" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...

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" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Der Offizier • Nr. 3/2012 • Zeitschrift der Österreichischen Offiziersgesellschaft

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„Ich selbst habe meine Haltung
  zur Wehrpflicht immer wieder
  erläutert – nicht geändert …“
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Ef Advert2010CampaignDraftFlags_Layout 1 29.08.12 15:40 Seite 2

                            Exzellenz hat einen Maßstab.
      www.eurofighter.com

                            Der Eurofighter Typhoon: Das höchstentwickelte Mehrzweckkampfflugzeug der neuesten Generation – weltweit. Perfekt vereint
                            er die größten Stärken Europas führender Luftfahrt- und Verteidigungsunternehmen. Der so erzielte technische und industrielle
                            Mehrwert kommt jeder unserer Kundennationen zu Gute. Beim Design des Eurofighter Typhoon haben wir uns auf ein bewährtes
                            Programm zur Technologieintegration verlassen und so eine offene Plattform für industrielle Partnerschaften, gemeinsame
                            Entwicklungsarbeit und kostengünstige Logistiklösungen geschaffen.

                                                                                                                    nothing comes close
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I n h a lt                                                                                                    Editorial
  4		 Brief des Präsidenten                                                                                                     „… und die Österreicherinnen und Österreicher
                                                                                                                             sind verantwortungsbewusste und mündige Bürger,
 7		 Bundesheer beendet Hilfseinsatz                                                                                         die einer Stimmempfehlung nicht bedürfen.“ Die An-
		 T  agesbefehl des Oberbefehlshabers
                                                                                                                             wesenden beim Festakt zum Tag der Leutnante haben
 8 Geballte Ladung für die Wehrpflicht                                                                                       es wohl verstanden: Der Oberbefehlshaber will sich in
		 Eine Enquete inklusive Blick zum Schweizer                                                                                keine Kampagne einspannen lassen. Die Würde des
 		 Nachbarn                                                                                                                 Amts und sein Amtsverständnis lassen das nicht zu …
12 Zumindest die Verunsicherung hat
		 ein Ende
             chul-, Steuer- und Wehrpflicht sind
            S
                                                                                                                                M       indestens so klar verständlich war seine
                                                                                                                                        Botschaft, dass er seine Überzeugung von
                                                                                                                             der Sinnhaftigkeit der Wehrpflicht nicht geändert
            Eckpfeiler unserer Republik
                                                                                                                             habe. Im Gegensatz zum Verteidigungsminister, für
14 	Die gesellschaftliche Bedeutung des                                                                                     den vor zwei Jahren auf demselben Platz zum gleichen
     Zivildienstes                                                                                                           Anlass die Wehrpflicht ja noch in Stein gemeißelt war
            Der Salzburger Landesrettungskommandant                                                                          und für den sie heute „mega-sinnlos“ ist. Aber das
            erhebt warnend seine Stimme                                                                                      macht eben den feinen Unterschied zwischen einem
16 	 Im Offizier zu Gast                                                                                                     Staatsmann und einem Politiker aus, der auf der Su-
		 Zehn Fragen an ein neues Mitglied der ÖOG:                                                                                che nach Stimmen Jungerwachsener populistisch sei-
		 Dr. Beatrix Karl, Bundesministerin für Justiz                                                                             ne Überzeugung wechselt. So Letzterer überhaupt je
20 	Darabos gegen Darabos, …?                                                                                               eine hatte. Wie es zumindest um das aussieht, was er
            Simmering gegen Kapfenberg war einst                                                                             so innerhalb eines Jahres in Sachen Wehrsystem von
            Brutalität, aber war war das schon                                                                               sich gegeben hat, kann man im Inneren dieser Ausga-
22		 M
      ilitäraffinität und                                                                                                   be nachvollziehen.

                                                                                                                                N
     Moderner Fünfkampf                                                                                                                 icht nur der Oberbefehlshaber weist darauf
            Gedanken im Nachgang zu Olympia                                                                                             hin, dass unser Heer ziemlichen Reform-
24		 Leserbriefe                                                                                                             bedarf hat. Viele Fachleute bestätigen diese Notwen-
                                                                                                                             digkeit, wurde doch die Umsetzung der Ergebnisse
25 	 Arnold Schwarzenegger is back                                                                                           der Zilk’schen Bundesheer-Reformkommission längst
26 	Zwei Gastkommentare in der                                                                                              zu Grabe getragen. Als wir einst in einem Cover dar-
     Qualitätspresse                                                                                                         gestellt haben, wie diese Reform „den Bach hinunter
28 	CIOR-Summer Congress 2012                                                                                               ging“, haben uns manche vermeintliche Reformge-
                                                                                                                             winnler der Miesmache bezichtigt. Heute sitzen sie
30 	 Mediensplitter		
                                                                                                                             in den Sesseln ministerieller Führungsetagen vor den
                                                                                                                             Trümmern ihrer Reformarbeit, an deren Scheitern aus
                                            Der     Offizier                                                                 ihrer Sicht freilich stets die „anderen“ Schuld waren.
                                      Impressum: Medieninhaber:
                                                                                                                             Und wenn sie weiterhin meinen, ohne gesetzliche
                Österreichische Offiziersgesellschaft, Schwarzenbergplatz 1, A-1010 Wien                                     Änderungen und ohne entsprechende budgetäre Be-
                 Herausgeber und Chefredakteur: Bgdr i.R. Mag. phil. M. Gänsdorfer
                                            Erscheinungsort: Wien.
                                                                                                                             deckung ihrem „wenig militäraffinen Reformminister“
                                   Mitarbeiter dieser Ausgabe:                                                               Vorschub leisten und ohne seriöse Voraussetzungen
                        Hptm HR Dr. E. Paulus; E. G. Dorfer; Dr. A. Werdenfels;                                              die Flucht in ein theoretisches Berufsheer antreten zu
                              Marketing: Dr. Franz Palla (palla.franz@aon.at)
                                                                                                                             müssen, so ist ihr Scheitern wiederum vorprogram-
                 Rechnungswesen, Rechts- und Steuerbelange: ObstIntD G. Langer
                                               Hersteller:                                                                   miert. Nicht das ihrer militärischen Laufbahn frei-
                       Ing. F. Feilhauer A-2620 Neunkirchen, Seebensteiner Straße 1                                          lich …
                      Fotos: Titelbild: BMLVS/Hammler; A. Bruckner; red, Urrisk
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                                                                                                                                A    m 20. Jänner 2013 wird unser Volk entschei-
                                                                                                                                     den, ob – wie Schiller einst schrieb – der
                                                                                                                             Wahn ein kurzer und die Reu’ eine lange sein wird.
                   Zulassungsnummer: 027033917M • ZVR-Zahl: 795014511
                                                                                                                             Dass die Chimäre vom billigen Berufsheer dann ein
                           Offenlegung gemäß § 24 und § 25 Mediengesetz:                                                     Ende haben möge,
               Die Zeitschrift „Der Offizier“ befindet sich zu 100% im Eigentum der Österreichischen
                                Offiziersgesellschaft, A-1010 Wien, Schwarzenbergplatz 1.
Die Richtung der überparteilichen Zeitschrift ist durch die Statuten der ÖOG bestimmt und bezweckt Information in Wort und       hofft Ihr
                               Bild zu wehr-, verteidigungs- und sicherheitspolitischen Belangen.

     3-2012                                                                                                    D e r Offizier                                                    
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Der Präsident

