HAMBURG 2040 INNENSTADT AUF DEM WEG DIE HAMBURGER IN IHRE ZUKUNFT 2040 - STANDPUNKTE

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STANDPUNKTE

         HAMBURG 2040
               DIE HAMBURGER
          INNENSTADT AUF DEM WEG
            IN IHRE ZUKUNFT 2040
Inhalt                                                               Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

          Inhaltsverzeichnis

          Executive Summary                                                                                                 3

          Vorwort                                                                                                           8

          I. Innenstädte im Wandel                                                                                          9
          
          II. Die Innenstadt der Zukunft                                                                                  11

          III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt                                                             13

          IV. SWOT-Analyse                                                                                                17

          V. Zielbild, Handlungsfelder, Maßnahmen                                                                         19
          		    Zentrum des Handels stärken und Nutzungsmischung intensivieren                                             20
          		    Erreichbarkeit für alle sicherstellen                                                                      22
          		    Wohnstandort weiterentwickeln                                                                              23
          		    Kulturelle Funktion stärken & Freizeitangebote für alle bieten                                             24
          		    Orte/Anlässe für Aufenthalt & Austausch schaffen und verbessern                                            27
          		    Attraktivität für Touristen erhöhen – Gastronomie stärken                                                  30
          		    Innovationen initiieren und nachhaltiges Vorbild sein                                                      31
          		    Professionelles Transformationsmanagement einsetzen                                                        32
          		    Für weitere notwendige Rahmenbedingungen sorgen                                                            33

          VI. Funktionskonzept                                                                                            34
          		    Das Herz der Metropolregion                                                                                36
          		    Einkaufen & Flanieren                                                                                      36
          		    Geschichte erleben & Hamburg spüren                                                                        37
          		    Kunst & Kultur                                                                                             37
          		    Ankommen/Tor zu Hamburg                                                                                    37
          		    BüroArbeit                                                                                                 37
          		    Urbanes Wohnen & Arbeiten                                                                                  38
          		    BüroArbeit & Wohnen                                                                                        38
          		    Ausgehen und Genießen                                                                                      38
          		    Tor zur Welt & Maritimes Leben                                                                             38
          		    Attraktives/freizeitorientiertes Bindeglied                                                                38

          Quellen                                                                                                         40

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Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                                        Executive Summary

Executive Summary

War die europäische Innenstadt im 20. Jahrhundert ins-       und Schwächen auf und identifiziert die Chancen und
besondere durch die ihr zukommende Kernfunktion der          Risiken für einen zielgerichteten und umfassenden
zentralen Versorgung des mittel- und längerfristigen         Transformationsprozess. Das formulierte Zielbild mit sei-
Bedarfs ihres jeweiligen Einzugsgebiets geprägt, so voll-    nen acht Unterzielen, dient als Grundlage für die Benen-
zieht sich mittlerweile ein tiefgreifender Wandel. Der       nung von Maßnahmen- und Projektvorschlägen und das
klassische Einzelhandel hat zum großen Teil seine Leit-      darauf aufbauend entwickelte Funktionskonzept. Das
funktion als vordringlicher Anlass für einen Besuch der      Papier liefert eine breite Palette von Anregungen und
Innenstadt verloren. Es stellen sich grundsätzliche Fra-     soll als Grundlage zur Diskussion und für konkrete Ver-
gen wie: Welche zentralen Funktionen werden die Innen-       abredungen zwischen den Innenstadtakteuren dienen,
städte zukünftig haben? Werden sie in einem sich auflö-      um der Hamburger Innenstadt zurück zu alter Strahlkraft
senden funktional gegliederten Siedlungsraum noch            zu verhelfen, sie zukunftsfähig im Wettbewerb mit an-
eine zentrale Funktion haben können? Oder müssen die         deren Metropolen und zu einem positiven Standortfak-
Cities selbst neue Funktionen und Qualitäten entwi-          tor für den Wirtschaftsraum Hamburg zu machen.
ckeln? Die Corona-Pandemie wirkt hier als Beschleuniger      Die Hamburger Innenstadt steht vor einem umfassenden
von längerfristigen Entwicklungen und zeigt Verände-         Transformationsprozess dessen dringende Notwendig-
rungsprozesse und Versäumnisse schonungslos auf.             keit durch die negativen Auswirkungen der Corona-Pan-
                                                             demie noch sichtbarer geworden ist. Die City muss, ganz
Diesen Entwicklungen, Fragestellungen und Herausfor-         im Sinne der Neuen Leipzig-Charta, vielfältiger, nut-
derungen, sieht sich insbesondere auch die Hamburger         zungsgemischter, grüner, gerechter, produktiver und da-
Innenstadt, als das unbestrittene Zentrum Norddeutsch-       mit attraktiver für Hamburger und auswärtige Besucher
lands, der wichtigste Identifikationsort der Metropolre-     werden.
gion Hamburg und Ziel von Touristen und Tagesgästen,
gegenüber. Die Hamburger Innenstadt muss gerade jetzt        Die aufgezeigten Schwächen und Risiken lassen sich so
für die Zukunft gut aufgestellt werden, um als lebendi-      mittels eines integrierten und ressortübergreifenden
ger, multifunktionaler und attraktiver Mittelpunkt der       Gesamtkonzepts in Stärken und Chancen umwandeln.
Metropolregion erhalten zu bleiben und gestärkt zu wer-      Das entwickelte Zielbild und die Maßnahmen und Ansät-
den. Die Voraussetzungen des Gelingens sind gut, denn        ze in den Handlungsfeldern bilden mit dem vorgelegten
traditionell engagieren sich Bürgerschaft, Kaufleute, Im-    Funktionskonzept den Rahmen einer positiven Transfor-
mobilienbesitzer und Politik und Verwaltung für die          mation der Hamburger Innenstadt.
Hamburger Innenstadt. Das zeigt sich beispielsweise an       So könnte es der Innenstadt als dem Herz der Metropol-
den zahlreichen Business Improvement Districts, in de-       region gelingen, ihre alte Strahlkraft wiederzuerlangen,
nen privates und öffentliches Engagement zum Wohle           sie zukunftsfähig im Wettbewerb mit anderen Metropo-
zentraler Standorte verbunden wird. Das ist in der Bun-      len und zu einem positiven Standortfaktor für den Wirt-
desrepublik Deutschland einmalig und hat Vorbildcha-         schaftsraum Hamburg zu machen.
rakter.                                                      Der weitere Weg dorthin muss nun Gegenstand eines
                                                             breiten Diskussionsprozesses mit allen Innenstadtakteu-
Mit dem vorliegenden Papier analysiert die Handelskam-       ren sein. Die Handelskammer steht hierfür bereit.
mer Hamburg die aktuelle Situation der Hamburger In-
nenstadt, zeigt mittels einer SWOT-Analyse ihre Stärken

                                                                                                                                 3
Executive Summary                                                            Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

             Zielbild zur Weiterentwicklung der Hamburger Innenstadt

                                                                Wandel durch
                                                              Transformations-
                                                                management
                                                                  begleiten
                                   Attraktivität für                                        Innovationen
                                  Touristen erhöhen                                         initiieren und
                                    – Gastronomie                                           nachhaltiges
                                       stärken                                               Vorbild sein

                                                                 Die Innenstadt
                                                                zum innovativen,                          Zentrum
                          Orte/Anlässe
                                                           attraktiven wie nachhal-                     des Handels
                        für Aufenthalt &
                                                          tigen Unternehmens- und                       stärken und
                       Austausch schaffen
                                                          Wohnstandort, Identifika-                  Nutzungsmischung
                        und verbessern
                                                            tionsort und Treffpunkt                    intensivieren
                                                                für alle machen

                                      Kulturelle
                                                                                            Erreichbarkeit
                                   Funktion stärken
                                                                                                für alle
                                  & Freizeitangebote
                                                                                             sicherstellen
                                    für alle bieten

                                                               Wohnstandort
                                                              weiterentwickeln

                                                                                                             © Handelskammer Hamburg 2021

             Zentrum des Handels stärken und Nutzungs-
             mischung intensivieren

             Da die jahrzehntelang gängige Praxis, nämlich Handel       •  Neuansiedlung und Integration urbaner Produktionen.
             mit Handel zu ersetzen, nicht mehr erfolgsversprechend     •   U
                                                                             msetzung eines Markthallenkonzeptes in einem zent-
             ist, muss die räumliche Trennung von Einkaufen, Arbei-         ralen Bereich.
             ten, Dienstleistungen, Wohnen, Produktion und Freizeit-    • Verknüpfung von Onlinehandel und stationärem Han-

             gestaltung überwunden werden, um der Innenstadt                del durch intelligente Logistikkonzepte.
             neue Funktionen zu geben. Notwendige Maßnahmen             •P   rofessionelles Nutzungsmix- und Leerstandsmanage-
             hierzu sind:                                                   ment einsetzen.
             • Wettbewerbsfähigkeit des stationären Handels stärken.   • Heterogenität im Rahmen von Grundstücksausschrei-
             • Mietenpoolmodelle zur Ermöglichung renditeschwa-            bungen und Umbaugenehmigungen regelhaft berück-
                cher Konzepte etablieren.                                   sichtigen.
             • Entwicklung von gemischten und experimentellen Nut-     • Strategie entwickeln, um Fachgeschäfte für den Stand-
                zungskonzepten.                                             ort Innenstadt zurückzugewinnen.

