Spiel - Theater Verband Tirol

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Spiel - Theater Verband Tirol
darstellendes                            Österreichische Post AG

spiel
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Nr. 04 | 2018

Wie Politisch ist
Theater
... und was unse-
re Mitgliedsbühnen
sonst so treiben!
Spielen,
Bücher schreiben
und
Filme produzieren!

                                  „Fasnachtsfieber“

                ein Spielfilm der Volksbühne Mils
Spiel - Theater Verband Tirol
Spiel - Theater Verband Tirol
Editorial

     liebe leserinnen und leser!

Die Auswahl eurer Ansprache als „leserinnen und leser“
sollte jetzt die endgültige sein. Nach der letzten Ausgabe
(liebe Mitgliederinnen und Mitglieder!) habe ich mir doch
von einem leser anhören müssen, dass es „jetzt reicht
mit dem Getue und dass man alles übertreiben kann“.
„Mitglieder“ sei ein sächliches Hauptwort und es sei
falsch, es zu gendern.

Nun ja, lieber leser, wenn Sie meine Bemühungen, un-                                            Politisches Theater nimmt nämlich be-
sere Mitgliederinnen aus Respekt gesondert ansprechen                                           wusst und gezielt zu unserem gesell-
zu wollen, auf eine grammatikalische Fehlkonstruktion re-                                       schaftlichen Alltag, zu Themen, die
duzieren, sei Ihnen inhaltlich zwar recht gegeben, aber                                         uns beschäftigen sollten, Stellung; mit
rein gefühlsmäßig rate ich Ihnen zu mehr Beweglichkeit in                                       dem Ziel, einerseits Missstände anzu-
Ihrem Toleranzspektrum.                                                                         prangern und nicht zu schweigen und
Oder, um es mit mehr Humor zu nehmen, wie gefällt Ih-                                           andererseits eine bessere Welt zu er-
nen: „Mit- und Ohneglieder“.                                                                    schaffen, auch im Kleinen.

Das oben erwähnte Beispiel habe ich deswegen so aus-                                            Viel Freude beim lesen und nichts für
gebreitet, weil es zum Themenschwerpunkt der letzten                                            Ungut!
Ausgabe dieses Jahres, „politisches theater“, gut
passen könnte.                                                                                  Euer Thomas Gassner

iMpressuM:
Medieninhaber, herausgeber und verleger: Theater Verband Tirol, Stadlweg 25, 6020 Innsbruck,
www.theaterverbandtirol.at; thomas@theaterverbandtirol.at
redaktion, graphische gestaltung: Thomas Gassner, Redaktionsmitarbeit: Almud Magis, Stephanie larcher-Senn, Benjamin Nicolussi Castellan
titelfoto: volksbühne Mils, Foto-editoral: arnold weißenbach
druck: Gutenberg/Werbering; auflage: 4.000 Stück
Blattrichtung: Das Theatermagazin „Darstellendes Spiel“ ist eine unabhängige und kostenlose Zeitung des Theater Verbands Tirol und erscheint viermal
jährlich. Kein Teil des Magazins darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verbands reproduziert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet
werden. Für eventuelle Fehler wird nicht gehaftet. Für zur Verfügung gestellte Fotos, Texte usw. liegt das Copyright beim Auftraggeber.

                                                                                                                                   darstellendes SPIEl | 3
Spiel - Theater Verband Tirol
Inhalt
01           Mit spitzer Feder
             Leitartikel zum thema                          05   kurz und bündig

                                                                 - Schwazer Figurentheater Festival
             - Zur politischen Perspektive des Theater-
             schaffenden (B. Nicolussi Castellan)                - Jugendtheaterfestival in Hall
             - Politisches Theater - Was soll das?               - Volksbühnenpreis 2018
               (Armin Staffler)

02           Mit Rosaroter Brille
             interviews zum thema                           06   abgespielt - Besprechungen

             - Interview mit Irmi Bibermann                      - Sabina: Schauspiele Kauns
             - 20 Jahre Theaterpädagogiklehrgang                 - Nachvergangenheit: Soliarts
             - Interview mit Egon A. Prantl
                                                                 - Das Meer in uns: BogenTheater
                                                                 - Gostner 1000 Tage: Zitronenwalter

03           Nah und fern
             berichte aus den bezirken
                                                                 - Herr mit Sonnenbrille: diemonopol
                                                                 - Der Gast: TheaterSpielBerg Schwaz
             - Theatergruppe BRG Innsbruck
             - diemonopol
             - Theaterverein Leisach
             - Theaterrunde Schwoich
                                                            07   spielbereit
                                                                 ein stück aus dem archiv

             - Tulfer Dorfbühne
                                                                 „Noch ist Polen nicht verloren!“
             - Theaterstadl Walchsee
                                                                 Komödie von Jürgen Hofmann angelehnt

04            dies und das

             - Die Mondprinzessin: Märchen mit Buch von
                                                                 an das Skript von Melchior Lengyel zu
                                                                 Ernst Lubitschs Film „Sein oder Nichtsein“

               der Kolpingbühne Hall
             - Kultur wächst nach - Ein Rückblick
             - Fasnachtsfieber in Mils: SPIELFILM
             - Interview mit Jungautorin Iris Unterberger

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MIT SPITZER Feder

              MIT SPITZER FEDER
                     Zur politischen Perspektive des
                            Theaterschaffens

Was dürfen wir uns trauen?             ater“. Hören wir auf, das Publikum    In diesem Sinne gibt es für mich
                                       in seiner Meinung zu bevormun-        kein unpolitisches Theater. Thea-
Anspruch auf Vollständigkeit zu        den und lassen es die relevanten      ter stellt dar und löst dadurch et-
erheben einmal sicher nicht, so-       Themen in der Zeitung nachle-         was aus, egal ob Reflektion oder
viel sei vorausgeschickt. Alle sind    sen. Oder könnte das Theater hier     Reaktion. Aber natürlich macht es
anders: anders sozialisiert, anders    noch eine erweiternde Dimension       für mich schon einen Unterschied,
geprägt, haben die unterschied-        hinzufügen?                           ob ich die Zuseher dazu bringe,
lichsten Geschichten und Wahr-                                               selbst handelnd einzugreifen oder
nehmungen ebendieser. Wir sind,        Einstellungssache!                    nur zu beobachten. Wobei ich hier
wie Terry Pratchett es in „Der Zeit-                                         argumentieren würde, dass die Art
dieb“ so schön formulierte, allein     Natürlich sind wir als Theater-       der Beteiligung nicht an der politi-
im Dunkel hinter den Augen, von        schaffende dem Publikum ver-          schen oder unpolitischen Haltung
wo aus wir die uns umgebende           pflichtet, und zwar insoweit, als     des Theaters, sondern vielmehr
Welt reflektieren.                     dass es als Rezipient des Darge-      an unserem Theater-, Gesell-
                                       stellten von vornherein feststeht;    schafts- und Politik- und damit
Uns zu äußern?                         wir produzieren um zu präsentie-      Demokratieverständnis liegt. Trau-
                                       ren. Aber vor allem beschäftigen      en dürfen wir uns viel, nur sollten
In die verschiedenen Diskurse ein-     wir uns mit unseren Themen, ver-      wir uns mehr.
zubringen? Wohl gerade weil wir        suchen sie zu durchdringen und
alle anders sind! Nur scheint das      zu reflektieren, im Bestfall unsere   Benjamin Nicolussi Castellan
heutzutage nicht mehr üblich zu        Meinung nicht zum Schlusspunkt
sein, dass man sich trauen müss-       zu machen. Und wir probieren es

                                                                                                  „
te. In Zeiten der Meinungsüber-        zuallererst an uns selbst aus.
flutung durch soziale Netzwerke        Und hier entscheidet sich zum            Mögen hätt‘ ich Karl Valen-
und der ständigen Eröffnung neu-       ersten Mal, ob es politisches The-       tins geniale Worte schon
er Plattformen des individuellen       ater sein wird oder nicht. Egal          verwenden wollen, aber
Ausdrucks fühlt es sich oft so an,     nach welcher Methode inszeniert          dürfen …
als sei weniger mehr, als erreiche     wird. Das müssen wir uns trauen
man mehr, wenn man einfach mal         dürfen, das sind wir uns schuldig.
das Maul hält. Gesagt worden ist       Ob das Publikum im zweiten dann
ohnehin schon alles. Nur eben          eine politische Intention erkennt,
noch nicht von allen. Wie Valentin     ist im Endeffekt nicht mehr unsere
sagt: „Also Schluss mit dem The-       Angelegenheit.

                                                                                          darstellendes spiel | 5
Spiel - Theater Verband Tirol
MIT SPITZER Feder

                 Politisches Theater – Was soll das?
   Armin Staffler, Fachbereichsleiter für soziales und politisches Theater, berichtet
            von der 20-Jahr-Feier von spectAct im Haus der Begegnung.

