Husten, Schnupfen, Heiserkeit - Grippaler Infekt Grippe Erkältung - Common Cold ambu - Allgemeinmedizin Husten

 
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Husten, Schnupfen, Heiserkeit - Grippaler Infekt Grippe Erkältung - Common Cold ambu - Allgemeinmedizin Husten
Husten, Schnupfen, Heiserkeit

                 Grippaler Infekt
                     Grippe
           Erkältung – Common Cold

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                   Schnupfen, Heiserkeit
Husten, Schnupfen, Heiserkeit - Grippaler Infekt Grippe Erkältung - Common Cold ambu - Allgemeinmedizin Husten
Fallbeispiel
               Akute Atemwegsinfekte 1

 • Ein 55-jähriger Bauarbeiter klagt über
   wässrig-klaren Schnupfen, mäßige
   Halsschmerzen, trockenen Husten,
   leichtes Fieber, Abgeschlagenheit,
   Kopf- und Gliederschmerzen seit 3
   Tagen

 • Der körperliche Untersuchungsbefund ist
   unauffällig bis auf einen leicht geröteten
   Rachen
   und Fieber 38°C

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Definition
            des akuten Atemwegsinfekts

 • Akute Infektion der Schleimhäute des oberen Respirationstrakts
 • Charakterisiert durch Schnupfen, Halsschmerzen, Heiserkeit,
   trockenen Husten, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und
   Abgeschlagenheit

 • Synonyme: Erkältung – Common Cold – Grippaler Infekt
       – Akute respiratorische Erkrankung

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Husten, Schnupfen, Heiserkeit - Grippaler Infekt Grippe Erkältung - Common Cold ambu - Allgemeinmedizin Husten
Häufigkeit von Atemwegsinfekten
         Sozialmedizinische Bedeutung

• Der häufigste akute Beratungsanlass in der Allgemeinpraxis (10%)

• Der häufigste Grund für Fehlzeiten am Arbeitsplatz (30%)

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Ätiologie und Pathogenese
                           Die häufigsten Erreger

• Akute Atemwegsinfekte werden ganz überwiegend durch Viren
  verursacht (95%)
       Rhino-, Corona-, Parainfluenzaviren

• Tröpfcheninfektion

• „Verkühlung“ mit reflektorischer Durchblutungsminderung der
  Nasenschleimhaut

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Differentialdiagnosen bei
              Erkältungssymptomen

       • Grippaler Infekt (Akuter Atemwegsinfekt)
       • Grippe
       • Pharyngo-Tonsillitis
       • Mononukleose
       • Sinusitis
       • Stenosierende Laryngotracheitis
       • Bronchiolitis
       • Bronchitis
       • Pneumonie
       • Tonsillenabszess, Epiglottitis

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Typisches Krankheitsbild und Verlauf

• Inkubationszeit 2-3d
• Niesreiz, verstopfte Nase, wässrig-klares Nasensekret, allgemeine
  Abgeschlagenheit, Kopf- und Gliederschmerzen, Halsschmerzen mit
  gerötetem Rachen, trockenem Husten, kurzzeitig mäßigem Fieber
• Nach 4 Tagen dickflüssiges, gelbgrünes Nasensekret
• Bei unkompliziertem Verlauf Abklingen der Symptome innerhalb
  einer Woche
• Ausbreitung: Sinusits, Otitis media, Pharyngitis, Bronchitis,
  Pneumonie
• Bakterielle Superinfektion

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Unterscheidung zwischen grippalem Infekt
                  und Grippe
         Grippaler Infekt                                Grippe

                                       •   Schlagartiger Beginn
• Allmählicher Beginn
                                       •   Hohes Fieber bis 41°C
• Leichtes Fieber
                                       •   Starke Gliederschmerzen
• Leichte Gliederschmerzen             •   Rasende Kopfschmerzen
• Leichte Kopfschmerzen                •   Starkes Krankheitsgefühl
• Mäßige Abgeschlagenheit              •   Starke Schluckbeschwerden
• Kurzzeitig leichte
  Halsschmerzen                        • Leichter Schnupfen
• Häufig Niesreiz, verstopfte
  Nase, starker Schnupfen

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Grippe

• Influenza ist eine potenziell tödliche Viruserkrankung
• Influenza kann klinisch und epidemiologisch diagnostiziert werden
• Influenza-Frühwarnsystem RealFlu mit 280 Meldepraxen
       (www.grippe-online.de) und PCR-Schnelltest
• Influenza ist antiviral behandelbar (Neuraminidasehemmer
  Zanamivir und Oseltamivir)
• Influenza kann vorgebeugt werden
       Jährliche Influenza-Impfung (Antigendrift, -shift)

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Klinische Zeichen einer Streptokokken-
                  Pharyngo-Tonsillitis

 • Starke Halsschmerzen, Schluckbeschwerden
       und Fieber über 38°C
 • Geschwollene Tonsillen mit Exsudat
 • Schmerzhafte beidseitige vordere Halslymphknotenschwellungen
 • Fehlen von Husten und Schnupfen
 • Alter zwischen 3 und 14 Jahren erhöht, Alter über 45 Jahren
   vermindert die Wahrscheinlichkeit

