Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern

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Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
viva!
    Das Magazin für Lebensfreude im Alter. | Mai 2020.

Happy
  5 Jahre Viva Luzern.

 Birthday!
 Wohnen.                     Traumjob.                   Standpunkt.
 Wohlfühlen im neu       Langweilige Langzeitpflege?     Übergänge, Brüche
  sanierten Guggi.              Von wegen!                 und Wandel.
Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Editorial.

                                                    5 Jahre Viva Luzern.

Ein besonderer
  Geburtstag.
  Liebe Leserinnen, liebe Leser

  Wir feiern fünfjähriges Jubiläum. Seit 2015 bieten wir als Viva Luzern
  in neuer Organisationsform Bewohnerinnen und Bewohnern, Miete­
  rinnen und Mietern sowie temporären Gästen ein Zuhause. Erfahren Sie
  in dieser Ausgabe, wie der Übergang zur Aktiengesellschaft verlief, wie
  weit ­unsere Geschichte zurückreicht und wie bereits unsere Vorgänger­
  institutionen an und mit Herausforderungen gewachsen sind.

  Mitten im Jubiläumsjahr dürfen wir einen Neuanfang zelebrieren: Per
  1. Mai 2020 übernahm Andrea Wanner die Funktion der Geschäfts­
  führung von Beat Demarmels, der in Pension geht. Andrea Wanner
  ­verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in unterschiedlichen Führungs­
   funktionen von Alters- und Pflegeheimen, zuletzt als Leiterin der Be­
   triebe Ost von 14 Pflegezentren der Senevita-Gruppe. Wir freuen uns,
   gemeinsam mit ihr Viva Luzern weiterzuentwickeln.

  Ein besonderer Geburtstag auch mit Hinblick auf die aktuelle Situation.
  Der Schutz der Gesundheit, insbesondere von Seniorinnen und Senioren,
  steht im Zusammenhang mit dem Coronavirus auf der ganzen Welt im
  Zentrum. Diesen zu gewährleisten und weiterhin Pflege und Betreuung
  von höchster Qualität zu bieten, hat für uns erste Priorität. In diesem
  Sinne wünschen wir Ihnen in dieser bewegten Zeit eine gute Lektüre –
  bleiben Sie gesund.

  Beat Däppeler                             Andrea Wanner
  Verwaltungsratspräsident Viva Luzern      Geschäftsführerin Viva Luzern

                                                                                         3
Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Inhalt.

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viva!
               5 Jahre Viva Luzern.
               Die Luzerner Bevölkerung stimmte im Mai 2014
               mit 61 % dem Antrag zur Verselbstständigung der
               Abteilung Heime und Alterssiedlungen zu. Damit
               war der Weg frei für eine gemeinnützige Aktien­
               gesellschaft. Bereits am 1. Januar 2015 nahm
               Viva Luzern den Betrieb auf und feiert dieses Jahr
               sein fünfjähriges Bestehen. Die Geschichte der
               Betagtenbetreuung in Luzern ist aber schon viel
               älter. Wir geben einen Rück- und einen Ausblick.

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Wohnen.
                    6                     Nachhaltigkeit.                            Glücksmomente.
                                                                                                     17
Wohlfühlen im komplett                    Kleine Massnahmen.                         Bewohnende berichten,
neu sanierten Guggi.                      Grosse Wirkung.                            was ihr Leben reicher macht.

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Galerie.
           26                             Frag viva!
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Eine Bewohnerin zeigt uns ihre            Aus dem Alltag einer                       viva! fragt: «Und wie
Lieblingsplätze und -dinge.               geria­trischen Pflegeexpertin.             zele­brieren Sie Übergänge?»

Impressum.
Herausgeberin Viva Luzern AG | Schützenstrasse 4 | 6003 Luzern | Redaktion Corina Beccarelli | Redaktionelle Mitarbeit
Beat Demarmels | Sylvie Eigenmann | Daniel Schriber| Andrea Wanner | Reto von W­ artburg | Thomas Wirth | Artdirektion und­
Grafik vonwartburg.ch | Fotos Beat Demarmels | Sandra Fischer | Michael Orlik | Gilbert Stadel­mann | Reto von Wartburg
iStockPhoto | Druck Brunner Medien AG | Korrektorat korrigiert.ch | Auflage 6000 Exemplare | Erscheinung Zweimal jährlich
viva! ­abonnieren Telefon 041 612 70 00 | kommunikation@vivaluzern.ch | www.vivaluzern.ch

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Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Wohnen.

              Wohlfühlen im Quartier.

     Im Alter
6
       zuhause.
Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Bei Viva Luzern geht es um weit mehr als um das
     Anbieten von Wohnraum und Dienstleistungen.
     Es geht um das Gefühl, im Alter zuhause zu sein.

              Früher gestaltete sich das Wohnen im Alter rela-    netzung und Einbettung? Wo hört Individualität
              tiv gleichförmig: Normierte Anstalten, in denen     und Selbstständigkeit auf und beginnt Isolation
              alte Menschen untergebracht wurden. Auch der        und Vereinsamung? Wie lässt sich dem entge-
              Alltag folgte einem fixen Zeitplan. Heute stehen    genwirken? Was passiert bei gesundheitlichen
              nicht Räume und Pläne im Zentrum, sondern           Beeinträchtigungen? Welche Organisationen und
              Lebensräume und Werte. So hat sich Viva Luzern      Institutionen lassen sich sinnvoll einbinden, um
              primär auf die Fahne geschrieben, Menschen im       eine verbesserte Lebensqualität zu bewirken?
              Alter ein Zuhause zu bieten. Also mehr als nur
              ein Dach über dem Kopf zu geben. Zuhause als

                                                                  “
              emotionaler Zustand – genährt aus Gefühlen und
              grundlegenden Bedürfnissen wie Geborgenheit,              Unser Versprechen ‹Im Alter zuhause›
              Sicherheit, Zugehörigkeit, Nachbarschaft.           erinnert uns immer wieder daran, was das
              Unterstützer von Lebensqualität im Alter.
                                                                  Ziel unserer Arbeit ist: Dass Menschen nicht
              Aus dieser Überlegung heraus entstehen bei          nur betreut und gepflegt werden, sondern
              Viva Luzern die Angebote und Dienstleistungen:      sich auch zuhause fühlen – d. h. sicher,

                                                                                                                     ”
              Zum einen ambulant und unterstützend – damit
              ältere Menschen so lange wie möglich in ihren       geborgen, zugehörig, wertgeschätzt.
              eigenen vier Wänden und in ihrem angestammten
              Quartier wohnen können. Zum anderen stationär       Beat Demarmels, ehem. Geschäftsführer Viva Luzern.
              – möglichst so gestaltet, dass sich auch am neuen
              Ort ein Gefühl von «zuhause» einstellen kann.
                                                                  Das jüngste Beispiel einer Form von «im Alter
              Zuhause immer wieder neu denken.                    zuhause» feiert voraussichtlich in der zweiten
              Das Gefühl von «zuhause» kann auf unterschied-      Jahreshälfte 2020 seine Eröffnung: Die Alters-
              lichste Arten gefördert werden und sich mit der     siedlung Guggi mit dem Wohnen mit Dienst-
              Zeit auch wandeln. Beim Ausgestalten von am-        leistungen inklusive Quartiercafé. Im Sommer
              bulanten oder stationären Angeboten müssen          2015 startete die Stadt Luzern die Planung der
              deshalb viele Fragen geklärt werden. Was bedeu-     Siedlung. Viva Luzern vermietet die Wohnungen
              tet Selbstständigkeit im Alter und wie kann sie     im Auftrag der Stadt. Die ersten Mieterinnen und
              gefördert werden? Wie steht es um die Mobilität?    Mieter werden nach zweijähriger Bauzeit die
              Wie nah ist das Quartierleben, wie ist die Ver-     frisch sanierten Wohnungen beziehen.

Die Bauarbeiten am neuen Guggi sind in vollem Gange.                                                                     7
Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Wohnen.

     Im Quartier zuhause.
     Wie im sanierten Guggi die Strategien der Stadt
     Luzern und Viva Luzern zusammenkommen.

         Paolo Hendry, Sie sind Leiter der Abteilung               Wie ist die Stadt Luzern dabei involviert?
         Alter und Gesundheit der Stadt Luzern und                 Als Bauherrin stellen wir sicher, dass die Strategie
         waren am Rande am Projekt Alterssiedlung                  realisiert wird. Die Umsetzung übertragen wir, wie
         Guggi beteiligt. Bezüglich «Wohnen im Alter»              das Bauen selbst auch, anderen Organisationen.
         ver­folgen Sie eine konkrete Strategie. Welche            Im Fall vom Guggi ist es die Viva Luzern AG. Sie
         Problematik liegt ihr zugrunde?                           bietet «Wohnen mit Dienstleistungen» an und be-
         Das Kernproblem in Bezug auf die Quartiergestal-          treibt das Café | Restaurant in unserem Sinn. Wir
         tung ist die zunehmende «Vereinzelung». Immer             bieten auch Hand bei der weiteren Vernetzung,
         mehr Menschen leben alleine, insbesondere hoch-           zum Beispiel mit der Organisation Vicino, bei
         altrige Frauen. Die Stadt Luzern setzt sich deshalb       welcher Viva Luzern auch Mitglied ist, oder dem
         dafür ein, dass sie in gesundheitlicher und sozialer      Quartierverein Obergrund.
         Hinsicht Unterstützung erhalten und Kontaktmög-

                                                                   “
         lichkeiten geschaffen werden.