   E
                s gab letzthin eine Dis-    tischebildung.ch/fuer-lehrpersonen/     was man will. Es könnte also auch
                kussionsrunde und ei-       grundlagen/politik-begriff).   Weiter   das Anliegen sein, Menschen auf
                nen Meinungsaustausch       unten heißt es: „So besteht auch        der Flucht möglichst fern zu halten
                darüber, was denn politi-   eine Möglichkeit, sich dem Begriff      oder ein System zu erhalten, in dem
   sches Theater sei und was es könne       Politik anzunähern, indem man ver-      Männer mehr verdienen als Frauen.
   oder solle. Passenderweise war der       schiedene Definitionen miteinan-        Zum Glück geht es aber um das
   Rahmen dafür die Jubiläumsfeier          der vergleicht (Zitate aus Thöndl,      Gemeinwohl. Endet meine Gemein-
   „20-18-12“ von „spectACT – Verein        Schaal/Heidenreich und Rohe):           schaft an der Geschlechtergrenze
   für politisches und soziales Thea-       - Aristoteles versteht unter Politik    oder der Landesgrenze? Gerecht
   ter“ am 1.12.2018. Verschiedene          das dem Menschen angeborene             soll es sein. Das ist das Anliegen.
   Akteur*innen äußerten ihre Mei-          Streben nach dem Leben in der Ge-       Wie aber sieht der Weg dorthin aus?
   nung, unter ihnen Thomas Gassner         meinschaft mit Freunden.                Darüber braucht es „Aushandlungs-
   vom TVT, Christine Baur, ehemalige       - „Politik würde für uns also heißen:   prozesse“, weniger vorgefertigte
   Landesrätin, Irmgard Bibermann,          Streben nach Machtanteil oder nach      Vorschläge oder gar Belehrungen
   Initiatorin der Theaterpädagogiklehr-    Beeinflussung der Machtverteilung,      von der Bühne herab. Können die-
   gänge für emanzipatorisches, politi-     sei es zwischen Staaten, sei es in-     se im Theater stattfinden? Damit der
   sches und soziales Theater „Spielen,     nerhalb eines Staates zwischen          Aushandlungsprozess allerdings da-
   was ist, verändert die Welt“, Absol-     den Menschengruppen, die er um-         rüberhinaus reicht, muss auch das
   ventinnen und Absoventen dieser          schliesst.“ (Max Weber, 1919)           Publikum mit einbezogen werden.
   Lehrgänge sowie der Autor dieser         - „Politik ist der Kampf um gerechte    Das Publikum sollte die Möglichkeit
   Zeilen, Politologe, ebenfalls Lehr-      Ordnung.“ (Gablenz, 1951)               haben, in die Handlung einzugreifen.
   gangsabsolovent und Obmann des           - „Das Politische ist als Folgeprob-    Diese Art des Theaters – sie nennt
   Vereins. Moderiert wurde metho-          lem einer gesellschaftlichen Prob-      sich Forumtheater – wurde und wird
   disch geschickt von Almud Magis.         lemsituation zu betrachten.“ (nach      in Tirol hauptsächlich von spectACT
                                            K. Rohe, 1994).                         mit verschiedenen Kooperations-
   Zur Erinnerung: „Politisch“ heißt „die   - „Politik ist die Gesamtheit der Ak-   partnern praktiziert: z.B. von der
   Politik betreffend“. Was ist also Po-    tivitäten zur Vorbereitung und zur      Theatergruppe Infektiös, die Anfang
   litik? Da gibt’s mehrere Möglichkei-     Herstellung gesamtgesellschaftlich      der 90er-Jahre die ersten Forum-
   ten. Es geht um „Macht, Konflikt,        verbindlicher und/oder am Gemein-       theater-Produktionen in Tirol auf die
   Herrschaft, Ordnung, Gemeinwohl          wohl orientierter und der ganzen        Beine stellte. Der erste Theaterpä-
   oder Friede […] In einem engen Sinn      Gesellschaft zugute kommender           dagogiklehrgang enthielt ein breites
   verstanden, umfasst Politik staatli-     Entscheidungen.“ (T. Meyer, 2003)       Methodenspektrum aus Augusto
   che Institutionen wie Regierungen,       Das wollen wir uns jetzt näher an-      Boals „Arsenal“, wie er es selbst
   Parlamente und fest reglementierte       sehen. Denn ein wesentlicher Punkt      bezeichnete: neben Forumtheater
   institutionelle Wege der Entschei-       der Diskussion war, dass es im          auch Zeitungstheater, Regenbo-
   dungsfindung und -durchsetzung. In       politischen Theater ein klares An-      gen der Wünsche und Polizisten im
   einem weiteren Sinn beinhaltet Po-       liegen bräuchte. Es ist also nicht      Kopf. Seidem hat spectACT immer
   litik jegliche Aushandlungsprozesse      ausreichend, zu wissen was man          wieder „als Folge gesellschaftlicher
   von Menschen und Gruppen.“ (poli-        nicht will. Man solle schon wissen,     Problemsituationen das Politische

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Spiel - Theater Verband Tirol
MIT SPITZER Feder

betrachtet“ (s.o. K. Rohe, 1994)        Geschlechterfragen in unterschiedli-    ter Österreich), Parma (EU-Projekt)
und so den Umgang mit Arbeits-          chen Facetten (2016, 2017, 2018),       und Linz (Participatory Arts Panel)
suchenden beim AMS (2000), dem          der Nachhaltigkeit (2014, 2016) eine    zu präsentieren sowie mit einem
„Sozialstaatsvolksbegehren“ (2001),     Bühne gegeben. Aufführungen gab         Beitrag im Band „Kultur und Politik“
der Frage der Gleichberechtigung        es u.a. in Landeck, Reutte, Breiten-    des Politologen Peter Filzmaier.
und Chancengleichheit (2007), dem       wang, Imst, Silz, Telfs, Völs, Inns-
Jugendwohl (2007), der Fragwür-         bruck, Schwaz, Hall, Wörgl, Ebbs,       Und natürlich verstehen wir uns, wie
digkeit von Heldenverehrung (2009       Kufstein, St. Johann, Kitzbühel,        hoffentlich jedes Theater, als Versuch
ff.), der Integration (immer wieder),   Stumm, Lienz und Sillian.               „das dem Menschen angeborene
dem Asylwesen (2015), der Rolle                                                 Streben nach dem Leben in der Ge-
der Frau in der Kirche (2014), dem      Den größten Meilenstein politischen     meinschaft mit Freunden“ zu beför-
Thema „Zivilcourage“ (2012, 2013),      Theaters setzte die Forumtheater-       dern. Auch das ist Politik. Wir stre-
dem Umgang mit vertriebenen jüdi-       Produktion „Mach mit! Es geht um        ben nicht nach Macht, aber nichts
schen MitbürgerInnen (2012, 2013),      uns!“ Sie führte in Form eines Le-      machen können wir auch nicht. Wir
der Situation ehemaliger Heimkinder     gislativen Theaterprozesses direkt      kämpfen mit den Mitteln des Thea-
(2016, 2017), dem Problem des Kli-      zur Mitwirkung am neuen Tiroler         ters für eine gerechte Ordnung und
mawandels (seit 2015), den Rech-        Teilhabegesetz das mit 1. Juli 2018     manchmal auch für ein gerechtes
ten von Menschen mit Behinderung,       in Kraft trat. Das Projekt wurde als    Chaos. Schließlich ist Theater ein
Lernschwierigkeiten oder psychi-        bislang einziges Theaterprojekt mit     Teil der Gesamtheit aller „Aktivitäten
schen Erkrankungen (2016, 2017),        dem Österreichischen Verwaltungs-       zur Vorbereitung und zur Herstellung
dem Thema „neue Armut“ (2010),          preis ausgezeichnet. Ebenso erhielt     gesamtgesellschaftlich verbindlicher
Substanzmittelmissbrauch          und   es den Österreichischen Inklusions-     und/oder am Gemeinwohl orientier-
Suchtfragen (seit 2000), dem För-       preis/Bundesland Tirol. Internationa-   ter und der ganzen Gesellschaft zu-
derwesen im Kulturbereich (2009),       le und nationale Beachtung erfuhr       gute kommender Entscheidungen“.
generell der „Demokratie auf Tirole-    es, indem dazu eingeladen wurde,        Punkt.
risch“ (2011), der Privatisierung des   es in Berlin (Creativ Bureaucracy
Wassers (2018), dem Thema „(see-        Festival), Wien (SOB Schule für So-     Armin Staffler
lische) Obdachlosigkeit“ (2007), der    zialberufe), Graz (ARGE Forumthea-

                                                                                                      Foto: spectAct

                                                                                                 darstellendes spiel | 7
Spiel - Theater Verband Tirol
Mit rosaroter brille

                     Foto: Privat
                                                                                             Irmi Bibermann, Mitbegründerin

                                                                                                                             „
                                                                                             des Vereins „spectAct“ und des
                                            Interview mit                                    Theaterpädagogiklehrganges, so-
                                                                                             wie Vorstandsmitglied und Fachbe-
                                          Irmi Bibermann                                     reichsleiterin für Theaterpädagogik
                                                                                             im Theaterverband Tirol.

