Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Juli 2022 Ausgabe 92 GENERATIONENWECHSEL - ALPHA NRW

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Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Juli 2022 Ausgabe 92 GENERATIONENWECHSEL - ALPHA NRW
Ansprechstellen im
                        Land NRW zur
                        Palliativversorgung,
                        Hospizarbeit und
                        Angehörigenbegleitung

Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen
Juli 2022 Ausgabe 92

Schwerpunkt:
GENERATIONENWECHSEL
Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Juli 2022 Ausgabe 92 GENERATIONENWECHSEL - ALPHA NRW
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92
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Hospiz-Dialog Nordrhein-Westfalen - Juli 2022 Ausgabe 92 GENERATIONENWECHSEL - ALPHA NRW
Liebe Leserinnen und Leser,
                                   wie in vielen anderen sozialen oder auch kulturellen Bereichen erleben wir in der Hospizarbeit einen
                                   Generationenwechsel – nicht nur in der ehrenamtlichen Begleitungs- und Vorstandsarbeit, sondern auch
                                   im Hauptamt. Dieser unvermeidliche Wechsel bringt viele Chancen mit sich, ist jedoch mancherorts
                                   auch mit Sorgen verbunden, vor allem dann, wenn die Frauen und Männer der ersten Stunde als
                                   Wegbereiterinnen und Wegbereiter vermeintlich große Fußstapfen hinterlassen haben. Auch wenn es
                                   so wäre: Jedes Engagement erhält einen individuellen Anstrich. Mit jedem neuen Mitarbeiter und jeder
                                   neuen Mitarbeiterin ändert sich der Farbton. Kein Weg ist wie der andere. Dabei bleibt er zwar gesäumt
                                   von den für die Begleitung Sterbender unerlässlichen Grundhaltungen und Werten, doch kann er nun –
                                   und muss vielleicht auch – neu gestaltet werden. So gilt es, das Bewährte zu erhalten, Kreatives zu
                                   schaffen, Neuartiges zu etablieren und dabei mutig mit den eigenen Schuhen den Weg in die Zukunft
                                   zu beschreiten.

                                   Eine gute Lektüre wünscht Ihnen

                                   Ihre Dr. Gerlinde Dingerkus

                                   INFORMATION                                          SCHWERPUNKT
                                                                                        GENERATIONENWECHSEL

                                   4 Tod, Trauer, Trost – Mit Kunst                     16 Zwischen Tradition und Ökonomi-
                                     gegen die Ohnmacht                                    sierung – Kann die ursprüngliche
                                       Boris Hait, Elena Margolina-Hait & Robert J.        Hospizidee bewahrt werden?
                                       Hait                                                 Miriam Püschel

                                   7 Ein Bewusstsein für die                            19 Haltung weitergeben, Übergänge
                                     politische Biographie                                 gestalten
                                       Interview mit Gereon Heuft                           Sabine Löhr, Judith Kohlstruck

                                   10 Trauernden begegnen –                             23 Junges Ehrenamt
                                      Ein Seminarkonzept                                    Bernadette Groebe
                                       Irmgard Hewing
                                                                                        25 Leserbrief
                                   13 Das Lebensende thematisieren                          Zum Beitrag „Sterben ohne Abschied“ (Autorin:
                                       Nicola Rieder et al., Palli-Kom                      Anke Sauter) von Norbert Mucksch
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                                                                        26 Veranstaltungen

                                                                                        27 Impressum
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© Grete Achtermann

                         TOD, TRAUER, TROST –
                         MIT KUNST GEGEN DIE OHNMACHT
                         BORIS HAIT, ELENA MARGOLINA-HAIT & ROBERT J. HAIT

                         D
                                     ie Eheleute Boris Hait und Elena Margo-    Spuren. Der Lichtspalt beherbergt alles. All das,
                                     lina-Hait sind in Lwiw, Ukraine, geboren   was uns ausmacht, was das Leben lebenswert
                                     und leben schon seit vielen Jahren in      macht, was uns menschlich macht: Freude und Be-
                                     Unna. Dem Palliativmediziner und der       stürzung, Hoffnung und Angst, Liebe und Verlet-
                         Konzertpianistin und Klavierprofessorin an der         zung, Errungenschaften und Rückschläge – Tod,
                         Hochschule für Musik in Detmold ist es schon seit      Trauer und Trost.
                         langem ein Herzensanliegen, sich dem Thema „Tod,
                         Trauer und Trost“ gemeinsam literarisch und musi-      Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist, wenn
                         kalisch zu nähern. Mit Kriegsbeginn in der Ukraine     ich nicht mehr bin?
                         ist der Moment gekommen, dieses besondere              Seit jeher ist die Beschäftigung sowohl mit Fragen
                         Projekt in Form einer CD in die Tat umzusetzen.        des Lichtes als auch mit denen ewiger Dunkelheit
                                                                                eine unumstößliche Konstante unseres Seins. Es
                         „Die Wiege schaukelt über einem Abgrund, und           berührt und bewegt die Menschen über alle
                                                                                                                                       Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                         der platte Menschenverstand sagt uns, dass             Lebenslagen, Gesellschaftsschichten und Zeitdi-
                         unser Leben nur ein kurzer Lichtspalt zwischen         mensionen hinweg. So überrascht es keineswegs,
                         zwei Ewigkeiten des Dunkels ist.“                      dass diese Gedanken gerade auch in der Musik und
                                                        Vladimir Nabokov        Literatur Einzug halten und Künstler sich kontrovers
                                                                                mit dem Thema „Tod, Trauer und Trost“ ausein-
                         Innerhalb dieses kurzen Lichtspaltes wandeln wir       andersetzen – so wie die Pianistin und Interpretin
                         auf gewundenen Wegen und hinterlassen unsere           dieser CD.
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                                   Doch auch für die Medizin ist dieser Balanceakt       Seit Anfang März leben in unserem Haus zwei Ju-
                                   eine unabdingbare Existenzgrundlage. Nirgendwo        gendliche aus Charkiw. Mit beklemmender Fas-
                                   verschwimmen hierbei die Grenzen so flüssig wie       sungs- und Sprachlosigkeit beobachteten wir, wie
                                   in der Palliativmedizin. Für den Sprecher der Texte   die beiden am Frühstückstisch zusammenzuckten,
                                   dieser CD, der seit langem in der medizinischen       als sie das dumpfe Grollen der Flugzeugtriebwerke
                                   Versorgung Schwerstkranker arbeitet, ist seine        über ihren Köpfen vernahmen. Zum Glück war es –
                                   Tätigkeit als Palliativmediziner von unschätzbarem    dieses Mal – lediglich eine Passagiermaschine im
                                   Wert. Sterbebegleitung eröffnet einzigartige Per-     Landeanflug auf Dortmund.
                                   spektiven auf das Leben, den Tod und das, was         Musik und Literatur wirken auf die Menschen als
                                   danach kommen mag. Im Dialog mit Menschen an          Berührung mit dem Schönen, als Leuchtfeuer glü-
                                   ihrem Lebensende offenbart sich ein reichhaltiger     hender Ideale, als Vermittler wahrhaftiger Werte.
                                   Schatz: Wut, Angst und Verzweiflung angesichts        Sie sind somit ein einzigartiges Mittel, um Trost zu
                                   des Unbekannten, Vorahnung des Unaus-
                                   weichlichen, die Reue vertaner Chancen, das
                                   Ringen mit dem eigenen Schicksal, unendli-
                                   che Trauer und Einsamkeit – aber auch die
                                   Weisheit und das Glücksgefühl eines erfüll-
                                   ten Lebens, Hoffnung, Freude der Erinne-
                                   rung, Befreiung, Zuversicht und Neugier auf
                                   das Nahende. Wie durch ein Kaleidoskop
                                   ermöglicht es die Sterbebegleitung, einen
                                   flüchtigen Blick auf den illustren Lichtspalt
                                   des Menschenlebens zu erhaschen.

                                   Eine Niederschrift simpler Worte vermag es
                                   nicht, die Erfahrungen am Sterbebett in ihrem
                                   Gefühlsreichtum, ihrer Widersprüchlichkeit,
                                   ihrer Komplexität und ihrer Schönheit zu er-
                                   zählen. Doch das klangliche Zusammenspiel
                                   von Musik und Literatur erlaubt es, die Tiefe
                                   und Wahrhaftigkeit der menschlichen Seele
                                   zu beleuchten. Daher rührt die Ursprungs-
                                   idee dieser CD.

