Harter Winterdienst - Magazinos.com
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
B 41001 | A 4,50 4,50 h Schweiz: Fr 8,00 | Österreich: Ausgabe 6/2019 Dezember | Jan. 2020 Präsentiert von: Hagen Harter Winterdienst von Ortloff Fracht am Albula Leipziger Allerlei Noch sind die Ge 6/6 II Die Messe in Leipzig ist der Rhätischen Bahn mit ein Treffpunkt der Szene, ihren Güterzügen nicht auf dem es viele sehens- vom Albula wegzudenken werte Anlagen und Diora- men zu bestaunen gibt
Die Eisenbahn im XL-Format ditionXL EditionXL Weitere Bände aus der Edition XL NEU Dieser reich bebilderte Sammelband, entstanden aus den beliebten Sonderausgaben der Fachzeitschrift „Eisenbahn-Journal“, beschreibt die in den 1970er-Jahren in Dienst gestellten Elektrolokomotiven der DB-Baureihen 111 und 151 sowie die Mehrsystem-Elloks der Baurei- he 181.2 einschließlich der Vorgängertypen aus den 1960er-Jahren. Ausführlich wird über die Technik und die sehr unterschiedlichen Ein- satzgebiete berichtet. Die Baureihe 111 wurde für den universellen Neubau-Elloks Reisezugdienst – vom Nahverkehrszug bis zum 160 km/h schnel- Erz, Stahl und der len InterCity – sowie für DB den S-Bahn-Verkehr Rhein-Ruhr beschafft. Eisenbahn Hauptaufgabengebiet der sechsachsigen Best.-Nr. 601502 Baureihe 151 blieb stets der Best.-Nr. 601503 schwere Güterzugdienst. Sie war nicht nur die stärkste, sondern mit Tempo 120 auch die schnellste Güterzuglok der DB. Die 181.2 kamen -Elloks der 1970er-Jahre hauptsächlich vor grenzüberschreitenden Reisezügen nach Frank- reich und Luxemburg zum Einsatz. € 1 9 ,9 5 [D] ISBN 978-3-8375-2114-6 9 783837 521146 Legendäre Züge Triebzug-Legenden Best.-Nr. 601602 der DB Best.-Nr. 601603 Ko n ra d Ko s c hi ns ki -Elloks der Konrad Koschinski 1970er-Jahre Die Baureihen 111, 151 und 181.2 Dieser reich bebilderte Sammelband, entstanden aus den beliebten Sonderausga- DB-Dieselloks der Die letzten ben der Fachzeitschrift „Eisenbahn-Journal“, beschreibt die in den 1970er-Jahren 1950er-Jahre Dampf-Paradiese in Dienst gestellten Elektrolokomotiven der DB-Baureihen 111 und 151 sowie die Best.-Nr. 601701 Best.-Nr. 601702 Mehrsystem-Elloks der Baureihe 181.2 einschließlich der Vorgängertypen aus den EditionXL 1960er-Jahren. Ausführlich wird über die Technik und die sehr unterschiedlichen Ein- satzgebiete berichtet. Die Baureihe 111 wurde für den universellen Reisezugdienst – vom Nahverkehrszug bis zum 160 km/h schnellen InterCity – sowie für den S-Bahn- Verkehr Rhein-Ruhr beschafft. Hauptaufgabengebiet der sechsachsigen Baureihe 151 Kult-Dieselloks der DR blieb stets der schwere Güterzugdienst. Sie war nicht nur die stärkste, sondern mit Tempo 120 auch die schnellste Güterzuglok der DB. Die 181.2 kamen hauptsächlich Kult-Dieselloks der Die Baureihen V 180, V 200, 130 –132 und 142 der Deutschen Reichsbahn Konrad Koschinski D r. Franz R ittig Manfred Weisbrod vor grenzüberschreitenden Reisezügen nach Frankreich und Luxemburg zum Einsatz Kult-Dieselloks der DR DB und DR Best.-Nr. 601902 Best.-Nr. 601801 in den 1980er-Jahren Best.-Nr. 601901 je nur Das ist die Edition XL: DIN-A4-Großformat · 240 Seiten · Softcover-Einband · über 400 Fotos € 19,95 Erhältlich im Fach- und Buchhandel oder direkt beim: VGB-Bestellservice, Am Fohlenhof 9a, 82256 Fürstenfeldbruck www.facebook.de/vgbahn Tel. 08141 / 534810, Fax 08141 / 53481-100, bestellung@vgbahn.de, shop.vgbahn.de 601902_EditionXL11_backlist_A4_KR.indd 1 09.08.2019 10:43:39
Hagen von Ortloff Editorial 3 Guten Tag, liebe übernehme: um 12.30 und 17.30 Uhr. bahner seinerzeit hautnah in die Bahnmate- Eisenbahnfreundinnen Traumhafte Nachtaufnahmen aus dem länd- rie einsteigen ließ. Auf dem Nürnberger lichen Amerika der 1950er Jahre werden Hauptbahnhof hat mich ein Modellbahn- und -freunde, dort gezeigt. Wem es möglich ist, der sollte klassiker in den Bann gezogen: der Glaswür- diese Ausstellung besuchen. fel mit einer H0-Anlage. Wenn man einen in den vergangenen Monaten habe ich so Mit Freude denke ich auch an unseren Auf- Euro in den Schlitz steckt, setzen sich ein viel erlebt, dass es mir schwerfällt, ein be- tritt auf der Messe in Friedrichshafen zurück, Güterzug, ein Personenzug, ein D-Zug und sonderes Ereignis hervorzuheben. Ich kann wo wir mit unserer Anlage „Miniaturschätze ein ICE in Bewegung. Leider war bei mei- nur aufzählen, beginnend mit der Moderati- vor fünf Jahrzehnten“ viele Kinderträume aus nem Besuch nur der ICE einsatzbereit, aber on für den Video-Express auf der Insel Bor- den Wirtschaftswunderjahren zeigen konn- höchst erfreulich ist die Tatsache, dass diese kum, wo für neun Tage die Molli-Dampflok ten. Darunter die Monorail von Schuco, die Glaskästen bis heute überlebt haben. Wenn 99 331 zu Gast war, ein akustischer und Lorenseilbahn von Eheim und die kleinen jemand weiß, auf welchen anderen Bahn- optischer Genuss, und wo ich so dämlich Motorboote von Busch mit Molekularan- höfen in Deutschland solche Modellanla- auf meine Schulter gefallen bin, dass ich trieb. Schätze zum Staunen. Vor ein paar Ta- gen ebenfalls noch zu bewundern sind, operiert werden musste. Dann unsere Reise gen habe ich einen Kurzbesuch im DB-Mu- bitte gerne bei der Redaktion melden. nach Kastilien, mit interessanten Bahnfahr- seum in Nürnberg gemacht und dabei die Jetzt wünsche ich Ihnen viel Vergnügen ten und dem Besuch von Weltkulturerbe- reizvollen Exponate bei einem wahrhaft in- beim Schmökern und Schauen. Kommen stätten. Diese grandiose Tour wird in der teressanten Rundgang durch die Bahnge- Sie gut und gesund ins neue Jahr und erfreu- Beilage dieses ZÜGE-Heftes ausführlich ge- schichte bestaunen können. Begeistert ha- en Sie sich auch 2020 am schönsten Hob- würdigt. Und nicht zu vergessen: mein Be- ben mich die zahllosen Exponate im Maß- by der Welt. such der Ausstellung zu O. Winston Link in stab 1 : 10, deren Fertigung bereits in den München, die noch bis zum 26. Januar im Lehrwerkstätten der Königlich Bayerischen Ihr Kunstfoyer, Maximilianstr. 53, zu bewundern Staatseisenbahnen Ende des vorvorigen ist und wo ich am 8. Januar zwei Führungen Jahrhunderts begann und die die Jungeisen- Hagen von Ortloff Liebe Clubmitglieder und Video-Express-Abonnenten, die Beitragsrechnung für den ER-Club 2020 Gebühren betragen abzüglich des Frühzah- Bitte überweisen Sie den entsprechenden bzw. die Aborechnung für den Video-Ex- lerrabatts (normaler Preis in Klammern): Betrag auf folgendes Konto: press wird mit Züge 1/20 bzw. VE 161 und Einzelmitgliedschaft 47,- Euro (50,-) der Club-DVD 2019 im Februar versandt, Familienmitgliedschaft 53,- Euro (56,-) Eisenbahn-Romantik-Club die Clubkarten folgen dann nach Eingang Einzelmitgliedschaft + Video-Express-Abo Sparkasse Iserlohn der Beitragszahlung (bis dahin gilt die Karte 93,50 Euro (96,50) IBAN: DE20 4455 0045 0000 0890 52 2019). Wenn Sie Ihre Clubgebühr bzw. den Familienmitgliedschaft + Video-Express-Abo SWIFT/BIC: WELADED1ISL VE-Abobeitrag vor dem 11. Januar 2020 98,50 Euro (101,50) überweisen, sparen Sie 3,- Euro. Clubmit- Ihr glieder bekommen ihre Clubkarte dann ER-Clubmitglieder, die das Magazin Eisenbahn-Romantik-Club-Team erheblich früher. Die Clubbeiträge und der Eisenbahn-Romantik abonniert haben, ad- VE-Abopreis werden nicht erhöht – die dieren bitte 24,- Euro (Ausland 34,-) hinzu. 6/2019 | Züge