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Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                                        Executive Summary

Erreichbarkeit für alle sicherstellen                        Kulturelle Funktion stärken & Freizeitange-
                                                             bote für alle bieten
Für einen innerstädtischen Standort ist die Erreichbarkeit
mit allen Verkehrsträgern von elementarer Bedeutung.         Zukünftig muss die Hamburger Innenstadt für alle Gene-
Zukünftig wird es darum gehen, eine bequeme, schnelle        rationen, Lebensstile und Bevölkerungsschichten einen
und klimaneutrale Erreichbarkeit der Innenstadt sicher       hohen Freizeitwert bieten und dabei insbesondere auch
zu ermöglichen. Durch die Mobilitätskonzepte der Zu-         kostenlose Freizeitangebote, Sportangebote und Ver-
kunft, werden Chancen auf neue Freiräume, Nutzungen          weilmöglichkeiten ohne „Verzehrzwang“ anbieten. Ins-
und Qualitäten in der Innenstadt eröffnet. Notwendige        besondere einer attraktiven Bespielung von Plätzen und
Maßnahmen hierzu sind:                                       Straßen kommt eine hohe Bedeutung zu. Notwendige
• Aufstellung eines übergeordneten Verkehrskonzepts         Maßnahmen hierzu sind:
   für die Hamburger Innenstadt unter Berücksichtigung       • Innenstadt als Arena internationaler Sportveranstal-
   aller Verkehrsträger.                                        tungen nutzen.
• Sicherstellung der Erreichbarkeit durch alle Verkehr-     • Innovative und attraktive Jugend-/Kinderspielplatz-
   sträger.                                                    konzepten mit Alleinstellungsmerkmalen umsetzen.
• Switch-Mobility und City-Logistik stärken.                • Potenziale für „Pocket-Parks“ prüfen.
• Gestalterische und funktionale Verbesserung von We-       • Offene, niedrigschwellige und innovative Sport- und
   gebeziehungen.                                               Bewegungsangebote für alle etablieren.
• Verbesserung und Ausbau des Fußgängerleitsystems.         • Entwicklung/Erweiterung der Kunsthalle und ihres Um-
• Etablierung eines smarten Verkehrsleitsystems.              feldes.
• Umgestaltung des Hamburger Hauptbahnhofs inkl.            • Interaktion der vorhandenen Kulturinstitutionen mit
   Bahnhofsumfeld.                                              anderen Innenstadtakteuren befördern.
• Baustellenmanagement verbessern.                          • Bücherhalle zur „Bibliothek des 21. Jahrhunderts“ wei-
• Ausgleich zwischen verkehrstechnischen und stadtge-         terentwickeln.
   stalterischen Interessen sichern.                         • Entwicklung und Umsetzung des Science-Centers in
• Intermodalität stärken.                                      der Innenstadt.
• Voraussetzungen für neue Mobilitätsformen (z.B. Luft-     • Konzept eines „Haus der digitalen Welt bzw. Wirt-
   taxis) schaffen.                                            schaft“ (Digitalmuseum) umsetzen.
                                                             • Klima- und Nachhaltigkeitszentrum aufbauen.
                                                             • Ansiedelung des Naturkundemuseums/Evolutioneums
Wohnstandort weiterentwickeln                                   im Innenstadtbereich.
                                                             • Zusammenarbeit mit Kultur- und Kreativwirtschaft zur

Ein höherer Anteil von Wohnbevölkerung in einer Innen-          Schaffung neuer Besuchsanlässe intensivieren.
stadt trägt dazu bei, die Nachfrage nach Waren des täg-      • Schaffung und Vernetzung von unterschiedlichsten
lichen Bedarfs, persönlichen Dienstleistungen und Gast-         kulturellen Angeboten in allen Quartieren der Innen-
ronomie- und Freizeitangeboten zu stärken. Sie führt           stadt.
auch dazu, dass Straßen und Plätze auch in den Abend-
stunden belebt sind. Aufgrund ihrer Nähe zu vielen Ar-
beitsplätzen, der hervorragenden ÖPNV-Anbindung und          Orte/Anlässe für Aufenthalt & Austausch
der vielen herausragenden kulturellen Einrichtungen ist      schaffen und verbessern
die Innenstadt ein attraktiver Wohnstandort, den es wei-
ter zu stärken gilt. Notwendige Maßnahmen hierzu sind:       Öffentlichen Räumen haben im Stadtraum eine beson-
• Neues Wohnen in der Innenstadt etablieren.                dere Bedeutung und damit ist auch deren Gestaltung
• verbindliche Festschreibung eines maßvollen und ver-      und Möglichkeit zur Nutzung essenziell. Die Anpassung
   träglichen Anteils an Wohnnutzung.                        von öffentlichen Räumen an die klimatischen Verände-
• Aufstockungen geeigneter Gebäude.                         rungen ist unbedingt zu berücksichtigen, um Aufent-
• Intelligente Lärmschutzkonzepte umsetzen, um Misch-       haltsqualität und Verweildauer zu optimieren. Neben der
   nutzung zu ermöglichen.                                   Gestaltung von öffentlichen Räumen, bedarf es auch der
• Wohnfolgeeinrichtungen vorrausschauend planen und         Schaffung von Anlässen, die einen Aufenthalt und Aus-
   bedarfsgerecht umsetzen.                                  tausch in der Hamburger Innenstadt attraktiv machen.

                                                                                                                                 5
Executive Summary                                                            Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

             Notwendige Maßnahmen hierzu sind:                          •  ufbau einer internationale Digitalisierungsstrategie
                                                                           A
             • Aufenthaltsqualitäten öffentlicher Räume steigern und      für den Tourismus.
                durch regelmäßige Pflege langfristig sichern.           • Stärkung der Rolle des Eventausschusses als beraten-
             • Binnenalster in ein Gesamtkonzept einbeziehen und          des Gremium.
                bespielen.                                              • Informationen für Touristen (Digital, Beschilderung,
             • Potenziale der vorhandenen Fleete stärker nutzen.          Tourismusinformation etc.) konsequent mindestens
             • kleinteilige Konzepte zur Bespielung von öffentlichen      zweisprachig anbieten.
                Räumen entwickeln.                                      • Zusätzliche Liniengenehmigungen und Haltestellen für
             • Schaffung von mehr nicht-kommerziellen Attraktionen        Stadtrundfahrten in der Innenstadt prüfen.
                im öffentlichen Raum (umsonst und draußen).             • Zusätzliche Flächen im öffentlichen Raum für Außen-
             • Den Rathausmarkt durch Umgestaltung und Bespie-            gastronomie.
                lung dauerhaft zu einem lebendigen Ort machen.          • Erlebnisgastronomie und kreative/innovative Gastro-
             • Bürgerschaftshaus als öffentliches „Forum der Demo-        nomiekonzepte unterstützen.
                kratie“ etablieren.                                     • Potenziale von Messe und Kongresszentrum (CHH) in
             • Unterschiedliche Räume für verschiedenste Bedürfnis-       innenstadtnaher Lage mit hohen Besucherzahlen für
                se schaffen.                                               die Innenstadt nutzen.
             • Einbindung der Eventbranche zur Weiterentwicklung
                von Ideen.
             • Freiraummanagement vereinfachen (Sondernutzungs-        Innovationen initiieren und nachhaltiges
                genehmigungen und deren Gebühren).                      Vorbild sein
             • Historische Keimzelle Hamburgs sichtbar machen.
             • BID-Projekte fortführen und neu aufsetzen.              Als Aushängeschild der ganzen Metropolregion und als
                                                                        ein wesentlicher Träger der Marke Hamburg, muss die
                                                                        Innenstadt im besonderen Maße für Zukunftsthemen,
             Attraktivität für Touristen erhöhen – Gast-                wie beispielsweise das Ziel Hamburg bis 2040 zu einer
             ronomie stärken                                            klimaneutralen Metropole zu machen, stehen. Deshalb
                                                                        gilt es, Projekte mit Vorbildcharakter zu initiieren, mit
             Vielfältige touristische und gastronomische Angebote       denen sich Hamburg in den kommenden Jahren auf den
             sind für eine Stadt wie Hamburg ein wichtiger Standort-    Zukunftsfeldern positioniert. Notwendige Maßnahmen
             faktor. Es gilt neue touristische Konzepte aufzubauen,     hierzu sind:
             etablierte Reiseanlässe weiterzuentwickeln und neue        • 
                                                                          Neuvermarktung der Innenstadt als Ort mit Erleb-
             Großveranstaltungen in Hamburgs Innenstadt zu etab-          nischarakter.
             lieren. Neue gastronomische Konzepte und Bereiche für      • Positiven Wandel der Innenstadt als Impuls für die ande-