                                   Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine
                                   war für die Träger dieses Projektes der Zeit-
                                   punkt gekommen, die Idee zu realisieren.                                                                     Cover CD
                                   Am 24. Februar 2022 ist das Thema „Tod,
                                   Trauer und Trost“ nahezu unvorstellbar grausam,       spenden, um Ohnmacht zu überwinden, um aufs
                                   erbarmungslos und betäubend über uns hereinge-        Neue Hoffnung zu fassen. Die Musik und die Texte
                                   brochen. An dem Tag, der den Lauf der Geschichte      dieser CD haben nicht nur zum Ziel, einen Beitrag
                                   veränderte – für die Ukraine, für Europa, für die     zur Enttabuisierung des Todes zu leisten. Vielmehr
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                                   Welt. Auch für uns. Einige unserer engsten Freunde    wollen sie den Menschen, die sich mit der neuen
                                   befinden sich auch aktuell noch im Kriegsgebiet,      Welt, einer düsteren und lähmenden Kriegsrealität,
                                   ihrer Heimat. Manche von ihnen verbringen ihren       konfrontiert sehen, bei der Verarbeitung ihrer Trau-
                                   Alltag stundenlang in Luftschutzbunkern. Andere       er eine Stütze sein.
                                   schaffen angesichts der heranrückenden Lebens-
                                   gefahr ihre Kinder außer Landes, nicht wissend, ob    Uns Trägern dieses Projektes ist es ein besonderes
                                   und wann die Familie wieder vereint sein wird.        Anliegen, unsere Zuhörerinnen und Zuhörer mit
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    Werken ukrainischer Künstlerinnen und Künst-
    ler vertraut zu machen. Die entmenschlichende,
    aufhetzende Rhetorik des russischen Staates
    benutzt Begriffe wie „Entukrainisierung“, um
    die historischen Wurzeln des ukrainischen
    Volkes, seine Sprache und seine Kultur zu
    verhöhnen, zu negieren und zu pervertieren.
    Daher fühlen wir uns verpflichtet, die Schönheit
    und Schätze der ukrainischen Kultur in Wort
    und Klang lebendig zu erhalten.

    Zu musikalischen Werken von Bach, Mozart,
    Schubert, Chopin, Gluck, Nepomuceno, Glinka
    sowie von den ukrainischen Komponisten
    Lyssenko, Skoryk und Bortkiewicz sind literari-
    sche Beiträge zu hören von Goethe, Ringelnatz,
    Kaléko, Rilke, Bonhoeffer, Roth, Eichendorff,
    Droste-Hülshoff, Streiff, Münchhausen, Ander-
                                                           v. l. n. r.: Elena Margolina-Hait, Boris Hait & Robert J. Hait
    sen, Blumenthal, Fossen, Fried, Saint-Exupéry,
    Nabokov, Tolstoi, Latendorf und von den ukraini-
    schen Dichtern Schewtschenko, Franko, Lessja
    Ukrajinka, Tschuprynka und Swidsinskyj.
                                                                                              Kontakt
    Die CD kann bestellt werden unter:                                                  Dr. Boris Hait
    cd-margolina@gmx.de.                                                        Palliativzentrum am
                                                                   Christlichen Klinikum Unna Mitte
    Die Erlöse aus dieser CD sollen insbesondere Kran-                     Obere Husemannstraße 2
    kenhäusern in der westukrainischen Stadt Lwiw                                        59423 Unna
    sowie jungen aus der Ukraine nach Deutschland                           mobil: 01 78 - 8 76 48 34
    geflohenen Menschen zugutekommen. Wir bedan-                     dienstlich: 0 23 03 - 1 00 60 34
    ken uns ganz herzlich für die freundliche Unterstüt-                              b.hait@gmx.de
    zung bei „Rotary Club Unna, District 1900“ &                         b.hait@hospitalverbund.de
    „Rotary Unna Stiftung“.
                                                                                                                            Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92
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©istock.com/mammuth

                                                         EIN BEWUSSTSEIN FÜR DIE POLITISCHE
                                                         BIOGRAPHIE
                                                         Die Bedeutung des Ukrainekriegs für die Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges
                                                         Interview mit Prof. Dr. Gereon Heuft, geboren 1954, ärztlicher Direktor der Klinik für Psychosomatische
                                                         Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Münster. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte
                                                         sind u. a. die Psychotraumatologie, Gerontopsychosomatik, Alterspsychotherapie.

                                                         Was geschieht bei den Menschen, die den                 Flucht oder haben sexualisierte Gewalt erlebt. Für
                                                         Zweiten Weltkrieg erlebt haben, wenn sie jetzt          diese Gruppe besteht eine relativ erhöhte Wahr-
                                                         die Bilder aus der Ukraine sehen?                       scheinlichkeit, dass durch die Kriegsberichterstat-
                                                         Wir sollten da unterscheiden zwischen den heute         tung lange zurückliegende Belastungen wieder
                                                         Hochaltrigen, 93 Jahre und älter, die z. B. selbst in   hochkommen, evtl. mit Symptomen einer spät
                                                         Kampfhandlungen involviert waren, und den 77-           beginnenden Posttraumatischen Belastungsstö-
                                                         bis 93-Jährigen, also der Kriegskindergeneration,       rung oder durch Symptome, in denen sich die
                                                         die nicht direkt mit Kampfhandlungen konfrontiert       Belastungssituation im Körpersymptom symboli-
                                                         war. Von diesen sind ein Drittel der nichtjüdischen     sierend wiederholt. Dass man z. B. keine Luft mehr
                      Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                                         Bevölkerung schwerstbelastet und traumatisiert,         bekommen hat und heute bei einer sogenannten
                                                         während es bei der jüdischen Bevölkerung in der         Trauma-Reaktivierung diese Luftnot wieder auftritt,
                                                         Altersgruppe zu 100 % Betroffene gibt.                  auch wenn sie organisch nicht begründet ist.

                                                         Bei diesem Drittel bestehen die Traumata z. B. auf      Für die Hochaltrigen gilt das genauso, mit dem
                                                         Grund von Tiefflieger- oder Bombenangriffen, es         Akzent, dass unter Umständen noch die Täter-, also
                                                         gab praktisch nichts zu essen, sie waren auf der        die Schuldthematik hinzukommt.
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    Was genau wirkt auf die alten Menschen und              bei dieser vulnerablen Gruppe der in absehbarer
    was können die Angehörigen tun?                         Zeit Sterbenden, bei denen die psychische Kraft
    Der stärkste Motor für die Reaktivierung schwerer       und Perspektive gegebenenfalls nicht mehr aus-
    Belastungen sind die Bilder. Wenn Angehörige das        reicht, sind diese „anstrengenden Psychotherapie-
    bemerken, dann könnten sie den älteren Menschen         methoden“ vielleicht nicht mehr indiziert.
    mit Kriegserfahrungen raten, den Bilderkonsum
    einzuschränken, z. B. auf Radionachrichten zurück-      Dann würde ich alternativ vorschlagen, gut wahr-
    zugreifen.                                              zunehmen und zuzuhören, ob jemand sprechen
                                                            möchte. Man sollte das Gesprächsangebot nicht
    Es gibt keine Studien in dieser Altersgruppe, aber      forcieren und auch keinen Druck ausüben. Wenn
    wir wissen aus klinischen Zusammenhängen, dass          jemand reden möchte, sollte es jedem bewusst
    die Konfrontation mit Bildern stärkere Erinnerungs-     sein, dass die Inhalte auch für den Zuhörenden sehr
    reize setzt. Und wir wissen auch, dass es nicht gut     belastend sein können.
    ist, ununterbrochen Nachrichten zu verfolgen, was
    wir möglicherweise aus Solidaritätsgründen tun.         Manchmal neigt man als Zuhörer zum Beschwich-
    Da ist eine gesunde Abgrenzung notwendig.               tigen. Das könnte jedoch bei dem Sprechenden
                                                            zum Gefühl eines Abgewimmeltwerdens oder auch
    Wie erkennt man insbesondere bei Menschen               einer Abwertung führen … daher ist es besser, als
    mit Demenz, ob und was die Bilder in ihnen              Zuhörer begleitend und spiegelnd, aber nicht be-
    auslösen?                                               schwichtigend zu reagieren. Und auch auf keinen
    Hier kommen weitere Faktoren hinzu. Ich würde           Fall überreagieren und dramatisieren, sondern eher
    gern das Beispiel einer Bewohnerin anführen: Sie        in Verbundenheit mitfühlen. Das ist oft eher eine
    war gut integriert und völlig unauffällig, solange      zugewandte Haltung, bei der man nicht allzu viel
    sie noch selber mobil war und sich weitgehend           sprechen muss.
    selbstständig pflegen konnte. Bei Fortschreiten
    ihrer Erkrankung und als sie auf Hilfe bei der Kör-     Was ist wichtig für Fachleute aus Pflege und
    perpflege angewiesen war, wurde sie zunehmend           Medizin?
    aggressiver. Das verstand niemand und die Pflege-       Es kann schon eine Herausforderung für die
    kräfte fühlten sich abgelehnt. Keiner hatte mehr        Behandelnden sein, wenn z. B. jemand mit 87 Jahren,
    Lust, mit ihr zu arbeiten. Einige Zeit später gelang    der mit diesen Bildern aus dem Ukrainekrieg kon-
    es, über die Schwester der Bewohnerin zu erfahren,      frontiert ist, plötzlich wieder eigene schwerste
    dass sie Ende des Zweiten Weltkriegs ein Vergewal-      Kriegserfahrungen erinnert und ansprechen möchte.
    tigungstrauma erlitten hatte. Ihr ganzes weiteres       Sollten sich aufgrund der Erinnerungen psychische
    Leben war sie alleinstehend und hatte damit auch        oder körperlich nicht erklärbare (psychosomatische)
    körperliche Nähe vermieden. Nun war Berührung           Symptome entwickeln, ist die Differenzialdia-
    über die Pflege notwendig. Die Kenntnis dieser Not      gnostik oft auch für die behandelnden Ärzte nicht
    ermöglichte es den Pflegenden, wieder Solidarität       einfach.
    mit der Bewohnerin zu entwickeln und den Ablauf
    der körperlichen Pflege so zu gestalten, dass die       Man wird zunächst immer auch körperliche Ursa-
    Patienten bei der Körperpflege nicht ganz aufge-        chen für die Symptomatik ausschließen müssen.
    deckt war und gleichzeitig mit ihr beruhigend           Wenn man weiß, dass der Betroffene solche Erfah-
    gesprochen wurde. Dieser neue Ansatz führte allseitig   rungen gemacht hat, und deswegen unter Erinne-
                                                                                                                      Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

