Gastronomen im "Kulinarischen Herbst" - Gastrograubünden
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INFOS & NEWS VON OKT18 B E T R I E B S KO N Z E P T AK TUELL Regionales im Landwirtschaft und «Steinbock» Vals Tourismus vernetzen AK TUELL Gastronomen im «Kulinarischen Herbst» DIENSTLEISTUNG Neu: Support für Berufsbildner FORUM FÜR LERNENDE Spiel, Spass, Geld und Essen
E D I TO RI A L 03 937 Berggipfel, 615 Seen, 150 Täler. Und 1 Bier seit 1780. Neue Dienstleistungen unterstützen Berufsbildner Entdecke die Vielfalt des Bündnerlands. Jetzt Calanda bestellen F ür den zukünftigen Erfolg der Hotellerie und Gastronomie ist der und alle 15 regionalen Spezialetiketten sammeln. Nachwuchs matchentscheidend. Die Berufsbildner leisten dabei einen wesentlichen Beitrag zur Qualität der Ausbildung sowie des Ausbildungsumfeldes. Gemeinsam mit unseren Partnern engagieren wir uns bereits mit verschiedenen Projekten direkt für unseren Nachwuchs. Mit zwei neuen Dienstleistungen unterstützen wir nun auch verstärkt die Ausbildungsbetriebe sowie die Berufsbildner. Zum einen mit dem branchenspezifischen Berufsbildnerkurs für Hotellerie und Gastronomie und zum anderen mit dem «Berufsbildner-Support». Der branchenspezifische Berufsbildnerkurs wird von Referenten aus der Branche gestaltet. Diese unterrichten praxisnah und gehen tiefer auf die spezifischen Fragen der Teilnehmer ein. Die Berufsbildner erhalten dadurch wertvolle Informationen und Tipps zu branchenrelevanten Ausbildungsthemen. Die ersten Teilnehmer haben diesen Kurs ausserordentlich geschätzt und würden ihn jedem Berufsbildner in der Branche sehr empfehlen. Der «Berufsbildner-Support» unterstützt die Berufsbildner in Ausbildungs Teile mit uns fragen. Die Dienstleistung versteht sich als kollegialer Support auf Augen dein schönstes Foto auf Facebook höhe. Das Ziel ist, dass sich die Berufsbildner schneller im aktuellen oder Instagram: Berufsbildungssystem zurechtfinden. Dank einfachen Tipps und Tools #calandaregio Foto: Kevin Schmid/Unsplash sollen die Ausbildungsprozesse einfacher planbar und in höherer Qualität umgesetzt werden. Der Berufsbildner-Support dient damit auch zur Qualitätsförderung der Ausbildung und des Ausbildungsumfeldes. Mehr zu den beiden Themen sowie zu allen unseren Kursen finden Sie online unter www.gastrogr.ch. I U N S P E Z I A L A A LV R A SPEZ IAL EDITION AROSA IUN SPEZIAL A BERNINA DITIO N BÜNDNER HER SPEZIAL EDITION SPEZI AL EDITION CHUR SPEZ I A L E D I T I O N D AV O S EDIZ EDIZ AL E R SCH EZI AF SP T Marc Tischhauser Franz Sepp Caluori GE N N N N N GE N GE GE GE GE GE N RA RA RA RA RA RA RA GE GE GE GE GE GE GE R R R R R R R B B B B B B B UT BE UT BE UT BE UT BE UT BE UT BE UT BE ER ER ER ER ER ER Geschäftsführer Präsident © AR I MI MI ER TL © ROMAN SOMMER OSA T O U R I S M U S / N I N A M AT MI © R HB, ANDREA BADRUTT MI © SPOT MAGAZINE MI © DIRK FRISCHKNECHT MI © D AV I D M U Ñ O Z / @ D AV E C O D E X MI © MARCEL GIGER T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN EI NEM BÜN EI NEM BÜN EIN E M WA BÜN EI NEM BÜN EI NEM BÜN EI NEM BÜN EI NEM BÜN WA S S E R A U S D E N WA S S E R A U S D E N SSER AUS DEN WA S S E R A U S D E N WA S S E R A U S D E N WA S S E R A U S D E N WA S S E R A U S D E N GastroGraubünden GastroGraubünden Albula Arosa Bernina Bündner Herrschaft Calanda-Turm Chur Davos IUN SPEZIAL A MUSTÉR IAL EDITION IMBODEN ZIAL EDITION LENZERHE IONE SPECIALE MOESA IUN SP E Z I A L A S T. M O ZIAL E DITION PRÄTTI I U N S P E Z I A L A TA R A S P IAL EDITION VIAMAL A EDIZ SPEZ SPE IDE EDIZ EDIZ RITZ SPE GAU EDIZ SPEZ GE N GE N N GE N GE N GE GE N GE N GE N RA RA RA RA RA RA RA RA GE GE GE GE GE GE GE GE R R R R R R R R B B B B B B B B © BE BE BE BE BE BE BE BE R UT UT UT UT © S NCA UT UT DES TINA TION ND ERE GGE UT UT ER ER ER ER ER OF SO ER ER ER AN AL A MI © SED RUN DISENTIS TOURISM US MI © F L I M S L A A X FA L E R A MI © AROSA LENZERHEIDE MI BERNAR D I N O, M E S O LCINA , C MI © RALPH FEINER MI D AV O S K LOSTERS / CHRIST MI © ANDREA BADRUTT MI © M AT T HIAS KUNFERMANN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN T R DN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN EINE BÜN M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N M WA S S E R A U S D E N Disentis Imboden Lenzerheide Moesa St. Moritz Prättigau Tarasp Viamala 2|2018
INH A LT 05 A K T UEL L INFOS & NE WS OK T 18 Gastronomen im «Kulinarischen Herbst» BE T RIEB SKONZEP T Regionales im 12 «Steinbock» in Vals 06 10 K UL IN A RIK Genuss aus den Bergen – 24 Hochburg der Genusskultur SPE ZI A L I TÄT EN 14 IN T ER V IE W Essen ist Gesundheit, Schnaps ist nicht Wellness und Hightech gleich Schnaps 16 A K T UEL L 27 FORUM F ÜR L ERNENDE Landwirtschaft & Tourismus: Spiel, Spass, Geld und Essen Bessere Vernetzung 28 N ACH W UCHS 19 A K T UEL L Die Lernenden und der Ausbildner Landwirtschaft & Tourismus: «Zusammenarbeiten» 31 MI TA RBEI T ER Rekrutieren über Mitarbeiter-Sharing 20 IN T ER V IE W Die neue Trinkkultur: Es 33 W EI T ERBIL DUNG geht gut auch ohne Alkohol Weiterbildungskurse bis Dezember 23 DIENS T L EIS T UNG 3 4 K UR ZNOT IZEN OB CHEF ODER KÜCHENCHEF Neu: Support für Berufsbildner dies und das … In jedem Fall tun wir mehr für Sie. Als Branchenleader und langjähriger Partner von GastroSuisse und GastroSocial bietet Ihnen SWICA ein perfektes Leistungsmenü. Sie profitieren neben finanzieller Sicherheit von ausgezeichneter Servicequalität und attrak- IMPRESSUM Gastro infos & news – Die Zeitung für Interessenten, Hoteliers und Gastronomen Auflage 1300 Exemplare Erscheinungsweise 2x jährlich Herausgeber tiven Kollektivvorteilen. Sprechen Sie mit uns über Ihren Versicherungsschutz. Telefon WEIL GESUNDHEIT GastroGraubünden, Loestr. 161, Rosengarten, 7000 Chur, Tel. 081 354 96 96, Fax 081 354 96 97, www.gastrogr.ch, info@gastrogr.ch Redaktion Pressebüro Karin Huber, 0800 80 90 80 oder swica.ch/gastro ALLES IST Tel. 081 353 85 85, kh-media.ch Layout LehmannVisual, 7015 Tamins, Tel. 081 55 88 737, lehmann-visual.ch Abonnemente Sie können gastro infos & news auch abonnieren, kaufen und verschenken: Ein Jahresabonnement kostet Fr. 10.– (Inland), Fr. 15.– (Ausland). Einzelverkaufspreis Fr. 5.–. Für Mitglieder von GastroGraubünden kostenlos Abo-Bestellungen GastroGraubünden, Tel. 081 354 96 96, Fax 081 354 96 97, info@gastrogr.ch Christoph Frei, Landgasthof Wartegg, Wigoltingen TITELBILD: DANIEL SCHVARCZ 2|2018