4 Inhalt Fotos: Martin Ruf, Dietmar Beckmann Titelgeschichte 10 Winterwelten 54 Gut gepuffert Martin Ruf setzt sich mit dem Thema Schneeräumdienst Wie der nachträgliche Einbau eines Energie-Speichers in bei der Bahn auseinander und erzählt auch aus der eine Märklin-Lok gelingt, zeigt uns Michael Siemens. Geschichte der Schneepflüge und Schneeschleudern. 58 Leipziger Allerlei 16 Dampfloks im Wald Andreas Stirl hat einige der schönsten Schaustücke auf Eine Schmalspurbahn im Osten Deutschlands vermittelt der „modell-hobby-spiel 2019“ fotografisch festgehalten. den Zauber vergangener Zeiten. Markus Hehl war dort. 5 Vorbild-Panorama 20 Lässig ins Lungau Gerfried Moll erzählt von einer kurzweiligen Sonderfahrt 29 Clubseiten mit Elektro- (1020.18) und Dampftraktion (298.56). 37 Szene 22 Drehkreuz Zürich 38 Bahnpark-News Die SBB setzen auf grenzüberschreitenden Hochge- schwindigkeitsverkehr. Thomas Rietig berichtet. 62 Vorschau/Rätsel/Impressum 24 Fracht am Albula Klaus Eckert schildert den Alltag der RhB-Güterzugloks Titelbild der Reihe Ge 6/6 II. Die sind heute begehrte Fotomotive. B 41001 | A 4,50 4,50 h Nach kräftigen Schneefällen Schweiz: Fr 8,00 | Österreich: Ausgabe 6/2019 Dezember | Jan. 2020 im Allgäu musste eine Kemp- 40 Brotbüchsen und Transistorradios tener 218 mit Klima-Schnee- Teil 2 der Artikelserie von Dietmar Beckmann über die pflügen am 13. Januar 1977 Präsentiert von: Hagen Harter Winterdienst von Ortloff Eisenbahn in Tschechien. Nun im Fokus: der Alltag heute. ausrücken, um die Bahnstre- cke zwischen Immenstadt und Oberstaufen von der 46 Auf riesigen Rädern Schneelast zu befreien. Auch die „hochhaxige“ Variante der S 3/6 gibt es jetzt in H0 Klima-Schneepflüge sind hier von Märklin. Klaus Eckert hat sie sich näher angeschaut. allerdings schon lange nicht mehr im Einsatz. Moderne Beilhack-Schneeschleudern 48 Brückenklassiker am Gotthard und -Schneefräsen haben sie Fracht am Albula Noch sind die Ge 6/6 II der Rhätischen Bahn mit Leipziger Allerlei Die Messe in Leipzig ist ein Treffpunkt der Szene, abgelöst. Foto: Martin Ruf ihren Güterzügen nicht vom Albula wegzudenken auf dem es viele sehens- werte Anlagen und Diora- Michael Siemens montiert im letzten Teil der Artikelserie men zu bestaunen gibt ein feines Brückengeländer und passt ein Gebäude an. Züge | 6/2019
Meldungen aus der Welt der Eisenbahn Panorama 5 Am 19. Oktober „verirrte“ sich die 232 045 nach Nürnberg und bekam gleich mal in Form von Güterzugleistungen nach Eger mit EZ 45363/45362 Auslauf. Eine ganze Foto- grafenschar erwartete die Rückleistung aus Eger in Kirchenlaibach. Foto: Michael Garri Interessanter Sonderzug (mb) Das Design der 143 822 der Erfurter Bahnservice GmbH (EBS) ist der Proto- typ-Lok 212 001 bzw. späteren 243 001, der bekannten „Weißen Lady“, nachemp- funden. Der Prototyp war so auf der Leipzi- ger Frühjahrsmesse 1982 zu bewundern. Am 26. Oktober 2019 stattete die im DR-Schema als 243 822 beschilderte Lok zusammen mit der Städteexpress-Garnitur der EBS dem Bayerischen Eisenbahnmu- seum in Nördlingen einen Besuch ab. Am Nachmittag befand sich der Sonderzug Nochmals der EZ 45362 auf der Nürnberger Dieselpiste. Vor allem die Bretterladung macht bereits wieder auf der Rückfahrt nach Er- sofort Lust auf eine Umsetzung ins Modell. Foto: Ulrich Winkler furt Hbf, als er zwischen Ebermergen und Wörnitzstein abgelichtet werden konnte. Grün unterwegs (red) Die rund 19.000 Lokführer der Deut- schen Bahn sind sparsam unterwegs, dank vorausschauender Fahrweise. So wurden auch 2019 im Personen- und Güterver- » Mit den Wagen des Städteexpress kam die 242 822 nach Süddeutschland. Foto: Marcus Benz 6/2019 | Züge
6 Panorama Meldungen aus der Welt der Eisenbahn kluge Fahren bei DB-Cargo: 60 neue ener- gieeffiziente Mehrsystemlokomotiven (Vectron) sorgten für weitere Energieein- sparungen. Die Züge des DB-Fernverkehrs rollen seit knapp zwei Jahren zu 100 % mit Ökostrom. Insgesamt liegt der jährliche Energieverbrauch der Deutschen Bahn bei rund zehn Terrawattstunden. IGE-216 unterwegs Lokführer dringend gesucht! Manches EVU ist auf die Idee gekommen, Stellenangebote mit Hilfe der eingesetzten Triebfahrzeuge publik zu machen. Mit solcher Botschaft war auch der (ad) Umstrukturierungen bei der DB-Fahr- Retrack-Vectron im Altmühltal auf der Fahrt von Ingolstadt nach Köln-Eifeltor. Foto: Klaus Eckert zeuginstandhaltung führten Mitte 2019 zur Schließung der Lokhalle des AW Bremen. Hauptuntersuchungen an Dieselloks wur- den folglich nach Cottbus verlagert, in Bre- men verbleibt allerdings die Aufarbeitung von Dieselmotoren und Powerpacks, wel- che nun per LKW angeliefert werden. Die Mitarbeiter des AW ließen es sich nicht nehmen, auf der letzten betreuten Loko- motive eine kleine Plakette anzubringen: „216 224-6 verlässt als letzte Vertreterin der ,Zwo-Sechzehn’ am 26. August 2019 hauptuntersucht das AW Bremen. Von den Kolleginnen und Kollegen der Lokfertigung mit Stolz instandgesetzt. Allzeit Gute Fahrt! Meilan und Vera.” Die 1968 bei Krupp ge- Die 216 224 ist für die IGE unterwegs. Die baute Vertreterin der V 160-Familie berei- kehr insgesamt wieder etwa 150 Millionen Aufnahme vom 14. Oktober zeigt sie am chert seit 2014 den Fuhrpark der IGE, wel- Kilowattstunden Energie eingespart. Den südlichen Rand des Spalter Hopfenanbau- che sie vor Güter- und Sonderzügen größten Beitrag leisten die Lokführer des gebietes bei Ellingen mit der Residenz im einsetzt. Zu den regelmäßigen Leistungen Hintergrund. Foto: Andreas Dollinger Regionalverkehrs. Sie konnten dank ener- gehört mittlerweile der montags verkeh- gieeffizienter Fahrweise jährlich etwa 105 Die 101 049 führte am 31. Oktober auf- rende Containerzug DGS 95240 vom Millionen Kilowattstunden Energie einspa- grund von Bauarbeiten auf der linken Rhein- Nürnberger Hafen nach München-Frei- ren. Dieser Wert ist in den vergangenen seite den IC 2013 (Dortmund – Ulm Hbf) mann. Aktuell fährt der Zug dabei durchs Jahren jeweils um bis zu vier Prozent ange- über die rechte Rheinstrecke und passierte schöne Altmühltal. stiegen – auch dank des Trainings, das alle dabei den Loreleyfelsen. Foto: Michael Hubrich Lokführer regelmäßig durchlaufen. Auch im Fernverkehr konnte die Energie- effizienz durch kluge Bremsvorgänge und Ausrollen weiter gesteigert werden. Die Bremsenergie wird wieder zurück ins Netz eingespeist. Auf einzelnen Strecken sind so Einsparungen von bis zu zehn Prozent möglich. Neu ist die „Zuglaufregelung Grüne Funkti- on“, auch „grüne Welle“ genannt. Die Fahr- empfehlungen für die Lokführer berück- sichtigen jetzt neben dem Streckenprofil auch die aktuelle Betriebslage. Zuneh- mend unterstützt moderne Technik das Züge | 6/2019
