PLAN W - Süddeutsche Zeitung

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PLAN W
                                                                    03 / 2018   A

PLAN W
Frauen  verändern
Frauen verändern    Wirtschaft
                 Wirtschaft

  Simone Giertz, 27,
  entwickelt absichtlich
  fehlerhafte Roboter –
  und feiert den Nutzen
  des Unnützen.

                           Tech am Stecken
            Technologie kann Wahlen manipulieren und Daten
    instrumentalisieren – unser Leben aber auch maßgeblich verbessern.
                            Dieses Heft zeigt wie
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
„Some call it work.
 I call it: delight.“

 Linda Alpmann, Ingenieurin in der Entwicklung Scheinwerfer bei Audi. Ihre Methodik ist,
 Herausforderungen in einem neuen Licht zu sehen. Den perfekten Raum hierzu bietet ihr das
 Lichtassistenzzentrum von Audi, in dem sie unter anderem bereits die Scheinwerfer des Audi A6
 entwickelt hat. Nur ein Beispiel von vielen, wie Vorsprung entstehen kann, wenn Arbeiten sich
 nicht wie Arbeit anfühlt. Weitere faszinierende Jobs unter vorsprung-bei-audi.de

 Aus Visionen Vorsprung machen.
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
03 / 18                              Inhalt
                                                                                                                                                                                     Stephanie Shirley                                                              In Afrika er-
                                                                                                                                                                                     stellte in den                                                                 möglichen
                                                                                                                                                                                     60ern fast nur                                                                 digitale Services
                                                                                                                                                                                     Frauen ein –                                                                   den Frauen
                                                                                                                                                                                     auch in Teilzeit.                                                              finan­z ielle Unab-
                                                                                                                                                                                                                                                                    hängigkeit.

                                                                                                                                             10                                                                                        38
                                                                                                                                                                                                         16                  Das Baltikum wird
                                                                                                                                                                                                                             online attackiert –
                                                                                                                                                                                                                             und weiß sich zu
                                                                                                                                                                                                                             schützen.

                                                                                                                                            #FEmFacts // SALON                     Zahlen, Filme, Fakten aus der Tech-Welt – und ein erfundener männlicher Kollege                   4
                                                                                                                                            PiKtogramme als Sprache                Hafida Guebli übersetzte als Einwandererkind für ihre Eltern und jetzt mit einer App              8
                                                                                                                                            „Sie Lachten über mich“                Software-Pionierin Stephanie Shirley über Chancen im Tech-Biz – damals wie heute                 10
                                                                                                                                            Die Cyber-kriegerinnen                 Das Baltikum ist Vorreiter der Digitalisierung, auch Frauen schützen gegen Hacker                16
                                                                                                                                            Maschinen und Moral                    Ethische Standards für Roboter? Das ist keine Science-Fiction, sondern dringend nötig            20
Coverfoto: Alba Giertz; Fotos Inhalt: BigTimages/Academy of Medical Sciences, KfW Bankengruppe/Maria Schiffer; Illustration: Paul Paetzel

                                                                                                                                            Der Irre Trend // Impressum            Wo die Hipster online daten // Wer, was, wo bei SZ Plan W                                        27
                                                                                                                                            Good Vibrations                        Fünf Tech-Innovationen, mit denen Frauen die Welt besser machen wollen                           28
                                                                                                                                            Was kostet die Freiheit?               Welche Rechte schenkt uns das Internet und welche schränkt es ein? Der Mensch 4.0                34
                                                                                                                                            Simone giertz                          Alles muss einen Nutzen haben? Von wegen. Simone Giertz baut sinnlose Roboter                    36
                                                                                                                                            Digitales Afrika                       Wie vermeintlich banale Technologie das Leben afrikanischer Frauen revolutioniert                38
                                                                                                                                            Gutes Leben                            Smarte Kleidung und Schmuck aus alten Handys: Konsum trifft auf Tech                            44
                                                                                                                                            Verliebt in …                          Wie eine Zeit-Tracking-App unsere Autorin erzieht (und für Chaos sorgt)                          46

                                                                                                                                            Liebe Leserinnen
                                                                                                                                            und Leser,
                                                                                                                                            sprechende Computerassistenten, lernende Roboter, selbstfahrende Autos – es kann einem schwind-
                                                                                                                                            lig werden, in welch atemberaubendem Tempo neue Technologien unsere Welt verändern. Aber schon
                                                                                                                                            diese Formulierung entlarvt einen Denkfehler: Es geht nicht darum, wie die Digitalisierung unsere
                                                                                                                                            Welt verändert – sondern wie wir die Welt mithilfe dieser neuen Werkzeuge verändern wollen. Nie war
                                                                                                                                            der Gestaltungsspielraum der Menschheit größer als heute! Wir müssen uns jetzt überlegen, wie die
                                                                                                                                            Zukunft aussehen soll. Und dabei kommt ethischen Werten eine ungeahnte Bedeutung zu. Denn letzt-
                                                                                                                                            lich hat nicht Tech den Dreck am Stecken, sondern der klebt immer an einem menschlichen Finger.
                                                                                                                                            Gestaltungsspielraum haben wir bei dieser Ausgabe zudem wörtlich genommen: PLAN W erscheint                     v ie l S p a S S
                                                                                                                                                                                                                                                        bei der Le k t ü re !
                                                                                                                                            künftig in neuem Format und mit frischer Optik, die von Art-Direktorin Daniela Wiesemann und                     Andrea Rexer
                                                                                                                                            ­Grafikerin Judith Borgmann entworfen wurde. Wir hoffen, es gefällt Ihnen so gut wie uns!                    u n d Anke Eberhardt

                                                                                                                                            Plan W                                                                                                                                   3
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Salon                          #FemFacts

1960
war Coden noch Frauen-
                                                                                                            27 %
                                                                                                 der Studentinnen können
arbeit. 30–50 % der                                                                               sich laut einer britischen
Software-Programmierer                                                                         Umfrage eine Karriere in der
waren in den 60er-Jahren                                                                        Tech-Branche vorstellen –
Frauen, die Arbeit galt                                                                               im Vergleich zu 61 %
als simpel und monoton.                                                                         der männlichen Studenten.

10 Mrd.                                                                                        300 000

                                                                                                                                 Text: Anke Eberhardt; Quellen: Robin Hauser: Code – Debugging the Gender Gap, PwC-Studie Women in Technology, 2017, Eurostar Group, Forbes Magazin, NASA, Wired Magazin, Mush
US-Dollar machen die                                                                                  Mütter nutzen die App
Chinesin Zhou Qunfei zur                                                                        „Mush“. Ähnlich dem Prinzip
reichsten Frau in der                                                                                    der Dating-Plattform
Tech-Branche. Damit ist die                                                                     „Tinder“ will Mush Mütter in
Selfmade-Unternehmerin                                                                                 der Nähe miteinander
mit ihrer Firma für Smart-                                                                          verbinden. Einstellungen
phone-Screens allerdings                                                                          können Distanz oder Alter
lediglich auf Platz 26 der                                                                               der Kinder sein, das
reichsten Tech-Unternehmer –                                                                   Motto lautet: „Manchmal ist
und unter 100 Männern                                                                                es großartig, manchmal
nur eine von sechs Frauen.                                                                       ist es hart, aber zusammen
                                                                                                         ist es immer besser.“
                                                                                               Die Idee hatten zwei Mütter
                                                                                                      auf einem Spielplatz in

130 Euro
                                                                                                   London – und sammelten
                                                                                               zuletzt zwei Millionen Pfund
                                                                                                        Investorenkapital ein.

kostete der erste speziell
für Frauen designte

                                                                                                            1969
Tablet-Computer des Her-
stellers Eurostar aus Dubai.
Mit einem rosafarbenen
Bildschirmhintergrund,
vorinstallierten Shopping-,                                                                       war die US-Amerikanerin
Rezept-, und Yoga-Apps                                                                         Margaret Hamilton maßgeb-
und einer vereinfachten                                                                             lich daran beteiligt, den
Handhabung wollte das „ePad                                                                     ersten Mann auf den Mond
Femme“ die weibliche Ziel-                                                                    zu bringen: Sie programmierte
gruppe ansprechen. 2013                                                                             die Software des Apollo

                                                      2/3
zunächst im Mittleren                                                                          Space Shuttles, verhinderte
Osten und Asien vermarktet,                                                                      nach einer Fehlermeldung
sollte es weltweit vertrie-                                                                      das Scheitern der Mission
ben werden – ist heute                                                                       und brachte – ebenfalls revolu-
aber merkwürdigerweise                  der Befragten einer Studie                               tionär – mitunter auch ihre
nicht mehr zu finden.               können keine berühmte Frau aus der                        kleine Tochter mit zur Arbeit.
                                         Tech-Branche nennen.

