HAMBURG 2040 INNENSTADT AUF DEM WEG DIE HAMBURGER IN IHRE ZUKUNFT 2040 - STANDPUNKTE
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STANDPUNKTE HAMBURG 2040 DIE HAMBURGER INNENSTADT AUF DEM WEG IN IHRE ZUKUNFT 2040
Inhalt Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Inhaltsverzeichnis Executive Summary 3 Vorwort 8 I. Innenstädte im Wandel 9 II. Die Innenstadt der Zukunft 11 III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt 13 IV. SWOT-Analyse 17 V. Zielbild, Handlungsfelder, Maßnahmen 19 Zentrum des Handels stärken und Nutzungsmischung intensivieren 20 Erreichbarkeit für alle sicherstellen 22 Wohnstandort weiterentwickeln 23 Kulturelle Funktion stärken & Freizeitangebote für alle bieten 24 Orte/Anlässe für Aufenthalt & Austausch schaffen und verbessern 27 Attraktivität für Touristen erhöhen – Gastronomie stärken 30 Innovationen initiieren und nachhaltiges Vorbild sein 31 Professionelles Transformationsmanagement einsetzen 32 Für weitere notwendige Rahmenbedingungen sorgen 33 VI. Funktionskonzept 34 Das Herz der Metropolregion 36 Einkaufen & Flanieren 36 Geschichte erleben & Hamburg spüren 37 Kunst & Kultur 37 Ankommen/Tor zu Hamburg 37 BüroArbeit 37 Urbanes Wohnen & Arbeiten 38 BüroArbeit & Wohnen 38 Ausgehen und Genießen 38 Tor zur Welt & Maritimes Leben 38 Attraktives/freizeitorientiertes Bindeglied 38 Quellen 40 2
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Executive Summary Executive Summary War die europäische Innenstadt im 20. Jahrhundert ins- und Schwächen auf und identifiziert die Chancen und besondere durch die ihr zukommende Kernfunktion der Risiken für einen zielgerichteten und umfassenden zentralen Versorgung des mittel- und längerfristigen Transformationsprozess. Das formulierte Zielbild mit sei- Bedarfs ihres jeweiligen Einzugsgebiets geprägt, so voll- nen acht Unterzielen, dient als Grundlage für die Benen- zieht sich mittlerweile ein tiefgreifender Wandel. Der nung von Maßnahmen- und Projektvorschlägen und das klassische Einzelhandel hat zum großen Teil seine Leit- darauf aufbauend entwickelte Funktionskonzept. Das funktion als vordringlicher Anlass für einen Besuch der Papier liefert eine breite Palette von Anregungen und Innenstadt verloren. Es stellen sich grundsätzliche Fra- soll als Grundlage zur Diskussion und für konkrete Ver- gen wie: Welche zentralen Funktionen werden die Innen- abredungen zwischen den Innenstadtakteuren dienen, städte zukünftig haben? Werden sie in einem sich auflö- um der Hamburger Innenstadt zurück zu alter Strahlkraft senden funktional gegliederten Siedlungsraum noch zu verhelfen, sie zukunftsfähig im Wettbewerb mit an- eine zentrale Funktion haben können? Oder müssen die deren Metropolen und zu einem positiven Standortfak- Cities selbst neue Funktionen und Qualitäten entwi- tor für den Wirtschaftsraum Hamburg zu machen. ckeln? Die Corona-Pandemie wirkt hier als Beschleuniger Die Hamburger Innenstadt steht vor einem umfassenden von längerfristigen Entwicklungen und zeigt Verände- Transformationsprozess dessen dringende Notwendig- rungsprozesse und Versäumnisse schonungslos auf. keit durch die negativen Auswirkungen der Corona-Pan- demie noch sichtbarer geworden ist. Die City muss, ganz Diesen Entwicklungen, Fragestellungen und Herausfor- im Sinne der Neuen Leipzig-Charta, vielfältiger, nut- derungen, sieht sich insbesondere auch die Hamburger zungsgemischter, grüner, gerechter, produktiver und da- Innenstadt, als das unbestrittene Zentrum Norddeutsch- mit attraktiver für Hamburger und auswärtige Besucher lands, der wichtigste Identifikationsort der Metropolre- werden. gion Hamburg und Ziel von Touristen und Tagesgästen, gegenüber. Die Hamburger Innenstadt muss gerade jetzt Die aufgezeigten Schwächen und Risiken lassen sich so für die Zukunft gut aufgestellt werden, um als lebendi- mittels eines integrierten und ressortübergreifenden ger, multifunktionaler und attraktiver Mittelpunkt der Gesamtkonzepts in Stärken und Chancen umwandeln. Metropolregion erhalten zu bleiben und gestärkt zu wer- Das entwickelte Zielbild und die Maßnahmen und Ansät- den. Die Voraussetzungen des Gelingens sind gut, denn ze in den Handlungsfeldern bilden mit dem vorgelegten traditionell engagieren sich Bürgerschaft, Kaufleute, Im- Funktionskonzept den Rahmen einer positiven Transfor- mobilienbesitzer und Politik und Verwaltung für die mation der Hamburger Innenstadt. Hamburger Innenstadt. Das zeigt sich beispielsweise an So könnte es der Innenstadt als dem Herz der Metropol- den zahlreichen Business Improvement Districts, in de- region gelingen, ihre alte Strahlkraft wiederzuerlangen, nen privates und öffentliches Engagement zum Wohle sie zukunftsfähig im Wettbewerb mit anderen Metropo- zentraler Standorte verbunden wird. Das ist in der Bun- len und zu einem positiven Standortfaktor für den Wirt- desrepublik Deutschland einmalig und hat Vorbildcha- schaftsraum Hamburg zu machen. rakter. Der weitere Weg dorthin muss nun Gegenstand eines breiten Diskussionsprozesses mit allen Innenstadtakteu- Mit dem vorliegenden Papier analysiert die Handelskam- ren sein. Die Handelskammer steht hierfür bereit. mer Hamburg die aktuelle Situation der Hamburger In- nenstadt, zeigt mittels einer SWOT-Analyse ihre Stärken 3
Executive Summary Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Zielbild zur Weiterentwicklung der Hamburger Innenstadt Wandel durch Transformations- management begleiten Attraktivität für Innovationen Touristen erhöhen initiieren und – Gastronomie nachhaltiges stärken Vorbild sein Die Innenstadt zum innovativen, Zentrum Orte/Anlässe attraktiven wie nachhal- des Handels für Aufenthalt & tigen Unternehmens- und stärken und Austausch schaffen Wohnstandort, Identifika- Nutzungsmischung und verbessern tionsort und Treffpunkt intensivieren für alle machen Kulturelle Erreichbarkeit Funktion stärken für alle & Freizeitangebote sicherstellen für alle bieten Wohnstandort weiterentwickeln © Handelskammer Hamburg 2021 Zentrum des Handels stärken und Nutzungs- mischung intensivieren Da die jahrzehntelang gängige Praxis, nämlich Handel • Neuansiedlung und Integration urbaner Produktionen. mit Handel zu ersetzen, nicht mehr erfolgsversprechend • U msetzung eines Markthallenkonzeptes in einem zent- ist, muss die räumliche Trennung von Einkaufen, Arbei- ralen Bereich. ten, Dienstleistungen, Wohnen, Produktion und Freizeit- • Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Han- gestaltung überwunden werden, um der Innenstadt del durch intelligente Logistikkonzepte. neue Funktionen zu geben. Notwendige Maßnahmen •P rofessionelles Nutzungsmix- und Leerstandsmanage- hierzu sind: ment einsetzen. • Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels stärken. • Heterogenität im Rahmen von Grundstücksausschrei- • Mietenpoolmodelle zur Ermöglichung renditeschwa- bungen und Umbaugenehmigungen regelhaft berück- cher Konzepte etablieren. sichtigen. • Entwicklung von gemischten und experimentellen Nut- • Strategie entwickeln, um Fachgeschäfte für den Stand- zungskonzepten. ort Innenstadt zurückzugewinnen. 4