06 BE T RIE B S KO N Z E P T 07 Regionale Köstlichkeiten im «Steinbock» in Vals NACH BALD SECHS JAHREN AUFBAUARBEIT HAT ES MARIONNA CASUTT-GARTMANN GESCHAFFT: IHR HOTEL-RESTAURANT «STEINBOCK» IN VALS SCHREIBT KEINE ROTEN ZAHLEN MEHR. DARAUF IST DIE «STEINBOCK»-EIGENTÜMERIN SCHON EIN BISSCHEN STOLZ. ZU RECHT. DENN EIN NEUES HAUS IM MARKT ZU POSITIONIEREN UND ZU ETABLIEREN BRAUCHT VIEL ENGAGEMENT, ZEIT UND LIEBE. E s ist ihr Ziel, Menschen, die das Besondere schätzen, welche die Natur und Naturprodukte mögen, in ihrem Hotel-Restaurant «Steinbock» in Vals glückliche Mo- mente zu schenken. Marionna Casutt-Gartmann führt ihr Haus so, wie es ihrer Persönlichkeit entspricht: gradlinig, schnörkellos, schlicht, offen, gastfreundlich. Ihren «Stein- HOTEL-RESTAURANT bock» hat sie sich vor über fünf Jahren gleich neben der Berg- «STEINBOCK», VALS bahn Vals 3000 bauen lassen. Das Ski- und Wandergebiet reicht bis hinauf auf 3000m ü.M. mit Skiabfahrten auf Natur- Besitzerin Marionna Casutt-Gartmann schnee von rund 1800 Höhenmetern. Mitarbeitende 1 Vollzeitmitarbeitende, 2–3 Aushilfen Angebote Restaurant Die Produkte kommen aus dem Tal und werden frisch in der «Steinbock»-Küche zu köstlichen Gerichten Ein schönes Haus, das durch seine klare unprätentiöse Archi- verarbeitet. Das Restaurant bietet Platz für rund 40 Personen, die tektur und durch die vielen wunderschönen Landschaftsfotos Terrasse für 24 Personen. ihrer Söhne Markus und Sandro auffällt. Die Materialien, Holz Hotel 15 Doppelzimmer, Kursräume, Räume für Sportgeräte. und Valser Quarzit, schaffen Behaglichkeit. Die grossen mo- Das Hotel ist täglich geöffnet, das Restaurant bleibt am Montag dernen Glasfenster geben den Blick frei auf die wunderbare geschlossen. Berglandschaft und auf das hübsche Walserdorf, das nur ei- Besonderes Massagen erhältlich, eigenes Jacuzzi und eine Finnische Sauna nen Steinwurf entfernt liegt. Hotel-Restaurant «Steinbock», Talstation/Valé 199C, 7132 Vals Erfolgreiche Gastgeberin Telefon +41 81 935 13 13, info@hotel-steinbock.ch, Eröffnet hat Marionna Casutt-Gartmann ihr Haus am 12.12.12. www.hotel-steinbock.ch Ein Datum, das man in der Familie nicht so schnell vergisst. Die gelernte Köchin hat sich mit dem Neubau an einem Kraft- ort einen Jugendtraum erfüllt. «Ich träumte immer schon von einem eigenen Betrieb im eigenen Haus». Bis es soweit war, war sie während 20 Jahren Gastgeberin im Restaurant «Edel- behaglich, schlicht und duften nach Holz, das in der Schweiz weiss» in Vals beim Dorfplatz, das sie gepachtet hatte. Wäh- gewachsen ist. Die Architekten verwendeten Fichte, Lärche rend drei Jahren führte sie beide Häuser, das «Edelweiss» und Eiche. Zu ihren Gästen zählt Marionna Casutt-Gartmann und den «Steinbock». «Nur so war es möglich, den 'Steinbock' viele naturverbundene Leute. «Bei mir sind alle willkommen», zu finanzieren». sagt sie. «Paare, Familien, Singles, Hunde, Wanderer, Biker (ein Bikeraum mit Ladestation für E-Bikes), im Winter auch «Jetzt aber», so lächelt sie glücklich, «geht es nach den ge- Schneeschuh-Begeisterte, Freerider, Carver und Tourenfahrer. nerell schlechten Tourismusjahren auch bei mir langsam vor- «Terrain und Höhe (1250m) sind ideal auch für Lauftrainings.» wärts. Es braucht eben viel Zeit und Aufbauarbeit. Aber ich Weil das Haus weit hinten im Tal liegt, läuft man entweder in weiss auch, dass ich noch viel mehr Marketing betreiben rund zehn Minuten vom Dorf in den «Steinbock», oder man muss». kommt mit dem Auto. Willkommen sind alle Um das Hotel besser auszulasten, möchte Marionna Casutt- Platz hat der «Steinbock» für 30 Hotelgäste in 15 Zimmern, Gartmann vermehrt Kursanbieter ansprechen. «Das Haus ist die gut auch als Familienzimmer nutzbar sind. Sie sind sehr ideal für Yogakurse, Kräuter- und andere Kurse sowie für Schu- MARIONNA CASUTT-GARTMANN, KÖCHIN UND GASTGEBERIN IM EIGENEN HOTEL STEINBOCK. FORTSETZUNG SEITE 9 2|2018 2|2018
09 Wir verstehen Gebäude. Wir verstehen Multitec. Regionale Köstlichkeiten im «Steinbock» in Vals lungen und Präsentationen. Während den Frühlings-, Som- mer- und Herbst-Monaten kann man auch das ganze Haus mieten. Es gab schon Kursanbieter, die sogar ihren eigenen Koch mitgebracht haben.» Wichtig sind der Gastgeberin zu- friedene Gäste, die sich im «Steinbock» erholen und neue Energien tanken können. Die Chefin kocht selbst Gilde-Mitglied Marionna Casutt-Gartmann kocht selber; ihre Mitarbeiterin Vanessa, ihr Sohn Markus und Aushilfen unter- stützen sie. Sie legt Wert darauf, wenn immer möglich Pro- dukte aus dem Tal und der Region zu verarbeiten. Von den Landwirten kauft sie Eier – die Hühner kann sie vom Restau- rant aus beobachten – Käse, Butter, ja auch ganze Tiere, Hoch- landrinder vor allem. Die Jäger liefern Wild. Die Gastronomin verarbeitet die Tiere sogar selber. Das Brot backt sie teilweise selbst, die Konfitüre ist immer hausgemacht. «Das ist mir wichtig. Ich stehe lieber morgens um 5 Uhr auf, damit meine Elektro | Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär | Kältetechnik Gäste immer alles frisch zubereitet geniessen können.» Und genau das ist es auch, was die «Steinbock»-Gäste schätzen ICT Services | Security & Automation | Blitzschutz | Technical Services und weshalb sie immer wieder kommen. Photovoltaik & Solarthermie | Energieeffizienz | E-Mobility Hitverdächtig sind ihre Ravioli, die sie mit Valser Kuh-Geiss- Käse füllt, den sie so vom Bauer bereits in dieser Mischung erhält. Mit eingepackt in den Teig sind auch kleine Stückchen Zwetschgen. «Unsere Ravioli vergisst der Gaumen nicht so schnell», steht treffend auf der Webseite. Und das darf man Multitec ist eine einzigartige Alpiq Dienstleistung der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit. sogar unbesehen glauben. Die Capuns finden ebenfalls viele Alle Disziplinen werden unter einer Führungsverantwortung zusammengefasst und dem Kunden Abnehmer. Aus dem schottischen Hochlandrind bereitet Ma- rionna Casutt-Gartmann etwa Voressen (Fr. 36.-), Schnitzel Nachhaltigkeit leben aus einer Hand angeboten. Eine optimale Projektkoordination ist jederzeit sichergestellt. (Fr. 38.-) oder Entrecote (Fr. 48) zu. Je nach Saison gibts einen Marionna Casutt-Gartmann ist in Vals aufgewachsen und feinen Hirschpfeffer (Fr. 32). Währschaft gut sind die Valser kennt so Land und Leute bestens. Ihre Lehre als Köchin mach- Unsere regionalen Standorte: Chur-Prättigau, Buchs, Sargans-Glarnerland, Ilanz-Surselva, Chnollen mit Sauerkraut, Kartoffeln und Siedwurst (Fr. 19). te sie einst im «Bodenhaus» (heute «Weiss Kreuz») in Splü- gen. Danach sammelte sie Erfahrungen in verschiedenen Davos und St. Moritz-Oberengadin Ihre Weinkarte ist noch ausbaufähig, wie sie selbst einräumt. Betrieben, auch im Restaurant «Zervreila», wo ihre Mutter «Es fehlen vor allem noch ein paar Herrschäftler …». wirtet. Ihr Sohn hilft ihr häufig im «Steinbock». Mit ihm, einer festen Mitarbeiterin und zwei bis drei Aushilfen kann sie den Alpiq InTec Schweiz AG Betrieb gut managen – dabei behält sie nachhaltiges Wirt- Triststrasse 3, CH-7007 Chur, T +41 81 286 99 99 schaften immer im Auge. info.ait.chur@alpiq.com, www.alpiq-intec.ch Text und Fotos: Karin Huber 2|2018