         Welches Ziel verfolgen Sie mit dieser Strategie?
                                                                        Mit dem Café | Restaurant Guggi
         Es geht darum, dass hochaltrige Menschen mög-             ergibt sich eine schöne Möglichkeit, sich
         lichst lange in ihrem angestammten Quartier leben         für das Quartierleben zu öffnen und der

                                                                                                                  ”
         können. Also dort, wo sie andere Menschen ken-
         nen, ihr Café haben, ihre Apotheke, ihre Ärztin           Vereinsamung entgegenzuwirken.
         resp. i­hren Arzt, ihr Lädeli. Das muss nicht zwin-
         gend heissen, dass sie in der gleichen Wohnung            Paolo Hendry, Leiter Abteilung Alter und Gesundheit.
         bleiben, die mit der Zeit vielleicht zu gross gewor-
         den ist.
                                                                   Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit
         Welche Massnahmen sieht die Strategie vor?                zwischen der Stadt Luzern und Viva Luzern?
         Wir versuchen unter anderem, die Vernetzung               Hierzu muss man wissen, dass Viva Luzern bis vor
         innerhalb des Quartiers zu fördern – also das             wenigen Jahren noch eine Dienstabteilung der
         Zusammen­wirken von Nachbarschaftshilfe, Frei-            Stadt Luzern war, die 2015 in eine eigenständige
         willigenarbeit, professionellen Dienstleistungen          Aktiengesellschaft ausgelagert wurde. Die Zusam-
         und Behörden. So unterstützen wir schon lange             menarbeit beruht auf bestens eingespielten Ab-
         die ambulante Pflege zuhause, hauswirtschaft­             läufen und einem gemeinsamen Verständnis der
         liche Dienstleistungen, Entlastungsdienste für            Sache. Wir freuen uns, dass nun mit dem neuen
         pflegende Angehörige, Mahlzeitendienste und               Guggi ein weiteres Projekt realisiert werden konn-
         die Sozialberatung. Seit zwei Jahren führen wir           te, und sind gespannt, wie sich das Quartiercafé
         zudem die «Anlaufstelle Alter».                           und die erhoffte Quartierdurchmischung entwi-
                                                                   ckeln wird.
         Wie schlägt sich das nun konkret auf die
         Siedlung Guggi und ihr Quartiercafé nieder?
         Hier ging es in erster Linie um eine bauliche
         ­Massnahme. Die Stadt Luzern ist Eigentümerin
          dieser ­Alterssiedlung. Die Wohnungen waren
          ­sanierungsbedürftig. Im Zug der Renovation
           ­haben wir auch die Situation im Quartier ana-
            lysiert und festgestellt, dass ein Quartiertreff-
            punkt sinnvoll wäre. Entsprechend wollten wir
            ein ­Angebot realisiert s­ ehen, das nicht nur einen                     Paolo Hendry.
            ­reinen Mittagstisch für die Mieterinnen und                 Leiter Abteilung Alter und Gesundheit
             Mieter von Viva Luzern vorsieht.                                      der Stadt Luzern.

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Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Gedächtnis­speicher
und Erzählcafé im
Guggi.
Das neue Café | Restaurant Guggi liegt ideal,
um zu e
      ­ inem Ort der Identifikation mit dem
Quartier zu w
            ­ erden. So hat der Quartierverein
Obergrund ­gemeinsam mit Viva Luzern das
Projekt «Gedächtnisspeicher» entwickelt.

Das Guggi als ein Ort, an dem Geschichten ausge-
tauscht, Erinnerungen deponiert, Erlebtes erzählt
werden. Es wird dafür ein Briefkasten und eine
kleine Bibliothek eingerichtet oder ein Buch auf-
gelegt, in dem die alten Geschichten und Bilder
gesammelt werden können. Ausserdem sollen
in regelmässigen Abständen Erzähl­cafés statt-
finden – Erzählabende, die moderiert be­ginnen,
wo Lebensgeschichten und Erfahrungen der Teil­
nehmenden im Zentrum stehen, um anschliessend
in einen informellen Teil überzugehen, wo man
sich ungezwungen austauschen kann.

Zusätzlich werden die Teilnehmenden dazu er-
muntert, ihre eigenen Geschichten aufzuschreiben
und Fotos mitzubringen, sodass der Gedächtnis-
speicher gefüllt und bestaunt werden kann. Wir
sind gespannt, wie sich diese Projekte entwickeln,
und freuen uns über eine rege Beteiligung!

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Happy Birthday! Wohnen - Wohlfühlen im neu sanierten Guggi - Viva Luzern
Wohnen.

     Man trifft
      sich im Guggi.
      Wie das neue Café | Restaurant der Alterssiedlung
      Guggi auch das umliegende Quartier zu sich einlädt.

          Bereits in der Planungsphase wurde klar, dass das    lanciert. Es ist vorgesehen, dass Pro Senectute
          Café | Restaurant im Guggi nicht nur einen Mit-      als wichtige Partnerin von Viva Luzern auch eine
          tagstisch für die Mieterinnen und Mieter anbieten    Rolle im Guggi spielt und regelmässig Veranstal-
          sollte, sondern gleich zu einem Quartiertreffpunkt   tungen durchführt. Der Verein Nachschub wird,
          für die umliegende Bevölkerung werden soll.          analog dem Migroswagen von einst, wöchentlich
          Jan Kees Kram verantwortet als Leiter Hotellerie     vor dem Guggi auffahren und Lebensmittel anbie-
          und Wohnen bei Viva Luzern unter anderem alle        ten; auch das Café | Restaurant wird mitziehen und
          Standorte von Wohnen mit Dienstleistungen, da­       so entsteht ein kleiner Wochenmarkt im Quartier.
          runter auch das Guggi. Für ihn führt der Weg vom

                                                               “
          Wunsch zur erhofften Wirklichkeit über Partner-
          schaften: «Wir haben es mit einer neuen Situation        Mit vereinten Kräften stärken wir die
          und spannenden Herausforderungen zu tun. In
                                                               Quartierstrukturen im Obergrund und
          den Restaurants in unseren Betagtenzentren liegt
          der Fokus in der Bewirtung der Bewohnenden,          machen es noch mehr zu einem gemein­

                                                                                                                    ”
          ihrer Angehörigen und unserer Mitarbeitenden         samen Zuhause – darauf freue ich mich.
          – Externe sind natürlich auch willkommen, aber
          nicht die Hauptzielgruppe. Im Guggi sind unsere      Jan Kees Kram, Leiter Hotellerie und Wohnen
          Mietenden Teil des Quartiers, deshalb liegt unser    bei Viva Luzern.
          Hauptaugenmerk auf Gästen des Quartiers. Das
          Café | Restaurant Guggi soll sich zu einem beleb-
          ten Quartiertreffpunkt entwickeln. Dafür arbeiten    Der Schachklub Luzern trifft sich einmal in der
          wir mit verschiedenen Partnern zusammen.»            Woche zum Schachspiel. Mit der Pauluskirche un-
                                                               ter Einbezug des Quartiervereins ist Viva Luzern
          Vernetzung als Schlüssel.                            im Gespräch, gemeinsam die Quartierstrukturen
          Voller Enthusiasmus und Vorfreude fährt Jan Kees     weiter zu stärken. Und auch mit umliegenden Be-
          Kram fort und beschreibt den bunten Strauss an       tagtenheimen ausserhalb von Viva Luzern laufen
          Aktivitäten und Ideen, der im Guggi am Entstehen     Gespräche.
          ist: Mit dem Quartierverein Obergrund werden
          Erzählcafés und das Projekt Gedächtnisspeicher                                         Thomas Wirth.

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Zahlen                                      Die neue Alters­

 & Fakten.
                                            siedlung Guggi.

Baujahr.                         Gesamtinvestition.
    1972.                            13 Mio. Franken (durch Stadt Luzern).

Adresse.                         Eröffnung.
    Taubenhausstrasse 14.            Zweite Jahreshälfte 2020.

Wohnungen.                       Bauherrschaft.
    25 frisch umgebaute              Stadt Luzern, Baudirektion, Immobilien.
    2,5- bis 3,5-Zimmer-
    Wohnungen mit 53             Architekt.
    bis 92 m2 Wohnfläche.            Gut Deubelbeiss Architekten AG.