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Executive Summary Erreichbarkeit für alle sicherstellen Kulturelle Funktion stärken & Freizeitange- bote für alle bieten Für einen innerstädtischen Standort ist die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern von elementarer Bedeutung. Zukünftig muss die Hamburger Innenstadt für alle Gene- Zukünftig wird es darum gehen, eine bequeme, schnelle rationen, Lebensstile und Bevölkerungsschichten einen und klimaneutrale Erreichbarkeit der Innenstadt sicher hohen Freizeitwert bieten und dabei insbesondere auch zu ermöglichen. Durch die Mobilitätskonzepte der Zu- kostenlose Freizeitangebote, Sportangebote und Ver- kunft, werden Chancen auf neue Freiräume, Nutzungen weilmöglichkeiten ohne „Verzehrzwang“ anbieten. Ins- und Qualitäten in der Innenstadt eröffnet. Notwendige besondere einer attraktiven Bespielung von Plätzen und Maßnahmen hierzu sind: Straßen kommt eine hohe Bedeutung zu. Notwendige • Aufstellung eines übergeordneten Verkehrskonzepts Maßnahmen hierzu sind: für die Hamburger Innenstadt unter Berücksichtigung • Innenstadt als Arena internationaler Sportveranstal- aller Verkehrsträger. tungen nutzen. • Sicherstellung der Erreichbarkeit durch alle Verkehr- • Innovative und attraktive Jugend-/Kinderspielplatz- sträger. konzepten mit Alleinstellungsmerkmalen umsetzen. • Switch-Mobility und City-Logistik stärken. • Potenziale für „Pocket-Parks“ prüfen. • Gestalterische und funktionale Verbesserung von We- • Offene, niedrigschwellige und innovative Sport- und gebeziehungen. Bewegungsangebote für alle etablieren. • Verbesserung und Ausbau des Fußgängerleitsystems. • Entwicklung/Erweiterung der Kunsthalle und ihres Um- • Etablierung eines smarten Verkehrsleitsystems. feldes. • Umgestaltung des Hamburger Hauptbahnhofs inkl. • Interaktion der vorhandenen Kulturinstitutionen mit Bahnhofsumfeld. anderen Innenstadtakteuren befördern. • Baustellenmanagement verbessern. • Bücherhalle zur „Bibliothek des 21. Jahrhunderts“ wei- • Ausgleich zwischen verkehrstechnischen und stadtge- terentwickeln. stalterischen Interessen sichern. • Entwicklung und Umsetzung des Science-Centers in • Intermodalität stärken. der Innenstadt. • Voraussetzungen für neue Mobilitätsformen (z.B. Luft- • Konzept eines „Haus der digitalen Welt bzw. Wirt- taxis) schaffen. schaft“ (Digitalmuseum) umsetzen. • Klima- und Nachhaltigkeitszentrum aufbauen. • Ansiedelung des Naturkundemuseums/Evolutioneums Wohnstandort weiterentwickeln im Innenstadtbereich. • Zusammenarbeit mit Kultur- und Kreativwirtschaft zur Ein höherer Anteil von Wohnbevölkerung in einer Innen- Schaffung neuer Besuchsanlässe intensivieren. stadt trägt dazu bei, die Nachfrage nach Waren des täg- • Schaffung und Vernetzung von unterschiedlichsten lichen Bedarfs, persönlichen Dienstleistungen und Gast- kulturellen Angeboten in allen Quartieren der Innen- ronomie- und Freizeitangeboten zu stärken. Sie führt stadt. auch dazu, dass Straßen und Plätze auch in den Abend- stunden belebt sind. Aufgrund ihrer Nähe zu vielen Ar- beitsplätzen, der hervorragenden ÖPNV-Anbindung und Orte/Anlässe für Aufenthalt & Austausch der vielen herausragenden kulturellen Einrichtungen ist schaffen und verbessern die Innenstadt ein attraktiver Wohnstandort, den es wei- ter zu stärken gilt. Notwendige Maßnahmen hierzu sind: Öffentlichen Räumen haben im Stadtraum eine beson- • Neues Wohnen in der Innenstadt etablieren. dere Bedeutung und damit ist auch deren Gestaltung • verbindliche Festschreibung eines maßvollen und ver- und Möglichkeit zur Nutzung essenziell. Die Anpassung träglichen Anteils an Wohnnutzung. von öffentlichen Räumen an die klimatischen Verände- • Aufstockungen geeigneter Gebäude. rungen ist unbedingt zu berücksichtigen, um Aufent- • Intelligente Lärmschutzkonzepte umsetzen, um Misch- haltsqualität und Verweildauer zu optimieren. Neben der nutzung zu ermöglichen. Gestaltung von öffentlichen Räumen, bedarf es auch der • Wohnfolgeeinrichtungen vorrausschauend planen und Schaffung von Anlässen, die einen Aufenthalt und Aus- bedarfsgerecht umsetzen. tausch in der Hamburger Innenstadt attraktiv machen. 5
Executive Summary Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Notwendige Maßnahmen hierzu sind: • ufbau einer internationale Digitalisierungsstrategie A • Aufenthaltsqualitäten öffentlicher Räume steigern und für den Tourismus. durch regelmäßige Pflege langfristig sichern. • Stärkung der Rolle des Eventausschusses als beraten- • Binnenalster in ein Gesamtkonzept einbeziehen und des Gremium. bespielen. • Informationen für Touristen (Digital, Beschilderung, • Potenziale der vorhandenen Fleete stärker nutzen. Tourismusinformation etc.) konsequent mindestens • kleinteilige Konzepte zur Bespielung von öffentlichen zweisprachig anbieten. Räumen entwickeln. • Zusätzliche Liniengenehmigungen und Haltestellen für • Schaffung von mehr nicht-kommerziellen Attraktionen Stadtrundfahrten in der Innenstadt prüfen. im öffentlichen Raum (umsonst und draußen). • Zusätzliche Flächen im öffentlichen Raum für Außen- • Den Rathausmarkt durch Umgestaltung und Bespie- gastronomie. lung dauerhaft zu einem lebendigen Ort machen. • Erlebnisgastronomie und kreative/innovative Gastro- • Bürgerschaftshaus als öffentliches „Forum der Demo- nomiekonzepte unterstützen. kratie“ etablieren. • Potenziale von Messe und Kongresszentrum (CHH) in • Unterschiedliche Räume für verschiedenste Bedürfnis- innenstadtnaher Lage mit hohen Besucherzahlen für se schaffen. die Innenstadt nutzen. • Einbindung der Eventbranche zur Weiterentwicklung von Ideen. • Freiraummanagement vereinfachen (Sondernutzungs- Innovationen initiieren und nachhaltiges genehmigungen und deren Gebühren). Vorbild sein • Historische Keimzelle Hamburgs sichtbar machen. • BID-Projekte fortführen und neu aufsetzen. Als Aushängeschild der ganzen Metropolregion und als ein wesentlicher Träger der Marke Hamburg, muss die Innenstadt im besonderen Maße für Zukunftsthemen, Attraktivität für Touristen erhöhen – Gast- wie beispielsweise das Ziel Hamburg bis 2040 zu einer ronomie stärken klimaneutralen Metropole zu machen, stehen. Deshalb gilt es, Projekte mit Vorbildcharakter zu initiieren, mit Vielfältige touristische und gastronomische Angebote denen sich Hamburg in den kommenden Jahren auf den sind für eine Stadt wie