PLAN W - Süddeutsche Zeitung
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PLAN W 03 / 2018 A PLAN W Frauen verändern Frauen verändern Wirtschaft Wirtschaft Simone Giertz, 27, entwickelt absichtlich fehlerhafte Roboter – und feiert den Nutzen des Unnützen. Tech am Stecken Technologie kann Wahlen manipulieren und Daten instrumentalisieren – unser Leben aber auch maßgeblich verbessern. Dieses Heft zeigt wie
„Some call it work. I call it: delight.“ Linda Alpmann, Ingenieurin in der Entwicklung Scheinwerfer bei Audi. Ihre Methodik ist, Herausforderungen in einem neuen Licht zu sehen. Den perfekten Raum hierzu bietet ihr das Lichtassistenzzentrum von Audi, in dem sie unter anderem bereits die Scheinwerfer des Audi A6 entwickelt hat. Nur ein Beispiel von vielen, wie Vorsprung entstehen kann, wenn Arbeiten sich nicht wie Arbeit anfühlt. Weitere faszinierende Jobs unter vorsprung-bei-audi.de Aus Visionen Vorsprung machen.
03 / 18 Inhalt Stephanie Shirley In Afrika er- stellte in den möglichen 60ern fast nur digitale Services Frauen ein – den Frauen auch in Teilzeit. finanz ielle Unab- hängigkeit. 10 38 16 Das Baltikum wird online attackiert – und weiß sich zu schützen. #FEmFacts // SALON Zahlen, Filme, Fakten aus der Tech-Welt – und ein erfundener männlicher Kollege 4 PiKtogramme als Sprache Hafida Guebli übersetzte als Einwandererkind für ihre Eltern und jetzt mit einer App 8 „Sie Lachten über mich“ Software-Pionierin Stephanie Shirley über Chancen im Tech-Biz – damals wie heute 10 Die Cyber-kriegerinnen Das Baltikum ist Vorreiter der Digitalisierung, auch Frauen schützen gegen Hacker 16 Maschinen und Moral Ethische Standards für Roboter? Das ist keine Science-Fiction, sondern dringend nötig 20 Coverfoto: Alba Giertz; Fotos Inhalt: BigTimages/Academy of Medical Sciences, KfW Bankengruppe/Maria Schiffer; Illustration: Paul Paetzel Der Irre Trend // Impressum Wo die Hipster online daten // Wer, was, wo bei SZ Plan W 27 Good Vibrations Fünf Tech-Innovationen, mit denen Frauen die Welt besser machen wollen 28 Was kostet die Freiheit? Welche Rechte schenkt uns das Internet und welche schränkt es ein? Der Mensch 4.0 34 Simone giertz Alles muss einen Nutzen haben? Von wegen. Simone Giertz baut sinnlose Roboter 36 Digitales Afrika Wie vermeintlich banale Technologie das Leben afrikanischer Frauen revolutioniert 38 Gutes Leben Smarte Kleidung und Schmuck aus alten Handys: Konsum trifft auf Tech 44 Verliebt in … Wie eine Zeit-Tracking-App unsere Autorin erzieht (und für Chaos sorgt) 46 Liebe Leserinnen und Leser, sprechende Computerassistenten, lernende Roboter, selbstfahrende Autos – es kann einem schwind- lig werden, in welch atemberaubendem Tempo neue Technologien unsere Welt verändern. Aber schon diese Formulierung entlarvt einen Denkfehler: Es geht nicht darum, wie die Digitalisierung unsere Welt verändert – sondern wie wir die Welt mithilfe dieser neuen Werkzeuge verändern wollen. Nie war der Gestaltungsspielraum der Menschheit größer als heute! Wir müssen uns jetzt überlegen, wie die Zukunft aussehen soll. Und dabei kommt ethischen Werten eine ungeahnte Bedeutung zu. Denn letzt- lich hat nicht Tech den Dreck am Stecken, sondern der klebt immer an einem menschlichen Finger. Gestaltungsspielraum haben wir bei dieser Ausgabe zudem wörtlich genommen: PLAN W erscheint v ie l S p a S S bei der Le k t ü re ! künftig in neuem Format und mit frischer Optik, die von Art-Direktorin Daniela Wiesemann und Andrea Rexer Grafikerin Judith Borgmann entworfen wurde. Wir hoffen, es gefällt Ihnen so gut wie uns! u n d Anke Eberhardt Plan W 3
Salon #FemFacts 1960 war Coden noch Frauen- 27 % der Studentinnen können arbeit. 30–50 % der sich laut einer britischen Software-Programmierer Umfrage eine Karriere in der waren in den 60er-Jahren Tech-Branche vorstellen – Frauen, die Arbeit galt im Vergleich zu 61 % als simpel und monoton. der männlichen Studenten. 10 Mrd. 300 000 Text: Anke Eberhardt; Quellen: Robin Hauser: Code – Debugging the Gender Gap, PwC-Studie Women in Technology, 2017, Eurostar Group, Forbes Magazin, NASA, Wired Magazin, Mush US-Dollar machen die Mütter nutzen die App Chinesin Zhou Qunfei zur „Mush“. Ähnlich dem Prinzip reichsten Frau in der der Dating-Plattform Tech-Branche. Damit ist die „Tinder“ will Mush Mütter in Selfmade-Unternehmerin der Nähe miteinander mit ihrer Firma für Smart- verbinden. Einstellungen phone-Screens allerdings können Distanz oder Alter lediglich auf Platz 26 der der Kinder sein, das reichsten Tech-Unternehmer – Motto lautet: „Manchmal ist und unter 100 Männern es großartig, manchmal nur eine von sechs Frauen. ist es hart, aber zusammen ist es immer besser.“ Die Idee hatten zwei Mütter auf einem Spielplatz in 130 Euro London – und sammelten zuletzt zwei Millionen Pfund Investorenkapital ein. kostete der erste speziell für Frauen designte 1969 Tablet-Computer des Her- stellers Eurostar aus Dubai. Mit einem rosafarbenen Bildschirmhintergrund, vorinstallierten Shopping-, war die US-Amerikanerin Rezept-, und Yoga-Apps Margaret Hamilton maßgeb- und einer vereinfachten lich daran beteiligt, den Handhabung wollte das „ePad ersten Mann auf den Mond Femme“ die weibliche Ziel- zu bringen: Sie programmierte gruppe ansprechen. 2013 die Software des Apollo 2/3 zunächst im Mittleren Space Shuttles, verhinderte Osten und Asien vermarktet, nach einer Fehlermeldung sollte es weltweit vertrie- das Scheitern der Mission ben werden – ist heute und brachte – ebenfalls revolu- aber merkwürdigerweise der Befragten einer Studie tionär – mitunter auch ihre nicht mehr zu finden. können keine berühmte Frau aus der kleine Tochter mit zur Arbeit. Tech-Branche nennen. 4 I l l u st r at i o n : S e b a st i a n S c h wa m m
