Spiel - Theater Verband Tirol
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darstellendes Österreichische Post AG spiel Info.Mail Entgelt bezahlt GZ 02Z0300004 M Nr. 04 | 2018 Wie Politisch ist Theater ... und was unse- re Mitgliedsbühnen sonst so treiben! Spielen, Bücher schreiben und Filme produzieren! „Fasnachtsfieber“ ein Spielfilm der Volksbühne Mils
Editorial liebe leserinnen und leser! Die Auswahl eurer Ansprache als „leserinnen und leser“ sollte jetzt die endgültige sein. Nach der letzten Ausgabe (liebe Mitgliederinnen und Mitglieder!) habe ich mir doch von einem leser anhören müssen, dass es „jetzt reicht mit dem Getue und dass man alles übertreiben kann“. „Mitglieder“ sei ein sächliches Hauptwort und es sei falsch, es zu gendern. Nun ja, lieber leser, wenn Sie meine Bemühungen, un- Politisches Theater nimmt nämlich be- sere Mitgliederinnen aus Respekt gesondert ansprechen wusst und gezielt zu unserem gesell- zu wollen, auf eine grammatikalische Fehlkonstruktion re- schaftlichen Alltag, zu Themen, die duzieren, sei Ihnen inhaltlich zwar recht gegeben, aber uns beschäftigen sollten, Stellung; mit rein gefühlsmäßig rate ich Ihnen zu mehr Beweglichkeit in dem Ziel, einerseits Missstände anzu- Ihrem Toleranzspektrum. prangern und nicht zu schweigen und Oder, um es mit mehr Humor zu nehmen, wie gefällt Ih- andererseits eine bessere Welt zu er- nen: „Mit- und Ohneglieder“. schaffen, auch im Kleinen. Das oben erwähnte Beispiel habe ich deswegen so aus- Viel Freude beim lesen und nichts für gebreitet, weil es zum Themenschwerpunkt der letzten Ungut! Ausgabe dieses Jahres, „politisches theater“, gut passen könnte. Euer Thomas Gassner iMpressuM: Medieninhaber, herausgeber und verleger: Theater Verband Tirol, Stadlweg 25, 6020 Innsbruck, www.theaterverbandtirol.at; thomas@theaterverbandtirol.at redaktion, graphische gestaltung: Thomas Gassner, Redaktionsmitarbeit: Almud Magis, Stephanie larcher-Senn, Benjamin Nicolussi Castellan titelfoto: volksbühne Mils, Foto-editoral: arnold weißenbach druck: Gutenberg/Werbering; auflage: 4.000 Stück Blattrichtung: Das Theatermagazin „Darstellendes Spiel“ ist eine unabhängige und kostenlose Zeitung des Theater Verbands Tirol und erscheint viermal jährlich. Kein Teil des Magazins darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verbands reproduziert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Für eventuelle Fehler wird nicht gehaftet. Für zur Verfügung gestellte Fotos, Texte usw. liegt das Copyright beim Auftraggeber. darstellendes SPIEl | 3
Inhalt 01 Mit spitzer Feder Leitartikel zum thema 05 kurz und bündig - Schwazer Figurentheater Festival - Zur politischen Perspektive des Theater- schaffenden (B. Nicolussi Castellan) - Jugendtheaterfestival in Hall - Politisches Theater - Was soll das? - Volksbühnenpreis 2018 (Armin Staffler) 02 Mit Rosaroter Brille interviews zum thema 06 abgespielt - Besprechungen - Interview mit Irmi Bibermann - Sabina: Schauspiele Kauns - 20 Jahre Theaterpädagogiklehrgang - Nachvergangenheit: Soliarts - Interview mit Egon A. Prantl - Das Meer in uns: BogenTheater - Gostner 1000 Tage: Zitronenwalter 03 Nah und fern berichte aus den bezirken - Herr mit Sonnenbrille: diemonopol - Der Gast: TheaterSpielBerg Schwaz - Theatergruppe BRG Innsbruck - diemonopol - Theaterverein Leisach - Theaterrunde Schwoich 07 spielbereit ein stück aus dem archiv - Tulfer Dorfbühne „Noch ist Polen nicht verloren!“ - Theaterstadl Walchsee Komödie von Jürgen Hofmann angelehnt 04 dies und das - Die Mondprinzessin: Märchen mit Buch von an das Skript von Melchior Lengyel zu Ernst Lubitschs Film „Sein oder Nichtsein“ der Kolpingbühne Hall - Kultur wächst nach - Ein Rückblick - Fasnachtsfieber in Mils: SPIELFILM - Interview mit Jungautorin Iris Unterberger 4 | darstellendes spiel
MIT SPITZER Feder MIT SPITZER FEDER Zur politischen Perspektive des Theaterschaffens Was dürfen wir uns trauen? ater“. Hören wir auf, das Publikum In diesem Sinne gibt es für mich in seiner Meinung zu bevormun- kein unpolitisches Theater. Thea- Anspruch auf Vollständigkeit zu den und lassen es die relevanten ter stellt dar und löst dadurch et- erheben einmal sicher nicht, so- Themen in der Zeitung nachle- was aus, egal ob Reflektion oder viel sei vorausgeschickt. Alle sind sen. Oder könnte das Theater hier Reaktion. Aber natürlich macht es anders: anders sozialisiert, anders noch eine erweiternde Dimension für mich schon einen Unterschied, geprägt, haben die unterschied- hinzufügen? ob ich die Zuseher dazu bringe, lichsten Geschichten und Wahr- selbst handelnd einzugreifen oder nehmungen ebendieser. Wir sind, Einstellungssache! nur zu beobachten. Wobei ich hier wie Terry Pratchett es in „Der Zeit- argumentieren würde, dass die Art dieb“ so schön formulierte, allein Natürlich sind wir als Theater- der Beteiligung nicht an der politi- im Dunkel hinter den Augen, von schaffende dem Publikum ver- schen oder unpolitischen Haltung wo aus wir die uns umgebende pflichtet, und zwar insoweit, als des Theaters, sondern vielmehr Welt reflektieren. dass es als Rezipient des Darge- an unserem Theater-, Gesell- stellten von vornherein feststeht; schafts- und Politik- und damit Uns zu äußern? wir produzieren um zu präsentie- Demokratieverständnis liegt. Trau- ren. Aber vor allem beschäftigen en dürfen wir uns viel, nur sollten In die verschiedenen Diskurse ein- wir uns mit unseren Themen, ver- wir uns mehr. zubringen? Wohl gerade weil wir suchen sie zu durchdringen und alle anders sind! Nur scheint das zu reflektieren, im Bestfall unsere Benjamin Nicolussi Castellan heutzutage nicht mehr üblich zu Meinung nicht zum Schlusspunkt sein, dass man sich trauen müss- zu machen. Und wir probieren es „ te. In Zeiten der Meinungsüber- zuallererst an uns selbst aus. flutung durch soziale Netzwerke Und hier entscheidet sich zum Mögen hätt‘ ich Karl Valen- und der ständigen Eröffnung neu- ersten Mal, ob es politisches The- tins geniale Worte schon er Plattformen des individuellen ater sein wird oder nicht. Egal verwenden wollen, aber Ausdrucks fühlt es sich oft so an, nach welcher Methode inszeniert dürfen … als sei weniger mehr, als erreiche wird. Das müssen wir uns trauen man mehr, wenn man einfach mal dürfen, das sind wir uns schuldig. das Maul hält. Gesagt worden ist Ob das Publikum im zweiten dann ohnehin schon alles. Nur eben eine politische Intention erkennt, noch nicht von allen. Wie Valentin ist im Endeffekt nicht mehr unsere sagt: „Also Schluss mit dem The- Angelegenheit. darstellendes spiel | 5
