenn ein solches Siegel nur Mindeststandards
definiert - so wie beim BioSiegel der Europäischen
Union -, ist eine eklatante Verbesserung für Nutztiere
zu erhoffen. Ade Schnabel stutzen und Schwanz ab-
schneiden. Und es würde ja weiterhin Siegel der Ver-
bände wie beispielsweise Demeter, Bioland oder Na-
turland geben.
Diese könnten dabei ihre ohnehin strengen Kriterien
unter die Lupe nehmen - und in puncto Tierwohl viel-
leicht hier und da noch eine Schippe drauflegen. Ach.
                    Stephanie Silber (Schrot und Korn)

Zusammenwirken                                           Notwendigkeit ökologischer
                                                         Saatgutzüchtung
Diesen Beitrag von Anton KImpfler können Sie nur in
                    der gedruckten Ausgabe lesen.        Konventionelle Züchtung ist auf eine energieinten-
                                                         sivere Landwirtschaft ausgerichtet. Sie benötigt einen
                                                         hohen Einsatz chemisch-synthetischer Spritzmittel
                                                         und Kunstdünger, um den hohen Nährstoffbedarf der
                                                         krankheitsanfälligen Hochleistungssorten zu decken.
                                                         Der Ökolandbau hingegen ist ressourcenschonend
                                                         und braucht daher Sorten, die ohne Chemie auskom-
                                                         men. Die Sorten müssen das vorhandene Potenzial
                                                         des Standortes optimal nutzen...
                                                         Saatgut sollte regional, vielfältig und fruchtbar sein.
                                                         Doch die Sorten der konventionellen Zuchtfirmen und
                                                         Agrarkonzerne sind eher zentral, einfältig und un-
                                                         fruchtbar: Zentral, weil Standortunterschiede für mo-
                                                         derne Sorten keine Rolle spielen sollen. (Ideal wäre
                                                         aus Sicht der Saatgutkonzerne eine Welteinheits-
                                                         sorte. Diese würde hohe Verkaufsquoten ermögli-
                                                         chen.) Einfältig, weil nur für eine intensive Landwirt-
                                                         schaft mit hohem Input geeignet. Unfruchtbar bezie-
                                                         hungsweise nicht zum Nachbau geeignet, weil man
                                                         so die Kundschaft zum Nachkauf zwingt.
                                                         Da Sortenentwicklung und Züchtungsforschung lang-
                                                         wierige und arbeitsintensive Prozesse sind, gibt es
                                                         einen ungeheuren Nachholbedarf für ökologisch an-
                                                         gepaßte Sorten. Denn seit den 1950er-Jahren wurde
                                                         die gesamte Züchtungsarbeit vollständig an den Not-
                                                         wendigkeiten der konventionellen Agrarwirtschaft mit
                                                         ihrem hohen Energie- und Hilfsmittelinput ausgerich-
                                                         tet. Um die vielfältig anstehenden Aufgaben aufgrei-
                                                         fen zu können, ist daher “Zukunfts”- beziehungswei-
                                                         se “Schenkgeld” in größerem Umfang nötig.
                                                                              Zukunftsstiftung Landwirtschaft der
                                                                                    Gemeinschaftsbank Bochum
12
Gesundheit für Mensch und Natur