Tech Salon Der e r f u n d e n e Ko l l e g e Foto s g e g e n St e r e ot y p e Muss Mann sich vorstellen Buntes Valley Weiblich und auf der Suche nach Investoren? Schwierig. Deswegen haben Kate Dwyer und Der typische Mensch im Silicon Valley ist Penelope Gazin schlichtweg einen männlichen männlich und weiß. Frauen, Menschen mit Kollegen erfunden. Die Gründerinnen von anderer Hautfarbe, nicht- Witchsy, einer Onlineplattform für Kunst heterosexueller Gesinnung und Kurioses, kommunizierten einfach oder über 50 werden wenig wahrge- als „Keith Mann“. Der existierte nicht, nommen. Das will die Fotografin Helena aber dank ihm wurde die Finan- Price mit ihrem Projekt „Techies“ zierung gesichert, und Termine ändern. Mit Porträts und Interviews wurden plötzlich einge soll die Tech-Welt für jede Bevölke- halten. Stark. rungsgruppe zugänglicher gemacht werden. techiesproject.com D e r k l u g e S at z H e r da m i t ! Schlaue Puppe „Der schädlichste Satz in Barbie ist nicht mehr nur weiß, blond und Prinzessin. jeder Sprache ist: So haben wir 2018 ist Barbara Millicent das immer gemacht!“ Texte: Anke Eberhardt; Fotos: www.witchsy.com, Helena Price (5), Mattel, Imagineering Institute, picture alliance / AP Photo Roberts (so ihr voller Name) Robotik-Ingenieurin und wird mit Laptop geliefert. Der Grace Hopper (1906–1992), Hersteller Mattel unterstützt Informatikerin und Computerpionierin zudem die Organisation „Black Girls Code“ und kostenfreie Pro- grammierkurse. W e g da m i t ! F r au e n i m F i l m Die „Career of the Kalte Küsse Hollywood-Quote Year“-Barbie hat H id d e e H e ld in n e n zwar trotzdem Videochats verbinden Superman oder doch Wonder res – Modelmaße und Menschen über Distanzen, nur Woman? Dass Filmfiguren n F ig u wird von manch Berührungen klappen tech- Geschlechterbilder trans- ann t einem nur als nisch noch nicht. Diese Lücke portieren, weiß man. Aber Unerk Imageprodukt an- will ein Gerät jetzt schließen: weiß man auch, wie viele gesehen, während Der „Kissenger“ soll Küsse Frauen überhaupt auf den Bildschirmen die Traumkut- via Smartphone verschicken. zu sehen sind? Das Geena Davis Institute on Gender in Media schen den Umsatz Alles, was es braucht, sind ein hat dafür in Zusammenarbeit mit Google eine Gesichts- machen. Gerade merkwürdiger Aufsatz und erkennungssoftware entwickelt. Das Ergebnis für die 100 deswegen gilt: zwei Menschen, die bereit populärsten US-Filme: Männer sind fast doppelt so lang Kaufen! Für mehr sind, ihre Lippen auf Plastik zu sehen und zu hören wie Frauen. Einzige Ausnahme: Business-Barbies zu drücken, dann werden über Horrorfilme. „Daten helfen uns zu verstehen, zu was wir die in der Zukunft. Sensoren die vermeintlich Filmschaffenden animieren müssen“, sagt die Schauspie- echten Küsse übermittelt. Ob lerin Geena Davis. Und Technologie kann helfen, Vorurteile Scherz oder Ernst, die Crowd- auch in Genres zu erkennen. funding-Kampagne ist je- denfalls gescheitert. Vielleicht Plan W doch aufs Beamen warten … 5
Salon PLAN WWW B i tt e Fo lg e n ! NE T Z-W E R K Digitale Galerie Analog zeichnen und online in die Welt schicken: Das Projekt „Draw A Scientist“ animiert Kinder da- Hoch die zu, sich ihr eigenes Bild von Wissenschaftlern Tasten! auszumalen – und fördert damit ganz neben- bei die Sichtbarkeit von Frauen, Haben Sie am 9. Oktober da kleine Kinder ganz ohne Geschlech- schon etwas vor? Nein? Dann tergedanken zeichnen. Per E-Mail lassen Sie uns feiern! An an drawascientist@gmail.com und via diesem Tag ist Ada Love- Instagram @DrawaScientist können lace Day: Die 1815 gebore- Kinderzeichnungen eingeschickt werden. ne Britin gilt als erste Pro- instagram.com/drawascientist grammiererin der Welt und legte mit ihrer Arbeit einen Grundstein für die Infor- matik. Adas Vision wirkt bis heute und inspiriert vie- K l i c k- H i t le Mädchen und Frauen, MINT-Berufe oder -Fächer Roboterkuscheln zu wählen. Davon – und na- türlich von jeder Menge an- 2052 soll das Jahr sein, in dem Menschen Texte: Anke Eberhardt; Fotos: Instagram / @drawascientist (2), Mashable / LiuFeiRobot / Youtube (2), Code Documentary, Getty Images / Robin Marchant deren neuen, spannenden Roboter heiraten. Deswegen hat die New Yorker und lustigen Dingen rund Künstlerin Fei Liu ihren Roboter Gabriel2052 um Frauen und Wirtschaft genannt. Welche Bücher sie mag, wo sie gern – berichten wir nicht nur angefasst wird: Alles bringt sie ihm bei, um „die hier im Heft, sondern auch Liebe zu konstruieren, die ich verdiene“. täglich auf unseren Social- Mit einem Programm mo- Media-Kanälen. difiziert sie sogar alte SMS-Nachrichten ihres Ex-Freunds, damit Gabriel2052 ihr Nachrichten schreiben kann. Folgen Sie uns – Gekuschelt wird auch, vorrangig geht es aber darum, wir freuen uns! Fragen zur Interaktion mit künstlicher Intelligenz aufzuwerfen. Einen „menschlichen Partner“ hat Fei Liu Susann Wenk, übrigens trotzdem. Fei Liu Online- und Social-Media- youtube.com Robot Redakteurin fb.com/sz.planw SZ_PlanW SZ PlanW Code-Doku sz.de/plan-w Programmieren im Programm Und nicht vergessen: Die Tech-Branche wächst so schnell, dass Jeden Mittwoch gibt’s den es 2020 allein in den USA eine Million Plan-W-Newsletter und unbesetzte Stellen für Software-Ingenieure alle vier Wochen Plan W als geben wird. Warum so wenig Frauen und Podcast: Minderheiten in die zukunftsträchtige Bran- che streben, untersucht die US-amerikanische sz.de/planwnewsletter Regisseurin Robin Hauser in ihrem Film sz.de/podcast Code – Debugging the Gender Gap. Sehenswert! codedoc.co 6
Hanna lebt Vielfalt Als Projektingenieurin und Transgender schätze ich die Freiräume und Unterstützung, die Vodafone mir bietet: Denn das ist die Voraussetzung dafür, dass ich in meinem Job alles geben kann. Zum Beispiel mein Wissen und meine Ideen, um eine kniffelige Anforderung technisch lösen zu können – aber auch mein Engagement in unserem LGBT-Netzwerk. Das ist Vielfalt@Vodafone. Besuch uns auf vodafone.de/jobs The future is exciting. Ready?