                                           Brief des Präsidenten

                                           lagen – d. h. „Allgemeine Wehrpflicht    Milizsystems im Rahmen einer umfas-
                                           mit Milizsystem“ für alle männlichen     senden Landesverteidigung vor. Eine
                                           Staatsbürger mit der Möglichkeit, ei-    Verfassungsmehrheit zur Änderung
                                           nen zivilen Ersatzdienst zu leisten.     dieser Rechtslage ist nicht in Sicht.
                                           Zentraler Kern einer Reform ist neben    Hinzu kommt das Bundes-Verfas-
                                           der ausreichenden budgetären Dotie-      sungsgesetz aus dem Jahre 1955 über
                                           rung vor allem die Wiedereinführung      die immerwährende Neutralität Ös-
                                           von Volltruppenübungen für einen         terreichs. Dieses Gesetz stellt nicht
                                           Teil der Grundwehrdiener auch nach       nur Verfassungsrecht dar, sondern ist
                                           dem Präsenzdienst. Vorbilder für funk-   durch Notifikation an fast alle Staaten
    Sehr geehrte Damen und Herren!         tionierende Armeen mit Allgemei-         der Welt seit langem ein internationa-
                                           ner Wehrpflicht sind in Mitteleuropa     ler völkerrechtlicher Vertrag. Eine Än-
     Das Österreichische Bundesheer        Norwegen, Finnland und die Schweiz.      derung dieser verfassungsrechtlichen
hat Tausende Profis. Das einzige, was      In der Bundesrepu­blik Deutschland       und völkerrechtlichen Situation ist
nicht professionell ist, ist die derzei-   und in Schwe-                                                   nicht absehbar.
tige politische Führung dieses Heeres.     den ist durch die                                               Dies bedingt
Bundesminister für Landesverteidi-         Abschaffung der
                                                                Das einzige, was nicht                     allerdings die
gung Mag. Norbert Darabos konnte
bis vor kurzem hoffen, als „180°-Grad-
                                           Wehrpflicht die
                                           Situation leider
                                                                professionell ist, ist die                 Einhaltung der
                                                                                                           völkerrecht-
Wendehals-Minister“ in die Geschich-       sehr kritisch ge-    derzeitige politische                      lichen Pflichten
te einzugehen. Er hat eine für ihn „in     worden. Demo-                                                   eines Neutralen,
Stein gemeißelte“ Allgemeine Wehr-         kratiepolitisch      Führung dieses Heeres.                     nämlich Bünd-
pflicht verlassen und sich zum Be-         denkende EU-                                                    nisfreiheit und
rufsheer bekehrt. Nun möchte er als        Bürger sollten es                                               eigene, ausrei-
Bundesminister für Landesverteidi-         für problematisch halten, wenn wir in    chende Verteidigungsanstrengungen.
gung auch dann weitermachen, wenn          näherer Zukunft nur mehr in Russ-        Die Alternative, nach Abschaffung der
am 20. Jänner 2013 die Volksbefra-         land, Indien, China und der Türkei       Neutralität der NATO beizutreten, ist
gung für die Allgemeine Wehrpflicht        Staaten mit Allgemeiner Wehrpflicht      eine Option, die die österreichische
ausgeht. Er würde damit endgültig          hätten.                                  Bevölkerung in ihrer großen Mehr-
zum „360°-Grad-Wendehals-Minis-                                                     heit ablehnt.
ter“. Eine derart gefährliche Übung,            Die Österreichische Offiziersge-
an der sich sogar ein Uhu das Genick       sellschaft sieht staatspolitische bzw.       Die verfassungsgesetzlichen Kern-
brechen würde, ist für einen österrei-     staatsrechtliche, wehrpolitische und     aufgaben der Landesverteidigung sind
chischen Minister offensichtlich völlig    moralische Argumente für die Beibe-      neben der Aufrechterhaltung der ter-
problemlos.                                haltung der Allgemeinen Wehrpflicht      ritorialen Souveränität nach wie vor
                                           in Österreich.                           die ebenso wichtigen Assistenzaufga-
     Nun zum sachlichen Gehalt der                                                  ben im Inland, nämlich Grenzsiche-
bevorstehenden Volksbefragung! Die              Zunächst zu den staatspolitischen   rung, Schutz kritischer Infrastruktur
Österreichische Offiziersgesellschaft      bzw. staatsrechtlichen Argumenten:       („Objektschutz“) sowie sehr zentral
fordert seit Langem eine Reform des             Unsere Bundes-Verfassung sieht      die Hilfe in Katastrophenfällen außer-
Österreichischen Bundesheeres auf Ba-      noch immer die Allgemeine Wehr-          gewöhnlichen Umfanges. Alle diese
sis der verfassungsgesetzlichen Grund-     pflicht nach den Grundsätzen eines       Einsatzaufgaben, die nicht nur recht-

                                                     D e r Offizier                                             3-2012
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Der Präsident

lich, sondern auch tatsächlich gege-     reicht ausschließlich für kleinere Aus-     allen Berufsarmeen drastisch ab. Die
ben sind, erfordern im Anlassfall sehr   landseinsätze.                              politische Absicht, in der deutschen
hohe Mannstärken, die mit einem Be-                                                  Bundeswehr 8,5 Milliarden Euro
rufsheer in Österreich nie erreichbar         Im derzeit laufenden Pilotversuch      einzusparen und aus 45.000 Interes-
sein werden. Es darf daran erinnert      des Ministers sollen je 115 Pioniermi-      senten pro Jahr tausende Zeitsoldaten
werden, dass die Schweizer Armee im      lizsoldaten in zwei Pionierbatallionen,     auswählen zu können, ist kläglich ge-
Jahre 2011 mit nahezu 7.000 Solda-       die ihre Übungspflicht noch aus der         scheitert. Derzeit werden in der BRD
ten eine Sicherung nur des Flughafens    Allgemeinen Wehrpflicht mitgebracht         bis zu 3 Milliarden Euro zusätzlich
Zürich-Kloten geübt hat.                 haben, plötzlich                                                  in die Werbung
                                         zusätzlich 5.000      Deutschland ist NATO-                       von Freiwilli-
    Nun zu den wehrpolitischen Ar-       Euro pro Jahr                                                     gen     gesteckt.
gumenten, die für die Beibehaltung       Prämie bekom-         Mitglied und hat                            Gleichzeitig gibt
der Allgemeinen Wehrpflicht spre-        men, wenn sie                                                     es in Deutsch-
chen: Seriöse und, wie ich meine, sehr   jährlich üben         Anspruch auf Beistands­                     land jetzt nur
sparsame Berechnungen im General-        statt alle zwei                                                   mehr 33.000
stab haben schon vor zwei Jahren er-     Jahre. Das ist        verpflichtung!                              Bundesfreiwil-
geben, dass ein Berufsheer in Öster-     grotesk. Jeder                                                    ligendienstleis-
reich als Minimum ein Jahresbudget       nimmt für dieses Zusatzgeld notfalls        tende statt vorher 99.000 Zivildiener.
von 2,6 Milliarden Euro verlangt. In     Urlaub und hat seine Übungspflicht          In Bayern, mit traditionell guter Ar-
diesem Zusammenhang ist interes-         schneller absolviert als geplant. Dieser    beitsmarktlage und guten Chancen
sant, dass bereits der Vorsitzende der   Pilotversuch kann nichts darüber aus-       im Zivilberuf, sind die Nachwuchs-
Bundesheerreformkommission, Alt-         sagen, ob sich in Zukunft ohne Wehr-        sorgen der Bundeswehrverbände be-
bürgermeister Dr. Helmut Zilk, 1%        pflicht 9.500 neue Zeitsoldaten mit         sonders groß. In Schweden prozessie-
des Bruttoinlandsproduktes als Hee-      ausreichender Qualifikation melden          ren 100 Militärärzte gegen ihre wei-
resbudget gefordert hatte. Das wären     werden. Diese Zeitsoldaten werden           tere Dienstpflicht, weil sie nicht ein-
damals bereits rund 2,8 Milliarden       auf jeden Fall wesentlich teurer sein als   sehen, warum sie dienen sollen, wenn
Euro gewesen. Im Büro von Bun-           Grundwehrdiener mit einem Taggeld           alle anderen nicht einmal mehr zum
desminister Darabos wurde verlangt,      von rund 350 Euro pro Monat. Ein            Grundwehrdienst eingezogen werden.
die Zahlen auf das damals bestehen-      wichtiger Aspekt ist auch, dass in einer    Es wird auch in Österreich keinesfalls
de Budgetniveau von 2,2 Milliarden       Berufsarmee alle Soldaten verpflich-        zumutbar sein, dass nach der Einfüh-
Euro herunterzurechnen. Allerdings       tet sein werden, jederzeit in gefähr-       rung einer Berufsarmee die bisherigen
stehen zur Zeit nach den von Dara-       liche Auslandseinsätze zu gehen. Die        Berufs- und Milizsoldaten plötzlich
bos freudig begrüßten Einsparungen       Berufsplanung dieser jungen Män-            Auslandsdienstverpflichtungen haben
nur mehr rund                                                   ner, die nach        sollen. Völlig undenkbar ist, dass bis-
1,8 Milliarden                                                   spätestens sechs    herige Milizsoldaten, die sich wäh-
Euro Jahresbud-     Wer soll das bezahlen?                      Jahren und un-       rend der Allgemeinen Wehrpflicht
get zur Verfü-                                                  vorhersehbaren       gemeldet haben, weiterhin übungs-
gung, davon al-
                    Wer hat so viel Geld?                       Kampfeinsätzen       und einsatzpflichtig bleiben. Die von
lein mehr als 1,2                                               im Ausland ins       Bundesminister Darabos immer wie-
Milliarden Euro Personalkosten. Ein      Zivilleben entlassen werden, bleibt         der als leuchtende Beispiele genann-
Berufsheer mit diesem Budget passt       völlig unklar. Die Bildungsqualität der     ten Berufsarmeen der westlichen Welt
in maximal drei Stadionsektoren und      einfachen Zeitsoldaten sinkt daher in       haben bei den einfachen Zeitsoldaten