Hamburg ein wichtiger Standort- Zukunftsfeldern positioniert. Notwendige Maßnahmen faktor. Es gilt neue touristische Konzepte aufzubauen, hierzu sind: etablierte Reiseanlässe weiterzuentwickeln und neue • Neuvermarktung der Innenstadt als Ort mit Erleb- Großveranstaltungen in Hamburgs Innenstadt zu etab- nischarakter. lieren. Neue gastronomische Konzepte und Bereiche für • Positiven Wandel der Innenstadt als Impuls für die ande- die Außengastronomie beleben öffentliche Räume, ren Quartiere der polyzentralen Stadt Hamburg nutzen. schaffen Besuchsanlässe und laden zum Verweilen und • Klimawende vorbildhaft „fahren“ und Nachhaltigkeit Genießen ein. Notwendige Maßnahmen hierzu sind: der Angebote von Beginn an mitdenken. • Aufbau eines repräsentativen Hamburg Visitor Center • Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal aktiv ver- an zentraler Stelle. markten. •Entwicklung und Umsetzung von App-geleiteten • Inkubatoren schaffen und wissenschaftliche Einrich- Rundgängen (z.B. „roter Faden“). tungen in der Innenstadt ansiedeln. 6
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Executive Summary • Digitalisierung der Innenstadt vorantreiben. • Intensive Einbeziehung von Immobilienbesitzern. • Gemischt genutzten Flächen zu verschiedenen Tages- • Etablierung einer Prozessstruktur die sich kontinuier- zeiten erproben und etablieren. lich mit Innovationen und notwendigen Anpassungen • Dachbegrünungs- und Solaranlagenprogramm aufset- der Innenstadt beschäftigt (Change-Management). zen. • Trennung von Innenstadtmanagement und Vermark- • Projekt Klimahaus als „Edutainment“- Einrichtung um- tung der Innenstadt zur Vermeidung von Interessens- setzen. konflikten • Green-Building- und Green-City-Konzepte weiterent- • Vereinfachung und Optimierung von Steuerungsstruk- wickeln und umsetzen und so zur „European Green turen (beispielsweise Genehmigungsverfahren im öf- City“ werden. fentlichen Raum). • Notwendige Voraussetzungen für 3D-Druckverfahren • Vermeidung von Doppel-/Polystrukturen, sondern bei Bauprozessen und urbanen Produktionen schaffen. Bündelung und Einbeziehung aller Stakeholder. Professionelles Transformationsmanagement Für weitere notwendige Rahmenbedingun- einsetzen gen sorgen Der Neuausrichtungsprozess der Hamburger Innenstadt Neben den genannten Handlungsfeldern gibt es weitere bedarf eines professionellen Managements, welches die Rahmenbedingungen, die für eine erfolgreiche Transfor- Gesamtentwicklung über alle Fachbereiche hinweg si- mation der Hamburger Innenstadt notwendig sind. Sie cherstellt. Es muss die Aufstellung eines Masterplans für sind nicht standortspezifisch und bedürfen daher lan- die Entwicklung der Innenstadt unter Berücksichtigung des- oder bundespolitischer Initiative. Notwendige Maß- aller Funktionen vorantreiben und die Beteiligung/Ein- nahmen hierzu sind: bindung aller Stakeholder sicherstellen. Es muss außer- • Beschleunigung von Bau- und Nutzungsgenehmigun- dem mit gezielten finanziellen Maßnahmen (Zwische- gen. nerwerb von Immobilien oder Finanzierung von • Klare Zuständigkeitszuweisungen zwischen dem Senat, innovativen Konzepten) steuernd und korrigierend ein- Fachbehörden, und Bezirksamt. greifen. Notwendige Maßnahmen hierzu sind: • Frühzeitige Kommunikation mit allen Stakeholdern und • Aufbau einer PPP-Gesellschaft zur Entwicklung der In- der breiten Öffentlichkeit und zu Wettbewerben für nenstadt. Zukunftsideen aufrufen. • Besetzung eines Gesamtsteuerungsgremiums mit Ver- • Bauplanungs- und Bauordnungsrecht überarbeiten tretern der Handelskammer. und anpassen, um Transformationsprozesse zu be- • Professionelles Management von Nutzungsmix und schleunigen und zu erleichtern. Leerstand. • Ausbau der Betreuung von Randständigen in der City, • Masterplan für die Innenstadt unter Einbeziehung aller um Interessenkollisionen vorzubeugen. Stakeholder. • Stärkere Fokussierung auf maritime Themen in allen • Priorisierung auf Grundlage einer umfassenden Analy- Bereichen. se vornehmen. • Sondernutzungsgenehmigungen vereinfachen. • Stärkung des „Bündnisses für die Innenstadt“. • Weiterentwicklung der vorhandenen BID-Strukturen. 7
Vorwort Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Vorwort Die Hamburger Innenstadt ist der wichtigste Ort der Künftig wird es viel mehr als bisher darauf ankommen, Identifikation mit der Metropolregion Hamburg. Die City dass die Innenstadt als Ort eines breiten Funktionsmixes, ist die herausragende Shopping-Metropole für Men- als Ort zahlreicher hoch attraktiver Quartiere wahrge- schen aus der Region und auswärtige Besucher. Garant nommen und von allen Bevölkerungsgruppen und Besu- dafür sind ihre attraktiven Einzelhandelslagen entlang cherschichten genutzt wird. Die Corona-Pandemie wirkt der Mönckebergstraße und Spitalerstraße, des Jungfern- hier nur als eine Art Turbo, der einen ohnehin kaum auf- stiegs und den Bereichen um den Neuen Wall und den zuhaltenden Prozess noch einmal deutlich beschleunigt. Gänsemarkt. Hinzu kommen die Einzelhandelslagen in Ihre Auswirkungen auf das Arbeiten, die Freizeitgestal- der HafenCity und zukünftig die im Bau befindliche tung, den Tourismus und das Konsumverhalten erhöhen Shopping-Mall im Überseequartier. nun den Druck auf die Handelnden und Beteiligten er- heblich. Ziel muss es sein, die Hamburger Innenstadt als Damit nicht genug, machen die Anziehungskraft der lebendigen, multifunktionalen und attraktiven Mittel- Hamburger Innenstadt auch Theater, Museen und punkt der Metropolregion zu erhalten und für die Zu- Top-Hotels, ein vielfältiges gastronomisches Angebot kunft gut aufzustellen. sowie zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung aus. Gerade dieser vielfältige Nutzungsmix ist es, der das Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht: Denn bereits Zentrum so unverwechselbar macht. Neben den eigenen seit vielen Jahren bemühen sich Kaufleute, Immobilien- Bürgern waren es vor der Corona-Pandemie jährlich fast besitzer und Vertreter aus Politik und Verwaltung um 90 Millionen Tagesgäste (HHT 2015) und 7,6 Millionen neue Impulse für die Stadt. Mit seinen zahlreichen Busi- Touristen (Statistikamt Nord 2020), die außer dem Hafen ness Improvement Districts zeigt Hamburg vorbildhaft und weiteren Sehenswürdigkeiten die Hamburger Innen- für die ganze Republik, wie sich privates und öffentliches stadt besuchten. Engagement zum Wohle zentraler Standorte verbinden lassen. Erste Ansätze zu einer gezielten Stärkung der Ci- Doch die Bedeutung des Einzelhandelsstandorts Innen- ty-Logistik lassen hoffen, dass stationärer und virtueller stadt schwindet – nicht erst seit Corona: Hauptgrund Handel künftig mehr voneinander profitieren können hierfür sind die wachsenden