   Die Anfänge:                                  Augusto Boal mit seinem Forumtheater        tiger war, das am eigenen Leib erfahren
   Das Kind Irmgard beobachtet und erlebt        und Ann Dargies in Darmstadt, bei der       zu haben.“
   Menschen in der eigenen Umwelt im Zil-        sie mehrere Jahre in die Lehre gegan-       „Ich bin keine Theaterregisseurin im
   lertal zum Teil als „verhaltenskreativ‘ und   gen ist, eine Theater-Clown-Ausbildung      klassischen Sinne, ich bin Theater-
   ahmt sie nach – zur Freude der Großfa-        absolviert und choreographisches Thea-      pädagogin.“
   milie. Die Schülerin in der Hauptschule       ter erlebt, mitgemacht hat. Ann Dargies     Die Lehrerin Irmgard Bibermann arbeitet
   und Gymnasium imitiert das Verhalten          wird Referentin in verschiedenen Kur-       seit 1995 am BG /BRG/Wiku für Berufs-
   vieler LehrerInnen in kleinen satirischen     sen der Theaterpädagogik-Lehrgänge,         tätige, Innsbruck mit den Fächern La-
   Stücken, so zugespitzt und witzig, dass       die Irmgard Bibermann in Innsbruck          tein, Geschichte, Italienisch, Sozialkun-
   die, die von ihr nicht auf Korn genom-        ins Leben ruft. „Sie ist meine wichtigste   de/politische Bildung und Darstellendes
   men werden, beleidigt sind. Das Thea-         Lehrerin, kann ich sagen, und natürlich     Spiel. Mit einer Gruppe von SchülerIn-
   tererweckungs-Erlebnis bereiten ihr zwei      Boal, was den Zugang zu politischem,        nen und LehrerInnen inszeniert sie in der
   Inszenierungen (beide vor 1986) im Inns-      sozialem Theater betrifft, aber auch im     Unverbindlichen Übung Darstellendes
   brucker Kellertheater: ‚Kalldewey, Farce‘     Theater Transit machen sie sehr viele       Spiel kleine Texte wie Gedichte, Mär-
   mit Barbara Weber und ‚Ödipus‘ mit            politische Stücke.“                         chen, Zeitungstexte; größere Stücke wie
   Johannes Nikolussi. Den sieht sie jetzt       Pina Bauschs Tanztheater, Ariane            ‚Picknick im Felde‘ von Fernando Arra-
   noch vor sich.                                Mnouschkin mit ihrem ‚Théâtre du Sol-       bal bringt sie transformiert auf die Büh-
   Ansonsten ist sie an Theaterautoren und       eil‘ sowie das Theater ‚Daktylus‘ in Ber-   ne, zugespitzt auf Eigenes, auf das We-
   professionellem Theater bis heute weni-       lin mit der Entwicklung des dokumenta-      sentliche, das sie zeigen, erzählen will.
   ger interessiert als an den Inszenierun-      rischen Formats des ‚Theater-Feature‘       Immer nützt sie Stücke wie auch Zeitun-
   gen engagierter Laien, an Kinder- und         beeinflussen sie. „Da wird viel Origi-      gen, um „Eigenes“ darzustellen, sicht-
   Jugendtheater.                                nalmaterial verwendet, seien es Bilder,     bar zu machen. Zeitungstexte liebt sie
   Vorbilder, Lehrerinnen und Lehrer:            seien es Videos, seien es Gegenstän-        besonders: Man lasse die ZuhörerInnen
   In den 1990er Jahren bringt Lisa Kolb         de und eben auch Originaldokumen-           die Augen schließen, einen Zeitungstext
   sie mit einem Forumtheater-Workshop           te. Wie beim Feature recherchierst du       möglichst neutral vorlesen, und „es er-
   im Rahmen ihrer Gestaltpädagogik-Aus-         ganz genau und dann legst du deinen         öffnen sich Räume, Schauplätze, Sze-
   bildung zum Selbst-Theater-Machen.            Fokus darauf, was will ich denn, das da     nen und Bilder“.
   Von ihr lernt sie, Gedanken und Ideen         mit meinem Material erzählt wird“. Stü-     Ein Theaterstück, so wie es geschrieben
   in einer Weise auszudrücken, die ihr          cke von Marcel Cremer, dem Begrün-          ist, inszeniert sie nur einmal: ‚Die Kuh zu
   angemessen sind. Damals, in diesem            der des Agora-Theaters beeindrucken         Pflunds‘ zu Ehren und zum Gaudi ihres
   Workshop, begreift sie, dass es um ein        sie wegen des biografischen Ansatzes.       Direktors Gerhard Brandhofer, der es
   Anliegen gehen muss, eine Frage, eine         „Der hat in Belgien mit Laien und Profis    geschrieben hat.
   Verunsicherung, die man mit anderen           Stücke gemacht, die aus Laien heraus-
   teilen kann.                                  gewachsen sind“ und aus England Pam         Geschichte(n) auf die Bühne brin-
   Auch die weiteren großen Lehrmeister          Schweitzers Erinnerungstheater ‚Age         gen heißt „Erzählen im ästhetischen
   sind keine Autoren, sondern kreative          Exchange‘: „Mit denen habe ich mich         Raum“:
   und engagierte Theatermenschen wie            sehr beschäftigt. Aber wie gesagt, wich-    Irmgard Bibermanns Ziel, die Vermitt-