             die Außengastronomie beleben öffentliche Räume,              ren Quartiere der polyzentralen Stadt Hamburg nutzen.
             schaffen Besuchsanlässe und laden zum Verweilen und        • 
                                                                          Klimawende vorbildhaft „fahren“ und Nachhaltigkeit
             Genießen ein. Notwendige Maßnahmen hierzu sind:              der Angebote von Beginn an mitdenken.
             • Aufbau eines repräsentativen Hamburg Visitor Center    • 
                                                                          Nachhaltigkeit als Alleinstellungsmerkmal aktiv ver-
               an zentraler Stelle.                                       markten.
             •Entwicklung und Umsetzung von App-geleiteten             • 
                                                                          Inkubatoren schaffen und wissenschaftliche Einrich-
               Rundgängen (z.B. „roter Faden“).                           tungen in der Innenstadt ansiedeln.

6
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                                         Executive Summary

• 
  Digitalisierung der Innenstadt vorantreiben.               • 
                                                               Intensive   Einbeziehung von Immobilienbesitzern.
• Gemischt genutzten Flächen zu verschiedenen Tages-       • Etablierung einer Prozessstruktur die sich kontinuier-
  zeiten erproben und etablieren.                              lich mit Innovationen und notwendigen Anpassungen
• Dachbegrünungs- und Solaranlagenprogramm aufset-           der Innenstadt beschäftigt (Change-Management).
  zen.                                                       • 
                                                               Trennung von Innenstadtmanagement und Vermark-
• Projekt Klimahaus als „Edutainment“- Einrichtung um-       tung der Innenstadt zur Vermeidung von Interessens-
  setzen.                                                      konflikten
• 
  Green-Building- und Green-City-Konzepte weiterent-         • Vereinfachung und Optimierung von Steuerungsstruk-

  wickeln und umsetzen und so zur „European Green              turen (beispielsweise Genehmigungsverfahren im öf-
  City“ werden.                                                fentlichen Raum).
• Notwendige Voraussetzungen für 3D-Druckverfahren         • 
                                                               Vermeidung von Doppel-/Polystrukturen, sondern
  bei Bauprozessen und urbanen Produktionen schaffen.          Bündelung und Einbeziehung aller Stakeholder.

Professionelles Transformationsmanagement                    Für weitere notwendige Rahmenbedingun-
einsetzen                                                    gen sorgen

Der Neuausrichtungsprozess der Hamburger Innenstadt          Neben den genannten Handlungsfeldern gibt es weitere
bedarf eines professionellen Managements, welches die        Rahmenbedingungen, die für eine erfolgreiche Transfor-
Gesamtentwicklung über alle Fachbereiche hinweg si-          mation der Hamburger Innenstadt notwendig sind. Sie
cherstellt. Es muss die Aufstellung eines Masterplans für    sind nicht standortspezifisch und bedürfen daher lan-
die Entwicklung der Innenstadt unter Berücksichtigung        des- oder bundespolitischer Initiative. Notwendige Maß-
aller Funktionen vorantreiben und die Beteiligung/Ein-       nahmen hierzu sind:
bindung aller Stakeholder sicherstellen. Es muss außer-      • Beschleunigung von Bau- und Nutzungsgenehmigun-

dem mit gezielten finanziellen Maßnahmen (Zwische-             gen.
nerwerb von Immobilien oder Finanzierung von                 • Klare Zuständigkeitszuweisungen zwischen dem Senat,

innovativen Konzepten) steuernd und korrigierend ein-           Fachbehörden, und Bezirksamt.
greifen. Notwendige Maßnahmen hierzu sind:                   • Frühzeitige Kommunikation mit allen Stakeholdern und
• Aufbau einer PPP-Gesellschaft zur Entwicklung der In-       der breiten Öffentlichkeit und zu Wettbewerben für
  nenstadt.                                                     Zukunftsideen aufrufen.
• Besetzung eines Gesamtsteuerungsgremiums mit Ver-        • Bauplanungs- und Bauordnungsrecht überarbeiten
  tretern der Handelskammer.                                    und anpassen, um Transformationsprozesse zu be-
• 
  Professionelles Management von Nutzungsmix und               schleunigen und zu erleichtern.
  Leerstand.                                                 • Ausbau der Betreuung von Randständigen in der City,
• Masterplan für die Innenstadt unter Einbeziehung aller      um Interessenkollisionen vorzubeugen.
  Stakeholder.                                               • Stärkere Fokussierung auf maritime Themen in allen
• Priorisierung auf Grundlage einer umfassenden Analy-        Bereichen.
  se vornehmen.                                              • Sondernutzungsgenehmigungen vereinfachen.
• Stärkung des „Bündnisses für die Innenstadt“.
• Weiterentwicklung der vorhandenen BID-Strukturen.

                                                                                                                                  7
Vorwort                                                                      Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

            Vorwort

            Die Hamburger Innenstadt ist der wichtigste Ort der          Künftig wird es viel mehr als bisher darauf ankommen,
            Identifikation mit der Metropolregion Hamburg. Die City      dass die Innenstadt als Ort eines breiten Funktionsmixes,
            ist die herausragende Shopping-Metropole für Men-            als Ort zahlreicher hoch attraktiver Quartiere wahrge-
            schen aus der Region und auswärtige Besucher. Garant         nommen und von allen Bevölkerungsgruppen und Besu-
            dafür sind ihre attraktiven Einzelhandelslagen entlang       cherschichten genutzt wird. Die Corona-Pandemie wirkt
            der Mönckebergstraße und Spitalerstraße, des Jungfern-       hier nur als eine Art Turbo, der einen ohnehin kaum auf-
            stiegs und den Bereichen um den Neuen Wall und den           zuhaltenden Prozess noch einmal deutlich beschleunigt.
            Gänsemarkt. Hinzu kommen die Einzelhandelslagen in           Ihre Auswirkungen auf das Arbeiten, die Freizeitgestal-
            der HafenCity und zukünftig die im Bau befindliche           tung, den Tourismus und das Konsumverhalten erhöhen
            Shopping-Mall im Überseequartier.                            nun den Druck auf die Handelnden und Beteiligten er-
                                                                         heblich. Ziel muss es sein, die Hamburger Innenstadt als
            Damit nicht genug, machen die Anziehungskraft der            lebendigen, multifunktionalen und attraktiven Mittel-
            Hamburger Innenstadt auch Theater, Museen und                punkt der Metropolregion zu erhalten und für die Zu-
            Top-Hotels, ein vielfältiges gastronomisches Angebot         kunft gut aufzustellen.
            sowie zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung
            aus. Gerade dieser vielfältige Nutzungsmix ist es, der das   Die Chancen hierfür stehen nicht schlecht: Denn bereits
            Zentrum so unverwechselbar macht. Neben den eigenen          seit vielen Jahren bemühen sich Kaufleute, Immobilien-
            Bürgern waren es vor der Corona-Pandemie jährlich fast       besitzer und Vertreter aus Politik und Verwaltung um
            90 Millionen Tagesgäste (HHT 2015) und 7,6 Millionen         neue Impulse für die Stadt. Mit seinen zahlreichen Busi-
            Touristen (Statistikamt Nord 2020), die außer dem Hafen      ness Improvement Districts zeigt Hamburg vorbildhaft
            und weiteren Sehenswürdigkeiten die Hamburger Innen-         für die ganze Republik, wie sich privates und öffentliches
            stadt besuchten.                                             Engagement zum Wohle zentraler Standorte verbinden
                                                                         lassen. Erste Ansätze zu einer gezielten Stärkung der Ci-
            Doch die Bedeutung des Einzelhandelsstandorts Innen-         ty-Logistik lassen hoffen, dass stationärer und virtueller
            stadt schwindet – nicht erst seit Corona: Hauptgrund         Handel künftig mehr voneinander profitieren können
            hierfür sind die wachsenden Online-Bestellungen, die         und Multichannel-Konzepte, bei denen der stationäre
            Einkäufe beim stationären Handel immer mehr verdrän-         Handel mit dem Onlinehandel verschmilzt, künftig ver-
            gen. Hinzu kommt die zunehmende Filialisierung in den        stärkt umgesetzt werden. Dabei gilt es, die negativen
            vergangenen Jahrzehnten. Dadurch ist es zu einer ge-         Auswirkungen der dadurch induzierten Verkehre mithilfe
            wissen Beliebigkeit und Austauschbarkeit des Warenan-        intelligenter Logistikkonzepte zu minimieren. Diese Akti-
            gebotes gekommen, womit ein Alleinstellungsmerkmal           vitäten sollten zielgerichtet fortgesetzt und weiter aus-
            der Innenstadt verloren geht. Zusätzlich befördert durch     gebaut werden.
            die steigenden Immobilienpreise, verstärkt sich dieser
            Trend. Zu einem Bedeutungsverlust der City führt auch        Mit dem vorliegenden Papier wollen wir aufzeigen, wie
            die Rückbesinnung einer steigenden Zahl von Konsu-           die Hamburger Innenstadt im Sinne der von der Han-
            menten auf regional und nachhaltig erzeugte Produkte,        delskammer initiierten „Hamburg 2040“-Strategie in die
            individualisierte und unverwechselbare Einzelstücke          Zukunft geführt werden kann und welche konkreten Im-
            oder fair gehandelte Textilien. Dabei handelt es sich be-    pulse für die Neuausrichtung der Hamburger Innenstadt
            sonders um Angebote in den Bezirks- und Stadtteilzent-       gesetzt werden können. Die Studie soll zusätzliche An-
            ren, die in Hamburg traditionell einen höheren Anteil am     sätze, Ideen und Vorschläge für die Diskussion und die
            stationären Einzelhandel haben als beispielsweise in         konkreten Verabredungen zwischen Kaufleuten, Immo-
            Städten wie Köln oder München.                               bilieneigentümern, Politik und Verwaltung liefern. Die
                                                                         Handelskammer möchte damit einen substanziellen Bei-
            Die Folge dieser Entwicklung: Der klassische Einzelhan-      trag zur Rettung der Hamburger Innenstadt leisten und
            del hat zum großen Teil seine Leitfunktion als vordringli-   den weiteren Dialog mit allen Stakeholdern fördern.
            cher Anlass für einen Besuch der Innenstadt verloren.