 •     Modifizierter Centor-Score in Empirical Validation of Guidelines for the Management of Pharyngitis in Children and
       Adults. JAMA 2004-Vol 291, No.13, 1587-1595

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Handlungsempfehlung bei
               Erkältungssymptomen
• Die typischen Symptome für einen Erkältungsinfekt liegen vor
• Die Symptome bestehen seit weniger als einer Woche
• Es ergibt sich kein Verdacht auf
               eine bakterielle Pharyngitis
               eine eitrige Sinusitis
               eine eitrige Bronchitis oder Pneumonie
               Anzeichen eines schweren Verlaufs
• Diagnostische Maßnahmen sind nicht erforderlich
• Therapeutische Empfehlungen beschränken sich auf abschwellende
  Nasentropfen, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Schonung
• Eine Verlaufskontrolle ist nicht notwendig bei Beschwerdefreiheit
  nach einer Woche

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Fallbeispiel
               Akute Atemwegsinfekte 2

• Ein 5-jähriges Mädchen kommt mit ihrem
  Vater in die Sprechstunde.
• Er berichtet folgende Beschwerden seit
  drei Tagen: wässrig-klarer Schnupfen,
  wechselnde Hals- und Ohrenschmerzen,
  Schwerhörigkeit links, trockener Husten,
  Bauchschmerzen und Fieber bis 39,2°C.
• Der körperliche Untersuchungsbefund ist
  unauffällig bis auf eine leichte Rötung im
  Rachen und im linken Ohr, Temperatur
  37,8°C.

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                            Schnupfen, Heiserkeit
Fallbeispiel
              Akute Atemwegsinfekte 3

  • Ein 18-jähriges Mädchen klagt über
    totale Abgeschlagenheit, Fieber 39,5°C,
    Halsschmerzen und starke Schwellungen
    am Hals.

  • Bei der körperlichen Untersuchung
    zeigen sich geschwollene Tonsillen mit
    grauen Belägen und deutliche
    Schwellungen der Lymphknoten am Hals
    und Nacken.

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Fallbeispiel
              Akute Atemwegsinfekte 4-1
 • Eine 58-jährige Justizangestellte bittet
   dringend um einen Hausbesuch.
 • Es geht ihr sehr schlecht, sie kann sich kaum
   mehr auf den Beinen halten.
 • Sie leidet seit 2 Tagen unter Schnupfen,
   Kopf- und Gliederschmerzen,
   Halsschmerzen, Husten mit dunkelgelbem
   Auswurf, Schmerzen auf der linken
   Brustseite, Atemnot und Fieber mit 39,8°C.
 • Bei der Auskultation hört man im linken
   Unterfeld feinblasige Rasselgeräusche, bei
   der Perkussion ergibt sich dort eine
   Dämpfung, Stimmfremitus und
   Bronchophonie sind positiv.
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Fallbeispiel
                     Akute Atemwegsinfekte 4-2

•      Basierend auf der Klassifikation „Bild einer
       Pneumonie“ empfehle ich eine Behandlung im        •   Laborbefunde:
       Krankenhaus. Die Patientin bittet jedoch
       eindringlich um häusliche Behandlung. Unter       •   BSR 67 mm/1.Std. (
Fallbeispiel
                    Akuter Atemwegsinfekt 4-3
•   Am Donnerstag zeichnet sich eine erste
    Besserung ab.
•   Das Fieber ist gesunken, die Patientin fühlt
    sich wohler, kann besser auf sein und hat
    wieder etwas Appetit. Zwischenzeitlich ist
    der Sputumbefund eingetroffen.
•   Sputum – mikrobiologischer Befund:
    1.Streptococcus pneumoniae reichlich
    2.Haemophilus influenzae vereinzelt
•   Antibiogramm:
    1. Empfindlich auf
    Amoxicillin/Clavulansäure,
    Cephalosporine der 3. Generation,
    Fluorchinolone
    2. Empfindlich auf
    Amoxicillin/Clavulansäure,
•   Cephalosporine der 3. Generation
•   Auf Grund des gebesserten
    Allgemeinzustandes wird für Freitag eine
    Röntgenuntersuchung veranlasst.
•   Röntgen-Thorax pa und seitlich mit DL:
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Fallbeispiel
                                Akuter Atemweginfekt 4-4
•      Obwohl das Röntgenbild die Diagnose einer Pneumonie im
       linken Unterlappen bestätigt und obwohl das Antibiogramm
       eine in-vitro-Sensibilität der Erreger auf das verordnete
       Antibiotikum zeigt, kommt es zu einer allmählichen
       Verschlechterung des Allgemeinzustandes in der Folgewoche
       mit
•      n        Übelkeit
•      n        Durchfall
•      n        Schweißausbrüchen
•      n        Zittrigkeit
•      n        Innerer Unruhe
•      n        Schlaflosigkeit
•      n        Gewichtsabnahme
•      n        Allgemeiner Schwäche.
•      Bei der Untersuchung am Ende der zweiten Krankheitswoche
       befindet sich die Patientin in schlechtem AZ, sie macht einen
       schwer kranken Eindruck
•      n        Temperatur 37,6°c
•      n        RR 160/50
•      n        Puls 124/min.
•      n        AF 18/min.
•      n        Hände warm und feucht
•      n        Feinschlägiger Fingertremor
•      n        Schwellung am Hals mit Schwirren
•      n        Im linken Unterfeld abgeschwächter Klopfschall
•      n        Feinblasige ohrnahe Rasselgeräusche