   8 | darstellendes spiel
Spiel - Theater Verband Tirol
Mit rosaroter brille

lung von Sozial- und Zeitgeschichte mit        die Themen gelegt und es beginnt wie-         wird etwas fassbar, das nicht so leicht
ästhetischen Mitteln, erreicht sie vor allem   der eine Phase der „Schürfarbeit“, wie        erkennbar wird, wenn ich einen Text
mit zwei großen Inszenierungen 2011 und        Irmgard die Beschäftigung mit der ei-         über dasselbe Thema lese.
2013: „Alte Heimat/Neue Heimat“ zur Ver-       genen Biografie nennt. Dann kommen            Das ist die künstlerische Arbeit, die
treibung von jüdischen Familien aus Inns-      die Originaltexte hinzu und alles andere,     kreative Arbeit.
bruck sowie 2015 und 2016: „Jetzt wird         was das Stück zu einem Stück macht:           Politisches Theater muss irritieren, po-
geredet“, biografisches Theater zur Aufar-     die Kostüme, die Requisiten, die Mu-          litisches Theater muss Schmerzpunkte
beitung der Tiroler Heimgeschichte.            sik, das choreografische Sprechen und         treffen, seien es emotionale oder seien
Beide Inszenierungen erforderten lange         Spielen. Wenn aus dramaturgischen             es gedankliche Schmerzpunkte. Ich
und intensive Vorarbeiten: Recherchen,         Gründen Textpassagen gekürzt werden           muss mir das jetzt anschauen. Das
Interviews mit Betroffenen, Sichten von        müssen, ist das schwer, weil sich die         heißt nicht, dass da ein Zeigefinger
und Auswahl aus Hunderten Seiten von           SpielerInnen in ihre Figur verlieben (und     in der Luft hängen soll, dann ist es
Originalmaterial, teilweise Videos - alles     das tun sie immer) und „keinen Satz her-      schlecht, und es soll auch nicht der
dokumentarisches Material.                     geben wollen“.                                Vorwurf in der Luft hängen; das wäre
Beide Projekte werden von Stadt, Land          Bibermanns Credo:                             auch schlecht, und es darf kein Pa-
und Bund subventioniert und gehen über         „Ich würde schon sagen, politisches           thos geben. Das sind die drei Haupt-
das, was eine übliche Produktion benötigt,     Theater per definitionem hat einen ganz       feinde von politischem Theater. Oder
weit hinaus. Die Gruppe, mit der sie ‚Alte     klaren Fokus, will vermitteln, will aufklä-   was politisches Theater auch nicht
Heimat/Neue Heimat“ erarbeitet, nennt          ren, will aufrütteln, will in meinem Fall,    sein darf, dass ich danach eine Stun-
sich nun ‚nachtACTiv‘; sie setzt sich zu-      wenn ich jetzt an ‚Alte Heimat/Neue           de Erklärung brauche. Das ist ja die
sammen aus Studierenden und Absolven-          Heimat‘ oder an ‚Jetzt wird geredet‘ mit      Kraft des Theaters, dass ich erfassen
tInnen ihrer Schule, TeilnehmerInnen aus       der Heimerziehung denke, dann ist es          und begreifen kann - schon Theater
dem aktuellen und aus früheren Theater-        darum gegangen, Geschichte auf die            selber, Drama heißt Handlung - über
pädagogik-Lehrgängen und anderen Per-          Bühne zu bringen, dann ist es darum           die physische oder verbale Handlung
sonen, die sich für die Produktion bei ihr     gegangen, zu zeigen, wie fühlt sich das       verstehe, worum es geht, auch wenn
melden. Irmgard Bibermann hat zu Pro-          an, wenn man ein jüdisches Kind oder          ich verständnislos zurückbleibe.“
jektbeginn alle Proben- und Aufführungs-       jüdischer Jugendlicher war Ende der           Ausblick:
termine fixiert und es müssen sich alle für    1930er Jahre in Innsbruck. Das Anliegen       Zur Zeit ist noch nichts Konkretes ge-
diese verpflichten, ein Probetagebuch füh-     ist einfach, Geschichte zu vermitteln.        plant, Irmgard Bibermann könnte sich
ren und aufschreiben, was als Spielmate-       Und trotzdem, ganz klar, das ist eine         aber vorstellen, dass sie zum Beispiel
rial für die Szenen in ihren „Theaterkoffer“   fiktive Form, auch wenn es streckenwei-       ‚Die Schutzbefohlenen‘ von Elfriede
kommt.                                         se dokumentarisches Theater ist. Und          Jelinek plus Zeitungstexte zum Aus-
Die SchauspielerInnen stellen sich gro-        wenn Originalmaterialien verwendet und        gang nimmt für ein Stück über die so-
ßen Herausforderungen: Sie müssen sich         Originalzitate und die Interviews eins zu     ziale Kälte in unserer Zeit, in der man
zuerst mit der eigenen Erfahrung, den          eins auf die Bühne kommen und durch           judenfreundlich sein kann und gleich-
eigenen Erlebnissen auseinander setzen         die Auslassungen Zuspitzungen entste-         zeitig Rechtsextreme unterstützt und
und in Workshops erarbeiten. Sie müs-          hen und durch den dramaturgischen             rechte Burschenschaften in der Re-
sen bereit sein, auch Schmerzliches und        Bogen, dann ist das eben eine Ästhe-          gierung hat. Wenn sie die Zeitung auf-
Schreckliches mit anderen in künstlerisch-     tisierung von Ereignissen und von Ge-         schlägt, denkt sie: „Ich muss was tun,
kreativen Prozessen zu teilen und in einer     schichte. Mein Ansatz ist: Ich zeig euch      ich muss was tun.“
künstlerischen Form zu präsentieren. Sie       das jetzt, erzähl euch das jetzt auf der
aktivieren in den Übungen ihr Körperge-        Bühne mit meinen Mitteln, ich lass einen
dächtnis. Wem das zu hart wird, der kann       Raum im Raum entstehen und durch die          Das Interview führte Almud Magis.
nach den ersten beiden Workshops noch          ästhetischen Mittel, durch Gestik, Mimik,
aussteigen.                                    Raumgänge, Musik, Kostüme, Bühnen-
Nach den Workshops wird der Fokus auf          bild entsteht die Verdichtung. Plötzlich

                                                                                                            darstellendes spiel | 9
Spiel - Theater Verband Tirol
Mit rosaroter brille

                   „Spielen, was ist, verändert die Welt!“

                                                        Irmi Bibermann zum 20. Geburtstag
                                                          des Theaterpädagogiklehrgangs

                                                        methodischer und sozialer Kompetenz. Die von
                                                        Augusto Boal entwickelten Theaterformen spielen
                                                        eine zentrale Rolle im Ausbildungskonzept.
                                                        spectACT – „Kind“ des ersten Lehrgangs:
                                                        Veranstalter sind das Haus der Begegnung, spec-
                                                        tACT und der Theater Verband Tirol. Im Frühjahr
                                                        2000 gründeten einige TeilnehmerInnen des ers-
                                                        ten Lehrgangs die Arbeitsgemeinschaft spec-
                                                        tACT, die ein paar Jahre später in einen Verein
                                                        umgewandelt wurde. Der Name spectACT steht
                                                        für einen wesentlichen Aspekt des Theaters der
                                                        Unterdrückten. Das Publikum in dieser Thea-
    Foto: Privat                                        terform wird zum Mitdenken, Mitreden und im

   D
                                                        Forumtheater auch zum Mitspielen eingeladen.
                  as Projekt startete im Herbst 1998    Die Zuschauenden sind nicht nur „spectators“,
                  mit 18 TeilnehmerInnen. Es war der    sondern auch „actors“, also „spectACTors“.
                  erste Theaterpädagogiklehrgang in     Engagierte Theaterleute:
                  Westösterreich und überhaupt einer    AbsolventInnen der Lehrgänge engagieren sich
   der ersten österreichweit. Im Oktober 2018 feier-    auf vielen Gebieten: Sie sind ExpertInnen im Be-
   ten die Mitglieder der siebten Lehrgangsgruppe       reich des politischen und sozialen Theaters, grün-
   den Abschluss ihrer Ausbildung.                      deten Theatergruppen und -akademien, leiten
   Ziele und Inhalte des Lehrgangs:                     Seminare, leisten engagierte Arbeit in Schule, So-
   „Spielen, was ist, verändert die Welt!“, so lautet   zial- und Freizeitpädagogik, Therapie- und Bera-
   das inhaltliche, wie methodische Motto des Lehr-     tungseinrichtungen und im Amateurtheater.
   gangs. Im Mittelpunkt stehen daher Konzepte und      Nach dem langjährigen Brecht-Mitarbeiter Peter
   Methoden, nach denen Menschen ihre eigenen           Palitzsch muss Theater den Willen haben, die Welt
   Alltagserfahrungen, Erlebnisse und Geschichten       zu verändern. Die 142 LehrgangsabsolventInnen
   in Szene setzen und auf die Bühne bringen. The-      tragen seit 1998 zur Verbreitung von theaterpäd-
   ater wird als eine Art Probebühne angesehen, auf     agogischen Methoden in vielen Lebensbereichen
   der Handlungsvarianten für den Alltag durchge-       bei und verändern die Welt spielend, „millimeter-
   spielt werden können. Im Kunst- und Spielraum        weise, aber doch“.
   Theater eröffnet sich so ein Experimentierfeld für
   die Entfaltung und Entwicklung von persönlicher,     Irmgard Bibermann

   10 | darstellendes spiel
Nah & fern

       Foto: egon a. prantl
                                                                                           Egon A. Prantl, Schriftstel-
                                                                                           ler im Allgemeinen, Dra-
                                          Interview                                        matiker im Speziellen. Seit

                                                                                                              „
                                                                                           Jahrzehnten im Geschäft
                                     mit Egon A. Prantl                                    und unbeugsam! Seine
                                                                                           Werke heißen: toquälen,
                                                                                           Terror, Obduktion Titus A.,
                                                                                           Gunmen ´s Dawn.

