Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...

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Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
2/ 2021

  Im Blickpunkt:
  Außergewöhnliche Frauen
  Denkanstoß zum Welttag
  der Hauswirtschaft
  Digitales Lernen und Lehren
  in Corona-Zeiten

                    Zeitschrift des Deutschen Evangelischen Frauenbundes,
                    Landesverband Bayern e.V.
www.def-bayern.de                                                           april 2021 / def aktuell 1
Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
Monatslosung Mai 2021 :

     Öffne deinen Mund für den Stummen,
     für das Recht aller Schwachen! Spr 31,8 (E)

     inhalt
       4 Des Erinnerns wert: Lieselotte Nold
       5 Neues aus dem Bundesverband
       5 DEF-Landesverband Bayern:
     		 Neuer Verwaltungsrat
      6 Stabwechsel am Kufsteiner Platz in München
      6 Neues vom Haus für Mutter und Kind
      7 Interview mit Kristina Frasch:
                                                           Löscheinsatz im MuKi in der Frühlingsstraße

     		 Der DEF Schweinfurt war für uns da!
      9 Gespräch mit Unternehmerinnen                 21 Ein Hanseat geht von Bord
     		 zum Equal PayDay
                                                      		 – Interview mit Dr. Michael Schröder
     10 Online-Vorträge zu berühmten Frauen           23 Digitales Lernen und Lehren in der
     11 Hinweise: zur EPV-Ausstellung „Rebellinnen“   		 Corona-Krise - Studientag in Bayreuth
     		 und zur DEF-Landesverbandstagung 2021
                                                      24 Online-Veranstaltungen zu
     12 Aus der Praxis: Ansbach, Nördlingen,          		 Mediennutzung und Verbraucherschutz
     13 Aus der Praxis: Aschaffenburg                 25 Kleines Lexikon Medienbegriffe
     14 Büchertipps von Rosmarie Koch                 		 von A bis Z – Teil 5
     15 Büchertipps von Marianne Jauernig-Revier      26 Andacht: Christ sein in der Welt,
                                                      		 nicht gegen sie!
     16   Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft
     17   Lebensmittelverderb erkennen
                                                      27 Antrag auf Mitgliedschaft / Impressum
     18   Gesunde und nachhaltige Ernährung
     19   Neuberufung von Prüfungsausschüssen
     20   Informationen aus der Verbraucherzentrale

        Redaktionsschluss für die Ausgabe 3/2021      Foto auf der Titelseite:
        (Juli bis September): 22. Mai 2021            Quelle: AdobeStock_89557786

2 def aktuell / april 2021                                                                               www.def-bayern.de
Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

   editorial
   Liebe Leserinnen und Leser,
   beim Aufräumen, was man in dieser Zeit so tut, fiel
   mir eine Dokumentation der Jahrestagung 2014 der
   Evangelischen Arbeitsgemeinschaft Familie (eaf ) mit
   dem Titel „Her mit dem schönen Leben. Gutes Leben
   für Familien“ in die Hände.
   In dieser Zeit möchten wir alle gerne rufen: „Her mit
                                                              Aber auch jede/r Einzelne von uns kann/muss ihr/
   dem Impfstoff“ - „Her mit dem schönen Leben!“, da-
                                                              sein Verhalten infrage stellen lassen und ihren/sei-
   mit wir wieder frei atmen können. Denn von einem
                                                              nen ökologischen Fußabdruck betrachten und dann
   schönen, geschweige, einem guten Leben können
                                                              die Folgerungen daraus ziehen.
   wir im Moment nicht wirklich reden. Eigentlich ist
   das Leben im Moment nur schwierig. Gerade für              Und was erwarte ich mir im privaten Leben? Ganz si-
   Familien, die Kinder in verschiedenen Altersstufen         cher viele Begegnungen mit Familie und Freunden.
   haben, die im Home-Schooling betreut werden müs-           Endlich wieder live Kultur erleben dürfen, ins Theater
   sen, kleinere Kinder, die keine Kindertagesstätte be-      und ins Konzert gehen zu können und vielleicht eine
   suchen dürfen, Eltern, die zuhause arbeiten müssen,        Ausstellung im Museum oder einer Kunstgalerie zu
   und das alles noch in beengten Wohnverhältnissen,          besuchen, oder mit Freunden ins Restaurant gehen
   mit geringerem Einkommen und nicht immer funk-             und den Biergarten um die Ecke besuchen und stun-
   tionierender Technik. Nach einem Jahr wechselwei-          denlang reden. Kranke und alte Familienangehöri-
   se Lockdown zu Lockerungen, Testen und jetzt viel-         ge und Freunde ohne Einschränkungen besuchen
   leicht doch endlich impfen. Die A-H-A Regeln sind          zu dürfen, das ist das, was uns derzeit fehlt und uns
   uns schon in Fleisch und Blut eingegangen, die Mas-        belastet. Normales Leben bedeutet für mich auch,
   ke gehört selbstverständlich zum Outfit dazu. Und          einfach durch die Stadt zu bummeln, zu flanieren,
   doch fragen wir uns: Wann werden wir geimpft, da-          absichtslos in Geschäften zu stöbern, in einer Buch-
   mit wieder Normalität eintritt?                            handlung das eine oder andere Buch anschauen,
                                                              reinlesen, mitnehmen oder aufs E-Book laden.
   Wobei es eine berechtigte Frage ist: Was ist das nor-
   male Leben? Stellen sich durch die Pandemie nicht          Und doch sind das Luxusprobleme gegenüber der
   andere Aufgaben, als einfach das frühere Leben wie-        Minijobberin, die endlich wieder ihren Verdienst
   der aufzunehmen? Der Klimawandel, die ungerechte           braucht, um die Miete zu bezahlen und nicht mehr
   Weltwirtschaftsordnung, die Menschenrechtsverlet-          auf Hartz IV angewiesen zu sein. Für die Kinder, dass
   zungen haben nicht abgenommen, nur weil wir jetzt          es endlich wieder das kostenlose Mittagessen in der
   mit der Pandemie beschäftigt waren. Im Gegenteil!          Betreuung gibt. Es sind so viele Branchen, die auf-
   Und ist die Pandemie nicht auch ein Ausfluss unseres       atmen werden, wenn die Pandemie unter Kontrolle
   Lebens und Handelns?                                       ist, vom Sieg gegen das Virus werden wir wohl nicht
                                                              sprechen können.
   In einem Jahr mit Bundestagswahlen haben wir die
   Chance unsere Politikerinnen und Poitiker zu befra-        Hoffen wir, dass wir bald die Frage: „Sind Sie schon
   gen, was habt ihr vor, wie wollt ihr diese Fragen re-      geimpft?“ mit „Ja“ beantworten können!
   geln. Wo ist die soziale Marktwirtschaft noch sichtbar     Inge Gehlert, Verwaltungsratsvorsitzende
   und nicht nur der Markt?

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Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
Des Erinnerns wer t
     Liselotte Nold
     (1912 - 1978)