4                                    I l l u st r at i o n : S e b a st i a n S c h wa m m
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Tech                                  Salon
                                                                                                                                                                 Der
                                                                                                                                                     e r f u n d e n e Ko l l e g e                                                     Foto s
                                                                                                                                                                                                                                        g e g e n St e r e ot y p e
                                                                                                                                               Muss Mann sich vorstellen
                                                                                                                                                                                                                                        Buntes Valley
                                                                                                                                       Weiblich und auf der Suche nach Investoren?
                                                                                                                                      Schwierig. Deswegen haben Kate Dwyer und                                                                    Der typische Mensch im Silicon Valley ist
                                                                                                                                     Penelope Gazin schlichtweg einen männlichen                                                                  männlich und weiß. Frauen, Menschen mit
                                                                                                                                     Kollegen erfunden. Die Gründerinnen von                                                                      anderer Hautfarbe, nicht-
                                                                                                                                     Witchsy, einer Onlineplattform für Kunst                                                                     heterosexueller Gesinnung
                                                                                                                                      und Kurioses, kommunizierten einfach                                                              oder über 50 werden wenig wahrge-
                                                                                                                                       als „Keith Mann“. Der existierte nicht,                                                          nommen. Das will die Fotografin Helena
                                                                                                                                         aber dank ihm wurde die Finan-                                                                                  Price mit ihrem Projekt „Techies“
                                                                                                                                            zierung gesichert, und Termine                                                                               ändern. Mit Porträts und Interviews
                                                                                                                                                wurden plötzlich einge­                                                                                  soll die Tech-Welt für jede Bevölke-
                                                                                                                                                       halten. Stark.                                                                                    rungsgruppe
                                                                                                                                                                                                                                        zugänglicher gemacht werden.

                                                                                                                                                                                                                                        techiesproject.com

                                                                                                                                                                                                                                           D e r k l u g e S at z

                                                                                                                                  H e r da m i t !

                                                                                                                                  Schlaue Puppe                                             „Der schädlichste Satz in
                                                                                                                                  Barbie ist nicht mehr nur
                                                                                                                                  weiß, blond und Prinzessin.
                                                                                                                                                                                         jeder Sprache ist: So haben wir
                                                                                                                                  2018 ist Barbara Millicent
                                                                                                                                                                                             das immer gemacht!“
Texte: Anke Eberhardt; Fotos: www.witchsy.com, Helena Price (5), Mattel, Imagineering Institute, picture alliance / AP Photo

                                                                                                                                  Roberts (so ihr voller Name)
                                                                                                                                  Robotik-Ingenieurin und wird
                                                                                                                                  mit Laptop geliefert. Der                                                                             Grace Hopper (1906–1992),
                                                                                                                                  Hersteller Mattel unterstützt                                                                    Informatikerin und Computerpionierin
                                                                                                                                  zudem die Organisation „Black
                                                                                                                                  Girls Code“ und
                                                                                                                                  kostenfreie Pro-
                                                                                                                                  grammierkurse.           W e g da m i t !                                                                                           F r au e n i m F i l m
                                                                                                                                  Die „Career of the
                                                                                                                                                           Kalte Küsse                                                                                                Hollywood-Quote
                                                                                                                                  Year“-Barbie hat
                                                                                                                                                                                                      H id d e e H e ld in n e n

                                                                                                                                  zwar trotzdem            Videochats verbinden                                                                                  Superman oder doch Wonder
                                                                                                                                                                                                                       res –

                                                                                                                                  Modelmaße und            Menschen über Distanzen, nur                                                                           Woman? Dass Filmfiguren
                                                                                                                                                                                                              n F ig u

                                                                                                                                  wird von manch           Berührungen klappen tech-                                                                               Geschlechterbilder trans-
                                                                                                                                                                                                           ann  t

                                                                                                                                  einem nur als            nisch noch nicht. Diese Lücke                                                                            portieren, weiß man. Aber
                                                                                                                                                                                                    Unerk

                                                                                                                                  Imageprodukt an-         will ein Gerät jetzt schließen:                                                                         weiß man auch, wie viele
                                                                                                                                  gesehen, während         Der „Kissenger“ soll Küsse                                                               Frauen überhaupt auf den Bildschirmen
                                                                                                                                  die Traumkut-            via Smartphone verschicken.                                               zu sehen sind? Das Geena Davis Institute on Gender in Media
                                                                                                                                  schen den Umsatz         Alles, was es braucht, sind ein                                           hat dafür in Zusammenarbeit mit Google eine Gesichts-
                                                                                                                                  machen. Gerade           merkwürdiger Aufsatz und                                                  erkennungssoftware entwickelt. Das Ergebnis für die 100
                                                                                                                                  deswegen gilt:           zwei Menschen, die bereit                                                 populärsten US-Filme: Männer sind fast doppelt so lang
                                                                                                                                  Kaufen! Für mehr         sind, ihre Lippen auf Plastik                                             zu sehen und zu hören wie Frauen. Einzige Ausnahme:
                                                                                                                                  Business-Barbies         zu drücken, dann werden über                                              Horrorfilme. „Daten helfen uns zu verstehen, zu was wir die
                                                                                                                                  in der Zukunft.          Sensoren die vermeintlich                                                 Filmschaffenden animieren müssen“, sagt die Schauspie-
                                                                                                                                                                 echten Küsse übermittelt. Ob                                        lerin Geena Davis. Und Technologie kann helfen, Vorurteile
                                                                                                                                                                 Scherz oder Ernst, die Crowd-                                       auch in Genres zu erkennen.
                                                                                                                                                                 funding-Kampagne ist je-
                                                                                                                                                                 denfalls gescheitert. Vielleicht
                                                                                                                               Plan W                            doch aufs Beamen warten …                                                                                                         5
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Salon                               PLAN WWW

                                         B i tt e Fo lg e n !                                     NE T Z-W E R K

                                          Digitale Galerie
                                           Analog zeichnen und online in die Welt schicken:
                                            Das Projekt „Draw A Scientist“ animiert Kinder da-
                                                                                                                   Hoch die
                                            zu, sich ihr eigenes Bild von Wissenschaftlern                         Tasten!
                                                  auszumalen – und fördert damit ganz neben-
                                                          bei die Sichtbarkeit von Frauen,        Haben Sie am 9. Oktober
                                                          da kleine Kinder ganz ohne Geschlech-   schon etwas vor? Nein? Dann
                                                         tergedanken zeichnen. Per E-Mail         lassen Sie uns feiern! An
                                                        an drawascientist@gmail.com und via       diesem Tag ist Ada Love-
                                                       Instagram @DrawaScientist können           lace Day: Die 1815 gebore-
                                                       Kinderzeichnungen eingeschickt werden.     ne Britin gilt als erste Pro-
                                                        instagram.com/drawascientist              grammiererin der Welt und
                                                                                                  legte mit ihrer Arbeit einen
                                                                                                  Grundstein für die Infor-
                                                                                                  matik. Adas Vision wirkt bis
                                                                                                  heute und inspiriert vie-
 K l i c k- H i t                                                                                 le Mädchen und Frauen,
                                                                                                  MINT-Berufe oder -Fächer
Roboterkuscheln                                                                                   zu wählen. Davon – und na-
                                                                                                  türlich von jeder Menge an-
                               2052 soll das Jahr sein, in dem Menschen

                                                                                                                                  Texte: Anke Eberhardt; Fotos: Instagram / @drawascientist (2), Mashable / LiuFeiRobot / Youtube (2), Code Documentary, Getty Images / Robin Marchant
                                                                                                  deren neuen, spannenden
                               Roboter heiraten. Deswegen hat die New Yorker
                                                                                                  und lustigen Dingen rund
                               Künstlerin Fei Liu ihren Roboter Gabriel2052
                                                                                                  um Frauen und Wirtschaft
                               genannt. Welche Bücher sie mag, wo sie gern
                                                                                                  – berichten wir nicht nur
                               angefasst wird: Alles bringt sie ihm bei, um „die
                                                                                                  hier im Heft, sondern auch
                               Liebe zu konstruieren, die ich verdiene“.
                                                                                                  täglich auf unseren Social-
                               Mit einem Programm mo-
                                                                                                  Media-Kanälen.
difiziert sie sogar alte SMS-Nachrichten ihres Ex-Freunds,
damit Gabriel2052 ihr Nachrichten schreiben kann.
                                                                                                  Folgen Sie uns –
Gekuschelt wird auch, vorrangig geht es aber darum,
                                                                                                  wir freuen uns!
Fragen zur Interaktion mit künstlicher Intelligenz
aufzuwerfen. Einen „menschlichen Partner“ hat Fei Liu
                                                                                                  Susann Wenk,
übrigens trotzdem.
                       Fei Liu                                                                    Online- und Social-Media-
youtube.com
                       Robot                                                                      Redakteurin

                                                                                                      fb.com/sz.planw
                                                                                                      SZ_PlanW
                                                                                                      SZ PlanW
                                                     Code-Doku                                        sz.de/plan-w
                                                     Programmieren im Programm
                                                                                                  Und nicht vergessen:
                                                    Die Tech-Branche wächst so schnell, dass      Jeden Mittwoch gibt’s den
                                                    es 2020 allein in den USA eine Million        Plan-W-Newsletter und
                                                   unbesetzte Stellen für Software-Ingenieure     alle vier Wochen Plan W als
                                                   geben wird. Warum so wenig Frauen und          Podcast:
                                                   Minderheiten in die zukunftsträchtige Bran-
                                                   che streben, untersucht die US-amerikanische       sz.de/planwnewsletter
                                                  Regisseurin Robin Hauser in ihrem Film
                                                                                                      sz.de/podcast
                                                 Code – Debugging the Gender Gap. Sehenswert!
                                                 codedoc.co

6
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Hanna lebt
Vielfalt
   Als Projektingenieurin und Transgender
   schätze ich die Freiräume und Unterstützung,
   die Vodafone mir bietet: Denn das ist die
   Voraussetzung dafür, dass ich in meinem
   Job alles geben kann. Zum Beispiel mein
   Wissen und meine Ideen, um eine kniffelige
   Anforderung technisch lösen zu können –
   aber auch mein Engagement in unserem
   LGBT-Netzwerk. Das ist Vielfalt@Vodafone.