Als wir beschlossen haben, eine Ausgabe des „Darstellendes Spiel“ mit Augenmerk auf die politische Dimension
des Theaters zu widmen, überlegten wir, wen wir wohl dazu befragen könnten. Natürlich einen alten Haudegen.
Seit Stephane Hessel sind ja die altvorderen Kämpfer gegen Unrecht wieder aktiv geworden. Und das zu Recht.
Sie haben was zu erzählen. Man sollte ihnen zuhören. Einer, dem man ebenfalls immer wieder zuhören sollte, ist
Egon A. Prantl. Ein Dinosaurier. Ein Unverwüstlicher. Er ist wohl der radikalste Dramatiker, den wir hier haben. Sei-
ne Stücke sind Metzgereien der Volksseele. Kaum auszuhalten. Sie ziehen uns in die eigenen Untiefen. Aber ist es
ein wenig still geworden um ihn. Zeit für ein kleines Ausrufezeichen. Bei Cola und Krapfen lassen wir es losgehen.
Hallo Egon! Was ist an deinen            Die Politik sieht, dass Theater ein       30%, dass du soviel Bier in dich hi-
Stücken politisch?                       Luxus ist, war es immer, aber man         neinschüttest, damit du das über-
Jeder Text, der halbwegs was taugt,      muss bereit sein, sich diesen Luxus       haupt aushaltest. Das einzige was
ist doch politisch, oder? Wenn man       zu leisten. Und man muss das The-         rausschaut ist, dass sie am Don-
was verändern will, muss man was         ater dann autonom machen lassen.          nerstag von der Annasäule durch die
tun, um den Menschen vielleicht          Schau dich um. Das ist doch ein           Gegend marschieren, wie bei einem
eine andere Sichtweise zu zeigen.        Witz gerade.                              Huttlerumzug, und glauben, dass sei
Und wenn ein oder zwei dann darü-                                                  eine Revolution. Ich frag mich, wo
ber nachdenken, ist das schon jede       Warum wählst du apokalytische             ich umgeh.
Menge. Aber es wird immer weniger.       Titel und Themen, wie „totquä-
Es wird ja nur mehr unterhalten. Das     len“ oder „Terror“?                       Und die Künsler?
ist ja ein Plunder.                      Ich möchte den Menschen, die ins          Es ist doch niemand mehr da, der
                                         Theater kommen, zeigen, wo sie            das richtig angeht. Wenn ich an
Soll man wieder vermehrt politi-         eigentlich umgehen. Die meisten           Qualtinger denke, Ringl oder Bern-
sches Theater macht?                     kapieren nicht, in welcher Zeit sie le-   hard. Oder Turrini mit der Alpensaga,
Die westlichen Länder, alle eigent-      ben. Jedem ist wurscht, dass sie ei-      aber jetzt ist da gar nix mehr. Oder
lich, haben es inzwischen ja soweit      gentlich alle am Rande des Vulkans        Werner Schwab, Wolfgang Bauer!
gebracht, dass aus den sogenann-         wandeln. Das muss ihnen doch wer
ten Demokratien Oligarchien ge-          sagen, oder? Also setz ich sie in den     Gibt’s von dir was Neues?
macht wurden. Demokratie gibt’s ja       Vulkan hinein und lass sie herauspuz-     „Gunmen ´s dawn“, eine Killer-
keine mehr. Wer das behauptet, ist       zeln, vielleicht kommt einer oder zwei    geschichte, zu sehen dann beim
total gschodert. 95% der Menschen        heraus. Es ist doch jeder für eine wie    nächsten Dramatikerfestival!
arbeiten für 5%, das ist überall so.     auch immer geartete Revolution zu
Die Frage ist die, ob dich die 5%        faul. Ich versteh das eigentlich nicht.   Danke Egon A. Prantl für das Ge-
noch politisches Theater machen          Da wird dir nichts zum Leben gelas-       spräch.
lassen. Die Spielpläne sprechen eine     sen! Es gehen doch 70% des Ein-           Sein Hörspiel „Schande.Blut.Krieg“
eindeutige Sprache.                      kommens allein fürs Wohnen drauf,         kann man zum Hörspiel des Jahres
                                         da braucht man dann die anderen           auf oe1.orf.at wählen.

                                                                                                 darstellendes spiel | 11
Nah & FERN

             theatergruppe                                 So ein Theater!
             Brg innsbruck
                                                         Eine kleine Theater-
               innsBruck                                 gruppe mit großen
                  stadt                                     Ansprüchen.

E
            ine bunt zusammen-        Hilfe von Doris Plörer von Young-    wohl doch besser eignet.
            gewürfelte Gruppe aus     Acting haben wir bis jetzt (noch)
            verschiedenen Klas-       kein Stück aufgeben müssen.          zusammengefasst:
            sen mit unterschied-                                           Anfangs herrscht das pure Chaos.
lichsten Eigenschaften, Talenten      Gewöhnlich beginnt das Jahr bei      Hat sich dieses Chaos erst mal ge-
und Vorstellungen findet sich jeden   uns damit, ein Stück, das allen      legt, müssen Bühnenbilder gestal-
Mittwoch-Nachmittag unter der         zusagt, zu suchen und Filmmate-      tet, Requisiten ausgewählt, Kos-
leitung von Frau Professor Daniela    rial dazu anzuschauen, um eine       tüme gemacht und die passende
Rief im BRG Innsbruck zusammen,       grobe Idee zu bekommen, was          Musik auf eine Disk gebrannt wer-
um einer gemeinsamen leiden-          daraus werden soll. Dann macht       den. Oft haben wir damit Schwie-
schaft nachzugehen: dem Schau-        sich eine kleinere Gruppe, die       rigkeiten, da wir genaue Vorstel-
spielern.                             meist aus den „Oldies“ besteht,      lungen haben und es uns ärgert,
                                      daran, einen Text zu schreiben,      wenn sich etwas nicht so verwirkli-
Schon seit Jahren steckt unsere       der unseren meist anachronisti-      chen lässt, wie wir es gerne hätten.
Theatergruppe viel leidenschaft       schen Vorstellungen entspricht.      Dann machen wir oft Gebrauch
und Zeit in aufwendige Theaterstü-    Allerdings kann sich das auch        von dem krativen Köpfchen unse-
cke. In den letzten beiden Jahren     als sehr schwierig herausstellen.    rer lieben Frau Professor.
führten wir beispielsweise „Odys-     So verbringen wir sehr, sehr vie-
seus“ und die „Nibelungensage“        le Stunden damit, um ein gutes       Gegen Ende des Schuljahres ist al-
auf. Asterix eroberte in unserem      Skript zu liefern. Sobald wir dies   lerdings aus einem holprigen Text
Mediensaal auch schon Rom, nur,       geschafft haben, beginnen, nach      ein ansehnliches Theaterstück ge-
dass die Gallier durch waschechte     einem kleinen Rollencasting, die     worden, das wir vor ausgewähl-
Tiroler ersetzt wurden. Viele Stun-   ersten Proben. Sie sind meist        ten Klassen am Vormittag und am
den wurde geprobt, Kostüme aus        noch sehr ungenau und dienen         Abend öffentlich mit einem gewis-
unserem Theaterfundus gesucht,        größtenteils der Ideen- und Ver-     sen Stolz aufführen. Danach kann
Requisiten arrangiert und so weiter   besserungsvorschläge-Samm-           auch unsere Frau Professor wieder
und so fort. Egal, wie knapp es ge-   lung. Außerdem werden öfter          ruhig schlafen.
gen Ende wirkte, dank der Gene-       auch Rollen gewechselt, weil sich
ralprobe und einer professionellen    ein/e anderer/e Schauspieler/in      Obwohl wir keine Profis sind und

12 | darstellendes SPIEl
Nah & fern

 Berichte aus den Bezirken
wenig Erfahrung haben, sind wir am
Ende doch immer stolz auf unsere
Leistung und unser Ergebnis, wor-
über sich mitunter sämtliche Omas
und Opas freuen.

Dieses Jahr steht die „Piefke-Saga“
auf dem Programm. Ein Einser-
Sessellift, Schneekanonen, Kletter-
ausrüstung sowie zahlreiche Dirndln
und Lederhosen, Schischuhe und
Schi warten schon auf ihren Ein-
satz...

Carmen Scheier und
Lena Hallbrucker, 5a                  Foto: BRG Innsbruck

                                                            darstellendes spiel | 13
Nah & FERN

                diemonopol

               innsBruck
                  stadt

gegenüber dem westbahnhof, versteckt im
stöckl-gebäude (egger-Lienz-straße 20) hinter
dem eurospar, wird seit 2004 passioniert theater
gespielt und produziert. das theater diemonopol
ist ein besonderer raum für die freie szene inns-
bruck. im zentrum der arbeit steht experimentel-
les arbeiten und das zusammenbringen von ver-
schiedensten kunstformen.
                                                                                       Portrait                      ei
                                                                             transdisziplinären                      Th

Z
            uletzt stattete Granba-     können voneinander lernen”, meint    Radio Freirad. Granbacher sieht dies
            cher „Herr mit Sonnen-      Granbacher. Dabei werden weder       auch metaphorisch: „Wir beleben die
            brille”, ein zeitgenössi-   Kosten noch Mühen gescheut.          künstlerischen Zwischenräume. Es
            sches Theaterstück der      Das eindrucksvolle Bühnenbild der    geht uns genau um die Räume zwi-
österreichischen Autorin Gerhild        letzten Produktion steht noch im     schen den verschiedenen Kunstfor-
Steinbuch, im diemonopol aus.           Raum: drei schräge Holzrahmen,       men. Diese zu kombinieren und neue
Unter der Regie von Peter lorenz        die auf Rollen komplett verschieb-   Schnittpunkte und -flächen zu finden
spielte das Ensemble an laiendar-       bar sind. Gemeinsam mit dem Re-      ist unsere Aufgabe.” Dieses transdis-
stellern des Generationentheaters       gisseur baute Granbacher selbst      ziplinäre Arbeiten, wo Künstler*Innen
diesen anspruchsvollen Text. Das        alle Bühnenteile in Nachtschichten   aus verschieden Sparten gemeinsam
Generationentheater führt jeweils       zwischen den Probentagen, denn       die Grenzen ihrer Disziplinen über-
zwei Stücke pro Jahr auf, und auch      auch im Prozess des Bauens wur-      schreiten, steht im Zentrum der Ar-
dort wird experimentiert und sehr       de noch gemeinsam ausprobiert        beit von diemonopol. Es werden un-
intensiv gearbeitet. Professionelle     und verfeinert.                      ter anderem Theater, Musik, bildende
Regieteams werden engagiert, um                                              Kunst, Tanz und zeitgenössische Per-
die Texte auf hohem Niveau auf die      Das Theater teilt das Haus mit an-   formance kombiniert.
Bühne zu bringen. „Das Generati-        deren Kunstbetrieben. Es befindet
onentheater ist ein Teil unserer Ar-    sich in einem Zwischenraum: dar-     Zweimal im Jahr lädt Granbacher
beit hier, aber ich sehe auch das       unter Bandproberäume, wo einige      zum Kellerfest im Theater ein. Die
als labor: Die Welten von Profis        bekannte Innsbrucker Bands ein-      Bands des Hauses spielen Konzerte,
und laien treffen aufeinander, alle     und ausgehen und darüber das         während er gemeinsam mit anderen