    zu einer Entlastung.                                    rungsbildern leiden könnte, dann könnte man
                                                            zumindest vorsichtig versuchen, die Zusammen-
    Wie kann die Kommunikation mit den Menschen             hänge zwischen den damaligen Erfahrungen und den
    gestaltet werden, die angesichts ihrer Erinne-          heutigen Symptomen anzusprechen. Man merkt
    rungen unter Angstgefühlen leiden?                      relativ schnell, ob der Betreffende den Ball aufgreift,
    Grundsätzlich sind traumatherapeutische Behand-         oder ob er „abblockt“.
    lungsmethoden nicht altersgebunden. Aber gerade
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                                   Denken Sie, dass es genug Professionelle gibt,          Menschen im Hospiz befinden sich in einer erhöhten
                                   die in diesem Bereich unterstützen können?              Vulnerabilität. Sie realisieren die Lebensbegren-
                                   Sicher nicht. Der gesamte Bereich der Alterspsy-        zung und sind mit dem Tod bedroht. Diese Erfah-
                                   chotherapie ist erheblich unterbesetzt. Im Hinblick     rungen führen unter Umständen zu einer höheren
                                   auf ältere Menschen zeigt sich hier ein noch grö-       psychischen Empfindlichkeit. Daher sollte man
                                   ßeres Defizit. Das hängt mit verschiedenen Fakto-       Menschen im Hospiz ermöglichen, dass sie ange-
                                   ren zusammen. Therapeuten im mittleren und jün-         sichts der Belastungen, die sie jetzt für sich
                                   geren Erwachsenenalter lassen evtl. das Thema des       persönlich zu tragen haben, eine Grenze setzen
                                   Alternsprozesses nicht so gerne an sich herankom-       dürfen. Dazu darf man die Bewohner auch aktiv
                                   men, da sie selber diese Entwicklungsaufgabe noch       ermutigen.
                                   vor sich haben – und das macht Angst. Diese Jahr-
                                   gänge suchen auch noch weniger aktiv nach
                                   Psychotherapie. Deutschland und Österreich waren
                                   ja bis zum II. Weltkrieg führend in der Psychothe-                        Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Gereon Heuft
                                                                                                             Sektion für Psychosomatische
                                   rapie. Nach Ende des II. Weltkrieges hatte die Na-
                                                                                                             Medizin und Psychotherapie
                                   tionalsozialistische Diktatur die meisten Experten                        Universitätsklinikum Münster
                                   vertrieben oder umgebracht, so dass in den ersten                         Albert-Schweitzer-Campus 1 (Geb. A9)
                                   Jahrzenten nach dem 2. Weltkrieg das psychothe-                           48149 Münster
                                   rapeutische Wissen erst mühsam wieder „impor-                             Tel.: 02 51 - 8 35 29 01
                                   tiert“ werden musste. Die nachwachsende Alters-                           Fax: 02 51- 8 35 29 03
                                                                                                             heuftge@ukmuenster.de
                                   generation hat oft schon im mittleren Lebensalter
                                   selber Erfahrungen mit Psychotherapie sammeln
                                   können oder kennt Menschen, die von einer sol-
                                   chen Behandlung profitiert haben. Daher erwarte
                                   ich in 10-20 Jahren eine deutliche Veränderung. Die
                                   nachfolgende Altersgeneration wird Psychothera-
                                   pieangebote viel eher einfordern.

                                   Gibt es noch etwas, was Sie unseren Leserinnen
                                   und Lesern aus der Hospiz- und Palliativversor-
                                   gung empfehlen würden?
                                   Ja, ich glaube, es ist wichtig, dass sie ein Bewusst-
                                   sein dafür entwickeln, dass ihre Schutzbefohlenen,
                                   egal in welchem Kontext, auch eine politische Bio-
                                   graphie haben. Diese kann relativ unbelastet
                                   gewesen sein: Nehmen wir z. B. jemanden, der
                                   während des Kriegs im Allgäu in der Landwirtschaft
                                   aufgewachsen ist. Die Eltern waren beide unab-
                                   kömmlich auf dem Hof und wurden nicht eingezogen,
                                   es gab immer genug zu essen und keine Flucht, kei-
                                   ne Bombenangriffe, keine Kinderlandverschickung.
                                   Andere wiederum waren, wie bereits erwähnt,
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                                   mittel- oder stark betroffen von Kriegsgeschehnissen.
                                   Und dies kann eben auch Anlass dafür sein, dass
                                   im Alter, wie z. B. jetzt durch den Ukraine-Krieg,
                                   Erinnerungen und Traumata wieder hochgespült
                                   werden.
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                              TRAUERNDEN BEGEGNEN –
                              EIN SEMINARKONZEPT
                              IRMGARD HEWING

                              T
                                       rauer ist ein höchst individueller Prozess.   Nahestehenden neu auf sich selbst besinnen, in
                                       Für den einen ist der Verlust mit einer       einer veränderten Lebenssituation orientieren und
                                       emotionalen oder auch existentiellen          neu zurechtfinden. Trauer kann ein wegweisender
                                       Krise verbunden, für den anderen ist der      heilender Prozess sein, um mit dem Vergangenen
                              Verlust berührend und doch annehmbar. Kein             abzuschließen, sich dem Zukünftigen zuzuwenden
                              Mensch trauert wie der andere, auch stellen sich       und das Leben in einen neuen Zusammenhang zu
                              Menschen, die einen Verlust erlebt haben, diesem       stellen.
                              auf sehr unterschiedliche Weise.
                                                                                     Seit 2019 ist die sogenannte „anhaltende Trauer-
                              Was wir meinen, wenn wir von Trauer sprechen           störung“ als pathologische Trauerreaktion eine in
                              Trauer ist die Reaktion eines Menschen auf einen       der ICD1 11 klassifizierte Krankheit. Die Kriterien für
                              Verlust, ob durch Tod oder Trennung von einem          die Diagnose sind laut WHO: Funktionseinschrän-
                                                                                                                                                       Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                              Nahestehenden, aber auch durch den Abschied von
                              materiellen Dingen, z. B. von der beruflichen Rolle,   1 Die ICD ist ein weltweit genutztes Klassifikationssystem, in
                              dem finanziellen Status oder auch von der eigenen        dem Krankheiten definiert werden. Die Abkürzung ICD steht
                              gesundheitlichen Unversehrtheit. Trauern ist eine        für „International Statistical Classification of Diseases and
                                                                                       Related Health Problems“ oder auf deutsch: „Internationale
                              angeborene emotionale Fähigkeit, mit Verlusten           statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter
                              umzugehen. Denn alle Menschen – ob Kinder oder           Gesundheitsprobleme“. In der Kurzform spricht man von
                              Erwachsene – müssen sich nach dem Tod eines              der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“.
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                                   kung im Alltag, ein starkes Verlangen nach und eine      Angst, etwas falsch zu machen, etwas Falsches zu
                                   anhaltende Beschäftigung mit der/dem Verstorbe-          sagen. Ich fühlte mich so hilflos!“
                                   nen, verbunden mit starkem emotionalem Schmerz           „Auch nach zwei Jahren wiederholt meine Nachba-
                                   – über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. Das       rin immer wieder die alten Geschichten um ihren
                                   Einfügen der Trauer in die ICD wurde und wird im-        verstorbenen Bruder. Ich kann es nicht mehr hö-
                                   mer noch kritisch diskutiert.                            ren!“
                                                                                            „Vor zwei Wochen ist meine Tochter gestorben. In
                                   Aus der Trauerforschung ist bekannt, dass ein ge-        meinem ganzen Schmerz und meiner ganzen Trauer
                                   sunder Trauerprozess keine zeitlich fest definierten     werde ich nun auch noch von vielen Menschen ge-
                                   Grenzen hat. Das erste Trauerjahr ist von besonde-       mieden. Dabei wünschte ich mir so sehr ihre An-
                                   rer Bedeutung, da jedes bisher gemeinsam gelebte         sprache!“
                                   Ritual, jeder Geburtstag, besondere Festtage oder        Solche und ähnliche Aussagen zeigen die Angst
                                   Erlebnisse, die in einem Kalenderjahr stattgefun-        und die Hilflosigkeit im Umgang mit Trauernden.
                                   den haben, mindestens einmal ohne die/den Ver-
                                   storbene/n durchlebt werden. Aber die intensiven
                                   Gefühle gehen oft sehr weit über das traditionelle       Das Seminar „Trauernden Begegnen – ein Mut-
                                   Trauerjahr hinaus.                                       machseminar“
                                                                                            All diese Gedanken mündeten in der Idee, ein Kon-
                                                                                            zept zu entwickeln, das Menschen in ihrem alltäg-
                                   Was Trauernde brauchen                                   lichen Leben darin stärken und sie ermutigen soll,
                                   Menschen in Trauer benötigen wertfreien Respekt          Trauernde nicht alleinzulassen, sondern ihnen mit
                                   in ihrem Handeln und auch in ihrem Nichthandeln.         Achtsamkeit, Empathie, Wertschätzung und Ver-
                                   Sie leben in einem Gewirr von Gefühlen, die im Le-       ständnis zu begegnen. Mit dem „Mutmachsemi-
                                   ben derer, die nicht trauern, so nicht vorkommen.        nar“ machte Sabine Wüppenhorst einen großen
                                   Für sie gibt es nicht die Trauerkultur, die ihnen eine   Schritt in diese Richtung und damit hin zu einer po-
                                   Orientierung oder einen „Leitfaden“ bieten könnte.       sitiven Entwicklung unserer Gesellschaft, indem die
                                   Und auch wenn man sich durch Literatur oder Filme        Trauer aus der Tabuzone heraus- und wieder ins
                                   mit der Thematik beschäftigt hat, ist letztendlich       Leben hineingeholt wird. In Zusammenarbeit mit
                                   wohl niemand vorbereitet: auf den emotionalen            ALPHA NRW und Koordinatorinnen aus ambulanten
                                   Schmerz, auf die eigene Verunsicherung oder auf          Hospizdiensten entstand eine Publikation, die das
                                   andere plötzlich aufkommende Gefühle und Verän-          Seminarkonzept enthält (incl. Arbeitsblätter und
                                   derungen. Wenn ein geliebter Mensch stirbt, bleibt       Präsentation) mit dem Ziel, Trauer besprechbar zu
                                   eine schmerzliche Lücke im Alltag der Hinterblie-        machen und Berührungsängste abzubauen.
                                   benen. Plötzlich ist nichts mehr wie vorher.