Zum Zustand des griechischen Gesundheitswesens
Als die Regierung Tsipras 2015 antrat, stand sie       lichen Gesundheitssystem 188 Millionen Euro einzu-
vor einem gesundheitspolitischen Trümmerhaufen.        sparen, was die angeführten positiven Maßnahmen
Als Resultat der Politik, die die EU und die Gläubi-   konterkarieren könnte. Zur Entlastung der Patien-
ger dem Land aufgezwun­gen hatten, waren mehr als      tinnen und Patienten soll im Gegenzug die Zuzah-
drei Millionen Men­schen ohne Krankenversicherung.     lung für Einkommen bis zu 700 Euro gestrichen wer-
Die Strukturen waren durch massive Sparmaßnah-         den; bei Einkommen zwischen 700 und 1.200 Euro
men nahezu zerstört. Die Unversicherten und Armen      sollen die Zuzahlungen reduziert werden.
waren auf selbstorganisierte Hilfe in „Solidarischen   Wie wird das alles in den Solidarischen Praxen ge-
Praxen“ angewiesen: Hunderte Ärztinnen, Ärzte und      sehen? Aus mehreren Praxen wurde mir in den letz-
Pfle­gepersonal leisten seitdem dort unentgeltliche    ten Monaten berichtet, dass sie seit Inkrafttre­ten des
Hilfe.                                                 Gesetzes sehr viel weniger Patientinnen und Pati-
In dieser extrem schwierigen Situation beschloss die   enten haben. Nachgefragt werden aktuell insbeson-
griechische Regierung zwei entscheidende poli­tische   dere zahnärztliche, psychologische und auch gynä-
Maßnahmen: Erstens sichert seit Juni 2016 das Ge-      kologische Leistungen. Weiterhin werden Medika-
setz 4368/2016 unversicherten GriechInnen und be-      mente in den solidarischen Praxen ausgege­ben, weil
sonders schutzbedürftigen Menschen den kosten-         Kranke sich die Zuzahlungen nicht leisten können –
losen Zugang zum Öffentlichen Gesund­heitssystem.      und weil es im öffentlichen System (im Mo­ment fast
Verbunden damit ist deren Versorgung mit Arzneimit-    ausschließlich Krankenhäuser) nach wie vor einen
teln zu denselben Bedingungen und mit denselben        drastischen Mangel an Personal, technischer Ausrü-
Gebühren wie bei den Versicherten. Zweitens stat-      stung, Material und an Medikamenten gibt.
tete die Regierung das öffentliche Gesundheitssy-      Die Solidarische Praxis in Elliniko richtete am 27.
stem wieder mit mehr Geld aus. Die öffentlichen Mit-   April 2017 einen dringenden Appell an das Gesund-
tel wurden zugunsten der öffentli­chen Gesundheits-    heitsministerium. Sie beklagt, dass nach wie vor
versorgung umverteilt. Erstmalig nach sechs Jahren     – unversicherte – Patientinnen und Patienten von
Krise und Abbau, wurden Anstellungen von zusätz-       Krankenhäusern abgewiesen werden, dass sie oft
lich 3.500 Ärztinnen und Ärzten, neuem Krankenpfle-    trotz geringem Einkommen nicht von den Zuzah-
gepersonal und anderen Gesundheitsprofessionellen      lungen befreit würden und dass es immer noch bü-
im öffentlichen Gesund­heitssystem auf den Weg ge-     rokratische Probleme mit dem Krankenscheinheft für
bracht. Parallel gab es im gesamten Land Zeitver-      Unversicherte gibt. Die Frage ist also, ob das theo­
träge für über 2.000 Ärzte und sonstiges Personal in   retische universelle Recht auf Zugang tatsächlich
Krankenhäusern, Gesund­heitszentren und Stationen      auch ein reales praktisches Recht ist – zumal die
für Intensivpflege.                                    personelle und Sachausstattung der Krankenhäuser
Weil auf Veranlassung der Troika das beste­hende       immer noch ausgesprochen dürftig ist. An der sozi-
Ambulanzsystem zerschlagen worden war, plant           alen Lage und den Lebens- und Arbeitsumständen
die Regierung aktuell die Organisierung einer de-      der Aktiven selbst hat sich seit Beginn der linken Re-
zentralen öffentlichen Primärversorgung mit ca.        gierung kaum etwas geändert. Sie haben nach wie
300 Einrichtungen mit Hausärzten, Gesundheits­         vor nahezu rund um die Uhr zu tun. Und sie machen
professionellen und einem Konzept ganzheitlicher       das trotz Desillusionie­rung und Konflikten innerhalb
Gesundheitsversorgung einschließlich Prävention.       der Bewegung immer noch mit bewundernswerter
Ärzte in der Primärversorgung sollen in Zukunft in     Ausdauer.
Vollzeit und ausschließlich im öffentlichen Gesund­                                            Nadja Rakowitz
heitswesen beschäftigt sein. So soll nach Aussagen
von Gesundheitsminister Xanthos die verbreitete         Die Autorin arbeitet als Geschäftsführerin beim Ver-
Korruption in dem Bereich bekämpft werden. Was die       ein demokratischer Ärztinnen und Ärzte und in der
Regierung davon umsetzen kann, hängt wiederum          Redaktion der Zeitung „express“. Die Quellen zu die-
von der Troika ab. Sowieso droht im Zuge des aktu-     sem Text können bei der Autorin angefordert werden:
ellen „Überprüfungsprozesses“ durch die EU und die                                nadja.rakowitz@online.de
Gläubiger erneut Ungemach: Die Regierung plant ab
2018 die Streichung von Steuererleichterun­gen bei
Medikamenten in Höhe von 121 Millionen Euro. Be-
sonders für chronisch Kranke dürfte dies einen wei-
teren schmerzhaften Anstieg der privaten Ausgaben
bedeuten. Zusätzlich plant die Regierung, im Öffent-