8
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                                                      I. Bedeutung des Hamburger Hafens

I. Innenstädte im Wandel

Eine wesentliche Funktion der Innenstädte des 20. Jahr-                             verzeichnen, wesentlicher Treiber war hier der stationäre
hunderts war die zentrale Versorgung mit Waren des                                  Lebensmittel-Einzelhandel. Gemessen am Gesamtum-
mittel- und längerfristigen Bedarfs aus ihrem Einzugs-                              satz des Einzelhandels in Deutschland verfügt der On-
gebiet. Dies scheint heute, beschleunigt durch die Coro-                            line-Handel noch immer über einen geringen Anteil der
na-Pandemie, nicht mehr zu tragen. Der Einzelhandel,                                Gesamtumsätze. Dieser ist allerdings seit 2008 von etwa
d.h. der Handel zwischen Unternehmern und privaten                                  2,9 Prozent auf etwa 12,5 Prozent im Jahr 2020 ange-
Endverbrauchern, ist seit Jahren einem radikalen Struk-                             wachsen (siehe Abbildung 1).
turwandel unterworfen. Hier war dasselbe wie in ande-
ren Wirtschaftsbereichen zu beobachten: Zunächst kam                                Stationärer Handel und Onlinehandel sind aber kein rei-
es im Markt zu Konzentrationsprozessen, heute ist die                               ner Dualismus: Zunehmend ist eine Verschmelzung bei-
Situation insbesondere durch den stetig wachsenden                                  der Welten zu beobachten: So haben etliche stationäre
Anteil des Online-Handels am Gesamtumsatz gekenn-                                   Händler sich mit Onlineshops ein zusätzliches Standbein
zeichnet. Binnen zehn Jahren hat sich der Umsatz des                                aufgebaut, dass einen zunehmend wichtigen Beitrag
Online-Handels von 15,6 Mrd. Euro im Jahr 2009 auf                                  zum Umsatz beisteuert. Andererseits sind in den Innen-
58,5 Mrd. Euro im Jahr 2019 nahezu vervierfacht. Zwar                               städten immer öfter Ladengeschäfte von Unternehmen
ist im selben Zeitraum auch der stationäre Einzelhandel                             und Marken zu finden, die bisher ausschließlich online zu
gewachsen, aber deutlich langsamer als der Online-Han-                              finden waren.
del (um etwa 21 Prozent von ca. 403 Mrd. Euro in 2009
auf ca. 546 Mrd. Euro in 2019). Im Jahr 2020 ist der Um-                            Als Folge des Strukturwandels im Einzelhandel haben
satz des Online-Handels, bedingt durch die Corona-Pan-                              sich die innerstädtischen und traditionellen Einkaufs-
demie, überproportional um rund 23 Prozent auf etwa                                 straßen stark verändert. Große Kaufhäuser sind unter
72 Mrd. Euro angewachsen. Der stationäre Einzelhandel                               Druck geraten, inhabergeführte Geschäfte konnten dem
onnte im selben Jahr ein Wachstum von etwa 3,6 Prozent                              Wettbewerb nicht mehr standhalten, eine umfassende

Abbildung 1: Impulsgeber für die Industrie in Hamburg

    Angaben in Mrd. Euro, ohne Umsatzsteuer

         600

         500

         400

         300

         200

         100

             0
                   2008        2009        2010        2011          2012    2013   2014     2015    2016     2017    2018    2019      2020
                                                                     Onlinehandel          stationärer Einzelhandel
                                                                                                                         © Handelskammer Hamburg 2021

Quelle: IFH KÖLN; HDE; Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung

                                                                                                                                                               9
I. Innenstädte im Wandel                                                       Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

               Filialisierung in einigen Lagen hat zu einer gewissen Be-   die Ansprüche der Nutzer an eine hochwertige Ausstat-
               liebigkeit und Austauschbarkeit geführt. Immer kürzere      tung der Büroflächen.
               Nutzungszyklen von Handelsimmobilien sowie einset-
               zende Trading-Down-Prozesse verursachen nicht nur           Daraus ergeben sich einige allgemeine Fragen: Welche
               eine Verschlechterung der Versorgung, sondern auch          zentralen Funktionen werden die Innenstädte zukünftig
               eine Verödung der angrenzenden öffentlichen Räume in        haben? Werden sie in einem sich auflösenden funktional
               den Innenstädten (DStGB 2020).                              gegliederten Siedlungsraum überhaupt noch eine zent-
                                                                           rale Funktion haben können? Oder müssen die Cities
               Insbesondere der Onlinehandel hat zu einem immer stär-      selbst neue Funktionen und Qualitäten entwickeln?
               ker steigenden Aufkommen von Paketen geführt. Zu-           Das Leitbild der Funktionstrennung sah in Hamburg
               sammen mit heutigen Logistikkonzepten, die eine Belie-      nach dem Zweiten Weltkrieg vor, durch den Baustufen-
               ferung oft mehrmals am Tag vorsehen, stellt die             plan Innenstadt in der östlichen City und in großen Tei-
               zunehmende Zahl von Sendungen gerade die Innenstäd-         len der nördlichen Neustadt das Wohnen auszuschlie-
               te vor einen Zielkonflikt, eine reibungslose Warenversor-   ßen. Um die Wohnnutzung in der Hamburger Innenstadt
               gung und eine hohe Aufenthaltsqualität miteinander zu       wieder zu stärken, wurde der Baustufenplan Innenstadt
               verbinden.                                                  2011 geändert. Seitdem ist in vielen Bereichen der In-
                                                                           nenstadt das Wohnen baurechtlich zulässig. Zudem gibt
               Zusammenfassend lässt sich sagen: Aufgrund der fort-        es inzwischen bei größeren Neubauvorhaben in der
               schreitenden Digitalisierung (nicht primäre Ursache,        Hamburger Innenstadt, für die neues Planrecht gilt,
               aber Katalysator der Veränderungen im Einzelhandel)         meist einen von der Stadt geforderten Mindestanteil an
               und der durch die Corona-Pandemie insgesamt be-             Wohnungen. Damit ist es gelungen, die Wohnbevölke-
               schleunigten Umwälzungsprozesse funktioniert der Ein-       rung in den Stadtteilen Hamburg-Altstadt und Neustadt
               zelhandel nicht mehr allein als attraktiver Magnet für      von 13 299 im Jahre 2009 auf 15 112 im Jahr 2019 zu
               unsere Innenstädte. (Difu 2020)                             erhöhen.