3-2012                                               D e r Offizier                                                      
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Der Präsident

  großteils junge Burschen mit schlech-    dungsniveau österreichischer Solda-          bundeskanzler Helmut Schmidt und
  tem bis gar keinem Schulabschluss.       ten im Vergleich zu anderen Armeen           Helmut Kohl haben ebenfalls auf die
  Außerdem werden im großen Um-            deutlich höher. In Österreich dienen         Problematik von Berufsarmeen für
  fang einschlägig Vorbestrafte ange-      Akademiker aller Sparten, Handwer-           die Demokratie hingewiesen. Kriege
  worben. Dies stellt nicht nur eine un-   ker, Gesellen und Meister aller Spar-        werden wieder leichter führbar, die
  faire Ausbeutung sozial benachteilig-    ten, die genauso wie kaufmännische           Politik entscheidet sich leichter für
  ter Jugendlicher dar, sondern ist auch   Berufe alle ihre zivilen Kenntnisse po-      Kriegseinsätze, wenn sie nicht auf die
  ein moralisches Armutszeugnis und        sitiv in die Armee einbringen. Die­se        Bevölkerung Rücksicht nehmen muss,
                                           soziale Schichtung verändert sich in         vor allem, wenn sie keine Freiwilligen
                                           einer Berufsarmee sofort. Die Vor-           für konkrete Einsätze anwerben muss.
Die Kernaufgaben des                       teile des sozialen Lernens in der All-
Bundesheeres liegen                        gemeinen Wehrpflicht, die Chance,                 Sehr geehrte Damen und Herren,
                                           mit allen Berufsschichten bekannt zu         nur die Allgemeine Wehrpflicht si-
nach wie vor im Inland                     werden und Netzwerke fürs Leben zu           chert in einem Kleinstaat wie Öster-
und erfordern hohe                         knüpfen, gehen verloren. Wenn der            reich die Erfüllung sämtlicher Inlands-
                                           Grundwehrdienst derzeit mit viel zu          aufgaben. Das gilt vor allem für den
Mannstärken, die ohne                      vielen Einrückungsterminen schlecht          Bereich der sicherheitspolitischen As-
Allgemeine Wehrpflicht                     organisiert ist, ist dies nicht die Schuld   sistenzleistungen wie Grenzsicherung,
                                           der Grundwehrdiener, sondern einer           Objektschutz, Schutz kritischer Infra-
nicht erreichbar sind.                     Politik, die nur auf vordergründige Ef-      struktur, Sicherungsmaßnahmen bei
                                           fekthascherei aus ist.                       Flächenausfall von Strom, Gas und
  eine latente Gefahr für die Demokra-
                                                                                        Wasser etc. Die kostengünstigste Lö-
  tie. Die jüngste Studie des deutsches
                                               Moralische Argumente sind nicht          sung dieser Aufgaben ist es, Soldaten
  Bundeswehrverbandes zeigt, dass 75%
                                           in Mode, umso notwendiger erscheint          kurz auszubilden und sie im Anlass-
  der Führungskräfte in der Bundes-
                                           es, die Moral nicht völlig unter den         fall wieder einzuberufen, statt teure
  wehr kein Vertrauen mehr in die poli-
                                           Tisch fallen zu lassen: Seit dem ausge-      Berufssoldaten ständig bereitzuhal-
  tische Führung haben und sich groß-
                                           henden Mittelalter über den 30-Jäh-          ten, obwohl voraussichtlich nicht sehr
  teils nicht mehr zur Bundeswehr mel-
                                           rigen Krieg bis hin zur Französischen        oft Einsatzszenarien auftreten. Mit
  den würden, wenn sie noch einmal die
                                           Revolution waren Jahrhunderte lang           der Einführung einer Berufsarmee
  Wahl hätten. Viele raten bereits ihren
                                           Söldnerheere im Einsatz. Die deutsche        würden 14.000 zum Großteil höchst
  Kindern ab, zur Bundeswehr zu ge-
                                           Nationalversammlung in der Paulskir-         motivierte junge Zivildiener verloren
  hen. Über diese Entwicklung können
                                           che in Frankfurt am Main hat 1848            gehen. Die soziale Solidarität würde
  offizielle Beschönigungen nicht hin-
                                           unter anderem für die Allgemeine             argen Schaden nehmen. Ein Berufs-
  wegtäuschen.
                                           Wehrpflicht und gegen ein Berufsheer         heer ist teuer, politisch problematisch
                                           der Fürsten votiert und dies zweifel-        und dient hauptsächlich den Interes-
      Die Armeen in Belgien, Ungarn
                                           los aus Gründen der Moral und Ge-            sen jener Eliten, die robuste Einsät-
  und Slowenien sind so gut wie un-
                                           rechtigkeit.                                 ze zur Lösung politischer Probleme
  sichtbar geworden. Mangels ausrei-
                                                                                        im Ausland bevorzugen. Wie sehr die
  chender Mannstärken konnte bei der
                                                                                        mehr oder weniger verlorenen Kriege
  Schlammkatastrophe in Ungarn kein             Bob Herbert hat in der New York         in Afghanistan und im Irak dem Wes-
  Heereskontingent mehr aufgeboten         Times vor ca. zwei Jahren geschrieben,       ten international vor allem auch mora-
  werden.                                  dass die USA weder im Irak noch in           lisch geschadet haben, sollte uns allen
                                           Afghanistan stünden, hätten sie noch         bewusst sein.
       Die Kernaufgaben des Bundeshee-     die Allgemeine Wehrpflicht und er
                                                                                            Entscheiden wir uns daher am 20.
  res liegen nach wie vor im Inland und    hat hinzugefügt, dass das Prinzip der
                                                                                        Jänner 2013 für ein reformiertes Bun-
  erfordern hohe Mannstärken, die ohne     Freiwilligenarmee den Rechtsstaat arg
                                                                                        desheer mit allgemeiner Wehrpflicht.
  Allgemeine Wehrpflicht nicht erreich-    beschädigt hat. Auch der erste Vertei-
  bar sind. Die bisher sehr angesehenen    digungsminister von Barack Obama,
  Dienstleistungen österreichischer Sol-   Robert Gates, hat sich durchaus kri-
  daten im Ausland werden teilweise zu     tisch über die Entwicklung der Ein-
  über 50 % von Milizsoldaten erbracht.    stellung der Soldaten in der US-Be-
  Derzeit ist das durchschnittliche Bil-   rufsarmee geäußert. Die Herren Alt-

                                                      D e r Offizier                                                3-2012
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
Einsatz

 Bundesheer beendet Hilfseinsatz

                                                                                                                                Foto: www.bundesheer.at/Grebien
      St. Lorenzen, 12. September 2012 -   Niederösterreich und der Steiermark         den Heimweg. (aus einem Bericht www.
„Pioniere, wie immer!“, riefen die 160     ziehen dieser Tage als Letzte ab und hin-   bundesheer.at /Redaktion MilKdo St)
 Soldaten aus Melk und aus Graz zum        terlassen ein beeindruckendes Werk.
 Abschied noch über den Hauptplatz                                                         Der Oberbefehlshaber des Bundes-
 von Trieben. Dann marschierten sie un-        „Nehmen Sie vor allem das Bewusst-      heeres, Bundespräsident Dr. Heinz Fi-
 ter tosendem Applaus der Menschen zu      sein mit nach Hause, dass Sie hier Men-     scher, erließ nach Beendigung einen Ta-
 ihren Fahrzeugen. Unter großer Anteil-    schen Zuversicht gegeben haben und          gesbefehl, in dem die beeindruckenden
 nahme der Bevölkerung wurde der Hilf-     einer Region einen Neubeginn“, gab          Leistungen unserer Soldaten gewürdigt
 seinsatz des Bundesheeres im oberstei-    Oberst Ernst Trinkl vom Militärkom-         werden.
 rischen Paltental beendet. Pioniere aus   mando Steiermark den Soldaten mit auf

                             Tagesbefehl
     Tagesbefehl des Herrn Bundesprä-      keit eindrucksvoll unter Beweis und         Soldatinnen und Soldaten für un-
sidenten Dr. Heinz Fischer anlässlich      seine Soldatinnen und Soldaten er-          sere Mitbürger leisten, Dank und
der Beendigung des Katastrophenhil-        warben sich dabei höchsten Respekt          Anerkennung für die erbrachten Leis-
fe-Assistenzeinsatzes des Bundeshee-       für ihre gewissenhafte und professio-       tungen auszusprechen.
res in der Steiermark.                     nelle Leistung.
                                                                                           Gleichzeitig möchte ich Sie ersu-
                                               Ich darf festhalten, dass im
                                                                                       chen auch weiterhin mit vollem Ein-
Soldaten und Soldatinnen!                  Rahmen dieses Assistenzeinsatzes
                                                                                       satz Ihre oftmals schwierigen und ge-
Wehrpflichtige des Miliz- und Reserve-     durch die eingesetzten Soldatinnen
                                                                                       fahrvollen Aufgaben zu erfüllen, um
standes!                                   und Soldaten, davon mehr als 400
                                                                                       dadurch auch ein sichtbares Zeichen
Angehörige der Heeresverwaltung!           Grundwehrdiener, 125.000 Mann-
                                                                                       zu setzen, dass das Bundesheer jederzeit
    Im Zeitraum von 22.06. bis             stunden erbracht und neben vielen
                                                                                       solidarisch an der Seite der Bürgerinnen
13.09.2012 standen rund 700 Solda-         anderen Einsatzaufgaben, 28 Brü-
                                                                                       und Bürger des Landes steht.
tinnen und Soldaten des Bundesheeres       cken, 15 Krainerwände und 23
in der Steiermark im Assistenzeinsatz,     sogenannte Querwerke errichtet wur-             Es lebe das Bundesheer der Repu-
um der durch die schweren Unwet-           den.                                        blik Österreich!
ter des heurigen Sommers zu Schaden            Meine Damen und Herren,
gekommenen Bevölkerung zu helfen.       als Oberbefehlshaber ist es mir da-
                                                                                            OTS-Originaltext     Presseaussen-
                                                                                       dung unter ausschließlicher inhalt-
    Das Bundesheer stellte da- her ein besonderes Anliegen, Ihnen                      licher Verantwortung des Aussenders.
bei in bewährter Weise seine hohe allen, die Sie getreu dem Motto                      OTS0019 2012-09-22 10:00 221000 Sep 12
Leistungsbereitschaft und   -fähig- „Schutz und Hilfe“ ihren Dienst als                BPK0001 0236.