Online-Bestellungen, die und Multichannel-Konzepte, bei denen der stationäre Einkäufe beim stationären Handel immer mehr verdrän- Handel mit dem Onlinehandel verschmilzt, künftig ver- gen. Hinzu kommt die zunehmende Filialisierung in den stärkt umgesetzt werden. Dabei gilt es, die negativen vergangenen Jahrzehnten. Dadurch ist es zu einer ge- Auswirkungen der dadurch induzierten Verkehre mithilfe wissen Beliebigkeit und Austauschbarkeit des Warenan- intelligenter Logistikkonzepte zu minimieren. Diese Akti- gebotes gekommen, womit ein Alleinstellungsmerkmal vitäten sollten zielgerichtet fortgesetzt und weiter aus- der Innenstadt verloren geht. Zusätzlich befördert durch gebaut werden. die steigenden Immobilienpreise, verstärkt sich dieser Trend. Zu einem Bedeutungsverlust der City führt auch Mit dem vorliegenden Papier wollen wir aufzeigen, wie die Rückbesinnung einer steigenden Zahl von Konsu- die Hamburger Innenstadt im Sinne der von der Han- menten auf regional und nachhaltig erzeugte Produkte, delskammer initiierten „Hamburg 2040“-Strategie in die individualisierte und unverwechselbare Einzelstücke Zukunft geführt werden kann und welche konkreten Im- oder fair gehandelte Textilien. Dabei handelt es sich be- pulse für die Neuausrichtung der Hamburger Innenstadt sonders um Angebote in den Bezirks- und Stadtteilzent- gesetzt werden können. Die Studie soll zusätzliche An- ren, die in Hamburg traditionell einen höheren Anteil am sätze, Ideen und Vorschläge für die Diskussion und die stationären Einzelhandel haben als beispielsweise in konkreten Verabredungen zwischen Kaufleuten, Immo- Städten wie Köln oder München. bilieneigentümern, Politik und Verwaltung liefern. Die Handelskammer möchte damit einen substanziellen Bei- Die Folge dieser Entwicklung: Der klassische Einzelhan- trag zur Rettung der Hamburger Innenstadt leisten und del hat zum großen Teil seine Leitfunktion als vordringli- den weiteren Dialog mit allen Stakeholdern fördern. cher Anlass für einen Besuch der Innenstadt verloren. 8
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 I. Bedeutung des Hamburger Hafens I. Innenstädte im Wandel Eine wesentliche Funktion der Innenstädte des 20. Jahr- verzeichnen, wesentlicher Treiber war hier der stationäre hunderts war die zentrale Versorgung mit Waren des Lebensmittel-Einzelhandel. Gemessen am Gesamtum- mittel- und längerfristigen Bedarfs aus ihrem Einzugs- satz des Einzelhandels in Deutschland verfügt der On- gebiet. Dies scheint heute, beschleunigt durch die Coro- line-Handel noch immer über einen geringen Anteil der na-Pandemie, nicht mehr zu tragen. Der Einzelhandel, Gesamtumsätze. Dieser ist allerdings seit 2008 von etwa d.h. der Handel zwischen Unternehmern und privaten 2,9 Prozent auf etwa 12,5 Prozent im Jahr 2020 ange- Endverbrauchern, ist seit Jahren einem radikalen Struk- wachsen (siehe Abbildung 1). turwandel unterworfen. Hier war dasselbe wie in ande- ren Wirtschaftsbereichen zu beobachten: Zunächst kam Stationärer Handel und Onlinehandel sind aber kein rei- es im Markt zu Konzentrationsprozessen, heute ist die ner Dualismus: Zunehmend ist eine Verschmelzung bei- Situation insbesondere durch den stetig wachsenden der Welten zu beobachten: So haben etliche stationäre Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz gekenn- Händler sich mit Onlineshops ein zusätzliches Standbein zeichnet. Binnen zehn Jahren hat sich der Umsatz des aufgebaut, dass einen zunehmend wichtigen Beitrag Online-Handels von 15,6 Mrd. Euro im Jahr 2009 auf zum Umsatz beisteuert. Andererseits sind in den Innen- 58,5 Mrd. Euro im Jahr 2019 nahezu vervierfacht. Zwar städten immer öfter Ladengeschäfte von Unternehmen ist im selben Zeitraum auch der stationäre Einzelhandel und Marken zu finden, die bisher ausschließlich online zu gewachsen, aber deutlich langsamer als der Online-Han- finden waren. del (um etwa 21 Prozent von ca. 403 Mrd. Euro in 2009 auf ca. 546 Mrd. Euro in 2019). Im Jahr 2020 ist der Um- Als Folge des Strukturwandels im Einzelhandel haben satz des Online-Handels, bedingt durch die Corona-Pan- sich die innerstädtischen und traditionellen Einkaufs- demie, überproportional um rund 23 Prozent auf etwa straßen stark verändert. Große Kaufhäuser sind unter 72 Mrd. Euro angewachsen. Der stationäre Einzelhandel Druck geraten, inhabergeführte Geschäfte konnten dem onnte im selben Jahr ein Wachstum von etwa 3,6 Prozent Wettbewerb nicht mehr standhalten, eine umfassende Abbildung 1: Impulsgeber für die Industrie in Hamburg Angaben in Mrd. Euro, ohne Umsatzsteuer 600 500 400 300 200 100 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Onlinehandel stationärer Einzelhandel © Handelskammer Hamburg 2021 Quelle: IFH KÖLN; HDE; Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung 9
I. Innenstädte im Wandel Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Filialisierung in einigen Lagen hat zu einer gewissen Be- die Ansprüche der Nutzer an eine hochwertige Ausstat- liebigkeit und Austauschbarkeit geführt. Immer kürzere tung der Büroflächen. Nutzungszyklen von Handelsimmobilien sowie einset- zende Trading-Down-Prozesse verursachen nicht nur Daraus ergeben sich einige allgemeine Fragen: Welche eine Verschlechterung der Versorgung, sondern auch zentralen Funktionen werden die Innenstädte zukünftig eine Verödung der angrenzenden öffentlichen Räume in haben? Werden sie in einem sich auflösenden funktional den Innenstädten (DStGB 2020). gegliederten Siedlungsraum überhaupt noch eine zent- rale Funktion haben können? Oder müssen die Cities Insbesondere der Onlinehandel hat zu einem immer stär- selbst neue Funktionen und Qualitäten entwickeln? ker steigenden Aufkommen von Paketen geführt. Zu- Das Leitbild der Funktionstrennung sah in Hamburg sammen mit heutigen Logistikkonzepten, die eine Belie- nach dem Zweiten Weltkrieg vor, durch den Baustufen- ferung oft mehrmals am Tag vorsehen, stellt die plan Innenstadt in der östlichen City und in großen Tei- zunehmende Zahl von Sendungen gerade die Innenstäd- len der nördlichen Neustadt das Wohnen auszuschlie- te vor einen Zielkonflikt, eine reibungslose Warenversor- ßen. Um die Wohnnutzung in der Hamburger Innenstadt gung und eine hohe Aufenthaltsqualität miteinander zu wieder zu stärken, wurde der Baustufenplan Innenstadt verbinden. 