               Die neuen Erfahrungen mit Home-Office-Modellen und          Auch neue kulturelle Einrichtungen haben sich seit der
               die allgemeinen Veränderungen von Arbeitskultur und         Jahrtausendwende in der Hamburger Innenstadt ange-
               Mobilitätsverhalten könnten künftig zu einem Überan-        siedelt. Zu ihnen gehören das Bucerius Kunst Forum, das
               gebot und Leerständen von Büroflächen in den Innen-         in unmittelbarer Nähe zum Rathaus vier Wechselaus-
               stadtlagen führen. Damit wird sich für viele Unterneh-      stellungen pro Jahr anbietet. In der HafenCity sind neben
               men mittel- und langfristig die Rentabilität der            der Elbphilharmonie vor allem das Miniatur Wunderland,
               Unterhaltung ihrer Büros stellen. Immer mehr Unterneh-      das Internationale Maritime Museum und das „Prototyp
               men denken bereits darüber nach, ihren Mitarbeitern         Automuseum“ zu nennen. Außerdem sind weitere priva-
               Co-Working-Hubs in Quartieren an der Peripherie der         te Einrichtungen wie das Museum der Illusionen und die
               Metropolen oder im Umland einzurichten. Das erspart         von Unternehmen betriebenen Museen wie das Hachez
               vielen Pendlern überdies längere Fahrtwege (Deutscher       Chocoversum und der Genussspeicher in der HafenCity
               Städtetag 2021). Zudem verschiebt sich die Büroflächen-     dazu gekommen. Sie verbinden die Ausstellungen mit
               nachfrage von großen Flächen in klassischen Kontor-         Erlebnisbereichen und der Möglichkeit, die Produkte vor
               häusern zu kleinteiligeren Flächen. Gleichzeitig steigen    Ort zu probieren und zu kaufen.

10
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                               II. Die Innenstadt der Zukunft

II. Die Innenstadt der Zukunft

Der Ende 2020 verabschiedeten „Neuen Leipzig Charta“         Baukultur et al. 2020). Die Innenstadt der Zukunft muss
folgend, liegt die Zukunft der Innenstädte in deren Um-      aktuelle Trends und Entwicklungen sehr früh aufgreifen,
wandlung zu attraktiven und multifunktionalen Räumen         um morgen attraktiv und lebenswert zu sein
mit einer breiten Nutzungsmischung (Bundesstiftung

Multicodierte Stadträume und Stadtgestalter

Heute verwandelt sich das Paradigma der Funktionstren-
nung zunehmend in ein Grundmuster der Hybridisierung,
Flexibilisierung und Diversifizierung urbaner Räume. Die
Herausforderung besteht darin, die bestehenden Struktu-
ren so weiterzuentwickeln und punktuell zu ergänzen,
dass eine gemischte Nutzung von Stadträumen möglich
wird. Viele innovative und kreative Ideen zu Umnutzun-
gen, Weiterentwicklungen und nutzungsgemischten
Konzepten, entstehen kommen heute von engagierten
Bürgern. Sie werden zu Gestaltern des städtischen Raums
und realisieren viele Projekte gemeinsam oder mit Hilfe
von Crowdfunding-Modellen. (Architekturwelt 2017).           Quelle: GH-Punruh

                                                             Neues Mobilitätsparadigma

                                                             Die Mobilität der Zukunft liegt in wachsenden Alternati-
                                                             ven zum motorisierten Individualverkehr, der Weiterent-
                                                             wicklung des autonomen Fahrens, neuen Fortbewe-
                                                             gungsmitteln (z.B. Lufttaxis) und innovativen
                                                             „Letzte-Meile“-Konzepten im Lieferverkehr. Auch der
                                                             sogenannten Seamless-Mobility kommt eine große Be-
                                                             deutung zu. Durch die Analyse und Verknüpfung von
                                                             Echtzeitdaten wird die Nutzung aller privaten und öf-
                                                             fentlichen Mobilitätsangebote ohne Wartezeiten und
                                                             unnötige Umstiege ermöglicht. Das im eigenen Besitz
                                                             befindliche Fortbewegungsmittel verliert als Statussym-
                                                             bol zukünftig an Bedeutung. Eine pragmatische Flexibi-
                                                             lität und eine vernetzte Hypermobilität setzen sich im-
Quelle: Airbus SE                                            mer mehr durch. (Zukunftsinstitut 2021).

Teilen und Partizipieren

Das im Internet bereits seit langem verbreitete Prinzip
von Tauschen, Teilen und Partizipieren überträgt sich zu-
nehmend auf den Stadtraum. Es entstehen Car-Sha-
ring-Modelle, Co-Working Spaces, Urban-Garde-
ning-Communitys, Repair-Cafés uvm., die die
Stadtgemeinschaft stärken und Nachbarschaften ent-
stehen lassen. Für die urbane Gesellschaft der Zukunft
ist es selbstverständlich, dass sie an den großen Heraus-
forderungen, seien es Klimaschutz oder sozialer Zusam-
menhalt, beteiligt und eingebunden wird. (bpb 2018)          Quelle: istock.com

                                                                                                                                    11
II. Die Innenstadt der Zukunft                                                       Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

                Neue Ökologie und Regionalität

                Das Umweltbewusstsein entwickelt sich weg von einer
                individuellen Lebenseinstellung hin zu einer gesellschaft-
                lichen Bewegung. Das Thema Nachhaltigkeit wird zu ei-
                nem Wirtschaftsfaktor. Das gilt für nahezu alle Lebens-
                und Wirtschaftsbereiche. Die zunehmende Fokussierung
                auf Achtsamkeit und Lebensqualität, der anhaltende Bio-
                Boom, Selbstversorgermodelle (Urban-Farming), die
                Rückbesinnung auf lokale Produkte und Produkti-
                onskreisläufe oder neue urbane Produktionsformen (Ur-
                ban-Manufacturing) werden auch für die zukünftige
                Ausrichtung von Innenstädten ein wesentlicher Faktor
                sein. (Zukunftsinstitut 2021).                               Quelle: Fridays-for-Future Deutschland

                                                                             Veränderung der Arbeitswelt

                                                                             Die sich wandelnde Arbeitswelt wird maßgeblich durch
                                                                             die voranschreitende Digitalisierung, die Globalisierung,
                                                                             den demographischen Wandel und nicht zuletzt durch
                                                                             die Corona-Pandemie beeinflusst. Home-Office, Remote
                                                                             Work oder das Arbeiten in projektbasierten, dynami-
                                                                             schen Teams führen zu einer besseren Vereinbarkeit von
                                                                             Privat- und Berufsleben. Klassische Werte der rationalen
                                                                             Leistungsgesellschaft wie feste Büroarbeitsplätze, starre
                                                                             Arbeitszeiten oder strenge Hierarchien treten zuneh-
                                                                             mend in den Hintergrund. Der Wandel der Arbeitswelt
                                                                             wird auch die Anforderungen an Stadträume verändern,
                                                                             „Third-Places“ bekommen eine zunehmende Bedeutung
                Quelle: Corinne Kutz                                         für die Gesellschaft. (Zukunftsinstitut 2021).

                Konnektivität und Digitalisierung

                Das gesellschaftliche Vernetzungsprinzip wird durch die
                digitalen Kommunikationstechnologien grundlegend
                verändert. Digitale Orte, an denen Informationen zu-
                sammenlaufen, bekommen in der vernetzen Welt eine
                ganz neue Bedeutung. Dabei verschwimmen die Grenzen
                zwischen digitalen und physischen Inhalten fast voll-
                ständig. Konzepte und Trends wie die Smart City, Om-
                nichanneling, Künstliche Intelligenz oder 3D-Druck wir-
                ken sich unmittelbar auf die Stadtgestalt, das
                Konsumverhalten, Dienstleistungen und Produktions-
                weisen aus. (Zukunftsinstitut 2021).                         Quelle: iStock.com

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Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                    III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt

III. Herausforderungen für die Hamburger
Innenstadt

Neben den eher allgemeinen, oben beschriebenen Ver-                bis zum Jungfernstieg. Sie umfasst auch die unmittelbar
änderungsprozessen sieht sich die Hamburger Innen-                 angrenzenden Straßenzüge und Plätze. In der östlichen
stadt zudem mit einigen standortspezifischen, stadt-               City befinden sich überwiegend große Kaufhäuser, Mo-
räumlichen Herausforderungen konfrontiert. Als                     deketten und Einkaufspassagen mit vielfältigen Angebo-
Innenstadt wird dabei im Rahmen dieses Papiers die                 ten.
Fläche innerhalb des Wallrings zzgl. der westlichen Ha-
fenCity und entlang des Hafenrandes mit sehr unter-
schiedlichen Quartieren bzw. Bereichen definiert (siehe            Westliche City
Abbildung 2). Die City gliedert sich in folgende Teilberei-
che:                                                               Bei der westlichen City handelt es sich um den Bereich
                                                                   des Jungfernstieges, die südlich angrenzenden Bereiche
                                                                   um den Neuen Wall und die Großen Bleichen und im
Östliche City                                                      Nordwesten um den Gänsemarkt und die Colonnaden
                                                                   bis zur Esplanade. Vor allem im Bereich Neuer Wall/Gro-
Das Zentrum des Einzelhandels der Hamburger City glie-             ße Bleichen befinden sich eine Vielzahl von Einzelhan-
dert sich in einen östlich und einen westlich der Alster ge-       delsgeschäften aus dem Luxussegment und sogenannte
legenen Teil (östliche und westliche City). Die östliche City      Flagshipstores. Die westliche City verfügt allerdings
erstreckt sich vom Hauptbahnhof über die Mönckebergs-              auch über viele kleinere, inhabergeführte und speziali-
traße/Spitalerstraße, den Rathausmarkt/die Bergstraße              sierte Fachgeschäfte.

Abbildung 2: Abgrenzung der Hamburger Innenstadt

                                                       westliche
                                                         City
                                                                                   östliche
                                                                                     City
                           nördliche Neustadt

                                                                               Kontorhausviertel

                    südliche Neustadt
                                                      südliche Altstadt

                                                                   Speicherstadt

                                                                   westliche
                                                                   HafenCity

                                                                                                       © Handelskammer Hamburg 2021

                                                                                                                                              13
III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt                             Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

               Kontorhausviertel                                            Speicherstadt

                                                                            Zwischen Baumwall und Oberhafen befindet sich mit der
                                                                            Hamburger Speicherstadt der weltgrößte historische La-
                                                                            gerhauskomplex. Sie entstand zwischen 1883 und 1927
                                                                            und zählt zusammen mit dem Kontorhausviertel seit
                                                                            2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ehemals diente die
                                                                            Speicherstadt den Hamburger Kaufleuten zur zollfreien
                                                                            Lagerung, Veredelung und Verarbeitung von Import-
                                                                            gütern (z. B. Tee, Kaffee, Gewürze). Mit der Umstellung
                                                                            des Überseehandels von Stückgut auf Container verlor
                                                                            die Speicherstadt ihre Bedeutung und wurde 2004 aus
               Kontorhausviertel Burchardplatz, Quelle: moka-studio/BSW     dem Freihafengebiet (Zollgrenze) entlassen. Heute befin-
                                                                            den sich in der Speicherstadt diverse touristische
               Das Kontorhausviertel mit seinen markanten Gebäuden          Attraktionen (Museen, Miniatur Wunderland, Hamburg
               des Backsteinexpressionismus (seit 2015 UNESCO-Welt-         Dungeon), Teppichhändler, Agenturen und die Hafenbe-
               kulturerbe) liegt im östlichen Bereich der Innenstadt zwi-   hörde Hamburg Port Authority (HPA).
               schen Steinstraße und Willy-Brandt-Straße. Außer einer
               kleineren „Wohninsel“ zwischen Steinstraße und
               Burchardplatz sowie Büros, Dienstleistungsbetrieben          Westliche HafenCity
               und spezialisierten Einzelhandelsgeschäften befinden
               sich dort zahlreiche Gastronomiebetriebe. Mit dem            Grundlage für die HafenCity ist der im Jahr 2000 von der
               Burchardplatz verfügt das Kontorhausviertel über einen       Hamburgischen Bürgerschaft verabschiedete Master-
               zentralen Ort mit großem Potenzial für eine intensivere      plan. Er ist auf der Basis eines städtebaulichen Wettbe-
               Nutzung. Derzeit findet dort einmal wöchentlich ein          werbs im Jahr 1998 entstanden und sieht die schrittwei-
               Wochenmarkt statt.                                           se Verlagerung von Hafenbetrieben und die Umwandlung
                                                                            des innerstädtischen Hafenrandes zu einer Erweiterung
                                                                            der Innenstadt bis zum Jahr 2025 vor. Zwischen 2008
               Südliche Altstadt                                            und 2010 wurde dieser Masterplan überarbeitet, an in-
                                                                            zwischen veränderte Rahmenbedingungen angepasst
               Die südliche Altstadt verläuft vom Rathausmarkt in südli-    und als Masterplanüberarbeitung vom Senat 2010 be-
               cher Richtung über den Hopfenmarkt, das Nikolaifleet,        schlossen. In der westlichen HafenCity sind rund um den
               den Bereich um St. Katharinen bis zum Zollkanal. In Ost-     Sandtorhafen, Grasbrookhafen, Magdeburger Hafen und
               West-Richtung reicht der Bereich der südlichen Altstadt      den Brooktorhafen überwiegend nutzungsgemischte
               vom Meßberg bis zum Rödingsmarkt. In der südlichen           Quartiere (Wohnen, Arbeiten, Freizeit) mit touristischen
               Altstadt sind neben spezialisiertem Facheinzelhandel und     Attraktionen wie der Elbphilharmonie und diversen Mu-
               einigen von Wohnnutzung geprägten Bereichen viele gas-       seen (z. B. Maritimes Museum) entstanden. Bis Ende
               tronomische Angebote, insbesondere im Rathausquartier        2023 sollen im südlichen Überseequartier neben Woh-
               vorhanden, die im Wesentlichen günstige Angebote für         nungen, Büroflächen, Hotels und dem Kreuzfahrttermi-
               den Mittagstisch anbieten und auf die hohe Anzahl der        nal auch etwa 100.000 m² Flächen für Einzelhandel,
               Beschäftigten im Umfeld abzielen. Mit dem Neubau von         Gastronomie, Kultur und Unterhaltung geschaffen wer-
               etwa 130 Wohnungen im Katharinenquartier und weite-          den. Damit wird die Struktur der heute bipolar organi-
               ren Wohnungen auf der sogenannten Cremoninsel ist in         sierten Verteilung des Einzelhandels in der Hamburger
               den letzten Jahren die Wohnnutzung in der südlichen Alt-     City erheblich verändert. Statt sich wie bisher auf einen
               stadt verstärkt worden. Auf der Fläche eines Parkhauses      östlichen und westlichen Teil zu konzentrieren, entwi-
               in der Neuen Gröningerstraße sollen durch dessen Umbau       ckelt sich mit dem Überseequartier künftig ein dritter
               in den nächsten Jahren etwa 70 Wohnungen sowie Räu-          südlicher Pol.
               me für Kultur und Bildung, Kleingewerbe, Gastronomie
               und Co-Working-Spaces entstehen.

14
Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                   III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt

Nördliche & Südliche Neustadt                                      ger Berücksichtigung oder gerieten lange Zeit immer
                                                                   weiter ins Hintertreffen. Gerade dieser Bereich ist es, der
Westlich des Alsterlaufs (Alsterfleet/Bleichenfleet/Her-           die zukünftige Transformation der Innenstadt vor beson-
rengrabenfleet) liegt das Quartier Neustadt, welches sich          dere Herausforderungen stellt. Hinzu kommt, dass die
in einen nördlichen Bereich rund um den Großneumarkt               Hamburger City aufgrund der polyzentralen Struktur
bis zum Johannes-Brahms-Platz und in einen südlichen               Hamburgs mit starken Hauptzentren in den Bezirken, im
Bereich rund um St. Michaelis und bis an den Hafenrand             Vergleich mit anderen Großstädten einen relativ gerin-
unterteilt. Getrennt werden die beiden Bereiche durch              gen Anteil am Einzelhandelsumsatz der Gesamtstadt
die Ludwig-Erhard-Straße. Im südlichsten Bereich direkt            aufweist.
am Hafenrand, auch Portugiesenviertel genannt, befin-
den sich zahlreiche Gastronomiebetriebe (insbesondere              Mit der seit der Jahrtausendwende entstandenen westli-
portugiesische und spanische Restaurants) und Woh-                 chen HafenCity hat sich die Hamburger Innenstadt um
nungen in überwiegend gründerzeitlichen Gebäuden.                  die neu entstandenen Bereiche erweitert. Der östlichen
                                                                   und westlichen City ist dabei durch neue Flächen für Bü-
In der nördlichen Neustadt wurde während der NS-Zeit               ronutzung und Einzelhandel Konkurrenz erwachsen. An-
nach dem flächenhaften Abriss des Gängeviertels in grö-            dererseits sind insbesondere in der östlichen HafenCity
ßerem Umfang Wohnungsbau betrieben. Die Wohnnut-                   viele neue Wohnungen in unmittelbarer Nähe zur Innen-
zung dominiert sowohl in der südlichen als auch in der             stadt entstanden. Deren Bewohner sind zusätzliche Nut-
nördlichen Neustadt. Ergänzt wird sie von Bürohäusern,             zer der Angebote der City. Städtebaulich existiert in der
die meist am Rande liegen, zahlreichen kleineren Ge-               akribisch geplante HafenCity in vielen Bereichen bereits
schäften, Galerien und Gastronomiebetrieben, sowie Bil-            heute eine zukunftsfähige Nutzungsmischung. Der neue
dungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen.                          Stadtteil verfügt über attraktive Freiflächen, Spielplätze
                                                                   und attraktive öffentliche Orte und wirkt dadurch für
                                                                   viele Besucher und gerade für junge Familien zeitgemä-
Einkaufscity und Hafencity                                         ßer und spannender als die klassischen Innenstadtlagen.