                                                                                                         erkStein
     Vordenkerin einer zeitgenössischen

                                                                                                : Frauenw
     Frauen- und Familienbildung

                                                                                      Bildquelle
     Am Leben lernen, lautete das Lebensmotto von Lise-
     lotte Nold und dazu hatte sie selbst vielfach Gelegen-
     heiten.                                                     In der Nachkriegszeit
                                                                 setzte sich Liselotte Nold mehr und
     Schon als junges Mädchen hatte Liselotte Nold mit
                                                                 mehr für neue Wege in der Erwachsenenbildung ein,
     ihrem Vater theologische Fragen diskutiert. Dieser
                                                                 vor allem für ein Einbeziehen der Menschen in die
     war zunächst Gemeindepfarrer, später Oberkirchen-
                                                                 Entscheidungsprozesse. Ein eigenständiges Urteils-
     rat in München. Ihren Plan Medizin und Psychologie
                                                                 vermögen war ihr wichtig, weg von plakativen und in-
     zu studieren, gab sie auf, als sie unmittelbar nach der
                                                                 doktrinierenden Vorgaben. Mitdenken und Abwägen
     Schulzeit (1931) heiratete. Sie hatte sich in Karl August
                                                                 verschiedener Standpunkte und dann entscheiden, da-
     Nold verliebt, der damals als Vikar beim Vater tätig war
                                                                 bei aber stets offenbleiben, da Wandel in Gesellschaft
     und ebenso wie dieser in der Bekennenden Kirche im
                                                                 und Kirche neue Aspekte ergeben konnten. Mit ande-
     bayerischen Kirchenkampf stand. Die erste Pfarrstelle
                                                                 ren Worten: Schritte ins Offene für Männer und Frauen,
     führte das junge Paar nach Nördlingen, wo Liselotte
                                                                 Väter und Mütter. Auch das ein Anliegen von ihr.
     Nold – wie es damals ganz selbstverständlich war – in
     der Gemeinde mitarbeitete. 1936 folgte Karl August          Große Hoffnungen setzte Liselotte Nold auf die vom
     Nold einem Ruf als Studentenpfarrer nach München.           2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) ausgehende Be-
     Hier führte das Ehepaar ein gastfreies, offenes Haus,       wegung eines Aggiornamento (it.: il giorno – der Tag),
     und Liselotte Nold nahm erstmals sehr bewusst jene          einer Modernisierung und Öffnung im Sinn der Öku-
     Zeitgenossenschaft – den Mitmenschen aus sehr un-           menischen Bewegung. Sie bezog das auch auf den
     terschiedlichem Umfeld – wahr. Diese einschneidende         eigenen Glauben, von dem sie sagte, - hier einen Ge-
     Erkenntnis und die daraus resultierende Zugewandt-          danken des jüdischen Religionsphilosophen Martin
     heit zum Mitmenschen wurde prägend für ihren Le-            Buber aufnehmend –, sie sei „ein Nomade des Glau-
     bensweg. Den Menschen in den Blick nehmen, die              bens.“ Dabei spielte sie gleichzeitig auf ihre Erfahrun-
     Gegenwart wahrnehmen, Entwicklungen aufnehmen               gen in der Ökumene an. Früh war sie hier aktiv, reis-
     und dem Neuen positiv begegnen, Chancen erkennen            te zu den Versammlungen des Ökumenischen Rates
     und das Beste aus Situationen machen, bestimmte             oder Kirchen in verschiedene Länder, auch nach Asien
     fortan ihren Weg.                                           und Afrika, und berichtete anschließend anschaulich
                                                                 darüber. Zur Ökumene meinte sie: „Die Verschieden-
     Bei Kriegsausbruch 1939 wurde Karl August Nold als
                                                                 heiten haben ihren Sinn und ihr Recht, so lange sie
     Feldgeistlicher verpflichtet. Drei Jahre später starb er
                                                                 nicht die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben,
     nach schwerer Erkrankung während des Russlandfeld-
                                                                 in Frage stellen.“
     zugs. Liselotte Nold war gerade einmal 30 Jahre jung.
                                                                 Liselotte Nold arbeitete in zahlreichen Gremien mit
     Wie konnte es weitergehen? Antonie Nopitsch holte
                                                                 und ihr Engagement wurde durch etliche Auszeich-
     die so jung verwitwete Liselotte Nold nach Stein, gab
                                                                 nungen und Ehrungen gewürdigt. So erhielt sie 1970
     ihr damit eine neue Perspektive und verhalf dem Bay-
                                                                 als erste Frau von der Theologischen Fakultät der
     erischen Mütterdienst zu einer ausgezeichneten Mit-
                                                                 Universität München den Ehrendoktortitel. In der Be-
     arbeiterin über viele Jahrzehnte. Neben der Tätigkeit
                                                                 gründung wird auf ihre Vermittlungstätigkeit in Kirche
     im Mütterdienst studierte Liselotte Nold einige Se-
                                                                 und Gesellschaft hingewiesen, „insbesondere auf dem
     mester Theologie, doch ohne mit dem Staatsexamen
                                                                 Gebiet der Erwachsenenbildung“ habe sie neue, kriti-
     abzuschließen. Die praktische Arbeit mit Menschen
                                                                 sche Impulse gegeben.
     lag ihr dringlicher am Herzen.
                                                                 Ihre Arbeit war immer auf Aktivität und gegenwärtige
     Sie war schriftstellerisch begabt und übernahm bald
                                                                 Notwendigkeiten ausgerichtet – weniger auf Rückbe-
     die Arbeit im von Antonie Nopitsch gegründeten
                                                                 sinnung. Zustimmen würde Liselotte Nold mit Sicher-
     Laetare-Verlag. Zahlreiche Beiträge aus ihrer Feder er-
                                                                 heit dem, was der jüdische Gesetzeslehrer Hillel zur
     schienen in den Schriftenreihen „Getroster Tag“, „Wei-
                                                                 Zeit Jesu über mögliche Handlungsspielräume kurz
     terleben“ u.a. Dabei traf sie den richtigen Ton, formu-
                                                                 und bündig formulierte: „Wann – wenn nicht jetzt. Wo
     lierte „einfach, genau, nahe an der Sache, nahe an der
                                                                 – wenn nicht hier. Wer – wenn nicht wir.“
     Erfahrung derer, die sie erreichen wollte“.
                                                                 Halgard Kuhn

4 def aktuell / april 2021                                                                                          www.def-bayern.de
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DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund

                                            Konstituierende Sitzung
                                               des Verwaltungsrats.
                                         Oben (v.l.n.r.): Inge Gehlert,
                                   Katharina Geiger, Rosmarie Koch,
                                             Mitte: Dietlinde Kunad,
                                             Anna Kaib, Sabine Jörk,
                                    Unten: Eva Schmidt, Hannelore
                                           Täufer, Dr. Johanna Beyer

   Informationen
   aus dem Bundesverband
   Nach den abgesagten Mitgliederversammlungen ist
   vor der nächsten (hoffentlich) stattfindenden Mitglie-
   derversammlung!
                                                                          Neue Strukturen mit
   Wir sind hoffnungsfroh und wagen wieder eine Ter-
                                                                          bewährtem Personal
                                                                          Inge Gehlert und
   minierung für eine Präsenzveranstaltung auf Bundes-
   ebene…so wie es andere Vereine und Organisationen
   ebenso für den Sommer oder Herbst geplant haben.
   Auch wenn wir sehr froh und dankbar darüber sind,                      Katharina Geiger in neue
   dass sich Frauen gefunden haben, die die Arbeit des
   Deutschen Evangelischen Frauenbundes gerade in
                                                                          Funktionen gewählt
   dieser schwierigen Zeit weitertragen und unterstüt-                    Im Herbst letzten Jahres gab sich der bayerische
   zen wollen, so haben wir einerseits alle das große                     Landesverband des Deutschen Evangelischen Frau-
   Bedürfnis nach persönlichem Austausch und Begeg-                       enbundes eine neue Satzung mit einer veränderten
   nung, aber auch nach einer Bestätigung unserer Ent-                    Leitungsstruktur. Diese Satzung sieht nun im Wesentli-
   scheidungen und Berufungen in den Vorstand und                         chen die Abkehr vom ehrenamtlichen, voll haftenden
   Vorstandsrat.                                                          Vorstand hin zu einer hauptamtlich tätigen geschäfts-
   Der einzige Termin, den uns das Caritas-Pirckheimer-                   führenden Vorständin und einem ehrenamtlichen
   Haus in Nürnberg im Herbst anbieten konnte, war nun                    Kontrollorgan, dem Verwaltungsrat, vor.
   der 21.Oktober 2021. Wir haben also wieder gebucht                     In seiner konstituierenden Sitzung am 2. März 2021
   und eine “Neuauflage“ der letztjährigen Planung in                     wählte der Verwaltungsrat Inge Gehlert, bisherige
   Angriff genommen.                                                      Landesvorsitzende aus Aschaffenburg, zu seiner Vor-
   Das Prinzip “Hoffnung und Zuversicht“ trägt uns in                     sitzenden und zu deren Stellvertreterin Dr. Johanna
   unserem täglichen Leben als Christinnen über dunk-                     Beyer aus München. Als erste Amtshandlung berief
   le, einsame Stunden hinweg. Die Gemeinschaft und                       der neue Verwaltungsrat Katharina Geiger, seit 1997
   Verbundenheit im Glauben vermögen uns zu stärken                       Geschäftsführerin des DEF-Landesverbandes, ab 1.
   auch in Corona-Tagen.                                                  April 2021 zur Geschäftsführenden Vorständin.
   Briefe, Geburtstagsglückwünsche, Telefongespräche,                     Damit folgt der DEF-Landesverband Bayern einer Ent-
   Spaziergänge, Fototausch, Mailkontakte und virtuelle                   wicklung, die schon viele diakonische Vereine vollzo-
   Sitzungen, Vorträge und Schulungen am PC, gemein-                      gen haben, da die Bereitschaft von Ehrenamtlichen,
   sames Gebet und Andachten... Wir versuchen, mit Ih-                    die vollumfängliche Verantwortung für Personal, Fi-
   nen in Kontakt zu treten oder zu bleiben - auch auf die                nanzen, gesetzliche Vorgaben usw. zu übernehmen,
   Ferne können wir uns nahe bleiben. Ein Versuch ist es                  vielerorts schwindet. Gleichzeitig soll durch diese
   immer wieder wert.                                                     neue Struktur das ehrenamtliche Engagement auf
   Gemeinsam gelingt es besser!                                           der Leitungsebene attraktiv gemacht und die Ehren-
   Bleiben Sie gesund und Gott befohlen!                                  amtlichen entlastet werden. Letztendlich wird aber
   Ihre                                                                   auch die Handlungsfähigkeit der Geschäftsführerin
   Dietlinde Kunad,                                                       gestärkt.
   Bundesvorsitzende                                                      Sie freue sich auf diese neue, aber zumeist vertraute
                                                                          Aufgabe; sie sei aber auch zuversichtlich, dass die Mit-
                                                                          glieder des Verwaltungsrates ihre Möglichkeit der ak-
                                                                          tiven Gestaltung des Verbandes nutzen und weiterhin
                                                                          bei der Umsetzung tatkräftig und persönlich mitwir-
                                                                          ken – ganz nach dem Verbandsmotto: Verantwortung
                                                                          übernehmen für sich und andere, so Katharina Geiger
                                                                          nach ihrer Berufung.