                                                                                                           13
Gesundheit für Mensch und Natur

Gesundes Nahrungsversorgen
Diesen Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in
                     der gedruckten Ausgabe lesen

14
Gesundheit für Mensch und Natur

                            15
Gesundheit für Mensch und Natur

Langwierige Belastungen
Die Ärztin Dörte Siedentopf ist vor über 25 Jahren bei
einem Besuch auf die katastrophale Lage großer Ge-
biete in Weißrußland aufmerksam geworden. Dort fiel
die Hauptlast des radioaktiven Niederschlags nach
dem Reaktorunglück von Tschernobyl (am 26. April
1986) zu Boden. Zwar gab es alsbald Umsiedlungs-
aktionen, jedoch hatten viele bereits die krankma-
chende radioaktive Strahlung in sich aufgenommen.
Als deutlich wurde, daß sich die Schäden des mütter-
lichen Organismus auf den heranwachsenden Fötus
übertragen können, kam es zu einer Welle von Ab-
treibungen.
Viele Kinder wurden trotzdem mit Krebs und ande-
ren Krankheiten geboren. Auch Deformationen häuf-
ten sich in betroffenen Gebieten. Dazu fehlte es häu-
fig in den betreffenden medizinischen Einrichtungen
an notwendigen Geräten. Also organisierte Dörte
Siedentopf in Deutschland medizinische Einsamm-
lungen und bald begannen regelmäßige Transporte
nach Weißrußland. Ferner ermöglichte die Ärztin in
ihrer Heimatstadt Dietzenbach eine Reihe von Part-
nerschaften mit Menschen aus einem besonders be-
lasteten Gebiet um die Stadt Kostjukovitschi herum.
Das erlaubte vielen Kindern einen familiären Erho-
lungsaufenthalt bei deutschen Gastfamilien.
Die meisten staatlichen Unterstützungen wurden
nach einiger Zeit eingestellt. Der weißrussische Prä-
sident Lukaschenko hatte verkündet, daß die Kri-
se von Tschernobyl nun vorüber sei und alles seinen
normalen Gang nehmen könne. Das bedeutet für
Kinder armer Familien, die bisher einen kostenlosen
Kindergartenzutritt hatten, mit einer Mahlzeit dabei,
daß sie nun zuhause bleiben mußten. Auch für diese
Kinder wurden in Deutschland Geldsammlungen or-
ganisiert.                                               Verkümmerungen
Für Dörte Siedentopf sieht die jetzige und zukünf-       Der Mensch ist zum Erleben geschaffen und um Er-
tige Lage in den radioaktiv betroffenen Gebieten kei-    kenntnisse aus diesem Erleben zu gewinnen. Wenn
neswegs als “überwunden” aus. s gab mehrere Er-          man aber eine Möglichkeit nicht nutzt, verkümmert sie.
krankungswellen: Zunächst starben die am meisten         Viele Krankheiten in unserer Gesellschaft haben mit
verstrahlten Aufräumarbeiter (Liquidatoren). Jeder       einem Nichtgebrauch von angelegten Kräften zu tun.
zehnte von den etwa eine Million eingesetzter Leute      An deren Stelle treten dann künstliche Tätigkeiten
sei bislang gestorben im Alter von 40 bis 50 Jahren.     und virtuelle Vergnügungen, vor allem im Zusam-
Dann kam der Schilddrüsenkrebs bei Kindern, wei-         menhang mit elektronischen Geräten. Weil sie aber
ter Brustkrebs, Knochenkrebs. Weil oft ebenfalls das     das dahinterliegende Bedürfnis nicht wirklich erfül-
Immunsystem angegriffen war, heilten Wunden nicht        len, sondern nur scheinbar - auch die Befriedigung ist
mehr richtig. Auch verloren Impfungen ihre Wirkung.      eben virtuell -, bekommen sie Suchtcharakter. Alles,
Viele Zellschädigungen vererben sich. Dörte Sieden-      was das nicht stillt, was man wirklich sucht, hat das
topf rechnet damit, daß weitere sieben bis acht Ge-      Potenzial zur Sucht.
nerationen von Strahlenschäden betroffen sein kön-       In eine solche flächendeckende Suchtspirale begibt
nen. Also alles andere als ein Schlußstrich unter das    sich im Moment die Gesellschaft, oft noch politisch
Desaster!                                                verordnet und vom Kleinkindalter an.
                                      Jürgen Kaminski                                        Alexander Wiechec
16
Gesundheit für Mensch und Natur