3-2012                                                 D e r Offizier                                                       
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
We h r p o l i t i k

         Die GÖD/FCG hatte zur Enquete geladen:

                          Geballte Ladung fü
                                                                                                                                von Manfred

Alle Fotos: Andreas Bruckner

             Ungünstiger hätte der Zeit-              tieren haben. Weil der derzeitige Organ-     chische Volk ja vor ein paar Jahren zu
         punkt wohl kaum mehr sein kön-               walter für Landesverteidigung dies nicht     einer Neutralität nach dem Vorbild der
         nen. Für einen Donnerstag um
                                                      so sieht und die Regierung in Fragen der     Schweiz entschlossen. Und die nimmt
         11:15 Uhr. Kein Feiertag und zur
         Primetime. Dennoch sollte der                Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben          diese sehr ernst. Mit Allgemeiner Wehr-
         6. September ein Feiertag für die            lähmt, scheint es notwendig, dass das        pflicht und Miliz. Mit einer großen
         Wehrpflicht werden, den man mit              Volk aufsteht. Der Anstoß dazu sollte        Zahl an Bürgern in Uniform.
         einer Enquete begehen wollte. Mit            von einem der höchstrangigen Volksver-
         prominenten Teilnehmern aus der              treter erfolgen.                             Nach dem Vorbild der
         Politik und den Blaulichtorganisa-
         tionen. Dass es ein Fest mit vielen
                                                                                                   Schweiz …
         Gästen wurde, war nicht vorher-                   Die Reihe der politischen Honora-
         zusehen.                                     tioren konnte sich sehen lassen. (BILD          „Sicherheit ist das größte Gut“ er-
                                                      oben Mitte): Vizekanzler und Au-             klärte Bundesrat Maurer und für die Er-
              Der Saal des Raiffeisenforums quoll     ßenminister, die Innenministerin und         haltung dieses Guts sei die Bevölkerung
         über und die Besucher drängten sich          ihr Staatssekretär, Nationalratsabgeord-     verantwortlich und „das könne man
         gar um Stehplätze. Der Vorsitzende der       nete, Spitzengewerkschafter. Ein ehe-        nicht an bezahlte Soldaten übergeben!“.
         Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, als        maliger Nationalratspräsident und Ver-
         Korporal gedient, hatte aus seiner staats-   teidigungsminister, der tatsächlich noch          Dass sich die Armee aus der Bevöl-
         politischen Verantwortung heraus geru-       einer war, wurde vermutlich auch des-        kerung rekrutiert, sei deswegen so wich-
         fen. (BILD Nr. 3427). Schließlich ist er     halb von den Anwesenden mit beson-           tig, weil heutzutage die Krisen nicht auf
         nicht nur Gewerkschafter, sondern auch       derem Applaus begrüßt: Dr. Robert            dem Schlachtfeld stattfinden, sondern
         Zweiter Präsident des Nationalrats. Und      Lichal. Und als besonderer Gast sollte       mitten in der Bevölkerung. Daher sei
         der bildet bekanntlich die Vertretung        der Schweizer Bundesrat – quasi der          es wichtig, dass bei solchen Krisen der
         des Volkes, von dem in einer Demokra-        benachbarte Amtskollege des österrei-        Bürger in Uniform auftrete und kein
         tie das Recht auszugehen hat. Ein Recht,     chischen Verteidigungsministers – Ueli       bezahlter Soldat. „Das ist etwas ganz
         das die Allgemeine Wehrpflicht in der        Maurer seine Sicht der Dinge zur Fra-        Zentrales“. Die Wehrpflicht sichere zu-
         Bundes-Verfassung festgeschrieben hat        ge der Allgemeinen Wehrpflicht präsen-       dem die demokratische Kontrolle der
         und an dem sich Regierende zu orien-         tieren. Schließlich hat sich das österrei-   Streitkräfte.

                                                                 D e r Offizier                                                 3-2012
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ür die Wehrpflicht
Gänsdorfer

          Ein weiterer Vorteil sei das zivile     re sei teurer und weniger effizient“, so   Wehrpflicht agiere. Es werden Projekte
     Know-how, das aus der Bevölkerung in         Maurer. Dass man dabei in Summe pro        beworben, die die Verfassung aushöh-
     die Armee fließe und das es bei einem        Jahr gerade so viel aufwende, wie in der   len. Angesichts dieser Verunsicherung
     bezahlten Heer nicht gebe. Vorteile          Schweiz für Autoblechschäden aufge-        und Demotivation der Truppe und der
     sieht Maurer auch bei der Rekrutierung:      bracht wird, sei als Versicherungsprämie   Bevölkerung „brauchen wir die Befra-
     In einer bezahlten Armee stehe das Mili-     für den Steuerzahler verträglich. Die      gung“. „Das ist kein Zustand. Wir brau-
     tär bei der Personalrekrutierung mit der     Schweiz hat ein deutlich höheres Ver-      chen eine Entscheidung.“
     Wirtschaft im Wettbewerb und da sei es       teidigungsbudget als Österreich. Der
     anzuzweifeln, dass es dabei die besten       Schluss, dass die Schweizer schlechtere         Es sei den jungen Menschen zumut-
     Köpfe bekommen würde.                        Autofahrer wären ist wohl nicht zuläs-     bar, wenn sie einen Beitrag für das Land
                                                  sig. Sie nehmen Landesverteidigung ein-    und die Gemeinschaft leisten, so Spin-
          Ein Berufsheer sei in Krisenzeiten zu   fach ernst. In der Schweiz wird derzeit    delegger. Und geschadet habe es auch
     klein und in normalen Zeiten zu groß,        auf Initiative des Parlaments über eine    keinem. Der Bürger solle nicht ständig
     so Maurer. „Der Bürger habe Rech-            Erhöhung des eingefrorenen Verteidi-       auf den Staat warten, sondern auch sel-
     te und Pflichten. Eine dieser Pflichten      gungsbudgets von 4,4 (3,66 Mrd. Euro)      ber einen Beitrag leisten.
     ist die allgemeine Wehrpflicht“, so der      auf fünf Mrd. Schweizer Franken (4,16
     Schweizer Minister und lieferte damit        Mrd. Euro) diskutiert.                          Dass sich die Ausführungen der
     die Begründung eines „Bedarfsheeres“.                                                   österreichischen Innenministerin im
                                                  Vizekanzler und Innen­                     Rahmen der Enquete eher auf die Fra-
         Dass man sich in der Schweiz in          ministerin                                 gen der inneren Sicherheit und des Zi-
     Geldfragen besonders auskennt, ist all-                                                 vildienstes konzentrierten, lag auf der
     gemein bekannt. Dies gilt auch für das           ÖVP-Chef Michael Spindelegger,         Hand. Sie kritisierte, dass Verteidi-
     Militär: „Wir haben die Frage der Fi-        selbst Milizoffizier, kam auf die be-      gungsminister Darabos ständig neue
     nanzierung des Heeres von verschie-          vorstehende Volksbefragung über die        Zahlen präsentiere und wies die jüngs-
     denen Standpunkten her berechnet. Es         Wehrpflicht zu sprechen und begrün-        ten Daten aus dem Kabinett, wonach
     gibt keine billigere Variante wie die der    dete sie damit, dass Darabos ständig       nur wenige Grundwehrdiener im Ka-
     Allgemeinen Wehrpflicht – alles ande-        gegen die in der Verfassung verankerte     tastropheneinsatz sind, zurück. Beim