Restaurant.                      Attribute.
    5 Tage pro Woche geöffnet.       Zeitgemäss, komfortabel,
    47 Sitzplätze. Lauschige         modern, hell, barrierefrei
    Aussenterrasse.                  und energieeffizient.

                                                                               11
Gesundheit.

     Stärken Sie Ihr
        Immunsystem.
        Ein kleiner, scharfer Ingwer-Shot stärkt Ihr Immunsystem.
        Kalt gepresst behält er seine stärkenden Inhaltsstoffe
        wie Eisen, Magnesium, Natrium und Kalzium sowie Kalium
        und Vitamin C. Wir wünschen beste Gesundheit.

        Zutaten.

        Saft einer Zitrone
        Eine geschälte Ingwerknolle
        Agavendicksaft oder Honig

        Zubereitung.
        Alle Zutaten mit einem Stabmixer
        pürieren und fertig ist die kleine
        Wunderwaffe.

12
“Der Stadtrat
  gratuliert.
 Danke für eure
Arbeit zugunsten
   der älteren
  Bevölkerung.”
                                Martin Merki.
   Stadtrat / Sozial- und Sicherheitsdirektor
Nachhaltigkeit.

     Kleine Massnahmen.
          Grosse Wirkung.
      Steht bei Viva Luzern ein Sanierungs- oder Neubau­
      projekt an, achtet das Unternehmen auf eine mög­
      lichst energieeffiziente Umsetzung. Das ist nicht nur
      gut für die Umwelt, sondern auch fürs Portemonnaie.

           Im vergangenen Sommer war es so weit: Nach          lagen der Häuser Pilatus und Rigi jährlich rund
           zweieinhalb Jahren konnte die Totalsanierung und    120 000 kWh/a Strom. «Die erzeugte Energie
           Erweiterung des Gebäudes Pilatus im Betagten-       fliesst direkt in den Betrieb», erklärt Gilbert Sta-
           zentrum Viva Luzern Dreilinden abgeschlossen        delmann. Der Leiter Immobilien bei Viva Luzern
           werden. Im Zuge des Projekts wurden die Kapazi-     ist überzeugt von den Vorteilen der hauseigenen
           tät des Gebäudes erhöht und die Infrastruktur den   Stromversorgung: «Mit den Solaranlagen leisten
           wachsenden Pflegeansprüchen angepasst. Auf          wir nicht nur einen Beitrag an die Umwelt – sie
           dem neusten Stand ist das Haus auch in Sachen       machen uns auch unabhängiger.»
           Energieeffizienz. Davon zeugt unter anderem die
           Fotovoltaikanlage, die auf dem Dach des Gebäu-      Frischluft in den Räumen –
           des realisiert wurde.                               auch ohne Fensterlüftung.
                                                               Die Förderung erneuerbarer Energien ist nur eines
           Damit wurde im Dreilinden eine bewährte Strate-     von vielen Beispielen für die nachhaltige Energie-
           gie fortgeführt: Bis im kommenden Sommer steht      strategie von Viva Luzern. «Unsere Energieeffizi-
           in fast jedem Betrieb von Viva Luzern mindestens    enz befindet sich auf einem hohen Niveau», betont
           eine Fotovoltaikanlage im Einsatz. Diese sind für   ­Stadelmann. Damit dies so bleibt, setzt das Unter-
           das Unternehmen mehr als nur «nice to have».         nehmen bei neuen Bauprojekten konsequent auf
           Allein im Dreilinden produzieren die beiden An-      den Minergiestandard. Dieser setzt unter anderem

14
eine bessere Dämmung der Gebäudehülle voraus.
Zudem verfügen alle neu sanierten Gebäude über
eine Hygienelüftung, über welche kontrolliert            Praktische Energie­
Frisch­luft in die Räume geführt wird. Davon profi-
tiert das Unternehmen auch finanziell. «Durch den        tipps für den Alltag.
Verzicht auf die Fensterlüftung kann besonders
während der Winterzeit massiv Wärmeenergie ge-           Ob in der Küche, im Bad oder im Wohnzim­
spart werden», sagt Gilbert Stadelmann. Darüber          mer: In den eigenen vier Wänden gibt es
hinaus bringen die modernen Lüftungssysteme              zahlreiche versteckte Energie- und Strom­
einen weiteren Vorteil: «Dass die Zuluft jeweils ge-     fresser. Unsere Energietipps helfen Ihnen,
filtert wird, kommt besonders Allergikern zugute.»       Ihren täglichen Energieverbrauch zu senken
                                                         und Kosten zu sparen.
Für die Zukunft hat sich Viva Luzern bezüglich
Energieeffizienz konkrete Ziele gesetzt. So will das     • Heizen: In vielen Haushalten ist die Raum­
Unternehmen in den kommenden zehn Jahren mit               temperatur zu hoch. Dabei lassen sich pro
verschiedenen Massnahmen jährlich zwei Prozent             gesenktem Grad rund 6 Prozent Heizener-
Energie sparen. Die vorliegenden Potenziale zur            gie sparen. Die optimale Temperatur variiert
Effizienzsteigerung werden pro Standort durch              je nach Wohn­bereich. Als Richtwert gilt:
einen Energiespezialisten gemeinsam mit den Lei-           23 °C im Bad, 20 °C im Wohnbereich, 17 °C
tern Technik und Unterhalt analysiert. Ausgehend           in Schlafräumen und im Gang. Hauseigen-
von dieser Analyse wird ein Umsetzungsplan für             tümer sind zudem gut beraten, fossile Hei-
die kommenden Jahre erstellt. Im Vordergrund               zungen durch ein System mit erneuerbaren
stehen dabei insbesondere folgende Massnahmen:             Energien zu ersetzen.
                                                         • Strom: Trennen Sie elektrische Geräte mit
• Ersatz von alten Umwälzpumpen und                        Stand-by-Funktion bei Nichtgebrauch vom
  Lüftungsmotoren                                          Stromnetz. Achten Sie bei Neuanschaf-
• Optimierung von Heizungs- und                            fungen auf die Energieetikette. Grosses
  Lüftungsanlagen sowie von Beleuchtungen                  Potenzial liegt zudem bei der Beleuchtung.
• Verbesserte Abwärmenutzung durch                         Wer auf LED- statt Glühlampen setzt, spart
  einen optimierten Betrieb und /oder                      Energie und Geld.
  zusätzliche Wärmerückgewinnungsanlagen                 • Küche: Wer mit geschlossenem Pfannen-
• Überprüfung der Einsparerfolge mit einem                 deckel kocht, spart bis zu 25 Prozent Strom
  regelmässigen Energieverbrauchsmonitoring                und Zeit. Wenn Gemüse oder ein Stück
                                                           Fleisch in der Pfanne brutzelt, dann am bes-
Viva Luzern fördert ÖV-Nutzung.                            ten aus der Region. Und wenn Sie schon in
Viva Luzern legt aber nicht nur bei grossen Bau­           der Küche sind, können Sie auch gleich Ihren
projekten, sondern auch im Alltag Wert auf eine            Tiefkühler abtauen. Wer das regelmässig tut,
nachhaltige Energienutzung. So erhalten zum                spart bis zu 30 Prozent Energie.
Beispiel Mitarbeitende, die mit dem öffentlichen         • Wasser: Sind Sie ein Dusch- oder eine Bade-
Verkehr zur Arbeit pendeln, einen Beitrag an ihr           wanne-Typ? Fakt ist: Wer duscht statt badet,
ÖV-Abonnement.                                             spart bis zu 67 Prozent Energie und Wasser.
                                                           Ausserdem lohnt es sich, Geld in moderne
Darüber hinaus nehmen die Mitarbeitenden                   Spardüsen zu investieren.
des Bereichs Technik und Unterhalt regelmässig           • Quellen: Energietipps ewl, energie schweiz,
an Weiterbildungen teil. «Sie leisten damit einen          TopTen.ch, hausinfo.ch.
wichtigen Beitrag bei der Sensibilisierung ihrer
Kollegen sowie der Bewohnerinnen und Bewoh-
ner», sagt Gilbert Stadelmann. Es seien denn
auch längst nicht immer spektakuläre Massnah-
men, die zu einem besseren Energiehaushalt
­führen würden: «Wenn ein Fenster den ganzen
 Tag in Kippstellung ist, wird unnötig viel Wärme-
 energie verbraucht», nennt Stadelmann ein Bei-
 spiel. «Viel sinnvoller ist es, ab und zu eine Stoss-
 lüftung durchzuführen.» Für den Leiter Immobilien
                                                                        Fabian Grüter.
 ist klar: «Kleine Massnahmen können eine grosse
 Wirkung haben.»                                                Fabian Grüter ist Energieberater
                                                                 bei ewl energie wasser luzern.
                                    Daniel Schriber.