Meine Karriere Da ihre Eltern nicht lesen und schreiben können, übersetzte Hafida Guebli schon als Kind alles für sie. Mit einer App ermöglicht sie nun anderen Einwanderern eine Kommunikation ohne Sprachbarrieren und fördert die Gemeinschaft in den Pariser Banlieues P r oto ko l l : E k at e r i n a Ke l Piktogramme mein Vater können nicht lesen miteinander zu kommunizieren. und schreiben, mein Vater ist Und auf diese Weise könnten taub. Seit ich klein war, habe auch die, die gar nicht spre- als Sprache ich alles für sie übersetzt und die Kommunikation mit Behör- chen oder lesen können, mit- reden. Die Idee war da. Ich fing den übernommen. Eines wusste an, Piktogramme zu zeichnen „Wenn man als junge Frau aus Hafida Guebli, 29, ich deshalb: Piktogramme sind und sie meinen Eltern zu zei- den Pariser Banlieues eine Ge- hatte keine Ahnung vom für alle einfach zu verstehen, sie gen, um zu sehen, ob sie funk- Programmieren, aber schäftsidee hat, ist nicht das eine Idee. Im Pro-bono- sind eine universelle Sprache. tionieren. Aber ich war ganz fehlende Geld am schlimmsten, Programm „Stand up“ Ich dachte mir, dass sie auch allein, ohne Netzwerk und ohne sondern das fehlende Selbst- der Pariser Wirtschafts- bei der Kommunikation in Know-how, wie man eine App hochschule HEC ent- bewusstsein. Viele haben nicht wickelte sie ihre App den großen Häuserkomplexen programmiert. Also suchte ich den Mut zu sagen: ,So, ich mach „Neyb’s“ (kurz für „neigh- der Banlieues helfen könnten, nach einem Partner, der mich das jetzt!‘ bours“, Nachbarn). denn da läuft im Alltag viel technisch unterstützt. Als er Ich wollte immer ein Unter- schief. Oft können Mieter dem mich nach ein paar Monaten nehmen gründen; Boss zu sein, Vermieter nicht klarma- für einen Job bei einem großen war von klein auf mein gro- chen, dass die Toilette Unternehmen stehen ließ, war ßer Traum. Mit 23 eröffnete ich kaputt ist oder die ich natürlich enttäuscht. Aber mein eigenes Café. Es lief gut, Schließanlage nicht ich machte weiter, recherchierte doch nach der Geiselnahme in funktion iert. Und nach Schulen, an denen ich pro- einem Supermarkt in Paris vor er kann ihnen die grammieren lernen konnte. Als dreieinhalb Jahren musste ich Hausregeln nicht ich zur HEC Paris kam, hatte ich schließen, da es in direkter vermitteln, weil vier Monate zuvor meinen Sohn Nähe zum Tatort lag und sie nicht dieselbe Elias auf die Welt gebracht. die Gäste ausblieben. Der Sprache sprechen. Da waren die Kurse nicht ein- Wunsch, etwas Eigenes Mit e iner App fach, aber ich habe so viel über zu schaffen, trieb mich wollte ich den Finanzen, Technologie und weiter. Außerdem woll- Menschen in Strategie gelernt. Mittlerweile te ich Menschen hel- einem Wohn- kann ich sogar selbst ein we- fen, miteinander ins block helfen, nig programmieren! Und mein Gespräch zu kommen Mann und meine Familie geben Foto: NEYB’S; Zeichnung: Hafida Guebli – und zwar in einer für je- mir privat den Halt, den ich den verständlichen Sprache. brauche, um durchzustarten. Die Idee für mein Start-up Ich bin sicher, dass Informatik kam nicht von ungefähr: Meine in Zukunft noch wichtiger wird. Eltern kommen aus Marokko, Und ich möchte noch mehr da- ich bin mit fünf Geschwistern rüber lernen, wie ich die neuen in einer Sozialwohnung auf- Technologien nutzen kann, um gewachsen. Meine Mutter und Menschen zu helfen.“ 8
Innovationen brauchen Patente. Wir brauchen Sie. Wir suchen für unseren Standort München Ingenieure und Naturwissenschaftler (m/w) mit Diplom- oder Masterabschluss an einer Universität für verschiedene Fachbereiche. Wir bieten Ihnen eine anspruchsvolle und eigenverantwortliche sowie abwechslungs- reiche Tätigkeit, Umgang mit neuester Informationstechnik, einen sicheren, modernen Arbeitsplatz in München, gleitende Arbeitszeit, weitere IT-Qualifizierungen und Fortbildungsmöglichkeiten. Unsere nächste Stellenausschreibung erscheint Mitte Oktober 2018. Bis zur Veröffentlichung können Sie unseren RSS-Feed zur Registrierung nutzen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage unter www.dpma.de.
Texte: Xxx Xxx; Fotos: Xxx Xxx; Illustration: Xxx Xxx Weißer Teppich, moderne Kunst an den Wänden: Stephanie Shirley wohnt in Henley-on-Thames, einem malerischen Ort im Westen von London. 10
Stephanie Shirley lachten über mich“ „Die Leute Heute sind es Software, Da- kosten sollte. Die Amerikaner Vom jüdischen ten, Algorithmen, die das Geld waren offener, also bot ich bri- Flüchtlingskind zur bringen. Rechner sind billig … tischen Niederlassungen von Damals war das anders. Com- US-Konzernen unsere Dienste Software-Pionierin puter, die nicht mehr können an. Später programmierten wir und einer der als meine Apple Watch, waren unter anderem die Software für riesig. Wir konnten uns die die Blackbox des Überschall- reichsten Frauen Hände wärmen an der Luft, die flugzeugs Concorde, auch für Großbritanniens: aus den Rechnern kam. Die Ge- die Nato arbeiteten wir. räte waren teuer, wir zahlten „Steve“ Shirley die Betreiber pro Minute, um Programmiert wurde anfangs über Codes auf sie nutzen zu dürfen. Daher war mit Stift und Papier, oder? der Druck groß, Aufgaben am Ja, der Code wurde auf Papier Papier, wie neue Computer schnell zu erledigen. geschrieben und dann per Post Technologie autis- Anfang der Sechzigerjahre wurde Software noch mit Stift auf Papier Software hingegen waren nur zu einem Rechenzentrum ge- ein paar Seiten Papier. schickt. Das stanzte den Code tischen Kindern geschrieben und dann gestanzt. auf Lochkarten. Diese wurden hilft – und warum Plan W: 1962 gründeten Sie an Welche Art von Software ha- am Computer ausprobiert, und Fotos: BigTimages/Academy of Medical Sciences, Dame Stephanie Shirley Archives Ihrem Esszimmertisch eine ben Sie in den ersten Jahren beim ersten Mal gab es immer sie sich früher als Softwarefirma. Den Telefon- verkauft? einen Fehler. Wir hatten aber Mann ausgab anschluss teilten Sie sich mit Wir haben Programme für die vielleicht nur zweimal die Wo- Ihrem Nachbarn. Hatte die Kontrolle von Lagerbeständen che Zugang zu einem Computer. Welt auf Ihr Unternehmen ge- geschrieben oder für Fahr- wartet? pläne von Bussen und Fracht- Anfang der 50er-Jahre hat- S hir l e y : Nein, die Leute lachten zügen. Damals fuhr ich zum ten Sie beim staatlichen Post über mich. Software war da- ersten Mal erster Klasse in ei- Office und später bei einer mals bei Computern kostenlos nem Zug. Der Betreiber British Computerfirma gearbeitet, dabei. Es hieß: Niemand kann Rail, für den wir arbeiteten, bevor Sie mit 29 Ihr eigenes Software verkaufen, und erst hatte mir Gutscheine gegeben. Unternehmen gründeten. Was recht keine Frau. Mit der Idee, Was für ein Vergnügen! Aller- stand hinter dem Schritt in die daraus ein Geschäft zu machen, dings waren britische Manager Selbstständigkeit? ging ich neue Wege. Und mein zurückhaltend, wenn es darum Ich war so oft an die gläserne Timing war gut: Weil es keine ging, Software von außen ein- Decke gestoßen, dass ich sagte: Softwareindustrie gab, hatte ich zukaufen. Sie verstanden nicht, Ich gründe eine eigene Firma, freie Bahn. wieso ein Zettel mit Code so viel eine Firma, für die ich und für Plan W I n t e r v i e w: B j ö r n F i n k e 11