www.def-bayern.de                                                                                            april 2021 / def aktuell 5
Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
Stabwechsel
      nach 30 Jahren
      Sigrid Fernando neue
      Hausmutter am Kufsteiner                                             Die letzten Monate schlafe ich schlecht. Grund dafür sind
      Platz 1 in München                                                   nicht nur der durch Brandstiftung verursachte Brand im
                                                                           Dezember letzten Jahres, sondern im ganz besonderen
                                                                           Maß auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die
                                                                           unsere Einrichtung zunehmend hart treffen.
                                                                             Zunächst das große Entsetzen! Ein Feueralarm
                                                                           schreckte die Bewohnerinnen der Außenwohngruppe
                                                                           der Wohnheime Frühlingstraße mitten in der Nacht
                                                                           auf. Das Feuer brach am 10. Dezember 2020 gegen 23
                                                                           Uhr aus. Den alarmierten Feuerwehren gelang es rasch
                                                                           das Feuer zu löschen. Die etwa 30 Bewohnerinnen
                                                                           verließen zusammen mit ihren Kindern das Gebäude
                                                                           selbstständig. Allerdings erlitten hierbei sechs Perso-
                                                                           nen Rauchgasvergiftungen; sie mussten über Nacht
                                                                           medizinisch in der Klinik versorgt werden.
      Im Corona-bedingten Abstand von 1,5 Metern
      links Erika Lech-Vlasa, rechts Sigrid Fernando vor den Briefkästen     Sofort nach Abschluss der polizeilichen Ermittlung
      der 120 Mieterinnen am Kufsteiner Platz 1 in München                 und der Erfassung des Schadens durch Sachverständige
                                                                           der Versicherung wurde mit der Sanierung begonnen.
      Z   um Jahreswechsel ging im Appartementhaus
          des Deutschen Evangelischen Frauenbundes
      in München eine Ära zu Ende. Nach 30 Jahren wur-
                                                                             Da die bei uns untergebrachten Blockschüler wegen
                                                                           Corona derzeit keinen Schulunterricht haben, konnten
      de Erika Lech-Vlasa in den Ruhestand verbschiedet                    wir die Bewohnerinnen des brandgeschädigten Be-
      und Sigrid Fernando wurde als ihre Nachfolgerin als                  reichs in den für die Blockschüler vorgesehenen Räu-
      Hausmutter begrüßt. Leider konnte Corona-bedingt                     men unterbringen. Mittlerweile sind die Sanierungsar-
      der Abschied und die Begrüßung nicht so stattfin-                    beiten weit fortgeschritten, sodass der Rückzug in die
      den, wie wir es uns alle gewünscht hätten - wir wer-                 ursprünglichen Räume bald erfolgen kann.
      den aber beides im hauseigenen Garten im Sommer                        Einerseits war es Glück für uns, dass die Räume für
      festlich nachholen.                                                  die Blockschüler nicht bewohnt waren und wir die

      N    un wird sich die aus Rheinland-Pfalz kommen-                    vom Brand geschädigten Bewohnerinnen dort in den
           de ausgebildete Hauswirtschaftsleiterin und                     leeren Räumen unterbringen konnten. Andererseits
      Mutter einer erwachsenen Tochter als neue Haus-                      spüren wir die fehlenden Einnahmen der Blockschüler
      mutter um die 120 alleinlebenden Frauen mit niedri-                  derzeit ganz besonders. Eine schlechte Belegung, wie
      gem Einkommen in München kümmern. „In Zukunft                        wir sie derzeit haben, konnten wir bisher immer gut
      möchte ich Ihnen neben all meinen Aufgaben hier                      durch die Einnahmen der Blockschüler ausgleichen.
      im Haus auch verschiedene Angebote für Ihren All-                    Die vielen freien Heimplätze und das Wegbleiben der
      tag machen. Ich freue mich sehr, Sie alle persönlich                 Blockschüler machen sich derzeit finanziell deutlich
      kennenzulernen und Ihre Wünsche und Anregun-                         negativ bemerkbar.
      gen zu erfahren… Für alle, die in dieser kommuni-                      Ein Grund für die vielen freien Plätze in unserem
      kationsarmen Zeit einsam sind – kommen Sie vorbei                    Haus liegt meiner Meinung nach daran, dass wir Co-
      oder rufen Sie mich an!“, so Sigrid Fernando in ihrem                rona-bedingt von den Jugendämtern seit Monaten
      Begrüßungsschreiben an die Mieterinnen.                              so gut wie keine Zuweisungen neuer Bewohnerinnen
      Wir wünschen Erika Lech-Vlasa alles Gute für ihren                   mehr bekommen. Als weiteren Grund vermute ich,
      wohlverdienten Ruhestand und danken ihr von Her-                     dass - ebenfalls Corona-bedingt - weniger Studieren-
      zen für ihr unermüdliches jahrzehntelanges Engage-                   de momentan eine Wohnung suchen (weil das Studi-
      ment. Gleichzeitig wünschen wir Sigrid Fernando ei-                  um meist online absolviert wird). Die Bewohnerinnen
      nen guten Start in diese abwechslungsreiche Arbeit                   unserer Einrichtung, welche schon seit längerem eine
      und freuen uns auf die kommende vertrauensvolle                      günstige Wohnung suchen, werden nun auf dem Woh-
      Zusammenarbeit.                                                      nungsmarkt fündig.

6 def aktuell / april 2021                                                                                           www.def-bayern.de
Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

                                                          Frisch sanie
                                                                       rte
                                                             in der Auß Küche der WG
                                                                         enwohngru
                                                                                   ppe

   Um wieder mehr Zuweisungen zu bekom-                                            er Brandschutztüren und für die Verbes-
   men und um dem aktuellen Trend (weni-                                          serung und Ausarbeitung eines neuen
   ger stationär, mehr ambulant) gegenzu-                                         Brandschutzkonzeptes werden hohe Kos-
   steuern, wollen wir mehrere neue Projekte                                     ten anfallen, die wir investieren müssen
   im Haus starten, wie beispielsweise die                                       und wollen – hier geht es schließlich um
   Wohnform der „Begleiteten Elternschaft“.                                      die Sicherheit unserer Bewohnerinnen,
   Begleitete Elternschaft bietet geistig                                       Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
   behinderten Eltern die Möglichkeit, mit                                        Nach dem Ausscheiden von Herrn Kroll
   professioneller Unterstützung von Fach-                                     Ende Januar wurde die zeitnahe Nachbeset-
   kräften zusammen mit ihren Kindern zu                                       zung seiner Stelle erforderlich. Der Vorstand
   wohnen. Unser Konzept für diese Wohn-                                      berief mich zur neuen Heimleiterin und Re-
   form wurde bereits den Kostenträgern vorgestellt und             nate Rausch-Waidhas zur neuen Pädagogischen Leite-
   mit großem Interesse aufgenommen. Es gäbe bereits                rin (bisher Leitung der Aufnahmegruppe).
   auch schon Interessenten für diese Wohnform. Die fi-
                                                                      Ganz herzlich bedanken möchte ich mich bei mei-
   nale Entscheidung bezüglich der Finanzierung seitens
                                                                    nen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die wieder
   der Kostenträger steht allerdings noch aus.
                                                                    einmal bewiesen haben, dass sie auch in schweren
     Riesig gefreut haben wir uns über die vielen Sach-             Zeiten zusammenhalten und für die Einrichtung aktiv
   spenden (Spielzeug, Kleidung, Haushaltsartikel), die             und engagiert dort mithelfen, wo Not am Mann ist.
   uns Firmen aus Fürth und Zirndorf haben zukommen
                                                                      Keinesfalls unerwähnt lassen möchte ich in diesem
   lassen, nachdem sie vom Brand in unserem Haus er-
                                                                    Zuge auch, dass der bereits in den wohlverdienten
   fahren hatten. Dafür sind wir sehr dankbar.
                                                                    Ruhestand verabschiedete frühere Heimleiter Reiner
     Wir freuen uns auch jetzt noch über jede Geldspen-             Popp seit dem Ausscheiden von Herrn Kroll die Ein-
   de, die wir erhalten; egal wie klein oder groß der Be-           richtung fast täglich ehrenamtlich unterstützt und
   trag ist. Die sanierten Räume werden demnächst                   mich in meine neuen Aufgaben einarbeitet. Herrn
   wieder bezogen und wir wollen es unseren Bewoh-                  Popp, unserem Ruheständler im „Unruhestand“, gilt
   nerinnen auch schön gestalten. Schließlich ist dies ihr          mein ganz besonderer Dank.               Daniela Zimmerer
   Zuhause, ein Rückzugsort, an dem sie sich geborgen
                                                                    PS: Habe ich schon gesagt, dass ich die letzten
   fühlen sollen und dürfen. Auch für den Einbau neu-
                                                                    Monate schlecht schlafe?