                                                                                                          15
Freiwilligenarbeit.

     Sie können
         gut zuhören?
      Prima! Dies ist nur eines von vielen verschiedenen
      Talenten, das Sie bei Viva Luzern einbringen können.
      Als Freiwillige/n heissen wir Sie herzlich willkommen.

           Menschen brauchen Menschen.
           Kontakt, Interesse und Gemeinschaft: Diese Be-       «Nach dem Tod meiner Mutter, die am
           dürfnisse sind unersetzbar. Viele Bewohner/-innen    Ende ihres Lebens in einer Pflegeinstitution
           bekommen aber nicht so oft Besuch, wie sie es        lebte, wollte ich weiterhin etwas für andere
           sich wünschen. Darum suchen wir Menschen, die        Menschen tun. Bei den Besuchen meiner
           Zeit schenken möchten.                               Mutter habe ich jeweils Mitbewohnende
                                                                gesehen, die selten Besuch erhielten. Diese
           Was Sie beitragen wollen und wie oft, bestimmen      Erfahrung und meine generelle Haltung
           Sie. Ob Sie sich gerne zu gemeinsamen Spa-           zum Thema Wohltätigkeit haben mich
           ziergängen oder einem Kaffeeschwatz treffen,         bewogen, freiwillige Arbeit zu leisten. Es
           Bewohner/-innen zu einem Termin begleiten, eine      kostet mich nichts, Zeit zu schenken und
           Spielrunde anbieten, aus der Zeitung vorlesen        damit Freude zu bereiten.
           oder Ihren Hund mitbringen möchten: Ihre Idee
           zählt – und wird von uns unterstützt. Wir führen     Zudem erfahre ich selber für die Zuwen­
           Sie professionell ein und stellen Ihnen eine Kon-    dung bei den zahlreichen Begegnungen im
           taktperson vor Ort zur Verfügung.                    Viva Luzern Wesemlin immer wieder grosse
                                                                Dankbarkeit und viel Wertschätzung. Das
           «Wertschätzung erleben.» – «In die Welten ande-      bereichert und berührt mich und entschädigt
           rer eintauchen.» – «Sinnvolles tun.» – «Menschen     mein Engagement auf vielfältige Weise.»
           kennenlernen.» – Dies sind nur einige der Gründe,
           warum sich seit Jahrzehnten Freiwillige für ältere
                                                                             Elisabeth Häfliger.
           Menschen bei Viva Luzern engagieren. Haben
           auch Sie Interesse? Kontaktieren Sie uns unter                 Freiwillige Mitarbeiterin
           041 612 70 00 oder unter freiwilligenmitarbeit@               im Viva Luzern Wesemlin.
           vivaluzern.ch.

16
Glücksmomente.

       “Was unser Leben reicher macht.”
        Kleine Alltagsbegebenheiten, unvergessliche Momente,
            eine schöne Geste, ein besonderer Augenblick …
        Auf dieser Seite berichten Bewohnende von Viva Luzern
             von ihren ganz persönlichen Glücksmomenten.

   Kathrin Schürch-Wermelinger.                   Oskar Schürch-Wermelinger.
Bewohnerin im Viva Luzern Wesemlin             Bewohner im Viva Luzern Wesemlin
«Das grösste Glück: die Besuche unserer        «Das Abendrot ist immer anders. Wir
  beiden lieben Söhne. Unsere Familie        bewundern es von unserem Balkon aus,
versteht sich sehr gut untereinander, das        meist mit einem Aperitif dazu. Wir
         ist unendlich wertvoll.»           ge­niessen es, gut zu essen und zu trinken.»
 «Nach vielen Operationen an Rücken         «Wenn wir den Zirkus besuchen, weckt das
 und Hüfte ist ein Tag ohne Schmerzen       Erinnerungen an früher, als ich mit meinem
  für mich ein ganz besonderer Tag.»        Bruder an Anlässen auch gezaubert habe.»

                                                                                           17
Dossier.

      Happy                                                     Viva Luzern feiert
                                                                den 5. Geburtstag.

       Birthday.
      Viva Luzern wird fünf Jahre alt. Die Geschichte der
      Betagtenbetreuung in Luzern ist natürlich schon
      viel älter. Welche Geschichte hat sie in den letzten
      paar hundert Jahren durchlaufen, und wohin geht
      der Trend? Ein Rück- und ein Ausblick.

           Wohnzentren, die speziell auf die Bedürfnisse be-    «Altersasyl» nannte sich dieses Angebot und
           tagter Menschen ausgelegt sind, sind geschichtlich   wurde nur wohlhabenden, in der Stadt heimatbe-
           gesehen ein relativ neues Phänomen. Wer vor ein      rechtigten Bürgerinnen und Bürgern zugestanden,
           paar hundert Jahren in Luzern älter wurde und        die sich mit einem Geldbetrag in die Institution
           Schutz oder Betreuung brauchte, ging dafür noch      einkaufen konnten, um dort später eine lebens-
           ins Spital.                                          längliche Versorgung zu erhalten. Wer dafür zu
                                                                wenig Mittel oder nur den Einwohnerstatus, aber
           «Altersasyl».                                        nicht das Heimatrecht besass, musste sich anders
           1660 eröffnete das Spital zum Heiligen Geist, das    arrangieren. Die Frage des Ortsbürgertums war
           sich beim Westflügel des heutigen Regierungs-        lange Zeit für viele Vorrechte in der Gesellschaft
           gebäudes befand. Es nahm nicht nur Kranke auf,       ausschlaggebend.
           sondern auch mittellose Reisende (für jeweils eine
           Nacht) – und ältere Menschen, die wegen Armut,       Die Vorrechte der Ortsbürger/-innen.
           körperlicher Gebrechen oder fehlender Angehöri-      Die Ortsbürgergemeinde der Stadt Luzern wurde
           gen keine Möglichkeit hatten, sich daheim pflegen    am 13. November 1798 geboren: Damals verab-
           und medizinisch versorgen zu lassen. Sofern sie es   schiedete der helvetische Senat das «Gesetz über
           sich leisten konnten.                                die provisorische Organisation der Gemeinden»,

18
das den Rahmen der künftigen Gemeindeordnung          meinwesens wie Armen- und Vormundschaftswe-
festlegte. So sollten innerhalb der gleichen Ge-      sen, Krankenbetreuung und Altersasyl in den Hän-
meinde zwei Gemeinwesen bestehen, nämlich die         den der Verwaltungsräte der Ortsbürgergemeinde.
Bürger- und die Einwohnergemeinde.
                                                      Vom Heimat- zum Wohnsitzprinzip.
Die Einwohnergemeinde wurde als die eigentliche       1891 bestimmte ein Bundesgesetz, Vormund-
politische Gemeinde geschaffen; alle Einwoh-          schaftsangelegenheiten seien nicht mehr von der
ner waren nach einer Wartefrist von fünf Jahren       Heimatgemeinde der Betroffenen, sondern von
stimm- und wahlberechtigt. Die Ortsbürgerge-          ihrer Wohnortgemeinde zu regeln. Damit ersetzte
meinden hingegen waren sogenannte Anteilhaber-
gemeinden, die aus Rücksicht auf das Eigentums-

                                                      “
recht der ehemaligen «Burgerschaften» an den
Gemeindegütern entstanden waren. Nur wer in der            Da die Menschen heute viel länger
Gemeinde heimatberechtigt war und die finanziel-      zu Hause leben als früher, gibt es

                                                                                                    ”
len Mittel hatte, um Anteilhaber an den Gemeinde-
gütern zu sein, gehörte zur Ortsbürgergemeinde        praktisch keine Wohnheime mehr.
und hatte dort das Stimm- und Wahlrecht. Wer
das Ortsbürgertum allerdings erwerben konnte,         Beat Demarmels, ehem. Geschäftsführer Viva Luzern.
war eine Frage der Privilegien: Einbürgerungen
waren den Vermögenden vorbehalten. So erhielten
nur wenige Schutz und Fürsorge.                       das Wohnsitzprinzip erstmals das Heimatprinzip.
                                                      Die Ortsbürgergemeinde war auf einen Schlag im
Die Ortsbürgergemeinde und das Sozialwesen.           Vormundschaftswesen für alle Einwohner/-innen
Die Ortsbürgergemeinde behielt ihre Vor-              der Stadt zuständig, bis sie es 1915 den Einwohner-
machtstellung in der lokalen Politik und im Ge-       gemeinden übergeben musste. Ab 1924 erhielten
meinwesen durch verschiedene geschichtliche           alle Kantonsbürger, die seit mindestens 20 Jahren
Entwicklungen hindurch. 1800 gingen soziale           in der gleichen Gemeinde wohnten, unentgeltlich
Institutionen wie das Bürgerspital, die Senti und     deren Ortsbürgerrecht. Somit vergrösserte sich die
das Waisenhaus im St. Jakobs-Spital in ihren Besitz   Bürgergemeinde von einem Tag auf den andern
über. 1814 lagen alle Aufgaben des städtischen Ge-    rasant. Mit dem Wohnsitzprinzip musste sie sich