10 K UL IN A RIK 11 Genuss aus den Bergen – GASTROGRAUBÜNDEN UND GENUSS AUS DEN BERGEN Hochburg der Genusskultur Der anhaltende Trend zur Regionalität stärkt die Verbindung zwi- schen einheimischer Gastronomie und Landwirtschaft. «Nun braucht es innovative Ideen, um das Potenzial der Zusammenar- beit voll auszuschöpfen und den Gästen Graubünden schmack- haft zu machen», so Marc Tischhauser, Geschäftsführer Gastro- Auch die Gastronomen sind gefordert Graubünden. «Viele Menschen», so Tischhauser, «bezahlen für regionale Pro- dukte bis rund 30 Prozent mehr. Deshalb sollten wir Graubünden IN GRAUBÜNDEN SOLL DIE KULINARIK EINEN GRÖSSEREN STELLENWERT A lpinaVERA, der Bündner Bauernverband und Gastro- als «regionale Spezialität» positionieren. Und dies in der gesam- Graubünden haben eigene Aufgaben und Ziele. Doch ten Wertschöpfungskette von Gastronomie, Hotellerie über Berg- ERHALTEN. VERSCHIEDENE ORGANISATIONEN, VEREINE UND VERBÄNDE die bereits aufgegleiste übergeordnete projektbezo- bahnen, ÖV bis hin zu Dienstleistungen oder geführten Touren. Denn schöne Berge, beschneite Pisten oder Biketrails bekommen ARBEITEN ZUNEHMEND VERNETZT ZUSAMMEN. MIT EINGEBUNDEN IST DIE gene Zusammenarbeit mit graubündenVIVA soll einem Ziel unsere Gäste überall. Nicht aber die typischen lokalen Spezialitä- dienen: Die Kulinarik in Graubünden mit regionalen Produkten GASTRONOMIE. GRAUBÜNDENVIVA ERARBEITET NUN EIN MEHRJÄHRIGES ten, ebenso unsere Geschichte und Kultur und die Menschen da- soll breiter aufgestellt werden und die Regionalität an Gross- hinter. Hier setzt graubündenVIVA an und leistet einen wesentli- KONZEPT «GENUSS AUS DEN BERGEN». veranstaltungen grösseren Raum einnehmen. graubünden- chen Beitrag, indem es bestehende Angebote orchestriert, multi- VIVA als Trägerverein plant darum neue Plattformen, Formate pliziert und Graubünden damit als Hochburg der alpinen Genuss- also, wo Menschen zusammenkommen, die sich etwas zu er- kultur positioniert.» zählen haben. Aufgegleist werden ebenfalls neue Distributions- kanäle. Generell sollen über einen thematischen Fokus neue Zielgruppen erschlossen werden. In den kommenden Jahren werden nun in verschiedenen Re- gionen, verteilt über den ganzen Kanton, verschiedene Anläs- und Haldner. Vermehrt sollen künftig auch «Tage der langen se zur alpinen Genusskultur durchgeführt und Initiativen um- Tische», die Tavolatas, Einheimische und Gäste erfreuen. Be- gesetzt. «Wir wollen aus vielen, teilweise auch bereits beste- sondere Events werden auch unter dem Titel «Gastronomie henden Einzelveranstaltungen, ein starkes Ganzes machen, im Feld/auf der Alp» stattfinden. «Wir möchten in aktiver Zu- wir wollen Geschichten von Menschen, deren Produkten und sammenarbeit mit Gastronomen, Produzenten, Veredlern und Traditionen erzählen», so Gieri Spescha und Ivo Haldner von weiteren Kulinarik-Anbietern die Felder und Alpen mit Koch- graubündenVIVA. Höhepunkt des Projekts bildet 2019/2020 erlebnissen der besonderen Art lancieren.» Ebenfalls geplant ein eineinhalbjähriges Fest der Sinne in fünf Erlebnisräumen sind Pop-up-Auftritte des Bündner Regional-Genusses in Zu- des Kantons. sammenarbeit mit der Bündner Gastronomie an unterschied- lichen Standorten. Erste Projekte Mit der Teilnahme am Food Festival Zürich Ende Mai/Anfang Degustationen von regionalen Genüssen gehören ebenso in Juni dieses Jahres wurden erste Erfahrungen gesammelt. Im das Konzept wie das RhB-Bahnhof-Buffet. An verschiedenen Juni, Juli und August veranstaltete die Kräuterakademie in Standorten in historischen Bahnhöfen, so die Idee, könnten Vals Kräuterwanderungen. Nebst weiteren Veranstaltungen vielfältige kulinarische Genüsse präsentiert werden, ange- standen im September und Oktober etwa die Guarda en viadi lehnt an frühere Zeiten, als man in RhB-Stationen teilweise (mit alpinaVERA) in Zürich, der Genussmarkt in Fürstenau, auch noch essen konnte. Zum graubündenVIVA-Konzept zäh- der Passmarkt auf dem Flüela und der Wilde Herbst im Parc len auch: die Sammlung regionaler Rezepte aus Grossmutters Ela auf dem Programm. Im Dezember planen graubündenVIVA Küche, Openair-Genuss-Erlebnisse im Getreidefeld und ein und alpinaVERA mit GastroGraubünden zusammen eine «Fes- graubündenVIVA Gastronomieführer. ta culinarica da nadal en Turitg». «Graubünden», so sind die Partner überzeugt, «hat in fast al- An der MTB WM Lenzerheide von Anfang September wurde len Bereichen der landwirtschaftlichen Produktion und Ver- erstmals auch die Regionalität an einer Grossveranstaltung edelung, des kulinarischen Erbes und der regionalen Gastro- gelebt. Mit eingebunden war die Küchen-Crew des Hotels nomie ein überdurchschnittliches Potenzial. Unser mehrjäh- «Valbella Inn Resort». riges Programm «Genuss aus den Bergen» will deshalb den Standort Graubünden über das Thema Ernährung und Kulina- Regionale Genusstage und -wochen rik stärken und die Region als Hochburg der alpinen Genuss- Unter der Projektleitung von graubündenVIVA werden nun kultur national und international vermarkten. Bestehende In- weitere Anlässe und Erlebnisformate unter Einbezug der Gas- itiativen werden dabei gebündelt und gemeinsam mit neuen, tronomie bis 2019/20 geplant: Regionale Genusstage und publikumswirksamen sowie absatzfördernden Plattformen -wochen in verschiedenen Regionen Graubündens. «Damit kommuniziert». wollen wir auch den Willen zur Bewahrung der Artenvielfalt des kulinarischen Kulturguts unterstützen», sagen Spescha Text: Karin Huber | Foto: zVg GRAUBÜNDENVIVA MÖCHTE DIE REGIONALE KULINARIK FÖRDERN. MIT IM BOOT: GASTROGRAUBÜNDEN. 2|2018 2|2018