2011 geändert. Seitdem ist in vielen Bereichen der In- nenstadt das Wohnen baurechtlich zulässig. Zudem gibt Zusammenfassend lässt sich sagen: Aufgrund der fort- es inzwischen bei größeren Neubauvorhaben in der schreitenden Digitalisierung (nicht primäre Ursache, Hamburger Innenstadt, für die neues Planrecht gilt, aber Katalysator der Veränderungen im Einzelhandel) meist einen von der Stadt geforderten Mindestanteil an und der durch die Corona-Pandemie insgesamt be- Wohnungen. Damit ist es gelungen, die Wohnbevölke- schleunigten Umwälzungsprozesse funktioniert der Ein- rung in den Stadtteilen Hamburg-Altstadt und Neustadt zelhandel nicht mehr allein als attraktiver Magnet für von 13 299 im Jahre 2009 auf 15 112 im Jahr 2019 zu unsere Innenstädte. (Difu 2020) erhöhen. Die neuen Erfahrungen mit Home-Office-Modellen und Auch neue kulturelle Einrichtungen haben sich seit der die allgemeinen Veränderungen von Arbeitskultur und Jahrtausendwende in der Hamburger Innenstadt ange- Mobilitätsverhalten könnten künftig zu einem Überan- siedelt. Zu ihnen gehören das Bucerius Kunst Forum, das gebot und Leerständen von Büroflächen in den Innen- in unmittelbarer Nähe zum Rathaus vier Wechselaus- stadtlagen führen. Damit wird sich für viele Unterneh- stellungen pro Jahr anbietet. In der HafenCity sind neben men mittel- und langfristig die Rentabilität der der Elbphilharmonie vor allem das Miniatur Wunderland, Unterhaltung ihrer Büros stellen. Immer mehr Unterneh- das Internationale Maritime Museum und das „Prototyp men denken bereits darüber nach, ihren Mitarbeitern Automuseum“ zu nennen. Außerdem sind weitere priva- Co-Working-Hubs in Quartieren an der Peripherie der te Einrichtungen wie das Museum der Illusionen und die Metropolen oder im Umland einzurichten. Das erspart von Unternehmen betriebenen Museen wie das Hachez vielen Pendlern überdies längere Fahrtwege (Deutscher Chocoversum und der Genussspeicher in der HafenCity Städtetag 2021). Zudem verschiebt sich die Büroflächen- dazu gekommen. Sie verbinden die Ausstellungen mit nachfrage von großen Flächen in klassischen Kontor- Erlebnisbereichen und der Möglichkeit, die Produkte vor häusern zu kleinteiligeren Flächen. Gleichzeitig steigen Ort zu probieren und zu kaufen. 10
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 II. Die Innenstadt der Zukunft II. Die Innenstadt der Zukunft Der Ende 2020 verabschiedeten „Neuen Leipzig Charta“ Baukultur et al. 2020). Die Innenstadt der Zukunft muss folgend, liegt die Zukunft der Innenstädte in deren Um- aktuelle Trends und Entwicklungen sehr früh aufgreifen, wandlung zu attraktiven und multifunktionalen Räumen um morgen attraktiv und lebenswert zu sein mit einer breiten Nutzungsmischung (Bundesstiftung Multicodierte Stadträume und Stadtgestalter Heute verwandelt sich das Paradigma der Funktionstren- nung zunehmend in ein Grundmuster der Hybridisierung, Flexibilisierung und Diversifizierung urbaner Räume. Die Herausforderung besteht darin, die bestehenden Struktu- ren so weiterzuentwickeln und punktuell zu ergänzen, dass eine gemischte Nutzung von Stadträumen möglich wird. Viele innovative und kreative Ideen zu Umnutzun- gen, Weiterentwicklungen und nutzungsgemischten Konzepten, entstehen kommen heute von engagierten Bürgern. Sie werden zu Gestaltern des städtischen Raums und realisieren viele Projekte gemeinsam oder mit Hilfe von Crowdfunding-Modellen. (Architekturwelt 2017). Quelle: GH-Punruh Neues Mobilitätsparadigma Die Mobilität der Zukunft liegt in wachsenden Alternati- ven zum motorisierten Individualverkehr, der Weiterent- wicklung des autonomen Fahrens, neuen Fortbewe- gungsmitteln (z.B. Lufttaxis) und innovativen „Letzte-Meile“-Konzepten im Lieferverkehr. Auch der sogenannten Seamless-Mobility kommt eine große Be- deutung zu. Durch die Analyse und Verknüpfung von Echtzeitdaten wird die Nutzung aller privaten und öf- fentlichen Mobilitätsangebote ohne Wartezeiten und unnötige Umstiege ermöglicht. Das im eigenen Besitz befindliche Fortbewegungsmittel verliert als Statussym- bol zukünftig an Bedeutung. Eine pragmatische Flexibi- lität und eine vernetzte Hypermobilität setzen sich im- Quelle: Airbus SE mer mehr durch. (Zukunftsinstitut 2021). Teilen und Partizipieren Das im Internet bereits seit langem verbreitete Prinzip von Tauschen, Teilen und Partizipieren überträgt sich zu- nehmend auf den Stadtraum. Es entstehen Car-Sha- ring-Modelle, Co-Working Spaces, Urban-Garde- ning-Communitys, Repair-Cafés uvm., die die Stadtgemeinschaft stärken und Nachbarschaften ent- stehen lassen. Für die urbane Gesellschaft der Zukunft ist es selbstverständlich, dass sie an den großen Heraus- forderungen, seien es Klimaschutz oder sozialer Zusam- menhalt, beteiligt und eingebunden wird. (bpb 2018) Quelle: istock.com 11
II. Die Innenstadt der Zukunft Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Neue Ökologie und Regionalität Das Umweltbewusstsein entwickelt sich weg von einer individuellen Lebenseinstellung hin zu einer gesellschaft- lichen Bewegung. Das Thema Nachhaltigkeit wird zu ei- nem Wirtschaftsfaktor. Das gilt für nahezu alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Die zunehmende Fokussierung auf Achtsamkeit und Lebensqualität, der anhaltende Bio- Boom, Selbstversorgermodelle (Urban-Farming), die Rückbesinnung auf lokale Produkte und Produkti- onskreisläufe oder neue urbane Produktionsformen (Ur- ban-Manufacturing) werden auch für die zukünftige Ausrichtung von Innenstädten ein wesentlicher Faktor sein. (Zukunftsinstitut 2021). Quelle: Fridays-for-Future Deutschland Veränderung der Arbeitswelt Die sich wandelnde Arbeitswelt wird maßgeblich durch die voranschreitende Digitalisierung, die Globalisierung, den demographischen Wandel und nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Home-Office, Remote Work oder das Arbeiten in projektbasierten, dynami- schen Teams führen zu einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben. Klassische Werte der rationalen Leistungsgesellschaft wie feste Büroarbeitsplätze, starre Arbeitszeiten oder strenge Hierarchien treten zuneh- mend in den Hintergrund. Der Wandel der Arbeitswelt wird auch die Anforderungen an Stadträume verändern, „Third-Places“ bekommen eine zunehmende Bedeutung Quelle: Corinne Kutz für die Gesellschaft. (Zukunftsinstitut 2021). Konnektivität und Digitalisierung Das gesellschaftliche Vernetzungsprinzip wird durch die digitalen Kommunikationstechnologien grundlegend verändert. Digitale Orte, an denen Informationen zu- sammenlaufen, bekommen in der vernetzen Welt eine ganz neue Bedeutung. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen digitalen und physischen Inhalten fast voll- ständig. Konzepte und Trends wie die Smart City, Om- nichanneling, Künstliche Intelligenz oder 3D-Druck wir- ken sich unmittelbar auf die Stadtgestalt, das Konsumverhalten, Dienstleistungen und Produktions- weisen aus. (Zukunftsinstitut 2021). Quelle: iStock.com 12