                                                                   Besuchsanlässe

                                                                   In seiner jüngst veröffentlichten Studie „Vitale Innen-
                                                                   städte 2020“ hat das Institut für Handelsforschung Köln
                                                                   (IFH) im September und Oktober 2020 in 109 deutschen
                                                                   Städten eine Passantenbefragung durchgeführt. Dabei
                                                                   wurde auch der primäre Anlass für den Besuch der je-
                                                                   weiligen Innenstadt abgefragt (siehe Abbildung 3). Bei
                                                                   einer Beteiligung von knapp 58 000 Passanten (Mehr-
HafenCity, Sandtorhafen, Quelle: Mediaserver Hamburg/H.Hackbarth   fachnennungen waren möglich), zeigte sich: Das Einkau-
                                                                   fen/der Einkaufsbummel ist noch immer der primäre
Die Hamburger Innenstadt besteht aus einer Vielzahl                Besuchsanlass. So gaben 65 % der über 50-Jährigen und
sehr unterschiedlicher Quartiere und Bereiche mit einer            61 % der 26-50-Jährigen an, vor allem zum Einkaufen
diversifizierten Nutzungsstruktur. Im Kernbereich der In-          die Innenstadt aufzusuchen. Bei den jüngeren Menschen
nenstadt, der Einkaufscity (östliche und westliche City)           unter 25 Jahren lag dieser Wert mit 50 % dagegen deut-
wurde in den vergangenen Jahrzehnten ein sehr starker              lich darunter. Dabei bestand bei den Ergebnissen kein
Fokus auf das Einkaufen und die Büronutzung als                    signifikanter Unterschied zwischen Großstädten bzw.
Kernfunktionen gelegt. Andere Funktionen fanden weni-              Klein- und Mittelstädten. (IFH 2021)

                                                                                                                                             15
III. Herausforderungen für die Hamburger Innenstadt                                                  Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

               Die Resultate der Befragung lassen den Schluss zu: Auch                     Bedürfnisse von jüngeren Familien müssen in der Ent-
               die Hamburger Innenstadt muss besonders für die jün-                        wicklung der Innenstadt künftig eine noch größere Rolle
               gere Zielgruppe attraktiver werden, um zukünftig alle                       spielen.
               Generationen und sozialen Schichten gleichermaßen an-
               zuziehen und Besuchsanlässe zu schaffen. Das könnte in                      Darüber hinaus muss sich die Hamburger Innenstadt
               erster Linie durch die Anpassung der Angebote an das                        auch an die veränderten Rahmenbedingungen der Ar-
               sich verändernde Einkaufsverhalten jüngerer Konsu-                          beits- und Lebenswelt anpassen. Zunehmend verflech-
               menten gelingen. Denn diese Zielgruppe schätzt bei-                         ten sich Wohnen, Arbeiten, die Versorgung und Freizeit-
               spielsweise ein höheres Maß an digitalen Unterstüt-                         gestaltung und damit das berufliche, soziale und private
               zungs- und Begleitangeboten im Rahmen des                                   Leben. Das ideale (Innenstadt-)Quartier müsste dement-
               Kaufprozesses, während ältere Kunden eher persönliche                       sprechend räumlich und zeitlich maximale Flexibilität
               Kundenbetreuung, Verfügbarkeit der Produkte und at-                         und eine Befriedigung der Bedürfnisse über 24 Stunden
               traktive Werbeaktionen vorziehen (ZDE 2020). Auch die                       hinaus gewährleisten.

               Abbildung 3: primärer Besuchsanlass der Innenstadt

                    Angaben in % (Mehrfachnennungen möglich)

                                                                                                                                        50
                                           Einkaufen/Einkaufsbummel                                                                                61
                                                                                                                                                        65

                                                                                                                 28
                               Gastronomie (z.B. Restaurant, Café)                                              27
                                                                                                               26

                                                                                                          23
                          Behördengang/Arzt/Arbeit/Ausbildung                                       18
                                                                                               14

                                                                                                  18
                                                               Wohnen                           16
                                                                                                 17

                                                                                          11
                                           Dienstleistung (z.B. Friseur)                         16
                                                                                               14

                                                                                           13
                              Freizeit-/Kulturangebot/Sightseeing                         12
                                                                                             15

                                                                           0        10              20          30         40      50         60             70

                                                                           bis 25 Jahre                  26 bis 50 Jahre          51 Jahre und mehr

                                                                                                                                     © Handelskammer Hamburg 2021

                Quelle: IFH KÖLN; eigene Darstellung

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Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040                                                                                              IV. SWOT-Analyse

IV. SWOT-Analyse

Mittels einer SWOT-Analyse werden die Stärken, Schwä-                     ÖPNV, macht sie für Besucherinnen und Besucher ein-
chen, Chancen und Risiken der Hamburger Innenstadt                        fach erreichbar und auch innerhalb der Hamburger In-
zusammengefasst und aufgezeigt (siehe auch Abbildung                      nenstadt sind durch ihre Kompaktheit die Voraussetzun-
4). Diese bildet die zentrale Basis, auf der Ziele und Hand-              gen für kurze (fußläufige) Wegeverbindungen gegeben.
lungsfelder für die Innenstadt ausgearbeitet werden.                      Einen besonderen Reiz der Hamburger Innenstadt macht
                                                                          ihre Historie aus, hier lässt sich für Besucherinnen und
                                                                          Besucher die vielfältige hanseatische Geschichte und
Stärken                                                                   mit dem Kontorhausviertel und der Speicherstadt ein
                                                                          UNESCO-Weltkulturerbe erleben. Bei zahlreichen Ham-
Die Stärken der Hamburger Innenstadt sind vielfältig und                  burgerinnen und Hamburgern löst sie ein Heimatgefühl
sehr ähnlich denen vergleichbarer Metropolen. So ist die                  und ein hohes Maß an Identifikation aus. Die Verbun-
Hamburger Innenstadt ein touristischer Magnet und der                     denheit und Identifikation vieler Hamburgerinnen und
bedeutendste Hotelstandort Hamburgs. Sie verfügt über                     Hamburger mit ihrer Innenstadt ist eine weitere Stärke,
ein großes und überregionales Kulturangebot und ein                       die sich auch in dem hohen Maß von privatem Engage-
breites und teilweise spezialisiertes Einzelhandelsange-                  ment (beispielsweise in den Business Improvement Dis-
bot. Die sehr gute Erschließung, insbesondere mit dem                     tricts) widerspiegelt.

Abbildung 4: SWOT-Analyse zur Hamburger Innenstadt

   STÄRKEN                                                                SCHWÄCHEN
   • touristischer Magnet und bedeutendster Hotelstandort Hamburgs.       • fehlende Belebung nach Laden- und Büroschluss durch wenig
   • großes und überregionales Kulturangebot.                               Freizeitangebot und fehlende Gastronomie.
   • breites und spezialisiertes Einzelhandelsangebot.                    • schlechte Verknüpfung unterschiedlicher Nutzungsbereiche.
   • sehr gute Erschließung, insbesondere mit dem ÖPNV.                   • Zerschneidung durch große Verkehrsachsen.
   • Voraussetzungen für kurze (fußläufige) Wegeverbindungen durch        • fehlende attraktive Wegeverbindungen.
     Kompaktheit der Innenstadt.                                          • Konflikte zwischen verschiedenen Verkehrsträgern.
   • Tradition, vielfältige hanseatische Geschichte und Weltkulturerbe.   • Kein großräumiges touristisches Orientierungssystem.
   • hohe Identifikation der Hamburgerinnen und Hamburger mit ihrer
                                                                          • Unzureichende Nutzung vieler Wasserflächen.
     Innenstadt.
                                                                          • Gestaltung öffentlicher Räume und Plätze lässt vielfach
   • hohes Maß von privatem Engagement (beispielsweise in den BIDs).
                                                                            Aufenthaltsqualität vermissen und ist insbesondere unter
                                                                            stadtklimatischen Gesichtspunkten verbesserungswürdig.
                                                                          • Belebung von Plätzen gelingt nur selten.
                                                                          • Hauptbahnhof mit Umfeld ist keine attraktive Visitenkarte.
                                                                          • Mangel an niedrigschwelligen Orten als Foren/Third Places für die
                                                                            Hamburger Stadtgesellschaft.