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Fallbeispiel
                   Akuter Atemwegsinfekt 4-5
•   Auf Grund der Kenntnis der Vorgeschichte
    und der charakteristischen Symptome und
    Befunde werden unter der Klassifikation
    „Bild einer Hyperthyreose“ die folgenden
    Maßnahmen ergriffen:
•   Blutentnahme für folgende
    Laboruntersuchungen:
•   BSR, CRP quant., Leukozytenzahl, Diff.BB,
    TSH, FT4, FT3, TPO-AK, TSH-R-AK
•   Verhaltensempfehlungen: Schonung,
    reichlich Flüssigkeitszufuhr
•   Rp. Carbimazol 10 mg 1-1-1
            Metoprolol 50 mg 1-0-1
•   Vereinbarung von Folge-Hausbesuchen zur
    Verlaufskontrolle für die nächsten Tage
•   Es kommt zu einer raschen Besserung des
    Beschwerdebildes.
•   Zu Beginn der dritten Krankheitswoche kann
    die Patientin in die Praxis kommen.
•   Die Sonografie der Schilddrüse zeigt
    folgendes Bild:

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Fallbericht
          Akuter Atemwegsinfekt 4-6
• In der vierten                •   Zwischenzeitlich sind die Laborergebnisse
                                    eingetroffen:
  Krankheitswoche kommt         •   BSR 53 mm/1.Std.(
Lernziele und Prüfungswissen
                                         Husten, Schnupfen, Heiserkeit

Die Studierenden sollen
● die Definition und synonyme Bezeichnungen des akuten Atemwegsinfekts kennen
● eine Vorstellung über die Häufigkeit und sozialmedizinische Bedeutung von Atemwegsinfekten haben
● die Ätiologie und Pathogenese von Atemwegsinfekten kennen – insbesondere Viren als häufigste Erreger, Übertragungswege und
    begünstigende Faktoren für die Krankheitsentstehung kennen
● die wichtigsten, hausärztlich relevanten Differentialdiagnosen bei Erkältungssymptomen kennen insbesondere Grippaler Infekt,
    Grippe, Pharyngo-Tonsillitis, Mononukleose, Sinubronchitis,Stenosierende Laryngotracheitis und Pneumonie
● das Krankheitsbild des Atemwegsinfekts mit seinen typischen Symptomen und Befunden kennen und den charakteristischen
    Krankheitsverlauf bei Atemwegsinfekten schildern können
● Ausbreitungswege, Folgekrankheiten und Komplikationen kennen, insbesondere Sinusitis, Otitis media, Pharyngitis, Bronchitis und
    Pneumonie differentialdiagnostisch abgrenzen können und die Zeichen einer bakteriellen Superinfektion kennen
● die klinischen Unterscheidungskriterien zwischen grippalem Infekt und Grippe kennen
● umfassende Kenntnisse über das Krankheitsbild der Influenza haben – insbesondere über die charakteristischen Symptome,
    Befunde, Verlauf, Epidemiologie, Prognose, aktuelle Fakten zu Diagnostik und Therapie, hausärztliche Betreuung und
    Prävention
● die Impfungen gegen Grippe und Pneumonie kennen
● die klinischen Zeichen einer Streptokokken-Pharyngo-Tonsillitis kennen, insbesondere nach EBM-Kriterien zwischen viraler
    Pharyngitis und Streptokokken-Pharyngitis unterscheiden können und die leitlinienorientierte hausärztliche Vorgehensweise bei
    Streptokokken-Pharyngitis kennen

● die Handlungsempfehlung für Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle bei Erkältungssymptomen in der hausärztlichen Praxis
    kennen

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Lernziele und Prüfungswissen
                             Husten, Schnupfen, Heiserkeit

   Literatur:

   Kochen, M.M.: Allgemein- und Familienmedizin
   Raetzo M.-A., A. Restellini: Alltagsbeschwerden: „Ich habe die Grippe“
   Barwitz, H.J.: Erkältung – Rationales Vorgehen in der Allgemeinpraxis. Z.Allg.Med.
                 1999;75:932-938
   Empirical Validation of Guidelines for the Management of Pharyngitis in Children and
                 Adults. JAMA 2004-Vol 291, No.13, 1587-1595

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                                      Schnupfen, Heiserkeit
Welches klinische Zeichen spricht eher für das Vorliegen einer viralen
    Pharyngitis als einer Streptokokken-Pharyngo-Tonsillitis?

(A)    Alter über 45 Jahre

(B)    Kein Schnupfen oder Husten

(C)    Eitriges Exsudat auf den Tonsillen

(D)    Fieber über 38,5°C

(E)    Schmerzhafte beidseitige Lymphknotenschwellungen

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