     3-2012                                                  D e r Offizier                                                       
" Ich selbst habe meine Haltung zur Wehrpflicht immer wieder erläutert - nicht geändert " - Der Offizier Nr. 3/2012 Zeitschrift der ...
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                   Hochwasser 2002 in Niederösterreich „Totengräber der Landesverteidigung“.                Wenn nun – bei allen Reformnotwen-
                   seien 85 Prozent der eingesetzten Sol- Werner Kerschbaum vom Roten Kreuz                 digkeiten im Bundesheer und beim Zi-
                   daten (11.000 von 13.000) Rekruten warnte vor einer „drastischen Reduktion               vildienst – diese Säulen zum Einsturz
                   gewesen. Mit den Plänen von Darabos der Leistungen der Rettungsorganisati-               gebracht werden, drängt sich die Frage
                   würde sich die Zahl der Kadersoldaten onen“, wenn der Zivildienst ohne taug-             nach dem „cui bono“ auf. Einige weni-
                   halbieren und es wären alle Milizsol- lichen Ersatz abgeschafft wird. „Besorgt“          ge Funktionäre einer politischen Partei
                   daten mit einem Schlag weg, so Mikl- zeigte sich auch Gemeindebund-Vorsit-               und ihre Helfer? Eine kleinformatige
                   Leitner. „Ein Berufsheer bedeutet deut- zender Mödlhammer. „Mit der Einfüh-              Zeitung im Ringen um Leserreichweite
                   lich mehr an Kosten und deutlich weni- rung eines bezahlten Freiwilligen-Jah-            bei Jungerwachsenen? Ist es gar ein Ver-
                   ger an Sicherheit.“                          res werde der unglaubliche Schatz an        such des politischen Stimmenfangs, weil
                                                                Freiwilligenarbeit in Österreich infrage    jemandem die Zielgruppe 17-24jähriger
                   Die Leistungsträger                          gestellt“. Und Werner Kerschbaum vom        davon zu laufen scheint?
                                                                Roten Kreuz ergänzte, dass ein bezahltes
                        Neben den Honoratioren aus der         „Freiwilligen-Jahr“  nichts mit Freiwilli-       Die Veranstaltung hat jedenfalls
                   Politik kamen im Rahmen der Enquete          genarbeit   zu tun habe. „Das wäre eine     klar gezeigt, wie ein komplexes Thema
                   Repräsentanten aus Militär, Rettungs-        Desavouierung     von Freiwilligen“   und   wie das des Wehrdienstes auf einfache
                   wesen, Feuerwehr zu Wort. Darunter es sei auch „der falsche Weg für eine Zi-             Fragen und Antworten „heruntergebro-
                   auch ehemalige Grundwehr- bzw. Zi- vilgesellschaft“. Wenn man heute den                  chen“ werden kann.
                   vildiener.                                   Zivildienst bezahle, werde „morgen viel-
                                                                leicht die Feuerwehr und übermorgen              Und dabei kann nicht deutlich ge-
                        Der Präsident der Österreichischen der Blutspender die Hand aufhalten“.             nug betont werden, dass verantwor-
                   Offiziersgesellschaft, Eduard Paulus,wies                                                tungsvolle Politik sich am Gemeinwohl
                   dabei auch Darabos‘ Ruf nach einem Resümee                                               zu orientieren hätte und nicht an den
                  „Profi-Heer“ zurück. Das Bundesheer                                                       Interessen der Splittergruppe einer po-
                   verfüge über Zehntausende Profi-Sol-                                                     litischen Partei. Ob gegen Letzteres ein
                                                                     Dass Allgemeine Wehrpflicht und
                   daten. „Das einzige, was in diesem Heer der Zivildienst als Wehrersatzdienst             Land aufzustehen in der Lage ist, wird
                   nicht professionell ist, ist die politische nicht nur Bürgerpflicht sind, sondern        sich am 20. Jänner 2013 weisen.
                   Führung!“                                    wesentliche Säulen des gesellschaftlichen
                                                                Zusammenlebens in Sicherheit und
                        Milizverbands-Präsident Michael Wohlfahrt sind, war wohl allen Besu-
                   Schaffer bezeichnete den Ressortchef als chern der Enquete schon davor bewusst.

                               10                                          D e r Offizier                                                 3-2012
We h r p o l i t i k

 Aufgeschnappt:
 „Es werden Projekte beworben, die die Verfassung            Vertrauen Sie darauf!
  aushöhlen!“
  (M. Spindelegger, Vizekanzler)

 „Unser Heer hat zehntausende Profis. Das einzige,
  was in diesem Heer nicht professionell ist, ist die
  politische Führung!“
  (E. Paulus, Präsident ÖOG)

 „92 Prozent der Ortschefs sind für die Beibehaltung
  der Wehrpflicht!“
  (H. Mödlhammer, Präsident Gemeindebund)

 „Wenn man heute den Zivildienst bezahle, werden
  morgen vielleicht die Feuerwehr und übermorgen
  der Blutspender die Hand aufhalten!“
  (W. Kerschbaum, Generalsekretär Rotes Kreuz)

 „Durch den Wehrdienst bleibt das Heer in der Be-
  völkerung verankert!“
  (J. Mikl-Leitner, Innenministerin)
                                                                         Dass wir Ihre
 „Für die Sicherheit hat der Bürger selbst einzu-                        Energieversorgung
  stehen. Das kann man nicht an bezahlte Söldner                         voll im Griff haben.
  delegieren!“ (U. Maurer, BR Schweiz)                                   Wer 250.000 Kunden mit Nah- und Fernwärme,
                                                                         Erdgas, Strom und Wasser versorgt, trägt eine
                                                                         große Verantwortung. Deshalb investieren wir
                                                                         kontinuierlich in insgesamt 18.000 Kilometer
                                                                         Leitungen. Damit Sie Tag für Tag und rund um

3-2012                                          D e r Offizier           die Uhr sicher versorgt sind. Auf uns ist Verlass.
                                                                                                                   11
                                                                         Die Salzburg AG denkt mit. Und vor.
                                                                         www.salzburg-ag.at | Serviceline 0800 / 660 660
We h r p o l i t i k

 Zumindest die Verunsi
                                                                      Schul-, Steuer-, und Wehrpflicht s
                                                                                       Wilhelm Waldner,  Vorsitzender Bun
 Nach dieser Volks-
 befragung werden
 wir wissen, wie es
 weitergeht und die
Verunsicherung hat
 ein Ende. Die beiden
 Regierungsparteien
 vertreten gegensätz-
 lich unterschiedliche
 Standpunkte, nur Be-
 fragungstermin  und
-text konnten gerade
 noch einvernehmlich
 beschlossen werden.

     Die „neue Sicherheitsstrategie“, mit
einer umfassenden Bedrohungs- und
Gefährdungsanalyse, liegt seit März
2011 in einem Unterausschuss im Par-
lament. Dieses Dokument sollte ei-
gentlich die Grundlage für die öffent-
liche Diskussion und letztlich für die
politischen Entscheidungen zur Wehr-
pflicht sein. Stattdessen wird im Wege
                                            Foto: A. Bruckner

einer Volksbefragung über die Orga-
nisation des Bundesheeres entschieden,
ohne vorher über die tatsächlichen Be-
drohungen, Gefährdungen oder Auswir-      orientieren Zuarbeitern unverdrossen             nen. Das gibt nicht nur eine demokra-
kungen zu diskutieren.
                                          an der Abschaffung der Wehrpflicht               tische Durchmischung des Kaderper-
                                          festhält, obwohl in der Verfassung und           sonals, sondern auch eine Verankerung
Wird da das „Pferd nicht vom
                                          in der Regierungsvereinbarung genau              des Bundesheeres in der Bevölkerung.
Schwanz her aufgezäumt?“
                                          das Gegenteil steht. Die Entscheidung
                                                                                                Die Bedenken des über alle Par-
                                          für eine Volksbefragung ist daher eine
     Schul-, Steuer- und Wehrpflicht                                                       teigrenzen hinweg beliebten und an-
                                         „Notbremsung“, um die fortwährende
sind Eckpfeiler unserer Republik. Mir                                                      erkannten Generalstabschefs Entacher
                                          Demontage des Bundesheeres bis zur
wäre zweifelsohne lieber gewesen, über                                                     werden vom Verteidigungsminister ganz
                                          Nationalratswahl durch den eigenen
solche Werte nicht abstimmen zu müs-                                                       einfach negiert. Da wird von einer Be-
                                          Verteidigungsminister zu beenden.
sen, denn es ist ein bedenkliches Zei-                                                     rufsarmee amerikanischen Zuschnitts
chen, wenn politisch heikle Fragen             Das Bundesheer rekrutiert derzeit           geträumt und da passen halt Grund-
einfach weiter gereicht werden. Wir den Nachwuchs weitgehend aus dem                       wehrdiener nicht dazu. Ich habe auch
könnten nämlich auch darüber abstim- Kreis der Präsenzdiener und das funkti-               den Eindruck, dass manche dieser kar-
men, ob wir Steuern zahlen wollen oder oniert durchaus zufriedenstellend. Man              riereorientierten Zuarbeiter es nicht er-
nicht. Aber es steht fest, dass der Ver- könnte es einfach so beschreiben: Sie             warten können, endlich „Krieg führen
teidigungsminister mit seinen karriere- lernen uns kennen, wir lernen sie ken-             zu können“, „Verantwortung“ zu über-