   Besuch uns auf vodafone.de/jobs

   The future is exciting.
   Ready?
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Meine Karriere

Da ihre Eltern nicht lesen und schreiben können, übersetzte Hafida
Guebli schon als Kind alles für sie. Mit einer App ermöglicht sie
nun anderen Einwanderern eine Kommunikation ohne Sprachbarrieren
und fördert die Gemeinschaft in den Pariser Banlieues

P r oto ko l l : E k at e r i n a Ke l

Piktogramme                                                           mein Vater können nicht lesen        miteinander zu kommunizieren.
                                                                      und schreiben, mein Vater ist        Und auf diese Weise könnten
                                                                      taub. Seit ich klein war, habe       auch die, die gar nicht spre-

als Sprache                                                           ich alles für sie übersetzt und
                                                                      die Kommunikation mit Behör-
                                                                                                           chen oder lesen können, mit-
                                                                                                           reden. Die Idee war da. Ich fing
                                                                      den übernommen. Eines wusste         an, Piktogramme zu zeichnen
„Wenn man als junge Frau aus             Hafida Guebli, 29,           ich deshalb: Piktogramme sind        und sie meinen Eltern zu zei-
den Pariser Banlieues eine Ge-           hatte keine Ahnung vom       für alle einfach zu verstehen, sie   gen, um zu sehen, ob sie funk-
                                         Programmieren, aber
schäftsidee hat, ist nicht das           eine Idee. Im Pro-bono-      sind eine universelle Sprache.       tionieren. Aber ich war ganz
fehlende Geld am schlimmsten,            Programm „Stand up“          Ich dachte mir, dass sie auch        allein, ohne Netzwerk und ohne
sondern das fehlende Selbst-             der Pariser Wirtschafts-     bei der Kommunikation in             Know-how, wie man eine App
                                         hochschule HEC ent-
bewusstsein. Viele haben nicht           wickelte sie ihre App        den großen Häuserkomplexen           programmiert. Also suchte ich
den Mut zu sagen: ,So, ich mach          „Neyb’s“ (kurz für „neigh-   der Banlieues helfen könnten,        nach einem Partner, der mich
das jetzt!‘                              bours“, Nachbarn).           denn da läuft im Alltag viel         technisch unterstützt. Als er
     Ich wollte immer ein Unter-                                      schief. Oft können Mieter dem        mich nach ein paar Monaten
nehmen gründen; Boss zu sein,                                             Vermieter nicht klarma-          für einen Job bei einem großen
war von klein auf mein gro-                                                   chen, dass die Toilette      Unternehmen stehen ließ, war
ßer Traum. Mit 23 eröffnete ich                                                  kaputt ist oder die       ich natürlich enttäuscht. Aber
mein eigenes Café. Es lief gut,                                                   Schließanlage nicht      ich machte weiter, recherchierte
doch nach der Geiselnahme in                                                       funktio­n iert. Und     nach Schulen, an denen ich pro-
einem Supermarkt in Paris vor                                                       er kann ihnen die      grammieren lernen konnte. Als
dreieinhalb Jahren musste ich                                                       Haus­regeln nicht      ich zur HEC Paris kam, hatte ich
schließen, da es in direkter                                                         vermitteln, weil      vier Monate zuvor meinen Sohn
Nähe zum Tatort lag und                                                              sie nicht dieselbe    Elias auf die Welt gebracht.
die Gäste ausblieben. Der                                                            Sprache sprechen.     Da waren die Kurse nicht ein-
Wunsch, etwas Eigenes                                                                  Mit ­e iner App     fach, aber ich habe so viel über
zu schaffen, trieb mich                                                                 wollte ich den     Finanzen, Technologie und
weiter. Außerdem woll-                                                                   Menschen in       Strategie gelernt. Mittlerweile
te ich Menschen hel-                                                                      einem Wohn-      kann ich sogar selbst ein we-
fen, miteinander ins                                                                       block helfen,   nig programmieren! Und mein
Gespräch zu kommen                                                                                         Mann und meine Familie geben
                                                                                                                                              Foto: NEYB’S; Zeichnung: Hafida Guebli

– und zwar in einer für je-                                                                                mir privat den Halt, den ich
den verständlichen Sprache.                                                                                brauche, um durchzustarten.
     Die Idee für mein Start-up                                                                            Ich bin sicher, dass Informatik
kam nicht von ungefähr: Meine                                                                              in Zukunft noch wichtiger wird.
Eltern kommen aus Marokko,                                                                                 Und ich möchte noch mehr da-
ich bin mit fünf Geschwistern                                                                              rüber lernen, wie ich die neuen
in einer Sozialwohnung auf-                                                                                Technologien nutzen kann, um
gewachsen. Meine Mutter und                                                                                Menschen zu helfen.“

8
PLAN W - Süddeutsche Zeitung
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Wir suchen für unseren Standort München Ingenieure und Naturwissenschaftler (m/w)
mit Diplom- oder Masterabschluss an einer Universität für verschiedene Fachbereiche.

Wir bieten Ihnen eine anspruchsvolle und eigenverantwortliche sowie abwechslungs-
reiche Tätigkeit, Umgang mit neuester Informationstechnik, einen sicheren, modernen
Arbeitsplatz in München, gleitende Arbeitszeit, weitere IT-Qualifizierungen und
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Unsere nächste Stellenausschreibung erscheint Mitte Oktober 2018.

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PLAN W - Süddeutsche Zeitung
Texte: Xxx Xxx; Fotos: Xxx Xxx; Illustration: Xxx Xxx

     Weißer Teppich, moderne
     Kunst an den Wänden:
     Stephanie Shirley wohnt in
     Henley-on-Thames,
     einem malerischen Ort im
     Westen von London.

10
Stephanie
                                                                                 Shirley lachten über mich“
                                                                                         „Die Leute

                                                                                                                                                Heute sind es Software, Da-         kosten sollte. Die Amerikaner
                                                                                 Vom jüdischen                                                  ten, Algorithmen, die das Geld      waren offener, also bot ich bri-
                                                                                 Flüchtlingskind zur                                            bringen. Rechner sind billig …      tischen Niederlassungen von
                                                                                                                                                Damals war das anders. Com-         US-Konzernen unsere Dienste
                                                                                 Software-Pionierin                                             puter, die nicht mehr können        an. Später programmierten wir
                                                                                 und einer der                                                  als meine Apple Watch, waren        unter anderem die Software für
                                                                                                                                                riesig. Wir konnten uns die         die Blackbox des Überschall-
                                                                                 reichsten Frauen                                               Hände wärmen an der Luft, die       flugzeugs Concorde, auch für
                                                                                 Großbritanniens:                                               aus den Rechnern kam. Die Ge-       die Nato arbeiteten wir.
                                                                                                                                                räte waren teuer, wir zahlten
                                                                                 „Steve“ Shirley                                                die Betreiber pro Minute, um        Programmiert wurde anfangs
                                                                                 über Codes auf                                                 sie nutzen zu dürfen. Daher war     mit Stift und Papier, oder?
                                                                                                                                                der Druck groß, Aufgaben am         Ja, der Code wurde auf Papier
                                                                                 Papier, wie neue                                               Computer schnell zu erledigen.      geschrieben und dann per Post
                                                                                 Technologie autis-    Anfang der Sechzigerjahre wurde
                                                                                                       Software noch mit Stift auf Papier       Software hingegen waren nur         zu einem Rechenzentrum ge-
                                                                                                                                                ein paar Seiten Papier.             schickt. Das stanzte den Code
                                                                                 tischen Kindern       geschrieben und dann gestanzt.
                                                                                                                                                                                    auf Lochkarten. Diese wurden
                                                                                 hilft – und warum     Plan W:     1962 gründeten Sie an        Welche Art von Software ha-         am Computer ausprobiert, und
Fotos: BigTimages/Academy of Medical Sciences, Dame Stephanie Shirley Archives

                                                                                                       Ihrem Esszimmertisch eine                ben Sie in den ersten Jahren        beim ersten Mal gab es immer
                                                                                 sie sich früher als   Softwarefirma. Den Telefon-              verkauft?                           einen Fehler. Wir hatten aber
                                                                                 Mann ausgab           anschluss teilten Sie sich mit           Wir haben Programme für die         vielleicht nur zweimal die Wo-
                                                                                                       Ihrem Nachbarn. Hatte die                Kontrolle von Lagerbeständen        che Zugang zu einem Computer.
                                                                                                       Welt auf Ihr Unternehmen ge-             geschrieben oder für Fahr-
                                                                                                       wartet?                                  pläne von Bussen und Fracht-        Anfang der 50er-Jahre hat-
                                                                                                       S hir l e y : Nein, die Leute lachten    zügen. Damals fuhr ich zum          ten Sie beim staatlichen Post
                                                                                                       über mich. Software war da-              ersten Mal erster Klasse in ei-     Office und später bei einer
                                                                                                       mals bei Computern kostenlos             nem Zug. Der Betreiber British      Computerfirma gearbeitet,
                                                                                                       dabei. Es hieß: Niemand kann             Rail, für den wir arbeiteten,       bevor Sie mit 29 Ihr eigenes
                                                                                                       Software verkaufen, und erst             hatte mir Gutscheine gegeben.       Unternehmen gründeten. Was
                                                                                                       recht keine Frau. Mit der Idee,          Was für ein Vergnügen! Aller-       stand hinter dem Schritt in die
                                                                                                       daraus ein Geschäft zu machen,           dings waren britische Manager       Selbstständigkeit?
                                                                                                       ging ich neue Wege. Und mein             zurückhaltend, wenn es darum        Ich war so oft an die gläserne
                                                                                                       Timing war gut: Weil es keine            ging, Software von außen ein-       Decke gestoßen, dass ich sagte:
                                                                                                       Softwareindustrie gab, hatte ich         zukaufen. Sie verstanden nicht,     Ich gründe eine eigene Firma,
                                                                                                       freie Bahn.                              wieso ein Zettel mit Code so viel   eine Firma, für die ich und für

                                                                                 Plan W                I n t e r v i e w: B j ö r n F i n k e                                                                    11
die andere Frauen gern arbeiten
wollen. Von meinen ersten 300
Mitarbeitern waren 297 Frauen.