MIT SPITZER Feder Politisches Theater – Was soll das? Armin Staffler, Fachbereichsleiter für soziales und politisches Theater, berichtet von der 20-Jahr-Feier von spectAct im Haus der Begegnung. E s gab letzthin eine Dis- tischebildung.ch/fuer-lehrpersonen/ was man will. Es könnte also auch kussionsrunde und ei- grundlagen/politik-begriff). Weiter das Anliegen sein, Menschen auf nen Meinungsaustausch unten heißt es: „So besteht auch der Flucht möglichst fern zu halten darüber, was denn politi- eine Möglichkeit, sich dem Begriff oder ein System zu erhalten, in dem sches Theater sei und was es könne Politik anzunähern, indem man ver- Männer mehr verdienen als Frauen. oder solle. Passenderweise war der schiedene Definitionen miteinan- Zum Glück geht es aber um das Rahmen dafür die Jubiläumsfeier der vergleicht (Zitate aus Thöndl, Gemeinwohl. Endet meine Gemein- „20-18-12“ von „spectACT – Verein Schaal/Heidenreich und Rohe): schaft an der Geschlechtergrenze für politisches und soziales Thea- - Aristoteles versteht unter Politik oder der Landesgrenze? Gerecht ter“ am 1.12.2018. Verschiedene das dem Menschen angeborene soll es sein. Das ist das Anliegen. Akteur*innen äußerten ihre Mei- Streben nach dem Leben in der Ge- Wie aber sieht der Weg dorthin aus? nung, unter ihnen Thomas Gassner meinschaft mit Freunden. Darüber braucht es „Aushandlungs- vom TVT, Christine Baur, ehemalige - „Politik würde für uns also heißen: prozesse“, weniger vorgefertigte Landesrätin, Irmgard Bibermann, Streben nach Machtanteil oder nach Vorschläge oder gar Belehrungen Initiatorin der Theaterpädagogiklehr- Beeinflussung der Machtverteilung, von der Bühne herab. Können die- gänge für emanzipatorisches, politi- sei es zwischen Staaten, sei es in- se im Theater stattfinden? Damit der sches und soziales Theater „Spielen, nerhalb eines Staates zwischen Aushandlungsprozess allerdings da- was ist, verändert die Welt“, Absol- den Menschengruppen, die er um- rüberhinaus reicht, muss auch das ventinnen und Absoventen dieser schliesst.“ (Max Weber, 1919) Publikum mit einbezogen werden. Lehrgänge sowie der Autor dieser - „Politik ist der Kampf um gerechte Das Publikum sollte die Möglichkeit Zeilen, Politologe, ebenfalls Lehr- Ordnung.“ (Gablenz, 1951) haben, in die Handlung einzugreifen. gangsabsolovent und Obmann des - „Das Politische ist als Folgeprob- Diese Art des Theaters – sie nennt Vereins. Moderiert wurde metho- lem einer gesellschaftlichen Prob- sich Forumtheater – wurde und wird disch geschickt von Almud Magis. lemsituation zu betrachten.“ (nach in Tirol hauptsächlich von spectACT K. Rohe, 1994). mit verschiedenen Kooperations- Zur Erinnerung: „Politisch“ heißt „die - „Politik ist die Gesamtheit der Ak- partnern praktiziert: z.B. von der Politik betreffend“. Was ist also Po- tivitäten zur Vorbereitung und zur Theatergruppe Infektiös, die Anfang litik? Da gibt’s mehrere Möglichkei- Herstellung gesamtgesellschaftlich der 90er-Jahre die ersten Forum- ten. Es geht um „Macht, Konflikt, verbindlicher und/oder am Gemein- theater-Produktionen in Tirol auf die Herrschaft, Ordnung, Gemeinwohl wohl orientierter und der ganzen Beine stellte. Der erste Theaterpä- oder Friede […] In einem engen Sinn Gesellschaft zugute kommender dagogiklehrgang enthielt ein breites verstanden, umfasst Politik staatli- Entscheidungen.“ (T. Meyer, 2003) Methodenspektrum aus Augusto che Institutionen wie Regierungen, Das wollen wir uns jetzt näher an- Boals „Arsenal“, wie er es selbst Parlamente und fest reglementierte sehen. Denn ein wesentlicher Punkt bezeichnete: neben Forumtheater institutionelle Wege der Entschei- der Diskussion war, dass es im auch Zeitungstheater, Regenbo- dungsfindung und -durchsetzung. In politischen Theater ein klares An- gen der Wünsche und Polizisten im einem weiteren Sinn beinhaltet Po- liegen bräuchte. Es ist also nicht Kopf. Seidem hat spectACT immer litik jegliche Aushandlungsprozesse ausreichend, zu wissen was man wieder „als Folge gesellschaftlicher von Menschen und Gruppen.“ (poli- nicht will. Man solle schon wissen, Problemsituationen das Politische 6 | darstellendes spiel
MIT SPITZER Feder betrachtet“ (s.o. K. Rohe, 1994) Geschlechterfragen in unterschiedli- ter Österreich), Parma (EU-Projekt) und so den Umgang mit Arbeits- chen Facetten (2016, 2017, 2018), und Linz (Participatory Arts Panel) suchenden beim AMS (2000), dem der Nachhaltigkeit (2014, 2016) eine zu präsentieren sowie mit einem „Sozialstaatsvolksbegehren“ (2001), Bühne gegeben. Aufführungen gab Beitrag im Band „Kultur und Politik“ der Frage der Gleichberechtigung es u.a. in Landeck, Reutte, Breiten- des Politologen Peter Filzmaier. und Chancengleichheit (2007), dem wang, Imst, Silz, Telfs, Völs, Inns- Jugendwohl (2007), der Fragwür- bruck, Schwaz, Hall, Wörgl, Ebbs, Und natürlich verstehen wir uns, wie digkeit von Heldenverehrung (2009 Kufstein, St. Johann, Kitzbühel, hoffentlich jedes Theater, als Versuch ff.), der Integration (immer wieder), Stumm, Lienz und Sillian. „das dem Menschen angeborene dem Asylwesen (2015), der Rolle Streben nach dem Leben in der Ge- der Frau in der Kirche (2014), dem Den größten Meilenstein politischen meinschaft mit Freunden“ zu beför- Thema „Zivilcourage“ (2012, 2013), Theaters setzte die Forumtheater- dern. Auch das ist Politik. Wir stre- dem Umgang mit vertriebenen jüdi- Produktion „Mach mit! Es geht um ben nicht nach Macht, aber nichts schen MitbürgerInnen (2012, 2013), uns!“ Sie führte in Form eines Le- machen können wir auch nicht. Wir der Situation ehemaliger Heimkinder gislativen Theaterprozesses direkt kämpfen mit den Mitteln des Thea- (2016, 2017), dem Problem des Kli- zur Mitwirkung am neuen Tiroler ters für eine gerechte Ordnung und mawandels (seit 2015), den Rech- Teilhabegesetz das mit 1. Juli 2018 manchmal auch für ein gerechtes ten von Menschen mit Behinderung, in Kraft trat. Das Projekt wurde als Chaos. Schließlich ist Theater ein Lernschwierigkeiten oder psychi- bislang einziges Theaterprojekt mit Teil der Gesamtheit aller „Aktivitäten schen Erkrankungen (2016, 2017), dem Österreichischen Verwaltungs- zur Vorbereitung und zur Herstellung dem Thema „neue Armut“ (2010), preis ausgezeichnet. Ebenso erhielt gesamtgesellschaftlich verbindlicher Substanzmittelmissbrauch und es den Österreichischen Inklusions- und/oder am Gemeinwohl orientier- Suchtfragen (seit 2000), dem För- preis/Bundesland Tirol. Internationa- ter und der ganzen Gesellschaft zu- derwesen im Kulturbereich (2009), le und nationale Beachtung erfuhr gute kommender Entscheidungen“. generell der „Demokratie auf Tirole- es, indem dazu eingeladen wurde, Punkt. risch“ (2011), der Privatisierung des es in Berlin (Creativ Bureaucracy Wassers (2018), dem Thema „(see- Festival), Wien (SOB Schule für So- Armin Staffler lische) Obdachlosigkeit“ (2007), der zialberufe), Graz (ARGE Forumthea- Foto: spectAct darstellendes spiel | 7