Meldungen aus der Welt der Eisenbahn Panorama 7 Fotogen dampfende G 10 (mb) Zum Jahresende 2019 laufen die Un- tersuchungsfristen der 657.2770 der Ös- terreichischen Gesellschaft für Eisenbahn- geschichte (ÖGEG) ab, sodass die Lok zunächst abgestellt werden muss. Das nahm die ÖGEG zum Anlass, die 657.2770 im Oktober 2019 nochmals für zwei Tage auf den Nebenbahnen rund um Braunau am Inn vor Fotozügen zu präsentieren. In Braunau kamen bis 1968 die letzten ehe- mals preußischen G 10 der ÖBB unter der Bezeichnung Reihe 657 zum Einsatz. Ne- Schöne Sonderzüge wurden von der ÖGEG im Herbst 2019 organisiert. Dabei kam die ehema- ben einer für Nebenstrecken in Österreich lige preußische G 10 mit Spantenwagen zum Einsatz. Auch die 1670 09 erhielt Auslauf (unten). typischen Personenzuggarnitur aus Span- Sie zog einen Ganzzug aus zweiachsigen Es-Wagen über die Summerauerbahn. Fotos (2): Marcus Benz tenwagen war die Lok auch vor einem Güterzug zu sehen. Da die ÖBB keine zur Dampflok passenden Güterwagen der 1960er Jahre mehr bereithalten, hatte die ÖGEG für die Fahrten eine Garnitur aus 24 zweiachsigen offenen Es-Wagen von der tschechischen Güterbahn ausgeliehen. Bereits am 18. Oktober 2019 holte die elektrische Museumslok 1670.09 den Gü- terzug im Grenzbahnhof Summerau ab. Sie konnte auf dem Weg in Richtung Attnang- Puchheim nach Auflösung des dichten Frühnebels bei Kefermarkt abgelichtet werden. Am 20. Oktober 2019 war die korrekt als 657.2770 beschilderte G10 mit der Spantenwagengarnitur bei Neuratting auf dem Weg von Braunau am Inn nach Ried im Innkreis. Die kühle Witterung er- möglichte eine fotogene Dampfwolke. » Living Lab: Demo-Tag Die Strecke Annaberg-Buchholz – Schwar- Am 19. September 2019 fand der „Living Auch der zum Laborfahrzeug umgebaute ICE zenberg (Erzgeb.) der „DB Regio Netz Infra- Lab Demo-Tag“ statt, bei dem verschiedene der Baureihe 605 nutzte die Strecken der struktur GmbH Erzgebirgsbahn“ wird nicht im Innovationsprojekte aus dem DB-Konzern, der Erzgebirgsbahn für Erprobungs-, Mess- und täglichen SPNV oder Güterverkehr genutzt. Bahnindustrie, von Mobilfunkbetreibern und Testfahrten, bei dem die Software seines neu- Lediglich an einigen Wochenenden besteht Telekommunikations-Unternehmen präsentiert en „Elektronischen Auges“ mit Szenarien wie Charterverkehr mit meist historischen Fahrzeu- wurden. Ein besonderes Ereignis war dabei die Werkstatt- und Tunnelfahrten „angelernt“ wur- gen, an Werktagen sind nur in den Tagesrand- teleoperierte Fahrt eines Schienenfahrzeugs de. Zum „Living Lab Demo-Tag“ waren an den stunden Überführungsfahrten verschiedener unter Nutzung des neuen 5 G-Mobilfunkstan- Bahnhöfen Annaberg-Buchholz Süd, Schlettau, EVU zu beobachten. Dies ermöglicht tagsüber dards. Dazu wurde von Vodafone am Bahnhof Scheibenberg und Markersbach 21 Innovatio- die Nutzung der Strecke für die Erprobung Schlettau ein Mast mit 5 G-Funkzelle aufge- nen aufgebaut, welche die Teilnehmer nutzen von neuen Technologien, Systemen und baut und das Laborfahrzeug „LUCY“ über eine konnten. Dabei wurden die Möglichkeiten, die Algorithmen der Digitalisierung. Die Strecke Funkverbindung geführt. Der Triebfahrzeugfüh- das Living Lab bietet, demonstriert. Die Erzge- wird vermehrt als Digitales Testfeld und Real- rer bediente das Fahrzeug über einen abge- birgsbahn stellte im Betriebsbüro und durch labor genutzt und daher als „Laborstrecke für setzten Führerstand im DLR-Laborfahrzeug, in Personal auf der Laborstrecke den Betrieb am innovative Bahntechnologien“ (kurz: Living Lab) welchen die Kamerabilder aus dem Schie- „Living Lab Demo-Tag“ sicher. Mehr dazu im bezeichnet. nenfahrzeug in Echtzeit übertragen wurden. Video-Express 160. Holger Stoll 6/2019 | Züge
8 Panorama Meldungen aus der Welt der Eisenbahn Herbstdampf (mb) Ein Dampfzug kann auch an einem trüben Tag seine Reize haben. Am 17. No- vember 2019 war die 50 2988 der Dampflokfreunde Schwarzwald-Baar e. V. (Foto links oben) mit einem Sonderzug aus Foto: Marcus Benz Wagen des SEH Heilbronn anlässlich einer privaten Geburtstagsfeier von Heilbronn über die Hohenlohebahn nach Schwä- bisch Hall-Hessental unterwegs. Nahe des aufgelassenen Haltepunkts Michelbach musste sie die letzten Höhenmeter aus dem Kochertal hinauf zum höher gelege- nen Bahnhof Hessental überwinden. Wintereinbruch (red) Eine ganze Welle von Tiefdruckgebie- ten bescherte der Alpensüdseite unlängst enorme Niederschlagsmengen. Da die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen sank, bildete sich bald eine kompakte Schnee- Foto: Markus Kristler decke. Der Einsatz von Räumgeräten war geboten, sodass die Schneeschleuder X 491.002 zwischen Silian und Innichen fuhr (links, Mitte oben). Die Strecke durch das Pustertal musste aber in der Folge we- gen Steinschlag und Unterspülung der Gleise für längere Zeit gesperrt werden. Airport-Train-Taurus (mr) Neben der 1016 036 sowie 016 trägt auch die 014 das markante Design des „City Airport Train“ (CAT). Sofern nicht ein Werkstätten-Termin o. Ä. im Plan steht, ist die jeweils nicht im CAT eingesetzte Lok Foto: Martin Radner im normalen Umlauf im Einsatz. Ende Ok- tober bespannte die 1016 014 den DG 54597 zwischen Linz Vbf und Villach. Im Bild (links, Mitte unten) befährt der Gü- terzug das herbstlich gefärbte Salzburger- land zwischen Golling und Bischofshofen. Die in Estfeld beheimatete Ce 6/8 II 14253 von SBB-Historic feiert in diesem Jahr ihren 100sten Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums war am 19. Oktober 2019 ein Sonderzug am Gotthard unterwegs. Die Jubilarin wurde von ihren jünge- ren Schwestern Be 6/8 III 13302 und Be 6/8 III 14305 begleitet. Foto: Steffen Tröndle Züge | 1/2017