                                   Auch wenn Tod und Sterben zum Leben gehören,             An wen sich das Seminar richtet
                                   ist es in unserer Gesellschaft häufig ein Tabuthema.     Das niedrigschwellig ausgerichtete Mutmachsemi-
                                   Gerade dann ist es aber wichtig, dass die Menschen       nar richtet sich an Menschen, die sich im Umgang
                                   in der Umgebung nicht wegschauen und auswei-             mit Trauernden hilflos fühlen, die mehr über Trauer
                                   chen, sondern im Gegenteil: hinschauen und da-           und Trauernde erfahren wollen und die bereit sind,
                                   bleiben. Trauernden zu begegnen, braucht jedoch          sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es hat
                                   manchmal eine Portion Mut. Ihr Gegenüber ist un-         einen Umfang von wenigen Stunden. Wichtig für
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                   sicher, hat Sorge, nicht die richtigen Worte zu fin-     die Ausschreibung ist es, deutlich zu machen, dass
                                   den, oder fühlt sich ohnmächtig.                         es sich nicht um ein Selbsthilfe- oder Trauerbeglei-
                                                                                            tungsangebot handelt. Die Umsetzung soll durch
                                   „Gestern bin ich in der Stadt einer alten Bekannten      erfahrene und fachlich sichere Referentinnen und
                                   begegnet, deren Ehemann kürzlich verstorben ist.         Referenten, Koordinatorinnen und Koordinatoren
                                   Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Am liebs-    erfolgen.
                                   ten wäre ich ihr aus dem Weg gegangen. Ich hatte
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     Das Seminarkonzept                                    Der rote Faden in diesem Seminar, das ursprünglich
     Biographiearbeit, Trauermodelle, Trauerverläufe       in Präsenz gedacht war, aber auch sehr gut online
     sind hilfreiche Elemente, um Trauer zu verstehen,     durchführbar ist, besteht in der Wertschätzung der
     und werden hier vorgestellt. Es geht nicht um das     Teilnehmerinnen und Teilnehmer, da zu sein, um
     Trösten: Die Kraft des Zuhörens und ein einfaches     Gedanken zu sortieren, den Blickwinkel zu verän-
     Dasein helfen. Die eigene Unsicherheit im Gespräch    dern, eigene Kompetenzen zu entdecken und den
     mit Trauernden zu thematisieren, durch Nachfragen     Mut, die Leichtigkeit zu finden, Trauernden zu be-
     ihre Wünsche bezüglich des Umgangs mit ihnen zu       gegnen, so wie sie es zulassen können, hinzu-
     erkunden und Hilfsbereitschaft zu signalisieren,      schauen, da zu sein, zu akzeptieren.
     können hilfreiche Gesten sein, um ins Gespräch zu
     kommen.                                               Sie können die Publikation als Druckfassung
     In fünf Pilotveranstaltungen wurde das Seminar on-    bestellen oder als PDF über www.alpha-nrw.de
     line durchgeführt, die Rückmeldungen der Teilneh-     abrufen.
     menden waren mehr als positiv und machten den
     Bedarf deutlich. „Wie leicht kann das Gespräch
     sein, wenn dem Thema Trauer normal begegnet
     wird!“ Viele waren überrascht darüber, wie berüh-
     rend, offen und leicht sie miteinander ins Gespräch
     kamen.

                                                      Irmgard Hewing
                                                      Ansprechstelle im
                                                      Land NRW zur
                                                      Palliativversorgung,
                                                      Hospizarbeit und
                                                      Angehörigenbegleitung
                                                      Landesteil Westfalen
                                                      Friedrich-Ebert-Straße 157-159
                                                      48153 Münster
                                                      Tel.: 02 51 - 23 08 48
                                                      alpha@muenster.de
                                                      www.alpha-nrw.de
                                                                                                                Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92
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                                                           DAS LEBENSENDE THEMATISIEREN
                                                           Kommunikationstraining zur Förderung des frühzeitigen Ansprechens
                                                           palliativmedizinischer Themen bei unheilbar an Krebs erkrankten
                                                           Patientinnen und Patienten
                                                           NICOLA RIEDER (FÜR DIE PALLI-KOM-PROJEKTGRUPPE*)