12                                                              D e r Offizier                                           3-2012
We h r p o l i t i k

icherung hat ein Ende
sind Eckpfeiler unserer Republik
ndesheergewerkschaft in der GÖD
                                               ellen Einsätzen in der Steiermark und           teidigungs- und Sportminister Dara-
                                               in Kärnten zeigen, dass diese Ergeb-            bos - der übrigens noch im Jahre 2010
                                               nisse ohne Präsenzdiener niemals er-            überzeugend und engagiert genau das
                                               reichbar gewesen wären. Unverdächtig            Gegenteil vertreten hat – die Abschaf-
                                               ist hier die Feststellung aus dem Ver-          fung der Wehrpflicht – bis zu den kom-
                                               teidigungsministerium aus dem Jahre             menden Nationalratswahlen im nächs-
                                               2010: „Ohne Wehrpflicht wären der-              ten Jahr als Forderung beibehalten. Der
                                               artige Einsätze jedoch nicht in diesem          Bürgermeister von Wien hat – weil zu
                                               Ausmaß möglich“.                                kurz vor der Wahl begonnen – erfolglos
                                                    Die derzeitige Einsatzfähigkeit im         versucht, mit diesem Bundesthema den
                                                In- und Ausland wird daher bei einem           drohenden Verlust der absoluten Mehr-
                                               „Darabos-Berufsheer“ ohne deutliche Er-         heit im Landtag in Wien abzuwenden.
                                                höhung der Geldmittel nicht gehalten           Betroffen macht aber, dass sich hochran-
                                                werden können. Seriöse Experten gehen          gige Mitarbeiter des Ressorts in dieses
                                                von einer Verdoppelung des bisherigen          politische Spiel einspannen lassen. Die­
                                                Budgets aus. Das heißt für mich, wenn          se Kameraden sollten sich fragen, war-
                                                die Forderung nach einem Berufsheer            um der Generalstabschef konsequent
                                                ernst genommen wird, und der bishe-            eine andere Linie vertritt.
                                                rige Leistungsumfang beibehalten wer-
                                                den soll, dann ist es halt doppelt so teuer.       Damit kein falscher Eindruck ent-
                                                Ich kann nicht erkennen, dass die allge-       steht: Meine Ausführungen bedeuten
                                                meinen wirtschaftlichen Rahmenbedin-           keinesfalls, dass wir „wie es Dienstneh-
                                                gungen es in den kommenden Jahren              mervertretern gerne unterstellt wird“ -
                                                möglich machen, das Budget zu ver-             gegen jede Veränderung und gegen jede
                                                doppeln. Wird auf ein Berufsheer um-           Reform eintreten. Selbstverständlich
                                                gestellt, wird es dieses notwendige Geld       wird das Bundesheer sich weiter entwi-
                                                nicht geben. Und ohne das notwendige           ckeln müssen, um auf die jeweiligen si-
                                                Geld, kommt dies einer Auflösung des           cherheitspolitischen Herausforderungen
                                                Bundesheeres gleich.                           die passenden Antworten zu haben.
                                                                                               Hier werden wir auch einen konstrukti-
                                                                                               ven Beitrag zu leisten haben. Das war in
                                                    Einsätze wie 2002 wären mit einem          der Vergangenheit so und das wird auch
     nehmen, um sich in höheren Komman-
                                               Berufsheer – so Experte Entacher –              in Zukunft so sein!
     dofunktionen im sicheren Hinterland
                                               schlichtweg nicht möglich. Ärgerlich
     zu bewähren.
                                               ist, dass der Verteidigungsminister und             Die Gewerkschafter und Personal-
                                               seine „Experten“ ständig nach einem             vertreter aus dem Bundesheer haben
          Mehrmals wurden die anfangs er-      Profiheer rufen, obwohl das derzeitige          sich in der Resolution vom 2. Dezem-
     rechneten Kosten für das „Darabos-Be-     Bundesheer bereits jetzt schon zu einer         ber 2010 überparteilich und einstimmig
     rufsheer“ reduziert, um die fröhliche     erheblichen Zahl aus „Profis“ besteht.          zur Wehrpflicht bekannt. Wir werden
     Botschaft verkünden zu können, dass       Gerade unser derzeitiges Mischsystem            uns daher auch verstärkt in die öffent-
     künftig mehr Profis nicht mehr kosten.    auf Basis der Wehrpflicht, bestehend            liche Diskussion einbringen und nicht
     Dass der mit der Wehrpflicht als siame-   aus Profis aus dem Kreis der Berufssol-         die Seiten wechseln. Wir stehen ge-
     sischer Zwilling verbundene Zivildienst   daten, Milizsoldaten und Grundwehr-             meinsam mit allen vernünftigen Kräf-
     dann auch zur Diskussion steht, führt     dienern stellt jederzeit sicher, dass – so      ten in diesem Land auf, für ein „Ja zur
     zwischenzeitlich beim Sozialminister zu   General Entacher – wir ziemlich alles           Wehrpflicht!“
     ähnlich fröhlichen Rechenübungen.         abdecken können, was daherkommt.
        Gerade die Einsatzbilanzen aus             Meiner Meinung nach wollte die
     dem letzten Winter und aus den aktu-      Regierungspartei SPÖ mit ihrem Ver-

     3-2012                                                 D e r Offizier                                                        13
We h r e r s a t z d i e n s t

            Die gesellschaftliche
            des Zivildienstes
                 Durch die Diskussionen über die         Punkt hinkt auch der Vergleich mit an-        Auch freiwillige und unbezahl-
            Abschaffung der allgemeinen Wehr-            deren europäischen Ländern. Es ist hier te Mitarbeiter können diese Aufgaben
            pflicht, ist die Bedeutung des Zivildiens-   nicht nur die rasche Eintreffzeit eines nicht übernehmen, weil sie tagsüber ih-
            tes in ein völlig neues Licht gerückt. Die   Rettungsfahrzeuges, die Österreich von rem Zivilberuf nachgehen und schon
            vielen Zivildienstleistenden bekommen        anderen Ländern wesentlich unterschei- jetzt einen erheblichen Teil der Leistun-
            nach Jahrzehnten nun zu Recht seit Mo-       det, sondern auch der breite Umfang in gen des Rettungs- und Sanitätsdienstes,
            naten eine öffentliche Wertschätzung         welchem der Rettungs- und Sanitäts- insbesondere während der Nacht, an
            und Anerkennung für ihre wichtigen           dienst in Österreich sichergestellt ist. Wochenenden und an Feiertagen über-
            Aufgaben in verschiedenen Bereichen          Beispielsweise ist es bei uns vollkom- nehmen.
            des Gesundheits- und Sozialsystems.          men selbstverständlich, dass beeinträch-
                                                         tigte und gebrechliche Menschen auch          Der seit Monaten vom Roten Kreuz
                                                         vom Sanitätsdienst zu Untersuchungen      geforderte  „runde Tisch“ mit allen Be-
                Die Zivildiener leisten derzeit sehr
                                                         und Behandlungen transportiert wer- troffenen wurde jetzt zumindest für die
            wertvolle Dienste beispielsweise für
                                                         den, während in anderen Staaten die Träger der Rettungsdienste eröffnet. Das
            Kranke, Pflegebedürftige und Men-
                                                         Angehörigen diese Transporte organisie- derzeit diskutierte Modell des bezahlten
            schen mit Behinderungen. Viele Leis-
                                                         ren und bezahlen müssen.                 „freiwilligen“ Sozialjahres muss vor dem
            tungen im österreichischen Gesund-
                                                                                                   Hintergrund der Erfahrungen in der
            heits- und Sozialsystem sind derzeit in
                                                              Wird die allgemeine Wehrpflicht      Bundesrepublik    Deutschland kritisch
            dieser Form nur durch den Zivildienst
                                                         abgeschafft und damit auch der Zivil-     hinterfragt werden.
            möglich.
                                                         dienst, dann gibt es nur wenige mög-
                                                         liche Alternativen. Der Ersatz durch          Zeitgleich mit dem Wegfall der
                Österreich kann auch sehr stolz auf      hauptberufliche Mitarbeiter ist auf- Wehrpflicht in Deutschland wurde der
            sein Rettungs- und Sanitätsdienstsystem      grund der hohen Mehrkosten von rund Bundesfreiwilligendienst eingerichtet.
            sein. Dieses hochverfügbare und effizi-      140 Millionen Euro österreichweit nur Parallel dazu blieb das bereits existieren-
            ente System funktioniert nur aufgrund        für die beim Roten Kreuz tätigen Zivil- de Freiwillige Soziale Jahr bestehen. Zur
            des gemeinsamen Einsatzes von ehren-         diener für die Länder, Gemeinden und Hochzeit leisteten 136.000 junge Deut-
            amtlichen und hauptberuflichen Mitar-        Sozialversicherungsträger nicht finan- sche ihren Zivildienst, hauptsächlich in
            beitern und von Zivildienern. In diesem      zierbar.                                  Pflege- und Betreuungsdiensten. Bun-
                                                                                                   desfreiwilligendienst und Freiwilligen
                                                                                                   Sozialem Jahr ist es bis dato gelungen,
                                                                                                   rund 75.000 dieser Stellen zu besetzen.

                                                                                                        Auch die derzeit diskutierte Bezah-
                                                                                                   lung des sogenannten „freiwilligen“ So-
                                                                                                   zialdienstes muss im Hinblick auf die
                                                                                                   möglichen Auswirkungen auf den eh-
                                                                                                   renamtlichen Bereich sehr kritisch ge-
                                                                                                   sehen und betrachtet werden. Bei un-
                                                                                                   seren Nachbarn gibt es für die Freiwilli-
                                                                                                   gen die sich für den Bundesfreiwilligen-
                                                                                                   dienst entscheiden nur ein Taschengeld
                                                                                                   mit rund 350,-- Euro. Jedenfalls wäre
                                                                                                   das Wording für den Freiwilligen sozi-
                                                                                                   alen Dienst zu überdenken. Der Begriff
                                                                                                   der Freiwilligkeit wurde ohnehin in den
Foto: ORK

                                                                                                   letzten Monaten sehr strapaziert.