Medizin der Menschlichkeit                            Leidenszeit
Diesen Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in   Bevor Ostern kommen kann, gehen wir durch die
                     der gedruckten Ausgabe lesen     Passionszeit. Es ergab sich 2015, daß ich mich
                                                      schicksalsmäßig besonders damit befaßte, da ich viel
                                                      auf der Onkologie-Station des Klinikums Bremen-Mit-
                                                      te weilte.
                                                      Ich fühle intensiv mit, beobachte genau, mache mir
                                                      so meine Gedanken über das Leid. Es wird unend-
                                                      lich viel gelitten. Im Großen und Kleinen, offen oder
                                                      im Stillen.
                                                      Was geschieht um dieses von so vielen Menschen
                                                      oder Tieren, ja vom ganzen Erdball zu tragenden
                                                      Leides? Läßt sich dieses Leiden auch als eine Erzie-
                                                      hungsmaßnahme erkennen, auch wenn sie erstmal
                                                      verhüllt bleibt?
                                                      Ist Leid nicht auch eine gewisse Art von Humus?
                                                      Wächst da nicht auch etwas hervor, wodurch es ge-
                                                      lindert werden kann? Indem Einsichten ganz ganz
                                                      langsam sich bilden, um schließlich eine Wende ent-
                                                      stehen zu lassen? Hat man Leid so richtig bejahend
                                                      aufgenommen und überwunden, kann man sich wie
                                                      neugeworden erleben.
                                                      Außerdem sollten alle daran arbeiten, so gut wie
                                                      eben möglich, es nicht zuzufügen, sondern auf es
                                                      hinzuschauen mit Mitgefühl und Herzbegleitung. Ein
                                                      Lächeln, ein offener und liebevoller Blick, eine kleine
                                                      Handreichung, eine Tröstung, einfach etwas zur Lin-
                                                      derung von Leid ist uns Menschen häufiger möglich,
                                                      wenn wir nicht allzusehr verhärten.
                                                                                           Elisabeth Kriechel