14 | darstellendes SPIEl
Nah & fern

                                                                      „Der Raum ist konzipiert als transdiszi-
                                                                      plinäres Theaterlabor, um neues zu ent-
                                                                      wickeln”, betont Nikolaus Granbacher,
                NIKOLAUS GRANBACHER
                                                                      Gründer und Leiter der Kulturwerkstätte.
                                                                      Er selbst kam als bildender Künstler zum
                                                                      Theater und ist seit einigen Jahren auch
                                                                      als Bühnenbildner tätig. In Zusammen-
                                                                      arbeit mit Georg Skrenek von Alto Beat
                                                                      Drums entwickelte er im diemonopol das
                                                                      Konzept „Art & Drums”. Die Ausstellung
                                                                      mit Konzerten und Performances von 18
                                            Foto: diemonopol
                                                                      verschiedenen Künstlern wurde bereits
                                                                      mehrmals in Innsbruck und Wien gezeigt.

ait   eines
en    Theater Labors
       Künstlern Mal-Aktionen veranstal-        dem Zusammenspiel von Staub          kunst, Lichtdesign und Performance,
       tet. Bei der letzten Veranstaltung       und den von Spiegelsplittern re-     Theater und Skulptur, Musik und bil-
       im Oktober spielten zum Beispiel         flektiertem Licht auf. Dazu wurde    dender Kunst stellen den Fokus des
       „Giant Anteater” und „Dreimalum-         eigens eine Bühne mit integrierten   Theaters dar. So sind auch schon
       alpha”, während Granbacher ge-           Mikrofonen konstruiert, die durch    weitere Veranstaltungen, Experimen-
       meinsam mit Axl Litschke auf hin-        die Bewegungen wie ein Instru-       te mit neuen Formen und Formaten
       terleuchteter Folie malte. Ein voller    ment bespielt wird und dadurch       wo künstlerische Risiken eingegan-
       Erfolg, bei dem verschiedenste Ziel-     Klanglandschaften        entstehen   gen werden können, für die nächsten
       gruppen angesprochen und zusam-          lässt. Die Grenzen zwischen Licht-   Monate in Vorbereitung. Zum Beispiel
       mengebracht werden. Das Theater          design, Choreografie und Sound-      findet zu Silvester ein musikalischer
       ist mittlerweile auch perfekt für alle   design verschwimmen dabei kom-       Theaterabend des Generationenthe-
       möglichen Situationen ausgestat-         plett. „Alleine den ganzen Staub     aters und Anfang Jänner ein perfor-
       tet. Mit einer vielseitigen Licht- und   im Raum im Griff zu behalten war     matives Konzert von „gut-hörbarer”
       Tonanlage, Projektoren sowie voller      eine Herausforderung”, reflektiert   zeitgenössischer Musik unter dem
       Bandausstattung sieht man sich für       Granbacher: „Aber so ein enges       Titel „Happy New Ears” (u.a. spielt
       jede Herausforderung gewappnet.          Zusammenarbeiten von Experten        Christian Spitzenstaetter spielt Wer-
                                                aller Bereiche ist einfach fantas-   ner Pirchner und John Cage) statt.
       Im September feierte dort zum Bei-       tisch.”
       spiel die Solo-Performance TIME
       DUST von Peter Lorenz Österreich-        Genau solche Zwischenräume
       Premiere. Die Choreografie baut auf      zwischen Choreografie und Klang-

                                                                                                   darstellendes spiel | 15
Nah & FERN

               theaterverein
                 Leisach

                 osttiroL

 Vom „Alte Leisacher
   Hirtenspiel“ bis zu
  „Der dalkerte Bua“
  - ein breites Spek-
         trum!
von innsbruck aus ist es immer ein weiter weg
nach osttirol, was umgekehrt natürlich auch gilt.
deshalb freue ich mich immer, von unseren ost-
tiroler theaterfreunden zu hören. die „Leisacher“
stellen sich vor:

d
              er      Theaterverein    entschloss man sich in der Ad-      zum Einsatz. Unsere Theaterstü-
              leisach wurde im         ventzeit desselben Jahres noch      cke wurden neben dem leisa-
              Mai 1975 gegrün-         das Stück „Irrwege des Herzens/     cher Theatersaal auch im Nordti-
              det, bis zu diesem       Die Schuld der Agnes Kettler“ zur   roler Weerberg, in lavant, in St.
Zeitpunkt spielte man in leisach       Aufführung zu bringen.              Veit/Defreggen und in St. Jakob/
unter dem „Schutz der Musik“           Somit wurden bis zum Jahre          Defreggen, sowie bei der Osttirol
Theater.                               2018 ganze 38 Stücke gespielt,      Messe aufgeführt. Ein besonde-
Der Gründungsvorstand stellte          zusätzlich studierten Mitglieder    rer Stolz des Vereins ist der Be-
sich wie folgt zusammen: Ob-           des Vereins in Zusammenarbeit       sitz des „Alten leisacher Hirten-
mann: Werner Müller, Spielleiter:      mit den Kindern der VS leisach      spiels“, welches in den Jahren
Walter Jenul, Schriftführerin: Ma-     den Einakter „Das kleine Danke-     1984 (inkl. ORF Tirol Aufnahme
ria leitner, Kassier: Viktor Monit-    schön“ und einen Sketcheabend       von Dr. Norbert Hölzl) und 1993
zer.                                   ein.                                zur Aufführung gebracht wurde.
Das 1. Stück „Der dalkerte Bua“        In den vergangenen 43 Jahren
wurde ein großer Erfolg und so         kamen 78 laienschauspieler          Seit 2007 hat Otto lobenwein

16 | darstellendes SPIEl
Nah & fern

                                               Foto: TV Leisach

                                                                                Wilhelm
                                                                                Köhler
                                                                                Verlag
                                                                               NEUE ADRESSE:
                                                                                 D-81825 München
                                                                                 Rauschbergstr. 3a,
                                                                             Tel.: 0049/89/3605489-0
                                                                             Telefax 0049/89/3615196
                                                                             wilhelm-koehler-verlag.de

                                                                            Volksstücke, Komödien,
                                                                             Lustspiele, Schwänke
                                                                                  und Boulevard
die Funktion des Spielleiters inne.                                               in Dialekt und
                                      wirbt, der stirbt“ gleich vier neue
Lobenwein hat die „Lustspiel Ära“     junge Schauspieltalente ihr Thea-            Hochdeutsch
gestartet. Sein Vorgänger Gabriel     terdebüt.
Egger hatte sich mehr auf erns-       Die Kameradschaft wird im Verein        Bräutigam, Kaspari,
tere Stücke konzentriert. Wal-
ter Jenul, der den Verein stark
                                      groß geschrieben, so werden im-
                                      mer wieder Ausflüge oder sons-
                                                                             Kling, Landstorfer, Lex
aufgebaut hat, brachte Lustiges
und Ernstes auf die Bühne. Die
                                      tige Aktivitäten unternommen,            Pfaus, Pohl, Santl,
                                      auch Besuche von Aufführungen
Zuseher zum Lachen bzw. Nach-         anderer Bühnen in Ost- und Süd-            Schaurer, Vitus
denken zu bringen, versteht man       tirol sind Fixpunkte im Vereinsle-
als Auftrag des Publikums an die      ben.
                                                                               Wallner, Willinger
Theaterspieler.
Auf den Nachwuchs legt Otto Lo-
                                                                                      u.v.m.
benwein großen Wert, so hatten                                                 suche auch unter:
beim heurigen Stück „Wer nicht
                                                                                 theatertexte.de
                                                                            theaterverbandtirol.at
                                                                                  darstellendes spiel | 17
Nah & FERN

               theaterrunde
                schwoich
                                                            Eine rührige,
                                                         neugierige Theater-
                 kuFstein
                                                         runde im Unterland

die theaterrunde schwoich ist eine gesellige, engagierte truppe. sie nimmt die angebote vom-
theater verband tirol gerne wahr. ich durfte am grillhof schon einige schwoicher kennen und
schätzen lernen - ein verein der sich dadurch öffnet und vor allem vernetzt.