Zunächst arbeiteten die Pro-       „Es hieß:
grammiererinnen von zu
Hause aus für Sie. Die Frauen
                                   Niemand
wollten wegen Hochzeit oder        kann
Kindern nicht mehr Vollzeit im     Software
Büro sitzen, doch es gab keine     verkaufen,
Teilzeitstellen. Heute ist das
schwer vorstellbar …               und erst
Ich zapfte ein verschwende-        recht keine
tes Potenzial an ausgebildeten     Frau. Von
Arbeitskräften an. Die Frauen
hatten überwiegend studiert,       meinen
besaßen mindestens vier Jahre      ersten 300
Erfahrung mit Programmieren,       Mitarbei-
aber nun keinen Job, weil keine
Teilzeitstellen existierten. Ich   tern waren
musste kaum werben, Mund-          297 Frauen“
propaganda brachte sie zu mir.
Unsere Firma war auch später
noch sehr flexibel. Die Ange-
stellten konnten sich etwa aus-
suchen, ob sie eine Gehaltser-
höhung, mehr bezahlten Urlaub
oder ein größeres Dienstauto
haben wollten. Das war etwas
völlig Neues.

Woher kam dieser Pionier-
geist?
Niemand hatte mir erklärt,
wie man eine Firma führt, also
habe ich viele Dinge einfach
gemacht. Etwa Jobsharing. Ein                    über die Technik selbst. Es mag     sexistische Bemerkung gemacht
Mann und seine Gattin haben                      ein Stereotyp sein, doch Frauen     hat, habe ich mich einfach nur
gefragt, ob sie sich eine Stelle                 interessieren sich mehr für die     laut geräuspert (räuspert sich),
teilen könnten. Warum nicht?                     Anwendungen in der Praxis. Und      und alle wussten, dass es nun
Mit unseren flexiblen Model-                     ist die Kultur einer Branche oder   genug war.
len waren wir in gewisser Weise                  eines Unternehmens erst einmal
Vorreiter der Gig Economy.                       sehr männlich geworden, das         Ihr Leben war anstrengend,
                                                 Design der Technik sehr männ-       Sie bauten ein Unternehmen
Sie haben Frauen in einer                        lich, denken sich junge Frauen:     auf und zogen auch einen
männerdominierten Indus-                         Da will ich nicht arbeiten.         autis­tischen Sohn groß. Trotz-
trie gefördert. Doch Frauen                                                          dem verließen Sie die Füh-
sind weiterhin rar in der Com-                   Die #MeToo-Debatte hat ge-          rung Ihrer Firma erst 1993, mit
puter- und Internetbranche.                      zeigt, wie verbreitet sexuelle      60 Jahren. Bereuen Sie, sich
Woran liegt das?                                 Belästigung am Arbeitsplatz         nicht früher zurückgezogen
Kleine Mädchen, sieben bis                       ist. Sie waren die Chefin. Ha-      zu haben? Reich genug waren
neun Jahre alt, lieben Technik,                  ben Männer trotzdem gewagt,         Sie ja mit einem Vermögen im
aber als Teenager wird das als                   Sie zu belästigen?                  dreistelligen Millionenbereich.
etwas für Jungs, für Nerds ge-                   (Lacht) Natürlich. In der Londo-    Hinterher ist man klüger. Ja,
sehen. Ich glaube, das liegt                     ner U-Bahn war es damals zum        ich wünschte, ich hätte früher
daran, dass zu wenig über den                    Beispiel ekelhaft für Frauen. Das   damit begonnen, meine Nach-
Nutzen von Technologie gespro-                   ist nun besser. Wenn ein Kollege    folge zu planen. So eine Über-
chen wird, sondern vor allem                     im Vorstand meiner Firma eine       gabe ist nicht einfach. Doch ich

12
Früher unter-
                                                                                                                        schrieb Stephanie
                                                                                                                        Shirley oft mit
                                                                                                                        „Steve“, da eine
                                                                                                                        Frau im Computer-   über
                                                                                                                        business nicht
                                                                                                                        ernst genommen
                                                                                                                        wurde.              Stephanie
                                                                                                                                            Shirley
                                                                                                                                            Geboren am 16. September
                                                                                                                                            1933 in Dortmund, kommt
                                                                                                                                            Vera Stephanie Buchthal
                                                                                                                                            im Juli 1939 mit einem Kinder-
                                                                                                                                            transportzug allein mit ihrer
                                                                                                                                            Schwester in London an.
                                                                                                                                            Ihre Eltern überleben die
                                                                                                                                            Judenverfolgung, allerdings
                                                                                                                                            baut Stephanie Shirley
                                                                                                                                            (sie nimmt den Namen ihres
                                                                                                                                            britischen Ehemanns an)
                                                                                                                                            nach der frühen Trennung
                                                                                                                                            keine enge Beziehung
                                                                                                                                            mehr zu ihnen auf. Auch
                                                                                                                                            Deutsch verlernt sie.

                                                                                                                                            Shirley fängt 1951 als Assis-
                                                                                                                                            tentin in einer Forschungs-
                                                                                                                                            abteilung der staatlichen
                                                                                                                                            Postbehörde an, abends stu-
                                                                                                                                            diert sie Mathematik. Als
                                                                                                                                            sie auch bei einer Computer-
                                                                                                                                            firma als Frau keine Karrie-
                                                                                                                                            re machen kann, gründet
                                                                                                                                            sie 1962 mit 29 Jahren ihr
                                                                                                                                            eigenes Unternehmen. Sie
                                                                                                                                            nennt es schlicht Freelance
                                               mochte das Managen auch, es           Wer in einem fremden Land                              Programmers, also frei-
                                               war das Richtige für mich. Nie        abgeladen wird, ohne Geld,                             berufliche Programmierer.
                                               langweilig, und es hatte mit          ohne Sprachkenntnisse, ohne
                                               Menschen zu tun. Der Anfang           Familie und damit klarkommt,                           In dieser männerdominier-
                                               war allerdings schwierig. Viele       den kann nichts mehr groß                              ten Branche beschäftigt
                                               Leute hätten aufgegeben.              erschrecken. Außerdem war                              sie anfangs ausschließlich
                                                                                     ich fest entschlossen zu zeigen,                       Frauen: erfahrene Program-
                                               Warum gaben Sie nicht auf?            dass das Leben, das gerettet                           miererinnen, die nach der
                                               Ich wollte als Frau, die ein Unter-   wurde, diese Rettung auch wert                         Geburt der Kinder zu Hause
                                               nehmen für Frauen aufbaut,            war. Das ist immer noch sehr                           geblieben sind. Als das
                                               unbedingt Erfolg haben, auch in       wichtig für mich, nach all den                         Unternehmen 2007 an einen
                                               schwierigen Zeiten. Ansonsten         Jahrzehnten.                                           Rivalen verkauft wird, hat
Foto: BigTimages/Academy of Medical Sciences

                                               wäre die Firma als Schön-Wet-                                                                es 8500 Mitarbeiter und ist
                                               ter-Unternehmen abgestempelt          Sie waren eine Pionierin der                           an der Börse notiert.
                                               worden, als Betrieb, der in gu-       Computerbranche. Beschäf-
                                               ten Zeiten überlebt, aber unter-      tigen Sie sich heute immer
                                               geht, wenn es härter wird. Das        noch mit Trends und Entwick-
                                               stand hinter meiner Sturheit.         lungen?
                                                                                     Ja, ich denke, was die Verbes-
                                               Spielte Ihr Schicksal als Flücht-     serungen angeht, die Informa-
                                               lingskind, das der Judenver-          tionstechnik für das Leben der
                                               folgung entkam, eine Rolle?           Menschen bringt, stehen wir

                                               Plan W                                                                                                                        13
sogar erst am Anfang. Es gibt                                     nen autistische Kinder nur sehr      Welche Anwendungen bieten
wirklich hochinteressante Mög-                                    schwer nachvollziehen. Der           die größten Chancen, unser
lichkeiten. Zum Beispiel beim                                     Roboter heißt übrigens Steve         aller Leben in der Zukunft zu
Einsatz von Robotern für die                                      (lacht).                             verbessern?
Altenpflege oder beim Betreuen                                                                         Ich glaube Virtual Reality. Sie
von anderen hilfsbedürftigen
Menschen. In Prior’s Court un-
                                          „Niemand                Steve ist Ihr Spitzname. Sie
                                                                  unterschrieben früher Wer-
                                                                                                       könnten dann eine Videokon-
                                                                                                       ferenz mit einem Team in Aus-
terrichten kleine Roboter autis-          hatte mir               bebriefe Ihrer Firma mit             tralien machen und das Gefühl
tische Kinder.                            erklärt, wie            Steve, weil Kunden ein Unter-        haben, wirklich vor Ort und