12 A K T UE L L 13 Gastronomen im «Kulinarischen Herbst» VOM 28. SEPTEMBER BIS 18. NOVEMBER BIETEN VERSCHIEDENE GASTRONOMIEBETRIEBE IHREN GÄSTEN REGIONALE SPEZIALITÄTEN AN. «ALPINAVERA» LANCIERT MIT GASTROGRAUBÜNDEN DIESE GASTRONOMISCHEN HERBSTWOCHEN. A n der Aktion «Kulinarischer Herbst» nehmen 16 Res- taurants, wovon 12 aus Graubünden, teil. Sie werden während dieser Zeit zu kulinarischen Botschaftern von Alp- und Bergprodukten regionaler Produzenten. Alle teilneh- menden Betriebe verpflichten sich, bei der Zubereitung der Menüs mindestens 60 Prozent an regionalen Zutaten zu ver- wenden. Zertifizierte Produkte Mittlerweile wurden rund 1500 Produkte durch alpinaVERA zertifiziert – eine Garantie, dass die Produzenten regionaler Alp- und Bergprodukte qualitativ hochwertige Produkte an- bieten. Auch die Gäste der beteiligten Restaurants kommen so in den Genuss hervorragender regionaler Produkte – von Kartoffeln über Mais, Gemüse und Käse bis zu Fisch und Fleisch. Said-Bucher. «Es wäre wunderbar, wenn jedes Jahr möglichst «Die Regionalität gewinnt in der viele Gastronomen mitmachen würden». Die Teilnehmer pro- alpinaVERA-Geschäftsführerin Jasmine Said-Bucher weiss: fitieren ganz konkret: Der Bekanntheitsgrad steigt und neue Kulinarik immer grössere Bedeutung» «Die Regionalität gewinnt in der Kulinarik immer grössere Be- Gäste werden gewonnen.» Ausserdem haben die beteiligten deutung. Produkte aus regionalen Zutaten von einheimischen Betriebe auch finanzielle Vorteile, da die Aktionen jeweils von Lebensmittelhandwerkern sind beliebt. Das regionale, au- Bund und Kanton (über alpinaVERA) unterstützt werden. thentische Essen liegt im Trend. Erfreulich ist, dass auch die Gastronomie zunehmend enger mit lokalen Betrieben zusam- Ein paar Regeln müssen die beteiligten Gastronomiebetriebe menarbeitet.» jedoch einhalten: Das Grundangebot sollte mindestens vier Damals hatte die Bündner Regierung angeregt, vermehrt et- regionale Gerichte, drei regionale Käse und ein Dessert um- was für die regionalen Produzenten landwirtschaftlicher Pro- Zertifizierte alpinaVERA-Produkte findet man an den Pass- fassen. Dazu kommen regionale Getränke, darunter Weine aus dukte zu tun. An einem überkantonalen Workshop mit allen märkten (Klausen, Oberalp, Lukmanier, Gotthard), am Bio der Region, Mineralwasser und andere alkoholfreie sowie alko- beteiligten Verbänden und an einer Tagung am Plantahof in Marché Zofingen, an Messen wie der BEA Bern, der Guarda holische Getränke. Landquart wurde diese Idee dann im Jahr 2006 weiterentwi- und Higa Chur sowie am Weihnachtsmarkt Bellevue in Zürich. ckelt und konkretisiert. GastroGraubünden sagte die Unter- Und ab jetzt auch wieder in Restaurants, in jenen, die sich am Geringer Kostenaufwand stützung bereits im Juni 2006 zu. Die Teilnahme von Gastro- «Kulinarischen Herbst» beteiligen. Die Gastronomiebetriebe beteiligen sich mit 290 Franken an nomiebetrieben an kommenden kulinarischen Aktionen steht den Kosten. GastroGraubünden unterstützt die Aktion pro Be- allen Interessierten offen. «Jedes Jahr einen Kulinarischen Herbst» trieb mit weiteren 300 Franken für Promotionen. alpinavera Bereits 2007/2008 führte alpinaVERA zusammen mit Bünd- hilft zusätzlich bei der Suche nach regionalen Produzenten. Marc Tischhauser, Geschäftsführer GastroGraubünden: «Der ner, Urner und Glarner Gastbetrieben die Aktion «Kulinari- anhaltende Trend zur Regionalität stärkt die Verbindung zwi- scher Herbst» durch. Jetzt erfolgt ein neuer Start dieser Ak- Der Verein alpinaVERA wird getragen, unterstützt und finan- schen einheimischer Gastronomie und Landwirtschaft. Der tion. «Wir möchten den 'Kulinarischen Herbst' zu einer festen ziert vom Bund (50 Prozent), den Kantonen Graubünden, Uri kulinarische Herbst ist ein sehr sympathisches Produkt, um Grösse in Graubünden, Uri und Glarus machen», so Jasmine und Glarus (25 Prozent), von landwirtschaftlich ausgerichte- das Potenzial der Zusammenarbeit stärker auszuschöpfen und ten Verbänden als Mitglieder sowie von Vertragspartnern (Pro- den Gästen Graubünden schmackhaft zu machen – eine Win- duzenten). Die Geschäftsstelle in Chur ist Anlaufstelle für win-Situation». Partner, Kunden und auch Konsumenten. Entstanden ist die ALPINAVERA-GESCHÄFTSFÜHRERIN JASMINE SAID-BUCHER. Idee der Vermarktungsplattform alpinaVERA im Jahr 2004. Text: Karin Huber | Fotos: Daniel Schvarcz / Karin Huber 2|2018 2|2018
14 IN T E R V IE W 15 Essen ist Gesundheit, EUROPEAN FOOD TRENDS REPORT Wellness und Hightech Lange Zeit war Essen ein zeitlich begrenzter Akt, meist zelebriert in Ritualen. Der neue «European Food Trends Report» des GDI zeigt: Das ändert sich jetzt. Essen hält Einzug in fast alle Bereiche unseres Lebens. Es ist Wellness-Erlebnis und Lifestyle, Kompass CHRISTINE SCHÄFER auf der Suche nach Moral und manchmal Ersatzreligion. Essen ist alles und überall. Essen ist Pop. Christine Schäfer (1989) studierte Betriebswirtschaft in Bern und Zwei Trends stechen heraus: Essen bedeutet Gesundheit und Essen Valencia und ist Forscherin am Gottlieb Duttweiler Institut in wird zu High-Tech. Essen soll nicht mehr nur satt machen, sondern Rüschlikon. Sie analysiert gesellschaftliche, wirtschaftliche und dem inneren Wohlbefinden dienen. Digestive Wellness rückt die technologische Veränderungen mit den Schwerpunkten Food, Kon- Verdauung in den Mittelpunkt, und Magen und Darm sind dabei, sum und Handel. Sie ist Co-Autorin European Food Trends Report. dem Hirn den Rang als zentrales Organ abzulaufen. High-Tech erobert die Food-Welt. Kundenansprüche verändern sich, und die klassische Wertschöpfungskette wird zum Wert- DIE MENSCHEN VERÄNDERN SICH, DAS schöpfungsnetzwerk. Der Kunde nimmt Einfluss auf jeden ein- ESSEN UND DAS ESSVERHALTEN EBENFALLS. zelnen Entwicklungsschritt seines Essens und gestaltet so Produk- tion, Distribution und Konsumation mit. Die Studie thematisiert DER NEUE «EUROPEAN FOOD TRENDS REPORT» zusätzlich viele weitere Aspekte, darunter Bio-Hacking, Smart DES GOTTLIEB DUTTWEILER INSTITUTES GDI frische, nicht zu stark verarbeitete Produkte gesund. Wichtig Packaging, High-Tech und Essen (Steak aus dem Reagenzglas). «European Food Trends Report – Food is Eating my Life: Warum ZEIGT: ESSEN HÄLT EINZUG IN FAST ALLE ist, sich ausgewogen und nicht einseitig zu ernähren. Essen zum neuen Pop wird»; Autoren: Christine Schäfer, David BEREICHE UNSERES LEBENS. ES IST WELLNESS- Hat Social Media die Beziehung zum Essen verändert? Bosshart, Christopher Muller. Die Studie kann über das GDI in deutscher und englischer Sprache bezogen werden. ERLEBNIS UND LIFESTYLE, KOMPASS AUF Social Media hat alles verändert. Sie verstärkt die Omnipräsenz des Essens. Allein schon auf Instagram werden unglaublich www.gdi.ch/eftr2017 DER SUCHE NACH MORAL UND MANCHMAL viele Bilder zum Thema Essen hochgeladen. Das bestätigt den ERSATZRELIGION. ESSEN IST ALLES. ESSEN Trend, dass dem Essen heute auch in ästhetischer Hinsicht IST POP. eine grosse Bedeutung zugemessen wird. Und es geht soweit, dass Restaurants wie etwa «Dirty Bones» in London ihre komplette Einrichtung und Beleuchtung danach ausrichten, dass das Essen möglichst perfekt für Instagram-Fotos in Sze- kochen. Aber wenn der Gast nicht das auf der Karte findet, ne gesetzt werden kann. was er sucht, kommt er nicht mehr … Wie sehen Sie das? Christine Schäfer, Essen is(st) mein Leben – so lautet ein heimen und Spitälern im Einsatz, um Mus und Brei ansehnlich Ich persönlich stelle das weniger fest. Traditionsbetriebe pas- Vortrag, den Sie am Gastrosuisse-Hochgenuss-Anlass ge- zu gestalten. Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen Moley Essen ist der neue Pop, sagen Sie. Wie wappnen sich Gastro- sen die Karten vielleicht weniger oft an. Aber dorthin gehen halten haben und so lautet auch der Titel des neuen Food Robotics. Es hat schon 2015 eine Roboterküche vorgestellt, nomen für diese Zukunft? auch die Leute, die Beständigkeit suchen. Viele andere Res- Trends Reports des GDI. Essen ist Gesundheit, Wellness, eine eigentliche Küchenrevolution. Der Kochroboter kann Für Gastronomen ist es sehr wichtig, dass sie den Gästen Er- taurants bieten saisonal wechselnde Gerichte an. Lifestyle und High-Tech. Können Sie das kurz erklären? selbstständig Menüs zubereiten. Natürlich muss ihm zuerst lebnisse bieten. Wer das kann, der gewinnt neue Gäste und Am Anfang der Studie stand eine Umfrage. Dadurch fanden der Mensch zeigen, wie es funktioniert. Danach aber ist dieser animiert jene auszugehen, die sonst zuhause auf dem Sofa Sollen Gastronomen auch Lebensmittel mit Zusatznutzen wir heraus, dass dem Essen heute sehr viele unterschiedliche Kochroboter in der Lage, ohne weiteres menschliches Zutun sitzen. Es muss ja nicht gleich ein Feuerwerk sein, das ein anbieten? Heute redet alles von Proteinen und von pflanz- Funktionen zugewiesen werden, dass Essen eben nicht mehr perfektes Essen zuzubereiten. Gastronom anbietet. Wichtig ist das Erlebnis, gepaart mit ei- licher Ernährung … nur Nahrungsaufnahme ist, sondern viele Aspekte beinhaltet, nem schönen Ambiente. Warum nicht. Wenn man sich so von der Konkurrenz abheben so etwa Gesundheit, Hightech, Moral, Fun, Wellness, Lifestyle Der Stellenwert von Essen war noch nie so hoch wie heute. kann, dann kann das gut funktionieren. und vieles mehr. Alles natürlich betrachtet aus der westlichen Essen kann man rund um die Uhr, alles ist verfügbar. Ist Es- Haben Sie ein Beispiel? Überfluss-Perspektive. In Ländern, wo Nahrung knapp ist, hat sen zu einer Ersatzreligion verkommen? Kennen Sie das «Inamo» Restaurant in London? Dieses orien- Menschen leiden zunehmend unter Nahrungsmittelunver- das alles kaum Bedeutung. Dort steht weiterhin das Grundbe- Ein Stück weit wohl schon. Die Suche nach dem Halt in einer talische Fusion Restaurant ist ein Erlebnis. Die Gäste bestellen träglichkeiten. Soll oder muss die Gastronomie das berück- dürfnis der Nahrungsaufnahme im Vordergrund. schnelllebigen, anonymen Gesellschaft fördert andere For- ihr Essen an interaktiven Tischen, bezahlen auch interaktiv sichtigen? men der Sinnsuche. Früher fand man in der Religion den Sinn, und können ebenfalls ein Taxi bestellen … Technologie, gross- Wenn das Gästebedürfnis vorhanden ist, dann wird der Koch Unser Essen kommt bald einmal aus dem 3D-Drucker? Wird heute im Essen, in der Community. artiges Essen und interaktiver Fun – das zieht die Leute an. Nahrungsunverträglichkeiten berücksichtigen. Er hat heute der Koch überflüssig? Auch die Rollercoaster-Restaurants, wie es sie etwa in Nürn- viele Möglichkeiten, in diesem Bereich Flexibilität zu zeigen. Nein, das nicht. Aber der Koch wird andere Aufgaben haben; Wir leben in der mobilen Welt. Ist das, was wir essen, auch berg, Hamburg oder Dresden gibt, bieten eine digitale Speise- er wird sich auf die kreativen Teile fokussieren können. Mit gesund? karte. Auf einer Achterbahn auf Schienen sausen Speisen und Was sind die zwei wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie? dem 3D-Drucker kann er beispielsweise sehr filigrane Deko- Was gesund ist, muss jeder selber definieren. Heute sind sehr Getränke in Transportschlitteln durch das Restaurant zu den Essen ist «breit», es nimmt alle Aspekte unseres Lebens ein. rationen machen. Bereits heute stehen 3D-Drucker in Alters- viele Angebote auf dem Markt und die Auswahl an gesunden Gästen. Oder das «Sketch» in London, das seine Gasträume Essen ist heute vor allem auch Ausdruck unserer Lifestyle- Produkten ist riesig. Es ist aber auch nicht schlimm, zwischen- ganz unterschiedlich eingerichtet hat. In einem Raum (The Identität. Weil sich vieles verändert hat, reden wir auch nicht durch einmal Fastfood zu essen. Es ist immer die Menge die Parlour) tragen Stühle sogar Ballettschuhe … Dies alles zeigt, mehr von der Wertschöpfungskette, sondern von einem Wert- das Gift macht. welch unterschiedliche Wege möglich sind. Für die Instagram- schöpfungsnetz. Wir reden von Automatisierung und Globali- Community sind derartige Erlebnisrestaurants natürlich be- sierung. Es gibt neue Wege, wie das Essen heute zu den Kon- «Social Media hat alles verändert. Was ist gesund? gehrte Sujets. sumenten kommt. Es ist darum unabdingbar, Angebot und Es werden unglaublich viele Bilder Die Definition ist nicht ganz einfach, weil dahinter viele ver- schiedene Aspekte stecken und jede Person für sich selber Hierzulande scheuen sich viele Köche, ihre Speisekarte neu Nachfrage über entsprechende Plattformen zu vernetzen. zum Thema Essen hochgeladen» herausfinden muss, was gesund ist. Für mich persönlich sind auszurichten. Sie sagen zwar, der Gast bestimmt, was wir Interview: Karin Huber | Foto: Sandra Blaser 2|2018 2|2018