Meldungen aus der Welt der Eisenbahn Panorama 9 Im herbstlichen Pflerschertal, unweit von Gos- sensass an der Brennerbahn, bremst die neu la- ckierte E 652 084 einen Ganzzug aus Schwenk- dachwagen auf der Fahrt nach Poggio Rusco ab. E 652 im Einsatz (red) Am Brenner sind die zwischen 1989 Foto: Christian De Bortoli und 1996 in 176 Exemplaren gebauten Sechsachser nur mehr selten zu sehen, meist vor Ganzzügen, die ihr Ziel südlicher als Verona haben. Dabei ist es meist glück- lichen Umständen zu verdanken, eine Lok belichten zu können, die sich nicht von dreisten Schmierfinken übelst besudelt zeigt. Und da sich die Italiener ein neues Farbdesign haben einfallen lassen, ist sogar eine gewisse Vielfalt gegeben. Kandidat für eine E 652-Bespannung war im Herbst der G 49825 mit dem Ladegut Zuckerrüben- schnitzel, der oft aus Plattling kam. Erfolgreicher GEX (red) Seit Gründung des Tochterunterneh- mens Glacier Express AG durch RhB und Der ab Brenner als 71813 bezeichnete, aus Plattling gekommene 49825 konnte in Auer auf dem Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) befin- Weg nach Poggio Rusco am 26. November mit der E 652 123 beobachtet werden. Foto: Klaus Eckert det sich der „Glacier Express“ (GEX) auf Er- folgskurs. Auf eine sehr gute Wintersaison 2018/2019, mit oft ausgebuchten Zügen, folgte ein toller Sommer. Bis Mitte Oktober waren 250.309 Gäste, und damit 17.000 mehr als im gesamten Jahr 2018, mit dem GEX unterwegs. Dabei kommt die neue „Excellence Class“ bei Individualreisenden sehr gut an. Gegen 80 % der 4855 Gäste haben ihren Sitzplatz online über www. glacierexpress.ch gebucht, und sie kom- men aus der ganzen Welt. Sie schätzen das Infotainment, das Wissenswertes zum GEX und den Orten entlang der Strecke vermittelt. Die Excellence Class hat zudem einen positiven Einfluss auf die Nachfrage Foto: Klaus Eckert in der 1. und 2. Klasse. Mit der im Dezem- Noch fahren lokbe- Foto: Glacier Express AG/Stefan Schlumpf ber beginnenden Wintersaison sind in spannte Pendelzüge zwi- diesen beiden Klassen die ersten erneuer- schen Davos und Filisur, das gleich erreicht wird. ten Wagen im Einsatz. Das Interieur wird in der gestalterischen Anmutung und dem Blick in den neu gestal- technischen Standard der Excellence Class teten Wagen der 2. Klas- angenähert. MGB und RhB bauen bis se für den GEX. Nach Sommer 2021 alle Wagen bei laufendem und nach wird die ganze Betrieb in ihren eigenen Werkstätten um. « Flotte überarbeitet. 3/2018 | Züge
10 Titelgeschichte Winterwelten Des einen Freud, des anderen Leid. So könnte man die Lage nach kräf- tigen Schneefällen beurteilen. Wintersportler jubeln, die Leute vom Räumdienst jammern. Ein Rück- und Ausblick. Von Martin Ruf E inst war Handarbeit angesagt, sobald Schneefall einsetzte. Dies betraf die Räumung der Bahnsteige, der Bahnübergänge, das Freischaufeln der Weichen und das Freikehren mit dem Wei- chenbesen. Zu oft glaubten Lokführer, die Schneewechten, die sich über die Strecke gelegt hatten, mit Volldampf meistern zu können. Doch der stark verdichtete Schnee ließ so manche Mutprobe schei- tern. Ich kann mich noch entsinnen, dass um den 12. März 1953, ich war damals noch ein Kind, ein Dampf-Personenzug nach Ex- tremschneefällen auf der Staudenbahn (Strecke Gessertshausen – Markt Wald – Türkheim (Bay) Bf) bei Reichertshofen (Schwaben) in einer Schneewechte steckenblieb. Aufgrund von Extremschnee- fällen war für drei Tage der Verkehr vollständig zum Erliegen ge- kommen, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene. Alle ar- beitsfähigen Männer wurden zum Schneeschaufeln verpflichtet, um die Verkehrswege wieder frei zu machen. Bis in die 1920er Jahre wurden Loks mit Schneeräumblechen aus- gerüstet, die lediglich in der Lage waren, Schneehöhen von bis zu 40 cm zu räumen. Erst als der österreichische Konstrukteur und Erfinder Rudolf Klima (deshalb der Name Klima-Schneepflug) aus Saalfelden Anfang der 1920er Jahre begann, auf einen Schleppten- der Schneeräumschilde zu montieren, eröffnete sich eine verbesser- te Möglichkeit der Schneeräumung. Dieses Räumsystem war ab 1926 einsatzfähig, Rudolf Klima ließ seine Erfindung patentieren. Die Klima-Schneepflüge konnten zum Räumen von Schneehöhen bis zu 1,50 Metern auf Gleisen eingesetzt werden. Der erste Typ des Klima-Schneepflugs, der 1926 in Österreich eingesetzt wurde, hat- te eine Räumbreite von 3,86 m. Die Trägerlokomotive lieferte Druckluft über die Bremsleitung, und der Schneepflug war vor der Dampflokomotive anmontiert und besaß eine Arbeitskabine. » Schnee- und Eisanhaftungen an den Fahrzeugen sind deutliche Zei- chen eines „richtigen“ Winters. Eine Ulmer 218 ist mit dem leider nicht mehr verkehrenden IC aus Oberstdorf auf dem Weg nach Augsburg. Der Schneeräumer an der Lok erfüllt sichtbar seinen Zweck. Foto: Klaus Eckert Züge | 6/2019
Winterwelten 11 4/2017 | Züge
Titelgeschichte Mit den beiden in Kempten stationierten Klima-Schneepflügen ist eine 218 auf der Allgäubahn unterwegs (13. Januar 1977). Foto: Martin Ruf Die Deutsche Reichsbahn setzte im Jahr 1929 erstmals Kli- über die Signalanlage am hinteren Ende des Schneepflugs Anwei- ma-Schneepflüge in Deutschland ein, die die Firma Henschel aus sungen über die erforderliche Geschwindigkeit durchgeben konn- Kassel nach dem Erwerb von Rechten nachbaute. Dabei wurden te und auch Weisungen für die Vor- und Rückfahrt erteilte. Neben ausgemusterte Schlepptender wie auch ausgemusterte bayerische dem Fahrleiter befand sich noch der Bediener des Schneepflugs in Elektrolokomotiven zu Klima-Schneepflügen umgebaut. Zwei his- der Kabine und gegebenenfalls ein Helfer. torische Klima-Schneepflüge sind für die Nachwelt erhalten geblie- In Österreich wurde der Klima-Schneepflug Bauart Knittelfeld in ben. Einer befindet sich im Deutschen Dampflokomotiv-Museum den 1970er Jahren in der ÖBB-Hauptwerkstätte für die Arlberg- in Neuenmarkt-Wirsberg und der zweite, die umgebaute Elektro- bahn hergestellt. Ein weiterer Schneepflug, der Klima-Schneepflug lok E 36 02, im Bayerischen Eisenbahnmuseum in Nördlingen. Bauart Bludenz, wird auf der Arlberg-Westrampe eingesetzt, die Der Klima-Schneepflug wurde geschoben, das Personal befand sich aufgrund des hohen Schneeaufkommens mit ölhydraulischen Sys- in einer geschlossenen geschützten Arbeitskabine, die Räumge- temen zum Steuern der Schilde und nicht mit Druckluft ausgerüs- schwindigkeit betrug maximal 60 km/h. Sowohl nach rechts als tet ist. Diese Bauart ist leicht an ihrer tannengrünen Farbe erkenn- auch nach links waren Auswurfweiten des Schnees von mehr als bar, die von der roten Standardfarbe der anderen Schneepflüge zehn Metern möglich. Es konnte eine Räumbreite von 4,80 Metern abweicht. erzielt werden und die Schneeräumung konnte acht Zentimeter Die Deutsche Reichsbahn baute von 1968 bis 1981 den Schnee- über dem Gleisbett und acht Zentimeter über der Schienenober- pflug Bauart Meiningen zunächst im Reichsausbesserungswerk kante erfolgen. Eine Wechselsprechanlage zwischen Lokführer und (RAW) Halberstadt, später im Dampflokwerk Meiningen in Thü- Schneepflugmannschaft bot ab der zweiten Generation der Kli- ringen. 