Mit rosaroter brille Foto: Privat Irmi Bibermann, Mitbegründerin „ des Vereins „spectAct“ und des Interview mit Theaterpädagogiklehrganges, so- wie Vorstandsmitglied und Fachbe- Irmi Bibermann reichsleiterin für Theaterpädagogik im Theaterverband Tirol. Die Anfänge: Augusto Boal mit seinem Forumtheater tiger war, das am eigenen Leib erfahren Das Kind Irmgard beobachtet und erlebt und Ann Dargies in Darmstadt, bei der zu haben.“ Menschen in der eigenen Umwelt im Zil- sie mehrere Jahre in die Lehre gegan- „Ich bin keine Theaterregisseurin im lertal zum Teil als „verhaltenskreativ‘ und gen ist, eine Theater-Clown-Ausbildung klassischen Sinne, ich bin Theater- ahmt sie nach – zur Freude der Großfa- absolviert und choreographisches Thea- pädagogin.“ milie. Die Schülerin in der Hauptschule ter erlebt, mitgemacht hat. Ann Dargies Die Lehrerin Irmgard Bibermann arbeitet und Gymnasium imitiert das Verhalten wird Referentin in verschiedenen Kur- seit 1995 am BG /BRG/Wiku für Berufs- vieler LehrerInnen in kleinen satirischen sen der Theaterpädagogik-Lehrgänge, tätige, Innsbruck mit den Fächern La- Stücken, so zugespitzt und witzig, dass die Irmgard Bibermann in Innsbruck tein, Geschichte, Italienisch, Sozialkun- die, die von ihr nicht auf Korn genom- ins Leben ruft. „Sie ist meine wichtigste de/politische Bildung und Darstellendes men werden, beleidigt sind. Das Thea- Lehrerin, kann ich sagen, und natürlich Spiel. Mit einer Gruppe von SchülerIn- tererweckungs-Erlebnis bereiten ihr zwei Boal, was den Zugang zu politischem, nen und LehrerInnen inszeniert sie in der Inszenierungen (beide vor 1986) im Inns- sozialem Theater betrifft, aber auch im Unverbindlichen Übung Darstellendes brucker Kellertheater: ‚Kalldewey, Farce‘ Theater Transit machen sie sehr viele Spiel kleine Texte wie Gedichte, Mär- mit Barbara Weber und ‚Ödipus‘ mit politische Stücke.“ chen, Zeitungstexte; größere Stücke wie Johannes Nikolussi. Den sieht sie jetzt Pina Bauschs Tanztheater, Ariane ‚Picknick im Felde‘ von Fernando Arra- noch vor sich. Mnouschkin mit ihrem ‚Théâtre du Sol- bal bringt sie transformiert auf die Büh- Ansonsten ist sie an Theaterautoren und eil‘ sowie das Theater ‚Daktylus‘ in Ber- ne, zugespitzt auf Eigenes, auf das We- professionellem Theater bis heute weni- lin mit der Entwicklung des dokumenta- sentliche, das sie zeigen, erzählen will. ger interessiert als an den Inszenierun- rischen Formats des ‚Theater-Feature‘ Immer nützt sie Stücke wie auch Zeitun- gen engagierter Laien, an Kinder- und beeinflussen sie. „Da wird viel Origi- gen, um „Eigenes“ darzustellen, sicht- Jugendtheater. nalmaterial verwendet, seien es Bilder, bar zu machen. Zeitungstexte liebt sie Vorbilder, Lehrerinnen und Lehrer: seien es Videos, seien es Gegenstän- besonders: Man lasse die ZuhörerInnen In den 1990er Jahren bringt Lisa Kolb de und eben auch Originaldokumen- die Augen schließen, einen Zeitungstext sie mit einem Forumtheater-Workshop te. Wie beim Feature recherchierst du möglichst neutral vorlesen, und „es er- im Rahmen ihrer Gestaltpädagogik-Aus- ganz genau und dann legst du deinen öffnen sich Räume, Schauplätze, Sze- bildung zum Selbst-Theater-Machen. Fokus darauf, was will ich denn, das da nen und Bilder“. Von ihr lernt sie, Gedanken und Ideen mit meinem Material erzählt wird“. Stü- Ein Theaterstück, so wie es geschrieben in einer Weise auszudrücken, die ihr cke von Marcel Cremer, dem Begrün- ist, inszeniert sie nur einmal: ‚Die Kuh zu angemessen sind. Damals, in diesem der des Agora-Theaters beeindrucken Pflunds‘ zu Ehren und zum Gaudi ihres Workshop, begreift sie, dass es um ein sie wegen des biografischen Ansatzes. Direktors Gerhard Brandhofer, der es Anliegen gehen muss, eine Frage, eine „Der hat in Belgien mit Laien und Profis geschrieben hat. Verunsicherung, die man mit anderen Stücke gemacht, die aus Laien heraus- teilen kann. gewachsen sind“ und aus England Pam Geschichte(n) auf die Bühne brin- Auch die weiteren großen Lehrmeister Schweitzers Erinnerungstheater ‚Age gen heißt „Erzählen im ästhetischen sind keine Autoren, sondern kreative Exchange‘: „Mit denen habe ich mich Raum“: und engagierte Theatermenschen wie sehr beschäftigt. Aber wie gesagt, wich- Irmgard Bibermanns Ziel, die Vermitt- 8 | darstellendes spiel
Mit rosaroter brille lung von Sozial- und Zeitgeschichte mit die Themen gelegt und es beginnt wie- wird etwas fassbar, das nicht so leicht ästhetischen Mitteln, erreicht sie vor allem der eine Phase der „Schürfarbeit“, wie erkennbar wird, wenn ich einen Text mit zwei großen Inszenierungen 2011 und Irmgard die Beschäftigung mit der ei- über dasselbe Thema lese. 2013: „Alte Heimat/Neue Heimat“ zur Ver- genen Biografie nennt. Dann kommen Das ist die künstlerische Arbeit, die treibung von jüdischen Familien aus Inns- die Originaltexte hinzu und alles andere, kreative Arbeit. bruck sowie 2015 und 2016: „Jetzt wird was das Stück zu einem Stück macht: Politisches Theater muss irritieren, po- geredet“, biografisches Theater zur Aufar- die Kostüme, die Requisiten, die Mu- litisches Theater muss Schmerzpunkte beitung der Tiroler Heimgeschichte. sik, das choreografische Sprechen und treffen, seien es emotionale oder seien Beide Inszenierungen erforderten lange Spielen. Wenn aus dramaturgischen es gedankliche Schmerzpunkte. Ich und intensive Vorarbeiten: Recherchen, Gründen Textpassagen gekürzt werden muss mir das jetzt anschauen. Das Interviews mit Betroffenen, Sichten von müssen, ist das schwer, weil sich die heißt nicht, dass da ein Zeigefinger und Auswahl aus Hunderten Seiten von SpielerInnen in ihre Figur verlieben (und in der Luft hängen soll, dann ist es Originalmaterial, teilweise Videos - alles das tun sie immer) und „keinen Satz her- schlecht, und es soll auch nicht der dokumentarisches Material. geben wollen“. Vorwurf in der Luft hängen; das wäre Beide Projekte werden von Stadt, Land Bibermanns Credo: auch schlecht, und es darf kein Pa- und Bund subventioniert und gehen über „Ich würde schon sagen, politisches thos geben. Das sind die drei Haupt- das, was eine übliche Produktion benötigt, Theater per definitionem hat einen ganz feinde von politischem Theater. Oder weit hinaus. Die Gruppe, mit der sie ‚Alte klaren Fokus, will vermitteln, will aufklä- was politisches Theater auch nicht Heimat/Neue Heimat“ erarbeitet, nennt ren, will aufrütteln, will in meinem Fall, sein darf, dass ich danach eine Stun- sich nun ‚nachtACTiv‘; sie setzt sich zu- wenn ich jetzt an ‚Alte Heimat/Neue de Erklärung brauche. Das ist ja die sammen aus Studierenden und Absolven- Heimat‘ oder an ‚Jetzt wird geredet‘ mit Kraft des Theaters, dass ich erfassen tInnen ihrer Schule, TeilnehmerInnen aus der Heimerziehung denke, dann ist es und begreifen kann - schon Theater dem aktuellen und aus früheren Theater- darum gegangen, Geschichte auf die selber, Drama heißt Handlung - über pädagogik-Lehrgängen und anderen Per- Bühne zu bringen, dann ist es darum die physische oder verbale Handlung sonen, die sich für die Produktion bei ihr gegangen, zu zeigen, wie fühlt sich das verstehe, worum es geht, auch wenn melden. Irmgard Bibermann hat zu Pro- an, wenn man ein jüdisches Kind oder ich verständnislos zurückbleibe.