                                                                                                            19
Dossier.

                   nun in verschiedenen sozialen Aufgaben um alle         cherheit wie den städtischen; andererseits liess es
                   Einwohner/-innen der Stadt kümmern.                    den Senioren /-innen die Wahlfreiheit, in welches
                                                                          Betagtenzentrum sie eintreten wollen. Gleichzeitig
                   Die Bürgergemeinde baut Alterszentren.                 wurden pflegerische Dienstleistungen und Betreu-
                   1948 wurde die AHV eingeführt, die die Ortsbür-        ungsangebote vermehrt von Privaten angeboten.
                   gergemeinde stark entlastete. Nun aber war sie in      Damit bewegte sich die Altersfürsorge in Richtung
                   einem anderen Bereich herausgefordert: dem Bau         Markt und Konkurrenz. Es zeigte sich dabei schnell,
                   von Alterswohnungen und -siedlungen, Pflegehei-        dass die privaten Heime durch ihre unternehmeri-
                   men und einer Jugendsiedlung. Aus der «Ortsbür-        sche Freiheit flexibler auf neue Anforderungen und
                   gergemeinde» wurde 1964 die «Bürgergemeinde»,          sich verändernde Bedürfnisse in der Alterspflege
                                                                          reagieren konnten als die städtisch verwalteten.

     “
                                                                          Diese waren nämlich in komplexere, oft langwieri-
                                                                          ge Verwaltungsabläufe eingebunden.
          Wir werden künftig neue Dienstleistun­
     gen anbieten müssen, die ein gutes Leben                             Wunsch nach mehr Flexibilität.
     im Alter ermöglichen und die über den rein                           So wurden 2013 Forderungen seitens des Stadt-

                                                                 ”
                                                                          rats und der Mehrheit des Parlaments laut, diese
     gesetzlichen Pflegeauftrag hinausgehen.                              Dienststelle aus der städtischen Verwaltung
                                                                          herauszulösen und in ein eigenständiges Unter-
     Martin Merki, Stadtrat / Sozial- und Sicherheitsdirektor.            nehmen zu überführen. «Wir werden künftig neue
                                                                          Dienstleistungen anbieten müssen, die ein gutes
                                                                          Leben im Alter ermöglichen und die über den
                   und im selben Jahr eröffnete sie die Alterssiedlung    rein gesetzlichen Pflegeauftrag hinausgehen», so
                   Eichhof. Der steigende Anteil an älteren Menschen      Stadtrat und Sozialdirektor Martin Merki gegen-
                   stellte in der Stadtbevölkerung in den kommenden       über dem Luzerner Stadtmagazin vom Februar
                   Jahren eine Herausforderung dar: Die Bürgerge-         2014. «Bleiben die Heime und Alterssiedlungen
                   meinde musste Geld und Bauland für die Bauten          innerhalb der Stadtverwaltung, sind solche neuen
                   bereitstellen. In den nächsten 20 Jahren baute         Modelle nur sehr schwer zu verwirklichen, weil
                   die Bürgergemeinde zahlreiche Alterszentren und        die Entscheidungswege zu lang sind und sich die
                   Pflegeheime, um der steigenden Nachfrage ge-           Stadt in finanziell knappen Zeiten auf den gesetzli-
                   recht zu werden.                                       chen Pflegeauftrag beschränken muss. Wir müssen
                                                                          unsere Entscheidungswege anpassen und weniger
                   Städtische Dienststelle unter Druck.                   kompliziert werden.»
                   Im Jahr 2000 erfolgte in Luzern die Fusion der
                   Bürger- und der Einwohnergemeinde. Die Be-             Der Weg zur Aktiengesellschaft.
                   tagtenzentren wurden ab da von der städtischen         Die Überführung der städtischen Dienststelle in
                   Verwaltung als Dienststelle «Heime und Alterssied-     eine gemeinnützige Aktiengesellschaft im Ei-
                   lungen» (HAS) geführt. Das neue Pflegefinanzie-        gentum der Stadt schien der geeignetste Weg,
                   rungsgesetz von 2011 stellte die Stadt vor neue He-    wettbewerbsfähig zu bleiben, eine zukunftsgerich-
                   rausforderungen: Einerseits garantierte das Gesetz     tete Finanzierung zu sichern und eine schnellere
                   privaten Alterszentren die gleiche Finanzierungssi-    Einführung von neuen Angeboten zu ermöglichen.

     1798: Das System von Ortsbürger-        1948: Die Einführung der    2000: Die Bürger- und die Einwohnerge-      Mai 2014: Die Stimmbe-
     gegenüber Einwohnergemeinde             AHV entlastet die Orts-     meinde in Luzern fusionieren. Die Betag-    rechtigten stimmen der
     entsteht in der Schweiz. Fürsorge­      bürgergemeinde. Der         tenzentren werden von der städtischen       Umwandlung der HAS
     leistungen wie das «Altersasyl» sind    Bau von Alterssiedlun-      Verwaltung als Dienststelle «Heime          in eine gemeinnützige
     nur für Ortsbürger/-innen bestimmt.     gen steht im Zentrum.       und Alterssiedlungen» (HAS) geführt.        Aktiengesellschaft zu.

           1924: Kantonsbürger, die seit              1964: Aus der «Orts-              Dezember 2013:                    Oktober 2014:
           mindestens 20 Jahren in der                bürgergemeinde» wird              Dem Grossen Stadtrat              Wahl des Verwal-
           gleichen ­Gemeinde wohnen,                 die «Bürgergemeinde».             Luzern wird der Antrag            tungsrates und der
           erhalten nun ebenfalls deren                                                 zur Verselbstständigung           Geschäftsleitung
           Ortsbürgerrecht. Die Bürgerge-                                               der HAS vorgelegt.                von Viva Luzern.
           meinde vergrössert sich rasant.

20
So sollten die Stadt und die privaten Anbieter von
                   Betagtenzentren nicht nur bei der Finanzierung,
                   sondern auch bei ihrer Aufgabenerfüllung gleich           «Die Welt der
                                                                             Jungen tut uns gut.»
                   lange Spiesse erhalten. «Durch die Schaffung einer
                   gemeinnützigen AG werden die Entscheidungswe-
                   ge kürzer und der Handlungsspielraum für die Auf-
                   gabenerfüllung grösser. Zudem können Verantwort-          Dass es die heutige soziale Lehre im Bereich
                   lichkeiten und Kompetenzkonflikte geklärt werden»,        Betagtenbetreuung gibt, ist einer Initiative
                   so die Medienmitteilung der Stadt Luzern vom              des Bundes vor rund 20 Jahren zu verdan­
                   18. Mai 2014. Da die neue AG als Tochtergesellschaft      ken. In früheren Zeiten sagte man sich, man
                   der Stadt Luzern in deren Eigentum verbleiben             könne ja keine Sechzehnjährigen für eine
                   würde, würde die strategische Ausrichtung des Un-         Ausbildung ins Altersheim schicken. Irgend­
                   ternehmens weiterhin von der Stadt mitbestimmt.           wann aber wollte man nicht mehr zuwarten,
                   «Diese Aktiengesellschaft ist dem Gemeinwohl und          bis die Jungen, die als Krankenschwestern
                   dem Service public verpflichtet, sie ist nicht gewinn­    ausgebildet waren, auf die Alterszentren zu­
                   orientiert und die Aktien bleiben zu 100 Prozent im       kamen und Interesse signalisierten.
                   Eigentum der Stadt. Die AG bleibt damit unter der
                   Kontrolle der Stadt Luzern», fährt die Stadt in ihrer     Der gesamte Bürgerrat befand, der Ausbil-
                   Medienmitteilung fort. Die Pflegequalität werde neu       dungsauftrag des Bundes sei wichtig und
                   in Leistungsverträgen vereinbart.                         sinnvoll. «Mach du das», sagten meine Kolle-
                                                                             gen/-innen also zu mir – ich war zu dieser Zeit
                   Viva Luzern – am Puls der Zeit.                           auch Mitglied der Ausbildungskommission.
                   Im Dezember 2013 war dem Grossen Stadtrat                 So starteten wir ein Pilotprojekt mit der Lehre
                   Luzern der Antrag zur Verselbstständigung der             direkt in den Betagtenzentren. Ich weiss noch,
                   Abteilung Heime und Alterssiedlungen vorgelegt            wie wir die ersten Lehrabgänger/-innen auf
                   worden. Die Vorlage wurde am 18. Mai 2014 mit             einer Schiffsfahrt feierten. Heute bietet Viva
                   61 % Ja-Stimmen angenommen, und der Weg für               Luzern rund 15 verschiedene Ausbildungen an;
                   eine gemeinnützige Aktiengesellschaft war frei:           unter anderem das Studium zur diplomierten
                   Die Viva Luzern AG wurde geboren. Am 1. Januar            Pflegefachperson HF und die Berufslehren
                   2015 nahm sie ihren Betrieb auf.                          Fachfrau /-mann Gesundheit sowie das Be-
                                                                             rufsattest Assistent /-in Gesundheit & Soziales.
                   Von Anfang war es Viva Luzern wichtig, die sich           Der Aufwand, Lernende auszubilden, ist natür-
                   verändernden Bedürfnisse und Anforderungen                lich gross und war erst mal eine Herausforde-
                   in der Alterspflege aufzunehmen und lösungs­              rung für die Heimleitungen. Sie erzählten aber
                   orientiert zu reagieren. Ein erstes Handlungsfeld         auch, wie viel sie dadurch gewannen, im Sinne
                   stellte die Infrastruktur dar: Komplexer werdende         von: «Für uns ist das eine neue Realität. Wir
                   Pflegesituationen machen Modernisierungen nötig.          kommen mit der Welt der Jungen in Kontakt,
                   So hat Viva Luzern begonnene Sanierungsprojekte           und das tut uns gut.» Auch von den Bewoh-
                   weiter- und durchgeführt, um die weitgehend in            ner/-innen kamen immer nur positive Rück-
                   den 70er-Jahren erstellten Betagtenzentren an die         meldungen. Sie freuen sich natürlich, so junge
                   veränderten Anforderungen an die Pflege und das           Leute um sich zu haben, die dazu noch einen
                                                                             guten Job machen.