1994 wurden 105 Schneepflüge dieser Bauart der Reichs- ma-Schneepflüge eine Verständigungsmöglichkeit, und in der Ar- bahn in die Deutsche Bahn AG eingebracht, 1999 waren davon nur beitskabine des Klima-Schneepflugs konnte vom Bedienerstand noch 30 Fahrzeuge bei der DB AG vorhanden. aus eine Bremsung eingeleitet werden. Der Einsatz von Schneepflügen machte längs der Bahnstrecken Die in der Mitte geteilten Räumschilde konnten durch Druckluft auch eine entsprechende Signalisierung erforderlich. Die Neben- (bis 8 bar) seitlich und in der Höhe verstellt werden. Die Pflugscha- signale – Signal Ne 7 der Deutschen Bahn oder Signal So 7 der Deut- re standen in ihrer Grundstellung senkrecht keilförmig für die schen Reichsbahn, Signalbuch (SB) der Dienstvorschrift DV 301 – zweiseitige Räumung. Mit den beweglichen Räumschilden war es werden Schneepflugtafeln genannt. Signal Ne 7 a bzw. So 7 a möglich, die Schilde so zu verstellen, dass nach rechts oder nach bedeutet „Pflugschar heben“, eine weiße bzw. eine gelbe Pfeilspitze links geräumt werden konnte. Dies war zum Schneeräumen zwei- mit schwarzem Rand zeigt nach oben. Signal Ne 7 b oder So 7 b gleisiger Strecken nötig. Zusätzlich waren die Schilde mit einem bedeutet „Pflugschar senken“, eine weiße bzw. eine gelbe Pfeilspit- keilförmigen Spur-Innenräumer ausgerüstet. ze mit schwarzem Rand zeigt nach unten. Die Schneepflugtafel ist Zur Bedienung wurden zwei oder drei Personen eingesetzt: So gab ortsfest und wird nach Festlegung der Bahnmeisterei unmittelbar es einen streckenkundigen Fahrleiter, der der Schublokomotive rechts, auf zweigleisiger Strecke für Fahrten entgegen der gewöhn- Züge | 6/2019
Winterwelten Titelgeschichte 13 lichen Fahrtrichtung unmittelbar links neben dem zugehörigen Auswurfweite ist grundsätzlich von der Antriebsleistung abhängig. Gleis an Stellen aufgestellt, die für Schneepflugfahrten besonders Bei einer Schneeschleuder befindet sich im Gegensatz zu einer erkennbar gemacht werden müssen, z. B. bei Wegübergängen und Schneefräse der rotierende Zylinder, an dem ein Schleuderrad mon- erhöhten Bahnsteigen der Haltepunkte. Die Schneepflugtafel wird tiert ist, längs zur Fahrtrichtung. Zudem sind Schneeschleudern mit nicht beleuchtet. einem Vorschneidepropeller ausgestattet, der harten Schnee auflo- ckert und so die Räumung vereinfacht. Seitenschneeschleudern sind zudem mit einem seitlich montierten Zuführpflug ausgestattet, Schneefräsen und Schneeschleudern um die Arbeitsbreite zu vergrößern. Seitenschneeschleudern wer- den zur schnellen Räumung von Randwällen eingesetzt, die durch Eine Schneefräse ist eine mobile Schneeräummaschine mit rotie- das Räumen von Schneepflügen entstehen. renden Werkzeugen, die sowohl im Straßenverkehr als auch im Die Fräsen im Bahnverkehr werden als Schneeschleudern bezeich- Schienenverkehr eingesetzt wird. net. Die ersten Schneeschleudern bei der Eisenbahn wurden Gemäß DIN EN 15906 – 2012-02 werden Schneeräummaschinen ca. 1890 nach dem Patent Leslie in den Vereinigten Staaten gebaut. in die Gruppen Schneefräsen, Schneeschleudern, Seitenschnee- Sie arbeiten mit etwa zehn schräg gestellten, auswechselbaren schleudern und Schneefrässchleudern unterteilt. Eine Schneeräum- Schaufeln, die auf einer parallel oder quer zur Fahrtrichtung rotie- maschine kann sowohl als selbstfahrende Arbeitsmaschine, als An- renden Trommel angebracht sind. Das Rad einer Dampfschnee- baugerät für Traktoren, Radlader, LKW oder Lokomotiven und als schleuder wird mit Dampf betrieben, einen eigenen Antrieb hat die handgeführtes Arbeitsgerät konzipiert sein. Alle Schneeräumma- Dampfschneeschleuder in der Regel nicht. Sie wird von einer Lo- schinen sind mit einem oder mehreren verstellbaren Auswurfkami- komotive geschoben. Eingesetzt wurden die Dampfschneeschleu- nen ausgestattet, um die Auswurfrichtung steuern zu können. Die dern einst in schneereichen Regionen, z. B. bei der White Pass and Yukon Railway, auf der Gotthard-, der Lötschberg- oder auf der Berninabahn. 1943 wurden in Deutschland die letzten Dampf- Einsatz in Göschenen: Dampfschneeschleuder der SBB, geschoben von schneeschleudern von Henschel gebaut. einem „Elefanten“, gesehen im Winter 1968. Foto: Peter Willen Im Bayerischen Eisenbahnmuseum in Nördlingen befindet sich ein Exponat der sechsachsigen Schneeschleuder 730 033 DRE (später 979 4100). Hersteller war die Henschel & Sohn GmbH, Kassel. Diese Schneeschleuder, Baujahr 1941, entstammt der Kriegsbause- rie, die insgesamt 25 Stück umfasste. Sie war als Schleuder 700 617 geplant und wurde unter der neuen Nummer 730 033 abgeliefert. Ihr Tender aus dem Baujahr 1919 wurde ursprünglich mit der 58 1543 und dann mit der 58 1921 gekuppelt, ehe er ab dem 19. Oktober 1942 mit der Schleuder verbunden wurde. Dampfendes Ungetüm am Bernina Bei der in den Jahren 1908 bis 1910 eröffneten Berninabahn war anfangs nur der Sommerbetrieb vorgesehen, da die Strecke im Ge- gensatz zu anderen Alpentransversalen keinen Scheiteltunnel auf- wies. Bereits wenige Jahre nach der Eröffnung entschloss sich die Betreiberin jedoch zu einem ganzjährigen Verkehr, was den Bau zusätzlicher Tunnels und Galerien sowie die Beschaffung von Schneeschleudern erforderte. Ab dem Winter 1910/11 wurde von Pontresina bis Alp Grüm gefahren, ab dem Winter 1914/15 hielt man die Bahn durchgehend in Betrieb. Zwei Dampfschneeschleudern mit eigenem Antrieb der Bauart Meyer wurden 1910 (R 1051) und 1912 (R 1052) durch die SLM für die Berninabahn gefertigt. Im Gegensatz zu den bisher gebauten Fahrzeugen, auch der zwei Dampfschleudern der RhB-Stammstre- cke, handelte es sich bei den beiden Bernina-Schleudern um selbst- fahrende Fahrzeuge. Die Berninabahn entschied sich hierfür, weil in den engen Kurven nicht mit genügend hoher Kraft geschoben werden konnte und die Bahn selbst keine fahrdrahtunabhängigen » 6/2019 | Züge