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt Neben den eher allgemeinen, oben beschriebenen Ver- bis zum Jungfernstieg. Sie umfasst auch die unmittelbar änderungsprozessen sieht sich die Hamburger Innen- angrenzenden Straßenzüge und Plätze. In der östlichen stadt zudem mit einigen standortspezifischen, stadt- City befinden sich überwiegend große Kaufhäuser, Mo- räumlichen Herausforderungen konfrontiert. Als deketten und Einkaufspassagen mit vielfältigen Angebo- Innenstadt wird dabei im Rahmen dieses Papiers die ten. Fläche innerhalb des Wallrings zzgl. der westlichen Ha- fenCity und entlang des Hafenrandes mit sehr unter- schiedlichen Quartieren bzw. Bereichen definiert (siehe Westliche City Abbildung 2). Die City gliedert sich in folgende Teilberei- che: Bei der westlichen City handelt es sich um den Bereich des Jungfernstieges, die südlich angrenzenden Bereiche um den Neuen Wall und die Großen Bleichen und im Östliche City Nordwesten um den Gänsemarkt und die Colonnaden bis zur Esplanade. Vor allem im Bereich Neuer Wall/Gro- Das Zentrum des Einzelhandels der Hamburger City glie- ße Bleichen befinden sich eine Vielzahl von Einzelhan- dert sich in einen östlich und einen westlich der Alster ge- delsgeschäften aus dem Luxussegment und sogenannte legenen Teil (östliche und westliche City). Die östliche City Flagshipstores. Die westliche City verfügt allerdings erstreckt sich vom Hauptbahnhof über die Mönckebergs- auch über viele kleinere, inhabergeführte und speziali- traße/Spitalerstraße, den Rathausmarkt/die Bergstraße sierte Fachgeschäfte. Abbildung 2: Abgrenzung der Hamburger Innenstadt westliche City östliche City nördliche Neustadt Kontorhausviertel südliche Neustadt südliche Altstadt Speicherstadt westliche HafenCity © Handelskammer Hamburg 2021 13
III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Kontorhausviertel Speicherstadt Zwischen Baumwall und Oberhafen befindet sich mit der Hamburger Speicherstadt der weltgrößte historische La- gerhauskomplex. Sie entstand zwischen 1883 und 1927 und zählt zusammen mit dem Kontorhausviertel seit 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ehemals diente die Speicherstadt den Hamburger Kaufleuten zur zollfreien Lagerung, Veredelung und Verarbeitung von Import- gütern (z. B. Tee, Kaffee, Gewürze). Mit der Umstellung des Überseehandels von Stückgut auf Container verlor die Speicherstadt ihre Bedeutung und wurde 2004 aus Kontorhausviertel Burchardplatz, Quelle: moka-studio/BSW dem Freihafengebiet (Zollgrenze) entlassen. Heute befin- den sich in der Speicherstadt diverse touristische Das Kontorhausviertel mit seinen markanten Gebäuden Attraktionen (Museen, Miniatur Wunderland, Hamburg des Backsteinexpressionismus (seit 2015 UNESCO-Welt- Dungeon), Teppichhändler, Agenturen und die Hafenbe- kulturerbe) liegt im östlichen Bereich der Innenstadt zwi- hörde Hamburg Port Authority (HPA). schen Steinstraße und Willy-Brandt-Straße. Außer einer kleineren „Wohninsel“ zwischen Steinstraße und Burchardplatz sowie Büros, Dienstleistungsbetrieben Westliche HafenCity und spezialisierten Einzelhandelsgeschäften befinden sich dort zahlreiche Gastronomiebetriebe. Mit dem Grundlage für die HafenCity ist der im Jahr 2000 von der Burchardplatz verfügt das Kontorhausviertel über einen Hamburgischen Bürgerschaft verabschiedete Master- zentralen Ort mit großem Potenzial für eine intensivere plan. Er ist auf der Basis eines städtebaulichen Wettbe- Nutzung. Derzeit findet dort einmal wöchentlich ein werbs im Jahr 1998 entstanden und sieht die schrittwei- Wochenmarkt statt. se Verlagerung von Hafenbetrieben und die Umwandlung des innerstädtischen Hafenrandes zu einer Erweiterung der Innenstadt bis zum Jahr 2025 vor. Zwischen 2008 Südliche Altstadt und 2010 wurde dieser Masterplan überarbeitet, an in- zwischen veränderte Rahmenbedingungen angepasst Die südliche Altstadt verläuft vom Rathausmarkt in südli- und als Masterplanüberarbeitung vom Senat 2010 be- cher Richtung über den Hopfenmarkt, das Nikolaifleet, schlossen. In der westlichen HafenCity sind rund um den den Bereich um St. Katharinen bis zum Zollkanal. In Ost- Sandtorhafen, Grasbrookhafen, Magdeburger Hafen und West-Richtung reicht der Bereich der südlichen Altstadt den Brooktorhafen überwiegend nutzungsgemischte vom Meßberg bis zum Rödingsmarkt. In der südlichen Quartiere (Wohnen, Arbeiten, Freizeit) mit touristischen Altstadt sind neben spezialisiertem Facheinzelhandel und Attraktionen wie der Elbphilharmonie und diversen Mu- einigen von Wohnnutzung geprägten Bereichen viele gas- seen (z. B. Maritimes Museum) entstanden. Bis Ende tronomische Angebote, insbesondere im Rathausquartier 2023 sollen im südlichen Überseequartier neben Woh- vorhanden, die im Wesentlichen günstige Angebote für nungen, Büroflächen, Hotels und dem Kreuzfahrttermi- den Mittagstisch anbieten und auf die hohe Anzahl der nal auch etwa 100.000 m² Flächen für Einzelhandel, Beschäftigten im Umfeld abzielen. Mit dem Neubau von Gastronomie, Kultur und Unterhaltung geschaffen wer- etwa 130 Wohnungen im Katharinenquartier und weite- den. Damit wird die Struktur der heute bipolar organi- ren Wohnungen auf der sogenannten Cremoninsel ist in sierten Verteilung des Einzelhandels in der Hamburger den letzten Jahren die Wohnnutzung in der südlichen Alt- City erheblich verändert. Statt sich wie bisher auf einen stadt verstärkt worden. Auf der Fläche eines Parkhauses östlichen und westlichen Teil zu konzentrieren, entwi- in der Neuen Gröningerstraße sollen durch dessen Umbau ckelt sich mit dem Überseequartier künftig ein dritter in den nächsten Jahren etwa 70 Wohnungen sowie Räu- südlicher Pol. me für Kultur und Bildung, Kleingewerbe, Gastronomie und Co-Working-Spaces entstehen. 14
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt Nördliche & Südliche Neustadt ger Berücksichtigung oder gerieten lange Zeit immer weiter ins Hintertreffen. Gerade dieser Bereich ist es, der Westlich des Alsterlaufs (Alsterfleet/Bleichenfleet/Her- die zukünftige Transformation der Innenstadt vor beson- rengrabenfleet) liegt das Quartier Neustadt, welches sich dere Herausforderungen stellt. Hinzu kommt, dass die in einen nördlichen Bereich rund um den Großneumarkt Hamburger City aufgrund der polyzentralen Struktur bis zum Johannes-Brahms-Platz und in einen südlichen Hamburgs mit starken Hauptzentren in den Bezirken, im Bereich rund um St. Michaelis und bis an den Hafenrand Vergleich mit anderen Großstädten einen relativ gerin- unterteilt. Getrennt werden die beiden Bereiche durch gen Anteil am Einzelhandelsumsatz der Gesamtstadt die Ludwig-Erhard-Straße. Im südlichsten Bereich direkt aufweist. am Hafenrand, auch Portugiesenviertel genannt, befin- den sich zahlreiche Gastronomiebetriebe (insbesondere Mit der seit der Jahrtausendwende entstandenen westli- portugiesische und spanische Restaurants) und Woh- chen