                                                           D
                                                                     ie interprofessionelle Projektgruppe                     Krebshilfe e. V. ein Kommunikationstraining für Ärz-
                                                                     PALLI-KOM (Verbesserung der Palliativ-                   tinnen und Ärzte entwickelt und erprobt.
                                                                     versorgung durch frühzeitige Aufklärung
                                                                     von Krebspatientinnen und -patienten)                    Viele Studien zeigen die unterschiedlichen positiven
                                                           hat im Rahmen einer Förderung durch die Deutsche                   Auswirkungen einer frühzeitigen Kommunikation
                                                                                                                              palliativmedizinischer und das Lebensende betref-
                                                           * Projektgruppe: Karin Oechsle1 und Corinna Bergelt2 (Pro-         fender Themen auf die Versorgung onkologischer
                                                             jektleitung), Nele Harnischfeger1, Hilke Rath2, Anne Letsch3,    Patientinnen und Patienten, beispielsweise mit
                                                             Rudina Marx3, Hannah Brand3, Peter Thuss-Patience4, Karl         Blick auf die Lebensqualität, Symptomkontrolle,
                                                             Haller4, Bernd Alt-Epping5,6, Nicola Rieder5,6
                                                             1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 2. Medizinische         Zufriedenheit und die Umsetzung wunschgerechter
                                                             Klinik und Poliklinik, Palliativmedizin, Hamburg, 2Univer-       Therapien (Bakitas et al., 2015). Zudem weisen
                                                             sitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik        verschiedene Studien darauf hin, dass unheilbar
                        Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                                             für Medizinische Psychologie, Hamburg, 3Universitätskli-         an Krebs erkrankte Patientinnen und Patienten
                                                             nikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Innere
                                                             Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Onkologie, Kiel,
                                                                                                                              frühzeitige Gespräche über den Verlauf ihrer
                                                             4Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-             Erkrankung, das Sterben und die Möglichkeiten der
                                                             Klinikum, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie,       Versorgung am Lebensende selbst für sehr wichtig
                                                             Onkologie und Tumorimmunologie, Berlin, 5Universitäts-           erachten (Collins et al. 2018; LeBlanc et al., 2018).
                                                             medizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen,
                                                             6Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Palliativmedizin,   Dennoch gibt es unterschiedliche Faktoren, die
                                                             Heidelberg                                                       solch ein rechtzeitiges Ansprechen immer wieder
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     erschweren. So wird die frühzeitige palliativmedi-     che mit speziell geschulten Schauspielpatientinnen
     zinische Mitbetreuung in nationalen und interna-       und -patienten, die hierbei unterschiedliche, stan-
     tionalen Leitlinien zwar als Standard angesehen        dardisierte Rollen einnahmen. Die Aufzeichnungen
     (Leitlinienprogramm Onkologie, 2020; Giligan,          dieser Gespräche wurden anschließend durch
     2017), ist in Deutschland aber noch immer kein         Forscherinnen und Forscher, die keine Informationen
     systematisch etablierter Teil der Regelversorgung      über die Gruppenzugehörigkeit hatten, anhand
     (Gärtner et al., 2016; Berendt et al., 2017; Berendt   eines Bewertungssystems hinsichtlich der
     et al., 2016). Nicht-palliativmedizinisch weiterge-    Gesprächskompetenz bezüglich palliativmedizinischer
     bildeten Ärztinnen und Ärzten fällt es oft schwer,     Themen beurteilt. Diese wird in fünf Kategorien
     palliativmedizinische Themen frühzeitig im Krank-      unterschieden: „über Emotionen sprechen und
     heitsverlauf anzusprechen. Gründe hierfür können       Empathie zeigen“, „Vermittlung von Möglichkeiten
     beispielsweise kommunikative Unsicherheiten,           und Hoffnung“, „Thematisierung des Lebensendes“,
     fehlendes Wissen, Zeitdruck oder die Angst vor         „Erläuterung des Konzepts der Palliativmedizin“
     negativen Auswirkungen auf die weitere Beziehung       und „weitere tumorspezifische Behandlung
     zu den Patientinnen und Patienten sein (Granek et      besprechen“. Zudem wurde die teilnehmende
     al., 2017).                                            Ärzteschaft gebeten, die geführten Gespräche
                                                            mittels eines Fragebogens selbst einzuschätzen.
     Ein Ziel des PALLI-KOM Projekts war somit die Ent-     Auch die Simulationspatientinnen und -patienten
     wicklung eines niedrigschwelligen Trainings, das die   wurden gebeten, anhand eines dafür vorbereiteten
     ärztliche Gesprächsführungskompetenz im Hinblick       Fragebogens die Gesprächsleistung ihres Gegen-
     auf palliativmedizinische und das Lebensende           übers einzuschätzen. Nach Abschluss der Daten-
     betreffende Themen fördert und Barrieren im            erhebung erhielten auch die Teilnehmenden der
     Gespräch mit unheilbar an Krebs erkrankten Patien-     Wartekontrollgruppen ihr Training.
     tinnen und Patienten abbaut. Die Entwicklung
     erfolgte basierend auf einer eingehenden Literatur-    Pandemiebedingte Anpassungen
     recherche, den Ergebnissen von vier hierzu durch-      Das Training sowie die Simulationsgespräche vor
     geführten Fokusgruppen (Anm.: eine moderierte          und nach dem Training wurden ursprünglich als
     Form der Gruppendiskussion) sowie den Erfahrun-        Präsenzformat entwickelt. Durch die Corona-
     gen verschiedener Expertinnen und Experten.            Pandemie musste in beiden Fällen auf ein Online-
                                                            Format ausgewichen werden. Dies ließ sich sehr
     So konnte ein 2 x 90-minütiges, manualisiertes         gut umsetzen und wurde von allen Teilnehmenden
     Kommunikationstraining entwickelt werden, in dem       positiv angenommen.
     mittels theoretischer Inhaltsvermittlung, einer        Insgesamt nahmen 141 Ärztinnen und Ärzte an der
     beispielhaften Videosequenz, praktischen Rollen-       Studie teil, von denen 73 der Interventions- und 68
     spielen, professionellem Feedback und einer Kom-       der Wartekontrollgruppe zugeteilt wurden. Die Teil-
     munikationshilfe für den Berufsalltag die ärztliche    nehmenden waren im Durchschnitt etwa 33 Jahre
     Gesprächskompetenz gefördert werden soll.              alt. Zu einem etwas größeren Anteil waren Frauen
                                                            vertreten (59,8 %). Nach Absolvieren des Trainings
     Um das Training in einem zweiten Schritt wissen-       wiesen die Teilnehmenden der Interventionsgrup-
     schaftlich zu erproben, wurden die Teilnehmenden       pen im direkten Vergleich in vier von fünf Bewer-
     (onkologisch tätige Ärztinnen und Ärzte aus unter-     tungsskalen eine signifikant größere Verbesserung
     schiedlichen Fachrichtungen an fünf unterschied-       der Gesprächsleistung auf. Lediglich für die Skala
                                                                                                                   Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

     lichen Standorten) zunächst zufällig in Interven-      „weitere tumorspezifische Behandlung bespre-
     tions- oder Wartekontrollgruppen aufgeteilt. Die       chen“ ließ sich durch das Training keine signifikant
     Erhebung der Studien-Daten erfolgte zu zwei unter-     größere Verbesserung erwirken. Auch im Blick auf
     schiedlichen Messzeitpunkten (vor und nach dem         die ärztliche Selbsteinschätzung zeigten sich sig-
     Training), zwischen denen jeweils nur die Interven-    nifikante positive Effekte des Trainings, beispiels-
     tionsgruppe das Training erhielt. Dabei führten die    weise in Bezug auf eine höhere wahrgenommene
     Teilnehmenden videobasierte Simulationsgesprä-         Selbstwirksamkeit der Ärztinnen und Ärzte, eine
15

                                   weniger negative Einstellung gegenüber der Ver-                         Gilligan, T., Coyle, N., Frankel, R., Berry, D., Bohlke, K., Ep-
                                   sorgung Sterbender und weniger vermeidende                                   stein, R., Finlay, E., Jackson, V., Lathan, C., Loprinzi, C. L.,
                                                                                                                Nguyen, L., Seigel, C., Baile, W., (2017). Patient-Clinician
                                   Kommunikationsstrategien. Auch die selbstemp-                                Communication: American Society of Clinical Oncology
                                   fundene Sicherheit, das Lebensende anzuspre-                                 Consensus Guideline. Journal of Clinical Oncology,
                                   chen, selbst wenn es noch nicht unmittelbar bevor-                           35(31):3618-32.
                                   steht, konnte durch das Training positiv beeinflusst                    Gärtner, J., Wedding, U., Alt-Epping, B., (2016). Frühzeitige
                                                                                                                spezialisierte palliativmedizinische Mitbehandlung. Wiener
                                   werden. Aus Sicht der Simulationspatientinnen und                            Klinisches Magazin, 19(1):22-28.
                                   -patienten konnte unter anderem die Qualität der                        Berendt, J., Stiel, S., Nauck, F., Ostgathe, C., (2017). Early pal-
                                   Interaktion signifikant positiv beeinflusst werden.                          liative care: current status of integration within German
                                                                                                                comprehensive cancer centers. Journal of Supportive Care
                                                                                                                in Cancer, 25(8):2577-80.
                                   „[…] anbei der Fragebogen nach meinem heutigen                          Berendt, J., Oechsle, K., Thomas, M., van Oorschot, B.,
                                   Gespräch mit der Simulationspatientin. Ich muss                              Schmitz, A., Radbruch, L., Simon, S., Gärtner, J., Thuß-
                                   sagen, dieses Mal fiel mir das Gespräch sehr viel                            Patience, P., Schuler, U., Hense, J, Gog, C., Viehrig, M.,
                                   leichter. Ich wollte mich erneut bei Ihnen und bei                           Mayer-Steinacker, R., Stachura, P., Stiel, S., Ostgathe, C.,
                                                                                                                (2016). State of integration of palliative care at Compre-
                                   [Name Dozent] bedanken für die Möglichkeit, in
                                                                                                                hensive Cancer Centers funded by German Cancer Aid.
                                   dieser Studie teilnehmen zu dürfen. Es war wirklich                          DMW-Deutsche Medizinische Wochenschrift, 141(02):e16-
                                   super lehr- und hilfreich für unseren Alltag.“                               e23.
                                   (Rückmeldung einer teilnehmenden Ärztin)                                Granek, L., Nakash, O., Cohen, M., Ben-David, M., Ariad, S.,
                                                                                                                (2017). Oncologists’ communication about end of life: the
                                                                                                                relationship among secondary traumatic stress, compas-
                                   Die Ergebnisse zeigen, dass ein niederschwelliges,                           sion satisfaction, and approach and avoidance communi-
                                   kompaktes Training bereits zu Verbesserungen der                             cation. Journal of Psychooncology, 26(11):1980-86.
                                   frühzeitigen ärztlichen Kommunikation über palli-
                                   ativmedizinische Themen führen kann. Eine zukünf-
                                   tige Implementierung – z. B. durch die Aufnahme
                                   in Fortbildungscurricula – könnte ein rechtzeitige-                                               Nicola Rieder
                                   res Ansprechen fördern und damit die Versorgung                                                   Wissenschaftliche Mitarbeiterin
                                                                                                                                     Universitätsmedizin Göttingen
                                   onkologischer Patientinnen und Patienten weiter                                                   Klinik für Palliativmedizin
                                   verbessern.                                                                                       Forschungsabteilung
                                                                                                                                     Von-Siebold-Str. 3
                                                                                                                                     37075 Göttingen
                                   Literatur                                                                                         nicola.rieder@med.uni-goettingen.de
                                   Bakitas, M., Tosteson, T., Li, Z., Lyons, K., Hull, J., Li, Z., Dion-
                                       ne-Odom, J., Frost, J., Dragnev, L., Hegel, M., Azuero, A.,
                                       Ahles, T., (2015). Early versus delayed initiation of concur-
                                       rent palliative oncology care: patient outcomes in the ENA-
                                       BLE III randomized controlled trial. Journal of Clinical On-
                                       cology, 33(13):1438.
                                   Collins, A., McLachlan, S., Philip, J., (2018). Communication
                                       about palliative care: A phenomenological study exploring
                                       patient views and responses to its discussion. Palliative
                                       medicine, 32(1):133-42.
                                   LeBlanc, T., Bloom, N., Wolf, S., Lowman, S., Pollak, K., Stein-
                                       hauser, K., Ariely, D., Tulsky, J., (2018). Triadic treatment
                                       decision-making in advanced cancer: a pilot study of the
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                       roles and perceptions of patients, caregivers, and oncolo-
                                       gists. Support Care Cancer, 26(4):1197-205.
                                   Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft,
                                       Deutsche Krebshilfe, AWMF), (2015). Palliativmedizin für
                                       Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung, Lang-
                                       version 2.2, 2020, AWMF-Registernummer: 128/001OL,
                                       https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/
                                       leitlinien/palliativmedizin/ Zugriff am: 12.05.2022.
16   GENERATIONENWECHSEL
© H. Renner