14 Titelgeschichte Winterwelten Für Filmer und Fotografen ein Festtag: die RhB-Schneeschleuder Xrot Eine selbstfahrende Fräse müht sich im Bahnhof Oberstaufen ab. 9213 beim spektakulären Einsatz am Bernina. Fotos (6): Martin Ruf Auch die Signale tragen Schneehauben. Triebfahrzeuge besaß. Die Schleudern wurden dennoch normaler- Sperren oder Räumen? – Hierzu eine weise mit Schiebetriebfahrzeugen eingesetzt, damit die gesamte Kesselleistung für die Dampfmaschine des Schleuderrades zur Ver- sehr persönliche Meinung fügung stand. Die RhB (Rhätische Bahn) besitzt die weltweit einzige noch in Be- Das vorsorgliche Sperren von Strecken hat für mich höchste Prio- trieb stehende Dampfschneeschleuder. Die Xrot 9213 wird auch rität. Wem nützt es, wenn Züge in Schneewechten steckenbleiben, heute noch für die Schneeräumung auf der Berninabahn, der wenn Züge in umgestürzte Bäume fahren, wenn einer Art „Katas- höchsten Bahn-Transversale in den Alpen, betriebsfähig gehalten. trophentourismus“ Vorschub geleistet wird? Sicherheit hat für mich Bei einem Einsatz kämpfen sich bis zu zehn RhB-Mitarbeitende mit höchste Priorität – und dazu zählt auch das vorsorgliche Sperren der Dampfschneeschleuder Xrot 9213 durch die meterhohen von Strecken. Ich halte nichts davon, Gelder für die Bergung von Schneemauern. Das dampfende Unikum – es stammt aus dem Jahr verünglückten Zügen, für kostenintensive Rettungsaktionen, die 1910 – im Einsatz zu beobachten, ist für jeden Bahnnostalgiker ein wiederum nur viele Helfer unnötig erhöhter Gefahren aussetzen, unvergessliches Erlebnis. Ein Reisebegleiter erklärt dabei die tech- aufzuwenden. Weitaus intelligenter ist es, Gelder in das Freischnei- nischen Details, von den Ölschmierungen bis hin zum Heizvor- den von Strecken, in verbesserte Wintervorbereitungen zu stecken. gang. Die nächste Dampfschneeschleuderfahrt findet am 23. Feb- Von dem ersparten Geld können z. B moderne Sicherheitseinrich- ruar 2020 statt, ist aber schon seit Monaten ausverkauft. tungen oder neue Züge angeschafft werden. Die HSB (Harzer Sch- Im Verkehrshaus in Luzern ist die bekannte 1896 gebaute Xrot 100 malspurbahnen) kostete die Bergung ihres Zuges mit Sicherheit (Rotary) der Gotthardbahn zu sehen, die nochmals 1975 für einen eine ansehnliche Summe: Am 8. Januar 2019 hatte sich die 99 2234 Schneeräumeinsatz reaktiviert wurde, da die moderneren Schnee- mit ihrem Zug 100 m unterhalb des 1142 m hohen Brockengipfels schleudern wegen Lawinenabgängen nicht vor Ort waren. in einer Schneewechte festgefahren. Erst Tage später gelang es, die Eine 1942 von Henschel gebaute Dampfschneeschleuder ist im Ei- Dampflok freizuschaufeln und ins Tal zurückzubringen. senbahnmuseum Neustadt/Weinstraße zu sehen. Die Schnee- Dass Nebenstrecken heute besonders schnell vorsorglich gesperrt schleuder R 12, 1913 für die Rhätische Bahn (RhB) gebaut, befand werden, beruht auch darauf, dass die Straße bezüglich der Betriebs- sich jahrelang bei einer Sektion der Dampfbahn Furka-Bergstrecke sicherheit höher eingestuft ist als eine Nebenbahn. Die Straßen sind (DFB) in Goldau zur Aufarbeitung. Nun kann sie wieder auf der heute weitaus besser ausgebaut, als es noch im vergangenen Jahr- DFB-Route über den Furkapass zum Einsatz kommen. hundert der Fall war. Auch der Straßenräumdienst hat sich verbes- Die modernen dieselgetriebenen Schneeschleuder-Fahrzeuge der sert. Außerdem ist das Verkehrsaufkommen auf der Straße heute so RhB, SBB, ÖBB und der DB wurden vom Unternehmen Beilhack hoch, dass sich Schneewechten bzw. Verwehungen nicht so rasch gebaut, das auch Straßenschneefräsen herstellt und heute unter bilden können wie früher. Als ich selbst 1978 eine Ausbildungs- dem Namen Aebi Schmidt Holding firmiert. Laut der Website des fahrt auf dem Klima-Schneepflug von Kempten (Allgäu) nach heutigen Unternehmens beträgt die Räumleistung bis zu 22.000 Pfronten zu absolvieren hatte, wurde dies davon abhängig gemacht, Tonnen in der Stunde. welches Triebfahrzeug vor dem Zug auf der Strecke nach Pfronten Züge | 6/2019
Winterwelten Titelgeschichte 15 Winterimpressionen aus dem Allgäu der frühen 1980er Jahre Eiszapfen Heute würde der Bahnsteig angesichts der drohenden Schranke Bei Bahnübergängen und vor Signalen gelten für Räum- Gefahr durch Eis und Schnee gesperrt werden. fahrzeuge besondere Vorschriften. Gütergleis Auch das Anschlussgleis für den Güterverkehr musste Schneezug Mit einem Arbeitszug wurden die Schneemassen aus geräumt werden. Heute ist Oberstdorf längst ohne Frachtanschluss. dem Bahnhof Oberstdorf abgefahren. eingesetzt war. Wurde der Zug mit einem VT 98 gefahren, rollte Wenn jedoch mit dem Auto nichts mehr geht, wenn die Flugzeuge zeitlich versetzt ein Klima-Schneepflug vorneweg. Bei Einsatz einer am Boden bleiben müssen, dann hat gefälligst die sonst links lie- V 100 mit B3yg-Wagen konnte man darauf verzichten. Während gengelassene Bahn einen Ersatz bieten, nämlich zu fahren, so der die leichten Triebwagen meist schon bei der nächsten größeren seltsame Denkansatz vieler. Schneewechte hängenblieben, konnte eine V 100 mit den ange- brachten Schneeräumern solch ein Hindernis noch locker durch- pflügen. Außerdem gab es längs der Strecke noch viele besetzte Die Bahn baut nun vor Bahnhöfe und Schrankenposten. Notfalls griffen die Diensttuenden zur Schneeschaufel und zum Weichenbesen. Doch diese Bahnbe- In diesem Jahr gibt man bei der Deutschen Bahn AG rund 70 Mil- diensteten gibt es heute nicht mehr. lionen Euro aus, um Schienen und Bahnsteige in Deutschland Folglich herrscht auf der Strecke Kempten (Allgäu) Hbf – Pfronten schneefrei zu halten. Aus diesem Grund wurden im Sommer zehn- heute bei starkem und längerem Schneefall nicht selten SEV tausende Einsatzkräfte geschult, tonnenweise Materialien wie (Schienenersatzverkehr). Wir haben uns zwischenzeitlich in eine Streusand beschafft sowie Fahrzeuge auf Herz und Nieren geprüft. Just-in-Time-Gesellschaft verändert, die – ganz gleich, welcher DB-eigene Wetterstationen helfen, die Lage möglichst präzise zu Sturm oder Orkan über das Land hinwegfegt, welche Wetterunbil- beurteilen. Kommt es bei extremer Witterung zu Fahrplanände- den herrschen – immer wie eine Schönwetter-Gesellschaft zu funk- rungen, informiert die DB unmittelbar über die Lage und Alterna- tionieren hat. So kann nach trumpscher Manier der menschenge- tiven. Neben dem DB-Navigator und Durchsagen am Gleis erreicht machte Klimawandel ausgeblendet werden. die DB ihre Fahrgäste dabei auch über mehr als 6000 dynamische Und wenn mal für Stunden oder Tage auf den Gleisen Stillstand Schriftanzeiger an den rund 5700 Bahnhöfen. Zudem habe man, so herrscht, dann ist in unserer automobilen Gesellschaft die Bahn die DB AG, vorgesorgt: Seit 2018 wird das Vegetationsmanagement schnell als Schuldiger ausgemacht. verbessert. Der Winter kann also kommen. « 6/2019 | Züge