die andere Frauen gern arbeiten wollen. Von meinen ersten 300 Mitarbeitern waren 297 Frauen. Zunächst arbeiteten die Pro- „Es hieß: grammiererinnen von zu Hause aus für Sie. Die Frauen Niemand wollten wegen Hochzeit oder kann Kindern nicht mehr Vollzeit im Software Büro sitzen, doch es gab keine verkaufen, Teilzeitstellen. Heute ist das schwer vorstellbar … und erst Ich zapfte ein verschwende- recht keine tes Potenzial an ausgebildeten Frau. Von Arbeitskräften an. Die Frauen hatten überwiegend studiert, meinen besaßen mindestens vier Jahre ersten 300 Erfahrung mit Programmieren, Mitarbei- aber nun keinen Job, weil keine Teilzeitstellen existierten. Ich tern waren musste kaum werben, Mund- 297 Frauen“ propaganda brachte sie zu mir. Unsere Firma war auch später noch sehr flexibel. Die Ange- stellten konnten sich etwa aus- suchen, ob sie eine Gehaltser- höhung, mehr bezahlten Urlaub oder ein größeres Dienstauto haben wollten. Das war etwas völlig Neues. Woher kam dieser Pionier- geist? Niemand hatte mir erklärt, wie man eine Firma führt, also habe ich viele Dinge einfach gemacht. Etwa Jobsharing. Ein über die Technik selbst. Es mag sexistische Bemerkung gemacht Mann und seine Gattin haben ein Stereotyp sein, doch Frauen hat, habe ich mich einfach nur gefragt, ob sie sich eine Stelle interessieren sich mehr für die laut geräuspert (räuspert sich), teilen könnten. Warum nicht? Anwendungen in der Praxis. Und und alle wussten, dass es nun Mit unseren flexiblen Model- ist die Kultur einer Branche oder genug war. len waren wir in gewisser Weise eines Unternehmens erst einmal Vorreiter der Gig Economy. sehr männlich geworden, das Ihr Leben war anstrengend, Design der Technik sehr männ- Sie bauten ein Unternehmen Sie haben Frauen in einer lich, denken sich junge Frauen: auf und zogen auch einen männerdominierten Indus- Da will ich nicht arbeiten. autistischen Sohn groß. Trotz- trie gefördert. Doch Frauen dem verließen Sie die Füh- sind weiterhin rar in der Com- Die #MeToo-Debatte hat ge- rung Ihrer Firma erst 1993, mit puter- und Internetbranche. zeigt, wie verbreitet sexuelle 60 Jahren. Bereuen Sie, sich Woran liegt das? Belästigung am Arbeitsplatz nicht früher zurückgezogen Kleine Mädchen, sieben bis ist. Sie waren die Chefin. Ha- zu haben? Reich genug waren neun Jahre alt, lieben Technik, ben Männer trotzdem gewagt, Sie ja mit einem Vermögen im aber als Teenager wird das als Sie zu belästigen? dreistelligen Millionenbereich. etwas für Jungs, für Nerds ge- (Lacht) Natürlich. In der Londo- Hinterher ist man klüger. Ja, sehen. Ich glaube, das liegt ner U-Bahn war es damals zum ich wünschte, ich hätte früher daran, dass zu wenig über den Beispiel ekelhaft für Frauen. Das damit begonnen, meine Nach- Nutzen von Technologie gespro- ist nun besser. Wenn ein Kollege folge zu planen. So eine Über- chen wird, sondern vor allem im Vorstand meiner Firma eine gabe ist nicht einfach. Doch ich 12
Früher unter- schrieb Stephanie Shirley oft mit „Steve“, da eine Frau im Computer- über business nicht ernst genommen wurde. Stephanie Shirley Geboren am 16. September 1933 in Dortmund, kommt Vera Stephanie Buchthal im Juli 1939 mit einem Kinder- transportzug allein mit ihrer Schwester in London an. Ihre Eltern überleben die Judenverfolgung, allerdings baut Stephanie Shirley (sie nimmt den Namen ihres britischen Ehemanns an) nach der frühen Trennung keine enge Beziehung mehr zu ihnen auf. Auch Deutsch verlernt sie. Shirley fängt 1951 als Assis- tentin in einer Forschungs- abteilung der staatlichen Postbehörde an, abends stu- diert sie Mathematik. Als sie auch bei einer Computer- firma als Frau keine Karrie- re machen kann, gründet sie 1962 mit 29 Jahren ihr eigenes Unternehmen. Sie nennt es schlicht Freelance mochte das Managen auch, es Wer in einem fremden Land Programmers, also frei- war das Richtige für mich. Nie abgeladen wird, ohne Geld, berufliche Programmierer. langweilig, und es hatte mit ohne Sprachkenntnisse, ohne Menschen zu tun. Der Anfang Familie und damit klarkommt, In dieser männerdominier- war allerdings schwierig. Viele den kann nichts mehr groß ten Branche beschäftigt Leute hätten aufgegeben. erschrecken. Außerdem war sie anfangs ausschließlich ich fest entschlossen zu zeigen, Frauen: erfahrene Program- Warum gaben Sie nicht auf? dass das Leben, das gerettet miererinnen, die nach der Ich wollte als Frau, die ein Unter- wurde, diese Rettung auch wert Geburt der Kinder zu Hause nehmen für Frauen aufbaut, war. Das ist immer noch sehr geblieben sind. Als das unbedingt Erfolg haben, auch in wichtig für mich, nach all den Unternehmen 2007 an einen schwierigen Zeiten. Ansonsten Jahrzehnten. Rivalen verkauft wird, hat Foto: BigTimages/Academy of Medical Sciences wäre die Firma als Schön-Wet- es 8500 Mitarbeiter und ist ter-Unternehmen abgestempelt Sie waren eine Pionierin der an der Börse notiert. worden, als Betrieb, der in gu- Computerbranche. Beschäf- ten Zeiten überlebt, aber unter- tigen Sie sich heute immer geht, wenn es härter wird. Das noch mit Trends und Entwick- stand hinter meiner Sturheit. lungen? Ja, ich denke, was die Verbes- Spielte Ihr Schicksal als Flücht- serungen angeht, die Informa- lingskind, das der Judenver- tionstechnik für das Leben der folgung entkam, eine Rolle? Menschen bringt, stehen wir Plan W 13