Januar 2015:          Juni 2016:               Juli 2019:
Die Viva Luzern       Der neue Bereich         Neueröffnung des
AG wird operativ      «Pflege und Gesund-      ­sanierten Hauses ­­
tätig.                heit» wird geschaffen.    Pilatus im Viva ­Luzern
                                                Dreilinden.

                                                                                              Vreni Moser.
   Januar 2016:              November 2017:             Herbst 2020:                      Vreni Moser war von
   Einweihung des            Der Bereich «Hotel-        Viva Luzern erneu-             1996 bis 2000 Bürgerrätin
   Neubaus Haus              lerie und Wohnen»          ert das Haus West
                                                                                          und Vorsteherin der
   Rigi im Dreilinden.       wird neu geschaffen.       des Betagtenzen­
                                                        trums Rosenberg.               Direktion Heime in Luzern.

                                                                                                                                21
Dossier.

                Wohnen anzupassen. Im Betagtenzentrum Dreilin-       ge wie möglich zu Hause wohnen möchten. «Wir
                den wurde auch ein kompletter Neubau realisiert.     haben im Prinzip nur noch Pflegeheime. Unsere
                                                                     ehemaligen Wohnheime haben wir so saniert, dass
                Die Heimbranche im Wandel:                           man besser pflegen kann; dadurch muss man auch
                Blicke in die Zukunft.                               nicht nochmals umziehen.»
                Die Lebensentwürfe betagter Menschen und ihre
                Bedürfnisse bezüglich Pflege und Betreuung           Wenn Menschen immer später ins Pflegeheim
                verändern sich weiter: «Traditionell hatten unsere   einziehen, sind sie dadurch oft auch bereits stark
                Zentren jeweils ein Wohn- und ein Pflegeheim. Ins    pflegebedürftig. Auch das ist eine Herausforde-
                Wohnheim zogen die Leute oft schon früh nach         rung: «Denn wenn Leute später eintreten, ist die
                der Pensionierung, also relativ rüstig ein. Wenn     Pflege häufig auch komplexer», so Beat Demar-
                                                                     mels. Deshalb nimmt Viva Luzern am Pilotprojekt

     “
                                                                     Intercare teil, in dem zusammen mit der Universi-
          Die Betagtenzentren der Viva Luzern AG                     tät Basel eine Ausbildung zur geriatrischen Pfle-
                                                                     geexpertin resp. zum geriatrischen Pflegeexper-
     sollen sich künftig in Richtung von Quartier-                   ten entwickelt wird. Diese Pflegeexpertinnen und
     und Gesundheitszentren entwickeln.
                                                    ”
                                                                     -experten können die Pflegeteams in besonders
                                                                     komplexen Situationen beratend unterstützen.
     Beat Demarmels, ehem. Geschäftsführer Viva Luzern.
                                                                     Ein grösseres ambulantes Angebot.
                                                                     Um die Bedürfnisse von Leuten, die möglichst lan-
                sie pflegebedürftig wurden, zogen sie ins Pflege-    ge zu Hause wohnen möchten, besser abzuholen,
                heim um», erzählt Beat Demarmels, ehemaliger         sind neue Wohn- und Pflegemodelle gefordert.
                Geschäftsführer von Viva Luzern. In seiner 20-jäh-   So baut Viva Luzern auch ambulante Angebote
                rigen Tätigkeit prägte Demarmels die Entwicklung     wie Pflege-, Betreuungs- und Hauswirtschaftsleis-
                massgebend und kennt die Geschichte wie kein         tungen laufend aus, um so eine individualisierte
                anderer. Diese Art von Wohnheim gebe es heute        «integrierte Versorgung» bieten zu können. «Dazu
                aber kaum noch, da die Menschen vermehrt so lan-     wollen wir vermehrt in Richtung Verbundlösungen

                                                           Gemeinschaft.
                                                             Genuss.
                                                            Lebensfreude.
22
gehen und mit anderen Institutionen und Anlauf-     Offene Altershilfe.
stellen zusammenarbeiten, sodass wir alles wie      «Wir wollen stärker noch ein Kompetenzzentrum
aus einer Hand anbieten können», so Beat Demar-     für Wohnen und Leben im Alter sein, also schon
mels. Sich besser mit anderen Leistungserbrin-      vor dem Pflegeheim Angebote machen», so Beat
gern, Anlauf- und Beratungsstellen zu vernetzen,    Demarmels. So sollen sich die Betagtenzentren in
gehört deshalb zu den grossen Strategiezielen von   Richtung von Quartier- und Gesundheitszentren
Viva Luzern für die nächsten Jahre.                 entwickeln. Auch das in den städtischen Alters-
                                                    siedlungen von Viva Luzern betriebene Angebot
                                                    «Wohnen mit Dienstleistungen» versteht sich in
                                                    Zukunft immer mehr als Dienstleistungszentrum
  Umzug mit kreativen                               für die im Quartier lebenden älteren Menschen. So
                                                    geht der Blick von einer stationären hin zu einer
  Massnahmen.                                       bedarfsorientierten «offenen Altershilfe».