16 Erlebnis Eisenbahn Dampfloks im Wald Die urige Waldeisenbahn Muskau, unweit von Cottbus, ist immer einen Besuch wert. Sie vermittelt den Zauber längst vergangener Zeiten. Von Markus Hehl A nfang September 2019 rollten besondere Fotozüge über die Gleise der Waldeisenbahn Muskau, die mit ihrer Linienfüh- rung durch Wälder und Wiesen noch immer den Zauber einer längst vergangenen Zeit vermittelt. Wenn dann noch mit viel historischem Wissen und etwas Gespür für das Detail einige au- thentische Zuggarnituren zusammengestellt werden, wenn Statis- ten in historischer Kleidung hie und da an die Strecke beordert werden, wenn nostalgische Traktoren, Autos und Motorräder wie zufällig als Beiwerk ins Bild gestellt werden – dann ist die Illusion einer vergangenen Epoche perfekt. Auch ein Blick in die Geschichte der Eisenbahn mit ihrer Spurwei- te von nur 600 Millimetern lohnt sich: 1867 wurde die Gemeinde Weißwasser an die regelspurige Strecke von Berlin nach Görlitz angeschlossen. Damit war die Grundlage geschaffen für die Indus- trialisierung der umliegenden Gegend. Es entstanden zahlreiche Auf weiten Strecken rollen die Dampf- Industriebetriebe – darunter vor allem Glashütten und Braunkoh- züge durch eine scheinbar unberührte legruben. Nachdem 1883 Hermann Graf von Arnim die Standes- Naturlandschaft. Tatsächlich aber ist der Teich im Vordergrund eine ehemalige herrschaft Muskau mit dem Gebiet um Weißwasser und Bad Mus- Kohlegrube, die vor Jahrzehnten aufge- kau erworben hatte, bekam die industrielle Entwicklung einen lassen und renaturiert wurde. weiteren Schub. Weitere Kohlegruben, Sägewerke, Ziegeleien und Papierfabriken wurden gegründet. Für die Transportaufgaben zwischen den einzelnen Betrieben wur- de eine 600-mm-Bahn gebaut, die ursprünglich als „Gräflich von Arnimsche Kleinbahn“ bezeichnet wurde. Erst später bürgerte sich die Bezeichnung Waldeisenbahn ein. 1895 nahm die Bahn zu- nächst ihren Betrieb mit Pferden auf. Ein Jahr später begann der Einsatz der ersten Dampflokomotiven, die von der Firma Krauss in München geliefert wurden. Stück für Stück wurde das Netz ausge- baut. Innerhalb weniger Jahre rollten die Züge über ein ausgedehn- tes Streckennetz mit rund 85 km Länge: Von Muskau bis nach Pe- chern im Osten, bis nach Köbeln im Norden und bis nach Tzschelln » Die Brigadelokomotiven aus der Zeit der ehemaligen deutschen Heeresfeldbahn gehören zu den Markenzeichen der Waldeisenbahn. Züge | 6/2019
Dampfloks im Wald 17 Romantischer Blick in den Abendhimmel: Ein „Bremser“ der Waldbahn genießt die beste Aussicht (links). So manches Detail erinnert an die Zeit der sowjetischen Besatzung in der DDR (Mitte). So mag es vor 50 Jahren ausgesehen haben: Verladeszene mitten im Wald (rechts). Fotos: Markus Hehl 6/2019 | Züge
18 Erlebnis Eisenbahn Impressionen von der Waldbahn Nach der Arbeit Plausch nach getaner Arbeit: Zwei „Waldarbeiter“ Weichenstellung Die Weichen sind gestellt: Im Rahmen einer begeben sich auf den Heimweg. Im Hintergrund wartet der Zug der Fotoveranstaltung im September 2019 boten sich zahlreiche maleri- Waldeisenbahn auf die Weiterfahrt. Fotos: Markus Hehl sche Motive entlang der Waldeisenbahn Muskau. Dicker Qualm Die offenen Wagen der Waldbahn bieten den Firmenschild Visitenkarte einer historischen Lok: Die Brigadelo- mitreisenden Fotografen authentische Erlebnisse. Zuweilen wird die komotiven der Waldeisenbahn Muskau weisen mitunter bewegte Sicht durch den Rauch der Dampflok etwas „vernebelt“. Biografien auf, die von zwei Weltkriegen gezeichnet sind. im Südwesten. Betrieblicher Mittelpunkt war ab 1921 der Wald- erschlossen. Bald erreichte der Verkehr einen neuen Höhepunkt. bahnhof bei Krauschwitz. Immer mehr Betriebe wurden an das 1969 aber verlor die Waldeisenbahn mit der Einstellung der „Gru- Netz angeschlossen. Immer mehr Lokomotiven und Wagen waren be Frieden“ einen Großteil ihrer eigentlichen Existenzgrundlage. auf den Gleisen unterwegs. Immer weiter kletterten die Transport- Ein Betrieb nach dem anderen kam der Eisenbahn als Transport- leistungen der kleinen Bahn. Um das Jahr 1940 wurde der Höhe- kunde abhanden. Nur dem maroden Straßennetz war es zu verdan- punkt der gefahrenen Transportkilometer erreicht. Zu Glanzzeiten ken, dass der Verkehr auf der Waldbahn noch eine Weile aufrecht waren elf Dampflokomotiven im Einsatz, die bald durch die ersten erhalten wurde. Offiziell wurde der Fahrbetrieb dann im März Diesellokomotiven unterstützt wurden. 1978 eingestellt. Strecken wurden zurückgebaut, Fahrzeuge ver- Doch dann litt auch die Waldeisenbahn unter den Folgen des Zwei- kauft. Das Ende der Bahn schien besiegelt. ten Weltkrieges. Industriebetriebe und Kohlegruben stellten ihren Erst Mitte der 1980er Jahre formierten sich in Weißwasser die ers- Betrieb ein. Manche Industrieanlage wurde in den Jahren 1945 und ten Eisenbahnfreunde, die der Waldeisenbahn ein Denkmal setzen 1946 demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion wollten. Loks und Wagen wurden gekauft und vor der Verschrot- abtransportiert. Auch die Eisenbahn selbst wurde zum Opfer der tung bewahrt. Bald fanden die ersten Sonderfahrten auf dem ver- Demontage und verlor Loks, Wagen und Gleismaterial. bliebenen Restnetz statt. Die Wiedervereinigung Deutschlands und Immerhin wurde die Bedeutung der Bahn für den Wiederaufbau der aufkommende Tourismus in der Region taten ein Übriges, um der Industrie erkannt, weshalb die Waldeisenbahn trotz ihrer Spur- die Waldbahn in eine neue Zukunft zu führen. Heute gilt die weite von nur 600 Millimetern im Jahr 1951 unter die Regie der Waldeisenbahn Muskau mit einem umfangreichen Fahrzeugpark, Deutschen Reichsbahn der DDR kam. In den Jahren danach wur- einem besonders malerischen Streckennetz und rund 40.000 Fahr- den neue und größere Braunkohlegruben unweit von Weißwasser gästen pro Jahr als feste Größe in der Museumsbahn-Szene. « Züge | 6/2019
Dampfloks im Wald Erlebnis Eisenbahn 19 Unweit des bekannten Braunkohletagebaus Nochten rollen zwei Brigadelokomotiven mit einem Fotogüterzug am Waldrand entlang in Richtung der Endstation „Schwerer Berg“. Lok und Wagen präsentieren sich in einem perfekt restaurierten Zustand. Wie ein Scherenschnitt wirken die Szenen auf der Waldeisenbahn im abendlichen Gegenlicht. Was auf dem Foto wie selbstverständlich aussieht, ist das Ergebnis von mehreren Scheinanfahrten – erst dann war das Bild zur Zufriedenheit aller im Kasten. Fotos: Markus Hehl 4/2019 | Züge