   Gemeinsam Gutes tun                                              Gründe waren einerseits der gesundheitliche Zustand
                                                                    meines Vaters und andererseits daraus folgende finan-
   Seit Mitte der 1980er Jahre kamen gut 2,4 Millionen              zielle Schwierigkeiten, für seine Familie zu sorgen und
   russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler aus der ehema-                den Kindern eine gute Bildung zu ermöglichen. Die
   ligen Sowjetunion nach Deutschland. Viele von ih-                Hoffnung auf ein perspektivenreiches Leben für uns
   nen sprachen zwar deutsch, ihnen war aber die neue               Kinder sowie eine gute medizinische und soziale Versor-
   Heimat fremd. Um ihnen den Start und das Leben in                gung für unseren Vater war die größte Motivation, uns
   Deutschland zu erleichtern, kümmern sich staatliche              auf den Weg nach Deutschland zu machen.
   Stellen, aber auch zahlreiche Organisationen um diese            } Frau Frasch, durch die aktuelle Corona-Krise ist
   Menschen, so wie z.B. der Evangelische Frauenbund                das Thema Migration, Flucht und Vertreibung nicht
   Schweinfurt. Katharina Geiger interviewte eine der               mehr so präsent in der öffentlichen Wahrnehmung.
   Neubürgerinnen – Kristina Frasch, deren Familie in               Dennoch ist die Integration von Zugewanderten eine
   Schweinfurt ein neues Zuhause fand.                              dauerhafte und herausfordernde Aufgabe sowohl für
   } Frau Frasch, Sie haben mir erzählt, dass Ihre Fa-              die aufnehmende Gesellschaft als auch für die Betrof-
   milie nicht aus Deutschland stammt. Was hat sie ver-             fenen selber. Wie haben Sie und ihre Familie dies bei
   anlasst, die alte Heimat zu verlassen und sich auf den           Ihrer Ankunft in Schweinfurt selber erlebt? Welche
   Weg nach Deutschland zu machen? Was haben Sie                    Rolle spielte bei der Integration dabei der Evangeli-
   von Deutschland gewusst oder erwartet?                           sche Frauenbund mit seinem Motto „Gemeinsam Gu-
                                                                    tes tun“? Gab es da Generationenunterschiede?
   Ich kam als Spätaussiedlerin mit meiner Familie im Al-
   ter von 13 Jahren nach Deutschland. Die Gründe für               Die typischen Herausforderungen, wie beispielswei-
   die Auswanderung meiner Familie waren damals sehr                se schlechte Sprachkenntnisse, kulturelle Unterschie-
   vielfältig. Ich versuche bei dieser Frage nur die wesentli-      de und fehlende Orientierung in einem neuen Land,
   chen Ursachen zu beleuchten: Die ausschlaggebenden               tragen oft dazu bei, dass die Zugewanderten sehr auf

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Unterstützung von anderen Personen und Hilfsorgani-
     sationen angewiesen sind. Unsere Familie war in die-
     sem Fall auch keine Ausnahme. Für mich, als pubertie-
     rendes Mädchen, war es besonders schwierig, mich in
     der neuen Gesellschaft erfolgreich zu integrieren. Im
     Vergleich zu meinen Eltern, die zusammen mit meiner
     älteren Schwester an einem Sprachkurs teilgenommen
     haben, war ich auf mich allein gestellt und musste ohne    sehr danken. Die herzliche Einladung zum Gottesdienst
     wesentliche Sprachkenntnisse und keinerlei Unterstüt-      von Frau Gröner konnten wir damals nicht ablehnen
     zung in der deutschen Schule mithalten.                    und somit wurden die regelmäßigen Gottesdienstbesu-
     Glücklicherweise wurde meine Familie mit ihren Sorgen      che zum Alltag unserer Familie.
     und Problemen nicht ganz allein gelassen, denn zu un-      } Frau Frasch, viele der Spätaussiedler-Familien
     serer Unterstützung, um sich in der neuen Heimat zu-       sind zwar evangelisch oder katholisch getauft, neh-
     rechtzufinden, kam der Evangelische Frauenbund. Die        men aber kaum am kirchlichen Leben teil. Wie kamen
     engagierte Frau Gröner, die ehemalige zweite Vorsit-       Sie und Ihre Familie dazu, sich im Evangelischen Frau-
     zende des Evangelischen Frauenbundes, kam mehrmals         enbund zu engagieren? Und wie hat es sich entwi-
     wöchentlich in unsere Unterkunft und gab uns Hilfestel-    ckelt, dass Sie dann letztendlich evangelische Religi-
     lungen in Bezug auf alle Fragen zur sprachlichen, beruf-   onspädagogin werden wollen/geworden sind?
     lichen, schulischen und sozialen Integration. Durch ihre
                                                                Wie ich bereits erzählte, spielte Frau Gröner die ent-
     kompetente und sehr herzliche Unterstützung bekam
                                                                scheidende Rolle bei der Integration meiner Familie in
     ich kostenfreie, fächerübergreifende Nachhilfe und
                                                                die evangelische Gemeinde in Schweinfurt. Nach mei-
     fand meine ersten neuen Freunde in der evangelischen
                                                                ner erfolgreichen Integration wurde ich Mitglied des
     Jugendgruppe in Schweinfurt. Meine Eltern dagegen
                                                                Evangelischen Frauenbundes und engagierte mich eh-
     bekamen eine hilfreiche und umfassende Beratung in
                                                                renamtlich bei zahlreichen Bildungsangeboten und ge-
     allen behördlichen Fragen und wurden sehr herzlich in
                                                                nerationsübergreifenden Projekten des Frauenbundes.
     die Gemeinschaft des Evangelischen Frauenbundes in
                                                                Zu meinen Aufgaben gehörte unter anderem zweimal
     Schweinfurt aufgenommen.
                                                                in der Woche Kinder mit Migrationsgeschichte bei ihren
     } Frau Frasch, in der ehemaligen Sowjetunion               Hausaufgaben zu unterstützen und sie zu fördern. Auf-
     und im gesamten Ostblock spielten die christlichen         grund der gleichen Erfahrungen wusste ich ganz genau,
     Kirchen kaum eine Rolle, Religion sei ja das Opium des     was diese Kinder brauchen und mit welchen Problemen
     Volkes, wie es Karl Marx in seiner Religionskritik aus-    ihre Familien zu kämpfen haben.
     drückte. Wie war das in Ihrer Familie? Gab es da Ver-
                                                                Diese wertvolle Tätigkeit half mir neue Kompetenzen
     änderungen in Schweinfurt? Wenn ja, können Sie be-
                                                                zu entwickeln und mein pädagogisches Talent zu ent-
     schreiben welche? Und hat sich daran in Schweinfurt
                                                                decken. Genau diese Erfahrungen beeinflussten mich
     etwas geändert?
                                                                bei meiner zukünftigen Berufsauswahlentscheidung.
     Diese Frage zu beantworten fällt mir teilweise schwer,     Auch bei diesem Abschnitt meines Lebens begleitete
     da ich im Jahr 1993 geboren wurde und von der ehema-       mich Frau Gröner und schrieb einen Empfehlungsbrief
     ligen Zeit der Sowjetunion nur aus Erzählungen meiner      für meine Bewerbung an die Evangelische Hochschule
     Eltern die eigenen Eindrücke machte. Ich kann mich         in Nürnberg. So begann mein spannendes Studium zur
     aber gut erinnern, dass es in meiner Heimatstadt im Ural   Religionspädagogin.
     viele religiöse Menschen gab, die immer sonntags die
     örtliche russisch-orthodoxe Kirche zahlreich besuchten.
                                                                } Frau Frasch, abschließend eine letzte Frage: Wie
                                                                sehen Sie die Zukunft der evangelischen Kirche und
     Außerdem gab es dort eine deutschsprachige evangeli-
                                                                welche Rolle können dabei Vereine wie der Deutsche
     sche Gemeinde, die ihre eigene evang.-luth. Kirche im
                                                                Evangelische Frauenbund spielen?
     Jahr 2001 baute. Auch meine Familie hat uns Kinder
     christlich erzogen. Dabei ist meine Familie eher multi-    Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen darf ich be-
     konfessionell: Meine Mutter wurde damals russisch-or-      haupten, dass sich die christliche Gemeinde sehr positiv
     thodox getauft, mein Vater aufgrund seiner deutschen       auf Integration und Werteentwicklung der Menschen
     Herkunft dagegen evangelisch. Meine Schwester und          mit Migrationsgeschichte auswirken kann. Gerade in
     ich wurden dem Wunsch meines Vaters nach ebenso            der Phase des Ankommens im anderen Land ist die Kir-
     evangelisch getauft. Zu der örtlichen evangelischen Kir-   che ein Wegweiser, welcher als Orientierungshilfe die-
     che in Russland hatten wir damals leider wenig Bezug.      nen kann.
     Dies veränderte sich glücklicherweise nach unserer An-     } Frau Frasch, herzlichen Dank für das Interview
     reise nach Deutschland. Für diese positive Entwicklung     und weiterhin viel Freude mit Ihrem Beruf und in un-
     kann meine Familie dem Evangelischen Frauenbund            serer Kirche.