                                                                                                          17
Gesundheit für Mensch und Natur

Sensibler werden fürs Beleuchten
Diesen Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in
                     der gedruckten Ausgabe lesen

18
Gesundheit für Mensch und Natur

Müll in den Weltmeeren
Diesen Beitrag von Barbara WAgner können Sie nur
                  in der gedruckten Ausgabe lesen

                                                     Schutz für Boden und Klima
                                                      Diesen Beitrag von Michael Hufschmidt können Sie
                                                                    nur in der gedruckten Ausgabe lesen

Kosmische Kräfte vonnöten
 Diesen Beitrag von Michael Hufschmidt können Sie
               nur in der gedruckten Ausgabe lesen

                                                                                                    19
Diesen Beitrag von Anton Kimpfler können Sie nur in
                     der gedruckten Ausgabe lesen

20
Donnerstag, 3. August 2017, 16 Uhr, bis
             Sonntag, 6. August, mittags

     Hilfen durch Geisteswissenschaft und Kunst

                   Öffentlicher Vortrag
             Freitag, 4.August 2017, 20 uhr

       Verborgenes Kräftewirken in dieser Welt
                  Von Anton Kimpfler
Mitwirkend: Friederike Fuchsmann (Märchenerzählerin)

            Samstag, 5. August, 20.30 Uhr

                im Kirchlein von Feldis
                 Ensemble: pur gioia
              Leitung Christine Brodbeck

          Hotel Sternahaus, Feldis, Schweiz
              Anmeldung und Auskunft
Christine Brodbeck, Hauptstr. 59, CH-4411Seltisberg,
                  0041 61 9110558

       Samstag, 8. Juli, 17.15 – 21.30 Uhr und
          Sonntag 9. Juli 9.15 - 12.30 Uhr

Beiträge von Anton Kimpfler, Gesprächsarbeit mit Ans-
gar Liebhart, Eurythmie mit Brigitte Sattler (Bitte leichte
                  Schuhe mitbringen)

       Freizeitschule, Neckarauer Waldweg 139,
                  Mannheim/Neckarau

    Anmeldung und Anfragen wegen Quartier bei:
     Brigitte Sattler, Johann Wilhelmstraße 67a,
           D-69259 Wilhelmsfeld, 0662-336

                                                         21
Juni bis September 2017

Mittwoch, 14. Juni, 20 Uhr im Kulturraum                 Akkordeon, Gitarre, Percussion). Teil des Programms
Rundumkreis                                              bilden neue eigene Stücke und Songmaterial der CD
Eine offene, sanft geregelte Gesprächsrunde in der       "Domestik - Helium, Sachen die Hochziehen". Eine
jede(r) zu Wort kommt.                                   Geschmacksprobe gibt's unter www.domestik.eu
Das Gesprächsthema entsteht aus dem Kreis.               Eintritt frei. Der Hut geht rum.