16 A K T UE L L 17 Landwirtschaft & Tourismus: «Uns geht es darum, die Zusammenarbeit unter allen Durch bessere Vernetzung Anbietern zu fördern» engere Zusammenarbeit MARTIN RENNER, GESCHÄFTSFÜHRER DES BÜNDNER BAUERNVERBANDES. LANDWIRTSCHAFT UND TOURISMUS SIND REGIONALWIRTSCHAFTLICH WICHTIGE STANDBEINE IN GRAUBÜNDEN. DIE ZUSAMMENARBEIT IST ALLERDINGS NACH WIE VOR EHER BESCHEIDEN. LANDWIRTSCHAFTLICHE PRODUKTE VON DER ARTISCHOCKE BIS ZUM ZIEGENKÄSE FINDEN ZWAR «Die hohe Qualität rechtfertigt DEN DIREKTEN WEG IN DIE GASTRONOMIE, JEDOCH ERST ANSATZWEISE. auch höhere Preise, davon sind HIER BESTEHT ALSO NOCH VIEL AUSBAUPOTENZIAL. wir überzeugt» Martin Renner, wie sieht denn das Bündner Modell aus? Die Gastronomie beklagt seit langem die hohen Einfuhr- Uns geht es darum, die Zusammenarbeit unter allen Anbie- zölle auf landwirtschaftliche Produkte. Dieser landwirt- tern zu fördern. Wir wollen das noch vorherrschende Konkur- schaftliche Protektionismus bedeutet für sie höhere Ein- renzdenken abbauen, dafür viel stärker als bis anhin zusam- kaufspreise. menarbeiten und so auch die Regionalität fördern. Die Grund- Die hohe Qualität rechtfertigt auch höhere Preise, davon sind lagen sind vorhanden: Wir, also die Landwirtschaft, haben im wir überzeugt. Ausserdem können wir bei den Gästen mit Prinzip alles. Wir haben wunderbare regionale Produkte, die unseren regional produzierten Nahrungsmitteln punkten. Die Bauern betreiben Besenwirtschaften und Hoflädeli und bieten Bündner Bauernfamilien mit ihren vielseitigen Produkten bie- Ferien auf dem Bauernhof ebenso an wie etwa Lama- oder ten Qualität auf höchster Ebene, ein bekanntes Beispiel ist der Geissentrekkings. Gäste schätzen das alles sehr. Und sie wollen Scarnuz Grischun. Wir werden diesbezüglich vielfach mit dem vor allem auch das essen, was hier wächst und produziert wird. braucht Adressen und Angebote, es braucht eine Stelle, die Südtirol verglichen. Schaut man aber die Produktepalette in den Überblick über den Bereich Agrotourismus hat, die sich Graubünden an und vor allem auch die Qualität und Herkunft, Aber die Angebote werden zu wenig genutzt … um die Koordination und die Kontakte zur Verkaufsseite küm- dann sind wir in diesem Bereich im Vorsprung. Wichtig ist, Teilweise ja, teilweise sind die Angebote zu wenig bekannt und mert. Wir möchten die Anbieter und ihre Angebote also vor dass dies die Gäste erfahren. teilweise fehlen den Bauern und den Gastronomen einfach die allem besser koordinieren und für den entsprechenden Aus- Kontakte. In einem ersten Schritt haben im November 2017 tausch über eine gut zugängliche Plattform sorgen. Davon Was braucht es in diesem Bündner Modell seitens der Gas- Exponenten von HotellerieSuisse Graubünden, GastroGrau- versprechen wir uns eine bessere Wertschöpfung und eine tronomie und der Hotellerie? bünden und dem Bündner Bauernverband eine Tagung mit nachhaltigere regionale Entwicklung. Die Offenheit seitens der Gastronomie, Hotellerie und den Tou- Workshop durchgeführt und Ideen gesammelt. Mit dabei wa- rismusorganisationen ist da. Was es braucht ist, wie gesagt, ren an die 100 Interessierte. An einem zweiten Treffen im April Graubünden hätte also ein grosses Potenzial? eine besser funktionierende Zusammenarbeit unter allen Be- 2018 erörterten die Geschäftsführer aller drei Verbände die Ja, das ist so. von den 2150 Landwirtschaftsbetrieben sind teiligten und vor allem eine bessere Vernetzung und Kommu- gesammelten Ideen und das weitere Vorgehen. gegen 20 Prozent im Bereich Direktvermarktung und im Ag- nikation innerhalb der verschiedenen Regionen. F ür Bündner Feriengäste bietet die Landwirtschaft eben- rotourismus tätig. Allerdings ist nicht die Anzahl der Betriebe falls bereits viele Angebote an – vom Schlafen im Heu bis Wie sieht das aus? wichtig, sondern wichtig ist, dass die Angebote auf dem Hof In der Gastronomie findet man ja zunehmend regionale Ge- zum Lamatrekking. Analysen zeigen jedoch, dass auch Wir werden die Zusammenarbeitsformen konkretisieren, die überhaupt ins Betriebskonzept passen und umgesetzt wer- richte wie Capuns oder Pizokel. Bloss scheint es, dass fast der ganze Agrotourismus durchaus noch ausgebaut werden Regionen vernetzen und Bestehendes verdichten, sodass am den können. Der Verein Agrotourismus Graubünden fasst die überall das gleiche Bündner Angebot serviert wird … könnte. Ende ein Mehrwert für alle Beteiligten entsteht. Studien und Anbieter in der Mitgliedschaft zusammen und gibt eine Stim- Befragungen zeigten: Das Potenzial ist vorhanden. Jetzt stellt me gegen aussen. Dass die Restaurants lokale und regionale Produkte anbieten, Landwirtschaft und Tourismus bilden eine enge Gemeinschaft. sich die Frage, wie wir das Ganze anpacken wollen. ist ganz wichtig. Aber natürlich ist es besser, wenn nicht über- Die Partner sind abhängig voneinander: Denn ohne Landwirt- In Poschiavo, sagen Sie, funktioniere die regionale Zusam- all das Gleiche auf der Speisekarte steht. Die Landwirtschaft schaft verschwindet die Kulturlandschaft mit der Folge, dass Wir stellen uns vor, dass etwa die Gastronomen vermehrt zu menarbeit bereits sehr gut. hat viel zu bieten, nehmen wir das Beispiel der Fische … jeder auch die Touristen ausbleiben. Das Modell «Landwirtschaft den Bauern gehen und dort Produkte kaufen und umgekehrt. In dieser Region arbeiten Tourismus und Landwirtschaft seit kann und soll sich aber seine Angebote selber überlegen. Po- und Tourismus», das der Bündner Bauernverband mit Agrotou- In den Restaurant- und Hotelküchen sollen, so der Wunsch, langem eng zusammen. Die einzelnen Regionen in Graubün- tenzial gibt es genug. rismus Graubünden und den Verbänden GastroGraubünden, wieder vermehrt ganze Tiere verarbeitet werden nach dem den funktionieren jedoch ganz unterschiedlich. Darum bringt HotellerieSuisse Graubünden und dem Tourismus entwickelt, Prinzip von «nose to tail». Wichtig ist, dass die Tourismusor- es nichts, ein fixes Konzept über alle Regionen zu stülpen. Text: Karin Huber | Fotos: zVg will nun die Zusammenarbeit ausbauen. Die Vorarbeiten sind ganisationen mit im Boot sind. Besser ist es, wenn sich die Regionen hier mit ihren Speziali- geleistet, jetzt geht das Modell in die Umsetzungsphase. Martin täten und Eigenheiten selbst entwickeln können. Es muss von Renner, einst Touristiker, heute Geschäftsführer des Bündner Da wir ein Organisations- und Vernetzungsdefizit haben, ent- der Basis her mit den regionalen Spezifikationen wachsen. Das Bauernverbandes, erklärt das Modell. wickeln wir derzeit auch entsprechende Online-Tools. Es ist ein Prozess, der etwas Zeit braucht. 2|2018 2|2018