            14                                                      D e r Offizier                                               3-2012
We h r e r s a t z d i e n s t

  e Bedeutung
  								                                              von Anton Holzer

           Der Zivildienst in Österreich ist ein        Nicht zuletzt deshalb entscheidet
      über Jahrzehnte erprobtes System und         sich rund die Hälfte der jungen Män-
      lässt sich nicht von heute auf morgen er-    ner nach ihrem Zivildienst dazu, als
      setzen. Alternativen müssen gemeinsam        ehrenamtliche Mitarbeiter weiter beim
      mit allen relevanten Partnern erarbeitet     Roten Kreuz tätig zu bleiben. Letzteres
      werden. Als humanitäre Organisation          gilt im Übrigen auch für die Heeressani-

                                                                                              Foto: ORK
      ist es uns wichtig, dass all jene Leistun-   täter, die ihre Praxis beim Roten Kreuz
      gen, die Zivildiener heute für unsere        absolvieren.
      Gesellschaft erbringen, auch in Zukunft           Der Zivildienst aber auch der Pra- Anton Holzer, verheiratert mit LH Gabi
      gewährleistet sind – und zwar mindes-        xisdienst der Heeressanitäter sind für Burgstaller, ist ehrenamtlicher Landes-
      tens in gleicher Qualität.                                                             rettungskommandant des Salzburger
                                                   das Rote Kreuz eine wichtige Rekrutie-
                                                                                             Roten Kreuzes. Er ist seit 32 Jahren
          Von besonderer gesellschaftlicher        rungsquelle. Zivildiener und Heeressa- ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig.
      Bedeutung ist, dass die vielen jungen        nitäter erleben ihren Dienst als positiv, Beruflich ist er seit über 12 Jahren
      Männer, die jährlich den Zivildienst         sinnstiftend und bereichernd. Ohne di- Leiter des Blutspendedienstes des
      absolvieren, im Rahmen ihrer Ausbil-         ese Erfahrungen würden diese jungen Salzburger Roten Kreuzes und Mitglied
      dung und Tätigkeit eine wichtige Per-        Menschen nicht auf die Idee kommen, der Geschäftsleitung im Landesverband
      sönlichkeitsentwicklung erfahren. Im         sich freiwillig und unentgeltlich für an- Salzburg.
      Rettungs- und Krankentransportdienst         dere Menschen zu
                                                   engagieren. Die
                                                   Gewinnung neuer
   „Die allgemeine Wehrpflicht
                                                   Mitarbeiter wird
    und somit der Zivildienst
    sollen als bewährtes und
                                                   das Rote Kreuz
                                                   bei Wegfall des Zi-    Geldanlage im Zeichen
    sinnvolles System mit ihren
    gesellschaftspolitisch wert-
                                                   vildienstes vor er-
                                                   hebliche Heraus-
                                                                          des Vertrauens.
    vollen Inhalten erhalten                       forderungen stel-       Jetzt auf die richtigen Lösungen setzen.
    bleiben.“                                      len.

      kommen Zivildienstleistende mit Men-                 Insgesamt
      schen aus allen Gesellschaftsschichten       geht es daher bei
      zusammen und werden mit vielen For-          der Frage, ob die
      men des menschlichen Leidens konfron-        allgemeine Wehr-
      tiert. Sie helfen in Not geratenen Men-      pflicht und damit
      schen unabhängig ihrer Rasse, Religion       der Zivildienst ab-
      und politischer Ansichten in gleicher        geschafft wird oder
      Weise, genauso wie es ihnen durch ihre       nicht, nicht um
      freiwilligen und hauptberuflichen Kolle-     das Rote Kreuz,
      gen vorgelebt wird. Dadurch lernen sie       sondern um un-
      Toleranz, Wertschätzung sowie Achtung        sere Gesellschaft,
      und Respekt vor der Einzigartigkeit der      um unser Gesund-
      Persönlichkeit jedes Menschen. So gese-      heits- und Sozi-
                                                   alsystem. Es geht                                         Gratis-Depot-Check mit
      hen gibt der Zivildienst jährlich tausen-                                                              Sofort-Online-Analyse
      den jungen Menschen die Gelegenheit          um Menschen, die                                          www.oberbank.at/depotcheck
      zu lernen, was den Menschen wirklich         auf Hilfe angewie-
      ausmacht.                                    sen sind.

      3-2012                                                  D e r Offizier                                                 15
Im Offizier zu Gast

Zehn Fragen an

Dr. Beatrix Karl, Bunde
In der Österreichischen                        Wenn die ÖOG als das „Sicher-
Offiziersgesellschaft herrscht             heitspolitische Gewissen Österreichs“
große Freude, dass Sie ihr                 bezeichnet wird, ist das ein sehr hoher
seit geraumer Zeit durch ihre              Anspruch. Ich sehe aber durchaus in den
Mitgliedschaft in der OG Stei­             Auftritten der ÖOG das Bemühen, die-
ermark angehören. Was hat                  sem Anspruch gerecht zu werden. Dass
Sie bewogen, Mitglied zu wer­              dies nicht als Appendix der Ressortfüh-
den?                                       rung erfolgt und mitunter sehr kritisch
     Die Zukunft des Österreichischen      zu deren Vorhaben geschieht, ist bemer-
Bundesheeres liegt mir am Herzen und       kenswert. Das Eintreten für ein Bun-
ich bin betroffen, wenn ich von immer      desheer, das nach den Grundsätzen der
mehr Offizieren und Unteroffizieren,       Miliz organisiert ist und daher auf der
aber auch Angehörigen des Milizstandes     allgemeinen Wehrpflicht beruht – üb-
tiefe Frustration und Enttäuschung über    rigens im Einklang mit unserer Bundes-
manche aktuelle Entwicklungen beim         Verfassung – imponiert mir. Ebenso die
Bundesheer spüre.                          Art und Weise, sich hier bemerkbar zu
                                           machen und in der Öffentlichkeit Ge-
Muss man da gleich Mitglied                hör zu verschaffen.
in einer Organisation wie der
Offiziersgesellschaft sein?
     Es ist ein Kennzeichen reifer Demo- Was lässt Sie von der Allge­
kratien, dass sich neben den offiziellen meinen Wehrpflicht so über­
Instanzen und Funktionen eine Bürger- zeugt sein?
gesellschaft, wenn Sie wollen eine „Civil       Ich bin – genauso wie der Oberbe-
Society“ entwickelt. Die ÖOG sehe ich fehlshaber des Bundesheeres, Bundes-
als einen Teil einer solchen Gesellschaft, präsident Heinz Fischer und unser Vi-
die in unserer Zeit immer wichtiger zekanzler Michael Spindelegger – eine
wird. Sie ist mit ein wichtiges partizipa- Verfechterin der Wehrpflicht. Für die
torisches Element in der Politik, wo es Anforderungen, die das Österreichische
darum geht, für und mit dem Volk eine Bundesheer zu erledigen hat, und unter
gemeinschaftsnotwendige Ordnung zu den budgetären Rahmenbedingungen,
schaffen. Da ist es für mich eine beson- unter denen das Verteidigungsministeri-
dere Verpflichtung, allein schon durch um seit Jahren leidet, gibt es keine Alter-
meine Mitgliedschaft sich zu ihr zu be- native zur allgemeinen Wehrpflicht. Die
kennen. Hier befinde ich mich übrigens Erfahrungen, die andere europäische
auch in guter Gesellschaft. So ist z.B. Staaten mit der Abschaffung der Wehr-
Landeshauptmann a. D. Waltraud Klas- pflicht gemacht haben, überzeugen
nic Mitglied der OG Steiermark und mich keineswegs. Nur durch die Einbe-
meine Kollegin in der Bundesregierung, ziehung aller jungen Männer – aus allen
Frau Mag. Mikl-Leitner, Mitglied in der Bildungs- und Gesellschaftsschichten
OG Niederösterreich.                       – erreicht man eine breite Akzeptanz
Wenn man einer solchen Or­                  für das Bundesheer in der Bevölkerung.
ganisation zugehört, muss                   Sehr wohl kann ich mir aber eine große
man sich ja auch mit ihren                  Reform   des Präsenzdienstes vorstellen,
                                                                                       Foto: zVfg. BMJ

Zielen identifizieren. Welche               die einen stärkeren Fokus auf die Hilfe
sind hier für Sie die wesent­               bei und nach Katastrophen richtet.
lichen?