                                                    Temporärplätze für Übergangspflege.
  Frau S. lebte seit ­vielen Jahren in der
                                                    Nebst komplexerer Pflege im Heim und individua-
  Alterssiedlung Eichhof in einem Einzim­
                                                    lisierten, ambulanten Dienstleistungswünschen hat
  merappartement, war aber wegen einer
                                                    der Trend, so lange wie möglich zu Hause zu woh-
  zunehmenden Altersdemenz nicht mehr
                                                    nen, eine weitere Folge: Nämlich, dass der ­Entscheid
  imstande, den Haushalt zu führen.
                                                    für einen Heimeintritt oft plötzlich, immer häufiger
                                                    während eines akuten Spitalaufenthalts, gefällt
  Es kam auch vor, dass sie in der Stadt den
                                                    werden muss. Viele Menschen kommen direkt vom
  Heimweg nicht mehr fand und von der Polizei
                                                    Krankenhaus ins Pflegeheim. Dadurch sind immer
  nach Hause gebracht wurde. Die Körper­
                                                    mehr Pflegeplätze immer ­kürzer ausgelastet – sei
  hygiene und eine einigermassen geregelte
                                                    es, weil die Lebenserwartung zum Zeitpunkt des
  Nahrungsaufnahme waren nicht mehr ge-
                                                    Eintritts entweder nur noch kurz ist oder weil sich
  währleistet. Ambulante Dienste lehnte sie ab,
                                                    die Leute nach der ­Genesung entscheiden, wieder
  die Hilfebringenden liess sie meist gar nicht
                                                    nach Hause zu gehen. Auch auf dieses Phänomen
  in die Wohnung. Zunehmende Verwahrlosung
                                                    hat Viva Luzern reagiert: «So haben wir im Rosen-
  machte den Verbleib in der Wohnung nicht
                                                    berg eine Abteilung für Übergangspflege, spezia-
  mehr verantwortbar. Doch jede Anregung
                                                    lisiert auf Leute, die aus dem Spital kommen und
  zum Wechsel ins Pflegeheim stiess bei ihr auf
                                                    dank spezieller Therapiemassnahmen nach durch-
  taube Ohren. Was konnte man tun?
                                                    schnittlich 20 Tagen wieder nach Hause gehen
                                                    können», so Beat Demarmels. Allgemein verstärke
  Ein ungewöhnlicher Weg führte zum Erfolg:
                                                    sich der Trend Richtung Temporäraufenthalte.
  Die gesamte Einrichtung der Wohnung wur-
  de möglichst unverändert in ein Zimmer des
                                                    Flexible Entlastung und Sofortaufnahme.
  Pflegeheims gezügelt, die Möbel, das Bett
                                                    Ein weiteres mögliches Modell, das Viva Luzern
  mit dem Bettüberwurf und vor allem auch
                                                    anbietet, ist die Möglichkeit, nur einzelne Tage oder
  der alte Teppich. Tatsächlich fühlte sich Frau
                                                    Nächte in einem Pflegeheim zu verbringen – ein-
  S. so zu Hause. Nach einigen Wochen wurde
                                                    malig oder regelmässig. So soll eine flexible Ent-
  sie auch zugänglicher. Die alte Couch konnte
                                                    lastungsmöglichkeit geschaffen werden, die auch
  sogar durch ein Pflegebett ersetzt werden.
                                                    betreuenden Angehörigen zugute kommt. Denn:
                                                    «Einen Menschen zu Hause zu pflegen, stellt hohe
                                                    körperliche und seelische Anforderungen an die
                                                    Angehörigen», sagt Beat Demarmels. Und prog-
                                                    nostiziert: «In Zukunft werden solche Modelle mehr
                                                    Bedeutung haben.» Auch für den Fall, dass pfle-
                                                    gende Angehörige plötzlich und unvorhergesehen
                                                    ausfallen – etwa aufgrund eines Spitalaufenthalts –,
                                                    bietet Viva Luzern Hand. «Im Betagtenzentrum
                                                    Eichhof haben wir eine Sofortaufnahme bei Not-
                 Felix Baumann.
                                                    fällen, wenn die pflegebedürftige Person zu Hause
            Dr. med. Felix Baumann                  nicht mehr versorgt ist. Der Eintritt ist rund um die
             war von 1980 bis 2005                  Uhr innerhalb einer Stunde möglich», so der ehe-
              als leitender Arzt im                 malige Geschäftsführer Beat Demarmels. So wird
         Betagtenzentrum Eichhof tätig.             es für die Betroffenen möglich, eine stabile und
                                                    tragfähige Nachsorgelösung zu koordinieren.

                                                                                                            23
Dossier.

                                                              Anpassungen innerhalb des Unternehmens.
                                                              Somit sind die Betagtenzentren von Viva ­Luzern
            Optimale Bedingun­                                gut für eine Zukunft gerüstet, in der sich Be­

            gen für die Zukunft.
                                                              dürfnisse von Pflegebedürftigen und ihren
                                                              ­Angehörigen immer weiter differenzieren.
                                                               Am Puls zu sein, ist wichtig. «Wir stellen Thesen
            Die Überführung der städtischen Heime              auf, wie sich Dinge in den nächsten Jahren
            in eine gemeinnützige AG war umstritten,           weiterentwickeln und verändern werden», so
            und die Zeit vor der Abstimmung war eine           Beat ­Demarmels. Diese Thesen schlagen
            spannende und herausfordernde. Viele               sich in der Unternehmensstrategie nieder.
            Mitglieder der SP waren dagegen und die            So entstehen bei Bedarf auch neue Bereiche
            Personalverbände waren gespalten, von              innerhalb des Unternehmens, wie 2016 der
            sehr skeptisch bis zustimmend. Würde das           Bereich Pflegeentwicklung.
            Angebot teurer? Würden die Arbeitsbe­
            dingungen der Mitarbeitenden schlechter?          Grösste Dienstleisterin in der Zentralschweiz.
            Könnte das Parlament noch genügend mit­           Heute betreibt die Viva Luzern AG Betagtenzen­
            bestimmen?                                        tren an sechs Standorten in Luzern (Dreilinden,
                                                              Eichhof, Rosenberg, Staffelnhof, Wesemlin und
            Obwohl ich langjähriger Gewerkschafter und        Tribschen) und beschäftigt rund 1200 Mitarbei-
            Rot-Grüner war und bin, setzte ich mich ge-       tende. Ausserdem bietet sie 200 Alterswoh-
            stützt auf die Erfahrungen als Sozialdirektor     nungen mit Dienstleistungen an. Mit rund 900
            für diese Überführung ein, weil ich den Bedarf    Bewohner/-innen ist die Viva Luzern AG die
            der Heime nach mehr Handlungsspielraum als        grösste Leistungserbringerin für Langzeitpflege
            sehr wichtig empfand. Die wichtige Mitspra-       in der Zentralschweiz. Beat Demarmels schaut
            che der Stadt war ja durch den Leistungsver-      mit Zufriedenheit auf die ersten fünf Jahre des
            trag und das strategische Beteiligungscon­        Unternehmens zurück: «Wir sind gut auf Kurs.
            trolling seitens des Stadtrats und des Grossen    Es ist uns auch gelungen, mit Viva Luzern eine
            Stadtrats gesichert. Die Finanzierung würde       Marke zu definieren, die immer bekannter wird.»
            durch die Gemeinnützigkeit nachhaltig gestal-     Herausforderungen gibt es natürlich trotzdem.
            tet. Und was die Arbeitsbedingungen betraf,       «Eine davon, die uns schon immer begleitet hat,
            entstand gemeinsam mit den Personalver-           ist, genügend diplomierte Pflegefachpersonen
            bänden ein Gesamtarbeitsvertrag, der in der       mit höherer Fachausbildung (HF) zu finden.
            Region und in der Deutschschweiz wegwei-          Ausserdem haben wir immer mehr Bewohnende
            senden Charakter hat. Als die Abstimmung          mit kognitiven und psychischen Problemstellun-
            angenommen wurde, traf sich unser Komitee         gen und brauchen entsprechendes Wissen in
            «Gemeinnützige Heime – Ja» zu einem Bier.         diesen Bereichen», schildert Beat Demarmels.
            Ich war froh, dass sich die Heime auf dieser
            Basis weiterentwickeln konnten. Das bleibt ja     Darum ist die Viva Luzern AG auch im Ausbil-
            auch weiterhin eine grosse Aufgabe; beispiels-    dungsbereich engagiert. «Per Bildungsverord-
            weise in Richtung Wohnen mit Unterstützung,       nung müssten wir 25 Leute im HF-Bereich
            je nach Bedarf. Aber Viva Luzern ist sehr dy-     ausbilden können. Das schaffen die meisten
            namisch. Ich bin sehr zufrieden, wie sich alles   Heime nicht. Wir haben aber kontinuierlich
            bisher entwickelt hat.                            ausgebaut und bilden derzeit insgesamt 160
                                                              Lernende aus, davon 35 im HF-Bereich. Auf
                                                              diesen Zuwachs bin ich am meisten stolz», so
                                                              Beat Demarmels.

                                                                                                 Sylvie Eigenmann.

                            Ruedi Meier.                           Quellen.
                                                                     Scheunpflug, V. (1998). Ich bitte Sie, Hochgeehrte
                     Ruedi Meier ist Mitglied der
                                                                     Herren, das Herz auf zu tun. 200 Jahre
                    Grünen der Stadt Luzern und                      Bürgergemeinde Luzern.
                   war von 2000 bis 2012 Stadtrat                    Viva Luzern AG. Verschiedene Medienmitteilungen.
                                                                     Das Stadtmagazin (2014). Lebensqualität und Würde.
                         und Sozialdirektor.
                                                                     Ausgabe 1.
                                                                     Das Stadtmagazin (2014). Mobilität. Ausgabe 2.

24
“Alt und Jung leben
   gesünder, wenn
      sie miteinander
verbunden bleiben.
     Viva Luzern
  fördert diesen
      Glücksbringer.”
                        Angelica Ferroni.
         Präsidentin Forum Luzern60plus

                                            25
Galerie.

       “Was mir
         guttut …”
                Monika Odermatt-Planzer zeigt uns
                ihre Lieblingsplätze und -dinge in ihrem
                Zuhause im Viva Luzern Dreilinden.

26
Die Kapelle im Haus ist einer meiner Lieblingsplätze. Hier schöpfe ich Kraft und Zuversicht.
Galerie.

                                                            “Was mir
                                                              guttut …”
Zwischendurch ein Gläschen Traubensaft oder auch mal einen Prosecco.

Meine zwei Lieblingsbäume vor dem Fenster.                       In meinem Lieblingssessel die Zeitung lesen.

Die traumhafte Aussicht aus meinem Zimmer.
Meine Engel-Sammlung.                       Diese Uhr – ein Andenken an meinen Mann.