Prior’s Court ist ein Internat
                                          man eine                nehmen, das von einer Frau
                                                                  geführt wurde, damals nicht
                                                                                                       Teil dieser Gruppe zu sein. Vor
                                                                                                       künstlicher Intelligenz dagegen
für autistische Kinder in Eng-            Firma                   ernst nahmen, oder?                  haben zahlreiche Menschen
land, das auf Ihrer Idee beruht           führt, also             Genau. Neben Robotern nut-           Angst. Tatsächlich wird künst-
und mit vielen Millionen Ihrer
Stiftung 2000 eröffnet wurde.
                                          habe ich                zen wir auch Virtual Reality.
                                                                  Die autistischen Kinder mö-
                                                                                                       liche Intelligenz viele Bürojobs
                                                                                                       überflüssig machen. Aber ande-
Dort helfen Roboter dabei, Kin-           viele Dinge             gen es, diese Brillen aufzuset-      re, neue Jobs werden entstehen.
dern Dinge beizubringen. Zum              einfach                 zen. Damit können wir sie zum        Wir müssen offen sein für diese
Beispiel, dass sie Augenkontakt
halten sollen. Der Roboter singt
                                          gemacht“                Beispiel an Hunde gewöhnen.
                                                                  Viele autistische Kinder wer-
                                                                                                       Entwicklungen.

ein Lied, das die Kinder mö-                                      den hysterisch beim Anblick
gen, aber sobald die Kinder die                                   von Hunden. Wir zeigen ihnen
Augen abwenden, hört er auf.                                      einen virtuellen Hund, der erst                B j ö rn F inke
So ein Roboter wird nie müde,                                     weit weg ist. Eine Woche drauf
ist grenzenlos geduldig, und                                      ist er dann näher. Irgendwann        hat Henley-on-Thames, wo
sein Tonfall und sein Gesichts-                                   bellt er. Am Ende haben sich die     Shirley lebt, schon oft für Artikel
ausdruck ändern sich nicht.                                       Kinder daran gewöhnt, sie kön-       besucht, es aber nie zum berühm-
                                                                                                       ten allsommerlichen Ruder-
Bei menschlichen Lehrern gibt                                     nen dann sogar einen Hund als        rennen dorthin geschafft. 2019
es Veränderung, und das kön-                                      Haustier haben.                      ist es so weit. Bestimmt.

8 5 J ahr e b e w e gt e s L e b e n            Mit einem ge-
                                         schätzten Vermögen
                                            von 140 Millionen
                                                 Pfund gilt sie
                                          zwischenzeitlich als
                                             elftreichste Frau
                                            Großbritanniens –
                                             drei Plätze hinter
                                                   der Queen.

                                                                                                                          Einen großen Teil
                                                                                                                     ihres Geldes spendet
                                                                                                                            sie, vor allem an
                                                                                                                       Projekte für autisti-
1962, als Frauen                                                                                                           sche Menschen.
noch die Erlaubnis                                                                                                   Ihr einziger Sohn war
ihres Mannes brauchten,                                                                                                     Autist und starb
um ein Bankkonto                                                                                                       1998 mit 35 Jahren.
zu eröffnen, gründete                                                              Shirley ist nicht
Stephanie Shirley                                                            nur für ihren Mut und
                                                                                                                                                Fotos: Dame Stephanie Shirley Archives

ihre eigene Software-                                                          Unternehmergeist
firma.                                                                      bekannt, sondern auch
                                                                                  für ihren Humor.
                                                                             Siehe auch der TED-
                                                                                Talk mit dem Titel:
                                       „Dame Stephanie“                             „Warum haben
                                       wurde 2000 in den                       ehrgeizige Frauen
                                       Adelsstand erhoben.                          flache Köpfe?“
                                       Das Leben der
                                       85-Jährigen soll nun
                                       verfilmt werden.

14
Jing Tang User Interaction und User Experience, China (Peking)

Der beste Weg, die Welt zu bewegen:
sie mobiler zu machen. Das sind wir.
Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Schließlich ist es schon perfekt, so wie es ist. Statt-
dessen suchen wir weiter nach Möglichkeiten, ihm immer neue Wege zu bereiten. Der stärkste
Antrieb ist dabei unser Pioniergeist. Wenn Sie wie wir die Welt voranbringen wollen, finden Sie
bei uns die besten Voraussetzungen, um große Ideen zu verwirklichen – genau wie sich selbst.
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Zum Markenportfolio von Daimler gehören Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, Mercedes me, smart, EQ, Freightliner, Western Star, BharatBenz,
FUSO, Setra, Thomas Built Buses sowie Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial Services, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi.
Texte: Xxx Xxx; Fotos: Xxx Xxx; Illustration: Xxx Xxx
t e x t: E va St e i n l e i n       I l l u st r at i o n e n : Pau l Pa e t z e l

Cyber-Attacken sind längst keine Science-Fiction mehr – nicht nur bei
US-Wahlen. Auch Estland, Lettland und Litauen sind das Ziel von digitalen Angriffen.
Gegen russische Hacker und Propagandakampagnen kämpfen junge Frauen im
Baltikum ganz vorn an der unsichtbaren Front

S        ille Laks verteidigt Estland, seit sie 17 Jahre alt ist. Da hat
         ihr Großvater sie zum ersten Mal auf ein Wochenende mit
         dem Verteidigungsbund mitgenommen, einem Paramilitär,
                                                                                      ist ein kompliziertes bürokratisches Verfahren. In den Krawallen
                                                                                      von 2007 brach sich ihre aufgestaute Wut explosionsartig Bahn.
                                                                                          Doch die eigentliche Bedrohung waren nicht die Kämpfe auf der
das an die estnischen Streitkräfte angeschlossen ist. Mit anderen                     Straße – sie kam aus einem Angriffsfeld, mit dem bis dahin kaum
Freiwilligen geht sie seitdem regelmäßig auf kilometerlange Mär-                      jemand gerechnet hatte: dem Internet. Russische Hacker legten mit
sche und Bergtouren, hebt Gräben aus, übt Schießen mit dem Luft-                      einer Flut automatisierter Aufrufe gezielt die Webseiten wichtiger
gewehr, übernachtet im Wald. „Noch am ersten Sonntagabend habe                        Staatsorgane, Banken und Nachrichtenmedien lahm. Später kaper-
ich meine Beitrittserklärung auf der Webseite ausgefüllt“, erinnert                   ten sie die Seiten und luden dort politische Parolen und Propagan-
sich die 32-Jährige, die ihre verspiegelte Sonnenbrille am liebs-                     dabilder hoch. In einem Land, dessen Bürger schon damals online
ten nie absetzt. Nun ist sie eine von fast 26 000 Esten, die samt der                 an Wahlen teilnehmen, Behördengänge und Arztkonsultationen
Frauen- und Jugendorganisationen zum Verteidigungsbund gehö-                          erledigen konnten, war das mehr als ein Weckruf: Der Cyberangriff
ren und im Kriegsfall als Reservisten kämpfen sollen. Eine beacht-                    traf das Selbstverständnis Estlands als digitale Nation im Kern.
liche Verstärkung des Militärs in dem kleinen baltischen Staat, der                       Die Esten mussten dringend umdenken: Cybersicherheit hat seit-
nur 1,3 Millionen Einwohner und 6000 aktive Soldaten zählt. Bis                       dem oberste Priorität. Sille Laks hat den Prozess von Anfang an auf
2020 wollen die baltischen Streitkräfte auch ein Cyberkommando                        höchster Ebene mitgestaltet. Sie sitzt in der Halle der Technischen
von 300 Personen aufgebaut haben. Der paramilitärische estnische                      Universität Tallinn, an der sie ihren Master in Cybersecurity gemacht
Verteidigungsbund hat schon seit mehreren Jahren eine Cyber-                          hat und heute „Grundlagen der Cybersicherheit“ unterrichtet, lehnt
einheit, in der auch Laks sich engagiert.                                             sich tief in den gepolsterten Stuhl und erzählt: Vier Jahre lang hat sie
    Den größten Teil seiner Geschichte hat Estland ebenso wie Lett-                   in der Notfall-Eingreiftruppe der staatlichen IT-Sicherheit gearbeitet
land und Litauen unter wechselnder Herrschaft verbracht, von 1940                     – einer Behörde, die mit dem deutschen Bundesamt für Sicherheit
bis 1991 gehörte das Land zur Sowjetunion. Die meisten Balten nen-                    in der Informationstechnik (BSI) vergleichbar ist. Dort werden ein-
nen diese Zeit „die Okkupation“ und ohne jene Besatzung – so der                      heitliche Sicherheitsstandards für die estnische Regierung bei Pass-
Vorwurf – hätte die Region heute den Entwicklungs- und Lebens-                        wörtern, Software und Reporting festgelegt. Auf Backup-Servern in
standard Skandinaviens. Spätestens seit der Annexion der Krim                         Luxemburg ist zudem der gesamte Datensatz aller Bürger abrufbar,
und dem Konflikt in der Ukraine treibt nun immer mehr Balten die                      falls Estlands digitale Infrastruktur zum Erliegen kommt.
Sorge um, sie könnten von ihrem gemeinsamen Nachbarn Russland                             Auch der paramilitärische estnische Verteidigungsbund zog
erneut okkupiert werden.                                                              seine Schlüsse und richtete eine Cybereinheit ein, der heute etwa
    Sille Laks ist nicht einmal 50 Kilometer von der russischen                       200 Personen angehören. Sille Laks ist aktives Mitglied dieser
Grenze entfernt aufgewachsen. Ihren ersten Einsatz für die Ver-                       „Küberkaitseliit“ und nimmt an Übungen teil, mit denen die Ein-
teidigungseinheit hatte die energische IT-Expertin 2007 als Hilfs-                    heit und die staatliche IT-Sicherheit gemeinsam den Kampf gegen
polizistin. In der Nacht auf den 27. April waren in den Straßen der                   Hacker­angriffe trainieren: Eine Gruppe attackiert etwa den Server
Hauptstadt Tallinn und in ihrer Heimatstadt Jõhvi schwere Unruhen                     einer Klinik in der Küstenstadt Pärnu, die andere Gruppe muss den
zwischen ethnischen Russen und Esten ausgebrochen.                                    Angriff abwehren – und dabei neben logistischen Fragen auch be-
    Nach der Unabhängigkeit des Landes 1991 hatte man die ethni-                      denken, was sie wann an die Öffentlichkeit kommuniziert.
schen Russen und ihre Nachfahren, die in Estland und Lettland im-                         „Wir haben gelernt, dass man tatsächlich ein ganzes Land aus
merhin ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, zu „Nichtbürgern“                       dem Netz angreifen kann – und dass wir etwas dagegen tun müssen“,
erklärt. Bis heute dürfen sie weder wählen noch im öffentlichen                       sagt Sille Laks, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Just nerd faster“
Dienst arbeiten, die „Naturalisierung“ genannte Einbürgerung                          trägt. Sie strahlt den gleichen Pragmatismus aus, der auch Estland