“ jektbeginn alle Proben- und Aufführungs- jüdischer Jugendlicher war Ende der Ausblick: termine fixiert und es müssen sich alle für 1930er Jahre in Innsbruck. Das Anliegen Zur Zeit ist noch nichts Konkretes ge- diese verpflichten, ein Probetagebuch füh- ist einfach, Geschichte zu vermitteln. plant, Irmgard Bibermann könnte sich ren und aufschreiben, was als Spielmate- Und trotzdem, ganz klar, das ist eine aber vorstellen, dass sie zum Beispiel rial für die Szenen in ihren „Theaterkoffer“ fiktive Form, auch wenn es streckenwei- ‚Die Schutzbefohlenen‘ von Elfriede kommt. se dokumentarisches Theater ist. Und Jelinek plus Zeitungstexte zum Aus- Die SchauspielerInnen stellen sich gro- wenn Originalmaterialien verwendet und gang nimmt für ein Stück über die so- ßen Herausforderungen: Sie müssen sich Originalzitate und die Interviews eins zu ziale Kälte in unserer Zeit, in der man zuerst mit der eigenen Erfahrung, den eins auf die Bühne kommen und durch judenfreundlich sein kann und gleich- eigenen Erlebnissen auseinander setzen die Auslassungen Zuspitzungen entste- zeitig Rechtsextreme unterstützt und und in Workshops erarbeiten. Sie müs- hen und durch den dramaturgischen rechte Burschenschaften in der Re- sen bereit sein, auch Schmerzliches und Bogen, dann ist das eben eine Ästhe- gierung hat. Wenn sie die Zeitung auf- Schreckliches mit anderen in künstlerisch- tisierung von Ereignissen und von Ge- schlägt, denkt sie: „Ich muss was tun, kreativen Prozessen zu teilen und in einer schichte. Mein Ansatz ist: Ich zeig euch ich muss was tun.“ künstlerischen Form zu präsentieren. Sie das jetzt, erzähl euch das jetzt auf der aktivieren in den Übungen ihr Körperge- Bühne mit meinen Mitteln, ich lass einen dächtnis. Wem das zu hart wird, der kann Raum im Raum entstehen und durch die Das Interview führte Almud Magis. nach den ersten beiden Workshops noch ästhetischen Mittel, durch Gestik, Mimik, aussteigen. Raumgänge, Musik, Kostüme, Bühnen- Nach den Workshops wird der Fokus auf bild entsteht die Verdichtung. Plötzlich darstellendes spiel | 9
Mit rosaroter brille „Spielen, was ist, verändert die Welt!“ Irmi Bibermann zum 20. Geburtstag des Theaterpädagogiklehrgangs methodischer und sozialer Kompetenz. Die von Augusto Boal entwickelten Theaterformen spielen eine zentrale Rolle im Ausbildungskonzept. spectACT – „Kind“ des ersten Lehrgangs: Veranstalter sind das Haus der Begegnung, spec- tACT und der Theater Verband Tirol. Im Frühjahr 2000 gründeten einige TeilnehmerInnen des ers- ten Lehrgangs die Arbeitsgemeinschaft spec- tACT, die ein paar Jahre später in einen Verein umgewandelt wurde. Der Name spectACT steht für einen wesentlichen Aspekt des Theaters der Unterdrückten. Das Publikum in dieser Thea- Foto: Privat terform wird zum Mitdenken, Mitreden und im D Forumtheater auch zum Mitspielen eingeladen. as Projekt startete im Herbst 1998 Die Zuschauenden sind nicht nur „spectators“, mit 18 TeilnehmerInnen. Es war der sondern auch „actors“, also „spectACTors“. erste Theaterpädagogiklehrgang in Engagierte Theaterleute: Westösterreich und überhaupt einer AbsolventInnen der Lehrgänge engagieren sich der ersten österreichweit. Im Oktober 2018 feier- auf vielen Gebieten: Sie sind ExpertInnen im Be- ten die Mitglieder der siebten Lehrgangsgruppe reich des politischen und sozialen Theaters, grün- den Abschluss ihrer Ausbildung. deten Theatergruppen und -akademien, leiten Ziele und Inhalte des Lehrgangs: Seminare, leisten engagierte Arbeit in Schule, So- „Spielen, was ist, verändert die Welt!“, so lautet zial- und Freizeitpädagogik, Therapie- und Bera- das inhaltliche, wie methodische Motto des Lehr- tungseinrichtungen und im Amateurtheater. gangs. Im Mittelpunkt stehen daher Konzepte und Nach dem langjährigen Brecht-Mitarbeiter Peter Methoden, nach denen Menschen ihre eigenen Palitzsch muss Theater den Willen haben, die Welt Alltagserfahrungen, Erlebnisse und Geschichten zu verändern. Die 142 LehrgangsabsolventInnen in Szene setzen und auf die Bühne bringen. The- tragen seit 1998 zur Verbreitung von theaterpäd- ater wird als eine Art Probebühne angesehen, auf agogischen Methoden in vielen Lebensbereichen der Handlungsvarianten für den Alltag durchge- bei und verändern die Welt spielend, „millimeter- spielt werden können. Im Kunst- und Spielraum weise, aber doch“. Theater eröffnet sich so ein Experimentierfeld für die Entfaltung und Entwicklung von persönlicher, Irmgard Bibermann 10 | darstellendes spiel
Nah & fern Foto: egon a. prantl Egon A. Prantl, Schriftstel- ler im Allgemeinen, Dra- Interview matiker im Speziellen. Seit „ Jahrzehnten im Geschäft mit Egon A. Prantl und unbeugsam! Seine Werke heißen: toquälen, Terror, Obduktion Titus A., Gunmen ´s Dawn. Als wir beschlossen haben, eine Ausgabe des „Darstellendes Spiel“ mit Augenmerk auf die politische Dimension des Theaters zu widmen, überlegten wir, wen wir wohl dazu befragen könnten. Natürlich einen alten Haudegen. Seit Stephane Hessel sind ja die altvorderen Kämpfer gegen Unrecht wieder aktiv geworden. Und das zu Recht. Sie haben was zu erzählen. Man sollte ihnen zuhören. Einer, dem man ebenfalls immer wieder zuhören sollte, ist Egon A. Prantl. Ein Dinosaurier. Ein Unverwüstlicher. Er ist wohl der radikalste Dramatiker, den wir hier haben. Sei- ne Stücke sind Metzgereien der Volksseele. Kaum auszuhalten. Sie ziehen uns in die eigenen Untiefen. Aber ist es ein wenig still geworden um ihn. Zeit für ein kleines Ausrufezeichen. Bei Cola und Krapfen lassen wir es losgehen. Hallo Egon! Was ist an deinen Die Politik sieht, dass Theater ein 30%, dass du soviel Bier in dich hi- Stücken politisch? Luxus ist, war es immer, aber man neinschüttest, damit du das über- Jeder Text, der halbwegs was taugt, muss bereit sein, sich diesen Luxus haupt aushaltest. Das einzige was ist doch politisch, oder? Wenn