sogar erst am Anfang. Es gibt nen autistische Kinder nur sehr Welche Anwendungen bieten wirklich hochinteressante Mög- schwer nachvollziehen. Der die größten Chancen, unser lichkeiten. Zum Beispiel beim Roboter heißt übrigens Steve aller Leben in der Zukunft zu Einsatz von Robotern für die (lacht). verbessern? Altenpflege oder beim Betreuen Ich glaube Virtual Reality. Sie von anderen hilfsbedürftigen Menschen. In Prior’s Court un- „Niemand Steve ist Ihr Spitzname. Sie unterschrieben früher Wer- könnten dann eine Videokon- ferenz mit einem Team in Aus- terrichten kleine Roboter autis- hatte mir bebriefe Ihrer Firma mit tralien machen und das Gefühl tische Kinder. erklärt, wie Steve, weil Kunden ein Unter- haben, wirklich vor Ort und Prior’s Court ist ein Internat man eine nehmen, das von einer Frau geführt wurde, damals nicht Teil dieser Gruppe zu sein. Vor künstlicher Intelligenz dagegen für autistische Kinder in Eng- Firma ernst nahmen, oder? haben zahlreiche Menschen land, das auf Ihrer Idee beruht führt, also Genau. Neben Robotern nut- Angst. Tatsächlich wird künst- und mit vielen Millionen Ihrer Stiftung 2000 eröffnet wurde. habe ich zen wir auch Virtual Reality. Die autistischen Kinder mö- liche Intelligenz viele Bürojobs überflüssig machen. Aber ande- Dort helfen Roboter dabei, Kin- viele Dinge gen es, diese Brillen aufzuset- re, neue Jobs werden entstehen. dern Dinge beizubringen. Zum einfach zen. Damit können wir sie zum Wir müssen offen sein für diese Beispiel, dass sie Augenkontakt halten sollen. Der Roboter singt gemacht“ Beispiel an Hunde gewöhnen. Viele autistische Kinder wer- Entwicklungen. ein Lied, das die Kinder mö- den hysterisch beim Anblick gen, aber sobald die Kinder die von Hunden. Wir zeigen ihnen Augen abwenden, hört er auf. einen virtuellen Hund, der erst B j ö rn F inke So ein Roboter wird nie müde, weit weg ist. Eine Woche drauf ist grenzenlos geduldig, und ist er dann näher. Irgendwann hat Henley-on-Thames, wo sein Tonfall und sein Gesichts- bellt er. Am Ende haben sich die Shirley lebt, schon oft für Artikel ausdruck ändern sich nicht. Kinder daran gewöhnt, sie kön- besucht, es aber nie zum berühm- ten allsommerlichen Ruder- Bei menschlichen Lehrern gibt nen dann sogar einen Hund als rennen dorthin geschafft. 2019 es Veränderung, und das kön- Haustier haben. ist es so weit. Bestimmt. 8 5 J ahr e b e w e gt e s L e b e n Mit einem ge- schätzten Vermögen von 140 Millionen Pfund gilt sie zwischenzeitlich als elftreichste Frau Großbritanniens – drei Plätze hinter der Queen. Einen großen Teil ihres Geldes spendet sie, vor allem an Projekte für autisti- 1962, als Frauen sche Menschen. noch die Erlaubnis Ihr einziger Sohn war ihres Mannes brauchten, Autist und starb um ein Bankkonto 1998 mit 35 Jahren. zu eröffnen, gründete Shirley ist nicht Stephanie Shirley nur für ihren Mut und Fotos: Dame Stephanie Shirley Archives ihre eigene Software- Unternehmergeist firma. bekannt, sondern auch für ihren Humor. Siehe auch der TED- Talk mit dem Titel: „Dame Stephanie“ „Warum haben wurde 2000 in den ehrgeizige Frauen Adelsstand erhoben. flache Köpfe?“ Das Leben der 85-Jährigen soll nun verfilmt werden. 14
Jing Tang User Interaction und User Experience, China (Peking) Der beste Weg, die Welt zu bewegen: sie mobiler zu machen. Das sind wir. Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Schließlich ist es schon perfekt, so wie es ist. Statt- dessen suchen wir weiter nach Möglichkeiten, ihm immer neue Wege zu bereiten. Der stärkste Antrieb ist dabei unser Pioniergeist. Wenn Sie wie wir die Welt voranbringen wollen, finden Sie bei uns die besten Voraussetzungen, um große Ideen zu verwirklichen – genau wie sich selbst. Wenn Sie neugierig sind, besuchen Sie uns auf: www.daimler.com/karriere Zum Markenportfolio von Daimler gehören Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, Mercedes me, smart, EQ, Freightliner, Western Star, BharatBenz, FUSO, Setra, Thomas Built Buses sowie Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial Services, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi.
Texte: Xxx Xxx; Fotos: Xxx Xxx; Illustration: Xxx Xxx
t e x t: E va St e i n l e i n I l l u st r at i o n e n : Pau l Pa e t z e l Cyber-Attacken sind längst keine Science-Fiction mehr – nicht nur bei US-Wahlen. Auch Estland, Lettland und Litauen sind das Ziel von digitalen Angriffen. Gegen russische Hacker und Propagandakampagnen kämpfen junge Frauen im Baltikum ganz vorn an der unsichtbaren Front S ille Laks verteidigt Estland, seit sie 17 Jahre alt ist. Da hat ihr Großvater sie zum ersten Mal auf ein Wochenende mit dem Verteidigungsbund mitgenommen, einem Paramilitär, ist ein kompliziertes bürokratisches Verfahren. In den Krawallen von 2007 brach sich ihre aufgestaute Wut explosionsartig Bahn. Doch die eigentliche Bedrohung waren nicht die Kämpfe auf der das an die estnischen Streitkräfte angeschlossen ist. Mit anderen Straße – sie kam aus einem Angriffsfeld, mit dem bis dahin kaum Freiwilligen geht sie seitdem regelmäßig auf kilometerlange Mär- jemand gerechnet hatte: dem Internet. Russische Hacker legten mit sche und Bergtouren, hebt Gräben aus, übt Schießen mit dem Luft- einer Flut automatisierter Aufrufe gezielt die Webseiten wichtiger gewehr, übernachtet im Wald. „Noch am ersten Sonntagabend habe Staatsorgane, Banken und Nachrichtenmedien lahm. Später kaper- ich meine Beitrittserklärung auf der Webseite ausgefüllt“, erinnert ten sie die Seiten und luden dort politische Parolen und Propagan- sich die 32-Jährige, die ihre verspiegelte Sonnenbrille am liebs- dabilder hoch. In einem Land, dessen Bürger schon damals online ten nie absetzt. Nun ist sie eine von fast 26 000 Esten, die samt der an Wahlen teilnehmen, Behördengänge und Arztkonsultationen Frauen- und Jugendorganisationen zum Verteidigungsbund gehö- erledigen konnten, war das mehr als ein Weckruf: Der Cyberangriff ren und im Kriegsfall als Reservisten kämpfen sollen. Eine beacht- traf das Selbstverständnis Estlands als digitale Nation im Kern. liche Verstärkung des Militärs in dem kleinen baltischen Staat, der Die Esten mussten dringend umdenken: Cybersicherheit hat seit- nur 1,3 Millionen Einwohner und 6000 aktive Soldaten zählt. Bis dem oberste Priorität. Sille Laks hat den Prozess von Anfang an auf 2020 wollen die baltischen Streitkräfte auch ein Cyberkommando höchster Ebene mitgestaltet. Sie sitzt in der Halle der Technischen von 300 Personen aufgebaut haben. Der paramilitärische estnische Universität Tallinn, an der sie ihren Master in Cybersecurity gemacht Verteidigungsbund