Mittwoch, 21. Juni, 20 Uhr im Kulturraum                 Freitag, 7. Juli 20.00 Uhr im Café
Was uns der Tod sagen kann                               Lothar Kraft - French Connection
Rundgespräch mit Elmar Gabriel und Anton Kimpf-          Mit dem Saxophonisten und Flötisten präsentiert der
ler.                                                     Eulenspiegel einen Musiker der Extraklasse. Damien
                                                         Prud´homme ist Dozent am Konservatorium in Metz,
Samstag, 24. Juni 20.00 Uhr im Café                      ist Mitglied im staatlichen Jazzorchester von Luxem-
BACK TO SOUL featuring Sara Velic (Vocal)                burg, hat diverse eigene Formationen und Auftritte
Sara Felix ist eine vielversprechende, junge Nach-       mit Weltstars des Jazz wie Randy Brecker oder Bob
wuchssängerin aus Vorarlberg mit bosnischen Wur-         Mintzer.
zeln, die sich mit Pop-Soul-Songs von Duffy, Ste-        Beim Konzert im Eulenspiegel spielt er Titel aus der
vie Wonder, Amy Winehouse, Jamie Lawson, Chaka           Bebop- und Hardbop-Epoche des Jazz. Swingende
Khan, Alicia Keys, Queen u.v.a. präsentiert.             Uptempo Stücke, Latin-Grooves und subtile Balla-
Für die groovige Begleitung an Schlagzeug und Ca-        den bieten ihm den Rahmen für unbegrenzten Ide-
jon sorgt Dario Dalpra, ebenfalls ein bereits viel be-   enreichtum bei seinen mit großer melodischer und
schäftigtes, junges Nachwuchstalent aus Vorarlberg.      harmonischer Ausdruckskraft dargebotenen Impro-
Begleitet werden sie von 2 erfahrenen Musikern, die      visationen. Mit dabei ist die gut eingespielte Rhyth-
einen kurzweiligen Dialog mit interaktiven Improvisa-    musgruppe mit dem Pianisten Lothar Kraft, dem in
tionen versprechen: Klaus Raidt – E-Piano; Gernot        Frankreich lebenden Herbert Stengele am Kontra-
Häfele - Gitarre                                         bass und Matthias Jakob am Schlagzeug.
Eintritt frei. Der Hut geht rum.                         Damien Prud´homme – Saxophon, Flöte; Lothar Kraft
                                                         – Piano; Herbert Stengele – Kontrabass; Matthias Ja-
Samstag, 24. Juni, 9 - 19 Uhr und Sonntag, 25. Juni,     kob – Schlagzeug.
9-18 Uhr im Kulturraum                                   Eintritt frei. Der Hut geht rum
Bewegungen der Liebe
Familienstellen mit Hans-Peter Regele, ARKANUM -         Freitag 7. Juli 2017, 20.-22.00 Uhr
Praxis für Therapie, T. 08382- 275212.                   und Samstag und Sonntag 8. und 8. Juli 2017 10.-
Das Familienstellen hilft uns, Verstrickungen und feh-   12.00 Uhr im Kulturraum
lende Personen aus der Familie ans Licht zu holen        Auszeit am Bodensee - Feldenkraiswochende
so dass, das was getrennt war, wieder vereint wer-       mit Beate Murlowsky
den kann.                                                Dieses Wochende bietet viel Raum körperlich und
                                                         seelisch zu Entspannen und so wieder mehr Leichtig-
Donnerstag, 29. Juni 20.00 Uhr                           keit in sich zu erleben.
Trio Domestiko                                           Information und Anmeldung: Beate Morlowski, Ger-
Mehrsprachigen Funk, Soul, Reggae, Polka, Blues,         manstr. 22 78048 VS- Villingen, Tel. 07721/ 406601,
Samba, Bossanova & Jazz-Manouche spielen das             Beate.Murlowsky@t-online.de
Trio Domestiko live ab 20 Uhr im Café Restaurant
Eulenspiegel mit Matias Collantes (Gesang, Gitarre,      Sonntag, 9. Juli 10.30 Uhr im Café
Bass, Percussion), Andreas Ogger (Gesang, Bass,          Vernissage Bernadette Maier
Schlagzeug) und Dominik Blöchl (Gesang, Klavier,         Ölgewordene Postkartenleinwandbilder