man zu leisten. Und man muss das The- rausschaut ist, dass sie am Don- was verändern will, muss man was ater dann autonom machen lassen. nerstag von der Annasäule durch die tun, um den Menschen vielleicht Schau dich um. Das ist doch ein Gegend marschieren, wie bei einem eine andere Sichtweise zu zeigen. Witz gerade. Huttlerumzug, und glauben, dass sei Und wenn ein oder zwei dann darü- eine Revolution. Ich frag mich, wo ber nachdenken, ist das schon jede Warum wählst du apokalytische ich umgeh. Menge. Aber es wird immer weniger. Titel und Themen, wie „totquä- Es wird ja nur mehr unterhalten. Das len“ oder „Terror“? Und die Künsler? ist ja ein Plunder. Ich möchte den Menschen, die ins Es ist doch niemand mehr da, der Theater kommen, zeigen, wo sie das richtig angeht. Wenn ich an Soll man wieder vermehrt politi- eigentlich umgehen. Die meisten Qualtinger denke, Ringl oder Bern- sches Theater macht? kapieren nicht, in welcher Zeit sie le- hard. Oder Turrini mit der Alpensaga, Die westlichen Länder, alle eigent- ben. Jedem ist wurscht, dass sie ei- aber jetzt ist da gar nix mehr. Oder lich, haben es inzwischen ja soweit gentlich alle am Rande des Vulkans Werner Schwab, Wolfgang Bauer! gebracht, dass aus den sogenann- wandeln. Das muss ihnen doch wer ten Demokratien Oligarchien ge- sagen, oder? Also setz ich sie in den Gibt’s von dir was Neues? macht wurden. Demokratie gibt’s ja Vulkan hinein und lass sie herauspuz- „Gunmen ´s dawn“, eine Killer- keine mehr. Wer das behauptet, ist zeln, vielleicht kommt einer oder zwei geschichte, zu sehen dann beim total gschodert. 95% der Menschen heraus. Es ist doch jeder für eine wie nächsten Dramatikerfestival! arbeiten für 5%, das ist überall so. auch immer geartete Revolution zu Die Frage ist die, ob dich die 5% faul. Ich versteh das eigentlich nicht. Danke Egon A. Prantl für das Ge- noch politisches Theater machen Da wird dir nichts zum Leben gelas- spräch. lassen. Die Spielpläne sprechen eine sen! Es gehen doch 70% des Ein- Sein Hörspiel „Schande.Blut.Krieg“ eindeutige Sprache. kommens allein fürs Wohnen drauf, kann man zum Hörspiel des Jahres da braucht man dann die anderen auf oe1.orf.at wählen. darstellendes spiel | 11
Nah & FERN theatergruppe So ein Theater! Brg innsbruck Eine kleine Theater- innsBruck gruppe mit großen stadt Ansprüchen. E ine bunt zusammen- Hilfe von Doris Plörer von Young- wohl doch besser eignet. gewürfelte Gruppe aus Acting haben wir bis jetzt (noch) verschiedenen Klas- kein Stück aufgeben müssen. zusammengefasst: sen mit unterschied- Anfangs herrscht das pure Chaos. lichsten Eigenschaften, Talenten Gewöhnlich beginnt das Jahr bei Hat sich dieses Chaos erst mal ge- und Vorstellungen findet sich jeden uns damit, ein Stück, das allen legt, müssen Bühnenbilder gestal- Mittwoch-Nachmittag unter der zusagt, zu suchen und Filmmate- tet, Requisiten ausgewählt, Kos- leitung von Frau Professor Daniela rial dazu anzuschauen, um eine tüme gemacht und die passende Rief im BRG Innsbruck zusammen, grobe Idee zu bekommen, was Musik auf eine Disk gebrannt wer- um einer gemeinsamen leiden- daraus werden soll. Dann macht den. Oft haben wir damit Schwie- schaft nachzugehen: dem Schau- sich eine kleinere Gruppe, die rigkeiten, da wir genaue Vorstel- spielern. meist aus den „Oldies“ besteht, lungen haben und es uns ärgert, daran, einen Text zu schreiben, wenn sich etwas nicht so verwirkli- Schon seit Jahren steckt unsere der unseren meist anachronisti- chen lässt, wie wir es gerne hätten. Theatergruppe viel leidenschaft schen Vorstellungen entspricht. Dann machen wir oft Gebrauch und Zeit in aufwendige Theaterstü- Allerdings kann sich das auch von dem krativen Köpfchen unse- cke. In den letzten beiden Jahren als sehr schwierig herausstellen. rer lieben Frau Professor. führten wir beispielsweise „Odys- So verbringen wir sehr, sehr vie- seus“ und die „Nibelungensage“ le Stunden damit, um ein gutes Gegen Ende des Schuljahres ist al- auf. Asterix eroberte in unserem Skript zu liefern. Sobald wir dies lerdings aus einem holprigen Text Mediensaal auch schon Rom, nur, geschafft haben, beginnen, nach ein ansehnliches Theaterstück ge- dass die Gallier durch waschechte einem kleinen Rollencasting, die worden, das wir vor ausgewähl- Tiroler ersetzt wurden. Viele Stun- ersten Proben. Sie sind meist ten Klassen am Vormittag und am den wurde geprobt, Kostüme aus noch sehr ungenau und dienen Abend öffentlich mit einem gewis- unserem Theaterfundus gesucht, größtenteils der Ideen- und Ver- sen Stolz aufführen. Danach kann Requisiten arrangiert und so weiter besserungsvorschläge-Samm- auch unsere Frau Professor wieder und so fort. Egal, wie knapp es ge- lung. Außerdem werden öfter ruhig schlafen. gen Ende wirkte, dank der Gene- auch Rollen gewechselt, weil sich ralprobe und einer professionellen ein/e anderer/e Schauspieler/in Obwohl wir keine Profis sind und 12 | darstellendes SPIEl
Nah & fern Berichte aus den Bezirken wenig Erfahrung haben, sind wir am Ende doch immer stolz auf unsere Leistung und unser Ergebnis, wor- über sich mitunter sämtliche Omas und Opas freuen. Dieses Jahr steht die „Piefke-Saga“ auf dem Programm. Ein Einser- Sessellift, Schneekanonen, Kletter- ausrüstung sowie zahlreiche Dirndln und Lederhosen, Schischuhe und Schi warten schon auf ihren Ein- satz... Carmen Scheier und Lena Hallbrucker, 5a Foto: BRG Innsbruck darstellendes spiel | 13
Nah & FERN diemonopol innsBruck stadt gegenüber dem westbahnhof, versteckt im stöckl-gebäude (egger-Lienz-straße 20) hinter dem eurospar, wird seit 2004 passioniert theater gespielt und produziert. das theater diemonopol ist ein besonderer raum für die freie szene inns- bruck. im zentrum der arbeit steht experimentel- les arbeiten und das zusammenbringen von ver- schiedensten kunstformen. Portrait ei transdisziplinären Th Z uletzt stattete Granba- können voneinander lernen”, meint Radio Freirad. Granbacher sieht dies cher „Herr mit Sonnen- Granbacher. Dabei werden weder auch metaphorisch: „Wir beleben die brille”, ein zeitgenössi- Kosten noch Mühen gescheut. künstlerischen Zwischenräume. Es sches Theaterstück der Das eindrucksvolle Bühnenbild der geht uns genau um die Räume zwi- österreichischen Autorin Gerhild letzten Produktion steht noch im schen den verschiedenen Kunstfor- Steinbuch, im diemonopol aus. Raum: drei schräge Holzrahmen, men. Diese zu kombinieren und neue Unter der Regie von Peter lorenz die auf Rollen komplett verschieb- Schnittpunkte und -flächen zu finden spielte das Ensemble an laiendar- bar sind. Gemeinsam mit dem Re- ist unsere Aufgabe.” Dieses transdis- stellern des Generationentheaters