8 def aktuell / april 2021                                                                                www.def-bayern.de
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DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

 „Die Chefin muss immer
  Bescheid wissen!“
  DEF-Vorsitzende sprach                                         gründung wie oft angeboten die Rentenansprüche
                                                                 auszahlen lassen. „Es hat sich gelohnt!“ schaut sie zu-
  zum Equal Pay Day mit                                          rück. Auch Margit Niedermaier ist in der Firma ange-
                                                                 stellt. Während das jüngere Paar bewusst überlegte,
  zwei Unternehmerinnen                                          wie man im Fall einer Trennung beide absichern könn-
                                                                 te, ohne den Fortbestand des Betriebs zu gefährden,
   „Wir sind die älteste Bäckerei in Rothenburg, seit 1788       war der Gedanke an eine Trennung beim älteren Paar
   in Familienbesitz. Und mit meiner Tochter ist die siebte      undenkbar. „Früher gab’s das nicht. Man überlegt sich
   Generation im Betrieb!“ Anni Hachtel ist stolz auf das        das, und dann bleibt man auch dabei!“
   Geschaffene. Jahrgang 1942, heiratete sie 1966 Bäcker-
   meister Fritz Hachtel. Ihren Mann lernte sie im Gasthof                            Während Anni Hachtel für das Eh-
   Rappen kennen, wo sie arbeitete. Auf ihre neue Aufga-                              renamt keine Zeit fand und spä-
   be in der Bäckerei bereitete sie sich durch Kurse im Ver-                          ter für die Verbandsarbeit schon
   packen und Verkaufen vor und volontierte danach in                                 zu alt war, engagierte sich Margit
   einer anderen Bäckerei. Die Bäckerei Hachtel war im                                Niedermaier sehr intensiv. Nicht
   Krieg total zerstört worden, die Schwiegereltern und                               nur war sie Gemeinderätin, son-
   ihr Mann fingen mit nichts wieder an. Sie beide zusam-                             dern sie war lange Jahre bei den
   men bauten das Geschäft auf. Sie wurden nicht ge-             Unternehmerfrauen im Handwerk aktiv, dort auch die
   schluckt oder von Bäckerei-Ketten kaputtgemacht.              Landesvorsitzende. Fortbildung findet sie für alle Frau-
   Man entschied sich bewusst, keine größere Bäckerei            en sehr wichtig und würde es auch als Rat für jüngere
   mit mehreren Geschäften zu werden. Es ist ein Ge-             Frauen weitergeben. Es sei herausfordernd, 24 Stun-
   schäft mit sechs Angestellten. Er arbeitete in der Back-      den lang immer zusammen zu sein, und für die Arbeit
   stube, sie im Verkauf. „Das muss Hand in Hand gehen.          miteinander sei unbedingtes Vertrauen nötig. Aber ge-
   Wenn er in der Backstube nichts schafft, kann ich vorne       rade die Herausforderung, das gemeinsame Arbeiten,
   nichts verkaufen!“                                            die Firma zu halten und zu entwickeln, das erfüllt doch
                                                                 mit Freude und Stolz. Und: Man hat sich immer was
                        Margit Niedermaier, Jahrgang             zu erzählen! Sich Anschweigen gibt es bei Ehepaaren
                        1967, hat mit ihrem Mann ge-             nicht, die gemeinsam arbeiten.
                        meinsam einen Betrieb für Haus-
                        technik mit inzwischen 30 Ange-          Beide Betriebe können an die nächste Generation
                        stellten aufgebaut. Ursprünglich         übergeben werden und der Wechsel ist wieder eine
                        arbeitete sie als Übersetzerin und       Herausforderung. Bald nach dem Tod ihres Mannes
                        hatte nicht vorgehabt, bei ihrem         übergab Anni Hachtel ihrer Tochter Martina Hachtel-
   Mann einzusteigen. Der Wiedereinstieg in den frühe-           Schuster den Betrieb, die selbst Bäckermeisterin ist. Bei
   ren Beruf war aber durch die Betreuungssituation in           Niedermaiers hat der Sohn den Meister gemacht und
   Hohenpolding bei Freising unmöglich. Kinderbetreu-            arbeitet als Angestellter im Betrieb mit. Der Wechsel ist
   ung gab es erst ab 4 Jahren, und das Ehepaar hat zwei         angedacht, wenn sein Vater 60 wird.
   Kinder. Auch sie arbeitete nicht einfach nur mit, son-                           „Was ist wichtig?“ wollte Inge Geh-
   dern bildete sich zur kaufmännischen Fachwirtin und                              lert von den beiden Unternehme-
   Betriebswirtin (HWK) aus und übernahm die kaufmän-                               rinnen noch wissen. Margit Nieder-
   nische Leitung der Firma.                                                        maier empfiehlt Netzwerke, gerade
   Beide Frauen fanden es sehr wichtig, sich durch Kurse                            auch als Frau in der Firma. Und eine
   und Fortbildungen eine gute Grundlage für ihre Arbeit                            klare Abgrenzung der Bereiche und
   zu verschaffen und auch immer dazuzulernen. „Wenn                                Vertrauen zueinander, denn „Allein
   einer der Angestellten kommt: ‚Sie, ich hätt‘ da mal a        kommen wir nicht weiter! Das ist überlebenswichtig!“
   Frage…‘, dann muss man antworten können. Die Che-             Und Frau Hachtel meinte, wichtig sei die Zufriedenheit.
   fin muss immer Bescheid wissen!“ Wichtig ist auch die         Das heißt auch, nicht immer nach anderen schauen,
   eigenständige Absicherung. Auch Anni Hachtel war              sondern tüchtig sein und dabeibleiben. Beide finden,
   nicht nur mithelfende Familienangehörige, sondern             gemeinsam mit ihrem Mann etwas aufgebaut und ge-
   sie war als Angestellte kranken- und rentenversichert         schaffen zu haben, das sei schön!
   und hatte sich auch nicht in der Phase der Familien-          Bettina Marquis

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Im Blickpunkt: Außergewöhnliche Frauen Denkanstoß zum Welttag der Hauswirtschaft Digitales Lernen und Lehren in Corona-Zeiten - Deutscher ...
Königin Therese und
     Lola Montez – Online-
     Vortrag über die Frauen
     an Ludwigs Seite
     Königin Therese von Bayern, die Gattin König Ludwigs
     I., die Therese von der Theresienwiese, auf der jedes
     Jahr - es sei denn Corona - das Oktoberfest stattfindet,
     und Lola Montez, die bekannte Tänzerin und Geliebte
     des Königs. Man meint sie zu kennen.
     Dass es aber sehr viel Unbekanntes und Wissenswertes
     über beide Frauen gibt, machte Dr. Susanne Pfisterer-
     Haas, Klassische Archäologin und evangelische Deka-
     natsfrauenbeauftragte sowie ausgewiesene Kennerin
     der Geschichte der Protestanten in München und Bay-
     ern, in ihrem von vielen Teilnehmerinnen begeistert
                                                                Ladies first – Deutschland
     verfolgten Doppelporträt beider Frauen deutlich.           und seine First Ladies
     Besonders schillernd ist das Leben der Lola Montez,        Unter diesem Motto faszinierten drei Online-Vorträge
     eigentlich eine Irin, die in Indien aufwuchs und sich      von Dr. Johanna Beyer das Publikum. Die Ehefrauen
     nach einer gescheiterten Ehe als skandalumwitterte         der ersten Bundespräsidenten waren noch aus dem
     spanische Tänzerin ein selbstständiges Leben aufbau-       19. Jahrhundert gebürtig, kinderlos oder als altes
     te. Trotz erheblicher Vorbehalte im Apparat und der        Ehepaar ins Amt gekommen, aber Elly Heuss-Knapp,
     Bevölkerung etablierte sie eine besonders in Briefen       Wilhelmine Lübke und Hilda Heinemann schafften
     gepflegte Beziehung zu Ludwig I. Aber auch ihr wei-        es doch alle, dem Amt, das es gar nicht gibt, einen
     teres Leben in Amerika, wo sie sich als Tänzerin und       eigenen Stempel aufzudrücken. Dem von Elly Heuss-
     Theaterchefin, Vortragende und Autorin ein eigenes         Knapp gegründeten Müttergenesungswerk stehen
     Vermögen aufbaute, bleibt spannend. Aus eigener            noch heute die Frauen der Bundespräsidenten vor.
     Lebenserfahrung vertrat sie emanzipierte Ansichten
                                                                Deutschland wieder in der Welt zu Ansehen zu verhel-
     und war eine sehr moderne Frau, wie Susanne Pfiste-
                                                                fen, soziale Not zu lindern und dabei auch Tabus wie
     rer-Haas aus ihren Schriften zu zeigen verstand.
                                                                bei Rauschgiftsucht (Heinemann) oder Krebs (Scheel)
     Königin Therese wahrte zwar die Tradition und blieb zu     zu brechen, um Betroffenen zu helfen, das waren die
     ihrem Ehemann loyal trotz großer persönlicher Demü-        Anliegen der First Ladies, die zugleich auch Deutsch-
     tigungen. Aber sie wahrte auch die Würde einer Köni-       land etwas Glanz und Glamour verliehen.
     gin gegen alle Zumutungen, blieb der Mittelpunkt der
                                                                Die Frauen der mittleren Generation, bereits im 20. Jh.
     königlichen Familie und tat viel für die Ausübung und
                                                                geboren, verliehen der Position der First Lady weitere
     das Fortkommen ihres protestantischen Glaubens.
                                                                Konturen. Es gab seither Familien mit Kindern in Villa
                                                                Hammerschmidt und Schloss Bellevue, wenn über-
                                                                haupt der Amtssitz der Wohnsitz war. Weiter setzten
                                                                sie und ihre noch moderneren Nachfolgerinnen durch
                                                                die Förderung sozialer Stiftungen Akzente und waren
                                                                und blieben oftmals berufstätig. Den Stiftungen stan-
                                                                den sie öfter auch nach den Amtsperioden ihrer Män-
                                                                ner zur Seite.
                                                                Das Amt entwickelt sich, die Frau oder Lebensgefähr-
                                                                tin eines Bundespräsidenten bekommt Büro und ei-
                                                                nen eigenen Stab zur Bewältigung der Aufgaben, und
                                                                vielleicht auch bald einmal ein Gehalt? – Oder es wird
                                                                auch einmal eine Frau die Erste sein: Als Bundespräsi-
                                                                dentin?