A K T UE L L 19 Landwirtschaft & Tourismus: «Von der Zusammenarbeit profitieren alle» DAS PROJEKT LANDWIRTSCHAFT UND TOURISMUS, DAS EINE ENGERE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN DEN BRANCHEN VORSIEHT, HAT MATTHIAS ALTHOF VOM «GASTHAUS AM BRUNNEN» IN VALENDAS LÄNGST SCHON FÜR SICH UMGESETZT. DIE ZUSAMMENARBEIT MIT DEN BAUERN IM TAL FUNKTIONIERT GUT. I m Juni 2014 ist Matthias Althof mit seiner Frau ins damals Qualität geht vor Preis renovierte und umgebaute «Gasthaus am Brunnen» ge- Zwar sind die Preise beim Direktbezug etwas höher. «Doch kommen. Eine gute Seele hat ihm später eine Liste in die wenn die Qualität stimmt, dann ist es mir Wert, etwas mehr Hand gedrückt, auf der stand, welcher Bauer was produziert. zu bezahlen. Die Gäste merken den Unterschied auch. Und Althof, der Wert legt auf qualitativ hochstehende Produkte, sie sind deshalb bereit, ebenfalls etwas mehr auszulegen.» hat die Bauern nach und nach angerufen, ist zu ihnen auf den Hof gegangen und hat abgemacht, was er von wem beziehen Matthias Althof ist im Projekt «Landwirtschaft und Touris- möchte. Heute ist er im Tal einer der wichtigsten Abnehmer mus» mit eingebunden. «Das bestehende Organisations- und landwirtschaftlicher Produkte. Vernetzungsdefizit wird mit der neu aufzubauenden online- Plattform wegfallen. Wenn wir Bauern, Gastronomen, Hote- Aufbauarbeit liers, Küchenchefs und Tourismusexponenten, also Anbieter, «Die Bauern hier», sagt Althof, gebürtiger Deutscher, «wären Angebote, Abnehmer und Vermarkter zusammenbringen, nicht von sich aus auf mich zugekommen. Das finde ich scha- dann profitieren alle, vor allem auch unsere Gäste.» de, denn sie profitieren ja ebenfalls von einer guten Zusam- menarbeit.» Zwischenzeitlich hat sich glücklicherweise alles Gründe hier nicht mitzutun, sieht Matthias Althof keine. «Man wunderbar gefügt. Man kennt sich, man weiss, wer wann was sollte es einfach einmal ausprobieren. Wer wirklich Freude anzubieten hat. «Als Gastronom und Küchenchef musst du an seinem Job hat, der wird – trotz anfänglichem Zeitaufwand aber wissen, dass im Sommer das Vieh auf der Alp ist. Das – viel zurückerhalten. Für Ratschläge und heisst, Fleisch gibt es dann zeitweise nicht. Wir haben des- Tipps darf man mich jederzeit anfra- GEWINNEN SIE MEHR ZEIT FÜR IHRE GÄSTE halb ein Kühlhaus gebaut und einen Tiefkühler angeschafft…». gen. Ich bin auf jeden Fall überzeugt, Matthias Althof kauft von den Bauern immer ganze Tiere. dass das Projekt 'Landwirtschaft und «Der Metzger im Dorf weiss mittlerweile auch ganz genau, wie Tourismus' funktionieren wird. Bei ich es haben möchte». einer einheitlichen Präsentation kön- Saviva Food Services ist im Belieferungsgrosshandel der ideale Partner für Sie. Wir vernetzen nen wir uns nicht zuletzt viel besser Angebot und Nachfrage, um Ihnen die besten Gesamtlösungen zu bieten. Unsere zukunftswei- Dass Althof ebenfalls Käse, Milch, Butter, Joghurt, Rahm verkaufen. Ausserdem können wir mit senden Services und und inspirierenden Konzepte verschaffen Ihnen mehr Zeit fürs Wesentliche und Eier von den einheimischen Produzenten bezieht, zeigt, einheimischen Produkten viele neue wie wertvoll die Beziehungen zwischen Landwirten Gerichte probieren. Es müssen ja nicht und führen langfristig zu mehr Erfolg. und Gastronomen sind. immer Capuns und Pizokel auf jeder Speisekarte stehen …». SAVIVA.CH Ist erst einmal alles eingespielt, dann ist der Aufwand für den bäuerlichen Direkt- Text und Foto: Karin Huber einkauf für einen Küchenchef nicht hö- her, als wenn er seine Produkte etwa im CC oder in der Prodega bezieht, bestätigt Althof. «Man muss viel- leicht etwas anders planen. Aber wenn das Restaurant überdurch- MATTHIAS ALTHOF VOM «GASTHAUS AM schnittlich gut läuft, da kann BRUNNEN» IN VALENDAS PLÄDIERT FÜR EINE ENGERE ZUSAMMENARBEIT ZWISCHEN auch einmal die ganze Planung GASTRONOMIE, HOTELS, TOURISMUS UND nichts nützen.» DER LANDWIRTSCHAFT. 2|2018
20 IN T E R V IE W 21 Die neue Trinkkultur: Rezeptvorschlag von Nicole Klauß Es geht gut auch ohne Alkohol F NICOLE KLAUß PROPAGIERT EINE NEUE TRINKKULTUR UND FOODPAIRING. Birne-Ingwer-Shrub nt) DABEI GEHT ES BEIM PAIRING UM GENUSS – UND, DA DAS GETRÄNK , das Kerngehäuse ent fer 6 reife Birnen (geschält r Ing wer 100 gr. frisch gerieb ene ZUR SPEISE NICHT UNBEDINGT ALKOHOL ENTHALTEN MUSS, UM GENUSS ZU 240 gr. Zucker BEREITEN, IST DIE ALKOHOLFREIE SPEISEBEGLEITUNG EINE ERWACHSENE 240 ml Apfelessig ALTERNATIVE ZUM WEIN. drücken, Ingwer und Zu cker dazu Zubereitung: Birnen zer r kom ple tt gelöst ist. , bis der Zucke und ab und zu umrühren b ode r ein Mu lltu ch feines Sie Die Mischung durch ein hen las sen. Auf im Kühlschrank zie giessen und eine Woche servieren. Nicole Klauß: Wein zum Essen ist Genuss. Sie plädieren oder 7 Franken pro Glas für die alkoholfreie Begleitung ausge- werden, ein Rehbraten oder ein gebratener Fisch harmoniert Eis und Mineralwasser jedoch in der Gastronomie für eine alkoholfreie Speisebe- ben könnte. osen. mit einem Trinkessig und ein Ossobuco kann mit einem Bir- Heidelbeeren oder Aprik gleitung … Wasser und Limo reichen nicht? nenshrub (Getränk auf der Basis von Apfelessig mit Birnen Variation: Erdbeeren, ite r zu Sc hm org erichten. er Begle Brauchen die Restaurants künftig also Wasser- und Saft- Ohne Ing wer auch ein toll Wasser und Limo können auch eine Speise perfekt begleiten, und Zucker, mit Mineralwasser aufgespritzt) kombiniert wer- , die in der wenn sie zur Speise passen. Zum Sushi passt beispielweise ein Sommeliers? den. Tee ist ein guter Begleiter für Fisch, so harmoniert ein r: Kräuter und Gewürze Aromatisiertes Wasse r Stu nd en im Kühl- n, ein paa sehr mineralisches Wasser mit einem Maximum an Kohlen- Restaurants brauchen Sommelièren und Sommeliers, die das Lachs aus dem Ofen gut mit einem Sencha und ein pochierter Speise ver wendet werde ser vie ren. r ziehen lassen und säure nicht so gut, da der Geschmack des zarten Fisches über- Thema der alkoholfreien Speisebegleitung nicht nur schon Fisch mit einem weißen Tee. Wer ein kaltes Getränk zur Spei- schrank in stillem Wasse r ode r Galga nt, Gu rke, üche: Ingwe lagert würde. Trinken Sie jedoch ein stilles Wasser mit zurück- mal gehört haben, sondern auch etwas tiefer einsteigen wollen. se bevorzugt, der lässt den Tee in Wasser nach der Coldbrew- Beispiele: Für die Thaik : Ma ngo , . Für die indische Küche haltender Mineralisierung, wie zum Beispiel «Henniez», dann Neugier und Kreativität sind hier die besten Begleiter. Methode über Nacht im Kühlschrank ziehen. frische Korianderzweige ent alis che Kü che : ziehen lassen. Ori kann der zarte Geschmack des Fisches sich entfalten und das In der klassischen Sommelierausbildung steht immer noch der Minze in Kokoswasser sse rm elo ne. e und Wa Wasser tritt zurück! Ein «Eptinger» wiederum ist mit seinem Wein im Vordergrund. Es gibt Module, die beschäftigen sich Ganz grundsätzlich: Wie könnte denn eine Getränkekarte Minze, Granatapfelkern hohen Gehalt an Calcium und Magnesium perfekt für Austern zudem mit dem passenden Wasser zum Wein, und Säfte und aussehen? Beginnen wir beim