gisseur baute Granbacher selbst ziplinäre Arbeiten, wo Künstler*Innen diesen anspruchsvollen Text. Das alle Bühnenteile in Nachtschichten aus verschieden Sparten gemeinsam Generationentheater führt jeweils zwischen den Probentagen, denn die Grenzen ihrer Disziplinen über- zwei Stücke pro Jahr auf, und auch auch im Prozess des Bauens wur- schreiten, steht im Zentrum der Ar- dort wird experimentiert und sehr de noch gemeinsam ausprobiert beit von diemonopol. Es werden un- intensiv gearbeitet. Professionelle und verfeinert. ter anderem Theater, Musik, bildende Regieteams werden engagiert, um Kunst, Tanz und zeitgenössische Per- die Texte auf hohem Niveau auf die Das Theater teilt das Haus mit an- formance kombiniert. Bühne zu bringen. „Das Generati- deren Kunstbetrieben. Es befindet onentheater ist ein Teil unserer Ar- sich in einem Zwischenraum: dar- Zweimal im Jahr lädt Granbacher beit hier, aber ich sehe auch das unter Bandproberäume, wo einige zum Kellerfest im Theater ein. Die als labor: Die Welten von Profis bekannte Innsbrucker Bands ein- Bands des Hauses spielen Konzerte, und laien treffen aufeinander, alle und ausgehen und darüber das während er gemeinsam mit anderen 14 | darstellendes SPIEl
Nah & fern „Der Raum ist konzipiert als transdiszi- plinäres Theaterlabor, um neues zu ent- wickeln”, betont Nikolaus Granbacher, NIKOLAUS GRANBACHER Gründer und Leiter der Kulturwerkstätte. Er selbst kam als bildender Künstler zum Theater und ist seit einigen Jahren auch als Bühnenbildner tätig. In Zusammen- arbeit mit Georg Skrenek von Alto Beat Drums entwickelte er im diemonopol das Konzept „Art & Drums”. Die Ausstellung mit Konzerten und Performances von 18 Foto: diemonopol verschiedenen Künstlern wurde bereits mehrmals in Innsbruck und Wien gezeigt. ait eines en Theater Labors Künstlern Mal-Aktionen veranstal- dem Zusammenspiel von Staub kunst, Lichtdesign und Performance, tet. Bei der letzten Veranstaltung und den von Spiegelsplittern re- Theater und Skulptur, Musik und bil- im Oktober spielten zum Beispiel flektiertem Licht auf. Dazu wurde dender Kunst stellen den Fokus des „Giant Anteater” und „Dreimalum- eigens eine Bühne mit integrierten Theaters dar. So sind auch schon alpha”, während Granbacher ge- Mikrofonen konstruiert, die durch weitere Veranstaltungen, Experimen- meinsam mit Axl Litschke auf hin- die Bewegungen wie ein Instru- te mit neuen Formen und Formaten terleuchteter Folie malte. Ein voller ment bespielt wird und dadurch wo künstlerische Risiken eingegan- Erfolg, bei dem verschiedenste Ziel- Klanglandschaften entstehen gen werden können, für die nächsten gruppen angesprochen und zusam- lässt. Die Grenzen zwischen Licht- Monate in Vorbereitung. Zum Beispiel mengebracht werden. Das Theater design, Choreografie und Sound- findet zu Silvester ein musikalischer ist mittlerweile auch perfekt für alle design verschwimmen dabei kom- Theaterabend des Generationenthe- möglichen Situationen ausgestat- plett. „Alleine den ganzen Staub aters und Anfang Jänner ein perfor- tet. Mit einer vielseitigen Licht- und im Raum im Griff zu behalten war matives Konzert von „gut-hörbarer” Tonanlage, Projektoren sowie voller eine Herausforderung”, reflektiert zeitgenössischer Musik unter dem Bandausstattung sieht man sich für Granbacher: „Aber so ein enges Titel „Happy New Ears” (u.a. spielt jede Herausforderung gewappnet. Zusammenarbeiten von Experten Christian Spitzenstaetter spielt Wer- aller Bereiche ist einfach fantas- ner Pirchner und John Cage) statt. Im September feierte dort zum Bei- tisch.” spiel die Solo-Performance TIME DUST von Peter Lorenz Österreich- Genau solche Zwischenräume Premiere. Die Choreografie baut auf zwischen Choreografie und Klang- darstellendes spiel | 15
Nah & FERN theaterverein Leisach osttiroL Vom „Alte Leisacher Hirtenspiel“ bis zu „Der dalkerte Bua“ - ein breites Spek- trum! von innsbruck aus ist es immer ein weiter weg nach osttirol, was umgekehrt natürlich auch gilt. deshalb freue ich mich immer, von unseren ost- tiroler theaterfreunden zu hören. die „Leisacher“ stellen sich vor: d er Theaterverein entschloss man sich in der Ad- zum Einsatz. Unsere Theaterstü- leisach wurde im ventzeit desselben Jahres noch cke wurden neben dem leisa- Mai 1975 gegrün- das Stück „Irrwege des Herzens/ cher Theatersaal auch im Nordti- det, bis zu diesem Die Schuld der Agnes Kettler“ zur roler Weerberg, in lavant, in St. Zeitpunkt spielte man in leisach Aufführung zu bringen. Veit/Defreggen und in St. Jakob/ unter dem „Schutz der Musik“ Somit wurden bis zum Jahre Defreggen, sowie bei der Osttirol Theater. 2018 ganze 38 Stücke gespielt, Messe aufgeführt. Ein besonde- Der Gründungsvorstand stellte zusätzlich studierten Mitglieder rer Stolz des Vereins ist der Be- sich wie folgt zusammen: Ob- des Vereins in Zusammenarbeit sitz des „Alten leisacher Hirten- mann: Werner Müller, Spielleiter: mit den Kindern der VS leisach spiels“, welches in den Jahren Walter Jenul, Schriftführerin: Ma- den Einakter „Das kleine Danke- 1984 (inkl. ORF Tirol Aufnahme ria leitner, Kassier: Viktor Monit- schön“ und einen Sketcheabend von Dr. Norbert Hölzl) und 1993 zer. ein. zur Aufführung gebracht wurde. Das 1. Stück „Der dalkerte Bua“ In den vergangenen 43 Jahren wurde ein großer Erfolg und so kamen 78 laienschauspieler Seit 2007 hat Otto lobenwein 16 | darstellendes SPIEl
Nah & fern Foto: TV Leisach Wilhelm Köhler Verlag NEUE ADRESSE: D-81825 München Rauschbergstr. 3a, Tel.: 0049/89/3605489-0 Telefax 0049/89/3615196 wilhelm-koehler-verlag.de Volksstücke, Komödien, Lustspiele, Schwänke und Boulevard die Funktion des Spielleiters inne. in Dialekt und wirbt, der stirbt“ gleich vier neue Lobenwein hat die „Lustspiel Ära“ junge Schauspieltalente ihr Thea- Hochdeutsch gestartet. Sein Vorgänger Gabriel terdebüt. Egger hatte sich mehr auf erns- Die Kameradschaft wird im Verein Bräutigam, Kaspari, tere Stücke konzentriert. Wal- ter Jenul, der den Verein stark groß geschrieben, so werden im- mer wieder Ausflüge oder sons- Kling, Landstorfer, Lex aufgebaut hat, brachte Lustiges und Ernstes auf die Bühne. Die tige Aktivitäten unternommen, Pfaus, Pohl, Santl, auch Besuche von Aufführungen Zuseher zum Lachen bzw. Nach- anderer Bühnen in Ost- und Süd- Schaurer, Vitus denken zu bringen, versteht man tirol sind Fixpunkte im Vereinsle- als Auftrag des Publikums an die ben. Wallner, Willinger Theaterspieler. Auf den Nachwuchs legt Otto Lo- u.v.m. benwein großen Wert, so hatten suche auch unter: beim heurigen Stück „Wer nicht theatertexte.de theaterverbandtirol.at darstellendes spiel | 17