HafenCity hat sich die Hamburger Innenstadt um nungen in überwiegend gründerzeitlichen Gebäuden. die neu entstandenen Bereiche erweitert. Der östlichen und westlichen City ist dabei durch neue Flächen für Bü- In der nördlichen Neustadt wurde während der NS-Zeit ronutzung und Einzelhandel Konkurrenz erwachsen. An- nach dem flächenhaften Abriss des Gängeviertels in grö- dererseits sind insbesondere in der östlichen HafenCity ßerem Umfang Wohnungsbau betrieben. Die Wohnnut- viele neue Wohnungen in unmittelbarer Nähe zur Innen- zung dominiert sowohl in der südlichen als auch in der stadt entstanden. Deren Bewohner sind zusätzliche Nut- nördlichen Neustadt. Ergänzt wird sie von Bürohäusern, zer der Angebote der City. Städtebaulich existiert in der die meist am Rande liegen, zahlreichen kleineren Ge- akribisch geplante HafenCity in vielen Bereichen bereits schäften, Galerien und Gastronomiebetrieben, sowie Bil- heute eine zukunftsfähige Nutzungsmischung. Der neue dungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen. Stadtteil verfügt über attraktive Freiflächen, Spielplätze und attraktive öffentliche Orte und wirkt dadurch für viele Besucher und gerade für junge Familien zeitgemä- Einkaufscity und Hafencity ßer und spannender als die klassischen Innenstadtlagen. Besuchsanlässe In seiner jüngst veröffentlichten Studie „Vitale Innen- städte 2020“ hat das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) im September und Oktober 2020 in 109 deutschen Städten eine Passantenbefragung durchgeführt. Dabei wurde auch der primäre Anlass für den Besuch der je- weiligen Innenstadt abgefragt (siehe Abbildung 3). Bei einer Beteiligung von knapp 58 000 Passanten (Mehr- HafenCity, Sandtorhafen, Quelle: Mediaserver Hamburg/H.Hackbarth fachnennungen waren möglich), zeigte sich: Das Einkau- fen/der Einkaufsbummel ist noch immer der primäre Die Hamburger Innenstadt besteht aus einer Vielzahl Besuchsanlass. So gaben 65 % der über 50-Jährigen und sehr unterschiedlicher Quartiere und Bereiche mit einer 61 % der 26-50-Jährigen an, vor allem zum Einkaufen diversifizierten Nutzungsstruktur. Im Kernbereich der In- die Innenstadt aufzusuchen. Bei den jüngeren Menschen nenstadt, der Einkaufscity (östliche und westliche City) unter 25 Jahren lag dieser Wert mit 50 % dagegen deut- wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr starker lich darunter. Dabei bestand bei den Ergebnissen kein Fokus auf das Einkaufen und die Büronutzung als signifikanter Unterschied zwischen Großstädten bzw. Kernfunktionen gelegt. Andere Funktionen fanden weni- Klein- und Mittelstädten. (IFH 2021) 15
III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Die Resultate der Befragung lassen den Schluss zu: Auch Bedürfnisse von jüngeren Familien müssen in der Ent- die Hamburger Innenstadt muss besonders für die jün- wicklung der Innenstadt künftig eine noch größere Rolle gere Zielgruppe attraktiver werden, um zukünftig alle spielen. Generationen und sozialen Schichten gleichermaßen an- zuziehen und Besuchsanlässe zu schaffen. Das könnte in Darüber hinaus muss sich die Hamburger Innenstadt erster Linie durch die Anpassung der Angebote an das auch an die veränderten Rahmenbedingungen der Ar- sich verändernde Einkaufsverhalten jüngerer Konsu- beits- und Lebenswelt anpassen. Zunehmend verflech- menten gelingen. Denn diese Zielgruppe schätzt bei- ten sich Wohnen, Arbeiten, die Versorgung und Freizeit- spielsweise ein höheres Maß an digitalen Unterstüt- gestaltung und damit das berufliche, soziale und private zungs- und Begleitangeboten im Rahmen des Leben. Das ideale (Innenstadt-)Quartier müsste dement- Kaufprozesses, während ältere Kunden eher persönliche sprechend räumlich und zeitlich maximale Flexibilität Kundenbetreuung, Verfügbarkeit der Produkte und at- und eine Befriedigung der Bedürfnisse über 24 Stunden traktive Werbeaktionen vorziehen (ZDE 2020). Auch die hinaus gewährleisten. Abbildung 3: primärer Besuchsanlass der Innenstadt Angaben in % (Mehrfachnennungen möglich) 50 Einkaufen/Einkaufsbummel 61 65 28 Gastronomie (z.B. Restaurant, Café) 27 26 23 Behördengang/Arzt/Arbeit/Ausbildung 18 14 18 Wohnen 16 17 11 Dienstleistung (z.B. Friseur) 16 14 13 Freizeit-/Kulturangebot/Sightseeing 12 15 0 10 20 30 40 50 60 70 bis 25 Jahre 26 bis 50 Jahre 51 Jahre und mehr © Handelskammer Hamburg 2021 Quelle: IFH KÖLN; eigene Darstellung 16
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 IV. SWOT-Analyse IV. SWOT-Analyse Mittels einer SWOT-Analyse werden die Stärken, Schwä- ÖPNV, macht sie für Besucherinnen und Besucher ein- chen, Chancen und Risiken der Hamburger Innenstadt fach erreichbar und auch innerhalb der Hamburger In- zusammengefasst und aufgezeigt (siehe auch Abbildung nenstadt sind durch ihre Kompaktheit die Voraussetzun- 4). Diese bildet die zentrale Basis, auf der Ziele und Hand- gen für kurze (fußläufige) Wegeverbindungen gegeben. lungsfelder für die Innenstadt ausgearbeitet werden. Einen besonderen Reiz der Hamburger Innenstadt macht ihre Historie aus, hier lässt sich für Besucherinnen und Besucher die vielfältige hanseatische Geschichte und Stärken mit dem Kontorhausviertel und der Speicherstadt ein UNESCO-Weltkulturerbe erleben. Bei zahlreichen Ham- Die Stärken der Hamburger Innenstadt sind vielfältig und burgerinnen und Hamburgern löst sie ein Heimatgefühl sehr ähnlich denen vergleichbarer Metropolen. So ist die und ein hohes Maß an Identifikation aus. Die Verbun- Hamburger Innenstadt ein touristischer Magnet und der denheit und Identifikation vieler Hamburgerinnen und bedeutendste Hotelstandort Hamburgs. Sie verfügt über Hamburger mit ihrer Innenstadt ist eine weitere Stärke, ein großes und überregionales Kulturangebot und ein die sich auch in dem hohen Maß von privatem Engage- breites und teilweise spezialisiertes Einzelhandelsange- ment (beispielsweise in den Business Improvement Dis- bot. Die sehr gute Erschließung, insbesondere mit dem tricts) widerspiegelt. Abbildung 4: SWOT-Analyse zur Hamburger Innenstadt STÄRKEN SCHWÄCHEN • touristischer Magnet und bedeutendster Hotelstandort Hamburgs. • fehlende Belebung nach Laden- und Büroschluss durch wenig • großes und überregionales Kulturangebot. Freizeitangebot und fehlende Gastronomie. • breites und spezialisiertes Einzelhandelsangebot. • schlechte Verknüpfung unterschiedlicher Nutzungsbereiche. • sehr gute Erschließung, insbesondere mit dem ÖPNV. • Zerschneidung durch große Verkehrsachsen. • Voraussetzungen für kurze (fußläufige) Wegeverbindungen durch • fehlende attraktive Wegeverbindungen. Kompaktheit der Innenstadt. • Konflikte zwischen verschiedenen Verkehrsträgern. • Tradition, vielfältige hanseatische Geschichte und Weltkulturerbe. • Kein großräumiges