hat schon seit mehreren Jahren eine Cyber- hat und heute „Grundlagen der Cybersicherheit“ unterrichtet, lehnt einheit, in der auch Laks sich engagiert. sich tief in den gepolsterten Stuhl und erzählt: Vier Jahre lang hat sie Den größten Teil seiner Geschichte hat Estland ebenso wie Lett- in der Notfall-Eingreiftruppe der staatlichen IT-Sicherheit gearbeitet land und Litauen unter wechselnder Herrschaft verbracht, von 1940 – einer Behörde, die mit dem deutschen Bundesamt für Sicherheit bis 1991 gehörte das Land zur Sowjetunion. Die meisten Balten nen- in der Informationstechnik (BSI) vergleichbar ist. Dort werden ein- nen diese Zeit „die Okkupation“ und ohne jene Besatzung – so der heitliche Sicherheitsstandards für die estnische Regierung bei Pass- Vorwurf – hätte die Region heute den Entwicklungs- und Lebens- wörtern, Software und Reporting festgelegt. Auf Backup-Servern in standard Skandinaviens. Spätestens seit der Annexion der Krim Luxemburg ist zudem der gesamte Datensatz aller Bürger abrufbar, und dem Konflikt in der Ukraine treibt nun immer mehr Balten die falls Estlands digitale Infrastruktur zum Erliegen kommt. Sorge um, sie könnten von ihrem gemeinsamen Nachbarn Russland Auch der paramilitärische estnische Verteidigungsbund zog erneut okkupiert werden. seine Schlüsse und richtete eine Cybereinheit ein, der heute etwa Sille Laks ist nicht einmal 50 Kilometer von der russischen 200 Personen angehören. Sille Laks ist aktives Mitglied dieser Grenze entfernt aufgewachsen. Ihren ersten Einsatz für die Ver- „Küberkaitseliit“ und nimmt an Übungen teil, mit denen die Ein- teidigungseinheit hatte die energische IT-Expertin 2007 als Hilfs- heit und die staatliche IT-Sicherheit gemeinsam den Kampf gegen polizistin. In der Nacht auf den 27. April waren in den Straßen der Hackerangriffe trainieren: Eine Gruppe attackiert etwa den Server Hauptstadt Tallinn und in ihrer Heimatstadt Jõhvi schwere Unruhen einer Klinik in der Küstenstadt Pärnu, die andere Gruppe muss den zwischen ethnischen Russen und Esten ausgebrochen. Angriff abwehren – und dabei neben logistischen Fragen auch be- Nach der Unabhängigkeit des Landes 1991 hatte man die ethni- denken, was sie wann an die Öffentlichkeit kommuniziert. schen Russen und ihre Nachfahren, die in Estland und Lettland im- „Wir haben gelernt, dass man tatsächlich ein ganzes Land aus merhin ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, zu „Nichtbürgern“ dem Netz angreifen kann – und dass wir etwas dagegen tun müssen“, erklärt. Bis heute dürfen sie weder wählen noch im öffentlichen sagt Sille Laks, die ein T-Shirt mit der Aufschrift „Just nerd faster“ Dienst arbeiten, die „Naturalisierung“ genannte Einbürgerung trägt. Sie strahlt den gleichen Pragmatismus aus, der auch Estland Plan W 17
als Cyberbastion ausmacht. Emotional wird sie nur, wenn sie sich heute ist. Barojan nennt sich selbst „Digital Sherlock“: Sie spürt über den unbedarften Umgang der Deutschen mit Sicherheitsfragen Desinformationskampagnen im Internet auf und versucht, mit wundert, den sie bei einem Behördengang bemerkt hat: „Da hatten Software-Tools den Methoden der Urheber auf den Grund zu gehen. sie noch Computer mit Windows XP Home Edition, von denen einer Denn längst findet neben dem Cyberkrieg der Hacker auch eine zehn Minuten lang entsperrt und unbeobachtet vor mir stand.“ Propagandaschlacht statt, deren Beteiligte alles andere als im Ver- Dass ein System verwendet wird, für das es keine Updates mehr borgenen agieren: Kremlnahe Medien wie Sputnik und RT beein- gibt, ist jemandem wie Sille Laks wesensfremd. Alles an ihr signa- flussen nicht nur im Baltikum die Debatte über Ereignisse im Welt- lisiert Zielstrebigkeit: ihr Gang, ihre Sprechweise, ihre Laufbahn in geschehen – und ihre Deutung. der Tech-Branche, die sie selbst nicht als bemerkenswert ansieht. Die in Litauen geborene Donara Barojan, die Internationale Be- Denn während man in Deutschland überlegt, wie man Frauen ziehungen an der London School of Economics studiert hat, arbeite- fördert, sind die Balten schon weiter: Obwohl die Beschäftigungs- te 2016 bei einer Kommunikationsberater-Firma in Großbritannien quote unter Frauen niedriger ist als in Deutschland, haben alle drei und bekam verwundert mit, wie ihre Verwandten in der Heimat im- Länder einen höheren Frauenanteil auf mittleren und höheren mer öfter kremlfreundliche Artikel posteten. „Ich habe sie darauf Führungspositionen – Lettland ist mit fast 44 Prozent sogar EU- angesprochen und bekam als Antwort: ‚Na ja, das taucht oft in mei- Spitzenreiter. Das liegt zum einen daran, dass deutlich mehr Frauen ner Timeline auf, und ich fand es wichtig, das zu teilen.‘“ als Männer in den baltischen Staaten einen Hochschulabschluss Dass es so leicht ist, auf die Berichte hereinzufallen, ist kein Zufall. haben. Zudem haben die meisten von ihnen neben einem „Just do „Russland nutzt die Schwachstellen unserer Medienlandschaft sehr it“-Pragmatismus auch das Konzept lebenslangen Lernens ver geschickt aus“, sagt Donara Barojan und klickt als Beleg durch eine innerlicht: Wieso sollte ein Kind oder eine Umschulung der Grund Fülle von Tabellen und Analysen, die sie verfasst hat. Sie weiß, wie sein, beruflich kürzerzutreten? sie glaubwürdig auftritt: Im Gespräch gestikuliert sie kaum, ihre Bei Sicherheitstrainings bringt Sille Laks ihren Zuhörern bei, wie Miene bleibt stets freundlich-unaufgeregt, selbst ihr auffälliges sie sich im digitalen Raum vor Angriffen schützen. Im Anschluss ist blaues Brillengestell lenkt nicht von der Sache ab, um die es geht. sie ansprechbar für Fragen – und bleibt auch mal sechs Stunden län- Ausführlich schildert sie die Lücken, die sie bei ihrer Arbeit auf- ger als geplant: „Ich bin für sie da, nicht sie für mich.“ Auch im fort- gedeckt hat: Sputnik und RT sind Meister darin, durch präzise und schrittlichen Estland gibt es Leute, denen sie erklären muss, wie man informative Berichterstattung in einigen Bereichen Glaubwürdig- Passwörter ändert, eine Spam-Mail erkennt oder wozu eine Zwei- keit aufzubauen – sowohl bei ihren Lesern als auch im Algorithmus Faktor-Authentifizierung, also ein sicheres Login-Verfahren über der sozialen Netzwerke. Steht Russland dann während einer Krise zwei Komponenten wie EC-Karte und TAN, gut ist. „Cybersicherheit im Medienfokus, veröffentlichen sie staatlich geförderte Propagan- ist eine gemeinsame Verantwortung“, ist sie überzeugt. „Wenn du da. „Sie vermischen Wahrheit und Lüge und stehen im Ergebnis als einen gewöhnlichen Internetnutzer davon abhältst, ein schwaches verlässliche Nachrichtenquelle da, obwohl sie das nicht sind“, er- Passwort zu benutzen, musst du einen Problemfall weniger betreuen.