                                            Ein Schwatz mit der Betriebsleiterin.

Mein Lieblingsbuch – voll von Weisheiten.   Mein runder Ausziehtisch – ich habe sehr oft Gäste bei mir.
Gesundheit.

                             Rücken­                                     Geht                                   Geht
                            schonender                                  auch im                                auch im
                             im Sitzen.                                  Sitzen.                                Sitzen.

           Rumpfdehnung Brust.                     Rumpfdehnung Seite.                             Strecken.
         Aufrichten, Brustkorb nach          Der eine Arm geht nach oben, den           Strecken Sie Ihre Arme so weit
            vorne schieben. Und               anderen stützen Sie in die Hüfte.      auseinander, wie es nur geht. Zuerst
         wieder zurück, einen runden         Sanft zur Seite biegen, bis Sie seit-     zur Seite, dann zur Decke. Dabei
              Rücken machen.               lich eine Dehnung im Rumpf spüren.           immer tief ein- und ausatmen.

                                            6 einfache Übungen für jeden Tag.

      Bleiben Sie
        in Schwung.
                                                                                                                   Auch mit
                                                                         Geht                                       Rollator,
                                                                        auch im                                                er
                                                                                                                  Stöcken od
                                                                         Sitzen.                                              lfs­
                                                                                                                  anderen Hi
                                                                                                                     mitteln.

           Liegestütz an der Wand.                      Armkraft.                             Spazieren gehen.
           Lehnen Sie sich in einem          Nehmen Sie zwei Gegenstände,                   Nach wie vor eine der
        leichten Winkel an eine Wand.        die Sie gut halten können. Nun               gesündesten Übungen:
       Beugen Sie sich nun in Richtung       strecken Sie die Arme langsam             Gehen Sie draussen spazieren.
       Wand, bis Ihre Nase fast die Wand    aus und ziehen sie wieder zurück.          Die frische Luft und Tageslicht
        berührt. Ganz langsam zurück.                                                           tun immer gut.

30
Frag viva!

Unverhofft
 zum Traumjob.
Andrea Martinovic gehört zu den ersten geria­
trischen Pflegeexpertinnen der Schweiz. Wie
ihr Arbeitsalltag aussieht und welche Herausfor­
derung ihre neue Rolle mit sich bringt, erklärt die
27-Jährige bei unserem Besuch im Dreilinden.

     Andrea Martinovic ist immer auf Zack. Als geria­       Geschäftsführung ein Update verschickt. So soll
     trische Pflegeexpertin (GPE) übernimmt die             der Kreis der Besuchenden in den Betagtenzen­
     27-Jährige eine wichtige Drehscheibenfunktion          tren auf die «relevantesten Personen» beschränkt
     ­innerhalb des Betagtenzentrums Dreilinden. Einen      werden. Zudem wurden aufgrund der Vorgaben
      starren Tagesablauf kennt die junge Frau nicht. Sie   des Bundes diverse Anlässe abgesagt. «Unsere
      zirkuliert im Haus, nimmt an Visiten teil, tauscht    Bewohnenden gehören zur Risikogruppe», sagt
      sich mit Ärztinnen und Ärzten sowie mit der Lei-      Martinovic. «Wir müssen sie schützen. Dazu ge-
      tung Pflege aus und steht bei unterschiedlichsten     hört, dass wir unsere Bewohnerinnen, aber auch
      Situationen als Ansprechperson zur Verfügung.         die Mitarbeitenden und die Besucher stetig über
      Zudem steht sie regelmässig mit den Pflegeteams       die aktuelle Situation und die getroffenen Vorsor-
      in Kontakt – so auch beim Besuch des viva!-Ma­        gemassnahmen informieren.» Trotz des dominie-
      gazins an einem Freitag im März. Pünktlich um         renden Themas kommt natürlich auch das Tages-
      9.30 Uhr treffen sich der neue Wohnbereichsleiter     geschäft nicht zu kurz. Nach und nach informieren
      Zlatko Wagenhofer, seine Stellvertreterin Stefanie    die Mitarbeiterinnen über besondere Vorkomm-
      Bucher sowie fünf andere Kolleginnen zum Abtei-       nisse auf der Abteilung. Eine Bewohnerin leidet
      lungsrapport. Auch Andrea Martinovic nimmt            unter Atembeschwerden, eine andere kann und
      Platz und klappt ihren Laptop auf.                    will per se nicht schlafen. Diskutiert wird auch die
                                                            Situation eines Ehepaars, bei dem sich die schwer
     Coronavirus dominiert Tagesgeschäft.                   kranke Frau in der sogenannten Terminalphase
     An diesem Morgen herrscht im Dreilinden vor al-        befindet. «In dieser schwierigen Zeit müssen wir
     lem ein Thema: das Coronavirus. Soeben hat die         nicht nur für die Frau, sondern auch für den trau-

                                                                                                                     31
Frag viva!

           ernden Mann da sein», betont Martinovic. Die Auf-      sche Pflegeexperten übernehmen damit eine Art
           zählung könnte noch weiter fort­geführt werden –       mobile Qualitätssicherung. «Damit dies gelingt,
           und so wird beim Zuhören schnell klar: Langeweile      braucht es eine gegenseitige Vertrauensbasis»,
           kommt in diesem Job ­garantiert keine auf.             ist Andrea Martinovic überzeugt. Was ihr an ihrer
                                                                  Arbeit besonders gefällt, ist die Tatsache, dass sie
           «Vielseitig und extrem spannend.»                      auch in ihrer neuen Rolle nah dran ist an den Men-
           Martinovic ist eine von sechs Mitarbeiterinnen, die    schen. «Zwar gehört auch Büroarbeit dazu, doch
           sich im Zuge des Projekts Intercare zur geriatri-

                                                                  “
           schen Pflegeexpertin weiterbilden liessen. Zu ihrer
           Rolle kam sie eher unverhofft. Nach ihrer Ausbil-
                                                                      Das Wohl der Bewohnerinnen und

                                                                                                                         ”
           dung zur Fachangestellten Gesundheit (FaGe)
           entschied sie sich 2016, das Studium zur Pflege-       Bewohner kommt stets an erster Stelle.
           fachperson HF in Angriff zu nehmen. Noch bevor
           sie dieses abgeschlossen hatte, wurde sie von der      Andrea Martinovic, geriatrische Pflegeexpertin
           Leitung Pflege auf das neu lancierte Projekt Inter-    im Viva Luzern Staffelnhof.
           care angesprochen. «Nach der intensiven HF-Zeit
           wollte ich eigentlich nicht schon wieder eine neue
           Herausforderung angehen», erklärt Andrea Mar-          meistens bin ich unterwegs auf den Abteilungen.»
           tinovic ihre anfängliche Skepsis. Dann aber über-      Auch der Kontakt zur Pflege sei nach wie vor vor-
           wog die Lust, etwas Neues zu lernen. «Ich fand es      handen. «Das Wohl der Bewohnerinnen und Be-
           spannend, aktiv bei diesem zukunftsträchtigen          wohner kommt stets an erster Stelle», betont sie.
           Projekt mitwirken zu können.» Bereut hat sie ihren
           Entscheid nie. Im Gegenteil: «Meine Arbeit ist viel-   Manchmal rattert der Kopf auch nach Feierabend.
           seitig und extrem spannend.»                           Andrea Martinovic gibt zu, dass es ihr zu Beginn
                                                                  nicht immer ganz leichtfiel, nach einem intensiven
           In ihrer neuen Funktion ist sie direkt der Leitung     Arbeitstag abzuschalten. «Auch heute kommt es
           Pflege unterstellt. Das wiederum bedeutet, dass        vor, dass der Kopf nach Feierabend rattert.» Die
           sie Weisungsbefugnis gegenüber den Wohnbe-             Selbstreflexion gehöre zur Arbeit. «Zu verbessern
           reichsleitungen hat. An diese Rolle musste sich        gibt es schliesslich immer etwas.» Mittlerweile ge-
           nicht nur Martinovic selbst, sondern auch ihre         linge es ihr trotzdem immer besser, nach getaner
           Kolleginnen und Kollegen gewöhnen. Widerstand          Arbeit herunterzufahren. Sie sei froh, dass sie sich
           hätte sie jedoch kaum gespürt. «Die verschiede-        auf dieses Abenteuer eingelassen habe. Je länger
           nen Teams im Dreilinden haben sehr offen auf die       sie als geriatrische Pflegeexpertin unterwegs ist,
           neue Rolle reagiert.» Als GPE gehe es ihr nicht da-    desto sicherer ist sich die junge Frau: «Ich habe
           rum, den anderen auf die Finger zu schauen und         meinen Traumjob gefunden.»
           Fehler zu suchen. «Meine Aufgabe ist es, das Per-
           sonal zu befähigen und zu unterstützen.» Geriatri-                                        Daniel Schriber.

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