Plan W                                                                                                                                                    17
als Cyberbastion ausmacht. Emotional wird sie nur, wenn sie sich           heute ist. Barojan nennt sich selbst „Digital Sherlock“: Sie spürt
über den unbedarften Umgang der Deutschen mit Sicherheitsfragen            Desinformationskampagnen im Internet auf und versucht, mit
wundert, den sie bei einem Behördengang bemerkt hat: „Da hatten            Software-Tools den Methoden der Urheber auf den Grund zu gehen.
sie noch Computer mit Windows XP Home Edition, von denen einer                 Denn längst findet neben dem Cyberkrieg der Hacker auch eine
zehn Minuten lang entsperrt und unbeobachtet vor mir stand.“               Propagandaschlacht statt, deren Beteiligte alles andere als im Ver-
     Dass ein System verwendet wird, für das es keine Updates mehr         borgenen agieren: Kremlnahe Medien wie Sputnik und RT beein-
gibt, ist jemandem wie Sille Laks wesensfremd. Alles an ihr signa-         flussen nicht nur im Baltikum die Debatte über Ereignisse im Welt-
lisiert Zielstrebigkeit: ihr Gang, ihre Sprechweise, ihre Laufbahn in      geschehen – und ihre Deutung.
der Tech-Branche, die sie selbst nicht als bemerkenswert ansieht.              Die in Litauen geborene Donara Barojan, die Internationale Be-
     Denn während man in Deutschland überlegt, wie man Frauen              ziehungen an der London School of Economics studiert hat, arbeite-
fördert, sind die Balten schon weiter: Obwohl die Beschäftigungs-          te 2016 bei einer Kommunikationsberater-Firma in Großbritannien
quote unter Frauen niedriger ist als in Deutschland, haben alle drei       und bekam verwundert mit, wie ihre Verwandten in der Heimat im-
Länder einen höheren Frauenanteil auf mittleren und höheren                mer öfter kremlfreundliche Artikel posteten. „Ich habe sie darauf
Führungspositionen – Lettland ist mit fast 44 Prozent sogar EU-            angesprochen und bekam als Antwort: ‚Na ja, das taucht oft in mei-
Spitzenreiter. Das liegt zum einen daran, dass deutlich mehr Frauen­       ner Timeline auf, und ich fand es wichtig, das zu teilen.‘“

als Männer in den baltischen Staaten einen Hochschulabschluss              Dass es so leicht ist, auf die Berichte hereinzufallen, ist kein Zufall.
haben. Zudem haben die meisten von ihnen neben einem „Just do              „Russland nutzt die Schwachstellen unserer Medienlandschaft sehr
it“-Pragmatismus auch das Konzept lebenslangen Lernens ver­                geschickt aus“, sagt Donara Barojan und klickt als Beleg durch eine
innerlicht: Wieso sollte ein Kind oder eine Umschulung der Grund           Fülle von Tabellen und Analysen, die sie verfasst hat. Sie weiß, wie
sein, beruflich kürzerzutreten?                                            sie glaubwürdig auftritt: Im Gespräch gestikuliert sie kaum, ihre
    Bei Sicherheitstrainings bringt Sille Laks ihren Zuhörern bei, wie     Miene bleibt stets freundlich-unaufgeregt, selbst ihr auffälliges
sie sich im digitalen Raum vor Angriffen schützen. Im Anschluss ist        blaues Brillengestell lenkt nicht von der Sache ab, um die es geht.
sie ansprechbar für Fragen – und bleibt auch mal sechs Stunden län-            Ausführlich schildert sie die Lücken, die sie bei ihrer Arbeit auf-
ger als geplant: „Ich bin für sie da, nicht sie für mich.“ Auch im fort-   gedeckt hat: Sputnik und RT sind Meister darin, durch präzise und
schrittlichen Estland gibt es Leute, denen sie erklären muss, wie man      informative Berichterstattung in einigen Bereichen Glaubwürdig-
Passwörter ändert, eine Spam-Mail erkennt oder wozu eine Zwei-             keit aufzubauen – sowohl bei ihren Lesern als auch im Algorithmus
Faktor-Authentifizierung, also ein sicheres Login-Verfahren über           der sozialen Netzwerke. Steht Russland dann während einer Krise
zwei Komponenten wie EC-Karte und TAN, gut ist. „Cybersicherheit           im Medienfokus, veröffentlichen sie staatlich geförderte Propagan-
ist eine gemeinsame Verantwortung“, ist sie überzeugt. „Wenn du            da. „Sie vermischen Wahrheit und Lüge und stehen im Ergebnis als
einen gewöhnlichen Internetnutzer davon abhältst, ein schwaches            verlässliche Nachrichtenquelle da, obwohl sie das nicht sind“, er-
Passwort zu benutzen, musst du einen Problemfall weniger betreuen.“        klärt die 26-jährige Analytikerin in britisch gefärbtem Englisch.
                                                                               Vor zwei Jahren fasste Donara Barojan den Entschluss, London

D       ie Arbeit von Donara Barojan im Nachbarstaat Lettland
        setzt einen Schritt früher an. Die Analytikerin sitzt im Kon-
        ferenzraum des NATO-Exzellenzzentrums für strategi-
                                                                           zu verlassen und ins Baltikum zurückzukehren, um den wachsen-
                                                                           den Desinformationsoffensiven etwas entgegenzusetzen. Gemein-
                                                                           sam mit anderen „Digital Sherlocks“ hat sie die digitale Forensik
sche Kommunikation in der lettischen Hauptstadt Riga, wo sie eine          von einer Art Start-up am NATO-Exzellenzzentrum in Riga zur
Abteilung für Forensik im Netz aufgebaut hat, deren Vizechefin sie         festen Abteilung ausgebaut, in der auch viele Frauen arbeiten. Als

18
Grundlage diente den Analysten häufig Software aus dem Marke-
ting, die sie für ihre Zwecke angepasst und weiterentwickelt haben
– etwa ein Frühwarnsystem für Fake-News-Kampagnen, das auto-
matisch einschlägige Seiten durchforstet.
    Im Baltikum, wo außer der russischen Minderheit auch viele
ethnische Esten, Letten und Litauer seit ihrer Schulzeit Russisch
können, gewinnen kremlnahe Medien ihr Publikum oft durch
Unterhaltungssendungen, in die auf humorvoller Ebene politische
Botschaften einfließen. Jüngere Nutzer erreichen sie über die so-
zialen Netzwerke: Nicht nur die Plattform Twitter ist anfällig für
Bots, die beispielsweise durch automatisierte Massenposts einen
bestimmten Hashtag populär werden lassen und so künstlich Auf-
merksamkeit für ein Thema erzeugen können.
    Im Moment entwickelt Donara Barojans Team einen eigenen Bot:
Er soll URLs identifizieren können, die auf Fake-News-Meldungen

          In Estland werden
  Behördengänge, Arztkonsulta-
      tionen und sogar Wahlen
 online durchgeführt. Um russische
     Cyberangriffe abzuwehren,
           engagieren sich
    Hunderte Freiwillige in einer
  paramilitärischen Cybereinheit,
         der „Küberkaitseliit“

führen. Wird ein solcher Link auf Twitter geteilt, soll der NATO-Bot
automatisiert eine Antwort unter den Tweet posten: „Hi! Dieser Link
führt zu einer Falschnachricht. Hier ist ein Artikel, der sie widerlegt.“
Barojan glaubt, dass es kein Zufall ist, dass solche Technologien aus-
gerechnet in ihrem Land entwickelt werden: „Ich denke nicht, dass
die baltischen Staaten die anfälligsten für russische Desinforma­
tion in Europa sind – eher sind sie die widerstandsfähigsten.“ Lange­
habe die NATO das Baltikum als schwächstes Glied angesehen, da-
bei hätten die Menschen dort gerade durch die gefühlte Bedrohung
eine starke Urteilsfähigkeit und Resilienz im Umgang mit Cyber-
kampagnen entwickelt, die sie an die Welt weitergeben könnten.
Das gelte vor allem für ihre Heimat Litauen: „Wann immer eine
Fake-News-Geschichte die NATO-Soldaten in Litauen oder Litauens
internationale Position ins Visier nimmt, ist die entlarvte Version der
Geschichte tausendmal so populär.“

          E v a S tei n l ei n

begann ihre Recherche, als gefühlt das ganze Baltikum im Jahresurlaub
war. Bester Zeitpunkt für einen Hackerangriff also: im Hochsommer.