“ klärt die 26-jährige Analytikerin in britisch gefärbtem Englisch. Vor zwei Jahren fasste Donara Barojan den Entschluss, London D ie Arbeit von Donara Barojan im Nachbarstaat Lettland setzt einen Schritt früher an. Die Analytikerin sitzt im Kon- ferenzraum des NATO-Exzellenzzentrums für strategi- zu verlassen und ins Baltikum zurückzukehren, um den wachsen- den Desinformationsoffensiven etwas entgegenzusetzen. Gemein- sam mit anderen „Digital Sherlocks“ hat sie die digitale Forensik sche Kommunikation in der lettischen Hauptstadt Riga, wo sie eine von einer Art Start-up am NATO-Exzellenzzentrum in Riga zur Abteilung für Forensik im Netz aufgebaut hat, deren Vizechefin sie festen Abteilung ausgebaut, in der auch viele Frauen arbeiten. Als 18
Grundlage diente den Analysten häufig Software aus dem Marke- ting, die sie für ihre Zwecke angepasst und weiterentwickelt haben – etwa ein Frühwarnsystem für Fake-News-Kampagnen, das auto- matisch einschlägige Seiten durchforstet. Im Baltikum, wo außer der russischen Minderheit auch viele ethnische Esten, Letten und Litauer seit ihrer Schulzeit Russisch können, gewinnen kremlnahe Medien ihr Publikum oft durch Unterhaltungssendungen, in die auf humorvoller Ebene politische Botschaften einfließen. Jüngere Nutzer erreichen sie über die so- zialen Netzwerke: Nicht nur die Plattform Twitter ist anfällig für Bots, die beispielsweise durch automatisierte Massenposts einen bestimmten Hashtag populär werden lassen und so künstlich Auf- merksamkeit für ein Thema erzeugen können. Im Moment entwickelt Donara Barojans Team einen eigenen Bot: Er soll URLs identifizieren können, die auf Fake-News-Meldungen In Estland werden Behördengänge, Arztkonsulta- tionen und sogar Wahlen online durchgeführt. Um russische Cyberangriffe abzuwehren, engagieren sich Hunderte Freiwillige in einer paramilitärischen Cybereinheit, der „Küberkaitseliit“ führen. Wird ein solcher Link auf Twitter geteilt, soll der NATO-Bot automatisiert eine Antwort unter den Tweet posten: „Hi! Dieser Link führt zu einer Falschnachricht. Hier ist ein Artikel, der sie widerlegt.“ Barojan glaubt, dass es kein Zufall ist, dass solche Technologien aus- gerechnet in ihrem Land entwickelt werden: „Ich denke nicht, dass die baltischen Staaten die anfälligsten für russische Desinforma tion in Europa sind – eher sind sie die widerstandsfähigsten.“ Lange habe die NATO das Baltikum als schwächstes Glied angesehen, da- bei hätten die Menschen dort gerade durch die gefühlte Bedrohung eine starke Urteilsfähigkeit und Resilienz im Umgang mit Cyber- kampagnen entwickelt, die sie an die Welt weitergeben könnten. Das gelte vor allem für ihre Heimat Litauen: „Wann immer eine Fake-News-Geschichte die NATO-Soldaten in Litauen oder Litauens internationale Position ins Visier nimmt, ist die entlarvte Version der Geschichte tausendmal so populär.“ E v a S tei n l ei n begann ihre Recherche, als gefühlt das ganze Baltikum im Jahresurlaub war. Bester Zeitpunkt für einen Hackerangriff also: im Hochsommer. Plan W
aschinen M und Moral P r oto ko l l e : A n d r e a R e x e r Illustrationen: Riccardo Vecchio imp r i n t s Während Männer an Algorithmen basteln, beschäftigen sich auffällig viele Frauen mit der Frage, welche Auswirkungen die Technologie auf das menschliche „Bin Zusammenleben hat. Das ist keine Neben- etwa ich sächlichkeit, sondern entscheidet darüber, ob künst- kein Frau e liche Intelligenz akzeptiert wird, oder nicht ?“ Die amerikanisch- ghanaische Informati- kerin hat sich schon im Teenageralter selbst Programmieren beigebracht. Heute nennt sie sich „Poet of Code“, nutzt also Kunst, um auf soziale Problematiken bei künstlicher Intelligenz aufmerksam zu ma- chen, hat die Algo- rithmic Justice League gegründet, die gegen einprogrammierte Vorurteile in Algo- rithmen kämpft, und arbeitet als Wissen- schaftlerin an der US-Eliteuniversität MIT. 20
s t u n s e i n ! “ „ L a s n ic ht a l l t i k e r Inf or m a Katharina Zweig, TU Kaiserslautern Als Informatikprofessorin habe ich einen neuen Studiengang entwickelt: die Sozioinformatik. Sie untersucht, was passiert, wenn Mensch und Maschine interagieren. Klassischerweise werden wir Informatiker nicht darin ausgebil- det, wie Entscheidungskriterien zustande kommen, die wir in unserer Soft- ware anwenden. Ein ganz konkretes Beispiel: In den USA wird vor Gericht Software angewendet, die vorhersagen soll, wie hoch die Wahrscheinlich- keit ist, dass ein Angeklagter rückfällig wird. Man wollte mit dem daten- basierten System erreichen, dass weniger Urteile durch Vorurteile – etwa aufgrund der Hautfarbe – beeinflusst werden. Das ist eigentlich ein guter Gedanke. Aber bei der Programmierung hat man die Informatiker anschei- nend allein gelassen. Beispielsweise wird abgefragt, ob die Eltern eines Ange- klagten auch straffällig waren. Darf diese Frage moralisch gesehen überhaupt eine Rolle spielen? Wohl kaum. Das ist rechtsphilosophisch längst geklärt, aber um das zu wissen, braucht der Informatiker einen Rechtsphiloso- phen an seiner Seite. Meine Forderung ist daher, dass alle Algo- Die geborene Ham- rithmen, die direkt auf den Menschen abzielen, zwingend immer burgerin ist eine der in diversen Teams erarbeitet werden müssen. Damit meine ich, wenigen deutschen dass neben Informatikern je nach Themenfeld auch Geistes- oder IT-Professorinnen. Zweig, 42, lehrt an der Sozialwissenschaftler einbezogen werden. Dabei ist es zentral, TU Kaiserslautern dass wir die Angst vor Formeln und künstlicher Intelligenz über- und hat das „Algorithm winden. Mein Appell: Lasst uns Informatiker nicht allein! Lasst uns Accountability Lab“ ins Leben gerufen – alle gemeinsam die Zukunft gestalten. Das ist die Voraussetzung eine Arbeitsgruppe, für eine gute Anwendung von künstlicher Intelligenz. die sich mit der Verant- wortung von Algo- rithmen beschäftigt. Joy Buolamwini, durch künstliche Intelligenz gesteuert wird, hielt ich mir eine weiße Maske vors Gesicht, Poet of Code hatte bisher gravierende Fehler – so wurden damit meine Anwesenheit