touristisches Orientierungssystem. • hohe Identifikation der Hamburgerinnen und Hamburger mit ihrer • Unzureichende Nutzung vieler Wasserflächen. Innenstadt. • Gestaltung öffentlicher Räume und Plätze lässt vielfach • hohes Maß von privatem Engagement (beispielsweise in den BIDs). Aufenthaltsqualität vermissen und ist insbesondere unter stadtklimatischen Gesichtspunkten verbesserungswürdig. • Belebung von Plätzen gelingt nur selten. • Hauptbahnhof mit Umfeld ist keine attraktive Visitenkarte. • Mangel an niedrigschwelligen Orten als Foren/Third Places für die Hamburger Stadtgesellschaft. CHANCEN RISIKEN • vermehrte Einbindung und Nutzung der Wasserflächen insbesondere • Fokussierung auf einzelne Nutzungen bei der Entwicklung neuer von Binnen- und Außenalster und der Innenstadtfleete. Konzepte (z.B. Wohnen, Gastronomie). • hohe Identifikation der Hamburger mit ihrer Innenstadt. • zunehmender Leerstand im Einzelhandel und damit verbundene • viele vorhandene Netzwerke und privaten Initiativen. Trading-Down-Effekte. • neue und kreative Nutzungskonzepte (z.B. Genossenschaft Gröninger • Verlust von Attraktivität durch reine Filialisierung und damit Hof. Beliebigkeit und Austauschbarkeit. • sinkende Immobilienpreise begünstigen neue und kreative Konzepte. • Aufwertungsprozesse setzen auch Preisspirale bei Immobilienprei- sen nach oben wieder in Gang. • gezieltes Management kann Diversität und damit Attraktivität langfristig sichern. • Interessensgeleitete Einzelaktionen von Verbänden/Netzwerken und starkes Festhalten am Status quo bei vielen Innenstadtakteuren • Fokus der Politik auf die Hamburger Innenstadt (aktueller hemmt Innovationen und verhindert urbane Transformation. Koalitionsvertrag) bietet die Chance zu einer nachhaltigen Veränderung. • Verlust von Gestaltungsspielraum aufgrund geringerer Einnahmen für BIDs und IGs. • vorhandenen städtebaulichen Potenziale können durch attraktive Randnutzungen gehoben werden. • Abnahme von Bürobeschäftigten durch Homeoffice. • konsequenter barrierefreier Ausbau des ÖPNV und gute Anbindung • Doppelstrukturen (Bezirk/Senat) hemmen Entwicklung. in alle Stadtteile Hamburg. • Integration gute Verbindung der Stadtentwicklungsgebiete im Hafen. ©©Handelskammer Handelskammer Hamburg 2021 Hamburg 2021 17
IV. SWOT-Analyse Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040 Schwächen Chancen Die vermehrte Einbindung und Nutzung der Wasserflä- chen insbesondere von Binnen- und Außenalster und der Innenstadtfleete sind ein großes Potenzial der Ham- burger Innenstadt. Die Außenalster verbindet drei Bezir- ke und ermöglicht gute grenzüberschreitende Zusam- menarbeit. Die hohe Identifikation vieler Hamburgerinnen und Hamburger mit ihrer Innenstadt ist eine große Chance, deren Potenzial noch konsequenter genutzt und auf alle Bevölkerungsgruppen ausgedehnt werden muss. Die vielen vorhandenen Netzwerke und privaten Initiati- fehlende Aufenthaltsqualität, Quelle: Ariane Gramelspacher ven können gemeinsam eine große Dynamik entfalten und Veränderungen anregen und aktiv begleiten. So ent- Das Einzelhandelsangebot der Hamburger Innenstadt stehen neue und kreative Nutzungskonzepte (z. B. Ge- gleicht in vielen Lagen dem in anderen Städten und Me- nossenschaft Gröninger Hof), die auch durch möglicher- tropolen, aber auch dem Angebot in den Hamburger Be- weise sinkende Immobilienpreise und durch einen Fokus zirkszentren. Durch die starke Dominanz von Einzelhan- auf diese Nutzungskonzepte bei städtischen Vergaben del und Büronutzungen ist insbesondere die fehlende begünstigt werden. Durch ein gezieltes Management Belebung der Hamburger Innenstadt nach Laden- und kann die Diversität von Angeboten und damit Attraktivi- Büroschluss eine echte Schwäche. Die dennoch vorhan- tät langfristig gesichert werden. Der Fokus der Politik auf denen unterschiedlichen Nutzungen sind dagegen die Hamburger Innenstadt (aktueller Koalitionsvertrag) schlecht verknüpft und können sich so nicht gut ergän- bietet die Chance zu einer nachhaltigen Veränderung, zen. Die fehlende Verknüpfung der einzelnen Innen- die wiederum auch als Muster für andere Quartiere stadtbereiche wird von der Zerschneidung durch Ver- funktionieren kann. Die vorhandenen städtebaulichen kehrsachsen (z. B. Willy-Brandt-Straße, Gleistrog Potenziale (z. B. auf Stadtplätzen) können durch attrak- Hauptbahnhof, Wallring etc.) noch verstärkt. Attraktive tive Randnutzungen (Gastronomie etc.) gehoben wer- Wegeverbindungen beispielsweise zwischen St. Georg den. Durch den konsequenten barrierefreien Ausbau des und der Mönckebergstraße aber auch zur HafenCity oder ÖPNV und die gute Anbindung in alle Stadtteile Ham- den Wallanlagen sind kaum vorhanden und führen zu burgs, kann die Innenstadt auch langfristig als Destina- gefühlt langen Wegen innerhalb der Innenstadt. Außer- tion für alle attraktiv bleiben. Die Integration und die dem bestehen Konflikte zwischen verschiedenen Ver- gute Verbindung der Stadtentwicklungsgebiete im Hafen kehrsträgern (z. B. auf der Mönckebergstraße und dem schafft die Möglichkeit, dort entstehende Attraktionen Jungfernstieg). Für Touristinnen und Touristen sind zeit- in Verbindung mit der Innenstadt zu einem Gesamter- gemäße großräumige Orientierungssysteme für die ge- lebnis zu verknüpfen. samte Innenstadt nicht vorhanden. Viele Wasserflächen werden nur unzureichend genutzt (z. B. Nikolaifleet, Zollkanal, Binnenalster) und die Gestaltung öffentlicher Risiken Räume und Plätze lässt vielfach Aufenthaltsqualität ver- missen und ist insbesondere unter klimatischen Ge- Eine Fokussierung auf einzelne Nutzungen bei der Ent- sichtspunkten (Kühlungsfunktion im Sommer durch Be- wicklung neuer Konzepte für die Hamburger Innenstadt grünung) verbesserungswürdig. Auch die Belebung von sollte nicht erfolgen. Reine Wohnnutzungen beleben die Plätzen durch deren dauerhafte Bespielung gelingt nur Quartiere ebenso wenig wie uninspirierte Gastronomie- selten. Der Hauptbahnhof mit seinem gesamten Umfeld konzepte und die Förderung der „To-Go-Mentalität“. Ein als dem zentralen Ankunftsort Hamburgs ist keine at- zunehmender Leerstand im Einzelhandel und damit ver- traktive Visitenkarte für die Innenstadt und die Ge- bundene Trading-Down-Effekte gilt es unbedingt zu ver- samtstadt. Nicht zuletzt mangelt es in der Innenstadt an hindern. Einer Verödung und dem Verlust von Attraktivi- niedrigschwelligen Orten, die als Foren und sogenannte tät und damit Beliebigkeit und Austauschbarkeit muss Third Places für die Hamburger Stadtgesellschaft fun- entgegengetreten werden. Andererseits setzen Aufwer- gieren können. tungsprozesse auch die Preisspirale bei den Immobilien- 18
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