                   ZWISCHEN TRADITION UND ÖKONOMISIERUNG –
                   KANN DIE URSPRÜNGLICHE HOSPIZIDEE
                   BEWAHRT WERDEN?
                   Vermittlung einer hospizlichen Haltung nach dem Pflegemodell für
                   stationäre Hospize

                   MIRIAM PÜSCHEL

                   D
                              ie Hospizbewegung entstand aus dem        durch professionelle Fähigkeiten und Kenntnisse
                              Bemühen, neue Wege für die Gestaltung     beschrieben als vielmehr durch eine besondere in-
                              des Lebensendes zu entdecken. Als sei-    nere, wertegetragene Haltung, die von unbedingter
                              nerzeit charismatische, bürgerschaftli-   Akzeptanz, Mitgefühl und Zuwendung geprägt ist
                   che Kontrabewegung wandte sie sich gegen das         – intuitiv, empathisch, ehrenamtlich.
                   herkömmliche Gesundheitssystem mit seinen Fort-
                   schrittsbestrebungen und seiner zunehmenden          Die Hospizbewegung ist mittlerweile in der Gesell-
                   Objektivierung des Menschen. Sie verkörperte die     schaft etabliert; die einstige Pionierphase ist längt
                   Lossagung von der damals aufkommenden eher           einer Konsolidierungsphase gewichen. Und ihr
                   kommerziellen „Apparatemedizin“, trat für eine un-   strukturelles Eindringen unter dem Label „Palliative
                   bedingte Humanisierung der Medizin ein und hat       Care“ in die Gesundheitspolitik sichert seit einigen
                   als eine der bedeutendsten sozialen Bewegungen       Jahren ihr Fortbestehen: Das SGB V normiert einen
                   weltweit, trotz erheblicher Widerstände, den Um-     Rechtsanspruch auf Palliativversorgung. Rahmen-
                   gang mit sterbenden Menschen nachhaltig verän-       vereinbarungen zwischen Krankenkassen und Hos-
                                                                                                                                Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                   dert.                                                pizträgern eröffnen tragfähige Finanzierungsmög-
                                                                        lichkeiten stationärer Hospize als Gegenleistung
                   Gepflanzt wurde die Hospizphilosophie von enga-      für verbindliche Standards und Effizienzverspre-
                   gierten Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Über-      chen. Der ursprüngliche Hospizansatz, von Ehren-
                   zeugung von einem würdevollen, selbstbestimm-        amt und Spenden getragen zu sein, ist einem kas-
                   ten Leben bis zuletzt lebten. Das besondere Wesen    senfinanzierten Erstattungsansatz von mittlerweile
                   des hospizlichen Handelns wurde damals weniger       95% gewichen.
GENERATIONENWECHSEL                          17

                                   Die Folge: Leistungserbringer jeglicher Art Der Vielfalt mit Vielfalt begegnen – so würde ich es aus meiner Erfahrung heraus
                                   drängen in den Gesundheitsmarkt. Sowohl beschreiben. Unser Team ist sehr gemischt: Ältere, Jüngere, Erfahrene und weniger
                                   Institutionalisierung, Professionalisierung als Erfahrene. Auch bei Nachbesetzungen achten wir darauf, dass unsere Unterschiedlichkeit
                                   auch Ökonomisierung der Hospizangebote erhalten bleibt, denn die Anforderungen an uns sind enorm vielfältig. Wer gerade seine
                                                                                     Ausbildung beendet hat, bringt aktuelles Wissen mit. Wer schon länger da ist, hat praktische
                                   nehmen weiter zu und verdrängen mehr und Erfahrungen. Und jedes Lebensalter birgt unterschiedliche Qualitäten. Menschen zwischen
                                   mehr den ursprünglichen Charakter des bür- 30 und 50 und darüber hinaus haben in der Regel eigene Erfahrungen mit existenziellen
                                   gerschaftlichen Engagements. Die Erfahrung Fragestellungen, junge Menschen können sich hier häufig zunächst nur einfühlen. Die
                                   zeigt, dass sich in der Konsequenz auch Mitar- entscheidenden     Faktoren sind aber im Grunde altersunabhängig: Persönlichkeit, Charakter
                                                                                     und Haltung. – Ich finde übrigens, dass unser Berufsfeld sich unbedingt eignet für Neu-
                                   beitende deutlich weniger mit der Hospizidee einsteiger im Alter von 50+.
                                   verbunden fühlen, die persönliche Anteilnah- Anne Storcks, Leitung Stationäres Hospiz Haus Hörn, Aachen
                                   me merklich sinkt, und sich die Sterbebeglei-
                                   tung mehr und mehr zu einem normalen Be-
                                   rufsfeld entwickelt, das allenfalls eine professio-     nisorientierung, Kultursensibilität und Achtsamkeit
                                   nelle Fachlichkeit erwartet.                            seien hier nur beispielhaft genannte Haltungsmerk-
                                                                                           male. Will man die wesentlichen Kernelemente
                                   Die heutige Hospizversorgung bewegt sich im             einer solchen Grundhaltung vermitteln, bedarf es
                                   Spannungsfeld zwischen Tradition und wirtschaft-        eines klaren Orientierungsrahmens, der zudem
                                   licher Rentabilität, zwischen lebendiger Begegnung      Lernwege aufzeigt. Und genau hier setzt das
                                   und regelhafter Grundversorgung.                        „Pflegemodell für stationäre Hospize“ an. Es
                                   Der seit einiger Zeit stattfindende Generationen-       gewährt einen umfänglichen Verständnis- und
                                   wechsel in stationären Hospizen entspannt die           Handlungsrahmen, der dabei unterstützen kann,
                                   Situation keineswegs. Die Gründerinnen-/Gründer-        die hospizlichen Werte in eine praxisorientierte
                                   generation verabschiedet sich nach und nach in          Beziehungsgestaltung (Hospizarbeit) zu übertra-
                                   den Ruhestand. Vieles aus der Pionierzeit wird          gen. Schwerpunkt ist dabei grundsätzlich die
                                   damit in Vergessenheit geraten. Erschwerend tritt       Entwicklung der hospizlichen Haltung.
                                   hinzu, dass der vorherrschende Fachkräftemangel
                                   kaum personelle Auswahloptionen belässt und                               Haltung                              Kommunikation
                                   damit auch weniger humanitär motivierte Mitarbei-                        als Basis                             als Instrument
                                   tende anzieht, die aus anderen Gründen als der
                                   hospizlichen Überzeugung eine Anstellung im Hos-
                                   piz suchen.
                                   Die hospizliche Kultur in den bestehenden Einrich-
                                   tungen zu bewahren und zu erhalten, aber auch in
                                                                                                                      BEZIEHUNGSGESTALTUNG
                                   den neu entstehenden Hospizen zu entwickeln,
                                   wird eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben sein.