20 Erlebnis Eisenbahn Lässig ins Lungau Unlängst fand eine Sonderfahrt statt, unter Beteiligung der 1020.18 samt „Südbahn-Express“ und eines Dampfzuges mit der 298.56. Von Gerfried Moll E in kalter Morgen. Die Dämmerung setzt ein. Aus dem Süd- gendlichem Bodennebel kommen wir auf Höhe von Berg im Drautal bahnheizhaus in Lienz dringen Geräusche nach draußen. Die an der Filialkirche Sankt Athanasius vorbei. Später, nach dem reich- Vereinsmitglieder der Eisenbahnfreunde aus Lienz (EBFL) rüs- lichen Frühstück im Speisewagen, passieren wir den Ossiacher See ten sich für die anstehende Zweitagesfahrt ins wunderschöne Salz- und die Burg Hochosterwitz. Es geht zum Neumarkter Sattel. Auf burger Lungau. Semmeln werden mit Wurst belegt, Kaffee wird Höhe der Hirter Brauerei ist es für so manchen Zeit fürs erste Bier. gekocht, kaltes Bier vom Lager zum Speisewagen gebracht. Geschäf- Dazu gibts ein selbstgemachtes Gulasch. Die Stimmung ist daher tiges Treiben herrscht rund um den „Südbahn-Express“, der inmit- schon recht gut, als es in Unzmarkt gilt, auf den bereits wartenden ten einer großen Baustelle steht. In der Osttiroler Bezirksstadt wird Dampfzug umzusteigen. Die Zeit ist knapp, da der Südbahn-Ex- gerade ein Mobilitätszentrum samt Unterführung errichtet. Das press bei der Überleitstelle Wildbad Einöd hinter einem „liegen ge- heißt, der gesamte Bahnhof bekommt ein neues Gesicht. bliebenen“ Güterzug zum Stillstand kam. Bei dem Güterzug gab ein Draußen vor der Halle brummt die 1020.018 vor sich hin. Zeitwei- Taurus den Geist auf, während die altehrwürdige 1020 zuverlässig se läuft der Kompressor an. Ein vertrautes Geräusch für altgediente ihren Dienst versah. ÖBB-Mitarbeiter, sie kennen den Zweistufen-Kolbenkompressor der Bauart SGP BRK 15t. Dieser wurde auch bei den Lokreihen 1142 und 1144 verbaut. Bei der bald 80 Jahre alten E-Lok des EBFL war Auf gehts zum Heizhausfest eine größere Reparatur notwendig gewesen, die erst kurz vor der Fahrt fertig wurde. Dabei hat man bei der 120 t schweren Maschine Im Bahnhof Unzmarkt müssen die Fahrgäste nun innerhalb von in einer aufwendigen Aktion die Achse 1 aufgearbeitet. Die musste sechs Minuten samt Gepäck durch die Unterführung zum Dampf- neubereift werden. Ein Unterfangen, das früher in Österreich Stan- zug sprinten. Die Mannschaft des Südbahn-Express bleibt derweil dard war, aber heute oft schier unmöglich scheint. Doch die Gruppe zurück. Gilt es doch, den Zug wegzustellen, zu sichern und zu ver- des Fördervereins „1020.18 – IG Tauernbahn“, mit Obmann Ing. sperren. Mit dem Planzug der Murtalbahn, einem zweiteiligen Die- Peter Wimmer an vorderster Front, hat es geschafft. So steht dem seltriebzug, reist die Mannschaft anschließend nach. 80-jährigen Jubiläum im Jahr 2020 nichts mehr im Weg. Im schönen Städtchen Murau wird dann in der ortsansässigen Brau- Zurück zum Zug. Um 08:01 Uhr, pünktlich mit dem Zeigerschlag, erei das Mittagessen eingenommen, es gibt auch eine Führung. Drei geht es los, an der Drau entlang nach Spittal-Millstättersee. Bei mor- Stunden vergehen wie im Flug und schon sitzt man wieder im Blick über den Vorbau der 1020.018 auf die Drautalbahn. In tadellosem Zustand zeigt sich die fast 80-jährige Maschine. Züge | 6/2019
Lässig ins Lungau 21 Unterwegs muss Wasser genommen werden, Zeit für ein Gespräch und natürlich das ein oder andere Aufnahme. Fotos (3): Chris Pescher Dampfzug. Weiter geht es der Mur entlang in Richtung Tamsweg. Zwischendurch werden Wasser und Kohle aufgefüllt. Dank der lässigen Musik, mit Teufelsgeige, Löffeln und Ziehharmo- nika, ist die Stimmung am Höhepunkt und es geht im Dampfzug sprichwörtlich der Rauch auf. So mancher Juchzer schallt aus den Waggons heraus, während sich ein paar hartgesottene Plattformste- her die Rauchschwaden um die Nase wehen lassen. Mittlerweile ist es finster geworden und die letzten Kilometer werden im Salzburger Lungau absolviert. In Mauterndorf angekommen, heißt es: „Endsta- tion, bitte aussteigen!“ Als Erstes werden die Zimmer bezogen, dann gehts zum Heizhausfest des Vereins Taurachbahn. Vor der Halle Mauterndorf ist der Endpunkt der Murtalbahn, Spurweite 760 mm. schnaubt die 298.56 vor sich hin, während man drinnen herrliche Koteletts und Grillwürste serviert und die Musik nochmals kräftig erklommen werden und bei Friesach gelangen wir wieder auf Kärnt- aufspielt. Ein gelungener Abend, mit tollen Gesprächen, die man in ner Boden. Der weitere Weg führt über Klagenfurt und am Wörther- dieser schnelllebigen Zeit eigentlich öfters führen sollte. see vorbei nach Villach. Trotz einiger Zugkreuzungen im Drautal Nach kurzer Nacht heißt es am Morgen, wieder die Heimreise an- wird schließlich Lienz pünktlich erreicht. Zwei wunderbare Tage zutreten, die mit Kartenspielen, Kaffeetrinken und einzelnen Foto- sind zu Ende, doch sogleich kommt die Frage auf: „Wann fahren wir halten kurzweilig verläuft. In Murau gibt es einen längeren Halt, um wieder?“ Am 30. November hätte es zum Salzburger Christkindl- Wasser und Kohle zu ergänzen. Im steirischen Unzmarkt wird Ab- markt gehen sollen. Doch leider verhinderten die Unwetterschäden schied genommen von den Freunden der Taurachbahn und auf den an der Tauernbahn die Durchführung dieser Sonderfahrt. Aktuelle Südbahn-Express gewechselt. Erneut muss der Neumarkter Sattel Infos zum Verein und zu Sonderfahrten auf: www.ebfl.at « Lokführer und Heizer haben auch auf einer Schmalspurlok gut zu tun, das Feuer will unterhalten sein. Derweil genießt Anna Moll die Fahrt im Museumszug (Mitte). Fotos (4): Gerfried Moll 6/2019 | Züge
22 Erlebnis Eisenbahn Drehkreuz Zürich Obwohl in der Schweiz ein Tempolimit von 200 km/h auf der Schiene gilt, bauen die SBB Zürich zum Hochgeschwindigkeits-Drehkreuz aus. Dabei helfen die Nachbarn Deutschland und Frankreich mit. Von Thomas Rietig Drei schöne Gesichter: ICE 4, „Giruno“ und der „TGV Lyria“ am 23. No- N eue internationale Hochgeschwindigkeitszüge sollen vember 2019 im Zürcher Hauptbahnhof. Foto: © SBB künftig noch häufiger als bisher in der Schweiz unterwegs Taufe mit Seewasser: Als „Zürichsee“ wird ein ICE 4 der DB künftig sein. Zürich wird dabei zu einer Drehscheibe für den euro- auf die Zusammenarbeit der Bahnen hinweisen. DB-Vorstand für den päischen Bahnverkehr werden. Das kündigten die Schweizeri- Personenverkehr Michael Peterson (rechts) betätigte sich als Taufpate. schen Bundesbahnen (SBB) bei der Vorstellung des erweiterten Angebots im Zürcher Hauptbahnhof an. Zu diesem Anlass hatten sich am 23. November mit erheblichem logistischem Aufwand nicht nur die Chefs der Nachbarbahnen versammelt, sondern auch die deutschen, französischen und Schweizer Flaggschiffe. Mit den ÖBB „dauert es noch ein bisschen“, wie Armin Weber, bei den SBB für internationalen Personenverkehr zuständig, sagte. Der grenzüberschreitende Verkehr mit der Schweiz hat 2018 um zehn Prozent zugenommen, „eine Steigerung, wie wir sie seit 25 Jahren nicht mehr hatten“, freute sich Weber. Spätestens seit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels 2016 habe diese Art zu rei- sen neuen Schub bekommen, nachdem sie vorher eher ein Ni- schendasein führte – unter anderem auch, weil die Bahnen eifer- süchtig auf Konkurrenz im eigenen Netz achteten. Das soll sich Züge | 6/2019
Sie können auch lesen