10 def aktuell / april 2021                                                                               www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

       Einladung zur Landesverbandstagung
         in Neuendettelsau am 16./17. Juli 2021
  Jüdische Frauen in Deutsch-
  land – gestern und heute:
  ihr Leben, ihr Wirken, ihr Erbe
  Die Landesverbandstagung des Deutschen Evange-
  lischen Frauenbundes in Neuendettelsau will einen
  Beitrag zum deutschen und bayerischen Gedenkjahr
  „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ leisten
  und als Frauenverband das Leben, Wirken und das Erbe
  von jüdischen Frauen in Deutschland untersuchen.
  Am Freitag, 16. Juli, wird es nach Tagungsbeginn um 14        Rebellinnen –
  Uhr und den Grußbotschaften im ersten Teil zunächst
  um die jüdische Geschichte vor allem in den kleineren
                                                                – Frauen, die
  Städten gehen. Angedacht sind Beiträge aus Rothen-
  burg ob der Tauber und Floß in der Oberpfalz. Überall
                                                                die Welt verändert haben
  gehen die Mitglieder der DEF-Ortsverbände auf Spu-            Evangelischer Presseverband plant
  rensuche – Häuser, Baulücken, enteignete ehemals              Ausstellung über besondere Frauen aus
  jüdische Kaufhäuser oder Wohnhäuser, Judenviertel,            dem deutschsprachigen Raum
  Straßennamen, Stolpersteine – viele Spuren jüdischer          Mädchen und Frauen haben in allen Epochen der Zeit
  Geschichte in Deutschland sind zu finden, selbst wo es        die Welt verändert. Manche haben es mit ihren Taten
  erst einmal nicht vermutet wurde. Über diese Spuren-          bis in die Geschichtsbücher geschafft, andere sind in
  suche soll es auch eine Ausstellung im Großen Saal in         Vergessenheit geraten.
  Neuendettelsau geben, in dem die Tagung stattfindet.
  Der Landesverband bittet die Ortsverbände, sich dar-          Mit der Leih-Ausstellung "Rebellinnen – Frauen, die
  an mit Fotos zu beteiligen, und regt an, vielleicht eine      die Welt verändert haben" will der Evangelische Pres-
  Stadtführung, Ausstellung oder Veranstaltung zur lo-          severband für Bayern e.V. (EPV) ihre Errungenschaften
  kalen jüdischen Geschichte zu besuchen oder mitzu-            in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Soziales, Religion,
  gestalten, wenn es die Coronalage wieder erlaubt.             Kultur und Gesellschaft würdigen.
  Im zweiten Teil des Nachmittags wird es ein Gespräch          Frauen wie z.B. die Widerstandskämpferin Sophie
  über das Leben jüdischer Frauen in der gegenwärti-            Scholl (1921-1943), die Reformatorin Argula von
  gen Gesellschaft geben. Gegenseitiges Verständnis             Grumbach (um 1492–um 1554), die Pazifistin Bertha
  wird in den Gesellschaften für christlich-jüdische Zu-        von Suttner (1843–1914), die Sozialarbeiterin Liselotte
  sammenarbeit gepflegt und hat in der evangelischen            Nold (1912–1978), die Musikerin Nina Hagen und die
  Kirche in Bayern eine jahrzehntelange Tradition, doch         Politikerin Angela Merkel werden vorgestellt. Sie wa-
  ist auch neuer Antisemitismus in vielen Städten zu be-        ren alle in ihrer Zeit Rebellinnen: Sie hielten an ihren
  klagen. Wie sieht modernes jüdisches Frauenleben in           Überzeugungen fest, widersetzten sich der Obrigkeit
  Deutschland und Bayern aus?                                   und kämpften für ihre Rechte. Sie verfolgten ihre Ziele
                                                                und standen ein für ein selbstbestimmtes Leben.
  Der Abend des DEF-Studientages ist der Salonkultur
  des 19. Jahrhunderts gewidmet. Die berühmteste Sa-            Bei dieser Ausstellung werden auf Informationstafeln
  lonnière der Zeit ist Rahel Varnhagen, in deren Berli-        die Wegbereiterinnen, die alle aus dem deutschspra-
  ner Salon sich ‚tout le monde‘ traf. Sie begegnet dem         chigen Raum kommen, mit Texten und Illustrationen
  Mittelpunkt des literarischen Zirkels im Münsterland          verschiedener Grafikerinnen vorgestellt. Neben den
  Annette von Droste-Hülshoff und der Komponistin               hochwertigen Alu-Tafeln inklusive Hängevorrichtung
  Fanny Hensel.                                                 umfasst die Ausstellung kostenloses Werbematerial
                                                                sowie ein digitales medienpädagogisches Paket. Die
  Danach werden wir selbst die Geselligkeit und das             Schau, die noch 2021 in den Verleih geht, eignet sich
  Gespräch miteinander suchen – nach der langen                 für Bildungseinrichtungen und Kommunen ebenso
  Coronazeit!                                                   wie für Kirchengemeinden und Museen.
  Der andere Morgen bringt uns nach dem Gottesdienst            Mehr Informationen zur Ausstellung, zu Leih-Konditi-
  zur Mitgliederversammlung zusammen. In neuer For-             onen und Terminen erhalten Sie immer aktuell auf der
  mation werden Landesverband und Ortsverbände                  Website www.ausstellung-leihen.de. Bei Fragen schrei-
  zeigen, wie sie den DEF durch die Krisenzeit und in die       ben Sie gerne eine Mail an die Crossmedia-Abteilung
  Zukunft bringen. Seien Sie dabei!                             des EPV: cme@epv.de.

www.def-bayern.de                                                                                 april 2021 / def aktuell 11
Aus der
                         Praxis                                  vom Ortsverband mit Spenden bedacht wird), an die
                                                                 Herderkirche, das Theater und die bekannte Statue
                                                                 Goethe zusammen mit Schiller vor demselben. Ein-
                                                                 gefügt in den interessanten Vortrag waren Gedichte,
     Ansbach:                                                    vorgetragen von Dr. Hartmann, deren wundervolle
                                                                 Sprache alle einfach genossen.
     Goethe in St. Gumbertus                                     Mögen alle angeregt sein, sich in die Lyrik Goethes zu
     Nach einer kurzen Begrüßung und Dank an alle, die es        vertiefen, vielleicht auch den Osterspaziergang aus
     ermöglicht haben, dass sich der Ortsverband Ansbach         dem Faust wieder einmal zu lesen. „Vom Eise befreit…“
     in der Kirche St. Gumbertus in Ansbach nach dreimo-         Mit einem kleinen Ostergeschenk, das auf jedem Platz
     natiger Karenz (im Dezember waren die Mitglieder            stand, in einem Tütchen versteckt zwei kleine selbst
     dort und feierten zum Abschluss des Veranstaltungs-         gebackene Osterhasen, und einem Wort von Karl Barth
     jahres das Abendmahl miteinander) treffen konnten,          verabschiedeten wir uns in der Hoffnung, dass wir uns
     nahmen die Referentin Herta Hartmann und „Co-               im April wieder in St. Gumbertus treffen können.
     Referent“ Dr. Hartmann unter der Thematik: Johann           Kein Händedruck, sondern ein Lächeln hinter dem
     Wolfgang von Goethe: Leben und Lyrik die Teilneh-           Mund-Nasenschutz war die Abschiedsgeste für die
     merinnen mit auf den Weg zunächst nach Frankfurt            gelungene Begegnung.
     am Main ins Elternhaus Goethe.                              Johanna Stöckel
                                                                 Wer die Osterbotschaft gehört hat, kann nicht mehr
                                                                 mit tragischem Gesicht herumlaufen und die harm-
                                                                 lose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoff-
                                                                 nung hat. (Karl Barth)