d
             ie     Theaterrunde     tümlichen Komödien angetan und          Im Frühjahr wird das Hauptstück
             Schwoich      feierte   so wurden bis 2003 ausnahmslos          gespielt; zur Weihnachtszeit wird
             2017 Ihr 30jähriges     Stücke aus diesem Genre aufge-          seit 2008 auch immer ein Einakter
             Bestehen; der Ver-      führt.                                  für die Besucher von
ein wurde im Jahre 1987 gegrün-      Im Jahre 2004 traute man es             „Zommkemma im Advent“
det und hatte seine ursprüngli-      sich dann auch zu, sich auf erns-       zum Besten gegeben. Die Erträge
chen Wurzeln in der landjugend.      te literatur einzulassen. Sandra        aus dieser Veranstaltung werden
Der Verein startete gleich mit ei-   Brugger inszenierte unter Mithilfe      vorwiegend an karitative Instituti-
nem „Klassiker“ ins Theaterleben     von Markus Plattner Felix Mitte-        onen gespendet.
und unter der Regie von Helga        rers „Sibirien“, und diese wahrlich
Payr wurden die „3 Dorfheiligen!“    nicht leichte Kost wurde - nicht        Die Theaterrunde zählt derzeit 49
zum Besten gegeben.                  zuletzt wegen des grandiosen            Mitglieder und neben den Aktivi-
                                     Sebastian Ritzer - ein voller Erfolg.   täten auf den „Brettern, die die
Die Dorfgemeinschaft dankte es                                               Welt bedeuten“ wird vor allem
dem Verein mit entsprechendem        Es waren aber auch gerade die           beim sommerlichen Theatergrillen
regen Besuch und die „Theate-        Boulevardkomödien „Die Nacht            und bei Ausflügen die Gemein-
ringer“ merkten sofort, dass in      der Nächte“ und „Hier sind Sie          schaft gepflegt und gefördert. So
Schwoich nun auch dieses kultu-      richtig“ absolute Publikumser-          waren die Mitglieder um Obmann
relle Vakuum geschlossen wurde.      folge und es zeigte sich, das die       Martin Heis nicht nur in Österreich
Dem Verein und seinen Mitglie-       Akteure auch in diesem Genre be-        triebig; die Reiserouten erstre-
dern hatten es gerade die volks-     stehen können.                          cken sich von Hamburg bis in die

18 | darstellendes SPIEl
Nah & fern

                                                                                                            Foto: TR Schwoich

Toskana (Jubiläumsausflug).                  STV zurück. Sie hinterlässt eine                tiviert und freuen sich schon auf
Und im Feber 2019 wird erstmals              große Lücke, die sehr schwer zu                 die Premiere am 27.04.2019.
zum „Theaterball“ im MZW-Saal                schließen sein wird. Beim Spiel
geladen!                                     auf der Bühne wird sie uns aber
                                             weiter tatkräftig unterstützen.
Bei den Neuwahlen 2017 wurde
der Obmann mit seinem Team                   2019 steht das Stück „Aphro-
bestätigt; die seit der Vereinsgrün-         dites Zimmer“ unter der Regie
dung im Ausschuss tätige Rosa                Martina Standl auf dem Plan
Brugger legte ihr Amt als Obfrau-            - und alle Akteure sind voll mo-

                         Im Verlagsprogramm finden Sie 1.400 Stücke unterschiedlichster Genres (Drama, Einakter,
                         Kinder- und Volksstück, Komödie, Lustspiel, ...) es ist sicherlich etwas für Ihre Bühne dabei.
                         NEUE STÜCKE
                         „Männer in der Mausefalle“; Ludwig Skumauz; 5 Akte, 4D, 3H,1 Bild
                         „Geh ma, geh ma“; Johannes Mempör; 2 Akte, 4D, 5H, 1 Bild; innen
                        Subvertrieb
  140 Jahre             Breuninger Verlag, Theaterverlag Arno Boas, Plausus Theaterverlag, Reinehr Verlag
 Bieler Verlag          Downloads der 1. Akte zum Schmökern auf www.bieler.at/verlag@bieler.at oder
  gegr. 1876            0043-699-19249147/Stücksuche auch unter www.theaterverbandtirol.at

                                                                                                            darstellendes spiel | 19
Nah & FERN

                   tulfer
                 dorfbühne
                                                             Tulfer Dorfbühne
                                                              traditionell und
         innsBruck Land                                          innovativ!

  gutes schauspiel hat in tulfes seit über 100 Jahren tradition. dabei überrascht
       nicht nur die vielfältigkeit, sondern auch das oftmals hohe können.

E
            in      Zeitungsartikel   theater am Heisangererhof (Buch       Termin reservieren kann.
            im Jahre 1906 be-         und Regie Ekkehard Schönwiese).       2007 startete die Tulfer Dorfbühne
            weist, dass bereits       Im Jänner 2005 legte Willi Ghetta     mit „Die Geierwally“ zusätzlich zum
            um 1900 in Tulfes er-     nach über 20 Jahren die Obmann-       normalen Theater in eine neue Epo-
folgreich Theater gespielt wurde.     schaft zurück, ihm folgte Gottfried   che – wurde dies doch als Stuben-
Seit 1931 sind Produktionen im        Eller.                                spiel in verschiedenen Gasthäusern
Dorf bekannt, 1932 gab es ein         Dieser führte den Verein nicht nur    erfolgreich aufgeführt. So erfolgreich,
Gastspiel in St. Ulrich am Piller-    erfolgreich weiter, sondern starte-   dass auch 2008 und 2009 einige
see. Pfarrer Gottfried Schöpf ließ    te mit seinem Team eine Reihe von     Vorstellungen (sogar außerhalb Ti-
1952 die Theatertradition nach        Neuerungen. Bereits 2006 wurde        rols!) gegeben wurden. Ebenso stan-
dem Krieg wieder aufleben. Nach       mit der Kolpingbühne Aschau in        den im Herbst 2007 wieder neue
einer „Pause“ in den 70er-Jahren      Bayern eine Partnerschaft ge-         Sketchabende auf dem Programm
wurde 1984 die Tulfer Dorfbühne       schlossen, die bis heute anhält       – diesmal komplett mit neuen, noch
gegründet, Obmann war Willi           und aus der auch viele Freund-        nie gespielten Stücken. Es gab auch
Ghetta. Jährlich wurden ein bis       schaften entstanden sind. So ga-      ein Gastspiel der Heimatbühne Na-
zwei Stücke im Vereinshaus zum        ben die Bayern im „Theatermonat       vis, eine Vorpremiere von Tanja Ghet-
Besten gegeben.                       Juni“ ein Gastspiel in Tulfes zum     ta mit ihrem Kabarettprogramm und
Zum 10-jährigen Jubiläum wur-         Besten. Ebenso wurden erstmalig       eine Aufführung des Figurentheaters
den 1994 die „Räuber am Glo-          neben dem „normalen Programm“         Tupilak.
ckenhof“ (Buch und Regie Rolf         abendfüllende Sketchabende auf-       Dieses intensive Programm setzte
Parton) als Freilichtspiel am Ori-    geführt. Auch gibt es seit diesem     sich in den Folgejahren fort, auch
ginalschauplatz aufgeführt und        Jahr nicht nur die Homepage der       gab es einige Auslandsgastspiele
waren mit                             Tulfer Dorfbühne, sondern auch        bei der bayerischen Partnerbühne.
über 9.000 Besuchern die erfolg-      das Reservierungssystem übers         Namhafte Regisseure – allen voran
reichste Produktion.                  Internet, bei welchem sich der Be-    Pepi Grießer – formten aus Theater-
2004 folgte zum 20jährigen Ju-        sucher seinen                         neulingen „gestandene“ Schauspie-
biläum „’s Geadele“ als Freilicht-    Wunschplatz anklicken und den         ler.