Plan W
aschinen
     M
          und Moral
P r oto ko l l e : A n d r e a R e x e r
Illustrationen: Riccardo Vecchio imp r i n t s

Während Männer
an Algorithmen basteln,
beschäftigen sich
auffällig viele Frauen
mit der Frage, welche
Auswirkungen
die Technologie auf
das menschliche

                                                   „Bin
Zusammenleben hat.
Das ist keine Neben-

                                                 etwa ich
sächlichkeit,
sondern entscheidet
darüber, ob künst-
                                                      kein
                                                  Frau e
liche Intelligenz
akzeptiert wird,
oder nicht
                                                      ?“
                                                     Die amerikanisch-
                                                     ghanaische Informati-
                                                     kerin hat sich schon
                                                     im Teenageralter
                                                     selbst Programmieren
                                                     beigebracht. Heute
                                                     nennt sie sich „Poet of
                                                     Code“, nutzt also
                                                     Kunst, um auf soziale
                                                     Problematiken bei
                                                     künstlicher Intelligenz
                                                     aufmerksam zu ma-
                                                     chen, hat die Algo-
                                                     rithmic Justice League
                                                     gegründet, die gegen
                                                     einprogrammierte
                                                     Vorurteile in Algo-
                                                     rithmen kämpft, und
                                                     arbeitet als Wissen-
                                                     schaftlerin an der
                                                     US-Eliteuniversität MIT.

20
s t u n s     e i n ! “
               „ L a s n ic ht a l l
                 t i k e r
 Inf      or m a                          Katharina Zweig,
                                        TU Kaiserslautern

           Als Informatikprofessorin habe ich einen neuen Studiengang entwickelt: die
           Sozioinformatik. Sie untersucht, was passiert, wenn Mensch und Maschine
           inter­agieren. Klassischerweise werden wir Informatiker nicht darin ausgebil-
           det, wie Entscheidungskriterien zustande kommen, die wir in unserer Soft-
           ware anwenden. Ein ganz konkretes Beispiel: In den USA wird vor Gericht
           Software angewendet, die vorhersagen soll, wie hoch die Wahrscheinlich-
           keit ist, dass ein Angeklagter rückfällig wird. Man wollte mit dem daten-
           basierten System erreichen, dass weniger Urteile durch Vorurteile – etwa
           aufgrund der Hautfarbe – beeinflusst werden. Das ist eigentlich ein guter
           Gedanke. Aber bei der Programmierung hat man die Informatiker anschei-
           nend allein gelassen. Beispielsweise wird abgefragt, ob die Eltern eines Ange-
           klagten auch straffällig waren. Darf diese Frage moralisch gesehen überhaupt
           eine Rolle spielen? Wohl kaum. Das ist rechtsphilosophisch längst geklärt,
           aber um das zu wissen, braucht der Informatiker einen Rechtsphiloso-
           phen an seiner Seite. Meine Forderung ist daher, dass alle Algo-
                                                                                   Die geborene Ham-
           rithmen, die direkt auf den Menschen abzielen, zwingend immer
                                                                                   burgerin ist eine der
           in diversen Teams erarbeitet werden müssen. Damit meine ich,            wenigen deutschen
           dass neben Informatikern je nach Themenfeld auch Geistes- oder          IT-Professorinnen.
                                                                                   Zweig, 42, lehrt an der
           Sozialwissenschaftler einbezogen werden. Dabei ist es zentral,
                                                                                  TU Kaiserslautern
           dass wir die Angst vor Formeln und künstlicher Intelligenz über-        und hat das „Algorithm
           winden. Mein Appell: Lasst uns Informatiker nicht allein! Lasst uns     Accountability Lab“
                                                                                   ins Leben gerufen –
           alle ­gemeinsam die Zukunft gestalten. Das ist die Voraussetzung
                                                                                   eine Arbeitsgruppe,
           für eine gute Anwendung von künstlicher Intelligenz.                    die sich mit der Verant-
                                                                                     wortung von Algo-
                                                                                     rithmen beschäftigt.

           Joy Buolamwini,                       durch künstliche Intelligenz gesteuert wird,       hielt ich mir eine weiße Maske vors Gesicht,
             Poet of Code                        hatte bisher gravierende Fehler – so wurden        damit meine Anwesenheit bemerkt wurde.
                                                 etwa bekannte Personen wie Michelle Oba­               Bei Respekt geht es nicht nur darum,
Während der Frauenrechtskonvention 1851          ma, Oprah Winfrey oder Serena Williams             anerkannt oder nicht anerkannt zu wer-
hielt die Aktivistin Sojourner Truth ihre        nicht als Frauen erkannt. Solche Probleme          den. Es geht auch darum, die Prozesse zu
ikonenhafte Rede Ain’t I a Woman?. Sie           gab es schon mehrfach: Früher hat Googles          gestalten, die unser Leben bestimmen. Mit
plädierte leidenschaftlich für die Anerken-      Foto-Anwendung schwarze Menschen in                dem zunehmenden Einsatz von künstlicher
nung ihrer Menschlichkeit. Das ist genau         Bildern als „Gorillas“ gesehen. Gesichts-          Intelligenz werden wir mehr und mehr ana-
das, was ich im Zeitalter der künstlichen        analyse-Software funktioniert gut für weiße        lysiert. Da Unternehmen, Regierungen und
Intelligenz (KI; engl. AI) wieder tue: Mein      Männer, aber weniger für alle anderen.             Strafverfolgungsbehörden KI nutzen, um
neuestes Werk, ein gesprochenes Gedicht,             Als ich als Studentin mit KI-gestützter        Entscheidungen über unsere Chancen und
heißt AI, Ain’t I a Woman?. Denn die Frage       Gesichtserkennungssoftware für ein Codie-          Freiheiten zu treffen, müssen wir verlangen,
ist heute so dringlich wie damals: Bin ich       rungsprojekt arbeitete, konnte der von mir         dass wir als Menschen respektiert werden.
etwa keine Frau?                                 programmierte Roboter mein dunkelhäuti-                Meine Erfahrungen sind eine Mahnung,
    Von den fünf Technologie-Unterneh-           ges Gesicht nicht erkennen. Ich musste mir         dass künstliche Intelligenz, die so oft we-
men, die KI-basierte Gesichtserkennung           das Gesicht meines weißen Mitbewohners             gen ihres Potenzials zur Veränderung der
anbieten, das sind Microsoft, Amazon,            borgen, um den Auftrag zu beenden. Spä-            Welt gepriesen wird, tatsächlich Vorurteile
Face++, IBM und Google, fordere ich Res-         ter, als ich als Doktorandin am MIT Media          und Ausgrenzung verstärken kann – selbst
pekt ein! Denn die Gesichtserkennung, die        Lab an einem anderen Projekt arbeitete,            wenn sie in bester Absicht eingesetzt wird.

Plan W                                                                                                                                      21
a u che n
      oter br         i lder “
 „R ob       er nsc h
      Num  m                                    Andra Keay,
                                    Silicon Valley Robotics

              Im Moment sind Roboter zwar noch zu teuer, um sie in großer Stückzahl als
              Werbeträger einzusetzen. Aber das wird sich bald ändern. Und dann könnte es
              sein, dass uns Roboter überall anquatschen, um uns etwas anzudrehen – auf
              Bürgersteigen oder in den U-Bahnen. Denken Sie nur an die Leihräder, die man-
              che Städte überschwemmen. Meine erste Forderung: Roboter brauchen Num-
              mernschilder, oder Ausweise, anhand derer der Absender klar erkenntlich ist.
                            Dann wird sich der Spam von allein in Grenzen halten, weil die
  Die Australierin ist      Leute wissen, wer sie nervt. Meine zweite Forderung wäre:
  Geschäftsführerin bei
  Silicon Valley Ro-        Roboter sollen kein Geschlecht haben, eigentlich soll-
  botics. Ihre Karriere     ten sie überhaupt nicht Menschen ähnlich sehen. Denn
  begann sie als Filme-     schon jetzt zeichnet sich ab, dass dienenden Robotern
  macherin, sattelte
  aber 2011 mit einem       gern Frauenstimmen gegeben werden. Das mögen die
  Master in Human           Kunden lieber, aber es zementiert Klischees. Roboter sollen als das
  Robot Culture in Syd-     erkennbar bleiben, was sie sind: Roboter. Und nicht Menschen.
  ney um und ist in-
  zwischen eines der
  bekanntesten Gesich-
  ter der weltweiten
  Robotics-Szene.