                                                                 Aschaffenburg:
                                                                 Der Ortsverband geht online
                                                                 Neue Wege hat der DEF-Ortsverband Aschaffenburg
                                                                 beschritten. Seit Februar werden Veranstaltungen
                                                                 online angeboten. Die Vorsitzende Inge Gehlert hat
                                                                 zudem schon im „Christuskirchen-Interview“ online
     Goethe sollte wie der Vater Jurist werden. Das Studi-       den DEF vorgestellt. (zu sehen auf https://www.def-
     um begann Johann Wolfgang Goethe dann auch in               bayern.de/meldung/wir-wollen-frauen-sichtbar-ma-
     Straßburg und Leipzig. Aber es war ihm zu langweilig,       chen-in-kirche-und-gesellschaft-1). Von ihr sind auch
     hatte er doch Kenntnisse durch seinen Vater reichlich       die nachfolgenden Beiträge über zwei Zoom-Veran-
     erhalten. Er begegnete indessen Herder, Kant, Hegel         staltungen.
     usw. und später dann auch Schiller, ließ sich inspirie-
     ren und versenkte sich in die Literatur, schrieb in allen   Zoom-Veranstaltung zum Weltgebetstag der
     Lebensphasen Gedichte, Gedichte, Gedichte und wur-          Frauen hat gut geklappt
     de auch geprägt durch Begegnungen mit intelligen-           Es hatten sich insgesamt 15 Personen eingewählt,
     ten, schönen Frauen oder auch Naturbeobachtungen.           manche mit Bild, mit und ohne Ton, aber für den ers-
     Diese vielfachen Erlebnisse flossen ein in seine Welt-      ten Versuch war es eine gelungene Veranstaltung.
     Literatur, ebenso die Eindrücke der Reisen nach Italien     Referentin Juliane Hörl hat die Teilnehmerinnen mit-
     – in das Land wo die Zitronen blühn – bis nach Sizilien,    genommen in das Land Vanuatu, zu seinen Menschen
     wo er die griechischen Kultureinflüsse erlebte.             und vor allem den Frauen, die durch den Klimawandel
     In Weimar angekommen, erinnerten sich die Mitglie-          mit großen Problemen zu kämpfen haben. Das Insel-
     der an die wunderbare Reise des Ortsverbandes Ans-          paradies ist durch Wirbelstürme und Starkregen und
     bach, an die Anna Amalia Bibliothek, (die heute noch        dann wieder Dürre bedroht.

12 def aktuell / april 2021                                                                               www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

                                                                Titelbild des Weltgebetstags der Frauen 2021, © Juliette Pita

   Sie erläuterte den interessierten Teilnehmerinnen das
   wunderschöne Motiv für diesen Weltgebetstag, ge-
   schaffen von einer international bekannten Künstle-
   rin, die ganz bescheiden auf einer der Inseln lebt: Eine
   Mutter sitzt auf der traditionellen Matte und beugt
   sich schützend über ihr Kind. Hinter ihr tobt der Wir-
   belsturm und wirbelt Schiffe und Fische durch die
   Luft. Rechts im Hintergrund sieht man das Gräberfeld,
   zur Erinnerung an die Toten, die der Wirbelsturm Pam
   getötet hat. Die Mutter wird ihrerseits beschützt von
   einer Palme, die sich im Wind biegt, aber dem Sturm
   trotzt und standhält. Über den Gräbern geht leuch-
   tend die Sonne auf, als Zeichen der Hoffnung, dass das
   Leben weitergeht.
   Da es in den Innenstadtgemeinden keinen Gottes-
   dienst zum Weltgebetstag gab und somit auch keine
   Kollekte eingesammelt werden konnte, wurde den
   Mitgliedern die Kontonummer des Weltgebetstagsko-
   mitees weitergegeben, damit dennoch für die Arbeit
   gespendet werden kann. Denn der Weltgebetstag der
   Frauen unterstützt Frauenprojekte im jeweiligen Gast-
   land und weltweit, ein aktiver Beitrag zum Frieden

   Online-Vortrag: Resilienz
   Am 11. März 2021 trafen sich 18 Teilnehmerinnen zu
   einer Zoom Veranstaltung zum Thema Resilienz.
   Da wegen Corona noch keine Präsenz-Veranstaltun-             Menschen haben auch einen inneren Kritiker, der das
   gen möglich sind, nutzte der Ortsverband Aschaf-             Selbstwertgefühl schwächt und nur schwer zum Ver-
   fenburg die Möglichkeit, über Zoom zu dieser Vor-            stummen gebracht werden kann. Diese Erfahrungen
   tragsveranstaltung einzuladen. Das Thema Resilienz           aus der Kindheit und Jugend, die nur abwertend wa-
   machte die Mitglieder neugierig, denn der Begriff ist        ren, müssen aufgearbeitet werden, damit ein gesundes
   erst im letzten Jahr richtig ins Bewusstsein gerückt         Selbstbewusstsein entstehen kann. Erfolgserlebnisse
   worden. Jeder spricht über Resilienz, ohne einen ganz        können die Resilienz stärken, und mit jedem Mal kann
   klaren Begriff davon zu haben, was alles dahinter-           man leichter mit schwierigen Situationen umgehen.
   steckt. Die Referentin verglich einen resilienten Men-       Zum Schluss gab sie uns noch fünfzehn Testfragen mit
   schen mit einem Stehaufmännchen. Das lässt sich von          auf den Weg, um unsere eigene Resilienz zu testen.
   den Widrigkeiten des Lebens nicht unterkriegen, es           Hier ein paar Beispiele:
   wackelt, es kippt, aber es richtet sich wieder auf. Wie      • Neige ich dazu, aus einer Mücke einen Elefanten zu
   ein Boxer, der angezählt wird, wieder aufsteht, seine          machen?
   Taktik ändert und weiterkämpft. Resilienz ist keine
                                                                • Bemitleide ich mich oft? (Weil das Leben oder ande-
   angeborene Fähigkeit, sondern kann in jedem Al-
                                                                  re es schlecht mit mir meinen?)
   ter erlernt und geübt werden. Ältere Menschen, die
   schon viel erlebt haben, haben eine größere Resilienz        • Bricht für mich eine Welt zusammen, wenn die Din-
   als junge Menschen, die noch wenig Erfahrung ha-               ge nicht so laufen, wie ich es mir vorgestellt habe?
   ben mit Krisensituationen fertig zu werden. Resilienz        Dankenswerterweise konnten wir das Manuskript er-
   ist also eine wichtige Fähigkeit in Krisensituationen,       halten, sodass wir alles in Ruhe nachlesen und unsere
   kann aber auch im normalen Alltag durchaus hilfreich         eigene Resilienz testen können, damit wir gegebe-
   sein - z.B. ob man sich ärgert, wenn sich jemand an          nenfalls an ihr arbeiten.
   der Supermarktkasse vordrängelt oder die Freundin
   immer zu spät zu einer Verabredung kommt. Manche

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Bücher
                                                        Tipps      von Rosi Koch,
                                                                   Fürth