   CHANCEN                                                                RISIKEN
   • vermehrte Einbindung und Nutzung der Wasserflächen insbesondere      • Fokussierung auf einzelne Nutzungen bei der Entwicklung neuer
     von Binnen- und Außenalster und der Innenstadtfleete.                  Konzepte (z.B. Wohnen, Gastronomie).
   • hohe Identifikation der Hamburger mit ihrer Innenstadt.              • zunehmender Leerstand im Einzelhandel und damit verbundene
   • viele vorhandene Netzwerke und privaten Initiativen.                   Trading-Down-Effekte.

   • neue und kreative Nutzungskonzepte (z.B. Genossenschaft Gröninger    • Verlust von Attraktivität durch reine Filialisierung und damit
     Hof.                                                                   Beliebigkeit und Austauschbarkeit.

   • sinkende Immobilienpreise begünstigen neue und kreative Konzepte.    • Aufwertungsprozesse setzen auch Preisspirale bei Immobilienprei-
                                                                            sen nach oben wieder in Gang.
   • gezieltes Management kann Diversität und damit Attraktivität
     langfristig sichern.                                                 • Interessensgeleitete Einzelaktionen von Verbänden/Netzwerken und
                                                                            starkes Festhalten am Status quo bei vielen Innenstadtakteuren
   • Fokus der Politik auf die Hamburger Innenstadt (aktueller              hemmt Innovationen und verhindert urbane Transformation.
     Koalitionsvertrag) bietet die Chance zu einer nachhaltigen
     Veränderung.                                                         • Verlust von Gestaltungsspielraum aufgrund geringerer Einnahmen
                                                                            für BIDs und IGs.
   • vorhandenen städtebaulichen Potenziale können durch attraktive
     Randnutzungen gehoben werden.                                        • Abnahme von Bürobeschäftigten durch Homeoffice.

   • konsequenter barrierefreier Ausbau des ÖPNV und gute Anbindung       • Doppelstrukturen (Bezirk/Senat) hemmen Entwicklung.
     in alle Stadtteile Hamburg.
   • Integration gute Verbindung der Stadtentwicklungsgebiete im Hafen.

                                                                                                                        ©©Handelskammer
                                                                                                                           Handelskammer Hamburg 2021
                                                                                                                                         Hamburg 2021

                                                                                                                                                                     17
IV. SWOT-Analyse                                                                Die Hamburger Innenstadt auf dem Weg in ihre Zukunft 2040

              Schwächen                                                    Chancen

                                                                           Die vermehrte Einbindung und Nutzung der Wasserflä-
                                                                           chen insbesondere von Binnen- und Außenalster und
                                                                           der Innenstadtfleete sind ein großes Potenzial der Ham-
                                                                           burger Innenstadt. Die Außenalster verbindet drei Bezir-
                                                                           ke und ermöglicht gute grenzüberschreitende Zusam-
                                                                           menarbeit. Die hohe Identifikation vieler Hamburgerinnen
                                                                           und Hamburger mit ihrer Innenstadt ist eine große
                                                                           Chance, deren Potenzial noch konsequenter genutzt und
                                                                           auf alle Bevölkerungsgruppen ausgedehnt werden muss.
                                                                           Die vielen vorhandenen Netzwerke und privaten Initiati-
              fehlende Aufenthaltsqualität, Quelle: Ariane Gramelspacher   ven können gemeinsam eine große Dynamik entfalten
                                                                           und Veränderungen anregen und aktiv begleiten. So ent-
              Das Einzelhandelsangebot der Hamburger Innenstadt            stehen neue und kreative Nutzungskonzepte (z. B. Ge-
              gleicht in vielen Lagen dem in anderen Städten und Me-       nossenschaft Gröninger Hof), die auch durch möglicher-
              tropolen, aber auch dem Angebot in den Hamburger Be-         weise sinkende Immobilienpreise und durch einen Fokus
              zirkszentren. Durch die starke Dominanz von Einzelhan-       auf diese Nutzungskonzepte bei städtischen Vergaben
              del und Büronutzungen ist insbesondere die fehlende          begünstigt werden. Durch ein gezieltes Management
              Belebung der Hamburger Innenstadt nach Laden- und            kann die Diversität von Angeboten und damit Attraktivi-
              Büroschluss eine echte Schwäche. Die dennoch vorhan-         tät langfristig gesichert werden. Der Fokus der Politik auf
              denen unterschiedlichen Nutzungen sind dagegen               die Hamburger Innenstadt (aktueller Koalitionsvertrag)
              schlecht verknüpft und können sich so nicht gut ergän-       bietet die Chance zu einer nachhaltigen Veränderung,
              zen. Die fehlende Verknüpfung der einzelnen Innen-           die wiederum auch als Muster für andere Quartiere
              stadtbereiche wird von der Zerschneidung durch Ver-          funktionieren kann. Die vorhandenen städtebaulichen
              kehrsachsen (z. B. Willy-Brandt-Straße, Gleistrog            Potenziale (z. B. auf Stadtplätzen) können durch attrak-
              Hauptbahnhof, Wallring etc.) noch verstärkt. Attraktive      tive Randnutzungen (Gastronomie etc.) gehoben wer-
              Wegeverbindungen beispielsweise zwischen St. Georg           den. Durch den konsequenten barrierefreien Ausbau des
              und der Mönckebergstraße aber auch zur HafenCity oder        ÖPNV und die gute Anbindung in alle Stadtteile Ham-
              den Wallanlagen sind kaum vorhanden und führen zu            burgs, kann die Innenstadt auch langfristig als Destina-
              gefühlt langen Wegen innerhalb der Innenstadt. Außer-        tion für alle attraktiv bleiben. Die Integration und die
              dem bestehen Konflikte zwischen verschiedenen Ver-           gute Verbindung der Stadtentwicklungsgebiete im Hafen
              kehrsträgern (z. B. auf der Mönckebergstraße und dem         schafft die Möglichkeit, dort entstehende Attraktionen
              Jungfernstieg). Für Touristinnen und Touristen sind zeit-    in Verbindung mit der Innenstadt zu einem Gesamter-
              gemäße großräumige Orientierungssysteme für die ge-          lebnis zu verknüpfen.
              samte Innenstadt nicht vorhanden. Viele Wasserflächen
              werden nur unzureichend genutzt (z. B. Nikolaifleet,
              Zollkanal, Binnenalster) und die Gestaltung öffentlicher     Risiken
              Räume und Plätze lässt vielfach Aufenthaltsqualität ver-
              missen und ist insbesondere unter klimatischen Ge-           Eine Fokussierung auf einzelne Nutzungen bei der Ent-
              sichtspunkten (Kühlungsfunktion im Sommer durch Be-          wicklung neuer Konzepte für die Hamburger Innenstadt
              grünung) verbesserungswürdig. Auch die Belebung von          sollte nicht erfolgen. Reine Wohnnutzungen beleben die
              Plätzen durch deren dauerhafte Bespielung gelingt nur        Quartiere ebenso wenig wie uninspirierte Gastronomie-
              selten. Der Hauptbahnhof mit seinem gesamten Umfeld          konzepte und die Förderung der „To-Go-Mentalität“. Ein
              als dem zentralen Ankunftsort Hamburgs ist keine at-         zunehmender Leerstand im Einzelhandel und damit ver-
              traktive Visitenkarte für die Innenstadt und die Ge-         bundene Trading-Down-Effekte gilt es unbedingt zu ver-
              samtstadt. Nicht zuletzt mangelt es in der Innenstadt an     hindern. Einer Verödung und dem Verlust von Attraktivi-
              niedrigschwelligen Orten, die als Foren und sogenannte       tät und damit Beliebigkeit und Austauschbarkeit muss
              Third Places für die Hamburger Stadtgesellschaft fun-        entgegengetreten werden. Andererseits setzen Aufwer-
              gieren können.                                               tungsprozesse auch die Preisspirale bei den Immobilien-

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