Nah & FERN theaterrunde schwoich Eine rührige, neugierige Theater- kuFstein runde im Unterland die theaterrunde schwoich ist eine gesellige, engagierte truppe. sie nimmt die angebote vom- theater verband tirol gerne wahr. ich durfte am grillhof schon einige schwoicher kennen und schätzen lernen - ein verein der sich dadurch öffnet und vor allem vernetzt. d ie Theaterrunde tümlichen Komödien angetan und Im Frühjahr wird das Hauptstück Schwoich feierte so wurden bis 2003 ausnahmslos gespielt; zur Weihnachtszeit wird 2017 Ihr 30jähriges Stücke aus diesem Genre aufge- seit 2008 auch immer ein Einakter Bestehen; der Ver- führt. für die Besucher von ein wurde im Jahre 1987 gegrün- Im Jahre 2004 traute man es „Zommkemma im Advent“ det und hatte seine ursprüngli- sich dann auch zu, sich auf erns- zum Besten gegeben. Die Erträge chen Wurzeln in der landjugend. te literatur einzulassen. Sandra aus dieser Veranstaltung werden Der Verein startete gleich mit ei- Brugger inszenierte unter Mithilfe vorwiegend an karitative Instituti- nem „Klassiker“ ins Theaterleben von Markus Plattner Felix Mitte- onen gespendet. und unter der Regie von Helga rers „Sibirien“, und diese wahrlich Payr wurden die „3 Dorfheiligen!“ nicht leichte Kost wurde - nicht Die Theaterrunde zählt derzeit 49 zum Besten gegeben. zuletzt wegen des grandiosen Mitglieder und neben den Aktivi- Sebastian Ritzer - ein voller Erfolg. täten auf den „Brettern, die die Die Dorfgemeinschaft dankte es Welt bedeuten“ wird vor allem dem Verein mit entsprechendem Es waren aber auch gerade die beim sommerlichen Theatergrillen regen Besuch und die „Theate- Boulevardkomödien „Die Nacht und bei Ausflügen die Gemein- ringer“ merkten sofort, dass in der Nächte“ und „Hier sind Sie schaft gepflegt und gefördert. So Schwoich nun auch dieses kultu- richtig“ absolute Publikumser- waren die Mitglieder um Obmann relle Vakuum geschlossen wurde. folge und es zeigte sich, das die Martin Heis nicht nur in Österreich Dem Verein und seinen Mitglie- Akteure auch in diesem Genre be- triebig; die Reiserouten erstre- dern hatten es gerade die volks- stehen können. cken sich von Hamburg bis in die 18 | darstellendes SPIEl
Nah & fern Foto: TR Schwoich Toskana (Jubiläumsausflug). STV zurück. Sie hinterlässt eine tiviert und freuen sich schon auf Und im Feber 2019 wird erstmals große Lücke, die sehr schwer zu die Premiere am 27.04.2019. zum „Theaterball“ im MZW-Saal schließen sein wird. Beim Spiel geladen! auf der Bühne wird sie uns aber weiter tatkräftig unterstützen. Bei den Neuwahlen 2017 wurde der Obmann mit seinem Team 2019 steht das Stück „Aphro- bestätigt; die seit der Vereinsgrün- dites Zimmer“ unter der Regie dung im Ausschuss tätige Rosa Martina Standl auf dem Plan Brugger legte ihr Amt als Obfrau- - und alle Akteure sind voll mo- Im Verlagsprogramm finden Sie 1.400 Stücke unterschiedlichster Genres (Drama, Einakter, Kinder- und Volksstück, Komödie, Lustspiel, ...) es ist sicherlich etwas für Ihre Bühne dabei. NEUE STÜCKE „Männer in der Mausefalle“; Ludwig Skumauz; 5 Akte, 4D, 3H,1 Bild „Geh ma, geh ma“; Johannes Mempör; 2 Akte, 4D, 5H, 1 Bild; innen Subvertrieb 140 Jahre Breuninger Verlag, Theaterverlag Arno Boas, Plausus Theaterverlag, Reinehr Verlag Bieler Verlag Downloads der 1. Akte zum Schmökern auf www.bieler.at/verlag@bieler.at oder gegr. 1876 0043-699-19249147/Stücksuche auch unter www.theaterverbandtirol.at darstellendes spiel | 19
Nah & FERN tulfer dorfbühne Tulfer Dorfbühne traditionell und innsBruck Land innovativ! gutes schauspiel hat in tulfes seit über 100 Jahren tradition. dabei überrascht nicht nur die vielfältigkeit, sondern auch das oftmals hohe können. E in Zeitungsartikel theater am Heisangererhof (Buch Termin reservieren kann. im Jahre 1906 be- und Regie Ekkehard Schönwiese). 2007 startete die Tulfer Dorfbühne weist, dass bereits Im Jänner 2005 legte Willi Ghetta mit „Die Geierwally“ zusätzlich zum um 1900 in Tulfes er- nach über 20 Jahren die Obmann- normalen Theater in eine neue Epo- folgreich Theater gespielt wurde. schaft zurück, ihm folgte Gottfried che – wurde dies doch als Stuben- Seit 1931 sind Produktionen im Eller. spiel in verschiedenen Gasthäusern Dorf bekannt, 1932 gab es ein Dieser führte den Verein nicht nur erfolgreich aufgeführt. So erfolgreich, Gastspiel in St. Ulrich am Piller- erfolgreich weiter, sondern starte- dass auch 2008 und 2009 einige see. Pfarrer Gottfried Schöpf ließ te mit seinem Team eine Reihe von Vorstellungen (sogar außerhalb Ti- 1952 die Theatertradition nach Neuerungen. Bereits 2006 wurde rols!) gegeben wurden. Ebenso stan- dem Krieg wieder aufleben. Nach mit der Kolpingbühne Aschau in den im Herbst 2007 wieder neue einer „Pause“ in den 70er-Jahren Bayern eine Partnerschaft ge- Sketchabende auf dem Programm wurde 1984 die Tulfer Dorfbühne schlossen, die bis heute anhält – diesmal komplett mit neuen, noch gegründet, Obmann war Willi und aus der auch viele Freund- nie gespielten Stücken. Es gab auch Ghetta. Jährlich wurden ein bis schaften entstanden sind. So ga- ein Gastspiel der Heimatbühne Na- zwei Stücke im Vereinshaus zum ben die Bayern im „Theatermonat vis, eine Vorpremiere von Tanja Ghet- Besten gegeben. Juni“ ein Gastspiel in Tulfes zum ta mit ihrem Kabarettprogramm und Zum 10-jährigen Jubiläum wur- Besten. Ebenso wurden erstmalig eine Aufführung des Figurentheaters den 1994 die „Räuber am Glo- neben dem „normalen Programm“ Tupilak. ckenhof“ (Buch und Regie Rolf abendfüllende Sketchabende auf- Dieses intensive Programm setzte Parton) als Freilichtspiel am Ori- geführt. Auch gibt es seit diesem sich in den Folgejahren fort, auch ginalschauplatz aufgeführt und Jahr nicht nur die Homepage der gab es einige Auslandsgastspiele waren mit Tulfer Dorfbühne, sondern auch bei der bayerischen Partnerbühne. über 9.000 Besuchern die erfolg- das Reservierungssystem übers Namhafte Regisseure – allen voran reichste Produktion. Internet, bei welchem sich der Be- Pepi Grießer – formten aus Theater- 2004 folgte zum 20jährigen Ju- sucher seinen neulingen „gestandene“ Schauspie- biläum „’s Geadele“ als Freilicht- Wunschplatz anklicken und den ler. 20 | darstellendes SPIEl