20 | darstellendes SPIEl
Nah & fern

                                                                                  Foto:Tulfer DB

Hauptsächlich werden „Bauernstü-         ebenfalls im In- und Ausland an den      Bild oben:
cke“ sehr erfolgreich aufgeführt, aber   verschiedensten – meist ausver-          „Der keusche Lebemann“;
auch in Boulevardkomödien zeigt          kauften – Stationen seine faszinie-      Karin Lechner,
das Ensemble sein Talent.                rende Wirkung nicht verfehlte.           Hannes Angerer,
2014 wurde zum 30-Jahr-Jubiläum          Die Tulfer Dorfbühne ist stolz darauf,   Martina Kirchmair,
der „Brandner Kaspar“ als Freilicht-     mit über 46 eigenen Produktionen in      Vanessa Markart,
spiel produziert. Die neugeschriebe-     den letzten 34 Jahren zehntausen-        Theresa Wegscheider
ne Fassung von Ekkehard Schönwie-        de Zuschauer begeistert zu haben.
se erfreute sich trotz des schlechten    Mehr Infos gibt es im Internet unter
Sommers großer Beliebtheit.              www.dorfbuehne.at
Und im heurigen Jahr stand neben
„Der keusche Lebemann“ wiederum
ein Stubenspiel auf dem Programm,
nämlich „’s Almröserl“ (Buch und Re-
gie Ekkehard Schönwiese), welches

                                                                                             darstellendes spiel | 21
Foto:TS Walchsee

a
              nlässlich der 100-Jahr-   lungen wegen eines Krankheitsfalls
              Feier des TVB Walch-      ausfallen, da es bei einer Dorfbühne
              see wurde der Thea-       halt einfach keine Zweitbesetzung
              terstadl Walchsee im      gibt. Der Walchseer Theaterstadl
Jahre 1995 gegründet. Ziel war          besteht aus ca. 20 aktiven Mitglie-
und ist es, das kulturelle Angebot in   dern, und der Kern eines jeden Ver-
Walchsee zu bereichern, und so ha-      eins ist der Vorstand. Seit 2006 ist
ben Einheimische und Gäste schon        Johann Salvenmoser der Obmann,
viele unterhaltsame Abende erlebt.      und sein aktuelles Team setzt sich
Das Echo aus der Bevölkerung an-        zusammen aus: Franz Tendl Ob-
lässlich der Entstehung war damals      mann-Stellvertreter, Christine Gru-
sehr groß und zahlreiche Dinge wie      ber, Kassierin, Manuela Fellner,
Kleidung, Möbel, Accessoire usw.        Schriftführerin und Thomas Altvater
wurden dem Verein zur Verfügung         als Funktionär. Sie sind alle Schau-
gestellt. Das allererste Theaterstück   spieler mit voller leidenschaft und
wurde 1996 aufgeführt und zwar          gewiss jeder Aufgabe und Heraus-
„Hochsaison im Gästezimmer“ von         forderung gewachsen.
Ernst Schlüter. Seit dem Tag der        Seit 2002 führt Hilde Balatka aus
Gründung sind bis heute noch zwei       Kufstein Regie. Mit ihrer Mischung
Spieler ein fixer Bestandteil auf der   aus Strenge und Humor holt sie aus
Bühne. Jahr für Jahr wird ein lust-     jedem einzelnen Spieler das Beste
spiel geprobt und aufgeführt. In den    heraus. Viele fleißige Helfer sorgen
22 Jahren mussten nur zwei Vorstel-     dafür, dass jedes Jahr dem Publi-
Nah & FERN

                                                                theaterstadl
                                                                  walchsee

                                                                 kuFstein

                                                 Theaterbegeisterung
                                                   mit sozialer Ader

kum ein tolles Stück geboten wer-
den kann. Ein besonderes Highlight
ist die Gratisnachmittagsvorstel-
lung für die Pensionistenverbände,
Altenwohnheime und lebenshilfen
in der Umgebung. Dies ist dann im-
mer ein würdiger Saisonabschluss
für das ganze Theaterteam.
Im Walchseer Dorfleben ist der The-
aterverein nicht nur für seine Ge-
selligkeit und den Zusammenhalt
bekannt, sondern auch für das En-
gagement und die Hilfsbereitschaft.
Immer wieder mal werden Geldbe-
träge für soziale Zwecke in der ei-
genen Gemeinde und der näheren        Foto:TS Walchsee
Umgebung gespendet. Theaterbe-
suche von anderen Bühnen gehö-        „die drei eisbären“: Manfred kronbichler, thomas altvater,
ren natürlich auch zum Bestandteil    Johann salvenmoser
des Vereins und am Ende einer
jeden Spielsaison darf ein Ausflug
mit den Spielern und Helfern nicht
fehlen.

                                                                               darstellendes SPIEl | 23
DIES & das

                                 DIES & DAS
                 Was sich so rundherum noch tut & tat!

                                 Kolpingbühne Hall produziert ein Buch
    die mond-
   scheinprin-                    zum Stück und das 70ste Märchen!
      zessin
                                Im Jahr 2018 präsentiert die Kolpingbühne ihr siebzigstes
       Buch & Stück             Märchen – „Die Mondscheinprinzessin“ – geschrieben und
       Kolping Hall             inszeniert von Priska Zimmermann.

                                                D
                                                              ie Hexe ist in den    komponiert und vertont.
                                                              Teufel    verliebt,
                                                              der die Tochter       Und - noch erstaunlicher:
                                                              des Müllers liebt,
                                                die so wunderbar kochen und         Anlässlich des 70. Märchenju-
                                                backen kann, sodass auch der        biläums entstand zur Theater-
                                                Wassergeist ganz hin und weg        produktion ein Märchenbuch
                                                von ihr ist und sehen muss,         „Die Mondscheinprinzessin“.
                                                dass der eitle Graf ebenfalls       Der Text stammt von Priska
                                                von der Müllerstochter ver-         Zimmermann und Hannah
                                                zückt ist, während die nur Au-      Kanz, Hannah Kanz hat die
                                                gen für den einen Burschen          Illustrationen angefertigt und
                                                hat, der auf der Suche nach         das Layout gestaltet.
                                                seiner Prinzessin ist.
                                                Das sind die turbulenten Ver-       Es handelt sich dabei bereits
                                                strickungen in „Die Mond-           um das zweite Kinderbuch,
                                                scheinprinzessin“.                  das von der Kolpingbühne he-
                                                                                    rausgegeben wird. Das erste
                                                Das Bemerkenswerte dabei            ist anlässlich der Uraufführung
                                                ist, dass die Haller einen ei-      des Stücks „Der Zauberdia-
                                                genen Komponisten haben.            mant“ im Jahr 1992 erschie-
                                                Die Musik und die Liebeslieder      nen.
                           Foto: Samuel Pfohl   wurden von Johannes Arnold
                                                eigens für die Kolpingbühne
 Posidius (Gregor Gostner) &
 Luzefix (Florian Margreiter)

24 | darstellendes spiel
DIES & das

           KULTUR WÄCHST NACH - EIN RÜCKBLICK

                                             Foto: Christian Wind   Das Festival, das
                                                                    am 16. Juni im Bei-
                                                                    sein von Schirm-          kultur
                                                                    herrin Dr. Bea-           wächst
                                                                    te Palfrader und            nach
                                                                    der    Kulturstadt-
                                                                    rätin der Stadt
                                                                                          110 Veranstaltungen
                                                                                               in 9 Tagen
                                                                    Innsbruck, Uschi
                                                                    Schwarzl, mit der
                                                                    phantasievollen
                                                                                        wurde, hat sich ganz und
                                                                    Produktion „Peer
                                                                                        gar dem jungen Publikum
                                                                    Gynt“ im ORF-Lan-
                                                                                        verschrieben.
 Team Kultur wächst nach                                            desstudio eröffnet

M
                   it einem unglaub-        unkonventionellen. Es wurde in Feu-    Es ist etwas in Bewegung geraten.
                   lich vielfältigen Pro-   erwehrhäusern getanzt, auf Bahn-       Man spürte die Freude, dabei zu
                   gramm, das von           höfen gerappt, in Museen gelesen,      sein, und die mancherorts anfängli-
                   Theater, Konzerten       an Flüssen gespielt und im Zirkus-     che Skepsis wich der Begeisterung
und Lesungen über Workshops,                zelt zur Revolution der Tiere aufge-   und Frage nach dem nächsten Mal.
Tanz und Pantomime alles beinhal-           rufen. Es wurden neue Kulturräume      Die Begeisterung soll andauern. Des-
tete, versorgte „KULTUR WÄCHST              erschlossen und egal, wo das Festi-
                                                                                   halb will man das Festival in den Tiro-
NACH“ in dichtbespielten neun Ta-           val halt machte, die Aufnahme durch
                                                                                   ler Kultursommer aufnehmen und in
gen die Jugend Tirols. Es war Kultur        die Verantwortlichen vor Ort konnte
                                                                                   Zukunft alle zwei Jahre veranstalten.
zum Anschauen, Erleben, Staunen             herzlicher nicht sein.
und Mitmachen. Neben professio-
nellem Theater gab es auch Theater                                                               Foto: Christian Wind
von Kindern für Kinder. Damit konn-            „Die Feuerwehrs“; Szene
te laut Festivalleiterin Bernadette            Waldviertel und IYASA
Abendstein die Vielfalt von Theater
zum Ausdruck gebracht werden:
„Das Festival zeigte auf wunderbare
Weise, was Theater alles kann“, sagt
Abendstein. Die Idee des Festivals
geht auf die Initiative von Landesrätin
Dr. Beate Palfrader zurück, die ganz
Tirol in das Festival eingebunden ha-
ben wollte. Und so ging „KULTUR
WÄCHST NACH“ auf 57 Spielstät-
ten in 37 Gemeinden über die Büh-
ne – auf klassischen, aber auch auf

                                                                                                  darstellendes spiel | 25
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