                                                              Oder diese Geschichte: Ein alter Jude liegt im Sterben
                                                              und verlangt nach dem Pfarrer. Die Familie ist ent-
                                                              setzt. Aber der Alte will keinen Rabbiner sehen, son-
                                                              dern einen katholischen Priester, denn er hat vor, auf
                                                              dem Sterbebett zu konvertieren. Die Familie ist außer
                                                              sich. Du warst doch immer ein guter, gläubiger Jude
                                                              gewesen, sagen sie, warum willst du jetzt übertreten?
                                                              Da sagt der Alte verschmitzt: Es ist doch besser ein goj
                                                              stirbt, als ein Jid!
                                                              Die tragischen Lebensgeschichten der Teilacher wer-
                                                              den immer wieder von solchen Witzen unterbrochen
                                                              und nicht Mitleid heischend erzählt. Man kann beim
     Michel Bergmann:                                         Lesen lachen und weinen. Nebenbei erfährt der Leser
     Die Teilacher                                            auch viel vom jüdischen Leben in der Nachkriegszeit,
                                                              lernt viele jüdische Ausdrücke kennen und gewinnt
     Der erste Band erzählt vom Schicksal fünf jüdischer      einen gewissen Einblick in die Lebensart unserer jüdi-
     Männer im Deutschland der Nachkriegszeit. Sie sind       schen Mitbürger.
     aus Lagern gekommen und oft die einzigen Überle-         Der Autor Michel Bergmann wurde in einem Schwei-
     benden ihrer Familien. Sie hausen in Kellern oder Rui-   zer Internierungslager als Kind jüdischer Eltern ge-
     nen und schlagen sich als Teilacher durch. So wurden     boren und lebt als freier Journalist in Frankfurt. Seine
     die jüdischen Handelsvertreter genannt, die in den       freie, lockere Sprache hat mich fasziniert.
     Dörfern umherreisten und in den Häusern Wäschepa-
     kete verkauften. Früher gab man ja den heiratswilligen   Verlag: dtv, ISBN 978-3-423-14030-0, 10,90 €
     Mädchen Aussteuerpakete bei der Verehelichung mit.       Neben den Teilachern gibt es von Michel Bergmann
     Es ist sehr amüsant zu lesen, wie sie versuchten, mit    noch Taschenbücher mit Geschichten der Familie des
     Überredungskunst und jüdischen Witzen ihre Ware zu       Alfred Kleefeld aus den Sechziger und Neunziger Jah-
     verhökern. Sie sind ständig unterwegs mit allen mög-     ren. Sie sind alle etwas schräg, aber sehr lesenswert.
     lichen Fahrzeugen wie Horch, VW oder Tempo Dreirad.      Zu finden bei dtv.
     Dabei finden sie aber auch die Kraft, wieder an Liebe,
     Nestbau und Zukunft zu glauben.
     Ihre Geschichten erzählen sie dem jungen Alfred Klee-    Machloikes
     feld anlässlich der Beerdigung seines Onkels David.      (Machloikes heißt so viel wie Ärger oder Trabbel)
     Nebenbei erfährt man auch, wie sie die Judenverfol-      Verlag: dtv, ISBN 978-3-423-14214-4, 9,90 €
     gung und das „1000-jährige Reich“ überstanden ha-
     ben. Es sind im Grunde recht traurige Überlebensge-      Herr Klee und Herr Feld
     schichten der fünf Teilacher, aber sie werden immer      Verlag: dtv, ISBN 978-3-423-14359-2, 10,90 €
     wieder von jüdischen Witzen und jüdischer Lebensart
     unterbrochen, sodass die Traurigkeit nie lange anhält.
     Hier eine Kostprobe: Alfred besucht seinen Onkel im
     Altenheim und weist auf einen Stich von Moses mit
     den Gesetzestafeln hin. David zeigt zu dem Bild und
     sagt: Du weißt, warum es zehn Gebote sind? Nein.
     Gott sagte: Ich habe Gebote für euch. Und Moses frag-
     te, was kosten die? Nix, sagte Gott. Okay, dann nehme
     ich zehn!

14 def aktuell / märz
                 april 2016
                       2021                                                                             www.def-bayern.de
DEF Deutscher Evangelischer Frauenbund, Landesverband Bayern e.V.

   Bücher                                                                                  Paul Maar:
   Tipps        von Marianne
                Gast-Gehring,                                                              Wie alles kam
                Schweinfurt
                                                                                           Roman meiner
                           Iris Wolff:                                                     Kindheit
                           Die Unschärfe                                                     Viele von uns kennen „Sams“,

                           der Welt
                                                                                             eine der erfolgreichsten Kin-
                                                                                             derbuchfiguren der letzten
                            Diesmal stelle ich Ihnen einen Ro-                               Jahrzehnte. Wir haben die
                            man vor, der Familienmitglieder                                  „Sams-Bücher“ um Herrn Ta-
                            aus vier Generationen lebendig                                   schenbier unseren Kindern und
                            werden lässt. Erzählt wird von ei-                               Enkeln vorgelesen und sie ge-
                            ner jungen Pfarrersfamilie im Ba-      fielen auch aller Welt so gut, dass man sie in mehr als 30
                            nat, der ehemals von Deutschen         Sprachen übersetzte.
                            besiedelten Region in Rumänien.        Nun ist Sams-Erfinder Paul Maar über achtzig Jahre alt
                            Die Autorin kennt dieses Gebiet        und lässt uns mit seiner Biografie an seiner Kinder- und
   gut, denn dort lebte sie bis zu ihrem achten Lebensjahr,        Jugendzeit teilhaben. Es ist ein bewegtes Leben, von
   ehe ihre Familie 1985 in die Bundesrepublik ausreiste.          dem er erzählt. Schon früh hat er seine Mutter verlo-
   Im Mittelpunkt des Romans steht Samuel, der Anfang              ren und als die verheerenden Bombenangriffe seine
   der 1970er Jahre dort auf dem kleinen Pfarrhof zur Welt         Heimatstadt immer stärker zerstören, entscheidet sich
   kommt. Seine Eltern waren erst vor kurzem in den Ort            seine Stiefmutter, die ihn wie ein Sohn liebt, ihn und
   gezogen und sie werden der ruhende Pol der Gemein-              auch ihre Schwiegermutter zu ihren Eltern aufs Land
   de. Doch die Idylle trügt, denn ein rumänischer Nachbar         mitzunehmen. In dem Dorf geht er zur Schule, er fin-
   bespitzelt sie und so erfährt die Geheimpolizei von den         det Freunde und kann seine Abenteuerlust ausleben.
   ostdeutschen Studenten, die bei der Pfarrersfamilie ihre        Zudem erlebt Paul Maar, wie es sich mit zwei Omas in
   Semesterferien verbrachten. Mit Oz, der schon früh seine        einem Haushalt lebt! Es sind unbeschwerte Jahre in
   Mutter verlor, lebt Samuel eine verlässliche Freundschaft,      diesem Dorf, die geprägt sind von der Liebe der Stief-
   und da ist noch Stana, das slowakisch sprechende Mäd-           mutter und der Großeltern zu dem zarten, jedoch auf-
   chen aus dem Dorf – auch mit ihr verbindet ihn eine Kin-        geweckten Jungen.
   derfreundschaft, die bis ins Erwachsenalter trägt.              Nach Kriegsende kommt sein Vater schwer gezeichnet
   Im Jahr 1989 ändert sich die Welt, da die Spaltung in Ost-      aus der Gefangenschaft. Er möchte seine Familie zurück
   und Westeuropa überwunden werden kann. Samuel und               in die Stadt nehmen und auch sein Malergeschäft will
   sein Freund Oz nutzen die Gelegenheit und durch eine            er wieder auf die Beine stellen. Dafür wünscht er sich
   spektakuläre Flucht erreichen sie den Westen. Samuel            einen kräftigen, zupackenden Sohn. Doch der phanta-
   findet sich schnell zurecht, denn Deutsch ist seine Mut-        siebegabte Junge steckt seinen Kopf lieber in Bücher
   tersprache und durch seine ruhige Art gewinnt er schnell        und so erlebt er seinen Vater zunehmend als feindse-
   die Sympathie der Menschen. Jedoch die vertrauten und           ligen und aggressiven Mann. Die beiden finden nicht
   geliebten Personen, die er in Rumänien zurückließ, zie-         zueinander, doch Halt findet Paul bei seiner Mitschüle-
   hen ihn wieder heim zu den Eltern und seinen Freunden.          rin Nele, die aus einer Künstlerfamilie stammt und spä-
                                                                   ter seine Frau werden wird. Dort wird er angenommen,
   In vielen Geschichten erzählt uns dieser Roman von un-
                                                                   dort bekommt er die Impulse, die ihm den Weg in sein
   terschiedlichen Menschen und Bindungen und eröffnet
                                                                   späteres Leben ebnen.
   somit ein ganzes Kaleidoskop dieser Lebenswelt. Er er-
   zählt von einer Zeitspanne europäischer Geschichte, die         Jahrzehnte später bekommt Paul Maar einen Feldpost-
   Lebensläufe prägte und Träume platzen oder wahr wer-            brief seines Vaters in die Hände, der ihn erschüttert. Da-
   den ließ.                                                       rin lernt er einen anderen Vater kennen, einer der sich
                                                                   liebevoll um seine Familie, vor allem aber um den Sohn
   Mit anschaulich geschilderten Charakteren und Lebens-
                                                                   sorgt. Damit endet das Buch und wir stellen fest, wie
   situationen gelingt der Autorin ein schönes Beispiel, wie
                                                                   Krieg, Gefangenschaft und auch enttäuschte Erwartun-
   Vieles erst mit etwas Abstand deutlich wird, wie aus Un-
                                                                   gen Menschen verändern können.
   schärfe Schärfe wird. Das interessante und in einer schö-
   nen Erzählsprache geschriebene Buch wird lange nach-            Dieses Buch ist sowohl ein Zeitzeugnis einer Kriegs-
   wirken. So stellt sich die wichtige Frage: Was wir bereit       kindheit und Nachkriegsjugend, als auch ein wunder-
   sind zu tun oder aufzugeben für das Glück eines anderen?        bares Stück Literatur, das Erinnerungen wachruft.
   Klett-Cotta Verlag - ISBN 978-3-608-98326-5 – 20 €              S. Fischer-Verlag - ISBN 978-3-103970388 – 22 €

www.def-bayern.de                                                                                     april 2021 / def aktuell 15
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