Nah & fern Foto:Tulfer DB Hauptsächlich werden „Bauernstü- ebenfalls im In- und Ausland an den Bild oben: cke“ sehr erfolgreich aufgeführt, aber verschiedensten – meist ausver- „Der keusche Lebemann“; auch in Boulevardkomödien zeigt kauften – Stationen seine faszinie- Karin Lechner, das Ensemble sein Talent. rende Wirkung nicht verfehlte. Hannes Angerer, 2014 wurde zum 30-Jahr-Jubiläum Die Tulfer Dorfbühne ist stolz darauf, Martina Kirchmair, der „Brandner Kaspar“ als Freilicht- mit über 46 eigenen Produktionen in Vanessa Markart, spiel produziert. Die neugeschriebe- den letzten 34 Jahren zehntausen- Theresa Wegscheider ne Fassung von Ekkehard Schönwie- de Zuschauer begeistert zu haben. se erfreute sich trotz des schlechten Mehr Infos gibt es im Internet unter Sommers großer Beliebtheit. www.dorfbuehne.at Und im heurigen Jahr stand neben „Der keusche Lebemann“ wiederum ein Stubenspiel auf dem Programm, nämlich „’s Almröserl“ (Buch und Re- gie Ekkehard Schönwiese), welches darstellendes spiel | 21
Foto:TS Walchsee a nlässlich der 100-Jahr- lungen wegen eines Krankheitsfalls Feier des TVB Walch- ausfallen, da es bei einer Dorfbühne see wurde der Thea- halt einfach keine Zweitbesetzung terstadl Walchsee im gibt. Der Walchseer Theaterstadl Jahre 1995 gegründet. Ziel war besteht aus ca. 20 aktiven Mitglie- und ist es, das kulturelle Angebot in dern, und der Kern eines jeden Ver- Walchsee zu bereichern, und so ha- eins ist der Vorstand. Seit 2006 ist ben Einheimische und Gäste schon Johann Salvenmoser der Obmann, viele unterhaltsame Abende erlebt. und sein aktuelles Team setzt sich Das Echo aus der Bevölkerung an- zusammen aus: Franz Tendl Ob- lässlich der Entstehung war damals mann-Stellvertreter, Christine Gru- sehr groß und zahlreiche Dinge wie ber, Kassierin, Manuela Fellner, Kleidung, Möbel, Accessoire usw. Schriftführerin und Thomas Altvater wurden dem Verein zur Verfügung als Funktionär. Sie sind alle Schau- gestellt. Das allererste Theaterstück spieler mit voller leidenschaft und wurde 1996 aufgeführt und zwar gewiss jeder Aufgabe und Heraus- „Hochsaison im Gästezimmer“ von forderung gewachsen. Ernst Schlüter. Seit dem Tag der Seit 2002 führt Hilde Balatka aus Gründung sind bis heute noch zwei Kufstein Regie. Mit ihrer Mischung Spieler ein fixer Bestandteil auf der aus Strenge und Humor holt sie aus Bühne. Jahr für Jahr wird ein lust- jedem einzelnen Spieler das Beste spiel geprobt und aufgeführt. In den heraus. Viele fleißige Helfer sorgen 22 Jahren mussten nur zwei Vorstel- dafür, dass jedes Jahr dem Publi-
Nah & FERN theaterstadl walchsee kuFstein Theaterbegeisterung mit sozialer Ader kum ein tolles Stück geboten wer- den kann. Ein besonderes Highlight ist die Gratisnachmittagsvorstel- lung für die Pensionistenverbände, Altenwohnheime und lebenshilfen in der Umgebung. Dies ist dann im- mer ein würdiger Saisonabschluss für das ganze Theaterteam. Im Walchseer Dorfleben ist der The- aterverein nicht nur für seine Ge- selligkeit und den Zusammenhalt bekannt, sondern auch für das En- gagement und die Hilfsbereitschaft. Immer wieder mal werden Geldbe- träge für soziale Zwecke in der ei- genen Gemeinde und der näheren Foto:TS Walchsee Umgebung gespendet. Theaterbe- suche von anderen Bühnen gehö- „die drei eisbären“: Manfred kronbichler, thomas altvater, ren natürlich auch zum Bestandteil Johann salvenmoser des Vereins und am Ende einer jeden Spielsaison darf ein Ausflug mit den Spielern und Helfern nicht fehlen. darstellendes SPIEl | 23
DIES & das DIES & DAS Was sich so rundherum noch tut & tat! Kolpingbühne Hall produziert ein Buch die mond- scheinprin- zum Stück und das 70ste Märchen! zessin Im Jahr 2018 präsentiert die Kolpingbühne ihr siebzigstes Buch & Stück Märchen – „Die Mondscheinprinzessin“ – geschrieben und Kolping Hall inszeniert von Priska Zimmermann. D ie Hexe ist in den komponiert und vertont. Teufel verliebt, der die Tochter Und - noch erstaunlicher: des Müllers liebt, die so wunderbar kochen und Anlässlich des 70. Märchenju- backen kann, sodass auch der biläums entstand zur Theater- Wassergeist ganz hin und weg produktion ein Märchenbuch von ihr ist und sehen muss, „Die Mondscheinprinzessin“. dass der eitle Graf ebenfalls Der Text stammt von Priska von der Müllerstochter ver- Zimmermann und Hannah zückt ist, während die nur Au- Kanz, Hannah Kanz hat die gen für den einen Burschen Illustrationen angefertigt und hat, der auf der Suche nach das Layout gestaltet. seiner Prinzessin ist. Das sind die turbulenten Ver- Es handelt sich dabei bereits strickungen in „Die Mond- um das zweite Kinderbuch, scheinprinzessin“. das von der Kolpingbühne he- rausgegeben wird. Das erste Das Bemerkenswerte dabei ist anlässlich der Uraufführung ist, dass die Haller einen ei- des Stücks „Der Zauberdia- genen Komponisten haben. mant“ im Jahr 1992 erschie- Die Musik und die Liebeslieder nen. Foto: Samuel Pfohl wurden von Johannes Arnold eigens für die Kolpingbühne Posidius (Gregor Gostner) & Luzefix (Florian Margreiter) 24 | darstellendes spiel
DIES & das KULTUR WÄCHST NACH - EIN RÜCKBLICK Foto: Christian Wind Das Festival, das am 16. Juni im Bei- sein von Schirm- kultur herrin Dr. Bea- wächst te Palfrader und nach der Kulturstadt- rätin der Stadt 110 Veranstaltungen in 9 Tagen Innsbruck, Uschi Schwarzl, mit der phantasievollen wurde, hat sich ganz und Produktion „Peer gar dem jungen Publikum Gynt“ im ORF-Lan- verschrieben. Team Kultur wächst nach desstudio eröffnet M it einem unglaub- unkonventionellen. Es wurde in Feu- Es ist etwas in Bewegung geraten. lich vielfältigen Pro- erwehrhäusern getanzt, auf Bahn- Man spürte die Freude, dabei zu gramm, das von höfen gerappt, in Museen gelesen, sein, und die mancherorts anfängli- Theater, Konzerten an Flüssen gespielt und im Zirkus- che Skepsis wich der Begeisterung und Lesungen über Workshops, zelt zur Revolution der Tiere aufge- und Frage nach dem nächsten Mal. Tanz und Pantomime alles beinhal- rufen. Es wurden neue Kulturräume Die Begeisterung soll andauern. Des- tete, versorgte „KULTUR WÄCHST erschlossen und egal, wo das Festi- halb will man das Festival in den Tiro- NACH“ in dichtbespielten neun Ta- val halt machte, die Aufnahme durch ler Kultursommer aufnehmen und in gen die Jugend Tirols. Es war Kultur die Verantwortlichen vor Ort konnte Zukunft alle zwei Jahre veranstalten. zum Anschauen, Erleben, Staunen herzlicher nicht sein. und Mitmachen. Neben professio- nellem Theater gab es auch Theater Foto: Christian Wind von Kindern für Kinder. Damit konn- „Die Feuerwehrs“; Szene te laut Festivalleiterin Bernadette Waldviertel und IYASA Abendstein die Vielfalt von Theater zum Ausdruck gebracht werden: „Das Festival zeigte auf wunderbare Weise, was Theater alles kann“, sagt Abendstein. Die Idee des Festivals geht auf die Initiative von Landesrätin Dr. Beate Palfrader zurück, die ganz Tirol in das Festival eingebunden ha- ben wollte. Und so ging „KULTUR WÄCHST NACH“ auf 57 Spielstät- ten in 37 Gemeinden über die Büh- ne – auf klassischen, aber auch auf darstellendes spiel | 25
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