Aperitif … und Meeresfrüchte, aber nicht für das zarte Sushi. andere Softdrinks werden besprochen, hier aber eher als Al- Hier bieten sich Getränke mit lebendiger Kohlensäure an – sie Eine Ingwerlimonade mit Koriander ist toll zur scharfen Thai- ternative zum Wein, nicht aber als Speisebegleiter. öffnen die Geschmacksknospen und leiten so in den Abend küche, aber kann einen pochierten Fisch oder eine leichte Ge- ein. Ein Fruchtsecco ist immer eine gute Wahl, hier gibt es in- müsesuppe schnell überlagern. Jetzt kommt also die entsprechende Ausbildung dazu? zwischen eine gute Auswahl, beispielsweise von Van Nahmen Ja, GastroSuisse beschreitet hier neue Wege, indem die Was- oder Jörg Geiger. Beide Produzenten haben schon früh die GRUNDREGELN Was trinkt man, wenn man nichts trinken will? ser-Sommelierausbildung, die ab Herbst startet, um ein Modul alkoholfreie Begleitung thematisiert und geben sogar die ent- • Die wichtigste Regel (gilt auch fürs Weinpairing): die Speise steht Wenn man nichts trinken möchte, und die Softdrinkkarte im mit alkoholfreier Speisebegleitung ergänzt wird, das von mir sprechende Speise an, zu der die jeweiligen Getränke passen. im Vordergrund, das Getränk hält sich zurück und begleitet die Restaurant nur «Colafantasprite» und Apfelschorle zu bieten durchgeführt wird. Hier hat man erkannt, dass auch der nicht- Als Apéritif gefällt mit der alkoholfreie Spirit von Seedlip (2) Speise. hat, dann ist ein stilles Wasser die sichere Bank – aber sicher trinkende Gast eine Begleitung zum Essen erwarten darf. gut – auf Eis mit einem Tonic und einer Grapefruitzeste – so • Fettige und deftige Speisen brauchen einen Begleiter mit frischer nicht die aufregendste Art, ein Gericht zu begleiten. Ein krea- kann man sich auf den Abend freuen (siehe Link 3 und 4). Säure und leichter Süsse tiver Sommelier bietet dann schon einmal einen reinsortigen Was empfehlen Sie denn zu mediterraner Küche, zu Fisch- • Säure in der Speise durch Zitrusfrüchte oder Essig erfordert ein Apfelsaft zur Käseplatte oder einen Rauchtee zum Kurzge- und Meeresfrüchten, zu Fleisch? … und gehen weiter zu den Vor- und Hauptspeisen und zum Getränk mit einem höheren Säuregehalt bratenen an. So ganz pauschal ist diese Frage nicht zu beantworten – me- Dessert. • Salzige Speisen erfordern häufig einen eher süssen Begleiter – z.B. einen Birnensaft zum Roquefort (wählen Sie hier hingegen diterrane Küche ist sehr vielschichtig – und eine Gazpacho mit Für die Hauptgänge empfehle ich die Kräuter, die in den Spei- Die Gastronomie könnte sich also durchaus einen neuen Ge- ein Wasser mit viel Kohlensäure, arbeitet die Säure der Kohlen- rohem Knoblauch stellt eine ganz andere Herausforderung sen verwendet werden – damit kann Wasser oder ein Saft aro- säure gegen das Salz im Käse – der Effekt ist eher schal). schäftszweig mit nichtalkoholischen Getränken aufbauen? dar als ein Parmigiana. Entscheidend für die richtige Wahl des matisiert werden. Bei den Säften hilft eine kleine feine Aus- • Salz und bittere Getränke vertragen sich nicht besonders gut – Das könnte sie – das magische Wort ist hier «Pro-Kopf-Um- Getränkes ist ja neben den Zutaten (die natürlich auch Ein- wahl an reinsortigen Säften (Quitte, Traube und Birne für den daher ist ein Tonic in den seltensten Fällen ein guter Speisebe- satz». Ein Gast, dem kein passendes alkoholfreies Getränk fluss auf die Getränkebegleitung haben) auch immer die Zu- Käseteller, Apfel für frische Salat oder Gemüsegerichte, Sau- gleiter. angeboten wird, der wird zum Wasser greifen, möglicherweise bereitungsart. Ein pochierter Fisch braucht eine andere Be- erkirschnektar oder Heidelbeere). Ausserdem 4-5 Sorten Tee. • Eine süsse Speise braucht einen entsprechend «süssen» Partner, gerne süsser. Ist das Getränk weniger süss, wirkt es als Partner sogar zum Hahnenwasser, das mancherorts sogar (noch) gra- gleitung als ein gebratener Fisch, der sich durch Röstaromen «Mutige» Gastronomen legen sich Kristalle vom Wasserkefir langweilig und uninteressant – und wer will das schon? tis angeboten wird. Das ist betriebswirtschaftlich gesehen, auszeichnet. Grundsätzlich gilt wie bei der Weinbegleitung zu, die den Zucker aus den Säften fermentieren, aber die Aro- • Last not least: Vermeiden Sie Sattmacher im Glas: Hühnerbrühe, nicht besonders gut für den Gastronomen. Wenn man sich die auch: Das Getränk begleitet die Speise und ergänzt sie im men erhalten. Fermentierte Getränke (wie auch Kombucha) Säfte, Milch oder Milchgetränke wie Lassi und Ayran sind gross- Statistik von GastroSuisse ansieht (1), dann trinken knapp 20 besten Fall, tritt aber immer in den Hintergrund und lässt der erfordert einen oder mehrere Verantwortliche, die sich immer artige Begleiter – aber nur in Massen. Nehmen Sie nur einen Prozent der Gäste Mineralwasser und immerhin 5 Prozent Speise das Scheinwerferlicht. damit beschäftigen – aber der Lohn ist ein spannendes Ge- «Shot» davon und dazu ein Mineralwasser mit leichter Minera- Hahnenwasser. Sicherlich trinken einige davon auch Wein zu- Generell passt zu Fisch und Meeresfrüchten, je nach Zube- tränk im Glas. Zum Dessert gelten die Klassiker Tee und Kaf- lisierung und einer dezenten Kohlensäure. sätzlich, aber Fakt ist, der Gastronom verschenkt geradezu reitungsart immer ein eher leichtes und zurückhaltendes Ge- fee, sowie Milch und Nussmilch. Für alle Getränke gilt: Auf die Geld, wenn er keine erwachsene Begleitung zur Speise anbie- tränk wie aromatisiertes Wasser (mit Kräutern und Gewür- Qualität achten! Bei Säften sind Direktsäfte die gute Wahl, tet. Im Fine-Dining-Bereich liegt der Preis für die alkoholfreie zen) oder ein leichter, nicht zu süsser Saft (-cocktail) mit einer beim Tee Ganzblattqualität und bei Kräutern, Obst und Gemüse Begleitung nicht sehr weit unter den Preisen für die Weinbe- leichten Säure. mit denen die Getränke aromatisiert werden, sollte auf Bioqua- gleitung. Das bedeutet, dass bei einem 5-Gang-Menü der Gast Rotes Fleisch verträgt in der Regel einen kraftvolleren Partner lität geachtet werden, ebenso bei Milch und Milchprodukten. (1) www.srf.ch/news/wirtschaft/hahnenwasser-darf-im-restaurant-etwas-kosten (2) www.seedlipdrinks.com wahlweise 7 Franken für eine Flasche Mineralwasser ausgibt, – Wildgeflügel kann gut mit einem Kirschnektar kombiniert (3) www.ullrich.ch/shop/alkoholfrei/detail.php?ID_NR_Art=32808 Interview: Karin Huber | Foto: zVg (4) www.globus.ch/spice-94-11812648000000 2|2018 2|2018
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