                                                                                                     Abb.1: Hospizarbeit ist in seinem Kern Beziehungsgestaltung durch
                                                                                                     wache Kommunikation und Begegnung auf der Basis einer
                                   Haltung bewahren                                                  bestimmten inneren Haltung.
                                   Das Wesen der Hospizarbeit ist durch ein In-Kon-
                                   takt-Sein, In-Beziehung-Sein, schlicht: durch
                                   Beziehungsgestaltung und situatives Handlungs-                    Pflegemodell für stationäre Hospize
                                   vermögen charakterisiert. Beides bedarf einer                     Das Pflegemodell für stationäre Hospize ist auf der
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                   empathischen, einfühlsamen Grundhaltung. Für eine                 Basis eines wissenschaftlichen Praxisprojektes ent-
                                   solche Grundhaltung gibt es keine allgemeingültige                standen. Hierfür wurde im Jahre 2017 eine bundes-
                                   Definition, wohl aber verschiedene Komponenten                    weit angelegte Interviewreihe mit insgesamt 190
                                   auf der Verhaltensebene, die eine bestimmte innere                stationären Hospizen durchgeführt und der darauf-
                                   Haltung erfahrbar machen. Gemeinsames Aushalten                   hin entwickelte Modellansatz im Rahmen eines
                                   auch von Unsicherheiten, schwierigen Situationen                  strukturierten Fachdiskurses mit Hospizvertrete-
                                   und Nöten, Wertschätzung und Akzeptanz, Bedürf-                   rinnen und -vertretern reflektiert und konsensiert.
18   GENERATIONENWECHSEL

     Das Pflegemodell basiert auf einem Theorierah-                                                   im tiefen Zuhören und Verstehen wollen, im Spüren
     men, der die hospizlichen Wurzeln und Traditionen                                                und Erspüren von Ungesagtem sowie in der wert-
     beschreibt, aber auch die Ziele und Aufgaben der                                                 schätzenden Einbeziehung des Umfeldes.
     Hospizarbeit konkret ausformuliert. Wesentlicher
     Kern des theoretischen Unterbaus ist jedoch die                                                  Diese Haltung erfahr- und erlernbar zu machen,
     Darstellung der philosophischen Grundannahmen,                                                   wird unter Zuhilfenahme der Ansätze im Pflegemo-
     die in ihrer Gesamtheit betrachtet wesentliche Ele-                                              dell sowie unter Einsatz verschiedener Workshop-
     mente der hospizlichen Haltung darstellen. Nach                                                  methoden mit praktischen Übungen, biografischer
     einer Beschreibung der palliativpflegerischen                                                    Selbstreflexionsarbeit und Selbsterfahrungseinhei-
     Handlungsvoraussetzungen werden die Besonder-                                                    ten ermöglicht. Es wird ein Raum eröffnet, in dem
     heiten im Rahmen des hospizlichen Pflegeprozes-                                                  die Beteiligten ihre persönlichen Überzeugungen
     ses besprochen. Es folgt eine Analyse des Modells                                                und Werte vor dem Hintergrund der philosophi-
     auf der Basis des pflegewissenschaftlichen Meta-                                                 schen Grundannahmen reflektieren und sie be-
     paradigmas. Das Konzept schließt mit Hinweisen                                                   wusst in Beziehung zur eigenen Hospizarbeit set-
     und Ansätzen zur Praxisumsetzung ab.                                                             zen können. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die
                                                                                                      Gruppenarbeit als kooperative Lernform für die hos-
                                                                                                      pizliche Haltungsentwicklung und -reflexion sehr
         Bewusste Orientierung am                         Systematische Einbeziehung und
           sterbenden Menschen                              Begleitung der Zugehörigen                eignet; sie ermöglicht ein gemeinsames Lernen
                                                                                                      sowie einen entspannten Austausch in einer ver-
           Humanistische und existentialistische Perspektive
                                                                                                      trauensvollen Atmosphäre; und alle Beteiligten
           Jeder Mensch weiß am besten, was für ihn gut und richtig ist. Er trägt die Verantwortung
           für sein Wohl.
                                                                                                      profitieren von dem vielseitigen Erfahrungswissen
                                                                                                      der jeweils anderen. Hierbei wird vielen Teilneh-
           Konstruktivistische Perspektive
                                                                                                      menden auch deutlich, dass sich die hospizliche
           Jeder Mensch konstruiert seine Wirklichkeit und damit sein individuelles Verständnis von
           sich und seiner Umwelt. Wahrnehmungen und Realitäten sind daher verschieden.
                                                                                                      Haltung nicht nur in der Beziehung zum Gast zeigt,
                                                                                                      sondern auch im Umgang zwischen Mitarbeitenden
           Hermeneutische Perspektive
                                                                                                      des gesamten interdisziplinären Teams.
           Eine dialogische Grundhaltung und der damit einhergehende Wunsch, den anderen
           verstehen zu wollen, ist das Fundament einer wirksamen Pflege und Begleitung.
                                                                                                      „Haltung“ zu lernen, war lange für die Hospizarbeit
           Körperphänomenologische Perspektive                                                        undenkbar. Es galt, sie in der eigenen Tätigkeit zu
           Menschen begegnen sich in einem gemeinsamen „Gefühlsraum“, der es ermöglicht,
           emotionale Aspekte des eigenen Körperempfindens in das Spüren, Verstehen und Handeln       erfahren, sie mit den eigenen Händen und Sinnen
           miteinzubeziehen.
                                                                                                      zu begreifen. Mit dem Pflegemodell gibt es nun ei-
           Systemische Perspektive                                                                    ne Möglichkeit, gemeinsam mit Mitarbeitenden zu
           Zugehörige sind Teil eines komplexen Systems, in dem der sterbende Mensch lebt. Alles
           hängt mit allem zusammen.
                                                                                                      hospizlicher Haltung zu arbeiten, die eigene Hal-
                                                                                                      tung zu reflektieren und zentrale Elemente der hos-
                                                                                                      pizlichen Haltung zu vermitteln.
     Abb. 2: Philosophische Grundannahmen und Perspektiven als Basis
     für die Entwicklung einer hospizlichen Haltung                                                   Das Pflegemodell für stationäre Hospize ist im on-
                                                                                                      line-Buchhandel (Books on Demand) erhältlich.
     Hospizliche Haltung ist erlernbar
     Die hospizliche Haltung nährt sich von bestimmten
     Denkweisen, Einstellungen und Werten, die ihren
     Ursprung in verschiedenen, im Pflegemodell näher
     dargestellten, philosophischen Grundannahmen
                                                                                                                                                            Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                                                                                                            Miriam Püschel
     haben: der Humanismus und Existenzialismus, der                                                                        Hospiz Minden – Volker Pardey
     Konstruktivismus, die Hermeneutik und Körperphä-                                                                       Haus
     nomenologie sowie der systemische Ansatz.                                                                              Marienburger Straße 10
     Nach diesen Grundannahmen zeigt sich hospizliche                                                                       32427 Minden
                                                                                                                            Tel.: 05 71 - 82 97 47 41
     Haltung in der bewussten Achtung der Würde und                                                                         m.pueschel@hospiz-minden.de
     Selbstbestimmung des sterbenden Menschen, in
     der Akzeptanz seiner Sichtweisen und Bedürfnisse,
GENERATIONENWECHSEL                 19

                                   HALTUNG WEITERGEBEN, ÜBERGÄNGE GESTALTEN
                                   GENERATIONENWECHSEL IN AMBULANTEN
                                   HOSPIZDIENSTEN
                                   SABINE LÖHR, JUDITH KOHLSTRUCK

                                   E
                                            ine Blitz-Umfrage1 unter den Mitgliedsein-          land als auch in Westfalen geplant. Präsenztreffen
                                            richtungen des HPV NRW ergab: Knapp                 waren dann jedoch nicht mehr möglich, daher musste
                                            20 % der Koordinationsfachkräfte sind äl-           die Bearbeitung des Themas bis Ende 2021 ver-
                                            ter als 60, weitere 50 % sind älter als 50          schoben werden. Inzwischen haben wir drei der vier
                                   Jahre. Damit steht mit großer Sicherheit in den              Veranstaltungen mit etwas mehr als 100 Teilneh-
                                   nächsten 10 - 15 Jahren ein erheblicher Personen-            menden durchgeführt.
                                   wechsel bei den ambulanten Hospizdiensten an.
                                                                                                In der Vorbereitung haben wir gemerkt: Obwohl der
                                   Diesen Eindruck hatten wir bereits in den letzten            Generationenwechsel nicht nur in der (ambulanten)
                                   Jahren bei den regelmäßigen Fachtreffen der Koor-            Hospizarbeit, sondern in der Pflege allgemein eine
                                   dinationsfachkräfte gewonnen und daher für 2020              große Rolle spielen wird, gibt es dazu bisher kaum
                                   zweiteilige Zukunftswerkstätten2 sowohl im Rhein-            Veröffentlichungen, Untersuchungen, Informatio-
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                                                                                nen. Dabei stellen sich in diesem Feld sehr viele
                                   1 Die nicht repräsentative Umfrage ging an 149 ambulante     Fragen: Wie können sich die Einrichtungen auf die-
                                     Hospizdienste, die Mitglied im HPV NRW sind. Geantwortet   sen Wechsel vorbereiten? Welche Bereiche werden
                                     haben 96 Hospizdienste (> 64 %) mit Angaben zu insge-      betroffen sein? Worauf gilt es, ein besonderes Au-
                                     samt 230 Koordinationsfachkräften.
                                                                                                genmerk zu legen? Wie kann der Generationen-
                                   2 Die Zukunftswerkstätten haben wir mit Unterstützung von
                                     Annegret Lodewick – Beratung, Coaching, Supervision —      wechsel gut gelingen?
                                     aus Düsseldorf durchgeführt.
20   GENERATIONENWECHSEL