                                                                                                     nen wir mit intelligenter Spracherkennung
                                                                                                     arbeiten und Algorithmen lernen, welche

                                              „Wir
                                                                                                     Fragen besonders häufig gestellt werden,
                                                                                                     damit wir die Antworten darauf präzise

                                                      d ü r fe                                       ausformulieren können. Eine Regel in un-

                                                u ns n         n
                                                                                                     serem Kodex lautet dann: Mensch und
                                                                                                     Maschine müssen immer unterscheidbar

                                        h i nt e        ic ht                                        sein. Wenn ein Kunde mit einem Roboter

                                                 r Ma s                                              spricht, muss ihm das transparent gemacht

                                             verst ch inen
                                                                                                     werden. Eine andere wichtige Regel ist,
                                                                                                     dass die Verantwort­lichkeit für das, was

                                                    e c ken
                                                                                                     unsere Algorithmen entscheiden, immer bei
                                                                                                     einem Menschen liegt. Wir dürfen uns nicht

                                                             “
                                                  Beispiel dafür ist, dass eine Internetsuche
                                                                                                     hinter Maschinen verstecken.
                                                                                                         Ich würde mir wünschen, dass sich
                                                                                                     viele Unternehmen einen KI-Kodex geben.
             Claudia Nemat,
                Telekom                           zum Begriff „weiblicher CEO“ das Bild einer        Und sich damit eine breite gesellschaft­
                                                  Barbie-Puppe ausspuckt. Das                                    liche Diskussion verbindet, die
Als Jugendliche habe ich das Drama Die Phy-       zeigt, wie sensibel der Umgang      Die  49-Jährige  setzt     den Menschen die Angst vor
                                                                                      als Telekom-Vorstands-
siker über die Entwicklung der Atombombe          mit dieser Technologie ist.         mitglied für Tech-         der neuen Technologie nimmt.
voller Faszination gelesen. Seither trage ich         Die Telekom hat sich im Mai     nologie und Innovation     Darin liegt eine große Chance
die Gewissheit in mir, dass alles, was die        2018 als eines der ersten Unter-    die Agenda  in Sachen     für Europa. Bei der Anwendung
                                                                                      künstliche Intelligenz
­Wissenschaft herausfindet, Auswirkungen          nehmen weltweit einen Kodex         in Deutschland. Sie       von künstlicher Intelligenz
 auf die ganze Menschheit haben kann.             für die Anwendung von künst-        hat in Köln Physik,       dürfen wir den Anschluss zu
     Künstliche Intelligenz spiegelt wie kaum     licher Intelligenz gegeben. Wir     Mathematik und Philo-     Asien oder den USA nicht ver-
                                                                                      sophie studiert und
 etwas die Denkweise der Menschen. Haben          setzen in 50 verschiedenen          viele Jahre als Unter-    passen. Ich bin überzeugt: Eine
 Menschen Vorurteile, so kann sich das in         Projekten KI ein. Ein Beispiel      nehmensberaterin          ethische Debatte wird es nicht
 Algorithmen fortsetzen. Ein vielsagendes         sind unsere Callcenter, in de-      gearbeitet, bevor sie     sein, die uns zurückwirft.
                                                                                      im Jahr 2011 in den
                                                                                      Telekom-Vorstand be-
                                                                                      rufen wurde.
22
Plan W   26
bestärkt Mädchen
  weltweit darin, dass es
großartig ist, etwas „wie ein
     Mädchen zu tun“.

       DIE ANGST DAVOR, FEHLER ZU MACHEN,
         LÄHMT MÄDCHEN IN DER PUBERTÄT

                         7 von 10
                         Mädchen probieren
                         aus Angst vor Fehlern
                         während der Pubertät
                         nichts Neues aus                  Ausprobieren,
                                                    Fehler machen, Dazulernen,
                         8 von 10                          Weitermachen
                         Mädchen verspüren
                         einen gesellschaftlichen        #WieEinMädchen
                         Druck, perfekt sein zu
                         müssen

                                         Die globale #WieEinMädchen
                                         Bewegung inspiriert und verändert
                                         seit 2014 die Sichtweise darauf,
                                         was es heißt, ein Mädchen zu sein.

Gemeinsam können wir das Selbstbewusstsein von Mädchen stärken
und sie dabei unterstützen, zu starken und selbstbestimmten
Frauen heranzuwachsen.
Mehr erfahren: www.always.de
Impressum

                                                                                                                        Chefredaktion:                       Das Magazin PLAN W erscheint
                                                                                                                       Kurt Kister, Wolfgang Krach           in Zusammenarbeit mit dem
                                                                                                                        Redaktionsleitung:                   Wirtschaftsressort der
                                                                                                                       Andrea Rexer (V.i.S.d.P.)             Süddeutschen Zeitung.
                                                                                                                        Produktionschefin: Anke Eberhardt    Ressortleitung: Dr. Marc Beise und
                                                                                                                        Textchefin & Strategie:              Ulrich Schäfer. Es liegt der
                                                                                                                        Susanne Klingner                     Gesamtauflage der SZ am Wochenende
                                                                                                                        Art-Direktion: Daniela Wiesemann     bei, erscheint viermal im Jahr
                                                                                                                        Chef vom Dienst: Martin Langeder     und ist auch im Digitalen Kiosk der
                                                                                                                        Autor/innen: Alexandra Borchardt,    Süddeutschen Zeitung unter
                                                                                                                        Anna Dreher, Anke Eberhardt,         sz.de/plan-w erhältlich. Bei Nicht-
                                                                                                                        Björn Finke, Ekaterina Kel,          erscheinen durch höhere Gewalt oder
                                                                                                                        Susanne Klingner, Marija Latkovic,   Streik kein Entschädigungs­a nspruch.
                                                                                                                        Judith Raupp, Andrea Rexer,          Eine Verwertung der urheberrechtlich
                                                                                                                        Eva Steinlein, Susann Wenk           geschützten Zeitschrift und aller in
                                                                                                                        Schlussredaktion:                    ihr enthaltenen Beiträge und
                                                                                                                       Julei M. Habisreutinger, ­­           Abbildungen, insbesondere durch
                                                                                                                       Christine Uschold-Schlör              Vervielfältigung oder Verbreitung,
                                                                                                                        Bildredaktion:                       ist ohne vorherige schriftliche
                                                                                                                        Tamara Hansinger                     Zustimmung des Verlages unzulässig
                                                                                                                        Grafik:                              und strafbar, soweit sich aus dem
                                                                                                                        Judith Borgmann                      Urheberrechtsgesetz nichts anderes
                                                                                                                        Autorenporträts:                     ergibt. Die Veröffentlichung der
                                                                                                                       Bernd Schifferdecker                  Veranstaltungstermine erfolgt ohne
                                                                                                                        Verlag: Süddeutsche Zeitung GmbH,    Gewähr. Veröffentlichung gemäß
                                                                                                                       ­Hultschiner Str. 8, 81677 München,   Art. 8 Abs. 3 Bayerisches Pressegesetz:
                                                                                                                        Telefon 089/21 83-0                  Alleinige Gesellschafterin der Süd­-
                                                                                                                        Geschäftsführung: Stefan Hilscher,   deutsche Zeitung GmbH ist die
                                                                                                                        Dr. Karl Ulrich ­                    Süddeutscher Verlag GmbH, München.
                                                                                                                        Anzeigenleitung: Jürgen Maukner      An dieser sind beteiligt: Südwest­

                                                                  Der irre Trend                                        Objektleitung: Christine Tolksdorf
                                                                                                                        Marketing: Sylvia Lechner
                                                                                                                                                             deutsche Medien Holding GmbH,
                                                                                                                                                             Stuttgart: 81,25 %; SV Friedmann
                                                                                                                        Repro: Compumedia GmbH,              Holding GmbH, Grünwald: 18,75 %.
                                                                                                                       Elsenheimerstr. 59, 80687 München     E-Mail: sz-planw@sueddeutsche.de
                                                                                                                        Herstellung:                         Alle bisherigen Ausgaben:
                                                             Online-Dating reloaded                                    Hermann Weixler (Leitung)             sz.de/plan-w
                                                                                                                        Druck: Prinovis GmbH & Co. KG,       * freie/r Mitarbeiter/in
                                                                                                                        Breslauer Str. 300, 90471 Nürnberg
                                                Während die Partnerwahl früher vorrangig durch die Größe­
                                                des Dorfes bestimmt wurde, verspricht das Internet
                                                mit „Parship“, „Tinder“ und Co. die Liebe ohne räumliche­
                                                Grenzen. Heute mit jemandem in Neuseeland chatten
                                                und morgen in New York daten? App sofort kein Problem.                 Plan W Online
                                                Nachdem sich die frühen Anbieter noch damit brüsteten,
                                                dass möglichst viele paarungswillige User auf ihren Platt-
                                                formen turtelten, ist seit einiger Zeit das Gegenteil der
                                                Fall. „Im Gegenteil“ heißt dementsprechend eine Webseite,­
                                                deren Prinzip es ist, nur wenige Singles zu zeigen, dafür
                                                aber mit ausführlichen Profilen. Bei „Once“ gibt es lediglich
                                                einen Partnervorschlag pro Tag und die lautstark vermark-
                                                tete B­ ehauptung, dass auf einen Algorithmus verzichtet
                                                werde­und menschliche Matchmaker die einsamen Herzen
                                                verbinden, erinnert doch verdammt an das Verkuppeln aus
                                                alten Zeiten – nur dass Muttern nicht mehr die Auswahl
                                                trifft. Auch die VIP-Dating-App „Raya“ basiert auf dem                 Im WWW finden Sie                      Und jeden Mittwoch
                                                Verknappungsprinzip und akzeptiert neue Mitglieder nur                 uns hier:                              gibt’s den Plan-
                                                nach eingehendem Social-Media-Coolness-Check. Schau-                                                          W-Newsletter und
Foto: UPI/laif; Illustration: Kati Szilágyi

                                                spieler, Musiker und Models bezahlen schließlich dafür, dort                 fb.com/sz.planw                  alle vier Wochen
                                                unter sich zu bleiben. Bei „happn“ werden wiederum nur                                                        Plan W als Podcast:
                                                die ­Singles angezeigt, denen man eigentlich schon einmal                    SZ_PlanW
                                                begegnet ist; auf der Straße, in einer Bar oder bei der Arbeit.              SZ PlanW
                                                Ortungsdienste machen’s möglich, den Bewegungsradius                                                                sz.de/
                                                zu tracken und potenzielle Partner nur in der unmittel-                      sz.de/plan-w                           planwnewsletter
                                                baren Nähe zu lokalisieren. Und siehe da, da ist es wieder:
                                                das Dorf – nur eben digital.               A n k e E b e r h a r dt    #PlanW_bittefolgen                          sz.de/podcast

                                              Plan W                                                                                                                                          27
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