22
Donnerstag, 13. Juli 20.00 Uhr
Live Konzert - Clan Destinos                                auf die andere.
- die andere Art zu reisen
                                                            Mittwoch, 13. September, 20 Uhr im Kulturraum
Clan-Destinos Band, fasziniert mit musikalischen Im-
                                                            Krieg oder Frieden
pressionen und unvergesslichen Liedern aus
                                                            zwischen Menschen und Religionen
Lateinamerika - von Mexiko bis Argentinien. Die Lei-        Rundgespräch mit Roland Linsenmeyer und Anton
denschaft an der Musik ist es, die Clan Destinos ver-       Kimpfler.
bindet
                                                            Samstag, 23. September 20.00 Uhr
Mittwoch, 19. Juli, 20 Uhr im Kulturraum                    FRUIT OF THE LOOP
Vom Recht, das mit jedem geboren ist                        Happy songs of heartache and homesickness... ...so
Rundgespräch mit Ingo Mäder und Anton Kimpfler.             lautet das Programm der beiden Tübinger Musi-
                                                            ker, in dem sie bekanntes und unbekanntes, fremdes
Mittwoch, 26. Juli 20.00 Uhr im Café                        und eigenes Liedgut mal auf englisch, mal deutsch,
Live Konzert - Matias y Mario Daniel Collantes              französisch, italienisch und sogar auf schwyzerdütsch
und Julia Rodriges Söllner                                  auf die Bühne bringen.
Jazz, Funk, Roma, Brasil, Bossa Nova, Latin                 Im Eulenspiegel spielen die beiden passend zur
Julieta Rodriguez Söllner, Gesang;                          Atmosphäre ihr Wohnzimmerprogramm.
Matias y Mario Collantes, Gitarre, Gesang                   Nadia Morlion - Vocals, Mandolin, Flute, Bass, Loops
                                                            Andreas Fischer - Vocals, Piano, Guitar, Bass, Loops
Freitag, 28. Juli, 20 Uhr im Kulturraum                     www.fruit-of-the-loop.de
Bienengespräch
Mellifera Regionalgruppe "Eulenspiegel Bodensee".           Samstag, 23. September, 9 - 19 Uhr und Sonntag, 24.
Praktiker und Interessierte sind herzlich eingeladen zu     September, 9-18 Uhr im Kulturraum
unseren Gesprächen über natürliche Bienenhaltung            Bewegungen der Liebe
                                                            Familienstellen mit Hans-Peter Regele, ARKANUM -
Samstag, 29. Juli, 9 - 19 Uhr und Sonntag, 30. Juli,        Praxis für Therapie, T. 08382- 275212.
9-18 Uhr im Kulturraum                                      Das Familienstellen hilft uns, Verstrickungen und feh-
Bewegungen der Liebe                                        lende Personen aus der Familie ans Licht zu holen
Familienstellen mit Hans-Peter Regele, ARKANUM -            so dass, das was getrennt war, wieder vereint werden
Praxis für Therapie, T. 08382- 275212.                      kann.
Das Familienstellen hilft uns, Verstrickungen und feh-
lende Personen aus der Familie ans Licht zu holen           Freitag, 29. September, 20 Uhr im Kulturraum
so dass, das was getrennt war, wieder vereint werden        Bienengespräch
kann.                                                       Mellifera Regionalgruppe "Eulenspiegel Bodensee".
                                                            Praktiker und Interessierte sind herzlich eingeladen zu
Mittwoch, 23. August, 20 Uhr im Kulturraum                  unseren Gesprächen über natürliche Bienenhaltung
Gesunde soziale Wege in die Zukunft
Vortrag und Gespräch mit Anton Kimpfler (Schriftsteller,
Freiburg)                                                   Die Rückseite zeigt viele Möglichkeiten auf, die Men-
Wie der menschliche Leib mit Kopf, Herz und Gliedern        schen gemeinsam mit anderen tun können, um die
hat auch die Gesellschaft ihre drei Bereiche: Wirtschaft,   Welt zu reparieren. Das Alphabet der Commonisten ist
Rechtsleben und Kultur. Nur wenn diese richtig aufein-      dem Buch: „Die Stadt der Commonisten“ von Christa
ander abgestimmt sind, ist eine heilsame soziale Ent-       Müller u. a. entnommen.
wicklung möglich. Ansonsten folgt eine krankhafte Krise     Dort stellt es das Inhaltsverzeichnis dar.
                                                                                                                      23
Sie können auch lesen