     Ein Fallbeispiel: Den Hospizdienst Lebensfriede e. V.    standssitzung damit. Beide Koordinatorinnen wer-
     gibt es in der mittleren Kleinstadt mit ca. 50.000       den in die weiteren Überlegungen einbezogen. Eine
     Einwohnern seit 25 Jahren. Von Anfang an dabei ist       Stellenausschreibung erfolgt frühzeitig, so dass ein
     die Koordinatorin Gundula W. mit aktuell 30 Wo-          Arbeitsbeginn etwa acht Wochen vor dem Renten-
     chenstunden. Seit 10 Jahren dabei ist ihre Kollegin      beginn von Gundula W. möglich ist. Zudem ist so
     Michaela S. mit aktuell 25 Wochenstunden. Gun-           auch Zeit für Bewerberinnen und Bewerber, fehlen-
     dula W. ist 65 Jahre alt, ihr Ruhestand beginnt im       de Qualifikationen für die Koordinationstätigkeit
     Juli 2023. Michaela S. ist 63 Jahre alt, ihr Ruhestand   zu erwerben.
     beginnt etwa 2,5 Jahre später: Zwei erfahrene Ko-
     ordinatorinnen, die seit langem ein aufeinander          Herausforderungen:
     eingespieltes Team bilden, aber nun relativ kurz         • Zeitliche und personelle Defizite auf Seiten des
     hintereinander den Hospizdienst verlassen werden.           Vorstands
                                                              • Kommunikationsschwierigkeiten
     Wie könnte ein guter Verlauf dieses Wechsels der         • Wenig Bewerberinnen und Bewerber
     beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in den            • Fehlende Qualifikationen
     nächsten 3,5 Jahren aussehen und mit welchen             • Geringe Kursdichte
     Herausforderungen und Hürden müssen die Betei-           Insbesondere die letzten Punkte stellen ein großes
     ligten rechnen?                                          Problem dar. Hier kann ausreichend zeitlicher Vor-
                                                              lauf einen kleinen Vorteil bedeuten.

     Der Vereinsvorstand agiert vorausschauend und
     verantwortlich                                           Die Koordinatorinnen dokumentieren sorgfältig
     Der Vorstand von Lebensfriede e. V. hat die Renten-      und nachvollziehbar
     eintrittsdaten der beiden Koordinatorinnen im Blick      Vieles im Alltag ist selbstverständliche Routine und
     und beschäftigt sich bereits frühzeitig auf einer Vor-   braucht keinen Ablaufplan. Für einen Wechsel ist

                                                                                                                     Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92
GENERATIONENWECHSEL                                21

                                                                                     Das Miteinander unterschiedlicher Generationen erlebe ich als sehr bereichernd. Die neuen
                                   es jedoch vorteilhaft, wiederkehrende Auf-        oder jüngeren KollegInnen gehen mit Unerschrockenheit auf Veränderungen in der Organi-
                                                                                     sation oder auf Neuerungen, vor allem im Bereich Technik, zu und bringen oft etwas Frisches
                                   gaben und Abläufe im Jahresverlauf zu             und Leichtes mit. Sie haben einen offenen Blick, der dann manchmal das ganze Team
                                   dokumentieren und damit abrufbar zu               bestimmte Situationen anders bewerten lässt. Die Kolleginnen und Kollegen, die über
                                   machen. Dies trägt dazu bei, sowohl Fristen       lange Jahre viel Erfahrung in der Palliativarbeit sammeln konnten und aufgrund des Alters
                                   nicht zu versäumen als auch Traditionen,          oft auch Krisenerfahrung mitbringen, können dafür meist unerschrockener auf emotionale
                                                                                     Herausforderungen mit PatientInnen und Patienten und Zugehörige zugehen. Sie lassen
                                   Regeln oder Gewohnheiten zu identifizieren        sich im guten Sinn nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Als Stationsleitung liegt mir
                                   – ohne den Anspruch, dass diese auch fort-        daran, beide Stärken optimal zu nutzen. Damit wir auf dem Boden von Wissen und Erfahrung
                                   geführt werden.                                   auch im routinierten Alltag immer wieder neu schauen, einschätzen und bewerten und
                                                                                     nicht in die Falle gehen: „Ich weiß schon! Das kenne ich!“
                                                                                     Astrid Conrad, Leitung der Palliativstation, Helios-Klinikum Bonn/Rhein-Sieg, Bonn
                                   Herausforderungen:
                                   • Mangelnde Zeit im Arbeitsalltag für die
                                      Dokumentation selbstverständlicher, aber rele-
                                      vanter Tätigkeiten                                     Leitsatz: „So wie es heute ist, muss es morgen
                                   • Erwartungshaltung, dass mit dem Wissen der              nicht bleiben“
                                      Abläufe auch deren Fortführung verbunden ist           So vieles klappt doch „wie am Schnürchen“, darum
                                                                                             sollte es auch so bleiben. Die systemische
                                   Anspruch: „Haltung weitergeben“                           Sichtweise auf ein Beziehungs- beziehungsweise
                                   Als Gundula W. mit der Hospizarbeit begann, gab           Organisationsgefüge nutzt gern das Mobilé als
                                   es keine Förderung. Lebensfriede e. V. finanzierte        Bild. Ein Mobilé ist ein ausbalanciertes, leichtes
                                   die Koordinierung der ehrenamtlichen hospizlichen         Ensemble von einzelnen Elementen, das sich als
                                   Begleitung aus Spendengeldern. Eine hauptamt-             Ganzes bewegt, wenn nur ein Teil berührt wird. Das
                                   liche Koordinatorin war damals relativ selten, was        Mobilé Lebensfriede e. V. gerät also ohnehin in
                                   ein Grund dafür sein kann, dass laut unserer              Bewegung, daher nur Mut zur Veränderung und
                                   Umfrage lediglich 10 % der Koordinationsfachkräfte        Erneuerung. Auf einer der Zukunftswerkstätten
                                   seit mehr als 20 Jahren hauptamtlich in der Hospiz-       sagte eine Teilnehmerin: „Die jungen Kolleginnen
                                   arbeit tätig sind. Seit 2002 werden die Personal-         und Kollegen kommen mit frischen Ohren“ und sie
                                   kosten in der Ambulanten Hospizarbeit durch die           bringen wohl auch neue Fähigkeiten mit. Ein
                                   Krankenkassen gefördert. Als Michaela S. 2012 bei         Hospizverein mit einem klaren Leitbild und einer
                                   Lebensfriede e. V. begann, wurden die Sachkosten          gefestigten Haltung wird dieser Bewegung gut
                                   noch nicht gefördert, dies war erst ab 2016 der Fall.     standhalten und sich neu auspendeln.
                                   Beide Koordinatorinnen wissen also um die Bedeu-
                                   tung von Spenden und Ehrenamt für ihre Arbeit.            Herausforderungen:
                                   Jüngeren und/oder in der Hospizarbeit neuen               • Gefahr der Verletzlichkeit, weil eine neue Her-
                                   Kolleginnen und Kollegen fehlt diese Erfahrung.              angehensweise auch verstanden werden kann
                                   Häufig wird damit auch eine ökonomisch-orientier-            als Kritik an der bisherigen – Wertschätzung und
                                   te Haltung assoziiert – was sein kann, aber nicht            Sensibilität sind hier ausgesprochen wichtig
                                   sein muss. In jedem Fall lohnt es sich, innerhalb         • Zu viel Neuerung kann einen Wirbel auslösen,
                                   der Einrichtung über die eigene Haltung als Grund-           der das Mobilé verknoten lässt
                                   lage der Hospizarbeit zu diskutieren, um diese
                                   dann auch weitergeben zu können. Um es mit
                                   Heinrich Pera zu sagen: „Hospiz ist kein Ort, an          Die ehrenamtlich Mitarbeitenden in den
                                   dem wir uns einrichten, sondern eine Haltung“ und         Prozess einbinden
Hospiz-Dialog NRW - Juli 2022/92

                                   sie entstand aus bürgerschaftlichem Engagement.           Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                                                                             beiter sind der Schatz der Arbeit. Sie tragen die
                                   Herausforderungen:                                        Begleitung. Nicht zuletzt ist ihr Dasein auch die
                                   • Mangelnde Klarheit über Leitbild und Haltung            Grundlage der Förderung durch die Krankenkassen,
                                      des Vereins für die Hospizarbeit                       errechnet sich die Fördersumme doch aus der Zahl
                                   • Verwechslung von Haltung mit „Beharren auf              dieser Mitarbeitenden und der Begleitungen. Sie
                                      Bestehendem“                                           sind auf die Gesprächsbereitschaft und Unterstüt-
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