16                                                     D e r Offizier                                    4-2007
Im Offizier zu Gast

esministerin für Justiz
           Wie sehen Sie denn da die                 tiv und schließe mich den Worten von
           derzeit anlaufenden Pilot­                ÖVP-Wehrsprecher Oswald Klikovits
           projekte im Heer, die darauf              an, der in diesem Zusammenhang von
           abzielen, den Österreichern              „nutzlosen Planspielen“ sprach.
           ein Berufsheer mit einer er­
           gänzenden Freiwilligenmi­                 Wenn wir angeblich in einem
           liz schmackhaft zu machen?                der reichsten Länder der Welt
           Manche Kritiker meinen, dies              leben, kann doch die Finan­
           sei sogar verfassungswidrig.              zierung eines Wehrsystems
                                                     das ausschlaggebende Argu­
                 Jetzt in einigen Bundesländern      ment sein. Sehen Sie da nicht
           – unabgesprochen – Berufsheer-Experi-     auch andere Gründe, die für
            mente – sogenannte Pilotprojekte - zu    die allgemeine Wehrpflicht
            starten, finde ich als kontraproduk-     sprechen?

            WS 1986/87 - WS 1990/91: Diplomstudium der Rechtswissenschaften an der
            Karl-Franzens-Universität Graz
            21.01.1991: Abschluss des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften
            SS 1991 - WS 1995/96: Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften an der
            Karl-Franzens-Universität Graz
            15.11.1995: Abschluss des Doktoratsstudiums der Rechtswissenschaften mit
            ausgezeichnetem Erfolg
            01.12.1991: Bestellung zur Universitätsassistentin am Institut für Arbeitsrecht
            und Sozialrecht an der Karl-Franzens-Universität Graz
            01.09.1999 - 31.08.2002: APART (Austrian programme for advanced research and
            technology) - Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
            am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht, Mün-
            chen
            01.03.2001: Bestellung zur Assistenzprofessorin
            21.01.2003: Verleihung der Lehrbefugnis als Universitätsdozentin für die
            Fächer Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht durch die Rechtswissen-
            schaftliche Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz – Titel der Habilitati-
            onsschrift: „Die Auswirkungen des europäischen Wettbewerbsrechts sowie der
            Freiheiten des Waren- und Dienstleistungsverkehrs auf die Sachleistungssysteme
            am Beispiel der sozialversicherungsrechtlichen Krankenbehandlung in Österreich“
            seit 01.03.2003: außerordentliche Universitätsprofessorin für Arbeitsrecht, So-
            zialrecht und Europarecht an der Karl-Franzens-Universität Graz
            01.01.2005 - 31.01.2007: Mitglied des „European Committee of Social Rights“
            des Europarats
            01.04.2006 - Jänner 2010: Mitglied des Hochschulrates der Pädagogischen
            Hochschule Steiermark
            30.11.2006 - Jänner 2010: Abgeordnete zum Nationalrat
            01.12.2008 - Jänner 2010: Sprecherin der ÖVP für Wissenschaft und For-
            schung
            20.07.2009 - Jänner 2010: Generalsekretärin des ÖAAB
            26.01.2010 – 20. 04. 2011: Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung
            seit 21.04.2011: Bundesministerin für Justiz

  3-2012              D e r Offizier                                                    17
Im Offizier zu Gast

                                                                                           sammenarbeiten können Friede und Si-
                                                                                           cherheit gesichert werden.

                                                                                           Gemeinsames Anliegen ja,
                                                                                           sehen Sie konkrete Beispiele
                                                                                           in der Gegenwart?
                                                                                               Denken Sie zum Beispiel an den
                                                                                           Arabischen Frühling. Kurz nach Zu-
                                                                                           sammenbruch der alten Regime haben
                                                                                           die Militärs für Frieden gesorgt und
                                                                                           das Ausbrechen neuerlicher Gewalt in
                                                                                           der Region verhindert. Doch gleich die
                                                                                           nächsten Schritte auf dem Weg zur De-
                                                                                           mokratie waren dann die politische Re-
      Natürlich! Darüber hinaus gibt es       Vertrauen in das Bundesheer herzustel-       organisation und die Ausarbeitung einer
 eine Reihe an Faktoren, die ganze Bän-       len, möchte ich dahingestellt lassen.        neuen Verfassung.
 de politischer Analysen füllen würden.                                                        Denn nur durch die Schaffung und
                                              Manche unserer Mitglieder                    Kontrolle neuer gesetzlicher Normen,
 Denken Sie etwa an die Herausbildung         haben sich gefragt, ob es ne­
 eines neuen Prekariats – eine Gefahr für                                                  die das Zusammenleben der Gesell-
                                              ben dem wichtigen Vertrau­                   schaft regeln, kann längerfristig Friede
 unsere Gesellschaft, die Sie in einer der    en und dem Militärstrafrecht
Ausgaben Ihrer Zeitschrift auch klar auf-                                                  gewährleistet werden.
                                              zwischen den Aufgaben der
 gezeigt haben. Es gibt eine Reihe an so-     Justiz und jenen der Landes­
 zialpädagogischen Aspekten und es gibt                                                    Die Arbeitsüberlastung an ös­
                                              verteidigung noch andere Ge­                 terreichischen Gerichten ist
 ein für mich ganz wesentliches Motiv:        meinsamkeiten gibt. Sehen
Aus der allgemeinen Wehrpflicht ergibt                                                     evident. Sie haben mittlerwei­
                                              Sie welche?                                  le einige Schritte eingeleitet,
 sich neben den in unserem politischen
 System vorhandenen Kontrollmechanis-             Bei genauerem Überlegen wird klar,       um die Situation zu verbes­
 men eine Art „demokratischer Kontrol-        dass beide das gleiche Ziel verfolgen: das   sern. In einigen Staaten, dar­
 le“ durch die Gesellschaft. Schließlich      Ziel, die Sicherheit in unserem Land zu      unter etablierte Demokratien,
– ich habe das schon an anderer Stelle        verteidigen.                                 gibt es im Fall militärischer
 angesprochen – soll das Militär kein                                                      Straftaten eine eigene Mili­
 Fremdkörper in der Gesellschaft sein,                                                     tärgerichtsbarkeit. Wäre das
                                                   Die Angehörigen der ÖOG wissen
 sondern ein integraler Bestandteil.                                                       nicht eine willkommene Ent­
                                              was es heißt, für Sicherheit zu kämp-
                                                                                           lastung Ihres Ressorts?
                                              fen. Viele von Ihnen haben das schon in
Das führt uns direkt zur Fra­                 Einsätzen beispielsweise an der ehema-        Es gibt ja in einigen Staaten – wie in
ge des Vertrauens. Eines Ver­                 ligen Staatsgrenze zu Jugoslawien oder der Schweiz, Frankreich, Italien, Israel
trauens, das allerdings kei­                  im Ausland am eigenen Leib erlebt. Da- oder den USA – eine eigene Militärge-
ne Einbahnschiene sein darf.                  für zolle ich Ihnen meinen größten Re- richtsbarkeit. Ich finde es durchaus rich-
Wie wichtig ist dieser Aspekt                 spekt. Doch auch die Justiz verteidigt tig, dass wir in Österreich auch die Ver-
für Sie?                                      die Sicherheit in diesem Land, wenn gehen nach dem Militärstrafgesetz an
     Äußerst! Es ist übrigens aus meiner      auch mit anderen „Waffen“. Sie tut das zivilen Gerichten verhandeln. Eine ei-
Sicht eine gemeinsame Notwendigkeit           in Gerichtssälen. Statt mit Sturmgeweh- gene Militärgerichtsbarkeit könnte den
für Repräsentanten des Bundesheeres           ren sind es Gesetze, mit denen die Justiz Eindruck in der Bevölkerung entstehen
und jenen der Justiz: beide benötigen         die Gegner des Rechtstaates besiegt. Für lassen, dass „die sich das schon richten“
ein hohes Ansehen in der Bevölkerung          den einen oder anderen mag dieser Ver- – ganz nach dem Motto „eine Krähe
und ein Vertrauensverhältnis mit den          gleich weithergeholt, ja vielleicht sogar schlägt der anderen kein Auge aus“. Es
Bürgerinnen und Bürgern. Wenn die             unangebracht erscheinen. Doch ich bit- gibt ja auch keine anderen Sonderge-
Bevölkerung das Vertrauen in ihre Mi-         te Sie, die Macht des Rechtstaates nicht richte – etwa für Ärzte oder Polizisten.
litärs und in ihre Justiz verliert, ist das   zu unterschätzen. Denn Rechtlosigkeit Im Sinne der Objektivität und der Ak-
meist ein schlechtes Zeichen für einen        öffnet Tür und Tor für Kriminalität und zeptanz der Entscheidungen durch alle
Staat! Ich arbeite in meinem Ressort an       führt so immer zu Konflikten und zu Beteiligten im Verfahren, halte ich das
einer großen Vertrauensoffensive für die      Unsicherheit. Und die Bereinigung von jetzige System für gut und richtig.
Justiz. Ob der Verteidigungsminister in       Konflikten und der Erhalt von Sicher-
den vergangenen Jahren viel dazu beige-       heit muss unser gemeinsames Anliegen Frau Bundesminister, wir dan­
tragen hat, in der Öffentlichkeit mehr        sein. Nur wenn Justiz und Militär zu- ken für dieses Gespräch!

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