bemerkt wurde. etwa bekannte Personen wie Michelle Oba Bei Respekt geht es nicht nur darum, Während der Frauenrechtskonvention 1851 ma, Oprah Winfrey oder Serena Williams anerkannt oder nicht anerkannt zu wer- hielt die Aktivistin Sojourner Truth ihre nicht als Frauen erkannt. Solche Probleme den. Es geht auch darum, die Prozesse zu ikonenhafte Rede Ain’t I a Woman?. Sie gab es schon mehrfach: Früher hat Googles gestalten, die unser Leben bestimmen. Mit plädierte leidenschaftlich für die Anerken- Foto-Anwendung schwarze Menschen in dem zunehmenden Einsatz von künstlicher nung ihrer Menschlichkeit. Das ist genau Bildern als „Gorillas“ gesehen. Gesichts- Intelligenz werden wir mehr und mehr ana- das, was ich im Zeitalter der künstlichen analyse-Software funktioniert gut für weiße lysiert. Da Unternehmen, Regierungen und Intelligenz (KI; engl. AI) wieder tue: Mein Männer, aber weniger für alle anderen. Strafverfolgungsbehörden KI nutzen, um neuestes Werk, ein gesprochenes Gedicht, Als ich als Studentin mit KI-gestützter Entscheidungen über unsere Chancen und heißt AI, Ain’t I a Woman?. Denn die Frage Gesichtserkennungssoftware für ein Codie- Freiheiten zu treffen, müssen wir verlangen, ist heute so dringlich wie damals: Bin ich rungsprojekt arbeitete, konnte der von mir dass wir als Menschen respektiert werden. etwa keine Frau? programmierte Roboter mein dunkelhäuti- Meine Erfahrungen sind eine Mahnung, Von den fünf Technologie-Unterneh- ges Gesicht nicht erkennen. Ich musste mir dass künstliche Intelligenz, die so oft we- men, die KI-basierte Gesichtserkennung das Gesicht meines weißen Mitbewohners gen ihres Potenzials zur Veränderung der anbieten, das sind Microsoft, Amazon, borgen, um den Auftrag zu beenden. Spä- Welt gepriesen wird, tatsächlich Vorurteile Face++, IBM und Google, fordere ich Res- ter, als ich als Doktorandin am MIT Media und Ausgrenzung verstärken kann – selbst pekt ein! Denn die Gesichtserkennung, die Lab an einem anderen Projekt arbeitete, wenn sie in bester Absicht eingesetzt wird. Plan W 21
a u che n oter br i lder “ „R ob er nsc h Num m Andra Keay, Silicon Valley Robotics Im Moment sind Roboter zwar noch zu teuer, um sie in großer Stückzahl als Werbeträger einzusetzen. Aber das wird sich bald ändern. Und dann könnte es sein, dass uns Roboter überall anquatschen, um uns etwas anzudrehen – auf Bürgersteigen oder in den U-Bahnen. Denken Sie nur an die Leihräder, die man- che Städte überschwemmen. Meine erste Forderung: Roboter brauchen Num- mernschilder, oder Ausweise, anhand derer der Absender klar erkenntlich ist. Dann wird sich der Spam von allein in Grenzen halten, weil die Die Australierin ist Leute wissen, wer sie nervt. Meine zweite Forderung wäre: Geschäftsführerin bei Silicon Valley Ro- Roboter sollen kein Geschlecht haben, eigentlich soll- botics. Ihre Karriere ten sie überhaupt nicht Menschen ähnlich sehen. Denn begann sie als Filme- schon jetzt zeichnet sich ab, dass dienenden Robotern macherin, sattelte aber 2011 mit einem gern Frauenstimmen gegeben werden. Das mögen die Master in Human Kunden lieber, aber es zementiert Klischees. Roboter sollen als das Robot Culture in Syd- erkennbar bleiben, was sie sind: Roboter. Und nicht Menschen. ney um und ist in- zwischen eines der bekanntesten Gesich- ter der weltweiten Robotics-Szene. nen wir mit intelligenter Spracherkennung arbeiten und Algorithmen lernen, welche „Wir Fragen besonders häufig gestellt werden, damit wir die Antworten darauf präzise d ü r fe ausformulieren können. Eine Regel in un- u ns n n serem Kodex lautet dann: Mensch und Maschine müssen immer unterscheidbar h i nt e ic ht sein. Wenn ein Kunde mit einem Roboter r Ma s spricht, muss ihm das transparent gemacht verst ch inen werden. Eine andere wichtige Regel ist, dass die Verantwortlichkeit für das, was e c ken unsere Algorithmen entscheiden, immer bei einem Menschen liegt. Wir dürfen uns nicht “ Beispiel dafür ist, dass eine Internetsuche hinter Maschinen verstecken. Ich würde mir wünschen, dass sich viele Unternehmen einen KI-Kodex geben. Claudia Nemat, Telekom zum Begriff „weiblicher CEO“ das Bild einer Und sich damit eine breite gesellschaft Barbie-Puppe ausspuckt. Das liche Diskussion verbindet, die Als Jugendliche habe ich das Drama Die Phy- zeigt, wie sensibel der Umgang Die 49-Jährige setzt den Menschen die Angst vor als Telekom-Vorstands- siker über die Entwicklung der Atombombe mit dieser Technologie ist. mitglied für Tech- der neuen Technologie nimmt. voller Faszination gelesen. Seither trage ich Die Telekom hat sich im Mai nologie und Innovation Darin liegt eine große Chance die Gewissheit in mir, dass alles, was die 2018 als eines der ersten Unter- die Agenda in Sachen für Europa. Bei der Anwendung künstliche Intelligenz Wissenschaft herausfindet, Auswirkungen nehmen weltweit einen Kodex in Deutschland. Sie von künstlicher Intelligenz auf die ganze Menschheit haben kann. für die Anwendung von künst- hat in Köln Physik, dürfen wir den Anschluss zu Künstliche Intelligenz spiegelt wie kaum licher Intelligenz gegeben. Wir Mathematik und Philo- Asien oder den USA nicht ver- sophie studiert und etwas die Denkweise der Menschen. Haben setzen in 50 verschiedenen viele Jahre als Unter- passen. Ich bin überzeugt: Eine Menschen Vorurteile, so kann sich das in Projekten KI ein. Ein Beispiel nehmensberaterin ethische Debatte wird es nicht Algorithmen fortsetzen. Ein vielsagendes sind unsere Callcenter, in de- gearbeitet, bevor sie sein, die uns zurückwirft. im Jahr 2011 in den Telekom-Vorstand be- rufen wurde. 22
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bestärkt Mädchen weltweit darin, dass es großartig ist, etwas „wie ein Mädchen zu tun“. DIE ANGST DAVOR, FEHLER ZU MACHEN, LÄHMT MÄDCHEN IN DER PUBERTÄT 7 von 10 Mädchen probieren aus Angst vor Fehlern während der Pubertät nichts Neues aus Ausprobieren, Fehler machen, Dazulernen, 8 von 10 Weitermachen Mädchen verspüren einen gesellschaftlichen #WieEinMädchen Druck, perfekt sein zu müssen Die globale #WieEinMädchen Bewegung inspiriert und verändert seit 2014 die Sichtweise darauf, was es heißt, ein Mädchen zu sein. Gemeinsam können wir das Selbstbewusstsein von Mädchen stärken und sie dabei unterstützen, zu starken und selbstbestimmten Frauen heranzuwachsen. Mehr erfahren: www.always.de
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